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www.weiterbildung.unibe.ch Zentrum für universitäre Weiterbildung ZUW UNTERWEGS Andrea Müller: Auf der Spur der Spiritualität 04 ZUW Andreas Fischer: Ein Berufsleben für die Weiterbildung 10 GESCHAFFT Dieter Bauer: Studiert nachhaltig in der Mitte seines Lebens 11 Oktober 2016 5 Generation 50plus Weiterbildung

UNTERWEGS Andrea Müller: Auf der Spur der … · «Asyl- und Ausländerrecht», «Interreligiöse Seelsorge» oder ... Weiterbildung für Andrea Müller nicht im Zentrum stand, ist

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www.weiterbi ldung.unibe.chZentrum für universitäre Weiterbildung ZUW

UNTERWEGS Andrea Müller: Auf der Spur der Spiritualität 04

ZUW Andreas Fischer: Ein Berufsleben für die Weiterbildung 10

GESCHAFFT Dieter Bauer: Studiert nachhaltig in der Mitte seines Lebens 11 Oktober 2016 5

Generation

50plus

Weiterbildung

Aktuell

02 | «Weiterbildung», Universität Bern, 2016

Religiöse Begleitung im Asylwesen

Zentrum für universitäreWeiterbildung ZUWSchanzeneckstrasse 13001 BernTelefon 031 631 39 [email protected]

7. HERBSTTAGUNG DES ZUW

Weiterbildung50plus Ein schlummerndes Potentialfür die HochschulenFreitag, 11. November 2016, 13.30 – 17.45 Uhr Hörsaal A 003, Uni S, Bern

Weitere Informationen und Anmeldung: www.zuw.unibe.ch/herbsttagung

Neu bietet die Theologische Fakultät der Universität Bern – in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund SEK – den CAS Religious Care im Migrations-kontext an. Die berufsbegleitende Weiterbildung vermittelt während zwei Semestern Grundlagen psychologisch fundierter Gesprächsführung und gibt einen vertieften Ein-blick in die politischen, rechtlichen und institutionellen Strukturen des Asylwesens in der Schweiz. In den Modulen werden Themen wie «Das Asylzentrum als Lebensraum», «Asyl- und Ausländerrecht», «Interreligiöse Seelsorge» oder «Trauma, psychischer Stress und Depression» behandelt.

Weiterbildung mit Supervision

Der neue CAS-Abschluss in Religious Care im Migrations-kontext qualifiziert unabhängig von der Religionszugehörig-keit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer für eine religiöse Begleittätigkeit im Asylwesen. Aufnahmen «sur dossier» sind möglich. Neben den Präsenzkursen, Praxistagen und dem Selbststudium gehört auch eine Supervision zur neuen Wei-terbildung. Die Module können auch einzeln gebucht werden, sofern freie Plätze vorhanden sind. Der Studiengang startet im Frühling 2017.

Rettung von Flüchtlingen im Juni 2015 durch das irische Flaggschiff LÉ Eithne

www.religiouscare.unibe.ch

«Weiterbildung», Universität Bern, 2016 | 03

Von Abschied und Neubeginn

Oft sind es die Brüche im Leben, die einen nach dem Sinn einer Erfahrung fragen lassen. Das kann der Aufbruch durch die Geburt des ersten Kindes sein, der für die Eltern ein Abschied vom bisherigen Leben ist. Die Fragen tauchen beim Übergang von der Arbeitswelt in die Pensionierung auf, in den emotionalen Wirren einer Scheidung oder am Sterbebett des Partners.

In ihrem Berufsalltag auf der Intensivstation ist Andrea Müller oft mit dem Thema Sterben konfrontiert. Die diplomierte Intensivpflegefachfrau interessiert sich deshalb zunehmend für die palliative Pflege. Diese räumt der spirituellen Begleitung von Kranken und Sterbenden einen wichtigen Platz ein. Um das Thema zu vertiefen, hat sich Andrea Müller für den neuen CAS «Spiritual Care» der Universität Bern entschieden. Denn wie zahlreiche Studien belegen, kommt der Spiritualität eine wichtige Rolle im Umgang mit Sinnfragen und bei der Bewäl-tigung existentieller Krisen und kritischer Lebensereignisse zu. Die wissenschaftlich fundierte Weiterbildung ist von drei Fakultäten (Theologie, Medizin, Psychologie) gemeinsam konzipiert worden. Mehr dazu erfahren Sie ab Seite 6.

Ein zweiter Schwerpunkt des Magazins ist dem Neustart mit 50plus gewidmet, dem das Zentrum für universitäre Weiter-bildung ZUW auch seine Herbsttagung widmet. Im letzten Jahr studierten an der Universität Bern 391 Frauen und Männer, die ihren fünfzigsten Geburtstag schon gefeiert haben. Die mei-sten von ihnen besuchen eine Weiterbildung – wie etwa Dieter Bauer den CAS «Nachhaltige Entwicklung». Warum er noch viel Zeit hat, um Neues zu lernen, lesen Sie ab Seite 11.

Christine ValentinRedaktorin «Weiterbildung»

«Der Spiritualität kommt eine wichtige Rolle bei der Bewältigung

kritischer Lebensereignisse zu.»

EDITORIAL

Inhaltsverzeichnis

UNTERWEGS Andrea Müller: «Die Weiterbildung hat mir gezeigt, was mir bei der Betreuung von Menschen am Herzen liegt» 04

Spiritual Care: Professionell und kritisch im Umgang mit existenziellen Fragen 07

SCHWERPUNKT

«Die Universitäten sind Institutionen des lebenslangen Lernens» Interview mit Andreas Fischer 08

Herbsttagung ZUW: Weiterbildung 50plus 10

GESCHAFFT

Weiterbildung à la Dieter Bauer: Sprünge ins kalte Wasser 11

PANORAMA

Kurz und bündig 14

TERMINE 16

LEKTÜRE 17

CARTE BLANCHE

Von Beat Sterchi 18

ZUW

Hier schlägt das Herz der Weiterbildung 19

04 | «Weiterbildung», Universität Bern, 2016

«Die Weiterbildung hat mir gezeigt, was mir bei der Betreuung von Menschen am Herzen liegt»Mit 47 Jahren steht Andrea Müller in der Mitte des Lebens, die beiden Kinder sind schon bald erwachsen. Das gibt der diplomierten Intensivpflegefachfrau, die seit 22 Jahren auf der Intensivstation arbeitet, wieder mehr Raum für eigene Interessen. Dazu gehört auch die wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzung mit den grossen Fragen des Lebens im Rahmen der neuen interdisziplinären Weiterbildung «CAS Spiritual Care».

VON CHRISTINE VALENTIN

UNTERWEGS

Schon während des Gesprächs in der Küche von Andrea Müller, mit dem freien Blick auf die goldenen Ver-zierungen des Bundeshauses, aber auch nachher beim Schreiben dieses Textes, taucht immer wieder der glei-che Gedanke auf: Wenn ich einmal auf der Intensivstation eines Spitals landen sollte, dann wünschte ich mir für die Pflege jemanden in ihrer Art – warmherzig, offen, reflektiert, humorvoll und tiefgründig. Heute arbeitet die Bernerin, die mit ihrer Familie im Marziliquartier wohnt, mit einem 80-Prozent-Pensum auf der Intensivstation des Lindenhofspitals. Früher kümmerte sie sich lange Jahre im Berner Universitätsspital Insel um jene Patientinnen und Patienten, die gesundheitlich schwer angeschla-gen sind und manchmal auch an der Schwelle zum Tod stehen. Seit Andrea Müller im Spital arbeitet, gehören das Leiden und das Kranksein, das Ster-ben und der Tod zu ihrem Alltag. «Im Beruf habe ich eine Nähe zu all diesen Themen, deshalb gelingt es mir auch nicht, sie einfach so auf die Seite zu schieben, bis sie mich, meine Familie oder meine Freunde selber einmal betreffen», so Müller.

So erstaunt es nicht, dass sich die Intensivpflegefachfrau schon seit län-gerem mit den Sinnfragen des Lebens beschäftigt, die sich im Rahmen der Existenz stellen. Es sind die ganz

einfachen Fragen, auf die kaum einer eine Antwort weiss, die sie nicht mehr loslassen: Sinnfragen zum menschlichen Dasein … Wo komme ich her, was haben wir in diesem Leben vor, wo zieht es uns hin? Auch die Auseinandersetzung mit ethi-schen Themen vertieft sie laufend. Deshalb ist sie sofort interessiert, als sie vor eineinhalb Jahren im «Bund» einen längeren Artikel über die Seelsorge des Inselspitals und ihre heutigen Aufgaben im Spitalalltag entdeckt: «Im Zeitungsartikel wurde auch der neue interdisziplinäre CAS Spiritual Care der Universität Bern vorgestellt», erinnert sich Müller «und das fand ich sofort spannend, die Diskussion zu diesen existen-ziellen Themen mit Menschen aus unterschiedlichen Berufsgruppen zu führen. Die berufliche Perspek-tive beeinflusst einen ja stark. Als Medizinerin oder Seelsorger hat man oft andere Ziele, andere Prioritäten oder Vorstellungen als ein Psychologe oder eine Hebamme – und der CAS Spiritual Care bietet genügend Zeit und Raum für den Austausch, um die gegenteiligen Meinungen im Ge-spräch zu ergründen.»

Lebens- und Existenzthemen

Doch es braucht noch etwas Zeit, ein paar finanzielle Überlegungen und technische Abklärungen, bis sie tat-

sächlich im September 2015 mit dem Studium startet. «Ich habe damals lange ‹gewärweisset›, weil die 9800 Franken Studiengebühr für mich viel Geld sind und mein Arbeitgeber diese Weiterbildung nicht mitfinanziert. Zudem habe ich keinen universitären Abschluss, es war also zuerst nicht klar, ob ich überhaupt zum Studium zugelassen werde. Doch die Mög-lichkeit, mich diesen Lebens- und Existenzthemen in einem anderen Rahmen als im persönlichen Umfeld zu stellen, hat mich einfach nicht mehr losgelassen.»

Ihre Erwartungen an die Weiterbil-dung haben sich bisher erfüllt, sagt Andrea Müller im Gespräch und fügt gleichwohl hinzu: «Ich kann nicht sa-gen, dass ich messbar etwas gelernt habe – auch wenn das schon vorhan-dene Wissen, etwa in der Biografie- arbeit, durch theoretische Inputs noch einmal vertieft wurde, was ich für mich sehr nützlich fand.» Jenseits der Messbarkeit hingegen ist bei Andrea Müller – durch die Diskussi-onen mit ihren ‹CAS-Gspänli›, in der Supervision, die zum Studiengang gehört, und bei der Auswahl des Themas für die Zertifikatsarbeit – die Suche nach der eigenen Spiritualität angestossen worden. «In jedem Mo-dul entstanden im Prinzip mehr Fra-gen – und aus diesen Fragen wieder eine andere Frage und daraus folgten

«Weiterbildung», Universität Bern, 2016 | 05

dann die nächsten Fragen. Die Weiter-bildung hat Platz geschaffen, Fragen zu haben und diese auch zuzulassen – aber sie hat nicht zu endgültigen Antworten geführt. Und deshalb», so das Fazit von Andrea Müller, «sehe ich diese Weiterbildung inzwischen auch als Selbstpflege in meiner Persönlich-keitsentwicklung»

UNTERWEGS

Zeit – ein rares und kostbares Gut

Obwohl das Thema zu Beginn der Weiterbildung für Andrea Müller nicht im Zentrum stand, ist inzwischen die Frage nach einer beruflichen Verän-derung aufgetaucht.Sie weiss zwar, dass sie im Spital am richtigen Ort ist, nach wie vor. Aber vielleicht wird

Andrea Müller an einen Ort wech-seln, bei dem sich das Pflegever-ständnis an der Palliative Care orien-tiert: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich bis zu meiner Pensionierung auf einer Intensivstation arbeiten kann, dem unglaublich hohen Tempo und den vielen Neuerungen werde ich wohl nicht mehr

06 | «Weiterbildung», Universität Bern, 2016

UNTERWEGS

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des CAS Spiritual Care profitieren bei ihrer Weiterbildung von den vielfältigen Forschungsaktivitäten der Theologischen Fakultät der Univer-sität Bern im Bereich der Seelsorge. Isabelle Noth, Professorin für Seel-sorge, Religionspsychologie und Religionspädagogik, präsidiert das Weiterbildungsprogramm in Seelsor-ge und Pastoralpsychologie, die CAS Spiritual Care und Religious Care im Migrationskontext und vertritt die Fakultät in der Weiterbildungskom-mission (WBK) der Universität Bern.

Gründung der IASC in Bern

Die Berner Forscherinnen und For-scher sind im Bereich der Spiritual Care aktiv und international gut ver-netzt. So fand die Gründungstagung der IASC – International Association for Spiritual Care – Mitte Juni an der Universität Bern und im Haus der Religionen statt. Das aktuelle Thema «Spiritual Care and Migration» brach-te Referentinnen und Experten aus sämtlichen Kontinenten nach Bern. Die IASC hat das Ziel, den Austausch zwischen der Forschung und der Praxis im Bereich Spiritual Care zu fördern.

https://ia-sc.org/

Spannungsfeld Palliative und Spiritual Care

Schon 2013 widmete sich eine Tagung der Abteilung Seelsorge der Theolo-gischen Fakultät – in Verbindung mit dem Inselspital Bern und dem Schwei-zerischen Evangelischen Kirchenbund – dem Spannungsfeld «Palliative und Spiritual Care». Das Thema wird im Zertifikatsstudiengang ebenfalls aus-gelotet. Wer ist für die Seele zustän-dig: Seelsorgerin oder Arzt? Was sind interdisziplinäre Chancen und Risiken von Palliative und Spiritual Care?

Der Tagungsband «Palliative und Spiritu-al Care» enthält die Klärung der Begriffe Palliative Care, Spiritual Care und Spiritualität, eine Übersicht über den aktuellen Forschungsstand sowie Beiträge zu Medizinethik und Seelsorge.

Isabelle Noth, Claudia Kohli Reichenbach (Hg.): «Palliative und Spiritual Care. Aktuelle Perspektiven in Medizin und Theologie» Mit Beiträgen von Manfred Belok, Gian Domenico Borasio, Steffen Eychmüller, Claudia Kohli Reichenbach, Frank Mathwig, Pascal Mösli, Isabelle Noth, Lea Siegmann-Würth. TVZ Theologischer Verlag Zürich, 2014, 156 Seiten, ISBN 978-3-290-17761-4

FORSCHUNG ZU SPIRITUAL CARE gewachsen sein. Die medizinischen Interventionen und die pflegerischen Aufgaben sind sehr anspruchsvoll und müssen dennoch – auch auf-grund des ökonomischen Drucks – immer schneller erledigt werden.»

Doch damit hat Andrea Müller zunehmend Mühe: «Die Weiterbil-dung hat mir gezeigt, was mir fehlt oder besser, was mir bei der Betreu-ung von Menschen wichtig ist und am Herzen liegt. Die Patienten und Angehörigen auf der Intensivstation» fährt sie weiter, «befinden sich in unglaublich krisenhaften Situationen und sind mit existenziellen Fragen konfrontiert. Genau dort wäre es, im Sinn der Palliative Care, unbedingt nötig, dass man den Aspekten der Spiritualität Sorge trägt, den Men-schen mit Mitgefühl begegnet, sich um sie sorgt. Doch Sorge braucht Zeit. Man muss die Zeit haben, mal einen Stuhl ans Bett zu nehmen und zu verweilen. Doch Zeit ist leider – nicht nur auf der Intensiv- station – ein rares und kostbares Gut.»

«Weiterbildung», Universität Bern, 2016 | 07

UNTERWEGS

Spiritual Care: Professionell und kritisch im Umgang mit existenziellen Fragen

Im September startet der zweite Durchgang des «CAS Spiritual Care» – das Thema der interdisziplinären Weiterbildung trifft anscheinend den Nerv der Zeit. Die Nachfrage nach einem Studienplatz war jedenfalls erneut hoch. Der Zertifikatsstudiengang wurde von der Abteilung Seelsorge der Theolo-gischen Fakultät entwickelt und wird nun von drei Fakultäten der Universität Bern gemeinsam getragen. Die ersten Erfahrungen mit dem neuen Format sind laut Studiengangsleiterin Claudia Kohli Reichenbach positiv.

VON CHRISTINE VALENTIN

Zahlreiche empirische Studien belegen, dass die spirituelle Begleitung von Men-schen bei kritischen Lebensereignissen einen positiven Einfluss auf die Lebens-qualität der Betroffenen hat. Dies hat die Weltgesundheitsorganisation WHO – in Bezug auf die Palliative Care – offiziell bestätigt. Doch heute, in Zeiten der Säku-larisierung und religiösen Diversität, kann man diese Aufgabe nicht mehr einfach an einen Seelsorger delegieren. Oft sind es Hausärzte, die durch ihre Patienten mit dem Thema konfrontiert werden, manchmal ist es die Psychologin oder das Pflegepersonal. Im neuen Zertifikats-studiengang «Spiritual Care» lernen sie, mit solchen schwierigen Situationen professionell umzugehen.

Aufgrund des Erfahrungswissens und der langen Forschungstradition im Bereich der

FORSCHUNG ZU SPIRITUAL CARE Spiritual Care hat die Theologische Fakultät der Universität Bern den neuen Studien-gang konzipiert und zusammen mit der medizinischen und der humanwissenschaft-lichen Fakultät aufgegleist. «Die Interdis-ziplinarität auf Augenhöhe ist von uns aus gesehen der entscheidende Unterschied zu ähnlich gelagerten Angeboten an anderen Schweizer Universitäten», so Claudia Kohli Reichenbach. Die Sicht der Pflege ist zu-dem mit dem Pflegedirektor des Inselspitals in der Programmleitung vertreten. Gerade Ärztinnen und Ärzte interessieren sich für die neue Weiterbildung, da Spiritualität in ihrer Grundausbildung kein Thema ist. Sie bildeten im ersten Durchgang des CAS, der drei Semester dauert, denn auch die grösste Teilnehmergruppe.

Der Studiengang Spiritual Care vermit-telt gemäss Claudia Kohli Reichenbach

verschiedenen Berufsgruppen einen pro-fessionellen Umgang mit der spirituellen Dimension und stärkt so ihre Begleitkom-petenz in schwierigen Situationen. «Profes-sionell heisst», so die Theologin, «dass die Studierenden wissenschaftlich fundiert die diversen Aspekte der Spiritualität kennen lernen, sie mit kritischer Distanz reflektieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten. Die Religions- und Entwicklungspsychologie, die Ethik und die Diversitätskompetenz gehören zu den Grundlagenfächern des Studiums. Ein Modul widmet sich etwa der Problematik von eigenen Welt- und Gottesbildern.» Die Interdisziplinarität des Studiengangs hat sich laut Kohli Reichenbach bewährt, sie ist sehr bereichernd, das Niveau der Diskussi-onskultur im Studiengang sei sehr hoch.

www.spiritualcare.unibe.ch

Das Thema Seelsorge gehört zu den Schwerpunkten der Theologischen Fakultät der Universität Bern – und seit langem auch zu jenen der universitären Weiterbildung. So findet man etwa den Studiengang «Seelsorge im Straf- und Massnahmenvollzug» seit rund einem Vierteljahrhundert im Angebot der Weiterbildung. Darauf aufbauend hat die Theologische Fakultät in den letzten Jahren diverse CAS-, DAS- und MAS-Studiengänge entwickelt, teilwei-se in Kooperation mit der Reformierten Kirche oder mit anderen Fakultäten.

WEITERBILDUNG IN SEELSORGE

Das Angebot wird bei Bedarf erweitert. So startet etwa 2017 der neue CAS «Religious Care im Migrationskontext» (siehe Seite 2). Koordiniert werden die Weiterbildungen von der Geschäftsfüh-rerin Claudia Kohli Reichenbach. Die promovierte Theologin, die in Boston/Cambridge, MA (USA) einen Advanced Master mit Schwerpunkt «spirituality» erwarb, leitet zudem den Studiengang «Spiritual Care» und ist daran, sich in diesem Themenbereich zu habilitieren.

www.theol.unibe.ch/weiterbildung

08 | «Weiterbildung», Universität Bern, 2016

SCHWERPUNKT

«Die Universitäten sind Institutionen des lebenslangen Lernens»

Warum hat die Weiterbildung der Universität Bern gerade dieses Thema für die Tagung ausgewählt? Will man sich mit der Generation 50plus einfach eine neue Ziel- gruppe in einem lukrativen Markt erschliessen?

Wir haben festgestellt, dass Personen über 50 Jahre in unseren Weiterbil-dungen unterdurchschnittlich vertre-ten sind. So zählten wir im Herbstse-mester 2015 unter den Studierenden in MAS-, DAS- und CAS-Studien-gängen nur gut 10 Prozent, die schon über 50 Jahre alt waren. Da stellt sich schon die Frage: Wieso kommen sie nicht? Haben wir die falschen Angebote? Die Universität wie auch die Fachhochschulen sind Instituti-onen des Lebenslangen Lernens, da gehört es zu unserem Auftrag auch ältere Zielgruppen anzusprechen. Ein Blick in die Programme der Schweizer Hochschulen hat schnell gezeigt, dass es auch andernorts kaum entspre-chende Angebote gibt. Mit der

Das Zentrum für universitäre Weiterbildung ZUW nimmt an seiner nächsten Herbsttagung das Thema «Weiterbildung 50plus» in den Fokus. Warum sollen sich die Schweizer Universitäten und Fachhochschulen vermehrt in der Weiterbildung von älteren Berufstätigen und sogar Pensionierten engagieren? Und welche guten Beispiele aus dem Ausland gibt es im Bereich des Lebens- langen Lernens? Ein Gespräch mit Andreas Fischer, Direktor des ZUW, zum schlummernden Potenzial für die Hochschulen.

Tagung wollen wir auf diese Lücke aufmerksam machen und Impulse geben.

Weshalb sollen sich ältere Personen an Hochschulen weiterbilden?

Personen, die im Erwerbsleben ste-hen, sind immer wieder gefordert, sich weiterzubilden. Gerade in der zweiten Hälfte des Berufslebens stellt sich die Frage der Gestaltung der Kar-riere prägnant. Oft übernehmen Per-sonen in diesem Alter in den Betrie-ben neue Funktionen, ein typischer Anlass für Weiterbildung. Man spricht ja in diesem Zusammenhang von den sogenannten Bogenkarrieren; diese werden von Unternehmen gefördert, um die gut ausgebildeten Fachkräfte länger im Betrieb zu halten. Auch für den Übergang in die Pensionierung und die sinnvolle Gestaltung des sogenannten dritten Lebensalters bieten sich Weiterbildungen an, die von Hochschulen bereitgestellt werden können.

VON CHRISTINE VALENTIN

Wie sieht das aktuelle Angebot der Universität Bern aus?

An der Universität Bern richtet sich die Seniorenuniversität an Leute über Sechzig und das Collegium Generale sowie das Forum für Universität und Gesellschaft bieten Vorträge an, die sehr häufig von Älteren besucht werden. Aus Sicht der Weiterbildung sind wir jedoch überzeugt, dass ältere Bildungsinte-ressierte nicht nur Vorträge hören möchten, zu denen sie im Anschluss noch einige Fragen stellen können. Wir gehen davon aus, dass diese Personen sich zunehmend auch aktiv mit anderen auseinandersetzen und austauschen sowie Inhalte wirklich vertiefen möchten – und da fehlen, mindestens von Seiten der Univer-sität, Formen und Gefässe, die dies ermöglichen.

Im benachbarten Ausland gibt es gemäss Ihren Recherchen einige Beispiele für spezifisch auf das Alter

«Weiterbildung», Universität Bern, 2016 | 09

SCHWERPUNKT

50plus zugeschnittene Angebote. Was muss man sich darunter vorstellen?

Ein sehr schönes Beispiel, das gerade für Universitäten gut geeignet ist, sind die «Arbeitskreise Forschendes Lernen», die von diversen Univer-sitäten in Deutschland angeboten

werden. An der Universität Ulm etwa forscht eine Gruppe älterer Bildungsinteressierter zum Thema Stadtentwicklung. Die Teilnehmerin-nen und Teilnehmer führen Inter-views mit Bewohnern der Stadt und den Behörden, sie werten Archiv-material aus, tragen die Ergebnisse zusammen und veröffentlichen diese

am Schluss sogar in einer Publikation. Ich stelle einige dieser Beispiele an der Herbsttagung des ZUW vor. Denn die Tagung soll ja auch als Anregung dienen, solche und weitere Lern-gelegenheiten auch in der Schweiz anzubieten.

www.zuw.unibe.ch/herbsttagung

EIN BERUFSLEBEN FÜR DIE WEITERBILDUNG

Ende März 2017 geht Andreas Fischer frühzeitig in Pension. Das Zentrum für universitäre Weiterbildung ZUW wird das profunde Wissen und die lang-jährigen Erfahrungen seines Direktors im Bildungsbereich sicher vermissen. Denn immerhin hat Andreas Fischer beinahe sein ganzes Berufsleben der Bildung – vor allem der wissenschaftli-chen Weiterbildung – gewidmet.

Der promovierte Geograf mit Primar-lehrerdiplom startete seine Laufbahn 1985 als wissenschaftlicher Mitarbei-ter der Caritas Schweiz. Zwei Jahre später wechselte er ins Bundesamt für Raumplanung. Bald erkannte er, dass die Konzeptarbeit für die Schublade ihn nicht befriedigte. So sagte er gerne zu, als ihn Karl Weber für den Aufbau der damaligen Koordinationsstelle für Weiterbildung (KWB) anfragte. Zu viert startete das Team am 1. Oktober 1990 mit der Aufgabe. Das Ziel, die

Weiterbildung an der Universität Bern zu koordinieren, zu verankern und zu fördern wurde mehr als erreicht. Allein beim ZUW kümmern sich inzwischen 24 Mitarbeitende darum, wissenschaft-liche Weiterbildung auf die aktuellen Herausforderungen und Ansprü-che auszurichten, weitere Personen engagieren sich in den Angeboten der Fakultäten und Institute. Rund 5000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchten 2015 die 88 MAS-, DAS- und CAS-Studiengänge oder einen der zahlreichen Weiterbildungskurse.

Dieser Erfolg ist sicher auch der um-sichtigen Art von Andreas Fischer zu verdanken, der 2009 als Nachfolger von Karl Weber zum Direktor des ZUW gewählt wurde. In seiner Amtszeit verdoppelte sich die Anzahl der Stu-diengänge – notabene beim in etwa gleichen Budget des Zentrums.

Ab April 2017, wenn die promovierte Sprachwissenschaftlerin Christina Cuonz sein Amt übernimmt (siehe

Seite 15), wird Andreas Fischer mehr Zeit haben, sich seinen eige-nen Interessen zu widmen. Zu ihnen gehören etwa Reisen zu den Küsten Europas. «Ich finde dort vor allem den Zwischenbereich spannend, diesen Übergang zwischen Land und Was-ser. Das fasziniert mich». Aber auch die Bildung wird weiterhin einen Teil seines Lebens bestimmen: Seit 2016 ist er Präsident der Volkshochschule Schwarzenburg und zudem hat er grosse Lust, ganz nach eigenem Gusto Weiterbildungskurse zu besuchen – auch an der Universität Bern.

10 | «Weiterbildung», Universität Bern, 2016

SCHWERPUNKT

Vom Wiedereinstieg ins Berufsleben bis zur Citizen Science

Bei der ersten Gruppe handelt es sich um Berufstätige, die über die Gestaltung der späten Phase ihrer beruflichen Tätigkeit nachdenken. Dies ist häufig um das 50. Lebens-jahr der Fall. Die demografische wie auch die politische Entwicklung in der Schweiz fordert von den Ar-beitgebern, vermehrt Konzepte für ihre alternden Belegschaften zu entwickeln, um so die gut ausgebil-deten Fachkräfte möglichst lange im Erwerbsprozess halten zu können. Hier liegt ein Potenzial für Angebote der Hochschulen brach. Die «Beruf-liche Weiterbildung 50plus» kann den Wunsch nach Neuorientierung, Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit und Freude an der Arbeit oder – insbesondere bei Frauen – nach einem Wiedereinstieg ins Berufs-leben bedienen.

Aufgeschobene Bildungswünsche und ehrenamtliche Tätigkeiten

Die zweite Gruppe der Bildungs-interessierten hingegen ist nicht mehr erwerbstätig. Es ist absehbar, dass mit der gut ausgebildeten

Die Herbsttagung des ZUW vom 11. November 2016 dreht sich um zwei Gruppen von Bildungsinteressierten, die von den Hochschulen bisher noch kaum angesprochen werden. Das gemeinsame Merkmal dieser Personen: Sie haben den 50. Geburtstag schon gefeiert.

«Babyboomer-Generation» zuneh-mend mehr Akademikerinnen und Akademiker in eine Lebensphase mit frei verfügbarer Zeit übertreten. Diese werden für Hochschulen interessante Bedürfnisse artikulieren. Dazu gehören etwa aufgeschobene Bildungswünsche in den Bereichen Geschichte, Literatur, Kunst, Gestaltung und Musik oder Weiter-bildungen für ehrenamtliche Tätigkeiten (Care-Themen, Flücht-linge, Vereinsvorstand, Citizen Science).

Brachliegendes Potenzial in der Schweiz

Das Zentrum für universitäre Weiter-bildung ZUW hat in der Deutsch-schweiz eine erste Übersicht über die Angebote von Universitäten und Fachhochschulen für die Bildungs-interessierten 50plus erstellt. Dabei fanden sich neben den Programmen der Seniorenuniversitäten nur ganz vereinzelt spezifische Angebote für die Weiterbildung im dritten Lebens-alter. Im benachbarten Ausland gibt es hingegen eine reichhaltige

Palette an solchen Weiterbildungen. An der Tagung werden die bestehen-den Angebote in der Deutschschweiz sowie einige Beispiele aus dem Ausland vorgestellt.

www.zuw.unibe.ch/herbsttagung

«Weiterbildung», Universität Bern, 2016 | 11

GESCHAFFT

Dieter Bauer (58) steht in der Mitte seines Lebens

12 | «Weiterbildung», Universität Bern, 2016

GESCHAFFT

Dieter Bauer nippt im Innenhof der UniS an der Schanzeneckstrasse in Bern an seinem Kaffee. Er wirkt ent-spannt. Seit zwei Jahren besucht er berufsbegleitend den CAS «Nachhal-tige Entwicklung» an der Universität Bern. Heute wird er am Zentrum für Nachhaltige Entwicklung und Um-welt (CDE) als letzte Amtshandlung sozusagen endlich seine schriftliche Arbeit abgeben. «Das ist eine grosse Entlastung», sagt Bauer, «die Sache hat sich zum Schluss recht in die Länge gezogen.» In seinem Studiengang war er mit seinen 58 Lenzen der älteste Kursteilnehmer. Warum tut man sich in diesem Alter noch eine ziemlich an-spruchsvolle Weiterbildung an? Bauer lächelt, er hört die Frage nicht zum er-sten Mal. «Es kommt auf die Perspek-tive an. Ich möchte gerne 100 Jahre alt werden, also stehe ich erst ungefähr in der Mitte meines Lebens» Da bleibt gemäss dem Planer noch genügend Raum, sich weiterzubilden.

Fragen der nachhaltigen Entwicklung beschäftigen Dieter Bauer schon lange. Nach einer Lehre als Hochbau-zeichner stiess er in den 1980er Jah-ren zu einem Architekturbüro, wo er Holzbau-Projekte und die Installation erster grossen Solaranlagen betreute. Um sich das nötige Fachwissen zu verschaffen, belegte er am damaligen Abendtechnikum in Bern einen Kurs zu erneuerbaren Energien.

Die grosse Immobilienkrise zwang Dieter Bauer, sich 1990 beruflich neu zu orientieren. Er stieg als Teamlei-ter bei einer Informatik-KMU ein. Obwohl er bis dahin keinerlei Erfah-rungen im IT-Bereich hatte, möchte er diese Erfahrung nicht missen, wie er sagt. Damals habe er sehr viel über Prozessmanagement in Betrieben gelernt, was ihm heute noch nütz- lich sei. «Ich entwickle mich eben gerne durch Sprünge ins kalte Wasser weiter.»

Den Blickwinkel erweitern

Vor einigen Jahren nahm Dieter Bauer eine berufliche Auszeit und belegte einen MAS-Studiengang in Umwelttechnik und -management an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW). Inzwischen ist der Walliser mit den schwäbischen Wurzeln wie-der in sein ursprüngliches berufliches Umfeld zurückgekehrt und arbeitet als Experte für nachhaltige Entwick-lung bei einem Zollikofer Ingenieur-, Planungs- und Beratungsunterneh-men. Sein Steckenpferd: die nachhal-tige Quartierentwicklung in Städten. «Die Idee der Nachhaltigkeit kam schon in den 80ern auf, aber bis heute geht es dabei vor allem um ökologische Fragen», resümiert Bau-er. «Dabei braucht es einen breiteren Blickwinkel, der auch soziale Aspekte mit einbezieht.» Er zieht das viel

Weiterbildung à la Dieter Bauer: Sprünge ins kalte Wasser

Er nimmt das Credo vom lebenslangen Lernen ernst: Dieter Bauer hat kürzlich den CAS nachhaltige Entwicklung abgeschlossen – im Alter von 58 Jahren. Obwohl das Pensionsalter langsam näher rückt, lernt der engagierte Raumplaner gerne immer wieder etwas Neues.

VON MARTIN ZIMMERMANN

zitierte verdichtete Bauen als Beispiel heran. Das Konzept sei an sich sinn-voll, erläutert der Experte, aber wenn dabei nur lauter teure Wohnungen mit riesigen Grundflächen entstün-den, sei das nicht wirklich nachhaltig. «Eine nachhaltige Raumplanung muss auch den Menschen berücksichti-gen.»

«Raumplanung riecht nach Sozialismus»

Leider habe die Raumplanung in liberalen Gesellschaften generell einen schweren Stand, moniert Bauer. Der Grund: Im Zentrum der Raum-planung steht die Gemeinschaft und nicht das Individuum. «Das riecht halt irgendwie nach Sozialismus.» Auch die Schweiz mit ihren zahl-reichen Einfamilienhaus-Siedlungen im Grünen leide an dieser Malaise, so Bauer weiter. Zwar gebe es durchaus fortschrittliche Gesetze in diesem Bereich. Aber die mit deren Umset-zung betrauten Behörden hätten oft nicht die Mittel um ihre Aufgaben richtig zu erfüllen.

Um diesen Gegensatz kreist auch Bauers Abschlussarbeit, die er für seine Weiterbildung verfasst hat. Er untersucht darin, über welche recht-lichen und finanziellen Instrumente eine Stadt wie Bern verfügen muss, um ökologisches Bauen, Raum-

«Weiterbildung», Universität Bern, 2016 | 13

Der CAS Nachhaltige Entwicklung wird von der Universität Bern seit 2005 erfolgreich angeboten. Er vermittelt den theoretischen Kern und die unter-schiedlichen Ausprägungen der Leitidee Nachhaltige Entwicklung.

In den ersten Jahren wurde der Studien-gang von der Interfakultären Koordi-nationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ) angeboten, seit 2014 ist er beim Centre for Development and Envi-ronment (CDE) daheim. 61 Personen haben in dieser Zeit ihren Abschluss gemacht, 29 Frauen und 32 Männer (Stand August 2016).

planung und soziale Aspekte miteinan-der zu verbinden und Verdichtungs-projekte nachhaltig zu realisieren.

Mühe, den Rhythmus zu finden

Den sozialen Aspekt der nachhaltigen Entwicklung hätte Dieter Bauer auch im Berner CAS gerne etwas vertiefter behandelt. Er regt zudem an, die ein-zelnen Kurstage zu längeren Blöcken zusammenzufassen, statt sie durch teils mehrmonatige Intervalle vonei-nander zu trennen. Diese «On-Off»-Struktur habe es ihm schwergemacht, einen Rhythmus zu finden. Unter

dem Strich zieht Bauer trotzdem eine positive Bilanz: «Ich konnte viele neue Kontakte knüpfen und dadurch meine Ansichten in vielen Themenbe-reichen weiterentwickeln.»

Apropos, der nächste grosse Ent-wicklungsschritt ist schon in Sicht: Langsam aber sicher bereitet sich Dieter Bauer auf seine Pensionierung vor. Zeit für einen ausgedehnten Urlaub also, vielleicht in Übersee oder in Asien? Bauer winkt ab; Fliegen sei schliesslich nicht nachhaltig. Überhaupt mag der Vater dreier erwachsener Kinder («Alles wasch-

GESCHAFFT

echte Stadtberner!») keine scharfe Trennlinie zwischen Beruf und Freizeit ziehen. Insofern setzen Bauers Pläne für den Unruhestand sein bisheriges Wirken logisch fort: «Ich engagiere mich in der neuen Wohnbaugenos-senschaft auf dem Berner Warm-bächli Areal», sagt er – natürlich mit einem besonderen Fokus auf die sozi-alen Aspekte nachhaltigen Bauens.

Der berufsbegleitende Studiengang hat einen inter- und transdisziplinären Ansatz und richtet sich an Personen aus der öffentlichen Verwaltung, der Privatwirt-schaft und von Nichtregierungs-Organi-sationen (NGO). Die Dozentinnen und Dozenten stammen aus Wissenschaft, Verwaltung, Wirtschaft und von NGOs.

Der Studiengang ist auf den drei Kompo-nenten «Grundlagen», «Handlungsfelder» und «Umsetzung» aufgebaut. Er kann sehr flexibel innerhalb von einem Jahr ab-solviert werden. Wer mehr Zeit braucht, kann den Abschluss auch in einem Zeit-raum von bis zu drei Jahren machen.

Die Themenpalette ist breit gefächert; sie reicht von den theoretischen Grundlagen über die Mobilität und Raumentwicklung bis zum nachhaltigen Eventmanagement. Die verschiedenen Module des Studiengangs können auch einzeln als Weiterbildungskurse gebucht werden.

www.cde.unibe.ch/weiterbildung

DIE DINGE NEU DENKEN, ANDERS HANDELN: CAS NACHHALTIGE ENTWICKLUNG

14 | «Weiterbildung», Universität Bern, 2016

PANORAMA

Kurz und bündig

CAS Evaluation erfolgreich gestartet

Im Jahr 2016 wurde erstmals ein CAS Evaluation durchgeführt, der auf grosses Interesse gestossen ist. Er wurde aus dem seit 2002 bestehenden Weiterbil-dungsprogramm Evaluation entwickelt und ergänzt die bisherigen Studiengän-ge (DAS und MAS). Im Fokus des CAS stehen die Grundlagen und die Qualität der Evaluation, die Auftragsklärung, die Planung und das Management von Evaluationsprojekten sowie die Arbeit mit Wirkungsmodellen. Die Weiter-bildung richtet sich an Personen, die Evaluationen in Auftrag geben oder das Management von Evaluationen verant-worten.

www.evaluationsstudium.unibe.ch

Salongespräche: Jubiläum und Trauer

Der Flyer mit dem Hinweis auf das 20jährige Jubiläum der «Salonge-spräche» war gedruckt, «Freundschaft» hiess das Thema der Gesprächsrunde, das von Maja Wicki-Vogt mit dem Gedicht von Hilde Domin eingeleitet wurde.

Der grosse Luftzug

Das Wort neben mirder Saum des Wortesganz dicht tief atmendie Haut zwischen dem Wort und mirdurchatmender grosse Luftzugin dem Worte fliegenHilde Domin

Und dann hat Maja Wicki im Juni 2016 unerwartet ihre letzte Reise angetreten – und mit dem grossen Luftzug hat die 76jährige Dozentin auch ihre präzisen Worte mitgenommen, die ihr treues Publikum fasziniert und in den Bann geschlagen haben. Seit 1998 gestaltete Maja Wicki am Zentrum für universitäre Weiterbildung ZUW Gesprächskreise zu ausgewählten Themen. Jüngste Themen der «Salongespräche» waren «Himmel», «Grenzen», «Mut» und «Vergebung», zu denen die Kursleiterin ihr mannigfaltiges Wissen aus Psychoa-nalyse, Philosophie und Traumatherapie einfliessen liess. Die dialogische Metho-de lag ihr am Herzen. Noch im April / Mai 2016 hat sie dies in einem Artikel festgehalten, der im Herbst in der Publikation «Arenen der Weiterbildung» erscheint (siehe Seite 17).

www.salongespraeche.unibe.ch

MPA: Abschluss mit Topnote

Patrick Zehner ist stellvertretender Abteilungschef beim Bundesamt für Polizei (Fedpol), wo er für den Fachbe-reich EU Schengen verantwortlich ist. Im Januar 2016 hat er die Führungs-weiterbildung Executive Master of Public Administration MPA der Univer-sität Bern mit der besten Leistung und der Topnote 6,0 abgeschlossen. Zudem wurde seine Masterarbeit mit dem Titel «Hit auf Hit: Erfolgsschlager SIS? Evaluation der Schengen-Personen-fahndung nach Artikel 26 des SIS-II-Beschlusses in der Schweiz» mit dem 1. Preis ausgezeichnet.

www.mpa.unibe.ch

Think global, teach local

Die Universität Bern fördert die Nachhal-tigkeit in Forschung, Lehre und Betrieb. Um die Studentinnen und Studenten besser auf die globalen Probleme vorzu-bereiten, soll das Thema verstärkt in die Lehre integriert werden. Die Hochschul-didaktik der Universität Bern hat dafür – in Zusammenarbeit mit dem Center for Development and Environment (CDE) – den Kurs «Think global, teach local: Bildung für Nachhaltige Entwick-lung in die eigene Lehre integrieren» mit innovativen Lehr-/Lernformen entwickelt. Der Kurs findet erstmals am 28./29. März 2017 stattfindet. Lehrende aus anderen Hochschulen sind willkom-men.

www.hd.unibe.ch

1. Swiss Maker Week: «Digitalisierung in der Hochschul-lehre – Fokus Video»

Die Digitalisierung in der Hochschul-lehre schreitet voran und der Ruf nach sinnvollen Kombinationen aus E-Tools, Selbststudium und Präsenzlehre wird immer lauter. Die erste Swiss Maker Week (14.–18. August 2017) zum «digital turn» in der Hochschullehre gibt Interessierten die Möglichkeit, eigene digitale Lernmaterialien unter kompe-tenter Beratung zu erstellen und diese sinnvoll in die eigene Lehrveranstaltung zu integrieren.

www.hd.unibe.ch

Lange Nacht der Karriere

Zum zweiten Mal bietet die Weiter-bildung der Universität Bern am 10. November 2016 – zusammen mit der Abteilung für die Gleichstellung von Frauen und Männern – das «Laufbahnkarussell» an.

www.lnoc.ch

«Weiterbildung», Universität Bern, 2016 | 15

PANORAMA

Zahlen und Fakten

Die Universität Bern bietet aktuell 90 Ma-ster-, Diplom und Zertifikats-Studiengänge (MAS, DAS, CAS) in der Weiterbildung an. Im Jahr 2015 waren 2356 Personen in einem CAS-, DAS- oder MAS-Studiengang

Die Statistik der Weiterbildung

7000

6000

5000

4000

3000

2000

1000

0

14000

12000

10000

8000

6000

4000

2000

0

Abschlüsse Kursstunden und Teilnehmende

Teilnehmende 2015

Frauen 56%

Männer 44%

CAS Stunden

2006

2007

2008

2009

2010

2011

TeilnehmendeDAS MAS

2007

2008

2009

2010

2011

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Kurse 191 216 383 448 255 325 262 259 257 273

Teilnehmende 3 946 4 789 6 056 6 299 4 263 5 578 5 005 4 469 5 608 4 991

Kursstunden 7 750 8 553 9 968 10 337 10 227 10 724 10 946 10 929 12 768 13 135

Abschlüsse 318 240 298 205 377 268 426 474 509 545

eingeschrieben und 545 Studierende machten ihren Abschluss. Die Schwan-kungen bei den Abschlusszahlen sind eine Folge davon, dass die DAS- und MAS- Angebote oft zwei oder drei Jahre dauern.

Mit allen Einzelveranstaltungen und Kursen zählte die Weiterbildung der Universität Bern im letzten Jahr fast 5000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

2013

550

500

450

400

350

300

250

200

150

100

50

0

2013

StundenTeilnehmende

2012

2012

Christina Cuonz wird neue Direktorin des ZUW

Per 1. April 2017 übernimmt Christina Cuonz (39) als Nachfolgerin von Andreas Fischer die Leitung des Zen-trums für universitäre Weiterbildung ZUW. Die Sprachwissenschaftlerin, die auch über einen umfangreichen Leistungsausweis in der Weiterbildung verfügt, ist in Sarnen (OW) geboren und aufgewachsen. Die neue Direktorin des ZUW hat von 1997–2003 Anglistik, Germanistik und Journalistik an den Universitäten Lausanne, Fribourg und Oslo studiert und danach eine einjährige Ausbildung zur PR-Referentin in Tübingen absolviert.

Von 2004 bis 2007 arbeitete Christina Cuonz als Forschungsassistentin an einem Projekt des Schweizerischen Natio- nalfonds mit, danach war sie bis 2012 in unterschiedlichen Positionen an der Universität Basel tätig. 2011 promovierte sie dort mit einer soziolinguistischen Arbeit zu sprachlichen Werturteilen von Laien. Im August 2012 übernahm sie als wissenschaftliche Geschäftsführerin die Leitung der Graduate School of Huma-nities and Social Sciences der Universität Luzern. Die neue Direktorin des ZUW ist verheiratet, Mutter von zwei Kindern und wohnt in Bern.

2014

2014

2015

2015

16 | «Weiterbildung», Universität Bern, 2016

Termine

AGENDA

1. November 2016, 17.30 Uhr, Bern8. November 2016, 18 Uhr, Zürich7. März 2017, 17.30 Uhr, Bern 22. März 2017, 18 Uhr, Zürich

Informationsveranstaltungen Executive MPAVorstellung des zweijährigen MAS-Studiengangs für Kadermitarbeitende des öffentlichen Sektors zum Executive Master of Public Administration (MPA). An den Informationsveranstaltungen des Kompetenzzentrums für Public Manage-ment erfahren Interessierte alles Wissens-werte zum Lehrgang. Zudem stehen die Programmleitung des MPA und Alumni Rede und Antwort. Auf Anfrage kann ein beliebiger Unterrichtstag zusammen mit den aktuellen Studierenden besucht werden.

Anmeldeschluss Informations-Veranstaltungen: 25. Oktober 2016

www.mpa.unibe.ch

Veranstaltungsreihe 2016

Medien im Umbruch Direkte Demokratie in Gefahr?

Medien als Informationsquelle für die direkte Demokratie21. Oktober 2016 (Abendreferat)

Medienlandschaft Schweiz im Umbruch29. Oktober 2016

Politische Kommunikation in der direkten Demokratie 12. November 2016

Welche Medien braucht die direkte Demokratie? 26. November 2016

Abendreferat um 18.30 Uhr, ansonsten jeweils um 9 Uhr in der UniS, Raum A 003, Schanzeneckstrasse 1, BernEintritt frei, Anmeldung erforderlich Weitere Informationen: www.forum.unibe.ch oder fug @ fug.unibe.ch

2. Dezember 2016, 18.15 Uhr

ZertifikatsfeierCAS Spiritual CareDie ersten Absolventinnen und Absol-venten des CAS Spiritual Care nehmen an der Zertifikatsfeier ihre Abschlüsse in Empfang.

Universität Bern, Hauptgebäude, Aula

17. Februar 2017, 9 – 15 Uhr

5. Tag der LehreWirksame Lehre mit Videos – Perspektiven und HürdenNebst einem Hauptreferat werden an der Tagung Praxisbeispiele aus der Universi-tät Bern und von anderen Hochschulen präsentiert. Der Tag der Lehre wird vom Vizerektorat Lehre gemeinsam mit der Hochschuldidaktik & Lehrentwicklung organisiert.

www.unibe.ch/weiterbildung/ tagungen/tag_der_lehre

11. November 2016, 13.30 – 17.45 Uhr

7. Herbsttagung des ZUWWeiterbildung 50plusEin schlummerndes Potenzial für die Hochschulen?Grundsätzlich stehen die regulären Aus- und Weiterbildungen der Hochschulen auch den bildungsinteressierten Personen über 50 Jahre offen. Aber entsprechen diese Angebote auch ihren Bedürfnissen? Und wie müssen Weiterbildungen für gut qualifizierte Personen über 50 Jahre aussehen? Das Zentrum für universitäre Weiterbildungen ZUW stellt an seiner Herbsttagung eine erste Übersicht über spezifische Angebote in der Deutsch-schweiz für die Generation 50plus vor. Diese Übersicht zeigt aber auch, dass es ein brachliegendes Potenzial bei Angeboten für diese Zielgruppe gibt.

Universität Bern, UniS, Hörsaal A003 www.zuw.unibe.ch/herbsttagung

«Weiterbildung», Universität Bern, 2016 | 17

LEKTÜRE

Publikationen

Bibliothek

Rund 13 500 Publikationen und über 50 Zeitschriften – diesen gut sortierten und aktuellen Wissensschatz bietet die öffentliche Spezialbibliothek ‹Weiter-bildung› des Zentrums für universitäre Weiterbildung ZUW an.

Der Bestand umfasst Bücher, Zeitschrif-ten und Dokumentationsmaterial der folgenden Bereiche:• Bildung / Pädagogik – mit den Schwer- punkten Weiterbildung, Erwachsenen- bildung und Didaktik• Hochschulforschung• Wissen / Wissenschaft• Evaluation• Technologie, Arbeit und Gesellschaft

Alle Medien der Bibliothek sind im Katalog des Informationsverbundes Deutschschweiz (IDS) verzeichnet und können online reserviert werden. Die Zeitschriften liegen in der Bibliothek auf, werden jedoch nicht ausgeliehen.

ÖffnungszeitenMontag 10–12 UhrDienstag 9–12 Uhr / 14–17 UhrMittwoch 10–12 Uhr / 14–17 UhrDonnerstag 9–12 Uhr / 14–17 Uhr

AdresseUniversität Bern Zentrum für universitäre Weiterbildung Schanzeneckstrasse 1 (UniS, 1. Stock) 3001 BernTelefon 031 631 33 [email protected]/wblib

Arenen der Weiterbildung

Therese E. Zimmermann, Wolfgang Jütte, Franz Horváth (Hrsg.)

UG_Arenen_Weiterbildung_def.indd 4 26.08.16 14:24

Arenen der Weiterbildung

Die Weiterbildungslandschaft der Schweiz im Bereich der Hoch-schulen hat sich seit der Offensive des Bundes in den 1990er- Jahren stark verändert. Das Zentrum für universitäre Weiter- bildung ZUW der Universität Bern hat diese Entwicklung aktiv mitgestaltet. Die Schrift zu Ehren von Karl Weber, der von 1990 bis 2009 als Direktor des ZUW forschend, lehrend und beratend tätig war, beleuchtet die Vielzahl der Arenen der Weiterbildung.

Therese E. Zimmermann, Wolfgang Jütte, Franz Horvath (Hg.): Arenen der Weiterbildung, hep Verlag, Bern, erscheint im November 2016300 SeitenISBN 978-3-0355-0582-5

Praxishandbuch Public Management

Dieses umfassende Handbuch ermöglicht Personen mit Führungs- und Managementfunktionen in den öffentlichen Verwaltungen des Bundes, der Kantone und der Gemeinden einen raschen Zugang zu allen wichtigen Führungsthemen und enthält prak-tische Anleitungen zur Bewältigung von Managementproblemen. Zum Inhalt des Handbuches haben auch Expertinnen und Exper-ten des Kompetenzzentrums für Public Management (KPM) der Universität Bern als Herausgeber und Autoren beigetragen. Das KPM bietet die renommierte Führungsweiterbildung «Executive Master of Public Administration» an.

Andreas Bergmann, David Giauque, Daniel Kettiger, Andreas Lienhard, Erik Nagel, Adrian Ritz, Reto Steiner (Hrsg.): Praxishandbuch Public Management, WEKA Verlag, Zürich, 2016970 SeitenISBN 978-3-297-00936-9

Wege in die Zukunft

Der Dialog über mögliche Entwicklungen im Bereich der wissen-schaftlichen Weiterbildung stand im Zentrum der Herbsttagung 2015 des Zentrums für universitäre Weiterbildung ZUW. Als Grundlage dienten die Ergebnisse einer Online-Befragung über mehrere Thesen zur zukünftigen Entwicklung der wissenschaft-lichen Weiterbildung. Sie wurden an der Tagung vorgestellt und zusammen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in einem interaktiven Teil vertieft. Das «zoom» enthält die Studie wie auch die Ergebnisse der Tagung.

Therese E. Zimmermann, Andreas Fischer (Hrsg.): Hochschulweiterbildung Schweiz 2025. Wege in die Zukunft, zoom Nr. 6 (2016), Zentrum für universitäre Weiterbildung ZUW der Universität Bernca. 60 SeitenISBN 978-3-906587-41-7Preis: CHF 30.–Erscheint im Herbst 2016Bestellungen: [email protected]

18 | «Weiterbildung», Universität Bern, 2016

Warum seid ihr so sicher?

CARTE BLANCHE

Kennen Sie Herrn Zweifel? Kennen Sie vielleicht Frau Schüch? Auch nicht die Geschwister Sollichvielleicht? Macht nichts! So oder so kennen Sie bestimmt Leute, über deren Unentschlossenheit man nur den Kopf schütteln kann. Wie neulich die unglaubliche Dame bei den Bananen in der Migros. Sie stand mit ihrem leeren Einkaufswagen vor den Max Havelaar-Bananen und hatte auch schon so eine Max Havelaar-Banane in der Hand, die sie aber wieder zurück-legte, um sie gleich wieder aufzugrei-fen und jetzt in der Hand hielt, als wollte sie abwägen, ob so eine schöne Max Havelaar-Banane nicht doch zu gross sei für ihren kleinen Lebenshun-ger. Ich sammelte derweil weiter meine sieben Sachen zusammen und als ich wieder bei den Bananen vorbeikam, war die Dame noch immer dort und legte gerade wieder eine Banane zurück, möglicherweise noch immer die gleiche und sie schien sich zu überlegen, wie schnell sie sich nun von diesen Max Havelaar-Bananen abwen-den wollte, denn sie schob ihren leeren Karren schon mal zehn oder fünfzehn Zentimeter weiter.

Ja, schrecklich die Entscheidungen, die es zu fällen gibt im Leben! Und doch möchte ich mich hier nicht über die Dame lustig machen. Im Gegenteil!

Wenn ich an dieser Stelle die Gelegen-heit wahrnehmen darf, Gedanken, die mich gegenwärtig beschäftigen, an die grosse Glocke zu hängen, möchte ich ein kleines Lob auf den Zweifel singen. Leben wir doch in ziemlich aufgewühlten Zeiten und man möchte so vielen Menschen zurufen: Warum seid ihr bloss so sicher! Warum habt ihr keine Zweifel? Denn die Wahrschein-lichkeit, dass diese bemitleidenswert unentschlossene Dame irgendwo sehr viel grossen Schaden anrichten wird, ist sehr gering, was man leider von so vielen schnell- und festentschlossenen Mitmenschen nicht behaupten kann. So viele meinen, die Weisheit mit dem grossen Löffel gefressen zu haben und springen allen Lektionen der Geschich-te zum Trotz auf die falschen Züge oder gehen den Populisten und andern Heilsbringern und Rattenfängern gleich massenweise in die Falle. Oder noch schlimmer: Unfähig zu zweifeln, halten sie sich selbst für mächtig und weil sie es nicht sind, helfen sie nach mit Gewalt und Tod und verursachen grenzenloses Leid.

Gut, muss man hier einwenden, aber nur mit dem Zweifel kommen wir auch nicht über die Runden. Stimmt! Manchmal ist Entschlossenheit gefragt und gewisse Entscheidungen müssen

Beat Sterchi, geboren 1949 und auf-gewachsen in Bern, lebte in Übersee und in Spanien. Er schreibt Prosa, Reportagen und für das Theater. Sein bekanntestes Buch ist der Roman «Blösch», sein erfolgreichstes Stück «Annebäbi im Säli oder Gotthelf im Ochsen». Sterchi ist Mitglied des Spoken-Word-Ensembles «Bern ist überall».

VON BEAT STERCHI

Im Oktober erscheint von Beat Sterchi: «Mut zur Mündigkeit.» Vom Reden und Schreiben in der Schweiz. Edition ADHOC, Langenthal.

www.beatsterchi.ch

einfach getroffen werden. Aber dann bitte – und hier wären wir bei der Bildung – nach bestem Wissen und Gewissen! Und bitte keine Schnell-schüsse! Kein blinder Aktionismus! Keine Versprechen! Es ist alles schon schwer und kompliziert genug. Der ehemalige amerikanische Präsident Jimmy Carter sagte einmal in einem Interview, vor einem grossen Entscheid konsultiere man natürlich die Experten und diese Experten seien in der Regel gespalten und zwar meistens ziemlich genau fünfzig zu fünfzig. Weil das so ist, brauchen wir immer noch bessere Experten und noch bessere Expertinnen und in der Zwischenzeit bin ich heil-froh, dass ich nicht der amerikanische Präsident bin.

«Weiterbildung», Universität Bern, 2016 | 19

ZUW

Mitten drin: Hier schlägt das Herz der Weiterbildung

Erleichterung: Dieses Gefühl verspüren Studentinnen und Studenten, wenn sie die Bachelor- oder Masterprüfung erfolgreich absolviert und den Abschluss auf sicher haben. Feiern und nichts wie weg hier – so lautet oft die Parole. Nach einigen Jahren Erfahrung in der Arbeits-welt wächst bei vielen Ehemaligen aber der Wunsch, ihr Fachwissen aus Studium und Berufspraxis mit einer Weiterbildung zu vertiefen oder zu ergänzen. Hier setzt die universitäre Weiterbildung als wirksame und wirtschaftliche Form des Transfers von Wissen und Können an. Sie verbindet die Wissenschaft mit der Arbeitswelt – und mit der Gesellschaft.

Studiengänge mit Potential

Die Universität Bern bietet eine grosse Auswahl von weiterbildenden Studiengängen, modular aufgebauten Programmen und Einzelkursen an (siehe Rückseite des Magazins ‹Weiter-bildung›). Die Zertifikats-, Diplom- und Master-Studiengänge richten sich grundsätzlich an Personen mit Univer-sitätsabschluss (für Master of Advanced Studies MAS) oder Hochschulabschluss

(für Diploma of Advanced Studies DAS, Certificate of Advanced Studies CAS), die Erfahrungen aus der Berufs-praxis mitbringen. Je nach Studiengang sind Zulassungen ‹sur dossier› möglich. Um die hohe Qualität zu gewährleisten, werden alle Weiterbildungsstudiengänge durch Hochschullehrende gesteuert.

«Studium nach dem Studium»

Seit über 25 Jahren setzt sich das ZUW für die wissenschaftliche Weiterbildung ein. So unterstützt das Zentrum die Fakultäten und Institute der Universität Bern beim Aufbau ihres Weiterbildungs- angebotes. Zudem nutzen Dozentinnen und Dozenten sowie Forschende die breite Kurspalette der Hochschul-didaktik, die zu den rasch ausgebuchten Angeboten des ZUW gehört.

Zeitgemässe Neuentwicklungen

Von der Erfahrung und der Kompetenz des ZUW profitieren auch externe Kundinnen und Kunden. So bietet das ZUW für Wissensdurstige eine breite Palette eigener Studiengänge und Kurse

Bis kurz nach der Jahrtausendwende erblickten im 1. Stock des Altbaus der UniS zarte Bébés das Licht der Welt. Heute schlägt in den gleichen Räumen – dem ehemaligen Berner Frauenspital – das Herz der wissenschaftlichen Weiterbildung der Universität Bern. Das ZUW, wie das Zentrum für universitäre Weiterbildung kurz und bündig genannt wird, unterstützt und fördert an der Alma Mater Bernensis die wissenschaftliche Weiterbildung.

an. Die inhaltlichen Schwerpunkte des Zentrums liegen in den Bereichen Bildungsmanagement, Forschungs- management, Evaluation, Hochschuldi-daktik – aber auch die schöne Tradition der akademischen ‹Salongespräche› wird beim ZUW gepflegt. In den eigenen Studiengängen entwickelt das ZUW – wie in einem Labor – neue didaktische und organisatorische Formen der Weiterbildung.

Davon profitieren die Auftraggeber von Studien und Projekten – öffentliche Institutionen, Dienststellen der Verwal-tung sowie Unternehmen. Sie nutzen die ausgewiesenen Kenntnisse des Zen-trums in Bildungs- und Weiterbildungs-fragen und im Bereich der Evaluation.

Die ZUW-Herbsttagung belebt die Debatte

Das Zentrum profiliert sich seit 2010 mit der Herbsttagung, an der mit hochkarätigen Referentinnen und Podiumsteilnehmern wichtige Themen der wissenschaftlichen Weiterbildung zur Debatte gestellt werden.

Impressum

Herausgeber: Universität Bern, Zentrum für universitäre Weiterbildung ZUW

Redaktion: Christine Valentin, [email protected]

Bildnachweise: Titelbild und Fotos Seiten 3, 5, 6, 7, 8, 10, 11, 13, 14, 17,18© Alexander Egger, www.eggerx.ch

Seite 2 Irish Defence Forces – https://www.flickr.com/photos/dfmagazine/18898637736/

Gestaltung: Nadine Fontana, www.pushandpull.ch

Druck: Stämpfli Publikationen AG, Bern

Auflage: 12 500 Ex., erscheint einmal jährlich

Abonnement: Das Magazin ‹Weiterbildung› der Universität Bern kann kostenlos abonniert werden. ISSN 2296-0171

Bestellungen: Universität Bern, Zentrum für universitäre Weiterbildung ZUW, Schanzeneck-strasse 1, Postfach, 3001 Bern, Telefon 031 631 39 28, [email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck von Artikeln und Fotos nur mit Genehmigung der Redaktion.

Informationen zu allen Studiengängen, zu den modular aufgebauten Weiterbildungsprogrammen und zahlreichen Weiterbildungskursen

www.weiterbildung.unibe.ch

MAS Master of Advanced Studies / EMBA DAS Diploma of Advanced Studies CAS Certificate of Advanced Studies

Studiengänge universitäre Weiterbildung 2016

20

Bildung, Didaktik, Forschung Ausbildungspfarrerin / Ausbildungspfarrer Dance Science: Psychology & Education Dance and Performing Arts: Vermittlung Forschungsmanagement Hochschullehre / Higher Education Medizindidaktik

Evaluation, Statistik

Angewandte Statistik Epidemiologie und Biostatistik Evaluation Gesundheitsökonomie und gesundheitsökonomische Evaluation

Gesundheitswesen

Bewegungs- und Sporttherapie: Innere Erkrankungen / Herz-, Gefäss- und Diabetes-Erkrankungen

Bewegungs- und Sporttherapie: Orthopädie, Traumatologie und Rheumatologie

Bewegungs- und Sporttherapie: Psychische Erkrankungen Dance Science: Health & Performance / Motor

Learning & Training Epidemiologie und Biostatistik Geschäftsleitungspolitik im Gesundheitswesen Gesundheitsförderung und Prävention Gesundheitsökonomie und gesundheitsökonomische Evaluation Gesundheitssysteme Leadership in Organisationen des Gesundheitssystems Management im Gesundheitswesen Psychotherapie Psychotherapie mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie Public Health Spiritual Care Zusammenarbeit im Gesundheitswesen

Human- und Zahnmedizin

Implantologie Kariologie, Endodontologie und Kinderzahnmedizin Kieferorthopädie Klinische Epidemiologie Klinische Ernährung Medizindidaktik Nephrologie Oralchirurgie und Implantatchirurgie Parodontologie und Implantatzahnmedizin Rekonstruktive Zahnmedizin und Implantologie

Information und Dokumentation, ICT

Archiv-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft ICT-Beschaffungen

Kultur

Dance and Performing Arts Dance and Performing Arts: Performative Künste Dance Science

Nachhaltigkeit, Entwicklung, Umwelt

Altlastenbearbeitung Gender, Justice, Globalisation Nachhaltige Entwicklung

Politik, Recht

Capital Market Law Criminology Financial Regulation Gender, Justice, Globalisation International Criminal Law and Corporate Crime International Law and Economics MILE Migrationsrecht Public Administration Rechtswissenschaften Seelsorge im Straf- und Massnahmenvollzug

Psychologie

Bewegungs- und Sporttherapie: Psychische Erkrankungen Dance Science: Psychology & Education Laufbahn- und Personalpsychologie Psychotherapie Psychotherapie mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie Spiritual Care Sportpsychologie

Theologie und Seelsorge

Alters- und Krankenheimseelsorge Ausbildungspfarrerin / Ausbildungspfarrer Clinical Pastoral Training Lösungsorientierte Seelsorge Religious Care im Migrationskontext Seelsorge im Straf- und Massnahmenvollzug Seelsorge und Pastoralpsychologie Spiritual Care Systemische Seelsorge-Ausbildung

Wirtschaft, öffentliche Verwaltung, Management

Archiv-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft Asset Management Banking Capital Market Law Corporate Banking Entrepreneurship Executive MBA Marketingmanagement Executive MBA Rochester-Bern Executive Master of Public Administration Financial Regulation General Management General Management für Verwaltungsräte ICT-Beschaffungen International Law and Economics Investment Policy and Promotion Markenmanagement und Kommunikation Marketingmanagement und Verkauf Marktorientierte Betriebswirtschaft Migrationsrecht Online Marketing und Social Media Public Administration (CeMaP) Real Estate Finance