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XLVI .Jahrgang Anzeiger fur Schadlingskunde,PflanzenudUmweltschutz vereinigtmitSchadlingsbekampfung vonGeh,-RatProf, D r.med .e t . p hil .Dr.h.c .Dr .h .c .K .Escherich 1andProf .Dr.F.Stellwaag Pharmakologis Untwe 1 .DieHerbizideimForst DerVerbrauchanHerbizidenhatsichinder BRDvon1965bis1971mehralsverdoppelt .Von insgesamt18500tPflanzenschutzmittelnimJahr 1971waren11000tHerbizideauforganisch-che- mischerBasis(beidealsWirkstoffegerechnet), Einsatzbereiche : A=AufSaat-andVerschulbeeten B=ZuKulturenandNaturverjungungen,vorwiegend Heft2 Februar1973 stitutderRheinischenFriedrich-Wilhelms-Universitdt,Bonn dRnckstandsfragenbeiderAnwendung vonHerbizidenimForst VonH .MAIER-BODE *) Tabelle1 InderBRDimForstzugelasseneHerbizide Tormona100 1020g/1 (S .-Aqu .) dassindfast60 0 /0 (9) . ImForstwerdenbeiweitem nichtsogroleHerbizidmengenverbrauchtwiein derLandwirtschaft :etwa21 0/ounsererlandwirt- schaftlichenNutzflache(14,2Mill .ha)werden jahrlichmitHerbizidenbehandelt,dagegennur 0,6-0,8 0/oderWaldflache(7,2Mill .ha) . C=AufKahlflachenoderunterAltholz,vorwiegend zurKulturvorbereitung D=ZurEinzelbehandlungvonStocken,Strauchern andLaubbaumensowiezurLaubholzlauterung *)S .-Aqu .=Saure-Aquivalent ") Vortragbeim6 .ErfahrungsaustauschdesArbeitsrings,ChemischeUnkrautbekampfung"imKuratoriumfurWaldarbeitandForsttechnik (KWF)am30 .Nov .and1 .Dez .1972inBadKreuznach. zurPflege Wirkstoff BeispieleI .Handelsprodukte Name Wirkstoff- Gehalt Amitrol AmitrolSpritz- pulver„Bayer" 50% Weedazol 50 0/o Chlorthiamid Prefix 7,5 0 /o Dalapon BasinexP 85 0 /0 (Na-Salz) Dowpon Basinex-P- Granulat Dowpon-Granulat 85 0 /0 (Na-Salz) 7,5 0 /0 (Na-Salz) 7,5 0/0 (Na-Salz) Dichlobenil CasoronG 6,75 0 /0 Paraquat Gramoxone 200g/1 (Kation) Simazin Gesatop50 50% Gesatop2 2 1)/o Granulat 2,4,5-T-Salz TOP-Kultur-Her- 35,8 0 /0 (S .-Aqu .)*) bizidSchering Tormona-Salz 35,8 0/0 (S .-Aqu .) 2,4,5-T-Ester Tormona80 760g/1 (S .-Aqu.) Einsatzbereiche Dosierung : Wirkstoff kg/ha CAdlerfarn,See- 10-20 gras BGraser,Krauter, 2,25-3,75 Adlerfarn B,CGraser 4,25-21,25 BGraser 3,75 BGraser,Krauter, 2-3,4 Adlerfarn A,B,CGraser, 0,6-1 Krauter AKrauter 0,75-1,5 AKrauter 1,2 BKrauterandhol- 2,15 zigePflanzen 2,15 B,CKrauter,hol- 1,5-3 zigePflanzen 4 0 /ogelost D Einzelbehandlung inDieselol vonStbcken,Strau- chern,Laubbaumen ; Laubholzlauterung D Einzelbehandlung 3 0 /ogelost vonStocken,Strau- inDieselol chern,Laubbaumen ; Laubholzlauterung

Umwelt- und Rückstandsfragen bei der Anwendung von Herbiziden im Forst

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Page 1: Umwelt- und Rückstandsfragen bei der Anwendung von Herbiziden im Forst

XLVI. Jahrgang

Anzeiger fur Schadlingskunde, Pflanzen u d Umweltschutzvereinigt mit Schadlingsbekampfung

von Geh,-Rat Prof, Dr. med . e t . p hil . Dr. h. c . Dr . h . c . K . Escherich 1 and Prof. Dr. F. Stellwaag

Pharmakologis

Untwe

1 . Die Herbizide im ForstDer Verbrauch an Herbiziden hat sich in der

BRD von 1965 bis 1971 mehr als verdoppelt . Voninsgesamt 18 500 t Pflanzenschutzmitteln im Jahr1971 waren 11 000 t Herbizide auf organisch-che-mischer Basis (beide als Wirkstoffe gerechnet),

Einsatzbereiche :A = Auf Saat- and VerschulbeetenB = Zu Kulturen and Naturverjungungen, vorwiegend

Heft 2

Februar 1973

stitut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universitdt, Bonn

d Rnckstandsfragen bei der Anwendungvon Herbiziden im Forst

Von H. MAIER-BODE * )

Tabelle 1In der BRD im Forst zugelassene Herbizide

Tormona 100

1020 g/1 (S.-Aqu .)

das sind fast 60 0 /0 (9) . Im Forst werden bei weitemnicht so grole Herbizidmengen verbraucht wie inder Landwirtschaft : etwa 21 0/o unserer landwirt-schaftlichen Nutzflache (14,2 Mill . ha) werdenjahrlich mit Herbiziden behandelt, dagegen nur0,6-0,8 0/o der Waldflache (7,2 Mill . ha) .

C = Auf Kahlflachen oder unter Altholz, vorwiegendzur KulturvorbereitungD = Zur Einzelbehandlung von Stocken, Strauchernand Laubbaumen sowie zur Laubholzlauterung

*) S.-Aqu. = Saure-Aquivalent

") Vortrag beim 6 . Erfahrungsaustausch des Arbeitsrings ,Chemische Unkrautbekampfung" im Kuratorium fur Waldarbeit and Forsttechnik(KWF) am 30 . Nov . and 1 . Dez . 1972 in Bad Kreuznach.

zur Pflege

Wirkstoff Beispiele I. HandelsprodukteName Wirkstoff-

Gehalt

Amitrol Amitrol Spritz-pulver „Bayer" 50%Weedazol 50 0/o

Chlorthiamid Prefix 7,5 0 /o

Dalapon Basinex P 85 0/0 (Na-Salz)DowponBasinex-P-GranulatDowpon-Granulat

85 0 /0 (Na-Salz)

7,5 0/0 (Na-Salz)7,5 0/0 (Na-Salz)

Dichlobenil Casoron G 6,75 0 /0

Paraquat Gramoxone 200 g/1(Kation)

Simazin Gesatop 50 50%Gesatop 2 2 1)/oGranulat

2,4,5-T-Salz TOP-Kultur-Her- 35,8 0 /0 (S.-Aqu .)*)

bizid ScheringTormona-Salz 35,8 0/0 (S.-Aqu .)

2,4,5-T-Ester Tormona 80 760 g/1 (S.-Aqu.)

Einsatzbereiche Dosierung :Wirkstoffkg/ha

C Adlerfarn, See- 10-20gras

B Graser, Krauter, 2,25-3,75Adlerfarn

B, C Graser 4,25-21,25

B Graser 3,75

B Graser, Krauter, 2-3,4Adlerfarn

A, B, C Graser, 0,6-1Krauter

A Krauter 0,75-1,5A Krauter 1,2

B Krauter and hol- 2,15zige Pflanzen

2,15

B, C Krauter, hol- 1,5-3zige Pflanzen 4 0 /o gelost

D Einzelbehandlung in Dieselolvon Stbcken, Strau-chern, Laubbaumen ;Laubholzlauterung

D Einzelbehandlung 3 0 /o gelostvon Stocken, Strau- in Dieselolchern, Laubbaumen ;Laubholzlauterung

Page 2: Umwelt- und Rückstandsfragen bei der Anwendung von Herbiziden im Forst

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H. MAIER-BODE : Umwelt- and R&kstandsfragen bei der Anwendung von Herbiziden

In Tabelle 1 sind die acht Wirkstoffe der wich-tigeren von der Biologischen Bundesanstalt farLand- and Forstwirtschaft in der BRD zur Zeit farden Forst zugelassenen Herbizide in alphabeti-scher Reihenfolge and die Namen einsdildgigerHandelsprodukte mit Wirkstoffgehalt angegeben .

2. Die Wirkung der Forstherbizideand ihrer Rfickstdnde in der Umwelt

IL BodenHier interessiert insbesondere, ob die Anwen-

dung von Herbiziden im Forst den Bestand anMikroorganismen in einer far die Bodenfrucht-barkeit nachteiligen Weise beeinflullt . ZahlreicheUntersuchungen an Actinomyceten, Pilzen, Bak-terien and Algen haben ergeben, data normalewie auch mehr oder weniger erh6hte AuPwand-mengen der in Tab, 1 genannten Herbizide, eben-so des als Trdger far 2,4,5-T-Ester verwendetenDieselbls, die Mikroflora des Bodens nicht beein-flussen oder h6chstens vorabergehend hemmen .Auch die Bildung ektotropher Mycorrhiza wird,wie z. B. an Simazin geprhft wurde, nicht gestbrt.

Die Populationen von TausendfaBlern, Spring-schwdnzen, Milben, Nematoden, Regenwarmernand anderen Gliedern der Bodenfauna werdendurch die genannten Herbizide unter den Bedin-gungen ihrer forstlichen Anwendung h6chstensvordbergehend geschwdcht, nicht aber erkennbargeschddigt (10, Lit, auch bed 5 and 17) .Demnach verursacht die chemische Unkraut-

bekdmpfung im Forst nach unseren heutigenKenntnissen keine nachteiligen Wirkungen anBodenflora and -fauna.

2 .2. WasserBesonderen Schutzes bedarf das Trinkwasser .

Far die Anwendung chemischer Mittel, also auchvon Herbiziden, in Trinkwasserschutzgebietenbestehen zur Zeit keine reditsverbindlichen Vor-schriften, wohl aber Richtlinien des ,DeutschenVereins von Gas- and Wasserfachmdnnem e . V.",Frankfurt a. M. Danach werden die Schutzgebietein drei Zonen eingeteilt : Zone I (Fassungsbereichbzw. Stauraum and Uferbereich), Zone II and III(engere and weitere Schutzzone) . In Zone I ,istjede Verunreinigungs- and Beeintrachtigungs-m6glichkeit auszuschlieBen", demnach chemischeUnkrautbekdmpfung zu unterlassen . In Zone IIand III ist sie unter gewissen Voraussetzungenzuldssig (20) .Durch Niederschldge and Uberflutungen k6n-

Herbizide and ihre Umwandlungsproduktevon den behandelten Flachen in Oberflachen-wasser gespalt and mit diesen weiter transpor-tiert werden, allerdings in einer mit der Entfer-nung vom Anwendungsort stark wachsendenVerdunnung. Die Analyse von Gewdssern inWaldgebieten von Oregon (USA) ergab nachBehandlung der Wdlder mit 2,25 kg/ha 2,4,5-Toder eines Gemisches gleicher Anteile 2,4-D and2,4,5-T maximal einen Gehalt an 0,07 ppm 2,4,5-T .

17 Tage nach der Behandlung entnommene Was-serproben erwiesen sich analytisch als 2,4,5-T-frei (7) .Nimmt man an, eine Kuh von 500 kg Gewicht

trdnke im heillen Sommer tdglich 501 Wasser von0,07 ppm 2,4,5-T-Gehalt, so ergibt das eine 2,4,5-T-Aufnahme von 0,007 mg/kg/Tag, das ist etwader 15 000te Teil der Dosis 2,4,5-T (100 mg/kg/Tag), welche von Rindern beim chronischen Fatte-rungsversuch reaktionslos vertragen wurde (7) .Eine Kontaminierung von Grundwasser mit

Herbiziden durch Einwaschung in tiefere Boden-schichten wird im Forst durch das hohe Adsorp-tionsverm6gen der meisten Waldb6den verhin-dert, ist aber auch bei der Anwendung der Her-bizide in der Landwirtschaft nicht zu beffirchten .Bei 14 Monate lang laufenden Lysimeter-Ver-suchen mit den hohen Uberdosen 11,2 and 22,4kg/ha 2,4,5-T als wasserlbsliches Salz ergab sichim Durchlaufwasser von Ackerb6den eine so ge-ringe Herbizid-Konzentration (maximal 0,00005ppm), daB eine Kontamination des Grundwassersmit 2,4,5-T unter den Anwendungsbedingungendes Herbizids als ausgeschlossen gelten kann (11) .

Die Verwendung von Diesel6l als Trdgerstofffar 2,4,5-T-Ester hat sick wegen der geringenAufwandmengen, der Adsorption an den oberenBodenschichten, am Schlamm des Wassers andam Pflanzenbewuchs wie audi wegen seinesmikrobiellen Abbaus im Boden and Schlamm alsunbedenklich far Oberfflichen- and Grundwasser,auch far die Boden- and Wasserorganismen er-wiesen (13, 14, 15) .

2 .3. PflanzenDie Anwendung von Forstherbiziden schlieBt

Risiken far Kultur- and andere schonenswertePflanzen nicht, aus, z . B. durch Abtrift oder Ver-frachtung flijcbtiger Wirkstoffe in Dampfform mitder Luft in die Umgebung . Durch die forstlidieAnwendung von 2,4,5-T-Spritzmitteln k6nnen bei-spielsweise, gemdB NEURURERmender Empflndlichkeit gegen Wuchsstoffprdpa-rate geordnet, gefahrdet werden : Reben, Gemase(Salat, Kohl, Karbisgewdchse), Zuckerraben,Zwetsdien- and Pflaumenbdume, Raps, Apfel-,Pfirsich-, Aprikosen-, Birnen-, Kirschbdume, Rot-klee, Luzerne . Sehr empfindlidi ist auch Hopfen .Man vermeidet Schdden an Nachbarkulturendurch Unterlassung der forstlichen Anwendungabtriftgefahrlicher Spritzmittel, z. B . von 2,4,5-T-Ester-Prdparaten in ihrer Nahe. Zur Einschrdn-kung and Vermeidung von HerbizidscNden anForstpflanzen enthalten die Gebrauchsanweisun-gen Richtlinien .

2.4. Tiere14.1. Fische, Fischndhrtiere, Phytoplankton

Uber die Wirkung der im Forst angewendetenHerbizide auf Fische, Fiscbndhrtiere und Phyto-plankton gibt es viele Untersuchungen . So wer-den beispielsweise als Vertrdglichkeit" far dieForelle bei 24 Stunden Einwirkung 400 ppm Ami-

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H. MAIER-BODE : Umwelt- and Riickstandsfragen bei der Anwendung von Herbiziden

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trol, 35 ppm Simazin and 5 ppm 2,4,5-T-Ester ge-nannt. Die LC5o bei 48 Stunden Einwirkung furLepomis macrochirus (Sonnenfisch ,bluegill")liegt bei 20 ppm Dichlobenil, 115 ppm Dalaponand 118 ppm Simazin . Von anderer Seite sindhohere Toxizitaten ermittelt worden, z . B. eineLC50 von 0,5 ppm 2,4,5-T fur Lepomis macrochirusbei 48 Stunden Einwirkungszeit (7) . Chlorthiamidist fur Fische weniger toxisch als Dichlobenil ; diemittlere Lebenszeit von Regenbogenforellen inWasser mit 1 ppm Paraquat soil 15 Tage be-tragen .

Als Beispiele fur die Toxizitat von Forstherbi-ziden fur Fischnahrtiere seien genannt die IC,,,(Konzentration, bei der 50 0/o der Versuchstiereunbeweglich werden) fur Daphnia magna : 9,8 ppmDichlobenil, 11 ppm Paraquat, 23 ppm Amitrol .Die ,vertrdgliche Konzentration" der 2,4,5-T-For-mulierung Tormona 80 bei 7 Tagen Einwirkungs-zeit soil fur Daphnia pulex 2 ppm and fur Gam-marus pulex 4 ppm betragen (Lit. bei 17) . Bei 4stiindiger Einwirkung von 1 ppm 2,4,5-T auf Phy-toplankton liegen sich Entwicklungsstorungennicht erkennen (7) .Demnach liegen die toxischen Konzentrationen

der im Forst verwendeten Herbizide fur Fische,ihre Nahrtiere and Phytoplankton bei den hiergenannten Beispielen zwischen 0,5 and 400 ppm .

1 ) U = „bienenungefahrlich" m Bg = ,minderbienengefdhrlich"Bg = „bienengefahrlich"

2 ) = 20 kg/ha bei 300 1 Wasser/ha

Ihre Hohe wird auch weitgehend von der Art derFormulierung bestimmt .Nimmt man nun an, ein Gewasser von 50 cm

Tiefe wurde mit der gleichen Aufwandmengeeines Herbizid-Wirkstoffes behandelt wie derumgebende Wald, z . B . mit 5 kg/ha, so betriige

die Wirkstoffkonzentration im Wasser unmittel-bar nach der Behandlung 1 ppm. Bei 10 cm Was-sertiefe lage sie bei 5 ppm and bei 5 cm Wasser-tiefe bei 10 ppm . Das sind fur Fische, Fischnahr-tiere and Phytoplankton toxische Konzentra-tionen .

Zum Schutz der Wasserfauna miissen deshalbbei jeder Herbizidanwendung im Forst die Ge-wasser soweit wie moglich ausgespart werden .Auch ist jede Uberdosierung zu vermeiden .

2 .4 .2 . HonigbieneNach BERAN (4) sind die Wirkstoffe Amitrol,

Dalapon, Paraquat, Simazin and 2,4,5-T ,bienen-ungefahrlich", Chlorthiamid „minderbienenge-fahrlich" and Dichlobenil „bienengefahrlich" DieBiologische Bundesanstalt fur Land- and Forst-wirtschaft, Braunschweig, bewertet dagegen inihrem ,Verzeichnis der als bienenungefahrlichzugelassenen Pflanzenschutzmittel" (3. Auflage1972) nicht Wirkstoffe sondern Handelsprodukte(Formulierungen), s . Tabelle 2 .Nach der ,Verordnung fiber bienenschadliche

Pflanzenschutzmittel" vom 25. Mai 1950 di rfenbliihende Pflanzenbestande (einschlieBlich blii-hende Unter-, Nachbarkulturen and Unkrauter)mit bienengefahrlichen Mitteln nicht behandeltwerden .

Tabelle 2,,Bienengefahrlichkeit" der im Forst verwendeten Herbizide

3 ) enthalt Simazin + Amitrol') enthalt 2,4,5-T- + 2,4-D-Ester

2 .4 .3 . Warmbli terWarmbli tern gegeniiber sind die in der BRD

zugelassenen Forstherbizide wenig toxisch (Tab .3) . Akute Vergiftungsgefahr fur Haar- and Feder-wild durch ihre Anwendung besteht nicht . ImGegenteil : trotz stark ansteigender Herbizidan-

Wirkstoff Bienenge-fahrlich-keit nachBerant)

Hochste von der Biologischen Bundesanstaltals bienenungefahrlich zugelasseneAnwendungskonzentration bzw . Aufwandmenge

Amitrol U Weedazol 4 0/0

Chlorthiamid m BgDalapon U AAdipon-ZU

Basinex PDowpon

6,7 0 /02)25 kg/ha25 kg/ha

Dichlobenil BgParaquat U Gramoxone 1,25 0/0

Simazin U Vorox-Unkraut-vertilger3)

10 kg/ha

2,4,5-T

VergleichDDTParathion

U

m BgBg

Utox T-EsterTributon4 )Tormona 80

Tormona 100

6 1/ha1,5 1/ha4 1/ha gelost in Wasser4 0/o gelost in Dieselol3 0/o gelost in Dieselol

Page 4: Umwelt- und Rückstandsfragen bei der Anwendung von Herbiziden im Forst

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H . MATER-BODE : Umwelt- and Ruckstandsfragen bei der Anwendung von Herbiziden

wendung haben die Wildpopulationen (Rotwild,Rehwild, Feldhase, Kaninchen, Fasan, Ringel-taube) in der Zeit von 1956 bis 1970 zugenommen .Eine Ausnahme bildet das Rebhuhn, dessen Be-stande zwischen 1956/57 and 1963/64 - aber nichtals Folge von Herbizidanwendungen - zuriickge-gangen sind, sich seitdem aber wieder vermeh-ren (16) .

Tabelle 3Akute Toxizitat (LD 50 ) fur Ratten

Bei der Untersuchung von 25 Stuck Fallwild(17 Rehe, 7 Feldhasen, 1 Fasan) aus 3 oberoster-reichischen, in landwirtschaftlichen Nutzungenliegenden Jagdgebieten konnten im Jahre 1967in alien Fallen als Todesursache einwandfreiKrankheiten, Parasiten oder traumatische Veran-derungen, in keinem Fall aber Vergiftung durchein Pflanzenschutzmittel festgestellt werden. Vonden drei abgesuchten Jagdgebieten (insgesamt580 ha einschliefich 50 ha Wald) waren 44 0/o(255 ha), alles Getreidefelder, mit Wuchsstoffher-biziden behandelt worden, davon 1 /3 mit 2,4,5-T-und 2 /3 mit 2,4-D- oder MCPA-haltigen Formu-lierungen (3) .Eine Vorstellung von der etwaigen Gefahrdung

von Rot- and Rehwild durch Forstherbizide ver-mitteln die Ergebnisse von Fiitterungsversuchenan Haustieren, die sich ahnlich ernahren :Schafe vertrugen im Futter von 481 aufeinander-folgenden Tagen reaktionslos taglich 100 mgDalapon oder 2,4,5-T (Triathylaminsalz) pro kgKorpergewicht and im Futter von 112 aufein-anderfolgenden Tagen taglich 100 mg/kg 2,4,5-T(Ester des Propylenglykol-monobutylathers) .Nimmt man an, ein Reh von 15 kg Gewicht asetaglich 0,5 kg Griinfutter mit dem hohen Durch-schnittsgehalt von 30 ppm Dalapon oder 2,4,5-T,so ware das eine Tagesaufnahme von 1 mg/kgHerbizidwirkstoff, also des hundertsten Teils dervom Schaf wahrend 16 Monaten (im anderen Fallfast 4 Monaten) taglich schadlos vertragenenDosis. Es spricht also nichts dafiir, dali Rehwildoder auch anderes Haarwild vom vorschriftsge-mall ausgebrachten Dalapon oder 2,4,5-T durchAufnahme mit der Nahrung gefahrdet wiirde .Vom Herbizid Paraquat vertrugen 8 Monate

alte Schafe and Kalber 1 Monat lang taglich ohneSchaden bis 20 ppm im Trankwasser . An Rindernzeigten sich nach Verabreichung von 100 ppmSimazin im Futter (= 3,3 mg/kg/Tag) an 28 auf-einanderfolgenden Tagen keine krankhaften Er-

scheinungen . Es gibt also bei der vorschriftsma-I3igen Anwendung von Paraquat oder Simazinebenso wenig wie bei Dalapon oder 2,4,5-T Grundzur Befiirchtung schadlicher Wirkung auf Wild .Erkrankungen von Weidevieh, auch Abortus

bei Rindern, nach Anwendung von 2,4-D oder auchanderen Wuchsstoffherbiziden (MCPA) auf Griin-land wurden mit einem Nachlassen des Unter-scheidungsvermogens fur giftige Pflanzen (z . B .scharfen Hahnenfull) von ungiftigen and dadurchverursachter Intoxikation durch pflanzliche Gifteerklart, auch mit einem Anstieg des Alkaloid-oder des Nitrat-, vielleicht auch des Cyanid-Ge-haltes von Futterpflanzen unter dem Einflull derWuchsstoffherbizide. Ob 2,4,5-T in gleichem Sinnewirkt, ist nicht bekannt .Uber die Toxizitat der im Forst verwendeten

Herbizide fur Wildvogel enthalt ein Bericht desPatuxent Wildlife Research Center, Laurel, Mary-land (USA), aus dem Jahre 1972 Einzelheiten (12) .Die Toxizitaten wurden an 2-3 Wochen altenJungvogeln der Virginischen Wachtel Colinusvirginianus (,,bobwhite"), der Japanischen Wach-tel Coturnix coturnix japonica (,,Japanese quail"),des Fasans Phasianus colchicus (,,ring neckedpheasant") and der Wildente Anas platyrhynchos(„mallard") als LC 50 bestimmt. Als LC 50 wurde derGehalt des Futters an Wirkstoff in ppm ange-geben, der bei Verabreichung des Futters an 5aufeinanderfolgenden Tagen and Aufnahme adlibitum 50 0/o Mortalitat bewirkt . Amitrol, Dala-pon, Dichlobenil, Paraquat, Simazin and 2,4,5-Terwiesen sich, wie Tabelle 4 zeigt, als so wenigtoxisch, dali bei ihrer vorschriftsgemalien Anwen-dung im Forst kein Anlal zur Befiirchtung schad-licher Auswirkungen auf Federwild besteht .

Tabelle 4LC50 von Herbiziden im Futter 2 Wochen alter Vogelbei Verabreichung an 5 aufeinanderfolgenden Tagenand Aufnahme ad libitum (HEATH, SrANN et al . 1972)

2 .4 .4. MenschNach den Polizeiverordnungen der deutschen

Lander „fiber den Verkehr mit giftigen Pflanzen-schutzmitteln" ist unter den fur den Forst zuge-lassenen Herbiziden allein Gramoxone (Wirk-stoff Paraquat) ein ,giftiges Pflanzenschutzmit-tel" . Es ist in die Giftabteilung 2 eingestuft . Alle

Wirkstoff

LC50 (ppm) im Futter vonBob- Japan .white quail

Pheasant Mallard

Amitrol

> 5000 > 5000 > 5000Dalapon

> 5000 > 5000 > 5000Dichlobenil

> 5000 - 1500 -Paraquat(-dichlorid)

981 970 1468 4048Simazin

> 5000 > 3720 > 5000 > 50002,4,5-T(butoxiathanol-ester)

> 5000 3950 > 5000

Vergleich :DDT

611 568 311 1869Parathion

90 46 116 682

Wirkstoff

LD50 oral,mg/kg

Wirkstoff LD50 oral,mg/kg

Amitrol

25 000 Simazin > 5000

Chlorthiamid ca . 1 000 2,4,5-T 500

Dalapon 8 450 Vergleich :Dichlobenil 4 500 DDT 250

Paraquat 150 Parathion 6-15

Page 5: Umwelt- und Rückstandsfragen bei der Anwendung von Herbiziden im Forst

gehorennach

e.Zur Ver

scha eAnwender gi

Pflanzen

ttel, z . B . beimSpritzpersona Arbeit mit Gramoxone,dienen Arbeitsschutz-Vorschriften, die befolgtwerden miissen,

Die Offentlichkeit ist besonders interessiert amSchutz des Verbrauchers vor etwaiger Gesund-heitsgefahrdung durch PflanzenschutzmitteL MitBezug auf den Forst kann man als Verbraucherim weiteren Sinne die im Wald Erholung Suchen-den, die Spazierganger, Wanderer, Beeren- andPilzsammler bezeichnen, vor allem natiirlich dieKonsumenten der aus dem Wald kommendenLebensmittel : Beeren, Pilze, Wildbret, Wasser.Audi diirfen selbstverstandlich die Erzeugnisseder dem Walde benachbarten Landwirtschaftdurch die forstliche Anwendung von Herbiziden

dheitlichen Wert nicht etwa beeintrach-

H. MAIER-BODE : Umwelt- and Ruckstandsfragen bei der Anwendung von Herbiziden

eltschutz

Pflanzenschutz-mittel zu den „Umweltchemikalien" . Diese wer-den „auf der Grundlage unseres bisherigen Wis-sens" von den Experten des Bundesgesundheits-amtes, Berlin, in 4 Gruppen eingeteilt (2) :

1 . Umweltchemi die unter best mmtenBedingunge n so hohen Konzen-trationen aufgetreten sind,daB sie zu chgewiesenen Ge-sundheitsschaden Menschen gefiihrthaben." Beispiele :

e, Abgase vonraftfahrzeugen, Besta e des in GroB-

stadten and Industriebezirken auftretendenSmogs, Quecksilber, Cadmium and zahl-reiche Substanzen, die Berufskrankheiten,z. B . Silikose, Asbestose, berufliche Krebs-erkrankungen, hervorrufen konnen .

,,2, Umweltchemikalien, bei denen noch nichteinwandfrei festgestellt wurde, daB die inden betrachteten Umweltbereichen auftre-tenden Mengen den Menschen schadigen, beidenen jedoch auf Grund von Tierversuchenunerwiinschte Auswirkungen ernsthaft zubefiirchten sind." Beispiele : Blei and Schwe-feldioxid .

,,3. Umweltchemikalie die neu ins Blickfeldgeraten and deren gsspektrum expe-rimentell noch nicht ausreichend gepriift istand die deswegen als potentiell gefahrlichfiir den Menschen angesehen werden miis-sen. "

„4. Umweltche in der Umweltvorhandene Mengen na em gegenwarti-gen Stand der Erkenntnis keine Gefahr furden Menschen darstellen, weil die aus Tier-versuchen abgeleiteten duldbaren Hochst-mengen nicht iiberschritten werden . Hierzugehoren die zugelassenen Lebensmittelzu-satzstoffe, Pflanzenschutz- and Schadlings-bekampfungsm

Zu den zugelassenen Pflanzenschutzmitteln derGruppe 4 rechnen auch die in der BRD im Forstverwendeten Herbizide . Nach § 8 des Pflanzen-schutzgesetzes vom 10. Mai 1968 ist Vorausset-zung fur die Zulassung jedes Pflanzenschutzmit-tels, daB dieses „bei bestimmungsgemdBer andsachgerechter Anwendung keine schadlichen Aus-wirkungen fur die Gesundheit von Mensch oderTier sowie keine sonstigen schadlichen Auswir-kungen hat, die nach dem Stand der wissenschaft-lichen Erkenntnisse nicht vertretbar sind ."

Die in der BRD gemdB § 1 (2) and § 2 der ,Ver-ordnung fiber Pflanzenschutz-, Schadlingsbekamp-fungs- and Vorratsschutzmittel in oder aufLebensmitteln pflanzlicher Herkunft (Hochstmen-gen-VO - Pflanzenschutz -)" vom 30. November1966 erlaubten Hochstmengen (,,Toleranzen") vonRilckstanden einiger im Forst angewendeter Her-bizide an Beeren, auch an Pilzen, zeigt Tabelle 5im Vergleich zu den in unseren NachbarlandernSchweiz, Niederlande, Belgien fur Fruchte andBeeren and in den USA fur Waldbeeren gelten-den Toleranzen (17) . Bekanntlich ist die Hoheeiner Toleranz kein MaB fur die ,Giftigkeit"(Toxizitat) des betreffenden Pflanzenschutzmittelssondern ein von den jeweils zustandigen Ge-sundheits- and Landwirtschaftsbehorden unterBeniitzung hoher Sicherheitsfaktoren festgelegterBruchteil der aus toxikologischer Sicht duldbarenHochstmenge .

Tabelle 5An Beeren erlaubte Hochstmengen der in der BRD

im Forst zugelassenen Herbizide

FruchteBeeren

') Preiselbeeren (in Brasilien Brombeeren 5 ppm)4 ) Brombeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Preiselbeeren

Neben der Novellierung der Hochstmengen-VO- Pflanzenschutz -, von der man hoffen darf,daB sie einen Schritt zur internationalen Anglei-chung der Toleranzen darstellt and daB die be-stehenden Lticken ausgeftillt werden, ist eineVerordnung fiber Pflanzenschutz-, Schadlingsbe-kampfungs- and Vorratsschutzmittel in oder aufLebensmitteln tierischer Herkunft in Vorberei-tung. Mit ihr werden dann auch Toleranzen fiirHerbizidriickstande in Wildbret existieren .AuBerdem wind erwogen, Toleranzen fur Trink-wasser zu schaffen. In den USA werden im Trink-wasser 0,1 ppm 2,4,5-T toleriert .

Es folgen nun einige Angaben zur humantoxi-kologischen Beurteilung der forstlichen Herbizid-anwendung .

21

WirkstoffBRD

Hochstmenge in ppmSchweiz Nieder- Belgien USA

landeAmitrol Null Null NullChlorthiamid 0,1 1 ) 0,1 1 )Dalapon 5,0 3 )Dichlobenil 0,01 0,1 1) 0,1 1 ) 0,1 1 ) 0,15 4 )ParaquatSimazin 0,01 0,1 2 ) 1,01 ) 1,0 1) 0,25 4)2,4,5-T 0,01 0,1 1 ) 0,1 1 )

Page 6: Umwelt- und Rückstandsfragen bei der Anwendung von Herbiziden im Forst

22 H. MATER-BODE : Umwelt- and Riickstandsfragen bei der Anwendung von Herbiziden

AmitrolDa Ruckstande von Amitrol in Lebensmitteln

nicht geduldet werden (Null-Toleranz ; analytischeErfassungsgrenze 0,01 ppm), mull bei seiner An-wendung im Forst jede Ubertragung auf Beeren,Pilze and Futterpflanzen fur Vieh oder Wild,deren Fleisch and gegebenenfalls auch Milch dermenschlichen Ernahrung dienen, vermieden wer-den. Wegen der Geringfiigigkeit seines forst-lichen Einsatzes (zur Bekampfung von Adlerfarn,gelegentlich auch von Seegras) ist die Gefahrdes Ubergangs von Amitrol auf diesem Wege inLebensmittel allerdings nicht groll .

Chlorthiamid and DichlobenilBei der Prfifung vieler, verschiedenartiger

Ernteprodukte liellen sich nach vorschriftsmalligerAnwendung von Chlorthiamid oder Dichlobenilnur in Ausnahmefallen Herbizidrtickstande er-fassen. Im tierischen Organismus werden beideHerbizide nach Aufnahme mit dem Futter nichtgespeichert . Deshalb kann ihre vorschriftsgemalleAnwendung im Forst fur den Verbraucher alsunbedenklich gelten .

DalaponDie Zeit der forstlichen Anwendung von Dala-

pon-Spritzmitteln (Mai-Juli and September bisAnfang November) fallt zum Teil mit der Frucht-reife von Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeerenand Preiselbeeren, auch mit der Pilzernte, zu-sammen. Dalaponruckstande an den Beeren desWaldes, vielleicht auch an Pilzen, sind deshalbmoglich. Auch eine Aufnahme von Resten desHerbizids aus der Frtihjahrsanwendung (Februarbis April) durch Beerenpflanzen ist nicht ausge-schlossen. In den USA gilt fur Dalapon die Tole-ranz 5 ppm .Da Dalapon aber fur Warmbluter sehr wenig

toxisch ist (Schafe vertrugen ohne irgendwelcheSchaden an 481 aufeinanderfolgenden Tagen imtaglichen Futter ca . 2500 ppm, also das 500facheder USA-Preiselbeeren-Toleranz), sind die mog-licherweise an Waldbeeren, vielleicht auch anPilzen, gelegentlich vorkommenden Dalapon-Riickstande toxikologisch sicher nicht relevant .Aus dem Korper von Warmbliitern wird auf-

genommenes Dalapon groitenteils unverandertmit dem Urin ausgeschieden. Das Fleisch vonVersuchsratten enthielt nach 2 Jahre langer tag-licher Gabe von Futter mit 300 ppm Dalapon nur2,9 ppm des Herbizids. Hiernach konnte man nachAufnahme Dalapon enthaltender Nahrungspflan-zen durch Wild im Wildbret, wenn iiberhaupt,hochstens sehr geringe, fur den menschlichenVerzehr angesichts der sehr geringen Toxizitatdes Herbizids sicher unbedenkliche Dalaponrtick-stande erwarten .Es besteht demnach aus der Sicht des Ver-

brauchers kein Grund fur Bedenken gegen dievorschriftsmaiige Anwendung von Dalapon imForst .

ParaquatFur den Menschen ist Paraquat bei Aufnahme

durch Magen and Lunge, wie auch bei Beriihrungvon Haut and Schleimhauten, insbesondere mitdem unverdiinnten Handelspraparat, gefahrlich .Befolgung der in den Gebrauchsanweisungen ver-langten Vorsichtsmallnahmen ist fiir den Anwen-der unerlallich.

In Lebensmitteln sind Paraquatruckstande un-erwiinscht . Bei zahlreichen Analysen von Kern-,Stein- and Beerenobst lieBen sich Paraquatruck-stande nur dann nachweisen, wenn die Frtichteabweichend von den Gebrauchsanweisungen un-mittelbar mit der Herbizidbriihe angespritzt wur-den. Bei der forstlichen Anwendung von Paraquatmull deshalb zur Vermeidung von Riickstandenverhindert werden, dali das Herbizid auf Beerenoder efibare Pilze gelangt .Auch auf Futterpflanzen sind oberflachliche

Paraquat-Spritzbelage recht persistent. Im Mus-kelgewebe von Jungkiihen, die 4 Wochen langauf einer mit 1,1 kg/ha Paraquat-Kation gespritz-ten Weide gehalten wurden, lieBen sich aberParaquatruckstande nicht nachweisen . Es ist des-halb anzunehmen, dal3 das Herbizid auch fiberdas Fleisch von Jagdtieren nicht in die mensch-liche Nahrung gelangen kann .

SimazinSimazin ist in der BRD im Forst nur zur Un-

krautbekampfung auf Saat- and Verschulbeetenzugelassen. Es ist unwahrscheinlich, daf3 es hier-bei in menschliche Lebensmittel gelangt . Selbst-verstandlich mull Abtrift vermieden werden .

2,4,5-TZu der Befiirchtung, 2,4,5-T konne bei seiner

Anwendung die ungeborene menschliche Fruchtgefahrden, ist aus dem Bundesgesundheitsamt,Berlin (22, siehe auch 18) bekanntgegeben wor-den, dal3 trotz der nachgewiesenen teratogenenWirkung (teratogener ,no effect level" im Tier-versuch ca. 20 mg/kg), ,eine Gefahrdung vonschwangeren Frauen nach Aufnahme von zulassi-gen 2,4,5-T-Riickstanden in Lebensmitteln ausge-schlossen werden kann" .Die friiher bisweilen in etwas groieren Mengen

in der 2,4,5-T vorhandene hochtoxische Verun-reinigung 2,3,6,7-Tetrachlor-dibenzo-para-dioxin(haufig als „Dioxin" bezeichnet) ist in der in derBRD erzeugten technischen 2,4,5-T heute nur nochzu maximal 0,1 ppm enthalten . Wegen der Gering-fiigigkeit etwa in der menschlichen Nahrung mog-licher 2,4,5-T-Ruckstande ist these Menge sehrgering. Das Dioxin wird in der Umwelt auchnicht etwa iffier aquatische oder terrestrischeNahrungsmittelketten oder uber die Pflanze ange-reichert .Ahnlich wie beim Dalapon fallt die Zeit der

forstlichen Anwendung von 2,4,5-T zum Teil mitder Fruchtreife der Beeren des Waldes and derPilzernte zusammen. Wo Beerenstraucher, z . B .

Page 7: Umwelt- und Rückstandsfragen bei der Anwendung von Herbiziden im Forst

H. MATER-BODE : Umwelt- und Ruckstandsfragen bei der Anwendung von Herbiziden

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Himbeere, unmittelbar mit 2,4,5-T-Praparaten be-kampft werden sollen, wird empfohlen, durchrechtzeitige Anwendung vor der Bliite den Frucht-ansatz zu verhindern, oder sofern das nicht mog-lich ist, die behandelte Flache zur Warnung derBeerensammler zu kennzeichnen (1) .

Als Halbwertzeit des 2,4,5-T auf Griinfutterwerden 1,6-2,6 Wochen genannt (19) . Deshalbkonnen Reste des Herbizids von Weidevieh oderasendem Wild aufgenommen werden . Der Haupt-teil des in den Korper gelangten 2,4,5-T wird vonRind und Schaf schnell mit dem Urin ausgeschie-den, wahrscheinlich auch vom Wild . Im Muskel-fleisch eines Schafes wurden nach Applikationvon 25 mg/kg 2,4,5-T (als Ester-Praparat), = ca .500 ppm, im Futter nur 0,005 ppm 2,4,5-T gefun-den (6) . Demnach ist die Wahrscheinlichkeit derAufnahme analytisch erfaBbarer 2,4,5-T-Mengenmit Wildbret durch den Menschen gering .

Nach dem heutigen Stand unserer Kenntnissekann die Hohe der aus der vorschriftsmdBigenAnwendung von 2,4,5-T im Forst auf Lebens-mitteln etwa hinterbleibenden Rtickstande als un-bedenklich gelten. Doch sollte gepruft werden, obdie gemaB § 1 (2) der Hochstmengen-VO-Pflan-zenschutz - fur die Beeren und Pilze des Waldesgeltende Toleranz 0,01 ppm, auch im Hinblickauf die geringe Verzehrmenge, durch eine etwashohere, praxisgerechte Toleranz ersetzt werdenkann. In den USA wurden in Preiselbeeren nachFruhjahrsbekampfung von Giftsumach (Rhus toxi-codendron) mit 2,4,5-T zur Erntezeit 0,03 ppm desHerbizids gefunden (8) . Nach schwedischen Anga-ben sollen „Waldbeeren" kurz nach der Behand-lung des Waldes mit 2,4,5-T hochstens 1 ppm desHerbizids als Riickstand enthalten haben (18) .

S c h I u BDer Wald als Lebensraum einer reichen Pflan-

zen- und Tierwelt, als Erholungs- und Urlaubs-gebiet zahlreicher Menschen und als Produktions-statte der Lebensmittel Beeren, Pilze, Wildbretund Wasser, mull so weft wie moglich frei vonumweltschadlichen Einwirkungen aller Art ge-halten werden. Die Ergebnisse vieler und urn-fangreicher Untersuchungen fiber die Wirkungvon Pflanzenschutzmitteln auf die im Boden undWasser lebenden Organismen, auf Haus- undWildtiere, auf die menschliche Gesundheit unddie Qualitat unserer Ernahrung haben die Zu-lassung einer Reihe von Herbiziden durch dieBiologische Bundesanstalt fur Land- und Forst-wirtschaft zur forstlichen Anwendung in der BRDermoglicht. Das toxikologische Verhalten dieserHerbizide, ihr Abbau und Metabolismus unterden Bedingungen der Anwendung, die Eigen-schaften der dabei entstehenden Produkte, ihrAdsorptionsverhalten an Bodenbestandteilen undPflanzen, das Fehlen einer Anreicherung in Nah-rungsketten, aber auch Besonderheiten ihrer For-mulierung und Anwendungsweise (z .13. in be-sonderen Fallen die Anwendung als Granulat, alsStreich-, Pinsel- oder auch als groBtropfiges

Spritzmittel) geben eine Gewahr dafiir, daB bei„bestimmungsgemdBer und sachgerechter Anwen-dung" schadliche Auswirkungen auf Boden, Was-ser, Pflanze, Tier und Mensch, die, wie das Pflan-zenschutzgesetz verlangt „nach dem Stande derwissenschaftlichen Erkenntnisse nicht vertretbarsind", ausbleiben .

Erklarung einiger in diesem Artikel gebrauchter Fach-ausdriicke :LC :

letale (= todliche) Konzentration . -LC50 = Konzentration eines Stoffes, dieeine Sterblichkeit von 50 °/o der Versuchs-tiere bewirkt (angegeben z . B . als mgSubstanz pro 1 Wasser = mg/1) .

LD :

letale (= todliche) Dosis . - LD50 =Menge eines Stoffes, die eine Sterblich-keit von 50 °/o der Versuchstiere bewirkt(angegeben als mg Substanz pro kg Kor-pergewicht = mg/kg) .

mg/kg/Tag : Ausdruck fur die tagliche Dosis bei Ein-wirkung eines Stoffes Tiber langere Zeit,z . B . 100 mg/kg/Tag = tagliche Dosis von100 mg Substanz pro kg Korpergewicht .

no effect

tagliche Dosis eines Stoffes, welche beilevel : Einwirkung uber langere Zeit am Ver-

suchstier oder am Menschen keinerleiSchaden verursacht (angegeben als mg/kg/Tag) .parts per million = mg/kg oder mg/l oder1/Tooo von 1 °/oo (Beispiel : 5 ppm Dalaponan Preiselbeeren heiBt : 1 kg Preiselbeerenenthalt 5 mg Dalapon) .

teratogen : eine Substanz ist teratogen, wenn siewahrend der Embryonalentwicklung imMutterleib MiBbildungen der Frucht her-vorruft. Die Teratogenitat ist dosisab-hangig .

Zusammenfassung

1 . Die durch die Biologische Bundesanstalt fur Land-und Forstwirtschaft in der BRD fur den Forst zuge-lassenen Herbizide verursachen bei bestimmungsge-maBer und sachgerechter Anwendung keine nachhal-tigen Schaden an Bodenflora and -fauna, an der Quali-tat von Grund- und Oberflachenwasser und, soweitsich das erkennen laBt, an der Gesundheit von Haar-und Federwild .

2. Schaden an Nutz- und anderen schonenswertenPflanzen, an Lebewesen des Wassers und an Bienenwird durch gewissenhafte Befolgung der Gebrauchs-anweisung vorgebeugt .3. Eine Gefahrdung von Spaziergangern, Beeren-

und Pilzsammlern durch Kontakt mit Herbizidriick-standen ist nicht zu erwarten. In besonderen Fallenempfiehlt sich die Kennzeichnung behandelter Be-stande zur Warnung der Waldbesucher .

4. Eine Gefahrdung der menschlichen Gesundheitdurch Herb izidriickstande an Beeren des Waldes,eBbaren Pilzen oder Wildbret als Folge bestimmungs-gemaBer und sachgerechter Anwendung der zuge-lassenen Forstherbizide ist nicht zu erwarten . Dodisollte wegen etwa moglicher Toleranzuberschreitungendie Behandlung reifender und reifer Waldbeeren mitHerbiziden vermieden werden . Wunschenswert ist dieSchliellung der in der Hochstmengen-VO-Pflanzen-schutz - bestehenden Liicken unter moglichst weit-gehender internationaler Angleichung der Toleranzen .

Summary

Residues and side-effects of herbicids in forestprotection

1 . The herbicids licensed by Biol . Bundesanst . f .Land- u. Forstwirtschaft Braunschweig (BBA) don't

ppm :

Page 8: Umwelt- und Rückstandsfragen bei der Anwendung von Herbiziden im Forst

24 WELLENSTEIN and FABRITIUS : Beobachtungen am Schlehenspinner and semen Parasiten

cause damages to flora and fauna of soil, to the qualityof water and as soon as known to soundness of game .

2. Damages to plants, to organisms living in waterand to bees are avoidable by observing the directions .

3 . There is no fear that walkers or persons collect-ing berries and mushrooms would be exposed todanger by contacts with residues of herbicids . In par-ticular danger boards should be set up .

4. Injuries to health by eating berries, mushroomsor game treated with forest herbicids are not to beexpected as far as the directions for treating has beenobserved. But in security for going beyond the tolerab-le limit of residues the treatment of berries with her-bicids should be avoided. At present the decree oftolerable limits (Hochstmengen-Verordnung) in plantprotection is incomplete. The gaps should be filledunder assimilation to tolerable limits of other coun-tries .

LiteraturverzeichnisVorbemerkung : Dieses Literaturverzeichnis enthalt

im wesentlichen nur Quellenangaben, die aus denbetreffenden Kapiteln von H . MAIER-BODE: Herbizideand ihre Rfickstande (17) nicht entnommen werdenkonnen .

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Aus dem Forstzoologischen Institut der Universitdt Freiburg and der Biologischen Bundesanstalt,Institut fur biologische Schddlingsbekdmpfung, Darmstadt

Beobachtungen am Schlehenspinner (Orgyia antiqua L.)and semen Parasiten

Von GUSTAV WELLENSTEIN and KLAUS FABRITIUS I )

Mit 7 Abbildungen

Anfang September 1971 erhielten wir vomForstamt Leutkirch die Nachricht, daB ein unbe-kanntes Insekt einen Fichtenbestand des Gemein-dewaldes Dietmanns bei Bad Wurzach auf klei-ner Flache stark befressen habe . Die sofortigeKontrolle ergab, daB es sich um den Schlehen-spinner Orgyia antiqua L . handelte. Dieser in alten

1 ) Als Stipendiat der Alexander v. Humboldt-Stiftung am In-stitut fur biologische Schadlingsbekampfung tdtig .

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Anschrift des Verfassers : Prof. Dr. H. Maier-Bode,7881 Rickenbach, Tannenweg 7 .

Lehrbilchern auch als Aprikosenspinner, bzw .Lasttrager, Biirstenbinder bezeichnete Schmetter-ling lebt als Raupe polyphag auf Obstbaumen,Schwarz- and WeiBdorn, Rosen, MaBholder, Hasel,Eiche, Birke, Hainbuche, Ulme, Erle, Esche, Eber-esche, Salweide and Heidelbeere . An den vorge-nannten Pflanzen findet man ihn relativ haufig, je-doch hat er hier nie einen forstlich bedeutsamenFrail verursacht. Dagegen rind mehrfach Nadel-holzer vom Schlehenspinner geschadigt worden :