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Universität zu Köln Wintersemester 2010/2011 „Italienische Lexikographie und Lexikologie“ Referentinnen: Marina Mazzotta , Paola Congiu

Universität zu Köln Wintersemester 2010/2011 Italienische Lexikographie und Lexikologie Referentinnen: Marina Mazzotta, Paola Congiu

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Universität zu KölnWintersemester 2010/2011

„Italienische Lexikographie und Lexikologie“

Referentinnen: Marina Mazzotta , Paola Congiu

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Adstrate sind miteinander in Kontakt stehende Sprachen, die sich gegenseitig beeinflussen, aber

als eigenständiges System weiter bestehen.

„Die Sprache der Eroberer und die Einheimischen beeinflussen sich nur gering gegenseitig oder auch einseitig, exisiteren

jedoch weiterhin nebeneinander ohne sich zu verdrängen“

(„Hispanistik“ 2004)

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1. Einführung- Sprachliche Einflüsse sind an

außersprachliche Faktoren geknüpft:

Beziehungen der VölkerDominanz eines Volkes in einem bestimmten

BereichPrestige zweier Völker in einem BereichWirtschaftskorrespondenzKultureller Austausch

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Ein Wort kann in verschiedenen Varianten von einer Sprache in die andere entlehnt werden:

1.) Worte einer Sprache werden übernommen, ohne an das eigene Sprachsystem angepasst zu werden

2.) Worte einer Sprache werden übernommen und an das eigene Sprachsystem gänzlich angepasst

3.) Durch formale oder semantische Lehnprägungen

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2. Wann dominierten welche „ismen“?

1. Germanismen: Einfluss im Mittelalter sehr groß, später geringer

2. Hispanismen: Besonders großer Einfluss im 16. und 17 Jahrhundert und eher selten zu anderen Zeiten

3. Arabismen: Im Mittelalter sehr groß, später nicht vorhanden

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3. HISPANISMEN

3.1Das Mittelalter

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-Die Spanische Vorherrschaft in Italien ist der Grund für die Beeinflussung verschiedener Bereiche:

Militär , z.B. alfiere (1545)

Marine, z.B. flotta (1554)

Kartenspiele, z.B. primiera (1525)

Pferde, z.B. murziglio

Tanz, z.B. ciaccona (1620)

Mode, z.B. alamari (1651)

Lebensart, z.B. baciamano (1554)

Hispanismen im Dialekt, z.B. ammoinare

Die andere Funktion des Spanischen (Überlieferung Mittel- und Südamerikanischer Begriffe)

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3.3. Die Neuzeit

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4. Die Arabismen4.1Wie gelangten die Arabismen in den

italienischen Wortschatz?

Geschichtlicher Hintergrund:

•gewaltige Expansion des Islams im westlichen Mittelmeerraum

Vorherrschaft der Araber für längere Zeit im Mittelmeerraum; vor allem Spanien - auch Ziel arabischer Überfälle und Angriffe: Sizilien

Vorherrschaft der Araber für 2Jhdt.; später von Normannen besiegt•Präsenz der hochentwickelten arabischen Kultur jedoch noch bis ins 13.Jhdt.

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Sprachlicher Beeinflussungen des italienischen Wortschatzes über vier

Vermittlungswege: 1. Wichtigstes Ausstrahlungszentrum arabischen Wortschatzes iberische Halbinsel; besonders Spanien

2. Sizilien unter Perspektive des Kulturadstrats

3. Kreuzungstraßen, die in italienischen Seestädten ( Venedig, Pisa, Genua) endeten Wichtigkeit des Mittelmeerhandels

4. Karavanenweg von arabischen Handelsmännern befahren

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Wo ist arabisches Lehngut vorhanden?

vor allem in Terminologie der Wissenschaft und des Handels

Arabisches Lehngut welcher Art ist vorhanden?

hauptsächlich Substantive, kaum Adjektive, keine Verben

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4.3.Beispiele aus verschiedenen Bereichen:

Handel Übermittlung besteht in Handelsbeziehungen der Hafenstädte Genua, Pisa und Venedig mit arabischen Ländern

Beispiele:

dogana arab. dīwān (Frachtbrief) 14. Jhdt.magazzino arab. mahzin (Lager) 14.Jhdt.tariffa arab. ta’rīfa (Notizen) 14.Jhdt.

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Wissenschaften aus arabischen Schriften, die ins Lateinische und später ins Italienische

Beispiele:

Mathematik:

algebra arab. al-ğabr (Reduktion) 17. Jhdt.

algoritmo arab. Al-Huwārizmī (Rechnungsweg) 13. Jhdt.Besonderheit: das arabische Wort sifr aus dem im Italienischen zwei Wörter mit zwei verschieden Bedeutungen entstanden sind

zero arab sifr (leer) 15. Jhdt.

cifra arab sifr (leer) 18. Jhdt.

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Chemie:

álcali arab al-qali (Pottasche) 15. Jhdt.

alchimia arab alkī mīya (Stein) 13. Jhdt.

talco arab talq (Glimmer) 16. Jhdt.

Pflanzen:

albicocco arab (al) – barquq 16. Jhdt.

carciof arab haršūf 16. Jhdt.

limone arab līmūn 16. Jhdt.

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4.3. Arabismen, die typische kulturelle Aspekte des Orients ausdrücken:

cuscus henna 16. Jhdt. hascisc 17. Jhdt.jihad 20. Jhdt.

4.4. Arabismen in den italienischen Dialekten:

-im ligurischen Dialekt wenig

- im pisanischen und venezianischen Dialekt kaum

-im sizilianischen Dialekt: durch täglichen Sprachkontakt mit Arabern und arabischer

-Herrschaft über zweihundert Jahre in Dialekt übernommen.

Beispiele: cantusciu dardanu

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-auch viele sizilianische Nachnamen sind arabischen Ursprungs:

Badalà

Càffaro,

Marabotto,

Morabito

- Arabismen aus dem Sizilianischen nur in bestimmten Fällen auch ins Italienische übernommen.

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5. Die Germanismen

-Frühe Kontakte mit dem Deutschen, kommen in Italien durch den Handel

- Spätere Kontakte finden jedoch auch durch Kriege oder Militäreinsätze statt

- Um 1300 taucht der Begriff piffero auf

- Im 16 Jh. Findet man Begriffe wie z.B. brindisi (1534) und bezzi (1556)

- Im 18. Jh. Gibt es einige herausstechende Begriffe, wie z.B. cobalto, feldspato, wolframio oder volframio (1771)

5.1. Vom 14. – 18. Jahrhundert

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5.2. Das 19. und 20. Jahrhundert

-In diesen Jahrhunderten ist der Einfluss bedeutend größer

- Gründe für die höhere Quantität der Einflüsse ist zum einen die wissenschaftliche Entwicklung und das Gedankengut der Deutschsprachigen Länder, sowie auch die politische Situation um 1815

- Die Nachfrage nach Grammatiken, Konversationshilfen, Wörterbüchern und Literaturgeschichte bezüglich des Deutschen steigt besonders kurze Zeit nach der Österreichischen Vorherrschaft über Venedig

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Ausschnitt aus dem Giornale di Venezia vom 2. Mai 1814

„Avviso tipografico.Si trovano vendibili alla Libreria di questo Giornale nella

Merzeria di S.Giuliano presso il Negozio che vende Cristalli, e presso li principali libraj di Venezia li seguenti Libri alli sotto indicati ristretti prezzi.

Nuovo Dizionario Tedesco Italiano, ed Italiano Tedesco di Bartolommeo Borroni in due volumi, a Lire trenta

Venete.Nuovo Dizionario di tasca Italiano Tedesco e Tedesco Italiano, in due volumi, di Giuseppe Jagemann, a Lire

dieci Venete.Neve Italianische Grammatik Uon Visconti, a Lire dieci

Venete.Nuova Grammatica per apprendere perfettamente la

Lingua Tedesca, compilata secondo i metodi die più recenti autorevoli grammatici Tedeschi, a Lire quattro

Venete.Novissima Grammatica Italiana Tedesca del Sig.

Francesco Champion, a Lire tre Venete.Il Dialoghista Italiano e Tedesco, di Bartolommeo Borroni,

a Lire quattro Venete“.

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5.3. Germanismen aus verschiedenen Bereichen

Gastronomie:

semell dt. Semmelchifel dt. Kipferl

im Vocabulario domestico (1846) auch als:

sèmele und chifello

- crauti dt. Sauerkraut schon vor 1712 aber erst im 19. Jhdt. weit verbreitet

- krapfen und strudel (Panzini, 1905)

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Alpinistik: alpenstock it. bastone (Baretti, 1864)

Edelweiß it. stella alpina (Carducci, 1885)

föhn warmer trockener Wind; im It. später fòn für Haartrockner

Musik: Valzer dt. Walzer 18. Jhdt.

jodler dt. Jodeln (Enciclopedia italiana, 1933)

Philisophie aufgrund der starken Verankerung des deutschen Gedankenguts des 19. Jhdt.

Beispiele: psicoanalisi , super-io, super-uomoerinnern an Marx, Nietzsche, Kant, Freud

Begriffe aus dem dritten Reich: bunker, lager, führer

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Beispiele zu Emigration:

-Germanismen im Friaulischen asimpon, azimpon, lazimpon dt. Eisenbah

-Germismen, die über österreichisches Deutsch ins Friaulische gelangten: pec dt. Bäcker lustic dt. lustigsmir dt. Schmiere russac dt. Rucksack

5.4. Beeinflussung des italienischen Wortschatzes durch Germanismen über drei

Wege

1.österreichische Vorherrschaft in einigen Regionen Italiens2.durch Migration deutscher Muttersprachler nach Italien3.Emigration von Italienern in deutschsprachige Länder Beispiele zu Migration: aus dem Bereich des Bergbaus; in Dialekten und Toponomastik der

Alpen

stol dt. Stollen im Mittelalter mehr heute fast gar nicht mehr

chisso dt. Kies vorhanden

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