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(Aus der Universiti~tsklinik fSr Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten Jena [Direktor: Prof. J. Zanffe].) Wegsamkeitspriifung und Liiftung der NebenbiiMenausfiihrungsg~tnge, inbesondere des Ducms nasofrontalis mittels Luftdusche ~. Von Dozent Dr. tl. Wullstein. Mit 1 Textabbildung. (Eingegangen am 26. Miirz 1940.) Wie aus der vorausgegangenen Arbeit yon Zange und Moser hervor- geht, ist der Kopfschmerz bei k~tarrhalischen und allgemein entziind- lichen NebenhShlenerkrankungen wie auch bei rein vasomotorischen Schwellungszust~nden in der Regel ein Unterdruckkopfschmerz, auch ,,ex-vacuo-Kopfschmerz" genannt, der dutch Verlegung der Aus- ffihrungsg~nge zustande kommt, und durch deren Liiftung meist mit einem Schlage beseitigt werden kann. Zur Wegsamkeitsprfifung und Ltiftung des Ductus nasofrontalis mit dem genannten Erfolge ist das fiberlegene Mittel das Becksche Punktions- verfahren der Stirnh6hle yon auBen. Das gleiche li~l]t sich unter Umst~nden, namentlich bei nur vase- motorischen und katarrhalischen Schwellungen oft auch durch Liiftung des StirnhShlennasenganges mittels Luftdusche yon der Nase her er- reichen, indem man dutch den dabei erzeugten l~berdruck in der Nasen- h6hle die Gangverlegung sprengt. Das gelingt oftmals sogar dann, wenn die allgemein iiblichen Mittel zur Liiftung, die AdrenalinabschweUung der Schleimhaut im mittleren Nasengang und dazu noch die Abspreizung der mittleren Muschel verbunden mit dem Sondierungsversuche des Ausfiihrungsganges versagen. Dieses Ltiftungsverfahren haben wit mehrfach diagnostisch zur Fest- stellung eines Unterdruckkopfschmerzes und in entsprechend aus- gesuchten F~llen auch zu therapeutischen Zwecken dureh mehrmalige Wiederholung dieser MaBnahme mit gutem Effolge angewandt und mSehten es ffir die ambulante Praxis empfehlen. Es ist zwar keineswegs ein roller Ersatz ftir das Beclcsche Punktionsverfahren, und man darf sieh mit ihm nur dort begniigen, woes tats/~chlich erfolgreich ist, aber es hat in solehen Fgllen den Vorzug vor der Beclcschen Methode, dad es keine klinische Aufnahme des Kranken erfordert, die bei der Bec/cschen Punktion wegen des lgngeren Liegenbleibens der Punktionskanfile, zu- mindest Ifir einige Tage, immer n6tig ist. 1 Zum 60. Geburtstag Prof. K. Becks.

Wegsamkeitsprüfung und Lüftung der Nebenhöhlenausführungsgänge, inbesondere des Ductus nasofrontalis mittels Luftdusche

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(Aus der Universiti~tsklinik fSr Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten Jena [Direktor: Prof. J. Zanffe].)

Wegsamkeitspri i fung und Liiftung der NebenbiiMenausfiihrungsg~tnge, inbesondere

des Ducms nasofrontalis mittels Luftdusche ~. Von

Dozent Dr. tl. Wullstein.

Mit 1 Textabbildung.

(Eingegangen am 26. Miirz 1940.)

Wie aus der vorausgegangenen Arbeit y o n Zange und Moser hervor- geht, ist der Kopfschmerz bei k~tarrhalischen und allgemein entziind- lichen NebenhShlenerkrankungen wie auch bei rein vasomotorischen Schwellungszust~nden in der Regel ein Unterdruckkopfschmerz, auch ,,ex-vacuo-Kopfschmerz" genannt, der dutch Verlegung der Aus- ffihrungsg~nge zustande kommt, und durch deren Liiftung meist mit einem Schlage beseitigt werden kann.

Zur Wegsamkeitsprfifung und Ltiftung des Ductus nasofrontalis mit dem genannten Erfolge ist das fiberlegene Mittel das Becksche Punktions- verfahren der Stirnh6hle yon auBen.

Das gleiche li~l]t sich unter Umst~nden, namentlich bei nur vase- motorischen und katarrhalischen Schwellungen oft auch durch Liiftung des StirnhShlennasenganges mittels Luftdusche yon der Nase her er- reichen, indem man dutch den dabei erzeugten l~berdruck in der Nasen- h6hle die Gangverlegung sprengt. Das gelingt oftmals sogar dann, wenn die allgemein iiblichen Mittel zur Liiftung, die AdrenalinabschweUung der Schleimhaut im mittleren Nasengang und dazu noch die Abspreizung der mittleren Muschel verbunden mit dem Sondierungsversuche des Ausfiihrungsganges versagen.

Dieses Ltiftungsverfahren haben wit mehrfach diagnostisch zur Fest- stellung eines Unterdruckkopfschmerzes und in entsprechend aus- gesuchten F~llen auch zu therapeutischen Zwecken dureh mehrmalige Wiederholung dieser MaBnahme mit gutem Effolge angewandt und mSehten es ffir die ambulante Praxis empfehlen. Es ist zwar keineswegs ein roller Ersatz ftir das Beclcsche Punktionsverfahren, und man darf sieh mit ihm nur dort begniigen, w o e s tats/~chlich erfolgreich ist, aber es hat in solehen Fgllen den Vorzug vor der Beclcschen Methode, dad es keine klinische Aufnahme des Kranken erfordert, die bei der Bec/cschen Punktion wegen des lgngeren Liegenbleibens der Punktionskanfile, zu- mindest Ifir einige Tage, immer n6tig ist.

1 Zum 60. Geburtstag Prof. K. Becks.

140 It. Wullstein:

Die erfolgreiche Anwendung des Verfahrens kfindet sich im einzelnen Falle nieht nur dadureh an, dag der dureh die Ductusverlegung bedingte Kopfschmerz nach deren Sprengung schnell schwindet, sondern dag auch der Kranke das Ansehlagen der eindringenden Luft in der Stirn- h6hle unmittelbar fiihlt und dabei manchmal auch noch ein Kfihlegeffihl in der Stirn empfindet (wobei es ratsam ist, den Kranken zur besseren Beobachtung des Versuehes vorher auf dessen Zweek aufmerksam zu machen).

Vor der Anwendung der Luftdusche mug die Schleimhaut des mittleren Nasenganges erst durch entsprechende Mit.tel, wie Adrenalin oder zur Vermeidung ungfinstiger Nachschwellung gerade bei der thera- peutischen Anwendung dutch Einblasen yon Sozojodolzink (5% ver- rieben mit Saecharum lactis) zum Abschwellen gebracht, gegebenenfalls aueh die mittlere Muschel abgespreizt werden.

Wir haben dieses Verfahren wiederholt schon mit gutem diagnosti- schem und therapeutischem Erfolge bei reinen Ductusverschlfissen infolge leichterer vasomotorischer oder vasomotorisch-katarrhalischer Schwel- lungszust/~nde angewandt, die den sonst fiblichen Liiftungsmethoden hartn/~ckig widerstanden hatten. Es waren darunter auch F/~lle, bei denen die Schwellung der Ductusschleimhaut sich zugleich auf die an- schliegenden Teile der Stirnh6hlenschleimhaut erstreckte, wie aus dem II6ntgenbild zu ersehen war. Wir ffihren im folgenden zwei kenn- zeichnende Beispiele ffir beides an.

])as Verfahren ist nicht neu, wie Schmiiclcer in seiner Arbeit ,,fiber die manometrische Messung des Luftaustausches in der Kieferh6hle und ihre praktische Bedeutung,' mitteilt, haben er uud auch an@re sich in /~hnlichen F/illen schon in der gleichen Weise geholfen. Es hat bisher aber wohl kaum allgemein Eingang in die Praxis gefunden und verdient daher eine Erinnerung, zumal wir jetzt fiber die Grundlagen der Duetus- versehliisse und ihrer Folgen dureh die vorliegenden neueren Arbeiten wesentlich besser als frfiher unterriehtet sind und die ffir das Verfahren geeigneten F/tlle besser auszuw/ihlen verstehen.

Zun/tehst das Beispiel yon ,,Ex-vaeuo-Kopfsehmerz" bei einem hart- ni~ckigen, vorwiegend vasomotoriseh bedingten Ductusversehlug ohne Beteiligung der Stirnh6hlensehleimhaut.

l. Schulz, Hilde, 35 J., Poliklinik Jena, Nr. 4532/39. Seit Jahren loeriodisehe Stirnkopfsehmerzen reehts. Dabei h~ufig Sehwellungszust/~nde der Nase. GewShn- liche fach~rztliehe Nasenbehandlung mit Adstringentien und Adrenalinpri~paraten er- folglos. Jetzt wieder heftiger, lang anhMtender Anfall seit 6 Wochen naeh einem inzwisehen abgeklungenen gew6hnliehen Sehnupfen.

RSntgen. O. B. Be/und. Leichte Musehelschwellung besonders rechts. Nach Adrenalinabschwel-

lung kein Eiter, aber auch keine Besserung des Kopfschmerzes. Dieser weicht jedoch sofort nach Ballonluftdusche. Dabei wird der Lufteintritt in die StirnhShle deutlich empfunden, verbunden zugleich mit einem Gefiihl der Kiihle und dem eines leichten Druckes. Danach hatte jetzt auch die vorher erfolglos gewesene Behandlung

Wegsamkeitspriifung und Liiftung der Nebenh6hlenausfiihrungsgAnge. 141

mit Adrenalin naeh Abspreizen der mittleren Musehel sowie mit Sozojodolzink und Kopflichtb~dern Erfolg. Die Lfiftung des Ganges durch Luftdusche hatte wie eine lJmstimmung gewirkt. Nur bei fShniger Wetterlage nochleiehte, aber rasch vortiber- gehende Riickf~lle.

] )as zweite BeispieI betr i f f t einen vorwiegend ka t a r rha l i s ch bedingten , auch mi t , , E x - v a c u o - K o p f s c h m e r z e n " ve rbundenen DuctusverschluB

v.

A b b . 1. • V e r s c h l e i c r u n g f ibe r d e r 3 s d e s _ ~ u s f f i h r u n g s g a n g e s .

(nach subfebri ler Grippe), bei dem aber die vor l iegende Schle imhaut - schwellung des Ductus sich auf sein Mfindungsgebie t in der St i rnh6hle ers t reckte .

2. Miiller, Ilse, 37 J. (privat Prof. Zange 1940). Seit 3 Woehen nach Erk~ltung leicht fieberhafte Grippe mit sehr starken Stirnkopfschmerzen besonders tags- fiber. Temperatur auch jetzt noch uln 37,5. Kein EiterausfluB, nur vermehrtes Schwellungsgeffihl in der Nase links.

.R6ntgen. Mittelgroge, gekammerte Stirnh6hlen, links mit Verschleierung im Mtindungsgebiet des Ausfiihrungsganges (Abb. I).

Be/und. Schwellungskatarrh mit RStung besonders links, kein Sekret. Nach Abschwellung links mit Kokain-Adrenalin Kopfschmerz kaum ver~ndert, wohl abet sofort deutlich nach Luftdusehe. Dabei wird die Fortpflanzung des Druckes in die Stirnh6hle deutlich empfunden, auch bei Wiederholungen, die im Abstand

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von einigen Tagen in diesem Falle notwendig waren, bis auch die restlichen Er- scheinungen geschwunden waren.

Zusammenfassung.

In geeigneten Fi~llen leichter Ductusverschliisse au/ rein vasomotorischer oder vasomotorisch-lcatarrhalischer Grundlage gelingt es, nach sorg/iiltigem Abschwellen der Nasengiinge, insbesondere des mittleren, dutch Erzeugung eines krd'/tigen Uberdruckes in der Nasenh6Me mittel8 Ballonlu/tdusche die Verleffung des Ductus naso/rontalis zu sprengen. Diese Sprengung des Verschlusses wird durch die Empf indung des Anschlagens der Luf t in der St i rnhShle seitens des K r a n k e n und durch Verschwinden oder doch wesentl iche Er le ich te rung des , ,Ex-vacuo-Kopfschmerzes" best/~tigt.

Dieses Verfahren ist in al len F/~llen, in denen die Li i f tung des Ductus nasofronta l is auf gew6hnliche Weise n ich t gelingt, s te ts vor der Beckschen St i rnhShlenpunkt ion zu versuchen, d ie erst nach seinem MiBlingen an- gezeigt ist.

Schrifttum. Beck, K.: Z. Laryng. usw. 24, 369 (1933). - - Schm~cker: Z. Hals- usw. Heilk.

80, 638 (1932). - - Zange, J.: Arch. Hals- usw. Hcilk. 147, 103 (1940) . - Zange und Moser: Arch. Hals- usw. Heilk. 147, 114 (1940).