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VOR- UND NACHSORGE IN DER
REISEMEDIZIN (REISEANAMNESE, IMPFEN,
DIFFERENTIALDIAGNOSE)
DR. EVA JESCHKO
INSTITUT FÜR SPEZ. PROPHYLAXE UND TROPENMEDIZIN
MED UNI WIEN
• Key Facts: Impfungen
• Overview: Der Österreichische Impfplan
• Key Facts: Reisemedizin
• generelle Überlegungen
• impfpräventable Erkrankungen
• nicht impfpräventable Erkrankungen
• Key Facts: Der Tropenrückkehrer
IMPFUNGEN
Nature vol 439, issue 7076, 2 February 2006
AKTIVE IMMUNISIERUNG
• Anregung selbständiger Antikörperproduktion durch Antigenkontakt
• Erkrankung
• „stille Feiung“
• IMPFUNG
Schutzbeginn nach einigen Wochen
Schutzdauer meist lange (Jahre)
Induktion eines immunologischen Gedächtnis und einer zellulären Immunität (impfstoffabhängig)
z.B. Tetanus, Polio, Masern, …..
PASSIVE IMMUNISIERUNG
• Applikation präformierter Antikörper
• homolog
• heterolog
• diaplazentar
• Sofortschutz nach Exposition, z.B.
• Tetanus
• Hepatitis A
• Tollwut
• Varizellen
• Schutzdauer limitiert durch Abbau der AK (HWZ von Ig ca. 3 Wo)
AKTIV-PASSIVE IMMUNISIERUNG
• gleichzeitige Applikation von Antikörperpräparat und Impfstoff
• nur bei Totvakzinen (Inaktivierung von Lebendimpfstoffen!)
• Vorteile
• Sofortschutz der passiven Immunisierung
• Langzeitschutz der aktiven Immunisierung
• Einsatzgebiete (= therapeutische Maßnahme)
• postexpositionelle Tetanusprophylaxe
• postexpositionelle Tollwutprophylaxe
EINTEILUNG DER IMPFSTOFFE
LEBENDIMPFSTOFFE
attenuierte Erreger
• erhaltene Immunogenität
• verminderte Pathogenität*
• bakteriell • BCG • Typhus (Ty 21a) • Cholera
(CVD103HgR) • viral
• Polio • MMR, Varizellen • Rotavirus • Gelbfieber • H. zoster • Influenza LAIV
*durch Fremdwirtpassagen, Gewebekultur, Gentechnologie
EINTEILUNG DER IMPFSTOFFE
TOTIMPFSTOFFE
inaktivierte Totvakzinen (Ganzzellvakzinen) • Viral (meist AlOH3-adjuviert) • Polio „Salk“ • FSME • Influenza • Tollwut • Hepatitis A • Japan Encephalitis
Toxoidvakzinen • formalinbehandelte, adsorbierte
Toxine = TOXOIDE • Tetanus • Diphtherie
Subunitimpfstoffe
• Bakteriell:
• Meningokokken (Men B;
konjugiert: C, ACWY)
• Pneumokokken (PS: 23-val;
konjugiert: 7-10-13 val.),
• Haemophilus influenzae (PS,
konjugiert)
• Typhus (ViPS)
• Pertussis (Pertactin, Pertussistoxin
und fil.Hämagglutinin; adsorbiert)
• Viral (adsorbiert):
• Influenza (Spalt-, Subunit)
• Hepatitis B (HBs-Antigen)
• HPV (Virushüllen)
IMPFSCHEMATA
Lebendimpfstoffe
• meist einmalige Impfung
• neuerliche Impfung nach Ablauf der Immunität (bei Indikation)
• bei MMR und Varizellen: zweimalige Gabe (wegen Versagerquote beim „Angehen“)
Totimpfstoffe
• meist dreimalige Impfung zur Grundimmunisierung
• 1.Impfung („priming des Immunsystems“)
• 2.Impfung nach 4 Wochen (Ausbildung der memory und erste AK-Antwort)
• 3.Impfung nach 6-12 Monaten (1.“Booster“: hohe Antikörpertiter und hochavide AK‘s)
• „Boosterungen“ in konstanten Abständen
Polysaccharidimpfstoffe: einmalige Gabe CAVE: Hyporesponsiveness nach wiederholter Gabe
IRREGULÄRE IMPFSCHEMATA
Grundregeln für adjuvierte Totimpfstoffe
• das immunologische Gedächtnis ist um ein Vielfaches länger als die Schutzdauer der Impfung
• „jede Impfung zählt“ KEIN Neubeginn bei dokumentierter Vorimpfung auch bei deutlichem „Überziehen“ des empfohlenen Intervalls, Fortsetzung der Impfung im normalen Impfschema
IRREGULÄRE IMPFSCHEMATA
Grundregel (bei unklarer Impfanamnese, extrem überzogenem Intervall, fraglicher
Immunantwort, Änderung der Impfstoffzusammensetzung)
einmaliger Booster sofort („shoot first, think later)
Kontrolle der Antikörper (frühestens 4 Wochen später)*
Befundinterpretation
• solide Antikörperproduktion: echter Booster
• schwache Antwort: neuerliche Impfung, Nachtestung
• keine Antwort: Neubeginn Grundimmunisierung
*nur anwendbar, wenn validierter serolog. Test existiert!!
IMPFERFOLGSKONTROLLEN (TITERBESTIMMUNG)
MÖGLICH/SINNVOLL • Diphtherie, Tetanus
• gut standardisierte und validierte Tests verfügbar • Masern, Mumps, Röteln, Varizellen
• klare Aussage von ELISA-Tests über den Schutz • Hepatitis A:
• kommerzielle Testkits erlauben gute qualitative Aussagen • Hepatitis B:
• Testkits validiert und international standardisiert, grobe Festlegung der Schutzdauer möglich, Schutzgrenze ist grob definiert
• FSME: • ELISA-Tests als Suchtests gut geeignet, jedoch Kreuzreaktivität mit
anderen Flavi-Viren (YF, JE, Dengue, West Nile, …) • Neutralisationstests: erstklassige qualitative Aussage, jedoch keine
internationalen cut-off‘s für minimale protektive Grenze definiert, da Tests laborspezifisch
• Tollwut • Poliomyelitis
IMPFERFOLGSKONTROLLEN (TITERBESTIMMUNG)
NICHT möglich/sinnvoll
• Pertussis • Meningokokken • Pneumokokken • Influenza
• Japan. Encephalitis • Rotavirus • Typhus • Cholera
• keine direkte Korrelation der Antikörperspiegel bei bakteriellen Impfstoffen mit Schutz • zelluläre Immunreaktion bedeutender: Pertussis, Meningokokken, Pneumokokken
• mukosale Immunität bei oralen Virusimpfstoffen (Rota, Polio Sabin) entscheidend, jedoch nicht messbar
• häufig keine klinische Korrelation zwischen Seroprotektion und Schutz (Influenza)
AUFGABEN DES IMPFARZTES
Information und Aufklärung über
• die zu verhütende Krankheit
• allfällige Behandlungsmöglichkeiten der Infektionskrankheit
• Nutzen der Schutzimpfung für den Einzelnen und die Allgemeinheit
• Informationen über den Impfstoff
• Angaben über Beginn und Dauer des Impfschutzes sowie über das Impfschema
• Notwendigkeit von Auffrischungsimpfungen
• Verhalten nach der Impfung
• Kontraindikationen • mögliche Nebenwirkungen und/oder Komplikationen
Anamneseerhebung mit Augenmerk auf
• Impfstatus • Allergien • Grundkrankheiten • Dauermedikation (Marcoumar®?)
Feststellung der Impftauglichkeit
IMPFDOKUMENTATION
• Die Dokumentation jeder Impfung ist Vorschrift!
• im Impfpass
• in den ärztlichen Aufzeichnungen
• Die Dokumentation umfasst
• Impfstoff
• Charge-Nummer („Aufkleber“)
• Dosis
• Durchführender (Arztstempel)
• (Impflokalisation)
• Die Aufklärung muss wie bei jeder invasiven medizinischen
Handlung erfolgen
• Sicherstellung, dass der Patient verstanden hat
• Dokumentation der Aufklärung (für Streitfall …)!!
AUFSCHIEBENDE KONTRAINDIKATIONEN
• hohes Fieber (>38°C)
• schwere Entzündungen allgemeiner Natur
• bestehende, jedoch nicht genau abgeklärte Erkrankung des Immunsystems
• schwere Störung des blutbildenden/immunologischen Systems
• Einnahme von Medikamenten, bei denen Impfungen kontraindiziert sind (z. B. > 10 mg Prednisolonäquivalent/die)
• 3 d vor und innerhalb 14 d nach operativen Eingriffen (Lebendvakzine: nicht 14 d vor und nach OP!)
Die impfstoffspezifischen Kontraindikationen sind der Fachinformation zu entnehmen.
Der Österreichische Impfplan 2015
„FALSCHE“ KONTRAINDIKATIONEN (LAUT WHO)
• leichte Erkrankung mit subfebrilen Temperaturen (bis 38°C) • leichter Durchfall bei einem sonst gesunden Kind • Hauterkrankungen (z.B. Ekzem) • chronische Herz-, Leber-, Lungen und Nierenerkrankungen • stabile neurologische Erkrankungen • antimikrobielle Therapie (Antibiotika): Ausnahme bakterielle
Lebendimpfstoffe • Verabreichung niedriger Dosen von Kortikosteroiden oder lokal
angewendete steroidhaltige Präparate (bei Dermatologika: unbehandelte Injektionsstelle wählen)
• Rekonvaleszenzphase nach einer Erkrankung
Der Österreichische Impfplan 2015
„FALSCHE“ KONTRAINDIKATIONEN (LAUT WHO)
• Frühgeburtlichkeit
• Frühgeborene sollen unabhängig von ihrem Geburtsgewicht
entsprechend dem empfohlenen Impfalter geimpft werden. Bei
extremer Frühgeburtlichkeit wird empfohlen, die betreuende
Neonatologieabteilung zu kontaktieren
• Schwangerschaft der Mutter oder anderer Haushaltsangehöriger
sowie die Stillperiode der Mutter
• möglicher Kontakt des Impflings zu Personen mit ansteckenden
Krankheiten
Der Österreichische Impfplan 2015
„FALSCHE“ KONTRAINDIKATIONEN (LAUT WHO)
• Allergien, Asthma oder andere atopische Erkrankungen oder
Allergien in der Verwandtschaft (Ausnahme: Allergien gegen
Inhaltsstoffe oder Produktionsrückstände in Impfstoffen)
• Penizillinallergie: kein Impfstoffhersteller verwendet Penizillin in der
Produktion oder als Konservierungsstoff
• Fieberkrämpfe in der Anamnese des Impflings
• plötzlicher Kindestod (SIDS) in der Familienanamnese
• Neugeborenengelbsucht
Der Österreichische Impfplan 2015
IMPFSTOFF-LAGERUNG
• Einhaltung der in der Fachinformation angegeben Temperatur für Transport und Lagerung (meist 2°- 8°)
• Transport von Impfstoffen in Kühltaschen: gefrorene Kühlakkus (-20°C) dürfen der Impfstoffverpackung NICHT DIREKT anliegen (Gefrieren des Impfstoffes!) Einfrieren ist gefährlicher als Wärme
• nicht kühlkettenpflichtige Impfstoffe: Aufbewahren oder Transportieren für wenige Stunden außerhalb des Kühlschrankes möglich, jedoch nicht bei Temperaturen über +25°, keine direkte Sonnenbestrahlung
• Temperaturmessung und Kühlschrank-Logbuch bei Lagerung unerlässlich
• Bei Lagerungsfehlern: Kontaktaufnahme mit Hersteller und Dokumentation
LEBENDIMPFSTOFFE SIND EMPFINDLICHER ALS TOTIMPFSTOFFE!
APPLIKATIONSTECHNIKEN
• intradermal (i.d.)
• intramuskulär (i.m.)
• Totimpfstoffe
• subkutan (s.c.)
• Lebendimpfstoffe
45°
90°
m. deltoideus/ m. vastus lat.*
m. deltoideus
* IMPFERFOLG!!!
IMPFTECHNIK
Empfehlungen der SAGE (Strategic Advisory Group of Experts (SAGE) on Immunization) der WHO zu Reduktion von Schmerz und Distress bei Impfungen
APPLIKATIONSSTELLEN
Erwachsene
• Regio deltiodea
Kinder (bis ca. 2-3 Jahre):
• M. vastus lateralis
PARALELLE VERABREICHUNG VON IMPFSTOFFEN
• Anzahl: UNKRITISCH
• LIMITS
• der vorhandene Platz
• die Leidensfähigkeit des Patienten!!
Verwendung von Kombinationsimpfstoffen zur Verringerung der Anzahl der Injektionen!
Ausnahme: In der Fachinformation steht es anders!
PARALELLE VERABREICHUNG VON IMPFSTOFFEN
• Totimpfstoffe
• gleichzeitige Verabreichung, auch mit Lebendimpfstoffen
• Lebendimpfstoffe
• gleichzeitige Applikation möglich
• wenn nicht zeitgleich, MINDESTABSTAND 4 WOCHEN
Verwendung von Kombinationsimpfstoffen zur Verringerung der Anzahl der Injektionen!
IMPFREAKTION
• Lokal- und Allgemeinreaktionen
• Rötung, Schwellung, Schmerzen an der Injektionsstelle
• Temperaturerhöhung/Fieber
• Kopf- und Gliederschmerzen, Mattigkeit, Müdigkeit, Übelkeit
• Schwellung der regionären Lymphknoten und Unwohlsein für die Dauer von 1 bis 3 Tagen
Ausdruck der Immunreaktion des Körpers
IMPFREAKTION
• „Impfkrankheit“
• bei Lebendimpfungen 1 bis 3 Wochen nach der Impfung möglich
• abgeschwächte Form der „Originalkrankheit“
• leichte Parotisschwellung, masern- bzw. varizellenähnliches Exanthem aber auch Arthralgien nach Impfung mit Masern-, Mumps-, Röteln- bzw. Varizellenimpfstoffen
normale Impfreaktion
„ADVERSE EVENTS FOLLOWING IMMUNIZATION” = AEFI
CIOMS/WHO Working Group on Vaccine Pharmacovigilance: 2012. Definition and Application of Terms for Vaccine Pharmacovigilance
DER ÖSTERREICHISCHE IMPFPLAN
KEY FACTS
IMPFKALENDER ALLER ALLGEMEIN EMPFOHLENER IMPFUNGEN SÄUGLINGE UND KLEINKINDER Der Österreichische Impfplan 2015
IMPFKALENDER ALLER ALLGEMEIN EMPFOHLENER IMPFUNGEN SCHULKINDER Der Österreichische Impfplan 2015
IMPFKALENDER ALLER ALLGEMEIN EMPFOHLENER IMPFUNGEN ERWACHSENE Der Österreichische Impfplan 2015
gültig nur bei vorliegender Grundimmunisierung
GENERELLE ÜBERLEGUNGEN
KEY FACTS REISEMEDIZIN
‘‘Travel-related risk can be defined as the threat of an adverse event affecting a person’s health whilst traveling, which interferes with the trip or necessitates the use of health services.’’ Noble LM, Willcox A, Behrens RH. Travel clinic consultation and risk assessment. Infect Dis Clin NorthAm 2012; 26:575–593
TRAVEL MEDICINE AND PRINCIPLES OF SAFE TRAVEL
There are two general forces explaining the remarkable growth of the new field of travel medicine
1. IMPORTANCE OF INTERNATIONAL TRAVEL
…Of greatest importance, each year 100 million persons travel from industrialized regions to high-risk regions of the tropical and semi-tropical world where the health risks are greater and the resultant medical impairments can be quite serious.
2. FREQUENCY OF ILLNESS AND INJURY WHILE AWAY FROM SUPPORT AND MEDICAL CARE SYSTEMS
.... A majority of persons crossing the Atlantic will have minor health concerns including constipation, headaches or jet lag, but travel risks are importantly increased during travel to developing tropical and semi-tropical regions, where up to half of the travelers develop a significant health problem during their trip
HERBERT L. DUPONT, M.D. TRANSACTIONS OF THE AMERICAN CLINICAL AND CLIMATOLOGICAL ASSOCIATION, VOL. 119, 2008
GENERELLE ÜBERLEGUNGEN
Aufgaben der reisemedizinischen Beratung • Erstellung eines individuellen Vorsorgeprogrammes zum Schutz
vor unangenehmen, potentiell sogar bedrohlichen Gesundheits-störungen im Zusammenhang mit dem Aufenthalt
• Impfempfehlungen
• Schutz vor impfpräventablen Infektionskrankheiten
• Expositionsprophylaxe
• Maßnahmen zur Minimierung des Infektionsrisikos bei nicht impfpräventablen Erkrankungen
• Medikamentöse Maßnahmen
• Erkrankungsvorbeugung oder Erkrankungstherapie
• Erklärung wichtiger Verhaltensmuster, Zusammenstellung einer Reiseapotheke, Informationen zur Höhenkrankheit, Reisethrombose, etc.
GENERELLE ÜBERLEGUNGEN
IMPFEMPFEHLUNG
Maßnahmen zum Schutz des Reisenden vor im Reiseland vorkommenden Infektionskrankheiten
IMPFVORSCHRIFT
Maßnahmen zur Verhinderung der Einschleppung einer Erkrankung = Formalakt zum Schutz des Landes
• Gelbfieberimpfung
• Meningokokkenimpfung bei Hajj, Umrah
GENERELLE ÜBERLEGUNGEN
KRITERIEN ZUR ERSTELLUNG DES INDIVIDUELLEN IMPFPROGRAMMES • Epidemiologie von Infektionskrankheiten im Zielland • Reise- und Aufenthaltsbedingungen, Aufenthaltsdauer
• touristische Aufenthalte • Geschäftsreisen • Individualreisen, Abenteuerreisen • Langzeitaufenthalte, berufliche Aufenthalte, Hilfseinsätze • VFR = visiting friends and relatives
• individuellen Risikosituationen • Nutzen/Risiko- und Kosten/Nutzenabwägung • individuellen Gegebenheiten
• Kontraindikationen • Unverträglichkeiten, Allergien • Grundkrankheiten, Dauermedikation • Schwangerschaft
• Impfvorschriften
IMPFPRÄVENTABLE ERKRANKUNGEN
KEY FACTS REISEMEDIZIN
IMPFPRÄVENTABLE ERKRANKUNGEN Aktualisierung der im öst. Impfplan vorgesehenen Impfungen
• Diphtherie-Tetanus-Pertussis-Polio
• MMR, Varizellen
• Hepatitis B
• Influenza (saisonal)
• Pneumokokken (altersabhängig)
• FSME (= Reiseimpfung)
reisespezifische Impfungen
• Hepatitis A
• Gelbfieber
• Tollwut
• Japan Encephalitis
• Meningokokken
• Typhus
• Cholera
Erkrankungen, die bei uns nicht oder nur mehr limitiert vorkommen, können ein veritables Risiko für den Reisenden darstellen.
POLIODespite the progress achieved since 1988, as long as a single child remains infected with poliovirus, children in all countries are at risk of contracting the disease.
The poliovirus can easily be imported into a polio-free country and can spread rapidly amongst unimmunized populations.
Failure to eradicate polio could result in as many as 200 000 new cases every year, within ten years, all over the world.
www.polioeradication.org/Portals/0/Document/Resources/StrategyWork/Rotary_Infographic_FINAL.pdf
http://www.who.int/features/qa/07/en/index.html
POLIO 5 May 2014 INTERNATIONAL SPREAD OF WILD POLIOVIRUS “PUBLIC HEALTH EMERGENCY OF INTERNATIONAL CONCERN (PHEIC)”
…..international spread of polio in 2014 continues to constitute an extraordinary event and a public health risk to other States for which a coordinated international response continues to be essential….
17 August 2015
…. since the declaration that the international spread of polio constituted a Public Health Emergency of International Concern (PHEIC), strong progress has been made by countries toward interruption of wild poliovirus transmission, implementation of Temporary Recommendations issued by the Director-General, and overall decline in occurrence of international spread of wild poliovirus
… acknowledged the strong efforts of countries in Africa to eradicate polio noting that no cases of wild poliovirus have been reported in Africa for nearly twelve months.
… noted that the international spread of wild poliovirus has continued, with two new documented exportations from Afghanistan into Pakistan which occurred in 2015.
Statement on the 5th IHR Emergency Committee meeting regarding the international spread of wild poliovirus
Statement on the 6th IHR Emergency Committee meeting regarding the international spread of wild poliovirus
POLIO 2014
POLIO 2015
POLIO
POLIO
Polio risk looms over Europe, Declan Butler, Nature, Vol 502, 31. October 2013
Österreich
POLIO 2015
Polio infizierte Länder mit Polio-Exporten
• Pakistan
• Afghanistan
Polio infizierte Länder ohne Export
• Nigeria
• Somalia
„States no longer infected by wild poliovirus but which remain vulnerable to international spread”
• Syrien
• Äthiopien
• Israel
• Irak
• Äquatorialguinea
• Kamerun
POLIO 2015
WHO-Impfempfehlung für Polio-infizierte Länder mit/ohne Export
• Alle Einwohner und Langzeitreisenden (> 4 Wochen) sollen/sollten eine Polioimpfung (OPV oder IPV) zwischen 4 Wochen und 12 Monate vor der Ausreise aus dem Polio infizierten Land erhalten
• Bei dringenden Reisen (z.B. innerhalb von 4 Wochen) sollen /sollten alle oben erwähnten Personen, die in den letzten 4 Wochen bis 12 Monate noch keine Polio-Impfdosis erhalten hatten, spätestens zum Zeitpunkt der Ausreise aus dem Land eine Polioimpfung (OPV oder IPV) erhalten
• Die Impfung muss in einem Internationalen Impfausweis dokumentiert sein
POLIO 2015
Impfempfehlung für Reisende
• Grundimmunisierung und Auffrischungen entsprechend den Empfehlungen des öst. Impfplanes, speziell für
• Pakistan • Afghanistan • Somalia • Nigeria
• vulnerable Regionen
• spezieller Hinweis: bei polio-infizierten Ländern mit/ohne Export (Pakistan, Afghanistan, Somalia, Nigeria) kann bei Ausreise eine maximal 12 Monate zurückliegende, im Impfpass dokumentierte Polio-Auffrischung mit IPV bei Aufenthaltsdauer von mehr als 4 Wochen verlangt werden
Integrierung der routinemäßigen Polio-Auffrischungsimpfung in öst. Impfplan 2013
HEPATITIS B
CDC Yellow Book 2016
HEPATITIS B
• häufigste schwerwiegende Leberinfektion weltweit
• weltweit > 2 Milliarden Menschen infiziert
• 450 Millionen chronische Virusträger
• ca. 600.000 Todesfälle/Jahr in direkter Beziehung zu einer Hepatitis B-Infektion
• 100 x infektiöser als HIV
• Virusausscheidung in allen Körperflüssigkeiten
HEPATITIS B
ERREGER doppelsträngiges DNA-Virus (Hepadnaviridae) HAUPTÜBERTRAGUNGSWEGE
• Blut- und Blutprodukte • unsterile medizinische Instrumente • ungeschützte Sexualkontakt
KLINIK • ähnlich wie Hepatitis A, jedoch meist deutlich schwerer und längerer
Erkrankungsverlauf SONDERVERLÄUFE
• fulminante Hepatitis B (akutes Leberversagen) • Chronische Hepatitis B
• chronischer Hepatitis-B-Virusträger • chronisch persistierende Hepatitis B • chronisch aggressive Hepatitis B (permanente Virusvermehrung,
schubhafter Verlauf, Endstadium: Leberzirrhose oder Leber-zellkarzinom)
HEPATITIS B
HEPATITIS B-IMPFSTOFFE • Monokomponentenimpfstoffe: Engerix ®, HB-vax Pro ®
(Erwachsene, Kinder)
• Hepatitis A/B-Kombinationsimpfstoff: Twinrix ® (Erwachsene, Kinder)
• 3 Impfungen Monat 0-1-6(12)
individuell unterschiedliches Ansprechen auf die Hepatitis B-Impfung
HEPATITIS B-TITERKONTROLLE frühestens 1 Monat, optimalerweise 6 Monate nach Grundimmunisierung
Hepatitis-B-Impfung im kostenfreien Impfkonzept in Österreich integriert: Sechsfachimpfung (DTaP-IPV-HBV-HIB) Auffrischung im Schulalter
HEPATITIS B HEPATITIS B-TITER-INTERPRETATION UND VORGANGSWEISE FÜR RISIKOGRUPPEN
• Hbs quant ≥100 IU/l: Auffrischung alle zehn Jahre (bei Erstimpfung >50a: 5 Jahre)
• Hbs quant 20 – 100 IU/l: Auffrischung in 1 Jahr
• Hbs quant <20 IU/l: Auffrischung innerhalb von 3 bis 6 Monaten mit neuerlicher Titerkontrolle, zusätzliche Testung auf Hbs AG und Hbc AK zum Ausschluss einer chron. HBV-Infektion empfehlenswert
häufigere Titerkontrollen bei Immunsuppression!
HEPATITIS B
Lancet. 2000 Feb 12;355(9203):561-5.
Longtermprotection against Hepatitis B-infection in successfully vaccinated people,
Data adapted from Plotkin & Orenstein, Vaccines 2004
HEPATITIS B
HEPATITIS B-IMPFINDIKATION • Generelle WHO-Impfempfehlung für alle Personen (seit 1997, auch für
Regionen mit niedriger Inzidenz) • Impfempfehlung für Risikogruppen inklusiver regelmäßiger
Auffrischungsimpfungen • alle in medizinischen Berufen tätigen Personen (inkl. SchülerInnen und StudentInnen) • Personen mit Infektionsrisiko durch Blutkontakte mit möglicherweise infizierten
Personen (Ersthelfer, Polizisten); Personen, die beruflich Injektionsnadeln einsammeln oder entsorgen, Personal plasmafraktionierender Unternehmen, Personal von Einrichtungen für geistig Behinderte
• Kontaktpersonen zu an Hepatitis B Erkrankten oder HBsAg-Trägern (sofern nicht immun oder der nicht selbst HBsAg-Träger)
• Nicht immune Personen mit chronischer Lebererkrankung • Personen mit häufigem Bedarf an Plasmaprodukten (z. B. Hämophile), Prädialyse- und
Dialysepatienten (höhere Dosis von 40 μg) • Personen mit riskantem Sexualverhalten • Intravenöser Drogengebrauch • Reisende in Gebiete mit hoher Hepatitis B Infektionsprävalenz
Der Österreichische Impfplan 2015
HEPATITIS A ERREGER
• Picornavirus (RNA-Virus) ÜBERTRAGUNG
• enger Personenkontakt (Schmutz- Schmierinfektion): Haushaltskontakte, Kindergärten, Schulen etc.
• kontaminierte Nahrungsmittel: rohes und kopfgedüngtes Gemüse bzw. Salat, Trinkwasser, Eis, Muscheln, etc.
• selten: Blutübertragung (z.B.: „needle-sharing“), MSM
KLINIK
• Appetitlosigkeit, Abneigung gegen bestimmte Nahrungsmittel, Übelkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie leichtes Fieber, Gelbsucht
• bei Kindern asymptomatische Verläufe möglich
• erhöhtes Komplikationsrisiko im höheren Lebensalter
HEPATITIS A
The Global Prevalence of Hepatitis A Virus Infection and Susceptibility: A Systematic Review WHO/IVB/10.01
HEPATITIS A
Epidemiologie-Jahresbericht Kinder 2014, Paulke-Korinek et al
IMPORTIERTE HEPATITIS A-INFEKTIONEN BEI KINDERN (1998-2013) (201/429)
HEPATITIS A
HEPATITIS A-IMPFSTOFFE
• Monokomponentenimpfstoffe
• Havrix 1440/junior® , Epaxal ®, Vaqta® • 2 Impfungen Monat 0 -6(12), ab dem vollendeten 1. Lj. • Schutzdauer nach Grundimmunisierung mind. 20 Jahre
• Hepatitis A/B-Kombinationsimpfstoff
• Twinrix ® (Erwachsene, Kinder) • 3 Impfungen Monat 0-1-6(12) • Hepatitis A-Schutz nach Grundimmunisierung mind. 20 Jahre, Hepatitis
B-Titerkontrolle wegen individuell unterschiedlichen Ansprechens erforderlich
• Hepatitis A-Typhus-Kombinationsimpfstoff
• Viatim®, Hepatyrix® • einmalige Impfung (Typhus-Schutz ca. 3 Jahre, Hepatitis A-Auffrischung
nach 6 – 12 Monaten)
GELBFIEBER
CDC, Yellow Book 2016
GELBFIEBER ERREGER • Flavivirus
ÜBERTRAGUNG • Stechmücken der Gattung
Aedes VIRUSRESERVOIR • Infizierte
Affenpopulationen, in Südamerika auch Beuteltiere und Nager
• sylvatischer, intermediärer, urbaner Zyklus
GELBFIEBER
ERKRANKUNG IKZ: 3-6 (10) Tage Milde Verlaufsform • hohes Fieber (bis 40°) Kopf- und Muskelschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und
Nasenbluten • Genesung nach einigen Tagen Klassische Verlaufsform • plötzlicher Beginn mit hohem Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Übelkeit und
Erbrechen, niedrigem Puls, Zeichen einer Blutungsneigung (z. B. Nasenbluten) = Infektionsstadium).
• Fieberabfall, Verbesserung des Allgemeinzustandes und großes Schlafbedürfnis als Zeichen einer Remission, die auch in eine Genesung übergehen kann.
• Erneuter Fieberanstieg mit neuerlicher Verschlechterung des Zustandsbildes = Intoxikationsstadium: Gelbsucht, Nierenfunktionsstörungen mit Abnahme der Harnmenge, Blutungsneigung (Bluterbrechen, blutige Stühle, Haut- und Schleimhautblutungen) und Störungen des Zentralnervensystems.
• Tod nach sieben bis zehn Tagen durch Nieren- und Leberversagen mit Delirium und schweren Blutungen ein.
GELBFIEBER
IMPFSTOFF
• 17-D-Virus-Lebendimpfstoff, auf Hühnerembryonen gezüchtet • einer der sichersten Lebendimpfstoffe (Verwendung >60 Jahre),
einzelne Fälle schwerer Nebenwirkungen jedoch bekannt • Laut WHO 2013: lebenslange Schutzdauer, bisherige internationale
Gültigkeit von 10 Jahren wird umgestellt
NEBENWIRKUNGEN
• KLASSISCH
• Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, 5-14 Tage p.v. • <1/1 Mill. Impfungen: akut-allergische Reaktion wegen
Hühnereiweißallergie
GELBFIEBER
NEBENWIRKUNGEN
• YF VACCINE ASSOCIATED NEUROTROPIC DISEASE (YEL-AND)
• meningeales Zustandsbild, 7-21 Tage nach Impfung • Inzidenz: ca. 1/8 Mill. Impfungen • Risikofaktor: Alter < 6 Monate
• YF VACCINE ASSOCIATED VISCEROTROPIC DISEASE (YEL-AVD)
• ca. 40 dokumentierte, davon 24 sehr wahrscheinlich vakzinebedingte Fälle
• fieberhaftes Multiorganversagen, My- u. Arthralgien, Erhöhung von Bilirubin und Leberenzymen, Thrombopenie, DIC, Lymphopenie, Rhabdomyolyse, Hypotension, Oligurie,
• ca. 2-5 Tage p.v, ALLE FÄLLE BEI ERSTIMPFUNG, inkomplette Surveillance
GELBFIEBER
SAGE (Strategic Advisory Group of Experts on Immunization, WHO)
Statement • Auf Grund der derzeit zur Verfügung stehenden Daten ist bei der Impfung
von Personen über 60 Jahren Vorsicht angebracht, wenn es sich um
Erstimpfungen handelt.
• In jedem Fall soll für diese Personengruppe eine Nutzen-Risiko Abwägung
durchgeführt werden:
• Zu erwartendes persönliches YF-Risiko (bereiste Region, Jahreszeit,
Expositionsdauer, Reiseaktivitäten, lokale YF-Transmissionsdaten)
• Das Risiko eines AEFI unter Berücksichtigung zusätzlicher individueller
Risikosituationen wie Grundkrankheiten oder Medikationen
www.who.int/immunization/sage/meetings/2013/april/1_Background_Paper_Yellow_Fever_Vaccines.pdf
TOLLWUT • unbehandelbare, tödlich
verlaufende Rhabdo-virusinfektion
• in über 150 Ländern mit mehr als 3 Milliarden Menschen ein signifikantes Gesundheitsproblem
• JEDES JAHR STERBEN CA. 70.000 MENSCHEN AN TOLLWUT
• MEHR ALS 10 MILLIONEN MENSCHEN ERHALTEN EINE POSTEXPOSITIONELLE PROPHYLAXE
WHO, ITH 2015
TOLLWUT INFEKTIONSQUELLE
• Infizierte, wildlebende Fleischfresser, d. h. Füchse, Hunde, Katzen, Schakale, Affen, ev. Fledermäuse
ÜBERTRAGUNG
• Biss oder Hautkontakt (Virusausscheidung im Speichel)
ERKRANKUNG
• Schlundkrämpfe, Schluckunfähigkeit
• Hydrophobie, Aerophobie
• Rastlosigkeit, Halluzinationen, Desorientiertheit
• Koma, Tod nach 1-2 Wochen
TOLLWUT
IMPFSTOFF
• Purified chick embryo cell vaccine (PCEC): RABIPUR® • 1,0ml enthält >2,5 IE Tollwutvirus (inaktiviert, Stamm
Flury LEP)
• Applikation: i.m. oder i.d. (in Ö: off-label, immunologisch jedoch ebenbürtig)
• ausgezeichnete Verträglichkeit und Wirksamkeit
• kein unteres Alterslimit für Tollwutimpfung
• ausgezeichnete immunologische „memory“ nach Grundimmunisierung, auch nach vielen Jahren Booster ausreichend
TOLLWUT
PRÄEXPOSITIONELLE TOLLWUTIMPFUNG
• Standardimpfschema: drei Dosen Tag 0-7-28 • verkürzte Impfschemata:
• drei Dosen Tag 0-7-21 (28) • drei Dosen Tag 0-3-7*
POSTEXPOSITIONELLE TOLLWUTPROPHYLAXE (PEP)
• UNGEIMPFTE • Wundreinigung mit Seifenlösung, Desinfektion, Tetanusprophylaxe,
ev. chir. Versorgung • HRIG = humanes Tollwuthyperimmunglobulin: 20IE/kgKG • vier Impfdosen: Tag 0-0-7-21 • alternatives (Essener) Schema: fünf Dosen: Tag 0-3-7-14-(28)
• GEIMPFTE • zwei Impfdosen: Tag 0-3 • kein Immunglobulin!
*Khawplod P et al, 2007, J Travel Med Zulassung in Europa eingereicht
TOLLWUT
INDIKATION FÜR PEP
• alle Bisse
• Knabbern an unbedeckter Haut
• nicht blutende oberflächliche Kratze
• nicht blutende Hautabschürfungen
• jeder Kontakt mit Schleimhaut, Wunden oder Speichel
• JEDER Fledermauskontakt: alle Bissverletzungen, ferner Begegnungen im Schlaf (in Gebäuden)
• Kontakt mit Patienten mit Tollwutverdacht oder – nachweis
• Kontakt mit virushaltigem oder suspekten Labormaterial
TOLLWUT
DAS DILEMMA IN DER REISEMEDIZIN
• relativ großes POTENTIELLES Risiko • 1/5000 Reisenden hat potentiell tollwutsuspekten Tierkontakt
(R.Steffen, pers.) • Tierkontakte sind meist nicht kalkulierbar • Tollwut ist immer tödlich
• relativ kleines ABSOLUTES Risiko
• touristisch erworbene Rabiesfälle sind sehr selten • die Möglichkeit der postexpositionellen Prophylaxe ist ein
Sicherheitsbackup
Animal bites in US (http://emedicine.medscape.com/article/768875-overview#a0199): • geschätzte 3-6 Mill. Tierbisse/a, ca. 80-90% durch Hunde, 5-15% durch Katzen, höchste Inzidenz bei Kindern zwischen 5 und 9 Jahren ANIMAL BITE MANAGEMENT PRACTICES: STUDY AT THREE MUNICIPAL CORPORATION HOSPITALS OF AHMEDABAD (Sheetal et al, National Journal of Community Medicine 2010, Vol. 1 Issue 2) • Studie über 300 Tierbisse, 97,33% Hundebisse, fast die Hälfte der Fälle bei unter 20-Jährigen, Mann/Frau-Ratio 3:1 RABIES COUNTRY PROFILE: THAILAND (WHO, Regional Office for South East Asia) • Rabies is still a public health problem in Thailand. The number of people exposed to animal bites varies from 300 000 – 400 000 per year and • it is estimated that 17 000 – 25 000 patients need application of rabies immunoglobulin due to third-degree exposure
JAPAN ENCEPHALITIS ERREGER
• Flavivirus • mind. 4 Genotypen • ev. unterschiedliche Virulenz • Genotyp III am weitesten verbreitet
VIRUSRESERVOIR
• wildlebende Wasservögel • amplifying host: Schweine • Mensch als totes Ende im
Übertragungszyklus
ÜBERTRÄGER
• Stechmücken der Gattung Culex
CDC, Yellow Book 2016
JAPAN ENCEPHALITIS
• häufigste Ursache der Encephalitis in Asien und Teilen des Westpazifik
• Übertragung überwiegend in ländlichen, landwirtschaftlichen Gebieten mit Reisanbau, jedoch auch periurban
• in gemäßigten Klimazonen saisonal, in subtropisch-tropischen Regionen abhängig von der Monsunzeit, regional ganzjährig
• klinisches Bild einer viralen Meningoencephalitis oder Meningoencephalomyelitis
JAPAN ENCEPHALITIS
IMPFSTOFF IXIARO® • Formalin GMP-konform inaktivierter, Al-Hydroxid adjuvierter
Verozell-Impfstoff, Stamm SA14-14-2
• Impfschema:
• zwei Impfungen (i.m.) im Abstand von 28 Tagen
• Schnellschema: zwei Impfungen Tag 0 – 7 (Zulassung 2015)
• Booster nach 12 bis 24 Monaten
• Schutzdauer: Antikörperpersistenzstudien im Laufen, wahrscheinlich 10 Jahre
• Zulassung für Kinder (ab dem 2. Lebensmonat, bis zum 3. Lebensjahr: halbe Dosierung)
• ausgezeichnete Verträglichkeit
JAPAN ENCEPHALITIS
DAS DILEMMA IN DER REISEMEDIZIN
• hohes potentielles Risiko wegen weiter Verbreitung
• kleines aktuelles Risiko bei Reisenden
• Inzidenz 1/1,000.000 Reisende nach Asien
• Risikovarianz zwischen 1/5000 – 1/20.000 in Reisbaugebieten
• rechnerisches Risiko (Shlim & Solomon, 2002) ~ 1/10.000 pro Aufenthalt in hochendemischem Gebiet (vgl.FSME!!!)
• saisonale und regionale Schwankungen, epidemische Ausbrüche möglich
• schwerer klinischer Verlauf
• 1/3 tödlich
• 1/3 permanente neurologische Defizite
• 1/3 völlige Heilung
JAPAN ENCEPHALITIS INDIKATIONSSTELLUNG
Aufklärung über Vorkommen von JE im Zielgebiet
• individuelle Risiko-situationen
• persönlichen Reiseumstände • Regionen • Risikosituationen
• kumulatives Risikos bei Mehrfachreisenden
• ev. arbeitsrechtliche Konsequenzen bei Entsendung in Verbreitungsgebiete
ZIELGRUPPE
• Reisende in die Endemiegebiete Süd- und Südostasiens mit Aufenthalt in ländlichen Gebieten, besonders • Indien • Sri Lanka • Nordthailand • Myanmar • Laos • Kambodscha • Vietnam • Teile von Indonesien und
Malaysia etc.
MENINGOKOKKEN ERREGER • NEISSERIA MENINGITIDIS
(gram-negative Diplokokken) • 13 SEROGRUPPEN auf Basis
von Kapselpolysaccariden • A, B, C, W135, X, Y für den
Menschen am bedeutendsten • SEROTYPEN und
SEROSUBTYPEN nach • outer membrane proteins
(OMP) • class 2 and 3 porin proteins
(porB) • class 1 porin protein (porA)
• IMMUNOTYPEN nach Lipooligosacchariden
ÜBERTRAGUNG
• Tröpfcheninfektion • direkter Kontakt (Erkrankte) • gesunde Bakterienträger
(Prävalenz 1 – 35%) IKZ
• 2 bis 10 Tage KRANKHEITSBILDER
• Meningokokkenmeningitis (bis 50%)
• Meningokokkenbakteriämie • Meningokokkensepsis
(Purpura fulminans, Waterhouse–Friderichsen Syndrom (Letalität > 25%)
• respiratorische Infektionen (Pneumonie, Epiglottitis, Otitis media)
• fokale Infektionen (Conjunctivitis, sept. Arthritis, Urethritis, purlente Pericarditis
• chron. Meningokokkensepsis
MENINGOKOKKEN
SEROTYPEN-VERTEILUNG
• Gruppe A
• Afrika (Meningitisgürtel)
• Gruppe B, C
• > 90% in Europa, Brasilien zunehmend
• Gruppe B, C, Y
• je 30% in den USA
• Y auch in Europa steigend
• Gruppe W135
• Arabischer Raum (Mekka)
WHO, ITH 2015
MENINGOKOKKEN
IMPFSTOFFE
• Monovalente, konjugierte Men C-Impfstoffe • Meningitec®, Menjugate® • konjugiert an CRM 197
(Diphtherie-Toxoid) • NeisVac C® konjugiert an
Tetanus-Toxoid • Tetravalente, konjugierte Meningokokken ACW135Y-Impfstoffe • Menveo® (konjugiert an CRM
197) • Nimenrix ® (konjugiert an
Tetanus-Toxoid) • altersabhängiges Mehrdosen-
Impfschema, bei Erwachsenen einmalige Impfung
Meningokokken B-Impfstoff (Bexsero®)
• Recomb. N. meningitidis serogroup B NHBA fusion protein
• Recomb. N. meningitidis serogroup B NadA protein
• Recomb. N. meningitidis serogroup B fHbp fusion protein
• Outer membrane vesicles (OMV) of N.meningitidis serogroup B strain NZ98/254 measured as amount of total protein containing the PorA 1.4
• adsorbiert an Al-Hydroxid
• altersabhängiges Mehrdosen-Impfschema, bei Erwachsenen 2 Dosen im Abstand von mind. 4 Wochen, optimalerweise 2 Monate
• Impfstoffwahl von regionaler Meningokokken-Epidemiologie abhängig
• reisemedizinisch relevant: ACW135Y
MENINGOKOKKEN
IMPFUNG IN DER REISEMEDIZIN
• IMPFPFLICHT
• Hajj- und Umrah-Reisen nach Saudi-Arabien (HOCHRISIKOSITUATION)
• IMPFEMPFEHLUNG
• Reisen in Gebiete mit aktuellen epidemischen Ausbrüchen oder Epidemiegefahr (HOCHRISIKOGEBIET)
• Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe mit erhöhter Übertragungsmöglichkeit (Katastrophenhelfer, Militär in Auslandseinsätzen, med. Personal)
• Reisen in den erweiterten Meningitisgürtel bei zusätzlichen Risikofaktoren für schweren Krankheitsverlauf (funktionelle oder anatomische Asplenie, angeborene Komplementdefekte, Hypogammaglobulinämie, chron. Niereninsuffizienz)
• Reisen in den erweiterten Meningitisgürtel mit zusätzlichen Risikofaktoren für erhöhte Übertragungsmöglichkeit wie enger Kontakt zur einheimischen Bevölkerung Abenteuer-Reisende, Besuch von Schulen etc
• IMPFÜBERLEGUNG
• Reisen in den erweiterten Meningitisgürtel bei möglichlichen Risikofaktoren für schwere KH-Verläufe (chron. Erkrankungen wie z. B. Diab. mell, Alter über 65a)
Reisemedizinische Konsensus- Empfehlung Impfung ´mit konjugiertem Meningokokken ACWY-Impfstoff G. Burchard; J. Elias; C. Hatz; T. Jelinek; R. Steffen; U. Wiedermann-Schmidt
TYPHUS ERREGER
• Salmonella enterica Serovar typhi
ÜBERTRAGUNG
• Schmierinfektion • kontaminierte
Nahrungsmittel (asymptomatische Dauerausscheider)
VORKOMMEN
• subtropische und tropische Regionen mit schlechtem Hygienestandard
An estimated 22 million cases of typhoid fever and 200,000 related deaths occur worldwide each year; an additional 6 million cases of paratyphoid fever are estimated to occur annually. Each year in the United States, approximately 300 culture-confirmed cases of typhoid fever and 100 cases of paratyphoid fever are reported. More than 80% of reports of typhoid fever and >90% of reports of paratyphoid fever caused by Salmonella Paratyphi A are of travelers to southern Asia. Other areas of risk include East and Southeast Asia, Africa, the Caribbean, and Central and South America.
CDC Yellow Book 2016
TYPHUS
ERKRANKUNGSBILD
• anfänglich uncharakteristische Allgemeinsymptomen: Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, Obstipation (KEINE DURCHFÄLLE), steigende Temperaturen, Apathie, eventuell Nasenbluten
• gegen Ende der ersten Krankheitswoche Continua (gleichmäßig hohes Fieber um 40°C) mit langsamer Herzfrequenz
• zunehmende Benommenheit (Typhos = Nebel) • Leber- und Milzschwellung, eventuell sogar eine leichte Gelbsucht • gegen Ende der zweiten Krankheitswoche ein ganz flüchtiger Hautausschlag
(Roseolen) am Rumpf möglich • in der dritten Krankheitswoche erbsbreiartige Durchfälle, dann Abfieberung • Komplikationen: Darmblutungen oder Darmperforationen, Herzmuskelentzündung,
Venenentzündungen, Lungenentzündung, Gallenblasenentzündung und Meningoencephalitis (Entzündung des Gehirns) sowie Knochenmarkseiterungen
DIAGNOSTIK
• Blutkultur
THERAPIE
• Antibiotika (Cave: Resistenzen!) • unterstützende Maßnahmen
TYPHUS
IMPFSTOFFE Vivotif® • oraler Lebendimpfstoff • Galaktose-Epimerase
defiziente S. Typhi 21a in magensaft-resistenten Kapseln
• v.a. lokale sIgA Immunität im Darm
• Schutzrate ca. 67% • Schutzdauer 2-3 a • Interaktion mit Antibiotika
und Malariamedikamenten
Typhim VI® ,Typherix® • gereinigtes Vi-Kapsel-
polysaccharid von S. Typhi • nicht konjugiert • Konservierungsmittel:
Phenol • Schutzrate ca. 70% im
Feldversuch • Schutzdauer ca. 3 a • kein Schutz vor VI-neg. S.
typhi • Hyporesponsiveness??
WICHTIGSTE PRÄVENTIVE MASSNAHME: STRIKTE LEBENSMITTELHYGIENE
TYPHUS • Travelers to South Asia are at
highest risk for infections that are nalidixic acid-resistant or multidrug-resistant (i.e., resistant to ampicillin, chloramphenicol, and trimethoprim-sulfamethoxazole) .
• Travelers who are visiting relatives or friends and who may be less likely to eat only safe foods (cooked and served hot) and beverages (carbonated beverages or those made from water that has been boiled) are at greater risk.
• Travelers have acquired typhoid fever even during brief visits of less than 1 week to countries where the disease is endemic
Summary of the Statement on International Travellers and Typhoid by the Committee to Advise on Tropical Medicine and Travel (CATMAT) CCDR - 20 February 2014 • Volume 40-4
CHOLERA
ERREGER
• Vibrio cholera (Ogawa und Inaba,3 Biotypen)
ÜBERTRAGUNG
• fäko-oral
INFEKTIONSQUELLE
• Wasser • Kontaminierte
Nahrungsmittel und Getränke
WHO,ITH 2015 WHO: nur 5-10 % aller Cholerafälle werden gemeldet
CHOLERA KLINIK
gutartiger Verlauf:
• Bauchkrämpfe, wässrige Durchfälle, Flüssigkeitsverlust bis 1 L pro Tag. Erkrankungsdauer 2-5 Tage
klassischer Verlauf:
• Heftiges Erbrechen, massive reiswasser-ähnliche Durchfälle (bis 1 L Flüssigkeitsverlust pro Stunde) → Austrocknung, Schock und Nierenversagen
• Unbehandelt: Todesrate 50% (besonders Kinder)
THERAPIE
• Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr
• Antibiotika
Das Cholera-Infektionsrisiko für Reisende liegt zwischen 1x10-4 bis 2x10-6 je nach Land, Reisestil und epidemiologischer Lage
Das Cholera-Erkrankungsrisiko für touristisch Reisende liegt bei etwa 0,3x10-5, tödliche Verläufe sind nicht bekannt
CHOLERA
IMPFSTOFF
ORALER TOTIMPFSTOFF (Dukoral®)
• Zusammensetzung: 2.5 x 1010 Zellen:
• V. cholerae O1 Inaba klassisch, hitzeinaktiviert • V. cholerae O1 Inaba El Tor formalininaktiviert • V. cholerae O1 Ogawa classic hitzeinaktiviert • V. cholerae O1 Ogawa classic strain, formalininaktiviert • Recombinante Choleratoxin B subunit: 1mg • Puffer
• zweimalige Schluckimpfung im Abstand von 1 – 6 Wochen
• Cholera-Schutz 2 Jahre
• Schutz vor ETEC-bedingten Reisedurchfällen 3 Monate
• gute Wirksamkeit gegen Cholera (Einsatz für Reisende wegen seltenem Vorkommen limitiert),
• eingeschränkte Wirksamkeit gegen Diarrhö verursacht durch ETEC
in EU keine Zulassung für Reisediarrhoe
CHOLERA
IMPFINDIKATION
Einsatz bei Risikogruppen:
• Personal im Katastropheneinsatz (z.B. Erdbeben, Tsunami, …)
• bei Epidemien • Abenteuertourismus in endem. Gebieten • (fehlende med. Versorgung) • Langzeitaufenthalt in Endemiegebieten • „visting friends & relatives“ • Pilger, Massenveranstaltungen (Hajj) • bestehende Grunderkrankungen
NICHT IMPFPRÄVENTABLE ERKRANKUNGEN
KEY FACTS REISEMEDIZIN
NICHT IMPFPRÄVENTABLE ERKRANKUNGEN
FOOD BORNE DISEASES
• Reisediarrhoe
• Hepatitis E
PRÄVENTION
• Lebensmittelhygiene
• kein Leitungswasser
• keine Eiswürfel und keine Eiscreme
• keine Salate oder rohes Gemüse
• keine rohen Fisch- und Fleischzubereitungen
• kein ungeschältes Obst
REISEDIARRHOE AUSLÖSER
• ca. 90% Bakterien und/oder deren Toxine • ca. je 5% Parasiten und Viren
KRANKHEITSBILD
• in der Regel meist harmloses, selbstlimitierendes Krankheitsbild mit flüssigen Stühlen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Fieber
• bei speziellen Risikogruppen (wie z. B. Kleinkindern, chron. Kranken oder Immunsupprimierten) jedoch komplizierte Verläufe möglich
• Komplikationen • „postinfektiöse Colitis“ • Morbus Reiter • schwerwiegende Komplikationen bei
LOPERAMIDABUSUS (nekrotisierende Colitis, Perforation) möglich
1Unpublished; used with permission of Robert Steffen, Zurich, Switzerland. CDC Yellow Book 2014
HEPATITIS E ERREGER
• Hepatitis E-Virus • verschiedene Genotypen
(tierisches Virusreservoir von Genotyp 3 und 4)
ÜBERTRAGUNGSWEG
• kontaminierte Nahrungsmittel
KLINIK
• Klinischer Verlauf wie Hepatitis A, hohe Letalität bei Schwangeren
PRÄVENTION
• Lebensmittelhygiene, keine Impfung verfügbar
CDC, Yellow Book 2016
NICHT IMPFPRÄVENTABLE ERKRANKUNGEN
VECTOR BORNE DISEASES
• Malaria
• Dengue
• Chikungunya, Zika, West Nile, …
PRÄVENTION
• Insektenschutz
• Tragen adäquater Bekleidung (langärmelige Bluse und Hemden, lange Hosen)
• Imprägnierung der Bekleidung
• Verwendung von Repellentien
• bei Malaria: zusätzlich medikamentöse Maßnahmen
MALARIA • 3,3 Milliarden Menschen in 97
Ländern in Risikogebieten (41% der Weltbevölkerung)
• 2,1 Milliarden in low-risk-Regionen (<1% Fälle pro 1000), 97% außerhalb Afrikas
• 1,2 Milliarden in Hochrisikogebieten (≥1% Fälle pro 1000), überwiegend in Afrika, regional in Südostasien WHO, World Malaria Report 2014
Daten für 2013:
• geschätzte 198 Millionen Malariafälle (124 – 283 Millionen)
• 584 000 Malariatodesfälle
• 82% der Malariafälle und 90% der Malariatodesfälle in der WHO-Region Afrika
• überwiegend bei Kindern unter 5 Jahre und Schwangeren
MALARIA ERREGER (Protozoen)
• Plasmodium falciparum (Malaria tropica = AKUT-LEBENSBEDROHENDES KRANKHEITSBILD
• Plasmodium vivax und ovale (Malaria tertiana)
• Plasmodium malariae (Malaria quartana)
• Plasmodium knowlesi
ÜBERTRAGUNG
• weibliche Stechmücken der Gattung Anopheles
• Transfusions-/ Transplantationsmalaria
• kongenitale Malaria
Dämmerungs- und Nachtaktivität!
MALARIA PRÄVENTION
• Expositionsprophylaxe = Maßnahmen zur Reduktion des Infektionsrisikos = INSEKTENSCHUTZ
• Tragen adäquater Bekleidung (langärmelige Bluse und Hemden, lange Hosen)
• Imprägnierung der Bekleidung
• Verwendung von Repellentien
• Verwendung von Moskitonetzen
• Fensterverdrahtungen
• Aufenthalt in klimatisierten Räumen
MEDIKAMENTÖSE MASSNAHMEN
• permanente Chemoprophylaxe (für Regionen mit hohem Risiko und P. falc. als dominanter Spezies)
• Notfallselbstmedikation (für Regionen mit niedrigem bis mittlerem, z. T. regional unterschiedlichem Risiko und P. falc. als nicht dominierender Spezies)
MALARIA CHEMOPROPHYLAXE
• permanente Einnahme eines Medikamentes vor, während und nach der Reise
• Einnahmezeitraum substanzspezifisch
• fast alle Mittel blutschizontozid (Abötung der bereits entwickelten Blutformen = Suppressivprophylaxe)
• keine Wirkung auf sekundäre Gewebsschizonten (Rezidive bei Pl. vivax!)
• keine Verhinderung der Infektion
NOTFALLSELBST-MEDIKATION (NSM)
• selbstständige Einnahme einer therapeutischen Dosis eine Malariamedikamentes (blutschizontozid) bei Auftreten einer Malariasymptomatik (= hohes Fieber, Allgemeinsymptome, Kopfschmerzen etc.), wenn keine sofortige medizinische Versorgung möglich ist
MALARIA
MEDIKAMENTE ZUR CHEMOPROPHYLAXE
• ATOVAQUON/PROGUANIL • Malarone®
• Atovaquon/Proguanil-hydrochlorid®
• MEFLOQUIN • Lariam®
• DOXYCYCLIN-MONOHYDRAT • Vibramycin®
MEDIKAMENTE ZUR NSM
• ATOVAQUON/PROGUANIL • Malarone®
• Atovaquon/Proguanil-hydrochlorid®
• ARTEMETHER/ LUMEFANTRIN
• Riamet® (in Ö nicht verfügbar)
• DIHYDROARTEMISININ/-PIPERAQUIN
• Eurartesim® (in Ö nicht verfügbar)
MALARIA
KRITERIEN ZUR ERSTELLUNG DER MALARIAPROPHYLAXE-EMPFEHLUNG
• MALARIARISIKO im Reisegebiet
• regionale epidemiologische Situation
• Daten bei Reisenden
• RESISTENZSITUATION von P. falciparum
• RISIKO VON NEBENWIRKUNGEN
• INDIVIDUELLE KRITERIEN
• Grundkrankheiten
• Kontraindikationen/Unverträglichkeiten
• Compliance
• Interaktionen
• Reisebedingungen
• RISIKO-NUTZEN-KALKULATION
MALARIA
konsensuelle Malariaempfehlungen zwischen D – CH - Ö
DER TROPENRÜCKKEHRER
DER KRANKE TROPENRÜCKKEHRER
• Feststellung des Schweregrades der Erkrankung (für das weitere Procedere essentiell)
• exakte Anamneseerhebung unter besonderer Berücksichtigung von • Reiseziel, Reisedauer
• zeitlichem Ablauf der Beschwerdesymptomatik in Relation zur Reise
• Einhaltung reisemedizinischer Maßnahmen (Impfungen, Malariaprophylaxe, Insektenschutz, Lebensmittelhygiene, Insektenstiche, Tierkontakte, Sexualverhalten, med. Interventionen, …)
gesundheitliche Probleme während der Reise in 22% - 64% , meist milder Natur
medizinische Versorgung vor Ort bei 8%
INKUBATIONSZEITEN
INKUBATIONSZEIT UNTER 14 TAGE
Chikungunya 2–4 Tage (1–14 Tage) Tropen- und Subtropen
Dengue 4–8 Tage (3–14 Tage) Tropen- und Subtropen
Arbovirus-Encephalitis (JE,
FSME, West Nile virus, …) 3–14 Tage (1–20 Tage)
regíonal unterschiedliches
Vorkommen
Typhus 7–18 Tage (3–60 Tage) besonders indischer
Subkontinent
akute HIV-Infektion 10–28 Tage (10 Tage to 6 Wo) weltweit
Influenza 1–3 Tage weltweit
Legionellose 5–6 Tage (2–10 Tage) weitverbreitet
Leptospirose 7–12 Tage (2–26 Tage) weitverbreitet, am häufigsten
in den Tropen
Malaria, Plasmodium
falciparum
6–30 Tage (98% innerhalb von
3 Monaten nach Reise) Tropen- und Subtropen
Malaria, P. vivax 8 Tage bis 12 Mo (meist Beginn
mehr als 30 Tage nach Reise)
in Tropen- und Subtropen
weitverbreitet
Spotted-fever Rickettsiosen wenige Tage bis 2–3 Wo regional unterschiedliche
Erreger
nach CDC, Yellow Book 2016
INKUBATIONSZEITEN
nach CDC, Yellow Book 2016
INKUBATIONSZEIT 14 TAGE BIS 6 WOCHEN
Amöbenleberabszess Wo bis Mo häufig in Entwicklungsländern
Hepatitis A 28–30 Tage (15–50 Tage) häufig in Entwicklungsländern
Hepatitis E 26–42 Tage (2–9 Wochen) weitverbreitet
Akute Schistosomiasis
(Katayama Syndrom) 4–8 Wochen häufig in Sub-Sahara-Afrika
INKUBATIONSZEIT ÜBER 6 WOCHEN
Hepatitis B 90 Tage (60–150 Tage) weitverbreitet
viszerale Leishmaniase 2–10 Mo (10 Tag bis Jahre) Asien, Afrika, Lateinamerika,
Südeuropa, Mittlerer Osten
Tuberkulose primäre TB: Wochen
Reaktivierung: Jahre
weltweite Verbreitung mit
unterschiedlichen Raten und
Resistenzgraden
TRAVEL-ASSOCIATED ILLNESS TRENDS AND CLUSTERS, 2000–2010
Leder K et al Emerging Infectious Diseases • www.cdc.gov/eid • Vol. 19, No. 7, July 2013 DOI: http://dx.doi.org/10.3201/eid1907.121573
42.223 kranke Reisende Reiseziele: Sub-Sahara Afrika 26% Südostasien 17% Südzentralasien 15% Südamerika 10%
STATUS FEBRILIS
Differenzialdiagnostische Überlegungen dürfen dennoch nicht vernachlässigt werden.
MALARIA
FALCIPARUM-MALARIA (MALARIA TROPICA) = EIN AKUT LEBENSBEDROHENDES KRANKHEITSBILD
Inkubationszeit 1-2 Wochen, ev. länger
SYMPTOME
• FIEBER (jedoch kein bestimmter Fiebertyp)
• unspezifische Symptome
• allgemeines Krankheitsgefühl
• Übelkeit, ev. Erbrechen
• Kopf- und Gliederschmerzen
• ev. Durchfälle
PROGNOSE VON DIAGNOSESTELLUNG = THERAPIEBEGINN ABHÄNGIG • unter 5 d bis Dg/Th: > 98% • 5-10 d bis Dg/Th: ~75% • über 11 d: ~ 60% • unbehandelt prakt. immer tödlich
MALARIA ZEREBRAL
• Paresen • Aphasien • Ataxien • epileptiforme Bilder • Schläfrigkeit, • Koma • mitunter psychot.
Zustandsbilder DD: seröse und eitrige Menigoencephalitiden, Typhus, Schizo, Hirnblutung
GASTROINTESTINAL
• Symptome einer akuten Gastroenteritis mit wässrig bis schleimigen ev. blutigen Stühlen
DD: Dysenterie jegl. Genese, Lebensmittelvergiftung, Cholera
BILIÄR
• Durchfall u. Erbrechen, • deutlicher Ikterus, • Hepatomegalie • deutliche Erhöhung der LFP • hohe Parasitämie
DD: virusbedingte oder tox. Hepatitiden, Cholelithiasis bzw. Cholezystitis, Schwarzwasserfieber
MALARIA KARDIAL
• myocardial hypoxische
Bilder im Vordergrund
• Insuffizienzerscheinungen
DD: Myocardinfarkt, Myocarditis
HYPERPYRETISCH
• äußerst hohes Fieber (>42°),
• Versagen der Schweiss-
Sekretion
• delirant bis komatöses
Zustandsbild
DD: anhydrot. Hitzeasthenie,
encephalit. Bilder
ALGID
• Kreislaufinsuffizienz vorherrschend,
• Schock, Haut blass,kühl bis zyanotisch;
• ausserordentlich schlechte Prognose
DD: Myocardinfarkt, Apoplexie
SCHWARZWASSERFIEBER
• sehr selten • akute intravasale Hämolyse,
Hämoglobinurie, • dann Nierenversagen
(Schockniere), • ausgeprägter Ikterus, galliges
Erbrechen und Durchfall, • hohe Parasitämie
DD: biliäre Verlaufsform, Pilzvergiftung
MALARIA
MALARIA TERTIANA/QUARTANA (P. vivax und ovale, P. malariae) • akut febrile Erkrankung • keine Organkomplikationen • Befall von jungen/alten Erythrozyten • keine Sequestration parasitierter Erythrozyten • Symptomatik einer milden Hämolyse • Splenomegalie bei längerdauernder Erkrankung • Rezidive bei Plasmodium vivax-Infektionen durch
Ausbildung von Hypnozoiten
MALARIA PLASMODIUM KNOWLESI • primär affenpathogene
Plasmodiumspezies • jedoch humane
Erkrankungen möglich • Herde in Südostasien • DD zu P. malariae nur durch
PCR möglich • kurzer Replikationszyklus (24
Std) • hohe Parasitämien, daher
Risiko von Organ-komplikationen (hpts. hepato-renal)
• keine Resistenzen
Janet Cox-Singh, CID 2008; 46:165–71
MALARIA DIAGNOSTIK
• Direkter Erregernachweis
• Blutausstrich und dicker Tropfen (mehrfach)
• Schnelltests
• PCR in Speziallabors
• Serologie unbrauchbar!
• Labor (anfangs) unspezifisch
MALARIA
THERAPIE • unkomplizierte Falciparum-Infektion (Parasitämie unter
1%, keine Komplikationen) • Atovaquon/Proguanil (Malarone®, Atovquon/Proguanil-
hydrochlorid®) • Artemether/Lumefantrin (Riamet®), Dihydroartemisinin/Piperaquin (Eurartesim®);
Chinin/Doxycyclin; Chinin/Clindamycin)
• komplizierte Falciparum-Infektion (Parasitämie über 1%, Organkomplikationen) • parenteral:
• Artesunat • Chinin plus Doxycylin/Clindamycin
• supportive Maßnahmen
MALARIA
THERAPIE • Malaria tertiana
• Atovaquon/Proguanil (Malarone®, Atovquon/Proguanil-hydrochlorid®), Chloroquin (Resochin®)
• Artemether/Lumefantrin (Riamet®), Dihydroartemisinin/Piperaquin (Eurartesim®)
• Eradikation der sekundären Gewebsschizonten (Hypnozoiten): Primaquin (nach Ausschluss eines G6PD-Mangels!)
• Malaria quartana • Atovaquon/Proguanil (Malarone®, Atovquon/Proguanil-
hydrochlorid®), Chloroquin (Resochin®) • Artemether/Lumefantrin (Riamet®), Dihydroartemisinin/Piperaquin (Eurartesim®)
• Knowlesi-malaria • wie Falciparum-Malaria
DENGUE
nach CDC, Yellow Book 2016
DENGUE ERREGER
• Flavivirus (Arbovirus) • genetisch differente
Virustypen DEN 1-4 (5)
ÜBERTRAGUNG
• Übertragung durch tagaktive Stechmücken der Gattung Aedes (A. aegypti, A. (Stegomyia) albopictus)
• vollkommene Adaptation des Virus an den Menschen, kein Tierreservoir erforderlich, Zirkulation in nicht-humanen Primaten möglich
Inkubationszeit 2 – 11 Tage
EPIDEMIOLOGIE
• ca. 2,5 Milliarden Menschen in Dengue-Risikogebieten
• mehr als 100 Länder betroffen
• ca. 50 -100 Mill. Dengue-Erkrankungsfälle jährlich
• 500.000 Fälle von DHF/DSS (Letalität ca. 5%) jährlich
• mehr als 20.000 Todesfälle an DHF (Dengue hemorrhagic fever)/DSS (Dengue Shock Syndrome)
häufigste „emerging disease“ im internationalen Reiseverkehr zweithäufigster Grund für Hospitalisierung bei Tropenrückkehrern (nach Malaria)
DENGUE
KLINIK
• >90% der Infektionen asymptomatisch/grippaler Infekt • <10% hochfieberhafte Erkrankung:
• Fieber, Kopf- und Retroorbitalschmerzen, Muskelschmerzen, Gelenksschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Ausschlag
KOMPLIKATIONEN
• DHF = dengue haemorrhagic fever
• DSS = dengue shock syndrome
THERAPIE
• symptomatisch (fiebersenkend, Flüssigkeitszufuhr) • derzeit kein Impfstoff verfügbar
DENGUE-DIAGNOSTIK: • RT-PCR in den ersten fünf Erkrankungstagen • Dengue-Virus IgM-Antikörpernachweis bei Erstinfektion, bei Zweitinfektion: extrem hohe IgG- • Antikörper bei grenzwertigem IgM
DENGUE
PROBLEMATIK
• typenspezifische lebenslange Immunität, jedoch keine kreuzprotektive Immunität
• DHF-Risiko von verschiedenen Faktoren abhängig
• Virusstamm (DEN 2 > DEN 3 > DEN 4 > DEN 1) • präformierte Dengue-Antikörper (abgelaufene
Infektion, maternale Antikörper) • immun-enhancement-Phänomen?,
Immunkomplexe? • Stimulation von kreuzreaktiven CD4+/CD8+ T-Zellen
und Zytokinfreisetzung • Wirtsfaktoren (z. B. Grundkrankheiten), Alter
CHIKUNGUNYA ERREGER
• Alphavirus aus der Gruppe der Togaviridae
• seit den 50iger Jahren des vorigen Jahrhunderts (Ausbrüche in Ostafrika und Asien) bekannt
ÜBERTRAGUNG
• tagaktive Stechmücken, überwiegend Aedes (albopictus)
EPIDEMIOLOGIE
• seit 2006 Ausbrüche im Indischen Ozean (Reunion, Madagaskar, Mauritius) und in Asien (Indonesien, Thailand, Malaysia, Indien)
• seit 2014 Etablierung von Chikungunya in Amerika
2012
2014
2015
CHIKUNGUNYA IKZ:
2 – 12 Tage (meist 3 – 7 Tage)
SYMPTOMATIK
• Muskel- und Gelenksschmerzen
• hohes Fieber • Hautrötung (flächig) • Krankheitsdauer • in der Regel eine Woche
postinfektiös:
• schwere Gelenksschmerzen und Tendosynovitiden (bei ca. 25% der Erkrankten), die bei 50% bis zu einem Jahr dauern, bei 12% 3 Jahre (Genese: unklar)
• in der Regel gutartiger Verlauf, bei Vorliegen von Grundkrankheiten auch schwere Verläufe möglich mit Meningoencephalitis, Hepatitis, Myocarditis
• lebenslange Immunität
THERAPIE
• rein symptomatisch • keine Kausaltherapie
verfügbar
DIAGNOSTIK
• Antikörpernachweis mittels HHT (keine Kreuzreaktivität mit Flaviviren)
ESTIMATED INCIDENCE RATE PER MONTH OF INFECTIONS AND FATAL ACCIDENTS AMONG TRAVELERS IN DEVELOPING COUNTRIES, 20101
1Unpublished; used with permission of Robert Steffen, Zurich, Switzerland. CDC Yellow Book 2014