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Wissen. Gewissen. Nichtwissen.

Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

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Die Broschüre zu Deutschlands einzigartigem Symposium für Philosophy & Ökonomie im Jahre 2011. Titel der Veranstaltung: Wissen. Gewissen. Nichtwisssen.

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Wissen. Gewissen. Nichtwissen.

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Bayreuther Dialoge Philosophy & Economics Was ist Wissen? Gewinnner des Essaywettbewerbs Gewinner des Fotowettbewerbs Bayreuther Vorbildpreis Forum. Unternehmerdialog Referenten Workshops Partner Danksagung Team Impressum

Inhaltsverzeichnis

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Sehr geehrte Damen und Herren,

wir möchten Sie herzlich zu den VIII. Bayreuther Dialogen unter dem Titel „Wissen. Gewissen. Nichtwissen.“ willkommen heißen. Vor einem Jahr begannen die Vorbereitungen. In der Zwischenzeit ist viel passiert: Wikileaks, die Plagiatsdebatte und auch Facebook als Treib-riemen für den Arabischen Frühling beherrschten die Titelseiten. Die Zeit hat uns Recht gegeben: Das Thema Wissen, die daraus resultierende Verantwortung und als Kehrseite das Nichtwissen sind von globaler Relevanz. Wissen ist eine unserer Hauptressourcen, Mittel für Fortschritt und Wohlstand. Wissen ist Macht, Unwissen führt in die Ohnmacht.

Wir werden diskutieren, ob eine Investition in Bildung aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll ist, ob abgezirkeltes, spezielles Wissen letztlich gar kein richtiges Wissen ist, wie man vom Wissen zum Wert gelangt und ob bloßes instrumentelles Wissen nicht wertblind ist. Wer diktiert, was wichtig und was wertlos ist? Wie gläsern muss und darf ein Unternehmen sein?

In bewährter Tradition wird der Themenkomplex Wissen in familiärer Atmosphäre aus unter-schiedlichen Perspektiven beleuchtet. Drei Vorträge sollen die allgemeine Diskussion anregen und Grundlagen bilden, während die Workshops intensiven Austausch und die Vertiefung ermöglichen. Darüber hinaus wollen wir dieses Jahr die Dialoge aktiver, kreativer und innova-

Grußwort der Projektleitung der Bayreuther Dialoge

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tiver gestalten. Nicht nur werden Dialog und die Einbindung aller Teilnehmenden gefördert, sondern auch „Wissen“ erlebbar – spürbar – gemacht. Das Ergebnis des von uns neu entwi-ckelten „Forum.“ erwarten wir alle mit großer Spannung.

An diesem Wochenende kommen Menschen zusammen, die sonst nicht unbedingt aufein-ander treffen. Wir freuen uns auf die Ergebnisse ihrer Begegnung und wünschen uns allen spannende und bereichernde Bayreuther Dialoge 2011.

Nhat An Trinh Hans Rusinek David Schad

Im Namen des Organisationsteams der Bayreuther Dialoge 2011

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Sehr geehrte Damen und Herren,

die postindustrielle Wissensgesellschaft des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhun-derts zeichnet sich durch in kurzen Intervallen aufeinander folgende Innovationsschübe, technische Weiterentwicklungen und globale Vernetzung aus.

Nie zuvor war es so einfach, sich Informationen zu beschaffen und mit Gesprächspartnern in der ganzen Welt in Kontakt zu treten. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb, wird die Lebens-umwelt als zunehmend komplex und phasenweise sogar als überfordernd wahrgenommen.

Es gilt, im Zusammenhang mit Bemühungen um die eigene Persönlichkeitsentwicklung und -stabilisierung einen kritischen Umgang mit der Informationsflut und übertragbare Problem-lösungskompetenzen zu erlernen. Den Universitäten als Orten der Wissensproduktion und des Wissenstransfers kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung für die Anleitung und Anregung von lebenslangen Selbstbildungs- und Selbstorganisationsprozessen zu, die die wichtigste Ressource unserer Gegenwartsgesellschaft darstellen.

Bei den „Bayreuther Dialogen“ handelt es sich um eine seit nunmehr acht Jahren, mit großem freiwilligen Engagement und hoher Professionalität von Studierenden der Universität

Grußwort des Präsidenten der Universität Bayreuth Prof. Dr. Rüdiger Bormann

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Bayreuth inhaltlich geplante, organisierte und ausgerichtete Veranstaltungsreihe. Das Veran-staltungsangebot geht auf eine Initiative der Studierenden des Studiengangs „Philosophy & Economics“ zurück, der mit großem Mehrwert die wissenschaftliche Expertise der Universität Bayreuth in der Philosophie und den Wirtschaftswissenschaften kombiniert.

Professor Dr. Rüdiger Bormann

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Sehr geehrte Damen und Herren,

„Wissen. Gewissen. Nichtwissen“. Unter diesem Motto bringen die diesjährigen Bayreuther Dialoge Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit Unternehmen und Studie-renden zusammen, um das hoch aktuelle Thema „Wissen“ zu diskutieren.

In einer Welt, in der die Gewinnung, Strukturierung und Vermittlung von Wissen längst zum entscheidenden Gradmesser für beruflichen wie privaten Erfolg geworden ist, gewinnt die Frage nach dem freien Zugang zu Bildungs- und Aufstiegschancen, aber auch nach dem seriösen Umgang mit Wissen und dessen breiter Kommunikation neue gesellschaftspolitische Brisanz. Die Auseinandersetzung mit den Zukunftsperspektiven des Bildungsstandorts Deutschland trifft mitten ins Herz der Zukunftsdiskussion unseres Landes.

Vom immer stärker spürbaren Mangel an qualifizierten Fachkräften über die Qualität univer-sitärer Ausbildung, angesichts eines nie gekannten Ansturms auf unsere Hochschulen, bis hin zur Verantwortung einer Medienlandschaft – die Frage von Wissen, Gewissen und Nichtwissen

Grußwort des Oberbürgermeisters der Stadt Bayreuth Dr. Michael Hohl

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zieht sich als alles überlagernde Thematik durch nahezu jeden Bereich unseres gesellschaft-lichen Zusammenlebens.

Den Bayreuther Dialogen gebührt daher Dank und Respekt, dass sie sich dieses Themas kompetent und tiefschürfend angenommen haben. Namhafte Referenten aus Politik, Wirtschaft, Wissen-schaft und Gesellschaft werden anlässlich des diesjährigen Symposiums in Bayreuth die Rolle von Wissen in der unserer Gesellschaft aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchten.

Die Bayreuther Dialoge beweisen damit einmal mehr ihre Innovationskraft und ihre Fähigkeit, im fächerübergreifenden Dialog Antworten auf zukunftsentscheidende Fragen zu geben. Sie sind damit ein echtes Aushängeschild für die geisteswissenschaftliche Kompetenz unserer Universität, auf das wir zurecht stolz sein können.

Ich wünsche den Bayreuther Dialogen einen rundum positiven Verlauf, anregende Gespräche und konstruktive Diskussionen.

Dr. Michael Hohl

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Bayreuther Dialoge

Es ist das erklärte Ziel der Bayreuther Dialoge, aktuelle gesellschaftspolitische Themen und Fragen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln zu erörtern. Diskutiert werden Fragen an der Schnittstelle von Ökonomie und Philosophie. Hier sollen theoretisches Wissen und Erfahrungen aus der Praxis miteinander verglichen und diskutiert werden.

Jedes Jahr kommen Theoretiker und Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Gesellschaft auf dem Campus der Univer-sität Bayreuth zusammen, um gemeinsam gesellschaftspolitische Fragen und Problem-stellungen zu erörtern. Das besondere Potential liegt zum einen in der Kombination aus Vorträgen, Workshops, interaktiven Gesprächsrunden und der Podiumsdis-

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kussion, zum anderen in dem vielfältigen Teilnehmerkreis, der sich aus Studenten und interessierten Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Wissenschaft zusammen-setzt. Die Workshops und das „Forum.“ bieten dabei die ideale Grundlage zur offenen Diskussion. Der Dialog zwischen allen Teilnehmern, Referenten und Organisatoren soll zu einem regen Ideen- und Gedanken-austausch führen, der innovative Lösungs-ansätze hervorbringen soll. Neben dem Tagesprogramm bleibt bei einem gesetztem Abendessen genügend Zeit, um Diskus-sionen und Bekanntschaften zu vertiefen.

Im Rahmen der Bayreuther Dialoge wird seit dem Jahr 2005 auch der Bayreuther Vorbildpreis verliehen. Der Preisträger wird

von einer Jury aus Kuratoriumsmitgliedern, Lehrenden und Studierenden des Studien-gangs Philosophy & Economics gewählt, um vorbildliches Verhalten von Entscheidungs-trägern aus Wirtschaft und Gesellschaft zu würdigen. Preisträger der letzten Jahre waren unter anderem der Erfinder der Mikro-kredite und Friedensnobelpreisträger Prof. Muhammad Yunus und Prof. Götz Werner, Gründer der „dm-drogerie markt“-Kette.

Die Bayreuther Dialoge standen in den letzten Jahren mit ihren Themen stets im Zeichen der Zeit. Die „Moralisierung der Märkte – neue ohnMacht des Konsu-menten“ setzte sich auseinander mit der Finanzkrise, die auf die Bankenkrise folgte, welche einen Monat zuvor mit der Pleite

der Investmentbank Lehman Brothers ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte.

In diesem Jahr widmen wir uns einem Thema, das immer mehr an Brisanz zu gewinnen scheint: dem Wissen. Welche Bedeutung es für unsere Gesellschaft hat lässt sich allein aus dem Begriff „Wissens-gesellschaft“ erschließen. Aber, wie soll unsere Zukunft aussehen, wenn Menschen im Internet immer mehr von sich preisgeben und unser Land nur noch dank wissensba-sierter Industrie und Dienstleistungen inter-national wettbewerbsfähig bleibt?

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In der Tradition großer Philosophen wie Aristoteles, David Hume und Adam Smith zielt der Studiengang Philosophy & Economics der Universität Bayreuth seit dem Jahr 2000 auf den Erwerb einer neuartigen und immer stärker geforderten philoso-phisch-ökonomischen Verbundqualifikation ab. Philosophische Grundsätzlichkeit und ökonomischer Anwendungsbezug werden in einem entscheidungsorientierten Studi-engang verbunden.

Es werden zwei Disziplinen zusammen-geführt, deren Probleme sich häufig überschneiden: etwa wenn es um Gerech-tigkeit zwischen den Generationen, ein gerechtes und effizientes Steuersystem, ethisches Management, den Umgang mit Risiken oder die Gestaltung sozialstaat-

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licher Einrichtungen geht. Es ist also kein Zufall, dass ökonomische Nobelpreisträger wie James Buchanan, John Harsanyi oder Amartya Sen heute als Ökonomen und als Philosophen betrachtet werden.

Ziel des Studiengangs ist es, Absolventen auszubilden, die analytisch und grund-sätzlich mit schwierigen und komplexen Entscheidungsproblemen umgehen können. Ein Schwerpunkt liegt hierbei besonders auf normativ-ethischen Entscheidungspro-blemen. Vor solchen Herausforderungen stehen nicht nur Unternehmen, sondern auch Verbände, Körperschaften, internationale Organisationen, Parteien, Stiftungen und ganze Gemeinwesen. Absolventen des Studi-engangs Philosophy & Economics werden

in die Lage versetzt für solche Probleme prägnante Lösungen zu entwickeln.

Vor diesem Hintergrund wurde der Studi-engang im Jahr 2003 vom Stifterverband der Deutschen Wirtschaft für seinen innova-tiven, dynamischen und zukunftsweisenden Charakter ausgezeichnet. Mit Blick auf die beruflichen Perspektiven der Absolventen wurde dem Studiengang ein beratendes Kuratorium an die Seite gestellt. Ihm gehören renommierte Praktiker aus der Wirtschaft an.

Während die Fächerkombination aus Philo-sophie und Ökonomie aus dem englischen Oxford kommt und mittlerweile im Ausland einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht hat,

ist Philosophy & Economics an der Univer-sität Bayreuth ein in Deutschland nahezu einmaliges Studienangebot. Dies erleichtert den Studierenden auch einen Aufenthalt an einer der zahlreichen Partneruniversitäten im Ausland. Außerdem bereichern der vom DAAD geförderte Adam-Smith-Gastlehr-stuhl und die Wittgenstein-Professur das Studienangebot durch hochkarätige auslän-dische Gastdozenten. Das unterstreicht die Verleihung des Wirtschaftsnobelpreises 2009 an Elinor Ostrom, die im selben Jahr unsere Wittgenstein-Professorin war.

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Was ist Wissen?

Überlegungen zu einem Komplexbegriff an der Schnittstelle von Philosophie

und Sozialwissenschaften

von Niels Gottschalk-Mazouz

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Wenn gegenwärtig über die Wissensgesell-schaft diskutiert wird, geschieht das sowohl in der Gesellschaft als auch in der Wissen-schaft und – eher am Rande – auch in der Philosophie. Schon deshalb scheint es nicht sinnvoll, dass eine akademische Disziplin ihre Definitionen vorgibt, auch nicht die Philosophie oder die Wissenschaftstheorie. Ich vertrete im Folgenden die These, dass es auch nicht sinnvoll ist, überhaupt mit Definitionen zu beginnen. Vielmehr werden bereits in der interdisziplinären, erst recht aber in der transdisziplinären Diskussion Komplexbegriffe benötigt. Komplexbegriffe sind mehrdeutig, was der Eröffnung und dem Fortgang der Diskussion aber gerade dienlich ist: Komplexbegriffe sind, so würde ich sie für unsere Zwecke definieren, bewusst offen

angelegte Containerwörter, die die einzelnen Diskussionspartner jeweils aus ihrem Vorverständnis und gemäß ihrer Diskussi-onsziele hinreichend mit Inhalt auffüllen können.

Was bedeutet also „Wissen“, wenn von der Wissensgesellschaft, Wissensma-nagement oder einer Globalisierung des Wissens gesprochen wird? Wie ist „Wissen“ dabei zu verstehen? Wie oben ausgeführt, sollte ein interdisziplinär verwendbarer Wissensbegriff vor allem die Definitionsversuche der unterschied-lichen Disziplinen zur Kenntnis nehmen – aber nicht als Definitionen. Vielmehr sollte versammelt werden, worauf die jewei-ligen Definitionen aufmerksam machen.

Prof. Dr. Niels Gottschalk-Mazouz ist seit 2008 Professor für Sozialphilosophie an der Universität Bayreuth. Er habilitierte 2006 an der Universität Stuttgart zum Thema: „Gründe geben und nehmen. Philosophische Untersuchungen zu ‚Wissen‘ und ‚Nicht-wissen‘ in der Wissensgesellschaft“.

Auszüge aus: Ammon, S. et al. (Hg.): Wissen in Bewegung. Dominanz, Synergien und Emanzipation in den Praxen der ‚Wissens-gesellschaft‘. Weilerswist: Velbrück 2007, S. 21-40

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Nachfolgend werden daher sieben Merkmale eines solchen Wissens entwickelt (vgl. Gottschalk-Mazouz 2005). Diese Merkmale sind als typische Merkmale zu verstehen, die jedoch nicht immer insgesamt erfüllt sein müssen. Die Liste ist nicht erschöpfend und soll es auch nicht sein.

Wissen hat einen praktischen Bezug

Betrachtet man die folgende Aufzählung: „In a Third Wave economy, the central resource – a single word broadly encom-passing data, information, images, symbols, culture, ideology, and values – is actio-nable knowledge“ (Toffler et al. 1994), dann wird – so bunt diese Liste auch sein mag –ausgedrückt: Wissen besteht nicht nur in Tatsachenwissen. Weder geht es nur

um Tatsachen, sondern auch um Bilder, Symbole, Kultur, Ideologie und Werte. Noch werden diese einfachhin als bestehend angenommen, sondern Wissen besteht auch aus Zielen, Hypothesen, Wissen über Wissen und Wissen über Nichtwissen (Gottschalk-Mazouz 2003). Der praktische Bezug umgreift damit mehr als bloße zweckrati-onale Nützlichkeit, nämlich auch evaluativ-normative und expressive Aspekte.

Wissen tritt personalisiert und nicht perso-nalisiert („repräsentiert“) auf

In den eingangs angeführten Definitionen ist Wissen personengebunden (da norma-lerweise nur Personen als handlungsfähig angesehen werden). In den einzelnen sozial-

wissenschaftlichen Disziplinen wird dieser Handlungsbezug typischerweise enger gefasst und von Personenbezügen gelöst.

Die Ökonomie beispielsweise bezieht Wissen direkt auf den ökonomischen Prozess. Im zuletzt angeführten Zitat wurde es als „Ressource“ bezeichnet, kann aber auch als Produktionsfaktor, Kapitalform oder als Teil der Infrastruktur einer Region angesehen werden. Oft wird Wissen auch als eine bestimmte Form von Gut eingeführt, und zwar als öffentliches oder privates, handel-bares Gut. Über Rollen in ökonomischen Prozessen definiert, hat Wissen auch hier immer einen praktischen Nutzen, ist aber nun nicht mehr notwendig personenge-bunden.

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Wissen hat eine normative Struktur

„Wissen ist Information mit Wert“, liest man zum Thema Wissensmanagement (Herbst 2000: 11; Neumann 2000: 53). In der Technikphilosophie gibt es ähnliche Bestrebungen, Information normativ auszu-zeichnen, um Wissen zu definieren: Wissen sei „so etwas wie ‚Information einer höheren Reflexivitätsstufe‘“ (Zimmerli 2000: 83) oder sei eine Stufe „der Adelung von Information“ (Hubig 1997: 173). Es geschieht eine Wertzu-weisung, als Träger des Werts wird „Infor-mation“ genannt. Das Besondere hierbei scheint mir nicht der Gattungsbegriff zu sein, sondern dass dem Wissen eine normative Struktur zugeschrieben wird. Diese Struktur impliziert, dass es sich bei „Wissen“ genauer

betrachtet stets um anerkannte Wissensan-sprüche handelt.

Wissen ist dynamisch

Unser Wissen verändert sich laufend. Fortschrittsoptimisten würden vom jeweils erreichten Wissensstand sprechen, doch handelt es sich dabei nicht nur um ein bloßes Hinzukommen von neuem Wissen zu altem. Neues Wissen kann altes entwerten oder erst wertvoll machen, und hierdurch wird Wissen dynamisch. Gelegentlich kann es auch epistemische Umbrüche geben, in denen ganze Bereiche auf einmal oder gar das grundlegende Verständnis von Wissen als solchem sich wandeln (vgl. Kuhn 1976 bzw. Foucault 1973). Wird Wissen als dynamisch

angesehen, heißt das: es „ist in der Zeit“. Genauer: Wissen kann veralten, kann in Mode kommen, kann vergessen werden.

Wissen wird durch Institutionen formiert und ist in ihnen verkörpert

Meist werden Unternehmen, Institute, Universitäten, Bibliotheken oder Archive als wesentliche Instanzen der Produktion, Verwaltung und Fortschreibung von Wissen angesehen. Einerseits gibt es also bestimmte sichtbare Instanzen, die den Wissensfluss leiten und bei der Transformation von perso-nellem und repräsentiertem Wissen inein-ander im Spiel sind. Bei der Überführung von repräsentiertem zu personellem Wissen spielen Schulen und Medien eine besondere

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Rolle. Andererseits kann jede dieser Instanzen auch selbst als Träger von Wissen angesehen werden. Diese Trägerschaft liegt nicht jenseits von Person und Repräsen-tation, sie beruht aber auch nicht isoliert auf Personen und Repräsentationen. Vielmehr muss sie in entsprechende institutionelle und organisationelle Bezüge eingebettet werden.

Merkmale von „Nichtwissen“

Von „Nichtwissen“ wird spontan eher nicht gesprochen, sondern von „Irrtum“, „Unwissenheit“ oder „Ahnungslosigkeit“. Wer einen graduellen Unterschied zum Wissen ausdrücken möchte, verwendet vielleicht auch „Risiko“ (jedenfalls dann, wenn es um Entscheidungsprobleme geht;

vgl. Gottschalk-Mazouz 2002). Wer Nicht-wissen als Sammelbezeichnung begrifflich genauer bestimmen will, wird versuchen, es als Gegenbegriff zu Wissen zu entwickeln. Auf der Basis der im letzten Abschnitt entwi-ckelten Merkmale lässt sich hingegen ein Begriff von Nichtwissen als identifiziertes Nicht-Wissen gewinnen. Unwissenheit – so ließe sich sagen – liegt dann vor, wenn jemand in keiner Weise weiß, dass er oder sie nichts weiß. Nichtwissen hingegen liegt dann vor, wenn jemand in irgendeiner Weise weiß, dass er oder sie etwas nicht weiß.

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Essay von Thomas Clausen

„Den Experten auf allen Gebieten kann es nicht mehr geben.“ Diesem harmlos erschei-nenden, eine allgemeine Zustimmung geradezu voraussetzenden Satz, liegen gewagte Annahmen zugrunde. Die Existenz eines Fachmanns aller Fachrichtungen scheint ausgeschlossen, das Idealbild des Universalgelehrten ist nicht mal mehr ein Ideal, sondern ein Ding der Unmöglichkeit. Es kann ihn nicht geben, jedwedes Streben nach universeller Vervollkommnung muss vergebens sein.

Um dieser Begrenzung zu entfliehen, folgt man Feuerbachs Projektionsthese, schuf sich der Mensch einen allwissenden Gott, weil er die Begrenztheit des eigenen Wissens erkannte. Das Streben nach dem Göttlichen ist die klassische Antwort.

„Alle wissen alles, aber keiner weiß Bescheid!“, das war das Motto des Essay-Wettbewerbs der Bayreuther Dialoge 2011. Wie schon in den vergangenen Jahren suchten wir die besten und kreativsten Gedanken zum Thema, als Inspiration für die Bayreuther Dialoge. Wir freuen uns über die vielen Einsendungen, die es dieses Jahr gegeben hat. Wir haben beim Lesen gespürt, dass die Studenten sich gerne mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Es waren viele spannende Ansätze dabei. Das sehr knappe Rennen hat schließlich Thomas Clausen gewonnen. Er ist 21 und studiert zurzeit im zweiten Semester Geschichte am Trinity College in Cambridge.

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Doch je mehr Wissen angehäuft, je mehr Einblicke gewonnen, je besser die eigene Umwelt verstanden wird, desto stärker wird dem Menschen die eigene Unwissenheit gewahr. Selbst Faust hatte „Philosophie, Juristerei und Medizin, und leider auch Theologie!“ mit „heißem Bemühen“ und letzt-endlich dann doch eben vergeblich studiert. Er „war so klug als wie zuvor“, ein Pakt mit dem Teufel der einzige Ausweg. Faust, wie ihn Goethe sah, ist der moderne Mensch. Inmitten eines kaum vorstellbaren Wissens findet er sich doch nicht zurecht, das Wesent-liche erschließt sich ihm nicht. Während Goethe an seinem Lebenswerk dichtet, brechen um ihn herum die Wissenschaften zu neuen Ufern auf. Die vier traditionellen wissenschaftlichen Fakultäten werden auf

vielfältigste Weise ergänzt. Leopold von Ranke fordert eine Geschichtswissenschaft, die ergründet „wie es eigentlich ist gewesen“, Alexander von Humboldt widmet sich mit ähnlicher Empirie der Geographie und sein Bruder Wilhelm legt den Grundstein der modernen Sprachwissenschaft. Kurzum: Die Wissenschaft breitet sich auf jedwedes Gebiet menschlichen Daseins aus und verlässt ihre künstlichen Enklaven.

Doch was einst als progressives Projekt, als Überschreiten artifizieller Grenzen gefeiert wurde, erscheint mehr und mehr als Sackgasse. Es scheint, als wären die vier ursprünglichen Fakultäten zumindest die klar erkennbaren Scherben eines erahnbaren Ganzen gewesen. Doch aus den Scherben

wurden Splitter und aus den Splittern Staub. Ein Beispiel: War die Geschichtswissen-schaft noch ein revolutionärer Splitter, der vielleicht die Speerspitze einer neuen Form der Erkenntnisgewinnung hätte sein können, so findet sich der Geschichtswissenschaftler des 21. Jahrhunderts in einem Sandsturm der Sub und Sub-Sub-Disziplinen wieder. Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Lokal- und Weltgeschichte, Gender- und Filmge-schichte. Jede Epoche, jedes Thema, jedes Detail ist eine eigene Fachrichtung und doch eigentlich nur ein Sandkorn, eifersüchtig bewacht von Brotgelehrten. Das „große Ganze“ mag man aus diesen Sandkörnern eigentlich nicht zusammenbauen, man ist glücklich, wenn es zu einem „Paper“ reicht und in der Zwischenzeit beneidet man die

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„Universalgelehrten“ früherer Jahrhunderte, die mit ihren großen Erkenntnisscherben jonglieren konnten.

Natürlich ist dies keine pure Nostalgie. Zwar hat man eine Ahnung vom Verlust, den man erlitten hat, als man vom Baum der Erkenntnis aß, doch zurück kann man nicht und man will es auch nicht. Unkenntnis der eigenen Unwissenheit mag zwar paradiesisch sein, doch die Türen dazu sind fest verschlossen. Doch die Schlange hat uns gleich doppelt betrogen: Die einzige Erkenntnis ist die unseres Nichtwissens. Jedes Mal, wenn wir erneut nach dem Baum der Erkenntnis tasten, weichen die Äste zurück, die Ozeane des Wissens entfliehen unseren durstigen Lippen, sobald wir davon trinken wollen.

Aus Faust scheint Tantalus geworden. Wir können also zurückblicken auf die Zeit, als man noch Experte auf allen Gebieten sein konnte, doch dabei erkennen wir, dass diese Möglichkeit letztendlich eine Illusion war, die ihre Wurzel in der eigenen Ignoranz hatte. Die Farbenlehre des Universalgelehrten Goethe – wissenschaftlich nicht haltbar. Den Experten auf allen Gebieten kann es nicht mehr geben, weil wir wissen, dass es ihn nie geben konnte.

Bleibt da von der Wissenschaft also nichts anderes übrig, als ein Zeitvertreib für Brotge-lehrte auf der Suche nach „Gold, Zeitungslob, Fürstengunst“, wie Friedrich Schiller in seiner bahnbrechenden Antrittsrede als Professor für Geschichte in Jena postulierte? Oder gibt es doch die Möglichkeit „alle seine

Begriffe zu einem harmonischen Ganzen“ zu ordnen?

Wenn, dann muss der Prozess des Ordnens im Mittelpunkt stehen, nicht die vergeb-liche Suche nach vollkommener Ordnung. Es war die wissenschaftliche Methode, die Europa aus dem dunklen Zeitalter und in die Moderne geführt hat. Sir Francis Bacons Novum Organum, veröffentlicht 1620, kann wohl als eine der hellsten Leuchtflammen auf diesem Weg aus der Finsternis gelten. Das Zitat aus dem Buch Daniels (Bibel-Zitat), welches auf den ersten Titeln von Bacon’s Werk zu lesen ist, kann auch als eine Antwort auf die Frage gesehen werden, die diesem Essay zugrunde liegt: Multi Pertran-sibunt Et Augebitur Scientia. Im biblischen Kontext ist das Vergrößern des Wissens

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verbunden mit apokalyptischer Vorsehung. Seine Sprengkraft entfaltet das Titelbild nur in Verbindung mit den Säulen des Herkules, auf deren Sockel der lateinische Spruch steht. Ursprünglich zeigten sie die alte Warnung „nec plus ultra“ – bis hier und nicht weiter. Plus ultra war die Antwort der Renaissance, die Karl V. auf den Sockeln verewigen lies. Bacons Verweis auf das biblische Motto war also weniger frommes Eingeständnis der eigenen Grenzen die höchstens in der Apoka-lypse aufgehoben werden könnten, sondern ein Aufruf, auch in den Wissenschaften weiter zu gehen. Doch führt dieser Weg nicht geradewegs in das Faustsche Dilemma? War der Pakt mit dem Teufel nicht die einzige Methode, die noch übrig blieb? Nicht unbedingt, argumentiert Nick Bostrom, der

Direktor des „Future of Humanity“ Instituts der Unversität von Oxford. In einer seiner frühen, unbeachteten Veröffentlichungen namens „Predictions from Philosophy“ geht der bekennende Utilitarist auf das exponen-tielle Wachstum von Wissen ein und sieht eine „starring role“ für eine neue Gattung von Wissenschaftlern voraus – den „allgemeinen Wissenschaftler“ der Kenntnis mehrerer Wissenschaftsbereiche hat und die schwie-rigsten, weil interdisziplinären, Probleme angeht. In seinem bemerkenswerten Beitrag fordert Bostrom, dass es neben Spezialisten auch Universalgelehrte geben muss. Dabei soll es sich allerdings nicht um Schwärmer handeln, die von allem ein bisschen und dann doch wieder gar nichts können. Vielmehr geht es um existentielle Aufgaben,

von denen Medienvertreter und Populärwis-senschaftler schlichtweg überfordert sind. Statt intellektueller Ziellosigkeit im Sinne eines „Augenblick verweile doch“ benötigt die neue Disziplin für Universalgelehrte ein klar umrissenes Aufgabengebiet. Bostrom spricht dabei von der „Philosophie der technischen Vorhersage.“ Der Philosoph, der Archetyp des Universalgelehrten, müsse sich naturwissenschaftliches Wissen zumindest in den Grundzügen aneignen um sich mit dem Verlauf der menschlichen Entwicklung auseinanderzusetzen. Bostrom ist dabei vor allem mit einer Frage beschäftigt – dem existenziellen Risiko. In seinem Paper verweist er auf verschiedene Möglichkeiten, die zur Auslöschung der Menschheit führen könnten. Für den Utilitaristen Bostrom

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ein Albtraum, diesen zu verhindern – ein Lebensziel.

Man mag diesen Ideen kritisch gegenüber-stehen, doch es lohnt, den unterliegenden Gedanken ernst zu nehmen. Auch wenn kein Forscher herausfinden kann, was die Welt im Innersten zusammenhält, so haben doch genügend Wissenschaftler ergründet, wie man sie gänzlich aus den Angeln hebt. Faust in seinem Studierzimmer mag keinen geistigen Fortschritt mehr erzielen können, doch aus dem Zauberspiegel in der Hexen-küche dürfte mittlerweile ein iPad geworden sein. „Das schönste Bild von einem Weibe!“ – mit WLAN kein Problem. Und wer kann es nicht, mit Blick auf E-Mail-Sucht und Facebook-Fanatismus, Faust nachempfinden wenn er ausruft:

„Laß mich nur schnell noch in den Spiegel schauen!“ Mephistos Versuch, Faust mit „Hokuspokus“ zu verführen schlägt letzt-endlich fehl. Einen Nerv getroffen hat er dennoch. Der Mensch des 21. Jahrhunderts mag selbst den Goethe’schen Mephisto an Zauberkraft übertreffen – an Fausts Willens-kraft dürfte er im Allgemeinen nicht heran-kommen. Die Diskrepanz zwischen geistiger Reife und technischen Fähigkeiten ist enorm gewachsen. Der amerikanische Soziologe William Fielding Ogburn hat sich mit diesem Phänomen bereits 1922 auseinandergesetzt und dabei treffenderweise von einem „Cultural Lag“ gesprochen. Nick Bostrom liegt also durchaus richtig, wenn er auf die Gefahren der technischen Entwicklung hinweist und dabei die Notwendigkeit benennt, „Experten auf allen Gebieten“

hervorzubringen. Goethe sah den modernen Wissenschaftler als Reiter, der nicht so recht weiß, wohin er sein Pferd lenken soll. Tatsächlich verhält es sich aber gerade andersherum: Das Pferd stürmt voraus und man muss aufpassen, dass es dabei nicht in einen Abgrund galoppiert. Den Experten auf allen Gebieten kann es nicht mehr geben, so das ursprüngliche Postulat. Vielleicht. Aber man hat keine Wahl, sich zumindest an diesem Vorbild zu orientieren, möchte man von der Zukunft nicht überrollt werden. Wissenschaft war und ist immer auch ein Adaptionsversuch, die Verbindung vom Faustkeil zu Faust ist der Drang, die Natur zu verstehen und sich untertan zu machen. Dies beschwört natürlich die Gefahr herauf, dabei vom eigenen Werkzeug wiederum beherrscht zu werden, den selbstgeschaffenen Zauber-

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spiegel gleichsam nicht mehr aus der Hand legen zu können. „Ach! und hundert Flüsse, Stürzen auf mich ein“ heißt es dazu passen-derweise in Goethes Zauberlehrling. Jeder technische Fortschritt ist stets auch ein Versuch, es „dem alten Hexenmeister“ gleich zu tun und stets ging mit ihm einher die Panik des Lehrlings im Angesicht der unvor-hersehbaren Resultate. Beispiel Buchdruck: Kaum eine technische Errungenschaft hatte derart gravierende Auswirkungen auf den Verlauf der Neuzeit, ja, sie läutete die Neuzeit sogar mit ein. Es war diese Technik, die aus dem Protest einiger eigensinniger Mönche eine Gewalt formte, die jeden Zauberlehrling erschüttern musste. Während Zentral-europa in einen der blutigsten Konflikte der Geschichte stürzte, brannten im England

unter Mary Queen of Scots bald die Ketzer. Ohne Buchdruck wäre eine derartige Entwicklung kaum denkbar gewesen. Doch waren es wirklich einzelne technische Errun-genschaften, die die Dämme der Epochen zum Brechen brachten und die Flut des Fortschritts heraufbeschworen? Kaum ein Jahrzehnt nach Goethes Tod würde ein Deutscher in England den Idealismus endgültig auf den Überbau verbannen. Vorher jedoch würde der Idealismus in seiner reinsten Form sich noch einmal den Weg gebahnt haben und den Fortschritt mit dem Geist begründen. Deutschland um 1800: Der Geniekult erreicht seinen Höhepunkt, die Französische Revolution scheint endgültig zu beweisen, dass sich der Mensch nicht nur intellektuell aus seiner Unmün-

digkeit befreien kann. Zwar werfen die napoleonischen Kriege ihren Schatten auf Europa, doch hatte nicht Kant selbst postu-liert dass Konflikt Fortschritt gebiert? „Alle Kriege sind demnach so viel Versuche“, schreibt er 1784, „neue Verhältnisse der Staaten zu Stande zu bringen und durch Zerstörung, wenigstens Zerstückelung aller neue Körper zu bilden.“ Und würde nicht selbst diese Zerstückelung unnötig werden, sobald die Vernunft zum Völkerbund führt? Auf dem Königsberger Philosophen aufbauend, formuliert Schiller einen Entwurf für eine neue Universalgeschichte, die die Aspekte herausarbeitet, die fürwahr für Fortschritt sorgen. Für den frischgeba-ckenen Jenaer Professor sind das vor allem – Ideen. Seine Schüler verstehen das manchmal

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nicht ganz, eine ganze Reihe selbsterklärter Universalhistoriker missbraucht Schillers Idealismus als Baustein für einen bildungs-bürgerlichen Reaktionismus. Heinrich Ruckgaber, zum Beispiel, in seinem obskuren „Handbuch der Universalgeschichte“ fragt 1853: „Was ist das Prinzip von dem Fortschreiten des Menschengeschlechts?“. Das Materielle sei „unwürdig“, das Geistige „zu eng gefasst“ und das „Sittliche“ sei „histo-risch nicht nachweisbar.“ In einem romanti-schen Rückgriff aufs Mittelalter rückt er die Religion in den Vordergrund. Den techni-schen Fortschritt und die damit verbundenen Umwälzungen konnte er damit natürlich nicht beschreiben. Zu stark war er noch verankert in rechtshegelianischem Gedan-kengut, zu wenig war er „Experte auf allen Gebieten.“ Wenig überraschend ist, dass er,

wenige Jahre vor dem Sepoy-Aufstand, über „die Inder“ schreibt: „Ihre liebsten Beschäfti-gungen sind gymnastische Übungen, Musik und Tanz. Der Krieg ist ihnen verhasst.“ Es ist Karl Marx, der, nachdem er „durch den Feuerbach geschwommen“ ist, sich dem „unwürdigen Materialismus“ zuwendet. Er ist es, der das Prinzip der Geschichte, dass Schillers selbsterklärte Nachfolger vergeblich gesucht haben, in den Produkti-onsverhältnissen findet. Er stellt Hegel „vom Kopf auf die Füße“ und ordnet das Ideelle dem Materialismus unter. Freilich, auch die Vulgärmarxisten irrten sich, wenn sie darin einen historischen Determinismus vermuten, es sind immer noch die Menschen, die die Geschichte machen. Doch – „das Sein bestimmt das Bewusstsein“, die materiellen Umstände bestimmen die Basis, wenngleich

der politische und kulturelle Überbau erstaunlich flexibel ist. Eine einzelne technische Innovation mag vielleicht eine Sturzflut auslösen, doch es sind die Ufer der Produktionsverhältnisse die den Lauf der Geschichte formen. Idealisten werden auf eine Nussschale verwiesen, die sich im Laufe der Zeit allerdings als erstaunlich lenkbar erwiesen hat. War es nicht der bolschewis-tische Putsch selbst, der bewies, dass revolu-tionäre Umwälzungen sehr wohl vom Geist, und nicht von den materiellen Umständen herrühren können? Marx zumindest, war nicht nur „kein Marxist“, eine Revolution im rückständigen Russland hätte er niemals vorausgesagt. Dennoch ist er, nicht zuletzt für die vorliegende Essayfrage, entscheidend: er formt das Bindeglied zwischen Faust und Bostrom. Bostrom fordert eine „Philosophy

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of Prediction“ und wer könnte ihm dabei mehr unter die Arme greifen als der Trierer Meister? In gewissem Sinne treibt Bostrom die Marxsche Dialektik lediglich auf die analytische Spitze. Bostrom erkennt die Zugkraft des Materiellen in der Geschichte, von Klassenkampf oder gar einem utopi-schen Kommunismus will er dagegen nichts wissen. Marx, von seinem kontinentalphilo-sophischen Ballast befreit, offenbart eine Herausforderung ganz anderer Art. Kann die „Negation der Negation“, wie Engels es mit Blick auf Hegel formuliert hat, nicht am Ende zur Negation der ganzen menschlichen Rasse, ja allen Lebens, führen? Oder kann die Philosophie erst den Überbau und dann die materielle Basis kontrollieren und den Verlauf der Geschichte, ganz utilitaristisch,

auf das allgemein Beste ausrichten? Vielleicht. Fürs erste soll hier allerdings die Feststellung ausreichen, dass der Kampf Mensch gegen Materialismus noch nicht verloren ist und dass selbst dem Zauber-lehrling noch Chancen bleiben, nicht in der technischen Flut unterzugehen. Es ist dennoch unrealistisch, von jedem potenti-ellen „Universalgelehrten 2.0“ zu erwarten, dass er die Menschheit als Ganzes rettet. Viel entscheidender ist die grundlegende Einsicht, dass man nicht jedes einzelne Teilchen der modernen Wissens und Technikströme bestimmen kann. Es genügt, Dämme zu bauen, die eine Lenkungsfunktion übernehmen, Überflutungen verhindern und den Weg in die Zukunft weisen. Diese muss sich nicht nur auf die Rettung aller Menschen

auf einmal fokussieren, aber ein Ziel sollten sie schon haben. Einen Damm in die postmo-derne Wüste zu setzen bringt nicht viel, kleinere Oasen sorgsam zu bewässern dagegen schon viel mehr. Die Grundüber-legung, mit der man sich an den Wissen-schwall der Zukunft wagen sollte, lautet daher: Man muss nicht alles wissen, aber man sollte zumindest erahnen, wofür man etwas wissen möchte. Nein, dies ist keine Forderung nach der Unterordnung der Wissenschaft unter rein materielle Erwägungen. Im Gegenteil: Bereits Schillers Antrittsrede verweist auf die zentrale Bedeutung, in den Wissensfluten nur mit Kompass zu fahren. Ansonsten mag man vielleicht an den Säulen des Herkules vorübersegeln, doch Scylla und Charybdis

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warten schon. Der Kompass freilich steht für die Humanität an der sich jede Wissenschaft messen muss. Solange die Nadel auf Fortschritt zeigt und der Kapitän sein Schiff nicht überfordert, wird auch der moderne Mensch die Stürme der Zukunft überleben. Freilich, es gibt genug Sirenen, die den Forscher gleichsam wie der Zauberspiegel den Faust ablenken oder gar ewig binden. Sie sind Teil des Wissensmeeres und man mag ihnen manchmal lauschen, solange die Mannschaft, sprich die liberale Zivilgesell-schaft, ein Auge auf den Forscher hält. Verfällt sie allerdings gemeinsam mit dem Kapitän Sirenenklängen oder wirft sie gar den Kompass über Bord – das Schiff wird sicherlich untergehen.

Das 21. Jahrhundert hat uns weit jenseits der Säulen des Herkules geführt. Ein Gefühl des Verlorenseins ist kaum vermeidbar, wenn man um sich herum nur das weite Wissensmeer erblickt. Den Experten auf allen Gebieten, wie man ihn sich vor der industriellen Revolution ausmalte, kann es tatsächlich nicht mehr geben. Doch der „Renaissance Man“ ist noch nicht gestorben – denn zu seinen Eigenschaften gehörte eben nicht nur universelles Expertentum, sondern auch ein humanistischer Kompass. Beides – der neuzeitliche Humanismus und die moderne Wissenschaft – mussten sich zwangsweise gemeinsam herausbilden. Das eifersüchtige Bewachen der Sandburg der eigenen Gelehrsamkeit führt lediglich dazu, dass diese beim nächsten Sturm, bei der nächsten Revolution, ins Meer der Bedeu-

tungslosigkeit gespült wird. „Geschichte“, schrieb Johann Gustav Droysen 1882, ist „das Wissen der Menschheit um sich selbst.“ Friedrich Schlegel hatte bereits 1847 postu-liert: „Die Alterthumskunde ist nicht mehr das Werk eines Einzelnen.“ Die moderne Wissenschaft ist ein kollektives und es ist ein kritisches Projekt. Kritisch, ganz im tradi-tionellen Sinne verstanden als Aufgabe zu unterscheiden und Prioritäten zu setzen. Nur wenn das allgemeine Wohlbefinden, das „greater good“ berücksichtigt wird, endet die gemeinsame Seefahrt nicht in den Strudeln einer postmodernen Charybdis oder den Klauen einer amoralischen Scylla.

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Bayreuther Vorbildpreis 2011

Armin Maiwald

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Wer hat diese Erfahrung nicht gemacht? War man als Kind regelrecht von Neugier gepackt und fragte die Erwachsenen, hörte man oft nur „Das kriegen wir später“.

Sonntags um halb zwölf dagegen gab es diesen Satz nicht. Hier herrschte die grenzenlose Liberalität des Wissens. Man schaute „Die Sendung mit der Maus“. Die zeigte, dass es eben keine hermetische Welt des Erwachsenenwissens gibt, dass nichts zu komplex ist als dass es nicht in einer halbstündigen Sendung abgehandelt werden könnte – nicht einmal die Atomenergie.

Sobald man in der Lage ist, eine Frage zu formulieren, hat man auch das Recht, eine Antwort zu verlangen – das ist einer der

großen Lehrsätze der „Maus“. Und sie hatte immer eine Antwort.

Der Zusammenhang von Wissen und Verant-wortung, also Wissen und Gewissen, wurde uns früh deutlich gemacht. Auch die Verant-wortung, das Wissen weiterzugeben: Mit Beiträgen wie jenem aus dem Gefängnis ist die „Sendung mit der Maus“ zum Vorbild für eine tolerantere Gesellschaft geworden. In der „Nachkriegsmaus“ teilte der Schöpfer der Maus, Armin Maiwald, mit den Zuschauern seine persönlichen Erinnerungen. Wie war es für ein Kind, im zerstörten Köln aufzu-wachsen?

Wissen mitzuteilen, auch wenn es nicht angenehm ist, und dann auch noch an die

jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft, das ist eine Leistung für die wir die „Maus“ und ihren Schöpfer Armin Maiwald ehren wollen. Für uns war das vermittelte Einstiegswissen, die unaufdringliche Didaktik und die Libera-lität der Sendung ein Generationserlebnis. Die Reduktion komplexer Themen auf eine verständliche Ebene ist beispielhaft. Und diese Kunst ist auch in der Welt der Erwach-senen gefragt: Es bringt wenig, viel zu wissen, wenn man dies nicht vermitteln kann.

Armin Maiwald ist mit seiner Sendung Wissensvermittler erster Stunde. Wir sind einen weiten Weg zusammen gegangen. Für all die Lach- und Sachgeschichten, besonders aber für die Sachgeschichten, soll der Vorbildpreis 2011 stehen.

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Von Studenten kreiert und auf Ihre Kreati-vität angewiesen – so oder ähnlich, könnte man das Forum kurz beschreiben. Für zwei Stunden soll im „Forum.“ Raum geschaffen werden, um eigene Gedanken zu den referierten Themenblöcken anzuregen und aktiv Ansätze und Ideen zu generieren und zu kommunizieren.

Im Mittelpunkt dieses Projekts steht der Dialog – ReferentInnen und Teilneh-merInnnen sollen hierbei die Chance nutzen, Ge- und Besprochenes im Diskurs zu vertiefen und nach Möglichkeit zu erweitern.

Als Interpretationsfläche dienen sechs verschieden konzipierte Räume, ein jeder, einzeln darauf abgestimmt, Gebiete rund um

Forum.

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aufeinander – entsteht und Neues hervor-bringen wird, ist das Spannende am „Forum.“

Gleichzeitig soll ein Gefühl dafür geweckt werden, mit welcher Geschwindigkeit Infor-mationen in der heutigen Zeit kreisen, sich entwickeln und welch unerwartete Auswir-kungen sie nach sich ziehen könnten.

Um also zusammen Erkenntnisse und neue Sichtweisen zu gewinnen, sind vor allem Ihre Eigeninitiative, Kreativität und Interak-tivität gefragt!

Wir freuen uns auf zwei spannende Stunden mit Ihnen!

„Wissen. Gewissen. Nichtwissen.“ einmal auf andere Weise zu präsentieren.

Die genannten Räume stehen alle in lockerem Verbund miteinander – diesen Interdepen-denzen soll auch noch auf einem weiteren Wege Ausdruck verliehen werden: In jedem Zimmer sind Leinwände installiert, die Sie in Echtzeit darüber auf dem Laufenden halten werden, was sich in den fünf anderen Themenbereichen entwickelt. Hieraus wird auch die Grundidee des „Forum.“ geboren: Das Konzept nach dem es funktioniert, entwickelt sich von alleine, nämlich erst während des Projekts – Sie selbst sind aktiv an der Gestaltung beteiligt! Diese Unvor-hersehbarkeit, die durch wechselwirkende Einflüsse – der Räume und der Menschen

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Und so gesellen sich zu Unternehmern aus Oberfranken dieses Jahr eine Unterneh-mensberaterin aus der Nähe von Stuttgart und ein Professor aus Berlin. Auch den Bundeswirtschaftsminister konnten wir für ein Interview gewinnen. Das Gespräch fand aber leider nach Drucklegung der Broschüre statt. Lesen Sie es auf unserer Homepage nach: www.bayreuther-dialoge.de.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!

Schon seit einigen Jahren gibt es den Unternehmerdialog. Frei nach dem Motto: „Studenten fragen, Unternehmer antworten“, waren Studenten losgezogen, um Unter-nehmerInnen im Vorfeld der Bayreuther Dialoge nach ihrer Meinung zu den Themen „Wirtschaft (ver)sucht Menschlichkeit“ und „Chancengleichheit“ zu befragen. Schon damals konnte man die Ergebnisse nicht nur in der Veranstaltungsbroschüre, sondern im Vorfeld der Dialoge auch im Norbayeri-schen Kurier in Form einer Interviewserie verfolgen.

Diese erfolgreiche Kooperation haben wir fortgesetzt, das Spektrum der Interviewtenjedoch erweitert: Denn das Thema Wissen geht, mehr als die Themen der letzten Jahre, in die Mitte unserer Gesellschaft.

Unternehmerdialog

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mit Rainer Kober

Herr Kober, Sie mussten nach der Beinahe-Insolvenz 1966 das komplette Unternehmen umkrempeln und haben eine neue Produk-tionssparte eingeführt. Woher nahmen sie die Idee?

Ein Unternehmen funktioniert nur, wenn man eine ordentliche Geschäftsidee hat. Wenn einem die wegbricht muss man schauen: Was sind meine Ressourcen? Wofür gibt es einen Markt? Wir waren die Aller-ersten, die Porzellanartikel in durchsichtigen Geschenkverpackungen anboten. Die waren alle gleich verpackt, mit roter Umrandung und dem Schriftzug: „Funny Design“. Nach fünf Jahren haben wir damit fünf Millionen Mark umgesetzt.

Rainer Kober (70) führt seit 1966 die Geschäfte des Keramikwerks in Stein-wiesen bei Kronach. Mehrfach musste Kober in seiner Laufbahn für das Werk völlig neue Produktlinien entwerfen und neue Geschäftsfelder erschließen, weil alte Märkte verschwanden. Als das Werk 2005 vor der Schließung stand, kaufte Kober es mit seinem Privatvermögen.

Kann ein Studium auf so eine Arbeit überhaupt vorbereiten?

Führungskräfte sollten sich folgende Fragen stellen: Wo will ich hin? Was brauche ich für Mittel und Werkzeuge? Es sollte die Aufgabe der Universitäten sein, Menschen beizubringen, Antworten auf diese Fragen zu finden und sie umzusetzen. Denn in der Berufswelt lernt man es nicht. Es hat mich immer gewundert, dass dieses sehr wichtige Praxiswissen in keinem Studium vorkommt.Stattdessen wird dieses Wissen häufig von Seminar-Unternehmern vermittelt.

Tut es einem Unternehmen gut, sich immer wieder neu zu erfinden?

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Sich schnell anzupassen, ist eine im Mittel-stand sehr verbreitete Fähigkeit. Das ist ein Vorteil großen Unternehmen gegenüber. Man kann es mit einem Boot vergleichen: Je kleiner das Schiff, desto beweglicher und wendiger ist es. Als Mittelständler ist man geradezu dazu gezwungen, sich immer wieder neu zu erfinden.

Sie haben in einem Interview gesagt: „Politik kann nicht gestalten, Politik kann nur verwalten.“ Wie sehen Sie die Aufteilung von gesellschaftlicher Verantwortung zwischen Politik und Unternehmen?

Als Privatperson können Sie nicht mehr aus ihrem Portemonnaie herausnehmen, als sie hineintun. Wenn Sie das tun, setzen Sie ihre Existenz aufs Spiel. Für den Unternehmer

gilt dasselbe. Der Politiker verwaltet Steuer-gelder, die er bekommt. Er sieht nicht die existenziell Seite, vielleicht, weil er das nicht gewohnt ist. Wir Unternehmer sind dieje-nigen, die gestalten.

Ist Ihr Gewissen der Antrieb für Ihr gesell-schaftliches Engagement?

Der größte Beweggrund ist natürlich die Liebe zu meiner Heimat. Unser Hauptproblem ist, dass die Menschen eine Perspektive brauchen, um initiativ zu werden. Es gibt hier wenig Selbstbewusstsein. Man neigt dazu zu sagen: „Hier in Oberfranken ist eh nichts los, und wir können eh nichts. Die Grenze war da und es ist alles so schwer.“ Das ist falsch. Oberfranken ist eine gesegnete Region. Um das zu zeigen gebe ich das

Magazin „Echt Oberfranken!“ heraus. Schon das Cover des Heftes soll ausstrahlen, das Oberfranken toll ist. Es geht mir darum, die Leute aufzuwecken. Doch wie können wir das machen? Wir müssen dafür sorgen, dass diese Entwicklung eine Eigendynamik bekommt und sich irgendwie multipliziert. Wie könnte das gehen? Ich werde persönlich initiativ, wenn ich eine Perspektive habe. Es nützt nichts, dass ich darüber theoretisch referiere: Initiativen müssen ausstrahlen, was es hier Tolles gibt.

Geben Sie uns ein Beispiel.

Der Verein ‚Kronach kreativ’, dessen Vorsit-zender ich bin, hat dieses Jahr zum achten Mal ‚Kronach leuchtet‘ organisiert. Das ist eine Lichtinstallation, für die 80.000

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Menschen in nur einer Woche diese kleinen Stadt Kronach besucht haben. Inzwischen machen die Kirchen gemeinsam eine lange Kirchennacht und die Museen öffnen nächtelang. Der Forst hat dieses Jahr einen Rundgang im Wald erleuchtet. Alle sind begeistert. Die Leute identifizieren sich wieder mit ihrer Umgebung und fangen an, sich zu engagieren.

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mit Prof. Kai Mertins

Herr Prof. Mertins, was ist die Wissens-bilanz?

Unternehmen setzen Kapital ein um ihre Produkte oder Dienstleistungen herzustellen. Dieses Kapital wurde in der Vergangenheit entsprechend optimiert, um sinnvolle Ergeb-nisse zu bekommen: Maschinen, Geld etc. Intellektuelles Kapital wurde in der Vergan-genheit kaum gemanagt. Dieses intellek-tuelle Kapital soll in einer Wissensbilanz erfasst werden. Dabei geht es um Humanka-pital, Strukturkapital, Beziehungskapital. Humankapital sind die Kompetenzen der Mitarbeiter, ihre Erfahrung, ihre Ausbildung. Das wird schon heute relativ gut gemanagt. Aber daneben gibt es auch Führungsver-halten und Motivation. Die Motivation wird bei allen Nutzern einer Wissensbilanz als

zweitwichtigster Einflussfaktor genannt, um ein Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen. Motivation ist also ein sehr wichtiger Einflussfaktor für das Humanka-pital. Im Strukturkapital geht es darum, dass Unternehmen, die unterschiedlich gestaltet sind, unterschiedlich funktionieren. Es gibt Betriebe, in denen alles funktioniert: Eine Anfrage wird schnell bearbeitet, man versteht den Kunden und kann seine Fragen beantworten. Aber es gibt auch andere Unternehmen, in denen die Prozesse stocken. Die Strukturen eines Unternehmens sind also ein Kapital und dieses Kapital muss eben entsprechend systematisch entwickelt werden. Im dritten Bereich, den wir „Bezie-hungskapital“ nennen, geht es um Kontakte zu außenstehenden Unternehmen, auch um internationale Vernetzung. Diese sind

Prof. Kai Mertins (64) ist stellvertre-tender Leiter des „Fraunhofer Instituts für Produktionsanlagen und Konstruktions-technik“ (IPK). Seit 1988 leitet er dort das Geschäftsfeld Unternehmensmanagement. Er ist Gründungsmitglied des „Arbeitkreises Wissensbilanz“ und Herausgeber und Autor verschiedener Bücher zum Thema Wissens-bilanz und Wissensmanagement.

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in unserer globalisierten Welt nötig. Wir müssen wissen, was andere wissen. Wir müssen Kernkompetenzen bündeln können, um das beste Angebot am Markt zu machen. Die Wissensbilanz erfasst den Einfluss des intellektuellen Kapitals auf einen Betrieb. Sie beantwortet also die Fragen: Wie gut bin ich? und: Wie muss ich meine Prioritäten setzen, um besser zu werden?

Wie wird so eine Bilanz durchgeführt?

Das geschieht in einem sogenannten parti-zipativen Arbeitsverfahren: Wir gründen eine für das Unternehmen repräsentative Arbeitsgruppe. Das heißt, dass wir Leute aus allen Arbeitsbereichen und Hierarchie-ebenen des Unternehmens einbeziehen.

In einem 200-Mann-Betrieb wären das ungefähr acht Personen. Diese Mitarbeiter erarbeiten anhand eines Leitfadens in zwei oder drei Workshops die Wissensbilanz. Wir empfehlen zur Unterstützung einen externen Moderator hinzuzuziehen. Das Ziel ist ein moderierter Prozess zur Selbstbewertung.

Mittelständische Unternehmen sind in Deutschland bekannt für ihre Innovations-fähigkeit. Ist die Wissensbilanz ein Tool, das explizit für den Mittelstand entwickelt wurde?

Bei der Entwicklung der Wissensbilanz sind wir unter anderem vom Bundeswirt-schaftsministerium unterstützt worden. Das Ministerium fördert natürlich nur kleine

und mittlere Unternehmen. Insofern ist die Methode darauf ausgelegt, dass sie speziell für kleine und mittlere Unternehmen durch-führbar ist. Das schließt die großen Unter-nehmen aber natürlich nicht aus.

Welche Bedeutung hat die Wissensbilanz ihrer Meinung nach für den Wirtschafts-tandort-Deutschland?

Sie hat deshalb eine sehr große Bedeutung, da die kleinen und mittleren Unternehmen einen großen Teil der Arbeitsplätze stellen, sie meist aber keine großen Forschungsab-teilungen haben: Sie produzieren oft keine Hightech-Produkte. Die Unternehmen müssen sich heute so aufstellen, dass sie auch in Zukunft im internationalen Wettbewerb

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1.000 Unternehmen in Deutschland, die mindestens eine Wissensbilanz erstellt haben. Das ist gemessen an unseren Vorstel-lungen von 30.000 Zielunternehmen in Deutschland noch relativ wenig, aber jede Innovation braucht Zeit, bis sie bei den Menschen ankommt.

bestehen können. Sie müssen die Fähigkeit entwickeln, innovativ zu sein. Genau diese Fähigkeit wird durch intellektuelles Kapital und somit durch die Wissensbilanz unter-stützt.

Wie viele deutsche Unternehmen haben bereits eine Wissensbilanz durchgeführt?

Wir haben einen Leitfaden und eine Software zur Durchführung einer Wissensbilanz entwickelt, mit denen Unternehmen selbst-ständig eine Wissensbilanz durchführen können. Dieses Material ist bis heute über 100.000 mal angefragt worden. Das ist für uns natürlich ein großer Erfolg in Sachen Aufmerksamkeit. Jetzt geht es aber darum die Wissensbilanz auch einzuführen. Nach unseren Ermittlungen gibt es etwa

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mit Udo Schmidt-Steingraeber

Herr Schmidt-Steingraeber, was muss man wissen, um ein Unternehmen zu führen, damit es perfekte Klaviere baut? Natürlich braucht es das Know How an sich, also die rein technischen Grund-lagen. Vor allen Dingen aber braucht man die Möglichkeit, das Unternehmen wie der Dirigent ein Orchester zu einem Gesamter-gebnis zu führen. Es ist ein Spagat zwischen einer industriell hergestellten hochklassigen Ware und einem handwerklich altertümlich hergestellten Einzelstück. Diese Kreuzung ist nur machbar, indem wir mit kompetenten Einzelpersonen arbeiten. Die wiederum müssen aber wie Zahnräder ineinander greifen, obwohl sie eigentlich autonome und auch widerborstige Köpfe sind – nämlich

Handwerkerköpfe. Und genau das ist eigentlich die zentrale Aufgabe. Sie sind bereits zu Beginn auf das „Know How“ zu sprechen gekommen, also genau das Wissen, dass sich nicht schriftlich festhalten lässt... Interessant, dass Sie das sagen. Das Axiom heutzutage ist ja durch die ISO-Normen eigentlich genau das zu machen: Den Prozess in eine Definition und in eine genaue Wieder-holbarkeit zu zwingen, was bei hochklas-sigen Sachen gar nicht geht.

Wie gelingt es, solch ein Wissen dennoch über so viele Generationen zu erhalten und weiterzugeben?

Udo Schmidt-Steingraeber führt die Bayreuther Klaviermanufaktur „Steing-raeber & Söhne“ in der sechsten Generation. Das Unternehmen gewinnt wiederholt Preise für hervorragende neue Entwick-lungen.

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Eine Besonderheit des Produkts selbst: Wir reparieren Steingraeber Klaviere bis zurück ins Jahr 1850. 1836 ist das älteste, was wir hier haben. Ab 1886 ist die Gebrauchsfähigkeit auf ewig gewährleistet, das heißt, wenn Sie das Ding nicht anzünden, dann kann man es durch Verschleißteilersetzung immer wieder in gebrauchsfähigen Zustand versetzen Das heißt, wir haben unsere Geschichte permanent vor Augen.

Angesichts Ihres doch eher kleinen Unter-nehmens: Wie stehen Sie zu der Annahme „Mehr Köpfe, mehr Ideen?“

Mehr Köpfe, mehr Diskussion. Mehr Köpfe, mehr Reibungsverlust. Es muss immer ein Pingpongspiel zwischen Köpfen sein, die sich eine Zeitlang um ein Problem im Kreis

bewegen und das immer enger konzentrisch umgeben. Ab welchem Punkt ist Wissen von außen nötig? Wo hört es auf sich nur im eigenen Kreis mit seinen Mitarbeitern zu drehen? Auch da gibt es „das Zufällige“ und „das Institu-tionalisierte“. „Das Institutionalisierte“ ist ein Kollege, der seit 40 Jahren als Advocatus Diaboli kommt – ein Schweizer Klavierbau-meister, dessen Aufgabe es ist, gnadenlos Kritik zu üben.

Wie würden Sie die Balance zwischen fachspezifischem Wissen und allge-meinem Wissen in der heutigen Zeit bewerten?

Ich glaube, wir sind heute mit unseren Ausbildungen, vor allem in Deutschland, so hochspezialisiert, dass fachspezifisches Wissen nirgendwo ein Problem darstellt. Problematisch ist eher, das in eine Allge-meinbildung oder in eine gesamte Sicht der Dinge einzubetten. Es gibt insbesondere bei jüngeren Leuten eine Tendenz dazu, immer tiefer in meiner eigenen Materie einsteigen zu wollen. Im Zweifel geht es mehr um die eigene Sphäre als um das Allgemeine. Die beiden Bereiche sollten aber meiner Meinung nach gleichberechtig sein. Schließlich leben wir nicht in uns, sondern wir leben in einer Welt und die müssen wir auch begreifen.

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Wie schätzen Sie Ihren Wissensvorsprung gegenüber Fabriken in Fernost und der industriellen Serienfertigung ein?

Da muss ich Sie enttäuschen. Ich glaube nicht, dass wir mehr wissen als unsere Kollegen, die industriell herstellen; die  haben große Laboratorien, möglicherweise viel opulentere Computerprogramme, um die Multikausa-litäten des Klangs durchzuspielen. Unser Vorteil ist, dass wir zwischen dem Prozess und dem Prozessmacher eine Einheit bilden, dem Mitarbeiter und dem Material – sprich die Natur mit ihren natürlichen „Ungenau-igkeiten“ in einen hochpräzisen Gesamt-zusammenhang einzubetten. Da sind wir beim großen Nachteil der Industrie:   Alles was berechenbar ist, ist bekannt. Alles was

beim Klavier  „Organismus“ bedeutet, ist auf dem Weg, in Vergessenheit zu geraten. Genau da sind wir tätig,  nicht beim  scharfen Wissen, sondern beim  Wissen um das Wesen. Es ist ein unglaublich spannender Prozess, weil wir uns da im metaphysischen Bereich befinden, obwohl wir ein ganz reales Produkt herstellen. Es klingt leicht dubios und übertrieben, wenn man so etwas erzählt, aber es ist unser täglich Brot. Das Handwerk ist die Basis für die Illusion, dass ein Klavier mehr leisten kann als es faktisch zu leisten vermag. Wir bauen zum Beispiel Schwin-gungen in den Klaviaturboden ein, sodass die Taste schwingt und der Pianist zumindest das Gefühl der Interaktion hat.     

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mit Gabriele Vollmar

Frau Vollmar, wie definieren Sie als Unter-nehmerin und Wissensmanagerin den Begriff Wissen?

Diesen Begriff zu definieren ist sehr schwierig. Ich habe mich zu Beginn meiner Beratungstätigkeit noch auf Diskussionen zu der Frage „Was ist Wissen?“ eingelassen. Irgendwann habe ich festgestellt, dass diese Diskussionen, so spannend sie auch sind, in einem Unternehmenskontext wenig Sinn stiften. Mittlerweile sage ich: „Wissen ist das, was uns in die Lage versetzt zu handeln bzw. tätig zu werden.“ Das umreißt sicherlich nicht den Begriff Wissen, aber es charakte-risiert den Bereich, den wir in einem unter-nehmerischen Kontext brauchen. Wissen ist als Ressource genau so wichtig wie Arbeit, Kapital und Boden. Es ist eine Quelle aus der

heraus Handlung und damit Wertschöpfung entstehen kann.

Was macht eigentlich ein Wissensma-nager?

Ein Wissensmanager schafft wissensförder-liche Rahmenbedingungen, dabei ist er wie ein Gärtner: Er kann den Boden umgraben, er kann gießen und düngen. Wenn es notwendig sein sollte, kann er überlegen, was er wohin pflanzt. Aber das Wachstum der Pflanzen kann er selbst nicht steuern. Beeinflussen ja, aber nicht steuern. Dem Mitarbeiter eines Unternehmens sollen Werkzeuge und Freiräume zur Verfügung gestellt werden, die es ihm ermöglichen, mit seinem Wissen umzugehen, es zu teilen und zu verbreiten. Aber dafür, wie er mit seinem Wissensschatz

Gabriele Vollmar (41) leitet die U n t e r n e h m e n s b e r a t u n g „Vo l l m a r WISSEN+KOMMUNIKATION“. Sie ist die Präsidentin der „Gesellschaft für Wissens-management e.V.“ und sitzt im Beirat der Initiative „Fit für den Wissenswettbewerb“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie.

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umgeht, ist jeder Mitarbeiter selber verant-wortlich. Insofern ist jeder Mitarbeiter eines Unternehmens sein eigener Wissensma-nager.

Sie schreiben in ihrer Kolumne für die Zeitschrift Wissensmanagement: „Leistung ist hauptsächlich Wissen“. Was meinen Sie damit?

Es geht darum, dass in der Wissensge-sellschaft die Leistung – im Sinne eines Produktes, das wir anbieten – nur aus Wissen besteht. Die Leistung eines Dienstleisters ist seine Kompetenz, sein individuelles Wissen. Dies gilt in der Wissensgesellschaft natürlich sehr viel stärker, als in der Indus-triegesellschaft, in der Produkte im Vorder-

grund stehen. Unsere Wirtschaftsleistung besteht mehr aus Wissen, als aus anderen Rohstoffen.

Was bedeutet das für den Wirtschafts-standort Deutschland?

Gerade viele kleine und mittelständische Unternehmen haben noch nicht verstanden, dass Wissen die einzige Ressource ist, auf die wir noch zurückgreifen können. Man sollte ältere Mitarbeiter nicht als Belastung verstehen. Diese Menschen haben einen unglaublichen Erfahrungsschatz, einen Wissensschatz. Man sollte das als Berei-cherung verstehen und diesen Erfah-rungsschatz für sich nutzbar machen. Was machen wir, wenn in den nächsten Jahren

viele von ihnen in den Ruhestand gehen? Für die Jugend geht alles immer schneller: In acht Jahren zum Abitur und dann in drei Jahren den Bachelor. Diese Entwicklung geht auf Kosten einer soliden Wissensgrundlage. Die Einstellung: „Wir müssen die Leute von der Uni nehmen, da kosten sie uns nur Geld“, ist für unsere Wirtschaft tödlich. Die Erkenntnis, dass wir uns auf dem Weg in eine Wissensgesellschaft bewegen, und dasswir so nicht überleben können, ist noch nicht wirklich gereift.

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„Wissen ist Macht, aber Macht ist noch nicht Wissen.“ Was hat dieser Satz für eine Bedeutung in den deutschen Unternehmen?

Das Thema Ressource Wissen stellt vor allem Führungskräfte vor sehr große Herausforde-rungen. Führungsanspruch gründet nicht mehr unbedingt auf einem Wissensvor-sprung. Unter Umständen ist mein Mitar-beiter der fachliche Experte. Das ist für viele Führungskräfte eine Zumutung und wirft die Frage auf, wie ich Führung definiere. Ich kann meine Mitarbeiter nicht mehr anweisen etwas zu tun, weil sie ja die eigentlichen Experten sind. Teilweise verstehe ich nicht einmal, was mein Mitarbeiter da gerade tut. Führungskräfte müssen sich mehr als inner-betrieblicher Dienstleister verstehen: Sie sorgen dafür, dass ihre Mitarbeiter arbeiten

können, indem sie die Rahmenbedingungen schaffen und Hindernisse aus dem Weg räumen. Führungskräfte werden heute mehr zu Ermöglichenden, als zu Messenden und Kontrollierenden. Das bedeutet einen Verlust von Kontrolle und Macht. Natürlich ist es für viele sehr schwierig, sich darauf einzulassen.

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Caspar von Blomberg ist Geschäftsführer des „Carbon Disclosure Project (CDP)“ und verantwortet dessen Aktivitäten in Konti-nentaleuropa. Das CDP ist die weltweit größte Investoren-Initiative im Bereich Klima-schutz. Sie vereint die Interessen von 551 institutionellen Vermögenseigentümern und –verwaltern und orchestriert den jährlichen Berichtsprozess zur Offenlegung von struk-turierten Daten zu Treibhausgasemissionen, Klimastrategie und Management von Klima-risiken für Kapitalmarkt und Öffentlichkeit.

Nach seinem Studium der Geschichte, der Theaterwissenschaften und der Internatio-nalen Beziehungen in Frankfurt, München und an der London School of Economics leitete er bei der AXA Gruppe anschließend die Unternehmensentwicklung für Deutschland und Zentraleuropa. Nach einer einjährigen beruflichen Auszeit, in der er in Laz Paz / Bolivien für eine Straßenkinder-Organisation arbeitete, trat er 2004 in die Allianz Gruppe ein.

Caspar von Blomberg Geschäftsführer des „Carbon Disclosure Project“

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Dieter Brandes wurde 1941 in Hamburg geboren. An der Universität Hamburg machte er seinen Abschluss als Diplom-Kaufmann. Er war viele Jahre Geschäfts-führer und Mitglied des Verwaltungsrates von Aldi Nord.

Heute ist er als Berater für Strategie und Organisation tätig und betreibt zusammen mit seinem Sohn Nils Brandes das „Institut für Einfachheit“. 2005 wählte ihn die Hochschule Mannheim auf Platz 4 in ihrer

Liste der einflussreichsten deutschspra-chigen Managementdenker.

Er ist außerdem mehrfacher Buchautor, u.a. von “Konsequent einfach. Die ALDI Erfolgs-story”.

Dieter Brandes Geschäftsführer des „Institut für Einfachheit“

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Dr. Christoph Bruch lebt in Berlin. Er studierte Politikwissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt am Main und an der Freien Universität Berlin. Seine Dissertation schrieb er über die Durchsetzung des ‚Freedom of Information Act’ der USA.

Nach beruflichen Stationen an der Freien Universität Berlin, dem Deutschen Institut für Urbanistik und als freiberuflicher Publizist leitet er seit 2007, an der Max

Planck Digital Library angesiedelte, „Open Access Policy Team“ der Max Planck Gesell-schaft.

Ehrenamtlich engagiert er sich bei einer Reihe von NGOs: Aktionsbündnis “Urheber-recht für Bildung und Wissenschaft”, „EURALO-ICANN At Large Europe“, „European Network for Copyright in support of Education and Science“, „Humanistische Union“, „Mehr Demokratie“ und der „Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte“.

Dr. Christoph Bruch Leiter des „Open Access Policy Team“ der Max Planck Gesellschaft

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Andree Brüning ist Geschäftsführer der Unternehmensberatung „anders.beraten.“ Der Diplom-Theologe mit Schwerpunkt Pastoralpsychologie arbeitet vor allem im Bereich Leadership- und Prozessberatung.

Zuvor war Brüning unter anderem als Lehrbeauftragter der Hochschule Nieder-rhein im Bereich IT-Beratung sowie am Institut für Kirche, Management und Spiritualität Münster im Bereich Mitar-beiter, Motivation und Begleitung tätig.

Zu seinen Kunden zählen u.a. kirchliche Verbände, IT-Beratungsunternehmen, Möbel- und Baustoffhändler, Stiftungen und Hochschulen.

Andree Brüning Geschäftsführer von „anders.beraten.“

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Bernhard Bueb ist einer der bekanntesten und wohl auch am kontroversesten diskutierten Pädagogen der Bundesrepublik. Geboren 1938 in Tansania studierte er Philosophie und katholische Theologie in München und Saarbrücken.

Nach seiner Promotion über Nietzsches „Kritik der praktischen Vernunft“ folgten Stationen an den Universitäten Göttingen und Bielefeld sowie als Lehrer an der Odenwaldschule, bevor er schließlich 1974

Leiter der „Schule Schloss Salem“ wurde. Diese Position behielt Bueb über 30 Jahre lang inne. Für bundesweite Aufmerksamkeit sorgte die Veröffentlichung seines Buches „Lob der Disziplin“ im Jahre 2006.

Bernhard Bueb ehemaliger Leiter der „Schule Schloss Salem“

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Page 58: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Wolf-Michael Catenhusen studierte Latein, Geschichte und Sozialwissenschaften in Göttingen und Münster. 1980 wurde der Sozialdemokrat Mitglied des Deutschen Bundestages, der Schwerpunkt seiner politi-schen Tätigkeit lag in den Bereichen Wissen-schaft, Forschung und Bildung 1987 wurde er Vorsitzender des Forschungsausschusses. 1994 übernahm Catenhusen den Posten des Parlamentarischen Geschäftsführers der SPD-Fraktion, 1998 wurde er unter Bundeskanzler Schröder Parlamentarischer

Staatssekretär, später dann Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Zudem war Catenhusen Vorsitzender der Enquete-Kommission „Chancen und Risiken der Gentechnologie“. Heute ist Catenhusen Mitglied des Präsidiums des Deutschen Evangelischen Kirchentages, stellver-tretender Vorsitzender des Nationalen Normenkontrollrates der Bundesregierung und Mitglied des Deutschen Ethikrates.

Wolf-Michael Catenhusen Mitglied des Deutschen Ethikrates

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Michael Stephan Duesberg ist Vorstand der börsennotierten „versiko AG“ und zuständig für die Konzerntochter „ÖkoWorld Lux S.A.“ in Luxembourg. Ferner ist er Partner bei „taskforce – Management on Demand AG“ und Aufsichtsratsmitglied der „movimentum AG“ sowie Member of the Partner Board von „BearingPoint Consulting“. Er übernimmt Verantwortung auf Geschäftsleitungsebene für komplexe Veränderungsprozesse und Turnaround Management. Zuletzt war er bei „EDS Electronic Data Systems“ in der europä-

ischen Central Region als Managing Director für die Finanzindustrie zuständig.

Herr Duesberg war und ist in einer Reihe von Aufsichtsräten und Kommissionen in sechs verschiedenen europäischen Ländern. Herr Duesberg hat Maschinenbau am Manhattan College in New York und Betriebswirtschaft an der Ludwig Maximilian Universität in München und bei INSEAD in Fontainebleau studiert. Herr Duesberg ist verheiratet und hat sechs Kinder.

Michael Stephan DuesbergVorstand der „versiko AG“

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Prof. Dr. Christian Elger, 1949 in Augsburg geboren, studierte von 1969 bis 1974 Medizin in Münster, seine Promotion zum Dr. med. schloss er 1978 ab. Nach seiner Ausbildung zum Facharzt für Neurologie folgte eine Anstellung als Oberarzt in der Klinik für Neurologie Münster, sowie die Übernahme einiger weiterer Positionen, wie die Mitglied-schaft im Vorstand der Ärztekammer Westfalen-Lippe 1986-87, im Sachverständi-genbeirat des Bundesgesundheitsministers 1991-94, dem Vorsitz der Deutschen Sektion

der Int. Liga gegen Epilepsie. Seit 1987 ist Christian Elger Professor für Epileptologie an der Universität Bonn und seit 1990 Direktor der Universitätsklink für Epileptologie.

Seit 2006 ist er Wissenschaftlicher Geschäftsführer der 2003 von ihm mit gegründeten „Life & Brain GmbH“. 2010 erhielt er den Hans-Berger-Preis der DGKN für Verdienste auf dem Gebiet der Epilepto-logie.

Prof. Dr. Christian Elger Wissenschaftlicher Geschäftsführer der „Life & Brain GmbH“

Page 61: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Daniel Florian studierte Politikwissen-schaften in Bochum und in York. 2004 gründete er das Think Tank Directory Deutschland, das größte Verzeichnis Deutscher Think Tanks.

Von 2006 bis 2011 arbeitete er als Medienbe-rater und Leiter der Unit Public Diplomacy bei der Public-Affairs-Beratung „dimap communications“ in Berlin.

Seit 2011 ist Florian Account Director im Berliner Büro der Public-Affairs-Beratungsgesellschaft „g+ europe“.

Zudem ist Florian Mitglied der „Deutschen Gesellschaft für Politikberatung (degepol)“.

Daniel FlorianAccount Director bei „g+ europe“

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Page 62: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Prof. Dr. Stephan Götzl wurde 1960 geboren und machte 1987 seinen Abschluss als Diplom-Kaufmann an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Bei der Unternehmensberatung Kienbaum war er als Senior Consultant für Strategie und Organisation verantwortlich.

In den Jahren 1991 und 1992 hatte er das Amt des Staatssekretärs für Umwelt und Gesundheit der Landesregierung Rheinland-Pfalz inne.

Prof. Dr. h.c. Stephan Götzl Vorstandsvorsitzender und Verbandspräsident des Genossenschaftsverbandes Bayern e. V.

Er war Hauptgeschäftsführer des Verbands der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie e. V. (VBM) und die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (vbw), wo er 2002 zum Präsidialmitglied ernannt wurde.

2008 erhietl Prof. Götzl von Universität-Passau die Ehrendoktorwürde. Drei Jahre später wurde er zum Honorarprofessor der FAU ernannt. Seit 2005 ist er Vorstandsvor-sitzender und Verbandspräsident des Genos-senschaftsverbandes Bayern e. V..

Page 63: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Carel Halff wurde 1951 im niederländischen Haarlem geboren und besitzt die niederlän-dische Staatsbürgerschaft.

Nach einer Ausbildung zum Verlags-kaufmann beim Deubner Fachverlag übernahm er 1975 die Geschäftsführung der „Winfried Werk GmbH“, aus der 1972 der „Weltbild Bücherdienst“ hervorging, dessen Geschäftsführung er 1975 ebenfalls übernahm.

1987 verschmolzen „Winfried Werk“ und der „Weltbild Bücherdienst“ zur „Verlagsgruppe Weltbild GmbH“, deren Geschäftsführung Carel Halff seit 2001 vorsitzt.

Carel HalffVorsitzender der Geschäftsführung der „Verlagsgruppe Weltbild GmbH“

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Page 64: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Achim Hänsel ist seit April 2011 Leiter der Filiale Frankfurt der Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken „GLS Bank eG“.

Davor hatte er nach Bankkaufmannslehre, wirtschaftswissenschaftlichem Studium und einigen Jahren Praxis in der Firmen-kundenberatung 10 Jahre lokale Geschäfts-banken in Armenien, Kasachstan, Russland, der Türkei und der Ukraine bei Aufbau und Entwicklung des Kreditgeschäfts mit KKUs beraten.

Die GLS Bank ist die erste sozial-ökolo-gische Universalbank der Welt. Das Finanz-geschäft stellt sie ausschließlich in den Dienst menschlicher Bedürfnisse und der Entwicklung unserer natürlichen Lebens-grundlagen.

Achim HänselLeiter der Filiale Frankfurt der „GLS Bank eG“

Page 65: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Michael Hengl ist Gründer und CEO der „1492.// GmbH“. Als Organisationsentwickler und Change Manager hat er vor allem Großkonzerne wie Daimler, EADS, Nokia und der österreichischen Post bei der Umsetzung von strukturellen und kulturellen Transfor-mationen unterstützt.

Langjährige Managementverantwortung, ein Psychologiestudium so wie zahlreiche Dozenturen sind die Ausgangslage für seine Beratungstätigkeit.

Michael Hengl Gründer und CEO „1492.// GmbH“

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Page 66: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Iris Hunger ist Diplom-Biochemikerin und promovierte Politologin. Seit 2006 leitet sie die Forschungsstelle Biowaffenkontrolle am Zentrum für Naturwissenschaft und Friedensforschung der Universität Hamburg.

Frau Hunger hat von 1997 bis 2001 für die Vereinten Nationen in Genf zu Abrüs-tungsfragen gearbeitet und war von 2002 bis 2004 im Planungsstab des Auswär-tigen Amts in Berlin als Expertin für

Massenvernichtungswaffen und Terro-rismus beschäftigt.

Sie ist Autorin des Buchs „Biowaffenkontrolle in einer multipolaren Welt. Zur Funktion von Vertrauen in internationalen Beziehungen“.

Dr. Iris HungerLeiterin der Forschungsstelle für Biowaffenkontrolle am Zentrum für Naturwissenschaft und Friedensforschung der Universität Hamburg

Page 67: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Johannes Jacop, Jahrgang 1979, studierte Jura an der Universität Bayreuth und legte 2007 sein erstes Staatsexamen ab. Das zweite folgte 2009 nach dem Referendariat am Oberlandesgericht München und bei der Kanzlei „Bub, Gauweiler & Partner“.

Bereits während des Referendariats gründete er die „Prometheus Projekt GbR“, aus der die „Yatta Solutions GmbH“, deren Geschäfts-führer er heute ist, hervorgegangen ist. Diese Gründung bekam bereits mehrere Auszeich-

nungen, wie den Titel der „IKT-Gründung des Jahres 2011“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, sowie als „Best Start-Up 2010“ des GffT e.V..

Dieser persönliche Erfolg veranlasste Johannes Jacop, anderen Start-Up Unter-nehmern beratend zur Seite zu stehen.

Johannes JacopGeschäftsführer der „Yatta Solutions GmbH“

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Page 68: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Roland Jahn ist seit März 2011 der Bundes-beauftragte für die Stasi-Unterlagen. 1953 in Jena geboren war er an vielen oppositionellen Protestaktionen gegen das DDR-Regime beteiligt. 1977 wurde er dafür exmatrikuliert, 1982 für sechs Monate in Untersuchungshaft genommen und zu 22 Monaten Haft verur-teilt, jedoch nach internationalen Protesten wieder freigelassen. 1983 wurde er, wie auch viele andere Friedensaktivisten der von Jahn gegründeten Friedensgemeinschaft Jena, in den Westen ausgebürgert.

Von Westberlin aus befasste sich Jahn journalistisch mit der Oppositionsbewegung in der DDR und berichtete über Menschen-rechtsverletzungen der SED-Regierung. Ab 1991 war Jahn zunächst Redakteur, später stellvertretender Redaktionsleiter beim Politikmagazin „Kontraste“.

Im Januar 2011 wählte ihn der Bundestag zum Nachfolger von Marianne Birthler und Joachim Gauck.

Roland Jahn Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen

Page 69: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Nach seinem Physikstudium in München beschäftigte sich Leipold mehrere Jahre wissenschaftlich mit der Veränderung des Weltklimas. Seit 1981 war er in leitender Funktion bei Greenpeace Deutschland tätig, zunächst neun Jahre lang als Geschäfts-führer, dann ab 1990 als Aufsichtsrat.

Nach seinem Ausscheiden 1999 und einer Tätigkeit als Berater für diverse NGOs, übernahm er die Führung von 2001 bis 2009, der internationalen Dach-Organisation von Greenpeace.

Gerd Leipold ehemaliger Vorsitzender von „Greenpeace International“

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Page 70: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Knut Löschke, 1950 in Leipzig geboren, studierte und promovierte in Kristallo-graphie in Leipzig, Nowosibirsk und Moskau.

Er gründete 1990 die PC-Ware Information Technologies GmbH und begleitete das Unternehmen als Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender bei der Entwicklung zu einem international einflussreichen Unternehmen mit über 1800 Mitarbeitern bis 2009.

Seitdem ist er Unternehmer-Berater und Geschäftsführender Gesellschafter der „Dr. Löschke & Partner GmbH“ sowie seit 2010 Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Bahn. Er hält als Honorarprofessor seit 2004 an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig unter anderem Veranstal-tungen zur „Kultur und Ethik des Unter-nehmertums“ und ist Kurator der Stiftung „Technologietransfer und Innovation“ der Stadt Leipzig.

Prof. Dr. Knut Löschke Geschäftsführender Gesellschafter der „Dr. Löschke & Partner GmbH“

Page 71: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Der Jurist und Bibliothekar Dr. Harald Müller leitet als Direktor die Bibliothek des Max-Planck-Instituts für ausländi-sches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg.

Seit vielen Jahren unterrichtet er Biblio-theksrecht an der bayerischen Bibliotheks-schule in München.

Zudem ist er stellvertretender Sprecher des Aktionsbündnisses „Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft“. Frühere Tätig-keiten umfassten Ämter in nationalen und internationalen bibliothekarischen Organi-sationen, wie etwa dem Deutschen Biblio-theksverband e.V., der International Associ-ation of Law Libraries (IALL) und dem IFLA Committee for Copyright and Legal Matters.

Dr. Harald MüllerDirektor die Bibliothek des Max-Planck-Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht

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Page 72: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

1942 in Sorau in der Niederlausitz geboren, studierte Edda Müller Neuere Geschichte und Politikwissenschaft in München, Berlin und Paris. Nach der Promotion im Bereich der Verwaltungswissenschaften war sie zunächst Abgeordnetenassistentin beim Deutschen Bundestag.

Nach Stationen in verschiedenen Bundes-ämtern und –ministerien wurde sie 1994 Ministerin für Natur und Umwelt in Schleswig-Holstein, was sie bis 1996 blieb.

2001 übernahm sie den Vorsitz des Bundes-verbands der Verbraucherzentralen.

Seit Juli 2010 ist Müller ehrenamtliche Vorsitzende von „Transparency Interna-tional Deutschland“.

Prof. Dr. Edda Müller Vorsitzende von „Transparency International Deutschland“

Page 73: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Dr. Jürgen Pfister studierte Soziologie in Frankfurt am Main. Seit 1986 ist er in leitenden Funktionen des Personal- und Organisationsmanagements in nationalen und internationalen Unternehmen tätig. Von 2003 – 2010 als Vice President Corporate Human Resources der METRO Group. Im September 2010 gründete er die Personal- und Organisationsberatung “Sustainable Human Solutions“. Im April 2008 erhielt er für Verdienste um die betriebliche

Ausbildung behinderter Jugendlicher und die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer das Bundesverdienstkreuz.

Zudem ist er Mitglied des wissenschaft-lichen Beirats und Dozent an der Düsseldorf Business School, Mitglied des Experten-kreises “Inklusive Bildung” der deutschen UNESCO-Kommission. Vorstandsvorsit-zender des Demographie Netzwerks ddn.

Dr. Jürgen PfisterGründer und Geschäftsführer von „Sustainable Human Solutions“

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Page 74: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Richard Pircher ist Leiter des Studien-gangs Bank- und Finanzwirtschaft an der Fachhochschule des bfi Wien. Er war Leiter des Zentrums für Wissens- und Informati-onsmanagement an der Donau-Universität Krems. Hier wirkte er im Bereich wissens-orientiertes Management in Lehre, anwen-dungsorientierter Forschung und Consulting.

Er leitete die berufsbegleitenden Universi-tätslehrgänge Wissensmanagement sowie Innovations- und Technologiemanagement.

Richard Pircher war beteiligt in internatio-nalen Forschungs- und Beratungsprojekten, wie der Projektbegleitung zur Einführung von Wissensmanagement in Organisationen und hatte mehrere Lehraufträge inne.

Er absolvierte das Studium der Betriebs-wirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Informationswissenschaft und Innovati-onsmanagement / Umweltmanagement und promovierte im Bereich Organisations- und Personalmanagement.

Richard Pircher Leiter des Studiengangs Bank- und Finanzwirtschaftan der Fachhochschule des bfi Wien

Page 75: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

David Rohrmann hat an der Universität Bayreuth sowohl den Bachelor als auch den Master Philosophy & Economics absol-viert und studierte nach Abschluss seines Bachelors International Management in Otaru, Japan.

Seit 2008 ist er als Dozent und Seminarleiter an der Universität Bayreuth tätig, wobei einer seiner Schwerpunkte der Aufbau von ethischen Marken ist.

Zudem war David Rohrmann als Berater für die 1492.// GmbH an der Schnittstelle von Unternehmen, Beratung und Wissenschaft tätig.

Seit 2011 ist er der Geschäftsführer der „1492.// Deutschland GmbH“.

David RohrmannGeschäftsführer der „1492.// Deutschland GmbH“

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Page 76: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Jürgen Roth machte zunächst eine Ausbildung als Speditionskaufmann und Direktionsassistent. Nach einem einjährigen Aufenthalt in der Türkei begann er 1969 seine Arbeit als Journalist und Schriftsteller in Frankfurt am Main.

Seine thematischen Schwerpunkte sind politische Korruption sowie internationale wie nationale organisierte Kriminalität und Wirtschaftskriminalität, insbesondere im Hinblick auf die Länder der ehema-

ligen UdSSR. Sein aktuelles Buch trägt den Titel „Unfair Play – wie korrupte Manager, skrupellose Funktionäre und Zocker den Sport beherrschen“.

Außerdem hält er auch Vorträge, u.a. in Polizeifachhochschulen und für die Bundes-zentrale für politische Bildung.

Jürgen Roth Journalist und Schriftsteller

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Prof. Dr. Gert G. Wagner ist Vorstands-vorsitzender des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung sowie der Inhaber des Lehrstuhls für Empirische Wirtschafts-forschung und Wirtschaftspolitik an der TU Berlin.

Zuvor lehrte er von 1992 bis 1997 an der Ruhr-Universität Bochum sowie von 1997 bis 2002 an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder).

Prof. Dr. Gert G. WagnerVorstandsvorsitzender des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung

Neben seiner Tätigkeit als Leiter des größten deutschen Wirtschaftsforschungsinstituts ist er derzeit Vorsitzender der Zensuskom-mission und damit verantwortlich für die diesjährige Volkszählung. Außerdem ist er Mitglied in der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“.

2007 verlieh ihm Bundespräsident Köhler das Verdienstkreuz am Bande.

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Page 78: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Christian Wagner-Ahlfs ist promovierter Chemiker und hat mehrjährige Erfahrung als Redakteur im Rundfunk und Zeitschriften.

Seit 2001 arbeitet er in Bielefeld bei der BUKO Pharma-Kampagne als Redakteur für den Pharma-Brief und ist Koordinator für Aktivi-täten zum Thema Forschungspolitik.

Er ist seit 2005 verantwortlicher Redakteur von Gute Pillen – Schlechte Pillen. Seit etlichen Jahren setzt sich Christian Wagner-

Ahlfs für eine bedarfsgerechte Arzneimit-telforschung ein. Im Mittelpunkt stehen bezahlbare Medikamente für Entwicklungs-länder. Seit 2005 ist er im Vorstand von Health Action International Europe.

Er verstärkt derzeit sein internationales Engagement im Bereich Forschungspolitik: Seit 2008 koordiniert er das Forschungs-projekt www.med4all.org, dass sich für gerechte Lizenzen für Arzneimittel für arme Länder einsetzt.

Christian Wagner-AhlfsVorstand von Health Action International Europe

Page 79: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Dr. Henning Zoz, geboren 1964 in Siegen, studierte und promovierte am Instituto Politécnico Nacional in Mexico City, wo er mittlerweile auch eine Professur inne hat. Darüber hinaus lehrt er an verschiedenen Hochschulen weltweit, wie der Ritsumeikan-Universität in Kyoto oder dem Indian Institute of Technology in Madras.

Der Nanotechnologe gründete 1990 die Zoz GmbH, ein Unternehmen für nanostruktu-rierte Werkstoffe. Aus dem Unternehmen

Prof. Dr. Henning ZozGründer und Geschäftsführer der „Zoz GmbH“

sind bis heute eine Reihe von Tochterfirmen entstanden. Die Zoz GmbH ist der weltweit führende Hersteller von Prozessanlagen zum mechanischen Legieren, Hochenergie- und Reaktivmahlen. Auch bei wichtigen Komponenten für den Bau von brenn-stoffzellen- und elektrizitätsbetriebenen Fahrzeugen zeichnen sich Ambitionen ab, diese Stellung zu erreichen. Er wurde vom Unternehmermagazin„Südwestfalen-Manager“ zum „Manager des Jahres 2011“ gekürt.

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Seit 1500 Jahren leben die Benediktiner nach dieser Regel. Viele erfolgreich manche weniger. Festzustellen ist, dass die erfolg-reichen durch hohe Kontinuität und Disziplin diesen Erfolg erarbeitet haben. Konsequentes Handeln und eine ehrliche Haltung sind die Garanten dafür. Diese Garanten stehen für die gelebte Vertrauensbasis der jeweils Verantwortlichen nach innen und außen. Dieser Workshop bringt mehr Klarheit und eröffnet neue Handlungsspielräume in Führungsverantwortung.

Zu Beginn wird Herr Leipold ausführen, wo die Gemeinsamkeiten aber auch die Unter-schiede zwischen Kommunikation einer NGO und der Kommunikation kommerzi-eller Unternehmen liegen, und was beide voneinander lernen können. Danach wird in Untergruppen an Fallstudien gearbeitet und das Gehörte diskutiert. Hier erwartet Sie unter anderem eine Fallstudie zur Kommu-nikation innerhalb der Bankenproteste.

Hirnforscher und Hirnforschung sind in aller Munde. Man erhofft sich von tieferen Einblicken in das menschliche Gehirn es besser zu verstehen, vielleicht sogar manipulieren zu können. Auch wenn die Hirnforschung dieser Aufgabe nicht gerecht werden kann, ist es heute mit Hilfe von Ergebnissen der Untersuchung des mensch-lichen Gehirnes immer mehr möglich, ganz bestimmte Prinzipien der Handlungsweise besser zu verstehen und dann vielleicht auch darauf einzugehen.

agere sequitur esse – das Handeln folgt dem Sein Andree Brüning

Kommunikation in NGOs Gerd Leipold

Prinzipien der Menschenführung unter Berücksichtigung von Hirnforschungsergebnissen Prof. Christian Elger

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Page 84: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

In der Wissens- und Dienstleistungsöko-nomie gibt es keinen Humanfaktor, der für den Unternehmenserfolg so wichtig ist wie das Engagement der Mitarbeiter. Engagement meint die Verbundenheit der Mitarbeiter mit ihrer Tätigkeit und ihrem Arbeitgeber, die die Bereitschaft einschließt, für die Organi-sation Leistung zu erbringen. Im Workshop sollen Strategien zur Förderung des Mitar-beiterengagements ausführlicher dargestellt und mit den Teilnehmern im Hinblick auf ihre Wirksamkeit diskutiert werden.

Herr Halff wird sich in seinem Workshop mit dem Handel mit Wissen zwischen Markt und Moral beschäftigen. Dabei soll es um ethische Grundsätze in der Verlagsbranche, die wohl wie kaum eine andere die Ware Wissen vertreibt, gehen. Auch die Zukunft der Buchbranche soll, angesichts einer zunehmenden Digitalisierung, Thema sein. Dabei wird Herr Halff aus seinem großen Erfahrungsschatz als Geschäftsführer der Weltbildgruppe schöpfen und seinen eigenen Werdegang thematisieren.

Herr Duesberg wird in seinem Vortrag die Investmentgesellschaft ÖkoWorld näher unter die Lupe nehmen und damit ein Beispiel mit konsequent ‘dunkelgrüner Weste‘ präsentieren. Denn im Hause ÖKOWORLD sind das Sustainability Research und das Fondsmanagement strikt getrennt. Das bedeutet, dass die Portfoliomanager sich ausschließlich in einem vorab über Positiv- und Negativkriterien streng geprüften Anlageuniversum bewegen müssen.

Strategien zur Förderung des Mitarbeiterenagements in Zeiten demographischen Wandles Dr. Jürgen Pfister

Wissen als Ware: Ethische Grundsätze und Perspektiven für den Buchmarkt in Zeiten der Digitalisierung Carel Halff

Warum sind nachhaltige Unternehmen erfolgreicher?Dr. Michael Duesberg

Page 85: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Dem Wissen auf der Spur – welche Wege geht es im Unternehmen? Wann ist es überhaupt Wissen und nicht lediglich eine Datenmenge? Was macht Wissen im Unternehmen also eigentlich aus? Im Workshop sollen nach einem kurzen Impulsvortrag diese Fragen besprochen, gemeinsam analysiert und Lösungsansätze ausgelotet werden. Außerdemm wird auf die Zusammenhänge von Informationen, Wissen und die Problematik von einer guten Struk-turierung und Nutzung vom Wissen jedes einzelnen Mitarbeiters eingegangen.

Wissensvermittlung, Unternehmenskultur & Innovation Prof. Dr. Knut Löschke

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Page 86: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Phase II | Wissen organisieren.

Page 87: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Öffentlich finanzierte Forschung soll allen Menschen nützen – so zumindest das Ideal. Das Beispiel Arzneimittelforschung zeigt, dass die Realität oft anders aussieht. Forschungs-ergebnisse werden mit exklusiven Nutzungs-rechten vermarket und schließen somit große Teile der Weltbevölkerung von der Nutzung aus. Impfstoffe, aus Universitäten, werden für viele Menschen unbezahlbar. Der Workshop führt ein, in die aktuelle globale Diskussion um Kommerzialisierung öffentlicher Forschung, Patente und alternativer Konzepte.

Folgendene Fragen sollen beleuchten: Ist der „ehrbare Kaufmann“ ein überholtes Ideal? Wie erkennt man moralisch verantwortlich handelnde Unternehmen? Können Unter-nehmen unter den derzeitigen globalen Wettbe-werbsbedingungen sowie den Zwängen der Finanzmärkte ethisch verantwortlich handeln und dennoch schwarze Zahlen schreiben? Wie viel staatliche Rahmensetzung ist nötig und wie viel Freiwilligkeit ist möglich, um die Grund-sätze vom ethisch verantwortlichen Unterneh-menshandeln Realität werden zu lassen?

Expertinnen sorgen sich heute vor allem um den terroristischen Missbrauch von Wissen, das in den Lebenswissenschaften mit friedlicher Absicht erzeugt wird. Sie sind besorgt, dass deren Freiheit der dazu führt, dass Terroristen leicht Zugang zu Informationen erhalten, die ihnen die Entwicklung und Produktion von biologischen Waffen ermöglichen. Der Workshop widmet sich u.a. den Fragen: Sollte „zweifach verwend-bares“ Wissen überhaupt generiert werden? Sollten nur ausgewählte Personen Zugang zu solchem „gefährlichen“ Wissen erhalten?

Der Allgemeinheit verpflichtet? Öffentliche Arzneimittelforschung, Patentschutz und Dilemma der globalen Versorgung Christian Wagner-Ahlfs

Erfolgreiches Wirtschaften und Moral – ein Gegensatz? Prof. Dr. Edda Müller

Gefährliches Wissen. Warum Biowissen-schaftlerInnen das Biowaffenpotential ihrer Arbeit nicht ignorieren dürfen Iris Hunger

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Page 88: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

In Deutschland und weltweit haben über 300 Wissenschaftsorganisationen die Berliner Erklärung unterzeichnet. Sie wollen damit erreichen, dass sie das an ihren Institu-tionen produzierte Wissen weltweit in elekt-ronischer Form frei zugänglich zu machen wollen. Im Vortrag wird erläutert was mit ‚freiem Zugang‘ genau gemeint ist, wie er erreicht werden soll und was der Stand der Open Access Bewegung ist.

Der Kapitalmarkt verarbeitet Informa-tionen im Interesse effizienter Anlageent-scheidungen. Dabei handelt es sich, ganz überwiegend, um öffentlich zugängliche Informationen von und über Unternehmen. Da diese jedoch die Komplexität eines Unternehmens nur unzureichend oder gar nicht erfassen, definieren Investoren heute vielfach selbst ihre Anforderungen an unter-nehmerische Transparenz und setzen diese Vorgaben bei Unternehmen mit Marktinst-rumenten durch.

Der Workshop öffnet einen Raum, um indivi-duell und in der Gruppe. neue Perspektiven auf die Entwicklung von Wissen sammeln zu können. Auf der Basis verschiedener Disziplinen und Konzepte werden anhand praktischer Beispiele und Übungen folgende Phasen der Wissens- und Selbstentwicklung thematisiert: Wahrnehmung, Verarbeitung, Strukturen, Handeln, interagieren und reflektieren, loslassen, Ausrichtung.

Open Access – freier Zugang zum wissenschaftlichen WissenChristoph Bruch

Wissen als WirtschaftsfaktorCaspar von Blomberg

Wissen, Ich und SelbstDr. Richard Pircher

Page 89: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Wie geht die Politik mit gefährlichem Wissen um? Welche Verantwortung erwächst aus dem politischen Amt und wie weit geht die Pflicht des Politikers, die Öffentlichkeit zu informieren? Diskutiert werden soll der Umgang der Volksvertreter mit der Masse an Expertenwissen, mit dem sie konfrontiert werden und dem sie allzu oft selbst nicht Herr werden können, aber trotzdem dem entspre-chende Entscheidungen zu treffen haben, die das Leben von Millionen beeinflussen können.

Wissen. Macht. Verantwortung. Wolf-Michael Catenhusen

Page 90: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Workshop Phase III | Wissen generieren.

Page 91: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

In diesem Workshop wird es um das Ermitteln brisanter Tatsachen und deren Verbreitung gehen. Wieso ist es wichtig, dass die Gesellschaft über organisierte Krimina-lität informiert wird und wie stellt man das am besten an? Was soll eigentlich mit der Generierung beängstigender Details über kriminelle Machenschaften in Osteuropa erreicht werden? Und vor allem: Was wird tatsächlich damit erreicht? Jürgen Roth lädt die Teilnehmer seines Workshops ein, diese Fragen näher zu betrachten.

Wir fangen erst an zu verstehen, wie riskant der unbewusste Umgang mit Geld ist. Dabei macht er den bewussten Missbrauch erst möglich: Ausufernde Verschuldung, intrans-parente Finanzmarktinstrumente, und vieles mehr. All das ist nur möglich, soweit wir es zulassen. Welche Funktion hat Geld? Welche Aufgaben haben Banken? Welche Rolle spielt der Staat? Der Workshop soll dabei helfen, die aktuelle Diskussion zu ordnen und Perspektiven für ein besseres Finanzsystem zu entwickeln.

Im Mittelpunkt des Workshops stehen die Fragen, ob die moderne Gesellschaft eine Wissensgesellschaft ist, was überhaupt Wissen ist und inwieweit es auf das Wissen oder das Wollen ankommt. Anhand von Beispielen aus der Welt der Illusionen vom Wissensmanagement werden Themen wie Intuition und Bauchentscheidungen, Perfek-tionismus und Angst als Komplexitätstreiber sowie die Anhäufung von Wissen in Form von Informationen und Methodenwissen beleuchtet.

Gefährliches Wissen – Beschaffung von Informationen über organisierte Kriminalität Jürgen Roth

Geld im Wandel – Casino 2.0?Achim Hänsel

Illusionen von WissensmanagementDieter Brandes

Page 92: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Bücher sind urheberrechtlich geschützt. Verfasser und Verlag verfügen über alle zum Buch gehörenden Rechte. Dieses Urheberrecht birgt viele Probleme für Bildung und Wissen-schaft. Was passiert zum Beispiel, wenn genau diese Rechtsinhaber nicht mehr auffindbar sind? Wie geht man mit sogenannten verwaisten Werken um, die wissenschaftlich relevant sind, rechtlich aber keinem zuzuordnen? Nach einer Einführung in die Problematik werden in diesem Workshop gezielt Fragestellungen diskutiert und mögliche Lösungen entwickelt.

Energiewende, Eurokrise, Proteste im Nahen Osten: Die Welt ist in Unordnung und Politik und Medien scheinen oft unfähig, Antworten auf den Wandel zu finden. Think Tanks können dabei helfen, die Lücke zwischen Nichtwissen und Wissen, zu schließen. Dieser Workshop stellt die Arbeit von Think Tanks in Deutschland vor und diskutiert, welche Rolle Wissenschaft in der prakti-schen Gestaltung von Politik spielt.

Probleme des Urheberrechts für Bildung und WissenschaftDr. Harald Müller

Was machen eigentlich Think Tanks?Daniel Florian

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Page 96: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Danksagung

Die Bayreuther Dialoge werden immer wieder neu geboren: Jedes Jahr im November beginnt ein neues Team aus Studenten des ersten Semesters Philosophy & Economics mit der Organisation der Bayreuther Dialoge. Das bedeutet, dass jedes Jahr das Konzept der letzten Veranstaltung in Frage gestellt, neu entdeckt und entworfen werden muss. Nur der Titel bleibt derselbe.

Die einzigen, festen Größen, die seit 2004 allen Organisatoren mit Rat und Tat zur Seite standen, sind Prof. Dr. Dr. Alexander Brink und Jürgen Fuchs. Für ihre inhaltliche und organisatorische Unterstützung möchten wir uns herzlich bedanken.

Herzlich bedanken wir uns auch bei den Sekretärinnen des Studiengangs Brigitte

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partner war und im Besonderen das Resssort Referentenakquise unterstützt hat.

Selbstverständlich möchten wir uns bei den Referenten bedanken, die weder Kosten noch Mühen gescheut haben, um nach Bayreuth zu kommen und mit Ihnen und uns zu disku-tieren.

Ebenfalls bedanken wir uns bei allen – offiziellen, wie privaten – Sponsoren, die durch ihre finanzielle Zuwendung die Bayreuther Dialoge erst ermöglicht haben: Stellvertretend für Viele seien hier die Zeitstiftung, die Spedition Steinbach und die Weltbild Verlagsgruppe, sowie für das Sachsponsoring aus dem Bayreuther

Gossler und Claudia Ficht, die Pakete und Briefe annahmen, das Archiv mit Material aus den letzten Jahren pflegten und so manch nützlichen Hinweis gaben.

Ebenfalls wieder dabei ist in diesem Jahr Julius W. Habenschuss mit seiner Firma sollen&sein. Für das neue Design der Bayreuther Dialoge, die Gestaltung der Homepage und der Broschüre – die sie gerade in Händen halten – gebührt ihm unser Dank. Als „alter Hase“ konnte auch er uns bei Problemen immer wieder helfen.

Darüber hinaus bedanken wir uns bei Yannick Sonnenberg, der mit seiner Erfahrung und seinem Rat stetiger Ansprech-

Einzelhandel der Biomarkt „BioBio“ und die „Leupoldt Lebkuchen- Manufaktur“ genannt.

Nicht zuletzt möchten wir uns natürlich bei Ihnen als Gast für Ihr Vertrauen bedanken: Danke, dass sie den Weg nach Bayreuth auf sich genommen haben, um die Bayreuther Dialoge mit ihren Fragen und Anmerkungen zu bereichern. Wir hoffen, dass auch das nächste Organisationsteam der Bayreuther Dialoge sie begrüßen darf; vielleicht als Gast, vielleicht dann aber auch als Referenten?

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Page 99: Veranstaltungsbroschüre Bayreuther Dialoge 2011

Projektleitung

Inhalt & Konzept

Referentenakquise

Operatives

Marketing & Teilnehmerbetreuung

Sponsoring

Finanzen

Nhat An Trinh, Hans Rusinek, David Schad

Andreas Bauer, Tamara Bogatzki, Manuel Hohmann, Shari Leinen, Moritz Mihm,

Jakob Rauschendorfer, Janis Schaab, Viktoria Seifert, Barbara Stage, Benjamin Tereick

Edda Becker, Julian Gropp, Hanna Fricke, Franziska Heyerhorst, Susan Höfner,

Kristina Koch, Marlene Mehnert, Angela Neumair, Tabea Schär, Tobias Weinmann,

Elena Wölk, Alexander Wulfers

Philip Johns, Anne Kersting, Arne Kollat, Myriam Piser, Lilli Stötzler, Insa Weilage

Eugen Biller, Ann-Kathrin Heinz, Jonathan Krull, Sophie Kaißling-Dopff, Anna Luisa

Lippold, Julia Mayer, Ina Medick, Martin Muster, Lennart Neumann, Larissa Schlicht

David Bruns, Martin Jakob, René Lange, Tabea Lutzker, Lara Michalski,

Anton Reimlinger, Ludwig Schulte, Andreas Sum

Lea Diederichsen

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Herausgeber

Redaktion

Texte

Bildnachweis

Gestaltung & Corporate Design

Kontakt

[3, 4, 21, 31] Luis Francisco Cordero

[32] Hendrik Niermann

[34, 53 - 67, 69 - 75, 77 - 78] die Referenten

[68] RBB

[76] Henryk Plötz

Team der Bayreuther Dialoge 2011

Moritz Mihm

Andreas Bauer, Tamara Bogatzki, Thomas Clausen, Niels Gottschalk-Mazouz, Moritz Mihm

Hendrik Niermann, Hans Rusinek, Viktoria Seifert, Nhat An Trinh

[80] David Ritter

[84] Marcelo Gerpe

[87] Jesper Baerentzen

[96] Hans Rusinek

www.sollenundsein.de

Universität Bayreuth | Philosophy & Economics

Bayreuther Dialoge

954440 Bayreuth

Die Übernahme und Wiedergabe, auch in Auszügen,

bedürfen der Genehmigung der Herausgeber

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