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(Aus der Dermatologischen Mgnnerabteilung des Allgemeinen I~'ankenhauses in LwSw [Lemberg].--Leiter: Prim. Dr. St. Ostrowski.) Untersuchungen iiber Stiirungen des Wasser- und Zuckerstoffwechsels im Veflaufe einiger Hautkrankheiten. Von Dr. A. Nadel, Sekundiirarzt der Abteilung. Mit 26 Textabbildungen. (Eingegangen am 9. September 1929.) I. Wasserstoffwechsel. 1. Einleitung. Infoige des innigen Zusammenhanges, der zwischen der Ausschei- dungsfunktion der ~ieren und der Tgtigkeit anderer Organe besteht, wird bei der Nierenfunktionsprfifung such die M6glichkeit extrarenaler Einfliisse Joeriicksichtigt. Folgerungen, auf Grund der ~ierenfunktions- prfifung allein, ohne Berficksichtigung der, aul]erhalb der 2~ieren ge- legenen Einflfisse, wiirden oft eine Sch~digung der ~ieren such in F~llen ergeben, in dcnen diese Organe g~nz intakt sind. Der Einflul] der Er- krankung innerer Organe auf den Wasserstoffwechsel ist genfigend be- kannt und wird bei 57ierenfunktionsprfifungen beriicksichtigt. Auch der Zustand der Haut spielt diesbezfiglich eine sehr wichtige Rolle. Wir wissen, dait w~hrend der Periode der (3dementstehung der ttaut die 2qierenfunktionspriifungen wertlos sind. Der Zustand, den wir 0dem- bereitschaft nennen, d.i. diejenige Phase, in welcher klinische Erschei- nungen eines 0dems noch nicht vorh~nden sind, Igl3t sich vor allem durch Nierenfunktionspriifungen feststellen. Gehen wir dera Gedanken der Cohnheimschen Theorie fiber die Entstehungsweise der 0deme nach, laut welcher die erste Phase der 0dementstehung eine ,,Capillaritis" ist, also ein Zustand der Capillaren, der einc Durchlgssigkeit ihrer W~nde zur Folge hat, dann gelangen wir zum Schlul], dal~ diese 0dembereit- schaft eigentlich bei vielen Hautkrankhciten feststellbar sein mfil~te, und zwar haupts~tchlich bei denjenigen Dermatosen, in welchen eine Schgdigung der Hautcapillarwgnde zum Bilde gehSrt. Auf der Suche nach der Atiologie des Pemphigus sowie der Duhringschen Krankheit konnte Kartamischew bei diesen Dermatosen auf Grund der S~Srungen des Wasser- sowie Kochsalzstoffwechsels eine Odembereitschaft feststellen. Da er anfi~nglich gesunde Individuen als Kontrollf~lle heranzog, bei denen natiirlicher- weise die NierenfunktionsprlXfung negativ ausfiel, vermutete der Autor, dab

Untersuchungen über Störungen des Wasser- und Zuckerstoffwechsels im Verlaufe einiger Hautkrankheiten

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Page 1: Untersuchungen über Störungen des Wasser- und Zuckerstoffwechsels im Verlaufe einiger Hautkrankheiten

(Aus der Dermatologischen Mgnnerabteilung des Allgemeinen I~'ankenhauses in LwSw [Lemberg]. --Leiter: Prim. Dr. St. Ostrowski.)

Untersuchungen iiber Stiirungen des Wasser- und Zuckerstoffwechsels im Veflaufe einiger Hautkrankheiten.

Von

Dr. A. Nadel, Sekundiirarzt der Abteilung.

Mit 26 Textabbildungen.

(Eingegangen am 9. September 1929.)

I. Wasserstoffwechsel.

1. Einleitung.

Infoige des innigen Zusammenhanges, der zwischen der Ausschei- dungsfunktion der ~ieren und der Tgtigkeit anderer Organe besteht, wird bei der Nierenfunktionsprfifung such die M6glichkeit extrarenaler Einfliisse Joeriicksichtigt. Folgerungen, auf Grund der ~ierenfunktions- prfifung allein, ohne Berficksichtigung der, aul]erhalb der 2~ieren ge- legenen Einflfisse, wiirden oft eine Sch~digung der ~ieren such in F~llen ergeben, in dcnen diese Organe g~nz intakt sind. Der Einflul] der Er- krankung innerer Organe auf den Wasserstoffwechsel ist genfigend be- kannt und wird bei 57ierenfunktionsprfifungen beriicksichtigt. Auch der Zustand der Haut spielt diesbezfiglich eine sehr wichtige Rolle. Wir wissen, dait w~hrend der Periode der (3dementstehung der t taut die 2qierenfunktionspriifungen wertlos sind. Der Zustand, den wir 0dem- bereitschaft nennen, d.i. diejenige Phase, in welcher klinische Erschei- nungen eines 0dems noch nicht vorh~nden sind, Igl3t sich vor allem durch Nierenfunktionspriifungen feststellen. Gehen wir dera Gedanken der Cohnheimschen Theorie fiber die Entstehungsweise der 0deme nach, laut welcher die erste Phase der 0dementstehung eine ,,Capillaritis" ist, also ein Zustand der Capillaren, der einc Durchlgssigkeit ihrer W~nde zur Folge hat, dann gelangen wir zum Schlul], dal~ diese 0dembereit- schaft eigentlich bei vielen Hautkrankhciten feststellbar sein mfil~te, und zwar haupts~tchlich bei denjenigen Dermatosen, in welchen eine Schgdigung der Hautcapillarwgnde zum Bilde gehSrt.

Auf der Suche nach der Atiologie des Pemphigus sowie der Duhringschen Krankheit konnte Kartamischew bei diesen Dermatosen auf Grund der S~Srungen des Wasser- sowie Kochsalzstoffwechsels eine Odembereitschaft feststellen. Da er anfi~nglich gesunde Individuen als Kontrollf~lle heranzog, bei denen natiirlicher- weise die NierenfunktionsprlXfung negativ ausfiel, vermutete der Autor, dab

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A. Nadel: Untersuchungen fiber St6rungen usw. 195

diese Wasser- und Kochsalzretention fiir dic obgenannten Hautkrankheiten spezi- fisch ware. In diesem Gedanken wurde er noch mehr besti~rkt, als auch in der Frfihperiode dieser beiden Dermatosen sich diese Stoffwechselst6rungen vor- fanden. In seinen weiteren Untersuchungen benutzte zwar der Autor auch andere ttautkranke als Kontrollfalle, bei denen abet merkwiirdigerweise keine dies- bezfiglichen Stoffwechselst6rungen zu verzeichnen waren.

Von den Arbeiten, die sich mit dem Wasser- sowie Kochsalzstoffwechsel beim Pemphigus befaBten, verdienen die Untersuchungen yon Urbach eine be- sondere Aufmerksamkeit. Dieser Autor besti~tigt teilweise die Ergebnisse yon I(.artamischew, indem er behanptet, dab das Feststellen einer StSrung des Wasser- und Kochsalzstoffwechsels als HiLfsmittel zur Diagnosestellung des Pemphigus im Arffangsstadium sowie w/~hrend der Remission zu betrachten ware; dennoch zweifelt er, ob diese St6rungen auch im Verlaufe anderer Erkrankungen sich nicht auffinden ]leBen.

In meiner vorigen Arbeit lenkte ich die Autmerksamkeit auf den Umstand, dal] hohe Kochsalzwerte im Blu~e vieler schwerer Kranken zu finden sind; auch be- merkte ich, dal] ich nicht selten niedrige Kochsalzwerte im Urin derjenigen Haut- kranken vorfand, die infolge des allgemeinen schweren Zustandes appetitlos wuren, oder wegen lokaler Erscheinungen (z. ]3. Erosionen der Mundschleimhaut) chlorarme Speisen bevorzugten. ])as Vorfinden chlorarmen Urins miiSte daher in solchen Fallen als Folge der einseitigen Ernahrung betrachtet werden.

])er erste Tell dieser Arbei t befaBt sich vornehmlich mit dem Wasser- stoffwechsel im Verh~ltnis zum t t au t zus t and gewisser ])ermatosen. AuBer den Wasserbelastungsproben, Konzentra t ionsproben, Chloriden im Blut, untersuchte ich bei diesen Kra nke n die Ausscheidungsart und -dauer eines intravenSs verabreichten Farbstoffes (Indigotropin, d . i . Ind igocarmin mi t Urotropin) sowie einer per os einverleibten Jodkali- 16sung. ])es weiteren wurde bei diesen Kranken die H6he des Indicans im Blute bes t immt ; bei manchen untersuchte ich den Kochsalzstoff- wechse], bei den meisten die H6he des Harnstoffs im Blur und Urin, sowie die Ambardsche Konstante . ])as hierzu benutzte Material umfaB~ folgende Krankhe i t en : Dermati t is herpetiformis ])uhring, Ekzema en plaques, Ekzema seborrhoieum, Psoriasis, Psoriasis cure ar thropathia , Prurigo Hebrae, Prurigo diath6sique (Besnier), ])ermati t is arteficialis, Ichthyosis , Lues latens, Epidydimit is , Glomerulonephritis. S~mttiche Pat ienten ha t t en eine negat ive Wassermann- und Sachs-Georgi-Reakt ion sowie keine laut Anamnese i iberstandene Lues, aut~er Fall 24, was auch an entspreehender Stelle beriicksichtigt wird. Alle K r a n k e n waren m~innlichen Geschleehtes.

2. StSrungen des WasserstoHwechsels im Verhgiltnis zum Hautzustand der Dermatose.

a) Duhringsche Kran]cheit. Fall 1. A. J., 50 Jahre alt. Dermatitis herpetiformis Duhring. Dauer der

Erkrankung: 1 Jahr. Sehr guter allgemeiner Zustand. Seit einer Reihe yon Wochen keine ~rischen Blasen. Haut mit vielen Schorfen bedeckt. Nikolsky positiv. In diesem Zustande des Kranken wurde die V~Tasserbelastungs - und Xonzentrationsprobe angestellt. Der Kranke frank niichtern, nach vorheriger

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196 A. lqadel: Untersuchungen fiber Sterungen des

Urinabgabe, 1500 corn diinnen Tee. Abb. 1 stetlt graphisch die Wasseraussehei- dungskurve dar. (Die gestriehelte Linie stellt auf dieser wie aueh auf den n/~chsten Abbildungen graphiseh die Wasserausscheidungskurve bei Gesunden dar.) I~aeh Eirmahme yon 1500 corn Tee schied del' Kranke binnen 4= S~unden 1270 ecru Urin aus. KSrpergewieht nach tier Probe unver/~nder~.

An dieser Stelle will ich bemerken, dab die Feststellung der Wasserretention auBer dem Messen des w/~hrend der Probe ausgeschiedenen Urins am besten dutch die Gewiehtszunahme des Patienten naeh Beendigung der Probe beSt/~tigt wird. Each meiner Erfahrung geben weder das Messen des spezifischen Gewiehtes des Blutserums mittels Pyknometer und analytiseher Wage, noeh die Z~hlung der Erythrocyten verl/~Bliehe Resultate.

Wir sehen, d~l] die Wasserausseheidungskurve dieses Kranken wenig yon der normalen abweicht. Spezifisehes Gewicht des Urins schwankte w/~hrend der Wasserprobe zwischen 1006 und 1000. Auch der Konzentrationsversueh fiel bei ' diesem Patienten in dieser Zeitperiode fast normal aus. Binnen 8 Stunden, w~hrend

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Abb. 1. Fall 1. Abb. 2. Fall l.

weleher der Kranke nur troekene Speisen genoB, stieg das spezifische Gewieht des Urins bis 1026, die Menge der Chloride im Urin sehwankte zwischen 11,5 bis 14,0 ~ Belastung des Kranken mit 10 g l~aC1 zeigte keine Retentionsersehei- nungen; der Chlorspiegel des Blutes war hoch: 0,702 % (Mikromethode yon Bang). Die Ausseheidung yon 5 ecru intraven6s injizierten Indigotropins begann nach 6 Minuten. Quantitative Untersuchung yon Indican im Blur nach der Methode yon Rosenberg gab normale Werte.

3 Wochen sp/~ter bemerkte ieh bei diesem Patienten eine Neigung zu frisehen Blaseneruptionen. Den in dieser Zeitperiode vorgenommenen Wasserversuch (W.-V.) stell~ Abb. 2 dur. Naeh 1000 ccm Tee schied jetzt der Kranke binnen 4 Stunden 642 ecm Urin aus, dessen spez. Gew. zwisehen 1013 und 1000 sehwankte. Chloride im Urin: 10,0--1,5 ~ 0. Gewiehtszunahme naeh 4 Stunden etwa 300 g war ebenfalls ein Beweis der Wasserretention im Organismus. Der jetzt v e t . genommene Konzentrationsversueh (K.-V.), der darin bestand, dab der Patient yon 6--11 Uhr vormittags fastete, gab folgende Werte: Menge des in dieser Zei~ ausgeschiedenen Urins 622 ecru, spez. Gew. bis 1020, Harnehloride zwisehen 15,5. und 18 Prom. Die Ausseheidung einer per os verabreiehten wasserigen Jodkali- ]Ssung in der Menge yon 0,5 g sistierte nach 36 Stunden.

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Wasser- und Zuckerstoffweehsels im Verlaufe einiger t Iau tkrankhei ten . 197

Naeh dieser paart/s Exacerbat ion der Dermatose folgte wieder eine Periode der Ruhe, wahrend welcher die Hau t eruptionslos blieb. Die systematiseh gemessene 24stfindliche Urinmenge gab stets normale, manchmal hohe Zahlen (Tabelle 1).

Tabelle 1.

Urinmenge II 8pez. Gewicht Chloride Urinmenge Spez. Gewicht Chloride

2150 ccrn 1012 g 2490 ,, 1018 g 2500 ,, 1020 g 3600 ,, 1010 g

11,0 ~ 10,0 ,, 12,0 ,, 11,5 ,,

2000eem 2600 ,, 1850 ,, 1700 ,,

1015 g 1016 g 1015 g 1013 g

13,0 ~ ]2,5 ,, 13,0 ,, 11,0 ,,

Wir sehen, dab der Kranke in dieser Zeit Ur in aussehied, dessen Menge, spez. Gewicht, sowie HShe der Chloride yon der Norm nicht abwieh. (Chloride im Harn wurden nach der Methode yon Mohr untersueht . )

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Abb. 3. Fall 1.

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Abb. 4. Fall 2.

In derselben Zeit betrug der Harnstoff im Blute 0,56~ im H a m 28,0 ~ die Ambardsche Kons tan te (K.) 0,1. Die Thiorenprobe mi t Na t r ium thiosulfuricum naeh Nyi r i fiel negat iv aus. NoehmaHge Wiederholung des W.-V. gab jetzt l~iiekkehr der Wasserausscheidung zur Norm (Abb. 3).

Fall 2. M.C., 56 Jahre . Dermati t is herpetiformis Duhring. Dauer der Er- krankung 2 Jahre. Guter allgemeiner Zustand. T~glich erseheinen auf der Hau t des Kranken wenige serSse bis bohnengrol3e Blasen; sonst finder man auf der ganzen H a u t viele Schorfe und OberhautI~sionen. Das Ergebnis des W.-V. in dieser Zeitperiode stell t Abb. 4 dar. Naeh 1000 cem Tee gab der Kranke b innen 4 S tunden 495 ecru H a m ab. Gewiehtszunahme dos Pa t ien ten nach Beendigung des Ver- suches betrug 350 g. Spezifisches Gewicht des Urins fiel ws des Versuehes auf 1000, die Menge der Harnchloride sehwankte zwisehen 5,5 und 1,0c/co.

2 Tage sparer gab die Wiederholung des W.-V. fast dasselbe Resultat . Nach 1000 ccm Tee schied der Kranke 432 ccm Harn aus.

Ich bemerke, dab ieh die W.-V. und K.-V bei meinen Kranken w~hrend einer Krankhei tsperiode oft mehrere Male h in tere inander vo rnahm und nu t die- jenigen Ergebnisse bertieksiehtigte, die sieh in dieser Periode wiederholten.

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198 A. Nadel: Untersuehungen tiber St6rungen des

Indigotropin in der Menge yon 5corn intraven6s verabreicht, begann der Kranke nach 2 Minuten aus den H a r n M t e r n auszuscheiden (cystoskopiseh fest- gestellt). K.-V.: Von 8 Uhr frtih bis 4 Uhr nachmit tags n a h m der Pa t ien t nu r troekene Kost ein. In dieser Zeit g~b er 352 ccm Harn ab, dessen spez. Gew. zwisehen 1013 und 1022 schwankte. Belastung mi t 10 g NaC1 g~b keine Retentions- erseheinungen. Blutehloride 0,468 %. Indiean im :Btut, un tersueht naeh der me- rhode yon Haas-Jolles, gab normale Werte. Jodkal i (0,5 g) per os, sehied der N_ranke vollst/~ndig b innen 43 Stunden aus.

11 Tage SlO/~ter war der Zustand des Kranken insofern besser, als die Hau t seit einigen Tagen keine frisehen Erupt ionen erzeugte. Den in dieser Periode vorgenommenen W.-V. stellt Abb. 5 dar. Naeh 1000 cem Tee schied jetzt der Kranke b innen 4 Stunden 881 ecm H a m aus. Gewichtszustand des Kranken nach Beendigung des Versuehes blieb unver/~ndert als Beweis, dab das Wasser

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Abb. 5. Fall 2. 3 g

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0 1 2 3 q Abb. 6. Fai l 3.

vollst/s ausgesehieden wurde. Spez. Gew. des Harnes w~hrend der Probe .1010--1003; Harnehloride 5,0--1,5~ W/~hrend des Ei.-V. (Fasten yon 6 bis I I Uhr vormit tags) schied Pa t ien t 234 ecru Harn aus, dessen spez. Gew. bis 1020 stieg. Die in dieser Zeit systematisch gemessene 24sttindliehe Urinmenge stellt Tabelle 2 dar. Wi t sehen, dab die Menge des tIarns, der Chloride sowie das spez. Gewicht yon der Norm nicht abweichen. Der in derselben Zeitperiode untersuchte Harnstoff betrug im Blute 0,4 %0, im H a m 12,0~ , K. (Ambard) 0,11.

Tabelle 2.

Urinmenge Spez. Gewicht Chloride Urinmenge Spez. Gewicht Chloride

800 ccm 1020 g 13,5 ~ o 2200 ccm 1012 g 11,0 ~ 0 2000 ,, 1010 ,, 12,0 ,, 1700 ,, 1015 , , . 11,5 ,, 2100 ,, 1013 ,, 12,0 ,,

Fal l 3. Sz. W., 7 Jahre alt. Dermati t is herpetiformis Duhring. Der Kranke befindet sieh im Stadium der Eruption. Belastung des Kranken mi t 500 ccm Tee ergab eine t tarnausscheidung yon 162 ecru b innen 4 Stunden (Abb. 6). W/~hrend des W.-V. sank das spez. Gew. des H a m s bis 1003, Harnchloride sehwankten zwisehen 13,0 und 3,00/0o. Naeh Beendigung des W.-V. stieg das K6rper- gewieh t u m 250 g. Wahrend des K.-V. (Fasten von 6--11 Uhr vormittags) sehied der Kranke 637 Cem (!) Urin aus. Das spez. Gew. stieg bis 1015, Chloride bis 14 ~ o.

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Wasser- und Zuekerstoffweehsels ira Verlaufe einiger Hautkrankheiten. 199

In diesem Stadium der Dermatose betrug der Chlorspiegel des ganzen Blutes 0,580%; Indican ira Blutserura nach Haas-Jolles" war nieht vergrSBert.

Leider entzog sieh der Patient der weiteren Beobaehtung.

Fall 4. P.P. , 37 Jahre alt. Dermatitis herpetiforrais Duhring. Dauer der Erkrankung 4 Monate. Fast die ganze Haut des Kranken ist rail~ diehtstehenden bohnengroBen Blasen nnd Excoriationen bedeekt. Ziemheh starker Pruritus. Teraperatur 37,8 ~ Fast fortw&hrend subfebrfle Teraperaturen. Trotzdera Appetit gut. Das Ergebnis des W.-V. stellt Abb. 7 dar. Naeh 1000 ecra Tee schied der Kranke binnen 4 Stunden 991 ccra Ham, also fast das ganze Quantura Flfissigkeit aus. Spez. Gew. des ttarns wahrend des W.-V. 1010--1002, Harnchloride 5,0 his 0,5 ~

Wir sehen also, dab der Kranke trotz der tggHeh erscheinenden, zahlreiehen, frisehen Blasenetuptionen keine Wasserretention aufweist,_im Gegensatz zu den vorigen F~llen, in denen die normale Wasser- ausscheidung nur im Stadium der Remission zu verzeichnen war. K.-V. fiel bei diesem Kranken ebenfalls negativ aus. Es ist ra6g- lich, dab der Organisraus dieses Kranken, trotz der Ursachen, die eine Wasserretention hervorrufen k6nnten, noch irastande ist - - vielieieht infolge verhaltnisra~Big kurzer Er- krankungsdauer - - dnrch Hyperfunktion ge- wisser Organs oder stellvertretender Systeme diese St6rung zu korapensieren.

Der Chlorspiegel des ganzen Btutes war in dieser Erkrankungsperiode des Kranken normal 0,462%. 0,5 g Jodkali per os, das eine sts Blaseneruption und grSBeren Pruritus provozierte, hSrte der Patient auf naeh 36 Stunden ira Urin auszuscheiden. Die Ansscheidung intravenSs verabreiehten In- digotropins begann naeh 5 Minuten. Indiean

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250 / 200 / r 400 / 50

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Abb. 7. Fal l 4.

3 +

ira Blur nieht erh6ht. Harnstoff ira Blur 0,52~ ira Ham 12,0~ Arabard (K.) 0f14. Der Systeraatisch in dieser Zeit untersnehte Urin zeigte weder sins Abweichung yon tier 24stiind]ichen Menge, noch yon der HShe der Chloride nnd des spezffischen Gewichtes.

Zura SehluB ra6chte ich noch einen Fall yon Peraphigus bei einera 43j~hrigen Mann erw~hnen, der 1 Jahr dauerte. Bei diesera Kranken konnte ich leider die in den vorigen F~llen erw~hnten Untersuehungen nicht durchfiihren. Nur die systeraatiseh gemessene 24stfindliche Harnmenge erwies eine St6rra~g des Wasser- stoffwechsels (24stfindliche I~arnraenge schwankte zwischen 350 und 630 ccra, spez. Gew. bis 1020; H6he der Harnehloride gering: 4,0--5,0 0/09.

Zusammen/assung.

Wir haben also 4 typische Fatle der Duhr ingschen K r a n k h e i t ; yon

denen s ind die ersten 3 mehr chronischen, gu ta r t igen Charakters, der 4. Fal l ist ~risch, dauer t 4 Monate, ist mehr akut . Die Wasserbelastungs- proben ergaben in den 2 ers ten Fa l len n u t periodisch auf t re tende Wasser- re ten t ion und zwar wahrend der Exace rba t ion der K r a n k h e i t ; h ingegen n~her te sich wahrend der I n v o l u t i o n der Blasenerupt ionen u n d der Bes- serung des al lgemeinen Zustandes der Wasserstoffwechsel zur Norm oder

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200 A. Nadel: Untersuchungen i~ber StSrungen des

kehrte sogar vollstgndig zu dieser zurfick. Der 3. Fall wurde nut in der Periode der Blaseneruption untersucht und zeigte eine ansehnlicbe StSrung des Wasserstoffweehsels. Der 4. Fall wies trotz seiner Akuitgt, t rotz der t~glich erscheinenden frischen Blaseneruptionen keine Wasser- retention uuf. Der K.-V. fiel in den 2 ersten F~llen sowie im Fall 4 negativ uus, nur Full 3 zeigte eine St6rung der Konzentrationsf~higkeit des tturns. Der Chlorspiegel des-Blutes, untersucht nach der Mikromethode von Bang, war nur im Falle 1 erhSht, in den restliehen F~llen bewegte er sich in normalen Grenzen. Belastung zweier Fglle mit Kochsalz wies keine Retention auf . Indigotropin, intravenSs appliziert, erschien im Falle I, 2 und 4 im Hum nueh normalem Zeitverlauf. In keinem der Falle war eine ErhShung des Blutindicans zu verzeichnen. Jod, Ms w~sserige Jodka]il6sung per os verabreicht, wurde in keinem Fane l~nger als 43 Stunden uusgeschieden.

Der Pemphigusfatl, der in einem sehr schweren Zustande sieh be- fund, schied geringe tagliche Hurnmengen aus, die trotz des munchmal hohen spezifisehen Gewiehtes subnormale Chloridmengen enthielten.

b) Dermatitis und Elczem. Ieh habe bereits erw~hnt, dal3 die yon Kartamischew anf~nglich

herangezogenen Kontrollf~lle gesunde Individuen waren; es ist klar, dal~ bei solchen keine Wasserretentionserseheinungen zu erhoffen waren, obwoh[ ieh schon an dieser Stelte bemerken mSchte, daIt ich bei manchen jungen Individuen, deren Hau t gesund war und bei denen weder subjektive noch objektive Krankheitserseheinungen, auBer ge- wissen abnormen Zust~nden im Bereiehe des vegetat iven Nervensystems, und zwar haupts~chlich des Hautabschnit tes, zu verzeichnen waren, manchmal eine StSrung des Wasser- und Koehsalzstoffweehsels beob- achten konnte.

In meinen weiteren Untersuchungen fiber den Wasserstoffweehse] wendete ich mieh in erster l~eihe an andere Dermatosen, bei welehen ich ahnliehe Verhaltnisse wie beim Pemphigus resp. der Duhringsohen Krunkheit zu finden hoffte. Infolge Mangels an blasenerzeugenden I-[autkrankheiten w~hlte ich akute und chronisehe Hautentziindungen wie aueh s tark verbreitete Ekzemfglle. Schon der erste in dieser Riohtung untersuchte Fall zeigte, dab eine StSrung des Wasserstoffweehsels nieht nur bei Pemphigus und der Duhringsehen Krankhei t vorkommt.

Fall 5. Z.M., 39 Jahre. Ekzema subacutum totins fete corporis. Erkran- kungsdauer 2 Jahre. Aul3er einer Neigung zur Obstipation kann man bei diesem Patienten kein internes Leiden feststellen. MgBiges Jucken, sonst keine Be- sehwerdem WaR. und Sachs-Georgi negativ. Der in diesem Zustande vor- genommene W.-V. gab folgendes Bild (Abb. 8, Kurve A B): Naeh 1000 ecru Tee schied der Kranke 554 ccm ttarn aus; spez. Gew. sank his 1000, Harnchloride schwankten zwisehen 9,5 und 0,25 Prom. K6rpergewicht stieg naeh Beendigung des Yersuehes nra 300g. Wghrend des, den ngehsteh Tag vorgenommenen

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Wasser- und Zuckerstoffwechsels im Verlaufe einiger Hautkrankheiten. 201

K.-V. (Fasten yon 6--11 Uhr vormittags) schied der Kranke 717 ccm Harn aus, also mehr ~ls nach der Wasserbelastung. Das spez. Gew. des Harns stieg kaum his 1010. Wir haben also eine deutliche St(irung der Ausscheidungs- sowie Kon- zentrationsf/~higkeit des Hams.

Der 2 Tage sp/~ter wiederholte W.-V. gab eine unverhoffte fibernormale Wasserausscheidung (1117 ecru, Abb. 8, Kurve A C), trotzdem das klinische Bitd der Dermatose keine grSgeren Ver/inderungen erlitt. Auch der K.-V. gab jetzt ein anderes Bild: Die einzeLnen Harnmengen waren geringer als vorher, spez. Gew. stieg bis 1020. Wir sehen also, welchen heftigen Schwankungen die Wasser- ausscheidung bei demselben Individuum sogar in derselben Krankheitsperiode unterliegt und yon wie vielen Momenten sie abhangig ist.

Wenn wir auch davon Abstand 850

nehmen, dug bei Individuen, bei denen eine Wasserretention vorhanden ist, 600 ] ebenso wie bei Nephritikern schon 550

/. die Wasserbelastung Mlein eine starke Diuresehervorrufenkann (sog.Wasser- 500 stog), miissen wir diesen Umstand be- qso rficksichtigen, dab wir nicht wissen qoo ,-,*" kSnnen, ob die Ausfiihrung des Wasser- versuehes die Phase trifft, in welcher sso - - / der 0rganismus des Kranken die Ten- sos /] / denz hat das vorher angesammelte 2so i ! /

u zu c o doo oder die ,o, / / / denz vorhanden ist Wasser zu retinie- ][ / ren. Aueh mug dieser wiehtige Urn- ~,so # /

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stand beriicksichtigt werden, welche :0o Quantits, t von Fliissigkeit der Kranke 5o einen Tag vor der Ausffihrung des Wasserversuehes eingenommen hat. ~ Wenn n~mlieh der Kranke einen Tag vorher, infolge der Tendenz das Wasser

2 3 q

Abb. 8. Fall5,

in den Geweben zu retinieren, wenig H a m ausgeschieden hat, dann kann der am folgenden Tage durchgefiihrte W.-V. negativ ausfal]en ; bei genau kontrollierter t~glicher Wasserkonsumption k6nnte bei diesem Kranken in Wirklichkeit eine StSrung der Wasserausscheidung festgestellt werden. Diese di/itetisehen Fehler sind nicht leieht zu umgehen, denn wir sind oft vom guten Willen des Patienten abh~ngig, ob die anempfohlene, t~glich zu konsumierende Flfissigkeitsmenge in Wirklichkeit nieht fiber- schritten wurde.

Fall 6. J .J . , 23 Jahre. Ekzema madidans faciei, reg. sternalis et pubis. Der ProzeB, dernur obgenannte Stellen betrifft, dauert 2 Jahre. W.-V. und K.-V. wiesen keine Abweichung yon der Norm auf. ~hnlich verhielt sich

Fall 7. M.M., 23 Jahre alt. Dermatitis artificialis, lokalisiert am Gesicht, an den Armen und in den Leisten.

Archly f. Dermatologie u. Syphilis. Bd. 158. 14

Page 9: Untersuchungen über Störungen des Wasser- und Zuckerstoffwechsels im Verlaufe einiger Hautkrankheiten

202 A. N~del: Untersuehungen fiber St6rungen des

Fall 8. K.G., 28 Jahre alt. Dermatitis artifici~lis. HandtellergroBe Herde, zerstreut auf der ganzen tIautoberfl~che. W~hrend des W.-V., der in der Zeit der Exacerbation der Dermatose ~usgeffihrt wurde, schied der Kranke nach 1000 corn Tee 733 ecru Harn aus (Abb. 9, A B). Gewiehtszunahme naeh Be- endigung des Versuches betrug etwa 150 g. Naeh Ausheilung der Dermatose (der Kranke w~r aussehlieBlich mit Salben behsndelt) schied der Patient w~hrend des W.-V. 973 ccm Ham aus (Abb. 9, A C).

Fall.9. K. W., 25 Jahre. Ekzema en plaques dispersum trunci et extremilatum. Sehr viele handtellergroBe Herde, starkes N&ssen. Dauer der Erkrankung 35 Tage.

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Nach Belastung mi~ 1000 ecru Tee schied der Kranke 492 ccm Harn aus (Abb. 10, A B). Gewichtszunahme 220 g als Zeichen der Waaserretention. Indigotropin intravenSs eingefiihrt erscheint im ISarn naeh 7 Minuten.

2 Wochen sparer schied der Kranke bei erheblicher Besserung des Haut- zustandes und nach Sistierung des Ni~ssens (Patient war vornehmlich mit Um- sehli~gen beh~ndelt) naeh Belastung mit i000 ccm Tee 788 ccm Itarn aus (Abb. 10, A C). Also mit der Besserung des Hautzustandes kam die Wasserausseheidungs- kurve der Norm nahe.

Z u s a m m e n ] a s s u n g .

Wir haben also 3 Ekzemf~lle und 2 Hau ten tz i indungen . I m Falle 5,

e inem stark verbre i te ten Ekzem, wurde eine Wasser re tent ion festge- stellt, die in bezug auf ihre GrTBe n ieh t geringer war als die bei unseren Duhr ingsehen resp. Pemphigusf~l len ge~undene. Die 2 n~chsten F~lle, u n d zwar eines leichten Ekzems u n d einer beschr~nkten Hauten tz i in - dung, ergaben eine normale Wasserausscheidung. Fal l 8 (Hautentzf in- dung) zeigte eine geringe StTrung des Wasserstoffwechsels; im Moment

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Wasser- und Zuekerstoffweehsels im Verlau~e einiger Hautkrankheiten. 203

der Besserung des Hautzustandes nach der Behandlung mit ~ul~eren Mitre]n, kehrte die W~sserkurve zur normalen HShe zuriick. Fall 9, ein stark verbreitetes n~ssendes Ekzem wies eine enorme Wasserretention w~hrend der Exacerbation der Dermatose und eine Ann~herung der Wasserkurve zur normalen HShe in der Zeit der Besserung des Haut- zustandes auf.

VC~eiter mache ich auf die Fehler, die bei VoHffihrung des W.-V. vor- kommen k5nnen, aufmerksam. Das Resultat des W.-V. hs n~mlich auch davon ab, ob dieser in der Zeit vollffihrt wird, in der die Gewebe die Tendenz haben, das einen Tag vorher retinierte Wasser auszuscheiden,

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Abb. 11. Fall 10. Abb. 12. Fall 11.

c) Psoriasis.

Nachdem ich die MSglichkeit einer Wasserretention bei Ekzem und Hautentzfindung feststellte, untersuchte ich I1 Kranke, die an Psoriasis litten. Im folgenden skizziere ich eingehender einige Krankenge- schichten.

Fall 10. S . J . , 54 J a h r e alt . Psor ias is n u m m u l a r i s . Die D e r m a t o s e , die 14 Jahre dauert, bedeckt fast die ganze Hautoberfl~che. Patient ist gut gen~hrt, Muskulatur kr~ftig. Innere Organe normal. Urin olme pathologische Bestand- teile. Belastung des Kranken mit i000 ecru Tee ergab ~olgendes Bild (Abb. 11): Binnen 4 Stunden sehied Patient 480 ccm Ham aus. K6rperge~dcht stieg nach Beendigung des Versuches um 350 g. Ws des K.-V. (Fasten yon 6--11 Uhr vormittags) stieg das spez. Gew. des Harns bis ]024. Chloride im Blur 0,456%; Indigotropin intraven6s verabreicht erscheint im Itarn nach 5 Minuten. 0.5 g Jodkali schied Patient binnen 36 Stunden aus. Indican des Blutes nicht erh6ht. Harnstoff im Blute 0,540 %o, im Ham 14,4~ K. (Ambard) 0,14.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sprechen dafiir, dal~ die Schuld an der St6rung der Wasserausscheidung in diesem Falle (wie aueh in den bisher beschriebenen FMlen) nicht der Erkrankung der Niere zugeschrieben werden kann.

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204 A. Nadel: Untersuehungen fiber St6rungen des

Vielmehr glaube ich, dab unter anderen uns n/~her unbekannten Ursaehen die Hauptschuld die periphere Niere, d.i. die Haut. tr/~gt.

Interessant ist auch in diesem Falle der Charakter der Wasserkurve. Die gr6gte Harnausscheidung erfolgt bier in der 3. Stunde nach der Belastung, w~h- rend der tt6hepunkt der normalen Wasserausscheidungskurve auf die 2. Stunde fallen sell.

Fall !1. P. J., 45 Jahre. Psoriasis nummularis zerstreut auf der ganzen Haut. Dauer fiber 10 Jahre. Belastung mit 1000 ecru Tee (Abb. 12, A B). Patient schied binnen 4 Stunden 344 ecm Ham aus, dessen spez. Gew. nur bis 1010 sank. K.-V. fiel negativ aus. Spez. Harngewieht stieg bis 1025. Blutchloride 0,64%. Ham- stoff des Blutes 0,44~ des Hams 10,80 ~ K. (Ambard) 0,13. Intraven6s verabfolgtes Urotropin erschien im Harn naeh 5 Minuten.

N~eh einigen Tagen wurde bei sehr geringer Besgerung des Hautzustandes der W.-V. wiederholt. Nach 1000 eem Tee betrug jetzt die Harnausseheidung 1296 ccm (Abb. 12, A C), wobei das spez. Gew. des Hams bis 1003 sank. Dieser Fall erinnert lebhaft an den bereits besehriebenen Fall 5, bei welehem ieh einmal eine Wasserretention vorfand, wghrend 2 Tage sp/~ter bei fast unver~ndertem Hautzustande die Wasserausscheidung fibernormal war.

Eine beschleunigte Wasserausseheidung fand ich auch beim n/~ehstfolgenden Kranken (Fall 12), bei welehem ieh auger einer Psoriasis nummnlaris troekenen Charakters eine deutliehe Vergr6Berung der Schilddrfise mit erh6htem Grund- umsatz feststellen konnte.

Fall 12. K.A., 21 Jahre. Psoriasis nummularis disseminata totius eorporis. Struma. Naeh 1000 cem Tee erfolgte binnen 4 Stunden 1685 ccm Harnaussehei- dung. Harnstoff im ]~lute 0,40~ im Harn 13,60 s/s o, K. (Ambard) 0,11.

Der Einflug der Seliilddrfise auf den Wasserstoffwechsel ist bekannt. Es ist daher m6glieh, dab diese besehleunigte Wasserausseheidung bei diesem Kranken in Zusammenhang mit der Hy-perfunl~tion der Sehilddrfise verbleibt. Daffir sprieht aueh der erh6hte Grundumsatz.

Fall 13. G.M., 48 Jahre alt. Psoriasis arthropathiea wies keine St6rung des Wasserstoffwechsels auf. Nach Belastung mit 1000 ecru Tee schied der Kranke fast immer etwa 900 eern Ham aus; yon Zeit zu Zeit war die Wasserausseheidung etwas besehleunigt (1105 ecru).

Somit w~re es sehon der zweite Psoriatiker mit der Neigung zu fibernormaler Wasserausseheidung.

Die 3 n~ehsten Psoriasisf~lle (Fall 14, 15 und 16) ergaben keine StSrung des Wasserstoffweehsels auger einem, in dem die Wasserausseheidung etwas be- sehleunigt war (zwisehen 1000 und 1100 eem Harn naeh Belastung mit 1 1 Tee).

Fail 17. M.P., 31 Jahre. Psoriasis disseminata totius corporis. Inhere Organe gesund. Naeh Belastung mit i000 ecru Tee betrug die Itarnausseheidung 663 ecru. Naeh 5wSehentlieher Salbenbehandtung erfolgte bei normalem ktinisehen Hautzustande die I~fiekkehr der W~sserausseheidung zur Norm. Naeh 1 1 Tee 1015 eem tIarn. (Also sogar fiber die Norm.)

Fall 18. H.J . , 60 Jahre. Psoriasis nummularis disseminata. Neigung der Dermatose zum N~ssen. Innere Organe normal. Blutdruek 147 mm /rig. Naeh 1000 ecru Tee sehied der Kranke 150 cem Ham aus, des'sen spez. Gew. zwisehen 1024 und 1016 sehwankte. Steigung des K6rpergewiehtes des Kranken naeh Beendigung des Versuehes um einige I-Iundert Gramm war ein tleweis der Wasser- retention. Ham ohne pathologisehe Bestandteile. ttarnstoff des Blutes 0,58 o/u0, des I-Iarnes 1620 ~ K 0,14.

Nach einer l monatigen Behandlnng, die vornehmlich aus Salben be- stand, wurde die }Vasserkurve steiler, die Harnausseheidung naeh Wasserbelastung

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Wasser- und Zuekerstoffweehsels im Verlaufe einiger Hautkrankheiten. 205

stieg yon Zeit zu Zeit bis 545 ccm; jedoch die weitere systematische Kontrolle dieses Kranken wies, trotz der ungef~hren l~iekkehr der I-Iaut zur :Norm, stets eine Wasserretention auf. Wir h~tten hier also eine StSrung der Wasserbilanz, die in diesem Falle mit groSer Wahrscheinlichkeit nicht nut yon den Haut- erseheinungen allein abh/~ngig ist (Alter, hSherer Blutdruck). K.-V. fiel bei diesem Kranken negativ aus.

Fall 19. I. J., 36 Jahre. Psoriasis nummularis. GreBe Herde, trockene Form. Innere Organe normal. W.-V.: Nach 1000 ccm Tee betrug die 4stiindige Harn- ausscheidung 1450 ccm. Harngewicht schwankte zwisehen 1012 und 1004. Syste- matisch gemessene t/~gliehe I-Iarnmenge ergab fast immer hohe Zahlen, meistens ~iber 2000 g.

.Fall 20. X.A., 55 Jahre. Psoriasis en Plaques. Mehrere zweihandtellerbreite Herde, lokahsiert hauptsgchlieh an den Extremitaten. Neigung der I-Ierde zum ~Nassen. Erkrankungsdauer 2 Jahre. Innerlich keine pathologischen Ver/~nde- rungen, Blutzuekerspiegel erhSht (0,154%). Harn enth~lt 2,5% Zueker. Der Kranke, tier etwa 100 kg wog, waste niehts yon seiner Zuekerkrankheit, hatte auch keine Besehwerden au6er einem geringen Jueken am Orte der psoriatisehen Effloreseenzen. Appetit nnd Durstgef0hl normal. W.-V. : l~ach 1000 ecru Tee schied Patient binnen 4 Stunden 210 ecru Ham aus, dessert spez. Gew. zwischen 1027 und 1024 sehwankte.

Zusammen/assung.

Den Wasserbelastungsversuch machte ich bei 11 Psoriatikern. Das Alter der Patien~en sehwankte zwischen dem 25. und 60. Lebensjahre. Ieh trachtete nur solche F/ille heranzuziehen, die keine inneren I4rank- heitserseheinungen aufwiesen. In 5 F/illen stellte ieh dureh den W.-V. eine deutliche Wasserretention fest; das Alter dieser zur Retention neigenden F/ille sehwankte zwisehen dem 31. und 60. Lebensjahre. Die Psoriasis dauerte bei diesen Kranken 4--14 Jahre. DiG Efflorescen- zen, meistens nummul/~r, batten fast alle eine Neigung zur Exsudation. In 2 Psoriasisf/~llen fand ich keine StSrung des Wasserstoffwechse]s (Alter: 25 Jahre, 36 Jahre). Die restlichen 4 Psoriasisf/~lle im Alter yon 21--48 Jahren ergaben eine iibernormMe Wasserausscheidung. Fiille, in denen eine normale oder beschleunigte Wasserausscheidung vorkam, waren meistens trockenen Charakters, ohne jede Neigung zum N/~ssen. Aul~er Fall 20, der Zucker im Urin hatte (Psoriasis kombiniert mi~ Diabetes), enthielt der Harn in s/imtlichen Fallen keine pathologischen Bestandteile. Untersuehungen, betreffend den Inhalt des Harnstoffes im Blute und im Ham, die Ambardsche ](onstante und die Ausscheidung yon Farbstoffen and Jod ergaben normale Verh/~ltnisse. Blutchloride, die in 2 F/illen, welche Retentionserscheinungen aufwiesen, unter- sucht wurden, waren in einem Falle yon normaler HShe, im zweiten iiberstiegen sie die Norm. In einigen Fallen, die langere Zeit beobachtet wurden, erfolgte eine Besserung resp. Riiekkehr der Wasserausschei'- dung zur Norm in der Zeit der Besserung resp. Heilung der Hautersehei- nungen unter Einflu8/~ul3erer Behandlung. In einem, von beschleurSg- tom Wasserstoffweehsel begleiteten Falle, stellte ich als Nebenerkran-

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206 A. Nadel: Untersuehungen fiber St6rungen des

k u n g eine Hype rp l a s i e der Schi lddri ise mi t e rhThtem G r u n d u m s a t z les t , i n e inem Fa l le mi t sehr deut l icher Wasse r re t en t ion waren Ersche inungen e ines Diabe tes mell i tus .

d) Prurigo. Es i s t bekann t , d a b P ru r igok ranke eine groBe Neigtmg zu E kz e me n

besi tzen. Schon die mechanische Reizung k a n n bei ihnen eine E kz e ma - t i sa t ion , m a n c h m a l sogar N~ssen und 0 d e m e hervorrufen . Diese Nei- gung dieser K r a n k e n zum Ngssen und zu 0 d e m e n lieB reich ve rmuten , dab i m Verlaufe dieser H a u t k r a n k h e i t Per ioden v o r k o m m e n kTnnen, in welchen der Organismus dieser P a t i e n t e n eine Neigung zur Wasser -

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Abb. ]3. Fall 21. . . . . . Normale Wasserkurve, - - A B Wasserkurve vor der

Behandlung der Dermatose, A C Wasserkurve nach der

Behandlung der Dermatose.

r e t en t ion aufweisen k6rmte. Da die Ergebnisse der Nierenfunkt ionspr i i - fungen, die ieh bei diesen K r a n k e n vorgenommen habe , einiges In te resse verdienen, gebe ich hier e twas ein- gehender die Krankengesch i eh t en dreier F~l le an.

Fall 21. M.D., 24 Jahre alt. Prurigo. Dauer der Erkrankung seit der frtihesten Kindheit. Patient wurde bereits mehrere Male behandelt. Fast die ganze Itaut des I~'anken ist gerStet; das Gesieht, haupt- sachlich die Ohrmuscheln sind etwas an- geschwollen und nassen. Am Rumpf gibt es mehrere handtellergroBe and grSl3ere ni~ssende Herde. Die Lymphdrtisen, spe- zielt die inguinalen und femoralen sind hfihnereigrol], welch. Intern laBt sieh nichts feststellen. Starker Pruritus. Im Blute deutliehe Eosinophilie. Itarn ohne patho- logische Bestandteile. much l~ngerer Be-

handlung mit Umsehl~ge n erfolgt teilweises Sistieren des Nassens. In dieser Zeit- periode ergab der W.-V. folgendes Bild (Abb. 13, A B): Nach Einnahme yon 1000 ccm Tee sehied der Kranke binnen 4 Stunden 557 ccm Ham aus; spez. Gew. des Harns w~hrend des Versuehes 1004--1003. KSrpergewieht stieg naeh Been- digung des Versuches um 350 g als Beweis der Wasserretention. K . - V . (Fasten yon 6--11 Uhr vormittags) ergab ebenfalls eine Abweiehung von der Norm. Patient schied in dieser Zeit 762 cem tfarn, also mehr als nach der Wasser- belastung, aus. HSchstes spez. Gew. des Hams betrug '1014.

Die Ergebnisse, die ich hier gefunden habe, sind also ganz ahnlich denjenigen, die ich in der Duhringschen Krankheit, im Verlaufe des Ekzems und in manchen nassenden Formen der Psoriasis feststellen konnte.

Die Nierenfunktionsprtifungen mittels Farbstoffmethode sowie JodkalL ausscheidung fiel bei diesem Patienten negativ aus. Indigotropin, intravenSs verabfolgt, ersehien namlich im Ham nach 6 Minuten, 0,5 g Jodkali per os ver- abreicht, hTrte der Patient nach 46 Stunden mit dem Harn auszuscheiden auf. (Beinahe die obere Grenze der Jodausseheidungszeit.) Chloride im Blute 0,585%, Harnstoff im Blute 0,580/00, im Harn 9,0% 0, K (Ambard) 0,19! (0,15 wird

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Wa~ser- und Zuckerstoffwechsels im Verlaufe einiger Hautkrankheiten. 207

als die h6chste normale Ambardsche Konstante betrachtet.) Das w~re also der erste Fall unter den bisher in dieser Arbeit beschriebenen Kranken, in welchem die Ambardsche I4onstante die obere Grenze iiberschreitet.

Die ngchsten Wasserversuche, die ich in 2w6chentlichen Abstanden durch- gefiihrt habe, ergaben bel diesem Kranken noch immer eine Wasserretention trotz einer gewissen Besserung der Hauterscheinungen. Und zwar schied der Kranke nach Belastung mit 1 1 Tee einmal 727 corn I-Iarn aus, wobei das K6rpergewicht um 200 g stieg, das zweite Mal betrug die Harnausscheidung 417 ccm, wobei die Gewichtszunahme 350g betrug. Nach 3,5monatigem Aufenthalte in der Ab- teilung war tier Hautzustand des Kranken vorziiglich. Sgmt]iche Krankheits- erscheinungen waren gewichen, sogar die Lymphdriisen kehrten beinahe zur normalen Gr613e zuriick. Der Kranke war fast die ganze Zeit mit gul3eren Mitteln

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Abb. 15. Fall 28.

behandelt. In dieser Periode der Besserung resp. der klinischen Heilung der Dermatose wttrde der W.-V. ~4ederholt, wobei keine Retention festgestellt werden konnte. Nach Belastung mit 1 1 Tee betrug jetzt die I-Iarnausscheidung 889 ccm (Abb. 13, A C), wobei das K6rpergewicht nach Beendigung des Versuches unver- gndert blieb. Der 2 Tage spgter zwecks Kontrolle wiederholte W.-V. hatte das- selbe Ergebnis. Interessant war auch in dieser Zeit der EiweiBstoffwechsel des Kranken. Der Harnstoff im Blute betrug 0,60 ~ im Ham 13,20 ~ K (Ambard) 0,16! Mit der Besserung des Hautzustandes und des Wasserstoff- wechsels ngherte sich also die Ambardsche Konstante fast zur normalen Zahl.

Auf Grund obiger Ergebnisse vermute ich, dab bei diesem Kranken trotz der St6rung des Wasser- und vor a]Jem des EiweiBstoffwechsels keine Berechtigung besteht, eine Nierenschgdigung anzunehmen. (Ich bemerke, dab der Ham dieses Kranken kein einziges Mal irgendwelche pathologische Bestandteile enthielt.) Viel- mehr vermute ich, dab die ungeniigende Harnstoffausscheidung bei diesem Kran- ken ein Symptom des allgemeinen fehlerhaften Stoffwechsels w~re. (Auch der Zuckerstoffwechsel, woriiber ich im zweiten Teile dieser Arbeit berichte, war bei diesem Kranken nicht normal.)

Eine noch gr6Bere Wasserretention ergab der ngchste Prurigofall, trotz des Fehlens yon Ngssen.

Fall 22. W.S., 34 Jahre alt. Prurigo nodularis Hebrae. Trockene Form, keine :Neigung zum Ngssen. Drfisen wie im vorigen Falle. Dauer der Erkrankung seit der friihesten Kindheit. Inhere Organe normal. Starker Knochenbau und

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208 A. Nadel: Untersuchungen fiber St6rungen des

feste Muskulatur, die man bei derartigen Kr~nken selten finder. Der W.-V. ergab ebenfalls eine Retention, die noch stirker war als im vorigen Falle. Nach Be- lastung mit 1000 cem Tee sehied der Kranke binnen 4 Stunden 125 ccm Harn aus (Abb. 14). Das K6rpergewicht des Kranken stieg nach Beendigung des Versuehes um 650 g. Spez. Gew. des Hams betrug wghrend der ganzen Zeit des W.-V. etwa 1025! Indigotropin, intraven6s verabreicht, erschien im Ham naeh 6,5 Minuten. Urin enthielt keine pathologischen Bestandteile. Leider verlieB der Kranke nach kurzem Aufenthalt die Abteilung, so dab seine weitere Beobachtung unterbleiben muBte.

.Fall 23. S.A., 28 Jahre alt. Prurigo nodularis Hebrae. Leichte Form. Lokalisa$ion der Efflorescenzen haupts/~chlich an den Extremit/~ten. Pflaumen- grofle Femoraldriisen. Aueh hier ergab der W.-V. eine erhebliche Retention. Nach Einnahme yon 1000 ccm Tee schied der Kranke binnen 4 Stunden 288 ccm Ham aus (Abb. 15, A B), wobei das Harngewieht bis 1003 sank. K6rpergewieht s~ieg nach Beendigung des Versuches um 550 g. K.-V. (Fasten yon 6--11 Uhr vor- mittags) ergab verhgltnism/~Big kleine Harnmengen, wobei das spez. Gew. bis 1020 stieg. Chloride im Blut 0,444%. Das per os eingenommene Jod (0,5 g Kalium- jodid) h6rte der Patient nach 35 Stunden auszuseheiden auf. Harnstof~ im Blnte 0,50 %0, ira Ham 17,40 ~ K (Ambard) 0,11.

I~aehdem der Kranke 1 Woche lang Teerb~der n~hm, schwand das Jucken vollstindig, ~uch die Efflorescenzen wurden teilweise involviert. I~ochmaliger W.-V. ergab jetzt eine geringere Retention. Nach Einnahme yon 1 1 Tee betrug die Haxnausscheidung 645 ccm, wobei das K6rpergewicht jetzt bloB um 230 g stieg (Abb. 15, A C).

Zusammen/assung. Von den 3 von mir untersuchten Prurigof~llen wiesen alle eine er-

hebliche Wasserretent~on au~, die welt die Retention fibertr~f, welche ich in anderen yon mir untersuchten Dermatosen, die Duhringsche ]{rank- heit nicht ausgenommen, vorgefunden habe. Es ist bemerkenswert, dal~ der Prurigofall (Fall 21), der die schwersten Hauterscheinungen hatte, eine Form, die Besnier als Prurigo diathesique klassifiziert, zwar eine deutliche Wasserretention ergab, die jedoch geringer war, als in den 2 anderen F~llen. In diesen land ieh n~mlieh trotz des Fehlens yon Ode- men einen Grad der Wasserretention, den ieh bei anderen Dermatosen nieht linden konnte. Fall 21 hatte wihrend einer langen Beobaehtungs- dauer deutliehe l~etenfionserscheinungen trotz der Besserung des Haut- zustandes. Nachdem erst der Zustand der t taut ganz normal wurde, schwand die Wasserretention vollstandig. Chloride im Blur, die ich in 2 Fallen untersueht babe, waren nicht erhSht. In einem Falle (21) konnte ich eine St5rung des Eiweil~stoffwechsels verzeichnen, obwohl alle anderen Proben gegen eine ~ierenerkrankung spraehen. N a e h klinischer t{eilung der Dermatose wich in diesem Falle die Harnstoif- ausscheidung nur wenig yon der Norm ab. Die StSrung der ttarnstoff- ausseheidung steht -- wie ieh glaube -- bei diesem Kranken in keinem Zusammenhang mit irgendweleher Erkrankung der 1Niere, sondern viel- mehr mit dem allgemeinen sehleehten Stoffwechsel, der durch die lang- dauernde t tauterkrankung hervorgerufen wurde. Dafiir sprieht auch der

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Wasser- und Zuckerstoffwechsels im u einiger Hautkrankheiten. 209

Umstand, dab naeh Ausheilung der Dermatose mit/~uBeren Mitteln nicht nur die Wasserausscheidungskurve normal wurde, sondern aueh die Harnstoffausseheidung sieh der Norm n/s Ffir eine ,,allgemeine '~ Stoffwechselst6rung spricht aueh das Bild des Zuckerstoffweehsels bei diesem Kranken, worfiber eingehender im zweiten Teile dieser Arbeit beriehtet wird. In den anderen Prurigof/illen konnte ich auger einer sehr erheblichen StSrung des Wasserstoffweehsels, weder eine StSrung des Eiweigstoffweehsels noeh der Ausscheidung yon Jod und Farbstoffen bemerken. Es verdient vielleieht noch dieser Umstand hervorgehoben zu werden, daft ich bei allen 3 Kranken, ebenso wie bei manchen anderen Dermatosen, die mlt einer tr/~gen Wasserausscheidung verbunden waren, eine StSrung der Oarmfunktion verzeichnen konnte. Diese Kranken gaben meistens an, daft sie seit li~ngerer Zeit an Obstipation leiden und die Stuhlentleerung bei ihnen einmal in 2- -3 Tagen erfolgt. Wenige yon denen behaupteten, dab diese St6rung erst in der Zeit des Spitalsaufent- haltes auftrat. Man k6nnte Mso an einen gewissen Parallelismus zwischen einer St5rung der Darmfunktion und Wasserausseheidung denken.

e) Andere Fdlle. Von anderen F/~llen, bei denen ieh denWasserstoff- weehsel untersuchte und welche gewissermagen zur Entstehung des folgenden Abschnittes beitrugen, erw~hne ich kurz folgende:

Fall 24. W.P., 35 Jahre alt. Lues latens. SRW. und SG. negativ. Infektion vor 8 Jahren. W.-V. ergab eine beschleunigte Wasseransscheidung. (Nach Ein- nahme yon 1 1 Tee 1510 ccm Harn.)

_Fall 25. Ch. 1K., 38 Jahre alt. Status post epidydimitidem gonorrhoicam. Patient ist fieberfrei. Der Kranke wurde mit Quarzlampe bestrahlt urn fest- zustellen, ob das Erythem einen EinfluB auf den Wasserstoffweehsel ausiiben kSnnte. Trotz der starken R6tung der Haut war die Wasserausscheidung normal resp. besehleunigt. (1170 ccm H~rn nach Bel~stung mit 1000 cem Tee.) .~hnlich verhielt sich:

Fall 26. K.J.~ 20 Jahre alt. Ichthyosis congenita. Belastung mit 1000 ccm Tee ergab binnen 4 Stunden 1520 ccm Harn.

Fall 27. P.K., 21 Jahre Mr. Ekzema seborrhoicum capillitii et regionis femoralis. Die ttauterscheinungen waren sehr gering. Der vorgenommene W.-V. ergab eine unerwartete Retention. Nach Einnahme yon 1 1 Tee betrug die l-Iarn- ausscheidung 211 ccm. Weder snbjektiv noch objektiv konnte bei diesem Pa- tienten irgendwelche Erkrankung festgestellt werden. Es verdient bemerkt zu werden, dal~ dieser Kranke an einer chronisehen Obstipation litt. Er gab an, dab er seit einer Reihe yon Jahren einmal in 2--4 Tagen Stuhlgang habe.

3. Wassersto//wechsel und vegetatives Nervensystem.

Die Wasserausscheidung bei gesunden Menschen ist durch Patho- logen und Physiologen festgestellt worden. Kontrolluntersuchungen der Wasserausscheidung bei normalen Individuen schienen mir daher nicht notwendig zu sein, Die Ergebnisse jedoeh, die ieh bei manchen Individuen vorfand, deren Haut intakt oder deren Dermatose so ge- ringf/igig war, dab es unmSglich schien, die StSrung des Wasser-

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210 A. Nadeh Untersuchungen fiber StSrungen des

stoffwechsels mit dieser geringfiigigen gau te rk rankung in Zusammen- hang zu bringen (s. Fall 27), veranlagten mich, solehen Individuen, deren Hau t gesund oder scheinbar gesund war und die eine verlangsamte frier beschleunigte Wasserauscheidung aufwiesen, eine grSgere Auf- merksamkei t zu schenken.

Sehon in diesem Teile dieser Arbeit, in welchem fiber den Wasser- stoffwechsel bei Psoriatikern beriehtet wurde, lenkte ieh bereits die Aufmerksamkeit auf die verschiedenen Ergebnisse des Wasserversuches bei diesen Kranken. Ich habe bemerkt, dub die trockenen Psoriasis- formen eine Neigung zur normalen oder beschleunigten Wasser- ausseheidung hatten, w/ihrend die zum N/~ssen neigenden Formen dieser Erkrankung meist eine Wasserretention aufwiesen. Nach- dem ieh den Tonus des vegetat iven Nervensystems dieser Kranken untersuehte, gelangte ieh zum Ergebnis, dug F/~lle, die trotz der oft sehr ausgebreiteten Psoriasiseffloreseenzen keine Symptome einer Wasserstoffweehsetst6rung oder sogar einen besehleunigten Wasserstoff- weehsel ergaben, meistens aus Individuen bestanden, bei denen eine ~Jbererregbarkeit des sympathisehen oder des gesamten vegetat iven Nervensystems zu linden war. Hingegen bestanden F/~lle, die eine Nei- gung der Effloreseenzen zum Ns und einen tr/igen Wasserstoff- wechsel erwiesen, meistens aus sog. Vagotonikern oder Hypoampho- tonikern. Ieh muB bemerken, dag ieh bei der Klassifikation des Tonus des vegetat iven Nervensystems groBe Aufmerksamkei t aueh dem Ver- halten der Hau t der Kranken sehenkte. (Urn mieh nieht zu wiederholen, verweise ieh auf meine Arbeit im Bande 156/3 dieser Zeitsehrift, in weleher eine Definition der sog. I tautvagotonie angegeben wird). Es ist mSglieh, dal~ der hohe Tonus des vegetat iven Nervensystems, welcher - - wie ich feststellte - - yon einem iibernormalen Wasserstoffwechsel oft begleitet ist, imstande ist, die St6rung des Wasserstoffweehsels zu kompensieren. Diese St6rung sollte eigentlieh bei jeder Erkrankung der peripheren Niere also aueh bei ieder stark verbreiteten Dermatose ein- treten.

Aus einer ziemlich groBen Zahl der in dieser Riehtung untersuchten Kranken gebe ieh hier kurz einige Krankengeschiehten wieder. Es sind dies F~lle, die aus vorigen Kapiteln dieser Arbeit bereits bekannt sind. Zwecks besserer Orien- tierung sind hier dieselben Zahlen, unter denen diese Kranken frtiher schon be- schrieben worden sind, beibehalben worden.

Fall 24. W. P:, 35 J~hre alt. Lues latens. SWg. und SG. negativ. Patient ist gut entwickelt, weder subjektiv noch objektiv l~Bt sich etwas Abnormes fest- stellen. Der wiederholtenmals durehgeitihrte W.-V. ergab normale Wasseraussohei- dung; yon Zeit zu Zeit konnte eine Neignng zum beschleunigten Wasserstoff- weehsel verzeichnet werden. Naeh Einnahme yon 1 1 Tee betrug die Harnaus- scheidung oft fiber 1500ccm. Untersuchung des vegetativen Nervensystems mittels pharmakologischer Mittel ergab starke Reaktion auf Adrenalin in Form hohen Blutdruekes, unregelmgBigen Pulses und sehr deutlicher Hauterscheinungen.

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Wasser- und Zuckerstoffwechsels im Verlaufe einiger Hautkrankheiten. 211

Ebenso intensiv reagierte dieser Kranke anf Piloearpin. (R6tung der I taut , SehweiBausbrueh, starke Salivation, die 235 cem in 1 Stunde ergab.)

Es wgre hier also ein Fall deutlicher Amphot0nie des vegetativen Nerven- systems mit einer Neigung zu besehleunigtem Wasserstoffwechsel.

F a l l 12. K.A. , 21 Jahre alt. Dieser Kranke hatte - - wie ich bereits erw/thnt babe - - trotz vieler Psoriasisefflorescenzen eine Neigung znr besehleunigten Wasser- ausscheidung. (Naeh Einnahme yon 1 1 Tee betrug die Harnausscheidung 1685 ecru.) Die vergr6gerte Schilddrfise, verbunden mit einer gesteigerten T/itigkeit dieses Organs (aul~er Idinisehen Erseheinungen war der Grundumsatz erhSht) erkl/~rte geniigend den in diesem Falle gesteigerten Wasserstoffwechsel. Dieser Xranke reagierte anch stark auf Adrenalin.

F a l l 18. H. J., 60 Jahre alt. Exsudative Psoriasisform mit erheblicher Wasser- retention. Nach Einnahme yon 1 1 Tee schied der Kranke einmal 272 ccm, das n/~chste Mal 150ecru Harn aus; bei groSer Besserung der Hautkrankheit erfolgte eine m~Bige Besserung des Wasserstoffweehsels (545 ecm H a m naeh Einnahme yon 1 1 Tee), es t rat jedoeh keine Rtiekkehr zur Norm ein. Die Untersuchung des vegetativen Nervensystems ergab eine starke Reaktion auf Pilocarpin, wogegen auf Adrenalin der Xranke sehr wenig reagierte. AuBer einem erhOhten Blutdruek (147 mm Hg) konnte bei diesem ~Iteren Patienten kein inheres Leiden festgestellt werden. Das interessante ]3ild der Wasserausscheidnng dieses Kran- ken nnter Einflu$ yon Adrenalin stellt Abb. 16 dar. Die gestrichelte Linie be- zeiehnet die normale Ausscheidungskurve naeh Wasserbelastung. Linie A B ist die Wasserausscheidungskurve des Kranken naeh Belastung mit 1 1 Tee. A C ist die

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3 1r Abb. 16. Fall 18.

hSchste beim Kranken bemerkte Wasserausscheidung nach kliniseher Ansheilung der Psoriasis. AD ist die Wasserausseheidung dieses Kranken nach Einnahme yon 1 1 Tee unter gleiehzeitiger Wirkung yon subeutan einverleibtem Adrenalin. Da

- - wie ich sehon an anderer Stelle bemerkte - - die Reaktion dieses Kranken auf Adrenalin gering war, konnte ich w~hrend 4 Stunden, d . i . w/~hrend der Dauer des Wasserversuehs dem Kranken eine summariseh grSl]ere Dosis Adrenalin verabfolgen, ohne unangenehme Nebenerscheinungen hervorzurufen. Der Kranke erhielt die erste Adrenalininjektion (1 ecru einer L6sung 1:1000) sofort naeh Einnahme des Tees, naehher verabfolgte ieh ihm in Abst/~nden yon 90 Minuten 2mal zu 0,5 cem derselben L6sung. Die allgemeine Re~ktion war gering. Wie die Kurve A D zeigt, sehied der Kranke naeh Verabfolgung dieses Mittels 807 cem Ham, also eine Menge, die ich wghrend der ganzen Beobachtungsdauer bei diesem Xranken nieht bemerkt babe, ans.

Infolge einer sehr starken Reaktion dieses Kranken auf Piloearpin, wurde die Wassersusscheidung, welche unter EinflnB dieses Mittels erfolgt w/~re, nicht untersucht.

F a l l 19. I . J . , 36 Jahre alt. Psoriasis mit einer Neigung zu besehleunigtem Wasserstoifweehsel. Patient ist stark gebaut, innerlich gesund. Die wghrend des W.-V. nach Belastung mit 1 1 Tee ausgeschiedenen Harnmengen erreichten oft 1500 ccm. Vegetatives Nervensystem: Deutliches U'bergewicht des sympathischen

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212 A. Nadel: Untersuehungen fiber Sthrungen des

Nervensystems fiber des parasympathische. Die systematisch gemessene tggliehe Harnmenge des Kranken ergab stets hohe Zahlen, trotzdem der Kranke angeblich auBer seiner normalen Spitalsdigt keine Flfissigkeit zu sich nahm.

.Fall 27. P. X., 21 Jahre ~lt. Ekzema seborrhoieum capillitii et regionis sternalis. Ieh habe bereits erwghnt, dab dieser jugendliche, gesunde Patient stets w~hrend seines Aufenthaltes in der Abteilung erhebliehe Wasserretentionserscheinungen au~wies. 211 ecru, 302 ecru. 239 ecru Ham, des waren stets sich wiederholende Mengen, die der Kranke naeh Belastung mit 1 1 Tee binnen 4 Stunden ausschied. (Abb. 17 AB). Diese Wasserretention erzielte auch gar keine Besserung, trotzdem die Hauterscheinungen, die ohnehin ganz unbedeutend waren, vollstgndig ver- sehwanden waren. Die naeh jedem Versuche regelm~Big Yorkommende Gewichts- zunahme des P~tienten, die oft bis 600 g stieg, war ein geniigender Beweis, daf~ des Wasser dutch den Patienten retiniert wurde, ttarnstoff im Blute dieses Pa-

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Abb. 17. Fall 27.

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Kochsalz festgestelR werden, obwohl

tienten betrug 0,60 ~ 0 , im Ham 21,60 ~ K (Ambard) 0,12. Die normale Ambardsehe Konstante sprach also gegen die Annahme einer Nierensehs Im Harn warden hie irgendwelehe pathologische Bestandteile vorgefunden. Gleiehzeitige Belastung dieses Kranken mit 1 1 Tee und 10 g Kochsalz ergab, dab parallel mit der zeitweiligen Wasserretention auch die Chloride bei diesem Kranken retiniert worden sind. Binnen 4 Stunden, in welchen die Harn- ausseheidung naeh Wasserbelastung bloB 239 ecru betrug, konnte ieh in dieser Harn- menge kanm 3,52 g Xoehsalz start der Hs desselben, d.i. 5,0 g a l s minimale Menge vorfinden.

Wit h~tten also einen gut gebauten,. vollstgndig gesunden Mensehen, bei dem 1Retentionserscheinungen yon Wasser und die Symptome e}ner Hauterkrankung ge-

sehwunden sind. Die Resorptionszeit einer intraeutan angesetzten Quaddel mit physiologischer Kochsalzl6sung betrug bei diesem Kranken etwa 55 Minuten (norma!e Zeit betr~gt 60 Minuten). Die Senkungsgeschwindigkeit der Blut - k6rperehen betrug nach 1 Stunde 5 ram, nach 2 Stunden 20 ram, naeh 24 Stun- den 61 ram. SMR. (Durchsehnittszeit) 7,5 mm (normal 2 - -6 ram).

Um bei diesem Kranken einen Kardiospasmus ~Is Ursache der verlangsamten Wasserresorption auszuschlieBen, wurde Patient rhntgenologisch untersucht. 4 Stunden naeh Eilmahme yon Barium war der Magen vollst~ndig leer.

Die Untersuchung des vegetativen Nervensystems dieses Patienten ergab einen schwaehen Tonus des symp~thisehen sowie des p~rasympathischen Ab- sohnittes, also eine sogenannte Hypoamphotonie.

Naehdem ich durch mehrmalige Wasserbelastung eine St6rung der Wasser- ausseheidung bei diesem Patienten festgestellt babe, belastete ieh ihn mit 1 ] Tee unter gleiehzeitiger Wirkung yon Adrenalin. Da der Kranke auf dieses Mittel sehr sehwaeh reagierte, erhielt er 1 ccm Adrenalin subcutan sofor~ naeh ]~innahme der ganzen Flfissigkeit, den 2-teu cem Adrenalin erhielt der Patient 1 Stunde sparer, 90 Minuten naeh der' letzten Injektion verabfolgte ich ihm endlieh 0,5 ecru dieses Mittels. Die Wasserausseheidung, die bei diesem Kranken wghrend des ~r versuehes nie 300 ecru tiberstieg, erreichte unter Wirkung yon Adrenalin eine

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Wasser- und Zuckerstoffwechsels im Verlaufe einiger Hautkrankheiten. 213

Qnantit~t, die vonder Norm nicht abwich (Abb. 17, A C). Die Harnausscheidung des Kranken betrug 1002 cem. W~hrend dieses Versuches trat auch unter Wirkung yon Adrenalin eine starke Glykosnrie auf (4,6% Zucker).

Der bei diesem Kranken vorgenommene W.-V. unter gleichzeitiger Wirkung yon Pilocarpin ergab eine Harnausseheidung yon 654 ccm, also eine geringere Quantit~t als nach Adrenalin. Patient erhielt jedoch nur 1 ccm dieses Mittels sofort naeh Einnahme yon 1 1 Tee. Die geringere Harnausseheidung ist bier aber nur scheinbar; man mul3 n~m]ich in Anbetracht ziehen, claI~ Patient blol~ 1 ccm Pilocarpin erhielt und da[~ ein Tell des Wassers als SchweiB und Speiehel aus- geschieden worden ist (Salivation betrug 105 ccm in 1 Stnnde).

Beim gerlassen der Abteilung wurde der Patient bestimm~ sich zur Kontrolle yon Zeit zu Zeit zu melden. 2 Wochen nach Verlassen des Spirals ergab der W.-V. 650 ecru Ham nach 1 1 Tee, 6 Wochen spgter fiel der W.-V. normal aus (924 cem tIarn nach Einnahme yon 1 1 Tee). Der Kranke gab an, dab er in den letzten Wochen in besseren Verh~tltnissen lebte und dab er auf meine Unterweisung hin seine Obstipation mit ziemlieh gutem Erfolge bek~mpfte.

Zusammen/assung. Es wird in diesem Teile auf den Zusammenhang, der zwischen der

Wasserausscheidung und dem vegetativen Nervensystem vorhanden ist, aufmerksam gemacht. Einen hohen Tonus des sympathischen oder des ganzen vegetativen Nervensystems land ieh in F/~]len, die eine besehleunigte Wasserausseheidung batten; tfingegen fand ich bei In- dividuen mit einer trs Wasserausscheidung e~nen h6heren Tonus des parasympathischen Nervensystems oder eine sog. t typoamphotonie. Aus einer 1Reihe yon in dieser Richtung untersuehten F~llen werden 5 Krankengeschichten, die diesen Zusammenhang illustrieren sollen, wiedergegeben. Welter wird der Einflug yon Adrenalin und Piloearpin auf den Verlauf der Ausscheidungskurve nach Wasserbelastung unter- sucht sowie die Aufmerksamkeit auf die harntreibende Eigenschaft yon Adrenalin in Fgllen, die sonst eine tr/ige Wasserausscheidung ergaben, gelenkt.

Anhang. Wenn man den Verlauf einzelner Derraatosen und ihr Verh~ltnis

zum jewei!igen Verhalten desjenigen Teiles des Stoffwechsels, den ich in dieser Arbeit untersucht habe, ins Auge fa~t, bemerkt man eine ge- wisse Periodizitgt. Man gewinnt den Eindruck, da~ diese Periodizitat, die am charakteristischsten im Verlaufe des Pemphigus resp. der Duhring- schen Krankheit und gewisser stark verbreiteter Ekzeme hervortritt, auch in anderen Dermatosen, deren Xtiologie meist in Stolfwechsel- st6rungen gesucht wird, zu finden w~re. Unter verschiedenen 13ber- gangszust~nden fallen ins Auge 2 Momente: der erste, in welchem im allgemeinen fiber eine St6rung des Stoffwechsels gesprochen werden kann (Retention des Wassers, der Chloride, des ttarnstoffes, Verli~nge- rung der alimenti~ren Glyk~miekurve u. v. a. Von dieser letzten wird im zweiten Tefle dieser Arbeit berichtet.} Diese StSrungen, deren charakteri-

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214 A. Nadel: Untersuchungen fiber StSrungen des

stisehes Merkmal die Retention bildet, gehen am h~ufigsgen mit einer klinischen Verschlimmerung der Dermatose und des ~llgemeinen Zustandes einher. Die zweite Periode ist eine Ausscheidungsperiode, in der eine Besserung des Stoffwechsels, am h~ufigsten mit einer klini- sehen Besserung der Dermatose verbunden, eintritt. Im Zusammenhange mit dieser Periodizit~t gewisser Dermatosen w~ren an dieser Stelle die Arbeiten yon Natan und Stern zu nennen. Diese Autoren fanden auger einer Steigerung des Wassergehaltes im akuten Stadium yon Haut- krankheiten auch einen Anstieg des Kaliums und Calciums in der Haut der Kranken. Diesen Mineralversehiebungen kommt nach den genann- ten Autoren keine ~tiologische Bedeutung zu, sondern sie baben einen Zusammenhang mit den allgemein-biologischen und physiko-chemischen Prozessen, die im entz~ndeten Gewebe stattfinden. Urbach f~nd eine Steigerung des Wassergehaltes der Haut bei versehiedenen ]-Iautkrank- heiten nicht nut an kranken sondern aueh an gesunden resp. seheinbar gesunden Hautstellen. In subakuten und chronischen Psoriasisf~llen war der Wassergehalt der }taut am Orte der Efflorescenzen erhSht. Die- ser Autor land aueh einen h5heren Wasser- und Kochsalzspiegel in der Haut Pemphiguskranker auch in den Anf~ngen dieser Erkrankung.

Noeh einige Worte fiber Prurigokranke. Das Problem der Neigung dieser Kranken zur Ekzematisation ist his heute nieht gekl~rt worden. Unzweifelhaft spielen hier mehrere Momente eine Rolle. Es ist m6glieh, dab eines der wichtigen ~tiologisehen Momente die yon mir beobachtete starke Wasserretention, die bei dieser Erkrankung eine Begleiterscheinung zu sein scheint, bildet. Ich erinnere, daft ich oft bei denjenigen Psori- atikern, bei denen eine Neigung zum N~ssen und zur Ekzematisation vorhanden war, eine St6rung der Wasserausseheidang vorfand, w~hrend die troekenen, zu Ekzemen nieht neigenden Psoriasisformen meist einen normalen Wasserstoffwechsel ergaben.

]Jber den EinfluB yon Adrenalin auf die Wasserauscheidung land ich in der mir zug~nglichen Literatur nut wenige Arbeiten. Pick und Pineles fanden eine diuretisehe Wirkung dieser Substanz bei Kaninehen mit exstirpierter Schilddrfise. Sie zitieren eine Arbeit yon Biber[eld, der dieselben Ergebnisse bei nieht operierten Kaninchen vorfand. Falta erwies, daft AdrEnalin bei gewissen Diabetikern aueh in der Zeit der Aglykosurie eine Diurese hervorruft. Sonst land ich in der mir zu- g~nglichen Literatur keine weiteren Untersuchungen fiber die diuretisehe Wirkung dieses Mittels beim Mensehen. Viel mehr findet man Angaben fiber die diuretische Eigensehaft yon Piloearpin; franz6sisehe Autoren maehen darauf aufmerksam, d~B sie eine diuretisehe Wirkung dieses Mittels speziell bei Syphilis des 1Nervensystems beobachtet haben.

Der Meehanismus der diuretischen Wirkung yon Adrenalin ist sehr interessant und beruht w~hrscheinlich auf einer ungleiehm~tBigen Wit-

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Wasser- und Zuckerstoffwechsels im Ver]aufe einiger Hautkrankheiten. 215

kung dieser Substanz auf die BlutgefiiBe. Einerseits ruff Adrenalin eine Kontraktion s~mtlicher Blutgef~Be hervor, wogegen ihre Wirkung auf die Coronar- und NierengefgBe einen anderen Verlauf nimmt. Nach kurzer Dauer des Kontraktionszustandes tritt n~mlich eine Dilatation dieser Blutgef~Be ein. Diese eigentfimliche Wirkung auf die Nieren- blutgefiiBe kSnnte leicht die diuretische Wirkung dieses Mittels er- kl~tren, indem die aus den Geweben infolge Gef~Bkontraktion ausge- preBte Fliissigkeit durch die erweiterten NierengefiiBe offenen Weg finder.

Ergebnisse." 1. StSrungen des Wasserstoffwechse]s, die in der Duhringschen

Krankheit auftreten, sind nur periodisch, d. i. sie treten nur yon Zeit zu Zeit auf und haben einen Zusammenhang in erster Reihe mit dem Zustande der Haut des Kranken ; es l~Bt sich jedoch nicht leugnen, dab Momente, die auBerhalb der Haut liegen, eine ebenso hervor- ragende Rolle in der Wasserausscheidung dieser Kranken spielen kSnnen.

2. Die Ergebnisse der Nierenfunktionspriffungen (Jod, Farbstoffe, Harnstoff u. a.) schlieBen eine Nierenerkrankung als Ursache der StS- rungen des Wasser- und Chloridestoffwechsels in der Friihperiode dieser Erkrankung aus.

3. StSrungen der Wasserausscheidung sind nicht allein ffir die Duhringsche Krankheif pathognomonisch und treten im Verlaufe ver- schiedener Dermatosen auf.

4. Die exsudative Form der Psoriasis neigt zu tragem Wasserstoff- wechsel, wghrend die trockene Form dieser Hautkrankheit zur normalen, oft beschleunigten Wasserausscheidung inkliniert.

5. Die tt5he der Wasserretention ist im Verlaufe der Hautkrank- heiten abhgngig yon der Ausdehnung und dem Charakter der Derma- tose, ihrer Neigung zum Ngssen sowie vom allgemeinen Zustande des Kranken.

6. Eine der grSBten WasserstoffwechselstSrungen, die bei ttautkrank- heiten vorkommen kann, fand ich bei l%urigo. Auch in dieser Er- krankung kann eine Besserung resp. Riickkehr des Wasserstoffwechsels zur Norm im Momente der Besserung resp. Heilung der Dermatose eintreten. Eine StSrung des EiweiBstoffwechsels, die manche schwere Prurigoformen begleiten kann, ist kein Symptom einer Nierenerkran- kung, sondern ist eine zeitweilige Erscheinung eines allgemeinen fehler- haften Stoffwechsels, der im Momente der Besserung resp. Heilung der Dermatose sich bessern oder normal werden kann.

7. Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Wasserstoffwechsel und dem vegetativen Nervensystem. Individuen mit einem i3ber- gewicht des sympathischen Nervensystems sowie sog. Amphotoniker

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216 A. Nadel: Untersuehungen tiber StSrungen des

neigen zu regem Wassers toffwechsel , w/~hrend diejenigen, deren pa ra - sympa th i sches Ne rvensys t em i iberer regbar i s t sowie sog. H y p o a m p h o - toniker , eher zu t r~gem W~sserstoffwechsel eine Neigung besi tzen.

8. Adrena l in i s t ein kr~ft iges D iu re t i cum n ich t n u t bei Tieren, abe r auch be im Menschen ; die W i r k u n g dieser Subs tanz t r i t t speziell deut l ich bei I n d i v i d u e n mi t einer trKgen Wasseraussche idung hervor .

I I . Zuekerstoffwechsel .

1. Einleitung.

Den Untersnchnngen der letzten Jahre verdanken wit die FeststelIung, dab beim Menschen sowie bei denjenigen Tieren, die zur Untersuehung des Zueker- stoffwechsels herangezogen wurden, nach Einnahme eines gewissen Quantum s yon Xohlehydraten der Blutzuekerspiegei erhSht wird. Somit fiel die These, dab der Blutzuekerspiegel keinen Schwankungen unterliege. Als JBang im Jahre 1912 seine Mikromethode verSffentlichte, die den Zuekerwert in ganz geringen Blnt- mengen festzustellen gestattete, erschien eine ganze Reihe yon Arbeiten fiber das Verhalten des Blntznekers nach Belastung mit Kohlehydraten im Verlaufe ver - sehiedener Krankheiten. Man iiberzeugte sich abet, dal~ aueh bei gesunden Mere schen der Blutzucker naeh Belastung mit Kohlehydraten Schwankungen unterlag. Wenn wir den niiehternen Blutzuckerspiegel beim gesunden Menschen als 0,06 bis 0,11% ~nnehmen, dann erhalten wit durchsehnittlieh nach Belastung mit 100 g Glykose den hSehsten Anstieg der sogenannten Blutzuckerkurve, 0,16 bis 0,18%; nieht selten jedoeh finder man bei gesunden Individuen, deren sympathi- sehes Nervensystem iibererregbar ist, n~eh dieser Belastung Werte, die bis 0,2% und noch h0her gelangen. Dieser Anstieg des Blutzuckers ist jedoeh beim ge- sunden Mensehen yon kurzer D~uer, f~l]t gewShnlieh auf die ersten 30 Minuten naeh der Zuckereinnahme und kehrt naeh 90 Minuten bis 2 Stunden zur Norm, m~nchmal sogar unter die Norm zurtick. Naeh Holsti, den Lojander in seiner Arbeit zitiert, erhiilt man ftir Gesunde folgende Blutzuckerwerte:

niichtern . . . . . . . . . . . . . . . . 0,10 g % 30 Minuten n~ch Einn~hme yon Glykose .0,14 g% 60 . . . . . . . . . . .0,1I g% 90 . . . . . . . . . . . 0,10 g%

120 . . . . . . . . . . . 0,09 g %

Die Abweichung der alimenti~ren Glyk~miereaktion yon der ~orm finder man L~ einer ganzen Reihe versehiedenster Erkrankungen, die keinen Zusammen- hung mi% Diabetes haben. StSrungen der inneren Sekre~ion, Infektionskrank- hei%en, die erw/~hn%en S~Srungen des vegetativen Nervensystems u. v. a., ja bei pradisponierten Individuen sogar psyehische Erregungen sind imstande, den Ver- lauf und den Charakter der aliment~tren Glyki~mieknrve zu beeinflussen und sogar eine temporare Glykosurie hervorzurufen.

Es g ib t eine Reihe von Arbe i ten , die sich mi t B lu t zucke rwer t en bei versch iedenen H a u t k r a n k h e i t e n befassen. Genaue L i t e r a t u r a n g a b e n k a n n m a n diesbezfiglich in einer sehr in t e res san ten Arbe i t yon Urbach und Sicher f inden. Hingegen g ib t es verh~Itnism/s weniger Arbe i t en fiber den Verl~uf der glyk/~mischen K u r v e bei H a u t k r a n k h e i t e n .

Page 24: Untersuchungen über Störungen des Wasser- und Zuckerstoffwechsels im Verlaufe einiger Hautkrankheiten

W~sser- und Zuekerstoffwechsels im Vert~ufe einiger Hautkrunkheiten. 217

Es ist merkwiirdig, dab die Ergebnisse der Autoren, die sieh mit der Best immung der Niichternwerte des Blutzuckers im Verlaufe yon Hautkrankhei ten befM~ten, oft nieht iibereinstimmen. W/~hrend manehe Autoren eine Erh6hung des Blutzuckers in sehr vielen Dermatosen fest- stellen, linden andere eine Abweiehung yon der Norm nut in einem geringen Prozentteile derselben Derm~tosen. Noch andere finden nur eine Verl~ngerung der Miment/~ren Glyk/imiekurve ohne ~nderung des Niiehternwertes.

Was die Erkl~rung des erhShten Blutzuekerspiegels resp. der ver- l~ngerten ~liment/tren Blutzuekerkurve anbetrifft, gibt es ebenfMIs ganz diverse Meinungen. W{thrend ein Teil der l~'orseher im erhShten Blutzuckerspiegel etwas Essentielles, ffir gewisse Dermatosen Spezi- fisehes, vie]leieht sogar Atiologisches sehen will, betrachten ~ndere den erh6hten Blutzuckerwert Ms eine Beg]eiterseheinung der Krankheit .

Meine Untersuehungen ftihrte ich an einer Anzahl yon F/illen nach der Methode yon Lewis-Benedict durch. Die ICranken wurden mit GlykoselSsung im Ver- h~ltnis 1,6 g pro 1 kg K6rpergewieht bel~ste~, und in 5 HMbstunden wurde die Ausscheidungskurve beobachtet. Die Blutzuckerwerte warden auf diese Weise ausgefiihrt, dM3 mittels IMikropipette jede 30 Minuten 0,1 ecru Blur dem Finger entnommen wurde. Die ]3estimmung der Blutzuckerwerte n~ch der l~r yon Hagedorn.Jensen wurde yore Kollegen Dr. M. J. Ostern, dem ieh an dieser Stelle meinen besten Dank a~usspreehe, durchgeftihrt.

F/~Ile, die ieh zu meinen Untersuehungen beniitzte, s tammen ~us der Reihe yon Kmnken , an denen ieh im ersten Teile dieser Arbeit den Wasser-, Chloride-, Eiweigstoffweehsel usw. untersueht babe; ich zog deshMb dieselben Kranken zu diesen Versuehen heran, well ieh erstens dachte, dab es mir vielleieht gelingen werde, irgendeinen Zusammenhang zwisehen dem Verlauf der alimentgren Glyk/imiekurve und dem Ergebnis voriger Untersuchungen zu tinden, zweitens der Meinung war, dab das Studium der glyk/~mischen Kurve im Verlaufe einer Dermatose bei Kenntnis der in anderer Riehtung erhMtenen Untersuehungsergebnisse, gewissermagen zur K1/irung der Xtiologie des abnormen Verlaufes der glyki~misehen Kurve bei Hautkrankhei ten beitragen k6nnte.

Die SpitMsdi&t enth&lt bekanntlieh durehsehnittlieh dieselben t/~g- lichen Mengen yon Eiweig, Fe t t und Kohlehydraten. Ieh maehe deshMb darauf aufmerksam, well bekannterweise die Di&t der 2 vorangegangenen Tage einen grogen Einflug auf den Verlauf der Miment/iren Glyk&mie- kurve des Kranken hat. Infolge dieser gleiehf6rmigen Nahrung traehtete ieh deshMb die Spitalsdi/~t der Kranken vor der Untersuehung nieht zu &ndern.

Da die meisten Kranken aus dem ersten Teile dieser Arbeit bekannt sind, habe ieh dieselben Ordnungszahlen, unter denen sie dort besehrieben worden sind, beibehMten. Um mieh nieht zu wiederholen, babe ieh bereits erw&hnte Einzelhei~en aus den Krankengesehichten nicht wiederholt.

Archly f. Derma~ologie u. Syphilis. Bd, 159. 15

Page 25: Untersuchungen über Störungen des Wasser- und Zuckerstoffwechsels im Verlaufe einiger Hautkrankheiten

218 A. Nadel: Untersuchungen fiber St6rungen des

2. Der Verlau/ der alimentdiren Glykgmiekurve im VerhgIlnis zum Haut- zustand der Dermatose.

Fall 1. J .A. , 50 Jahre. Dermatitis herpetiformis Duhring. Abb. 18 stellt die glyk~mische Kurve des in einem sehr guten allgemeinen Zustande sich be- findenden Kranken in der Zeitperiode dar, in welcher der W.-V. und der K.-V. normal ausfielen. (Anf den Abszissen is~ die Zei~ in Minuten nach Einnahme yon Glykose, anf der Ordinate die Milligrammprozente Zucker ira Blute an- gegeben.) Die glyk~mische Knrve hat - - wie ersiehtlich - - bei diesem Kranken einen normalen Verlauf.

Lo]ander, der enter seinen F~tllen 3 Duhringkranke hatte, fend bei allen eine Verl~ngerung und Steigung der aliment/s Blutzuekerkurve. Dieser Autor

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Abb. 18. Fal l 1. Dermat i t . herpet i f . Duhring. Normale Glyk~miekurve ,

- - GlykKmiekurve im Falle ].

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Abb. 19, Fal l 6. Ekzema raadidans facieL

gewann sogar don Eindruek, dab in einem Falle dieser Erkrankung die HOhe der Blntzuekerkurve mit der Zahl der Hantblasen stieg. In mei- nem Falle sehen wir eine normale Blutzuckerkurve bei sehr gutem Hautzustande und bei normaler Wasserausseheidung des Kranken. Es ist daher mOglich, dab der Ver- lauf der Glykgmiekurve in dieser Dermatose im Zusammenhang mit dem ttaut- end allgemeinen Zu- stande des Krenken steht.

Fall 6. J . J . , 23 Jahre. Ekzema madidans faeiei, erwies nach Gly- kosebelestung eine 8teigung der Zuekerkurve nach 60 Minuten bis 0,173%, die nech 2,5 Stunden z u ihrer Ausgangsh6he noch immer nieht gesunken ist (Abb. 19).

Fall 9. X.W., 25 Jahre. Ek- zema en plaques. Neigung zum N~ssen. Die Glykgmiekurve nach Einnahme yon Glykose, bei schlech-

tern I-Iautzustand des Kranken und bei Wasserretentionserseheinungen, s~ellt Abb. 20, Linie AB dar. Ergebnis des 3 Woehen sparer wiederholten Glyk~mie- versuches, bei erheblicher Besserung des Hautzustandes und sehr geringen Wasser- retentionserscheinungen, stell~ Linie CD derselben Abbildung dar. Wir sehen, dab ira Momente der Besserung des Hau~zus~andes und der Ann~herung der Wasser- kurve zur normalen, die glyk~misehe Kurve sich gleiehfalIs der Norm n~herte. Auch der niichterne Blutzuckerwert dieses Kranken erlitt eine Xnderung. W~h- rend bei schlechtem Hautzustande und starkem N~ssen der niichterne Blut- zuekerwert 0,107% betrug, fie1 er bei Besserung der Dermetose (und bei unver- anderter Diet des Kranken) auf 0,78%.

Einen ~hnliehen Perellelismus der Erseheinungen fend ieh auch im n~chsten Falle.

.Fall 8. K.G., 28 Jahre elf. Dermatitis artfficialis. Das Ergebnis der ]~e- lastung des Xranken mit Glykose, w~hrend der Dauer der Dermatose und bei geringen Wasserretentionserscheinungen stell~ Abb. 21, Linie AB dar. Wie er- sichtlich, erfolgt erst naeh 2,5 Stunden die Rtiekkehr des Zuckerspiegels zur Norm

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Wasser- und Zuekerstoffweehsels im Verlaufe einiger Hautkrsnkheiten. 219

bzw. zur posthyperglyk~mischen Hypoglyk~mie. Das Ergebnis der Wiederholung des Versuches bei fast normalem Zustande der Haut so~de bei normaler Wasser- ausscheidung stellt Linie CZ) dar. Man sieht hicr zwar t in schnelles Aufsteigcn des Blutzuckerspiegels zu enormer H6he, aber such schon naeh 90 Ninuten ein rapides Sinken unter den Ansgangs- punkt. Diese Kurve hat den Cha- rakter der bei Sympathicotonikcrn vorkommenden GIykgmiekurve, bei welcher - - wie beksnnt - - der Gipfel suf die 30., seltener 60. Minute f~llt, bei der sber such meistens nsch 2 Stunden eine Riickkehr zur Norm eintritt. Ffir den sympathicoto- nischen Charakter des vcgetativen Nervensystems dieses Krsnken spricht such der Umstand, dab bei verhMtnism~iBig susgebreite~er Der- m~tose eine nur maBige Wasser- retention gefunden wurdc. Diese Erscheinung fand ich bei sogenann- ten Sympsthicotonikern oder Am- photonikern.

Im Falle 7, M.M. , 23 Jahre, Dermatitis artificislis, war bei ver- h~ltnismS, Big geringen Hsuterschei- nungen die Glyk~miekurve w/~hrend der Anwesenheit der Hsutentziin- dung sowie nsch der Aushcilung der- selbcn verl/~ngert. Es ist m6glich, dab die in dicsem Falle stark posi- tive WaR. einen Einflug ~uf den Cha- raktcr der Glyk/~miekurve such nsch Ausheilung dcr Dermatose hstte.

Im Eall 26, K. J., 20 Jshre sit, Ichthyosis leichten Grades, die eine beschleunigte Wssscrausseheidung erwies, sank der Blutzuckcrwert im Verlsufe der Zuckerkurve nach 2,5 Stunden zur Norm.

Im Falle 28, Ch. M., 38 Jshre, Ststus post cpididymitidem gonor- rhoiesm, wurde der Patient zwecks Erzeugung eines Erythems mit Qusrzlampe bestrshlt. Bei norma- lem Wasserstoffwechsel w~r die Gly- kg~miekurve deutlich verlgngert. Der

200

"/60 I J . . ~ - B

1 0 0 ~ ~ ,,~....~.

6g 30' 60" .,~ 720" 750 ~

Abb. 20. Fall 9. Ekzema en plaques. Normale Glyk~miekurve,

AB Glykgmiekurve w/~hrend des Anhal- tens der Dermatose,

CD GlyMimiekurve naeh teilweiser Heilang der Dermatose.

2q6

220

200

730

160

80

50

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30' 60' 90' 720" 7~q0 ~

Abb. 21. Fall 8. Dermatitis artificialis. Normale Glykgmiekurve,

AB Glyk~miekurve w~thrend des Anhaltens der Dermatose,

UD Glyk~miekurve naeh bedeutender Bes- serung der Haul.

Blutzuckerspiegel, der niichtern 0,096 % betrug, stieg zwar nach 60 Minuten bloB bis 0,15~%, befsnd sich jedoch nach 2,5 Stunden noch immer auf einem h6heren Nivesu (0,125%). Dieser Fall stimm~ mit der Beobachtung yon Lo]ander, der bei mehreren mit Quarz]ampe bestrah]ten Xranken cine Verlangerung der Glyk- ~miekurve vorfand, fiberein. Es muB bemerkt wcrden, dag dieser Krankc ~rotz des starken Erythems w~hrend des Vcrsuches nieht fieber~e.

15"

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220 A. Nadel: UnLersuehungen fiber St6rungen des

.Fall 29. M.K., 20 Jahre alt. Glomerulonephritis. EiweiB 0,15%. Der nfieh- terne ]31utzuckerwert 0,096% betrug nach 2,5 Stunden noeh immer 0,153%. ~,

aVal[ 21. 3/[. D., 24 Jahre. Prurigo. Belastung des Y~ranken mit Glykose ergab bei sehlechtem ttautzustande, s~arkem N~ssen nnd erheblieher St6rung des Wasserstoffwechsels (siehe I. Tell dieser "Arbeit) eine bedeutend verl~ngerte Glykamiekurve (Abb. 22, AB). Naeh 2,5 S~unden beLrug der Blu*zueker (ntieh- tern 0,115%) 0,167%! Diesen Verlauf der Glyk~miekurve finder man sehon

gew6hnlieh bei mittelschweren Dia- 220 betikern.

- - " - - - - ~ Naeh 2monatiger B/~der-und 20o ~ Salbenbehandlung des Kr~nken war :30 der Hau~zustand sehr gut. Eine

B Wiederholung des Zuekerversuehes :5o ergab jetzt einen'Verlauf, den Linie 7r CD darstellt. Wir sehen, dab im

Momente der tteilung der Dermatose :20 eine Abfl~chnng der Glyk~miekurve

A und eine Ann~herung znr normalen 7oo g eingetreten ist. Aueh der nttehterne 8o Blntzuckerwert ergab jetzt eine ge-

ringere tt6he. Es mug aueh bemerkt werden, dab gleiehzeitig mit der Ab- flaohung der Glykgmiekurve aueh eine normale Wasserausscheidnng

CD Glykgmiekurve naeh Abheilung der bei diesem Kranken eintrat. Die Dermatose. Ambardsche Konstante, die vorher

0,18 betrug, sank jetzt auf 0,16, ein ~80 :Reweis, daft aueh der EiweiBstoff-

wechsel sieh gebessert hat. :60 ~ ~ Eall 22. W.S., 34 Jahre. Pru- r . 2 ~ / , , ~ \ ~ rigo. Dieser Fall yon milder kli-

�9 ' nischer Form ergab - - wie bereits :20 ~ ~ bekannt - - eine sehr erhebliche

/ qO0 "~"~'.... _ Wasserretention. Die in dieser Zeit- ~ " ~ . ~ loeriode untersuehte Glyk~miekurve

30 30' 60' gO' ~20' r ergab ebenfalls eine deutliehe Ver- l~ngerung (Abb. 23). Leider verliel3

Abb. 23. FaR 22. Prurigo. der Kranke die Abteilung, so dal? die wei~ere Beobaeh~ung des u

laufes der Glykgmiekurve nach Ausheilung der Dermatose unterbleiben mugte. "Eail 18. H.J . , 60 Jahre. Psoriasis. Ergebnis der Belastung des Kranken

mig Glykose wghrend der Anwesenheit sehr vieler ]-Iauteffloreseenzen, bei erheb- lieher Wasserretention stellt Abb. 24, Linie A B dar. Der Blutzuekerwert, der ntichtern 0,095 betrug, war nach 2,5 Stnnden noeh auf der It6he yon 0,132%. Sehon 1 Stunde naeh Einnahme der GIykoseNSsung tra~ deutliche Glykosurie, die einige Stunden andauerte, ant.

Bei erheblieher Besserung der Itautver/inderungen trat - - wie ieh im I. Teile dieser Arbeit angegeben babe - - eine nur geringe Besserung der Wasseransscheidung ein.-Die Glyk~miekurVe hingegen/~nderte mehr ihren Charakter (Abb. 24, C/)). Zwar betrug der ~Blutznekerwert naeh 2 Stnnden noeh 0,138 %, naeh 2,5 S~unden tratjed0ch eine Rfickkehr zur Norm resp. unter die Norm ein. Auch der tIarn verhielt sich in dieser Zeit anders. Wahrend des Anhaltens der Dermatose irat

/ / ' , ,

, f F - ~ D

,70' 60' 90' /.20' /,50' Abb. 22. 1%11 ~1. Prurigo. NormMe Glyk~miekurve,

AB Glyk~tmiekurve w~hrend des AnhMtens der Dermatose,

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Wasser- und Zuekerstoffwechsels im Verlaufe einiger Hautkrankheiten. 221

nach Glykosebelastung deutlicher Zuekerharn auf, den ieh bei diesem Kranken nach Involution der Efflorescenzen w~hrend der Glykosebelastungsprobe nicht gdunden habe; ich bemerke, dab der Kranke die ganze Zei~ hindureh dieselbe Kost einnahm.

Dieser Fall illustriert den Zusammenhang zwischen dem Zustande der Itaut nnd dem Verlaufe der aliment~ren Glyk/~miekurve sowie zwisehen dem Zustande der Haut und der Glykosurie. Bei normaler Spitalsdi/~t land ich bei diesem Kranken kein einziges Mal Spuren yon IIarnzucker, weder w~hrend des Anhaltens der Dermatose noeh naeh Schwund der Efflorescenzen.

Wenn es sich um eine Erkl/~rung dieses gMehzeitigen Schwindens der ali- ment/~ren Glykosurie und der tIautkrankheit bei diesem Kranken handeln sollte, kSnnte man folgende These annehmen: Dieser Kranke konnte infolge seines Alters, seines Zustandes der Blutgef/~ge eine etwas verringerte Zuekerto]eranz besitzen; wenn wir annehmen, dag der Znstand der ttaut einen Einflug anf den Zucker- stoffwechsel ausiibt, dann ware es m6glich, dag bei 1)r~disponierten Individnen wi~hrend des Anhaltens einer Dermatose die Glykosurie als Zeiehen einer verringerten zeit- weiligen Zuekertoleranz auftreten k6nnte. Bei besserem Zustande der Haut konnte daher bei diesem Kranken die Zuckertoleranz wach- sen. Ob diese Erseheinung auch in anderen F~llen vorkommt, mtiBte an einem entsprechenden Material testgestellt werden.

F a l l 17. M.P., 31 Jahre, Pso- riasis, der eine StOrung des Wasser- stoffwechsels mittleren Grades auf- wies, hatte einen niiehternen Blut- zuekerwert 0,096 % ; der ttShepunkt tier Glyk/tmiekurve (0,133%) trat nach 60 Minnten ein. Naeh Ablauf

220

"180

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4'/" "" 8O

30' 6P' 90' 120' 150'

Abb. 24, Fall 18. Psoriasis, Normale Glyk~miekurve,

AB Glykamiekurve w~hrend des Anhaltens der Dermatose,

CD Glyk~miekurve nach Abheitung der Dermatose.

yon 2,5 Stunden war der Blutzuckerwert noch immer erh6ht (0,107%). Nach 1 monatiger /3ehandlung des Hautleidens, nach Eintritt einer grogen Besserung der Dermatose, wurde der Wasserstoffweehsel normal. Trotzdem blieb die ali- ment~re Glyk/imiekurve welter verl/~ngert. (Blutzuekerwert: niich~ern 0,088 %, H~hepunkt der Kurve naeh 30 Minuten 0,143 %, naeh 2,5 Stunden 0,111%.)

Man sieht also, dal~ trotz der Besserung des I-Iaut]eidens und der Rtiekkehr des Wasserstoffweehsels zur Norm, die Glykgmiekurve in diesem Fal]e noch welter verlgngert war.

Unter einer ganzen Reihe gesunder Mensehen oder soleher, die mit einer ganz ~nbedeutenden Dermatose behaftet waren und bei denen meistens eine normale Glykgmiekurve vorgefunden wurde, verdient ein Fall, der trotz sehr geringer ttautvergnderungen eine abnorme Glykgmiekurve erwies, hervorgehoben zu werden. Es ist dies:

F a l l 2 7 . P.K., 21 Jahre. Ekzema seborrhoieum ganz geringen Grades. Dieser Mann, der kein inneres Leiden hatte, zeigte wghrend der Dauer der er- wghnten Hautkrankheit sowie naeh ihrer tIeilung eine bedeutende St6rung der Wasserausseheidung. Der Blutzuekerwert, der niiehtern 0,098% betrug, stieg im Verlaufe der Glykgmiereaktion naeh 30 Minuten bis 0,153 %, um nach 2,5 Stun-

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222 A. Nadeh Untersuchungen fiber St6rungen des

den noch immer zur Norm nicht zuriiekzukehren (0,122%). Untersuchung des vegetativen Nervensystems ergs, b eine tIypoamphotonie. Auf Grund des l%hlens anderer subjektiver wie objektiver Krankheitserscheinungen in diesem Falle ver- mute ich hier, dab die Verl~ngerung der Glyk~miekurve mit dem schwachen Tonus des ganzen vegetativen Nervensystems sowie im allgemeinen mit dem gesamten tr~gen Stoffwechsel in Zusammenhang steht (siehe I. Teil).

Zusammen/assung. In diesem Kapitel wurden ]3 Fiille verschiedener Dermatosen (dar-

unter ein interner Fall), in denen der Verlauf der Glykgmiekurve unter- sueht wurde, besehrieben. AuBer einem in einem sehr guten Zustande sich befindenden Duhringfall, wurde in s~mtlichen F/~llen eine verl~ngerte Glykamiekurve gefunden. Es wurden Fs folgender Erkrankungen untersucht: Dermatitis artificialis, Ekzema, Erythem nach Quarz- ]ampenbestrahlung, Ichthyosis, Nephritis, Prurigo, Psoriasis. Wie ich erw~hnt babe, hatte ieh die MSgliehkeit, die alimentgre Glyk~.miekurve in denjenigen F/~llen zu untersuehen, in denen unter anderem der W.-V. und K.-V. bereits durchgefiihrt worden sind. Unter 13 Fallen erwiesen 9 eine Ubereinstimmung beider Erseheinungen, und zwar: eine Ver- ls der G]yk/~mie- und Wasserkurve (Fall 9; 8, 29, 21, 22, 18, 17, 27) oder eine norm~le Glyks und normale Wasserkurve (Fall 1). Die restliehen 4 F~lle (Fall 6, 7, 26, 25) erwiesen keine Ubereinstimmung die- ser beiden Erseheinungen (bei verlgngerter Glyki~miekurve war eine normale oder sogar besch]eunigte Wasserausseheidungskurve). 5 F/~lle konnte ieh t~ngere Zeit beobachten, um das Verhalten der Glyk~mie- sowie der Wasserkurve aueh in den Perioden der Besserung oder Heilung der Dermatose festzustellen. Unter diesen 5 Kranken konnte ieh in 4 F/~llen, in denen am Anfang der Behandlung die Glykiimie- sowie Wasserkurve verlgngert waren (Fall 8, 9, 18, 21), nach Besserung resp. kIinischer Heilung der Dermatose eine Besserung oder gar eine Riickkehr zur Norm der Glyki~mie- sowie Wasserkurve feststellen. Eine Ausnahme bildete Fall 17, in welchem trotz Besserung der Hautkrankheit sowie gleichzeitiger Rtiekkehr der Wasserausscheidung zur Norm die Glykgmie- kurve noch immer verl~ngert erschien (Tabelle. 3).

Den abnormsten Verlauf der Glykgmiekm've hatte Fall 21 ( Prurig o diathesique ), bekannt aus dem I. Teile dieser Arbeit, bei dem unter anderem auch eine abnorme Ausscheidung yon Harnstoff gefnnden wnrde. Es verdient auch bemerkt zu werden, dab in diesem Falle gleichzeitig mit der Rfickkehr der Glykgmie- sowie Wasserkurve zur Norm, die Ambardsche Konstante ebenfalls sich der normalen_ n~herte.

3. Versuch einer gleichzeitigen Untersuchung des Wasser- und Zuclcessto]Jwechsels.

StSrungen des Wasserstoffwechse]s, die den Verlauf des Diabetes mellitus begleiten, treten unter anderem als grSBeres Durstgef/iht und, als Folge dessert, als versti~rkte Diurese auf. Die Blutkonzentration des

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Wasser- und Zuekerstoffweehsels im Verlauie einiger Hautkrankheiten. 223

Tabelle 3.

/game der Krankheit Glyl~tmiekurve Wasserkurve Anmerkung

Dermatitis herpetif. Duhring

Ekzema madidans

Ekzema en plaques

Ekzema seborrhoicum

Dermatitis artifie.

Dermatitis artifie.

Iehthyosis

Erythem nach Quarz- lampenstrahlung

Glomerulonephritis

Prurigo

Prurigo

Psoriasis

Psoriasis

normal

verl~ingert

verl~ngert

verls

verlgngert

verl~ngert

verl~ngert

verl~ngert

verl/~ngert

verl~ngert

vert~ngert

verl~ngert

verl~ngert

normal

normal

verl~tngert

verls

verl~ngert

bei Besserung der Haut: Besserung der Wasser- und

Glykiimiekurve

bei Besserung der tIaut: Besserang der Wasser- und

Glykgmiekurve

normal

resp. I 1

normal besehleunigt '1

normal resp. [ beseMeunigt

verl~ngert

verliingert

verl/~ngerf

verl/~ngert

verl~ngert

m

bei Besserung der Haut: Besserung der Wasser- und

Glykgmiekurve

bei Besserung der Haut : Besserung der Wasser- und

Glykgmiekurve

bei Besserung der ttauf: Besserung der Wasserkurve, keine Besserung der Gly-

kiimiekurve

Diabetikers ist yon seiner Diat abhangig. Steigung des Blutzuckers nach Nahrungsaufnahme ruft beim Diabetiker eine S~eigerung des Wassergehaltes im Blute hervor; diese Erscheinung ist jedoeh nut yon kurzer Dauer, denn bald vergr613ert sieh als Folge der Kohlehydrat- belastung die Glykosurie und als weitere Folge die Polyurie (Klein, O. Meyer-Bisch). Die Verd/innung des Blutes nach Steigung des Blut- zuekerspiegels soll gewissermagen eine Abwehrerscheinung des Organis- mus vor allzuhohen Blutzuekerkonzentrationen sein.

Daraus kSnnte man sehliegen, dab bei gleiehzeitiger Belastungs- probe eines Diabetikers mit Zueker. und Wasser die tIarnmengen w/~h- rend der Steigung des Blutzuekerspiegels geringer, w~hrend des Sinkens desselben gr61]er sein sollten. Dal3 dies nieht in allen Fgllen zutrifft,

Page 31: Untersuchungen über Störungen des Wasser- und Zuckerstoffwechsels im Verlaufe einiger Hautkrankheiten

224 A. l~adel: Untersuchungen tiber St6rungen des

beweist ein zwar geringer, aber doch vorkommender Prozentsatz der- jenigen Diabetiker, bei denen t rotz tier hohen Glykosurie die Quantit / i t der t/ighehen Harnmengen die Norm k a u m iibersteigt. Die Xtiologie dieses sog. Diabetes deeipiens ist n icht ganz aufgeklart . Wfirde es sich nu t u m ~Itere Ind iv iduen mit vorgeschri t tener Arteriosklerose handeln, dann w~re die Ursaehe leicht zu erkl~ren. Es kommen aber diese Diabetesf~lle eben auch bei jungen Ind iv iduen vor.

I ch glaube, daf~ dieselben Verh~ltnisse, die beim Diabetiker in h6he- rein Mal3e auftreten, beim Gesunden in geringerem Grade vorkommen. Der erhShte Blutzuckerwert mul3 auch beim Gesunden eine Verdtinnung des Btutes hervorrufen, jedoch in geringerem Grade, da die Ste igung des Blutzuckers - - in bezug auf HShe und Dauer - - ebenfalls nicht diese Wer te erreieht wie beim Diabetiker. Der Verlauf der Wasser- und Glyk/imiekurve nach gleiehzeitiger Belastung mit Wasser und Zueker miigte beim Gesunden normal ausfallen, wenn man beriieksiehtigt, da$ die l%iickkehr des Blutzuekers zur Norm beim Gesunden schon nach 2 Stunden erfolgt, w~hrend die Harnausscheidung nach Wasserbelas tung bekanntl ieh w i h re nd einer Zeitdauer yon 4 Stunden beobaehte t wird. Das Ergebnis gestaltet sieh abet anders, wenn wir auf ein I n d i v i d u u m stoSen, bei welchem, sei es infolge Arteriosklerose, sei es infolge eines t r i g e n Stoffwechsels (Vagotonie, Hypoamphoton ie , wie in meinen F i l l en es vorkam) die Wasserbelast tmg eine lZetention ~ufweisen wird. I ch vermute, da• eben diese bei jungen Ind iv iduen vorkommenden F/ille yon Diabetes decipiens einen t r i gen Wasserstoffwechsel besitzen, der vielleieht sehon zu einer Zeit bestand, bevor sich die Zuekerkrankhei t bei diesen Ind iv iduen entwiekelte.

Die darauffolgenden 3 l~lle (Psoriasis, Ekzema seborrhoicum, Prurigo), die schon vorher wegen StSrungen des Wasser- und Zuckerstoffwechsels beschrieben wurden, versuchte ich gleiehzeitig mit Wasser und Glykose, analog tier bekannten in Gebrauch stehenden Belastungsprobe der Kranken mit Wasser und Kochsalz, zu belasten. Die Kranken erhielten eine iM'em K6rpergewicht entsprechende Dosis yon Glykose in 500 ccm Tee. Jede 30. Mimlte wurde der Blutzuckerwert sowie die ausgeschiedene Harnmenge bestimmt.

Fall 18. H.g. , 60 gahre~ Psoriasis. Patient nahm niichtern 80 g Glykose, gel6st in 500 ecru Tee, ein. Der Verlauf der geaktion war folgender:

.Blutzucker Harnmenge

niichtern . . . . . 0,095 % nach 30 Minuten. . 0,174% 54 ccm

,, 60 . . . . 0,172% 43 ,, ,, 90 . . . . 0,168% 22 ,, ,, ]20 ,, . . 0,163% 17 ,, ,, 150 . . . . . 0,129% 22 ,,

4 Wochen spiter with bei der Besserung der Dermatose der Verl~uf beider Ausscheidungskurven ein wenig yon den vorigen ab:

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Wasser- und Zuekerstoffweehsels ira Verlaufe einiger Hautkrankheiten. 225

niichtern . . . . . naeh 30 Minuten.

,, 60 ,, ,, 90 ,, ,, 120 ,, ,, 150 ,, ,, 180 ,, ,, 240 ,,

Butzueker Harnmenge

0,108% 0,204 % 28 ccra 0,166 % 17 ,, 0,163% 13 ,, 0,138 % 14 ,, 0,095 % 20 ,,

- - 15 ,, - - 3 2 .

Wit sehen bier keine Obereinstiraraung zwischen den einzeInen Blutzueker- werten and der jedesraaligen t{arnraenge. Sowohl bei der verl~ngerten als auch bei der der Norm sich ns Blutzuekerknrve ist die Harnausscheidung herabgesetzt.

Fall 27. P . K . , 21 Jahre. ]~kzeraa seborrhoieura. Pat ient erhielt 97 g Glykose gel6st in 500 ecru Tee. Die Blutzuekerwerte nnd die Harnausseheidung gestalteten sieh folgenderma/3en:

niiehtern . . . . . naeh 30 Minuten.

,, 60 ,, ,, 90 ,, ,, 120 ,, ,, 150 ,, ,, 180 ,, ,, 2~0 ,,

Blu~zucker Harnmenge

0,098% 0,153 % 36 eera 0,142% 20 ,, 0,150% 15 ,, 0,140% 23 ,, 0,122 % 17 ,,

- - 1 7 ,, - - 2 3 , ,

Auch in diesem FMle, der einen tr~gen Wasserstoffweohsel aufwies (siehe L Teil), finder man keine genaue ISbereinstiraraung der Blutzuckerwerte rait den einzelnen Harnraengen, obwohl man ira allgeraeinen sagen kann, dab der Zucker- und Wasserstoffwechsel bei diesera I_ndividuura herabgesetz~ is~.

Einen gewissen Parallelismus finder raan aber ira niiehsten ~'alle:

~'all 21. M.D., 24 Jahre. Prurigo. Heilung der Hauterscheinungen s~att. gelSst in 500 ecru Tee ein.

Die Untersuchung Iand zu einer Zeit der Der I~'anke nahm niichtern 87 g Glykose

~tZUCkev H ~ ' ~ g e

Ntichtern . . . . . 0,095 % nach 30 M i n n t e n . . 0,143% 57 ccra

,, 60 ,, �9 �9 0,141% 42 ,, ,, 90 . . . . 0,119% 79 ,, ,, 120 . . . . 0,097% 49 ,, ,, 150 . . . . 0,097% 71 ,,

Wit sehen hier ein fast systeraatisches Anwachsen einzehaer Harnportionen bei gleiehzeitigem Sinken des Blutzuckerspiegels.

I c h v e r m u g e , d a b i n d e n j e n i g e n Fg l l en , i n w e l c h e n troLz F e h l e n s d e r

E r k r a n k u n g de r p e r i p h e r e n N i e r e k e i n P a r M l e l i s m u s z w i s c h e n d e m

Z u e k e r - u n d W a s s e r s g o f f w e c h s e l b e s t e h t , e ine gewis se 241anlichkeit mi~

D i a b e t e s d e c i p i e n s v o r h a n d e n is t . Die W a s s e r a u s s e h e i d t m g i s t bei d i e s e n

I n d i v i d u e n aus i r g e n d e i n e r U r s a e h e ges t6rg u n d erf/~hrt ga r k e i n e o d e r

e ine n u t ge r i nge A n d e r u n g t r o t z des A n w a e h s e n s ode r S i n k e n s des B l u t -

zucke r s w ~ h r e n d d e r a l i m e n t g r e n G l y k g m i e r e a k ~ i o n .

Page 33: Untersuchungen über Störungen des Wasser- und Zuckerstoffwechsels im Verlaufe einiger Hautkrankheiten

226 A. Iqadel: Untersuehungen fiber St6rungen des

4. Der Ein/lu[3 mancher diu[3eren s au] den Verlau] der aliment@en Blutzuckerkurve.

Nachdem ich feststellen konnte , dab eine Dermat i t i s artificialis, also eine E rk rankung , die du rch ~uBere Ursachen hervorgerufen wird, im- s tande ist, eine Verl~ngerung der aliment~tren Glyk~miekurve zu er- zeugen, waft sich die Frage auf, worin der Mechanismus des Ents tehens des hSheren Blutzuckerspiege]s bei diesen K r a n k e n bestehe. Wo ist die Ursache, dab die Glyk~miekurve bei diesen K r a n k e n l~ngere ZeSt zur I~iickkehr zur Norm als vor E inwi rkung dieser l~oxe erfordert ~. K a n n

100

80 30 ~ GO' .90' i20' r

Xbb. 25. Fall 17. C-lykKmiekurve der nichtgebadeten Hand,

- - -- -- Glyk~miekurve der gebadeten Hand.

~0

80' 30' 60' ,90' r ZSO'

Abb. o_G. Fall 29. G]yk~miekurve der nichtbestrahlten Hand,

~ ~ Glyk~miekurve der bestrahlten Hsnd.

m a n ffir die Verl/ ingerung der

Glykgmiekurve nu r die inne ren Organe verantwor~lich machen oder ha t die HauJo selber aueh irgendwelchen EinfluB auf den

jeweiligen Blutzuckerwert , u m so mehr als m a n das ]31ug den Hautcap i l l a ren e n t n i m m t ~. Zwecks Kl~rung dieser l~ragen scheinen mir 2 Fglle yon In te r - esse zu sein, die ieh je tz t fol-

gen lasse.

Fall 17. M.P., 31 Jahre. Bei diesem Psoriatiker, der aus dem I. Teile dieser Arbeit bekannt ist, untersuchte ich die aliment~re Gly- k/~miekurve auf diese Weise, dab tier Kranke einen Unterarm w~hrend der ganzen Untersuchungsdauer in

einem Bade yon 40 ~ C hielt, w/~hrend der zweite Unterarm auBerhalb des Bades in Zimmertemperatur sieh befand. Der im Bade sich befindende Unterarm wurde jede 1/2 Stunde auf kurze Zeit zwecks Blutentnahme vom Bade entfernt. Das Blur wurde mittels derselben Mikropipette den Fingerbeeren beider H~nde ent- nommen. Das Bild beider Glyk/~miekurven stellt Abb. 25 dar. Man sieht, dab der Charakter beider Glyk/~miekurven einander /~hnlich ist; die einzelnen Blnt- zuekerwerte jedoch weisen speziell in der 60. und 90. Minute Differenzen auf, die 0,01% tibersteigen. Und zwar betrug nach 60 Minuten der Blutzuekerwert der nieht gebadeten Hand 0,133%, w~hrend der Blutwert der gebadeten Hand O,121% betrug. Naeh 90 Minuten betrug wieder der Blutzuckerspiegel der nieht- gebadeten Hand 0,114%, der gebadeten 0,102%. Ich gl~ube, dab diese Unter- sehiede zu groB sind, um sie dutch Fehler in der Technik der Blutentnahme oder .des Titrierens erkl~ren zu k6nnen.

_&Is Beweis, dab diese erhaltenen Werte nicht zuf/s waren, kann der n/s Fall dienen.

Fall 29. Sz. M., 18 Jahre. Status post favum capillitii. Der Kranke ~urde vet 3 Woehen mit R6ntgenstrahlen zweoks Epilation behandelt. Seit ein paar

:Tagen Haarausfall am Orte des h~ihnereigrogen Favusherdes. Der Kranke wurde an tier inneren Fl~che des linken Unterarmes 2real mit Quarzlampe bestrahlt,

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Wasser- und Zuckerstoffwechsels im Verlaufe einiger Hautkrankheiten. 227

wonach an dieser Stelle ein starkes Erythem auftrat. Den n~chsten Tag naeh der zweiten Bestrahlung wurde der Kranke mit 80 g Glykose belastet. Wie im vorigen Fall wurde aueh hier der Verlauf der Glyk~miekurve untersueht, indem das Blur den Fingerbeeren der bestrahlten wie der niehtbestrahlten Hand entnommen wurde. Die Blutzuckerwerte waren folgende:

Best~ahlte Ha'nd Niiehtern . . . . . . . . 0,091% nach 30 Ninuten . . . . . 0,115%

,, 60 . . . . . . . 0,158 % ,, 90 . . . . . . . 0,149% ,, 120 . . . . . . . 0,142% ,, 150 . . . . . . . 0,144%

Nlchbestrahlte Hand 1~ fiehtern . . . . . . . . 0,103 % nach 30 Minuten . . . . . 0,108%

,, 60 . . . . . . . 0,156% ,, 90 ,, . . . . . 0,138% ,, 120 . . . . . . . 0,138% ,, 150 . . . . . . . 0,137%

Auch bier sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Blutzuckerwerten beider H/~nde zu groI~ (fiber 0,01%}, um sie als zuf/iHige Erseheinungen betrachten zu k6nnen. Die grSBte Differenz f~llt auf die 90. Minute. Aui]erdem sieht man, daf das der bestrahlten Hand entnommene Blur (auger dem Niichternwert) die Tendenz hat, h6here Blutzuckerwerte als die nichtbestrahlte zu erzeugen. Diese Erscheinung macht einen Irrtum noch unwahrseheinlieher; es muf bemerkt werden, dab das Blur mittels derselben Mikropipette aus beiden I-I/inden ent- nommen und die Zuckerbestimmung mit denselben Reagentien bestimmt wurde.

Wenn wir in beiden F~llen die Kurven vergleichen, sehen wir, daft das heiSe Bad die Blutzuckerkurve abgeflaeht hat, w~hrend die 2malige Quarzlampen- bestrahlung auf die ]~lutzuckerkurve erh6hend wirkte. Es ist m6glich, daf das kurzdauernde Bad eine Hyi0eriimie der Haut nnd infolgedessen eine Verdiinnung des Capillarblutes des entsprechenden tIautabschnittes hervorrief, w~hrend die 2malige Quarzlampenbestrahlung und das darauffolgende starke Erythem ernstere und l~nger dauernde Ver/~nderungen in diesem Hautgebiete zustande bringen kormte.

Die Zahl dieser F/~lle ist zu klein, um aus denselben siehere Schliisse zu ziehen. Ich versuchte nur zu beweisen, dab gewisse ~uSere Faktoren einen Einflug auf den Verlauf der Glyk/~miekurve haben k6nnen und dab fiir den Verlauf dieser Kurve h6chstwahrscheinlich nicht nur die inneren Organe sondern teilweise auch die t taut selber verantwortlich ist.

Anhang. Wenn wir als Tatsache anne]amen, dab im Verlaufe vieler Hauf-

krankhe i ten die al iment/ ire Glyk/~miekurve sehr oft verl / ingert und erliSht

ist, m i t anderen Wor ten , da~ der Zuckerstoffwechsel gestSrt ist, dann

ist es leicht erkl/irbar, dal~ bei ernster, l angdauernder H a u t e r k r a n k u n g

auch der nf ichterne Blutzuckerspiegel m i t der Zei t h6here Wer te er-

reichen kann. Unterschiede in den nf ichternen Blu tzuckerwer ten l and

ich auch in meinen Unte r suchungen v o m Zustande des I-I~utleidens und

dem al lgemeinen Befmlde des K r a n k e n abhfi.ngig. Mit anderen W or t en :

Der hShere Blutzuckerwer~ wird bei diesen K r a n k e n nur eines der

S y m p t o m e der entslorechenden E rk rankung sein, kann abet keinesfalls

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228 A. Nadel: Untersuchungen tiber Storungen des

als Grundsymptom betrachtet werden. Dieser Umstand erkl~rt uns die in der Praxis nicht selten vorkommenden Fille yon Hautkrank- heiten, in welehen ein erhShter nfiehterner Blutzuckerspiegel gefunden wird und die trotz zuekerarmer Di~t oder gar Insulinbehandlung keine Besserung aufweisen. Dies ist aueh verst~ndlieh, da der Mechanismus der Entstehung hSherer Blutzuckerwerte bei diesen Kranken ganz anders ist als bei den Diabetikern.

Fi ir einen entscheidenden Einflul~ der Haut auf den Verlauf der Glyk&miekurve in gewissen F~llen spricht gewisserma~en auch der Einflul~ der Behandlung. Wenn wit irgendein ttautleiden, sei es eine Prurigo oder ausgedehnte Psoriasis, rein ~ul~erlieh behandeln werden und nach Abklingen der Dermatose eine Riickkehr des nfiehternen Blut- zuckers zur ~qorm oder eine Riiekkehr zur Norm der alimentiren Glyk- &mieknrve finden werden, dann kSnnen wir mit einer gewissen Wahr- scheinlichkeit annehmen, dab die Dermatose selbst in erster Reihe am Entstehen der StSrung des Zuckerstoffwechsels die Schuld trage. Wiirde die Ursaehe dieser StoffweehselstSrung nieht in der Haut, sondern in irgendeiner Erkrankung innerer Organe liegen, dann miil]te eigentlieh trotz Schwindens der Dermatose diese StoffwechselstSrung welter bestehen; es wire doch schwer zu vermuten, daI~ die Beseitigung der Fotgen einer Krankheit (d. i. der Dermatose), nicht aber der Ursaehe der Erkrankung (d. i. der Erkrankung innerer Organe) entscheidend auf die Funktion eines inneren Organs einwirken kSnnte. Mit anderen Worten: L~ge die Ursache eines gewissen ttautleidens in der Erkrankung eines inneren Organs, dann mfil~te naeh Heilung der Dermatose mit gui~eren Mitteln die Glyk~miekurve noeh welter unregelr~l~ig verlaufen.

Die Rolle der Haut im Zuekerstoffweehsel ist ziemlieh wenig bekannt. Aus den interessanten Untersuchungen Urbachs sieht man, dal~ die Haut wahrseheinlich aueh ein Zuckerreservoir ist. Brunner, der die Anwesen- heir yon Glykogen in der gesunden und kranken t taut histologisch untersuchte, behauptet, dab in der gesunden Epidermis Glykogen nicht vorkomme, dagegen in der Haarscheide, in den Talg- und den SehweiB- driisen Glykogen sich immer finde. In sehr vielen Hautkrankheiten hingegen land dieser Autor Glykogen in der ganzen Hant, sowohl in

d e n Zellen wie auch in den intereellul~ren R&umen. Wir sehen also, dab sowohl die gesunde wie aueh die kranke t taut

imstande ist -- analog der Lebeffunktion -- Glykogen aufzuspeichern. Analog zur inneren nnd peripheren Niere k6nnte man also gewisser- maBen yon einer inneren und peripheren Leber sprechen. Weshalb die Hank eine Iqeigung zum Aufspeichern yon G!ykogen besitzt, ist un- bekannt, Es ist m6glich, dab dies eine Art Sehutzerseheinung des Organismus vor allzuhohen Blutzuekerwerten ist, die bekanntlieh im Verlaufe yon Hautkrankheiten auftreten kSnnen. Es ist aueh m6glieh,

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Wasser- und Zuckerstoffwechsels im Verlaufe einiger Itautkrankheiten. 229

dab dureh den gest6rten Zuekerstoffwechsel die Haut lgnger und in- tensiver mit hSheren Blutzuckerwerten in Kontakt tritt und als Folge dessen ein Aufspeiehern des Zuekers in Form yon Glykogen erfolgt. Es wgren hier also ghn]iche Verhgltnisse wie in der Leber. Aul3erdem be- sitzt das entztindete Gewebe eine grSBere Affinitgt zum Zueker als das normale Gewebe analog zur gr613eren Affinitgt der kranken Haut als periphere Niere zum Koehsalz.

In der letzten Zeit empfiehlt Gougerot eine neue Methode der Behand- lung der Zuckerkrankheit dutch Sonnenbestrahlungen. E s unterliegt keinem Zweifel, dab das Sonnenlieht den allgemdnen Stoffweehsel anregt. Es ist aber aueh m6glieh, dab diese Behandlung zmn groBen Teile in einer Aktivierung der ,,peripheren Leber" besteht, wodurch das erkrankte innere Organ teilweise entlastet werde.

Fiir eine grSBere Affinitgt zwisohen der entziindeten t taut und dem Zucker sprieht aueh der Umstand, dab ieh h6here Blutzuokerwerte ira Gewebe resp. ira Capillarblut der dureh Quarzlampe bestrahlten Haut ~ls in der niehtbesgrahlten vorf~nd.

Bei Betrachtung meiner bisherigen Untersuchungen tiber den Wasser- und Zuckerstoffwechsel in den bisher beschriebenen Fgllen sieht man, da$ gr6$tenteils eine Verlgngerung der Wasser- und Glyk/imiekurve als paral- lel verlaufende Erseheinungen anzutreffen waren. Es.war aber auch ein bedeutender Prozentsatz yon Fgllen, in denen trotz der Riiekkehr des Wasserstoffweehsels zur Norm die Glykgmiekurve welter verlgngert war. Die Verlgngerung der Glykgmiekurve ist eben ein sehr empfind- liehes Symptom und kann -- wie sehon bemerkt -- aus versehiedensten Ursaehen und bei versehiedenen Erkrankungen auftreten. Eine der Ursaehen, auf die ieh aufmerksam raachen m6chte, ist eben der Wasser- stoffweehsel. Ieh traf in meinen Untersuchungen auf keinen einzigen Fall, der trotz der St6rung des Wasserstoffweehsels keine verlgngerte Glyk~raiekurve aufweisen wiirde.

Der Charakter der Glykgmiekurven war in meinen Ffilien verschieden- artig. Wghrend die einen den sog. sympathieotonisehen Glykgraie- kurven iihnelten, hatten die anderen mehr den Charakter der diabetisehen. Unter meinen Fgllen, die junge Individuen betrafen, land ich die am meisten verlgngerte Glykgmiekurve bei Prurigokranken ; dieser Umstand verdient aueh deshalb bemerkt zu werden, weil eben bei diesen Kranken aueh der Wasserstoffweehsel die gr6gte St6rung aufwies.

Ergebnisse :

1. Ahnlieh wie auf den Wasserstoffweehsel iibt der Zustand der I-Iaut einen eingreffenden Einflug aueh auf den Zue.kerstoffwechsel aus, der sich vornehmlieh dutch Charaktergnderung der alimentgren Glykgmie- kurve gul3ert.

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230 A. Nadel: Untersuchungen fiber StSrungen usw.

2. Der abnorme Verlauf der Glyki~miekurve und sogar der hShere ni ichterne Blutzuckerwert sollte in vielen H a u t k r a n k h e i t e n oft nu r als

e~nes der vielen Symptome der StoffwechselstSrung, die bei gewissen

Dermatosen auf t re ten, be t rach te t werden. 3. Das Verschwinden der Dermatose un te r Einf lu$ der Behandlung

mit /~uSeren Mit te ln ffihrt in sehr vielen F/~llen den Verlauf der al imen- t/s Glyk/~miekurve zur Norm zurfick.

4. Die lokale Best rahlung der Hau~ mi t u l t r av io l e~em Licht, ein

lokales und heil3es Bad und wahrschein]ich auch mehrere andere Fak to ren kSnnen das Niveau des Blutzuckerspiegels un d den Verlauf der Glykamie-

kurve im Capil larblut des betreffenden Hau tabsehn i t t e s beeinflussen. 5. Die Hau~erkrankung k a n n be] pr~disponier~en I n d i v i d u e n die

Zuekertoleranz ver r ingern ; das En t f e rne rn dieser E r k r a n k u n g k a n n

wiederum die Zucker~oleranz steigern. 6. I n manchen Fgl len yon Hau tk r ankhe i t e n k a n n m a n einen Paral-

lel]sinus zwisehen der Wasser- und Zuckerbelas tungskurve festste]len. 7. Zwisehen dem Wasser- und Zuekerstoffwechsel ]st im Yerlaufe

vieler H a u t k r a n k h e i t e n der Zusammenhang vorhanden, dab jede Ver- lgngerung der Wasserausseheidungskurve yon t i nc t Verlgngerung der

a l imentgren Glyk~miekurve beglei tet ]st.

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