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XXIII. Untersuehungen fiber den Eiweisszerfall im Fieber und fiber den Einfluss des Hungers auf denselben. Von L. Krehl und l~. Matthes in Jena. In einer in diesem Archiv ~) veri~ffentlichten Arbeit tiber die Wiirme- 5konomie im Fieber haben wir feststellen k~nnen, dass dieselbe im Ailgemeinen eine einheitliche und jedenfalts eine yon der Aetiologie des Fiebers unabhi~ngige ist. War damit erwiesen, dass es nicht angeht, etwa yon ganz ver- schiedenen Fiebern, die auf verschiedene Weise zu Stande kommen, zu sprechen, so haben uns eine Reihe Beobachtungen, die wir im Laufe der letzten 3 Jahre haben sammeln kSnnen, noeh mehr in der Auf- fassung bestiirkt, dass alas Fieber, und zwar sowohl alas Infections- fieber, wie das aseptisehe Fieber einen einheitliehen Process darstellen, und diese Beobachtungen mSchten wir im Folgenden mittheilen. Jede Untersuchung fiber das Fieber bat mit der Sehwierigkeit zu kitmpfen, dass eine priicise Definition des Begriffes ,,Fieber" bis- her unmSglieh war. Aus diesemGrunde sehlug Unverrieht in der Fieberdebatte auf dem vorletzten Congress far inhere Mediein vor, man soUe Uberhaupt den Begriff Fieber als undefinirbar und veraltet fallen lassen und nur noeh yon Temperatursteigerung spreehen. Allein abgesehen davon, dass dadureh ganz bestimmt versehie- dent Zustlinde, niimlieh Infectionsfieber und z. B. Temperatursteige- rung dutch kfinstliehe Wi~rmestauung als einheitliehe aufgefasst wer- den, dass nur das Resultat einer Untersuehungsmethode, der Ther- mometrirung, fur maassgebend eraehtet wird, erseheint uns die U n v e r r i eh t'sehe Auffassung fast einem Verzieht auf die Erforsehung des Infeetionsvorganges gleiehzukommen. 1) Archly f. experiment. Pathol. u. Pharmakol. Bd. XXXu S. 284.

Untersuchungen über den Eiweisszerfall im Fieber und über den Einfluss des Hungers auf denselben

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Page 1: Untersuchungen über den Eiweisszerfall im Fieber und über den Einfluss des Hungers auf denselben

X X I I I .

Untersuehungen fiber den Eiweisszerfa l l im F iebe r und fiber den Einfluss des Hungers auf denselben.

Von

L. K r e h l und l~. M a t t h e s in Jena.

In einer in diesem Archiv ~) veri~ffentlichten Arbeit tiber die Wiirme- 5konomie im Fieber haben wir feststellen k~nnen, dass dieselbe im Ailgemeinen eine einheitliche und jedenfalts eine yon der Aetiologie des Fiebers unabhi~ngige ist.

War damit erwiesen, dass es nicht angeht, etwa yon ganz ver- schiedenen Fiebern, die auf verschiedene Weise zu Stande kommen, zu sprechen, so haben uns eine Reihe Beobachtungen, die wir im Laufe der letzten 3 Jahre haben sammeln kSnnen, noeh mehr in der Auf- fassung bestiirkt, dass alas Fieber, und zwar sowohl alas Infections- fieber, wie das aseptisehe Fieber einen einheitliehen Process darstellen, und diese Beobachtungen mSchten wir im Folgenden mittheilen.

Jede Untersuchung fiber das Fieber bat mit der Sehwierigkeit zu kitmpfen, dass eine priicise Definition des Begriffes ,,Fieber" bis- her unmSglieh war. Aus diesemGrunde sehlug U n v e r r i e h t in der Fieberdebatte auf dem vorletzten Congress far inhere Mediein vor, man soUe Uberhaupt den Begriff Fieber als undefinirbar und veraltet fallen lassen und nur noeh yon Temperatursteigerung spreehen.

Allein abgesehen davon, dass dadureh ganz bestimmt versehie- dent Zustlinde, niimlieh Infectionsfieber und z. B. Temperatursteige- rung dutch kfinstliehe Wi~rmestauung als einheitliehe aufgefasst wer- den, dass nur das Resultat einer Untersuehungsmethode, der Ther- mometrirung, fur maassgebend eraehtet wird, erseheint uns die U n v e r r i eh t'sehe Auffassung fast einem Verzieht auf die Erforsehung des Infeetionsvorganges gleiehzukommen.

1) Archly f. experiment. Pathol. u. Pharmakol. Bd. XXXu S. 284.

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Untersuchungen tiber den Eiweisszerfall im Fieber u. s.w. 431

Gewiss ist U n v e r r i c h t vollkommen recht zu geben, dass das Gesammtbild der Vergiftunff, welches der jeweilig verschiedene In- fectionserreger erzeugt, fUr den Charakter der Erkrankung das Aus- schlaggebcnde ist und nicht die Temperatursteigerung, aber der Urn- stand eben, dass die meisten und namentlich die acuten Infections- krankheiten mit Temperatursteigerung, mit dcm eigenthtimlichen Symptomencomplex, den wir landlaufig Fieber nennen, verlaufen, wird immer wieder dazu auffordern, nach einer ftir die versehiedencn Infectionen gemeinsehaftliehcn Ursache dieses Bildes zu suehen.

Man hat sieh nun vielfach bemtiht, im Stoffwechsel Fiebernder eine charakteristische Eigenthtimlichkcit zu findcn. Es stimmen that- siichlich auch nahezu alle Untersuchungen darin tibcrein~ dass die Stickstoffausscheidung~ d. h. also die Eiweisszersetzunff, im Fieber tiber die Norm gesteigert ist. Allein sehon tiber die Deutung dieses Befnndes gehen die Ansichten auseinander. Die Mehrzahl der Au- torch, namentlieh Friedrich MUller und v. N o o r d e n ~ meinen, dass der im Fiebcr umgesetzte Stickstoff aus 2 Componenten bestehe~ ein= real der Stiekstoffmenge, die durch die Art der Ern~thrung zur Dis- position steht~ beziehentlieh da der Fiebernde gewShnlich nur unge- ntigende Nahrungsquantitaten sieh zuftihrt, der Stiekstoffmenffe~ die aus Organeiweiss zur Deekung des minimalsten Calorienbedarfes ein- geschmolzen wird~ und andererseits einem Theile Stickstoff der un- abhi~ngig davon durch den Zerfail vergifteten Protoplasmas geliefert wtirde.

Diese Lehre hat abet von anderer Seite Widerspruch erfahren~ und namentlieh haben May und H i r s c h f e l d betont~ dass der er- hShte Eiweisszerfall aussehliesslieh der Inanition zuzusehreiben sei, da man denselben, wenigstens in manchen F~llen, dutch die zuge- tUhrte Nahrung erheblich, fast ebenso, wie beim Gesunden einschr~in- ken k(inne.

Diese beiden Ansichten stehen sich vorl~ufig noch unvermittelt gegentiber~ und dieser Widerspruch kann auch nicht dureh die theo- retischen Raisonnements vonder Verdcckung des pathologischen Ei- weisszerfalles dutch die M~stung, wie sie v. :N o or den anstellt, als gelSst betrachtet werden.

Aber aus der nieht zu bestreitenden Thatsaehe des erhiihten Ei- weisszerfallcs im Fieber ist eine charakteristisehe Eigenthtimliehkeit ftir diesen Zustand tiberhaupt nicht herzuleiten, denn wir wissen~ dass bei einer Reihe fieberlos verlaufender Erkrankungen~ z. B. dem Krebs~ dem Morbus Basedowii ein Gleiches der Fall ist~ und aueh fUr die

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Temperatursteigerungeu durch Wi~rmestauung oder den W~trmestich scheint die Stickstoffausscheidung erhSht zu sein.

Daher haben dann die Anh~nger der Anschauung yore Zerfall des vergifteten Protoplasmas vielfach daran gedacht, dass vielleicht dieses vergiftetc Protoplasma andere Zersetzungsstufen als das ge- withnlich zur Verbrennung gelangende Eiweiss durehliefe, mithin dass der Zerfall des Eiweisses oder eines Theiles desselben nieht nur q u a n t i t a t i v g e s t e i g e r t sei, sondern vielleicht q u a l i t a t i v ver- ~tndert sein kiinnte.

Solche qualitativen Ver~tnderungen unter pathologischen Bedin- gungen w~tren an sieh nicht auffallig, ja es sind ~thnliche Dinge be- kannt, wir erinnern nur an die amyloide Degeneration. Man konnte daher recht wohl eine Reihe intermedi~irer Producte, welche im Harn yon Fiebernden auftraten, z. B. die die Eh r l i ch ' s che Diazoreae- tion gebende Substanz, ftir eine derartige Ansicht heranziehen. Allein die bisher bekannten Snbstanzen dieser Art sind gleichfalls nicht allen Fiebern gemeinsam.

�9 Es ist also bisher kein sieherer Beweis flir eine qualitative Ver- ~nderung des Eiweisszerfalles im Fieber erbracht. Wir wurden nun auf diese Frage dureh unsere frtlheren Arbeiten direct hingewiesen, und zwar weil wir vielfitltig erfahren hatten~, dass die nicht assimi- lirbaren Eiweissarten oder Derivate, besonders aber die Hydratations- produete des Eiweisses, die Albumosen und Peptone, fiebererregend wit- ken kSnnen, es lag also sehr nahe, einmal im Urin yon Fiebernden nach derartigen K(irpern zu suchen.

Man konnte ja t|berhaupt den Naehweis einer qualitativen Ver- i~nderung des Eiweisszerfalles nur dann zu erbringen hoffen, wenn es gelingen wtirde, nieht assimilirbare Eiweissderivate im Urin zu finden, da ein Zerfall yon Organeiweiss in assimilirbare Producte sich nattir- lich nur quantitativ dutch Steigerung des Stiekstoffumsatzes aus- drUeken wtirde. Untersuehut~gen an fiebernden Patienten der medi- einisehen Klinik sowohl wie der Poliklinik, die theils wit selbst aus- ftihrten, theils auf unsere Bitte Herr Dr. S e h u 1 t e s s anstellte, ergaben in der That, dass F i e b e r n d e in f a s t 90 P roc . dureh die wtihnlichen Reagentien nieht eoagulable, also die Biuretprobe gebende Eiweissarten im Urin zeigen, dass diese Kih'per in der Regel aneh

mit dem Abfall des Fiebers verschwinden (Tiiuschungen durch Uro- bilin sind bei der angewandten Methodik ausgeschlossen).

In einigen Fiilien haben wir die ausgeschiedenen Ki3rper chemisch einzurangiren versucht!, es stellte sich heraus, dass dieselben in die

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Klasse der Deuteroalbumosen gehSren ( K r e h l und M a t t h e s , S c h u l t e s s ) .

Auch die Durehsieht der vorliegenden grossen Literatur fiber A1- bumosurie ergab dasselbe Resultat. Die alteren Untersuchungen sind tibrigens bekanntlich wegen der unzureichenden Methodik wenig zu- verl~ssig. Hervorheben m~chten wit nut, dass G e r h a r d t bereits im Jahre 1872 betont hat, dass bet Fiebernden regelmassig latentes, (dutch Alkohol nicht eoagulables) Eiweiss im Urin auftrete. Diese Angabe ist aber spiiter fast vSllig vergessen worden.

Bet nicht Fiebernden finden sich Albumosen, soweit unsere Er- fahrungen reichen, aussehliesslieh bet Leuten mit geschwtirigen Pro- cessen im Magen-Darmkanal, kS erkl~ren sich diese Falle wahrsehein- lich durch directe Resorption im Darm gebildeter Albumosen. Es ist ja bekanntlieh neuerdings versucht, den b~achweis yon Albumosen im Harn allerdings nach Fiitterung mit grossen Albumosenmengen ftir die Diagnose Geschwiir 1) des Verdauungstractus zu benutzen.

Im Fieber steht die Starke and der zeitliche Verlauf der Aus- scheidung dieser Eiweissarten, die wir vorlKufig als Atbumosen be- zeichnen wollen, nieht in Uebereinstimmung mit der Hahe der Tem- peratur. Im Allgemeinen versehwinden dieselben allerdings, wie oben erwahnt, mit dem Temperaturabfall. Es ist dieses weehselnde Ver- halten night wetter auffallig, da sich natfirlieh Ausseheidung and Pro- duction zeitlich nicht absolut zu decken brauchen.

Aehnliche Anschauungen wie unsere sin d kUrzlich yon H a r r i s ~) ausgesprochen worden, und wit kSnnen diese als eine Bestatigung nnserer in den Jahren 1895 nnd 1896 publicirten Arbeiten anerken- nen. Principiell wichtig erschien es uns nun, zu sehen, ob diese KSr- per sich bet Temperatursteigerungen, deren ZugehSrigkeit zum Fieber eben zweifelhaft wary finden wfirden. Zun~chst warden die aseptischen and die dutch chemische Atria hervorgerufenen Fieber untersueht.

Einige aseptische Fieber, z. B. nach Knochenbrtichen, hatte be- reits Herr Dr. S c h u l t e s s mit positivem Erfolge untersucht, and speciell diese Angaben sind bereits yon anderer Seite 3) best~itigt wor- den. Es sollte naeh der frtiheren Ansehauung bekanntlieh das asep- tische Fieber dureh eine Fibrinfermentintoxication hervorgerufen werden, also aueh dutch ein Eiweissderivat. Abgesehen davon, dass H a m m e r s c h l a g bereits frUher in zahlreichen Fallen fieberhafter

1) Zeitschrift ffir Heilkunde Bd. II, Heft 5. 2) Americ. journal of med. science 1S97, p. 1557. 3) Schnitzler und EwaId, Archly f. klin. Chirurgie Bd. XLIV, S. 112.

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Erkrankung Fibrinferment nicht auffinden konnte, ist nunmehr auch durch unsere Untersuchungcn wahrscheinlich geworden, dass vielmehr diese nicht coagulablen Eiweissderivatc - - albumoseniihnliche Kiirper - - i n directer Beziehung zur Genese des Fiebers stehen.

Man kann sich iibrigens leicht tiberzeugen, dass der Urin yon Thieren, bei denen man mittelst Fibrinferment Fieber hervorgerufen hat, Albumosen ftihrt.

Die andere Gruppe aseptiseher Fieber, d ie T e m p e r a t u r s t e i - g e r u n g e n n a c h i n j e c t i o n e h e m i s c h e r A e t z m i t t e l , die na- mentlieh von W in t e r n i t z l) studirt waren, haben wir aus dem Grunde in den Bereich unserer Untersuchungen gezogen, well der eine yon uns bereits frtiher die Erfahrung gemacht hatte, dass nach Jodeinspritzun- gcn in Hydroeelensiicke Albumosurien auftreten. Wir haben tterrn Dr. H a a c k veranlasst, dicse Frage experimentell zu bearbeiten. Die Untersuehungen, die in diesem Archiv veri~ffentlicht sind2), ergcben, dass in der That regelmiissig bei den dureh subeutane Injection che- mischer Acria erzeugten Fiebern Albumosen im Urin auftreten.

Es liisst sich fUr diese F~tlle vielleicht annehmen, dass die im Urin erseheinenden nicht coagulablen EiweisskSrper dutch Veriinde- rung des infolge der Argent. nitric, oder Jodwirkung nekrotisirten Materiales cntstanden seien, ihr Auftreten im Urin auf einen durch das Fieber qualitativ veriinderten Eiweisszerfall zu beziehen, ist nicht nothwendig.

Man wird biiehstens auf Grund dieses Befundes es ftir wahrschein- lich halten k~nnen, dass das Fieber bei den subcutanen Einverleibun- gen chemiseher Acria erst dureh Vermittlung dieser Albumosen her- vorgerufen sei.

Ftir cine weitere Gruppe aseptiseher Fieber ist abet die Herkuntt der Albumosurie nicht so plausibel, es sind das die Fieber, die dutch s u b c u t a n e I n j e c t i o n yon B a e t e r i e n p r o d u e t e n hervorgerufen werden. Wit hatten uns bereits frUher tiberzeugt, dass die durch der- artige Kiirper erzeugten Fieber entgegen unseren ersten Ansichten nicht auf ihren Albumosengehalt bezogen werden kSnnen. Die aus Massenculturen yon Bact. coli durch Verdauung gewonnenen Albu- mosen wirken viel starker, als solehe aus indifferenten EiweisskSr- pern dargestellten. Sic verlieren tibrigens diese stiirkere Wirkung, wie wir besonders betonen wollen, bei liingerem Liegen wieder. Die abgetiidteten Bouillonculturen yon Bact. coli (ohne Verdauung) be-

l) Archly f. experiment. Path(il. u. Pharmakol. Bd. XXXVI, S. 212. 2) Archly f. experiment. Pathol. u. Pharmakol. Bd. XXXVIII, S. 175.

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Untersuchungea fiber den Eiweisszerfall im Fieber u. s.w. 435

wirken in so geringer Dosis kr~iftiges Fieber, dass ihr Albumosen- gehalt kaum in Frase kommen kann.

Es fragt sich also, ob bei derartigen Fiebern Albumosurien aub trcten, und das ist zweifellos der Fall.

Wir mSchten hier einige diesbeztigliche Versuche mittheilen.

Ein Meerschweinchen von 504 g Kifrpergewicht erhi~lt 0,03 g Albu- mose aus Leibern von Baet. eoli.

Anfangstemperatur 38,5, 40,2, 40,5, 39,5, 39,5, 39,2 ~ zweisttind- liche Messungen.

Der Urin des Thieres entbielt kein eoagulables Eiweiss, gab naeh Behandlung mit Alkohol starke Biuretreaetion.

Ein Meersehweinchen yon 440 g KSrpergewicht erhalt 0,02 g der- selben Albumose.

Temperatur vor der Injection 37,8, dann 40,6, 40,6, 39,6, 39,6~ 39,6, 39 ~ zweistiindliche Messungen.

Der Urin dieses Thieres war gleichfalls frei yon Eiweiss und gab, mit Alkohol behandelt, starke Biuretreaetion.

Es ist naeh eigens dazu angestellten Versuchen vSllig ausge- schlossen, dass die 2--3 cg einverleibter Albumose im Urin wieder aufgefunden wtirden, daher mtissen die Albumosen im Urin eine andere Herkunft haben. Aehnliche Beobaehtungen hat tibrigens der eine yon uns bereits schon 1895 nach Injection von Tuberculin bei Tuberculiisen erheben k(innen.

In einer Reihe yon Fallen erhielten wir durch die Gtite des Herrn Professor B i n s w a n g e r Urin yon geisteskranken Patienten, bei denen Fieber zu curativen Zwecken durch Injection geringer Menge abgetSdteter Bact. coli Bouillonculturen hervorgerufen war, dieselben erwiesen sieh regelmiissig als frei yon Eiweiss, die mit Wasser aufgenommene Alkoholfallung gab kri~ftig Biuretreaetion. Dieser Befund war regelmassig in 20 Untersuchungen.

So sehen wit denn bei Injectionsfiebern sowobl, wie bei ve r - schiedenen Arten yon aseptisehen Fiebern regelmi~ssig Albumosen im Urin auftreten und damit eine far den fieberhaften Zustand charak- teristische Aenderung des Stoffwechsels. Wir wollen keineswegs be- haupten, dass diese Albumosen die Ursache des Fiebers seien, so verlockend und naheliegend ein solcher Schluss sein m(ichte, das Fieber als eine Vergiftung mit derartigen irgendwie in den Organismus gebraehten oder in ihm entstandenen albumosenartigen EiweisskSrpern zu definiren, es mag vorlaufig gentigen, eine q u a l i t a t i v e Ver- m i n d e r u n g des E i w e i s s s t o f f w e c h s e l s im Fieber erwiesen zu haben.

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Iqatiirlich dr~ngt sich nun die Frage auf, wie verhiilt sich der Eiweisszerfall bei den Temperatursteigerungen, die gemeinhin nicht zu den fieberhaften gerechnet werden, bei der ktinstlichen W~rme- stauung, bei den nervSsen tIyperthermien z. B. nach dem A a r o n - s o h n - S a c h s 'schen W/~rmestich ?

Es stehen uns dartiber 11 Versuche zur Verftigung, deren Einzel- heiten Herr M a r t i n in diesem Archly besehreiben wird. Das Re- sultat ist, dass bei Erw~irmung yon 24stUndiger Dauer, bei welcher Tempcraturen bis zu 43 o erreicht wurden, ebenso wie nach den hohen Tempcraturen infolge des W~rmestiches n i e m a l s A l b u m o s e n im Urin auftraten.

Das Auttreten dieser KSrper ist also keinesi~lls eine Folge der Temperatursteigerung, wie etwa die quantitative ErhShung des Stick- stoffumsatzes.

W i t g l a u b e n d a h e r au f G r u n d de s F e h l e n s yon Al- b u m o s e n , d i e s e H y p e r t h e r m i e n yon den e c h t e n F i e b e r n mit q u a l i t a t i v v e r i i n d e r t e m E i w e i s s z e r f a l l t r e n n e n zu so l l en .

Allerdings steht der Annahme sines Zusammenhanges der Albu- mosenvergiftung mit der fieberhaften Temperatursteigerung eine wesentliche Schwierigkeit entgegen, die wir nicht unterlassen wollen zu betonen.

Es stellte sieh niimlich bei sehr zahlreichen Versuchen heraus, dass die Erzeugung yon fieberhaften Temperatursteigerungen bei gesunden Mensehen und Thieren durch Vergiftung mit den yon uns dargestellteu Deuteroalbumosen nicht immer sicher gelingt.

Wit glauben, individuelle Verschiedenheiten, die gerade ftir die H(ihe des Fiebers eine sehr betri~chtliche Rolle spielen, Versehieden- heiten, wie sie durch Alter, Kr~tftezustand, Kost gegeben sind~ und auf welehe wit spater noch ausfiihrlich zurtickkommen werden~ fiir diese Ungleichartigkeit der Wirkung ausschliessen zu kiJnnen. Denn bei denselben gesunden Menschen und Thieren erzeugte das eine Pr~iparat Fieber~ das andere aus dem gleichen Ausgangsmaterial auf minutiSs die gleiche Weise isolirte Pr@arat in derselben Dosirung dagegen nicht.

Es ist nicht zweifelhaft, dass die fiebererzeugende Wirkung der Deuteroalbumosen unabhlingig vom Ausgangsmaterial ist, wenigstens fiir die aus Substanzen nicht bacterieller Herkunft isolirten Albu- mosen. Wir haben aus derselben Btichse Handelspepton einmal sehr fiebererregende, das andere Mal nicht wirkende Pr~iparate erhalten,

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und keine Modification der Darstellungsweise hat uns erkennen lassen, worauf diese Verschiedenheit gegrtindet sein kt~nnte.

Wit wollen diese sehr mtihsamen Versuche, die die Dauer der Dialyse, die Dauer der Einwirkung dcr Isolationsmittel (Salz, S~ture), die schliessliche Concentration betreffen, bier libergehen, da dieselben eben zu keinem brauchbaren Resultate gefUhrt haben, so viel steht lest, dass wir yon demselben A u s g a n g s m a t e r i a l e i n m a l st~trker, d a s a n d e r e Mal s e h l e c h t e r w i r k e n d e P r ~ p a r a t e e r h i e l t e n .

Andererscits wirkten Pr~iparate, die Fieber erzeugten, dann regel- m~tssig gut auch auf verschicdene Individucn, die anderen regelm~tssig geringcr.

Wenn wir nun bedenken, dass die aus Substanzen baeteriellen Ursprunges, aus Leibern von Baet. coll. beispielsweise, hergestellten Albumosen viel stKrker wirkten, wie die aus nieht virnlentem Material isolirten, so lasst sieh der Gedanke nieht yon der Hand weisen, dass die fiebererregende Wirkung der subcatan einverleibten Albumosen eventuell auf einer mehr oder minder regelm~isslg vorhandenen Ver- u n r e i n i g u n g des P r i i p a r a t e s beruhen kSnne und nicht die Wir- kung der Albumoscn an sich sei.

Um nun wenigstens einen Anhaltspunkt far die Bereehtigung oder Nichtberechtigung einer derartigen Annahme zu haben, be- schlossen wir, uns noch einmal an infieirte, und zwar tubereulSs in- ficirte Thiere zu wenden.

Hatte doeh der eine yon uns in sehr zahlreichen Versuchen aueh mit Albumosen versehiedener Herkunft durehaus gleiehmiissige Re- sultate, sowohl ftir die Collapserzeugung naeh grtisseren, als fur die fiebererregende Wirkung nach sehr kleinen Dosen bei derartigen Thieren gesehen und besehrieben. (Arehiv f. klin. Med. Bd. LIV u. dieses Archiv Bd. XXXVI.)

Wir k(innen nun auf Grand unserer Versuehe in dieser Richtung behaupten~ dass zum Mindesten die Erzeugung des gewtihnlich t~dt- lichen Collapses naeh Dosen yon 0,5 g die Eigenschaft jeder unserer Deuteroalbumosen war. Die fiebererregende Wirkung bei tubereu- ltisen Thieren erwies sich als gleiehfalls fast viillig constant.

Wir fUhren zum Belege folgende Tabelle an: Meerschweinchen~ seit 3 Woehen tubereultis, haben an Ktirperge-

wieht nur zum Theil verloren. Anfangs-

temp. Thier 1 wiegt 525 if, erhielt

0,5 g Albumose aus Ktinig's Pept. 39,2 39,7 37,3 35,2 33,4 32 -q-

Thief 2 wiegt 553 g, erhielt 0~023g Albumose ausKiJnlg'sPept. 39~6 4074 41~4 41,2 40,6 40~5 40,2 40,1 40,1

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438 XXIIL KRE~L U. MA2"rHES

Anfangs:'. temp. I

Thier 3 wiegt 560 g, erhielt 0,5 g l Deuteroalbumose aus HOehst I 39,5 40,8 38,7 36,2 35,3 34

Thier 4 wiegt 515 g, erhielt 0,025 g Deuteroalbumose aus HSehst I 40,0 I 40,5 40,5 39,8 39,2 39,2 38,6 38,7 3817

I

Thier 5 wiegt 587 g, erhielt 0,5 Deuteroalbumose aus Hi~ohst II 39,6

Thier 6 wiegt 520 g, erhielt 0,75 g Deuteroalbumose aus HSchst II 39,9

38,7 40,4 3916 39,1 39,8 37,8 37,5 37,3 ist tiber Naeht gestorben

39,9 41,1 4l 39,8 39,8 39 39,4 39,4

Thier 7 wiegt 502 g, erhielt 0,5 g Deuteroalbumose aus Witte's Pepton 39,7 40,5 37,7 35,5 33,4 32,4 31,0 -~

Thier 8 wiegt 438 g, erhielt 0,025 g Deuteroalbumose aus Witte's Pepton 39,6 40,8 39,4 38,5 38,5 38,5 37,6 39,2 39,0.

Die gestorbenen Thiere zeigten in allen tubereuliisen Herden hef- tigste Localreaetion.

Es waren die verwendeten Pr~iparate etwa vor 1--2 Jabren hergestellt, wir hatten absichtlich solche gew~thlt, yon denen wir wussten, dass sie beim gesunden Thier kein oder unsicher Fieber erregten.

Des besseren Vergleiches halber haben wir aber mit denselben Priiparaten noch einmal gesunde Thiere vergiftet.

Anfangs- i Gewieht Erhalten /temperatur/

Thier 1 678 g 0,5 g Ksnig 38,7 38,2 37,8 t 39,3 t 39,3 39,8 39,9 39,5 Thier 2 576~ 0,5 g HSchst i 38,1 39,5 39,8 40,0 [ 40,0[J 40,21 39,81 39,3 Thier 3 458 0,5gHSchstII :~8,0 38,5 39,5 39,0 39,2 39,0 39,0 39,0 Thier4 369 0,SgHSehstII 37 37 37 37,6 37,5 39,2 39,6 39,4

Man sieht also eln durehaus inconstantes Verhalten seitens der gesunden Thiere.

Dem gegeniiber steht das ganz gleiehm~tssige Verhalten tuber- culSser Thiere, und dieses letztere veranlasst uns einerseits, zu glauben, dass die Wirkung der Albumosen doeh wohl nicht auf wechselnden Verunreinigungen beruhen kiinne, andererseits, dass bei den tuber- cul(isen Thieren das wirksame Princip sieher im K0rper des Thieres vorgebildet sei, und nur durch die Albamoseninjection mobil gemaeht und in den Kreislauf gebracht werde. 1)

1) VergL M a t t h e s , Ueber Tuberca]inreaction. Centralblatt g klin. Medicin. 1595, tieft 1.

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Untersuchungen fiber den Eiweisszerfall im Fieber u. s.w. 439

Man kiinnte nach unseren jetzigen Anschauungen annehmen, dass die in tubereulSsen Organen nachweisbarcn Deuteroalbumosen und Peptone als bacteriellen Ursprunges besonderer Natur sind, die Allgemeinreaction mithin wohl kaum dutch eineneinfachen Additions- vorgang erkl~rt werden kann.

Bei dieser ungleichm~issigen Wirkung der einverleibten Albu- mose erschien es uns interessant, den Stickstoff-Stoffwechsel quantitativ zu verfolgen, einmal um zu sehen, ob denn diese experimentel! er- zeugten Fieber gleiehfalls mit einer Erh(ihung der Stickstoffausschei- dung einhergingen, es liegen niimlieh in dieser Riehtung wenigstens fur aseptisehe Fieber Unlersuehungen nieht vor, und dann besonders aueb, um zu sehen, welehen Einfluss denn eine Albumoseninjeetion auf den Stoffweehsel babe, aueh wenn sie kein Fieber erzeuge.

Wir haben zuniichst an Mensehen untersueht, und zwar an einen Studenten, der an fieberlosen gleichgUltigen Erkrankungen (Pruritus) litt.

Wir m~chten das Protokoll hier fblgen lassen:

Versuch I. Stud. B. Anfangs- und Endgewieht 62,5 kg. Die Temperaturen waren vor der Injection der Albumose normal~

lagen zwisehen 36,2 und 36~S ~ Am Fiebertage~ 9 h. Injection yon 0~1 g Deuteroalbumos% war der Temperaturgang 9h. 10h. l lh . 12h. lh. 2h. 3h. 4h. 5h. 6h. 7h. 8h. 9h. 10h. 36~3 36,5 36,5 36,6 36,9 37 37,2 38 38,1 37,7 37,8 36,9 36,8 38,3,

am folgenden Tage 8 h. friih 36~8, 8 h. Abends 37,1. Die Riithung und Schwellung an der Injectionsstelle ist deutlich.

Patient hat wenig Appetit und ftihlt sich noch angegriffen. Patient schied bei gleichbleibender Kost~ welche er bereits seit

3 Tagen vor Beginn des Versuches nahm, und welche 1778 g bT und etwa 38 Calorien pro Kilo enthielt, aus:

Vorperiode am Fiebertag 15~06456 ff ~q 17~4944 g N 15~49016 -~ -- am Tag darauf 15~4938 -- = 16~4246 g N 46~04852 g N im Harn 33~9190 g N i m Harn

6,7842 r -~ im Koth 2,75 ~- -~ im Koth 52~83272 36~6690

Dabei ist noeh zu bemerken~ dass Pat. am Fiebertage 49 g Semmeln yon seinem vorgeschriebenen Kostmaass tibriff liess, und dass, wenn man die ftlr so kurze Perioden wenig brauehbaren Koth- werthe vernaehliissigt~ die Unterschiede n0eh bedeutender sind.

Am Fiebertage sehnellte die im Ham ausgeschiedene Stiekstoff- menge um 2 g in die HShe.

Page 11: Untersuchungen über den Eiweisszerfall im Fieber und über den Einfluss des Hungers auf denselben

440 XXIII. KI~EHL U. MATT~ES

Man sieht also auch aus diesem Versuehe, dass dis Stickstoff- ausscheidung am Fiebertage in dis Hiihe geht, und zwar um Vieles mehr, als es dem Stickstoff der eingeftihrten Albumosen entspreehen wtirde.

Die Stickstoffmehrausscheidung am Fiebertage ist I - - 2 g gegen- tiber dem Stickstoffgehalt yon 0,1 g Albumose, der etwa 0,013 N be- tragen wtirde.

Noch auffallender sind die Resultate~ die wir bei li~nger dauern- den aseptischen Fiebern erhielten7 es wurden hierzu Patienten mit Hy- drocelen verwendet~ dencn dann Jodtinctur in den Hydrocelensack gespritzt wurde. Die Pat. antworten auf einen derartigen Eingriff mit mehrt~gigem Fieber, und zwar mit continua. W~hrend des Fiebcrs tretcn im Urin, wie wit frtiher nachwiesen, reiehlieh Albu- mosen auf und versehwiuden mit dem Fi~b~rabfall.

Es gelang in diesen Fallen nicht, die Pat. zur Aufnahme des gewiihlten Kostmaasses zu veranlassen, so gutwillig sie auch waren.

Wir mtissen deshalb das Kostmaass atrsftihrlieher angeben. Auf die Bedeutung der Thatsache, dass diese Pat. mit continua nur sehwer zum Essen zu bewegen sind, werden wir spiiter zurUck- kommen.

Versueh II. Gesunder Mann yon 73~5 kg Kiirpergewicht erhi~lt seit 18. August 1896 folgendes Kostmaass:

Calorien Semmel . . . 350 g ~ 4~9 1018 Filet . . . . 250 ~ ~ 8~5 237 Lachsschinken 70 ~ ~--- 2,94 98 Butter . . . 100 ~ ~ 0~1 814 2 Eier . . . . 85 ~ ~--- 1~86 110 1/2 Liter Bouillon 10 g Cacao ~ 0~12 53 20 g Zueker ~ 80 2 Flaschen Selters ~---

18,32 2410~ mithin pro Kilo KSrperge- wieht 33 Calorien.

Das Kostmaass wurde absiehtlieh so knapp gewlihlt, da wir bereits wussten~ wie gering der Kranke in einem derartigen Fieber isst.

Vom 20.--22. Aug. sehied Patient aus: 16~328 g N 18~655 ~ 17~380 ~ 52~364 g N im Harn

3~698 ~ ~ ira Koth 56~062 g~ pro Tag also 18~6 g.

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Untersuchungen tiber den Eiweisszerfall im Fieber u. s.w. 441

Am 22. erhalt Patient die Jodinjection und hat vom 24. Aug'. frtih his zum 28. ein nur wenige Zehntel Grade schwankende Continua yon 38- -38 ,30 ; er schied an diesen Tagen aus:

Am 23. August 18~316 g N im Ha m ass voile Kost.

Am 24. August 28,448 g N ass nur 160 g Fleiseh~ 180 g Semmel~ 10 g Schinken,

85 g Butter~ 2 Eier~ t/2 Liter Bouillon~ 10 g Caeao~ 20 g Zucker~ 2 Flaschen Selters. 10~44 g N.

Am 25. August 16~9218 g N ass nur 70 g Semmel~ 50 g Filet~ 20 g Butter~ 10 g

Caca% 20 g Zucker, 2 Eier~ :/2 Liter Bouillon~ 1 Flasehe Selters. 4~66 g N.

Am 26. August 21~315 g N

Am 27. August 17~1405 g N

ass nur 100 g Filet~ 170 g Weissbrot~ 38 g Butter~ 2 Eier~ 1/2 Liter Bouillon~ l0 g Cacao, 20 g Zueker~

7~68 g N.

Also in diesen 5 Fiebertagen

ass nur 230 g Weissbrot~ 100 g Filet~ 20 g Schinken~ 20 g Zueker, 10 g Cacao~ 2 Eier, 55 g Butter~ t/2 Liter Bouillon~ 2 Flaschen Selters. 9~4 g I~.

t8~316 28,448 16~922 21~315 177145

102,147 ~--- 20~429 pro die lq im Ham. 5

7~37 g N im Koth~ 1~47 g pro die.

Es ergiebt sich also ohne Weiteres eine reeht erheblich auf- fallende Vermehrung der Stickstoffausscheidung.

Versuch III . Ein kr~tftiger 7 gesunder Mann 68~5 kg Kiirpergewicht erhitlt als Kost

300 g Weissbrot 3,9 N 250 r Filet 8~5

70 r Schinken 2~94r 10 r Cacao 0,3 20 ~ Zueker 0~0

100 ~ Butter 0~l 1 Ei 0~9

2 ~ Cakes 0,25~ Summa 16,89 N.

mit Hydrocele yon

Der Injection in den Hydroce lensack wurde ein dreiti~giger Nor- malversuch vorausgeschickt . Vor Beginn dieses hat te Pat. bereits 3 Tage seine Stoffwechselkost genossen. ~

Archly L experiment. Pathol. u. Pharmakol. XL. Bd. 30

Page 13: Untersuchungen über den Eiweisszerfall im Fieber und über den Einfluss des Hungers auf denselben

442 XXIII. KREHL U. MATTHES

Am Tage der Operation wurde nicht untersucht. Pat. hat te kein Fieber und ha t an diesem T a g e noch seine volle Kost genossen. Die n~ichsten Tage trat eine Continua mit geringen Schwankungen, 38- -38 ,3 ~ ein. Pat. war w~hrend dieser Zeit nicht zu bewegen, die Kost v(illig zu geniessen. Es ist im Protokol l angegeben , wieviel weniger er zu sieh nahm.

I. ~ormalperiode. Im Harn • ~ 15,372 g

~ 15,478 , ~ 16,299 .-

47,149 g Im Koth bT ~ 4,066

51,215 g Ausgabe gegen 50,67 g Einnahme. pro Tag 17,071 ~ �9 -- 16,89

Der Patient war also ziemlich im Stiekstoffgleichgewicht.

II . Fieberperiode. Im Harn N ~ 14,962 g Diesen Ausgaben stehen aber

~ 14,245 ~ nur 37,77 g Einnahme gegeuiiber. ~ 21,689 r mithin pro Tag

50~896 g 18,359 g A u s g a b e ~ 12,59 g Einnahme. Im Koth b~ ~ 4,182

55,078 g Ausgabe.

Patient hatte n~imlich wlihrend des Fiebers weniger gegessen.

Am 9. Juni am 10. Juni 20 g Filet ~ 0fl g l ~ 100 g Weissbrot----- 1,3 g 57

100 r Weissbrot ~ 1,3 '~ ~ 40 r Butter ~ 0,0 ~ 70 -~ Schinken ~ 2,94~ r 1,3 g N.

4,94 g N. Am 11. Juni

80 g Filet ----- 2,72 g 57 80 ~ Weissbrot ~ 1,0 r 20 , Schinken ==- 2,94 ~ ~.

6,66 g N.

Wi t sehen also auch bier eine deutliche Steigerung der N-Aus- scheidung, dass ein Theil derselben der mangelhaften ~ahrungsauf- nahme zuzuschreiben ist, dtirfte ftir die letzten beiden Versuche keinem Zweifel unterliegen, denn die Nahrung der Pa t . , welche an den Fieber tagen autgenommen wurde~ ist zum Theil an Calorienwerth eine ungeniigende.

Wit haben deshalb noch eine Reihe Versuehe an hungernden Thieren angestellt.

Page 14: Untersuchungen über den Eiweisszerfall im Fieber und über den Einfluss des Hungers auf denselben

Untersuchungen fiber den Eiweisszerfall im Fieber u. s.w. 443

Es sind da zuniichst 2 Versuche an Hunden zu erw~hnen, die in mehrfacher Hinsieht interessant sind.

Albumosen aus niehtinfecti~sem Material wirkten bei Hunden, wie wit schon aus fi'tiheren Versuchen wussten, nicht sicher fieber- erregend. Zu dem 1. Versuche wurde nun aus den frtiher eri~rterten Grtinden eine Albumose gewi~hlt, die vorher am Meerschweinchen controlirt war und sich als ~tusserst sehwaeh fiebererregend ge- zeigt hatte.

Die Temperaturen des Meerschweinchens naeh subcutaner In- jection yon 0,5 g Albumose waren:

38~5 39,6 39 ,8 39~4 39~8 37~8 ~

w~hrend sonst Meersehweinehen nach Injection mit der gleichen Dose einer gutwirkenden Albumose Temperaturen his gegen 41 o be- kommen.

Die Temperaturen des Hundes waren nach Injection yon 1~5 g Albumose:

38~5 39~6 39~2 38,9 38,9 38,1 38~0 38~0 ~

Der Hund wog gegen 5 kg. Er war in einem K~ifig, welcher etwa gelassenen Urin aafzufangen gcstattete, doeh war dies w~hrend des Versuches nicht nSthig, da d e r gesammte Urin dm'ch einmaliges Catheterisiren mit folgender Auswaschung der Blase gewonnen werden konnte, und der Hand sonst nicht Urin liess. Es war ein weibliches Thier, dem in der tiblichen Weise zwecks bequemeren Catheterisirens einige Wochen vor dem Versuche die hintere Vaginalwand ge- spalten war.

Der Hund sehied aus am 1. Hungertage 2~38 g N , 2. : 1,80 : : : 3. ~ 1~59 :

am Tage der Injection 2,42 : : am Tage nach der Injection (5. Hungertag) 2,21 : :

am 6. ~ l~7t :

Wir sehen also, aueh hier hatte die Injection der Albumose eine zweitiigige Steigerung der Stickstoffausscheidung zur Folge, die welt betriichtlicher ist, als es dem Stickstoff der eingeftihrten Albumose entsprechen wUrde.

Es ist dies um so au~alliger, als die Temperaturcn des Hundes eino fieberhafte kaum zu nennen sind.

Wir w~hlten daher far einen weiteren Versuch eine bei Meer- schwcinchen gut fiebererregend wirkende Albumose, die aus Leibern yon Bact. eoli. hergestellt war. Der Hand erhielt davon 0,1 g.

30 *

Page 15: Untersuchungen über den Eiweisszerfall im Fieber und über den Einfluss des Hungers auf denselben

4 4 4 XXIII . KREHL I1. MATTHES

Ein weiblieher Hund von 7 kg Gewicht. gleiche wie im vorigen Versuch.

Schied aus am l. Hungertag 2. 3. 4. 5. 6.

am Injcctionstage (7.) 1~96 am 8. Hungertage 2~00

9. , 1,61 10. ~ 1,62 ~

Die Temperaturen des Hundes am Injectionstage waren 38~2 37,6 3~,2 38,6 38 38 38~5 38~2 37,8~

am anderen Morgen 37,5 o.

Albumosen konnten im Urin nicht nachgewiesen werden. Wir sehen hier erstens, dass der Hund im Hungerzustande nicht

fieberte, und ferner, dass trotzdem die Erhiibung der Stickstoffaus- scheidung eine sehr deutliche war. Entsprechend dem Fehlen eines fieberhaften Zustandes waren Albumosen im H a m nieht aufzufinden.

Jede Tiiusebung tiber die Ursache des gesteigerten Eiweisszer- falles ist hier an dem bungernden Thiere nattiriieh unmiiglieh.

Der Vollstandigkeit wegen m~igen hier noeh einige Versuche an Kaninchen Platz finden, welehe sich im Inanitionszustande befindeu, obwohl sich Kaninchen zu Stoffwechselversnchen nicht so brauchbar wie Hunde erweisen.

Die miinnliehen Thiere wurden catheterisirt und nachgesptilt, sie sassen fiber Paraflinum liquidum, so dass, wenn sie wirklich einmal spontan urinirten, vom Urin nichts verloren gehen konnte.

T h i e r 1. Gewicht 2150 g. Hungerzustand. 1. Tag 0~91 g N im Harn 2. Tag 0,80 g ~ =

Injection. 3. Tag 1~22 g N = = 4. Tag 1,44 g N : : 5. T a g 1,45 g N = --

Das Thier war am 3. Hungertage mit 1 g gut wirkender Deutero- albumose aus Pepton gespritzt; die Tcmperaturen waren 38~7~ 40~ 40~4~ 39~4~ 39,6 o.

T h i e f 2. Gewicht 1,9 kg, sank wiihrend des Hungerns auf 1~65. Am 3. Hungcrtag schied das Thier aus 0~52 g N. Am 4. mit 1 g Albumose injicirt. Tempcratur 38,5--40,10 . . . . . 1,13 g :N. Am 5. Hungcrtag . . . . . . . . 0~55 g N.

Versuchsanordnung die

!~57 g N 1,60 ~ 1~53 ~ 1~77 ~ i,65 ~ 1~55 ~

Page 16: Untersuchungen über den Eiweisszerfall im Fieber und über den Einfluss des Hungers auf denselben

Untersuchungen fiber den Eiweisszerfall im Fieber u. s.w. 4:45

T h i e r 3 wog am 5. Hungertag 1,8 kg, schied aus N == 0~72481 g erhi~lt am 6. Hungertag 1 g Deuteroalbumose. Temperatur 38~5--40 ,50 in 9 Stunden~ schied aus N ~ 0,7056 g

wog aber nut noeh 1~7 kg. Am 7. Hungertag . . . . . . . . . . . . ~ ~ 0fl79 g

T h i e r 4 wog 2,750 kg~ sehied am 3. Hungertag aus

wurde am 5. mit 4 ccm 1 proc. Argent. nitric.-Liisung injicirt, als hiichste Temperatur 39~6~ schied aus

T h i e r 5 wog 2050 g~ schied aus am 3. Hungertag 4.

gespritzt mit 3 ecru 2 proc.Arg, nitric. 5. Temperatur bis 39,9 ~

6. -~

wog noch 1750 g.

1,403 g N 1,903 g N

2,110 g N

0,8128 g N 0,8190 g N

0~90146 g N

1,025 g

T hi e r 6 wog 2,7 kg~ schied am 1. Hungertag aus 1,4168 g N

~ 2. -- ~. 2,156 -- -- ~- : 3. -- : 1,885 -- : : ~- 4. -" : 2,04204-- -- -" : 5. : : 2,8756 -~ -~

gespri tzt mit 4 ecm 6. Hungertag 1 proe. Argent. nitric. 3,55 -- --

Tempera tur 38,4 ~ 7. Hungertag 3,9368 -- :

Man sieht a lso , aus den Kaninchenversuehen :st ein b indender Schluss nicht zu ziehen. Mit Ausnahme yon Th ie r 3 zeigen die Ka- ninchen zwar aueh eine S te igerung der Stiekstoffausscheidung~ j e d o c h

:st d iese lbe be: We:tern nieht so b e w e i s e n d , wie be: Menseh und

Hund. F t i r d ie Le tz te ren erg iebt sich a b e r mit S icherhei t , e inmal dass

auf I n j e c t i o n y o n g e w ~ i h n l i c h a s e p t i s c h e s F i e b e r e r r e - g e n d e n M i t t e l n ~ d i e S t i e k s t o f f a u s s c h e i d a n g e r h S h t w i r d ,

und ferner, dass diese E r h S h u n g d e r S t i e k s t o f f a u s s e h e i d u n g a u e h d a n n e i n t r i t t , w e n n d i e g e w i J h n l i c h f i e b e r e r r e g e n - d e n S u b s t a n z e n die T e m p e r a t u r des Th ie res n ieht zu s t e i g e r n

v e r m ~ i g e n .

A n m e r k u n g : Ers t nach Vol lendung d ieser Versaehe erh ie l ten wi r Kenntn i ss yon e iner unter S a l k o w s k i ' s Le i tung ausgef t ihr ten

Disser ta t ion: 1) H e : m a n n :st durchaus zu dense lben Resul ta ten wie wi t ge-

1) F e l i x H e : m a n n , Diss. Berlin 1896.

Page 17: Untersuchungen über den Eiweisszerfall im Fieber und über den Einfluss des Hungers auf denselben

446 XXIII. KRE~L U. ~ATT:[IES

kommen, auch er land eine Erh(ihung der Stickstoffausscheidung und bestiitigte auch die yon M a t t b e s bereits friiber b etonte leichte Ge. wiihnung - - Immunisirung - - an subeutane Einftihrung von Albumosen.

Wir haben sehr viel Miihe darauf verwendet, die Bedingungen kennen zu lernen, unter welchen es miiglieh ist, dass gemeinhin gut fiebererregend wirkende Substanzen keine Temperatursteigerungen erzeugen. Es ist oben bereits angedeutet~ dass es uns nicht gelun- gen ist, far die verschiedenen Albumosenpraparate die Versehieden- heit der Wirkunff zu erkl~iren, wir haben, abgesehen yon den Mo- difieationen der Darstellungsmethoden, auf die Concentration der Liisungen, auf das Alter, die Herkunft, den Ernithrangszustand, die jeweilige Ernahrung der Versuchsthiere genau geachtet, und dabei hat sich nns ein Punkt wenigstens his zur Gewissheit siehergestellt, niim- lich dass hungernde Thiere nicht oder sehr viel schwerer zum Fie- bern zu bringen sind, als normal ernahrte, wenigstens soweit es sich um aseptische Fieber handelt.

Wir mtichten yon unseren speciell darauf gerichteten Versuchen folgende vorlegen.

5. November 1895. Meerschweinchen~ gesunde starke Thiere, be- kommen, um die Wirkung einer Albumose zu prlifen~ je 0,5 g Deuteroalbu- mose aus Fibrin. Zweistfindliche Messungen.

V0r der Injection naeh der Injection Thier 1 / 38~5 40,2 40~5 40~5 Thier 2 j geftittert 38~7 4 0 40~3 40~6 Thief 3 seit 3 Tagen

hungernd 39 39 39,3 39~7.

18. November. Gesunde Meerschweinchen. Thier 1 wiegt 483 g [ erhalten je 0,5 g Deuteroalbumose Thier 2 -- 325 g ~ subcutan.

Zweistllndliche Messungen. Vor tier Injection nach der Injection

Thier 1 38~5 40~8 41 41~4 40~6 40 39,5 Thier 2 38,8 40,6 3977 4076 39~4 40 40~6.

Dieselben Thiere haben seither gehungert, ~iegen am 22. 57ov. Thier 1 414 g [ erhalten je 0,5 g derselben

Thier 2 223 g f Deuteroalbumose subeutan. Sttindliehe Messungen.

Vor der Injection nach der Injection Thier 1 38~8 [ 38~6 40,1 40 40~3 39,6 39,6 39 39 Thier 2 37~6 [ 37~6 37,5 37~5 38 38~7 38,5 38~5 38~5. Die Thiere wurden nunmehr geftittert.

Thier 1 39 38~8 38~6 38~6 am anderen 38~8 Thier 2 36~1 36~7 36~7 36 Morgen 40~3.

Page 18: Untersuchungen über den Eiweisszerfall im Fieber und über den Einfluss des Hungers auf denselben

Uat~csuchlagea tiber den Eiweisszerfall im Fieber u. s.w. 44:7

Man sieht also, Thief 1 fiebert zwar, abet wesentlieh geringer, um 1,40 weniger~ als im geftitterten Zustande.

Thier 2 fioberte tiberhaupt nieht, wohl abet am anderen Morgen, nachdem es Abends zuvor gefressen hatte, naehtr~glich.

19. Nov. Wit besehlossen nunmehr, da gegen diesen Verstmh yon uns der Einwand gemaeht wurde, dass, wie frtiher bereits fest- gestellt war, an Albamoseninjectionen sehr leicht eine GewShnang, eine Art Immunisirung eintritt, die Versuchsanordnang umzukehren, die Thiere also zaerst hungern zu lassen.

Hungerthier% sehr kr~tftige BiJck% wogen~ bevor sic zum Hungera gesetzt wurden:

Thier 1 667 g nach dreitagigem Hungern 620 g Thier 2 678 g wogen sic 621 g.

Beide erhielten je 0,5 g Denteroalbamose sabeutan.

Temp. vor der Injection naeh der Injection Thier 1 37~2 38~2 37~7 38 39 39~6 39~5 39~5 40~I Thier 2 38~3 39~5 39~6 40 40 39 ,2 39~2 39 39,6.

Die Thiere warden dann geftlttert and maasaen am folgenden Morgen Thief 1 39~5 ~ Thier 2 40~00.

Dieselben T.hiere haben dann 8 Tage lang gefressen und wogen

Thier 1 674 g [ sic erhalten beide 0~5 g Deuteroalbumose. Thier 2 638 g J

Temp. vet der Injection nach der Injection Thier 1 37~8 38~5 40~1 40~5 40~5 40~5 40~1 39~6 39,5 Thier 2 38~8 40 41 41~5 40~6 40~5 40~8 40~8 40,8.

Wir sehen, aueh dieser Versuch giebt das gleiehe Resultat. Wit m(iehten besonders betonen, dasses sieh um sehr kriiftige,

ausgesuchte Thiere handelte, dass also yon ether besonderen Eat- krat'tung der Hungerthiere nieht die Rede sein kann, denn Meer- schweinchen tiber 600 g sind eben sehr starke Thiere.

Bet sc]aw~cheren, hungernden Thieren beobaehtet man h~ufiger, dass sic auf die Injection nieht mit Fieber, sondern mit Collaps re- agiren, dass sic also sieh ahnlich infieirten Thieren, beispielsweise tubereul(isen Thieren verhalten. Man kann das leieht aus beifolgen- dem Protokoll sehen.

12. December. Gesunde Thiere am 3. ttungertag wog'en vor dem Hungern 392 and 359 g; sic haben 3 Tage gehungert and erhalten je 0~5 g Deuteroalbumose.

Temp. vor der Injection nach der Injection Thier 1 37,5 t 35,6 32 32 32 t Thier 2 38~5 I 39~3 39~1 39 37~6 37~6.

Die Section des noch 332 g scchweren Thieres ergab nur eine Riithung des Darmes.

Page 19: Untersuchungen über den Eiweisszerfall im Fieber und über den Einfluss des Hungers auf denselben

448 XXIII. KREIIL U. MATTHES

Man sieht aus diescn Versuchen, dass der f i e b e r l o s e Zu- s t a n d d e r kr~i f t igen T h i e r e n a c h e i n e r d e r a r t i g e n A l b u - m o s e n i n j e e t i o n doeh k e i n n o r m a l e r i s t , v i e l m e h r e in Z u s t a n d , de r z w i s c h e n F i e b e r and C o l l a p s d ie Mi t r e h a l t , and jetzt wird es aueh verst~.ndlieh, weshalb derartige Thiere, wie wir oben gesehen haben, trotzdem sic nicht fiebern, eine Er- htihung des Stickstoffzerfallcs darbietcn. Ein sehr interessantes Gegen- stuck zu dieser Erfahrung hatten wir frUher auf calorimetrischem Wege gewinnen kSnnen~): an inficirten Thieren stieg (bei Neigung zum Collaps) nach Injection yon Albumose zwar die Temperatur, aber die W~trmeproduction blieb unver~tndert. Solche Beobachtungen zeigen, wie mancherlei Bedingungen erfiillt sein mtissen, damit in einem ge- gebenen Falle ein echt fieberhafter Zustand eintritt und wie viele Uebergiinge dieser naeh den verschiedensten Richtungen bin hat.

Um nicht nur eine Thierart zu erproben, beschlossen wir, die Versuche an Kaninchen zu wiederholen.

Kaninchen eignen sich ftir Albumosenvcrsuche im Allgemeinen zwar weniger gut (vergl. dartiber unsere frtlheren Mittheilungen), abet immerhin konnten dieselben Thiere in je 2 Versuehen ver- gliehen nnd auf diese Weise brauchbare Resultate gewonnen werden.

Wir lassen die Versuche folgen: Kaninehen im Gewicht yon ca. 1600 g. Beide Thiere erhalten erst

im geftitterten Zustande je 1 g Albumosen subcutan. Dieselbe Dosis nach viertiigigem Hunger.

Thief I } gefiittert 39,4 Thier 2 39,6

Thier 1 ~ naeh 4tiig. Thier 2 [ Hunger

ThierThier 21 } gefUttert

Thier 1 [ naeh 4tiig. Thier 2 J Hunger

Injection 40,6 40,8 40,8 40,8

zweistiindliche 38,5 Injection 39,7 39,9 38,5 35,0 34,6

38,7 Injection 40,6 40,8 39,2 39,8 40,0

39,0 Injection 39,2 39,5 39,2 39,4 39,7

41,0 41,4 41 40,8 40,! 39,1 Messungen. 39,9 39,6 39,7 34,6 34,0 32,0 t 41,0 40,0 40,0 40,3 40,9 40,8.

Die Umkehrung des Versuches ergab folgendes Resultat: Thier 1 nach viert~igigemHunger 38,6 I Injection 39,3 39,5 39,6 38,3.

Thier 1, naehdem es 38,3 I InjectiOn 39,3 39,9 40,8 40,6 40,6. 8 Tage geftittert ist

Das Verh~tltniss des Hungers zum Fieber haben wir dann weiter an aseptischen Fiebern geprtift, die dutch Substanzen bacterieller Herkunft erzeugt werden k~innen.

I) Archly f. experiment. Pathol. u. Pharmakol. Bd. XXXVII/, S. 302.

39~2 39,5 38,5 39,8 39,9 39,5.

Page 20: Untersuchungen über den Eiweisszerfall im Fieber und über den Einfluss des Hungers auf denselben

Untersuchungen t~ber den Eiweisszerfall ira Fieber u. s.w. ~:~:9

Es sind die Resultate, sobald man nicht lebendc Bacterien nimmt, die gleichen; zum Belage mag folgendes Protokoll diencn:

Meerschweinehen. Thier 1 hat gehungert~ wiegt 410 g [ beide erhalten 0~02 g Deutero- Thier 2 ist gefiittert -~ 362 g S albumose ausBact, coli-Leibern.

Temp. vor der Injection nach der Injection Hungerthier 39~l 40 40,1 39~5 39~1 39 39 39 GeftittertesThier 38~8 41 41 41,5 40~5 40~5 40 39,5.

Interessant erschicn es uns nun, nachzusehen, wie sich denn tuberculSse Thiere, welche gehungert haben, gegenUber Deutero- albumoseninjectionen verhalten wtirden. Derartige Thiere, die nicht gehungert haben, collabiren und sterben bekanntlich auf grossc Dosen Deutcroalbumosen, wie der Eine yon uns frtiher feststellte, wi~hrend auf kleine Dosen solche Thicre hoch fiebern.

13. December 1895, Tuberculiise Thiere am 23. November 1895 geimpft. Hungern seit 3 Tagen, erhalten Thier I 0~5 g Deuteroalbu- mose~ Thief 2, 3~ 4 je 0~05 g Deuteroalbumose subcutan.

Temp. vor der Injection nacb der Injection Thier 1 38~4 36,6 34 32 t Thier 2 38,5 39,8 39,3 40 39 ,8 38.5 Thicr 3 39~2 39,6 38 37 37 38,2 Thier 4 38,5 38,8 39~2 39 39 geftittert 3%6.

Man sieht, das 1. Thier stirbt an der grossen Dosis unter Temperaturabfall, gleiehwie ein geflittertes, ein Befund, der ja zu erwarten war.

Die anderen Thiere aber zeigen nicht die zu erwartende Tem- peratursteigerung odor doeh nur in sehr geringem Maasse.

Es wurden die drei iibrig bleibenden Thiere nunmehr geftlttert und am 16. December, also 6 Tage spi~ter, nochmals mit 0,05 Doutero- albumose injieirt.

Temp. vor der Injection naeh der Injection Thier 2 39,6 [ 40,5 40~6 41 40,3 39,8 Thief 3 39,5 / 39~5 40 41~5 41~4 ~- Thier 4 38~6 38,6 39fl 38 ,5 38 ,5 40,2 40.

Thier 3 ist unbeachiet, ungewiss zu welcher Zeit gestorben und versehentlich nicht secirt.

Man sieht, Thiere 2 and 3 zeigen nunmehr eine erhebliehe, Thicr 4 eine, wenn auch verspi~tete, so doch immerhin vorhandcne, fieberhafte Reaction, also auch bei tubercultisen Thicren zeigte sich der Einfiuss des Hungers auf das Fieber deutlich.

Ftir eine 2. Reihe yon Versuchen wahlten wir als Experimentir- thiere Hunde.

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450 XXIII. KRBHL U. MATI'HES

Von Albumosenversuchen mag nut der eine hier Platz finden.

9. Januar 1895. Kr~iftiger Hund yon 7 kg bekommt 1 g Deutero- albumose.

Vor der Injection nach der Injection 39,4 40,5 40,5 39,9.

Zweistiindiiche Messungen. Derselbe Hand hungert seit 3 Tagen, bekommt wiederum ! g Deu-

teroalbumose. Vor der Injection nach der Injection

38,2 39,3 40,1 39,5 39,3.

Man sieht auch bier wiederum dasselbe Verhiiltniss, wcnn auch night so ausgesprochen, wie bei den Meerschweinehen.

D a sich abet mit Albumosen schlecht an Hunden experimentirt, da diGselben, wie wit oben bemerkten, zu ungleichmiissig wirken, so schlugen wit nunmehr einen anderen Weg ein. Wit spritzten, um Fieber zu erzeugen ,), den Hunden 3 g Pepsin in wiisseriger LSsung in die Halsvene oder Fussvene. Die Hunde bekommen darnaeh sicher Fieber. Zu Stoffwechseluntersuchungen eignet sigh dagegen diese Methode nicht, da die Hunde hi~ufig Erbrechen und Darchfall bekommen.

Versueh. Mopsbastard: Hat 5 Tage gehungert~ erhitlt 3 g Pepsin intravenSs.

Temp. vor d. Injection nach der Injection 38,2 1 38,9 38,8 38,8 38,2 38,l

Derselbe Hand wird nun 3 Woehen lang gefiittert und erhiilt wiederum 3 g Pepsin intraveniis.

Temp. vor d. Injection nach der Injection 38,5 [ 40 40,2 39,5 39

Zweisttindlichc Messungen. Weisser Pudel, 12,5 kg sehwer, geflittert~ erhitlt 3 g Pepsin intraveniis

Temp. vor d. Injection nach der Injection 38,4 ] 38,6 38,6 39,2 40,3 40,2 40,2 40 40

Derselbe Hand~ naehdem el" 6 Tage gehungert hat, erhlilt wiederum 3 g Pepsin intravenSs.

Temp. vor d. Injection naeb der Injection 37,9 I 38,2 39,3 39,3 39 38,8

Jagdhund, jufiges Thier, etwa 10 kg sehwer, geftlttert, erhitlt 3 g Pepsin intraveniis.

Temp. vor d. Injection nach der Injection 38,3 [ 39,4 40,3 40,5 39~7 39,7

Derselbe, nachdem cr 5 Tage gehungert hat, erhii[t 3 g Pepsia intra- ven~is; starb, ohne Fieber bekommen zu haben, nach ] Stunde.

1) Vergl. Archiv f. experiment. Pathol. u. Pharmakol. Bd. XXXV, S. 139.

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Untersuchungen fiber den Eiweisszerfall im Fieber u. s.w. 451

Wir ersehen also den Einfluss des Hungers bei diesen Hunden in ziemlich der gleichen Weisc wie bei den Meersehweinehen.

H u n g e r n d e T h i e r e f i e b e r n , f a l l s d ie F i e b e r u r s a e h e a s e p t i s c h i s t , w e n i g e r hoch ode r ga r n ich t .

Es war nun yon ziemliehem Interesse, gerade in Bezug auf dig oben angezogenen Ansichten yon May and H i r s c h f e l d , denen sich neuerdings auch F r i t z Vo l t angeschlosscn hat, naehzusehen, wie sich Thiere verhalten wtirden, die man mlt mtigliehst stickstoff- freier Kost ernithrte.

Unscre Hunde crwiesen sich dazu als ganz geeignet. Wir be- reiteten ihnen einen fetter Kleister aus Kartoffelmehl, Wasser and Batter, den sie zwar nicht sehr gern, aber doch schliesslich frassen, and wiederholten dann die Fermenteinspritzungen.

Der weisse Pudel yore frtiheren Versuch frass binnen 6 Tagen 1000 g Kartoffelmehl und 250 g Butter, er frass nicht regelmiissig, hat abet ge- fade am Tage vor dem Versueh seine Nahrung aufgefressen. Derselbe erhielt 3 g Pepsin in dis Vene.

Temperatur nach der Injection 38,9 I 38,7 39,9 40 40~2 39~4 38,5.

Es trat also cine deutiiehe Tcmperaturstcigerung ein.

Ein weiterer Versuch ergab Folgendes:

Waehtelhtindchen~ erhalt 3 g Pepsin nach seehstiigigem Hunger.

Temperaturen 39 38~8 38~6 38,6 39,2.

Derselbe wird 5 Tage mit Kartoffelmehl und Butter gefiittert and alsdann dis Injection wiederholt.

Temperaturen 39~2 39 39,7 40,l.

Also wieder ein deutliches Steigen der Temperatur.

Augenseheinlieh also genUgt dig Z u f u h r yon s t i c k s t o f f - f r e i e r K o s t , um dem Organismus die F a h i g k e i t w i e d e r z u - g e b e n , a n f I n j e c t i o n yon g e m e i n h i n f i e b e r e r r e g e n d e n M i t t e l n mi t e i n e r T e m p e r a t u r s t e i g e r u n g zu a n t w o r t c n , eine F~higkeit, die er im Hunger night oder nur in erheblieh einge- schr~tnktem Maassc besitzt.

Fassen wir nun zum Sehluss die Resultate unserer Untersach- ungen zusammen, so ergiebt sieh:

1. Dass Albumosurie bei Infections- wie bei aseptischen Fiebern e ine constante oder fast constante Erscheinnng ist, dass sic dagegen bci Hyperthermien durch Erhitzung oder Wiirmestieh fehlt.

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452 XXIII.-KREHL U. MATTflES, Untersuchungen etc.

2. Dass bei aseptischen Fiebern die Stickstoffausscheidung ge- steigert ist, mithin mehr Eiweiss zerstSrt wird. Die Steigerung der Stickstoffausscheidung ist auch dann erkennbar, wenn durch Injection eines gewShnlich fiebererregenden Mittels eine Temperatursteigerung nicht eintritt.

3. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Symptomencomplex des Fiebers einer Vergiftung mit den Producten eines qualitativ ver- ~nderten Eiweisszerfalles entspricht.

4. E i n mehrtiigiger Hunger hindert das Zustandekommen der Temperatursteigerung bei aseptischen Fiebern endweder g~nzlieh oder doch wenigstens sehr betr~ichtlich.

Dagegen gentigt stickstofffreie Kost, um die F~ihigkeit, die Tem- peratur zu steigern, wieder herzustellen.

I ~ a e h t r a g . Wiihrend der Correctur ist eine Arbeit yon Herrn Professor S t o k v i s

in Amsterdam: ,Ueber die Bedeutung der Biuretreaction im Menschen- harn" erschienen, worin derselbe nach einer Kritik der Methoden yon H o f m e i s t e r , D e v o t o und S a l k o w s k i zu dem Schlusse kommt, dass s~mmtliche positiven Befunde yon Biuretreaetion nicht auf Gegenwart yon Albumosen oder Peptone zuriiekgeftihrt werden diirften, sondern sieh dureh Mitf~illung yon Urobilin hinreiehend erk]aren liessen.

Wir mtiehten demgegentiber bemerken, dass der Einwand yon S to k v i s ftir die yon uns~ sowie yon S e h u l t e s s ~ H a a e k und M a r t i n gew~ihlte Methode der Alkoholfi~llung nieht zutreffend ist, da Urobilin in Alkohol sehr leieht l~islich ist und eine Mitfitllung yon Urobilin daher v~illig aus- gesehlossen erseheint.

Wir mUssen deswegen unsere Befunde yon Albumosurie, als dureh- aus zu Reeht bestehend, aufreeht erhalten. Dagegen ist 8 t o k v i s voll- kommen zuzugeben, class ein Fall yon eehter Peptonurie bisher noeh nieht beobaehtet ist. Eine ausftihrliehe Kritik der Methoden des ~aeh- weises yon Pepton und Albumosen hat der eine:) yon uns vor einigen Jahren mitgetheilt und ist zu demselben Sehlusse gekommen.

Theoretiseh dagegen ist die MSgliehkeit eines solehen Befundes reeht wohl denkbar, seitdem der eine yon uns eehtes Pepton, wenn aueh in geringen Mengen (vergl. die eben citirte Arbeit) in verklisten Lymph- driisen auffand und seitdem ktirzlich I ' r in einer Dermoid- eyste sogar reichliehe Mengen van echtem Pepton naehwies.

l. St ok vis : Zeitschrift ftir Biologie. :Neue Folge, Bd. XVI, S. 466. 2. Mat thes : Zur Chemie des leuki~mischen Blutes. Berlinerklin. Wochen-

schrift 1894, 51r. 23 u. 24. 3. iNeumeister: Lehrbuch der phy. Chemie, 2. AUfi., S. 863.