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Hintergrundinfos zur Stadttour King

Stationen1. Flughafen Tempelhof

M: Bilder; Karten

2. Rathaus Schöneberg

M: Bilder

3. Philharmonie

M: Bilder, Programm, Rede King-Film, Audio „Ich bin ein

Berliner“

4. Stallschreiberstraße

M: Bilder, Meyer Flucht/ Puhl-Film rbb, Puhl-Auszeichnung US-

Bericht, Interview mit Michael Meyer RIAS, STERN-Artikel

5. Checkpoint Charlie

M: Bilder, STASI-Protokoll; O-Ton Ralph Zorn, Bild AMEX-Card

6. Potsdamer Platz

M: Bilder

7. Marienkirche

M: Rede King/ STASI, Bilder, Unterschrift von King (Irmtraut

Streit)

8. Sophienkirche

M: Film (Aktuelle Kamera), Bilder, STASI-Bericht

9. Albrechtshof

M: Bilder, Bildbericht STASI, Gästebuch, Autogramm

10. Bernauer Straße

M: Bilder

11. Waldbühne

12. Senatsgästehaus Grunewald

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Hintergrundinfos zur Stadttour King

King besucht Berlin? Der Besuch Martin Luther Kings in West-Berlin erfolgte bereits 1961 durch Berlins Bürgermeister und späteren Bundeskanzler Willy Brandt, während einer Konferenz in den USA.

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Hintergrundinfos zur Stadttour King

Flughafen Tempelhof

Bezug zu King Martin Luther King jr. landete am frühen Samstagnachmittag des 12.09.1964 auf dem Flughafen Tempelhof. Zur Delegation gehörte auch Kings Freund und enger Mitarbeiter Rev. Ralph Abernathy. Die Delegation wurde vom Generalsuperintendenten von Westberlin Hans-Martin Helbich sowie den Berliner Kultursenator Dr. Werner Stein herzlich empfangen. Auf den Fotos am Flughafen ist auch der Probst der Marienkirche (Ost-Berlin) Heinrich Grüber zu erkennen, der King nach Ost-Berlin eingeladen hatte, selbst aber nicht mehr nach Ost-Berlin reisen durfte.

Am Morgen des 14.09.1964 fliegt King vom Flughafen Tempelhof weiter nach München.

Bedeutung des FlughafenshistorischDer Flughafen Tempelhof ist in der Geschichte Berlins zu einem Symbol der Freiheit geworden. Die Luftbrücke der Alleierten, zwischen Juni 1948 und Mai 1949, während der Berlin Blockade sicherte den Menschen in West-Berlin das Überleben. Die „Rosinenbomber“/ „candy bomber“ flogen insgesamt 2,34 Millionen Tonnen Fracht (1,4 Mio t Kohle, 490.000 t Lebensmittel, 160.000 t Baustoffe) – u.a. das gesamte Kraftwerk Ruhrleben wurden ein. Produkte, die in Berlin hergestellt wurden erhielten das Label „Hergestellt im Blockierten Berlin“ (81.730 t ausgeflogen).

ökologischÖkologisch ist das Gelände des Flughafens insbesondere für das Stadtklima von großer Bedeutung. Die Freifläche dient u.a. zur Belüftung und Abkühlung der Stadt. Eine Bebauung der Fläche hätte große Folgen für die Temperaturen in den Straßen Berlins. Durch die zahlreichen Grünflächen bietet sich ein vielfältiger Lebensraum für unterschiedliche Pflanzen und Tierarten. Das heutige Tempelhofer Feld ist ein geschätzter Erholungs- und Eventort der Berliner und Besucher.

Geschichte des Flughafens Die Geschichte der Luftfahrt in Tempelhof beginnt bereits Ende des 19. Jahrhunderts mit der Erprobung von Gasballons für militärische Zwecke. Auf dem Tempelhofer Feld fanden auch erste Flug versuche statt und im August 1909 landete hier der erste Zeppelin (ZP1) im Beisein des Kaisers und 300.000 Berlinerinnen. 1923 wird der „Flughafen Tempelhofer Feld“ offiziell eröffnet. Gleichzeitig beschließt der Magistrat von Berlin das Tempelhofer Feld als Berliner Zentralflughafen auszubauen. Wenige Jahrzehnte später, in den 1950er Jahren, war der Flughafen vom Passagieraufkommen neben London und Paris bereits einer der größten in Europa.

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Große Fluggesellschaften wie Junkers oder Lufthansa siedeln sich in Tempelhof an. Junkers fliegt ab Sommer 1924 auch Posttransporte in der Nacht. Im Mai 1926 fliegt die erste Passagiermaschine in der Nacht von Tempelhof nach Königsberg

Der in der NS-Zeit errichtete Flughafen Tempelhof sollte als "Weltflughafen" der Machtdemonstration des Regimes dienen, aber auch alle Anforderungen an einen modernen Verkehrsbau erfüllen. Das große Flughafengebäude wurde vom Architekten Ernst Sagebiel 1935 entworfen. 1935 erhielt der Architekt Ernst Sagebiel den Bau-Auftrag. Der riesige Baukomplex wurde ab 1936 realisiert. Im Laufe des Zweiten Weltkrieges kamen die Bauarbeiten jedoch zum Erliegen. So blieben zum Beispiel die Treppentürme unvollendet, die als Aufgänge für die geplanten Dachtribünen angedacht waren. Dort sollten mehr als 80.000 Zuschauer Platz finden, um den von Hitler geforderten Flugschau der Luftwaffe beiwohnen zu können.

Während des Krieges befanden sich in den Gebäuden auch Produktionsstätten der Rüstungsindustrie und die Kommandantur der Luftwaffe. Für die Herstellung von Munition und Kriegsgerät, sowie der Reparatur von Kampfflugzeugen, wurden tausender ausländischer Zwangsarbeiter vom NS-Regime eingesetzt. Allein in Berlin arbeiteten zum Beispiel 20.000 Juden, die nicht fliehen konnten, in so genannten kriegswichtigen Betrieben - so auch in Tempelhof. 1933 errichtete das NS-Regime auf dem Gelände des Flughafens ein Gefängnis der Gestapo und ein KZ. Das „KZ-Columbiahaus“ wurde jedoch 1936 aufgelöst, wobei die Gefangenen in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht wurden.

Nach dem zweiten Weltkrieg nahm die US Air Force den Flugbetrieb im neuen Flughafen auf. Historische Daten zum Flughafen bis heute

1951 Einweihung des Luftbrückendenkmals durch Ludwig Erhard Wiederaufnahme des zivilen Luftverkehrs1971 5,5 Mio Fluggäste1975 Eröffnung Tegels / Einstellung des Flugverkehrs 1985 Wiedereröffnung des Flughafens für Geschäftsverkehr und kleine Air Lines1993 Übergabe des Flughafens von US Air Force an Berliner Flughafengesellschaft1995 Flughafen unter Denkmalschutz8.10.2008 Schließung des Flughafens

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Stallschreiber Straße 42

Bezug zu King Nachdem am frühen Morgen des 13.09.1964 der 21 jährige Jockey Michael Meyer über die Grenzanlagen in den Westen geflüchtet ist, begibt sich auch Martin Luther King zum Fluchtort. Nur dem couragiertem Verhalten eines US-Sergeanten ist es zu verdanken, dass Michael Meyer gerettet wurde. Er wirft dem Flüchtling ein Seil zu und zieht hin schließlich über die Mauer. Mit der Rettung begeht Sergeant Puhl jedoch eine schwerwiegende Gesetzeswidrigkeit. Die DDR-Behörden legen Protest gegen diesen Vorfall ein. Puhl verstößt bewusst gegen das Gesetz – hört auf sein Gewissen und rettet dadurch ein Menschenleben. Für diese „Heldentat“ wird der US-Sergeant vom Regierenden Bürgermeister ausgezeichnet.

King spricht mit Anwohnern des Hauses. Noch heute sind die Einschusslöcher in der gestrichenen Fassade sichtbar. Er geht direkt an die Mauer und zeigt sich erschüttert von diesem tragischen Vorfall. Michael Meyer wird im Urban-Krankenhaus behandelt. Seinen Aussagen zu Folge kommt Martin Luther King auch zu ihm ins Krankenhaus (gemeinsam mit Axel Springer).

Die Flucht von Michael Meyer: (Text aus der Wanderausstellung)Michael Meyer aus Fredersdorf bei Berlin ist in der DDR ein sehr erfolgreicher Pferde-Jockey. An großen internationalen Turnieren im Ausland darf er jedoch nicht teilnehmen. Der junge Jockey wird seit seiner Lehrzeit von der STASI überwacht und man versucht ihn anzuwerben, was er jedoch ablehnt. In dem 21-jährigen wächst der Wunsch, auch international erfolgreich zu sein und so entschließt er sich zur Flucht.

Am 12. September 1964 zieht sich Michael Meyer seinen Anzug an, steigt in die S-Bahn und fährt bis zum Bahnhof Lichtenberg. In der Mitropa isst er und trinkt sich etwas Mut an, als ihn plötzlich zwei Transportpolizisten nach seiner Fahrkarte fragen. Da Meyer keine Fahrtkarte hat, flieht er, rennt auf den Bahnsteig und springt in eine S-Bahn. Am Ostbahnhof steigt er aus und läuft Richtung Schillingbrücke, an der er durch die Spree nach West-Berlin gelangen will. Meyer weiß, welches Risiko er eingeht. Nur zwei Jahre zuvor wurde Peter Fechter von Grenzsoldaten bei einem Fluchtversuch erschossen. Als letzten Gruß an seinen Reitstall trägt Meyer eine Krawatte in den Farben seines Trikots. Langsam steigt er in das kühle Wasser und schwimmt los. Dabei merkt er nicht, dass er parallel zur Grenze schwimmt und landet somit wieder im Ostteil der Stadt. Mit nasser Kleidung irrt er schließlich bis zur Mauer zwischen Alexandrinenstraße/ Alte Jakobstraße. Es ist mittlerweile Sonntag, der 13. September 1964, 5.20 Uhr. Meyer klettert über den ersten Stacheldrahtzaun. Im Zickzack läuft er schließlich zum zweiten Stacheldrahtzaun und will diesen ebenfalls überwinden, als ihn ein Schuss aus einer Salve in den rechten Unterarm trifft. Er springt,

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doch wieder wird Meyer getroffen – diesmal in beide Oberschenkel. Der 21-jährige stellt sich tot und liegt 40 Minuten im Mauerstreifen. Langsam kriecht Meyer an den dritten Stacheldrahtzaun heran, doch die Grenzpolizei schießt erneut und zwei Grenzpolizisten versuchen ihn daraufhin vom Zaun wegzuziehen. Auf der Westberliner Seite – der Stallschreiberstraße 42 - hat man den Fluchtversuch bemerkt und will dem Flüchtenden helfen. Der 22-jährige amerikanische Sergeant Hans W. Puhl sieht, wie die Grenzpolizisten den Flüchtling festhalten und entscheidet sich gegen geltendes Gesetz zu handeln und seinem Gewissen zu folgen, um Michael Meyer zu retten. Puhl zieht seine Waffe und ruft: „Lasst den Mann los!“. Als die Grenzpolizisten nicht von ihm ablassen, wirft Puhl eine Tränengasgranate, woraufhin die DDR-Grenzposten den blutenden Flüchtling loslassen und die Deckung suchen. Der Flüchtling nutzt die Chance und kriecht auf die Mauer zu. Mittlerweile sind sowohl weitere amerikanische Soldaten als auch Westberliner Polizei vor Ort, die dem Sergeanten Feuerschutz bieten, als er eine Lücke in den Stacheldraht auf der Mauer schlägt und ein Seil in Richtung des Flüchtlings wirft. Der deutlich geschwächte Michel Meyer legt sich das Seil um die Schulter und wird von Westberliner Seite an der Mauer hochgezogen. Da Meyer mittlerweile ohnmächtig geworden ist, greift Puhl ihn an den Schultern und zieht ihn über die Mauer. Der junge Jockey wird sofort ins Urban-Krankenhaus gefahren und dort behandelt. Im Krankhaus herrscht die höchste Sicherheitsstufe, da man befürchtet, dass Agenten der DDR den Flüchtling evtl. töten könnten. Aus den STASI-Akten geht hervor, dass über 300 Schuss auf den 21-jährigen Flüchtling abgegeben wurden. Als Martin Luther King jr. von dem Vorfall hört, fährt er in die Stallschreiberstraße und lässt sich den Vorgang von Augenzeugen und der Presse schildern. „Es ist unfassbar“, sagt er einem Reporter. Er zeigt sich entsetzt über die Brutalität und die vielen Einschussstellen in den Häusern der Stallschreiberstraße.

Michael Meyer schildert im Zeitzeugeninterview, wie Martin Luther King jr. nach dem Besuch des Fluchtortes auch ihn im Beisein von Axel Springer unter absoluter Geheimhaltung im Urban-Krankenhaus besucht. Auch Meyers Lebensretter Sergeant Hans W. Puhl besucht den Jockey während des 16-wöchigen Krankenhausaufenthaltes mehrmals. Puhl wird für seine ehrenhafte Tat offiziell vom Berliner Bürgermeister Willy Brandt ausgezeichnet. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus beginnt Meyer wieder als Jockey zu arbeiten und bestreitet zahlreiche internationale Tourniere für Schweden. Heute lebt er in Süddeutschland.

Geschichte des Ortes: Die Stallschreiber Straße liegt im Bezirk Kreuzberg. Entlang dieser Straße verläuft die Grenze zwischen Mitte - Friedrichshain und Kreuzberg.

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Checkpoint Charlie

Bezug zu King Martin Luther King jr. ist zu einem Gottesdienst am Abend des 13.09.1964 in die Marienkirche eingeladen. Zusammen mit Ralph Abernathy, Ralph Zorn (Pfarrer der Friedenskirche in der Bernauer Straße) und einer Gemeindehelferin (Dr. Scott) fährt King im kirchlichen Dienstwagen zum Checkpoint Charlie in der Friedrichstraße. Zorn ist gebürtiger New Yorker und hat durch seinen amerikanischen Pass die Möglichkeit zwischen Ost und West zu pendeln. Ralph Zorn: "Auf den Weg zum Checkpoint Charly haben wir festgestellt, dass das State Department ihm seinen Pass abgenommen hat, aus 'Security Reasons', hat er uns gesagt. Und ich sagte: 'Na ja, - naiv wie ein Pfarrer manchmal ist -  woll`n wir mal sehen.' Der Dr. King ist in mein Auto, mit meiner Gemeindehelferin Dr. Scott mitgefahren, wir sind bis zum Checkpoint Charly gekommen und meinten, wir würden selbstverständlich – dass jeder in die ganzen Welt kennt diesen Menschen – dass wir rüberkommen! Aber, wie der Berliner sagt: Denkste!"  Quelle: Radio-Interview mit Ralph Zorn (87) im September 2014 http://www.deutschlandradiokultur.de/kalter-krieg-ein-prophet-der-einheit.1278.de.html?dram:article_id=297485

Zorn und Scott steigen aus dem Auto und begeben sich zu den Grenzpolizisten. Sie erklären, dass ihr „Kollege“ seinen Pass in Berlin West vergessen hat, werden aber von den Grenzpolizisten nicht durchgelassen. Laut dem Bericht der STASI erkennt ein Unterleutnant Martin Luther King schließlich und macht eine Meldung an seinen Vorgesetzten. Daraufhin verlangen die Grenzpolizisten „irgend einen anderen Pass“ als Legitimation. Ralph Zorn: "Er hat weiterhin die Cookies meiner Frau gegessen und überhaupt nix gesagt. 'Dr King', hab ich gesagt, 'zeig, was du hast für Legitimation'. Und er zog sein Portemonnaie raus und da waren die große Menge von Karten und als ich sagte: Schauen Sie mal, hier wird er ausgewiesen als amerikanischer Bürger und als Kunde von irgendeiner Bank – denn stutzte der und las: Amexco, American Express. Und da war die Sache erledigt, da ging der Schlagbaum hoch."King darf somit allein durch seinen „Scheckausweis der USA (ähnlich wie die Identitätskarte)“ gegen 19.52 Uhr nach Ost-Berlin einreisen.

Zitate entstammen dem STASI-Protokoll zum Grenzübertritt (Hauptabteilung Passkontrolle und Fahndung)

Es ist fraglich ob Ralph Abernathy tatsächlich ebenfalls in Ostberlin war. Die Passkontrolle und Ralph Zorn erwähnen ihn nicht. Auf den Fotos taucht er nirgends auf und auch im Gästebuch des Hospizes (Albrechtshof) hat er nicht unterschrieben.

Geschichte des Ortes

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Der Checkpoint Charlie gehört wohl zu den bekanntesten Grenzübergängen zwischen Ost und West Berlin. Nach dem Mauerbau 1961 bleibt der Checkpoint neben Helmstedt und Dreilinden der dritte innerdeutsche Grenzübergang für die alliierten Streitkräfte, Ausländer und Mitarbeiter der ständigen Vertretung. Lautes Viermächte Abkommens waren Patrouillenfahrten der vier Besatzungsmächte in allen Sektoren jederzeit möglich. Doch bereits am 27. Oktober 1961 wurde US Truppen die Durchfahrt in den sowjetischen Sektor plötzlich verweigert. Für mehrere Tage standen sich am Checkpoint Charlie amerikanische und sowjetische Panzergefechts bereit in einer riskanten Machtprobe gegenüber. Die Welt stand in Berlin für kurze Zeit am Abgrund des Dritten Weltkriegs. Der sowjetische Regierungschef Nikita Chruschtow beendete schließlich die Provokation und ließ seine Panzer in Seitenstraßen abziehen. 1962 kam der DDR Flüchtling Peter Fechter nahe dem Checkpoint Charlie besonders tragisch ums Leben. 1974 nahm ein Volkspolizist einen Kameraden als Geisel und wurde beim Fluchtversuch von DDR Grenzern erschossen. Im August 1989 gelang es Hans-Peter Spitzner und seiner Tochter, im Kofferraum eines Autos den Grenzübergang zu passieren, es war die letzte Flucht vor dem Fall der Mauer.

Während zu Beginn nur ein kleiner Kontrollpunkt in der Friedrichstraße stand, wurden die Grenzanlagen seit 1961 sukzessiv erweitert. Das Areal wurde platzartig verbreitert, Sperranlagen wurden aufgebaut, um Durchbrüche zu verhindern. In den 1980er Jahren wurde eine neue Grenzanlage mit überdachten zehn Abfertigungsterminals gebaut.

Marienkirche Bezug zu King Martin Luther King jr. kommt am 13. September 1964 in der Marienkirche in Ostberlin. Der Besuch sollte eigentlich abgesagt werden, denn die Ost-Berliner Kirchenführung lehnte kurz vor dem Termin die Übernahme der Verantwortung ab. Die Situation der Kirchengemeinden in der DDR war seit dem Mauerbau 1961 sehr schwierig. Bischof Otto Dibelius war eigentlich Bischof von Berlin-Brandenburg, durfte jedoch seit dem Mauerbau nicht nach Berlin bzw. Brandenburg einreisen. Auch dem Probst der Marienkirche Heinrich Grüber, der in West-Berlin wohnte, wurde die Einreise seit 1961 verweigert. Grüber hatte 1963 den Kontakt zu Martin Luther King jr. aufgenommen und ihn in Briefen gebeten, seine Gemeinde in Ost-Berlin zu besuchen.

1963 kam erschwerend dazu, dass der Pfarrer der Marienkirche Martin Helmer in den Westen flüchtete und der zweite Pfarrer Werner Arnold kurz darauf von der STASI verhaftet wurde. Die Kirchengemeinde hatte somit keinen Pfarrer. Otto Dibelius beruft daraufhin Gerhard Schmitt als Generalsuperintendenten für Ost-Berlin ins Amt. Schmitt war 1934 SA-Gruppenführer und bis Ende 1942 Militärpfarrer bei der Kriegsmarine. Ab

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1945 arbeitete er in Saßnitz, ab 1951 als Domprediger in Güstrow/ und Landessuperintendent für den Landkreis meckl. Güstrow. Er war ein Onkel von Bundespräsident Joachim Gauck, den er selbst traute. Aus den Lebenserinnerungen von Schmitt ist zu entnehmen, dass Schmitt selbst es war, der trotz Warnungen der Kirchenleitung die Verantwortung des King-Besuchs übernahm. Schmitt bot seine Kirche für den Besuch an, was ihm zum „Feind“ des SED-Staates machte, da die STASI verhindern wollte, dass King nach Ost-Berlin kommt. Weil Schmitt dem kommunistischen System generell kritisch gegenüberstand und auch öffentlich z.B. gegen die Jugendweihe kämpfte, ließ man ihn systematische überwachen (über 100 STASI-Agenten bis zur Wende).

Martin Luther King jr. erreicht die Marienkirche am Alexanderplatz gegen 20:00 Uhr. Am Eingang kündigt nur eine Tafel mit Steckbuchstaben den prominenten Gastprediger an. Bereits vor mehrere Stunden vor Beginn drängen sich die Menschen in die völlig überfüllte Kirche. Gerhard Schmitt, der Generalsuperintendent, kündigt zunächst spontan an, dass im Anschluss ein weiterer Gottesdienst mit King in der Sophienkirche stattfinden wird. Er beginnt den Gottesdienst mit den Worten: „Vor Gott gibt es keinen Wertunterschied zwischen Schwarzen und Weißen… Wir wissen um unsere Schuld als deutsches Volk. Aber wir haben auch einen besonderen Nerv dafür bekommen, im Völker geschehen darauf zu achten, wenn irgendwo auf der Welt Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe oder ihres Glaubens um ihre Rechte und Menschen würde kämpfen müssen.“

Danach tritt King geht King auf die Kanzel und spricht zu den Menschen. In der Kirche herrscht absolute Stille als King spricht. Die Rede wird heimlich von der STASI mitgeschnitten. Durch einen Zufall erfährt der Gründer des King-Zentrums im thüringischen Werdau von dem Band und begibt sich auf die Suche im Archiv der STASI. Tatsächlich findet er das Magnettonband, dass aber stark beschädigt ist und 39 Jahre lang nicht abgespielt bzw. überspielt wurde. Aber es gelingt, das Band zum Klingen zu bringen. Ende 2013 wurden in der Marienkirche zwei Hörboxen mit der Predigt Kings eingeweiht.

Nach dem Gottesdienst wird King über den Seiteneingang aus der Kirche geleitet. Dabei haben auch Vertreter des Baptistenbundes der DDR die Möglichkeit ihre Grüße an King zu richten. Dieser zeigt sich sehr erfreut und hakt sich schließlich bei Rolf Dammann (Vorsitzender der Baptistengemeinden in der DDR) unter und verlässt mit ihm und den anderen Kirchvertretern die Marienkirche. Vor der Tür wartet bereits das amerikanische Auto mit dem King, Abernathy und Schmitt in die Sophienkirche fahren sollen. Jugendliche die herumstehen werden von Leuten der STASI abgedrängt obwohl sie friedlich nach Autogrammen fragen, unter ihnen auch Hannelore Weist. Als King bereits im Wagen sitzt und die Vorgehensweise der Beamten sieht, kurbelt er das Fenster der Limousine herunter und weist einen Beamten an, dass diese junge Frau zum Auto durchgelassen werden soll. Schließlich bekommt Hannelore Weist ein Autogramm.

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Zur Geschichte der KircheDie St. Marienkirche entstand im Zuge der mittelalterlichen Stadterweiterung Berlins nach 1250 als Pfarrkirche (erstmalige Erwähnung 03.01.1292). Sie ist neben der Nikolaikirche, der Ruine der Franziskanerklosterkirche und der Kapelle des Heiliggeisthospitals ein bedeutendes bauliches Zeugnis der frühen Stadtgeschichte. Als einziges dieser Bauwerke wird St. Marien ihrer ursprünglichen Bestimmung gemäß als Kirche genutzt.

Die dreischiffige gotische Hallenkirche ist ein Backsteinbau auf einem Feldsteinsockel (Säulen 18m hoch), die in den zunächst ohne Turm erbaut wurde und im Laufe der Jh. mehrfach umgebaut bzw. erweitert wurde. Nach einem Brand im Jahre 1380, wurde die Kirche erneuert und erhielt 1420 eine Erweiterung nach Westen sowie einen Turmbau (aus Rüdersdofer Muschelkalk), der zunächst barocke Formen hatte (1663/66 Michael M. Smids) mit dessen heutige Helmform auf Karl Gotthard Langhans (entwarf auch das Brandenburger Tor) 1789/90 zurückgeht. Bei der Gestaltung ließ er romantisch-klassizistische Formen mit denen der Gotik verschmelzen (neogotisch).

Die entscheidende Umgestaltung erfuhr die Marienkirche jedoch in der Zeit des Barock, als mit dem Einbau der Kanzel (1703) durch Andreas Schlüter (Hofbildhauer, u.a. Fassade des Stadtschlosses; entwarf u.a. das Bernsteinzimmer; *1659 - +1714) die Kirche den Charakter eines Predigtsaales erhalten sollte. Die Symbolik des gotischen Raumes wich funktionalen Erwägungen. Die Kanzel ist aus Alabaster (Gipsart) und mit mehr als 30 Engeln geschmückt – typisch Barock. Jedoch befand sie sich damals nicht vor dem Altarbereich, sondern in der Mitte des Mittelschiffes. Sie wurde erst 1949 nach vorn versetzt, wodurch auch die Bänke gedreht wurden. Die heute seitlichen Bänke stehen in ihrer ursprünglichen Richtung.

Im Sinne einer Rückwendung zur Gotik ordnete Hermann Blankenstein (Architekt u.a. Krankenhaus am Urban, div. Kirche, Markhalle Moabit, 120 Schulen, Arbeitshäuser Rummelsburg/ später Gefängnis-Rummelsburg DDR/ STASI; *1829 - *1910) in den Jahren 1893/94 schließlich umfangreiche Baumaßnahmen an, die maßgeblich zum heutigen Erscheinungsbild der Kirche beitrugen (Außenfassade der Südanbauten, Orgelempore, Fußboden etc.). Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Neugestaltung des Alexanderplatzes 1969/70. Zum Bsp. verlegte man den Neptunbrunnen vom Schloss auf den Alexanderplatz. Trümmer und Bauschutt führten zur Anhebung des Bodenniveaus, wodurch die Marienkirche tiefer liegt (mittelalterliches Bodenniveau).

Die Eingangsportale aus Kupfer gestaltete der Berliner Kunstschied Achim Kühn. In den Portalen künstlerisch eingearbeitet ist deutlich das das Kreuzsymbol erkennbar.

Die Orgel der Marienkirche wurde zwischen 1720–1722 von Joachim Wagner, geschaffen, der zuvor zwei Jahre bei seinem Lehrer Gottfried

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Silbermann gearbeitet hatte. In der Folgezeit wurde das Instrument mehrfach verändert. Sie besitzt 2.556 (einst waren es 3.800!) Orgelpfeifen (zwischendurch im Jahre 1800 wurden 1.555 entfernt). Sie hat insgesamt 57 Stimmen. Aufgrund der massiven Schäden im Winter 1996 entschied man im Jahre 2002 sich für einen Neubau der Orgel auf der Grundlage der Vorlagen von Wagner von 1721 (Orgelbauer Alfred Kern & Söhne (Straßburg)). Es fand also keine Restaurierung, sondern in der Tat ein Neubau der ursprünglichen Wagner-Orgel statt.1 Auf ihr spielte u.a. Johann Sebastian Bach 1747.

Das wohl bedeutendste mittelalterliche Kunstwerk in der Marienkirche und in Berlin ist das Totentanzfresko in der Turmhalle. Das zwei Meter hohe Wandbild zeigt auch 22,6 Metern einen Reigen aus geistlichen und weltlichen Ständevertretern, die mit der Figur des Todes tanzen. Das Entstehungsjahr ist nur zu vermuten – wahrscheinlich ist das Pestjahr 1484. Aus den Berichten des Pestregiments und aufgrund des 1486 erlassenen Polizeigesetzes, die von „swären Kranckheit der Pestilenz, Cölen an der Spree“ und dem „sündigen Wesen“ der Bürger berichtet geht die Forschung von einem Entstehungszeitraum von 1480 bis 1500 aus.2

Die Besonderheit der Darstellung liegt in ihrer geometrischen Anordnung, die sich vom Westeingang, dann verwinkelt über den Pfeiler, die Westwand und die Nordwand fast in die Kirche hineinzieht. Die 13 geistlichen und 13 weltlichen Ständevertreter werden durch eine Kreuzigungsszene, welche das Zentrum der Darstellung bildet, getrennt. Diese Anordnung gibt es sonst nur noch in Bern und in Lübeck. Die dazugehörigen Textverse stellen die älteste Berliner Dichtung dar. In den Versen beklagen die Ständevertreter ihr Leid und bitten den Tod um einen Aufschub. Die Verse sind in der Sprache des kleinen Mannes gehalten und enthalten ein franziskanisch geprägtes Weltbild, welches sich auch in der Trennung von geistlichen und weltlichen Ständevertretern niederschlägt. Der Reigen selbst wird von einem predigenden Franziskaner eröffnet – daher vermutet man als Künstler des vom Berliner Bürgertum in Auftrag gegebenen Wandbildes einen Franziskaner. Parallelen im Text finden sich u.a. wieder in Lübeck (1463) und in Hamburg.

Der Totentanz wurde in der Reformationszeit wahrscheinlich mit Kalt übertüncht und blieb bis 1860 unentdeckt. Der Kunstwissenschaftler Wilhelm Lübke nahm sich der Restauration des Freskos an. Sie legen es teilweise frei. Maler Fischbach aus Unna übermalt „ergänzend“ den Totentanz der aber im Zuge der Umbauten 1892/93 erneut restauriert wird. In diesem Zusammenhang fällt das Tanzpaar Tod-Narr dem Einzug einer massiven Mauer zwischen Turm und Langhaus zum Opfer. Weitere Restaurierungen folgen 1926, 1951-1953, 1955-58. Man versuchte historische Malschichten zu konservieren. Bei den Arbeiten fiel auf, dass der Totentanz vor der Übertünchung schon einmal übermalt wurde (nach dem Brandt 1514) und dabei die u.a. die Beine angewinkelt und bestimmte Kleider z.B. Papst, Kaiser geschmückt wurden. Wann die Übertünchung

1 http://de.wikipedia.org/wiki/Marienkirche_(Berlin-Mitte)#Orgel 2 Walther, Peter: Der Berliner Totentanz zu St. Marien, 2. Aufl, Lukas Verlag Berlin 2005, S. 21

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stattfand bleibt unklar – schriftlich bezeugt ist nur, das im Jahre 1729 kein Totentanz existierte. Kirchenhistorisch wäre eine Übertünchung zur Durchsetzung der Reformation in der Mark (es fanden Visitationen statt) ab 1539 möglich.

In den 70er Jahren wollte man das Fresko abnehmen, verwarf die Idee jedoch wieder. Seit 1986 finden nun Untersuchungen des Raumklimas statt. Durch die Nässe im Mauerwerk ist die Darstellung insgesamt stark verblasst und wird nun durch eine Glaswand geschützt.

Geschichte zum Sühnekreuz rechts vor dem Eingang3

An einem Markttag (16.08.1325) war viel Volk in Berlin zusammen gekommen, auch um die Messe in der Marienkirche zu hören. Auf der Kanzel stand der Propst Nikolaus von Bernau und beschimpfte die Berliner Bürger, weil sie der Geistlichkeit zu wenig Spenden zukommen ließen, und forderte erhöhte Abgaben für Kirchen und Klöster. Es war für die in der Marienkirche Versammelten keine Freude, seinen Ausführungen zuzuhören. Aber man war ja im Gottesdienst und musste sich ruhig verhalten. Zähneknirschend, aber äußerlich ruhig, hörten sich die Berliner diese Tiraden an. Als das Hochamt zu Ende war, ging ein Großteil der Männer nicht nach Hause, sondern blieb auf dem Platz vor der Kirche, dem Neuen Markt, stehen, um das soeben gehörte zu besprechen. Der Propst von Bernau beging nun einen entscheidenden Fehler: anstatt sich zur Hintertür aus der Kirche fortzustehlen und schleunigst nach Bernau zu fahren, schritt er mitten durch die erregte Menschenmenge vor dem Hauptportal.

Man rief ihn an, sagte ihm böse Wahrheiten ins Gesicht, rüttelte ihn am Ärmel seiner Soutane, begann auf ihn einzuschlagen, und plötzlich hatte man den Propst von Bernau erschlagen, ohne dass jemand hätte sagen können, wie das geschehen war und wer es eigentlich getan hatte. Die erbitterten Berliner trugen Holz zusammen und errichteten einen Scheiterhaufen, auf dem sie die Leiche des Propstes verbrannten. Dafür wurde über die Stadt der päpstliche Bann verhängt, und nur durch die Zahlung großer Geldsummen und die Errichtung eines Sühnekreuzes konnte sich die Stadt davon lösen. Der Bann dauerte 20 Jahre.

In Wahrheit waren es politische Auseinandersetzungen, die den Propst von Bernau 1325 das Leben kosteten. Anfang des 14. Jahrhunderts saß Johannes XXII. auf dem Päpstlichen Stuhl. Er erklärte rundheraus, die Wahl eines deutschen Königs wäre erst dann gültig, wenn er, der Papst, seine Zustimmung erteilt hätte. Mit diesem Eingriff in althergebrachte Rechte waren weder die Fürsten noch die Bürger der Städte einverstanden. In vielen Städten Deutschlands wurden die Abgesandten und Parteigänger des »Heiligen Vaters« misshandelt und verjagt. In Berlin nahm der Aufruhr solche Formen an, dass die empörte Menge die Sachwalter des Papstes – und dazu gehörte der Propst von Bernau – erschlug.Der Bann, der diesem Totschlag folgte, traf die Berliner Bürger nicht unerwartet. Doch für die Menschen der damaligen Zeit, deren Leben und Alltag von religiösen Vorstellungen bestimmt wurde, war das schon eine 3 Zitat: http://www.berlinstreet.de/2223 ; Eine Reise durch die Zeit. Kinderkirchenführer durch die Marienkirche in Berlin, 2007

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Hintergrundinfos zur Stadttour King

schlimme Sache. Es durften keine Gottesdienste, keine Kindstaufen, Eheschließungen und christlichen Begräbnisse mehr durchgeführt werden. Außerdem war der Bann auch geschäftsschädigend. Es gab Kaufleute, die die verfemte Stadt mieden, in der man, falls einem ein Unfall zustoßen sollte, noch nicht einmal anständig unter die Erde gebracht wurde.

Die Auswirkungen des Bannes waren in Berlin dadurch etwas gemildert, dass die Franziskaner weiter ihres kirchlichen Amtes walteten, denn sie standen ja in Opposition zum Papst. Über zwanzig Jahre dauerte dieser Zustand. Schließlich zahlten die Berliner Stadtväter eine große Geldsumme an den Päpstlichen Stuhl, um die Aufhebung des Bannes zu erreichen. Der Propstei von Bernau musste ein jährlicher »Sühnepfennig« gezahlt werden, was gleichfalls eine stattliche Summe war. Der Marienkirche musste der Rat von Berlin einen neuen Altar stiften und auf dem Neuen Markt, an der Stelle, da man den Propst verbrannt hatte, 1347 ein Sühnekreuz errichten.

Das war ein Holzkreuz auf einem hohen Sockel. Tag und Nacht flackerte in einer schmiedeeisernen Vorrichtung die Ewige Lampe. Bei einem der Stadtbrände wurde es vernichtet und danach durch ein Steinkreuz ersetzt. Später, in protestantischen Zeiten, dachte man nicht mehr an die alten Geschehnisse. Auf dem Platz vor der Kirche wurde Markttag abgehalten, später gab es Abrisse und einen Straßenneubau. Daher beschloss man 1726, es zu versetzen. Beim Transport brach der Sockel entzwei, und so erhielt das Steinkreuz mit dem Rest des Sockels seinen Platz neben dem Hauptportal der Marienkirche. Bis heute nicht geklärt ist die Funktion der fünf Löcher. Wahrscheinlich ist, dass dort einmal eine Ewige Lampe angebracht war.

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Sophienkirche

Bezug zu King Am 13.09.1964 predigt der amerikanische Bürgerrechtler und Baptistenpastor in der Sophienkirche im Berliner Scheunenviertel. Der Gottesdienst in der Kirche in der Großen Hamburger Straße war spontan organisiert worden, noch die Marienkirche am Alexanderplatz bereits zwei Stunden vor Beginn überfüllt war. Generalsuperintendent Schmitt kündigte gleich zu Beginn des Gottesdienstes in der Marienkirche, die zweite Veranstaltung in der Sophienkirche an.

Auch die Plätze in der Sophienkirche waren umgehend besetzt. In den Gängen und selbst im Hof hatten sich Männer und Frauen versammelt. Nach Einschätzungen des Informanten der STASI zum Gottesdienstverlauf waren ca. 70% Frauen (20% jüngere) und 30% Männer (10% jüngere) anwesend.4 Um auf King zu warten berichteten zunächst Vertreter der Kirchenleitung bzw. des Weltkirchenrates über ihre Arbeit und Reisen in die USA. Zwischendurch wurden immer wieder geistliche Lieder gesungen bis King schließlich gegen 21:25 Uhr in Begleitung von Generalsuperintendent Schmitt und dem Ev. Pastor Zorn, der King schließlich übersetzte in der Kirche eintraf. Alle erhoben sich und King schritt in vorn in den Altarbereich, in dem mehrere Stühle platziert waren. Martin Luther King jr. hält die gleiche Predigt wie in der Marienkirche. Die aktuelle Kamera strahlt am 14.09.1964 einen kurzen Bericht über den King-Besuch aus. Die Aufnahmen zeigen King beim Eintritt in die Kirche und während der Predigt. Der Gottesdienst endet um 21:50 Uhr. King spricht anschließend noch mit Studenten der Humboldt-Universität. Der STASI-Spitzel hält fest, dass dies kein Gottesdienst im üblichen Sinne gewesen sei, da die meisten Menschen wegen des amerikanischen Gastes gekommen seien.

Zur Geschichte der KircheDie Spandauer Vorstadt ist unmittelbar mit dem jüdischen Leben in Berlin verbunden. Schon sehr früh gab es hier erste Siedlungen. So wurde bereits 1672 an der Großen Hamburger Straße eine jüdische Begräbnisstätte erreichtet. Durch die steigende Bevölkerung wuchs der Bedarf an Häusern und Kirche. So wurde die Fläche 1691 parzelliert (ältestes Haus Gr. Hamburger Str. 19A von 1691). 1711 baten 500 Bürger um die Errichtung einer neuen Kirche – die schließlich von Königin Sophie 1712 mit 4.000 Talern (für den luth. Prediger) gestiftet wurde – daher der Name. Die Einweihung fand am 18.06.1713 statt.

Zunächst entstand eine einfache rechteckige Saalkirche mit umlaufender Empore und seitlichen Giebeln, jedoch ohne hervorstehenden Chor. Diese Bauform war eigentlich in Berlin unüblich, da man ursprünglich Zentralbauten mit griechischem Kreuz als Form nutzte. Doch diese Bauform des Quersaalbaus wird bis ins 19. Jh. formbestimmend für

4 BSTU/ Bericht über die ökumenische Versammlung in der Sophienkirche14

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protestantische Kirchen. Friedrich Wilhelm I. gab Johann Friederich Grael 1730 den Auftrag einen Turm an die Kirche zu setzen, der als eine von acht städtebaulichen Höhendominaten der Orientierung dienen sollte. Der barocke Turm, der nach 5 Jahren fertiggestellt war, ist der einzig erhaltene barocke Turm. Weil die Gemeinde durch die „Industrialisierung“ wuchs musste 1770 eine zweite Empore eingebaut werden (proletarische Unterschicht).

Die Kirche erlebte mehrere Umbauten (1834 F. Moser, 1864 Adolph Lohse). Für die heutige neobarocke Umgestaltung der Innen und Außenarchitektur sind jedoch Friedrich Otto Schulze, Adolf Heyden und Kurt Berndt verantwortlich (1892-95). Nach ihren Plänen wurde die Chorapsis unter Einbeziehung der Kanzel von 1712 errichtet und die Empore somit auf drei Seiten begrenzt. Weiterhin musste die Rokokotaufe (1741) und die Orgel (1790) einbezogen werden. Von der ursprünglichen Kirche blieben im Prinzip nur die Hauptmauern aber die Sophienkirche hatte 1892 bereits eine Heizung und elektrisches Licht. Eine Renovierung fand in den 1960er Jahren (heutiges Farbkonzept „gemäßigte Moderne“ Grün, Weiß, Grau) statt.

Bereits 1714 hatte die Jüdische Gemeinde einen Teil des Geländes der Begräbnisstätte an die Sophiengemeinde abgetreten, um Wohnhäuser und einen Kirchhof einzurichten. Zu dem wichtigsten Grabmälern gehören die Historiker Leopold von Ranke (Gründungsvater der modernen Geschichtswissenschaft) und des Baumeister bzw. Komponist Karl Friedrich Zelter (Gründer der Berliner Singakademie/ 2. Direktor/ enger Freund von Goethe/ seine Grabrede hier Fr. Schleiermacher).

Große Hamburger Straße 29,30, 31 (Sophiengemeinde)Die Wohnhäuser um die Sophienkirche entstanden im Auftrag der Sophiengemeinde nach Plänen des Baumeisters Gustav Clemens nach 1903-05. Die Grundrisse orientieren sich an den Reformbestrebungen der frühen Moderne. Die neubarocken Fassadenelemente, der Putzstreifenquaderung und den kupferbeschlagenen Turmhauben stellen eine formale Verbindung zur 1892 überformten Sophienkirche her und bestimmen mit ihrer axialen Ausrichtung die Kirche zum Mittelpunkt des Bauensembles.5

5 Vgl. Hübner, Oehmig: Spandauer Vorstand in Berlin-Mitte, Ein Kunst- und Denkmalführer, M. Imhof Verlag 2002, S. 131

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AlbrechtshofBezug zu King King uns seine Begleiter fahren gegen 22:00 Uhr von der Sophienkirche in das „Christliche Hospiz am Bahnhof Friedrichstraße“. Auch hier wartet bereits die STASI und fertigt sogar einen Bildbericht (Fotos des Straßenzuges an). Da das Haus selbst Eigentum der Kirche ist, habt die STASI nicht unmittelbaren Zugriff zum Abhören der internen Gespräche. Den Beschreibungen von Schmitts Erinnerungen und aus Interviews dessen Tochter Gesine ist Martin Luther King jr. sichtlich fertig. Dennoch ist es eine fröhliche und lockere Zusammenkunft mit einem Imbiss, Wein und Zigarren. Die Tochter des Generalsuperintendenten kommt etwas später zum Hospiz und möchte ein Autogramm. Da sie aber kein Papier bereit hat, nimmt sie eine Postkarte vom Ostseebad Kühlungsborn, die auf dem Anmeldetresen des Hotels liegt. Sie geht in das Zimmer und fragt zunächst ihren Vater, ob sie ein Autogramm bekommen könnte. King bemerkt die junge Frau sofort und notiert auf die Postkarte: „Best wishes Martin Luther King“.

Alle Anwesenden unterschreiben schließlich im Gästebuch des Hauses. Kurz vor 0:00 Uhr machen sich die amerikanischen Gäste wieder auf den Weg zum Checkpoint Charlie, um im Gästehaus des Senats zu übernachten.

Im Untergeschoss ist heute die Martin Luther King Kapelle eingerichtet.

Zur Geschichte des HausesDas Haus wurde 1910 als Hospiz am Bahnhof Friedrichstraße eröffnet und besteht in seiner heutigen Größe seit 1913. Es ist zwar nicht das älteste Hotel, aber das am längsten durchgängig betriebene Hotel Berlins. Es verdankt seine damalige Gründung der Unterstützung wohlhabender Freunde der Berliner Stadtmission, in deren Besitz es sich bis heute befindet. Seine Rendite sollte nach dem Willen der Gründer die missionarische und karitative Arbeit der Stadtmission finanzieren helfen, getreu dem Motto: Wohlstand hilft Wohlfahrt.

Das Hospiz zählte schon bald zu einem der angesehensten Häuser in der Mitte Berlins, das neben Geschäftsleuten vor allem von durchreisenden Familien und allein reisenden Frauen gern aufgesucht wurde.  „Nach dem Mauerbau war das kircheneigene Hotel nahe dem damaligen Grenzbahnhof Friedrichstraße ein Treffpunkt von Ost und West. Niemand wäre damals auf die Idee gekommen, untereinander abschätzig von Ossi oder Wessi zu reden: Familien und Freunde lagen sich hier in den Armen, feierten Hochzeit, Taufe, Konfirmation oder Klassentreffen, zehn Minuten vor Zwölf war dann stets der große Aufbruch Richtung Tränenpalast, denn bis Null Uhr mussten die Leute ausgereist sein – und kamen manchmal zehn Minuten später, am neuen Tag, wieder zurück.“6

6 http://www.tagesspiegel.de/berlin/uebernachten-fuer-den-guten-zweck-das-hotel-albrechtshof-wird-100/1932042.html

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In der Folgezeit hatte es eine bewegte und bewegende Geschichte: Während der Hitlerzeit fanden hier Treffen des Reichsbruderrates der illegalen Bekennenden Kirchen statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg beherbergte der Albrechtshof die Augenklinik der Charitè und einen Pharma-Großhandel. 1957 ging das Haus nach langen Auseinandersetzungen wieder in kirchliches Eigentum über. Zur Zeiten der DDR war das Haus Treffpunkt unzähliger Familien, die durch die deutsche Teilung getrennt waren. Als eines von zwei nicht der staatlichen Reglementierung unterworfenen Häusern war es außerdem der Garant für die Durchführung gesamtdeutscher wie internationaler Kirchentagungen - in diesem Zusammenhang weilten wiederholt hochangesehene Kirchenvertreter in unserem Haus, u.a. der amerikanische Baptistenprediger und Bürgerrechtler Martin Luther King jr., dessen Namen heute die Andachtskapelle im Untergeschoss trägt. Das 3*+Hotel verfügt heute über 98 Zimmer und 157 Betten.

Bernauer Straße Bezug zu King Martin Luther King jr. und Ralph Abernathy besuchen den nord-östlichen Teil der  Bernauer Straße während einer Stadtrundfahrt. Auf der westberliner Seite hatte man an  verschiedenen Stellen der Mauer Aussichtsplattformen errichten lassen, damit  Westberliner z.B. Freunde bzw. Verwandte im Osten sehen konnten. Um diesen “Kontakt”  zu unterbinden, errichteten die DDR-Behörden zunächst hohe Sichtblenden aus Holz.  Eine dieser Aussichtsplattformen stand an der Bernauer Straße Ecke Schwedter Straße (auf Höhe des Mauerparks). King und Abernathy lassen sich von Werner Steltzer (Direktor  des Berliner Informationszentrums) den Grenzverlauf und die Geschichte um die  Bernauer Straße ausführlich schildern.  

Geschichte des OrtesIn der Bernauer Straße ereignen sich im Zuge des Mauerbaus die wohl dramatischsten Szenen. Bereits drei Tage nach Beginn des Mauerbaus werden in den Häusern der  Bernauer Straße die Hauseingänge von Grenzpolizisten vermauert.  In ihrer Verzweiflung  springen die Menschen aus den Fenstern oder seilen sich mit Bettlaken ab. Familien und Freunde werden über Nacht getrennt. Sämtliche Wohnhäuser werden schließlich  zwangsgeräumt. Die Fenster werden vermauert. Ab 1965 erfolgt der schrittweise Abriss.   Die evangelische Versöhnungskirche wird 1961 zum Speergebiet erklärt und 1985  gesprengt. Immer wieder versuchen Menschen durch unzählige Fluchttunnel Westberlin  zu erreichen. In der Bernauer Straße gibt es allein 11 belegte Fluchttunnel. Die bewegte Geschichte der Bernauer Straße und des Mauerbaus ist auf der 1,4 km  langen Straße selbst dokumentiert. Informationstafeln, Audiosäulen und die Rekonstruktion eines Mauerabschnitts als zentraler Gedenkort bieten Besuchern zahlreiche Eindrücke. Die Gedenkstätte Berliner Mauer, die

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sich Bernauer Straße Ecke  Gartenstraße befindet, ergänzt dieses Angebot mit vielfältigen Veranstaltungen.

Anekdote (Propaganda der DDR) Am 3. und 4. Oktober 1964 kam es an der Bernauer Straße zu einer spektakulären Fluchtaktion. Durch den Tunnel 57, der im Keller der Bernauer Straße 97 begann und im Hinterhof der Strehler zur Straße 55 endete, wurden am ersten Tag 28, am zweiten Tag 29 Ostberliner in den Westen geschleust. Beim Rückzug der Fluchthelfer ereignete sich jedoch ein schwerer Zwischenfall: Stasimitarbeiter tauchten auf, und plötzlich fielen Schüsse. Einer wurde von einem der Fluchthelfer abgegeben, die anderen aus einer Maschinenpistole. Egon Schultz, ein Unteroffizier der Grenztruppen, starb von mehreren Kugeln getroffen. Der Vorfall wurde auf DDR Seite als kaltblütiger Mord dargestellt, Schultz zum Nationalhelden erklärt - Straßen und Schulen nach ihm benannt. Der Obduktionsbericht, von dem niemand erfahren sollte, zeigt jedoch, dass der tödliche Schuss wahrscheinlich aus einer Kalaschnikow stammte-also von DDR Seite aus von eigenen Kameraden abgegeben worden war.

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