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Umsetzung: Expertenstandard
Beziehungsgestaltung in der Pflege von
Menschen mit Demenz
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Beziehungsgestaltung bei Demenz
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Ziel: Jeder pflegebedürftige Mensch mit
Demenz soll Angebote zur
Beziehungsgestaltung erhalten, die sein
Gefühl, gehört, verstanden und
angenommen zu werden sowie mit
anderen Personen verbunden zu sein,
erhalten und fördern.
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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Begründung: (…) Durch
personenzentrierte Interaktions- und
Kommunikationsangebote kann die
Beziehung zwischen Menschen mit
Demenz und Pflegenden sowie anderen
Menschen in ihrem sozialen Umfeld
erhalten und gefördert werden.
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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„Die Erfahrung der Demenz erschüttert Gefühle der Sicherheit und Geborgenheit, was u. a. zu Ängsten führen kann, die aufgrund von erlebter Unsicherheit, Bedrohung und Trennungssituationen entstehen. Darauf kann seitens der Menschen mit Demenz u. a. mit Rückzug oder einem bindungssuchenden Verhalten (z. B. Blickkontakt, wiederholtes Rufen etc.) reagiert werden. Derartige Veränderungen beeinflussen nicht nur die Lebensbereiche der Menschen mit Demenz, sondern auch die ihres sozialen Umfeldes (Angehörige, Freunde etc.).“ Quelle: DNQP
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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„Gelingt es Pflegefachkräften, den
skizzierten Veränderungen durch
Beziehungsgestaltung zu begegnen, hat
dies unmittelbar positive Auswirkung auf
die von Menschen mit Demenz
empfundene Lebensqualität.“Quelle: DNQP
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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„Anwender dieses Expertenstandards sind Pflegefachkräfte ohne spezielle Weiterbildung im gerontopsychiatrischen Bereich. Im Expertenstandard wird dennoch deutlich, dass die personzentrierte Beziehungsgestaltung mit Menschen mit Demenz ohne besondere Kompetenzen nicht bewältigt werden kann. Dies zeigt sich insbesondere daran, dass es weniger um das „Was“ der Pflege geht, beispielsweise die funktionale Unterstützung im körperlichen Bereich, sondern um das „Wie“ der Pflege, also einer zugewandten und verstehenden Haltung der Pflegenden.“
Quelle: DNQP
Allgemeines zu den Expertenstandards
Die Expertenstandards sind unterteilt in:
• Strukturkriterien (S 1-X)
• Prozesskriterien (P 1-X)
• Ergebniskriterien (E 1-X)
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Allgemeines zu den Expertenstandards
Die Expertenstandards sind unterteilt in:
• Ebene 1 - Einschätzung
• Ebene 2 - Planung
• Ebene 3 - Information, Anleitung,
Schulung, Beratung
• Ebene 4 - Maßnahmen
• Ebene 5 - Evaluation
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Systematik
Struktur Prozess Ergebnis
Einschätzung
Planung
Beratung
Durchführung
Evaluation
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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S1a Die Pflegefachkraft hat eine
personzentrierte Haltung in der Pflege
von Menschen mit Demenz entwickelt.
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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Wer hat bei Ihnen mehr Einfluss, Mitarbeiter*innen mit Durchsetzungsvermögen („Jetzt reichts aber Frau Meier, wir haben schließlich noch mehr zu tun.“)?
oder Mitarbeiter*innen mit Empathie („Hallo Frau Meier, darf ich mich einen Moment zu Ihnen setzen“)?
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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S1b Die Pflegefachkraft hat das Wissen
und die Kompetenz, Menschen mit
Demenz zu identifizieren und damit
einhergehende Unterstützungsbedarfe in
der Beziehungsgestaltung fachlich
einzuschätzen.
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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…Unterstützungsbedarfe in der Beziehungsgestaltung fachlich einschätzen…
…kostet Zeit:
• Frau Meier kennenlernen
• Gespräche mit Angehörigen führen
• Fallbesprechungen mit Kolleg*innen
• Strategien erproben und evaluieren
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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S1c Die Einrichtung fördert und
unterstützt eine personzentrierte Haltung
für eine die Beziehung fördernde und
gestaltende Pflege von Menschen mit
Demenz sowie ihren Angehörigen und
sorgt für eine personzentrierte
Pflegeorganisation.
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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Die Einrichtung fördert und unterstützt
eine personzentrierte Haltung:
• Ansprache mit „Du“, Vornamen usw.
ist Chefsache
• Katzenwäsche ist kein Verbrechen
• Die Auseinandersetzung mit
Angehörigen ist Chefsache
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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Die Einrichtung (…) sorgt für eine personzentrierte Pflegeorganisation.
• Die Betreuungskräfte spielen eine wichtige Rolle (auch bei Informationssammlung, Maßnahmenplanung, Übergaben und Fallbesprechungen)
• Stichwort „Bezugspflege“, auch für Pflegehelfer*innen
• Ab 165 Überstunden geht die Empathie verloren
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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P1 Die Pflegefachkraft erfasst zu Beginn des pflegerischen Auftrags sowie anlassbezogen, schrittweise und unter Einbeziehung der Angehörigen bzw. anderer Berufsgruppen kriteriengestützt mit der Demenz einhergehende Unterstützungsbedarfe in der Beziehungsgestaltung, deren Auswirkungen auf die Lebens- und Alltagswelt sowie Vorlieben und Kompetenzen des Menschen mit Demenz.
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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Die Pflegefachkraft erfasst (…) unter
Einbeziehung der Angehörigen bzw.
anderer Berufsgruppen kriteriengestützt
(…) Unterstützungsbedarfe in der
Beziehungsgestaltung
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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Die Pflegefachkraft erfasst (…) unter
Einbeziehung der Angehörigen bzw.
anderer Berufsgruppen kriteriengestützt
(…) Vorlieben und Kompetenzen des
Menschen mit Demenz
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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• Unterstützungsbedarfe
• Vorlieben
• Kompetenzen
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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Erkennen von Personen aus dem näheren Umfeld:
Fähigkeit Familienmitglieder, Nachbar*innen Pflegekräfte, also Personen aus dem näheren Umfeld wiederzuerkennen.
• Wenn ich nicht erkannt werde muss ich mich höflich vorstellen.
• Im Maßnahmenplan steht: … morgens anklopfen, langsam eintreten, freundlich lächeln, Frau Meier die Hand reichen, sich vorstellen und Hilfe anbieten.
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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Örtliche Orientierung: Fähigkeit, sich in der räumlichen Umgebung zurechtzufinden, andere Orte gezielt anzusteuern und zu wissen, wo man sich befindet.
„Wo bin ich denn?“
„Kommen Sie Frau Meier, ich zeige Ihnen gerne alles. Sehen Sie, hier ist das Bad…“
Maßnahmenplan: Wenn Fr. Meier nicht mehr weiß wo sie ist, Örtlichkeiten zeigen, ggf. Spaziergang mit Betreuungskraft.
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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Zeitliche Orientierung: Fähigkeit, zeitliche
Strukturen zu erkennen, wie Uhrzeit,
Tagesabschnitte, Jahreszeiten und die
zeitliche Abfolge des eigenen Lebens.
…wird überschätzt
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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Sich Erinnern: Fähigkeit, sich an kurz und auch länger zurückliegende Ereignisse zu erinnern z. B. was gab es zum Frühstück, Geburtsjahr, Geburtsort Eheschließung Berufstätigkeit.
Der Klassiker:
Das Fotoalbum
Maßnahmenplan: Wenn Frau Meier die Grundpflege ablehnt, mit Ihr das Fotoalbum ansehen.
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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Steuern von mehrschrittigen Alltagshandlungen: Fähigkeit, zielgerichtete Handlungen des Lebensalltags, die eine Abfolge von Teilschritten umfassen, zu steuern. z. B. Ankleiden, Kaffeekochen oder Tischdecken.
Was tun, wenn Frau Meier die Hose verkehrt herum anhat?
Haben Sie oder Ihre Kunden eine Hausunordnung?
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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Hausunordnung
§1 Wir verständigen uns auch durch Singen, brummen und „Hallo“ rufen
§2 Wir sind fleißig und räumen gerne auf und um, z.B. Geschirr, Handtücher oder auch den Schrank unserer Nachbarn
§3 Alles darf angefasst, hin und her gestellt werden, das ist unsere Vorstellungen von Ordnung
§4 Kuscheltiere und Puppen können Trost spenden
§5 Privateigentum ist gekennzeichnet, der Rest gehört uns allen
§6 Wenn jemand Durst hat, kann meine Tasse auch Deine Tasse sein
§7 Sitzt Du auf meinem Sessel, setze ich mich auf Deinen
§8 Ich kann noch alleine essen, manchmal auch ohne Messer und Gabel
§9 Jeder zieht an, was ihm gefällt
§10 Wenn die Badtür offen ist kann man die Toilette besser finden
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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Treffen von Entscheidungen im Alltagsleben: Fähigkeit, folgerichtige und geeignete Entscheidungen im Alltag zu treffen, z. B. die dem Wetter angepasste Auswahl von Kleidung, die Entscheidung über die Durchführung von Aktivitäten wie Einkaufen, Familienangehörige anrufen, einer Freizeitbeschäftigung nachgehen.
Alternativfragen: Möchten Sie lieber A oder B
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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Verstehen von Sachverhalten und Informationen: Fähigkeit, Sachverhalte zu verstehen und Informationen inhaltlich einordnen zu können.
Maßnahmenplan: Wenn Frau Meier nicht versteht, was man von ihr möchte, die CD von Rudolf Schock einlegen und wenn möglich mitsingen.
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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Erkennen von Risiken und Gefahren:
Fähigkeit, Risiken und Gefahren wie z.B.
Strom- und Feuerquellen, Barrieren und
Hindernisse auf dem Fußboden zu
erkennen.
Vermeiden, Beraten, Begleiten
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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Mitteilen von elementaren Bedürfnissen: Fähigkeit, elementare Bedürfnisse wie Hunger oder Durst, Schmerzen oder Frieren verbal oder nonverbal mitzuteilen.
Informationssammlung: Wenn Frau Meier den Mund auf und zu macht, hat sie Hunger.
Stichwort „Verstehenshypothese“ – kommt gleich
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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Verstehen von Aufforderungen: Fähigkeit, Aufforderungen in Hinblick auf alltägliche Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken, sich kleiden oder sich beschäftigen zu verstehen.
Maßnahmenplan: Frau Meier weiß, dass Bingo stattfindet, wenn man beide Arme in die Höhe wirft und laut ruft: „Bingo“.
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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Beteiligung an einem Gespräch: Fähigkeit, in
einem Gespräch Gesprächsinhalte
aufzunehmen, sinngerecht zu antworten und
zur Weiterführung des Gesprächs Inhalte
einzubringen.
Maßnahmenplan: Frau Meier zur Übergabe
mitnehmen, sie sitzt sehr gerne dabei und
kommentiert diese auch (Kaffee anbieten).
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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E1a Der Mensch mit Demenz wird durch
die person-zentrierte Haltung der
Pflegenden in seiner Einzigartigkeit
wahrgenommen.
E1b Die Pflegedokumentation enthält (…)
Hinweise auf (…) Unterstützungsbedarfe
in der Beziehungsgestaltung.
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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P2 Die Pflegefachkraft plant auf Basis
einer Verstehenshypothese unter
Einbeziehung des Menschen mit Demenz
und seiner Angehörigen sowie den
beteiligten Berufsgruppen individuell
angepasste beziehungsfördernde und
-gestaltende Maßnahmen.
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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Die Pflegefachkraft plant auf Basis einer Verstehenshypothese (…) beziehungsfördernde und beziehungsgestaltende Maßnahmen.
Hypothese (wörtlich Unterstellung): Von Widersprüchen freie aber zunächst unbewiesene Annahme
Wenn Frau Meier den Mund auf und zu macht, hat sie Hunger.
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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S3a Die Pflegefachkraft verfügt über
Wissen und Kompetenzen zur
Information, Anleitung und Beratung über
beziehungsfördernde und -gestaltende
Angebote sowie deren Einbindung in
Alltagssituationen.
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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S3b Die Einrichtung schafft
Rahmenbedingungen für individuelle
Information, Anleitung und Beratung von
Angehörigen und stellt
zielgruppenspezifische Materialien über
beziehungsfördernde und –gestaltende
Maßnahmen zur Verfügung.
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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P3 Die Pflegefachkraft informiert, leitet an
oder berät den Menschen mit Demenz
entsprechend seiner Fähigkeiten (…) und
Angehörige proaktiv und anlassbezogen
(…) in Alltags- und Ausnahmesituationen.
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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S4a Die Pflegefachkraft kennt beziehungsfördernde und –gestaltende Angebote und ist in der Lage, die Pflege (…) darauf auszurichten.
S4b Die Einrichtung schafft Rahmenbedingungen für (…) dieseAngebote und sorgt für einen qualifikationsgemäßen Kenntnisstand aller an der Pflege Beteiligten.
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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P5 Die Pflegefachkraft überprüft laufend
die Wirksamkeit …
Beziehungsgestaltung bei Demenz
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E5a Der Mensch mit Demenz zeigt Anzeichen für den Erhalt und die Förderung seines Gefühls,
• gehört zu werden
• verstanden zu werden
• und angenommen zu werden
sowie mit anderen Personen verbunden zu sein.
WWW.QUAPEN.DE42
Vielen Dank für´s Zuhören
und bis bald.
Kontakt:
Bernhard Stärck
Paul-Schröder-Straße 55
24229 Dänischenhagen
Telefon: 04349 799741
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