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130 E. Steinbach und G. Weber: Es entsteht so folgende Situation: 1. Der Kuppelraum wird in den endgfiltigen Geh6rgang mit einbezo- gen. 2. Der Rand des Hautlappens, der zur medialen Paukenh6hlenwand weist, wird zum hinteren oberen l~ahmen des mit Faseie zu sehlieBenden Tromme]felles. Dureh das Zurtieksetzen des Hautlappens wird der Rahmen naeh hinten oben welter, das Trommelfell wird naeh Versehlug mit Faseie gr6ger und die Gegend des ovalen Fensters mit den zur Schallfibertragung interponierten Elementen gelangt unter die Fl~ehe des vergr6Berten Trommelfelles -- und somit aus dem Sehallsehatten der hinteren GehSrgangswand heraus. 3. Der hoehgestellte Hautlappen client start des entfernteu Knoehens als hintere Geh6rgangswand. Um vor dem Anwaehsen des Hautlappens ein Abgleiten zu verhin- dern, stfitzt man ihn an der Rfiekseite mit etwas Marbagelan ab. Die sp~tere Geh6rgangstamponade stiitzt den Lappen yon vorn. Da beim Wundversehlug die Haut nieht liiekenlos aneinandergelegt werden kann, mfissen undiehte Stellen dureh Faseie geschlossen werden. 9. E. STE1NBACH und G. WEBER-Tiibingen: Vergleichende Unter- suchungen tiber das Verhalten yon homoioplastischen, in Cialit konser- vierten Gehiirkniiehelehen naeh Implantation im Mittelohr des Meer- sehweinehens und des Mensehen Bei einem Defekt des langen Ambogfortsatzes erreiehte Z611ner [4] i955 die Wiederherstellung der Kontinuitgt der Sehalleitungskette dureh eine Verlagerung des Ambosses. Er drehte den AmboBk6rper um das Liga- mentum posterius herunter und stellte so den Kontakt des Ambosses mit dem Stapeskopf wieder her. Dieses, spgter als AmboBtransposition bezeiehnete Prinzip der Verlagerung des Ambosses zur meehanischen Ver- bindung zwisehen Hammer und Stapes ist in der Folgezeit vielfaeh angewandt und variiert worden. Da jedoeh der k6rpereigene Ambog hgufig wegen fortgesehrittener entztindlieher Verfi.nderungen oder beim Vorliegen einesOholesteatoms zum Wiedereinbau ungeeignet ist, riehtete sich das Interesse auf die Verwendung homoioplastischer GehSrkn6chel- ehen, und zwar ganz fiberwiegend auf die Verwendung des Ambosses. So sind in den letzten Jahren zahlreiehe experimentelle Untersuehungen fiber die Einheilungstendenz implantierter homoioplastiseher Geh6r- knSehelehen durehgeffihrt worden. Die Konservierung der homoioplasti- sehen Geh6rkn6ehelehen wurde sehr untersehiedlieh gehandhabt, z.B. Maceration, Alkohol, Lyophilisierung, Kgltekonservierung usw. Anhand

Vergleichende Untersuchungen über das Verhalten von homoioplastischen, in Cialit konservierten Gehörknöchelchen nach Implantation im Mittelohr des Meerschweinchens und des Menschen

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Page 1: Vergleichende Untersuchungen über das Verhalten von homoioplastischen, in Cialit konservierten Gehörknöchelchen nach Implantation im Mittelohr des Meerschweinchens und des Menschen

130 E. Steinbach und G. Weber:

Es entsteht so folgende Situation:

1. Der Kuppelraum wird in den endgfiltigen Geh6rgang mit einbezo- gen.

2. Der Rand des Hautlappens, der zur medialen Paukenh6hlenwand weist, wird zum hinteren oberen l~ahmen des mit Faseie zu sehlieBenden Tromme]felles. Dureh das Zurtieksetzen des Hautlappens wird der Rahmen naeh hinten oben welter, das Trommelfell wird naeh Versehlug mit Faseie gr6ger und die Gegend des ovalen Fensters mit den zur Schallfibertragung interponierten Elementen gelangt unter die Fl~ehe des vergr6Berten Trommelfelles -- und somit aus dem Sehallsehatten der hinteren GehSrgangswand heraus.

3. Der hoehgestellte Hautlappen client start des entfernteu Knoehens als hintere Geh6rgangswand.

Um vor dem Anwaehsen des Hautlappens ein Abgleiten zu verhin- dern, stfitzt man ihn an der Rfiekseite mit etwas Marbagelan ab. Die sp~tere Geh6rgangstamponade stiitzt den Lappen yon vorn. Da beim Wundversehlug die Haut nieht liiekenlos aneinandergelegt werden kann, mfissen undiehte Stellen dureh Faseie geschlossen werden.

9. E. STE1NBACH und G. WEBER-Tiibingen: Vergleichende Unter- suchungen tiber das Verhalten yon homoioplastischen, in Cialit konser- vierten Gehiirkniiehelehen naeh Implantation im Mittelohr des Meer- sehweinehens und des Mensehen

Bei einem Defekt des langen Ambogfortsatzes erreiehte Z611ner [4] i955 die Wiederherstellung der Kontinuitgt der Sehalleitungskette dureh eine Verlagerung des Ambosses. Er drehte den AmboBk6rper um das Liga- mentum posterius herunter und stellte so den Kontakt des Ambosses mit dem Stapeskopf wieder her. Dieses, spgter als AmboBtransposition bezeiehnete Prinzip der Verlagerung des Ambosses zur meehanischen Ver- bindung zwisehen Hammer und Stapes ist in der Folgezeit vielfaeh angewandt und variiert worden. Da jedoeh der k6rpereigene Ambog hgufig wegen fortgesehrittener entztindlieher Verfi.nderungen oder beim Vorliegen einesOholesteatoms zum Wiedereinbau ungeeignet ist, riehtete sich das Interesse auf die Verwendung homoioplastischer GehSrkn6chel- ehen, und zwar ganz fiberwiegend auf die Verwendung des Ambosses. So sind in den letzten Jahren zahlreiehe experimentelle Untersuehungen fiber die Einheilungstendenz implantierter homoioplastiseher Geh6r- knSehelehen durehgeffihrt worden. Die Konservierung der homoioplasti- sehen Geh6rkn6ehelehen wurde sehr untersehiedlieh gehandhabt, z .B. Maceration, Alkohol, Lyophilisierung, Kgltekonservierung usw. Anhand

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Vergleichende Untersuchungen fiber das Verhalten yon GehSrknSchelchen 131

der vorliegenden Literatur ist ein Urteil fiber den Wert der verschiedenen Konservierungsmethoden nicht mSglich. Seit 1954 wird in der ortho- p/idischen Literatur fiber die gfinstige KonservierungsmSglichkeit in Cialit yon Sehnen und Knochen berichtet [1]. Erste Erw/~hnung in der Otologie finder Cialit 1966 bei Marquet [2], der mit dieser Substanz konservierte Leichentrommelfelle transplantierte. Unsere eigenen klini- schen Erfahrungen bei einigen 100 Tympanoplastiken seit 1967 [3] mit Cialit als Konservierung ffir GehSrknSchelchen best~tigen die gfinstigen Erfahrungen der OrthopKden bei der Knochenkonservierung.

Welche Vorteile bietet die Aufbewahrung homoioplastischen Gewebes in Cialit gegenfiber den anderen gebr/~uchlichen Konservierungsverfah- ren'.~

1. Cialit, eine organische Quecksilberverbindung, wird in einer Ver- dfinnung von 1:5000 verwandt. Diese Verdfinnung besitzt eine starke bactericide und fungicide Wirkung. Bei der Entnahme yon Leichen- gehSrknSehelcllen schalten nur Spender aus, die an Tuberkulose erkrankt waren. Antibioticazus~tze sind zum Cialit nicht sinnvoll. Staphy]okokken werden z.B. in der CialitlSsung nach 15 Minu~en abgetStet.

2. Die konservierten Knochentransplantate sind in Cialit bei Kfihl- schranktemperatur praktisch unbegrenzt haltbar.

3. Die innerhalb yon 24 Std nach dem Tode entnommenen GehSr- knSchelchen sind nach unserer Erfahrung naeh 3t£giger Konservierung in Cialit verwendbar.

4. Die Transplantate kSnnen nach Abspfi]en mit sterfler pbysiologi- scher KochsalzlSsung sofort implantiert werden.

Die Zeitdauer der Konservierung und der pr~operativen Behandlung des Transplantatgewebes bezieht sich nur auf GehSrknSchelehen.

Um die Einheilungstendenz derart vorbehandelter GehSrknSchel- chen zu untersuchen, haben wir an 17 Meerschweinchen den eigenen AmboB entfernt und durch einen konservierten HomoioamboB ersetzt. Die Verweildauer des AmboBknSchelehens im Meerschweinchenmittelohr betrug zwisehen 3 Tagen und 8 Monaten. Das Verhalten imp]antierter tIomoioamboBknSchelehen im menschlichen Mittelohr wurde bisher an 9 Transplantaten untersucht, die im Verlaufe einer Revision 8 bis 14 Monate nach der Implantat ion wieder entnommen wurden.

Die feingewebliche Untersuchung der konservierten Meerschweinchen- HomoioamboBknSchelchen zeigt, dab 6 Wochen nach der Implantation eine erste Knochenneubildung an der Oberfl~che und in der Umgebung der kleinen intraoss/~ren Gef/~Be auftritt . Die neugebildeten Knochen- s/£ume mit vitalen Osteocyten heben sich deutlich yore devitalen fibrigen Knochengewebe ab (Abb. 1). 8 Monate nach der Implantation sind aus- gedehnte Areale des GehSrknSchelchens dutch neugebildetes Knoehen- gewebe ersetzt.

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132 Steinbach u. Weber: Untersuchungen ii. das Verhalten v. Geh6rknSchelchen

Abb. 1. AusschnittsvergrSBerung. Homoiocialitambol], 5 Monate im Mittelohr des Meerschweinchens bel~ssen. H~matoxylin-Eosin; YergrSt~erung etwa 162lath. Das neugebildete perivascul~tre Knochengewebe hebt sich deutlich yore iibrigen devitalen

Knochen ab

Wie verh/~lt sieh das Transplantat im menschlichen Mittelohr? Wie verh/~lt sieh der in Ci~lit konservierte homoioplastisehe Ambol] nach der Tympanoplast ik? Auffallend war zun~chst die unver/~nderte /~uBere Form und die feste Konsistenz der Transplantate. Feingeweb]ieh lassen sieh vitale Knochenzellen nieht naehweisen, die kleinen Osteoeyten- hShlen erscheinen leer. Dabei ist die Knochenfeinstruktur fiberall gut erhalten. Die geringe Zahl yon Osteoclasten weist auf einen langsam fortsehreitenden Knoehenabbau him So finden sieh in den wieder ent- nommenen GehSrknSchelehen erweiterte intraoss~re Gef/~ltkans die gelegentlich zu bizarr geformten HShlen zusammenflief~en. Diese kleinen ttShlen werden yon einem lockeren, entziindungszel]freien Bindegewebe ausgeffillt, yon dem aus, allerdings sp/s a]s bein~ Meerschweinchen, die Knoehenneubildung ausgeht (Abb. 2).

Zus~mmenfassend ergeben uasere histologisehen Untersuchungen fiber das Verhalten in Ciaht konservierter GehSrknSchelchen folgendes Bild. Bei Mensch und Tier heilen auf diese Weise konservierte Geh6r- knSehelchen reizlos ein. Der Ersatz durch kSrpereigenes Knoehengewebe ist beim Meersehweinehen nach 8 Monaten nahezu abgeschlossen, beim Menschen dagegen sind erst naeh 8 Monaten Ans~tze zur Knoehenneu- bildung erkennbar. Die gfinstigen klinisehen Erfahrungen bei Tympano-

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H. Hildmann und E. Steinbach: Vertr/~glichkeit yon Fascientransplantaten 133

Abb.2. Ausschnittsvergr6Berung. Homoiocialitambol], 8 Monate im menschlichen Mittelohr belassen. Hi~matoxylin-Eosin; VergrSBerung etwa 270fach. Knochen- neubildung am Ran@ einer kleinen, yon lockerem Bindegewebe ausgefiillten

Knochenh6hle mit vitalen Osteocyten

plas t iken mi t GehSrknSchelchen, die in der beschriebenen Weise konser- vier t wurden, werden dutch unsere histologischen Befunde gestfitzt.

Literatur

1. Hauburg, G., Bruckschen, E.: Chirurg. 25, 49 (1954). 2. Marquet, J. : Reconstructive micro-surgery of the eardrum by means of a tym-

panic membrane homografL Acta oto-laryng. (Stockh.) 62, 459 (1966). 3. Plester, D. : Fortschritte in der Mikrochirurgie des Ohres in den letzten 10 Jahren.

H-NO (Berl.) 18, 33 (1970). 4. Z511ner, F. : In: I{andbuch der I-[als-Nasen-Ohren-Heilkunde, hrsg. v. J. Beren-

des, R. Link u. F. ZSllner, Bd. III/2. Stuttgart: Thieme 1966.

10. H. HILDMANN und E. STEINBACH-Tiibingen: Experimentelle Unter- suchungen zur Vertr~iglichkeit yon Fascientransplantaten

Die reaktionslose Einhe i lung in Cialit konservier ter GehSrknSchelchen bei Mensch u n d Tier veranlal~te uns, das Verhal ten yon konservier ter homoioplast iseher Fascie beim Verschlul~ yon Trommelfel ldefekten im Tierexper iment zu iiberprfifen.