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MONTAG, 14. NOVEMBER 2016 STÄDTEPORTRÄT SONDERAUSGABE GÖRLITZ V on Mohnpiele und Liegnitzer Bombe Seite 4 Delikatessen Mittelständler übergeben an die nächste Generation Seite 2/3 Die Nachfolger E s gibt arabischen Kaf- fee, süßes Gebäck und – Hausschuhe. In Sy- rien kümmert man sich um seine Gäste. Und ihre Willkom- menskultur haben Aa- fra Ljlik und Hosam Jaalouk aus der Heimat mitgenommen. Erst in den Li- banon, wo sie nach der Flucht aus Da- maskus vor dem syrischen Bürgerkrieg zwei Jahre lang lebten und nun auch nach Görlitz. Seit 2014 lebt das Ehe- paar mit Söhnchen Majid in Görlitz. Sie hatten Glück und kamen in einer Wohnung des Architekten Frank-Er- nest Nitzsche unter, die er Flüchtlin- gen zur Verfügung stellt. „Eine Frage der Einstellung“, findet Nitzsche. „Ich kann dieses Land nicht retten, aber zumindest den Menschen ein bisschen helfen.“ Nitzsche kommt aus einer Berliner Künstlerfamilie und hat selbst Kunst in Dresden studiert. Der Zufall führte ihn nach Görlitz. „Die Stadt mit ihrem verfallenen Cha- rakter und ihrer unglaublichen Aus- strahlung hat mich fasziniert.“ Seit 2001 wohnt er nun ganz dort. „Das ist ein fantastischer Ort zum Leben. Gör- litz hat ein internationales Klima in der Gesellschaft.“ Aafra Ljlik und Hosam Jaalouk sind beide Apotheker. Doch ihre Apotheken zu Hause in Syrien wurden im Bürger- krieg zerstört. Ihr Vierjähriger besucht ganztägig die Kita und spricht mehr Deutsch als Arabisch. Auch seine El- tern beherrschen die Sprache inzwi- schen erstaunlich gut. Als Akademiker haben sie Vorbildfunktion für ihre Landsleute vor Ort und sind Ansprech- partner bei Problemen. „Viele wissen noch zu wenig über das Alltagsleben und die fremde Kultur.“ Aafra Ljlik würde gern wieder als Apothekerin ar- beiten, auf die Anerkennung ihres Ab- schlusses muss sie jedoch noch min- destens ein Jahr warten. Ihr Mann kann sich auch vorstellen, eines Tages wieder zurück nach Syrien zu gehen. „Wir sind hier nur Gäste, und in mei- ner Heimat brauchen sie Akademiker.“ „Das Engagement der Görlitzer ist be- eindruckend“, sagt Oberbürgermeister Siegfried Deinege. „In Görlitz haben wir uns gesellschaftlich und politisch frühzeitig mit der Flüchtlingsthematik beschäftigt und uns klar positioniert.“ Die Hauptaufgabe liege derzeit darin, tragfähige Konzepte und Handlungs- strategien für Integration in den Berei- chen Wohnen, Soziales und Bildung zu entwickeln. Rund 56.000 Einwohner hat die deutsche Seite der Europastadt Gör- litz/Zgorzelec inzwischen. Die Bevöl- kerungszahl ist 2014 erstmals seit 1990 gestiegen. 2716 Bürger sind 2014 herge- zogen. Und die Stadt schrumpft nicht mehr, ein Trend, der sich seitdem fort- setzt. Görlitz wolle Alt und Jung anzie- hen und richtet auch die Stadtpolitik stark auf Familienfreundlichkeit aus. „Görlitz ist zudem Hochschulstadt und bietet mit günstigen Mieten, guter Infrastruktur und einem reichhaltigen Kulturprogramm zugleich Senioren ei- nen guten Alterswohnsitz.“ Neu sei seit zwei Jahren der Trend, dass immer mehr polnische Bürger sich in Görlitz ansiedeln. Zurzeit leben rund 2950 in der Stadt. „Auch sie tragen dazu bei, dass Görlitz sich gegen den Demogra- fietrend stellen kann.“ Eine von ihnen ist Katarzyna Silkeit. Die 37-Jährige arbeitet seit dreieinhalb Jahren bei der Europastadt Görlitz- Zgorzelec GmbH. Sie hat Tourismus- wirtschaft in Görlitz studiert und wohnt seit 2009 dauerhaft in der Stadt – auf der deutschen Seite der Neiße. Silkeit stammt aus einer polnischen Kleinstadt rund 30 Kilometer südlich von Görlitz. Zunächst hat sie in Polen in einem Hotel gearbeitet. Als Mitar- beiterin der Görlitz-Information berät sie nun Touristen aus aller Welt. Hauptsächlich kämen deutsche Touris- ten, aber auch viele polnische und tschechische Besucher, vor allem zu Weihnachten. „Görlitz wird weltoffe- ner“, hat sie beobachtet. „Als ich ange- fangen habe zu studieren, waren hier viel weniger Ausländer.“ Mit ihrem Mann, einem gebürtigen Hamburger, hat sie entschieden, hier- zubleiben. „Ich fühle mich sehr wohl in meiner Wahlheimat. Es ist internatio- naler als anderswo, und das macht es so spannend. „Wir haben mehr Kon- takt zu Wahlgörlitzern als zu den Alt- eingesessenen.“ 3200 Einwohner sind ausländischer Herkunft. So wie die Griechen. „In Görlitz und unserer Schwesterstadt Zgorzelec gibt es eine sehr aktive grie- chische Gemeinde“, sagt OB Deinege. Die Anwesenheit griechischer Kauf- leute in Deutschland ist bis in die Rö- merzeit überliefert und hat sich über die Zeiten nicht geändert. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich hier viele Griechen niedergelassen „Der griechische Teil unserer Geschichte hilft dabei, unsere Menschlichkeit und die Chancen von Integration und fried- lichem Miteinander zu leben.“ Als gebürtige Polin fühlt sich Silkeit in der Europastadt Görlitz besonders wohl. Hier wachsen Polen und Deutschland zusammen. Grenzkon- trollen gibt es schon seit 2004 nicht mehr. Bereits die Kinder lernen auf spielerische Weise im deutsch-polni- schen Kindergarten oder in der Schule die Sprache des Nachbarn. Auch der polnische Teil der Stadt hat an Bedeu- tung gewonnen. „Noch vor 20 Jahren war alles grau“, sagt Silkeit. Seit 2004 können Polen wie Deut- sche über die neue Altstadtbrücke zu Fuß ins Nachbarland spazieren. Auto- fahrer benutzen die alte Stadtbrücke. Auf der einen Seite die große Vielfalt von Kultur, Gastronomie und Einzel- handel. Und mehr Jobs. Auf der ande- ren Seite das günstige Einkaufen in Großmärkten, aber auch immer mehr Leben auf den Straßen und in Lokalen. „Je mehr Kultur dazukommt, umso besser“, findet Silkeit. Dazu tragen auch gemeinsame Feste wie das Altstadtfest und das Jakuby- Fest auf polnischer Seite bei. „Zu DDR- Zeiten hat Polen hier keine Rolle ge- spielt.“ Der deutsch-polnische Mix ma- che es aus. „Weder ein Fluss noch eine Grenze, weder Sprachbarrieren noch kulturelle Unterschiede, weder soziale Eigenar- ten noch Herkunft entscheiden über das gelebte Miteinander“, betont Dei- nege. „Das gestalten immer die Men- schen vor Ort.“ Artikel im Internet: www.welt.de/goerlitz OLIVER KILLIG Zusammen geht alles leichter: Aafra Ljlik und Hosam Jaalouk (links), Architekt Frank-Ernest Nitzsche und Nachbar Somar Shartouh. Der ehemalige syrische Profisportler arbeitet als Rettungsschwimmer in Görlitz WILLKOMMEN in Görlitz! Die Europastadt mit ihrer bewegten deutsch-polnischen Geschichte präsentiert sich weltoffen und gastfreundlich. Dazu tragen vor allem die Einwohner bei VON MARIE-THÉRÈSE NERCESSIAN Aus Überzeugung Görlitzerin: Die gebürtige Polin Katarzyna Silkeit lebt seit 2009 mit ihrem Mann – einem Hamburger – in der Stadt DER WILLE ZUR HILFE MUSS AUS DER MITTE DER GESELLSCHAFT KOMMEN. UNSERE WILLKOMMENSKULTUR IST EINE CHANCE FÜR GÖRLITZ SIEGFRIED DEINEGE, Oberbürgermeister von Görlitz OLIVER KILLIG E in verlängertes Wochenende kann man gut auf dem Rad zwi- schen Zittau und Bad Muskau an der nördlichen Landesgrenze Sachsens verbringen. Die Fahrt auf dem Radweg entlang des Grenzflusses Neiße beginnt in der Stadt am Fuße des Zittauer Ge- birges. Zunächst sollte man sich aber das historische Zentrum der Stadt anse- hen. In der Kirche zum Heiligen Kreuz ist das Zittauer Fastentuch zu bestau- nen. Es ist das einzig erhaltene seiner Art in Deutschland. Nach einer romantischen Tour ent- lang des Flusses erreicht man Ostritz. Den Reisenden erwartet das Kloster St. Marienthal, das älteste Kloster der Zis- terzienserinnen in Deutschland. Es be- steht seit seiner Gründung 1234 unun- terbrochen. Nach mehreren schweren Zerstörungen wurde der heutige baro- cke Gebäudekomplex mit der Kloster- kirche ab 1865 wieder aufgebaut. Vorbei am Berzdorfer See, einem ge- fluteten Tagebaurestloch, geht es hinein nach Görlitz. Der See ist landschaftlich interessant gelegen und lohnt einen Ab- stecher. Gerade werden großzügige Ausbaupläne in die Realität überführt. Görlitz mit seiner vollständig erhal- tenen historischen Altstadt mit Bauten von der Gotik bis zum Jugendstil ist na- türlich einen Besuch und Aufenthalt wert. Auch kulinarisch hat die östlichste Stadt der Bundesrepublik inzwischen einiges zu bieten. Die Reise führt weiter nach Zodel. Hier steht Deutschlands östlichste Dorfkirche mit Fresken aus dem 14. Jahrhundert. Einige Kilometer weiter flussabwärts kommt man nach Rothenburg. Abends und sonntags zur Mittagszeit lädt im Martinshof das italienische Spezialitä- tenrestaurant „Enoiteca Martini“ ein. Nach einer 35 Kilometer langen Fahrt weiter entlang der Neiße erreicht man schließlich Bad Muskau. Das Städtchen beherbergt den Land- schaftspark des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau. Er ließ ihn im engli- schen Stil ab 1815 anlegen. Der Park ist mit einer Fläche von 830 Hektar der größte seiner Art in Zentraleuropa und steht auf der Unesco-Welterbeliste. Rund zwei Drittel des Parks liegen heu- te jenseits der Neiße auf polnischem Territorium. Pückler musste die Anlage mit dem Neuen Schloss und anderen Bauwerken 1845 verkaufen und verließ Muskau. Das Schloss im Stil der Neore- naissance, das kurz nach Ende des Zwei- ten Weltkriegs geplündert und nieder- gebrannt wurde, erlebte zwischen 1995 und 2011 eine umfassende Sanierung. Heute beherbergt es unter anderem ein Museum zur Geschichte des Parkes. Der Südturm kann bestiegen werden. sts V on Schlössern, V V Kirchen und Klöstern Auf dem Neiße-Radweg von Zittau nach Bad Muskau 1 0 MIO. ZAHL DES ORTES Euro erhielt Görlitz von einem anony- men Spender für die Altstadtsanierung. Der Wohltäter überwies der Stadt seit 1995 pro Jahr eine Million D-Mark beziehungsweise 511.500 Euro. In die- sem Jahr floss das Geld zum letzten Mal. Es waren „nur“ 340.000 Euro, wie Oberbürgermeister Siegfried Deinege mitteilte. Mit Blick auf die Gesamt- summe sagte er, Görlitz sei für die Schenkung der über zehn Millionen Euro sehr dankbar. Über 1500 Projekte konnte die Stadt damit unterstützen. Die „Altstadtmillion“ wurde immer im Frühjahr überwiesen und von der Alt- stadtstiftung verwaltet und verteilt. Von Beginn an wollte der Gönner un- genannt bleiben. „Wir haben ihn jähr- lich über die laufenden Projekte infor- miert“, so Deinege. Sie sind durch eine Edelstahltafel mit der Aufschrift „Ge- fördert durch die Altstadtstiftung Gör- litz“ erkennbar. Die Görlitzer wollen dem Mäzen auf besondere Weise dan- ken. Im kommenden Jahr soll es im Kaisertrutz eine Ausstellung über das „Görlitzer Märchen“ geben. Auch ein Buch ist geplant. DW © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung DIE WELT BERLIN-2016-11-14-swonl-86 2cf917c363e380b720442eb89026ccc9

V PO4DIMÚTTFSO K JSDIFOVOE K MÚTUFSO · sjmlf#bfojtdi k ppsejobupsjo dft1spkflut # àshfscfufjmjhvoh tufiubvgefn g Úsmju[fs 1 ptuqmbu[wr 2 14.11.16 montag,14. november 2016 #fmjdiufsgsfjhbcf

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MONTAG, 14. NOVEMBER 2016 STÄDTEPORTRÄTSONDERAUSGABE GÖRLITZ

Von Mohnpiele und Liegnitzer Bombe Seite 4

DelikatessenMittelständler übergeben andie nächste Generation Seite 2/3

Die Nachfolger

Es gibt arabischen Kaf-fee, süßes Gebäck und– Hausschuhe. In Sy-rien kümmert mansich um seine Gäste.Und ihre Willkom-menskultur haben Aa-

fra Ljlik und Hosam Jaalouk aus derHeimat mitgenommen. Erst in den Li-banon, wo sie nach der Flucht aus Da-maskus vor dem syrischen Bürgerkriegzwei Jahre lang lebten und nun auchnach Görlitz. Seit 2014 lebt das Ehe-paar mit Söhnchen Majid in Görlitz.Sie hatten Glück und kamen in einerWohnung des Architekten Frank-Er-nest Nitzsche unter, die er Flüchtlin-gen zur Verfügung stellt.

„Eine Frage der Einstellung“, findetNitzsche. „Ich kann dieses Land nichtretten, aber zumindest den Menschenein bisschen helfen.“ Nitzsche kommtaus einer Berliner Künstlerfamilie undhat selbst Kunst in Dresden studiert.Der Zufall führte ihn nach Görlitz.„Die Stadt mit ihrem verfallenen Cha-rakter und ihrer unglaublichen Aus-strahlung hat mich fasziniert.“ Seit2001 wohnt er nun ganz dort. „Das istein fantastischer Ort zum Leben. Gör-litz hat ein internationales Klima inder Gesellschaft.“

Aafra Ljlik und Hosam Jaalouk sindbeide Apotheker. Doch ihre Apothekenzu Hause in Syrien wurden im Bürger-krieg zerstört. Ihr Vierjähriger besuchtganztägig die Kita und spricht mehrDeutsch als Arabisch. Auch seine El-tern beherrschen die Sprache inzwi-schen erstaunlich gut. Als Akademikerhaben sie Vorbildfunktion für ihreLandsleute vor Ort und sind Ansprech-partner bei Problemen. „Viele wissennoch zu wenig über das Alltagslebenund die fremde Kultur.“ Aafra Ljlikwürde gern wieder als Apothekerin ar-beiten, auf die Anerkennung ihres Ab-schlusses muss sie jedoch noch min-destens ein Jahr warten. Ihr Mannkann sich auch vorstellen, eines Tageswieder zurück nach Syrien zu gehen.„Wir sind hier nur Gäste, und in mei-ner Heimat brauchen sie Akademiker.“„Das Engagement der Görlitzer ist be-

eindruckend“, sagt OberbürgermeisterSiegfried Deinege. „In Görlitz habenwir uns gesellschaftlich und politischfrühzeitig mit der Flüchtlingsthematikbeschäftigt und uns klar positioniert.“Die Hauptaufgabe liege derzeit darin,tragfähige Konzepte und Handlungs-strategien für Integration in den Berei-chen Wohnen, Soziales und Bildung zuentwickeln.

Rund 56.000 Einwohner hat diedeutsche Seite der Europastadt Gör-litz/Zgorzelec inzwischen. Die Bevöl-kerungszahl ist 2014 erstmals seit 1990gestiegen. 2716 Bürger sind 2014 herge-zogen. Und die Stadt schrumpft nichtmehr, ein Trend, der sich seitdem fort-setzt. Görlitz wolle Alt und Jung anzie-hen und richtet auch die Stadtpolitikstark auf Familienfreundlichkeit aus.„Görlitz ist zudem Hochschulstadtund bietet mit günstigen Mieten, guterInfrastruktur und einem reichhaltigenKulturprogramm zugleich Senioren ei-nen guten Alterswohnsitz.“ Neu seiseit zwei Jahren der Trend, dass immermehr polnische Bürger sich in Görlitzansiedeln. Zurzeit leben rund 2950 inder Stadt. „Auch sie tragen dazu bei,dass Görlitz sich gegen den Demogra-fietrend stellen kann.“

Eine von ihnen ist Katarzyna Silkeit.Die 37-Jährige arbeitet seit dreieinhalbJahren bei der Europastadt Görlitz-Zgorzelec GmbH. Sie hat Tourismus-wirtschaft in Görlitz studiert undwohnt seit 2009 dauerhaft in der Stadt– auf der deutschen Seite der Neiße.Silkeit stammt aus einer polnischenKleinstadt rund 30 Kilometer südlichvon Görlitz. Zunächst hat sie in Polenin einem Hotel gearbeitet. Als Mitar-beiterin der Görlitz-Information berätsie nun Touristen aus aller Welt.Hauptsächlich kämen deutsche Touris-ten, aber auch viele polnische undtschechische Besucher, vor allem zuWeihnachten. „Görlitz wird weltoffe-ner“, hat sie beobachtet. „Als ich ange-fangen habe zu studieren, waren hierviel weniger Ausländer.“

Mit ihrem Mann, einem gebürtigenHamburger, hat sie entschieden, hier-zubleiben. „Ich fühle mich sehr wohl inmeiner Wahlheimat. Es ist internatio-naler als anderswo, und das macht esso spannend. „Wir haben mehr Kon-

takt zu Wahlgörlitzern als zu den Alt-eingesessenen.“

3200 Einwohner sind ausländischerHerkunft. So wie die Griechen. „InGörlitz und unserer SchwesterstadtZgorzelec gibt es eine sehr aktive grie-chische Gemeinde“, sagt OB Deinege.Die Anwesenheit griechischer Kauf-leute in Deutschland ist bis in die Rö-merzeit überliefert und hat sich überdie Zeiten nicht geändert. Auch nachdem Zweiten Weltkrieg haben sich hierviele Griechen niedergelassen „Dergriechische Teil unserer Geschichtehilft dabei, unsere Menschlichkeit unddie Chancen von Integration und fried-lichem Miteinander zu leben.“

Als gebürtige Polin fühlt sich Silkeitin der Europastadt Görlitz besonderswohl. Hier wachsen Polen undDeutschland zusammen. Grenzkon-trollen gibt es schon seit 2004 nichtmehr. Bereits die Kinder lernen aufspielerische Weise im deutsch-polni-schen Kindergarten oder in der Schuledie Sprache des Nachbarn. Auch derpolnische Teil der Stadt hat an Bedeu-tung gewonnen. „Noch vor 20 Jahrenwar alles grau“, sagt Silkeit.

Seit 2004 können Polen wie Deut-sche über die neue Altstadtbrücke zuFuß ins Nachbarland spazieren. Auto-fahrer benutzen die alte Stadtbrücke.Auf der einen Seite die große Vielfaltvon Kultur, Gastronomie und Einzel-handel. Und mehr Jobs. Auf der ande-ren Seite das günstige Einkaufen inGroßmärkten, aber auch immer mehrLeben auf den Straßen und in Lokalen.„Je mehr Kultur dazukommt, umsobesser“, findet Silkeit.

Dazu tragen auch gemeinsame Festewie das Altstadtfest und das Jakuby-Fest auf polnischer Seite bei. „Zu DDR-Zeiten hat Polen hier keine Rolle ge-spielt.“ Der deutsch-polnische Mix ma-che es aus.

„Weder ein Fluss noch eine Grenze,weder Sprachbarrieren noch kulturelleUnterschiede, weder soziale Eigenar-ten noch Herkunft entscheiden überdas gelebte Miteinander“, betont Dei-nege. „Das gestalten immer die Men-schen vor Ort.“

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VON MARIE-THÉRÈSE NERCESSIAN

Aus Überzeugung Görlitzerin: Die gebürtige Polin Katarzyna Silkeit lebtseit 2009 mit ihrem Mann – einem Hamburger – in der Stadt

DER WILLE ZUR HILFE MUSS AUS DER

MITTE DER GESELLSCHAFT KOMMEN.

UNSERE WILLKOMMENSKULTUR IST EINE

CHANCE FÜR GÖRLITZ

SIEGFRIED DEINEGE, Oberbürgermeister von Görlitz

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E in verlängertes Wochenendekann man gut auf dem Rad zwi-schen Zittau und Bad Muskau an

der nördlichen Landesgrenze Sachsensverbringen. Die Fahrt auf dem Radwegentlang des Grenzflusses Neiße beginntin der Stadt am Fuße des Zittauer Ge-birges. Zunächst sollte man sich aberdas historische Zentrum der Stadt anse-hen. In der Kirche zum Heiligen Kreuzist das Zittauer Fastentuch zu bestau-nen. Es ist das einzig erhaltene seinerArt in Deutschland.

Nach einer romantischen Tour ent-lang des Flusses erreicht man Ostritz.Den Reisenden erwartet das Kloster St.Marienthal, das älteste Kloster der Zis-terzienserinnen in Deutschland. Es be-steht seit seiner Gründung 1234 unun-terbrochen. Nach mehreren schwerenZerstörungen wurde der heutige baro-cke Gebäudekomplex mit der Kloster-kirche ab 1865 wieder aufgebaut.

Vorbei am Berzdorfer See, einem ge-fluteten Tagebaurestloch, geht es hineinnach Görlitz. Der See ist landschaftlichinteressant gelegen und lohnt einen Ab-stecher. Gerade werden großzügigeAusbaupläne in die Realität überführt.

Görlitz mit seiner vollständig erhal-tenen historischen Altstadt mit Bautenvon der Gotik bis zum Jugendstil ist na-türlich einen Besuch und Aufenthaltwert. Auch kulinarisch hat die östlichsteStadt der Bundesrepublik inzwischeneiniges zu bieten. Die Reise führt weiternach Zodel. Hier steht Deutschlandsöstlichste Dorfkirche mit Fresken ausdem 14. Jahrhundert.

Einige Kilometer weiter flussabwärtskommt man nach Rothenburg. Abendsund sonntags zur Mittagszeit lädt imMartinshof das italienische Spezialitä-tenrestaurant „Enoiteca Martini“ ein.Nach einer 35 Kilometer langen Fahrtweiter entlang der Neiße erreicht manschließlich Bad Muskau.

Das Städtchen beherbergt den Land-schaftspark des Fürsten Hermann vonPückler-Muskau. Er ließ ihn im engli-schen Stil ab 1815 anlegen. Der Park istmit einer Fläche von 830 Hektar dergrößte seiner Art in Zentraleuropa undsteht auf der Unesco-Welterbeliste.Rund zwei Drittel des Parks liegen heu-te jenseits der Neiße auf polnischemTerritorium. Pückler musste die Anlagemit dem Neuen Schloss und anderenBauwerken 1845 verkaufen und verließMuskau. Das Schloss im Stil der Neore-naissance, das kurz nach Ende des Zwei-ten Weltkriegs geplündert und nieder-gebrannt wurde, erlebte zwischen 1995und 2011 eine umfassende Sanierung.Heute beherbergt es unter anderem einMuseum zur Geschichte des Parkes. DerSüdturm kann bestiegen werden. sts

Von Schlössern,Von Schlössern,VKirchen undKlösternAuf dem Neiße-Radweg vonZittau nach Bad Muskau

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ZAHL DES ORTES

Euro erhielt Görlitz von einem anony-men Spender für die Altstadtsanierung.Der Wohltäter überwies der Stadt seit1995 pro Jahr eine Million D-Markbeziehungsweise 511.500 Euro. In die-sem Jahr floss das Geld zum letztenMal. Es waren „nur“ 340.000 Euro, wieOberbürgermeister Siegfried Deinegemitteilte. Mit Blick auf die Gesamt-summe sagte er, Görlitz sei für dieSchenkung der über zehn MillionenEuro sehr dankbar. Über 1500 Projektekonnte die Stadt damit unterstützen.Die „Altstadtmillion“ wurde immer imFrühjahr überwiesen und von der Alt-stadtstiftung verwaltet und verteilt. Von Beginn an wollte der Gönner un-genannt bleiben. „Wir haben ihn jähr-lich über die laufenden Projekte infor-miert“, so Deinege. Sie sind durch eineEdelstahltafel mit der Aufschrift „Ge-fördert durch die Altstadtstiftung Gör-litz“ erkennbar. Die Görlitzer wollendem Mäzen auf besondere Weise dan-ken. Im kommenden Jahr soll es imKaisertrutz eine Ausstellung über das„Görlitzer Märchen“ geben. Auch einBuch ist geplant. DW

© Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung DIE WELT BERLIN-2016-11-14-swonl-86 2cf917c363e380b720442eb89026ccc9

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Silke Baenisch, Koordinatorin Koordinatorin Kdes Projekts Bürgerbeteiligung,steht auf dem Görlitzer Postplatz

WR 214.11.16 Montag, 14. November 2016Belichterfreigabe: -----Zeit:Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: ---Zeit:---Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichter: Farbe:Belichter: Farbe:Belichter:

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WR 314.11.16 Montag, 14. November 2016Belichterfreigabe: -----Zeit:Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: ---Zeit:---Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichter: Farbe:Belichter: Farbe:Belichter:

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DIE WELT MONTAG, 14. NOVEMBER 2016 GÖRLITZ 3

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W er die Jakobspassage betritt,könnte im ersten Momentirritiert sein. Neben Fahrrä-

dern werden Mode, Möbel undSchmuck präsentiert. Bald erschließtsich dem Besucher: Es handelt sich umein kreatives Projekt, das Ausdruck derjungen, wachsenden Gründerszene inGörlitz ist. Clemens Kießling hat dieJakobspassage ins Leben gerufen: „2014kam ich aus Dresden auf der Suchenach günstigem Raum für mein Pro-jekt.“ Den fand er in der Jakobstraße5a. „Die Lage und das Angebot des Ver-mieters waren sehr attraktiv.“

Hier fand er auch Mitstreiter, die beidem „Zusammenschluss kreativer so-zialwirtschaftlicher Firmen“ dabei seinwollten. Kießling selbst gründete seineCarlo:eco fair Fashion GbR. Er suchtnach „Biofaserkleidung“, die sowohlauf sozial als auch ökologisch faireWeise hergestellt wird und die er vor-rangig über das Internet vertreibt.

Der Zweite im Bunde ist Robert Mel-cher, geboren in Weißwasser. Er kamnach dem Designstudium 2010 mit sei-ner Firma Möbelmelcher in die Lausitzzurück. Hier gestaltet er individuelleMöbel für seine Kunden wie etwa Ein-bauten für Kinderzimmer und Bürosoder Zimmermannsarbeiten wie Platt-formen, Galerien oder Außenanlagen.Er hat auch das Interieur des Ladensentworfen und meint: „Hier könnenKunden bereits einen ersten Eindruckvon meiner Arbeit bekommen.“

Der dritte Mitstreiter in der Jakobs-passage ist Sebastian König. Seine Fir-ma heißt 20zollfabrik. Sein Arbeitsbe-reich liegt im Keller: die Fahrradwerk-statt. Dutzende alter Drahtesel hat erhier gesammelt. Der 38-jährige gebürti-ge Münchner arbeitet die alten Räderauf und vertreibt sie an Kunden in allerWelt. „Es gibt sogar Interessenten ausJapan.“ Außerdem betreibt er einenFahrradverleih. Die Räder werden ge-gen eine Kaution kostenlos abgegeben.Dazu gibt es einen Stadtplan von Gör-litz und der polnischen NachbarstadtZgorzelec unter dem Titel „Plan B“.Damit kann der Besucher die etwas un-

bekannteren Orte der Neißestadt er-kunden. Außerdem bietet in der Passa-ge die Blaudruck-Designerin AlenaMacmillan ihre Kreationen an. DieGoldschmiedin Anika Bomm hat be-reits eine Präsentationsfläche und wirdihre Werkstatt dorthin verlegen. Daspasst zum Konzept, so Kießling: „DieBesucher sollen hier den Prozess derEntstehung der Produkte sehen.“ Esgehe darum, miteinander ins Gesprächzu kommen.

Die Laufkundschaft spielt nochnicht die entscheidende Rolle, erzähltKießling: „Deshalb ist es wichtig, dasswir mehrere Standbeine haben.“ DieZahl der Stammkunden wachse. Ver-stärkt schauen auch Touristen vorbei.Eine richtige Zielgruppe gebe es nichtmehr. Durch die unterschiedlichenBranchen, die in der Jakobspassagemiteinander korrespondieren, hättendie Kunden die Möglichkeit, für sichselbst Neues zu entdecken.

Aber auch die Betreiber profitierendavon. Melcher meint: „Jeder von unshat andere Stärken und zu Dritt falleneinem viel mehr Dinge ein. Es machtSpaß, in einer Gruppe zu agieren.“ Aufeiner Plattform im Laden haben sie ihrgemeinsames offenes Büro. Dabei ent-stünden auch in den Produkten Syner-gien. So bietet Carlo:eco inzwischenFahrradtaschen aus Biofasern an.

Kießling und seine Kollegen habenaber noch weitere Pläne. Die Zahl derInteressenten, die sich gern im Pro-jekthaus ansiedeln würden, nehme zu,freut sich der gebürtige Freiberger. Sowill er in nächster Zeit auch das überdem Ladenraum leer stehende Stock-werk aktivieren. Weitere Branchen sol-len dazukommen. Zudem fühlen sichdie Macher der Jakobspassage verant-wortlich für ihre Straße als Teil derStadt. Dank ihrer Aktivitäten seien inden vergangenen Monaten Läden inder Nachbarschaft eröffnet worden.Der Leerstand in der Straße sinkt.Kießling ist dankbar, dass ihn die Stadtbei seinem Konzept unterstützt hat,und hofft, weitere Kreative nach Gör-litz zu locken. STEFAN SEEWALD

Pfefferminzpastillen undDragées, mit Leckereien ge-fülltes Spielzeug und natür-fülltes Spielzeug und natür-flich die Liebesperlen imSaugfläschchen. Rudolf

Hoinkis gründete die SüßwarenfabrikHoinkis am 16. August 1896. Er war esauch, der die Liebesperle erfand, jenekunterbunte Süßigkeit, mit der es dasUnternehmen zu weltweiter Bekanntheitbrachte. Naschwerk, das zur Traditionwurde. Und ein Unternehmen, daswurde. Und ein Unternehmen, daswdurchhielt. „Wir waren einer der ersten

Betriebe, die nach dem Zweiten Welt-krieg wieder arbeiteten“, sagt Geschäfts-führer Bernd-Christian Hoinkis. Zuführer Bernd-Christian Hoinkis. ZufDDR-Zeiten enteignet, übernahm die Fa-milie das Unternehmen nach der Wendewieder von der Treuhand. „Die Oma hatuns zurückgekauft“, sagt Hoinkis SohnMathias.

Die Verpackung allerdings wurde nachder Wende zum Problem: Denn dieFläschchen waren damals noch aus Glasund die beigegrauen Kartons, in die sieverpackt waren, optisch wenig anspre-chend. „Für uns ging es ums nackte Über-leben“, erinnert sich Senior-Chef Bernd-Christian Hoinkis. „Liebesperlen in Glas-fläschchen, das ging wegen der Kinderfläschchen, das ging wegen der Kinderfnicht. Unser Produkt war gefragt, aber siewollten unsere Verpackung nicht. Daswar ein Riesenproblem, das fast zu unse-rem Untergang geführt hätte.“

„Unser ganz großes Glück war damalsdie Süßwarenmesse in Köln, da habenwir den Grundstein für unser Überlebengelegt und ein Unternehmen gefunden,das uns Verpackungen für unsere Liebes-perlen zur Verfügung gestellt hat.“ Jetztist die Firma wieder obenauf. Die Warekommt in einem frischen Design daherund wird in rund 25 Länder, vor allemnach Europa exportiert. Das Unterneh-men hat die Welt erobert. „Der Umsatzsteigt, die Nachfrage ist da“, sagt Bernd-Christian Hoinkis. „Uns geht es gut, wirsind ausgelastet und arbeiten in zweioder drei Schichten.“

Mathias Hoinkis ist die fünfte Genera-tion im Betrieb. Er soll das Unternehmenin die Zukunft führen. Hoinkis hat seinAbi 1990 gemacht, Lebensmitteltechno-Abi 1990 gemacht, Lebensmitteltechno-A

logie studiert und dann in der Firma an-gefangen. Eine turbulente Zeit. „Ichwusste nicht, wie es weitergeht und obwusste nicht, wie es weitergeht und obwder Abschluss überhaupt anerkanntwird.“ Als Mitgeschäftsführer der Firmaist er für die Technik und die Produkt-entwicklung verantwortlich. „Wir setzenweiter auf das Althergebrachte, sind aberauch immer auf der Suche nach neuenIdeen und Trends.“Während viele mittelständische Un-Während viele mittelständische Un-W

ternehmen keinen Nachfolger finden,hat die Familie Hoinkis es geschafft. „Beiuns hat die Übergabe funktioniert“, sagtHoinkis senior. Selbstverständlich ist dasnicht. Es gebe viele Fragen zu beantwor-ten, so Bernd-Christian Hoinkis. „Hatman überhaupt Kinder, kommt der Sohnoder die Tochter in Frage, und ist sie

oder er bereit, 18 oder 19 Stunden am Tagzu arbeiten?“ Beim Nachwuchs müsseder Wunsch da sein, den Betrieb zu über-nehmen. „Und der Alte muss bereit sein,sich nach und nach zurückzuziehen undnicht mehr alles zu bestimmen“, betontHoinkis senior. Eine klare Aufteilung hel-fe: „Mein Sohn hat sich um die Technikfe: „Mein Sohn hat sich um die Technikfgekümmert, ich mich um die Produktion.Das Wichtigste ist, es aus dem Herzen zutun und zu sagen, es ist Schluss.“ Gere-gelt haben die Hoinkis’ die Nachfolgeüber eine Schenkung. „Man muss sichüber eine Schenkung. „Man muss sichüzeitig genug entscheiden.“

Gemeinsam haben die beiden Höhenund Tiefen gemeistert. „Wir konnten jakein Englisch. Auf den internationalenSüßwarenmessen war das ein Problem“,sagt Bernd-Christian Hoinkis. „Auch die

Umstellung auf moderne Kommunikati-onstechnik und EDV war schwierig“, er-gänzt der Sohn. „Die gab’s bei uns in derDDR ja nur verkümmert, und wir hattennoch nicht einmal einen Kopierer. Wirhaben dann ein Faxgerät gekauft, aber esnicht angeschlossen bekommen, das Ka-bel passte nicht zu den vorhanden An-schlüssen.“

Die Entwicklung des Markts bereitetden beiden Sorgen: „Es gibt eine ganzstarke Konzentration und fast nur nochGroßindustrie.“ Dabei stellten die Mit-telständler ganz viele Marken her, „an-sonsten sieht man ja nicht mehr, wo washerkommt“, sagt Mathias Hoinkis. DerKonkurrenzkampf in der Lebensmittel-industrie werde immer härter. „Übertrie-ben gesagt, bestimmen vier, fünf Leuteüber das Essen in Europa.“ Für den Mit-über das Essen in Europa.“ Für den Mit-ütelstand seien die Werbekosten zudemvöllig indiskutabel. „Die Bürokratie istein irrer Aufwand und Zertifizierung fürden Mittelstand viel zu teuer geworden.So geht der Mittelstand kaputt.“

Am 16. August 1996, zum 100. Beste-hen, bezog das Unternehmen ein neuesFirmengebäude im Gewerbegebiet Gör-litz Nord-West. Das Gewerbegebiet Flug-platz Rothenburg ist Standort des Görlit-zer Mittelstands. Auch die GörlitzerHanf- und Drahtseilerei hat sich 1996hier niedergelassen. Gegründet wurdedas Unternehmen 1836. Es befindet sichbereits in siebter Generation in der Fa-milie. Seilermeister Helmut Goltz ist seit1981 Teilhaber der Firma, seit 1990 ist eralleiniger Inhaber.

Die Produkte finden sich in Eisenbah-nen, Flugzeugen und Schiffen, in Wind-rädern und Atomkraftwerken und sogarim Berliner Zoo – in der riesigen Volierefür die Greifvögel. Produziert werdenfür die Greifvögel. Produziert werdenf

neben Seilen und Ketten auch Netze, He-bebänder oder Schutzausrüstung. Während das Material vor 70 JahrenWährend das Material vor 70 JahrenW

noch reine Naturfaser war, gehört jetztden Chemiefasern der Markt. Auch dieEndverbindungen sind heute nicht mehrnur aus Stahl, sondern auch aus syntheti-schen Werkstoffen. „Wir versuchen, im-mer leichtere Seile mit einer immer hö-heren Festigkeit zu erreichen“, sagt

Goltz. „Der Innovation ist keine Grenzegesetzt. Ideal wäre es, wenn man die Pro-duktion der Spinne nachahmen könnte.Da hat die Natur uns einiges voraus.“

Der Start in die Marktwirtschaft nachder Wende war auch für die GörlitzerHanf- und Drahtseilerei schwer, der Auf-stieg aber doch rasant: „Wir sind 1990mit vier Leuten gestartet, heute habenwir 50 Mitarbeiter“, erzählt Goltz. „DieEntwicklung ist aber nicht zu verglei-chen mit Firmen, die in der freien Weltgewachsen sind.“

Zwölf Mitarbeiter kümmerten sich umdie Akquise von Aufträgen. „In 26 Jahrenhaben wir den Umsatz verzehnfacht underwirtschaften inzwischen einen Umsatzvon 6,5 Millionen Euro“, rechnet Goltzvor. „Wir liefern in die ganze EU undüber große Kooperationen auch nachüber große Kooperationen auch nachüChina, Russland und Nordafrika.“ Und esgeht weiter voran: „Wir wollen expandie-ren und Platz für 100 Leute schaffen,wenn es der Markt und die europäischeEntwicklung hergeben.“

Natürlich ist auch für dieses Familien-unternehmen die Nachfolge ein Thema.Helmut Goltz will sie in spätestens dreiJahren regeln. Er hat drei Kinder, „derSohn ist in die Politik gegangen und diejüngste Tochter wird Ärztin“. Nun wirdTochter Claudia fit für den Job gemacht.Sie hat Politikwissenschaft, Biologie undNeuere deutsche Literaturgeschichtestudiert.

Den Blick fürs Internationale hatClaudia Goltz schon: Sie hat bereits imAusland gelebt und gelernt und ist gera-Ausland gelebt und gelernt und ist gera-Ade auf Kuba unterwegs. „Sie hat aberfestgestellt, dass es gar nicht verkehrt ist,festgestellt, dass es gar nicht verkehrt ist,fFamilientradition fortzuführen, ein eige-nes Unternehmen zu führen und in derHeimat noch tiefere Wurzeln zu schla-gen, eine Familie inbegriffen“, sagtGoltz.

Claudia Goltz durchläuft alle Abtei-lungen im Unternehmen. Produktion,Logistik, Verkauf gehören dazu. „Und imletzten Jahr beim Chef werde ich ihrdann den Rest erklären“, so HelmutGoltz. Eigeninitiative bleibt beim Mittel-stand weiter gefragt. „Wir brauchen drin-gend Führungsnachwuchs. Leider wirdin den Schulen das Interesse für die so-ziale Marktwirtschaft nicht ausreichendgefördert.“

Mit demHERZENdabeiWie Familienunternehmen aus Görlitz mit traditionellen undinnovativen Produkten die Welterobern und ihre Nachfolge sichern

Erfolgsprodukt Liebesperle: Bernd-Christian Hoinkis (l.) und Sohn Mathias an den Kupferbottichen in ihrer Fabrik. Die Ware von Seilermeister Helmut Goltz hält (r.)

Politiker entscheiden einsam, lau-tet derzeit ein häufiger Vorwurf.In vielen deutschen Städten will

man die Bürger deshalb bei Projekten,die ihr unmittelbares Lebensumfeld be-treffen, einbeziehen. Auch in Görlitzgibt es die Bürgerbeteiligung. Silke Bae-nisch koordiniert das Unterfangen, dasim Januar 2013 per Beschluss des Stadt-rates begann.

Ausgehend von Arbeiten zweier Stu-dentinnen der Hochschule Görlitz/Zit-tau, die Bürgerbeteiligungen in anderenKommunen analysierten, entwickelteein Team der Stadtverwaltung ein fürGörlitz spezifisches Beteiligungsmodell.Nach einer öffentlichen Diskussion da-rüber wurde im März 2015 schließlich ei-ne Satzung beschlossen.

Silke Baenisch erläutert: „Es gibt achtBeteiligungsräume im Stadtgebiet.“ AufStadtteilversammlungen werden Bür-gerräte gewählt. Sie bestehen aus jeweils

drei bis sieben„Bürgern, diesich einbringenwollen. Diese fungie-ren dann als Sprachrohrund Ansprechpartner“, soBaenisch. Es gehe nicht nur darum,die Entscheidungen der Stadtverwal-tung zu begleiten und zu kommentieren.Die Bürgerräte bekämen auch selbstGeld in die Hand, um eigene Projekteanzuschieben. Pro Anwohner eines Be-teiligungsraums gibt es einen Euro.

Die Projekte sind ganz unterschiedli-cher Art. Manche Stadtteile wollen dieSauberkeit verbessern, andere Bänkeaufstellen oder Bäume pflanzen. DochBürgerbeteiligung müsse ehrlich sein –von beiden Seiten. Die Menschen müss-ten merken, dass sie wirklich mitmachendürfen. „Und für die Verwaltung müssendiese Projekte sinnhaft, nachhaltig undohne Folgekosten sein“, sagt Silke Bae-

nisch. An den ver-schiedenen Vor-

schlägen und an denBürgern, die sich betei-

ligten, könne man die Viel-fältigkeit der Stadt ablesen:

„Urgörlitzer sind ebenso dabei wieRückkehrer oder Neubürger.“ Ein Betei-ligungsraum hat das Geld für ein „Ken-nenlernfest“ ausgegeben. Eine guteIdee, findet Baenisch und gelangt darü-ber zu der Frage, wie man an die Bürgerherankommt. Denn nicht in allen Stadt-teilen ist die Anteilnahme so rege, wie essich die Koordinatorin wünscht. „Wirstehen noch ganz am Anfang.“

Ein Ergebnis der Bürgerbeteiligungkann der Besucher auf dem Postplatz be-sichtigen. Früher kam man an den impo-santen Brunnen nicht heran. Nach in-tensiver Diskussion wurden schließlichneue Wege angelegt, die direkt zumBrunnenrand führen. sts

Die MenschenmitnehmenDie Stadt will die Bürger anEntscheidungen beteiligen

Schwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/Oder

Freienwalde

Letschin

Lebus

Frankfurt/OderFrankfurt/OderFrankfurt/Oder

Brieskow-Finkenheerd

Eisenhüttenstadt

Neuzelle

Bad MuskauBad Muskau

Forst(Lausitz)

Görlitz

TSCHECHIEN

POLEN

SACHSEN

MECKLENBURG-

VORPOMMERN

BRANDENBURG

POLEN

BRANDENBURG

Niederlausitz

Seenland

Oder-Spree

Vorpommern

Barnimer

Land

Uckermark

Oder-Neiße-Radweg

Daten und Fakten

Länge: circa 630 kmVerlaufsrichtung: Süd – NordVerlauf: Nová Ves (Tschechien) – Görlitz – Forst – Frankfurt/Oder – Schwedt/Oder – Stettin – AhlbeckHöhenlage: von ca. 620 m ü. NN bis 0 m ü. NN

Ein Weg, zwei Flüsse, drei Länder…

Von der Neißequelle im tschechischen Nová Ves bis Ahlbeck auf Usedom geht es 630 Kilometer vom Isergebirge entlang der deutsch-polnischen Grenze bis zur Ostsee. Wo Europa einst geteilt war, sind die Übergänge heute fließend.

Bedeutende mittelalterliche Handelszentren wie Zittau und Görlitz vereinen archi-tektonische Einflüsse aus Böhmen, Schlesien, Brandenburg und Sachsen. Liebevoll sanierte Altstädte erstrahlen heute in neuem Glanz.Der grenzüberschreitende Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau gehört zum UNESCO-Welterbe, genau wie der Globale Geopark Muskauer Faltenbogen.Weiter nördlich prägen historische Dörfer und Kleinstädte, aber vor allem die sich im Jahreslauf ständig verändernde Auenlandschaft der Oder, das Bild. Einen wahrhaft kaiserlichen Abschluss bilden die Seebäder der Insel Usedom.

Empfehlenswert ist es ein Stück des Weges mit dem Schlauchboot oder dem Kanu zurückzulegen. Dies eröffnet völlig neue Einsichten in die Landschaft. Das Rauschen des Wassers ist plötzlich ganz nah, Insekten gleiten dicht über dem Wasser dahin und die Weite der Landschaft verschwindet hinter der nächsten Flussbiegung. Während das Kanu oder das Schlauchboot geräuschlos dahingleitet, werden Fahrräder und Gepäck zum Zielpunkt gebracht.

Mehr Informationen auch auf:

www.facebook.com/oderneisseradweg • www.oderneisse-radweg.de

Görlitz

www.goerlitz.de • Fotograf: Sabine WenzelUNESCO-Welterbe Fürst-Pückler-Park Bad Muskau

www.neisseland.de • Fotograf: Rainer WeisflogZittau im Naturpark Zittauer Gebirge

www.zittauer-gebirge.com • Fotograf: Rainer Weisflog

IN SACHSEN LEBEN WEIHNACHTSENTHUSIASTEN! In kaum einer anderen deutschen Region pflegt man so vielfältige weihnachtliche Traditionen wie im Freistaat. Zum Beispiel die jungen Tänzer, die in der Dresdner Semperoper vor Weihnachten traditionell den Nussknacker aufführen. Oder das sorbische dźěćetko, das den Menschen Glück im neuen Jahr beschert. Und sogar unter Tage wird gefeiert, wenn die Bergmänner zur traditionellen Mettenschicht in den Stollen einfahren. Das und noch viel mehr erfahren Sie in unserem neuen Weihnachtsheft. Als kostenlose Beilage am 16. November in der WELT oder online mit weiteren Bildern, Filmen und Rezepten unter

www.so-geht-sächsisch.de/weihnachten

Schlesischer Christkindelmarkt Görlitz. Foto: Nikolai Schmidt

DIE SCHÖNSTE ZEIT BEGINNT.

W enn es einen Oscar für Film-städte gäbe, würde ihn Gör-litz bekommen.“ Das meinte

Markus Bensch, Location Scout für denFilm „Der Vorleser“, der 2008 in derNeißestadt gedreht wurde und die Hol-lywood-Stars Kate Winslet und RalphFiennes dorthin brachte.

Wenn es um eine der zahlreichen An-fragen von Filmschaffenden geht, dieGörlitz als Filmkulisse verwenden wol-len, kommt Kerstin Gosewisch ins Spiel.Sie ist Filmkoordinatorin der Stadt.„Schon vor 1990 wurden in Görlitz Fil-me gedreht, zum Beispiel ‚Gevatter Tod‘,erzählt sie. Aber das eigentliche „Aha-Erlebnis“ für die Branche sei 2004 derDreh von „In 80 Tagen um die Welt“ ge-wesen. Danach ging es Schlag auf Schlag.So war die Stadt 2008 Kulisse nicht nurfür „Der Vorleser“, sondern auch fürQuentin Tarantinos Drama „IngloriousBasterds“. Bisheriger Höhepunkt wardie Entstehung von „Grand BudapestHotel“ unter der Regie von Wes Ander-son. Enorm war die Zahl der Stars, diedamals in der Stadt zu Gast waren. AmEnde erhielt die Tragikomödie auch vierOscars und sorgte dafür, dass Görlitzweltweit Aufmerksamkeit erregte. Ge-dreht wurde unter anderem im Jugend-stilkaufhaus und in der Stadthalle.

„Wir werden schon von vielen benei-det“, meint Gosewisch nicht ganz ohne

Stolz. Und anders als in anderen Städtenwie etwa Berlin, die auch häufig fürDreharbeiten herhalten, seien die Gör-litzer nicht genervt, wenn mal wieder ei-ne Straße gesperrt werden muss. DieEinwohner stünden voll hinter den Akti-vitäten. Während in den Anfangsjahrenvor allem die historische Altstadt als Ku-lisse diente, habe sich das in den letztengeändert, sagt die Filmkoordinatorin.Die Filmemacher hätten auch die ge-schlossene Bebauung der Gründerzeitentdeckt. 2015 etwa nutzte Vincent Pe-

rez für seinen Film „Jeder stirbt für sichallein“ einen solchen Straßenzug. Imgleichen Jahr wurden „Wolfsland“ mitYvonne Catterfeld, „Frantz“ unter derRegie von François Ozon und „Der jungeMarx“ unter anderem mit August Diehlin Görlitz gedreht. Jüngste Produktionwar „Papa Moll“, die die Landskron-Brauerei für Aufnahmen nutzte.

Kerstin Gosewisch kümmert sich vorallem um logistische Fragen, prüft aberauch den Inhalt eines Films. Abgelehnthabe man bisher keine der eingehendenAnfragen. Hin und wieder gebe es auchIrritationen, etwa wenn für einen Film,der während der Nazizeit spielt, Haken-kreuzfahnen gezeigt werden müssen.Ärgerlich sei, wenn Filmteams bei ihrerArbeit nicht ausreichend Rücksicht aufhistorische Bausubstanz nehmen, wasauch schon vorgekommen sei. Gose-wisch hat vor allem mit Produzentenund Aufnahmeleitern zu tun. Begegnun-gen mit Stars sind eher zufällig. Wie mitOwen Wilson, der sie auf dem Ober-markt nach dem Weg zum Hotel fragte.

Neben einem „enormen Interesse derPresse“ hab sich das Image der Stadt alsFilmkulisse inzwischen auch unter Tou-risten herumgesprochen, sagt die Film-koordinatorin. Es werden Stadtführun-gen speziell zu diesem Thema angebo-ten. Und zunehmend werde damit auchgeworben. sts

Ton ab,Ton ab,TKameraläuftDie Architektur derNeißestadt ist beiFilmemachern beliebt

MAN MUSS SICH

RECHTZEITIG

ENTSCHEIDEN,

DEN BETRIEB

ABZUGEBEN

BERND-CHRISTIAN HOINKIS,Süßwarenfabrik Hoinkis

VON MARIE-THÉRÈSE NERCESSIAN

Kleidung,Fahrräderund Möbeluntereinem DachDie Jakobspassageist Teil der kreativenSzene in Görlitz

D en schönsten Blick auf denBerzdorfer See im GörlitzerSüden hat man vom Aussichts-

punkt nahe Jauernick. Wie in einer Tal-senke liegt das Gewässer. Bei gutemWetter kann man von hier aus die Gip-fel des Riesengebirges sehen.

Der See ist ein ehemaliger Braun-kohletagebau und seit Jahren geflutet.Die Gewässeroberfläche beträgt 960Hektar. Der See ist 72 Meter tief. Under ist ein Glücksfall für die Neißestadt.Denn in der an Seen armen Regionzieht er viele Gäste an. Die Stadt nutztdie Chance und rief das Projekt „Gör-litz am See“ ins Leben. Der BerzdorferSee soll noch attraktiver werden. Oh-nehin dient er Tausenden Besuchernseit 2010 als Badesee. An drei Stellenkann man ins Wasser. Auch eine 150Meter lange Kaimauer für Segelschiffewurde errichtet und wird rege genutzt.

Projektleiterin Katharina Poplawskierläutert die weiteren Planungen: „Imkommenden Jahr soll der Hafen durch90 Liegeplätze erweitert werden.“ Siezeigt auf eine Baustelle hinter dem An-legeplatz am Südende des Sees. DasGebäude wird die neue Marina. Darinsoll es künftig unter anderem ein Res-taurant und eine Tauchstation geben.

Weiter im Norden stehen die Restedes Dorfes Deutsch Ossig, das Guts-haus darunter und ein altes Fachwerk-

gebäude. Der Großteil des Dorfes fieldem Tagebau zum Opfer. „Die nochvorhandenen, heute ruinösen Gebäudesollen in das Konzept einbezogen wer-den“, sagt Poplawski. Sie ist optimis-tisch, dass die notwendigen Investorengefunden werden. Denn geplant sindhochwertige Hotellerie, Wellness,Sportanlagen wie ein Golfplatz undGastronomie. Gerade in diesem Be-reich werde das Niveau deutlich stei-gen, ist sich die Projektleiterin sicher.Auch ein neuer Haltepunkt an der Ei-senbahnstrecke nach Zittau ist geplant.

Alle Informationen rund um den Seesind dreisprachig. Je ein Drittel der Be-sucher kommt aus Deutschland, Polenund Tschechien. Katharina Poplawskiund ihr Team setzen aber nicht nur aufGäste aus der Region. Mit dem Bau vonFerienapartments sollen auch Besucheraus weiter entfernten Gegenden ange-lockt werden.

Ein Rundweg um den See ist bereitsfertiggestellt. Er wird jetzt schon in-tensiv von Radfahrern und Skatern ausGörlitz und Umgebung genutzt. Ge-plant ist schließlich noch eine Fahr-gastschiffslinie. An vier Anlegestellenrund um den See kann man dann zu ei-ner beschaulichen Rundfahrt zusteigenund den Blick auf die bewaldeten See-ufer genießen – bei gutem Wetter mitdem Riesengebirge im Hintergrund. sts

Segeln und surfen gleich um die Ecke

Berzdorfer See in Görlitz: Der Blick geht vom Westufer aus hinüber zur Landeskrone

Gründer Clemens Kiessling (r.)und Möbeldesigner Robert Melcher

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Der Berzdorfer See soll für hochwertigenTourismus fit gemacht werden

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IMPRESSUM Eine Veröffentlichung der Redaktion Sonderthemen für die Zeitung „Die Welt“ Redaktionsleitung: Astrid Gmeinski-Walter (V.i.S.d.P.) | Redaktion: Stefan Seewald | Produktion und Gestaltung: Bettina Jülch

Anzeigenleitung: Silvana Kara | Nationale Vermarktung: Alexander Kühl [email protected], Philipp Stöhr [email protected] Verlag: WeltN24 GmbH | Druck: Axel Springer SE, Berlin, Axel-Springer-Straße 65, 10888 Berlin | Redaktionsschluss: 11. November 2016

CHRISTIAN KIELMANN

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Silke Baenisch, Koordinatorin Koordinatorin Kdes Projekts Bürgerbeteiligung,steht auf dem Görlitzer Postplatz

WR 214.11.16 Montag, 14. November 2016Belichterfreigabe: -----Zeit:Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: ---Zeit:---Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichter: Farbe:Belichter: Farbe:Belichter:

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DIE WELT MONTAG, 14. NOVEMBER 2016 GÖRLITZ 3

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W er die Jakobspassage betritt,könnte im ersten Momentirritiert sein. Neben Fahrrä-

dern werden Mode, Möbel undSchmuck präsentiert. Bald erschließtsich dem Besucher: Es handelt sich umein kreatives Projekt, das Ausdruck derjungen, wachsenden Gründerszene inGörlitz ist. Clemens Kießling hat dieJakobspassage ins Leben gerufen: „2014kam ich aus Dresden auf der Suchenach günstigem Raum für mein Pro-jekt.“ Den fand er in der Jakobstraße5a. „Die Lage und das Angebot des Ver-mieters waren sehr attraktiv.“

Hier fand er auch Mitstreiter, die beidem „Zusammenschluss kreativer so-zialwirtschaftlicher Firmen“ dabei seinwollten. Kießling selbst gründete seineCarlo:eco fair Fashion GbR. Er suchtnach „Biofaserkleidung“, die sowohlauf sozial als auch ökologisch faireWeise hergestellt wird und die er vor-rangig über das Internet vertreibt.

Der Zweite im Bunde ist Robert Mel-cher, geboren in Weißwasser. Er kamnach dem Designstudium 2010 mit sei-ner Firma Möbelmelcher in die Lausitzzurück. Hier gestaltet er individuelleMöbel für seine Kunden wie etwa Ein-bauten für Kinderzimmer und Bürosoder Zimmermannsarbeiten wie Platt-formen, Galerien oder Außenanlagen.Er hat auch das Interieur des Ladensentworfen und meint: „Hier könnenKunden bereits einen ersten Eindruckvon meiner Arbeit bekommen.“

Der dritte Mitstreiter in der Jakobs-passage ist Sebastian König. Seine Fir-ma heißt 20zollfabrik. Sein Arbeitsbe-reich liegt im Keller: die Fahrradwerk-statt. Dutzende alter Drahtesel hat erhier gesammelt. Der 38-jährige gebürti-ge Münchner arbeitet die alten Räderauf und vertreibt sie an Kunden in allerWelt. „Es gibt sogar Interessenten ausJapan.“ Außerdem betreibt er einenFahrradverleih. Die Räder werden ge-gen eine Kaution kostenlos abgegeben.Dazu gibt es einen Stadtplan von Gör-litz und der polnischen NachbarstadtZgorzelec unter dem Titel „Plan B“.Damit kann der Besucher die etwas un-

bekannteren Orte der Neißestadt er-kunden. Außerdem bietet in der Passa-ge die Blaudruck-Designerin AlenaMacmillan ihre Kreationen an. DieGoldschmiedin Anika Bomm hat be-reits eine Präsentationsfläche und wirdihre Werkstatt dorthin verlegen. Daspasst zum Konzept, so Kießling: „DieBesucher sollen hier den Prozess derEntstehung der Produkte sehen.“ Esgehe darum, miteinander ins Gesprächzu kommen.

Die Laufkundschaft spielt nochnicht die entscheidende Rolle, erzähltKießling: „Deshalb ist es wichtig, dasswir mehrere Standbeine haben.“ DieZahl der Stammkunden wachse. Ver-stärkt schauen auch Touristen vorbei.Eine richtige Zielgruppe gebe es nichtmehr. Durch die unterschiedlichenBranchen, die in der Jakobspassagemiteinander korrespondieren, hättendie Kunden die Möglichkeit, für sichselbst Neues zu entdecken.

Aber auch die Betreiber profitierendavon. Melcher meint: „Jeder von unshat andere Stärken und zu Dritt falleneinem viel mehr Dinge ein. Es machtSpaß, in einer Gruppe zu agieren.“ Aufeiner Plattform im Laden haben sie ihrgemeinsames offenes Büro. Dabei ent-stünden auch in den Produkten Syner-gien. So bietet Carlo:eco inzwischenFahrradtaschen aus Biofasern an.

Kießling und seine Kollegen habenaber noch weitere Pläne. Die Zahl derInteressenten, die sich gern im Pro-jekthaus ansiedeln würden, nehme zu,freut sich der gebürtige Freiberger. Sowill er in nächster Zeit auch das überdem Ladenraum leer stehende Stock-werk aktivieren. Weitere Branchen sol-len dazukommen. Zudem fühlen sichdie Macher der Jakobspassage verant-wortlich für ihre Straße als Teil derStadt. Dank ihrer Aktivitäten seien inden vergangenen Monaten Läden inder Nachbarschaft eröffnet worden.Der Leerstand in der Straße sinkt.Kießling ist dankbar, dass ihn die Stadtbei seinem Konzept unterstützt hat,und hofft, weitere Kreative nach Gör-litz zu locken. STEFAN SEEWALD

Pfefferminzpastillen undDragées, mit Leckereien ge-fülltes Spielzeug und natür-fülltes Spielzeug und natür-flich die Liebesperlen imSaugfläschchen. Rudolf

Hoinkis gründete die SüßwarenfabrikHoinkis am 16. August 1896. Er war esauch, der die Liebesperle erfand, jenekunterbunte Süßigkeit, mit der es dasUnternehmen zu weltweiter Bekanntheitbrachte. Naschwerk, das zur Traditionwurde. Und ein Unternehmen, daswurde. Und ein Unternehmen, daswdurchhielt. „Wir waren einer der ersten

Betriebe, die nach dem Zweiten Welt-krieg wieder arbeiteten“, sagt Geschäfts-führer Bernd-Christian Hoinkis. Zuführer Bernd-Christian Hoinkis. ZufDDR-Zeiten enteignet, übernahm die Fa-milie das Unternehmen nach der Wendewieder von der Treuhand. „Die Oma hatuns zurückgekauft“, sagt Hoinkis SohnMathias.

Die Verpackung allerdings wurde nachder Wende zum Problem: Denn dieFläschchen waren damals noch aus Glasund die beigegrauen Kartons, in die sieverpackt waren, optisch wenig anspre-chend. „Für uns ging es ums nackte Über-leben“, erinnert sich Senior-Chef Bernd-Christian Hoinkis. „Liebesperlen in Glas-fläschchen, das ging wegen der Kinderfläschchen, das ging wegen der Kinderfnicht. Unser Produkt war gefragt, aber siewollten unsere Verpackung nicht. Daswar ein Riesenproblem, das fast zu unse-rem Untergang geführt hätte.“

„Unser ganz großes Glück war damalsdie Süßwarenmesse in Köln, da habenwir den Grundstein für unser Überlebengelegt und ein Unternehmen gefunden,das uns Verpackungen für unsere Liebes-perlen zur Verfügung gestellt hat.“ Jetztist die Firma wieder obenauf. Die Warekommt in einem frischen Design daherund wird in rund 25 Länder, vor allemnach Europa exportiert. Das Unterneh-men hat die Welt erobert. „Der Umsatzsteigt, die Nachfrage ist da“, sagt Bernd-Christian Hoinkis. „Uns geht es gut, wirsind ausgelastet und arbeiten in zweioder drei Schichten.“

Mathias Hoinkis ist die fünfte Genera-tion im Betrieb. Er soll das Unternehmenin die Zukunft führen. Hoinkis hat seinAbi 1990 gemacht, Lebensmitteltechno-Abi 1990 gemacht, Lebensmitteltechno-A

logie studiert und dann in der Firma an-gefangen. Eine turbulente Zeit. „Ichwusste nicht, wie es weitergeht und obwusste nicht, wie es weitergeht und obwder Abschluss überhaupt anerkanntwird.“ Als Mitgeschäftsführer der Firmaist er für die Technik und die Produkt-entwicklung verantwortlich. „Wir setzenweiter auf das Althergebrachte, sind aberauch immer auf der Suche nach neuenIdeen und Trends.“Während viele mittelständische Un-Während viele mittelständische Un-W

ternehmen keinen Nachfolger finden,hat die Familie Hoinkis es geschafft. „Beiuns hat die Übergabe funktioniert“, sagtHoinkis senior. Selbstverständlich ist dasnicht. Es gebe viele Fragen zu beantwor-ten, so Bernd-Christian Hoinkis. „Hatman überhaupt Kinder, kommt der Sohnoder die Tochter in Frage, und ist sie

oder er bereit, 18 oder 19 Stunden am Tagzu arbeiten?“ Beim Nachwuchs müsseder Wunsch da sein, den Betrieb zu über-nehmen. „Und der Alte muss bereit sein,sich nach und nach zurückzuziehen undnicht mehr alles zu bestimmen“, betontHoinkis senior. Eine klare Aufteilung hel-fe: „Mein Sohn hat sich um die Technikfe: „Mein Sohn hat sich um die Technikfgekümmert, ich mich um die Produktion.Das Wichtigste ist, es aus dem Herzen zutun und zu sagen, es ist Schluss.“ Gere-gelt haben die Hoinkis’ die Nachfolgeüber eine Schenkung. „Man muss sichüber eine Schenkung. „Man muss sichüzeitig genug entscheiden.“

Gemeinsam haben die beiden Höhenund Tiefen gemeistert. „Wir konnten jakein Englisch. Auf den internationalenSüßwarenmessen war das ein Problem“,sagt Bernd-Christian Hoinkis. „Auch die

Umstellung auf moderne Kommunikati-onstechnik und EDV war schwierig“, er-gänzt der Sohn. „Die gab’s bei uns in derDDR ja nur verkümmert, und wir hattennoch nicht einmal einen Kopierer. Wirhaben dann ein Faxgerät gekauft, aber esnicht angeschlossen bekommen, das Ka-bel passte nicht zu den vorhanden An-schlüssen.“

Die Entwicklung des Markts bereitetden beiden Sorgen: „Es gibt eine ganzstarke Konzentration und fast nur nochGroßindustrie.“ Dabei stellten die Mit-telständler ganz viele Marken her, „an-sonsten sieht man ja nicht mehr, wo washerkommt“, sagt Mathias Hoinkis. DerKonkurrenzkampf in der Lebensmittel-industrie werde immer härter. „Übertrie-ben gesagt, bestimmen vier, fünf Leuteüber das Essen in Europa.“ Für den Mit-über das Essen in Europa.“ Für den Mit-ütelstand seien die Werbekosten zudemvöllig indiskutabel. „Die Bürokratie istein irrer Aufwand und Zertifizierung fürden Mittelstand viel zu teuer geworden.So geht der Mittelstand kaputt.“

Am 16. August 1996, zum 100. Beste-hen, bezog das Unternehmen ein neuesFirmengebäude im Gewerbegebiet Gör-litz Nord-West. Das Gewerbegebiet Flug-platz Rothenburg ist Standort des Görlit-zer Mittelstands. Auch die GörlitzerHanf- und Drahtseilerei hat sich 1996hier niedergelassen. Gegründet wurdedas Unternehmen 1836. Es befindet sichbereits in siebter Generation in der Fa-milie. Seilermeister Helmut Goltz ist seit1981 Teilhaber der Firma, seit 1990 ist eralleiniger Inhaber.

Die Produkte finden sich in Eisenbah-nen, Flugzeugen und Schiffen, in Wind-rädern und Atomkraftwerken und sogarim Berliner Zoo – in der riesigen Volierefür die Greifvögel. Produziert werdenfür die Greifvögel. Produziert werdenf

neben Seilen und Ketten auch Netze, He-bebänder oder Schutzausrüstung. Während das Material vor 70 JahrenWährend das Material vor 70 JahrenW

noch reine Naturfaser war, gehört jetztden Chemiefasern der Markt. Auch dieEndverbindungen sind heute nicht mehrnur aus Stahl, sondern auch aus syntheti-schen Werkstoffen. „Wir versuchen, im-mer leichtere Seile mit einer immer hö-heren Festigkeit zu erreichen“, sagt

Goltz. „Der Innovation ist keine Grenzegesetzt. Ideal wäre es, wenn man die Pro-duktion der Spinne nachahmen könnte.Da hat die Natur uns einiges voraus.“

Der Start in die Marktwirtschaft nachder Wende war auch für die GörlitzerHanf- und Drahtseilerei schwer, der Auf-stieg aber doch rasant: „Wir sind 1990mit vier Leuten gestartet, heute habenwir 50 Mitarbeiter“, erzählt Goltz. „DieEntwicklung ist aber nicht zu verglei-chen mit Firmen, die in der freien Weltgewachsen sind.“

Zwölf Mitarbeiter kümmerten sich umdie Akquise von Aufträgen. „In 26 Jahrenhaben wir den Umsatz verzehnfacht underwirtschaften inzwischen einen Umsatzvon 6,5 Millionen Euro“, rechnet Goltzvor. „Wir liefern in die ganze EU undüber große Kooperationen auch nachüber große Kooperationen auch nachüChina, Russland und Nordafrika.“ Und esgeht weiter voran: „Wir wollen expandie-ren und Platz für 100 Leute schaffen,wenn es der Markt und die europäischeEntwicklung hergeben.“

Natürlich ist auch für dieses Familien-unternehmen die Nachfolge ein Thema.Helmut Goltz will sie in spätestens dreiJahren regeln. Er hat drei Kinder, „derSohn ist in die Politik gegangen und diejüngste Tochter wird Ärztin“. Nun wirdTochter Claudia fit für den Job gemacht.Sie hat Politikwissenschaft, Biologie undNeuere deutsche Literaturgeschichtestudiert.

Den Blick fürs Internationale hatClaudia Goltz schon: Sie hat bereits imAusland gelebt und gelernt und ist gera-Ausland gelebt und gelernt und ist gera-Ade auf Kuba unterwegs. „Sie hat aberfestgestellt, dass es gar nicht verkehrt ist,festgestellt, dass es gar nicht verkehrt ist,fFamilientradition fortzuführen, ein eige-nes Unternehmen zu führen und in derHeimat noch tiefere Wurzeln zu schla-gen, eine Familie inbegriffen“, sagtGoltz.

Claudia Goltz durchläuft alle Abtei-lungen im Unternehmen. Produktion,Logistik, Verkauf gehören dazu. „Und imletzten Jahr beim Chef werde ich ihrdann den Rest erklären“, so HelmutGoltz. Eigeninitiative bleibt beim Mittel-stand weiter gefragt. „Wir brauchen drin-gend Führungsnachwuchs. Leider wirdin den Schulen das Interesse für die so-ziale Marktwirtschaft nicht ausreichendgefördert.“

Mit demHERZENdabeiWie Familienunternehmen aus Görlitz mit traditionellen undinnovativen Produkten die Welterobern und ihre Nachfolge sichern

Erfolgsprodukt Liebesperle: Bernd-Christian Hoinkis (l.) und Sohn Mathias an den Kupferbottichen in ihrer Fabrik. Die Ware von Seilermeister Helmut Goltz hält (r.)

Politiker entscheiden einsam, lau-tet derzeit ein häufiger Vorwurf.In vielen deutschen Städten will

man die Bürger deshalb bei Projekten,die ihr unmittelbares Lebensumfeld be-treffen, einbeziehen. Auch in Görlitzgibt es die Bürgerbeteiligung. Silke Bae-nisch koordiniert das Unterfangen, dasim Januar 2013 per Beschluss des Stadt-rates begann.

Ausgehend von Arbeiten zweier Stu-dentinnen der Hochschule Görlitz/Zit-tau, die Bürgerbeteiligungen in anderenKommunen analysierten, entwickelteein Team der Stadtverwaltung ein fürGörlitz spezifisches Beteiligungsmodell.Nach einer öffentlichen Diskussion da-rüber wurde im März 2015 schließlich ei-ne Satzung beschlossen.

Silke Baenisch erläutert: „Es gibt achtBeteiligungsräume im Stadtgebiet.“ AufStadtteilversammlungen werden Bür-gerräte gewählt. Sie bestehen aus jeweils

drei bis sieben„Bürgern, diesich einbringenwollen. Diese fungie-ren dann als Sprachrohrund Ansprechpartner“, soBaenisch. Es gehe nicht nur darum,die Entscheidungen der Stadtverwal-tung zu begleiten und zu kommentieren.Die Bürgerräte bekämen auch selbstGeld in die Hand, um eigene Projekteanzuschieben. Pro Anwohner eines Be-teiligungsraums gibt es einen Euro.

Die Projekte sind ganz unterschiedli-cher Art. Manche Stadtteile wollen dieSauberkeit verbessern, andere Bänkeaufstellen oder Bäume pflanzen. DochBürgerbeteiligung müsse ehrlich sein –von beiden Seiten. Die Menschen müss-ten merken, dass sie wirklich mitmachendürfen. „Und für die Verwaltung müssendiese Projekte sinnhaft, nachhaltig undohne Folgekosten sein“, sagt Silke Bae-

nisch. An den ver-schiedenen Vor-

schlägen und an denBürgern, die sich betei-

ligten, könne man die Viel-fältigkeit der Stadt ablesen:

„Urgörlitzer sind ebenso dabei wieRückkehrer oder Neubürger.“ Ein Betei-ligungsraum hat das Geld für ein „Ken-nenlernfest“ ausgegeben. Eine guteIdee, findet Baenisch und gelangt darü-ber zu der Frage, wie man an die Bürgerherankommt. Denn nicht in allen Stadt-teilen ist die Anteilnahme so rege, wie essich die Koordinatorin wünscht. „Wirstehen noch ganz am Anfang.“

Ein Ergebnis der Bürgerbeteiligungkann der Besucher auf dem Postplatz be-sichtigen. Früher kam man an den impo-santen Brunnen nicht heran. Nach in-tensiver Diskussion wurden schließlichneue Wege angelegt, die direkt zumBrunnenrand führen. sts

Die MenschenmitnehmenDie Stadt will die Bürger anEntscheidungen beteiligen

Schwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/OderSchwedt/Oder

Freienwalde

Letschin

Lebus

Frankfurt/OderFrankfurt/OderFrankfurt/Oder

Brieskow-Finkenheerd

Eisenhüttenstadt

Neuzelle

Bad MuskauBad Muskau

Forst(Lausitz)

Görlitz

TSCHECHIEN

POLEN

SACHSEN

MECKLENBURG-

VORPOMMERN

BRANDENBURG

POLEN

BRANDENBURG

Niederlausitz

Seenland

Oder-Spree

Vorpommern

Barnimer

Land

Uckermark

Oder-Neiße-Radweg

Daten und Fakten

Länge: circa 630 kmVerlaufsrichtung: Süd – NordVerlauf: Nová Ves (Tschechien) – Görlitz – Forst – Frankfurt/Oder – Schwedt/Oder – Stettin – AhlbeckHöhenlage: von ca. 620 m ü. NN bis 0 m ü. NN

Ein Weg, zwei Flüsse, drei Länder…

Von der Neißequelle im tschechischen Nová Ves bis Ahlbeck auf Usedom geht es 630 Kilometer vom Isergebirge entlang der deutsch-polnischen Grenze bis zur Ostsee. Wo Europa einst geteilt war, sind die Übergänge heute fließend.

Bedeutende mittelalterliche Handelszentren wie Zittau und Görlitz vereinen archi-tektonische Einflüsse aus Böhmen, Schlesien, Brandenburg und Sachsen. Liebevoll sanierte Altstädte erstrahlen heute in neuem Glanz.Der grenzüberschreitende Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau gehört zum UNESCO-Welterbe, genau wie der Globale Geopark Muskauer Faltenbogen.Weiter nördlich prägen historische Dörfer und Kleinstädte, aber vor allem die sich im Jahreslauf ständig verändernde Auenlandschaft der Oder, das Bild. Einen wahrhaft kaiserlichen Abschluss bilden die Seebäder der Insel Usedom.

Empfehlenswert ist es ein Stück des Weges mit dem Schlauchboot oder dem Kanu zurückzulegen. Dies eröffnet völlig neue Einsichten in die Landschaft. Das Rauschen des Wassers ist plötzlich ganz nah, Insekten gleiten dicht über dem Wasser dahin und die Weite der Landschaft verschwindet hinter der nächsten Flussbiegung. Während das Kanu oder das Schlauchboot geräuschlos dahingleitet, werden Fahrräder und Gepäck zum Zielpunkt gebracht.

Mehr Informationen auch auf:

www.facebook.com/oderneisseradweg • www.oderneisse-radweg.de

Görlitz

www.goerlitz.de • Fotograf: Sabine WenzelUNESCO-Welterbe Fürst-Pückler-Park Bad Muskau

www.neisseland.de • Fotograf: Rainer WeisflogZittau im Naturpark Zittauer Gebirge

www.zittauer-gebirge.com • Fotograf: Rainer Weisflog

IN SACHSEN LEBEN WEIHNACHTSENTHUSIASTEN! In kaum einer anderen deutschen Region pflegt man so vielfältige weihnachtliche Traditionen wie im Freistaat. Zum Beispiel die jungen Tänzer, die in der Dresdner Semperoper vor Weihnachten traditionell den Nussknacker aufführen. Oder das sorbische dźěćetko, das den Menschen Glück im neuen Jahr beschert. Und sogar unter Tage wird gefeiert, wenn die Bergmänner zur traditionellen Mettenschicht in den Stollen einfahren. Das und noch viel mehr erfahren Sie in unserem neuen Weihnachtsheft. Als kostenlose Beilage am 16. November in der WELT oder online mit weiteren Bildern, Filmen und Rezepten unter

www.so-geht-sächsisch.de/weihnachten

Schlesischer Christkindelmarkt Görlitz. Foto: Nikolai Schmidt

DIE SCHÖNSTE ZEIT BEGINNT.

W enn es einen Oscar für Film-städte gäbe, würde ihn Gör-litz bekommen.“ Das meinte

Markus Bensch, Location Scout für denFilm „Der Vorleser“, der 2008 in derNeißestadt gedreht wurde und die Hol-lywood-Stars Kate Winslet und RalphFiennes dorthin brachte.

Wenn es um eine der zahlreichen An-fragen von Filmschaffenden geht, dieGörlitz als Filmkulisse verwenden wol-len, kommt Kerstin Gosewisch ins Spiel.Sie ist Filmkoordinatorin der Stadt.„Schon vor 1990 wurden in Görlitz Fil-me gedreht, zum Beispiel ‚Gevatter Tod‘,erzählt sie. Aber das eigentliche „Aha-Erlebnis“ für die Branche sei 2004 derDreh von „In 80 Tagen um die Welt“ ge-wesen. Danach ging es Schlag auf Schlag.So war die Stadt 2008 Kulisse nicht nurfür „Der Vorleser“, sondern auch fürQuentin Tarantinos Drama „IngloriousBasterds“. Bisheriger Höhepunkt wardie Entstehung von „Grand BudapestHotel“ unter der Regie von Wes Ander-son. Enorm war die Zahl der Stars, diedamals in der Stadt zu Gast waren. AmEnde erhielt die Tragikomödie auch vierOscars und sorgte dafür, dass Görlitzweltweit Aufmerksamkeit erregte. Ge-dreht wurde unter anderem im Jugend-stilkaufhaus und in der Stadthalle.

„Wir werden schon von vielen benei-det“, meint Gosewisch nicht ganz ohne

Stolz. Und anders als in anderen Städtenwie etwa Berlin, die auch häufig fürDreharbeiten herhalten, seien die Gör-litzer nicht genervt, wenn mal wieder ei-ne Straße gesperrt werden muss. DieEinwohner stünden voll hinter den Akti-vitäten. Während in den Anfangsjahrenvor allem die historische Altstadt als Ku-lisse diente, habe sich das in den letztengeändert, sagt die Filmkoordinatorin.Die Filmemacher hätten auch die ge-schlossene Bebauung der Gründerzeitentdeckt. 2015 etwa nutzte Vincent Pe-

rez für seinen Film „Jeder stirbt für sichallein“ einen solchen Straßenzug. Imgleichen Jahr wurden „Wolfsland“ mitYvonne Catterfeld, „Frantz“ unter derRegie von François Ozon und „Der jungeMarx“ unter anderem mit August Diehlin Görlitz gedreht. Jüngste Produktionwar „Papa Moll“, die die Landskron-Brauerei für Aufnahmen nutzte.

Kerstin Gosewisch kümmert sich vorallem um logistische Fragen, prüft aberauch den Inhalt eines Films. Abgelehnthabe man bisher keine der eingehendenAnfragen. Hin und wieder gebe es auchIrritationen, etwa wenn für einen Film,der während der Nazizeit spielt, Haken-kreuzfahnen gezeigt werden müssen.Ärgerlich sei, wenn Filmteams bei ihrerArbeit nicht ausreichend Rücksicht aufhistorische Bausubstanz nehmen, wasauch schon vorgekommen sei. Gose-wisch hat vor allem mit Produzentenund Aufnahmeleitern zu tun. Begegnun-gen mit Stars sind eher zufällig. Wie mitOwen Wilson, der sie auf dem Ober-markt nach dem Weg zum Hotel fragte.

Neben einem „enormen Interesse derPresse“ hab sich das Image der Stadt alsFilmkulisse inzwischen auch unter Tou-risten herumgesprochen, sagt die Film-koordinatorin. Es werden Stadtführun-gen speziell zu diesem Thema angebo-ten. Und zunehmend werde damit auchgeworben. sts

Ton ab,Ton ab,TKameraläuftDie Architektur derNeißestadt ist beiFilmemachern beliebt

MAN MUSS SICH

RECHTZEITIG

ENTSCHEIDEN,

DEN BETRIEB

ABZUGEBEN

BERND-CHRISTIAN HOINKIS,Süßwarenfabrik Hoinkis

VON MARIE-THÉRÈSE NERCESSIAN

Kleidung,Fahrräderund Möbeluntereinem DachDie Jakobspassageist Teil der kreativenSzene in Görlitz

D en schönsten Blick auf denBerzdorfer See im GörlitzerSüden hat man vom Aussichts-

punkt nahe Jauernick. Wie in einer Tal-senke liegt das Gewässer. Bei gutemWetter kann man von hier aus die Gip-fel des Riesengebirges sehen.

Der See ist ein ehemaliger Braun-kohletagebau und seit Jahren geflutet.Die Gewässeroberfläche beträgt 960Hektar. Der See ist 72 Meter tief. Under ist ein Glücksfall für die Neißestadt.Denn in der an Seen armen Regionzieht er viele Gäste an. Die Stadt nutztdie Chance und rief das Projekt „Gör-litz am See“ ins Leben. Der BerzdorferSee soll noch attraktiver werden. Oh-nehin dient er Tausenden Besuchernseit 2010 als Badesee. An drei Stellenkann man ins Wasser. Auch eine 150Meter lange Kaimauer für Segelschiffewurde errichtet und wird rege genutzt.

Projektleiterin Katharina Poplawskierläutert die weiteren Planungen: „Imkommenden Jahr soll der Hafen durch90 Liegeplätze erweitert werden.“ Siezeigt auf eine Baustelle hinter dem An-legeplatz am Südende des Sees. DasGebäude wird die neue Marina. Darinsoll es künftig unter anderem ein Res-taurant und eine Tauchstation geben.

Weiter im Norden stehen die Restedes Dorfes Deutsch Ossig, das Guts-haus darunter und ein altes Fachwerk-

gebäude. Der Großteil des Dorfes fieldem Tagebau zum Opfer. „Die nochvorhandenen, heute ruinösen Gebäudesollen in das Konzept einbezogen wer-den“, sagt Poplawski. Sie ist optimis-tisch, dass die notwendigen Investorengefunden werden. Denn geplant sindhochwertige Hotellerie, Wellness,Sportanlagen wie ein Golfplatz undGastronomie. Gerade in diesem Be-reich werde das Niveau deutlich stei-gen, ist sich die Projektleiterin sicher.Auch ein neuer Haltepunkt an der Ei-senbahnstrecke nach Zittau ist geplant.

Alle Informationen rund um den Seesind dreisprachig. Je ein Drittel der Be-sucher kommt aus Deutschland, Polenund Tschechien. Katharina Poplawskiund ihr Team setzen aber nicht nur aufGäste aus der Region. Mit dem Bau vonFerienapartments sollen auch Besucheraus weiter entfernten Gegenden ange-lockt werden.

Ein Rundweg um den See ist bereitsfertiggestellt. Er wird jetzt schon in-tensiv von Radfahrern und Skatern ausGörlitz und Umgebung genutzt. Ge-plant ist schließlich noch eine Fahr-gastschiffslinie. An vier Anlegestellenrund um den See kann man dann zu ei-ner beschaulichen Rundfahrt zusteigenund den Blick auf die bewaldeten See-ufer genießen – bei gutem Wetter mitdem Riesengebirge im Hintergrund. sts

Segeln und surfen gleich um die Ecke

Berzdorfer See in Görlitz: Der Blick geht vom Westufer aus hinüber zur Landeskrone

Gründer Clemens Kiessling (r.)und Möbeldesigner Robert Melcher

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Der Berzdorfer See soll für hochwertigenTourismus fit gemacht werden

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IMPRESSUM Eine Veröffentlichung der Redaktion Sonderthemen für die Zeitung „Die Welt“ Redaktionsleitung: Astrid Gmeinski-Walter (V.i.S.d.P.) | Redaktion: Stefan Seewald | Produktion und Gestaltung: Bettina Jülch

Anzeigenleitung: Silvana Kara | Nationale Vermarktung: Alexander Kühl [email protected], Philipp Stöhr [email protected] Verlag: WeltN24 GmbH | Druck: Axel Springer SE, Berlin, Axel-Springer-Straße 65, 10888 Berlin | Redaktionsschluss: 11. November 2016

CHRISTIAN KIELMANN

© Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung DIE WELT BERLIN-2016-11-14-swonl-86 2cf917c363e380b720442eb89026ccc9

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Görlitz ist das Tor zu Schle-sien. Das erkennt manauch sofort, wenn manauch sofort, wenn manadurch die Altstadt schlen-durch die Altstadt schlen-ddert. In der Brüderstraße

gibt es den Laden, der Touristen schlesi-sche Devotionalien anbietet. In der Nach-barschaft das Schlesische Museum, dasdie bedeutendste Schau zur Geschichteder ehemals deutschen Ostprovinz be-herbergt. Viele Cafés und Restaurants ha-ben schlesische Spezialitäten auf derSpeisekarte.

Wer dann noch genau nach süßenWer dann noch genau nach süßenWschlesischen Delikatessen sucht, kommtam Café Lucullus in der Peterstraße 4nicht vorbei. Es befindet sich in einemschönen Haus aus dem 16. Jahrhundert.Der enge Innenhof verfügt über mehrereUmgänge, deren Brüstungen aus massi-vem Sandstein gearbeitet sind. Im Som-vem Sandstein gearbeitet sind. Im Som-vmer kann man durch den Innenhof in denidyllischen Garten gehen und dort mitBlick auf den Nikolaiturm speisen.

Das Haus hatte einst einen bekanntenBewohner. 1570 bis 1614 lebte hier Bartolo-mäus Scultetus, ein bedeutender Bürger,Humanist, Mathematiker, Astronom,Karthograf, Lehrer und Geschichtsschrei-ber, Inhaber vieler Ratsämter und mehr-fach Bürgermeister. Die berühmten As-fach Bürgermeister. Die berühmten As-ftronomen Tycho Brahe und JohannesKeppler korrespondierten mit ihm.Keppler korrespondierten mit ihm.K

Doch nicht deswegen hat der geneigteBesucher das Haus betreten, sondern vorallem wegen der schon erwähnten schle-allem wegen der schon erwähnten schle-asischen Leckereien. Das Café bietet einekleine, aber erlesene Auswahl. Und Inha-ber-Ehepaar Stübner berät den Gast gern.

Ein Muss ist die Mohnpiele. „So wurdesie eher in Oberschlesien genannt“, weißStübner. Zwischen Görlitz und Breslausei die Bezeichnung Mohnklöße üblichgewesen. Die Mohnpiele wurde einst –und bei alten Schlesiern und ihren Nach-kommen oft noch heute – nur zu Heilig-abend oder Silvester serviert. Nicht so beiabend oder Silvester serviert. Nicht so beiaPeter Stübner, denn bei ihm steht dieMohnpiele immer auf der Karte, denn:„Im Sommer ist sie schön kühl.“

Mohnpiele ist eigentlich kein Gebäck,denn sie wird nicht gebacken. Sie wirdaus gebrühter Mohnsaat hergestellt undaus gebrühter Mohnsaat hergestellt undamit Milch und Weißbrot vermengt. Ver-feinert wird die Masse mit Rosinen, Ko-feinert wird die Masse mit Rosinen, Ko-frinthen sowie Mandeln und mit Zucker,Honig oder Sirup gesüßt. Die weicheMasse ist fest genug, dass man sie zu ei-nem Klops oder, wie im Café Lucullus,wie ein Törtchen formen kann. Serviertwie ein Törtchen formen kann. Serviertwwird die Mohnpiele schließlich mit Eierli-wird die Mohnpiele schließlich mit Eierli-wkör, den der Gast im Kännchen erhält undsich selbst über die Leckerei gießen kann.Die Piele schmeckt nicht zu süß. Der ho-he Mohnanteil kann seine leicht herbeGeschmacksnote voll entfalten.

Peter Stübner, der das Café gemeinsammit seiner Frau Denise führt, hat noch ei-ne andere Empfehlung: „Die sogenannteLiegnitzer Bombe wurde vor allem in

Liegnitz und Umgebung hergestellt.“ Beidem braunen Kuchen handelt es sich umeine Pfefferkuchen-Spezialität mit einerFüllung. Geschmacklich erinnert die„Bombe“ etwas an Baumkuchen. „Es istaber kein Baumkuchen“, stellt Stübneraber kein Baumkuchen“, stellt Stübnerasogleich richtig.

Und natürlich gibt es bei Peter Stübnerauch den „richtigen“ schlesischen Mohn-auch den „richtigen“ schlesischen Mohn-akuchen mit Teigbett und den Streuselku-kuchen mit Teigbett und den Streuselku-kchen, der in Schlesien zu allen möglichenGelegenheiten gegessen wurde, auch an-lässlich von Beerdigungen. „Deshalb hießer auch Totenkuchen“, so Stübner. Beiseinem Essensangebot beschränkt er sichbewusst auf süße Delikatessen.

Seine Gäste setzen sich aus GörlitzerStammpublikum und Touristen zusam-men: „Oft alte Schlesier, bei denen hierKindheitserinnerungen wach werden.“Auch der eine oder andere ProminenteAuch der eine oder andere ProminenteA

saß schon in seinem Café. Zunehmendzähle er aber auch internationale Gäste,zum Beispiel Kanadier, Asiaten oder Aust-ralier.

Mit letzteren können sich Peter undDenise Stübner besonders gut austau-schen. Denn bevor sie vor elf Jahren inGörlitz ihr Café zunächst an anderer Stel-le eröffneten, lebten sie in Australien, da-vor in Ulm. Als gebürtige Görlitzer zog esvor in Ulm. Als gebürtige Görlitzer zog esvsie dann doch wieder in die Heimat, derFamilie wegen, wie der gelernt Bäcker er-läutert. Ganz verzichten wollen sie aufdas Weltenbummeln doch nicht. ZweiMonate jeweils zu Jahresbeginn hat „Lu-cullus“ geschlossen. Dann wollen die bei-den „Abstand bekommen“ und im Aus-land, vornehmlich Australien „neue Ideensammeln“. Ein Blick über den Tellerrandlohne sich. Nichts bilde mehr als zu rei-sen.

Mohnpiele mitEIERLIKÖR

Wer in Görlitz schlesische Spezialitäten genießen will, kommt am Café Lucullus nicht vorbei.Internationale Touristen gehören inzwischen zu den Gästen

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VON STEFAN SEEWALD

Schlesische Spezialität: Die Mohnpiele gab es früher nur zu Heiligabend früher nur zu Heiligabend foder Silvester

Denise und Peter Stübner in ihrem Caféhaus Lucullus in Görlitz

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WR 414.11.16 Montag, 14. November 2016Belichterfreigabe: -----Zeit:Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: ---Zeit:---Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichter: Farbe:Belichter: Farbe:Belichter:

Montag, 14. November 2016 DWBE-VP1

DW_Dir/DW/DWBE-VP114.11.16/1/ST4 BJUELCH 5% 25% 50% 75% 95%

DIE WELT MONTAG, 14. NOVEMBER 20164 GÖRLITZ

A ls Riesen-Modelle sehen sie auswie Monster und in Wirklich-keit – nun ja – wie Geschmeiß.

Doch Willi Xylander liebt sie alle: Bär-tierchen, Saftkugler, Springschwänze.„Diese Gesichter kann man wohl nurmit den Augen einer Mutter lieben“,gibt der Professor zu. Mit Ausstellun-gen wie „Die dünne Haut der Erde –Unsere Böden“ will das Senckenberg-Museum für Naturkunde Görlitz, des-sen Direktor Xylander ist, für das Le-ben zu unseren Füßen werben.

Willi Xylander ist Bodenzoologemit Leib und Seele. Er will zerschnei-den und untersuchen, forschen undentdecken. Doch auch einer anderenwichtigen Aufgabe hat er sich erfolg-reich gewidmet: Das Forschungsinsti-tut Senckenberg in Görlitz erhält nunendlich ein neues Gebäude – mitten inder Stadt. Eines, das Platz für allesbietet. „Jetzt sind wir endlich im Pla-nungsprozess“, sagt Xylander. „DieVorbereitungen für den Bau haben wirschon vor zehn Jahren gemacht.“

In dem neuen Forschungs- undSammlungsgebäude schräg gegenüberdem Bahnhof sollen auf mehr als 6000Quadratmeter Hauptnutzungsflächesechs bisherige Standorte der Sen-ckenberg Gesellschaft in Görlitz zu-sammengeführt werden. „Samm-lungsbereiche, Büros, Werkstätten,Hörsaal, Tagungsräume, Labore“,zählt Xylander auf. „Es geht alles aufeine Fläche.“ Das Naturkundemu-seum am Marienplatz bleibt weiter be-stehen. Der Freistaat Sachsen habe zudiesem Zweck ein Grundstück zwi-schen Bahnhofstraße und Jakobstraßeerworben und 20 Millionen Euro zurVerfügung gestellt, so Xylander.Grundsteinlegung für den Bau soll2018 sein. „Wenn alles gut geht ist derNeubau 2021 fertig und wir sind 2022

drin“, freut sich Xylander. Eine Inves-tition in die Zukunft. „Meine Nachfol-ger müssen sich dann nicht mehr soviel mit solchen Dingen beschäftigen.“

Das Naturkundemuseum Görlitz istseit 2009 ein Institut der SenckenbergGesellschaft für Naturforschung mitden Schwerpunkten Bodenzoologie,Allgemeine Zoologie und Botanik. DieGesellschaft wurde 1811 gegründet, dasMuseum 1868 gebaut.

135 Mitarbeiter arbeiten dort der-zeit, darunter rund 60 Wissenschaft-ler. „6,5 Millionen Sammelobjektesind in sieben Gebäuden über die gan-ze Stadt verteilt“, so Xylander. Derneue Bau werde das ändern. „Ichmöchte, dass die Wissenschaftler sichdort treffen und informell miteinan-der austauschen können. Nur so ent-stehen Synergien.“ Das Gebäude sollarchitektonisch im Stadtbild aufschei-nen. „Man kommt aus dem Bahnhofund trifft auf Senckenberg.“ Eine Re-präsentanz auch für Görlitz. Und eineHeimat für all die nützlichen Tierchenund diejenigen, die sie lieben. mtn

Ein neues Forschungshausfür das Senckenberg Institutfür das Senckenberg Institutf

Willi Xylander neben einer Willi Xylander neben einer W500-fach vergrößerten Raubmilbe

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B is in die 30er-Jahre kennt ganzGörlitz „Autoschlesinger“ ander Berliner Straße. Und auch

der Betreiber des Autosalons ist eineregionale Berühmtheit. Artur Schle-singer hat als Rennfahrer mehr als 20Autorennen gewonnen. In seinenSchaufenstern bietet er Limousinenfür Kunden mit größerer Geldbörsean. Wie für Fabrikant Max Lehmann,der seiner Tochter Grete ein Cabrioletkaufen will. Ein Geschenk mit Konse-quenzen. Grete und Artur verliebensich ineinander. Vehement versuchtMax Lehmann, die Liaison zu verhin-dern. Seine Grete soll keinen 16 Jahreälteren Autohändler heiraten. Und vorallem: Artur ist jüdischer Herkunft.

Als Grete und Artur 1932, am 9. No-vember, kirchlich heiraten, bleibt derVater der Braut der Trauung fern. Zeitseines Lebens wird er keinen Kontaktzum Schwiegersohn suchen. Doch dasPaar sieht weit schlimmeres Unheil alsfamiliären Widerstand auf sich zu-kommen.

„Es muss noch etwas anderes gebenals Angst und Sorge und Herrn Hitler“(Rowohlt Berlin, 333 S., 19,95 Euro):Unter diesem Titel erzählt GerhardSpörl die Liebesgeschichte der Groß-eltern seiner Frau, der RBB-Intendan-tin Patricia Schlesinger, die selbst ineinzelnen Kapiteln zu Wort kommt.Es ist die Geschichte zweier Men-schen, die sich nicht unterkriegen,nicht in die Opferrolle drängen lassen.Trotz aller Verbote findet Artur im-mer wieder Lücken, die Familie mitden beiden Söhnen durch die Nazi-Diktatur zu bringen. Er arbeitet alsHandelsvertreter und Erfinder, es ge-lingt ihnen, mitten im Krieg, in Görlitzein Haus zu bauen. Am Ende ist Arturals Mitglied einer Widerstandsgruppemit beteiligt, dass Görlitz unzerstörtan die Rote Armee übergeben wird.

Spörl vermag sich, auch dank derBerichte aus der Familie, gut in die Ge-danken seiner Protagonisten hinein-versetzen. So liest sich die Geschichtewie ein Roman. usi

Liebe in Zeiten einesmörderischen Regimes

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