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94 Kurzreferate Wirkung yon Aconitin auf die langsam adaptierenden Lungen- dehnungsreeeptoren. Von H.-H. WELLHONER Bei kfinstlich beatmeten Kaninchen und Katzen wurde nach funk- tioneller Einzelfaserpri~paration die Impulst/itigkeit langsam adaptieren- der Lungendehnungsreceptoren abgeleitet und synchron mit dem Trachealdruck registriert. Ffir die anstehende Fragestellung empfiehlt sich die Einteilung der Reccptoren in drei Gruppen: a) Receptoren, die bereits w/ihrend der exspiratorischen Ruhelagc entladen, b) Receptoren, die mit Beginn der Inspiration aktiv werden, c) Receptoren mit hohcr Scbwelle gegen den physiologischen Reiz, die erst nach betr/ichtlicher Vordehnung der Lunge zu entladen beginnen. Nach i.v. Injektion yon 4 ~g/kg Aconitin beobachtet man zuerst eine Reduktion der hohen Schwelle der Gruppe-C-Receptoren bis auf den Beginn der Inspiration. Nach weiterem Anfluten des Aconitin treten bei den Receptoren der Gruppe B und C Impulse regelm/i6iger Folge auch w/ihrend der exspiratorischen Ruhelage auf. Die Frequenz in Exspiration steigt bei den Receptoren aller drei Gruppen schneller als die Frequenz im Inspirationsmaximum. Dies wird als Desensibitisierung gegcn den physiologischen Reiz gedcutet. Nachinjektion h6herer Dosen ffihrt zum Auftreten von Impulspausen, die sich zuerst auf der H6he der Inspiration ausbilden, sich fiber die ganze Inspiration ausbreiten, endlich auch in die Exspiration fibergreifen. I)iese Aconitinl/~hmung ist revcrsibel, wenn nicht irreversible toxische Sch/iden am Herzen eingetreten sind. Die Errcgung der Lungendehnungsreccptorcn erfolgt prim/ir und ist nicht sekundiir durch Bronchospasmus bedingt: Isoprenalin, Eupaverin und Atropin bleiben auf die Impulsfrequenz ohne Einflul~. Antagonistisch wirken erwartungsgem/il] Procain und Endoanaesthetica. Werte ffir eine Dosis-Wirkungskurve wurden am ganzen Vagus des Meerschweinchens nach der Methode yon ZIP~ und REICHERTZgewonnen. Die auf den Ausgangswert (in Exspiration) bezogenen Zuwachsbetr/ige dcr intcgrierten elektrischen Aktivit/~t stehen nach Transformation in logarithmische Wahrscheinlichkeitskoordinaten zu den log-Dosen in lincarer Beziehung. Die Geraden fiir Veratrin und Aconitin verlaufen hierbei parallel; Aconitin erweist sich viermal wirksamer als Veratrin. Die Wirkung des Aconitins am Receptor wird in Analogie zum Vera- trin als ionenunspezifische Depolarisation der Membran erkl/trt. Dr. H.-H. WELLHONER, Med. Forschungsanstalt der Max Planck-Gesellschaft, Pharmakologische Abteilung 34 G6ttingen, Hermann Rein-Str. 3

Wirkung von Aconitin auf die langsam adaptierenden Lungendehnungsreceptoren

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94 Kurzreferate

Wirkung yon Aconitin auf die langsam adaptierenden Lungen- dehnungsreeeptoren. Von H.-H. WELLHONER

Bei kfinstlich beatmeten Kaninchen und Katzen wurde nach funk- tioneller Einzelfaserpri~paration die Impulst/itigkeit langsam adaptieren- der Lungendehnungsreceptoren abgeleitet und synchron mit dem Trachealdruck registriert. Ffir die anstehende Fragestellung empfiehlt sich die Einteilung der Reccptoren in drei Gruppen:

a) Receptoren, die bereits w/ihrend der exspiratorischen Ruhelagc entladen,

b) Receptoren, die mit Beginn der Inspiration aktiv werden,

c) Receptoren mit hohcr Scbwelle gegen den physiologischen Reiz, die erst nach betr/ichtlicher Vordehnung der Lunge zu entladen beginnen.

Nach i.v. Injektion yon 4 ~g/kg Aconitin beobachtet man zuerst eine Reduktion der hohen Schwelle der Gruppe-C-Receptoren bis auf den Beginn der Inspiration. Nach weiterem Anfluten des Aconitin treten bei den Receptoren der Gruppe B und C Impulse regelm/i6iger Folge auch w/ihrend der exspiratorischen Ruhelage auf. Die Frequenz in Exspiration steigt bei den Receptoren aller drei Gruppen schneller als die Frequenz im Inspirationsmaximum. Dies wird als Desensibitisierung gegcn den physiologischen Reiz gedcutet.

Nachinjektion h6herer Dosen ffihrt zum Auftreten von Impulspausen, die sich zuerst auf der H6he der Inspiration ausbilden, sich fiber die ganze Inspiration ausbreiten, endlich auch in die Exspiration fibergreifen. I)iese Aconitinl/~hmung ist revcrsibel, wenn nicht irreversible toxische Sch/iden am Herzen eingetreten sind.

Die Errcgung der Lungendehnungsreccptorcn erfolgt prim/ir und ist nicht sekundiir durch Bronchospasmus bedingt: Isoprenalin, Eupaverin und Atropin bleiben auf die Impulsfrequenz ohne Einflul~. Antagonistisch wirken erwartungsgem/il] Procain und Endoanaesthetica.

Werte ffir eine Dosis-Wirkungskurve wurden am ganzen Vagus des Meerschweinchens nach der Methode yon ZIP~ und REICHERTZ gewonnen. Die auf den Ausgangswert (in Exspiration) bezogenen Zuwachsbetr/ige dcr intcgrierten elektrischen Aktivit/~t stehen nach Transformation in logarithmische Wahrscheinlichkeitskoordinaten zu den log-Dosen in lincarer Beziehung. Die Geraden fiir Veratrin und Aconitin verlaufen hierbei parallel; Aconitin erweist sich viermal wirksamer als Veratrin.

Die Wirkung des Aconitins am Receptor wird in Analogie zum Vera- trin als ionenunspezifische Depolarisation der Membran erkl/trt.

Dr. H.-H. WELLHONER, Med. Forschungsanstalt der Max Planck-Gesellschaft, Pharmakologische Abteilung

34 G6ttingen, Hermann Rein-Str. 3