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Wissenschaftlicher Jahresbericht des Österreichischen Archäologischen Instituts 2017 Das Österreichische Archäologische Institut ist ein Forschungsinstitut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Wissenschaftlicher Jahresbericht des Österreichischen ... · mit Geomagnetik und Bodenradar (500MHz und 250 MHz) untersucht, um die Potenziale dieser Methoden zur großflächigen

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Wissenschaftlicher Jahresberichtdes Österreichischen Archäologischen Instituts

2017

Das Österreichische Archäologische Institut ist ein Forschungsinstitut der

Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

HerausgeberÖsterreichisches Archäologisches Institut an der Österreichischen Akademie der WissenschaftenFranz Klein-Gasse 1A-1190 Wienwww.oeai.at

© 2017 ÖAW-ÖAI

Für den Inhalt verantwortlich: Sabine LadstätterRedaktion und Lektorat: Barbara Beck-BrandtSatz und grafische Gestaltung: Andrea SulzgruberDruck: Holzhausen Druck GmbHAlle Abbildungen, sofern nicht anders angegeben: © ÖAW-ÖAI.ISSN 2309-1207

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INHALT

Personal — 5

Feldforschungen — 7Türkei — 7Griechenland — 7Österreich — 22Ägypten — 24

Arbeitsgruppen des ÖAI — 33Siedlungsarchäologie und Urbanistik — 33Kult und Heiligtum — 39Nekropolen — 47Militärische Infrastruktur und Verkehrswege — 54Bauforschung — 58Natur- und Kulturlandschaften — 60Alltag, Handel und Handwerk — 63Keramikstudien — 65Materialanalysen — 72Cultural Heritage — 76Digging Digital — 80Osteoarchäologie und Archäobotanik — 85

Verzeichnisse 2017 — 99Vorträge — 99Poster — 107Veranstaltungen und Ereignisse — 108Lehrtätigkeiten — 116Akademische Leistungen und Auszeichnungen — 116Bibliografie — 116Mitglieder des ÖAI — 122

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ZENTRALE WIEN

LeitungDirektorin: Priv.-Doz. Mag. Dr. Sabine LadstätterStellvertretender Direktor: Univ.-Doz. Mag. Dr. Stefan GrohStellvertretender Direktor: Priv.-Doz. Mag. Dr. Oliver Hülden, M.A.Verwaltungsleiterin: Ulrike Kousek-Lang

Wissenschaftliches PersonalDr. Maria Aurenhammer Mag. Daniel OberndorferElise Baudouin, MA Mag. DDr. Lisa Peloschek, MScMag. Barbara Beck-Brandt Mag. Dr. Andrea PülzMag. Michaela Binder, PhD Mag. Laura RembartAlvie Chinoston Dohr-Loufouma, MSc Mag. Dr. Patrick SängerAlexandra-Irinia Dolea, MSc Jasmin Scheifinger, BA BA MAMonica Nordanger Enehaug, MA Univ.-Prof. Dr. Peter Scherrer (karenziert)Mag. Dr. Pamela Fragnoli Mag. Luise SchintlmeisterPriv.-Doz. Mag. Dr. Alfred Galik Mag. Helmut SchwaigerMichelle Gamble, PhD MA Mag. Dr. Helga SedlmayerDr. Stefanos Gimatzidis, MA Mag. Dr. Martin SeyerDr. Horacio Gonzáles Cesteros Mag. Dr. Alexander SokolicekMag. Dr. Andreas Heiss Priv.-Doz. Mag. Dr. Martin SteskalMag. Nicole M. High-Steskal, PhD Nora-Miriam Voß, MAPriv.-Doz. Mag. Dr. Christoph Hinker Mag. Dr. Alice WaldnerMag. Denise Katzjäger DI Silvia WiesingerPriv.-Doz. Mag. Dr. Michael Kerschner DI Gilbert WiplingerMag. Dr. Banu Marksteiner-Yener Mag. Dr. Lilli Zabrana, MScDafni Nikolaidou, MA

Technisches PersonalMag. Dr. Isabella Benda-Weber Judith Kreuzer, BA MALina Diers, BA MA DI (FH) Christian Kurtze, MScKlaus Freitag, BA Nicola Math, MANicolas Gail Ivan Repetto, MAIulian Ganciu, MA Theresa Rinner, BAJasmin Hangartner, BA Mag. Bettina Schwarz, BA

Administratives PersonalMaria Bodzenta Filiz Öztürk, MAEbru Garip Mag. Astrid PircherMag. Katharina Hasitzka, MSc Melek ÜndemirAndrea Holanek Isabella ZöchlingSabrina Klimesch Anna ZoufalaDipl.-Ök. Gudrun Krakhofer

JAHRESBERICHT 2017

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Gastforscherinnen und Gastforscher, Stipendiatinnen und StipendiatenDr. Antonin Tutsau Ferran Sofia LaparidouDanai Chondrou Mag. Dr. Marina Ugarkovic

Praktikantinnen und PraktikantenPaul Klostermann Dr. Tina JakobSimon Schretter Hannah Liedl, BASarah Ambichl, BSc Sabrina Lok Hang-KiElisabeth-Ann Byron Chiara PappalardoHannah Grabmayer, BSc Magdalena SriencSabrina Hoche, BA Anna-Sophie WiesingerTanja Jachs, MSc

ZWEIGSTELLE ATHEN

Leitung Dr. Georg Ladstätter

Wissenschaftliches Personal Mag. Dr. Christoph Baier, MScMag. Dr. Walter GaußDr. Christa Schauer

Administratives PersonalSabine Kabourelis-Steiner

ZWEIGSTELLE KAIRO

Leitung Mag. Dr. Irene Forstner-Müller

Wissenschaftliches Personal Mag. Vera MichelDr. Pamela Rose

Technisches Personal MMag. Serpil EkremMag. Astrid Hassler

Administratives Personal Leila Masoud, BA

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FELDFORSCHUNGEN

I FeLdForscHuNgeN IN der TürkeI

I.1 Ephesos und Limyra

Die Grabungen in Ephesos und in Limyra mussten aufgrund bilateraler politischer Probleme zwischen der Republik Österreich und der Republik Türkei im Jahr 2017 gänzlich ausfallen. Ebenso betroffen von der Blockade waren alle Surveyprojek-te sowie Forschungsaufenthalte in Museen unter österreichischer Lizenz. Im Be-richtszeitraum wurde intensiv an der Aufbereitung vorhandener Forschungsdaten gearbeitet, die Publikationstätigkeit verstärkt und durch Teilnahme an Kongressen und öffentlichen Veranstaltungen die Präsenz der beiden Grabungsorte verstärkt. Parallel dazu führten diplomatische Bemühungen gegen Ende 2017 zu einer deut-lichen Entspannung und letztendlich zu der in Aussicht gestellten Grabungsgeneh-migungen für 2018.

Leitung der Einheit Ephesos und Grabungsleitung: S. Ladstätter

I.2 Bonda Tepe, Chora von Limyra

Wegen der Aussetzung der Limyra-Grabung wurden auch die Planungen im Hin-blick auf die Surveytätigkeiten am Bonda Tepe sowie auf ein Gesamtkonzept für die Erforschung der Chora von Limyra zurückgestellt. Diese Ruhestellung betraf auch die mögliche eigenständige Publikation von Ergebnissen der bereits abgeschlosse-nen Forschungen am Yalak Başı. Insgesamt mussten die geplanten Maßnahmen zur Stärkung der Forschungen in Lykien wegen der nichterfolgten Limyra-Grabung aber nur teilweise zurückgestellt werden. Zudem hat sich die Lykien-Forschung 2017 auf die Aufarbeitung älterer Projekte und die Vorbereitung von Publikationen konzentriert.

Leitung der Einheit Lykien: O. Hülden; Leitung der Grabung Limyra: M. Seyer; Mitarbeit: L. Balandat (Universität Tübingen), C. Kurtze, K.-L. Link (LMU Mün-chen), S. Mayer (Wien), M. Rönnberg (Universität Tübingen), U. Schuh (ÖAW-OREA), B. Yener-Marksteiner

II FeLdForscHuNgeN IN grIecHeNLANd

II.1 Lousoi (Achaia)

II.1.1 Untersuchungen zur räumlichen Stadtstruktur von Lousoi

Angesichts seiner überschaubaren Gesamtgröße von etwa 25 – 35 ha ist das heute nicht überbaute Stadtgebiet des antiken Lousoi für eine systematische Analyse der gesamten Siedlungsstruktur in hohem Maße geeignet. Neben der Fortführung des 2015 begonnen Architektursurveys erfolgten im Rahmen der Kampagne 2017 erst-mals großflächige geophysikalische Prospektionen.

In einer achttägigen Pilotkampagne wurden im Bereich des öffentlichen Zent-rums sowie in dessen unmittelbarem Umfeld durch das Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI ArchPro) in Zusam-

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menarbeit mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) geo-physikalische Prospektionen vorgenommen. Eine Fläche von insgesamt 6 ha wurde mit Geomagnetik und Bodenradar (500 MHz und 250 MHz) untersucht, um die Potenziale dieser Methoden zur großflächigen Erfassung unterirdischer Baureste an diesem Forschungsplatz zu testen. In Kombination lieferten beide Methoden sub stanzielle Erkenntnisse zur Raumordnung im Bereich des öffentlichen Zentrums von Lousoi, zur Bebauungsdichte in den angrenzenden Arealen, zu den Grenzen der Besiedlung nach Osten und Westen sowie zu den Verkehrswegen der antiken Stadt.

Erkenntnisse zu dem Wege- und Straßensystem der Stadt konnten insbeson-dere in der Ebene westlich und südwestlich des öffentlichen Zentrums gewonnen werden. Westlich des Stadtzentrums lassen die Messbilder den Verlauf eines etwa 4,50 m breiten Verkehrswegs vermuten, der den westlichen Siedlungsrand entlang-führte und wohl eine wichtige Nord-Süd-Verbindung in der Ebene des Hochtals von Soudena darstellte. Ungefähr 60 m südwestlich der Halle im Stadtzentrum zeigen die Messbilder zudem eine ca. 3 m breite Quergasse, die vom Hauptver-kehrsweg rechtwinkelig nach Osten abläuft und auf die Existenz eines orthogonalen Planungssystems in diesem Stadtareal hinzuweisen scheint.

Von großer Bedeutung für das Verständnis der räumlichen und funktionalen Gliederung der Stadt sind darüber hinaus die Erkenntnisse zum hellenistischen Stadtzentrum. Östlich der freiliegenden hellenistischen Halle zeigen die geophy-sikalischen Messbilder keine Anzeichen von Verbauung. Im städtebaulichen Zu-sammenhang erscheint plausibel, die ebene Fläche als zentralen Platz der helle-nistischen Agora anzusprechen. An der Ostseite dieser Fläche indizieren eine im Gelände sichtbare Steinreihe sowie eine parallel dazu verlaufende Anomalie in den geophysikalischen Messbildern die Existenz eines Gebäudes, welches der gleichen Ausrichtung wie die Halle im Westen folgte. An der Südostseite der Agora, im westlichen Abhang unterhalb der sog. Terrasse I, zeigen die Bilder der Geomagnetik darüber hinaus klare Evidenz für zwei Kuppelöfen, deren chronologische Stellung vorerst unklar bleiben muss.

Lousoi, Geophysik. Über-sicht der mit Bodenra-darprospektion erfassten Flächen im Stadtzentrum (I. Trinks, C. Baier)

FELDFORSCHUNGEN IN GRIECHENLAND

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Nördlich des hellenisti-schen Ringhallentempels im Stadtzentrum lassen die geo-physikalischen Messbilder schließlich mit großer Deut-lichkeit den Grundriss eines rechteckigen, mehrräumigen Gebäudes erkennen, das sich auf derselben Geländestu-fe wie der Tempel über eine Gesamtfläche von ca. 21,35 × 11,85 m erstreckt. Einer Reihe mehrerer Räume im Westen des Gebäudes ist im Osten ein lang gestreckter, ummau-erter Bereich vorgelagert. Der erschließbare Grundriss zeigt bemerkenswerte Parallelen zu Bühnengebäuden helle-nistischer Theater (Eretria, Stymphalos, Ephesos). Eine derartige Funktion könnte auch die isolierte Position des Gebäudes im öffentlichen Zentrum der Stadt und vor allem seine besondere Ausrichtung erklären, die grund-legend von den Orientierungen der hellenistischen Halle und des südlich benach-barten Ringhallentempels abweicht. Der Grund dafür könnte im sanften Anstieg des Geländes nach Nordosten hin zu erkennen sein, welcher günstige Voraussetzung für die Anlage eines Zuschauerraumes bot. Angesichts des Fehlens entsprechender Baureste in den geophysikalischen Messbildern scheint denkbar, dass das vermutete Theatron in Lousoi über einfache Sitzstufen verfügte, die in den anstehenden Fels geschlagen waren.

Wie oberflächig sichtbare Befunde indizieren, setzte sich das besiedelte Stadtge-biet von Lousoi auch noch deutlich südlich des öffentlichen Zentrums fort. Insbe-sondere eine markante Geländeformation südöstlich des Stadtzentrums könnte auf die östliche Begrenzung des antiken Stadtraumes schließen lassen. Der annähernd geradlinig verlaufende Geländesprung orientiert sich weder an den Flurgrenzen der anliegenden Felder noch folgt er der natürlichen Topografie. Einzelne sorgfältig behauene Kalksteine an der Gelände-stufe lassen an das Vorhan-densein antiken Mauerwerks denken. In situ befindliche Abschnitte aus antikem Mau-erwerk lassen sich im derzei-tigen Zustand jedoch nicht identifizieren. Die von Süd-südwest nach Nordnordost ziehende Geländestufe setzt sich auch im Bereich östlich des hellenistischen Stadtzen-trums unter Beibehaltung ih-rer Ausrichtung fort. Wie die geophysikalischen Messer-gebnisse zeigen, begrenzte die Terrassierung an dieser Stelle das besiedelte Areal der antiken Stadt nach Osten hin. Der weitere Verlauf der Geländestufe nach Norden führt in Richtung einer historischen Wegtrasse, die bereits im Jahr 2016 in einzelnen

Lousoi, Geophysik. Tiefen-scheibe der Bodenradarda-ten aus dem Bereich nörd-lich des Ringhallentempels im Stadtzentrum (I. Trinks)

Lousoi, Geländekante süd-östlich des Stadtzentrums als mögliche Begrenzung des antiken Stadtraumes (Foto C. Baier)

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Abschnitten bis zum periurbanen Heiligtum der Artemis-Hemera nordöstlich des eigentlichen Stadtgebiets verfolgt werden konnte. In Zusammenschau indiziert die bislang bekannte Evidenz, dass der östliche Rand des besiedelten Stadtgebiets von Lousoi von einer Wegtrasse begleitet wurde, die eine direkte Verbindung zwischen dem südöstlichen Teil des Hochtals von Soudena, der Quelle Vetellino und dem Gebiet des Artemisheiligtums herstellte.

Grabungsleitung: G. Ladstätter; Projektleitung: C. Baier; Mitarbeit: C. Kurtze. Kooperation (Geophysik): I. Trinks (LBI ArchPro, Wien), K. Löcker (LBI ArchPro, Wien; ZAMG Wien), R. Filzwieser (LBI ArchPro, Wien), R. Totschnig (ZAMG Wien)

II.1.2 Untersuchungen zum Stadt-zentrum von Lousoi

Neben den nichtinvasiven Untersu-chungen zu der Stadtstruktur von Lousoi wurden an der zweischiffigen Stoa im Westen der hellenistischen Agora und am sog. Monument A an der südöstlichen Peripherie des Stadtzent-rums Ausgrabungen durchgeführt.

II.1.3 Grabungen an der hellenis-tischen Stoa im Westen des Stadtzentrums

Zwei punktuelle Nachgrabungen an einer hellenistischen Stoa, deren Fun-damente in den Jahren 2000 – 2004 in mehreren Schnitten freigelegt worden waren, dienten der gezielten Klärung wichtiger Fragen zu Grundriss und

Funktionen dieses Gebäudes. Bereits die älteren Ergebnisse hatten zu einem ersten Rekonstruktionsvorschlag für eine zweischiffige Halle geführt, die an beiden En-den über allseits geschlossene Räume verfügte. Die Untersuchungsergebnisse des Jahres 2017 liefern wichtige ergänzende Informationen hinsichtlich der Gliederung im Inneren der Stoa.

Die beiden Kopfbauten der Halle unterscheiden sich sowohl in ihrer Größe als auch in ihrer Binnengestaltung voneinander. Für den nördlichen Raum kann eine Binnenunterteilung nach den Ergebnissen der Kampagne 2017 nunmehr endgültig ausgeschlossen werden. Seine lichten Maße betragen ca. 13,50 × 11,60 m. Im südli-chen Teil des Raumes liegt annähernd in der Längsachse ein Punktfundament mit Gesamtmaßen von ungefähr 1,35 × 1,25 m. Der Abstand zur Südmauer des Kopf-baus kann mit etwa 3,30 m rekonstruiert werden. Weitere Punktfundamente im In-neren des Raumes fehlen. Der kleinere südliche Kopfbau ist durch eine Quermauer, deren Fundament sich in der Längsachse der Halle partiell erhalten hat, in zwei gleich dimensionierte Räume getrennt. Unter der Voraussetzung einer Trennmauer in der Stärke der Umfassungsmauern können die lichten Binnenmaße der Räume mit jeweils ungefähr 10,30 × 5,50 m rekonstruiert werden.

Der Mittelteil der Stoa war durch eine Reihe von acht Innenstützen in der Längs-achse in zwei Schiffe geteilt. Die Punktfundamente der drei nördlichsten sowie der südlichsten Stütze wurden freigelegt, die übrigen Fundamente können durch die Ergebnisse der geophysikalischen Messungen lokalisiert werden. Aus dem Rhyth-mus der Fundamente lassen sich die Achsweiten der Stützen rekonstruieren: Wäh-rend die Achsweite der vier nördlichsten Joche mit jeweils 4,45 m bestimmt werden

Lousoi, Orthofotokarte des hellenistischen Stadtzent-rums (C. Baier; Orthofoto: Droneadventures)

FELDFORSCHUNGEN IN GRIECHENLAND

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kann, waren die drei südlichsten Joche mit Achsabständen von ca. 4,40 m etwas geringer dimensioniert.

Nach Osten hin war der Mittelteil der Stoa mit einer Säu-lenfassade auf eine Platzfläche geöffnet, in der die Agora von Lousoi zu erkennen sein dürfte. Anzahl und Position der Sty-lobatblöcke lassen sich aus den Stemmlöchern in den Oberla-gern der lückenlos erhaltenen Euthynterie erschließen. Nimmt man an, dass auf ein Joch der Innenstützen zwei Joche an der Fassade kamen, ergibt sich hypothetisch eine Fassade aus 17 Säulen, deren reguläre Jochweiten mit 2,225 m rekonstruiert werden können. In Entsprechung zu den ver-ringerten Achsabständen der vier südlichsten Innenstützen ist davon auszugehen, dass auch die acht südlichsten Joche der Säulenfassade etwas kleiner waren.

Wie bereits die Grabungen der Jahre 2000 – 2004 zeigten, war für die Errichtung der hellenistischen Halle eine massive, im Süden mindestens 1,00 m starke Anschüt-tung des Niveaus vorgenommen worden. Die Ergebnisse des Jahres 2017 bestätigen, dass es sich dabei um ein Schichtpaket aus mehreren Komponenten handelte, das neben stark zerschlagener geometrischer und archaischer Gefäßkeramik auch eine große Anzahl an Funden enthielt, die als Schutt einer archaischen Werkstatt für Keramik oder Baukeramik zu interpretieren sein dürften. Neben mehreren tönernen Brennofenstützen enthielt das Schichtpaket u. a. eine Vielzahl an stark verglasten Tonschlackefragmenten, schlecht gebrannten, porösen Ziegelfragmenten, Fragmen-ten möglicher Bodenplatten, die Volute eines ionischen Terrakottakapitells sowie weitere Fragmente von Baukeramik.

Grabungsleitung: G. Ladstätter; Projektleitung: C. Baier; Mitarbeit: N. Gail, I. Ganciu, J. Hangartner, C. Kurtze, D. Oberndorfer, M. Ugarković, C. van Gijlswijk

II.1.4 Grabung an dem ›Monument A‹ im Südosten des Stadtzentrums

Die Freilegung und Dokumentation des sog. Monuments A südöstlich des Ringhal-lentempels im Stadtzentrum zielte darauf ab, erstmals konkrete Einblicke in die Ge-staltung der öffentlichen Bauten an der Peripherie des Stadtzentrums zu gewinnen. Ebenso wie die bisherigen Forschungen im Stadtzentrum liefern die Grabungen an dem ›Monument A‹ darüber hinaus essenzielle absolutchronologische Informati-onen zur Entwicklung und Nutzungsgeschichte dieses Stadtbereichs, der für das öffentliche Leben der Polis von herausragender Relevanz war.

Im Rahmen der Kampagne 2017 wurde das Monument, von dem sich mehrere großformatige Kalksteinquader teilweise in situ und teilweise in Sturzlage erhalten haben, auf einer Gesamtfläche von 11,00 × 8,50 m freigelegt. Die erhaltenen Reste

Lousoi, hellenistische Halle an der Westseite des Stadtzentrums. Überblick von Nordosten (Foto N. Gail)

Lousoi, Punktfundament der südlichen Mittelstütze der Halle im Schnitt LSH 17/1 (Foto N. Gail)

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erlauben die Rekonstruktion eines langrechteckigen, annähernd in Nord-Süd-Rich-tung orientierten Baus von etwa 5,50 × 3,65 m Größe mit zwei kurzen Anten an seiner westlichen Langseite. Während sich an der West-, der Süd- und der Ostseite die Fundamente aus großen Kalksteinplatten erhalten haben, lässt sich der Verlauf der Nordmauer anhand ihrer Einsetz- und Ausrissgräben rekonstruieren.

Auf einer fundleeren, möglicherweise natürlichen Erhebung aus rotem Lehm errichtet, bestand das Monument über der Euthynterie aus Kalksteinorthostaten

von etwa 0,65 m Höhe. Zwischen den einzelnen Bauteilen bestanden weder Klammer- noch Dübelverbindungen. Der darüberliegende Aufbau dürfte aus Lehmziegeln bestanden haben. An beiden Langseiten des Monuments verlaufen die Fundamente nicht durchgehend, sondern weisen in der Mit-telachse Fehlstellen auf, die auf die Existenz axialer Öffnungen im Osten und Westen deuten. Der durch vier senkrechte Ein-kerbungen gegliederte Orthostat der südlichen Laibung in der Ostmauer konnte im Schutt an der Ostseite des Monuments identifiziert werden. Auch das Fragment einer Türschwelle aus weißem Kalkstein, welches im Schutt nahe der östlichen Öff-nung gefunden wurde, könnte angesichts seiner Dimensionen Teil des Monuments gewesen sein. Da der Anschlag für ein Türblatt und eine Einlassung für eine Türangel fehlen, dürfte die Schwelle Teil eines nicht verschließbaren Durchgangs ge-wesen sein.

Weder aus der Bauplanie des Monuments noch aus den Ein-setzgräben der Fundamente konnte chronologisch signifikan-tes Fundmaterial für die Datierung geborgen werden. Dennoch weisen unterschiedliche Beobachtungen darauf hin, dass das Gebäude im Zuge der Monumentalisierung des Stadtzentrums von Lousoi in hellenistischer Zeit errichtet wurde. Zum einen enthielt ein Erdstratum über dem bauzeitlichen Gehniveau östlich des Monuments durchwegs keramisches Fund material

Lousoi, ›Monument A‹. Zerstörungsbefund von Südwesten (Foto C. Kurtze)

Lousoi, ›Monument A‹. Zustand nach Freilegung, Überblick von Norden. (Foto N. Gail)

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hellenistischer Zeitstellung, zum an-deren zeigt auch die Architektur in den Hellenismus. In bautechnischer Hinsicht entsprechen die weder ver-klammerten noch verdübelten Orthos-taten auf einer Euthynterie aus großen Kalksteinplatten der hellenistischen Phase eines kleinen Kultbaus mit Al-tar westlich des Ringhallentempels im Stadtzentrum. Darüber hinaus erinnert die langrechteckige Bauform des Mo-numents mit Anten an einer Langseite an typologisch ähnliche hellenistische Grabmonumente aus Messene und Ke-ryneia in Achaia. Im Gegensatz zu den genannten Vergleichsbeispielen war ›Monument A‹ in Lousoi zum Zeit-punkt seiner Erbauung jedoch nicht mit Gräbern ausgestattet und verfüg-te über axiale Öffnungen an seinen Langseiten. In Kombination mit der besonders herausgehobenen, weithin sichtbaren Position des Monuments am Rande des hellenistischen Stadt-zentrums lassen diese Merkmale an ein Ehrenmonument denken. Angesichts der weiten Öffnungen an beiden Langseiten ist zum derzeitigen Stand der Untersu-chungen jedoch auch eine mögliche Funktion als Torbau in Betracht zu ziehen, der eine repräsentative Passage zu der tiefer liegenden Terrasse des Ringhallentempels gebildet haben könnte.

Darüber hinaus beleuchten die Ergebnisse der Kampagne 2017 auch die spät-antike und byzantinische Besiedlungsgeschichte des Orts, die bislang weitestgehend im Dunkeln liegt. Ab dem späten 5. oder 6. Jahrhundert n. Chr. ist eine Nachnutzung des Monuments als Bestattungsplatz zweifelsfrei belegt. Innerhalb des langrecht-eckigen Innenraumes waren zwei unterschiedlich gestaltete Gräber in Ost-West-Ausrichtung in den lehmigen Baugrund gesetzt. Die beiden Gräber wurden für die Bestattung von insgesamt mindestens elf Individuen genutzt und zu einem derzeit unbestimmten Zeitpunkt vor der Mitte des 11. Jahrhunderts partiell beraubt. Einen Hinweis auf den Zeitpunkt der Einrichtung des südlichen Grabes liefern Bestand-teile zweier Gürtelgarnituren, die in der südwestlichen Ecke des Grabes unmittel-bar auf der Sohle der Grabgrube lagen (s. hier auch S. 77). Eine große Schnalle (L 6,2 cm, B 4,75 cm) und ein rechteckiger Beschlag (L 4,3 cm, B 3,1 cm) bestehen aus vergoldeter Bronze und verfügen jeweils über eine reich dekorierte Schmuck-fläche, die in Cloisonné-Technik mit bunten Stein- und Glaseinlagen verziert ist. Eine kleinere Gürtelschnalle aus Bronze (L 3,25 cm, B 2,7 cm) fand sich in unmittelbarer Nachbarschaft dazu. Übereinstimmend können die Trachtbestandteile in das späte 5. oder 6. Jahrhundert n. Chr. datiert werden. Entgegen bisheriger Annahmen zeu-gen diese Befunde in außergewöhnlicher Weise von der Anwesenheit hoher sozialer Eliten im Bereich der antiken Siedlung in frühbyzantinischer Zeit. Auf der Grabsohle konnten Arm- und Beinknochen eines Leichnams dokumentiert werden, dem die-se Schmuckstücke wohl beigegeben waren. Detaillierte anthropologische Untersu-chungen sollen Aufschlüsse zu den bestatteten Individuen und zur Belegungsdauer der Gräber bringen.

Im Funddepot von Lousoi wurden zudem ausgewählte Funde und Architek-turfragmente mit dem 3-D-Objektscanner erfasst.

Grabungsleitung: G. Ladstätter; Projektleitung: C. Baier; Mitarbeit: E. Baudouin, M. Binder, N. Gail, J. Hangartner, C. Kurtze, D. Oberndorfer, A. M. Pülz, N. Schindel (ÖAW-IKAnt), B. Schwarz, M. Ugarković

Lousoi, Depot. 3-D-Modell eines Antefixfragments (C. Kurtze)

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II.2 Aigeira

II.2.1 Ausgrabung im Bereich des Theaters

Die Arbeiten in Aigeira konzentrierten sich 2017 vor allem auf das hellenistische Zentrum im Bereich des Theaters. Hier wurden Nachgrabungen und geophysikali-sche Messungen durchgeführt, darüber hinaus wurde der Zustand der Grabung mit 3-D-Laserscans dokumentiert und ein digitales Geländemodell generiert.

C. Kurtze erstellte Drohnenaufnahmen und 3-D-Laserscans der Gebäude B und C sowie des Steinbruchs, der hinter den ›Naiskoi‹ D und E liegt. Zudem wurde mit-tels Drohnenbefliegung ein Geländemodell der antiken Stadt angefertigt. Aus neun Starts und Landungen resultierten ca. 3.000 überlappend aufgenommene Einzelbil-der, die fotogrammetrisch weiterverarbeitet wurden. Die räumliche Abdeckung des berechneten Orthofotos beträgt ca. 3,1 km² bei einer Auflösung von 3,5 cm/Pixel. Das digitale Geländemodell weist eine geometrische Auflösung von ca. 18 cm/Pixel auf. In einem nächsten Schritt sollen die topografische Karte von Aigeira, die 1975 unter der Grabungsleitung von W. Alzinger angefertigt wurde, georeferenziert und die relevanten Informationen in das Geländemodell übertragen werden.

Bereits 1925 wurden im Bereich des öffentlich-hellenistischen Zentrums von O. Walter neben dem Theater und zwei Naiskoi (D und E) drei weitere Gebäude, die Bauten A, B und C, in Teilen freigelegt. Angaben zu Funden aus diesen Bauten fehlen jedoch ebenso wie Anhaltspunkte zu ihrer zeitlichen Stellung und Funktion. Auch die genaue Lage der Gebäude war bis 2017 unbekannt, da die Suchschnitte nach 1925 wieder verfüllt und die bisherigen Versuche, die Bauten zu lokalisieren, nicht erfolgreich waren. Die Ausgrabungen des Jahres 2017 hatten zum Ziel, die Lage der Bauten B und C zu bestimmen und Erkenntnisse zu ihrer zeitlichen Stel-lung und Nutzung zu gewinnen.

Die Ausgrabungen im Bereich von Bau B konzentrierten sich auf die südöstliche vordere Gebäude-hälfte, da sich dieser Bereich am deutlichsten in den Messbildern der Geophysik abzeichnete. Die Ergeb-nisse der Untersuchungen können folgendermaßen zusammengefasst werden:

In den obersten Erdschichten zeichnen sich verschiedene Störun-gen klar ab, insbesondere die ver-füllten Suchgräben von 1925. Auf-grund der beobachteten Störungen sind stratigrafische Aussagen in diesem Grabungsbereich nur sehr eingeschränkt möglich. Neben einer großen Menge an fragmentierten lakonischen Ziegeln wurden auch zahlreiche rezente Funde, Patronen-hülsen, Reste von Konserven u. Ä., gefunden. Nach der Entfernung der Verfüllungen wurden die Reste von zwei unterschiedlich orientierten Gebäuden freigelegt; in dem Plan mit Bau B-2 und Bau B-1 bezeichnet.

Oberflächennahe liegen die Res-te des jüngeren Gebäudes Bau B-2, das ebenso wie die Naiskoi D und E

Aigeira, Laserscan der ›Naiskoi‹ D und E (C. Kurtze)

FELDFORSCHUNGEN IN GRIECHENLAND

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Aigeira, Orthofoto und Geländemodell (C. Kurtze)

Ost-West orientiert ist. Im Unterschied zu den bei-den Naiskoi sind die Mauern allerdings nur in den untersten Lagen erhalten und bestehen aus Bruch-steinmauerwerk. Die Verwendung von Mörtel und Ziegeln weist dabei auf einen allgemeinen zeitli-chen Ansatz in die römische Kaiserzeit.

Die Reste des älteren Gebäudes Bau B-1 liegen auf annähernd gleichem Niveau wie jene von Bau B-2. Allerdings ist das ältere Gebäude anders ori-entiert, nämlich Südost-Nordwest. Die unterste erhaltene Steinlage besteht aus unregelmäßig gear-beiteten Konglomeratblöcken ohne Anzeichen einer Verklammerung. An der Frontseite des Gebäudes wurden insgesamt drei Basen freigelegt: zwei Basen waren seit 1925 bereits bekannt – eine annähernd quadratische mit kreisrunder Ausnehmung vor der Südostecke des Gebäudes und eine weitere recht-eckige südlich davon; eine weitere Basis, ebenfalls annähernd quadratisch mit kreisförmiger Ausneh-mung an der Nordostecke, wurde neu gefunden. Das Aussehen der Gebäudefront ist derzeit noch unklar, die beiden an der Nordost- und Südwest-ecke liegenden Basen könnten auch auf einen An-tenbau hinweisen, wobei dann die Basen das Ende der Anten anzeigen würden. Aufgrund der groß-flächigen Störungen sind derzeit kaum gesicherte Aussagen zu seiner Errichtungszeit, seiner Nut-zungsdauer und seinem Ende möglich. Allerdings zeichnet sich ein Übergewicht an Funden aus dem 1. Jahrhundert v. bis in das 1. Jahrhundert n. Chr. ab.

Bau C liegt zwischen Bau B und Naiskos D und war wie Bau B ebenfalls nicht mehr zu sehen. Die Untersuchungen von 2017 zeigten, dass nur noch ein Quaderblock mit Innenverputz in situ liegt, während die restlichen 1925 freigelegten Blöcke des Gebäudes heute fehlen. In der nördlichen Ver-längerung des noch in situ liegenden Orthostaten konnten Verputzreste entlang der Kante der ausge-raubten Orthostaten beobachtet werden. Der Gra-bungsbereich war bis zum Erreichen der unmittel-bar über dem Felsboden liegenden Schicht durch die Untersuchungen der Jahre 1925 und 1972 über-wiegend gestört, wie zahlreiche rezente Funden zeigen. Darüber hinaus wurden hellenistische und kaiserzeitliche Keramik sowie Verputz gefunden. Trotz des derzeit schlechten Erhaltungszustands ist davon auszugehen, dass Bau C ein wichtiges Gebäude war, worauf insbesondere die bemalten Verputzreste hinweisen. Die im Bereich von Bau C gefundene Keramik ist überwiegend hellenistisch (3. und besonders 2. Jh. v. Chr.) und könnte auf eine hellenistische Entstehungszeit hinweisen.

Projektleitung: W. Gauß; Mitarbeit: H. Birk (Esslingen), C. Klein (Cincinnati), C. Kurtze, C. Regner, (München), I. Kühnrich-Chatterjee (Universität Freiburg), D. Oberndorfer, R. Smetana (Universität Salzburg), N. Theocharis (Athen); Lehrgra-bung: M. Kräker, K. Schröter, A. Günthör (Universität Freiburg), S. Pfeiffer (Univer-sität Bochum)

JAHRESBERICHT 2017

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Aigeira, Plan der Aus-grabung im Bereich des Theaters (Plan W. Gauß, H. Birk)

FELDFORSCHUNGEN IN GRIECHENLAND

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Aigeira, Drohnenaufnah-me von Bau B. Zustand am Ende der Ausgrabung (Foto C. Kurtze)

Aigeira, Bereich des The-aters. Drohnenaufnahme während der Ausgrabung. ›Naiskoi‹ D und E unter dem Schutzbau, rechts da-von der Grabungsbereich von Bau B (Foto C. Kurtze)

JAHRESBERICHT 2017

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II.2.2 Aufarbeitung der Feldforschungen im Bereich des Theaters 1972 – 1996 und 2017

Im Jahr 2017 wurden die Bearbeitung und die Auswertung der Funde und Befunde aus den Grabungen von W. Alzinger im Bereich des Theaters fortgesetzt und mit der Auswertung der Funde aus den Grabungen von 2017 begonnen.

Weitere im Depot des Museums von Aigio aufgefundene, aus den Grabungen von W. Alzinger stammende Fragmente von Skulpturen wurden von M. Auren-hammer in den Katalog der Skulpturen aufgenommen und das Manuskript ab-geschlossen. Neben der fotografischen Dokumentation der neuen Stücke wurden 3-D-Laserscans als zusätzliche Dokumentation angefertigt. Als Pilotversuch wurden zudem Laserscans von vollständig erhaltenen Gefäßen und Architekturterrakotten vorgenommen.

Im Zuge der Sammelpublikation zu den Funden aus dem Bereich des Theaters wurde die Bearbeitung der Münzfunde aus dem Bereich des Theaters von W. Hainz-mann (Graz) abgeschlossen. Ebenfalls abgeschlossen wurde die Bearbeitung der figürlichen Terrakotten durch R. Smetana (Salzburg).

Im Rahmen des Dissertationsprojekts von A. Tanner (Zürich) zur Architektur der hellenistischen ›Naiskoi‹ wurden die Bauuntersuchung und -aufnahme vervollstän-digt. Ein Längsschnitt durch ›Naiskos‹ D sowie ein Querschnitt durch die Pronaoi der ›Naiskoi‹ D und E mit Blickrichtung nach Westen und daran anschließend eine Ansicht der Fundamente und Basen von Gebäude B wurden erstellt. Auch die Auf-nahme der Architekturterrakotten, die den ›Naiskoi‹ D, E und F zugewiesen werden können, wurde abgeschlossen.

Mit der Bearbeitung des Fundmaterials wurde parallel zur Grabung begonnen. Aufgrund der verschiedenen Störungen, insbesondere der verfüllten Suchgräben von 1925, sind stratigrafische Aussagen derzeit nur eingeschränkt möglich. Von den annähernd 10.000 während der Grabung geborgenen Funde stammt knapp die Hälfte von stark versinterten und oftmals kleinteilig zerscherbten Gefäßen, der Rest überwiegend von ebenfalls stark zerscherbter Dachkeramik (vor allem lakonische Ziegel) sowie insbesondere im Bereich von Bau C von Wandverputz. Innerhalb der geborgenen Keramik dominieren Wandscherben von Gebrauchskeramik, der An-teil aussagekräftiger Fragmente ist gering. Der Schwerpunkt der zeitlich eindeutig klar einordenbaren Funde reicht vom frühen Hellenismus bis in das 3. Jahrhun-dert n. Chr. Dabei konnte im Bereich von Bau B ein Übergewicht an Funden aus dem 1. Jahrhundert v. bis in das 1. Jahrhundert n. Chr. beobachtet werden, im Be-reich von Bau C dagegen überwiegt hellenistische Keramik des 3. und besonders 2. Jahrhunderts v. Chr.

Projektleitung: W. Gauß; Mitarbeit: M. Aurenhammer, H. Birk (Esslingen), G. Klebinder-Gauß (Universität Salzburg), C. Klein (Cincinnati), M. Hainzmann (ÖAW-OREA Projekt F.E.R.C.AN.), A. Heiden (DAI Athen), C. Hinker, C. Kurtze, V. Scheibelreiter-Gail (ÖAW-IKAnt), R. Smetana (Universität Salzburg), A. Tanner (ETH Zürich), N. Theocharous (Athen)

II.2.3 Aufarbeitung der Feldforschungen im Bereich der Akropolis und des ›Sattels‹ 1972 – 2016

Ein Schwerpunkt der Aufarbeitung im Jahr 2017 waren die Restaurierungen und Dokumentation der Funde aus den Grabungen, die im Bereich des ›Sattels‹ zwischen 2011 und 2016 durchgeführt worden waren. Dank der neu eingerichteten Restaurie-rungswerkstatt konnte ein wichtiger Arbeitsschritt, die Entfernung der z. T. starken Versinterungen an den Funden vom ›Sattel‹, durch N. Theocharous weitestgehend abgeschlossen werden. Auch die zeichnerische und fotografische Dokumentation der aussagekräftigen Funde ist weitestgehend abgeschlossen.

FELDFORSCHUNGEN IN GRIECHENLAND

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Aigeira, Unterteil eines mykenischen Kraters von den Ausgrabungen am ›Sattel‹ (Q610-420-079-001) (Foto W. Gauß, digitale Nachbearbeitung R. Sme-tana)

Aigeira, Fuß eines Krate-riskos von der Akropolis (Foto W. Gauß, digitale Nachbearbeitung R. Sme-tana)

Im Rahmen der Bearbeitung der spätmykeni-schen Funde aus den Grabungen am ›Sattel‹ be-schäftigte sich S. Pfeiffer mit makroskopischen Untersuchungen zu den Herstellungs- und Aufbau-techniken der hier gefundenen mykenischen Krate-re. So wurde u. a. beobachtet, dass bei einer Reihe von Krateren das Aufwulsten auf einer Drehscheibe vollzogen worden war. Bei dem abgebildeten Stück ist außerdem zu erkennen, dass der Ringboden nachträglich angebracht wurde, da die Verbindung an dieser Stelle nicht sauber gearbeitet wurde und hier Brüche und Risse entstanden sind.

Die systematische Durchsicht der früheisen-zeitlichen Keramik von der Akropolis aus den Grabungen der 1970er und 1980er Jahre wurde von F. Ruppenstein (Kooperationsprojekt Freiburg) fortgesetzt. Dabei konnten im Fundspektrum von Aigeira bislang nicht vertretene Fundgattungen nachgewiesen werden. Dazu gehören zwei großflächig bemalte, hohe Krateriskosfüße, die 1980 dicht beieinander unter dem Fundament des sog. Tempels B gefunden wurden. Vergleichbare Krateriskoi sind typische Funde in attischen Artemisheiligtümern, insbesondere in Brauron und im Piräus, wo sie offenbar von großer Bedeutung für die Kultpraxis waren. Dementsprechend könnten die Krateriskoi auch in Aigeira darauf hindeuten, dass Artemis ‒ vielleicht neben anderen Göttern ‒ auf der Ak-ropolis verehrt wurde. Die beiden aigeiretischen Exemplare stammen weder aus Korinth noch lassen sie sich einer anderen bekannten regionalen Ware zuweisen. Nach der makroskopischen Untersuchung des Tons kommt Attika als möglicher Herstellungsort in Frage, was aber auf naturwissenschaftlichem Wege überprüft werden sollte. Da gut datierte Vergleichsfunde fehlen, sind die beiden fragmentier-ten Krateriskoi chronologisch nur schwer einzuordnen: sie sind aber sicher nach-geometrisch und wohl vor der Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. gefertigt worden.

Die Bearbeitung der Münzfunde von der Akropolis durch N. Schindel wurde abgeschlossen. Die verhältnismäßig geringe Zahl der Fundmünzen hat eine ausge-sprochen weite chronologische Streuung, die vom Hellenismus bis in das Mittelal-ter und die frühe Neuzeit reicht. Ebenfalls abgeschlossen wurde die Bearbeitung der Dachterrakotten von der Akropolis durch J. Heiden (Kooperationsprojekt DAI Athen). Die von der Akropolis stammenden figürlichen Terrakotten wurden von R. Smetana im Depot des Museums von Aigio erstmals gesichtet und mit deren Bearbeitung wurde begonnen.

Im Rahmen der Arbeiten zur historischen Akropolis hat E. Tzavella (Athen) ihren Bericht zu den römischen, spätrömischen, byzantinischen, fränkischen und otto-manischen Funden abgeschlossen. Die festgestellte byzantinische und fränkische Nutzung der Akropolis von Aigeira ist für die Siedlungs-geschichte von Aigeira von großer Bedeutung und eröffnet neue Forschungsperspektiven.

Die Forschungen zu den Stadtmauern von Aigeira wer-den von A. Sokolicek im Rahmen eines eigenständigen Projekts durchgeführt und über ein vom FWF Ende 2017 bewilligtes Forschungsprojekt mit dem Titel »Die Befesti-gungen von Aigeira« (P 30886) finanziert.

Projektleitung: W. Gauß; Mitarbeit: H. Birk (Esslingen), G. Klebinder-Gauß (Universität Salzburg), C. Klein (Cin-cinnati), J. Heiden (DAI Athen), C. Kurtze, F. Ruppenstein (Universität Freiburg), N. Schindel (ÖAW-IKAnt), R. Sme-tana (Universität Salzburg), A. Sokolicek, A. Tanner (ETH Zürich), N. Theocharous (Athen), E. Tzavella (Athen)

Aigeira, Fragmente figür-licher Terrakotten; 1 Streu-fund, 2 von der Akropolis (Foto W. Gauß, digitale Nachbearbeitung R. Sme-tana)

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JAHRESBERICHT 2017

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II.2.4 Geophysikalische Untersuchungen

Die 2012 begonnenen geophysikalischen Untersuchungen (Kooperationsprojekt mit der Christian-Albrechts-Universität Kiel, Institut für Geowissenschaften, Ab-teilung für Geophysik) wurden 2017 fortgesetzt und im Bereich des Theaters, am

südlichen Abhang der Akropolis und insbesondere nördlich der Akropolis, unterhalb der Terrasse des Flurbereichs ›Solon‹, durchgeführt.

Im Theaterbereich wurde eine Fläche östlich des sog. Tycheions mit Georadar vermessen, wobei drei Seismikprofile erstellt wurden. Dabei konnte der weitere Verlauf der nordöstlichen Außenmauer des 2015 erneut verfüllten ›Tycheions‹ geklärt werden.

Am südlichen Hang der Akropolis wurde die be-reits 2014 mit der Geoelektrik gemessene Fläche mit Georadar ergänzt und fortgesetzt, um zu überprüfen, ob sich in den Messbildern der Verlauf der spätklas-sisch-hellenistischen Mauer abzeichnet. Teile dieser Mauer wurden bei einem Hangrutsch oder Felssturz zerstört, der sich zwischen der hellenistischen und byzantinischen Nutzung der Akropolis ereignet hat-te. Zwar zeigten einige Messbereiche erhöhte Re-flektionsamplituden, klare Mauerzüge bildeten sich jedoch nicht eindeutig ab. In der weiteren Auswer-tung muss geprüft werden, ob die entsprechenden Anomalien mit bereits bekannten Mauerzügen über-eingestimmt werden können.

Aigeira, erste Ergebnisse der Messungen auf dem Plateau unterhalb der Terrasse von ›Solon‹. Zeitscheibe 0 – 8 ns der Messungen mit Georadar (© W. Rabbel, H. Stüm-pel, K. Rusch, Christian-Albrechts-Universität Kiel, Institut für Geowissen-schaften, Abteilung für Geophysik)

Aigeira, Luftaufnahme (Drohne) von der Akropo-lis. Nördlich der Akropolis der Grabungsplatz ›Solon‹ und das darunterliegende Plateau (Foto C. Kurtze)

FELDFORSCHUNGEN IN GRIECHENLAND

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Die interessantesten Ergebnisse der geophysikalischen Messungen wurden nörd-lich der Akropolis unterhalb der Terrasse von ›Solon‹ erzielt. Magnetik und Geora-dar wurden hier eingesetzt, um mögliche Siedlungsspuren zu kartieren. Das Augen-merk lag insbesondere auf der Befestigungsmauer, deren Außenschale teilweise in der Abbruchkante zu erkennen ist. Die bisherige Auswertung der Messbilder zeigt, dass die Innenschale der Befestigungsmauer, die fast die gesamte westliche Seite des Plateaus einfasst, über große Strecken verfolgt werden kann. Darüber hinaus bilden sich aber auch weitere Strukturen ab, so im Norden ein großer Gebäudeumriss und südlich davon Strukturen, die auf Grundmauern von Gebäuden hinweisen. In wel-chem Verhältnis die einzelnen Strukturen zueinander stehen, müssen die weiteren Auswertungen der Messergebnisse zeigen.

Projektleitung: W. Gauß; Mitarbeit: H. Birk (Esslingen); Kooperation: W. Rabbel, H. Stümpel, K. Rusch (Universität Kiel)

II.3 Leontion (Peloponnes)

Im Mai 2017 lud G. Alexopoulou (Ephorie für Altertümer von Achaia, Abteilung für Prähistorische und Klassische Archäologie, Monumente, Altertumsforschung und Museen) im Rahmen eines an der ÖAW in Wien gehaltenen Vortrags das ÖAI dazu ein, sein Forschungsspektrum auf der nördlichen Peloponnes zu erweitern. Nach Begehungen und weiteren Gespräche kristallisierte sich die Siedlung Leontion und deren Umland als Gegenstand zukünftiger Feldforschungen heraus. Zum Jahresen-de 2017 ist ein entsprechender auf fünf Jahre angelegter Antrag an das griechische Kulturministerium ergangen.

Projektleitung: O. Hülden und G. Alexopoulou (Ephorie für Altertümer von Achaia, Abteilung für Prähistorische und Klassische Archäologie, Monumente, Al-tertumsforschung und Museen)

Leontion auf der Peloponnes, Theater (Foto O. Hülden)

JAHRESBERICHT 2017

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III FeLdForscHuNgeN IN ÖsTerreIcH

III.1 Spät antik-frühmittelalterliches Gräberfeld am Hemmaberg

Im Juli erfolgten unter der Leitung von M. Binder erstmals seit 1985 neue Gra-bungen im spät antik-frühmittelalterlichen Gräberfeld am Hemmaberg. Ausgangs-punkt für das Grabungsprojekt war das Hertha-Firnberg-Projekt »Lebenswelten am Übergang zwischen Spät antike und Frühmittelalter – eine bioarchäologische

Charakterisierung von Gesundheitszustand und Le-bensbedingungen im Siedlungsraum Hemmaberg/Glo-basnitz« des FWF. Ziel der Grabung am Sattel an der südwestlichen Flanke des Gipfelplateaus des Hemma-bergs, auf dem sich der spät antik-frühmittelalterliche Friedhof erstreckte, war neben einer Vergrößerung der Datengrundlage zur spät antiken Bevölkerung vor allem die Erfassung der vollständigen Ausdehnung des Grä-berfeldes.

Entgegen den Vermutungen F. Glasers (1985) konn-ten im westlichen Teil des Sattels, nördlich des antiken Weges in den Schnitten 1 und 2, keine Gräber mehr ge-funden werden. Inwieweit dies jedoch auf Bodenerosion zurückzuführen ist oder der tatsächlichen Ausdehnung des Gräberfeldes entspricht, lässt sich nicht mehr fest-

stellen. Östlich des von Glaser 1981 – 1985 ergrabenen Gräberfeldbereichs konnte hingegen eine deutlich größere Ausdehnung nachgewiesen werden. So wurden nach den Erkenntnissen der jüngsten Grabungskampagne Gräber fast angrenzend an den antiken Wall, der die Siedlung umgab, angelegt. In dem hier platzierten Schnitt 3 konnten insgesamt 12 Gräber mit 14 Individuen (2 Doppelbestattungen) archäologisch erfasst werden. Die Ausrichtung der Gräber scheint sich an dem Ausfallweg aus der Siedlung zu orientieren. Wie bereits in den früheren Grabungen

von Glaser festgestellt, war, entspre-chend der spät antik-frühchristlichen Bestattungstradition, auch in die-sen Gräbern der überwiegende Teil beigabenlos. Die geringe Menge an Glas- und Metallfunden fügt sich gut in das allgemeine Fundspek-trum des 5. und 6. Jahrhunderts ein; es handelt sich jedoch bei allen Funden um Formen, die eine lange Laufzeit hatten und daher keine en-gere Datierung der Gräber erlauben. Hierzu können jedoch die ebenfalls im Rahmen des Projekts erstmals am CEM in Mannheim durchge-führten 14C-Datierungen herangezo-gen werden, die eine deutlich län-gere Laufzeit des Gräberfeldes und damit verbunden wohl auch der Siedlungstätigkeit am Hemmaberg als bisher angenommen belegen. So dokumentierte eines der Gräber aus den neuen Grabungen, dass bereits

im 4. Jahrhundert am Hemmaberg Gräber angelegt worden waren. Interessant ist darüber hinaus, dass in dem von F. Glaser gegrabenen Areal drei der Gräber deut-lich noch in das 7. Jahrhundert datieren.

Hemmaberg, Studierende der Universität Wien beim Freilegen der Bestattung in Grab 109 (Foto M. Binder)

Hemmaberg, Frauenbe-stattung in Grab 109 mit bronzener Gewandnadel und Glasperlenkette (Foto A. Öcsi, Novetus GmbH)

FELDFORSCHUNGEN IN ÖSTERREICH

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Hemmaberg, Orthofoto der sog. Winkler-Gräber (Auflösung 1 mm/Pixel) (C. Kurtze)

Hemmaberg, Blick über die Grabungsflächen am südwestlichen Sattel (Foto C. Kurtze)

Die Finanzierung des Projekts erfolgte durch den FWF (15 %), das ÖAI (45 %), das Land Kärnten – Kultur (28 %), die Gemeinde Globasnitz (7 %) sowie die ÖAW (Pöch-Erbschaft, 3 %) und die Universität Wien (3 %). Das Grabungsprojekt wur-de auch als Lehrgrabung an den Instituten für Anthropologie (12 Studierende, jeweils eine Woche) sowie Urgeschichte und Historische Archäologie der Universi-tät Wien (10 Studierende, jeweils vier Wochen sowie A. Öcsi als Tutor) angeboten. Grabungstechnik und stellvertretende Grabungsleitung übernahm J. Scheifinger, die Restaurierung der wenigen Kleinfunde D. Oberndorfer.

JAHRESBERICHT 2017

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III.2 Rosegg

Im Rahmen einer Kooperation mit dem Landesmuseum Kärnten erfolgte die Einmessung hölzerner Piloten von zwei vermutlich historischen Brücken-anlagen im Flussbett der Drau bei Ro-segg in Kärnten. Der Lageplan der näheren Umgebung wurde aus einer Befliegung mit einem unbemannten Luftfahrzeug erstellt. Die gereinigten Piloten konnten zudem mithilfe terres-trisch angefertigter Digitalfotografien dreidimensional modelliert werden.

Projektleitung: P. Gleirscher (Lan-demuseum Kärnten)

IV FeLdForscHuNgeN IN ÄgypTeN

IV.1 Kom Ombo

Auf Einladung des ägyptischen Antikenministeriums (Ministry of Antiquities/MoA) und insbesondere des Inspektorats von Kom Ombo begann die Zweigstelle Kairo 2017 mit Untersuchungen am Tellhügel von Kom Ombo. Die Unternehmung wird als ägyptisch-österreichische Mission organisiert und ist als längerfristiges Projekt der Zweigstelle im Rahmen des Forschungsschwerpunkts über Städte und Urbanismus im Alten Ägypten geplant. Zielsetzung ist die Untersuchung der Stadt und ihres Hinterlands von der pharaonischen Zeit über die Spät antike bis in das 19. Jahrhundert.

Die Arbeiten der ersten Kampa-gne fanden von 2. November bis 4. Dezember 2017 statt. Wir danken dem ägyptischen Antikenministerium und insbesondere SE Herrn Minister K. el-Enany für Zusammenarbeit und Unterstützung sowie dem General-direktor der pharaonischen Sektion, Herrn A. el-Eshmawy, und dem Gene-raldirektor für Oberägypten, Herrn H. Aboul-Azim, für deren Hilfe bei der Genehmigung des Projekts. Weiters ist dem Generalmanager des Areals von Kom Ombo, Herrn A. Said, den Grabungsinspektoren, Herrn E. Ed-din Mahmud Abdel Dain und Herrn M. Mohamed el Far, und insbesondere Frau Z. Aul Hassam Bastawy zu dan-ken, die alle großzügig Unterstützung gewährten. Vor allem aber danken wir

dem Generaldirektor für Assuan, Kom Ombo, Edfu und Abu Simbel, Herrn A. Mo-neim Said, der uns eingeladen hat, an diesem Fundplatz zu arbeiten und uns bei allen Anstrengungen großzügig geholfen hat.

Gesamtprojektleitung: I. Forstner-Müller und A. Moneim Said (MoA)

Lageplan der Brücken-anlagen bei Rosegg (Plan C. Kurtze)

Kom Ombo, Stratigrafie am Ostrand des Tells (Foto P. Rose)

FELDFORSCHUNGEN IN ÄGYPTEN

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IV.1.1 Survey der Telloberfläche mit dem Schwerpunkt im östlichen Bereich des Tells

Während dieser Saison wurde ein Oberflächensurvey des Tells durchgeführt, um einen allgemeinen Überblick zu Natur und Datierung der Überreste, die an der Ober-fläche an den Rändern des Tells identifiziert wurden, zu gewinnen und Bereiche von potenziellem Interesse für zukünftige Arbeiten festlegen zu können. Dabei wurde Oberflächenkeramik gesammelt, stratigrafisch relevante Strukturen wurden fotogra-fiert und nach Möglichkeit Keramikproben entnommen.

Der Tellhügel ist auf zwei Ebenen erhalten, mit einem kleineren oberen Tell über einem breiteren flachen Tell. Alle Überreste aus späthellenistischer Zeit scheinen sich auf den oberen Tell beschränkt zu haben. Hier zeigte der Survey eine hohe Anzahl an späthelle-nistischer-frühkaiserzeitlicher Keramik am südlichen Ende, wo eine große Anzahl importierter Amphoren und anderer importierter Feingutbehälter weit gestreut verteilt liegt; mehrere Amphoren mit Gefäßaufschriften wurden von der Oberfläche gesammelt. Weiter nördlich fand sich spät antik datierende Oberflächenkeramik. Sie scheint mit gut erhaltenen architektonischen Resten verbunden zu sein, die an der Ost- und Westseite des Tells sichtbar sind und die durch weitere Strukturen, die durch den Magnetometersurvey zuta-ge traten, direkt verbunden sind. Die jüngste Keramik stammt aus dem 9. Jahrhundert. Obwohl angenommen wurde, dass die Mauern der Tempelan-lage die Grundlage für eine osmanische Festung bildeten, und bekannt ist, dass eine Festung der anglo-ägyptischen Armee aus dem späten 19. Jahrhundert auf dem Tell erbaut wurde, ist abgesehen von den Fundamenten nichts mehr erhalten.

Von besonderem Interesse war die Präsenz weiter Bereiche mit Keramik des Alten Reichs/der Ersten Zwischenzeit (2216 – 2025 v. Chr.), die mit dem unteren Teil des Tells in Zusammenhang zu stehen scheinen. Die größte Verbreitung fand diese am Fuß des nordöstlichen Rand des Tells, wo auch Spuren von Lehmziegeln erhalten sind. Hier steht die Keramik hauptsächlich mit Vorrats- und Lebensmittel-zubereitung in Zusammenhang; nur wenige Feinkeramik wurde registriert. Weitere Alte Reich-Keramik, verbunden mit Verbrennungsschichten, fand sich am Fuß des südöstlichen Teils des Tells. Dieses Gebiet zeigte sich auch im Magnetometersurvey als stark verbrannte Struktur; es könnte sich hier um eine Zone industrieller Akti-vität gehandelt haben.

Am östlichen Rand des oberen Tells befindet sich im oberen Bereich eine Reihe von Strukturen, die in der spät antiken Bebauung situiert sind. Die Strukturen sind auf ca. 2 m tiefen Schichten aus abgelagertem Sandsteinsplitt errichtet, in denen fast keine weiteren Reste materieller Kultur zu finden sind – die sehr wenigen Scher-ben aus diesen Schichten können in die späthellenistische-frührömische Zeit datiert werden. Über der Sandsteinsplitterschicht lag eine dünne rote Schicht mit Keramik aus dem Alten Reich. Es scheint, als ob Material aus der Stadt des Alten Reichs verwendet wurde, um die Oberfläche nach der Geländeadaptierung, die durch die Splitter repräsentiert wird, zu ebnen. Diese rote Ausgleichsschicht ist entlang eines Großteils der Ostseite des Tells vorhanden.

Projektleitung: P. Rose; Mitarbeit: C. Kurtze

IV.1.2 Erstellung eines Vermessungsnetzes sowie eines 3-D-Laserscans der Struk-turen im gesamten Tellbereich

Zu den geodätischen Maßnahmen zählten in erster Linie die Festlegung eines Ko-ordinatenrahmens und die Einmessung eines Festpunktnetzes. Die von der ameri-kanischen Pumpenfirma CDM Smith durchgeführten topografischen Vermessungen

Kom Ombo, Gefäßauf-schrift aus dem Oberflä-chensurvey (Foto N. Gail)

JAHRESBERICHT 2017

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konnten über die Bestimmung von Passpunkten in das für die archäologischen Ar-beiten eingerichtete Koordinatensystem überführt werden.

Darüber hinaus wurden die sichtbaren baulichen Strukturen sowie Ostraka-Streufunde im umzäunten Gelände vermessungstechnisch erfasst. Weitläufige Lehmziegelmauerzüge einer vermutlich englischen Festung direkt an der Oberflä-

che des Tells konnten mit einem GPS-System aufgenom-men werden. Die im Süden lokalisierten Lehmziegel-strukturen wurden mit dem 3-D-Laserscanner präzise und in ihrer Komplexität vollständig dreidimensional vermessen. Eine anschließende Interpretation der 3-D-Daten im Feld führte zu einer exakten Planaufnahme des gesamten Bereichs. Ausgenommen von den geo-dätischen Einmessungen waren aus lizenzrechtlichen Gründen die Strukturen der Tempelanlage selbst. Die potenziellen geophysikalischen Messflächen im Gelän-de des Tells wurden mit GPS ausgesteckt. Alle genierten Geodaten wurden in ein GIS-Projekt integriert.

Projektleitung: I. Forstner-Müller; Geodäsie: C. Kurt-ze, Mitarbeit: A. Hassler

IV.1.3 Geophysikalischer Survey

In der Kampagne 2017 wurde im gesamten vom Antikenministerium geschützten Be-reich und in ausgewählten Flächen außerhalb des Ruinengeländes in landwirtschaft-lichen Bereichen eine Magnetometermessung mit einem Fluxgatemagnetometergerät unternommen. Für die Messungen wurde ein Vermessungsraster von maximal 20 × 20 m angelegt, in den kleineren Bereichen wurde dies entsprechend angepasst. Der Survey wurde innerhalb der zugänglichen Bereiche des Tells durchgeführt. Insofern traten Probleme auf, als aufgrund der Arbeiten der Pumpenfirma CDM Smith me-tallische Gegenstände im gesamten Tellbereich auf der Oberfläche verstreut waren, welche die Messungen des Magnetometers behinderten. Eine weitere Schwierigkeit stellte die niedriggradige Differenz in den magnetischen Anomalien in dem ›roten‹ verbrannten Gebiet dar. Dadurch trat der Kontrast zwischen den Lehmziegelstruktu-ren und dem umliegenden Gebiet nicht gut hervor.

Kom Ombo, Erstellen des Vermessungsnetzes (Foto I. Forstner-Müller)

Kom Ombo, 3-D-Laser-scan-Orthofoto von Lehmziegelstrukturen (C. Kurtze)

FELDFORSCHUNGEN IN ÄGYPTEN

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Im oberen Bereich des Tells funktionierte die Methode allerdings hervorragend: Dort sind die architektonischen Strukturen, die wahrscheinlich in die Spät antike datieren, an der Oberfläche nicht sichtbar, erscheinen aber im Magnetometerbild sehr deutlich. Auch das Areal innerhalb der modernen Umfassungsmauer des ptolemäischen Tempels im Norden des Tempels eignete sich für die Methode: Im Nordwesten des Tempels ist ein Steingebäude, vermutlich eine Kapelle, zu erkennen. In diesem sind auch die rötlichen Schichten, die sich außerhalb der Tempelumfassungsmauer im Norden weiter fortsetzen, deutlich zu sehen.

Projektleitung: I. Forstner-Müller; Mitarbeit: R. Ryndziewicz (Messungen). Kooperation: T. Her-bich (Universität Warschau – Polnische Akademie der Wissenschaften)

IV.1.4 Archäologische Grabungen im ›roten‹ Areal nördlich des ptolemäischen Tempels

Auf Einladung des ägyptischen Antikenministeriums konzentrierten sich die Gra-bungen auf den Bereich im Norden des ptolemäischen Tempels, innerhalb dessen Bauarbeiten im Rahmen des Projekts zur Senkung des Grundwasserspiegels, das von CDM Smith gemeinsam mit USAID durchgeführt wird, unternommen wurden. Die untersuchten Bereiche sind Areal S/1, der Brunnenbereich, S/2 und S/4, der Bereich des ›Pumpenkontrollgebäudes‹, und die Areale S/3 und S/6, die Bereiche, in denen Pumpenrohre verlegt wurden. Zusätzlich zu diesen Arbeiten wurde der obere Bereich des Hügels, unmittelbar nördlich der modernen Umfassungsmauer des ptolemäischen Tempels, Areal S/5, untersucht.

Die Areale wurden in ihrer Gesamtheit von Müll und Bewuchs (Halfagras und Sträuchern) gereinigt.

S/2 und S/4, Areal des ›Pumpenkontrollgebäudes‹Im Süden wurde ein Testschnitt (S/2) angelegt. Unter einer Schicht aus rötlichem Lehm mit Keramik und Bruchsteinen lag eine Schicht aus gelbem Sand, die mindes-tens 5 m in den Boden reicht. Bei beiden Schichten handelt es sich um moderne Ab-lagerungen. Ein weiterer Testschnitt, S/4, wurde im Norden angelegt, hier zeigte sich die gleiche Schichtenabfolge von rötlicher Schicht und darunterliegendem gelbem Sand. Dieser reicht allerdings nur in eine Tiefe von 3 m, darunter befindet sich eine Schicht aus Lehmziegelstrukturen mit Keramik des Alten Reichs. Es scheint sich hier die Alte Reichsstadt, die bereits in Areal S/1 festgestellt werden konnte, fortzusetzen.

Areal S/5Hier liegen die Strukturen unmittelbar an der Oberfläche. Die am besten erhaltenen Teile liegen direkt entlang der modernen Tempelumfassungsmauer, wo bereits ein Team des Ministry of Antiquities im Jahr 2014 Arbeiten durchgeführt hatte. Das Areal wurde großräumig gereinigt, der Oberflächenschutt an manchen Stellen entfernt. Die dadurch freigelegten Strukturen wurden wissenschaftlich dokumentiert. Es handelt sich dabei um Gebäude mit Höfen und Speichern, ausschließlich aus Lehmziegeln er-richtet. Die Verbindung mit dem nördlich gelegenen Friedhof ist nicht geklärt. Eine ers-te Analyse der vorgefundenen Keramik erlaubt eine vorsichtige Datierung in die Erste Zwischenzeit (2216 – 2025 v. Chr.). Die Strukturen dieses Areals sind stark verbrannt.

Kom Ombo, Magneto-meterbild spätantiker Strukturen (Messung R. Ryndziewicz)

JAHRESBERICHT 2017

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Kom Ombo, Übersichts-plan mit einzelnen Schnit-ten (Plan C. Kurtze)

Kom Ombo, Areal S/5 (Foto I. Forstner-Müller)

FELDFORSCHUNGEN IN ÄGYPTEN

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Areale S/3 und S/6In diesem Bereich wurde ein L-förmiger Schnitt von 14 × 2 m angelegt. Die Untersuchungen in diesem Bereich konnten einen Friedhof der Ers-ten Zwischenzeit freilegen, der in zwei Phasen unterteilt werden kann:

Phase 1: In der ersten Kampagne konnten Ausschnitte von zwei großen Kammergräbern erfasst werden. Sie sind aus Lehmziegeln errich-tet und bestehen aus mindestens fünf Räumen. Innerhalb dieser Kammern wurden individuelle Gräber mit Grabkammern errichtet, die einzel-nen Gräber wurden mit Lehmziegelgewölben überdeckt. Bisher wurden ausschließlich ein-fache tonnenförmige Gewölbe vorgefunden. Innerhalb der einzelnen Räume wurden die Grabkammern eng aneinander und übereinander angelegt und mit den Gewölben überdeckt, wobei sehr häufig kei-ne weitere Grabkonstruktion (Seitenwände) errichtet wurde. Die beiden Kammer-gräber sind voneinander durch eine schmale Gasse getrennt. Insgesamt konnten mindestens 11 Bestattungen freigelegt werden. Mit einer einzigen Ausnahme, einer Bestattung mit drei Individuen, handelt es sich um ein-fache Bestattungen. Die innerhalb der beiden Grabanlagen vorgefundenen Bestattungen sind meist Nordost-Südwest, zwei Bestattungen sind Nordwest-Südost orientiert. Bei den Individuen handelt es sich um Jugendliche und Erwachsene, Kinder wurden bisher nicht vorgefunden. Die Bestatteten in den beiden Kammergräbern sind ausnahmslos in ausgestreckter linker Seitenlage deponiert, mit dem Kopf nach Norden und Blick nach Osten. Als Unterlage dienten mit Farbe verzierte Holzbretter und Matten. Als Grabbei-gaben wurden den Toten ausschließlich Kera-mikgefäße ins Grab mitgegeben. Der Friedhof datiert in die Erste Zwischenzeit. Die Strukturen dieser Phase, so wie auch die Ge-bäude in Areal S/5, sind stark verbrannt und dadurch rötlich verfärbt.

Phase 2: Diese Phase unterscheidet sich deutlich von der darübergelegenen Pha-se 1. Das Areal wird zwar ebenfalls als Friedhof genutzt, es werden in dieser Zeit aber keine großen Kammergräber errichtet, sondern die Bestattungen wurden in individuellen kleinen Grabkammern mit Tonnengewölben als Überdachung beige-setzt. Dieser Friedhof datiert ebenfalls in die Erste Zwischenzeit. Es konnte nur ein kleiner Ausschnitt dieses Friedhofs erfasst werden, die Gräber sind stark durch den darüberliegenden Friedhof und durch moderne Aktivitäten gestört. In dieser Phase sind keine Brandspuren zu erkennen.

Areal S/1, ›Brunnenareal‹Der zuvor beschriebene Friedhof setzt sich in diesem Bereich fort. Die betreffenden Schichten sind allerdings hier durch moderne Aktivität größtenteils zerstört. In ei-ner Tiefe von ca. 2 m konnte die Stadt des Alten Reichs festgestellt werden. Diese ist von dem darüberliegenden Friedhof der Ersten Zwischenzeit durch eine 50 cm dicke Nilüberschwemmungsschicht getrennt. Insgesamt konnten drei Subphasen des Alten Reichs festgestellt werden, die in die 6. Dynastie datiert werden können (2347 – 2216 v. Chr.). Die Orientierung folgt derjenigen der Bestattungsanlagen der Ersten Zwischenzeit.

Kom Ombo, Kammergrab der Ersten Zwischenzeit (Foto I. Forstner-Müller)

Kom Ombo, Eingang eines Gebäudes aus dem Alten Reich (Foto I. Forstner-Müller)

JAHRESBERICHT 2017

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In der obersten Schicht konnte der Eingangsbereich eines Gebäudes freigelegt werden; es war von Nordosten her zugänglich und über eine Sandsteinschwelle zugänglich. Der Boden des Raumes war mit roter und gelber Farbe bemalt. Dar-unter lag eine mindestens 1,5 m breite Lehmziegelmauer, die nur noch in ihrem Fundamentbereich erhalten ist. Unter ihr fanden sich ältere Strukturen aus Lehm-ziegelarchitektur.

Der Siegelabdruck des Königs SahureIn Phase 2 des Friedhofs der Ersten Zwischenzeit wurde ein Rollsiegelabdruck des Königs Sahure, des zweiten Königs der 5. Dynastie (2504 – 2347 v. Chr.), gefunden. Mit diesem Fund ist dieser Herr-scher erstmals in Kom Ombo nachgewiesen.

Projektleitung: I. Forstner-Müller, stellvertre-tende Projektleitung: P. Rose; Mitarbeit: A. Hass-ler, N. Gail. Logistische Unterstützung durch CDM Smith/USAID: Mitarbeit U. Matić, S. Müller

IV.2 Tell el-Dabʿa

Die Arbeiten in Tell el-Dabʿa (FWF-Projekt Nr. 25804-G19) selbst konnten 2017 nicht fortgesetzt werden, da keine Bewilligung der ägyptischen Sicherheitsbe-hörden vorlag. Dies bedeutete große Schwierigkeiten vor allem für die jüngeren wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihre akademischen For-schungsarbeiten nicht fortführen konnten und deshalb auch Dissertationsthemen ändern mussten.

So lag der Forschungsschwerpunkt des Jahres 2017 auf der Aufarbeitung des Befunds und der Funde aus dem Areal R/III: Anhand der Grabungsdokumentation wurde eine Korrelation des Areals R/III vorgenommen. Der Abgleich der archäolo-gischen Nutzungshorizonte anhand der Profile, Planzeichnungen der Befundsitu-ationen in den einzelnen Quadranten, Mauerverbände und weiterer Befunddetails wurde entsprechend der relativen Stratigrafie fertiggestellt.

Für das Areal wurde ein Phasenplan erstellt, der in drei (Sub-)Straten und in-nerhalb des Tiefschnitts im Quadranten r/5 in acht weitere (Sub-)Straten unterteilt werden kann. Basierend auf den Fundkontexten sowie der Raumverteilung wurde ein Katalog für das keramische Material und die Kleinfunde erstellt. Das weitere keramische Bruchmaterial wurde umgezeichnet. Die eingescannten Handzeichnun-gen der vor Ort dokumentierten Keramikstücke wurden digitalisiert.

Die Befundauswertung des Tiefschnitts im Quadranten r/5 sowie des gesam-ten Areals R/III wurde fertiggestellt. In diesem Stadtquartier konnten domestische sowie administrative Aktivitäten nachgewiesen werden. Die Fundverteilung in-nerhalb der einzelnen Baueinheiten zeigt, dass dieser Stadtteil als Wohnviertel mit Wirtschaftsanlagen genutzt wurde.

Projektleitung: I. Forstner-Müller; Mitarbeit: V. Michel, A. Hassler, J. İlhan-Struber

IV.3 Hisn al-Bab

Das aus Areal 9 gewonnene anthropologische Material bildete den Hauptschwer-punkt der Aufarbeitungskampagne 2017. Die Arbeiten wurden im November 2017 im Magazin des Antikenministeriums in Assuan durchgeführt. Wir bedanken uns beim ägyptischen Antikenminister, SE Herrn K. el-Enany, für die Ermöglichung der Arbeit und bei dem Inspektorat in Assuan für die Unterstützung.

Kom Ombo, Rollsiegel-abdruck eines Siegels des Königs Sahure aus der 5. Dynastie (Foto N. Gail)

FELDFORSCHUNGEN IN ÄGYPTEN

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IV.3.1 Anthropologische Untersuchungen der Skelettreste

Im Frühjahr 2017 erfolgte die anthropologische Untersuchung menschlicher Skelettüberreste aus der Festung Hisn al-Bab in den Räumlichkeiten des ägyptischen Staatsministeriums für Altertümer-Angelegenheiten in Assuan. Zum Großteil stammen die Knochen aus Areal 9, wo sie im Eingangsbereich des bislang einzigen bekannten Tors der ursprünglichen Festung deponiert aufgefunden wurden. Dem archäologischen Kontext nach datie-ren sie etwa in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts n. Chr. Die Skelettelemente wurden nicht im anatomischen Kontext gefunden, sondern waren stark fragmentiert und vermischt.

Zunächst wurden sämtliche Fragmente gesichtet und, wenn nötig, mit einer weichen Zahnbürste trocken gereinigt. Die Knochen wurden entsprechend ihrer anatomischen Zugehörigkeit sortiert. Die allgemeine Knochenerhaltung ist sehr gut. Oftmals weisen sie eine gelbrötliche Farbe auf und enthalten noch viel Kol-lagen, wodurch sie sich beim Anfassen fettig anfühlen. Einige wenige Skelettele-mente sind durch die Sonne weißlich ausgebleicht. Häufig sind Weichgewebsreste wie Bänder und Sehnen, aber auch Haut oder Knorpel erhalten. Von vielen der Knochen geht ein intensiver Verwesungsgeruch aus, was belegt, dass die Boden-lagerung nahezu unter Luftabschluss erfolgte. Einige weisen Spuren von Tierverbiss auf, vor allem durch Kaniden. Die meis-ten der geborgenen Knochen stammen aus dem Bereich der oberen Brust- und Halswirbelsäule. Weiterhin ist eine Vielzahl von Rippen, Knochen der Hand und des Unterarms sowie des Schultergürtels überliefert. Seltener wurden Teile des Schädels und der unteren Extremitäten inklusive der Füße identifiziert. Lediglich wenige Oberschenkel- und Schienbeinknochen waren vorhanden. Durch das Zählen bestimmter, häufig überlieferter Skelettelemente ließ sich eine Mindestindividuenanzahl von 22 bestimmen. Die dafür zur Verfügung stehenden Knochen waren vor allem Schlüsselbeine, gefolgt von ersten Rippen sowie ers-ten und zweiten Halswirbeln.

Soweit identifizierbar, stammen die Knochen ausschließlich von männlichen In-dividuen. Diese verstarben zumeist in einem Alter von etwa 20 – 30 Jahren. Zwei Individuen waren zu ihrem Todeszeitpunkt etwa 16 – 20 Jahre alt, wie noch offene Wachstumsfugen belegen; einige andere wohl etwas über 30 Jahre. Diese Zusam-mensetzung würde gut zu einer Militäreinheit oder auch einer Gruppe von Krie-gern passen.

In vielen Fällen zeigten die menschlichen Skelettüberreste aus Hisn al-Bab Spuren von Waffengewalt. Zwölf Individuen wiesen Spuren scharfer Gewalt im Bereich der Halswirbelsäule auf. Zu-meist scheinen diese Traumata durch große Klingenwaffen wie Schwerter oder Säbel verursacht worden zu sein, mit denen die Köpfe der Opfer abgeschlagen wurden. In einigen Fällen ließen sich auch Schnittspuren kleinerer Klingenwaffen wie etwa Mes-sern oder Dolchen identifizieren. An den Rippen fanden sich häufig Hiebmarken größerer Klingen, ebenso an den Knochen der Hände, welche belegen, dass den Individuen die Hände oder Finger abgeschlagen wurden – wohl zu einem Zeitpunkt, als sie bereits tot oder zumindest handlungsunfähig waren. Nahe-zu sämtliche Knochen der Schädeldächer und Gesichter weisen Spuren massiver, scharfer Gewalteinwirkung auf. Mehrere Stü-cke von Oberkiefern und Stirnbeinen wurden durch Hiebe mit großen Klingenwaf-fen zerhackt, inklusive einer abgetrennten Nase und eines Ohrs. Die überlieferten Schädeldachfragmente zeigen sowohl Spuren scharfer Gewalt durch große Klingen-

Hisn al-Bab, siebter Hals-wirbel mit erhaltenen Weichgewebsresten. Am Unterrand der ventralen Fläche weist der Wirbel-körper eine Hiebmarke auf, die von einer großen Klingenwaffe verursacht wurde – wahrscheinlich wurde dem Mann der Kopf abgeschlagen (Foto K. Scheelen-Nováček)

Hisn al-Bab, Pfeilspitze aus Areal 9, welche sich gut an die Verletzung im Schulter-blatt anpassen lässt (Foto K. Scheelen-Nováček)

Hisn al-Bab, rechtes Schei-telbein mit Hiebmarke. Die potenziell tödliche Verletzung ist auf eine Klingenwaffe mit großer Durchschlagskraft zu-rückzuführen, etwa ein Schwert (Foto K. Scheelen-Nováček)

JAHRESBERICHT 2017

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waffen als auch charakteristische Rissmuster und Spannungsrisse, welche auf die Wucht der Hiebe zurückzuführen sind. Mehrere Knochen der Unterarme weisen perimortal entstandene Frakturen auf. In einigen Fällen ließen sich mögliche Pfeil-schussverletzungen identifizieren, die teilweise von flachen Eisenpfeilspitzen, zum Teil aber auch von solchen aus angespitztem Holz stammen könnten. Ein Vergleich mit den tatsächlich vor Ort in Areal 9 gefundenen Pfeilen und Pfeilspitzen zeigte, dass die gefundenen Pfeilspitzen gut zu den Verletzungen passen.

Wahrscheinlich scheint, dass die gefallenen Männer aus Hisn al-Bab in einen Kampf verwickelt waren. Mehrere wurden offenbar hingerichtet, entweder nach der Schlacht, als Gefangene oder zu einem Zeitpunkt, als sie bereits wehrlos waren. Die Leichen wurden offenbar zerhackt oder verstümmelt, wobei vor allem Finger und Hände, aber auch Köpfe abgetrennt und zumindest teilweise mitgenommen wur-den. Die Körper waren für einige Zeit für Tiere zugänglich, wie die beobachteten Verbissspuren zeigen, bevor sie im Eingangsbereich der Festung deponiert wurden. Aus den stark fragmentierten Skelettüberresten lässt sich nicht bestimmen, zu wel-cher Gruppe von Menschen die getöteten Männer gehört haben könnten. Ebenfalls unklar ist, ob sie Verteidiger der Festung waren oder zu ihren Angreifern gehörten. Das Ausmaß ihrer Verletzungen weist darauf hin, dass sie wohl keine stärkeren Kör-perpanzer oder Helme trugen.

Für die kommende Grabungssaison sind weiterführende Analysen der mensch-lichen Skelettüberreste aus Hisn al-Bab geplant. Es soll versucht werden, bestimmte Knochen anzupassen und sie eventuell einzelnen Individuen zuzuordnen. Ein La-serscan von Skelettelementen mit Hack- oder Schnittspuren könnte die Grundlage einer weiterführenden Traumaanalyse darstellen.

Projektleitung: P. Rose (ÖAI); Mitarbeit: J. Nováček (Thüringisches Landesamt für archäologische Denkmalpflege), K. Nováček-Scheelen (Universität Göttingen)

IV.3.2 Untersuchung der nichtkeramischen Objekte

In dieser Kampagne nahm P. Rose die Dokumentation von Objekten aus den noch nicht untersuchten nichtkeramischen Funden der Ausgrabungen vor. Bei dieser Un-tersuchung wurden weitere Fragmente der Bogenausrüstung, einschließlich Pfeile, mögliche Elemente von Kompositbögen und Fragmente von Bogenschnur iden-tifiziert. Darüber hinaus ermöglichte eine erneute Untersuchung der gut erhalte-nen Metallfunde aus den Ausgrabungen von 2012 aufgrund der seitdem erfolgten Forschungen die Bestätigung der Identifizierung. Das wichtigste von ihnen ist Teil eines unverwechselbaren Typs einer nubischen Pferdetrense. Das Beispiel aus Hisn al-Bab ist mit Abstand (über 250 km) das nördlichste Beispiel dieses Typs und bildet zusammen mit der Bogenschützenausrüstung einen weiteren Beleg für die Anwe-senheit von Nubiern an der Grenze zu Ägypten im 6./7. Jahrhundert n. Chr.

Projektleitung: P. Rose

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ARBEITSGRUPPEN DES ÖAI

Mit dem Jahr 2017 wurden die einzelnen Forschungsbereiche des ÖAI zu Arbeits-gruppen (AG) zusammengefasst, um eine verstärkte inhaltliche Verschränkung von Einzelprojekten ähnlicher Thematik zu gewährleisten. Diese Verschränkung soll durch Initiativen wie Workshops, Vorträge, Diskussionen und idealerweise über-greifende Projektideen erfolgen, um in weiterer Folge mögliche Synergien inhaltli-cher, methodischer oder praktischer Art auszuloten.

2017 waren jedoch zahlreiche Einzelprojekte der verschiedenen Arbeitsgruppen von dem Aussetzen der Grabungen in der Türkei und den Einschränkungen in Ägypten betroffen.

Ag sIedLuNgsArcHÄoLogIe uNd urbANIsTIk

Diese thematisch, aber auch topografisch sehr weit gefächerte Arbeitsgruppe be-schäftigt sich mit einem zentralen Teilgebiet der modernen Klassischen Archäologie: der interdisziplinären Erforschung von Formen, Funktionen und Entwicklungen urbaner und ruraler Siedlungsräume unter historischen, topografischen, architek-tonischen, wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Gesichtspunkten. In diesem Zusammenhang werden aktuell Siedlungsräume oder Teilbereiche von Siedlungen in Griechenland, Ägypten, Kroatien und der Türkei analysiert, wobei über die ein-zelne Siedlung hinaus auch Landschaften und Räume untersucht werden.

Hinsichtlich der Einzelprojekte erwies sich das Jahr 2017 als durchaus schwie-rig, da für wesentliche Forschungsunternehmungen seitens der Gastländer keine Grabungsgenehmigungen erteilt wurden. Das betraf insbesondere die Forschungs-plätze Ephesos und Limyra in der Türkei sowie Tell el-Dabʿa in Ägypten. Nichtsdes-totrotz wurden in den relevanten Projekten der Arbeitsgruppe die Auswertung der bereits vorhandenen Daten und Publikationsvorbereitungen vorangetrieben. Der Feldforschungsschwerpunkt im Jahr 2017 lag somit in Griechenland, wo Grabungs-kampagnen in Lousoi und Aigeira durchgeführt wurden. Eine intensive inhaltliche Auseinandersetzung mit urbanistischen Fragestellungen erfolgte auf zwei sehr er-folgreichen Veranstaltungen an den ÖAI Zweigstellen in Kairo und Athen: Antike Flusshäfen in Ägypten standen bei dem Workshop »Ancient Harbours« in Kairo im Zentrum; die urbanistische Entwicklung der peloponnesischen Städte Aigeira, Lousoi und Sikyon war im Fokus des Workshops »Similarities and Differences in Urban History, Material Culture and Methodological Approaches of three Northern Peloponnesian Poleis: Aigeira, Lousoi and Sikyon« in Athen.

Herauszustreichen sind ferner die Erteilung einer Grabungslizenz für das ober-ägyptische Kom Ombo, wo im Herbst 2017 eine erste Kampagne durchgeführt wer-den konnte (s. hier unter Feldforschungen), sowie die Bewilligung des FWF-Projekts zu den Befestigungen von Aigeira (A. Sokolicek, FWF-Projekt P 30886). In beiden Projekten sind wesentliche urbanistische Forschungen intendiert.

Im Jahr 2017 wurden zudem zwei neue Projekte der Arbeitsgruppe initiiert: ei-nerseits die Erforschung des antiken Tragurion/Tragurium, das heutige Trogir, in Mitteldalmatien in Kroatien, andererseits Surveys im peloponnesischen Leontion. An beiden Orten werden im Jahr 2018 erste Feldforschungen vorgenommen.

AG-Leitung: M. Steskal

JAHRESBERICHT 2017

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Die Stadtmauern von Aigeira

Die Stadtmauern von Aigeira werden seit 2016 neu erforscht. Dabei stehen Architektur und historisch-topografischer Kontext der nach-mykenischen Befestigungen (drei Mauerrin-ge: archaisch, hellenistisch und spät antik) im Zentrum der Untersuchungen. 2017 wurden die ersten Resultate am ÖAI in Wien im Rah-men eines Hauskolloquiums sowie auf zwei Symposien vorgestellt. Für die Finanzierung der geplanten weiteren Arbeiten wurde das Projekt »Die Befestigungen von Aigeira« im August 2017 beim FWF eingereicht, der das Projekt im Dezember 2017 bewilligte (P 30886). Projektbeginn ist der 1. Juni 2018.

Projektleitung: A. Sokolicek

Die frühgriechische Kolonisation in Makedonien und Italien

Das Projekt »Die frühgriechische Kolonisation in Makedonien und Italien« wurde im Jahr 2017 mit der Untersuchung der Chronologie der frühen griechischen Kolo-nien auf Sizilien fortgesetzt und fokussierte auf verschiedene Aspekte der griechi-schen absoluten Chronologie. Eine neue umfangreiche Diskussion der Historizität der von Thukydides bekannten Gründungsdatierungen der antiken Kolonien im Rahmen einer neuen Konzeptualisierung des Kolonisierungsprozesses wurde un-ternommen. Die frühere Untersuchung des archäologischen Materials von Mende auf der Chalkidike und die vergleichende Analyse der publizierten Daten aus an-deren frühen griechischen Kolonien haben das Verständnis des Phänomens bereits verändert.

Erstmals konnte im Rahmen dieses Projekts die konventionelle griechische Chro-nologie der geometrischen Zeit kontrolliert und mithilfe wissenschaftlicher Metho-den überarbeitet werden. Eine neu erworbene Reihe von Radiokarbonanalysen von

Aigeira, Westabhang (Foto A. Sokolicek)

Mende, Griechenland. Profil eines stratigrafischen Schnitts (© Ephoria von Thessalonki)

AG SIEDLUNGSARCHÄOLOGIE UND URBANISTIK

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stratifiziertem und gut datiertem kurzlebendem organischen Material bietet erst-malig einen festen Ausgangspunkt für eine Revision der absoluten Chronologie der Phasen vor der spätgeometrischen Zeit, die bisher auf wenigen Scherben und kontroversen historischen Datierungen im Nahen Osten basierte. Die Kalibrierung und Modellierung der Radiokarbondaten wird durch das Programm CalPal in Ko-operation mit B. Weninger, der das Programm entwickelte, durchgeführt. Die Er-gebnisse der Radiokarbonanalyse sprechen für eine höhere Datierung der frühen-, mittel- und spätgeometrischen Ia-Phasen.

Darüber hinaus wurde eine GIS-Analyse der vor- und frühen kolonialen Sied-lungssysteme im Makedonien durchgeführt. Damit wurde die Entwicklung und Form der vorkolonialen Siedlungssysteme in Nordgriechenland rekonstruiert. Mithilfe zahlreicher Verbreitungskarten, die in Kooperation mit M. Börner (ÖAW-OREA) erstellt wurden, werden die kom-plexen politischen und ökonomischen Be-ziehungen der einheimischen Siedlungen interpretiert und die Motivation sowie auch die Umstände der Ansiedlung der ersten griechischen Apoikoi erläutert.

Projektleitung: S. Gimatzidis; Mitar-beit: E. Anagnostopoulou-Chatzipoly-chroni (Kulturministerium Griechenland), E. Marivova-Wolff (Laboratory of Biodi-versity and Evolutionary, KU Leuven), M. Mehofer (VIAS, Universität Wien), F. Mermati (Parco Archeologico dei Campi Flegrei, Neapel), T. Valamoti, (School of History and Archaeology, Aristoteles-Uni-versität Thessaloniki), B. Weninger (Institut für Ur- und Frühgeschichte, Universität zu Köln). Finanzierung: FWF-Einzelprojekt P 26150

Spät antik-mittelalterliches Stadtquartier südlich der Marienkirche in Ephesos

Aufgrund der nicht erteilten Genehmigung konnten die Grabungen in dem spät-antik-mittelalterlichen Stadtquartier südlich der Marienkirche nicht abgeschlossen werden. Eine Auswertung der vorhandenen Daten erbrachte aber den eindeuti-gen Nachweis, dass es sich zur Bauzeit im frühen 5. Jahrhundert n. Chr. um drei abgeschlossene Baukörper handelte, die sich jeweils nach Norden hin zur Straße öffneten. Während im Westen ein reich ausgestattetes Peristylhaus stand, weisen die beiden Einheiten östlich davon eher merkantil-handwerklichen Charakter auf.

Trotz des unregelmäßigen Grundrisses blieben die Grundelemente des antiken Wohnbaus bestehen, dazu zählen beispielsweise kleine, mit Säulen oder Pfeilern ge-staltete Höfe. Ihre Funktion war vor allem eine wirtschaftliche, wie der hohe Anteil an Gebrauchskeramik, Tierknochen und Gerätschaft aus diesen Bereichen nahelegt.

Eine Gegenüberstellung der Keramik- und Münzfunde erbrachte einen überra-schend hohen Anteil an Material aus Nordafrika, speziell aus Tunesien. Die daraus abzuleitenden wirtschaftlichen Verflechtungen beider Regionen ließen sich zumin-dest bis um die Mitte des 6. Jahrhunderts n. Chr. nachweisen.

Im Rahmen des Projekts werden auch mehrere akademische Arbeiten verfasst, deren Fortsetzung trotz der Einschränkungen gewährleistet werden konnte. Dazu zählen die bauhistorische Analyse durch K. Sahm und die Auswertung der Glas-funde durch L. Schintlmeister.

Projektleitung: S. Ladstätter, H. Schwaiger

Mende, Griechenland. Sky-phos der archaischen Zeit (Foto S. Gimatzidis)

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Wirtschaft und Entwicklung der nordionischen Polis Teos (ca. 800 – 400 v. Chr.)

N. Gail konnte im September 295 der wichtigsten Gefäße und Gefäßfragmente geo-metrischer, archaischer und klassischer Zeit aus den alten (1962 – 1967) und neuen (seit 2010) Grabungen in Teos dokumentieren.

Projektleitung: M. Kerschner; Mitarbeit: N. Gail. Kooperation: M. Kadioğlu (Gra-bungsleitung; Ankara Üniversitesi)

Die urbanistische Entwicklung Limyras in hellenistischer Zeit

Die Arbeiten des Jahres 2017 im Rahmen der Limyra-Grabung konzentrierten sich – soweit das durch die verkürzte Kampagne 2016 und die nicht erteilte Genehmigung für 2017 möglich war – auf die Aufarbeitung der vorläufigen Ergebnisse des FWF-Projekts zur urbanistischen Entwicklung Limyras in hellenistischer Zeit sowie auf die Vorbereitung von Publikationen zu bereits abgeschlossenen Projekten.

Projektleitung: M. Seyer

Studien zu den in den spät antiken Mauern Limyras verbauten Spolien

Im Jahr 2017 lag der Schwerpunkt auf dem Studium und der Rekonstruktion zweier Gebäude, die bereits vor mehreren Jahren als Spolien in den während der spät-antiken Periode errichteten Stadtmauer entdeckt worden waren.

Das erste dieser Gebäude ist ein Pseudoperipteros korinthischer Ordnung. Die-ser Bautyp wird im Allgemeinen als typisch für die römische Kaiserzeit betrachtet, obwohl das älteste Beispiel, Tempel L von Epidauros, aus Griechenland stammt. Bis vor Kurzem waren mit dem Dionysostempel in Side und jenem in Knidos lediglich zwei Bauten dieses Typs in Kleinasien bekannt. Der ursprüngliche Stand-ort des Pseudoperipteros von Limyra ist nicht bekannt, doch konnten unter den Spolien bislang 14 Blöcke identifiziert werden, die diesem Tempel zuzurechnen sind. Die Fotos und Zeichnung von R. Hügli (Wien) gestatteten in Kooperation mit V. Baillet (Bordeaux) eine vorläufige Rekonstruktion. Fragmentierte Basen von Halbsäulen, Säulentrommeln und korinthische Kapitelle sowie Teile korinthischer Kapitelle erlauben eine Schätzung der Höhe der Kolonnaden auf ca. 6,80 m. Von den 14 Blöcken konnten acht der Rückwand des Gebäudes zugeordnet werden, vier weitere waren Teil der linken Seitenwand, unter ihnen ein wichtiger Block, der an einer der Anten zu platzieren ist. Drei weitere Architekturblöcke sind der rechten Seitenwand zugehörig. Vergleiche mit einem Tempel in Tivoli (Italien) und dem ›Dionysostempel‹ in Side unterstützen eine hypothetische Teilrekonstruktion.

Der zweite Bau, ein ionischer Peripteros, ist um vieles größer. Fragmentarisch erhaltene Säulenbasen und -trommeln sowie mehrere Architrav- und Gesimsblö-cke lassen sich dem Tempel zuordnen, der wichtigste Block aus dieser Reihe ist jedoch das Fragment eines stark zerstörten ionischen Kapitells. Es ist ein klei-ner Teil einer Krümmung unter der Volute erhalten, die – wie auch ein doppeltes Flechtband ‒ jener der ionischen Kapitelle des Erechtheions in Athen folgt. Die Betrachtung der Dimensionen des limyräischen Kapitells und der Vergleich mit jenen des Erechtheions lassen an eine frühere Datierung des Baus in Limyra den-ken: eine Fotomontage der Bauteile beider Gebäude zeigt, dass die beiden Kapitelle in der Größe vergleichbar sind. Diese Ähnlichkeit wird durch die fast identischen Dimensionen der Architrave sowie das identische Profil der Gesimse bestätigt. Auch die stilistische Analyse unterstreicht die Analogie: Das sehr plastisch gear-beitete lesbische Kymation des Tempels in Limyra unterscheidet sich beträchtlich von den bekannten Beispielen des 3. Jahrhunderts v. Chr., da es frappant jenen des 4. Jahrhunderts gleicht. Ein weiteres Argument für eine Datierung der Blöcke

AG SIEDLUNGSARCHÄOLOGIE UND URBANISTIK

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in das 4. Jahrhundert v. Chr. stellen die großen, quadratischen Dübellöcher der Säulenbasen und -trommeln dar, die sich mit jenen der Säulen des Maussollei-ons von Halikarnassos vergleichen lassen. Trotz der zu beobachtenden kleinen Unterschiede erscheint eine revidierte Datierung in spätklassische Zeit außerdem sinnvoll, wenn man sie mit der Herrschaft des Dynasten Perikle in Verbindung bringt: sein Grabmal mit den Karyatiden ist stark vom Erechtheion beeinflusst. Angenommen werden kann, dass Perikle durchaus noch einen Schritt weiter ging und bewusst die Ansicht dieses Baus für den Tempel in Limyra kopierte und derart möglicherweise Arbinas, den Dynasten von Xanthos, herausforderte, der für das Nereidenmonument ebenfalls ionische Kapitelle wählte, die jene des Erechtheions imitierten.

Diese Ergebnisse wurden bei einer Tagung im Januar 2017 in Zürich präsentiert und einer ähnlichen Fallstudie durch R. Stucky in Sidon gegenübergestellt, was den Beginn einer regen Diskussion über die Verbreitung attischer Architekturfor-men im 4. Jahrhundert v. Chr. im ostgriechischen Kulturraum bewirkte.

Projektleitung: L. Cavalier (Ausonius, Bordeaux), M. Seyer; Mitarbeit: V. Baillet (Ausonius, Bordeaux)

Forschungen an den sog. Theaterthermen von Limyra

Im Rahmen des Publikationsprojekts der Grabung in den ›Theaterthermen‹ wur-de die Dokumentation der Kleinfunde durch Bearbeitung der Fotos, Zeichnungen und Bestandsbeschreibungen des Materials eingeleitet. Die Ausgrabungen in die-sem Bereich wurden zunächst 1995 und 1996 durch- und nach einer zehnjährigen Unterbrechung von 2007 – 2010 weitergeführt. Dieses Gebäude repräsentiert den ›Reihentyp‹, den häufigsten Vertreter öffentlicher Bäder in Lykien. Es wurde ver-mutlich im 3. Jahrhundert n. Chr. erbaut und im 5. Jahrhundert aufgegeben. Spätere bauliche Eingriffe in Teile des Gebäudes weisen auf spät antike Installationen mit anderer Funktion hin.

Zweck der vorliegenden Studie ist es, die Interpretation des baulichen Befunds anhand einer Analyse der Kleinfunde zu unterstützen und zu präzisieren. Die Funde bestätigen die Hypothese, dass die Thermen Ende des 5. oder Anfang des

Limyra, Rekonstruktions-versuch des Pseudodipte-ros (V. Baillet)

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6. Jahrhunderts n. Chr. aufgegeben wurden und das Gebäude eine andere Funktion erhielt:

▪ Mehrere scheibenförmige Terrakottawebgewichte mit zwei Aufhängelö-chern, Spindelhaken und Spindelwirbeln weisen auf eine Textilwerkstatt hin;▪ verschiedene unfertige Tierknochennadeln und abgesägte Gelenke von Tier-knochen, die verarbeitet wurden, um Schäfte für das Schnitzen zu erhalten, spie-geln die Verarbeitung von Knochen in diesem Areal wider;▪ das Vorhandensein einer Metall- und/oder Glaswerkstatt wird durch meh-rere Spritzdüsen aus Ton angezeigt, die mit Schlacken auf jenem Teil, der direkt mit einem Schmelzofen verbunden war bedeckt, sind.

Abschließend wurde im Bereich der ›Theaterthermen‹ wahr-scheinlich im 6. Jahrhundert ein Handwerksviertel eingerichtet. Dieses umfasste (zum jetzigen Stand der Forschung) eine Tierkno-chenwerkstatt, Textilproduktion sowie ein Atelier für Glas- oder Metallarbeiten. Die fertigen und halbfertigen Produkte, mögliche Werkzeuge und Abfallstoffe geben einen Einblick in die Industrie und den Alltag des spät antiken Limyra. Analogien für solche In-stallationen und Materialzusammenstellungen wurden in den be-nachbarten antiken Städten Lykiens (Patara, Xanthos), aber auch in anderen Städten Kleinasiens (Anemurium, Ephesos, Sardeis) und Griechenlands (Athen, Korinth, Thessaloniki) gefunden.

Diese Studie belegt einmal mehr auf eindrucksvolle Weise die Wichtigkeit der Integration archäologischer Funde mit ihren Kontexten in die all-gemeine historische Situation sowie das städtische Gefüge. Die Analyse der Klein-funde vervollständigt die archäologischen Indikatoren für den Wandel der Funktion einer Thermenanlage zu einem Handwerkerviertel in Limyra. Außerdem zeigt sie die Aufgabe und die Wiederinbetriebnahme eines noch gebrauchsfertigen Raumes, der den Vorteil bereits vorhandener Installationen bietet, die für industrielle Akti-vitäten äußerst nützlich sind, wie Wasserleitungen und -becken.

Aus der wissenschaftlichen Bearbeitung der Kleinfunde aus den ›Theater-thermen‹ wurde ein zusätzliches Projekt (»Eingriff und Funktionsänderung des

Limyra, ›Theaterthermen‹. Abgesägte Gelenke von Tierknochen (Foto R. Hügli)

Limyra, ›Theaterthermen‹. Nadel aus Tierknochen (Foto L. Fliesser)

Limyra, ›Theaterther-men‹. Spindelwirbel (Foto R. Hügli)

Limyra, ›Theaterthermen‹. Webgewichte aus Ton (Foto R. Hügli)

Limyra, ›Theaterther-men‹. Spindelhaken (Foto R. Hügli)

AG KULT UND HEILIGTUM

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Limyra, ›Theaterthermen‹. Tönerne Spritzdüsen (Foto L. Fliesser)

Stadtraums im spät antiken Limyra. Rekonstruktion des Alltags anhand von Kleinfunden und ihrem archäologischen Kontext«) mit dem Ziel initiiert, eine Postdoc-Forschung am ÖAI Athen zu entwickeln. Dieses Projekt stellt den Versuch dar, Struktur und Leben der Siedlung anhand archäologischer Daten, historischer Quellen, Fundanalysen und Ergebnissen interdisziplinärer Stu-dien zu rekonstruieren. Die Forschungsschwerpunkte betreffen soziale, ökonomische und kulturelle Identitäten und Entwicklun-gen in spät antiken Städten am Beispiel von Limyra.

Wissenschaftliche Bearbeitung: A. Dolea

Ag kuLT uNd HeILIgTum

Die AG »Kult und Heiligtum« besteht aus derzeit elf Einzelprojekten und beschäf-tigt sich in erster Linie mit jenen Aspekten antiker Religionen, die aus den archäo-logischen Befunden und der Interpretation der darin vergesellschafteten Artefak-te und Biofakte erschlossen werden können. Dies ist besonders in jenen Regionen und jenen Zeitepochen wichtig, aus denen zeitgenössische schriftliche Zeugnisse völlig oder weitgehend fehlen. Wo solche Zeugnisse vorhanden sind, schafft die Auswertung der archäologischen und archäozoologischen Befunde die Möglichkeit, die Schriftquellen zu ergänzen, zu überprüfen und gegebenenfalls in einem neuen Blickwinkel zu sehen. So kann ein umfassenderes und detaillierteres Bild der anti-ken Kultpraxis gewonnen werden.

Die Arbeitsgruppe umfasst Projekte aus dem Zeitraum von ca. 1000 v. Chr. bis etwa 600 n. Chr. und umspannt damit den gesamten Zeitraum der Klassischen Ar-chäologie von der geometrischen Ägäis bis zur Spät antike in den Provinzen des Imperium Romanum. Die weite Streuung in der räumlichen und der zeitlichen Di-mension erlaubt es, einerseits die Konstanten, andererseits den Wandel von Religion und Riten herauszuarbeiten.

Die diachronen Veränderungen im Kultgeschehen und in den religiösen Vor-stellungen soll im Bezugsrahmen der politischen, ökonomischen und ökologischen Gegebenheiten eines Orts oder einer Region analysiert werden. Solche Untersu-chungen werden insbesondere durch die Langzeitprojekte ermöglicht, wie sie in Ephesos, in Lousoi und am Hemmaberg laufen.

Ein gemeinsamer Schwerpunkt für eine Forschungsstrategie ergibt sich aus der Schnittmenge der Gemeinsamkeiten der in der Arbeitsgruppe vereinigten Projekte. In ihrer überwiegenden Mehrheit beschäftigen sie sich mit der Auswertung und Interpretation von Funden in ihrem antiken Nutzungskontext, der durch die Stra-tigrafie der Grabung erschlossen werden kann. Keramische Fundkomplexe, deren Bearbeitung eine traditionelle Kernkompetenz des ÖAI darstellt, spielen dabei in sieben der elf Projekte eine zentrale Rolle. In fast allen Projekten stellt die Inter-disziplinarität einen wichtigen Aspekt dar, der durch die Gründung eines eigenen Departments für Bioarchäologie am ÖAI in jüngster Zeit noch wesentlich gestärkt wurde. Hier kommt wiederum der Analyse archäozoologischer Befunde eine Schlüsselrolle zu. Zusammen mit den Keramikfunden bilden die vergesellschafte-ten Tierknochen die entscheidende Grundlage für die Rekonstruktion des Kultge-schehens. Eine besondere Stärke der Arbeitsgruppe ist der lange Zeitraum, den die archäologischen Befunde umspannen: in neun von elf Projekten erstreckt er sich über mehr als 200 Jahre. Durch die Beobachtung des Ritual- und Votivverhaltens in der Perspektive der »longue durée« (F. Braudel) wird es erst möglich, strukturelle Veränderungen und Konstanten zu erfassen. Aus diesen Gemeinsamkeiten der Ein-zelprojekte ergibt sich ein Schwerpunkt, der künftig im Zentrum der Diskussionen innerhalb der AG Kult und Heiligtum stehen und sich als Leitmotiv durch die je-weiligen Forschungen ziehen soll: »Der Wandel des Beständigen – Persistenz und Transformation im antiken Kult«.

JAHRESBERICHT 2017

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Die Grundlage bildet dabei die Auswertung der materiellen Hinterlassenschaft (Artefakte und Biofakte) in ihrem stratigrafisch erfassten Kontext. Im Heiligtum sind dies vor allem die Überreste von Opfern und rituellen Mählern sowie Weihe-gaben an die Götter. In der diachronen Analyse sollen einerseits die Konstanten, andererseits die Veränderungen (sowohl langsame Modifikationen als auch abrupte Wechsel) herausgearbeitet werden. Ziel der Forschungen und Diskussionen inner-halb der Arbeitsgruppe soll es sein, Erklärungsmodelle für beide Phänomene zu finden, die die Befunde in den religiösen, ökologischen, ökonomischen und politi-schen Rahmen der jeweiligen Zeit und Region stellt.

AG-Leitung: M. Kerschner

Das Artemision von Ephesos von den Anfängen bis zu Alexander dem Großen

Im Zentrum der Arbeiten zum Artemision stand 2017 die Frage nach dem Beginn des Kults im Heiligtum. Der Kult reicht weiter zurück als der älteste Tempelbau, der Naos 1, der auf Grundlage der kontextuellen Keramikanalyse nun in die Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. datiert werden kann. Schon bevor es ein Kultbild der Artemis

gab und einen Tempel, in dem es aufgestellt war, versammelten sich Menschen an diesem Ort, um die Göttin zu verehren. Sie hielten rituelle Mähler ab und lagerten dabei im Freien. Als ar-chäologische Zeugnisse sind vor allem die keramischen Gefäße erhalten, die sich stilistisch in das späte 11. bis frühe 9. Jahrhun-dert v. Chr. datieren lassen.

Es ist die funktionale Analyse des Formenspektrums, die Rückschlüsse auf den religiösen Charakter dieser Gefäßassem-blage erlaubt. Anders als in gleichzeitigen Siedlungen ist die Auswahl der Formen beschränkt. Sie besteht fast ausschließlich aus Schalen zum Trinken, aus tiefen Skyphoi, aus denen man vermutlich aß, und aus Kochtöpfen, in denen man die Speisen zubereitete. Hingegen gibt es kaum Vorratsgefäße, die in Wohn-häusern in großer Zahl vorkommen.

Ein wichtiger Indikator für die Kultausübung sind erste be-scheidene Votive aus Ton, die sich auf die Lebenswelt der ag-rarisch geprägten Gesellschaft der frühen Eisenzeit beziehen:

Tonfiguren von Rindern, seltener von Pferden, in geometrischer Weise stilisiert. Auch Miniaturgefäße wurden geweiht, vielleicht um darin symbolisch einzelne Feldfrüchte wie Getreidekörner und Trauben darzubringen.

Als weiteres Kriterium spricht die Kontinuität der Charakteristika des archäo-zoologischen Befunds für einen Kult bereits in der frühen Eisenzeit. Wie G. Fors-tenpointner nachweisen konnte, zieht sich das Profil von Gattung, Geschlecht und Schlachtalter der Opfertiere von der protogeometrischen bis in archaische Zeit durch.

Projektleitung: M. Kerschner. Kooperationen: G. Forstenpointner (Veterinärme-dizinische Universität Wien), W. Fischer-Bossert (ÖAW-IKAnt)

Das Serapeion in Ephesos: Ein Bezirk für die ägyptischen Götter

Die Arbeiten im Jahr 2017 konzentrierten sich auf die Evaluierung der bisherigen Ergebnisse und Vorbereitung der Publikation. Dafür wurde im Juni 2017 ein Work-shop am ÖAI organisiert, bei dem T. Schulz-Brize ihre Rekonstruktionsvorschläge vorstellte. Anlass des Workshops war die Diskussion um die Überdachung der Cella des Serapeions. Aufgrund der unklaren Befundsituation besteht die Möglichkeit sowohl eines flachen Daches als auch eines Tonnengewölbes über der Cella. Beide Varianten sind nach der Analyse von T. Schulz-Brize möglich.

Ephesos, Artemision. Fragment des Hinterteils einer geometrischen Ter-rakottafigur eines Rindes (Inv. ART 910654) (Foto M. Kerschner)

AG KULT UND HEILIGTUM

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Als neuer Aspekt der Forschung am Serapeion ist die Diskussion dreier sog. Er-scheinungsfenster im Giebel behandelt worden. Im Rahmen ihrer Dissertation »Untersuchungen zur Entwicklung des astronomischen Wissens in der römischen Kaiserzeit« verfolgt S. Wanek (Betreuung M. Steskal) die Frage, ob das Serapeion auf eine bestimmte Sternenkonstellation ausgerichtet war, die durch die ›Erschei-nungsfenster‹ beobachtet werden konnte. Dafür konnte sie ein Modell des Serapei-ons erstellen und die Sternenkonstellation im 2. Jahrhundert n. Chr. rekonstruieren. Die Untersuchung hat noch keine eindeutigen Ergebnisse erbracht und ist weiterhin Gegenstand der Diskussion.

Im November 2017 konnte A. Sokolicek die Forschungen am Serapeion im Rah-men eines Abendvortrags an der Tulane University in New Orleans, LA (USA) vor-stellen.

Projektleitung: S. Ladstätter, A. Sokolicek; Mitarbeit: D. Oberndorfer, G. A. Platt-ner (KHM Wien), L. Rembart, N. Schindel (ÖAW-IKAnt), T. Schulz-Brize (TU Berlin), A. Sokolicek, M. Steskal, H. Taeuber (Universität Wien)

Archäologische Funde aus einer ›Mithrashöhle‹ auf der Gradišče bei St. Egyden

In Kooperation mit dem Landesmuseum Kärnten (P. Gleirscher) wurde 2017 die wissenschaftliche Aufarbeitung römerzeitlicher Funde (Gefäßkeramik und Klein-funde) aus einer Höhle auf der Gradišče bei St. Egyden in Unterkärnten in An-griff genommen. Das Fundmaterial stammt zum Großteil aus einer aschehaltigen Kulturschicht in der kleinen, durch eiszeitlichen Felsversturz entstandenen Höhle von etwa 4 m Länge und 3 m Breite. Die Zusammensetzung der Gefäßkeramik (sog. Räucher- und Schlangengefäße, Tafel- und Trinkgeschirr) und Kleinfunde (Keramiklampen, Terrakotta-Stierfigur, Votivblech aus Silber) weist vorläufig auf einen kultischen Kontext des 2. bis beginnenden 3. Jahrhun-derts n. Chr. hin. Ein Zusammenhang mit der Verehrung ori-entalischer Gottheiten wie Iuppiter Dolichenus, Sabazios und insbesondere Mithras erscheint naheliegend. Im Zentrum des Forschungsprojekts steht die Diskussion kulturhistorischer Fragen basierend auf den materiellen Hinterlassenschaften. Die Funde lassen sich auf Kultfeiern und -mahlzeiten bezie-hen. Die typochronologische Einordnung des Fundmaterials wird eine exakte zeitliche Eingrenzung des Kultgeschehens erlauben. Schließlich ist das Heiligtum auf der Gradišče auch in den regionalen Kontext zu setzten. Einerseits mit der nach-weislich demselben Zeithorizont angehörenden bekannten Mitgliederliste eines Mithras-Kultvereins aus Virunum-Zoll-feld, andererseits mit den sich hinsichtlich Höhlenbefund und Fundspektrum deckenden Heiligtümern unmittelbar südlich der Karawanken im heutigen Slowenien.

Die archäozoologischen Ergebnisse sind noch nicht endgül-tig, da rund 5.000 Knochen mit einem Fundgewicht von rund 4,7 kg aufgenommen wurden. Das knöcherne Fundmaterial ist jedenfalls sehr stark fragmentiert und wird von unbestimmba-ren Knochen mittelgroßer Säugetiere dominiert. Neben den Resten von Haustieren zeigt das Material eine hohe zoologische Diversität, mit Mollusken, einem Karpfen-knochen, Reptilien, Hasen und Nagetieren. Geflügel und Haustiere repräsentieren Überreste der Tieropfer und Festmähler zugunsten des Gottes. Schafe und Ziegen sind offenbar am wichtigsten, Schwein war von geringerer Bedeutung, und Rind ist deutlich unterrepräsentiert. Offenbar wurden die bereits zugerichteten Fleischpar-tien zur Höhle gebracht. Die fleischtragenden Knochen sind wie die Rippen gut re-präsentiert, wogegen die Wirbel unterrepräsentiert erscheinen. Das hauptsächliche

Höhle auf der Gradišče bei St. Egyden, Kärnten. Drei-henkeliges Keramikgefäß mit applizierten Schlangen und vor dem Brand an-gebrachter Weihinschrift (Foto J. Wurzer)

JAHRESBERICHT 2017

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Schlachtalter bei Schafen und Ziegen dürfte bei 6 – 12 Monaten und 1 – 2 Jahren gelegen haben. Die Schweinereste dagegen spiegeln eine Be-vorzugung von sehr jungen Milchferkeln und frühinfantilen Tieren wider, Reste älterer Tiere sind dagegen stark unterrepräsentiert.

Das Geflügel wird von Hühnern und ju-venilen Vögeln in Hühnergröße dominiert. Trotzdem alle Skelettelemente vorhanden sind, überwiegen die fleischtragenden Körperberei-che. Wildgeflügel ist durch Fink, Krähe und Stockente repräsentiert. Nagetier- wie auch Hundeverbiss kann an einigen Knochen fest-gestellt werden.

Die taphonomische Geschichte lässt sich in Höhlen oft nur sehr unvollständig rekonstru-

ieren. Die Selektion von Lämmern, Zicklein, Milchferkel und Hühnern in Kombi-nation mit der Skelettelementverteilung und den Zerlegungsspuren weist aber auf eine Ablagerung im Zuge eines Kults in der Höhle hin. Trägt man die bis jetzt ver-

fügbaren archäologischen Funde zusammen, so ergibt sich aus archäozoologischer Sicht durch-aus die Möglichkeit eines Nachweises eines Mithraskults auf der Gradišče.

Projektleitung: C. Hinker und A. Galik; Mit-arbeit: O. Borcsányi, S. Emra, N. Gail, J. Kreu-zer, D. Nikolaidou. Kooperation: P. Gleirscher (Landesmuseum Kärnten)

Die ›Heilige vom Hemmaberg‹: Multidis-ziplinäre Untersuchung einer spät antiken Reliquie

1990 wurde bei den Ausgrabungen der vierten von insgesamt fünf frühchristlichen Kirchen

aus dem 5. und 6. Jahrhundert auf dem Hemmaberg in einer Grube unter dem Altar ein steinernes Kästchen mit den sterblichen Überresten einer Frau gefunden.

Obwohl die Identität der Frau verborgen blieb, deuten Ort und Art der Niederlegung darauf hin, dass sie als Märtyrerin oder Heilige verehrt wurde. Damit stellt sie eine der ältesten archäologischen Nachweise von Reliqui-enverehrung in Zentraleuropa dar.

Dieser außergewöhnliche Fund beschäftigt seit 2015 ein internationales Team von Wissenschafterinnen und Wis-senschafter unter der Leitung von M. Binder und S. Lad-stätter mit dem Ziel, Licht in diesen Cold case zu bringen und mehr über die Identität der Bestatteten zu erfahren. Die menschlichen Skelettreste wurden von M. Binder im bioarchäologischen Labor des ÖAI untersucht, da viele biografische Daten im Skelett reflektiert sind. So konnte herausgefunden werden, dass die Frau im Alter zwischen 35 und 50 Jahren verstarb und neben einem Schlüssel-

beinbruch auch fortgeschrittene Gelenksabnutzungen aufwies, die auf hohe kör-perliche Aktivität schließen lassen. Mittels DNA-Analysen, durchgeführt von In-stitut für die Erforschung von Mumien und dem Eismann in Bozen (EURAC),

Höhle auf der Gradišče bei St. Egyden, Kärnten. Verteilung der verschiede-nen Tierkategorien (Grafik A. Galik)

Höhle auf der Gradišče bei St. Egyden, Kärnten. Verteilung der Säugetiere (Grafik A. Galik)

Hemmaberg, Reliquienun-tersuchung. Rekonstrukti-on des Schreins der ›Hei-ligen vom Hemmaberg‹ (Rekonstruktion D. Obern-dorfer, Foto N. Gail)

AG KULT UND HEILIGTUM

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konnte darüber hinaus ermittelt werden, dass die Frau vermutlich nicht aus der Region Hemmaberg kam, sondern aus Südosteuropa oder dem östlichen Mittelmeerraum. Als besonders spannend erwies sich auch die chemische Datierung des Skeletts mittels Radiokarbon-methode. Dadurch konnte festgestellt werden, dass die Frau bereits im 1./2. Jahrhundert gelebt hatte, aber erst etwa 400 Jahre später am Hemmaberg als Heilige begraben wurde. Auch der Schrein selbst birgt einige wertvolle Informationen auf der Suche nach der Her-kunft der Heiligen. Stil, Machart und Dekor des Schreins deuten auf eine Fertigung im levantinischen Bereich hin. Dies stimmt auch mit den Ergebnissen der Gesteinsuntersuchung durch R. Sauer überein, der feststellen konnte, dass das verwendete Gestein wohl nicht lo-kaler Herkunft war. Somit scheint es möglich, dass die Knochen der Heiligen bereits mit dem Schrein auf den Hemmaberg gebracht wur-den. Auch die im Schrein gefundenen Beifunde, ein silberner Ring (Untersuchung E. Pernicka, CEM Mannheim) sowie die Reste eines Holzkästchens (Untersuchung A. G. Heiss) mit beinernen Einlagen (Untersuchung A. Galik), wurden einer genauen naturwissenschaft-lichen Analyse unterzogen.

Die aus archäologischer, historischer und religionsgeschichtlicher Hinsicht sensationellen Ergebnisse dieser Forschungen werden im Rahmen eines populärwissenschaftlichen Buches zusammengeführt und sollen 2018 in dieser Form erstmals der Öffentlichkeit präsen-tiert werden.

Projektleitung: M. Binder, S. Ladstätter. Kooperationen: F. Glaser (Landesmuseum Kärnten), M. Richards (Simon Fraser University, Van-couver), E. Weiss-Krejci (ÖAW-OREA), A. Zink (Institut für Mumien und den Iceman, EURAC Bozen)

Kultkontinuität am Gipfel des Hemmabergs

Dieses Projekt wird gemeinsam mit J. Eitler im Rahmen des FWF-Projekts P 29452-G25 »Kultkontinuität am Gipfel des Hemmabergs« durchgeführt. Die archäologischen Funde stammen von der Bronzezeit bis in das 17. Jahrhundert n. Chr. Die archäozoologischen Untersuchungen sind großteils ab-geschlossen und in eine Datenbank eingeflossen. Eine chronologische Zuordnung der verschiedenen Fundposten muss allerdings erst gemeinsam mit den archäolo-gischen Ergebnissen durchgeführt werden.

Insgesamt wurden rund 12.260 Knochen bearbeitet, weitere 818 stammen vom Gipfelplateau des Hemmabergs. Die wichtigsten Haustiere, Rind, Schwein und Schaf sowie Ziege, sind zahlenmäßig am häufigsten. Einige der Ovicaprinenzähne zeigten Wachstums-störungen in der Dentin- und Schmelzbildung, die eventuell auf durch Mangelernährung bedingten Stress zurückzuführen sein könnte. Daneben konnten auch noch weitere Haustiere, wie Hund, Pferd und Esel, nachgewiesen werden. Wildtiere konnten dagegen in nur geringer Anzahl gefunden werden, so Hase, Wildschwein, Rothirsch, Reh und Braunbär. Zusätzlich konnten auch Reste von Ratten und der Schermaus bestimmt werden.

Die zahlreichen Geflügelknochen stammen hauptsächlich von Hühnern und mittelgroßen Vögeln. Andere nachweisbare Vögel sind Gans und ein Habicht. Im gesamten Fundmaterial lagen immerhin 13 Fischknochen vor, die Weißfische, Brachse, Hecht und Huchen belegen. Im Fundmaterial befanden sich auch zahlreiche Mollusken.

Hemmaberg, Reliqui-enuntersuchung. Das Skelett der ›Heiligen vom Hemmaberg‹ (Foto N. Gail)

Hemmaberg, Kultkon-tinuität. Pathologisch deformierter dritter Molar von Schaf/Ziege in labia-ler und lingualer Ansicht (Foto A. Galik)

JAHRESBERICHT 2017

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Unter den terrestrischen Gastropoden befinden sich zahlreiche Arten, die sicher natürlich in das Fundmaterial gelangten. Die zahlreichen Weinbergschnecken stel-len wie die erstaunlicherweise ebenfalls zahlreichen Austernfunde wahrscheinlich Speiseabfall dar.

Projektleitung: A. Galik; Mitarbeit: D. Nikolaidou. Kooperation: J. Eitler

Geometrische und archaische Keramik aus dem Heiligtum der Artemis Hemera in Lousoi

Mit September 2017 begann das FWF-Projekt »Geometric/Archaic Pottery from the Artemis Sanctuary, Lousoi« (P 30095 – G26), dessen Laufzeit bis 2021 angesetzt ist. Dieses Projekt stellt den letzten Baustein in der Publikation der Ergebnisse der Grabungen dar, die unter Leitung von V. Mitsopoulos-Leon 1986 – 2000 im Temenos der Artemis Hemera durchgeführt wurden. Ziel des Projekts sind die Aufarbeitung und Publikation der Keramikgefäße spätgeometrischer und archaischer Zeit in ih-rem stratigrafischen Kontext. Die kombinierte funktionale Analyse der Gefäße zu-sammen mit den übrigen Fundgattungen und den Tierknochen aus den jeweiligen Schichtzusammenhängen liefert Einblicke in die Rituale und die anderen Vorgän-ge im Heiligtum während der frühgriechischen Epoche, aus der kaum schriftliche Zeugnisse vorhanden sind.

Den Schwerpunkt bilden die Funde aus einer umfangreichen Deponierung aus der Zeit vom späten 8. Jahrhundert bis zum Anfang des 5. Jahrhunderts v. Chr. am nordöstlichen Rand der Tempelterrasse, die bei der Ausgrabung ungestört ange-troffen wurde. Darin fanden sich neben der Keramik, die den Hauptteil ausmacht, auch Knochen der geopferten Tiere, Werkzeuge sowie verschiedene Votivgaben, vor allem Terrakottafiguren und Schmuck aus Metall, Knochen, Elfenbein und Bern-stein. Der Großteil der Gefäße wurde bei Kultmählern verwendet, bei denen man das Fleisch der Opfertiere gemeinschaftlich verzehrte. Manche Objekte wurden der Göttin als Weihegeschenke dargebracht, darunter zahlreiche Miniaturgefäße.

Der Vergleich der Funde aus dem extraurbanen Heiligtum der Artemis He-mera mit zeitgleichen Fundkomplexen aus dem Stadtzentrum von Lousoi wird Rückschlüsse auf Unterschiede zwischen sakralen und profanen Sitten im frühen Arkadien erlauben.

Ein weiterer Projektschwerpunkt liegt auf archäometri-schen Analysen mittels Petrografie und Röntgenfluoreszenz, um Herkunft und Herstellungstechnik der Keramik zu be-stimmen. Im Austausch mit anderen archäometrischen Pro-jekten auf der Peloponnes und am Golf von Korinth sollen importierte Gefäße in Lousoi identifiziert werden. Dadurch wird eine Vorstellung von der Ausstrahlung des Artemishei-ligtums und von seiner Position innerhalb des regionalen und überregionalen Netzwerks, in das es eingebunden war, mög-lich (s. hier AG Materialanalysen).

Das charakteristische Profil des Artemiskults in Lousoi soll durch den Vergleich mit anderen Heiligtümern derselben Göt-tin herausgearbeitet werden. In geometrischer und früharcha-ischer Zeit war die griechische Religion stark durch lokale und

regionale Wesenszüge geprägt. Diese kontrastieren mit panhellenischen Elementen, die im Laufe der Zeit immer mehr an Bedeutung gewannen.

In der ersten Aufarbeitungskampagne im Depot von Kato Lousoi stand die systematische Untersuchung der Fabrikate und Herstellungstechniken der Gefäße und Gefäßfragmente im Mittelpunkt. Unter Verwendung eines optischen Binoku-larmikroskops mit 40-facher Vergrößerung wurden insgesamt 250 diagnostische Keramikfragmente untersucht und anhand optischer Kriterien in 39 vorläufige Fa-

Lousoi, mikroskopische Aufnahme des Fabrics 55 bei 40-facher Vergrößerung (Foto P. Fragnoli)

AG KULT UND HEILIGTUM

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brikate eingeteilt, die in einer Datenbank erfasst wurden. Die Fabrikate wurden entsprechend ihrer Ähnlichkeit (vor allem nach Art der Einschlüsse und Korngröße) hierarchisiert und zu übergeordneten Gruppen zusammengefasst. Von jeder dieser übergeordneten Gruppen wurde eine repräsentative Anzahl von Exemplaren (ins-gesamt 59 Stück) ausgewählt, für deren petrografische und XRF-Analyse ein Antrag bei den zuständigen Behörden gestellt wird.

Die Auswahl der Proben für die archäometrischen Analysen umfasst einen Querschnitt durch die im frühen Heiligtum vertretenen Gattungen. Dabei wurde ein Schwerpunkt auf solche Stücke gelegt, für die eine lokale Produktion vermutet wird. Als Referenzmaterial zur Bestimmung der lokalen Fabrikate wurde Abfall von Töpfereien (Brennproben, Abstandhalter, Ofenwandung) aus der Grabung im Stadt-zentrum herangezogen. Ein weiterer Fokus lag auf der systematischen Erfassung von Merkmalen der Herstellungstechnik, auf deren Grundlage eine Einteilung in Werkstatttraditionen erarbeitet werden soll.

Als notwendige Vorbereitung für die kontextuelle Auswertung der Funde wurde die zeichnerische und schriftliche Dokumentation der Grabungen 1986 – 2000 ge-sammelt und geordnet. Parallel wurde mit der digitalen Aufbereitung der Tagebü-cher und – in Zusammenarbeit mit der AG Digging Digital – mit der Digitalisierung der Pläne und Profilzeichnungen begonnen.

Projektleitung: M. Kerschner; Mitarbeit: P. Fragnoli, N.-M. Voß

Bearbeitung der Funde aus dem ›öffentlichen Zentrum‹ (sog. Stadtzentrum) von Lousoi

Die Bearbeitung der Funde aus dem ›öffentlichen Zentrum‹ von Lousoi wurde auf Grundlage der bis 2016 erstellten Dokumentation in der Bibliothek der Zweigstelle

Lousoi, spätgeometrische und archaische Miniatur-gefäße aus dem Heiligtum der Artemis Hemera (Foto N. Gail)

JAHRESBERICHT 2017

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Athen fortgesetzt. Für die geplante monografische Vorlage wurde das Manuskript zu den Metallfunden ergänzt, Kapitel zu den folgenden Fundgruppen wurden ausgearbeitet: figürliche Terrakotten, Webgewichte, Lampen, Reliefbecher, sonstige Trinkgefäße, klassische bis kaiserzeitliche Keramik aus Kontexten außerhalb der Votivdepots auf Terrasse I, Keramik aus der Fundamentgrube des Ringhallentem-pels. Vor allem für die hellenistische Keramik, die im ›öffentlichen Zentrum‹ meist nur in kleinen Fragmenten angetroffen wurde, lassen sich zum Vergleich Funde aus dem von C. Rogl und V. Mitsopoulos-Leon vorgelegten Inventar der beiden hellenistischen Häuser in der Flur ›Phournoi‹ heranziehen. Daraus kann gefolgert werden, dass die Bewohner der hellenistischen Häuser zu dem Personenkreis zähl-ten, der das ›öffentliche Zentrum‹ zur Kultausübung und für Festivitäten nutzte. Vergleichsbeispiele für die Gefäß- und Lampentypen (vgl. L 2/04) finden sich au-ßerdem im Wesentlichen innerhalb der bekannten westgriechischen Kulturkoiné in der westlichen Peloponnes, entlang der Westküste des griechischen Festlands und um den Korinthischen Golf. Ähnliches gilt für die hellenistische bronzene Lan-zenfibel Ae 2/05 von Terrasse I, die zu der Gruppe der ›illyrischen‹ Fibeln gehört. Der Eisengriff Fe 1/04 mit knospenförmigem Ende stammt vermutlich von einem Kyathos, dessen makedonische Vorbilder jedoch aus Bronze oder Silber bestehen und gewöhnlich in einen Vogelkopf enden. Eiserne Kyathoi sind in der Literatur anscheinend nicht bekannt, was jedoch auf den allgemein schlechten Erhaltungs-zustand antiker Eisengegenstände zurückzuführen sein könnte. Für die Zuord-nung zu einem Metallschöpfer sprechen neben der charakteristischen Form auch mitgefundene Ton gefäß fragmente, deren Zeitstellung den Schluss erlaubt, dass die Gefäße zu demselben spätklassisch-frühhellenistischen Symposionsgeschirr gehört haben könnten.

Für die im Bereich der hellenistischen Halle angetroffene gegossene Bronzepal-mette Ae 1/02 lassen sich mehrere Vergleichsbeispiele aus Olympia anführen, deren Zuweisung zu einem bestimmten Gerättypus jedoch noch aussteht. Denkbar wäre eine Herkunft der Palmette von einem Möbel- oder Türgriff, was derzeit jedoch nur mit Vorbehalt vorgeschlagen werden kann.

Projektleitung: G. Ladstätter. Wissenschaftliche Bearbeitung: C. Schauer

1) Lousoi, hellenistisches öffentliches Zentrum, Terrasse I. Terrakotta-fragment Tk 2/08 mit der Darstellung eines Auges, aus der Umgebung des Altars, vermutlich Frag-ment einer Protome (Foto K.-V. v. Eickstedt)

2) Lousoi, hellenistisches öffentliches Zentrum, Ter-rasse I. Späthellenistische Tonlampe L 2/04 aus dem Depotfund im Orthosta-tenbau (Foto K.-V. v. Eickstedt)

3) Lousoi, hellenistisches öffentliches Zentrum, Ter-rasse I. Eisengriff Fe 1/04 (Foto K.-V. v. Eickstedt).

4) Lousoi, hellenistisches öffentliches Zentrum, Halle. Gegossene Bron-zepalmette Ae 1/02 (Foto K.-V. v. Eickstedt)

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AG NEKROPOLEN

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Ag NekropoLeN

Der Umgang mit den Toten stellt eines der zentralen Elemente menschlicher Kultur dar. Bestattungsplätze sind daher Plattformen, in denen zahlreiche soziokulturelle Aspekte wie sozioökonomische Stellung, Identität, ethnische Zugehörigkeit, reli-giöse Vorstellungen oder Kosmologie einer Gemeinschaft oder eines Individuums zum Ausdruck kommen. Die biologischen Überreste der Toten selbst geben darü-ber hinaus Auskunft über Ernährung und Lebensbedingungen. Dementsprechend gehören Gräber zu den wichtigsten Quellen, die der archäologischen Erforschung und Rekonstruktion der Vergangenheit zur Verfügung stehen. Gemein ist diesen Projekten ein interdisziplinärer Ansatz, bei dem Gräber und deren Inhalte sowohl als Quelle sozio-kultureller Identität in Leben und Tod, aber auch, ergänzt durch bioarchäologische Forschungen, als Schnittstelle zwischen Biologie und Kultur be-leuchtet werden.

AG-Leitung: M. Binder

Tod und Bestattung zwischen Ägais und Balkan

Im Februar 2017 wurde der Antrag »Tod und Bestattung zwischen Ägäis und Balkan« beim FWF eingereicht und im Juni desselben Jahres genehmigt (FWF-Einzelprojekt P 30475). Ziel des interdisziplinären Projekts ist die Untersuchung der sozialen Be-ziehungen in der Nordägäis und im Zentralbalkanraum an-hand der Bestattungssitten ab dem Ende der Spätbronzezeit und während der Früheisenzeit. Das Projekt begann mit der Organisation der Beprobung von Funden aus der Nekropole von Torone auf der Chalkidike (GR) in Kooperation mit J. Pa-padopoulos (UCLA) und den Nekropolen in der Nähe von Pristina (Kosovo) mit Sh. Gashi (Universität Priznen). Bereits erstellt wurde ein Katalog für die Beprobung des Skelettma-terials aus Torone für Strontiumisotopenanalyse, dazu wird ein Katalog für die Bleiisotopenanalyse von bronzenen Artefakten aus derselben Nekropole bearbeitet. Die Strontiumisotopenanalyse werden von C. Snoeck (Vrije Universiteit Brussel) durchgeführt.

Ziel der Strontiumisotopenanalysen ist die Untersuchung der menschlichen Mobilität in einer Region, die massive Ver-änderungen am Ende der Spätbronzezeit und am Beginn der Früheisenzeit im Bestattungsritus erfahren hat. Früher wur-den diese Veränderungen großen Migrationen zugeschrie-ben. Mit den Bleiisotopenanalysen werden jedoch neue Da-ten für die Rekonstruktion der antiken Austauschnetzwerke im Zentralbalkanraum erwartet.

Darüber hinaus wurde mit einem analytischen Katalog al-ler Nekropolen der Fokusregion in Nordgriechenland begon-nen, in dem alle chronologischen, räumlichen und typologi-schen Aspekte der untersuchten Nekropolen berücksichtigt werden sollen. Mithilfe des Katalogs können die Bestattungs-sitten während der Früheisenzeit kartiert werden, was die Untersuchung der temporalen und räumlichen Veränderun-gen ermöglichen wird.

Projektleitung: S. Gimatzidis; Mitarbeit: A. Bulatović (Institute of Archaeology, Belgrade), M. Mehofer (VIAS, Universität Wien), A. Papazovska Sanev (Museum of Macedonia, Skopje), C. Snoeck (Vrije Universiteit Brussel), B. Weninger (Universität zu Köln). Kooperation: J. Papadopoulos (UCLA, Los Angeles), Sh. Gashi (University of Prizren)

Pyxis aus der Nekropole von Chausitsa in Zentral-makedonien, Archäologi-sches Museum von Kilikis (Foto S. Gimatzidis)

Fibel aus der Nekropole von Chausitsa in Zentral-makedonien, British Muse-um (Foto S. Gimatzidis)

JAHRESBERICHT 2017

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Die Nekropolen von Ephesos

Im Zentrum der Forschungen zu den Nekropolen von Ephesos stand 2017 die Vor-lage des anthropologischen und paläopathologischen Befunds der Grabungen im Bereich des Grabhauses 1/08 in der Hafennekropole. Mit Ende des Jahres konnte ein umfangreiches Manuskript dem Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften vorgelegt werden, das in der Reihe »Forschungen in Ephesos« erscheinen soll.

Die Stichprobe von 169 gut erhaltenen und umfassend untersuchten Individuen aus einem in sich geschlossenen Grabkomplex gehört zum aktuellen Zeitpunkt zu den repräsentativsten Skelettserien aus dem entsprechenden zeitlichen und geo-grafischen Kontext. Der paläopathologische Befund zeigt eine generell hohe Krank-heitsbelastung der in diesem repräsentativen Grabhaus beigesetzten Menschen, wobei Spuren chronischer Entzündungen auf eine geschwächte Immunabwehr der Menschen hinweisen. Sie belegen Mängel hinsichtlich der Wohnsituation in der Großstadt, betreffend die Luftqualität sowie die Bevölkerungsdichte. Mangel- oder Fehlernährung, die sich in Skorbut und Anämie manifestierten, stellten offenbar ein erhebliches Problem vor allem für die subadulte Bevölkerung dar. Paläogenetische Untersuchungen zeigen einen für eine Metropole und Hafenstadt wie Ephesos zu erwartenden Mix von Individuen regionaler, aber auch nicht im europäisch-klein-asiatischen Gebiet anzusiedelnder Herkunft. Diese heterogene Mischung deutet darauf hin, dass in dem Grabhaus nicht ausschließlich eine einzige genetisch ver-wandte Familie bestattet worden war, sondern eher eine Gruppe von Menschen, die beispielsweise einem Haushalt im römischen Sinne der Familia entsprach.

Projektleitung: M. Steskal; Mitarbeit: J. Nováček, K. Scheelen-Nováček (℅ Thürin-gisches Landesamt für Archäologische Denkmalpflege und Universität Göttingen), M. Schultz (Universität Göttingen), G. Bjørnstad (Universität Oslo). Kooperationen:

Die Nekropolenlandschaft von Ephesos (Grafik C. Kurtze, M. Steskal)

AG NEKROPOLEN

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H. Brückner (Universität zu Köln), J. Krause (Max-Planck-Institut für Menschheits-geschichte Jena), M. Richards (Simon Fraser University, Vancouver), H. Taeuber (Universität Wien), ZAMG

Hemmaberg/Globasnitz: Lebenswelten

Das durch ein Hertha-Firnberg-Stipendium des FWF geförderte Projekt (T 483) wid-met sich seit August 2016 der Erforschung der Lebensbedingungen der Bewohner des Ostalpenraumes am Übergang von der Antike zum Frühmittelalter. Die Da-tengrundlage liefert die bioarchäologische Auswertung der menschlichen Skelet-te aus den Friedhöfen am Hemmaberg (4. – 7. Jh.) und in Globasnitz (5./6. Jh.), die wissenschaftlich auf Anzeichen von Krankheiten, Ernährungsgewohnheiten, Herkunft, Verwandtschaft und Verletzungen untersucht werden. Ziel dieses für Zentraleuropa einzigartigen Projekts ist die Charakterisierung der Lebensbedin-gungen sowie der wirtschaftlichen und sozialen Prozesse am Übergang zwischen Spät antike und Frühmittelalter.

2017 war in erster Linie der wissenschaftlichen Untersuchung der menschlichen Skelettreste vom Hemmaberg und aus Globasnitz gewidmet, um eine solide Daten-basis für die weitere Auswertung der Daten im Sinne der Projektziele zu gewinnen. Durchgeführt wurden diese Untersuchungen sowohl im bioarchäologischen Labor des ÖAI (Gräberfeld Globasnitz) sowie in der Anthropologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums (Gräberfeld Hemmaberg). Identifikation und Diag-nose von Anzeichen von Verletzungen, Krankheiten und Mangelernährung gestal-teten sich jedoch durch den sehr schlechten Erhaltungszustand der Knochenober-flächen bisher als sehr schwierig. Darüber hinaus wurde auch die ausgesprochen zeitaufwendige Reinigung der Skelette aus Globasnitz weitergeführt.

2017 wurden zudem im Rahmen von Masterarbeiten am Institut für Anthropo-logie der Universität Wien zwei Teilprojekte begonnen: A.-S. Wiesinger beschäftigt sich mit der Analyse nichtmetrischer Zahnmerkmale als Marker von Verwandt-schaft und Herkunft der Individuen. Dabei wird jeweils eine Stichprobe von 50 In-dividuen aus beiden Gräberfeldern mit in der Bioarchäologie gängigen Standards auf das Vorhandensein dieser Merkmale untersucht, um auf mögliche populati-

Ephesos, Hafennekropole. Freigelegtes Grabhaus 1/08 von Südwesten (Foto N. Gail)

JAHRESBERICHT 2017

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onsgenetische Unterschiede zwischen den Be-völkerungsgruppen aus Globasnitz und vom Hemmaberg schließen zu können. S. Ambichl beschäftigt sich mit der digitalen Rekonstruk-tion der deformierten Schädel aus dem Gräber-feld Globasnitz. Ziel ist die Erstellung eines Al-gorithmus, durch den auch an fragmentierten Schädeln Deformationen nachgewiesen und diese rekonstruiert werden können.

Als Basis für ein besseres Verständnis wur-de 2017 im Rahmen des Projekts erstmals eine groß angelegte Serie von 14C-Analysen an 20 Knochenproben aus dem Gräberfeld Glo-basnitz und 20 weitere an Bestattungen vom Hemmaberg am CEZ Archäometrie in Mann-heim vorgenommen. Während dadurch die

archäologische Datierung der Gräber in Globasnitz in das 5. und 6. Jahrhundert weitgehend bestätigt werden konnte, ergaben die Analysen für die Gräber am

Hemmaberg eine längere Laufzeit als bisher angenommen, da dort zumindest von der Mitte des 4. bis weit in das 7. Jahrhundert hinein Bestattungen niedergelegt worden waren.

Im Rahmen des Projekts wurde auch das von J. Eitler 2008 ausgegrabene frühmittelalterliche Gräberfeld auf der Kuppe des Hemmabergs 2017 erstmals wissenschaftlich untersucht. Die Arbei-ten wurden im Rahmen einer Kooperation mit der Durham Univer-sity von T. Jakob (Department of Archaeology) gemeinsam mit zwei Studierenden aus dem Fachbereich Archäologie vorgenommen. Zu den wichtigsten anthropologischen Befunden aus dem Gräberfeld zählte neben dem bereits publizierten ›Prothesenträger‹ die große Anzahl von Kleinkindern unter den 28 Bestattungen, die Anzeichen von Mangelerkrankungen wie Skorbut, aber auch Infektionskrank-heiten zeigten.

Als assoziiertes Projekt wurden 22 frühmittelalterliche (7. – 8. Jh.) Bestattungen aus Grabelsdorf nahe Globasnitz analysiert, die zwi-schen 1995 und 2008 in mehreren Grabungskampagnen unter der Leitung von P. Gleirscher (Landesmuseum Kärnten) ausgegraben worden waren. Die Bearbeitung wurde durch M. Srienc im Rahmen eines Praktikums am ÖAI durchgeführt. Eine detaillierte Auswer-tung der Ergebnisse steht noch aus, die Daten bieten jedoch eine wichtige Vergleichsbasis für die Bestattungen aus Globasnitz und vom Hemmaberg.

Projektleitung: M. Binder; Mitarbeit: S. Ambichl, P. Klostermann, C. Kurtze, H. Liedl, M. Nordanger Enehaug, A. Tarmann

Qurayyah: Bioarchäologische Untersuchungen

Die bioarchäologischen Analysen an den menschlichen Ske-lettresten aus Qurayyah wurden 2017 fortgesetzt. Ziel des Pro-jekts, das in diesem Jahr erneut durch eine Pöch-Erbschaft der ÖAW gefördert wurde, war die Fortführung der 2016 begonnenen bioarchäologischen Untersuchung der früh- und mittelbronzezeitlichen menschlichen Skelettreste, die im Rahmen des Forschungsprojekts von M. Luciani (Institut für Orientalistik der Universität Wien) in der Siedlung Qurayyah im nordöstlichen Saudi-Arabien ausgegraben worden waren. Die gewonnenen Da-

Gräberfeld Globasnitz, 3-D-Scan des sog. Prothesen-trägers (C. Kurtze)

Gräberfeld Globasnitz, H. Liedl bei der Datenauf-nahme an den Bestattun-gen (Foto M. Binder)

Gräberfeld Globasnitz, di-gitale Rekonstruktion eines ›Turmschädels‹ (C. Kurtze)

AG NEKROPOLEN

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ten sollen mit den archäologischen Ergebnissen zu einer multidisziplinären Untersuchung von Besiedlungsgeschichte, Umwelt- und Lebens-bedingungen sowie Subsistenzweise in Nord-arabien im Spannungsfeld zwischen ägyptischer, levantinischer und mesopotamischer Kultur im 2. Jahrtausend v. Chr. zusammengeführt werden.

Mittels standardisierter bioarchäologischer Methoden wurden während der Forschungs-kampagne 2017 die menschlichen Skelettreste aus dem 2015 und 2016 vollständig freigelegten Grabkomplex Area C untersucht. 14C-Analysen ergaben eine Datierung des rechteckigen, von ei-ner massiven Steinmauer umgebenen Grabbaus an das Ende des 3. Jahrtausends v. Chr., obwohl aufgrund der Vielzahl an Bestattungen eine Be-legungszeit von mehreren Generationen sehr wahrscheinlich ist.

Wie bereits 2016 festgestellt, handelte es sich bei dem für die Untersuchung zur Verfügung stehenden Skelettmaterial um die aufgrund von Wiederbelegung, natürlicher Sedimentbewegung und möglicherweise auch Grabraub stark ver-mischten menschlichen Skelettreste zahlreicher Bestattungen. Daher lag einer der Schwerpunkte der anthropologischen Arbeiten in der sehr zeitaufwendigen Sortierung der Knochen und der Ermittlung einer Mindestanzahl an Bestattun-gen, die durch das am häufigsten auftretende Skelettelement indiziert wird. Es konnte festgestellt werden, dass zumindest 14 Erwachsene und 5 Kinder in dem Grab bestattet worden waren, die genaue Zahl könnte jedoch höher sein. Wenn möglich, wurden an den Skelettresten außerdem Sterbealter (basierend auf Merkmalen der Skelettentwicklung und -degeneration), Geschlecht (durch morphologische Merkmale an Becken und Schädel) sowie pa-thologische Veränderungen (in Form von Knochenneubildun-gen oder -abbau) aufgenommen. Wie bereits 2016 festgestellt, waren insbesondere viele verheilte Knochenbrüche, zahlreiche Anzeichen von Entzündungen im Schädelinneren, Abnützungs-erscheinungen an den Gelenken sowie ein sehr schlechter Ge-sundheitszustand der Zähne durch starke Abkauung, Zahn-stein und Abszessbildung zu beobachten – dies deutet auf eher schwierige Lebensbedingungen im nördlichen Arabien während der Bronzezeit hin.

Darüber hinaus wurden im Rahmen eines Kooperationspro-jekts mit dem Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena und der Harvard University Proben von Knochen und Zähnen genommen, um diese auf DNA und stabile Isotopen in Hinblick auf Ernährung, Mobilität, Migration und Verwandtschaft innerhalb der Gräber, aber auch gegenüber anderer Siedlungen auf der Arabischen Halbinsel zu untersuchen. Die Ergebnisse sollen im Laufe des Jahres 2018 vorliegen.

Projektleitung: M. Binder; Mitarbeit: M. Nordanger Enehaug

Forschungsprojekt »Nekropole Virunum«

2017 wurden die Arbeiten am Forschungsprojekt »Nekropole Virunum« fortgesetzt. Eine längere Pilotstudie, die den Befunden und Funden dreier baulich zusammen-hängender Grabbezirke (Areae 21. 23. 25) gewidmet ist, wurde für den Druck ein-gereicht. Die Studie hat u. a. gezeigt, dass die homogenen Grabbeigaben der aus-

Qurayyah, das improvi-sierte bioarchäologische Labor im Grabungshaus in Al-Ayna, Saudi-Arabien (Foto M. Binder)

Qurayyah, verheilte Schä-delverletzung an einer Bestattung aus Areal C (Foto M. Binder)

JAHRESBERICHT 2017

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gewählten Grabbezirkgruppe einem enger einzugrenzenden Zeithorizont angehören, der lediglich etwa von der Mitte des 1. bis etwa zur Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. reicht. Grab-beigaben und Grabformen der südwestlichen Nekropole Viru-nums weisen deutlich auf die Vorbildwirkung von Gräberstra-ßen in Aquileia und Emona-Ljubljana im heutigen Oberitalien und Slowenien hin.

Projektleitung: C. Hinker; Mitarbeit: I. Benda-Weber, M. Binder, N. Gail, C. Kurtze, D. Oberndorfer. Kooperation: BDA, Abteilung Archäologie

Die vergessenen Friedhöfe Wiens – Leben im mittelalterlichen und frühneuzeit-lichen Wien im Lichte der bioarchäologischen Quellen

Auch in dem Langzeitprojekt zu den Wiener Friedhöfen wurden 2017 neue For-schungen im Rahmen von zwei Fundstellen, die von der Stadtarchäologie Wien dokumentiert worden waren, durchgeführt. Im Zuge der Neugestaltung des Plat-zes rund um den Stephansdom wurden an mehreren Stellen Teile des Stephans-friedhofs angeschnitten, der zwischen 1255 und 1732 als der wichtigste Bestat-tungsort der Wiener Bevölkerung galt. Mit einer Ausnahme handelte es sich jedoch um gestörtes Material aus der Friedhofsverfüllung, lediglich das Teilskelett einer jungen Frau konnte im Bereich der Maria Magdalena-Kapelle geborgen werden. Die Knochen wurden im Anthropologielabor des ÖAI inventarisiert und auf das Vorhandensein pathologischer Veränderungen untersucht. Aufgrund der starken Störung der Knochen konnte aber lediglich eine Mindestindividuenzahl von 87 In-dividuen ermittelt werden, die jedoch größtenteils mit nur wenigen Elementen repräsentiert waren. Diese lassen somit auch keine systematische Auswertung in Hinblick auf die Lebensbedingungen der mittelalterlich-frühneuzeitlichen Bevöl-kerung Wiens zu.

Ein weiteres Teilprojekt befasste sich mit den Bestattungen aus fünf Gräbern im Zentralraum der kleine Filialkirche St. Johann in Wien 10, Unterlaa. Diese wurden

Virunum-Zollfeld/Kärn-ten, Grabbeigabe eines Fingerrings (Foto N. Gail)

Wien 10, Kirche St. Johann, Unterlaa. Mittelalterliche Gräber (Foto Wien Muse-um Inv. MV 10139)

Wien 1, Bereich der Maria Magdalena-Kapelle am Stephansplatz. Teilweise intakte Bestattung einer jungen Frau (Foto Stadtar-chäologie Wien/S. Jäger-Wersonig)

AG NEKROPOLEN

53

1976 erstmals archäologisch dokumentiert und seitdem als un-terirdischer Schauraum durch das Bezirksmuseum Favoriten be-treut. 2016 machten konservatorische Maßnahmen eine Bergung der Skelette durch die Stadtarchäologie Wien unter der Leitung von M. Penz notwendig, anschließend wurden diese am ÖAI anthropologisch untersucht. Anhand von Gewandbestandteilen und 14C-Datierungen datieren die Gräber zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert. Die Position der Gräber der ausschließlich männ-lichen Bestattungen sowie schriftliche Quellen deuten darauf hin, dass es sich zumindest bei einem Teil der Toten um Angehörige des Johanniter-Ordens, in jedem Fall aber um hochstehende Per-sonen handelte. Genaue Herkunft und Identität der Toten blieben jedoch unklar. Auffallend war die Tatsache, dass zwei der Bestat-tungen eindeutige Deformationen aufwiesen, die auch zu Leb-zeiten zu sichtbaren körperlichen Auffälligkeiten geführt haben mussten. Bemer-kenswert war außerdem die vergleichsweise hohe Körpergröße der Männer, die im Gegensatz zu dem im Allgemeinen relativ niedrigen Wuchs zeitgleicher Gruppen mittleren bis niedrigen sozialen Status stehen. Die Körperhöhe eines Menschen ist zwar genetisch determiniert, hängt aber in hohem Maße von Ernährungs- und Gesundheitszustand ab; die Werte der Männer aus der St. Johannes-Kirche könnten daher einen hohen sozialen Status bestätigen.

Projektleitung: M. Binder; Mitarbeit: H. Grabmayer (Novetus GmbH), P. Klos-termann, H. Liedl

Leben und Tod in den Napoleonischen Kriegen

1809 war das Gebiet nordöstlich von Wien Schauplatz von zwei der größten und blutigsten Schlachten der Napoleonischen Kriege: Aspern am 22. und 23. Mai 1809 sowie Wagram am 5. und 6. Juli 1809. Im Zuge groß angelegter Bauarbeiten kam es auf beiden Schlachtfeldern in den letzten Jahren zu Bodeneingriffen, bei denen Massengräber aufgedeckt wurden. Die archäologischen Zeugnisse der Schlacht von Aspern werden seit 2008 von der Stadtarchäologie Wien systema-tisch erfasst und anthropologisch ausgewertet. Insgesamt konnten zwischen 2008 und 2017 etwa 90 Individuen in Einzel-, Doppel- und Mehrfachbestattungen mit bis zu 22 Toten dokumentiert wer-den. Mehrere der Gräber waren jedoch nicht vollständig erhalten, sodass nur ein Teil davon zur wis-senschaftlichen Untersuchung he-rangezogen werden konnte. Auch 2017 wurde wieder ein Grab mit vier Skeletten entdeckt und dem anthropologischen Labor des ÖAI übergeben, die Bearbeitung wur-de von P. Klostermann unter der Betreuung von M. Binder durch-geführt. Gemeinsames Merkmal der meisten Skelette ist neben dem häufigen Auf-treten perimortaler Schussverletzungen vor allem die große Menge an Anzeichen chronischer Erkrankungen wie Lungenentzündungen oder Mangelernährung, die zum Zeitpunkt des Todes meist noch aktiv waren. Auch nichtverheilte Brüche, Gelenks- und Knochenhautentzündungen, die auf die starke Überbelastung wäh-

Aspern, Schussverlet-zung am Schädel eines gefallenen Soldaten (Foto N. Gail)

Aspern, gestörtes Massen-grab aus den Grabungen 2017 (Foto Stadtarchäolo-gie Wien/M. Penz)

JAHRESBERICHT 2017

54

rend der langen Märsche zurückzuführen sind, waren häufig zu beobachten.

Seit 2017 werden im anthropologischen Labor des ÖAI in Kooperation mit der Wiener Grabungsfirma Novetus GmbH, finanziert durch die ASFINAG, die wissenschaftlichen Un-tersuchungen an den Bestattungen der Schlacht von Wagram 1809 durchgeführt. 2017 wurden insgesamt 45 Skelette über-geben, die archäologischen Ausgrabungen laufen 2018 jedoch weiter. Ähnlich den Bestattungen vom Schlachtfeld von As-pern handelt es sich auch bei Toten von Wagram um wäh-rend der Schlacht gefallene Soldaten, die an Ort und Stelle verscharrt wurden. Im Gegensatz zu der oft relativ geord-neten Niederlegung in Aspern wurden in Wagram bisher nur Gruben mit lose übereinandergestapelten Toten gefun-den. Auch im Gesundheitszustand deuten sich bereits einige Unterschiede zu den Soldaten, die sechs Wochen zuvor bei Aspern gefallen waren, an. Beispielsweise lässt sich eine deut-lich höhere Frequenz von Anzeichen chronischen Vitamin-C-Mangels feststellen, was möglicherweise auf die längere Zeit im Feld zurückzuführen ist. Ein systematischer Vergleich der Ergebnisse der Auswertungen der Bestattungen beider Schlachtfelder ist nach Abschluss der Arbeiten geplant. 2018 sollen Ergebnisse der laufenden Untersuchungen zudem im Rahmen der Ausstellung »Krieg« am Naturhistorischen Mu-

seum in Wien präsentiert werden.

Projektleitung: M. Binder; Mitarbeit: H. Grabmayer (Novetus GmbH), P. Klos-termann

Ag mILITÄrIscHe INFrAsTrukTur uNd VerkeHrswege

Auf der Spur antiker Strategien werden römische Infrastrukturmaßnahmen unter dem Gesichtspunkt staatserhaltender Notwendigkeit, militärischer Effizienz und der Förderung wirtschaftlichen Wachstums in Italien ebenso wie in den Nordprovin-zen (Gallia Aquitania, Noricum, Pannonia Superior) erforscht. Manifestationen der Wechselwirkung ziviler und militärischer Interessen und Prägungen in den archäo-logischen Hinterlassenschaften werden unter Heranziehung unterschiedlicher Me-thoden (Surveys, geophysikalische Prospektionen, Rammkernsondierungen, klein-flächige Sondagen, LIDAR- und GIS-Datenverarbeitung, Materialbearbeitungen) an ausgewählten Fundplätzen dokumentiert, analysiert und die daraus gewonnenen

Erkenntnisse in überregionalen Vergleichsstudi-en (Europa bis Nordafrika) diskutiert.

AG-Leitung: S. Groh

Bernsteinstraße und Limes – die Stationierung der Legio II Italica in Noricum

Die Militärlager der Legio II Italica (Ločica – Lauriacum-Enns – Albing)

Die drei Castra der Legio II Italica wurden von S. Groh unter Berücksichtigung der Ergebnisse neuer geophysikalischer Messungen und aller zugänglichen Grabungsdokumentationen einer

Wagram, eines der Mas-sengräber am Schlachtfeld von Wagram (Foto Nove-tus GmbH/ASFINAG)

Fundplätze mit For-schungsaktivitäten in Eu-ropa der AG »Militärische Infrastruktur und Ver-kehrswege« 2017 (Grafik K. Freitag)

AG MILITÄRISCHE INFRASTRUKTUR UND VERKEHRSWEGE

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intensiven interpretativen Studie unterzogen. Erstmals können Lagerpläne mit allen Strukturen der Innenbauten vorgestellt werden, was neue Erkenntnisse zur Ereignisgeschichte der Marko-mannenkriege, zur Bauabfolge und severerzeitli-cher Repräsentationsarchitektur erbrachte.

Frühprinzipatszeitliche Militärlager von Lauria-cum-Enns und Obersebern

Eine Studie zur Region von Enns-Lauriacum vor der Stationierung der Legio II Italica wur-de aufgrund der Entdeckung dreier Feldlager in Obersebern am nördlichen Donauufer durch S. Groh initiiert. Geophysikalische Messungen und Metalldetektorprospektionen in Obersebern erfolgten ebenso wie die Neuinterpretation der Grabungs- und Funddaten zum frührömischen Lager von Lauriacum.

Der Standort der Legio II Italica in Lauriacum-Enns

2017 wurde der auf Grabungsdaten und geophysikalischen Prospektionsdaten ba-sierende neue Gesamtplan der römischen Siedlungsräume um das Legionslager von Lauriacum-Enns fertiggestellt. Daran konnte von K. Freitag eine Analyse der Struktur der insgesamt 105 ha großen Siedlung angeknüpft werden, die sich bislang auf die Behandlung der Limitatio, des Straßensystems, der Gräberfelder, der militä-rischen Einrichtungen extra muros sowie der öffentlichen Gebäude erstreckte. Erste Ergebnisse wurden im Tagungsband »Colloquium Lauriacum 2016. Das römische Heer – Wirtschaftsfaktor und Kulturträger« in der Reihe »Forschungen in Lauria-cum« zum Druck eingereicht.

Die consistentes ad legionem von Lauriacum-Enns

Die Studie zur materiellen Kultur der consistentes ad legionem von Lauriacum, ba-sierend auf einer Bearbeitung von 15.295 signifikanten Artefakten, wurde im Sep-tember 2017 von H. Sedlmayer abgeschlossen und erschien 2018 als »Extra muros. Lebenswelt der consistentes ad legionem von Lauriacum« in den »Forschungen in Lauriacum«.

Projektleitung: S. Groh, H. Sedlmayer; Mitarbeit: K. Elschek, K. Freitag, J. Kubí-ny, I. Repetto, U. Schachinger. Kooperation: Oberösterreichisches Landesmuseum, Institut für Archäologie der Slowakischen Akademie der Wissenschaften

Drösing – antiker Zentralort an der March

Basierend auf einer Auswertung von 68,14 ha geophysikalischer Prospektionsda-ten und 1.290 Fundmeldungen der Katastralgemeinde Drösing wurde eine Studie zur Entwicklung des Platzes vom frühen Neolithikum bis in das Frühmittelalter initiiert. Erste Ergebnisse, darunter der spektakuläre Befund eines spät-La-Tène-zeitlichen Oppidums sowie einer römischen Station, wurden in der Festschrift für Ernst Lauermann von S. Groh und H. Sedlmayer publiziert.

Projektleitung: S. Groh, H. Sedlmayer; Mitarbeit: K. Freitag. Kooperation: Lan-dessammlungen Niederösterreich/Urgeschichtemuseum MAMUZ

Lauriacum-Enns, die römischen Siedlungsräume zur Zeit ihrer größten Ausdehnung (LiDAR: DORIS. Grafik K. Freitag)

JAHRESBERICHT 2017

56

Bernsteinstraße – Transitroute und Militärpräsenz in Nordostpannonien

Als Beitrag zu dem von A. Kolb (Universität Zürich) in Herausgabe befindlichen Tagungsband »Viae Romanae/Roman Roads: New Evidence – New Perspectives« wurde eine Studie zum Status der Bernsteinstraße und zu deren abschnittsweisen Funktion als via militaris von S. Groh und H. Sedlmayer verfasst.

Projektleitung: S. Groh, H. Sedlmayer; Mitarbeit: K. Freitag

Aquincum – Carnuntum: Eine Analyse des Sigillataimports der Provinzhaupt-städte von Pannonia inferior et superior

Die im Rahmen des abgeschlossenen FWF-Projekts (P17060) »Therme und Macel-lum in der Zivilstadt Carnuntum« initiierten Forschungen zu den Terra Sigillaten aus der Zivilstadt von Carnuntum wurden gemeinsam mit D. Gabler in einer Ko-operation mit dem Budapesti Történeti Múzeum – Aquincumi Múzeum zu einer Vergleichsstudie der Sigillataspektren von Carnuntum und Aquincum ausgeweitet. Die monografische Vorlage der Ergebnisse erfolgte 2017 in Kooperation mit den Landessammlungen Niederösterreich in der Reihe »Archäologische Forschungen in Niederösterreich«.

Projektleitung: S. Groh, D. Gabler; Mitarbeit: H. Sedlmayer. Kooperation: Lan-dessammlungen Niederösterreich/Urgeschichtemuseum MAMUZ

San Simone (Simonov zaliv) – eine Villa marittima an der istrischen Adriaküste

Das 2008 auf Einladung des Inštitut za dediščino Sredozemlja, Univerza na Pri-morskem, ZRS Koper (Science and Research Centre Koper, University of Primorska) initiierte Forschungsprojekt in der Villa marittima von San Simone/Simonov zaliv konnte im April 2017 mit der monografischen Vorlage der Ergebnisse in den »Ri-cherche series maior« des Verlags Ante Quem in Bologna abgeschlossen werden.

Projektleitung: S. Groh, H. Sedlmayer. Kooperation: Institute for Mediterranean Heritage, Science and Research Centre of Koper, University of Primorska in Piran

Pompeji – Forschungen vor der Porta Nocera

Auf Einladung der École française und in Kooperation mit der Université de Lille, HALMA, wurden im Bereich der Nekropole Porta Nocera geophysikali-sche Messungen mit Magnetik und Ra-dar durchgeführt. Der Fokus liegt auf der Erforschung des noch nicht ergrabenen Teils des Gräberfeldes und der bereits von der Lava des Vesuvausbruchs 79 n. Chr. befreiten suburbanen Gebiete sowie der Verkehrswege. Die vielversprechen-den Messergebnisse werden 2018 durch Rammkernsondierungen verifiziert.

Projektleitung: W. van Andringa, S. Groh; Mitarbeit: K. Freitag, I. Repetto. Kooperation: Université de Lille, HALMA, École française, Rome

Pompeji, das Messteam in der Nekropole Porta Nocera (Foto HALMA, W. van Andringa)

AG MILITÄRISCHE INFRASTRUKTUR UND VERKEHRSWEGE

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Einzugsgebiet der Via Aurelia, Toskana. Die 2016 prospektierten Fundplätze (Grafik I. Repetto)

Lugdunum Convenarum, die Grabungen im Ostteil (Foto I. Repetto)

Via Aurelia – Detailstudie zur Siedlungsentwicklung entlang einer Transitroute in Etrurien

2017 wurden die Ergebnisse der geophysikalischen Messungen des Jahres 2016 zu den ländlichen Siedlungsstrukturen an der tyrrhenischen Küste und im Hinterland von Etrurien (Toskana) in Italien ausgewertet und in der Reihe »Topografia Antica« zum Druck eingereicht. Die in den Messdaten erkannten Strukturen geben einen neuen Einblick in die infrastrukturellen Einrichtungen im Einzugsgebiet der Via Aurelia.

Projektleitung: S. Groh, M. Pasquinucci; Mit-arbeit: K. Freitag, I. Repetto, H. Sedlmayer. Koo-peration: Istituto e l’Università di Pisa/Labora-torio Universitario Volterrano

Lugdunum Convenarum – Transitrouten und Militärpräsenz in der Gallia Aquitania

Im Rahmen der Forschungskooperation mit der Universität Lille nahmen K. Freitag und I. Re-petto an den Grabungen 2017 im Bereich der spät antiken Nekropole Saint Juste teil. Im Zuge der Grabungen konnten die Ergebnisse der geo-physikalischen Prospektionen verifiziert und in einen chronologischen Rahmen gesetzt werden. Die Arbeiten werden 2018 fortgesetzt.

Projektleitung: W. van Andringa, S. Groh; Mitarbeit: K. Freitag, I. Repetto. Ko-operation: Université de Lille, HALMA

JAHRESBERICHT 2017

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Ag bAuForscHuNg

Historische Bauforschung spielt als eigenständige Disziplin in fast allen archäolo-gischen Projekten eine herausragende Rolle. Sie hat am ÖAI lange Tradition und ist daher Teil des Hauptaufgabengebiets der Feld- und Grundlagenforschung des Instituts.

Die neu geschaffene AG Bauforschung ist kontextuellen Architekturstudien ver-pflichtet, die eng mit archäologischer und epigrafischer Forschung verbunden sind. Die Projekte befassen sich mit Architektur sowie mit Gebäudeensembles hellenis-tischer bis mittelalterlicher Zeitstellungen und reichen von Aigeira über Ephesos bis nach Limyra. Die Arbeitsgruppe hat sich zum Ziel gesetzt, die geografisch wie chronologisch unterschiedlichen Projekte in Form von Case studies zu behandeln und übergreifende Themen wie Bauabläufe, Wiederverwendung von Baugliedern und Bauphilosophie herauszuarbeiten. Bei der Konsolidierung der Arbeitsgruppe wurden in Einzelgesprächen ihre Ausrichtung und Perspektiven thematisiert. Die meisten Vertreterinnen und Vertreter dieser Arbeitsgruppe sind jedoch nicht in Wien beheimatet und nicht am ÖAI beschäftigt, sodass ein persönlicher Austausch nur eingeschränkt möglich ist. Zudem waren viele Projekte 2017 vom Aussetzen der Feldforschungen betroffen.

AG-Leitung: A. Sokolicek

Publikationsprojekt Ornimythos-Bogen in Limyra

Das Jahr 2017 war der Publikations-vorbereitung, insbesondere der Ar-beit an einer steingerechten Rekon-struktion des Bogentors, gewidmet. Gemeinsam mit M. Wörrle konnten wichtige Fragen zur Anbringung und Rekonstruktion der Inschrift geklärt werden. Darüber hinaus wurden bei einer Forschungsreise wichtige Vergleichsbeispiele an der Südküste Kleinasiens besucht (Sa-galassos, Ariassos, Perge).

Projektleitung: U. Quatember, M. Wörrle, M. Seyer; Mitarbeit: A. K. Y. Leung

Publikationsprojekt Değirmendere-Aquädukt von Ephesos

Die Manuskripterstellung für die Publikation des Projekts stand 2017 im Zentrum der Arbeiten: offene Fragen, wie die Anordnung der Stützpfeiler, die mögliche Stre-ckenführung des Sultaniye-Aquädukts in Verbindung mit der Sarırenkli-Brücke und die Einbindung der späteren Nutzung des Aquädukts in die Geschichte von Kuşadası konnten geklärt werden und das Manuskript zu Jahresende zur Begut-achtung an den Verlag übermittelt werden.

Projektleitung: G. Wiplinger; Mitarbeit: N. Birkle, G. Jansen, P. Kessener, R. Krei-ner, A. Nießener, C. Paschier (Johannes-Gutenbeg-Universität Mainz), M. Placidi (Centro Ricerche Speleo Archeologiche Seotteranei di Roma)

Limyra, Standort des Ornimythos-Bogens (Foto C. Kurtze)

AG BAUFORSCHUNG

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Ephesos, Luftaufnahme des Değirmendere-Aquädukts von Norden mit den Abschnitten IX–XIII an der südlichen Seite des Bahçecikboğaz-Tals (der Marmorsteinbruch in Bildmitte, die Killikdere-Brücke liegt im Talein-schnitt rechts hinten) (Foto N. Gail)

Ephesos, Brücke der Abzweigung der Tonrohr-leitung nach Pygela vom Değirmendere-Aquädukt (Foto P. Kessener)

Karte von Ephesos mit den wasserführenden Bauten, Aquädukten und von die-sen versorgten Bereichen mit Datierungen (Plan G. Wiplinger, I. Benda-Weber)

JAHRESBERICHT 2017

60

Ag NATur- uNd kuLTurLANdscHAFTeN

Jede Siedlung steht in unmittelbarer Wechselwirkung zu ihrer Umgebung, verwan-delt Naturlandschaft in Kulturlandschaft. Wälder werden gerodet, Hänge terras-siert, sumpfige Ebenen trocken gelegt, um Acker- und Weideland zu gewinnen. Natürliche Ressourcen wie Wasser, Kultur- und Wildpflanzen, Holz, Wild- und Nutztiere, Metall und Stein werden erschlossen und der Kulturlandschaft entzogen, dafür Abfälle und Abwässer in sie eingebracht.

Im Gegenzug stellt auch Landschaft Herausforderungen an die Menschen, wenn Prozesse wie Erosion und Verlandung, Wüstenbildungen oder Gewässerspiegel-schwankungen den Fortbestand von Siedlungen gefährden. Durch die Erstellung von Gelände- und Vegetationsmodellen, ganz allgemein durch das Auswerten von Off site-Daten aus Geoarchiven können lokale wie regionale Veränderungen von Siedlungsräumen fassbar gemacht werden. Datenbasis sind in den allermeisten Fäl-len Bohrkerne aus Sedimenten.

Methodisch ist die Arbeitsgruppe vor allem in der Umweltarchäologie (environ-mental archaeology) angesiedelt, es werden überwiegend Methoden der Sedimentolo-gie, der Palynologie und Geochemie angewandt, um Geoarchive lesbar zu machen, abhängig von der Fragestellung können aber ebenso Methoden wie Mineralogie/Petrografie oder Parasitologie zum Einsatz kommen. Relative (etwa über Vulkante-phra) wie absolute (vor allem über 14C) Datierungsmethoden dienen der jeweiligen chronologischen Einordnung und Untergliederung.

Eingebettet in den jeweiligen kulturhistorischen Kontext lassen sich aus den Er-gebnissen der unterschiedlichen Analysemethoden je nach Datenlage unterschied-lichste Rückschlüsse ziehen, sei es zur Kontinuität oder Diskontinuität von Siedlun-gen, zu Versorgungsstrukturen urbaner Räume, zu gewollten wie auch ungewollten (Umweltverschmutzung [!]) Stoffflüssen oder zu den Auswirkungen klimatischer Veränderungen bis hin zu Naturkatastrophen.

Da auch On site-Daten, d. h. chemische und biologische Spuren aus archäologi-schen Kontexten, zur Klärung der Fragestellungen beitragen, ergeben sich natur-gemäß enge Verzahnungen mit der AG Osteoarchäologie und Archäobotanik. Das Projekt zur spät antiken Holznutzung in Ephesos, basierend auf Holzfunden aus dem spät antik-mittelalterlichen Stadtquartier, ist aufgrund der hochauflösenden Datenbasis und der hohen zu erwartenden Aussagekraft zur Waldnutzung etwa in diesem Überlappungsbereich angesiedelt. In ihren Fragestellungen finden sich wiederum starke Überlappungen und Synergien der AG Natur- und Kulturland-schaften mit der AG Siedlungsarchäologie und Urbanistik.

Von den Projekten, die im Rahmen der Arbeitsgruppe durchgeführt werden, konnten im Jahr 2017 nur wenige aktiv verfolgt werden, da sonst das Untersu-chungsmaterial von der Pausierung der Ausgrabungen in der Türkei und den Ein-schränkungen in Ägypten betroffen war.

AG-Leitung: A. G. Heiss

Pollen aus Ephesos: Ein Beitrag zur Umwelt- und Vegetationsgeschichte Kleinasiens

Böden stellen als Geoarchive eine überaus wertvolle Quelle für die Umweltarchäolo-gie dar. Besonders Ablagerungen unterhalb des Grundwasser- oder Meeresspiegels bieten durch ihre einzigartigen Erhaltungsbedingungen für Organik einen reichen Schatz an Informationen über Umweltveränderungen. In und um Ephesos sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Bohrkerne mit jeweils mehreren Metern Länge durch das Team um Helmut Brückner entnommen und nach Köln exportiert wor-den, wo sie gekühlt und lichtgeschützt sicher aufbewahrt werden.

AG NATUR- UND KULTURLANDSCHAFTEN

61

Das im April 2017 begonnene Projekt hat-te zum Ziel, einige der Geoarchive im römi-schen Hafenbecken von Ephesos und in den etwa 15 km nordöstlich liegenden Sümpfen von Belevi weiter zu erschließen und in in-terdisziplinärer Zusammenarbeit lesbar zu machen. Belevi wurde in die Analysen mit dem Ziel einbezogen, vom urbanen Raum weitgehend unbeeinflusste ›naturnähere‹ Referenzdaten zu liefern.

Der Fokus der Untersuchungen lag u. a. auf folgenden Aspekten:

▪ Anlage und Wartung des antiken Ha-fenbeckens und des Hafenkanals

▪ Verdichtung der palynologischen Da-ten zur Erstellung verlässlicher Modelle der Vegetationsveränderung an der Mündung des Küçük Menderes, vor allem auch unter dem Aspekt land- und forstwirtschaftlicher Nutzung und Veränderung dieser Vegetation

▪ Verfolgung konkreter zivilisatorischer Marker, etwa von Spuren der Mar-morverarbeitung am Hafenbecken, von chemischen Rückständen aus Hausbrand und Metallverarbeitung, von parasitologischen Hinweisen auf Hygiene und Ab-wasserentsorgung.

Das Projektteam umfasst Spezialistinnen und Spezialisten aus Geoarchäologie, Organischer Geochemie, Mikropaläontologie, Palynologie, Klassischer Archäologie, Parasitologie und Petrografie.

Das Gros an Beprobungen für die im Projekt avisierten Analysen wurde im Mai 2017 am Geographischen Institut der Universität zu Köln durchgeführt. Im Zuge der vorgenommenen Bestandsaufnahme der am Geographischen Institut vorhandenen Bohrkerne aus Ephesos zeigte sich, dass dank der zahlreichen parallel durchge-führten Bohrungen meist auch noch geschlossene Bohrkerne vorlagen. Die sich da-raus ergebende Chance, mehrere analytische Verfahren mit hoher Auflösung am selben Kern durchzuführen, wurde deshalb in eini-gen Fällen wahrgenommen, in diesen Fällen wurden im Vergleich zum Exposé alterna-tive Kerne beprobt. Die Anwesenheit mög-lichst vieler Spezialistinnen und Spezialisten (A. Pint, H. Laermanns und M. Knipping, außerdem externe Beratung durch F. Stock) ermöglichte darüber hinaus einen intensiven Diskussionsprozess mit den beiden Koordi-natoren über Beprobungsstrategien sowie über mögliche Konflikte, aber auch Synergi-en zwischen den angewandten Analyseme-thoden.

Im Verlauf des Jahres 2017 wurden die jeweiligen Spezialuntersuchungen durch die Projektpartner durchgeführt. Der Projektab-schluss ist für Ende März 2018 geplant, an dessen Ende die Publikation der Ergebnisse erfolgen und gegebenenfalls ein Folge-projekt eingereicht werden wird.

Projektleitung: S. Ladstätter; Koordination: A. G. Heiss, H. Schwaiger. Finan-zierung: Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank (Projekt Nr. 17134)

F. Stock bei der Beprobung der Bohrkerne am Geo-graphischen Institut der Universität zu Köln (Foto A. G. Heiss)

Entnahme des Bohrkerns EPH 375 am Ufer der Sümpfe von Belevi im Sep-tember 2013 (Foto Univer-sität zu Köln/F. Stock)

JAHRESBERICHT 2017

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und Österreichische Forschungsgemeinschaft (Projekt Nr. 06/15510). Kooperatio-nen: Queen’s University Belfast (CHRONO Centre); RWTH Aachen (Lehrstuhl für Geologie, Geochemie und Lagerstätten des Erdöls und der Kohle), Universität für angewandte Kunst Wien (Abteilung für Archäometrie), Universität Hohenheim (In-stitut für Botanik), Universität zu Köln (Geographisches Institut)

Paläogeografische Forschungen in Limyra

Im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit der Universität zu Köln werden seit 2015 geoarchäologische Forschungen in Limyra durchgeführt. Insgesamt erfolgten bis einschließlich 2016 in der Finike-Ebene 21 Bohrungen mit einer maximalen Teufe von 12 m.

Das Ziel der geoarchäologischen Arbeiten ist, die paläogeografische Entwicklung in der West- und Oststadt sowie außerhalb des städtischen Areals zu rekonstruie-ren. Dabei sollen Informationen zu (i) den früheren Flussläufen, (ii) der maximalen Ausdehnung eines ehemaligen Sees, (iii) der Erdbebenchronologie, (iv) den raum-zeitlichen Verlagerungen der Küstenlinie sowie (v) der Mächtigkeit der Siedlungs-schichten gesammelt werden.

2017 wurden die bisher begonnenen Auswertungen der Bohrkerne fortgeführt und eine Publikation vorbereitet. Die typische Sedimentsequenz eines Bohrkerns im zentralen Bereich der antiken Stadt zeigt archäologisches Material bis etwa 4 m unter Flur (u. F.). Darunter folgen fluviale Straten, deren unterschiedliche Körnung als deutlicher Beleg für die Verlagerung von Flussläufen anzusehen ist. Die tiefsten erbohrten Schichten (bis 12 m u. F.) stammen von einem See. Eingeschaltete Torfe deuten darauf hin, dass dieser einst mehrfach verlandete oder zumindest randlich mit Schilf zugewachsen war. Danach kam es dann immer wieder zu neuen See-

●■

0 2 4 6km

BAY OF FINIKE

Finike

Kumluca

Turunçova

SahilkentLimyra

Rhodiapolis

BAY OF FİNİKE

Aykır

Çayı

Alakır Ç

ayı

BONDA TEPESİ

TOÇAK DA ĞIGÖRECE DAĞI

Limyro

s

Korydalla

407

720

1202

1535

909

1474

833

1130

1413

814

G r e e c e

T u r k e y

Antalya

Istanbul

İzmir

Bursa

Afyon

Çanakkale

Athens

Muğla

BLACK SEA

MEDITERRANEAN SEA

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�N

Limyra, Bohrungen in der Finike-Ebene. Die meis-ten befinden sich in der Stadt, die anderen bilden ein Transekt bis zur heu-tigen Küstenlinie (Quelle: C. Kurtze)

AG ALLTAG, HANDEL UND HANDWERK

63

phasen (sog. schwimmende Torfe). Zwischen der West- und der Oststadt wurde – eingeschaltet in lakustrine Fazies – das Seeufer bei etwa 5,60 – 6,00 m u. F. erbohrt (Masterkern: Lim 12). Bei 5,50 m u. F. treten scharfkantiger Flint und Fremdgerölle auf, die nicht in den sonstigen sedimentären Kontext passen. Die vorläufige Inter-pretation ist, dass es sich um einen Kultplatz am Rande eines Sees (Seeufer) gehan-delt hat. Gemäß dem 14C-Alter datiert diese Schicht in das ausgehende 2. oder an den Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr. Die unmittelbar darüberliegende Schicht aus Torf zeigt, dass es danach zu einer Vernässung kam (Absenkung durch Erdbeben [?], Seespiegelschwankung durch Klimaänderung [?]). Der Torf datiert auf 1056 – 896 v. Chr. Zweifelsfrei belegte Siedlungsschichten setzen erst nach einem deutlichen Hi-atus bei etwa 4 m u. F. ein.

In der Weststadt bauten die Menschen direkt auf pleistozänem Hangschutt. Meerwärts sind unterhalb der anthropogenen Schichten fluviale Sande abgelagert. Wahrscheinlich ist, dass hier ursprünglich ein Fluss in den See mündete.

Die Bohrungen außerhalb der Stadt zeigen eine natürliche Sedimentation ohne direkten Einfluss des Menschen. Hier fehlen auch in den oberen Metern anthro-pogene Indikatoren. In der Nähe der heutigen Küstenlinie erteufte eine Bohrung homogene Sande über fluvialen. Offenbar handelt es sich bei dieser Schicht um Ab-lagerungen eines Strandwalls, dem Dünen aufsitzen. Aus der von dem Strandwall abgetrennten Lagune ging höchstwahrscheinlich der oben beschriebene See hervor. Dass die Lagune, wenn sie einmal vom Meer getrennt war, schnell aussüßte, liegt an der Karsthydrografie: Auch heute durchströmen die Karstgewässer selbst im Sommer mit starker Wasserführung die Finike-Ebene.

Projektleitung: H. Brückner (Universität zu Köln), M. Seyer; Mitarbeit: F. Stock (Universität zu Köln), L. Uncu (Bilecik Şeyh Edebali Üniversitesi)

Ag ALLTAg, HANdeL uNd HANdwerk

Die inhaltliche Ausrichtung der AG ist bereits durch die drei Schlagworte »Alltag – Handel – Handwerk« vorgegeben. Mit dieser thematischen Orientierung eröffnet sich ein Forschungsfeld, das innerhalb der historischen Kulturwissenschaften der Antike ›traditionell‹ von der Archäologie besetzt ist. Bekanntlich vermögen archäo-logische Befunde und Funde Aspekte antiker Lebenswelten zu illustrieren, die im klassischen Schrifttum unterrepräsentiert sind.

Bewusst breit angelegt sind der zeitliche und räumliche Rahmen der Arbeits-gruppe: die Epoche der klassischen römischen und griechischen Antike und die Alte Welt. In der Arbeitsgruppe angesiedelte Forschungsprojekte beruhen sowohl auf schriftlichen als auch auf nichtschriftlichen Quellen; der Fokus liegt aber auf der kontextuellen Auswertung von Überresten materieller Kultur. Vor diesem Hin-

Limyra, Bohrung Lim 4 zeigt die typische Sedi-mentsequenz in der Stadt (Quelle F. Stock)

JAHRESBERICHT 2017

64

tergrund eröffnet sich ein großzügiger Rahmen zur Ansiedlung vielfältiger For-schungsprojekte, die demselben Themenkreis verpflichtet sind.

Drei Forschungsschwerpunkte fördern den wissenschaftlichen Austausch durch die Vernetzung einzelner Projekte unter einem jeweils übergeordneten Forschungs-zusammenhang. Im Idealfall tragen die Verschränkung verschiedener Projekte unter dem Fokus der definierten Forschungsschwerpunkte einerseits und die un-terschiedlichen Blickwinkel der einzelnen Projekte auf die übergeordneten Frage-stellungen andererseits zu dem Erkenntnisgewinn auf beiden Seiten bei.

Der Forschungsschwerpunkt »Alltagsräume« beschäftigt sich mit der Raumnut-zung im antiken Alltagsleben. In diesem Zusammenhang setzt sich die Arbeitsgrup-pe etwa mit der Definition von Aktivitätszonen auf Basis materieller Hinterlassen-schaften, siedlungsinternen Distributionsanalysen, der Rekonstruktion von ›Waste streams‹ und Recyclingprozessen und dem Nachweis von Werkstätten im privaten und öffentlichen Raum auseinander. Dieser Forschungsschwerpunkt geht primär von archäologischen Befunden aus und betrachtet diese im Siedlungszusammen-hang.

Der Forschungsschwerpunkt »Alltagsgegenstände« beruht auf der Prämisse, dass auch Artefakte den Alltag einer antiken Gesellschaft prägen. Sie sind Ausdruck und Kommunikationsmittel von Identität, Status und Sozialstrukturen. Fundver-gesellschaftungen können Interaktionen zwischen Individuen und Kulturkontakte zwischen Gruppen anzeigen. Dieser Forschungsschwerpunkt geht primär von den Artefakten selbst aus und betrachtet archäologische Funde als Informationsträger in einem weiterführenden soziokulturellen Zusammenhang.

Der Forschungsschwerpunkt »Organisationsformen von Handel und Hand-werk« widmet sich der Untersuchung von antiken Handelsräumen und -netzwer-ken, dem Technologietransfer und der Infrastruktur von Werkstätten sowie Nut-zung von Ressourcen und Rohstoffen.

AG-Leitung: C. Hinker

Römische Alltagskultur in Ephesos

Im Zuge der 3-D-Rekonstruktion der Tabernen an der Kuretenstraße wurde ein Kurzfilm gestaltet, der die Lebensgeschichte einer spät antiken Gaststätte in Ephesos präsentiert – von der Bauzeit bis zur endgültigen Zerstörung durch eine Brandka-tastrophe. Im Jahr 2015 wurde an der Kuretenstraße unter der Leitung von S. Lad-stätter eine Grabung durchgeführt, deren Dokumentation sowie der 3-D-Laserscan die Basisinformation für die Rekonstruktion bildeten, auf die aufbauend weitere Hinweise und Anhaltspunkte recherchiert wurden. Anhand der Befunde und Funde konnte beispielsweise der östlichste Raum der drei freigelegten Räume als Gast-stätte interpretiert werden. Der Raum ist mit einem Kanal, mit Sitzbänken entlang von Mauern und einem Kasten ausgestattet. Nach Untersuchung des vielfältigen keramischen Fundmaterials zeigte sich, dass es sich dabei verstärkt um Ess- und Trinkgeschirr, große Schüsseln, Vorratsgefäße, aber auch um Amphoren handelte. Zudem konnte ein Großteil der Gefäße durch anpassende Fragmente rekonstruiert werden. Neben den Keramikfunden wurde auch eine Vielzahl an Metallfunden freigelegt, wovon besonders eine Eisenpfanne und eine Eisensäge erwähnt werden sollen. Aufgrund der Dokumentation und der eingehenden Beschäftigung mit den Funden und Befunden war es möglich, die Ausstattung und Objekte sehr detailge-treu darzustellen. Der Text des Kurzfilms wurde auf Deutsch, Englisch und Türkisch gesprochen, um ein möglichst breites Publikum zu erreichen.

Neben der Fund- und Befundaufarbeitung spielten auch die Archivrecherche in Grabungsberichten und -tagebüchern sowie die Literaturrecherche eine wichtige Rolle. In Kooperation mit 7reasons Medien GmbH wurde auf Basis der Informati-onen ein sechsminütiger Film erstellt, der einerseits die Geschichte der Tabernen,

AG KERAMIKSTUDIEN

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andererseits einen Einblick in die spannende Alltagskultur liefert und mithilfe des außergewöhnlichen und gut erhaltenen Fundmaterials das damalige Leben näher bringt.

Projektleitung: S. Ladstätter; Mitarbeit: J. Scheifinger, H. Schwaiger. Kooperatio-nen: Kunsthistorisches Museum Wien, Kulturabteilung der Stadt Wien, Gesellschaft der Freunde von Ephesos, 7reasons Medien GmbH

Forschungsprojekt »Norisch-Pannoni-sche Tracht«

Die Arbeiten am Kooperationsprojekt »Norisch-Pannonische Tracht« wurden 2017 fortgesetzt. Gemeinsam mit dem Institut für Kulturgeschichte der Antike (ÖAW-IKAnt, C. Gugl, V. Jansa) und in Kooperation mit der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums Wien (G. Plattner) sowie dem Oberösterreichi-schen Landesmuseum (S. Traxler) wurden zwei Kampagnen zur Dokumentation einschlägiger Kleinfunde (Fibeln, Gürtel-bestandteile) mit dem 3-D-Laserscanner in Wien und Linz absolviert. Informatio-nen über spezifische Funde, Fundkontex-te und Fundorte werden laufend in einer eigens entwickelten Datenbank (IKAnt – 7reasons Medien GmbH) erfasst. Bisher konnten 3.336 Artefakte der Norisch-Pannonischen Tracht, 1.252 Fundkontexte und 503 Fundorte verzeichnet werden. Im Herbst 2017 wurde ein wichtiges Projekt-ziel erreicht: Auf der Webplattform <www.cfir.science> sind nun im Zuge des For-schungsprojekts generierte Informationen über römerzeitliche Fibeln und Tracht-bestandteile in Form von Bildern, 3-D-Modellen und Metadaten online abrufbar.

Projektleitung: C. Hinker, C. Gugl (ÖAW-IKAnt), G. Grabherr (Universität Inns-bruck); Mitarbeit: K. Blasinger, S. Defant. Kooperationen: Oberösterreichisches Lan-desmuseum, Antikensammlung des KHM in Wien

Ag kerAmIksTudIeN

Keramikforschung gehört zu den traditionellen Kernkompetenzen des ÖAI und umfasst sowohl typochronologische, funktionale als auch soziokulturelle Analysen. Im Jahr 2017 waren zwölf Projekte zu Keramikstudien in Aigeira, Assuan und Ephe-sos in der Arbeitsgruppe angesiedelt. Der in den Projekten behandelte Zeitrahmen spannt sich von der neolithischen Zeit über die frühe Eisenzeit und die hellenistisch-römische Epoche bis in die byzantinische Zeit.

Ein generelles Ziel ist die Verschränkung der in der AG Keramikstudien zu-sammengefassten Einzelprojekte durch Initiativen wie Workshops, Vorträge und Diskussionen sowie die Entwicklung und Realisierung übergreifender Projektideen. Für die Jahre 2018 – 2020 wurden drei Schwerpunkte definiert: einer davon liegt auf der Vorlage ausgewählter Keramikgattungen in Ephesos, die letztendlich in ein Cor-pus ephesischer Keramik münden sollen, ein zweiter betrifft die Keramiktypologie Oberägyptens vom Mittleren Reich bis in die Spät antike, der dritte schließlich eine diachrone Analyse der Keramik aus Aigeira/Achaia.

»Norisch-pannonische Tracht«. Links: Römer-zeitliche Reliefdarstel-lung einer jungen Frau mit Sonnenschirm vom Seggauberg bei Leibnitz, Steiermark. Die Dargestell-te trägt ein Kleid, dessen Stoffteile mit einem Paar Flügelfibeln an der Schul-ter befestigt sind. Die bei-den großen Fibeln sind mit einer dritten vor der Brust getragenen Fibel, vielleicht einer sog. pannonischen Trompetenfibel, und einem Halsreifen mit Lunulaan-hänger kombiniert. Rechts: 3-D-Scan einer großen norisch-pannonischen Flügelfibel (A 238) aus Carnuntum, Niederöster-reich (Grafik: ÖAW/ÖAI – IKAnt, C. Hinker)

JAHRESBERICHT 2017

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Die Arbeitsgruppe befasst sich mit übergeordneten wirtschaftshistorischen Fragestellungen zu Produktion, Konsum und Handel mit Keramik, mit Studien zur Typologie, diachronen Entwicklung und Verbreitung sowie zur Funktionalität spezifischer Keramikgattungen. Der Aspekt »Produktion, Kontakte und Handel« wurde im Rahmen des ÖAI-Workshops im Dezember 2017 aus der Warte der Ein-zelprojekte zu Aigeira/Achaia, Syene/Assuan und Ephesos jeweils diachron durch Vorträge beleuchtet.

Ein weiterer Fokus der Arbeitsgruppe liegt auf übergeordneten vergleichen-den Analysen zwischen »Ost und West«. Spezifische östliche oder kleinasiatische Feinkeramikgattungen, etwa die Ephesische Graue Ware, sollen gleichzeitigen, bis-weilen ähnlichen Feinkeramikproduktionen im Westen – etwa der sog. Campana – vergleichend gegenübergestellt werden. Ferner wird Keramik als kulturelles Mittel zur Rekonstruktion alltäglicher Aktivitäten wie Kochen, Essen und Trinken und da-mit zusammenhängenden komplexeren Prozessen (›Foodways‹) sowie in weiterer Folge als Indikator von ›Social spaces‹, Identität(en) und Akkulturationsprozessen beforscht.

Die vergleichende Analyse der genannten Aspekte wird Arbeitsgruppen über-greifend angestrebt, so etwa im Rahmen von Projekten zur diachronen Erforschung der »Kulturtechnik Kochen« in Ephesos und Assuan/Syene oder in Kleinasien und Ägypten (AG Alltag, Handel und Handwerk, AG Materialanalysen, AG Osteoar-chäologie und Archäobotanik). Speziell die Provenienzforschung antiker Keramik und die damit einhergehenden Fragestellungen zu Konsum und Handel betreffend, ist eine unmittelbare interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der AG Materialanaly-sen unabdingbar. Derzeit laufende Projekte behandeln etwa die archäometrische Charakterisierung Ephesischer Küchenware, pompejanisch-roter Platten und ihrer Derivate sowie die Neutronenaktivierungsanalyse feinkeramischer Gefäße der Eas-tern Sigillata B.

Ein erklärtes Ziel der AG Keramikstudien ist schließlich die Entwicklung eines einheitlichen Standards und definierten Kriterienkatalogs für die Dokumentation und Analyse von Keramikfunden für das ÖAI sowie eine Open Access-Publikation des Materials (zusammen mit der AG Digging Digital).

Im November 2019 wird der internationale Kongress der »International Asso-ciation for Research on Pottery of the Hellenistic Period (IARPotHP)« von der AG Keramikstudien in Athen ausgerichtet. 2017 wurde das Organisationsteam etabliert, ein erstes Meeting mit den griechischen Kooperationspartnern der National Helle-nic Foundation (E.I.E.) fand statt.

AG-Leitung: A. Waldner

Aigeira: Auswertung ausgewählter Keramikgattungen

2017 wurden die Arbeiten am Manuskript zur geplanten monografischen Vorlage ausgewählter keramischer Fundgattungen aus dem sog. Tycheion von Aigeira (Aus-grabungen des ÖAI 1972 und 1981 – 1988, Grabungsleitung W. Alzinger) fortgesetzt. Die für 2017 vorgesehene Auswertung von Daten, die durch die Beprobung ausge-wählter Keramikfragmente mittels Portable X-Ray Fluorescence (pXRF) generiert wurden (D. Oberndorfer), musste aus personellen Gründen auf 2018 verschoben werden; diese Arbeiten werden dann von P. Fragnoli durchgeführt werden. Die angestrebte handelsgeschichtliche Studie, die auf dem Vergleich von Typenspek-tren und -quantifizierungen von Lampen, Terra Sigillata und Transportamphoren hellenistisch-römischer Zeitstellung beruht, wird damit um eine archäometrische Untersuchungsreihe bereichert werden.

Projektleitung: C. Hinker; Mitarbeit: P. Fragnoli, D. Oberndorfer

Aigeira, Rekonstruktion einer Transportamphore ›Aigion I‹ (Grafik C. Hin-ker)

AG KERAMIKSTUDIEN

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Argilos: Prä- und frühkolo-niale Keramik

Im Jahr 2017 wurde die ty-pologische und statistische Auswertung der früheren Keramik aus der Stadt Argi-los auf der Chalkidike, die im 7. Jahrhundert v. Chr. mit Bewohnern der Insel Andros besiedelt worden war, fort-gesetzt. Schwerpunkt der Untersuchung war eine Ke-ramikgattung, die mit einer besonderen hybriden Techno-logie hergestellt worden war (die Bäuche der geschlosse-nen Gefäße sind handgemacht im Gegensatz zu den scheibengedrehten Rändern und Hälsen). Anhand makroskopischer Analysen wurde diese Keramik katalogisiert, in Waren eingeteilt, typo-logisch analysiert und in ihrem supra-regionalen makedonischen Kontext untersucht. Mithilfe zahl-reicher Neutronenaktivierungsanalysen wurde die zeitgleiche Produktion der gleichen Keramikware in verschiedenen entfernten Mikroregionen Ma-kedoniens festgestellt. Auf diese Weise wurde anhand wissenschaftlicher Methoden die Übertragung einer sehr speziellen hybri-den Keramiktechnologie in entfernten Mikroregionen Makedoniens nachgewiesen. Zahlreiche Zeichnungen der Keramik von Argilos wurden in Zusammenarbeit mit F. Gignac vervollständigt.

Die ersten Ergebnisse dieser Forschung wurden in einer internationalen Jubi-läumskonferenz aus Anlass 25 Jahre griechisch-kanadischer Grabungen in Argilos vorgelegt. Zwei Aufsätze zu dem Thema wurden 2017 eingereicht und für die Pu-blikation akzeptiert.

Projektleiter: S. Gimatzidis; Mitarbeit: J. Y. Perreault (Universität Montreal), Z. Bonias (ehem. Ephoria von Kavala). Finanzierung: Universität Montreal und FWF-P 26150 Einzelprojekt

Byzantinische Amphoren aus Ephesos

Aufgrund der Unterbrechung der Forschungen in Ephesos konnte 2017 nur sehr ein-geschränkt an diesem Projekt (Lise-Meitner-Projekt des FWF, M 2035) gearbeitet wer-den. Eine erste Klassifizierung der Amphoren aus dem spät antik-mittelalterlichen Stadtquartier sowie des Materials aus der Taberne an der Kuretenstraße konnte vorgenommen werden. Aufenthalte in Athen und Korinth dienten dem Studium des Vergleichsmaterials – die Amphoren des 4. – 9. Jahrhunderts n. Chr. aus Argos, Ko-rinth und Athen bieten gute Vergleichsmöglichkeiten – und der Literaturrecherche.Ein Aufenthalt im Depot des unterwasserarchäologischen Dienstes in Cádiz (E) wurde für das Studium der Keramik des Fundorts La Caleta im Bereich der Innen-stadt von Cádiz genutzt: eine erste Publikation über ephesische Importe an diesem Fundort ist bereits erschienen, zwei weitere zu dem gesamten Material und die Bedeutung des Fundorts für Handel und Schifffahrt sind in Vorbereitung.

Wissenschaftliche Bearbeitung: H. Gonzáles Cesteros

Mit Y. Perreault auf der Grabung in Argilos (Foto M. Kitsati)

Argilos, Fragment eines Pithos (Zeichnung C. Hébert, S. Gimatzidis, F. Gignac)

ArgilosDessin : C - 3834Dessiné par : Claude Hébert / S. GimatzidisMise au net : François Gignac

0 5 cm

27,2 cm

JAHRESBERICHT 2017

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Kulturtechnik Kochen: Ephesos im diachronen Vergleich

Kochen ist eine der ältesten und bedeutendsten menschlichen Kulturtechniken. Die antike Großstadt Ephesos bietet sich durch den reicherhaltenen Befund- und Fund-bestand und durch den herausragenden Forschungsstand für eine interdisziplinäre diachrone Analyse des Themas an, die einen weiten zeitlichen Rahmen von der archaischen bis in die byzantinische Zeit umfassen soll. Nachdem das 2016 einge-reichte Projekt vom FWF abgelehnt worden war, wurde 2017 an der Überarbeitung und Adaption für eine erneute Einreichung gearbeitet.

Projektleitung: A. Waldner

Die materielle Kultur des 7. Jahrhunderts n. Chr. in Ephesos

Das 7. Jahrhundert n. Chr. ist eine Zeit des Umbruchs, die in Ephesos dank einer beachtlichen Anzahl an Fundkomplexen erforscht werden kann. Insbesondere das spät antik-mittelalterliches Stadtquartier südlich der Marienkirche gewährt einen Einblick in die materielle Kultur des 7. Jahrhunderts, da es in dessen Verlauf durch einen Brand zerstört und abrupt verlassen wurde.

Im Jahr 2017 wurde eine Bestandsaufnahme der gesamten bislang dokumentier-ten Keramikfunde aus diesem Stadtquartier vorgenommen und mit der Zusammen-führung der Keramik und der restlichen Fundgattungen begonnen.

Verantwortlich für Keramik: A. Waldner

Publikationsprojekt Prozessionsstraße – Säulenstraße – Handwerksquartier. Archäologische Evidenzen zur Baugeschichte des unteren Embolos von Ephesos

Die kontextuelle Auswertung keramischer Fundkomplexe aus Grabungen, die im Bereich des unteren Embolos (Kuretenstraße) durchgeführt wurden, erbrachte Er-kenntnisse zu rund tausend Jahren seiner Nutzung (3. Jh. v. Chr. – 7. Jh. n. Chr.). Sie betreffen die Gestaltung und die Trasse der Straße, die Geschichte ihrer Randbebau-ung und ihre wechselvolle Funktion.

1

2 3

1) Korinth, byzantinische Amphoren (Foto H. Gon-záles Cesteros)

2) Argos, Amphoren des 7. Jhs. n. Chr. (Foto H. Gonzáles Cesteros)

3) La Caleta, klein-asiatische Amphore (Foto H. Gonzáles Cesteros)

AG KERAMIKSTUDIEN

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Ephesos, Kartierung der Bauopferbefunde (C. Kurt-ze, A. Waldner). Rechts oben: Bauopfer Wohnein-heit 7, Raum 32c, Detail Medaillonschale mit Dar-stellung des Asklepios und der Hygieia (Foto N. Gail), rechts unten: Bauopfer Kuretenstraße, unter der Schwelle von Taberna KUS05/2: Ephesische Red Slip Ware-Schale mit eingeritzten Kreuzen (Foto N. Gail)

Im Jahr 2017 wurde die Überarbeitung des Manuskripts für die Drucklegung weitestgehend abgeschlossen.

Verantwortlich: A. Waldner; Mitarbeit: J. Hangartner

Publikationsprojekt Hanghaus 2, Wohneinheit 3/5: (Opfer-)Grube in Raum 12a der Wohneinheit 5

Im Zuge der Publikationsprojekts zur Grube in der Wohneinheit 5 des Hanghauses 2 wurde ein Beitrag über Bauopfer in Ephesos verfasst. Bauopfer sind in Ephesos von der archaischen Zeit (Artemision) über die hellenistische Epoche (unter dem späteren Hanghaus 2) bis in die frühbyzantinische Zeit (Kuretenstraße, spät antik-mittelalterliches Stadtquartier) zu beobachten. Es ist ein individueller Charakter des jeweiligen Opfervorgangs vorauszusetzen, die Wahl der deponierten Objekte folgt keinem festen Schema. Im Artemision dürfen die Gründungsopfer als Votiv- oder Stiftergaben für Artemis verstanden werden, die nach einem kultischen Bankett symbolisch dem Kultbild dargebracht wurden. Als Motiv für die Bauopfer helle-nistischer bis römischer Zeit ist wohl anzunehmen, dass an die Schutzfunktion der (Haus-)Götter appelliert wird, im Falle der Deponierung einer Medaillonschale mit dem singulären Motiv des Asklepios und der Hygieia wird offensichtlich auch ex-plizit um Gesundheit gebeten. Von einer Fortführung der ›heidnischen‹ Sitte des Bauopfers bis in die frühbyzantinische Zeit zeugt u. a. eine Schale mit Kreuzmoti-ven, die unter der Schwelle einer Taberne an der Kuretenstraße geborgen wurde. Hier ist eine christliche Überprägung des Vorgangs und der damit verbundenen Feierlichkeiten anzunehmen. Der Opfervorgang selbst und die damit verbundenen Feierlichkeiten können jeweils nur hypothetisch rekonstruiert werden.

JAHRESBERICHT 2017

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Spätklassisch/frühhellenistische Keramik aus Limyra

Im Jahr 2017 wurde der Fokus auf die Bearbeitung der frühen Keramik aus der West-tor-Grabung der Jahre 2011 und 2012 gelegt, die unter der Leitung von U. Schuh stattfand. Das zu bearbeitende Material wurde während der Feldkampagne 2016 ausgewählt, vor Ort aufgenommen, fotografiert und gezeichnet. Nach der Um-zeichnung der Stücke konnte ein umfangreicher Auswahlkatalog mit 250 Katalog-nummern erstellt werden. Eine detaillierte statistische Auswertung war trotzdem nicht möglich, da aus den einzelnen Fundnummern nur selektiv diagnostisches Material entnommen werden konnte. Das Spektrum stimmt weitestgehend mit dem der Weststadt-Grabungen der Jahre 2002 – 2003 überein und entspricht damit der zu erwartenden Verteilung. Die bearbeitete Keramik kann in vier Waren unterteilt werden. Der Schwerpunkt liegt zum einen auf der schwarzen Glanztonware, zum anderen auf der sog. Streifen- und Wellenbandkeramik. Bei beiden Waren finden sich die typischen Formen und Farbgebungen wieder. Ein weiterer Teil des Kera-mikspektrums macht die getauchte Ware aus, wobei diese im Vergleich zur West-stadt einen geringeren Anteil am Gesamtaufkommen hat. Die vierte behandelte Gattung umfasst rotfigurige Keramik, die mit wenigen Stücken jedoch nur einen kleinen Bereich einnimmt. Schwarzfigurige Keramik und Reliefwaren fehlen kom-plett innerhalb des Spektrums.

Neben der auswertenden Arbeit wurde auch die umfangreiche Datenbank ver-vollständigt. Da während der Feldkampagne Vieles handschriftlich festgehalten worden war, mussten zahlreiche Datensätze eingegeben werden, um die Datenbank langfristig und nachhaltig nutzen zu können.

Zu Jahresende übernahm B. Marksteiner-Yener die Aufarbeitung der Keramik-funde aus der sog. Thermengrabung in Limyra.

Wissenschaftliche Bearbeitung: K. Kugler; Mitarbeit: K. Kainz

Limyra, schwarze Glanz-tonkeramik des 5. und 4. Jhs. v. Chr. (Zeichnung K. Kugler)

Limyra, Streifen- und Wel-lenbandkeramik des 6. und 5. Jhs. v. Chr. (Zeichnung K. Kugler)

AG KERAMIKSTUDIEN

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Früheisenzeitliche griechi-sche Keramik: NAA-Pro-benorte im Mittelmeerge-biet (Karte S. Gimatzidis)

Früheisenzeitliche griechi-sche Keramik: Beprobung von Keramik im Archäo-logischen Museum von Sarno (I) (Foto M. Kitsati)

Die früheisenzeitliche griechische Keramik im Mittelmeer: Der soziale Kontext des Weinkonsums

Im Jahr 2017 wurden die ersten Ergebnisse einer neuen Reihe von Neutronenak-tivierungsanalysen (NAA) früheisenzeitlicher und früher archaischer griechischer Keramik aus Griechenland (Argilos, Elateia, Kynos, Kastanas, Polichni, Polykastro, Sindos), der Türkei (Klazomenai), Italien/Sizilien (Naxos), dem Libanon (Sidon, Tyr) und aus Tunesien (Utika) generiert. Zusammen mit älteren Neutro-nenaktivierungsanalysen von Keramik aus Italien (Pithekoussai, Kyme, Sarno), Bulgarien (Koprivlen) und Griechenland (eine erste Reihe von Analysen aus Sindos und Thasos) wurden bisher insgesamt mehr als 280 Keramikgefäße der frühesten griechischen Keramik im Mittelmeer analysiert. Die Keramik kommt aus kolonialen griechischen, punischen und anderen Kontexten außerhalb Griechenlands sowie aus ausgewähl-ten griechischen und phönizischen Kontexten. Die Ergebnisse werden in Kooperation mit H. Mommsen (Bonn), der die Analysen durchgeführt hat, bearbeitet.

Ziel des Projekts ist die Untersuchung der Verwendung des frühes-ten griechischen Trinkgeschirrs außerhalb Griechenlands und der frühes-ten griechischen Handelsamphoren. Die Beprobung erfolgte nach einem langen Periplous im Mittelmeer: Italien, Griechenland, Türkei, Libanon, Tunesien. 2016 wurde Keramik aus Ras el-Bassit (Syrien) für die NAA beprobt. Die letzte Station dieser Reise wird 2018 Huelva in Spanien sein.

Die NAA stellen einen festen Ausgangspunkt für eine neue Diskussion der Verwendung der griechischen Keramik im Mittelmeer und ihrer sozialen und ideologischen Konnotationen dar. Die naturwissenschaftlichen Daten werden mit einer analytischen Diskussion der Keramik und der archäologischen Kontexte in einem Sammelband in Cambridge University Press vorgelegt werden.

Projektleitung: S. Gimatzidis; Mitarbeit: M. E. Aubet (Universität Pompeu Fabra, Barcelona), A. Bozkova (National Institute of Archaeology and Museum, Bulgarian Academy of Sciences, Sofia), M. Costanza Lentini (Commissario della Provincia di Catania, Italien), F. Dakoronia (Athen), C. Doumet-Serhal (British Museum), Y. Er-soy (Hitit Universität), S. Deger-Jalkotzy (ÖAW-OREA), I. Ben Jerbania (National Heritage Institute, Tunesien), P. Kounouklas (Ephoria von Fthiotis und Eurytania), F. Mermati (Parco Archeologico dei Campi Flegrei, Neapel), J. L. López Castro (Uni-versität Almeria), H. Mommsen (Universität Bonn), F. Núñez (American University of Beirut), J. Y. Perreault (Universität Montreal), R. Vaesen (RAAP Archaeological Consultancy, South Netherlands)

JAHRESBERICHT 2017

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Sidon: Protogeometrische und geometrische Keramik

Im Oktober 2017 wurden während eines Aufenthalts in Saida (antikes Sidon), Li-banon, 60 griechische protogeometrische und geometrische Scherben und Vasen aufgenommen: die Keramik wurde katalogisiert, in Waren eingeteilt, fotografiert und gezeichnet, alte Zeichnungen wurden auch korrigiert. Darüber hinaus wurden die Ergebnisse der NAA von 22 Proben der griechischen Keramik aus Sidon gene-riert. In Sidon wurde der zweitgrößte und am besten ausgegrabene Fundkomplex protogeometrischer und geometrischer Keramik im östlichen Mittelmeer freigelegt. Die Untersuchung der griechischen Keramik und ihres Kontextes in Sidon ist für

das Verständnis der ägäisch-levantinischen Beziehun-gen in der Früheisenzeit von Bedeutung.

Alle griechischen Gefäße aus Sidon wurden im Kontext eines phönizischen Tempels am ›College Site‹ freigelegt, was auf ihre rituale Bedeutung hinweist. Be-sonders auffallend ist ein Krater des sog. Cesnola-Stils mit einer hochsymbolischen ritualen Ikonografie.

In Kooperation mit den Ausgrabungen in Sidon werden die Kontexte der griechischen Keramik ana-lysiert, eine gemeinsame Publikation wird vorbereitet. Geplant ist eine vergleichende Diskussion der gemein-samen Verwendung der phönizischen und griechi-schen Geschirre in einem phönizischen Tempel. Dazu wird eine allgemeine Untersuchung der Bedeutung der Verwendung griechischer Keramik in der Levante durchgeführt. In diesen Rahmen wurde die Radiokar-bonanalyse kurzlebigen Materials aus dem ›College

Site‹ geplant. Die 14C-Analyse wird eine vergleichende Untersuchung und Korrela-tion der griechischen und levantinischen Chronologie auf neuer Basis ermöglichen.

Die ersten Ergebnisse dieser Forschung wurden 2017 in einer internationalen Konferenz in Beirut vorgelegt.

Projektleitung: S. Gimatzidis. Kooperation: C. Doumet-Serhal (Direktorin der Ausgrabungen in Sidon). Finanzierung: British Museum, Sidon Excavation; FWF-Einzelprojekt P 26150

Ag mATerIALANALyseN

Diese Arbeitsgruppe befasst sich mit der Anwendung naturwissenschaftlicher Me-thoden auf Keramik-, Marmor-, Metall- und Glasbefunde, um Herstellungsweisen zu bestimmen und Handelsbeziehungen zu rekonstruieren. Die analysierten Befun-de gehören zu einem breiten geografischen Gebiet, das sich von Mittel- und Ost-europa, über die Ägäis und Zypern bis Westanatolien erstreckt. Die angewandten Methoden sind aus den Bereichen der Geochemie und Petrografie und reichen von zerstörungsfreien bis zu destruktiven Analysen.

AG-Leitung: P. Fragnoli

Portable Röntgenfluoreszenzanalysen der Keramik aus dem sog. Tycheion von Aigeira

Mittels des portablen Röntgenfluoreszenz-Spektrometers Olympus InnovX Delta Premium 6000 wurden 49 Proben, die aus römischem Tafelgeschirr, nämlich Af-rican Red Slip Ware, Eastern Sigillata und Samian Ware, sowie aus hellenistisch-römischen Transportamphoren bestehen, analysiert.

Sidon, Fragment eines Kra-ters des sog. Cesnola-Stils (Foto S. Gimatzidis)

AG MATERIALANALYSEN

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Zwischen den verschiedenen Waren ist eine gewisse geochemische Überlappung zu beobachten, die auf Produktionszentren in ähnlichen geologischen Bereichen – möglicherweise der Golf von Korinth – hinweisen könnten. Trotzdem stellt die Af-rican Red Slip Ware eine ständige Ausnahme dar, da alle Proben außer dem typisch-sten geochemischen Feld liegen und daher außerregionalen Importen zuzuschreiben sind. Die niedrige Ca-, Sr- und hohe Si-Gehalte der African Red Slip Ware weisen auf die kalkarmen und quarzreichen Tone hin, die von tunisischen Produktionszentren benutzt wurden. Weitere mögliche Importe bestehen hauptsächlich in Amphoren, deren einige in einem ähnlichen Gebiet wie die African Red Slip Ware hergestellt worden sein können. Dagegen gehören die Samian und Eastern Sigillata zu einer ziemlich homogenen Gruppe, deren interne Unterschiede verschiedene Werkstätten im Bereich des korinthischen Golfs beweisen könnten.

Projektleitung: C. Hinker; Mitarbeit: P. Fragnoli, D. Oberndorfer

Buntmetallverarbeitung im byzantinischen Ephesos

Im Rahmen der Dissertation von D. Schwarcz wurden 239 byzantinische Gusstiegel, Metallreste, Buntmetallobjekte aus den Werkstattbereichen im Hanghaus 2 mittels Petrografie, Rasterelektronenmikroskopie und Röntgenfluoreszenz analysiert.

Die Analysen erlaubten, eine Edelmetallverarbeitung im Bereich der Kureten-straße und vor allem eine Buntmetallverarbeitung zu identifizieren. Außer den für Edelmetallverarbeitung benutzten Gusstiegeln, die aus feinerem Ton bestehen, wei-sen die Gusstiegel aus den verschiedenen Fundstellen ähnliche Herstellungstechni-ken und Rohstoffe auf.

Zukunftsziele sind, die Herstellungstechnologie mit Rücksicht auf den genaue-ren Verwendungszweck der Gusstiegel und die angewandten Legierungen zu be-stimmen. Es wird überdies der Versuch unternommen werden, das Netzwerk und die Organisationsstruktur der Metallhandwerker auch durch den Vergleich mit lokal hergestellter Gebrauchskera-mik zu rekonstruieren.

Projektleitung: D. Schwarcz (Römisch-Germanisches Zent-ralmuseum, Mainz); Mitarbeit: F. Daim (Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz), J. Erci, M. Mehofer (Vienna Institute of Archaeological Science), R. Sauer, M. Melcher und M. Schreiner (Universität für angewandte Kunst Wien)

Analysen von Glasfunden aus dem spät antik-mittelalterlichen Stadtquartier in Ephesos

Im Rahmen der Dissertation von L. Schintlmeister zu Glas aus dem spät antik-mittelalterlichen Stadtquartier in Ephesos wurden im Jahr 2017 mittels Rasterelektronenmikroskopie 63 Proben von Fenster- und Gefäßglas aus dem spät antik-mittelalterlichen Stadt-quartier in Ephesos in Kooperation mit J. Henderson (University of Nottingham) untersucht.

Alle Proben weisen eine typische Soda-Silizium-Kalk-Zusam-mensetzung auf (d. h. niedrige Magnesium- und Kaliumwerte), die für rohes Glas aus Levante und Ägypten typisch ist. Folgende For-schungsfragen sollen mithilfe des noch geplanten Analyseverfah-rens LA-ICP-MS beantwortet werden: 1) Kann eine lokale Glaspro-duktion in Ephesos nachgewiesen werden und/oder handelt es sich bei den Glasfunden aus dem Stadtquartier um Importware?; 2) Welche Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung des

Vorbereitung der Glaspro-ben (Foto L. Schintlmeis-ter)

In Harz gegossene Glas-proben (Foto L. Schintl-meister)

JAHRESBERICHT 2017

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Materials (Fensterglas, Gefäßglas) sind zu erkennen? 3) Besteht ein Zusammenhang zwischen der chemischen Zusammenset-zung, der Gefäßform und dem ökonomischen Wert (hohe vs. niedrige Qualität) von Gefäßen?

Projektleitung: L. Schintlmeister, S. Ladstätter, T. Taylor (Uni-versität Wien). Kooperation: J. Henderson (University Notting-ham)

Archäometrische Charakterisierung ephesischer Küchenware

Im Rahmen der Dissertation von J. Reiter wurde das späthelle-nistische bis spät antike Kochgeschirr aus dem Hanghaus 2, dem ›Lukasgrab‹, dem Schachtbrunnen (Obere Agora), dem Vedius-gymnasium und dem spät antiken-mittelalterlichen Stadtquartier in Ephesos mittels Dünnschliffanalyse, Schwermineralienanaly-sen, Rasterelektronenmikroskopie und Röntgendiffraktometrie untersucht.

Die Analysen erlaubten, importierte von lokalen Küchenwa-ren zu unterscheiden, und betonten eine gewisse diachrone Kon-tinuität und Homogenität der lokalen Tonrezepturen, die auf der

Benutzung der südlichen metamorphen Tonablagerungen hinweisen. Die erhalte-nen Ergebnisse sind eine Basis für die Einreichung des FWF-Projekts »Kochen in Ephesos‹ (A. Waldner).

Projektleitung: J. Reiter (Universität für angewandte Kunst Wien); Mitarbeit: S. Ladstätter, B. Pichler (Universität für angewandte Kunst Wien)

Provenienz antiker Marmore aus Ephesos und Kourion

Im Jahr 2017 analysierte W. Prochaska (Montanuniversität Leoben) die Marmore der Inschriften von Kourion in Zypern, die attischen Sarkophage aus Ephesos, die Mar-more des sog. Hadrianstempels und das Marmorinventar des Odeions in Ephesos. Angewandt wurde die Analyse der integrierten Spurenelemente, der C- und O-Iso-topen sowie der Fluid-Einschlüsse; die Daten flossen in eine umfassende Datenbank mit Analysen der Artefakte und Steinbrüche aus dem gesamten Römischen Reich.

Marmore aus Ephesos wurden in weite Bereiche des Imperiums exportiert. In Ephesos wurden lokale Marmorsteinbrüche bis in die Kaiserzeit benutzt, während Importmarmore ab hadrianischer Zeit überwogen. In Kourion weisen die Marmore der Inschriften von klassischer Zeit bis zum Ende der römischen Republik auf eine pentelische Provenienz hin, während sie danach aus Kleinasien und Italien impor-tiert wurden.

Weitere Marmoranalysen sind besonders in Südosteuropa geplant und werden auch im Rahmen des Innovationsfonds-Projekts »Provenance matters. A multi-proxy Approach for the Determination of White Marble in the Roman East« durchgeführt.

Projektleitung: W. Prochaska (Montanuniversität Leoben)

Archäometrische Analysen an der vorklassischen Keramik aus Lousoi

Im Rahmen des FWF-Projekts »Lousoi – geometrische und archaische Keramik aus dem Artemis Hemera-Heiligtum in Lousoi« (Leitung M. Kerschner) werden archäo-metrische Analysen durchgeführt, die vor allem in petrografischen und wellenlän-gendispersiven Röntgenfluoreszenzanalysen bestehen. Wichtig in diesem Projekt ist auch die Rolle zerstörungsfreier Untersuchungsmethoden wie das optische Mikro-

Rasterelektronenmik-roskop FEI Quanta 650, Nanoscale & Microscale Research Centre, Univer-sity of Nottingham (Foto L. Schintlmeister)

AG MATERIALANALYSEN

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skop und die portable Röntgenfluoreszenz-analyse, um repräsentative Keramikproben anhand erster vorläufiger Gruppierungen für ausführlichere naturwissenschaftliche Analysen auszuwählen und technologische Merkmale wie Formungstechniken, Ober-flächenbehandlung und Brennbedingun-gen zu bestimmen. Hauptziel der in Lousoi durchgeführten Analysen ist, Produktions-orte und die Herstellungstechniken, nach denen sich verschiedene Werkstätten unter-scheiden lassen, herauszufinden. Durch die Bestimmung der Provenienz kann die regio-nale und überregionale Ausstrahlungskraft des Heiligtums rekonstruiert werden. Zur Rekonstruktion der regionalen Austausch-netze werden die Zusammenarbeit und der wissenschaftliche Austausch mit anderen archäometrischen Projekten auf der nördli-chen Peloponnes und am Golf von Korinth hilfreich sein. Für die Definition einer lokalen Referenzgruppe werden auch geologische Proben und hellenistische Bau-materialien (z. B. Dachziegel) sowie Fehlbrände herangezogen.

Im September 2017 fand die erste Kam-pagne zur Bearbeitung der geometrischen und archaischen Keramikfunde in Lousoi statt. Unter dem optischen Mikroskop las-sen sich die 232 beobachteten Keramik-funde in neun verschiedenen Hauptfabri-kate einteilen. Das erste diskriminierende Merkmal unter den Keramikfunden ist das Vorkommen oder die Abwesenheit schwar-zer, abgerundeter und weicher Einschlüsse. Ähnliche Einschlüsse wurden von C. Rogl und R. Sauer in den hellenistischen Relief-bechern aus Lousoi beobachtet. Aufgrund ihrer Dünnschliffbeschreibungen könnten sich diese schwarze Einschlüsse auf Eisen-oxide, Tonsteine oder Radiolarite beziehen, die die lokalen Flyschablagerungen kenn-zeichnen.

Die Gefäße mit schwarzen Einschlüssen gliedern sich in mittelfeine und grobe Exemplare. Die Gefäße mit mittelfeinen schwarzen Einschlüssen unterscheiden sich weiter anhand der Farbe, Porigkeit und Struktur des Tons. Kratere und Hydrien werden durch beige, sehr porige, granulöse und leichte Tonmassen charakterisiert, während Pseudo-Pyxiden, Miniatur- und Trinkgefäße rosa bis orange, sehr kom-pakte, dichte und glatte Tonmassen zeigen.

Die Pseudo-Pyxiden, Miniatur- und Trinkgefäße mit ähnlichen Tonmassen wei-sen trotzdem unterschiedliche Formungsweisen vor. Die Pseudo-Pyxiden und die kleinen Teller wurden wahrscheinlich handgeformt, wie die asymmetrischen Profi-le, der Mangel an Drehspuren und die Brüche an strukturellen Verbindungsstellen beweisen. Aus der Position der Brüche auf den Sektionen und Oberflächen lässt sich schließen, dass die Pseudo-Pyxiden aus mindestens zwei oder drei Teilen bestehen, die getrennt geformt und danach zusammengesetzt wurden. Dagegen waren die Kannen deutlich scheibengedreht. Die Profile sind regelmäßig und symmetrisch, konzentrische und parallele Drehspuren kommen auf dem unteren Teil der Basis und auf den Oberflächen vor.

Lousoi, Interpretation der Einteilung der vorklassi-schen Keramik aus Lousoi in verschiedene Fabrikate (Foto P. Fragnoli)

Lousoi, Formungstechni-ken der Pseudo-Pyxiden, Miniatur- und Trinkgefäße: a) Brüche an strukturel-len Verbindungsstellen; b) asymmetrisches Profil; c) konzentrische Drehspu-ren auf dem unteren Teil der Basis; d) Drehspuren und strukturelle Verbin-dungsstellen zwischen zusammengesetzten Teilen (Foto P. Fragnoli)

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Schwarze Einschlüsse erscheinen auch in den variablen groben Tonmassen der Küchenwaren. Eine erste Gruppe wird hauptsächlich durch Quarzmineralien ge-kennzeichnet, während harte graue Steineinschlüsse in der zweiten Gruppe über-wiegen.

Da schwarze Einschlüsse nur in isolierten Gefäßen aus Lousoi fehlen, wie etwa in der Korinthischen Ware, weist ihre Abwesenheit höchstwahrscheinlich auf Im-porte hin. Neben der Korinthischen Ware charakterisiert der Mangel an schwarzen Einschlüssen drei Küchenwaren aus dem Heiligtum. Diese Proben enthalten unter-schiedliche Steineinschlüsse, einerseits hart und dunkelrot, andererseits grau und eckig.

Diese vorläufigen Beobachtungen betonen erste archäologische Fragestellungen, die sich durch ausführlichere naturwissenschaftliche Analysen klären lassen wer-den:

▪ Werden Vorratsgefäße, beispielsweise Kratere und Hydrien, sowie Miniatur- und Trinkgefäße in verschiedenen lokalen Werkstätten hergestellt?

▪ Entstehen die variablen Formungstechniken der Miniaturgefäße aus unter-schiedlichen lokalen Produktionsbereichen, die teilweise auf eine häusliche Pro-duktion hinweisen?

▪ Ist die Variabilität der Tonmassen einiger Küchenwaren mit einer lokalen nichtstandardisierten Herstellung oder mit regionalen Importen zu verbinden?

▪ Weisen die eigenartigen und variablen Merkmale anderer Küchenwaren auf unterschiedliche überregionale Importe?

Die ersten Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Küchenware für die Re-konstruktion der Austauschnetze des Heiligtums und der Formungstechniken für die Identifizierung unterschiedlicher Produktionsbereiche.

Projektleitung: M. Kerschner, P. Fragnoli; Mitarbeit: N.-M. Voß

Ag cuLTurAL HerITAge

Die AG Cultural Heritage beschäftigt sich mit praktischen und theoretischen Fra-gestellungen der Denkmalpflege und der Konservierungswissenschaft. Neben der Aufgabe, aktuelle feldarchäologische Forschungen durch die methodische Er-schließung und Erhaltung des Fundmaterials zu unterstützen, liegt ein weiterer Schwerpunkt bei der Erarbeitung und Anpassung konservierungswissenschaftlich fundierter Konzepte zur Erhaltung von Kulturgütern. Eine wichtige Zielsetzung ist hierbei die Schaffung von Rahmenbedingungen, um die kontinuierliche kon-servatorische Betreuung und Untersuchung der Funde und Baustrukturen zu ge-währleisten. So sollen insbesondere Methoden der präventiven Konservierung in die Planung archäologischer Maßnahmen eingebunden werden. Im Rahmen der Erschließung objektbezogener Informationen besteht eine weitere Zielsetzung in der Intensivierung systematischer instrumenteller Untersuchungen, insbesondere vor invasiven konservatorischen Eingriffen. Die Erfassung und Dokumentation der materiellen Zusammensetzung sowie in unterschiedlichem Ausmaß des technolo-gischen Aufbaus der Objekte bildet hierbei die Basis für die Entwicklung ange-passter Konservierungskonzepte. Gemäß den genannten Zielsetzungen lagen die Schwerpunkte im Jahr 2017 u. a. bei der Untersuchung von Steinfragmenten eines Reliquiars der Grabung vom Hemmaberg, der Einrichtung und Ausstattung einer Restaurierungswerkstatt in Aigeira, der Begutachtung der Baustrukturen in Aigeira zur Erstellung eines Erhaltungskonzepts, der Konservierung, Restaurierung und Untersuchung von Metallfunden in Lousoi und der Röntgenfluoreszenzanalyse von Glasfunden aus der Nekropole Virunum. Darüber hinaus erfolgte die Konservie-rung und Restaurierung von Münzen aus Enns und Strebersdorf, die Konservierung und Restaurierung der Kleinfunde des spät antik-frühmittelalterlichen Gräberfeldes auf dem Hemmaberg und das Zusammenfügen von zwei menschlichen Schädeln

AG CULTURAL HERITAGE

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aus Globasnitz. Ein Projekt zur Untersuchung und Dokumentation der im 19. Jahrhundert errichteten südlichen Grenzbefestigung Österreich-Ungarns in Montenegro befand sich 2017 in der Planungs-phase und soll 2018 in Form einer Dokumentati-onskampagne beginnen.

AG-Leitung: D. Oberndorfer

Lousoi

Während der Kampagne zur Konservierung und Restaurierung der Kleinfunde der laufenden Grabung wurden 59 Kleinfunde bearbeitet. Das Hauptaugenmerk lag hierbei bei den in einem der Gräber aufgefundenen Metall-bestandteilen (LSMA17 1027/1087) eines Gürtels. Die vergoldeten Schmuckflächen von zwei Objekten sind in der Cloisonné-Technik gestaltet und weisen dünne Gra-nat- und Glaseinlagen auf. Die Objekte mussten aufgrund ihres komplexen Aufbaus und erkennbarer organischer Reste in situ gefestigt werden, um eine gefahrlose Ber-gung zu ermöglichen. Da sich über der vergoldeten Oberfläche der Objekte partiell sehr kompakte Kupferkorrosionsschichten befanden, wurde diese mechanisch unter dem Mikroskop freigelegt und währenddessen sukzessive konsolidiert. Die Freile-gung war partiell nur durch eine Vorfestigung der instabilen Korrosionsprodukte unter der Goldoberfläche zu erreichen. Da sich während der Bodenlagerung einige Granateinla-gen aus der Oberfläche herausgelöst hatten, war in den Fehlstellen die erhaltene Füllmasse in Form von pulverigen bis leicht wachsartigen Resten zu sehen. Da die Masse nicht zuverlässig ohne che-mische Analysen identifiziert werden kann, jedoch einen zentralen Teil des technologischen Bestands darstellt, sollen im Jahr 2018 einige Proben durch Gaschromatografie/Massenspektrometrie genauer untersucht werden.

Die freigelegten byzantinischen Objekte aus zwei Gräbern wurden von A. M. Pülz im Depot von Kato Lousoi dokumentiert. Bei den Objekten handelt es sich um eine vergoldete Gürtelschnalle mit cloisonniertem Beschläg sowie um einen wei-teren vergoldeten cloisonnierten Gürtelbeschlag. Beide lassen sich typologisch und chronologisch sehr gut auf das Ende des 5. und den Anfang des 6. Jahrhunderts eingrenzen. Vermutlich gehörten sie zu einem Gürtelensemble. Beide stammen aus der untersten Lage von Grab 2 (s. hier auch S. 13).

Eine einfache Gürtelschnalle aus Buntmetall, die demselben Zeitraum zuzuwei-sen ist, wurde ebenfalls in diesem Grab gefunden.

Konservierung und Restaurierung: D. Oberndorfer. Wissenschaftliche Bearbei-tung: A. M. Pülz

Aigeira

Die 2016 geplante und im Lauf der ersten Jahreshälfte 2017 eingerichtete Werkstatt wurde zu Beginn der Kampagne mit weiteren essenziellen Kleingeräten ausgestat-tet. Im Zuge der Kampagne erfolgte zudem eine Erhebung der für die nächsten Kampagnen benötigten Arbeitsmittel. Neben der Konservierung und Restaurierung

Lousoi, Metallfunde in Fundlage (Foto D. Obern-dorfer)

Lousoi, Grabfunde. Bestandteile zweier früh-byzantinischer Gürtelgar-nituren aus dem südlichen Grab in ›Monument A‹(Foto N. Gail)

JAHRESBERICHT 2017

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Aigeira, neu eingerichtete Werkstatt (Foto D. Obern-dorfer)

Aigeira, Sicherheitseinrich-tungen in der Werkstatt (Foto D. Oberndorfer)

der Kleinfunde der laufenden Grabung mussten 40 Kisten mit teils stark fragmen-tierten Wandmalereistücken für den Transport und die Lagerung im Depot umge-bettet und verpackt werden. Im Zuge dessen wurde ein aus mehreren Fragmenten bestehendes, größeres Stück konsolidiert, mechanisch weitgehend von Sinteraufla-gen befreit und wieder zusammengefügt.

Ein weiteres Ziel der Restaurierungskampagne stellten Überlegungen zur Aus-arbeitung eines konservatorischen Grundkonzepts für den Umgang mit sämtlichen erhaltenen Baustrukturen dar. Im Zuge dieser ersten Phase der Beurteilung erfolgte eine Begehung der Stätten, um Umfang und Zustand derselben grob zu erfassen. In den folgenden Kampagnen soll die Konzepterstellung sukzessive fortgeführt werden.

Projektleitung: D. Oberndorfer; Mitarbeit: N. Theocharous

Gradišče bei St. Egyden

Im Zuge des Projekts zur archäologischen Untersuchung des Fundmaterials aus einer ›Mithrashöhle‹ auf der Gradišče bei St. Egyden wurden die bereits restauriert

übernommenen Keramik- und Metallfunde der Grabung bearbeitet. Die konservatorisch-restauratorischen Schwer-punkte lagen dabei in der Suche nach weiteren anpassenden Scherben in und zwischen den einzelnen Keramikkomple-xen und der erneuten Konservierung der Metallfunde. Nach einer groben Sortierung der unterschiedlichen Keramikty-pen war es möglich, mehrere Fragmente von Gefäßen und Lampen zusammenzufügen. Aufgrund deutlich erkennba-rer aktiver Korrosionsprozesse eines großen Teils der Me-tallfunde wurden die Korrosionsprodukte mechanisch ent-fernt und neue Schutzschichten aufgetragen.

Projektleitung: D. Oberndorfer

›Die Heilige vom Hemmaberg‹

Im Rahmen des multidisziplinären Projekts erfolgte eine Untersuchung der noch vorhandenen Steinfragmente des Reliquiars sowie von bemalten Verputz- und Mörtelresten, die in der Reliquiengrube aufgefunden wurden. Die Analyse der Stein- und Verputzfragmente sollte Aufschluss über die Herstellungstechnik und die Zusammensetzung des Reliquiars geben und u. a. die Frage klären, ob es sich

Gradišče, Lampe nach der Restaurierung (Foto D. Oberndorfer)

AG CULTURAL HERITAGE

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bei den bemalten Verputzfragmenten um die Reste einer Verzierung der an den Steinfragmenten erkennbaren Flachreliefs handelt. Bei der Untersuchung der Ge-steinsfragmente konnten aufgrund der charakteristischen Bearbeitungsspuren mehrere Werkzeugtypen nachgewiesen sowie der Herstellungsprozess teilweise nachvollzogen werden. Für die Herstellung von Dünnschliffen und Streupräpara-ten für die petrografische und mineralogische Untersuchung der Verputzfragmen-te wurden von etwa 300 Fragmenten 17 repräsentative Proben ausgewählt und entsprechend präpariert. Darüber hinaus wurden zusätzlich zu den bereits vor-handenen Referenzproben weitere Dünnschliffe von einem Wandmalereifragment aus dem Apsisbereich der Memorialkirche hergestellt. Das Ziel der petrografisch-

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Hemmaberg, Auswahl an Verputzfragmenten (Foto D. Oberndorfer)

1) Hemmaberg, Bearbei-tungsspuren an einem Fragment des Reliquiars (Foto D. Oberndorfer)

2) Hemmaberg, Dünn-schliff der Verputzproben (Foto D. Oberndorfer)

3) Hemmaberg, Fragment des Reliquiars (Foto N. Gail)

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Virunum, Eisenring nach der Konservierung (Foto D. Oberndorfer)

mineralogischen Analyse durch R. Sauer bestand in der Klärung der Frage, ob die Verputzfragmente lokaler Herkunft sind oder ob deren Zusammensetzung auf einen Import gemeinsam mit dem Reliquiar schließen lassen. Hierbei zeigte sich, dass die typische Zusammensetzung der Zuschlagsstoffe auf eine lokale Herkunft des Verputzes hinweisen. Das Vorliegen mehrerer Verputztypen, die teilweise auch bezüglich der Zusammensetzung mit den Referenzproben des Wandmalereifrag-ments aus dem Apsisbereich der Memorialkirche übereinstimmten, untermauerte die Theorie, dass es sich um Wandmalereifragmente handeln könnte. Die Mög-lichkeit, dass der Verputz vor Ort auf das Reliquiar aufgetragen wurde oder sich die Fragmente auf dem Reliquiar befanden, konnte aus mehreren Gründen als unwahrscheinlich ausgeschlossen werden.

Projektdurchführung: D. Oberndorfer, R. Sauer (Universität für angewandte Kunst)

Nekropole Virunum

Im Rahmen des Projekts wurden drei Keramikgefäße, ein Eisenring sowie mehrere Eisenfunde konserviert und restauriert. Der Eisenring enthielt eine Glaseinlage, die durch Hitzeeinwirkung und Korrosionsprozesse strukturell geschädigt und stark deformiert worden war. Vor dem Auftrag einer Schutzschicht, die in erster Linie der Stabilisierung des Glases während der Freilegung der Eisenbestandteile dienen soll-te, wurden Röntgenfluoreszenzanalysen durchgeführt, um insbesondere die färben-den und entfärbenden Bestandteile des Glases näher zu untersuchen. Die RFA-Ana-lyse wurde anschließend auf die Glasfragmente der Gräber 77, 63 und 3 ausgedehnt,

um die Frage zu klären, ob die farblich leicht unterschiedlichen Fragmente und Gefäße auch bezüglich ihrer Zusammen-setzung unterschieden werden können. Hierbei konnten die Gläser anhand des qualitativen Nachweises der entfärben-den Bestandteile grob in zwei Gruppen unterteilt werden.

Projektleitung: D. Oberndorfer

Ag dIggINg dIgITAL

Das ÖAI setzt bereits seit den frühen 1980er Jahren auf computergestützte Verfah-ren, um archäologische Forschungsdaten zu verarbeiten. Im Zuge der technischen Entwicklungen kamen entsprechende Anwendungen rasch in allen Bereichen der Forschung – teilweise auch projektübergreifend – zum Einsatz, und die Arbeit mit digitalen Daten und Methoden prägen nun den Alltag in der archäologischen For-schung, stellen die unterschiedlichen Nutzergruppen jedoch auch vor neue Her-ausforderungen.

Mit der Einrichtung einer Arbeitsgruppe wurde nun eine zentrale Anlaufstelle am Institut geschaffen, die sich einerseits mit dem Forschungsdatenmanagement beschäftigt, andererseits technische Lösungen für die Beantwortung spezifischer Fragestellungen erarbeitet. Ein wesentlicher Aspekt ist zudem die Standardisierung aller Schritte des Lebenszyklus der generierten Forschungsdaten. In diesem Zusam-menhang ist eine enge Kooperation mit allen Organisationseinheiten des Instituts – allen voran Archiv und Geodäsie – vorgesehen, um Synergieeffekte zu erzielen. Die Arbeitsgruppe fungiert auch als Schnittstelle nationaler und internationaler Partner auf dem Gebiet der Archäologie und den Nachbardisziplinen in den Altertumswis-senschaften.

AG DIGGING DIGITAL

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Basierend auf dem Konzept des Datenlebenszyklus (Erstellung – Verarbeitung – Analyse – Archivierung – Zugang – Nachnutzung …) wurden unterschiedliche In-itiativen gestartet, um sich schrittweise einem zukunftsorientiertem Management von Forschungsdaten anzunähern. So ist es bereits gelungen, mehrere Grabungen des Instituts auf ein einheitliches Dokumentationssystem umzustellen, um so auch den Umgang mit den Daten in den darauffolgenden Projektphasen zu erleichtern. Daraus resultierend wurde auch die Entwicklung eines archäologischen Informati-onssystems in Angriff genommen.

Bei bereits laufenden Projekten im Rahmen von Verarbeitung und Analyse von Daten konnten durch Monitoring Stärken und Schwächen herausgearbeitet werden, die bei der Konzeption und Realisierung zukünftiger Vorhaben einfließen werden. Durch den institutsweiten Schwerpunkt in unterschiedlichen Bereichen der Fund-bearbeitung wurde auch mit der Erstellung eines Konzepts zu standardisierten di-gitalen Aufnahmeverfahren und dessen Analyse begonnen. Aufgrund der rasanten technischen Entwicklung eröffnen sich auf diesem Feld zahlreiche Möglichkeiten, deren Potenzial es auszuloten gilt.

Eine weitere Hausforderung stellt die fachgerechte Archivierung dar, zumal eine heterogene Datenlage existiert und in weiterer Folge auch ein nutzerfreundlicher Zugang gewährleistet sein soll. Ziel ist auch hier, die Umsetzung einer umfassenden Informationsintegration zu erreichen, wobei dem Semantic Web große Bedeutung beizumessen ist. Im Zuge dessen befindet sich auch ein Pilotprojekt in Vorbereitung, das bereits publizierte Forschungsda-ten des ÖAI mit anderen Datenbestän-den vernetzen wird. Die Linked Open Data-Initiative soll die Sichtbarkeit und Verwendbarkeit dieser Daten steigern sowie eine praktikable Nutzung durch Wissenschafterinnen und Wissenschaf-ter ermöglichen.

AG-Leitung: H. Schwaiger

Studien zur antiken Wohnkultur

Im Jahr 2017 konnten die Keramikstu-dien zu Syene und Elephantine (FWF-Projekt »Antike Wohnkultur in Syene/Elephantine, Oberägypten«, Leitung S. Ladstätter) abgeschlossen werden. Der Fokus lag dabei vor allem auf der lokal und regional produzierten Kera-mik des Raumes Assuan und dem für die Region typischen Aswan Pink Clay.

Durch den Kontakt mit den Grie-chen, die mit der Eroberung Alexanders des Großen 332 v. Chr. die Herrschaft in Ägypten übernehmen, kommt nicht nur eine neue Bevölkerungsschicht, son-dern auch griechischer Einfluss nach Oberägypten. Diese lassen sich besonders gut am Formenrepertoire der in Syene hergestellten Keramik ablesen. Vor allem bei dem Tafelgeschirr erscheinen im 3. Jahrhundert v. Chr. Formen wie Echinus- und Knickrandschalen oder Fischteller auf, die zu dieser Zeit besonders im östlichen Mittelmeerraum sehr beliebt sind. Aber auch beim Kochgeschirr von Syene finden sich zunehmend Einflüsse aus dem mediterranen Raum wieder. Neue Formen wie bauchige Kochtopfformen mit gewölbter Standfläche und flache Kasserollen wur-den ebenfalls ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. lokal produziert und weisen auf eine Übernahme fremder Kochgewohnheiten hin.

Syene, lokal produzierte Keramik aus ptolemäi-scher Zeit (Zeichnungen L. Rembart, Fotos N. Gail)

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Durch die Auswertung des Fundmaterials von Syene hat sich gezeigt, dass im Laufe des 1. Jahrhunderts v. Chr. auch Einflüsse aus dem Westen und der Levante, wenn auch in weit geringerem Ausmaß, auf die Keramik Oberägyptens einwirken, die auf den verstärkten Kontakt mit den Römern zurückzuführen sind. Dennoch scheint die Beeinflussung aus dem mediterranen Raum im Laufe der römischen Kaiserzeit stark rückläufig zu sein und erst in der Spät antike wieder deutlich zu-zunehmen.

Dies lässt sich vor allem bei dem lokalen, aus Aswan Pink Clay hergestellten Ta-felgeschirr erkennen, das hauptsächlich durch die Egyptian Red Slip Ware (ERSA) geprägt ist. Das Formenrepertoire der ERSA umfasst dabei mehrheitlich Teller, die vor allem Formen der ARS (Nordafrika) und LRC (Kleinasien) imitieren. Während in ptolemäischer Zeit noch überwiegend Nilschlamm für die Herstellung von Ge-fäßen verwendet wird, nimmt die Produktion von Geschirr aus dem regional abge-bauten Aswan Pink Clay ab der römischen Kaiserzeit stetig zu und erreicht ihren Höhepunkt in der Spät antike; 75 % des Geschirrs werden nun aus Aswan Pink Clay hergestellt und finden nicht nur in ganz Ägypten weite Verbreitung, sondern werden auch bis in den Mittelmeerraum exportiert.

Durch den Vergleich des kaiserzeitlichen Materials Syenes mit der spät antiken Keramik Elephantines konnten diachrone Entwicklungen von Warengruppen auf-gezeigt und ein Wandel im Formenrepertoire nachgewiesen werden. In Oberägyp-ten weisen die lokalen Imitationen von mediterranem Tafel- und Kochgeschirr auf ›mediterrane‹ Koch- und Tischsitten hin, die sich mit lokalen Speisetraditionen – vertreten durch die ›ägyptischen‹ Gefäßformen – vermischen.

Um die gewaltige Menge der aufgenommenen Keramik aus Syene und Elephan-tine, die für eine gedruckte Publikation zu umfangreich geworden ist, der Fachwelt alternativ vorzulegen, wurde beschlossen, beim Fonds zur Förderung der wissen-schaftlichen Forschung (FWF) das Open Research Data-Projekt »Waren, Typen und Fabrikate. Ein Beitrag aus Oberägypten zum LCP« einzureichen.

Projektleitung: S. Ladstätter; wissenschaftliche Bearbeitung: D. Katzjäger, L. Rem-bart. Kooperation: C. v. Pilgrim und W. Müller (Schweizerisches Institut für ägyp-tische Bauforschung und Altertumskunde, Kairo), A. M. Berlin (Boston University)

Elephantine, spätantikes Keramikensemble (Foto N. Gail)

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Waren, Typen und Fabrikate. Ein Beitrag aus Oberägypten zum Levantine Ceramics Project

Im Juni 2017 begann nach Gemehmigung durch den FWF das Projekt »Waren, Ty-pen und Fabrikate. Ein Beitrag aus Oberägypten zum Levantine Ceramics Project« (FWF-Projekt ORD 69-VO). Zielsetzung ist, die erhebliche Menge an in Syene und Elephantine aufgenommener Keramik, die für eine gedruckte Publikation zu um-fangreich ist, mittels anderer Medien der Fachwelt vorzulegen. Daher wurde ent-schieden, diese Daten in einer Open Access-Strategie zur Gänze in eine bestehende Online-Datenbank einzuspielen. Als Datenbank wurde das Levantine Ceramics Project (LCP; <https://www.levantineceramics.org/>) gewählt.

Da die Datenbank des LCP zum einen ausschließlich auf Englisch geführt wird, zum anderen die Daten anders präsentiert werden als in den ursprünglichen ÖAI-Datenbanken, war es notwendig, breit angelegte Lösungsansätze und Methoden zu entwickeln, die auch bei derart großen Datenmengen gut funktionieren. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Übersetzung der deutschen Datensätze ins Engli-sche sowie die Qualitätssicherung und die Harmonisierung der Datensätze aus den zwei bereits existierenden Datenbanken. Um diese Hindernisse möglichst gezielt zu überwinden, wurde ein genauer Arbeitsablauf erarbeitet, damit die Daten mit gleich bleibend hoher Qualität und in einer einheitlichen Form in die Datenbank des LCP eingepflegt werden können.

Hinsichtlich der Übersetzung kommt dabei die marktführende Terminologie- und Übersetzungssoftware SDL Trados 2017 zum Einsatz, zumal sich Keramikbeschrei-bungen oft wiederholen und man somit durch halbautomatisierte Übersetzungsab-läufe gezielter arbeiten kann. Weil aber die Qualität einer Übersetzung größtenteils von der Qualität der Terminologie abhängt, wurde besonderes Augenmerk auf die Erarbeitung einer stimmigen und verlässlichen Deutsch-Englisch-Terminologie ge-legt. Diese Terminologie wurde in die Übersetzungssoftware eingespielt und ist die Grundlage aller Übersetzungen. Eine konsistente Terminologie hat zur Folge, dass weniger Zeit während der Übersetzung für die Suche nach passenden Wörtern verwendet werden muss, die deutschen Begriffe alle einheitlich ins Englische über-tragen werden und die Vergleichbarkeit der englischen Datensätze untereinander verbessert wird.

Die Erstellung der deutsch-englischen Keramikterminologie wurde Ende November 2017 abge-schlossen und enthält ca. 1.500 Be-griffe pro Sprache (inkl. Synony-me), wobei wie folgt vorgegangen wurde: Als erster Schritt wurde eine hierarchische, konzeptbasier-te deutsche Wörterliste erstellt. Das Thema Keramik wurde auf Grundlage theoretischer Modelle in intrinsische/beschreibende und extrinsische/äußere/interpretati-ve Faktoren unterteilt, wobei der Bereich intrinsische Faktoren wie-der in die Bereiche Material, Her-stellung/Produktion/Technologie, Form, Oberflächenstruktur, Taphonomie, Größe/Maße und der Bereich extrinsische Faktoren in Datierung/Chronologie, Herkunft/Provenienz, Klassifizierung/Klassi-fikation, Auswertung/-smethoden untergliedert wurde. Jeder Unterbereich wurde anhand der Fachliteratur separat auf Englisch und Deutsch systematisch erarbeitet. Erst zum Schluss wurden die einander entsprechenden deutschen und englischen Begriffe verknüpft. Ein Ergebnis dieser Arbeit war, dass zu manchen Themen mit-

Levantine Ceramics Pro-ject, Übersetzungssoftware (SDL Trados Studio 2017) mit integrierter Termino-logie (Screenshot N. High-Steskal)

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unter mehr deutsche, dann wieder mehr englische Begriffe existieren und sich so unterschiedliche, kulturell bedingte wissenschaftliche Schwerpunkte in der Sprache manifestieren. Die konzeptbasierte Wörterliste ist insofern sinnvoll, als man die Li-teratur geordnet nach Begriffen durcharbeiten kann und Lücken schneller auffallen; darüber hinaus wird der Umgang mit Homonymen erleichtert.

Der zweisprachige Thesaurus wurde in Excel erstellt und dann in mehreren Ar-beitsschritten als unsortierte Wörterliste in das Terminologieprogramm SDL Multi-Term hochgeladen, die direkt mit der Übersetzungssoftware verknüpft ist.

Projektleitung: S. Ladstätter; Mitarbeit: N. High-Steskal, L. Rembart. Koopera-tionen: A. M. Berlin (Boston University), C. v. Pilgrim (Schweizerisches Institut für Ägyptische Bauforschung und Altertumskunde in Kairo)

Kabalis/Kibyratis

Das gemeinsam mit T. Corsten (Universität Wien) durchgeführte und von der Gerda Henkel Stiftung geförderte Survey-Projekt wurde im Jahr 2014 im Feld ab-geschlossen und befindet sich seither in der Publikationsphase. Die Vorlage der Forschungsergebnisse wird einerseits in der Form einer herkömmlichen Buchpub-likation geschehen (vorgesehen für FiLyk), andererseits wurde gemeinsam mit der Gerda Henkel Stiftung und der Firma PLEX das Projekt »Kibyratis digital« ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um das Pilotprojekt eines stiftungseigenen Projekts zur vollständigen Online-Publikation von Forschungsdaten und -ergebnissen.

Das Jahr 2017 wurde intensiv dafür genutzt, Daten und Ergebnisse aufzubereiten und schrittweise auf die Online-Plattform zu übertragen. Angelegt ist bisher der Katalog mit insgesamt knapp 270, vielfach in zahlreiche Einzelbefunde weiter unter-gliederten Fundstellen. Diese Befundeinträge sind sowohl mit einer Datenbank für die Fundkeramik als auch mit einer Mediendatenbank verknüpft. Darüber hinaus wurde die Struktur des Textteils erstellt und ebenso ist die Arbeit an einzelnen, mit Katalog und Datenbanken verknüpften Kapiteln schon fortgeschritten. Im Verlauf der Eintragungen – sowohl im Text- als auch im Katalogteil – ergab sich in regel-mäßigen Abständen der Bedarf an einer punktuellen Nachprogrammierung der Plattformstruktur, was zeitnah durch die Firma PLEX erfolgt ist.

Eine weitere qualitative Aufwertung konnte dadurch erzielt werden, dass begonnen wurde, sämtliche fotogra-fierten Keramikfragmente freizustellen und einer professionellen Nachbearbei-tung zu unterziehen. Mittlerweile sind mehr als 6.000 Fotos auf die Plattform hochgeladen, darunter schon ein Teil der Fotos und Umzeichnungen der über 2.000 dia gnostischen Keramikscherben. Der Abschluss der Arbeiten ist für 2018 vorgesehen.

Projektleitung: O. Hülden und T. Corsten (Universität Wien); Mitarbeit: M. Förg (LMU München), N. Gail, J. Ge-bauer (Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek München), J. Kreuzer, C. Kurtze, K. Kugler, K.-L. Link (beide

LMU München), C. Pekrul (Universität Wien), M. Pichler, E. Tacconi-Garman (beide LMU München). Technische Betreuung: T. Brauner (PLEX GmbH, Berlin). Betreu-ung durch die Gerda Henkel Stiftung (Düsseldorf): B. Ruhardt

Kibyratis digital, Screen-shot der Einstiegsseite

AG OSTEOARCHÄOLOGIE UND ARCHÄOBOTANIK

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Ag osTeoArcHÄoLogIe uNd ArcHÄoboTANIk

Diese Arbeitsgruppe umfasst die wissenschaftlichen Zweige Anthropologie (Leitung M. Binder), Archäobotanik (Leitung A. G. Heiss) und die Archäozoologie (Leitung A. Galik). Die bioarchäologischen Forschungsgebiete liegen einerseits in Österreich, gehen aber auch über Europa hinaus und reichen bis nach Kleinasien und Afrika.

Die wissenschaftliche Zielsetzung dieser Arbeitsgruppe ist, über einen biolo-gisch-archäologischen Forschungszugang die Geschichte der Beziehung zwischen Mensch, Tier und Pflanzen zu ergründen und darzustellen. Von großem wissen-schaftlichem Interesse sind Interaktionen zwischen und in verschiedenen Gesell-schaften sowie die Interaktion mit der umgebenden Umwelt in historischen Zu-sammenhängen.

Die physische makroskopische Untersuchung von Knochen ist eine basale wie wichtige Informationsquelle in der Osteoarchäologie. Die Untersuchungen an Kno-chen erlauben eine Bestimmung von Sterbealter und Geschlecht. Sie geben Hin-weise auf die Verhältnisse von männlichen und weiblichen Verstorbenen. Die Ka-tegorisierung des Sterbealters weist auf das erreichte Lebensalter der historischen Menschen hin, wobei hier auch die Kindersterblichkeit in die Rekonstruktion der Lebenserwartungen einfließt. Diese wichtigen anthropologischen Eckdaten sind für die Erforschung von Populationen, etwa in dem Projekt Wien: Friedhöfe, essenziell.

Die Repräsentanz von Haus- und Wildtieren gibt Aufschluss über die Bedeu-tung des tierischen Proteins in der menschlichen Ernährung in römischen Kontexten wie Carnuntum oder Brigantium, aber auch in griechischen Fundstellen oder in Ephesos. Geschlecht und Zeitpunkt des Schlachtens lassen Aussagen über Zucht- und Nutzungsstrategien bei Haustieren zu. Ein Überwiegen von Ebern im besten Schlachtalter weist so auf eine primäre Nutzung von Schweinefleisch, etwa im rö-mischen Brigantium, hin. Neben den klassischen Wildtieren wie Rothirsch oder Wildschwein wird auch der Stellenwert von Süßwasser- und marinen Fischen oder Mollusken in diversen Projekten erforscht.

Die pflanzlichen Überreste repräsentieren selten Großreste, etwa verkohlte Holz-balken aus Gebäuden wie in Ephesos. Meist sind es Samen, Nüsschen oder Kerne, die unter dem Mikroskop untersucht werden müssen. Anders als Knochen und Zähne erhalten sich botanische Reste nur unter bestimmten Bedingungen, in dem sie verkohlen, rekristallisieren oder in Feuchtböden erhalten bleiben. Die außer-gewöhnlich guten Erhaltungsbedingungen in den sauerstoffarmen Seesedimenten enthalten sehr oft zahlreiche und wissenschaftlich wertvolle prähistorische Pflan-zenreste. Die archäobotanischen Untersuchungen im Projekt »Zeitensprung« in prä-historische Pfahlbauten werden an bei Unterwassergrabungen geborgenen Funden durchgeführt. Die Ergebnisse rekonstruieren die pflanzliche Ernährung und die Landwirtschaft der jungneolithischen Pfahlbauer am Attersee.

Die Morphologie der bioarchäologischen Funde erlaubt eine diachrone Erfor-schung des Habitus von Mensch, Tier und Pflanze. Größenveränderungen können einerseits durch ökonomische wie auch ökologische Veränderungen verursacht werden, die beispielsweise etwas über die Umweltgeschichte in Ephesos aussagen können. In der Archäozoologie und Archäobotanik kommen die vom Menschen durch gezielte Zucht geleitete Größenzunahme oder -abnahme von Haustieren und Nutzpflanzen hinzu.

Anthropologische wie auch archäozoologische Untersuchungen beschäftigen sich mit dem Gesundheitszustand der Menschen und Tiere. Knochen können Er-krankungen anzeigen, etwa bedingt durch Mangelernährung, Infektionen bis hin zu typischen und weit verbreiteten Geschlechtskrankheiten. Knochen reagieren auf spezifische Belastungen, etwa Reiten oder vor dem Pflug, und zeigen dann bestimmte krankhafte Veränderungen. Unfallverletzungen wie Knochenbrüche, aber auch Schlag-, Stich- oder Schussverletzungen finden sich an Knochen der Bestatteten, besonders in Soldatenfriedhöfen. Verheilungsspuren können auf das Ausmaß einer medizinischen Versorgung der Verletzten hinweisen. Traumatische

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Verletzungen an Tieren geben Aufschlüsse über die Güte der Mensch-Tier-Bezie-hung in historischer Zeit.

Ein weiterer bioarchäologischer Zugang gelingt durch aktuelle biochemische Untersuchungsmethoden. Genetische Untersuchungen der aDNA erlauben ver-wandtschaftliche Beziehungen – beispielsweise in der Belegung eines Friedhofs – zu erkennen. In der Archäozoologie spielt die Erforschung der aDNA eine große Rolle in Fragen der Domestikation und Haustierhaltung. Analysen stabiler Isotopen erlauben einerseits Rückschlüsse auf die Ernährungsgewohnheiten der Menschen und Tiere und andererseits auch auf deren Provenienz. Im Projekt Isotopen- und DNA-Analysen zur ephesischen Bevölkerung werden Herkunft und Abstammung der Menschen von der Prähistorie bis in das späte Mittelalter untersucht.

Biomolekulare Methoden lassen neue Aspekte in der Erforschungsgeschichte von Krankheiten untersuchen. Im Projekt »3.000 Jahre Krankheitsgeschichte« wird versucht, mit diesen Methoden den Malariaerreger in anthropologischem Material nachzuweisen, um einen Einblick in historische Verbreitung und Entwicklung der Krankheit in der Vergangenheit zu erhalten.

Knochen- und Pflanzenreste geben auch Einblick in die kulturelle Welt des his-torischen Menschen. Die Erforschung prähistorischer kulinarischer Traditionen widmet sich Erzeugnissen aus Getreiden im ERC-Projekt PLANTCULT (Leitung S. M. Valamoti). Am ÖAI werden verkohlte Brote auf ihre Bestandteile und die Art der Herstellung untersucht. Die Backingredienzien spiegeln so Zweckmäßigkeit und Nährwert, aber auch Traditionen und Status prähistorischer Menschen wider. Die Untersuchungen sollen unser Verständnis für neolithische bis eisenzeitliche Ent-scheidungsprozesse für die Wahl von Zutaten und angewandten Verarbeitungstech-niken erweitern.

Die am ÖAI durchgeführten archäobotanischen Untersuchungen im Interreg-SI-AT-PalaeoDiversiStyria generieren Wissen über die Entstehung des Siedlungs- und Landwirtschaftsraumes in Ostslowenien und der südlichen Steiermark von der Prähistorie bis ins Mittelalter. Die archäologische Datenlage wird anhand von 27 Fundstellen von der Kupferzeit bis zum Mittelalter deutlich erweitert. Die ar-chäobotanischen Ergebnisse sollen als Datengrundlage für die Förderung der Regio-nalentwicklung und den Anbau und Vermarktung regionaler Nutzpflanzen dienen.

AG-Leitung: A. Galik

3.000 Jahre Krankheitsgeschichte

Im Februar 2017 begann das durch einen Innovationsfond der Österreichischen Akademie der Wissenschaften finanzierte Projekt »3.000 Jahre Krankheitsgeschich-te – Auf der Spur von Malaria in Knochen- und Zahnproben aus Nordafrika, dem Mittelmeerraum und Zentraleuropa durch Anwendung innovativer Technologien und interdisziplinärer Zugänge«, das in Kooperation mit der Medizinische Univer-sität Wien, Abteilung für Tropenmedizin und Spezifische Prophylaxe, durchgeführt wird. Historische medizinische Aufzeichnungen und moderne genetische Studien lassen vermuten, dass die Malaria bereits seit Jahrtausenden in vielen Regionen eine der vorrangigen Todesursachen war und damit auch Einfluss auf Siedlungs-muster, politische oder soziale Prozesse hatte. Im Gegensatz zu vielen anderen In-fektionskrankheiten ist Malaria jedoch bisher kaum an menschlichen Überresten nachweisbar. Projektziel ist daher die Schaffung neuer biomolekularer Methoden zur Identifikation von Malariaerregern in Knochen und Zähnen, um so einen Ein-blick in Verbreitung, Entwicklung und Einfluss der Krankheit in der Vergangenheit zu erlangen.

Der biomolekulare Teil des Projekts, der sich mit der Entwicklung neuer Me-thoden zur Identifikation von Malaria an menschlichen Skelettresten beschäftigt, wird im Rahmen einer Doktorarbeit von A. Dohr-Loufouma (Betreuung H. Nödl)

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an der Medizinischen Universität Wien durchgeführt. Dabei werden zwei Ansätze verfolgt: Einerseits wird versucht, die DNA des Erregers der Malaria, Plasmo-dium, in den Skelettresten (Proben von Zähnen und dem Felsenbein) nachzuweisen. In einer ersten Test-phase wurden Zahn- und Knochenproben von 10 In-dividuen (jeweils ein Zahn und ein Felsenbein) aus dem Friedhof von Sayala, Ägyptisch-Nubien (2. – 6. Jh. n. Chr.), im aDNA-Labor des EURAC in Bozen un-ter der Leitung von A. Zink und unter Betreuung des Laborleiters F. Maixner mittels angepasster Untersu-chungsprotokolle getestet. In dieser ersten Testserie, die im März 2017 durchgeführt wurde, zeichneten sich bereits erste Schritte in die richtige Richtung ab; eine Abklärung und anschließende Veröffentlichung der Ergebnisse ist derzeit in Vorbereitung. Ein zweiter Ansatz beschäftigt sich mit dem Nachweis von Pro-teinen der Antigene gegen den Malariaerreger, die sich ebenfalls in menschlichen Skelettresten erhalten können. Auch hier wurden bereits erste positive Er-gebnisse erzielt, eine genaue Überprüfung steht jedoch noch aus.

Neben der biomolekularen Untersuchung war das erste Projektjahr der Akquise passender Proben aus dem Mittelmeerraum gewidmet. Projektmitarbeiterin M. Gamble, die den archäologisch-bioarchäologischen Teil des Projekts betreut, konnte neue Kooperationen mit der zypriotischen und der libanesischen Antiken-verwaltung aufbauen und damit die Bandbreite des Vorhabens bedeutend erweitern.

Projektleitung: M. Binder; Mitarbeit: A. Dohr-Loufouma, M. Gamble. Kooperati-onen: H. Nödl (Medizinische Universität Wien), A. Zink (Institut für Mumien und den Iceman, EURAC Bozen)

Tierwirtschaft und Subsistenz in Aigeira

In einer Aufarbeitungskampagne wurde im Herbst 2017 in Kooperation mit G. Fors-tenpointner und G. E. Weissengruber (Veterinärmedizinische Universität Wien) ar-chäozoologisches Material aus Aigeira untersucht. Die überwiegende Zahl der am sog. Sattel ergrabenen Kontexte datiert in die mykenische Nachpalastzeit des 12. und 11. Jahrhunderts v. Chr. In einem zweiten Projekt wurden die Tierknochen aus den Grabungen von W. Alzinger im Bereich des Theaters, der ›Naiskoi‹ und des ›Tycheions‹ untersucht. Die aus diesen Grabungsarealen stammenden Kontexte ge-hören fast ausschließlich in den Hellenismus und die römische Kaiserzeit.

Es konnten 1.765 Fragmente von Tierresten untersucht werden, von denen 1.052 eine nähere Artbestimmung erlaubten und landlebenden Wirbeltieren (n = 953), Menschen (n = 3) oder marinen und terrestrischen Mollusken zugeordnet werden konnten. 713 Fragmente gestatteten nur eine grobe Kategorisierung hinsichtlich der Bauformen (groß, mittel, klein), sie datieren mehrheitlich in die späte Bronzezeit.

Das Artenspektrum wird mit 57,2 % der bestimmbaren Säugetierknochen ein-deutig von den beiden kleinen Wiederkäuerspezies, Schaf und Ziege, beherrscht, wobei Schafe mehr als doppelt so häufig (4,7 %) wie Ziegen (2,1 %) nachgewiesen werden konnten. Rinder (15 %) und Schweine (19,2 %) scheinen demgegenüber eine geringere wirtschaftliche Rolle gespielt zu haben. Die Dominanz der kleinen

A. Dohr-Loufouma bei der Labor-Arbeit (Foto M. Binder)

Oberarmknochen aus Sayala nach der Probenent-nahme im Labor in Bozen (Foto A. Dohr-Loufouma)

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Wiederkäuer, vor allem der Schafe, die aufgrund der Altersverteilung wohl sekun-där genutzt wurden, steht in Übereinstimmung mit spätbronzezeitlichen Referenz-befunden des griechischen Festlandes und der Peloponnes. Wildtiere, vor allem Rotwild, steuern nur 4,4 % der bestimmbaren Knochen bei. Die im Hinblick auf die Fleischversorgung ähnlich wie im zeitgenössischen Tiryns offensichtlich geringe Bedeutung der Jagd wird durch den Nachweis von vier Löwenknochen von min-destens drei Individuen (ein erster Halswirbel eines Welpen, ein Eckzahn eines etwa einjährigen Jungtiers und zwei Krallenknochen erwachsener Individuen) stark rela-tiviert. Reste von Löwen stellen innerhalb der griechischen Archäozoologie immer noch außergewöhnliche Funde dar und erhöhen die Nachweiszahl in Aigeira auf mittlerweile zehn Objekte. Nach Kastanas in Nordgriechenland mit zwölf gesicher-ten Funden verfügt Aigeira nunmehr über die größte Dichte an Löwennachweisen im griechischen Kernland, was den Bestand einer stabilen Löwenpopulation im nordpeloponnesischen Hügelland während der Bronzezeit zumindest nahelegt. Der Nachweis von sieben Löwenknochen aus Tiryns ebenso wie der mythologische To-pos des Nemeischen Löwen können durchaus in Zusammenhang mit dieser Ver-mutung gesehen werden.

Trotz der küstennahen Lage von Aigeira scheint die Nutzung mariner Nahrungs-ressourcen keine Bedeutung gehabt zu haben. Bislang konnten keine Fischreste makroskopisch nachgewiesen werden, was möglicherweise mit den bodenchemi-schen Erhaltungsbedingungen zusammenhängen kann, aber mit Ausnahme von 34 Einzelklappen der Lagunenherzmuschel und einigen, vielleicht eher dekorativ genutzten Schalen der Stachelauster (Spondylus), der Samtmuschel und der stach-ligen Herzmuschel finden sich auch keine ernährungsrelevanten Molluskenreste.

Die Tierreste aus dem Umfeld des Theaters von Aigeira stammen aus dem sog. Tycheion, dem eigentlichen Theater und den ›Naiskoi‹ D, E und F. Insgesamt wurden 1.582 Fragmente dokumentiert, die 1.176 wenigstens bis zum Gattungs-niveau bestimmbare Skelett- und Schalenelemente repräsentieren. Es wurden fast ausschließlich Säugetiere nachgewiesen, im gesamten Konvolut fanden sich nur 3 Hühnerknochen und 17 Molluskenschalen. Die überwiegende Mehrzahl der Fun-de stammt aus dem ›Tycheion‹ (86,6 % der bestimmten Fragmente mit definiertem Kontext), während dem eigentlichen Theaterbereich 10,1 % und den ›Naiskoi‹ ins-gesamt nur 3,3 % zugeordnet werden konnten.

In den Funden aus dem sog. Tycheion dominieren Schweineknochen mit knapp der Hälfte an bestimmbaren Resten (48,9 %), gefolgt von kleinen Wiederkäuern (29,4 %), wobei mehr als doppelt so viele Ziegen wie Schafe nachgewiesen werden konnten, und Resten von Rindern (19,2 %). Insgesamt elf Knochen von Eseln und Pferden, nur sieben Rothirschknochen und zwei Reste von Braunbären können als zufällige Einmengungen verstanden werden. Fast zwei Drittel (59,5 %) der Schwei-neknochen stammen vom Kopfskelett, wobei vor allem Unterkieferfragmente vor-liegen. Die Anteile an Schädelknochen der anderen Haussäugetierarten bewegen

2 a–b

3

4

1 a–d) Aigeira, Tierwirt-schaft. Links oben: Arcus dorsalis des ersten Hals-wirbels eines Löwenwel-pen; rechts oben: Eckzahn eines etwa einjährigen Jungtiers; unten: zwei Krallenknochen erwachse-ner Löwen (Fotos G. Weis-sengruber, Veterinärmedi-zinische Universität Wien)

2 a–b) Aigeira, Tierwirt-schaft. Erhaltungsbedin-gungen: ein korrodierter Oberarm- und ein kor-rodierter Oberschenkel-knochen als Beispiel für schlechte Erhaltung (Fotos G. Weissengruber, Veteri-närmedizinische Universi-tät Wien)

3) Aigeira, Tierwirtschaft. Innen- und Außenseite einer Spondylusklappe, die an einem Rand rund-lich zugeschliffen ist (Fotos G. Weissengruber, Veteri-närmedizinische Universi-tät Wien)

4) Aigeira, Tierwirtschaft. Seeigelstachel aus eine Sedimentprobe von Aigei-ra (Foto A. Galik)

1 a–d

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sich hingegen im erwartbaren Bereich. Die auffallende Selektion von Schweineun-terkiefern ist auch in der Stichprobe aus dem Theater zu erkennen, hier überwiegen aber insgesamt die Rinderknochen und die Fundzahl (n = 119) ist eigentlich zu klein, um verlässliche Schlussfolgerungen zuzulassen.

Ein Überwiegen bestimmter Skelettelemente, das noch dazu auf eine Nutztier-art beschränkt ist, muss als Hinweis auf eine spezifische Produktions- oder Kon-sumsituation verstanden werden. Die Häufungen von Resten des Schweinekopfes, insbesondere des Unterkiefers, können mit einiger Wahrscheinlichkeit als Abfälle interpretiert werden, die an Verkaufsständen für bestimmte Schweinefleischproduk-te oder auch in Tabernen anfielen.

Gegen Ende der Aufarbeitungskampagne konnten noch 20 Sedimentproben auf-gearbeitet werden und trotz der oft sehr schlechten Erhaltungsbedingungen im Bo-den 459 Funde ausgezählt werden. Allerdings sind die meisten Knochenfragmente nicht zu bestimmen, nur ein Knochen konnte Schaf/Ziege und wenige Reste konn-ten mittelgroßen Tieren zugeordnet werden. Allerdings gelang es auch, vier nicht genauer bestimmbare Nagetierreste auszulesen, die in der Größe von Hausmäusen liegen. Das sonst schwach nachweisbare Geflügel liegt in den Sedimentproben im-merhin mit acht Eierschalen vor, und es fand sich auch ein Kochen, der wie eine Fischrippe aussieht.

Ein sehr großer Anteil an Schnecken liegt in oft nicht näher zu bestimmenden Gehäusefragmenten vor, die gemeinsam mit bestimmbaren Gehäusen sehr viele rezente Einmischungen im Material nachweisen. Marine Malakofauna kann in den Sedimentproben durch die lagunäre Herzmuschel, die Samtmuschel, die Nadel- und die Kreiselschnecke nachgewiesen werden. Schließlich ließen sich auch noch drei Reste von Seeigeln im Material zählen.

Projektleitung: A. Galik, W. Gauß. Kooperation: G. Forstenpointner, G. E. Weis-sengruber (Veterinärmedizinische Universität Wien)

Ernährung im antiken Ephesos

Die repräsentative Probenserie von Menschenkno-chen aus ephesischen Gräbern archaischer bis by-zantinischer Zeitstellung, die im Jahr 2014 genom-men worden war, wurde 2017 an der Simon Fraser University in Vancouver analysiert. Nach Abschluss der Bestimmung der Anteilsverhältnisse der stabilen Kohlenstoff-, Stickstoff- und Schwefelisotopen wur-de eine Serie von 41 14C-Analysen am A.E. Lalonde AMS Laboratory in Ottawa durchgeführt (26 davon erfolgreich), um die zeitliche Stellung der unter-schiedlichen Bestattungsplätze präziser bestimmen zu können. Zur Klärung, inwieweit spezifische Er-nährungsgewohnheiten auf eine fremde Herkunft des Individuums zurückzuführen sind, wurden Strontiumisotopenanalysen fortgeführt. Ergänzende Untersuchungen an Proben von Tierknochen, die im Jahr 2018 analysiert werden, sollen ein ganzheitliches Bild der ephesischen Ernährungsgewohnheiten bieten. Die bisherigen Forschungsergebnisse wurden in das 5. Wissenschaftliche Netzwerk der Abteilung Istanbul des DAI mit dem Themenschwerpunkt »Essen in Anatolien und seinen Nachbarregionen« eingebracht. Darüber hinaus wurden in Zusammenarbeit mit M. Binder und J. Montgomery (Durham University) Isotopenanalysen zu den menschlichen Überresten vom Friedhof im sog. Serapeion von Ephesos vorgenom-men, deren Vorlage für das Jahr 2018 geplant sind.

Projektleitung: M. Steskal, A. Galik; Mitarbeit: M. Binder, M. Wong (Simon Fraser University, Vancouver)

Ephesos, Hafennekropole. 14C-Analyse von Individu-um II in Grab 4 (171 n. Chr. ±35 Jahre) (Grafik: A.E. La-londe AMS Laboratory)

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Wirtschaftsweisen, Subsistenz und ökologisch-umweltgeschichtliche Verände-rungen in Ephesos

Die Untersuchungen an den archäozoologischen Funden aus der Grubenverfüllung SE 208 in der Wohneinheit 5 des Hanghauses 2 wurden fort- und bereits bestimmte Funde aus den Wohneinheiten 3, 6 und 7 zusammengeführt, wobei hier Funde aus

dem 1. bis in das 3. Jahrhundert enthal-ten sind. Die Ergebnisse erbrachten eine Fülle an marinen Fischarten, die im Hang-haus 2 verzehrt worden waren. Die wich-tigsten Arten waren Meeresbrassen, wie die Gold-, die Zahn- oder die Rotbrasse, Meeräschen und Meerbarben. Sardinen, Skorpionfische, Lippfische, Knurrhahn, Muränen, Wolfsbarsch, Plattfische, Za-ckenbarsch, Säge- oder Schriftbarsch konnten ebenfalls gefunden werden. Ma-krelen, Thunfisch und Bastardmakrelen wie auch wenige Reste von Hai/Rochen wurden nachgewiesen.

Eine weitere Fundkategorie sind exo-tisch anmutende Fische wie der afrikani-sche Warmwasserwels (Clarias sp.). Sein historisches Verbreitungsgebiet wird au-ßerhalb des südlichen und westlichen Anatoliens angenommen, die Fische wur-den haltbar gemacht importiert. In der

Wohneinheit 7 konnten dermale Knochenplatten des Europäischen Störs nachge-wiesen werden. Die Störe konnten am besten bei ihren Laichzügen vom Meer in die Süßwasser-Laichgebiete gefangen werden. Mithilfe der Entnahme von Sediment-

proben und der feinen Siebung der Sedi-mente konnten sehr viele kleine Knochen und dabei in den Wohneinheiten 5, 6 und 7 sehr viele Knochen des Europäischen Aals gefunden werden. Der Aal wird wohl ebenfalls bei seinen Laichzügen intensiv befischt worden sein. Anders als der ana-drome Stör wandert der katadrome juve-nile Aal in das Süßwasser ein, um dort bis zu seiner Geschlechtsreife zu verbleiben, bevor er wieder ins Meer zurückkehrt, um sich in der Saragossasee zu vermehren.

In den verschiedenen Wohneinheiten konnten überall auch Süßwasserfische nachgewiesen werden, allerdings be-schränkt sich die Vielfalt auf auffallend wenige Arten. Einerseits sind Karpfenar-tige wie der Karpfen, die Brachse und der Perlfisch verspeist worden, andererseits liegen auch zahlreiche Nachweise für den Zander vor. Die Artverteilung belegt eine

Selektion der Fische entsprechend der Vorlieben und Ernährungsgewohnheiten der Bewohner der Wohneinheiten des Hanghauses 2. Die Selektion der Fischarten ei-nerseits und die Becken in den Wohneinheiten 4 und 6 mit fließendem Frischwasser legen die Vermutung nahe, dass die Süßwasserfische zumindest zeitweise in diesen Becken gekeltert worden sein könnten.

Ephesos, Hanghaus 2. Verteilung der marinen Fischarten in den Wohn-einheiten 3, 5, 6 und 7 (Grafik A. Galik)

Ephesos, Hanghaus 2. Ver-teilung von Stör, Aal und afrikanischem Warmwas-serwels in den Wohnein-heiten 3, 5, 6 und 7 (Grafik A. Galik)

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Um im Zuge dieses Projekts die Vergleichsbasis für prähistorische Fundstellen um Ephesos zu erweitern, wurde in Kooperation mit F. Gerittsen, R. Özbal und N. Karul neolithisches Material von der Fundstelle Barcin Höyük und frühchalko-lithisches aus der Fundstelle Aktopraklık in Istanbul am NIT untersucht.

Aus Barcin Höyük konnten insgesamt 8.782 archäozoologische Reste aufge-nommen werden, allerdings waren rund 8.200 davon nicht genauer zu bestimmen. Den größten Teil nehmen Reste von Schaf und Ziege, gefolgt von Rind, ein. Nur ein kleiner Teil der Funde belegt die Jagd auf Wild, wobei Hase, Fuchs, Wiesel, Wild-schein, eventuell Auerochse und haupt-sächlich Damhirsch erlegt wurde. Neben sehr vielen unbestimmbaren Vogelkno-chen, die kleine, mittelgroße und auch sehr große Vögel repräsentieren, konnten Gänse, Enten, Auer- und Birkhuhn nach-gewiesen werden. An Krähenvögeln sind die Dohle, die Krähe und der Rabe neben Nachweisen für Kranich und Großtrappe vorhanden. Zahlreiche Molluskenfunde konnten nicht nur in den Sedimentproben nachgewiesen werden, darunter eine ge-meine Nadelschnecke, Miesmuscheln und Austern. Neben wenigen terrestrischen Gastropoden konnten zahlreiche Reste von Süßwassermuscheln Unio gefunden werden. Vor allem in den Sedimentproben konnten zahlreiche Reste von kleinen Reptilien, Amphibien, Fischen und Nagetie-ren dokumentiert werden.

Die rund 1.900 handaufgesammelten frühchalkolithischen archäozoologischen Funde aus Aktopraklık repräsentieren hauptsächlich Haustiere, wobei Schafe und Ziegen, gefolgt von Rind, am wichtigsten sind. Neben Wildschweinen und fragli-chen Wildschweinen bestehen auch Formen, die als Hausschweine bestimmt werden könnten. Die wenigen Wildtiere werden durch Damwild dominiert, daneben finden sich Fuchs, Marder, Wiesel, Reh und Wildkatze. Wenige Panzerknochen belegen sowohl die Land- als auch die Sumpfschildkröte. Vögel sind nur durch unbestimm-bare Knochen vertreten, und vom Wels liegen vier Knochen vor. Im Fundmaterial konnten zwei Reste von Miesmuscheln und eine gemeine Tellerschnecke (Planorbis planorbis), die im Süßwasser lebt, nachgewiesen werden.

Projektleitung: A. Galik; Mitarbeit: S. Emra. Kooperation: F. Gerittsen (NIT), R. Özbal (Koç Universität), N. Karul (Istanbul Universität)

Anthropologische Untersuchungen in Limyra

Im Jahr 2017 wurden die Ergebnisse anthropologischer Untersuchungen der menschlichen Skelettüberreste aus dem Bereich der Theaterthermen von Limyra abschließend ausgewertet. Die begleitenden Laboruntersuchungen (Auflicht- und Lichtmikroskopie an Knochendünnschliffpräparaten, Endoskopie, Röntgenologie) am Zentrum Anatomie der Universitätsmedizin Göttingen sowie dem Thüringi-schen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Weimar wurden ebenfalls abgeschlossen, das Manuskript wurde für die Publikationsvorlage vorbereitet.

Anhand der am Poznan Radiocarbon Laboratory (Polen) vorgenommenen 14C-Datierungen lassen sich die Bestattungen aus dem Bereich der Theaterthermen in das 15. – 17. Jahrhundert n. Chr. einordnen. Bei den Gräbern handelte sich aus-

Ephesos, Hanghaus 2. Verteilung der Süßwasser-fischarten in den Wohnein-heiten 3, 5, 6 und 7 (Grafik A. Galik)

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nahmslos um flach eingetiefte, West-Ost oder Südwest-Nordost ausgerichtete Ein-zelbestattungen von christlichem oder muslimischem Ritus, wobei die Nutzung beider Religionsgemeinschaften offenbar gleichzeitig erfolgte. Auf Grundlage der anthropologischen Untersuchung wurden insgesamt 60 Individuen identifiziert. Unter diesen waren alle Altersklassen vertreten; Kinder unter 14 Jahren machten mit 54,2 % den Großteil der untersuchten Population aus. Die übrigen 45,8 % der Individuen waren Jugendliche von über 14 Jahren und Erwachsene. Der Großteil der Individuen verstarb bereits in einem Alter von unter 6 Jahren. Die sich abzeich-nende hohe Sterblichkeit von Säuglingen und Kleinkindern ist für vorindustrielle Populationen relativ typisch. Häufig wird sie mit hygienischen Mängeln bei der Geburt sowie der Zeit danach, aber auch der kritischen Phase des Abstillens in Verbindung gebracht. Ungewöhnlicherweise starben viele Kinder jedoch auch zwi-schen 6 und 14 Jahren. In der wahrscheinlich vorwiegend auf Vieh- und Weidewirt-schaft ausgerichteten Population aus Limyra wäre diesbezüglich an eine frühe hohe Arbeitsbelastung der Kinder zu denken, verbunden mit starkem exogenen Stress.

In der Gruppe der Jugendlichen und Erwachsenen zeigte sich ein deutlicher Männerüberschuss von 2 : 1. Wahrscheinlich ist dieser Sachverhalt auf die eher kleine Stichprobengröße und die Tatsache, dass nur ein kleiner Teil des Friedhofs ergraben wurde, zurückzuführen. Andere Ursachen, wie etwa ein militärischer oder auch monastischer Hintergrund, etwa in Zusammenhang mit dem örtlichen Bektaschi-Kloster, können jedoch nicht ausgeschlossen werden. Die meisten Indivi-duen in der Gruppe der Jugendlichen und Erwachsenen verstarben bereits in einem Alter zwischen 20 und 30 Jahren; den Großteil dieser Individuen machen allerdings Männer aus. Frauen starben vorwiegend etwas später, in einem Alter zwischen 30 und 40 Jahren. Nur zwei Individuen erreichten ein Alter von wohl über 60 Jahren; es handelte sich in beiden Fällen um Frauen.

Der gute Erhaltungszustand der Skelette ermöglichte eine Vielzahl pathologi-scher Diagnosen. Sowohl Erwachsene als auch bereits Kinder litten an Erkrankun-gen der Zähne und des Zahnhalteapparats; rund ein Drittel der Individuen litt an Zahnstein, was auf einen hohen Protein- und/oder Kohlenhydratanteil in der Nah-rung hinweist. Chronische, schwere Entzündungen der Atemwege waren, wie auch Frakturen und Muskelsehnentraumata, in der Population aus Limyra vor allem bei Männern häufig. Dieser Sachverhalt weist eventuell auf unterschiedliche Lebens-

bereiche und Arbeitsbelastungen von Männern und Frauen hin. Die Frakturgeschehen, die sich vor allem an den Knochen der Füße und Hände fanden, deuten zum einen auf eine hohe Laufleistung hin, würden aber auch zu einem Umgang mit größeren Nutztieren pas-sen. Viele der Menschen, vor allem Kinder, litten zudem an durch Vi-tamin-C-Mangel, seltener auch Vitamin-D-Mangel hervorgerufenen Krankheitszuständen. Auch das Krankheitsbild einer ausgeprägten Anämie zeigte sich häufig. Als Ursachen kommen diesbezüglich neben Nahrungsmittelknappheit auch ein starker Befall von Darm-parasiten, Malariainfektionen oder auch Gendefekte (Thalassämie) infrage. Trotz der sich abzeichnenden unwirtlichen Lebensbedin-gungen scheint das Leben der in den Theaterthermen bestatteten Menschen relativ friedlich gewesen zu sein. Nur ein einziges Indi-

viduum, ein junger Mann, hatte eine durch scharfe Waffengewalt hervorgerufene Verletzung am rechten Unterarm erlitten, welche er nicht überlebte.

Insgesamt erlauben die anthropologischen Untersuchungsergebnisse der auf diesem Friedhof bestatteten Individuen einen interessanten Einblick in die Lebens-bedingungen und die Lebensweise der in Limyra ansässigen frühosmanischen Be-völkerung.

Wissenschaftliche Bearbeitung: K. Scheelen-Nováček (Universitätsmedizin Göt-tingen und Universität Hildesheim), J. Nováček (Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Weimar und Universitätsmedizin Göttingen)

Limyra, anthropolgische Untersuchungen. Infolge einer Fraktur miteinan-der verwachsene, distale und proximale Phalanx der Großzehe (Foto K.Scheelen-Nováček)

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Tierreste aus einem römerzeitlichen Grubenhaus in Sarasdorf (Niederösterreich)

Die bearbeiteten Tierknochen stammen aus Sarasdorf, Bezirk Bruck an der Leitha, und kommen aus einem römerzeitlichen Grubenhaus (Objekt 13). Die Funde datie-ren in das 3./4. Jahrhundert n. Chr. Das untersuchte Material wurde in einem Pfos-tenloch geborgen, wo es mit Eisengegenständen assoziiert war. Insgesamt wurden 313 Tierknochen mit einem Fundgewicht von rund 14 kg bestimmt. Das Material ist von Rindern dominiert, es finden sich wenige Nachweise für Schaf, Ziege, Schwein und Pferd. Ein Dornfortsatz mit noch nicht verwachsener Dornfortsatzkappe eines Rinderbrustwirbel zeigt einen Knochenbruch. Der Dornfortsatz weist an der Bruchfläche zwar entstehende Kallusbildung auf, er war aber nicht verheilt. Ein schädelechtes großes Geweih stammt von einem stattlichen Rothirsch, der jedenfalls erlegt wurde. Der Fund sagt zwar nichts über die Wichtigkeit für die Ernährung aus, es könnte sich um eine Jagdtrophäe oder um einen Rohstoff für die Geweihartefaktproduktion han-deln. Der Knochen einer Ratte weist darauf hin, dass sie als Kulturfolger wahrscheinlich nahe der Behausungen lebte. Die Knochen könnten auch als sekundäre Intrusionen an-gesehen werden.

Projektleitung A. Galik; Mitarbeit: S. Emra. Kooperation: P. Trebsche (Zentrum für Museale Sammlungswissenschaften, Donau-Universität Krems)

Jungneolithische Fischreste aus der Seeufersiedlung Hornstaad-Hörnle am Bodensee (Kreis Konstanz, Baden-Württemberg)

Die jungneolithischen Fischreste aus der Pfahlbausiedlung Hornstaad-Hörnle am Südwestufer des Untersees wurden in Kooperation mit E. Stephan (Landesamt für Denkmalpflege in Konstanz) bearbeitet. Die Bestimmungsarbeiten am Material sind abgeschlossen, eine Publikation ist in Vorbereitung. Zusätzlich wurde ein neoli-thischer Fundkontext aus der Seeufersiedlung Nussdorf-Strandbad, Überlingen-Nussdorf, Bodenseekreis aufgenommen.

Die Siedlung Hornstaad-Hörnle ist eine der ältesten jungsteinzeitlichen Besied-lungen am Bodensee. Insgesamt konnten mehr als 11.560 Fischknochen mit einem Gewicht von rund 0,6 kg bearbeitet werden. Die meisten Funde stammen aus den Phasen C und D (ca. 3909 B.C. bis jünger als 3900 B.C.). Aus Nussdorf-Strandbad kommen dagegen nur 112 Fischknochen mit rund 2,9 g.

In beiden Fundstellen sind die Fischknochen stark fragmentiert, und in Horn-staad-Hörnle liegt ein hoher Anteil an verkohlten und kalzinierten Fischknochen vor. Die Fischarten werden deutlich durch Hechtknochen dominiert, während die anderen Arten in nur geringer Funddichte vorliegen. Die Karpfenartigen liegen am zweithäufigsten vor, wobei nur die Flussbarbe, die Rotfeder und die Schleie artlich bestimmt werden konnten. Flussbarsche finden sich ebenfalls zahlreicher im Mate-rial. Die fragmentarische Erhaltung der Wirbel erlaubte sehr oft keine Unterschei-dung in Felchen oder Forellen, die vollständigeren Knochen dürften eher Felchen repräsentieren. Vereinzelt konnten auch Welse in Hornstaad-Hörnle nachgewiesen werden.

Im Vergleich der Körperpartien sieht man, dass viele Knochen aus dem Rumpf und die Flossenstrahlen nur als Fisch bestimmbar waren. Bei Weißfischen und Hecht überwiegen Schädelknochen deutlich, Knochen aus dem Rumpf sind dagegen bei den Barschen, Felchen und Forellen deutlich überrepräsentiert, Schädelknochen fehlen fast vollständig. Die Fanggrößen der Fische erstrecken sich von relativ klei-nen Individuen bis hin zu kapitalen Fischen, besonders beim Hecht. Ein Vergleich

Sarasdorf, Dornfortsatz eines Rinderbrustwirbels mit nichtverheilter Kno-chenfraktur (Foto A. Galik)

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Hornstaad-Hörnle, Vertei-lung der Logarithmic Size Indices beim Hecht (Grafik A. Galik)

Hornstaad-Hörnle, Vertei-lung der Fischarten (Grafik A. Galik)

Hornstaad-Hörnle, Vertei-lung der Körperbereich bei verschiedenen Fischarten (Grafik A. Galik)

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der Messstrecken nach der Logarithmic Size Indices-Methode zeigt die Größenver-teilung der Hechte sehr schön. Allerdings sind die Größenverteilungen sowohl in Phase C als auch in Phase D bimodal verteilt. Diese Verteilung könnte durch den Fang kleinerer männlicher und deutlich größerer weiblicher Hechte zu erklären sein. Fische waren offensichtlich für die Bewohner der Pfahlbauten eine wichtige Nahrungsquelle, die sie gekonnt zu nutzen wussten.

Projektleitung: A. Galik. Kooperation E. Stephan (Landesamt für Denkmalpflege in Konstanz)

PLANTCULT: Analyse prähistorischer Brot-/Breireste aus Mitteleuropa hinsicht-lich ihrer Zutaten und Herstellungsweisen

Die Arbeiten am ERC-Projekt PLANTCULT, die im Oktober 2016 am ÖAI aufge-nommen werden konnten, wurden 2017 weitergeführt. Insgesamt 44 verkohlte Funde tatsächlicher oder vermeintlicher prähistorischer Getreideerzeug-nisse aus Österreich, Deutschland und der Schweiz konnten bereits be-arbeitet werden – vor allem rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen und standardisierte Aufnahmen im Auflichtmikroskop dienen hierzu als Rohmaterial.

Eine besondere Herausforderung stellten dabei die musealen Objekte dar, die mitunter massiv durch organische Festigungsmittel kontami-niert waren (dokumentiert und nachgewiesen sind u. a. Schellack, Kolo-phonium, diverse kommerzielle Lacke sowie Holzleim). Die Wiederles-barmachung der Funde für naturwissenschaftliche Verfahren erforderte einiges konservatorisches Fachwissen und war auch nicht in allen Fällen möglich. Da bei einigen dieser Funde auch die Fundgeschichte nicht im-mer eindeutig nachvollziehbar war, waren (zunächst nichtbudgetierte) 14C-Datierungen zur Bestätigung der Zeitstellung erforderlich. Diese konnten durch die finanzielle Unterstützung des Amts der OÖ Landesregierung sowie durch die Firma backaldrin und die Universität Basel realisiert werden, wofür auf das Herz-lichste gedankt sei. Aufgrund der bereits genannten Kontaminationen schlugen ei-nige Datierungen erwartungsgemäß fehl.

Ein wesentlicher Aspekt der Arbeiten im Projekt ist die Etablierung standardisierter und nachvollziehbarer Krite-rien zur Beschreibung und Klassifizierung der Brotobjekte (›bread-like objects‹). Ob sich daraus eine Art Typologie ent-wickeln lassen wird, die die in ihrer Erzeugung involvierten Prozesse berücksichtigt, muss sich weisen. Bislang konnte für zwei Brotobjekte aus der Grabung Zürich Parkhaus-Opéra eine vollständige Analyse und damit einhergehend eine vor-läufige Neudefinition der Fundgattung vorgelegt werden. Darüber hinaus gelang der bislang älteste dokumentierte Be-leg von Selleriesaat (cf. Apium graveolens) als Brotgewürz.

Aufgrund der oftmals schwierigen morphologischen An-sprache der Brotobjekte kam neben der fotografischen Doku-mentation auch die Fotogrammetrie zum Einsatz. Im Unter-schied zu den meisten anderen archäologischen Funden stellen derartige Objekte jedoch aufgrund ihrer porösen Oberfläche und ihrer überwiegend schwarzen Farbe eine besonders große Herausforderung für Mensch, Kamera und Software dar. Von sieben Funden konnten jedoch sechs erfolgreich als 3-D-Modelle dargestellt werden. Sie werden nicht nur im Rahmen der Funddokumentation und -publikation ver-wendet, sondern sollen auch für Präsentationen und Ausstellungen genutzt werden.

Auch die innere Struktur der Objekte wird mit zeitgemäßen Methoden unter-sucht: In Kooperation mit Y. Staedtler (Department für Botanik und Biodiversitäts-forschung der Universität Wien) wurden an elf Objekten µCT-Scans durchgeführt.

PLANTCULT. UV-Fluores-zenaufnahme von Objekt 9.39. Weißlich Seekreide-Ablagerungen, orange Klebestellen aus Schellack (Foto: N. Gail, D. Obern-dorfer, A. G. Heiss)

PLANTCULT. Querbruch durch eine Doldenblüt-lerfrucht, vermutlich der Echten Sellerie (cf. Apium graveolens), in einem verkohlten Brot-objekt aus der Grabung Zürich Parkhaus-Opéra (F.Nr. 2010.012.2907.5) (Aufnahme A. G. Heiss, M. Mehofer)

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Sie sollen bei der Rekonstruktion der Fermentati-onsbedingungen sowie (über den Gesteinsabrieb) der Mahlgrade des verwendeten Getreides helfen. Derzeit läuft zu diesem Teilprojekt die Datenaus-wertung.

Projektleitung am ÖAI: A. G. Heiss; Mitarbeit: C. Kurtze, N. Gail, D. Oberndorfer. Kooperationen: Aristotle University Thessaloniki (School of History and Archaeology); Donau-Universität Krems; Landes-amt für Denkmalpflege Baden-Württemberg; Mond-see Museum; MNHN Paris; Museum der Brotkultur Ulm; Universität Basel (IPNA/IPAS); Universität für Bodenkultur Wien (Institut für Botanik, Arbeitsgrup-pe Archäobotanik); Universität Hohenheim (Institut

für Botanik); Universität Wien (Institut für Urgeschichte und Historische Archäo-logie, VIAS, Department für Botanik und Biodiversitätsforschung). Finanzierung: This project has received funding from the European Research Council (ERC) under the European Union’s Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 682529 (project PLANTCULT, PI Soultana-Maria Valamoti); backaldrin International – The Kornspitz Company GmbH; Amt der oberösterreich-ischen Landesregierung, Direktion Kultur; Universität Basel (IPNA/IPAS)

»Zeitensprung«: Umwelt und Landwirtschaft der Seeufersiedlungen am Attersee

Im Jahr 2017 wurden weitere Proben aus der neolithischen Seeufersiedlung Wey-regg II am Attersee analysiert, insgesamt liegen nun Identifikationen von über 2.300 Pflanzenresten vor. Der Fokus lag bislang vor allem auf Kulturschicht 1 (SE 4) eines der Bohrkerne, die während der Unterwassergrabungen entnommen worden waren.

Das Kulturpflanzeninventar ist vor allem durch Spreureste von Einkorn (Triti-cum monococcum) und Emmer (T. dicoccum) geprägt. Einige wenige Belege liegen auch für Kulturgerste (Hordeum vulgare) und den ›neuen‹ Spelzweizen (Triticum sp. »new type«) vor, der taxonomisch vermutlich dem Sanduriweizen (Triticum timopheevii) entspricht. Somit ist das neolithische Spektrum der Kulturgetreide vollständig im Material vertreten. Die Dinkelbelege (Triticum cf. spelta) sind nur unsicher bestimmt und bedürfen der Diskussion, denn spätneolithische Funde der Art mögen angesichts der deutlich späteren Verbreitung des Dinkels vor allem in der Spätbronzezeit außerordentlich früh erscheinen. Vor dem Hintergrund der mit-teleuropäischen Genese des europäischen Dinkels jedoch, die im neolithischen süd-deutschen und Schweizer (und oberösterreichischen [?]) Alpenvorland zu verorten ist, wird dieser (erhaltungsbedingt unsichere) Nachweis jedoch plausibel. Mit Abts-

1) PLANTCULT. N. Gail beim Anfertigen der Auf-nahmen für die Fotogram-metrie (Foto A. G. Heiss)

2) PLANTCULT. 3-D-Modell des größeren Frag-ments des neolithischen Objekts 9.39 aus dem Mondsee-Museum (Abbil-dung N. Gail, C. Kurtze, A. G. Heiss)

3) PLANTCULT. Y. Staedt-ler am Steuerungsrechner des µCT-Geräts (Foto A. G. Heiss)

1 2

3

AG OSTEOARCHÄOLOGIE UND ARCHÄOBOTANIK

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dorf I liegt bereits eine früh-bronzezeitliche Seeufersied-lung am Attersee vor, für die der Dinkelnachweis eindeutig erbracht werden konnte.

An weiteren Kulturpflan-zen konnten nur noch für Lein/Flachs (Linum usitatissi-mum) in Form von Samen und Kapselfragmenten und für den Schlafmohn (Papaver somni-ferum) anhand von Samen Belege erbracht werden. Das Fehlen von Nach weisen von Hülsenfrüchtlern (Erbse und Linse wären zu erwarten) geht mit einiger Gewissheit auf ihre bekannt schlechte Erhaltungs-fähigkeit in feuchtem Milieu zurück.

Erstaunlich mutet die große Dominanz von Wildobst im Spektrum an, darunter vor allem der Wildapfel (Malus sylvestris): Samen und Kerngehäusefragmente die-ser Art machen fast 14 % der identifizierten Pflanzenreste aus. Dieser Aspekt deckt sich im Wesentlichen nicht nur mit bisherigen Ergebnissen vom Attersee, sondern auch mit anderen Seeufersiedlungen. Die beispielsweise für Zürich Parkhaus-Opéra bereits andiskutierten Modelle zur gegebenenfalls gezielten Förderung von Bestän-den des Wildapfels (Malus sylvestris) und anderer Arten von Wildobst sollen nach Abschluss der Analysen auf ihre Gültigkeit für das Mondseeland überprüft werden.

Sowohl die Kulturschicht (SE 4) als auch weitere Straten sollen im weiteren Ver-lauf des Projekts über mehrere Bohrkerne hinweg verfolgt, ihr Inhalt identifiziert werden, die Vernetzung der Fragestellungen und Ergebnisse mit den Forschungen im Hinterland der Seeufersiedlungen (FWF-Projekt BeLaVi, »Jenseits der Seeufer-siedlungen«, Leitung T. Taylor) vorangetrieben werden.

»Zeitensprung«. Übersichtsplan über die Grabungsmaßnahmen in Weyregg II, 2017: Entnahmestellen Schichtproben und Bohr-kerne (© Kuratorium Pfahlbauten/H. Seidl da Fonseca)

»Zeitensprung«. Einige Kulturpflanzenreste aus SE 4 in Bohrkern 12 aus der Seeufersiedlung Wey-regg II am Attersee. (a) Kulturgerste (Hordeum vulgare) Korn verkohlt, (b) Einkorn (Triticum monococcum) Ährchen-gabel verkohlt, (c) Emmer (T. dicoccum) Hüllspelzen-basis subfossil, (d) ›Neuer‹ Spelzweizen (Triticum sp. »new type«, bzw. T. cf. timopheevii) Ährchen-gabel angekohlt, (e). (f) Flachs/Lein (Linum usita-tissimum): e – Same sub-fossil, f – Kapselfragment subfossil, (g) Schlafmohn (Papaver somniferum) Same subfossil. Maßstabs-länge jeweils 1 mm (Fotos A. G. Heiss)

JAHRESBERICHT 2017

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Projektleitung am ÖAI: A. G. Heiss. Kooperationen: Kuratorium Pfahlbauten; Naturhistorisches Museum Wien (Prähis-torische Abteilung); OÖ Landesmuseum; Universität für Bodenkultur Wien (Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe); Universität Innsbruck (Institut für Botanik); Universität Wien (Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie; VIAS). Finanzierung: Amt der oberösterrei-chischen Landesregierung, Direktion Kultur

»PalaeoDiversiStyria«: Archäobotanische Untersuchung prähistorischer bis mit-telalterlicher Fundstellen

Zielsetzung des am ÖAI angesiedelten Projektteils war der Aufbau einer breiten diachronen Datenbasis zum Ackerbau und allgemein der Pflanzennutzung in der Steiermark, von der Jungsteinzeit bis zur Entdeckung der Neuen Welt.

Das archäologische Pflanzenmaterial aus 23 Fundstellen in der Steiermark und zwei-en in Kärnten konnte bearbeitet, vier weitere werden im Jahr 2018 abgeschlossen werden. Unter anderem liegen mit kupferzeitlichem Einkorn (Triticum monococcum) aus der ›Rittersaal-Höhle‹ in der Peggauer Wand die bislang ältesten Kulturpflanzenfunde aus der Steiermark vor (cal BC 4443 – 4267, La-bornummer MAMS 34064). Insgesamt liegen nun mehr als 130.000 Datensätze zu Kultur- und Wildpflanzen vor, von der Kupferzeit bis in das Spätmittelalter. Neben Sämereien wurden auch verarbeitete Lebensmittel ge-funden, von denen einige im ERC-Projekt PLANTCULT im Detail untersucht werden sollen.

Die Gesamtheit dieser erhobenen Daten wird als Ausgangsbasis für die weiteren Ar-beiten im Interreg-SI-AT »PalaeoDiversiSty-ria« verwendet: Ziel des Projekts ist in letz-ter Konsequenz die Erstellung integrativer Konzepte nachhaltiger Landwirtschaft und sanften Tourismus, in denen die archäobota-nischen Daten als Blaupause für die Reakti-

vierung des Anbaus ›alter‹ Arten und Sorten in der Region dienen sollen.Aus wissenschaftlicher Sicht stellen die bislang erhobenen Daten eine essenziel-

le Grundlage für die künftige ausführliche Erforschung der Landwirtschafts- und Ernährungsgeschichte im Süden Österreichs dar.

Projektleitung am ÖAI: A. G. Heiss; Mitarbeit: S. Wiesinger. Kooperationen: Archäologisch Soziale Initiative Steiermark (ASIST); Marktgemeinde Großklein; Občina Hoče-Slivnica; Universalmuseum Joanneum; Universität Graz (Institut für Pflanzenwissenschaften); Univerza v Mariboru (Fakulteta za kmetijstvo in biosis-temske vede); Zavod za varstvo kulturne dediščine Slovenije. Finanzierung: This project was funded by a European Union Grant through the Interreg IV Initiative.

»Zeitensprung«. Ansamm-lung von Samen (dunkel) und Kerngehäusefrag-menten (hell) des Wild-apfels (Malus sylvestris) aus SE 4 in Bohrkern 12 aus der Seeufersiedlung Weyregg II am Attersee. Maßstabslänge 2 mm (Foto A. G. Heiss)

»PalaeoDiversiStyria«, kupferzeitliches Korn-fragment von Einkorn (Triticum monococcum) aus dem ›Rittersaal‹ in der Peggauer Wand. Maß-stabslänge 1 mm (Foto A. G. Heiss)

»PalaeoDiversiStyria«, (a). (b) Fragmente eines Getreideerzeugnisses (»cereal product«) vom spät bronze zeitlichen Brand opfer platz nahe der Koppentretalm mit darin enthaltenen Spelzen der Rispenhirse (Panicum miliaceum); (c) Detail von (b) mit Hirsespelze. Maß-stabslänge (soweit nicht anders angegeben) jeweils 1 mm (Foto S. Wiesinger)

VERZEICHNISSE 2017

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VERZEICHNISSE 2017

VorTrÄge

(von Institutsangehörigen und projektgebundenen Mitarbeiterinnen und Mitarbei-tern zu Forschungsprojekten des ÖAI)

M. Aurenhammer, Skulpturenfunde aus dem Theatersaal in Aigeira, Hauskolloquium ÖAI Wien, 27. 4. 2017.

C. Baier, »Um einen Wunsch Deissmanns zu erfüllen …« – Die neuen Forschungen oberhalb des Theaters von Ephesos, Hauskolloquium ÖAI Wien, 11. 4. 2017.

C. Baier, Speaking in Images. A Hellenistic Residence in Ephesos within its Urban Environ-ment, Internationale Konferenz »Luxury Residences in the Eastern and Western Mediter-ranean, Hellenistic and Roman Periods«, Berlin, 21. 4. 2017.

C. Baier, Eine hellenistisch-römische Verwaltungsresidenz zwischen Tradition und Transfor-mation. Zur Selbstinszenierung politischer Herrschaft im Stadtbild von Ephesos, Interna-tionale Tagung »Zwischen Bruch und Kontinuität. Architektur in Kleinasien im Übergang vom Hellenismus zur römischen Kaiserzeit«, Karl-Franzens-Universität Graz, 29. 4. 2017.

C. Baier, »There’s only one good thing about small town …?« New Urbanistic Studies in An-cient Lousoi, Symposium »Similarities and Differences in Urban History, Material Culture and Methodological Approaches of three Northern Peloponnesian Poleis: Aigeira, Lousoi and Sikyon«, ÖAI Athen, 1. – 2. 12. 2017.

C. Baier, Ephesos als Statthaltersitz. Gestalt und Bedeutung einer Verwaltungsresidenz im städtischen Gefüge, Tagung »Ephesos – eine Metropole der hellenistisch-römischen Welt«, Universität Regensburg, 8. 12. 2017.

C. Baier, Die Stadtentwicklung von Lousoi im Hellenismus. Projektvorhaben und erste Ergeb-nisse, ÖAI-Workshop, Wien, 11. 12. 2017.

M. Binder – M. Gamble, Tracing 3000 years of disease history – New bioarchaeological ap-proaches to the study of Malaria in past human populations, »Humans, Animals and Plants – Bioarchaeology in the 21st century, ÖAI Wien, 22. 3. 2017.

M. Binder, Times of change – A biocultural approach to life in Upper Nubia between 1300 and 800 BC, Eingeladener Vortrag am Department of Near Eastern Languages & Civilizations, Yale University, New Haven, 27. 3. 2017.

M. Binder – C. Roberts – N. Spencer, Life in times of change – A bioarchaeological perspective on health and living conditions in Upper Nubia in the late 2nd – early 1st millennium BC, 82nd Meeting of the Society of American Archaeology, Vancouver, 31. 3. 2017.

M. Binder – L. Quade, Life and Death on the Napoleonic Battlefield: A Bioarchaeological Ana-lysis of Soldiers from the Battle of Aspern, Austria, Colloque »Combattre, souffrir, mourir dans les guerres de la Révolution et de l’Empire: approches croisées Histoire et Anthropo-logie«, Marseille, Faculté de Médecine, 27. 4. 2017.

M. Binder, Health and Diet in Upper Nubia through Climate and Political Change – Bioarchae-ological research at Amara West, Department of Archaeology Seminar Series, Durham, 10. 5. 2017.

M. Binder, Neues von alten Knochen – Bioarchäologie von Saudi Arabien bis Süd-Kärnten, Krems/Donau, 20. 6. 2017.

M. Binder, Leben und Sterben in Spät antike und Frühmittelalter – Bioarchäologie und die Erforschung der Friedhöfe am Hemmaberg und in Globasnitz, Begleitprogramm zu den Ausgrabungen am Hemmaberg, Pilgermuseum Globasnitz, 13. 7. 2017.

M. Binder, Bioarchäologie, Öffentliches Vortragsprogramm der Gesellschaft der Freunde des Weltmuseum, Wien, 6. 9. 2017.

M. Binder, Vom Leben und Sterben in der Vergangenheit. Die bioarchäologische Erforschung

JAHRESBERICHT 2017

100

menschlicher Skelettreste am Beispiel der Friedhöfe am Hemmaberg und in Globasnitz, Öffentliche Vortragsreihe Förderverein Rudolfinum des Landesmuseums Kärnten, Kla-genfurt, 7. 9. 2017.

M. Binder, Das bioarchäologische Labor des Österreichischen Archäologischen Instituts, Öffentliches Vortragsprogramm der Gesellschaft der Freunde des Weltmuseums, Wien, 21. 9. 2017.

M. Binder, Napoleon in Aspern. Archäologische Spuren der Schlacht 1809, Buchpräsentation Wien, 29. 9. 2017.

M. Binder, Tod auf dem Schlachtfeld, Vortragsreihe Initiative Seniorarchäologie, Wien 16. 10. 2017.

M. Binder, Das Leben einfacher Soldaten unter Maria Theresia und Josef II – Eine bioar-chäologische Perspektive, Festenquete 20 Jahre Institut für Religion und Frieden, Wien, 17. 10. 2017.

M. Binder, Die Gebeine der Babenberger. Zur anthropologischen Untersuchung der Skelette, Vortragsreihe zur Geschichte des Stiftes Melk, 19. 10. 2017.

M. Binder, The human remains from Amara West – bioarchaeological perspectives on life in New Kingdom Nubia, »Across Borders and Cultures – New Approaches to Egyptian and Nubian Archaeology«, Wien, 27. 11. 2017.

M. Binder, Life and Death in New Kingdom Nubia – The Bioarchaeology of Amara West, Fo-rum Archaeology, Faculty of Archaeology, Leiden University, 30. 11. 2017.

A. Dolea, New research methods on the archaeological site of Limyra, Turkey, »Archaeologi-cal and Numismatic Research« Symposium, 3rd edition, Bukarest, 14.‒16. 9. 2017.

A. Dolea, Public and Private Functionalities in the Urban Spaces of Scythia Minor Province, Institut für Klassische Archäologie, Universität Wien, 24. 10. 2017.

I. Forstner-Müller, The Nile Delta and Avaris: thoughts in landscape through perspective of a provincial/imperial capital, Conference »Imperial Landscapes: Empires, Societies, and Environments in the Ancient to Modern Nile Delta, Toronto, 23. 3. 2017.

I. Forstner-Müller, Rivers and harbours: recent work in Tell el-Dabʿa, Fifth Delta Survey Work-shop of the EES in collaboration with the Ministry of Antiquities, Alexandria, 7. 4. 2017.

I. Forstner-Müller, Work of the Austrian Archaeological Institute/Cairo Branch in Egypt, Kairo, 24. 5. 2017.

I. Forstner-Müller, Institutsbericht der Zweigstelle Kairo des Österreichischen Archäologi-schen Instituts, Universität Göttingen, 16. 7. 2017.

I. Forstner-Müller, Die Stadt Avaris/Tell el-Dab’a im östlichen Nildelta, Werkstattgespräch bei dem CAS-Schwerpunkt »Siedlungen zwischen Diversität und Homogenität, CAS, Mün-chen, 18. 7. 2017.

I. Forstner-Müller, Arbeiten des Österreichischen Archäologischen Instituts Kairo in Ägypten, LMU München, 19. 7. 2017.

I. Forstner-Müller, The main harbor of Avaris, Workshop »Egyptian Riverine Harbours«, Kairo, 17. – 19. 9. 2017.

I. Forstner-Müller, Die Stadt Kom Ombo, ÖAI Workshop, Wien, 11. 12. 2017.I. Forstner-Müller, Die Keramik des Mittleren Reiches in Assuan, ÖAI Workshop, Wien,

12. 12. 2017.P. Fragnoli, Archäometrische Anwendungen an spätchalkolithischer bis spätbronzezeitlicher

Keramik aus Süditalien und der Osttürkei, Hauskolloquium ÖAI Wien, 27. 11. 2017.P. Fragnoli, Arbeitsgruppe Materialanalysen, ÖAI Workshop, Wien, 11. 12. 2017.K. Freitag, Römische Siedlung und Legionsstützpunkt, Projektpräsentation, Vorbereitung

Landesausstellung Oberösterreich 2018, ÖAI Wien, 5. 4. 2017.A. Galik, Tierische Überreste: Die Versorgung und Ernährung der Bewohner von Ephesos,

Vortragsreihe »News aus Ephesos. Neueste Forschungsergebnisse«, KHM Wien, 3. 5. 2017.A. Galik, Vorstellung der AG »Osteoarchäologie und Archäobotanik«, ÖAI Workshop, Wien,

11. 12. 2017.A. Galik, Animal remains and their potential in prehistorical and historical contexts, 8th In-

ternational Meeting on Taphonomy and Fossilization, Taphos 2017, Universität Wien, 16. 9. 2017.

VERZEICHNISSE 2017 • VORTRÄGE

101

A. Galik, Neolithische Fischerei in Hornstaad-Hörnle am Bodensee. Neue Bioarchäologische Forschungen, Bioarchäologische Gesellschaft, Wien, 17. 10. 2017.

A. Galik, Cultural and ecological significance of biogenic remains from archaeological sites, »Humans, Animals and Plants: Bioarchaeology in the 21st Century«, Kick-off workshop des Departments für Bioarchäologie am ÖAI, Wien, 23. 3. 2017.

A. Galik, Ottoman Camel Discovered in Austria. The 14th International Congress of Ottoman Social and Economic History (ICOSEH), 24 – 28 July, 2017, Sofia, 27. 7. 2017.

A. Galik – S. Emra, Fishing strategies at the coastal site of Çukuriçi Höyük in Western Anatolia at the dawn of the Bronze Age. 19th ICAZ Fish Remains Working Group, Fish and Fishing Communities Understanding Ancient and Modern Fisheries through Archaeological Fish Remains, Alghero und Stintino (I), 3. 10. 2017.

A. Galik – M. Kerschner – J. Janssen – G. Forstenpointner, Cockles and oysters witness rit-ual ceremonies in the Artemis Kithone sanctuary on the Kalabaktepe near Miletus, ICAZ ASWA XIIIth International Meeting, Nicosia, 7. – 9. 6. 2017.

A. Galik – E. Stephan, Fishing at the Early Neolithic Hornstaad Hörnle site at Lake Con-stance, Germany, 19th ICAZ Fish Remains Working Group, Fish and Fishing Communi-ties Understanding Ancient and Modern Fisheries through Archaeological Fish Remains, Alghero und Stintino (I), 2. 10. 2017.

A. Galik – M. Steskal, Archaeo-Diet. Patterns of nourishment in and around Ephesos, 5. Wis-senschaftliches Netzwerk der Abteilung Istanbul des DAI »Essen in Anatolien und seinen Nachbarregionen«, Istanbul, 10. 3. 2017.

M. Gamble – M. Binder, Tracing 3000 Years of Disease History: In search of evidence of ma-laria in bone and dental samples from northern Africa, the Mediterranean, and Central Europe using innovative technologies and an interdisciplinary approach, Bioarchaeology Seminar Series, Science and Technology in Archaeological Research Centre, Cyprus Insti-tute Nicosia, 24. 4. 2017.

W. Gauß, Aegean Bronze Age Fortifications. An Overview, »Prehistoric Conflict Research Bronze Age Fortresses in Europe«, 2nd International LOEWE Conference, Alba Iulia (RO), 9. – 12. 10. 2017.

W. Gauß, Monumentalizing the Polis: A holistic approach on the urban development of Aigeira, »Similarities and Differences in Urban History, Material Culture and Methodo-logical Approaches of three Northern Peloponnesian Poleis: Aigeira, Lousoi and Sikyon, ÖAI Athen, 1. – 2. 12. 2017.

W. Gauß, Aigeira – »Urban Survey Projekt«, ÖAI Workshop, Wien, 11. 12. 2017.W. Gauß, Aigeira: Handel und Kontakte vom Neolithikum bis in die früharchaische Zeit, ÖAI

Workshop, Wien, 12. 12. 2017.S. Gimatzidis, Patterns of pre- and post-colonial connectivity at Argilos, »Argilos, 25 années

de recherches Organisation de la ville et de la campagne dans le Nord de l’Égée VIIIème – IIIème siècles av. n.è.«, Thessaloniki, 25. – 27. 5. 2017.

S. Gimatzidis, Social interaction in Thrace: Rivers shape landscapes, mountains define history, »Searching for Gold – Resources and Networks in the Bronze Age of the Eastern Balkans«, ÖAW-OREA, Wien, 8. – 10. 6. 2017.

S. Gimatzidis, The materiality of feasting at Sidon: entagled ideologies on the maritime routes of Mediterranean, »Tyre, Sidon, Byblos. Three Global Harbours of the Ancient World«, Beirut, 25. – 29. 10. 2017.

S. Gimatzidis, Death and burial between the Aegean and the Balkans, »New Approaches to Burnt Human Bones and Teeth: the bioarchaeology of cremations and tooth cementum annulation«, International conference, ÖAW-OREA, Wien, 15. – 17. 11. 2017.

S. Gimatzidis – E. Panagiotopoulou, Cremations in Northern Greece and the central Bal-kans: mortuary ideology and social practice in the Late Bronze and Early Iron Age., in: Cremation Burials in Europe between the 2nd Mill. B.C. and the 4th c. A.D. Archaeology and Anthropology. International Conference of the ArchaeoBioCenterLMU Munich and the Research Unit »Transalpine Mobility and Cultural Transfer« of the German Research Foundation, LMU München, 12. – 15. 10. 2017.

H. González Cesteros, Präsentation Amphorenforschung, Hauskolloquium ÖAI Wien, 2. 2. 2017.

JAHRESBERICHT 2017

102

H. González Cesteros – S. Ladstätter, Harbours and Commerce in Byzantine Ephesus, »Sea-sides of Byzantium. Harbours and Anchorages of a Mediterranean Empire«, Athen, 31. 5. 2017.

H. González Cesteros – B. Millet – M. Canales, The Tarraconensis Paradigm: Volumes, Mea-sures and Formal Changes in the Late Republican and Early Imperial Amphoras of the Northeast Iberian Peninsula, »Regional Convergences: Mass production and the develop-ment of Roman and Byzantine Amphora Standardization«, Athen, 17. 10. 2017.

H. González Cesteros – K. Leidwanger, Trajectories of Amphora Standardization in the Ro-man East Aegean, »Regional Convergences: Mass production and the development of Ro-man and Byzantine Amphora Standardization«, Athen, 18. 10. 2017.

H. González Cesteros – A. Gutiérrez García, Desde ambos extremos del Mediterráneo. Una primera aproximación a los tráficos bidireccionales entre el Egeo y la Península Ibérica a partir del comercio de ánforas y mármol, Fourth International Congress »Ex Officina Hispana«, Valencia, 27. 10. 2017.

S. Groh – H. Sedlmayer, Horror vacui in Drösing. Ein multi-period site im Spiegel geophysi-kalischer Befunde und archäologischer Funde, Tage der Niederösterreichischen Landesar-chäologie im MAMUZ Museum Mistelbach, Mistelbach, 10. 6. 2017.

S. Groh, Neue Forschungen zu römischen Lagern im Barbaricum und an der Bernsteinstraße, Gesellschaft der Freunde Carnuntums, Wien, 8. 11. 2017.

S. Groh, Das Castrum von Mauer bei Amstetten – Spät antike Machtdemonstration am no-rischen Limes, 29. Internationales Symposium »Grundprobleme der frühgeschichtlichen Entwicklung im mittleren Donauraum«, Mistelbach, 11. 11. 2017.

A. G. Heiss, Strukturelle und elektronenoptische Untersuchungen an archäologischen Bro-ten, Botanisches Seminar des Instituts für Botanik 210, Universität Hohenheim, Stuttgart, 22. 2. 2017.

A. G. Heiss, »Reducing (it) to ashes with axe and fire« – Aspects of woodworking traditions and woodland use, reconstructed from charcoal assemblages in Late Antique Ephesos (Turkey), »Humans, Animals and Plants: Bioarchaeology in the 21st Century«, Kick-off workshop des Departments für Bioarchäologie des ÖAI, Wien, 26. 2. 2017.

A. G. Heiss, Consumption, Waste, and Timber Trade: Case studies for different archaeobotan-ical approaches towards Antique and Late Antique Ephesos, Institutsabend des Österrei-chischen Archäologischen Instituts Athen, 2. 3. 2017.

A. G. Heiss, Methodological suggestions for the analysis of archaeological bread finds, ERC PLANTCULT Workshop »Greek and Bulgarian breads«, Aristoteles Universität Thessalo-niki, 4. 4. 2017.

A. G. Heiss, Suggestions for the systematic recording of data in the analysis of archaeological bread finds, ERC PLANTCULT Workshop »Greek and Bulgarian breads«, Aristoteles Uni-versität Thessaloniki, 4. 4. 2017.

A. G. Heiss, Rückblicke und Ausblicke – Archäobotanisches Arbeiten am Mondsee und am Attersee, Forschungen zur Landesausstellung Pfahlbauten, Bauernmuseum Mondsee-land, Mondsee, 7. 4. 2017.

A. G. Heiss – M.-C. Ries – B. Dietr – W. Kofler – M. Strasser – T. Taylor – J. N. Haas, Palynolog-ical and Archaeobotanical Investigations of the Neolithic Lake Village of Weyregg II (Lake Attersee/Upper Austria), International Open Workshop: Socio-Environmental Dynamics over the Last 12,000 Years: The Creation of Landscapes V, Kiel, 21. 3. 2017.

A. G. Heiss – D. Oberndorfer – H. Schwaiger, Brandspuren. Vorläufige Ergebnisse zu den Holzkohlenanalysen an den Brandschichten des spät antik-mittelalterlichen Stadtquartiers südlich der Marienkirche in Ephesos, 9. Deutscher Archäologiekongress des Deutschen Verbandes für Archäologie und der Deutschen Altertumsverbände, Mainz, 6. 7. 2017.

A. G. Heiss – F. Stock – H. Brückner – L. Dsikowitzky – A. Hassl – M. Knipping – H. Laer-manns – B. Pichler – R. Sauer – S. Ladstätter, Siltation, contamination, legislation – ap-proaching the management of environmental and anthropogenic hazards in the antique harbor of Ephesos, International Conference »New Technologies, Hazards and Geoar-chaeology«, Athen, 3. 11. 2017.

C. Hinker, Welcome Address, Symposion »Roman Croatia«, KHM Wien, 30. 11. 2017.C. Hinker, Die Arbeitsgruppe »Alltag, Handel und Handwerk« am ÖAI, ÖAI Workshop,

Wien, 11. 12. 2017.

VERZEICHNISSE 2017 • VORTRÄGE

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C. Hinker, Aigeira: Handel in hellenistisch-römischer Zeit, ÖAI Workshop, Wien, 12. 12. 2017.C. Hinker – A. Galik, Die Mithrashöhle auf der Gradišče bei St. Egyden: Keramischer und

archäozoologischer Befund, ÖAI Workshop, Wien, 12. 12. 2017.O. Hülden, Männer statt Mauern – Das Befestigungswesen im archaischen Griechenland,

Vortrag Institut für Klassische Archäologie der Universität Erlangen, 26. 1. 2017.O. Hülden, Eine senatorische Jagdpartie, Landgüter mit Keramikproduktion und streunende

Wölfe – Einblicke in das Landleben der kaiserzeitlichen Kibyratis, Eranos Vindobonensis-Vortrag, Universität Wien, 6. 4. 2017.

O. Hülden, Das vorhellenistische Lykien: eine anatolische Kulturlandschaft zwischen Ost und West, Vortrag Ringvorlesung »Anatolien zwischen Ost und West«, Würzburger Al-tertumswissenschaftliches Zentrum, 12. 6. 2017.

O. Hülden, Zum Verhältnis von Stadt und Umland am Beispiel der kleinasiatischen Kabalis/ Kibyratis, Tagung »Stadt und Umland« der Ernst Kirsten Gesellschaft, Universität Eich-stätt, 6. 7. 2017.

O. Hülden, Das Kibyratis-Projekt. Genese – Durchführung – Publikation, ÖAI-Hauskolloqui-um, Wien, 3. 10. 2017.

D. Katzjäger – L. Rembart, Materielle Kultur in Oberägypten. Studien zum keramischen Fundmaterial von Syene und Elephantine, Hauskolloquium ÖAI Wien, 26. 9. 2017.

D. Katzjäger – L. Rembart, Produktion und Handel. Studien zum keramischen Fundmaterial von Syene und Elephantine, ÖAI Workshop, Wien, 11. – 12. 12. 2017.

D. Katzjäger – A. Waldner, Das Projekt »Kulturtechnik Kochen: Ephesos im diachronen Ver-gleich«, 5. Wissenschaftliches Netzwerk der Abteilung Istanbul des DAI »Essen in Anato-lien und seinen Nachbarregionen«, Istanbul, 10. 3. 2017.

M. Kerschner, The Artemision of Ephesos in the Geometric and Archaic periods: when and how did the sanctuary gain supra-regional importance?, Università degli Studi di Pavia, Collegio Ghislieri, 5. 4. 2017 und Universität Oxford, School of Archaeology, 1. 6. 2017.

M. Kerschner, Die Anfänge des Artemisions von Ephesos in der protogeometrischen Epoche. Wie lässt sich Kultaktivität in der früheisenzeitlichen Ägäis nachweisen?, Vortragsreihe »Bauforschung im Wiegandhaus, DAI Berlin, 4. 5. 2017.

M. Kerschner – A. Galik – J. Janssen – G. Forstenpointner, Cockles and oysters witness ritual ceremonies in the Artemis Kithone sanctuary on Kalabaktepe at Miletus (Western Anato-lia), XIIIth International Meeting »Archaeozoology of Southwest Asia and adjacent areas«, Nicosia, 7. – 9. 6. 2017.

M. Kerschner, Eine neue Naiskos-Stele aus dem Heiligtum der Artemis Kithone in Milet und ihr Fundkontext, Symposion »Der Kult der Meter/Kybele in Westanatolien«, ÖAI und ÖAW, Wien, 24. – 25. 11. 2017.

M. Kerschner, Die Grabung 2009 auf der obersten Terrasse des Meter-Heilgtums von Ephesos: stratigrafischer Befund und Weihreliefs, Symposion »Der Kult der Meter/Kybele u West-anatolien«, ÖAI und ÖAW, Wien, 24. – 25. 11. 2017.

M. Kerschner – N. Voß – P. Fragnoli, The sanctuary of Artemis Hemera at Lousoi in the Late Geometric and Archaic period: a contextual and interdisciplinary approach, Workshop »Similarities and Differences in Urban History, Material Culture and Methodological Ap-proaches of three Norther Peloponnesian Poleis«, ÖAI Athen, 2. 12. 2017.

M. Kerschner – N. Voß – P. Fragnoli, Das Heiligtum der Artemis Hemera von Lousoi in der spätgeometrischen und archaischen Epoche: ein kontextueller und interdisziplinärer An-satz, ÖAI Workshop, Wien, 11. 12. 2017.

M. Kerschner, Die Arbeitsgruppe »Kult und Heiligtum« am ÖAI, ÖAI Workshop, Wien, 12. 12. 2017.

M. Kerschner – A. Galik, Das Heiligtum der Artemis Kithone in Milet: Archäologische und archäozoologische Befunde, ÖAI Workshop, Wien, 12. 12. 2017.

C. Kurtze, 3D-Data Acquisition and Application in Archaeology, »Globalviews & 3D-Perspec-tives«, Universität Leiden, 5. 5. 2017.

G. Ladstätter, Die Arbeiten des Österreichischen Archäologischen Instituts in Achaia, Archäo-logisches Museum Patras, 22. 4. 2017.

G. Ladstätter, Die Architektur des Tempels in Gremoulias/Kalavrita, Archäologisches Muse-um Patras, 22. 4. 2017.

JAHRESBERICHT 2017

104

G. Ladstätter, A new pothoard of silver coins of the late 3rd century B.C. discovered at Aigeira. Introduction to the excavation, ÖAW-IKAnt, 15. 5. 2017.

G. Ladstätter, Ancient Lousoi: Architectural development based on the excavations 1983 – 2012, Workshop »Similarities and Differences in Urban History, Material Culture and Methodo-logical Approaches of three Norther Peloponnesian Poleis«, ÖAI Athen, 1. 12. 2017.

G. Ladstätter, Approaches to water supply and to water management in ancient Aigeira, Workshop »Similarities and Differences in Urban History, Material Culture and Methodo-logical Approaches of three Norther Peloponnesian Poleis«, ÖAI Athen, 2. 12. 2017.

G. Ladstätter, Die Architektur im Heiligtum der Artemis Hemera von Lousoi, ÖAI Workshop, Wien, 12. 12. 2017.

S. Ladstätter, Ephesos. Eine Ausgrabung im Wandel der Zeit, Inner Wheel Vienna, 8. 1. 2017.S. Ladstätter, Living in Luxury: Terrace House 2 in Ephesos, Bulgarisches Archäologisches

Institut Sofia, 23. 1. 2017.S. Ladstätter, Ephesus, Bulgarisches Archäologisches Institut Sofia, 24. 1. 2017.S. Ladstätter – K. Strutt – H. Schwaiger, New Research Results on the Habrours of Ephesos,

»Portuslimen: Rome’s Mediterranean Ports (RoMP), Workshop 3«, Rom, 26. 1. 2017.S. Ladstätter, Das Österreichische Archäologische Institut. Tradition – Innovation – Nachhal-

tigkeit, ÖAW, Gesamtsitzung, Wien, 27. 1. 2017.S. Ladstätter. Ephesos. Archäologie in Zeiten politischer Umbrüche, Bankhaus Spängler,

Wien, 31. 1. 2017.S. Ladstätter, Archäologie. Eine Disziplin zwischen Bildungsideal und Nationalstolz, Rotary

Klagenfurt, 12. 2. 2017.S. Ladstätter, Sardis and Ephesos, »City and Empire in Seleucid Asia Minor. Sardis from the

Kings’s Peace to the Peace of Apameia«, Harvard University, 24. 2. 2017.S. Ladstätter, Archäologie als Quelle der Alltagskultur, Schloss Porcia, Spittal/Drau,

16. 3. 2017.S. Ladstätter, Strategien zur Erhaltung von Ephesos, Vortragsreihe der Gesellschaft der Freun-

de von Ephesos, KHM Wien, 5. 4. 2017.S. Ladstätter, Ephesos im 21. Jahrhundert – methodische Vielfalt und kultureller Reichtum,

NHM Wien, 19. 4. 2017.S. Ladstätter, Ephesos. Arbeiten in einer Welterbestätte, Wieting, 21. 4. 2017.S. Ladstätter, Ephesos – Von der Prähistorie bis zur Gegenwart, Jubiläumstagung »Ephesos«,

Arbeitsgemeinschaft neutestamentlicher Assistenten und Assistentinnen an Theologi-schen Fakultäten, Universität Wien, 28. 4. 2017.

S. Ladstätter, Was ist Gleichberechtigung?, Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen der Ös-terreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, 8. 5. 2017.

S. Ladstätter, Interdisciplinary Research in Ephesos, 56. Nationale Archäologische Konferenz Bulgarien, Plovdiv, 31. 5. 2017.

S. Ladstätter, The second century pottery boom in Ephesos, 3rd IARPotHP Conference, Kaštela (HR), 4. 6. 2017.

S. Ladstätter, Wissenschaft in der Gesellschaft. Wem nützt sie? Wer glaubt ihr?, Fakultätsgrup-pe Öffentlichkeitsarbeit der historisch-kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, 12. 6. 2017.

S. Ladstätter, Nicht nur die Stadt der Artemis und des Johannes. Religiöser Pluralismus und politische Loyalität in Ephesos, Jahresversammlung des Vereins zur Förerung der Christ-lichen Archäologie in Österreich, Wien, 27. 6. 1017.

S. Ladstätter, Ephesos – Archäologie in Zeiten politischer Umbrüche, Ladies Breakfast Salz-burg, 28. 6. 2017.

S. Ladstätter, Die Römer unter uns. Archäologie in Kärnten, Begleitprogramm zu den Gra-bungen am Hemmaberg, Globasnitz, 6. 7. 2017.

S. Ladstätter, Ephesos in der Epoche der Soldatenkaiser, 11. Herbert-Lutz-Gedächtnisvorle-sung, LMU München, 20. 7. 2017.

S. Ladstätter, Ephesos: Archaeology and Mass Tourism, 23rd Annual meeting of the European Association of Archaeologists, Universität Maastricht, 30. 8. 2017.

VERZEICHNISSE 2017 • VORTRÄGE

105

S. Ladstätter, Heimatkunde und Weltkulturerbe – Archäologie als identitätsstiftende Kraft, Schloss Möderndorf, 21. 9. 2017.

S. Ladstätter, Archaeology and Tourism – the Case of Ephesus, Turkey, International Confer-ence »Cultural and Natural Heritage. Possibilities for Protection, Promotion and Valorisa-tion, Cetinje (Montenegro), 25. 9. 2017.

S. Ladstätter, Perception and reality in the archaeological site of Ephesos, Key Note »Euro-graphics Workshop on Graphic and Cultural Heritage«, Karl-Franzens-Universität Graz, 29. 9. 2017.

S. Ladstätter, Ceramic Standardization as Technological and Cultural Process, Key Note »Con-ference on Regional Convergences: Mass Production and the Development of Roman and Byzantine Amphora Standardization«, Athen, 16. 10. 2017.

S. Ladstätter, Ephesos 2017, Jahresversammlung der Gesellschaft der Freunde von Ephesos, Wien, 23. 10. 2017.

S. Ladstätter – P. Mitchell u. a., Pathogens in Public and Private Toilets: Intestinal Parasites from Roman Latrines at Epheus, Turkey, CAPA 2017, 27. 10. 2017.

S. Ladstätter – N. Schindel, Africa in Ephesos, »Conference on Port Cities of the Aegean World: Coins, Seals and Weights«, Izmir, 2. 11. 2017.

S. Ladstätter, The Various Expectations of Cultural World Heritage, Heritage Science Days, KHM Wien, 24. 11. 2017.

S. Ladstätter, Wares, Types and Fabrics. The Upper Egypt Contribution to LCP, »dha 2017 – Digital Humanities Austria 2017«, Wien, 5. 12. 2017.

S. Ladstätter, Dem Heiligen ganz nahe sein. Ephesos im Lichte seiner frühchristlichen Pilger-stätten, Symposium »Ephesos – eine Metropole der hellensitisch-römischen Welt«, Uni-versität Regensburg, 8. 12. 2017.

V. Michel, Determination of an urban quarter from Tell el-Dab’a/Avaris – Area R/III, »8th European Congress of Egyptologists, Lissabon, 30. 6. 2017.

V. Michel, Commonalities of and differences between the execration and female figurines, Workshop »A Closer Look at Execration Figurines«, Universität Heidelberg, 13. 10. 2017.

J. Nováček, Von Knochenbrüchen und faulen Zähnen – Krankheitsspuren an menschlichen Skelettüberresten aus Ephesos und Limyra (3. bis 17. Jh. n. Chr.), ÖAI Wien, 21. 3. 2017.

L. Rembart, The Levantine Ceramic Project. A Data Base for Information Exchange, Adriatic Connectivity Workshop, Split, 28. 9. – 29. 9. 2017.

L. Rembart – L. Peloschek, The Reflection of the Hellenistic World in Upper Egypt. The Local Ceramic Production of Syene/Aswan, 3rd IARPotHP, Kaštela (HR), 1. 6. – 4. 6. 2017.

P. Rose, Textiles from Hisn al-Bab and Qasr Ibrim. Textiles in archaeological excavation and conservation, Workshop »Textiles in Archaeology in Egypt«, DAI Kairo, 7. – 9. 4. 2017.

P. Rose, Some thoughts on the gateway to Nubia: so much trade, so few remains, Workshop »Egyptian Riverine Harbours«, 17.–19. 9. 2017.

P. Rose, A 3-D virtual tour of the fortress of Hisn al-Bab, Egypt, Ars Electronica Festival, Linz, 8. 9. 2017.

K. Rusch – H. Stümpel – W. Rabbel, Geophysical prospecting of Northern Peloponnesian Poleis (Sikyon and Aigeira): Challenges, solutions and open questions, Symposion »Similarities and Differences in Urban History, Material Culture and Methodological Approaches of three Northern Peloponnesian Poleis: Aigeira, Lousoi and Sikyon«, ÖAI Athen, 1. – 2. 12. 2017.

J. B. Rutter, Ceramic Surprises from LH IIIC Aigeira, ÖAI Athen, 19. 9. 2017.P. Sänger, Antwort auf den Vortrag von Chris Rodriguez »The Acta Alexandrinorum: New

Pespectives through the Juridical Approach«, Universität Tel Aviv, 21. 8. 2018.P. Sänger, Die soziokulturelle Stellung des ägyptischen Diasporajudentums im Hellenismus

nach Joseph Mélèze Modrzejewski, Universität Tel Aviv, 22. 8. 2018.P. Sänger, Schriftkultur und Wirtschaftsleben im spät antiken Ephesos, Wien, 1. 9. 2017.P. Sänger, New Ostraca from Late Antique Ephesus, Universität Heidelberg, 14. 10. 2017.C. Schauer, Μετάλλινα αντικείμενα από το ›Δημόσιο Κέντρο‹ των Λουσών [= Metallfunde

aus dem ›Öffentlichen Zentrum‹ von Lousoi], Διεθνές Συνέδριο »Το αρχαιολογικό έργο

JAHRESBERICHT 2017

106

στην Πελοπόννησο 2« (ΑΕΠΕΛ 2)/International Conference »Archaeological Work in the Peloponnese 2« (AWOP 2), Kalamata, 1. – 4. 11. 2017.

C. Schauer, Lousoi and the Λουσιάται: Studying the material culture of Lousoi, Symposion »Similarities and Differences in Urban History, Material Culture and Methodological Approaches of three Northern Peloponnesian Poleis: Aigeira, Lousoi and Sikyon«, ÖAI Athen, 1. – 2. 12. 2017.

J. Scheifinger, Rekonstruktion der Stadt Ephesos. Archäologische Interpretation der geophy-sikalischen Daten, ÖAI Workshop, Wien, 11. 12. 2017.

L. Schintlmeister, Glass of a Late Antique-Medieval urban quarter in Ephesus (Turkey), The 3rd International Symposium on Pottery and Glass OSTRAKON – Ceramics and Glass in interdisciplinary research, Wrocław, 27. 9. 2017.

L. Schintlmeister, Das Glas eines spät antik-mittelalterlichen Stadtquartiers in Ephesos: Glas-bearbeitung in der Praxis, Vortrag im Rahmen der Lehrveranstaltung C. Hinker, »Pro-vinzialrömische Archäologie: Römisches Glas«, Universität Innsbruck, Sommersemester 2017.

H. Schwaiger, Wohnen, Werken, Warenhandel, LMU München, 18. 7. 2018.H. Schwaiger, Zur Digitalisierung der Bestände des Österreichischen Archäologischen Insti-

tuts, Wien, 14. 11. 2017.H. Sedlmayer, Pompeji oder doch vielmehr Leptis Magna vor den Toren Wiens. Machtde-

monstration der Severer zwischen Nordafrika und dem mittleren Donauraum, 29. Inter-nationales Symposium »Grundprobleme der frühgeschichtlichen Entwicklung im mittle-ren Donauraum«, Mistelbach, 11. 11. 2017.

M. Seyer, Limyra – die Ergebnisse der Kampagne 2016, Theater Spielraum, Wien, 6. 3. 2017.M. Seyer, Tomb types in Lycia and their models, Workshop »›Luwic‹ Dialects: Inheritance and

Diffusion«, Barcelona, 17. 3. 2017.M. Seyer, Limyra in Lykien. Die urbanistische Entwicklung einer antiken Stadt in Kleinasi-

en, Interdisziplinäre Ringvorlesung »Stadtentwicklung«, Karl-Franzens-Universität Graz, 4. 4. 2017.

M. Seyer, Überlegungen zur städtebaulichen Entwicklung Limyras in der frühen Kaiserzeit, »Zwischen Bruch und Kontinuität. Architektur in Kleinasien am Übergang vom Hellenis-mus zur frühen Kaiserzeit«, Karl-Franzens-Universität Graz, 26.‒29. 4. 2017.

M. Seyer, Polis und Chora Limyras (Lykien) in klassischer und hellenistischer Zeit, »Stadt und Umland«, »Ernst-Kirsten-Tagung«, Eichstätt, 5.‒8. 7. 2017.

M. Seyer, Pillar Tombs and the Beginning of Achaemenid Rule in Lycia, »Achaemenid Ana-tolia: Persian Presence and Influence in the Western Satrapies 546‒330 BC«, Istanbul, 7.‒8. 9. 2017.

M. Seyer, Tomb types in Lycia/Asia Minor and their models, Bryn Mawr College, 9. 11. 2017.M. Seyer, Limyra – The Urbanistic Development of an Ancient City in Asia Minor, Bryn Mawr

College, 13. 11. 2017.M. Seyer, Die archäologischen Grabungen in Limyra, Kärntner Humanistische Gesellschaft,

Klagenfurt, 23. 11. 2017.A. Sokolicek, Neues zum Serapeion in Ephesos, Hauskolloquium ÖAI Wien, 7. 5. 2017.A. Sokolicek, Archäologie am Historischen Institut – Perspektiven und Möglichkeiten, Evalu-

ierung am Römisch-Historischen Institut der ÖAW, Rom, 22. 5. 2017.A. Sokolicek, Le fortificazioni di Aigeira, Kongress »La Memoria. Dialoghi sull’Archeologia

della Magna Grecia e del Mediterraneo II«, Paestum, 30. 6. 2017.A. Sokolicek, A Tale of Many Cities: The Serapeion at Ephesus, Tulane University, New Orle-

ans, 7. 11. 2017.A. Sokolicek, Social distinction in Ancient Greece, Seminar »Drama, Sex, and Poetry: Japanese

Woodblock Prints as Social Medium«, A. Schweizer, New Orleans, 8. 11. 2017.A. Sokolicek, Grenzen und Mauern in der griechischen Stadt, Kongress »Die Grenzen Roms

in der Antike – I confini di Roma nell’antichità«, DAI Rom, 13. 11. 2017.A. Sokolicek, The Fortifications of Aigeira, Workshop »Similarities and Differences in Urban

History, Material Culture and Methodological Approaches of three Northern Peloponne-sian Poleis«, ÖAI Athen, 1. 12. 2017.

VERZEICHNISSE 2017 • POSTER

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A. Sokolicek, Die Arbeitsgruppe »Bauforschung« des ÖAI, ÖAI Workshop, Wien, 11. 12. 2017.A. Sokolicek, Das Serapeion, ÖAI Workshop, Wien, 12. 12. 2017.M. Steskal, Mortuary Landscape and Group Identity in Roman Ephesos, Necropoleis Re-

search Network Meeting 2, Süleyman Demirel Üniversitesi, Isparta, 21. 1. 2017.M. Steskal, Die ephesischen Bildungsspeicher jenseits der Celsusbibliothek, Workshop zu SFB

1136 »Bildung und Religion«, Georg-August-Universität Göttingen, 27. 1. 2017.M. Steskal – A. Galik, Archaeo-Diet. Patterns of nourishment in and around Ephesos, 5. Wis-

senschaftliches Netzwerk der Abteilung Istanbul des DAI »Essen in Anatolien und seinen Nachbarregionen«, Istanbul, 10. 3. 2017.

M. Steskal – M. Wong – M. Richards, Isotopic Investigations at Ephesos: Tracing Diet and Mobility Patterns in Roman and Byzantine Populations, Kick-off workshop des Depart-ments für Bioarchäologie am ÖAI »Humans, Animals and Plants: Bioarchaeology in the 21st Century«, Wien, 23. 3. 2017.

M. Steskal, Of Bones and Burials. Research on the Mortuary Landscape of Ephesos, Archäol-ogisches Museum Zagreb, 17. 11. 2017.

M. Steskal, Eine Stadt der Toten, eine Stadt der Lebenden. Zur Entwicklung der ephesischen Sepulkrallandschaft, Hauskolloquium Universität Freiburg i. Br., 6. 12. 2017.

M. Steskal, Nekropolen als Spiegel der Gesellschaft? Zur Entwicklung der ephesischen Sepul-krallandschaft, Symposium »Ephesos – eine Metropole der hellenistisch-römischen Welt«, Universität Regensburg, 8. 12. 2017.

A. Tanner, Monumentalizing a Polis: a Holistic Approach on the Urban Development of Aigeira. The ›Naiskoi‹ in the Theatre Area, Symposion »Similarities and Differences in Urban History, Material Culture and Methodological Approaches of three Northern Pelo-ponnesian Poleis: Aigeira, Lousoi and Sikyon«, ÖAI Athen, 1. – 2. 12. 2017.

A. Waldner, Die Arbeitsgruppe »Keramikstudien« am ÖAI, ÖAI Workshop, Wien, 11. 12. 2017.A. Waldner – H. González Cesteros, Ephesos: spät antik-byzantinische Handelsmetropole,

ÖAI Workshop, Wien 12. 12. 2017.G. Wiplinger, Example Ephesus for an Interdisciplinary Work, Symposium »Archaeohydrol-

ogy of Oases and Cities«, DAI Berlin, 2. 6. 2017.G. Wiplinger, The Roman Aquaeducts of Ephesus, Feltre, 23. 8. 2018.M. Wörrle – U. Quatember, Ein Bogenmonument in Limyra und die Vielfalt der Ausdrucks-

formen innerhalb der ›übergreifenden griechischen bzw. römischen Leitkultur‹, 15. Inter-nationaler Kongress für Griechische und Lateinische Epigraphik, Wien, 28. 8.‒1. 9. 2017.

L. Zabrana, Das Artemision in römischer Zeit: Neueste Forschungsergebnisse aus dem Arte-mis-Heligtum, Symposium »Ephesos – eine Metropole der hellenistisch-römischen Welt«, Universität Regensburg, 8. 12. 2017.

POSTER(von Institutsangehörigen und projektgebundenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu Forschungsprojekten des ÖAI)

A. Dolea, The East Baths of Labraunda. Preliminary results of the brick study, 4th Interna-tional Archaeological Colloquium »Roman Ceramic and Glass Manufactures. Production and Trade in the Adriatic region and beyond«, Crikvenica (HR), 8. – 9. 11. 2017.

S. Emra – A. Galik, The archaeozoology of household activities from the Early Bronze Age site of Çukuriçi Höyük in Western Anatolia. ICAZ ASWA XIIIth International Meeting, Nicosia, 7. – 9. 6. 2017.

H. González Cesteros, Byzantine amphorae in Ephesos, 7th–9th centuries. New evidences for a better understanding of the Middle Byzantine commerce, »The 8th Century. Patterns of Transition in Economy and Trade Throughout the Late Antique, Early Medieval and Islamicate Mediterranean«, Berlin, 5. 10. 2017.

N. High-Steskal – L. Rembart – H. Schwaiger – S. Ladstätter Wares, Types and Fabrics. The Upper Egypt Contribution to LCP, Digital Humanities Austria 2017, Innsbruck, 5. 12. 2017.

JAHRESBERICHT 2017

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M.-C. Ries – B. Dietre – W. Kofler – A. G. Heiss – M. Strasser – J. Leskovar – H. Pohl – H. Seidl da Fonseca – C. Dworsky – K. Kowarik – T. Taylor – J. N. Haas, New insight into Neolithic life – analysis of pollen and non pollen palynomorphs from the prehistoric inundated lake dwelling site of Weyregg-II (Lake Attersee, Austria), Reading, IMAA 2017.

F. Stock ‒ M. Seyer ‒ L. Uncu ‒ H. Brückner, First results of the palaeogeographical research in Limyra and its environs (SW-Turkey), European Geoscience Union (EGU), Wien, 24. – 28. 4. 2017.

F. Stock ‒ A. Symanczyk ‒ M. Seyer ‒ T. Langewitz ‒ L. Uncu ‒ H. Brückner, Limyra und sein Umland (SW-Türkei) – eine geoarchäologische Studie, »Ernst-Kirsten-Tagung«, Eichstätt, 5. – 8. 7. 2017.

M. Wong – M. Steskal – E. Naumann – J. R. Brandt – M. P. Richards, Diet and Mobility in Ro-man and Byzantine Turkey, SAA Annual Meeting, Vancouver/Kanada, 31. 3. 2017.

VERANSTALTUNGEN UND EREIGNISSEIm Jahr 2017 konnten die Stipendien am ÖAI in Athen wieder aufgenommen werden. Mit dem Stipendium fördert die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) Dokto-randinnen und Doktoranden sowie Senior Researcher aus den Fachbereichen Prähistorische und Klassische Archäologie, Alte Geschichte, Epigrafik, Numismatik, Philologie, Antike Bau-geschichte, Byzantinistik und Neogräzistik. Im Rahmen der ÖAI Fellows Lecture Series prä-sentieren die Stipendiatinnen und Stipendiaten ihre Projekte jeweils in einem öffentlichen Vortrag.

2017 wurde auch das Netzwerk »young.academics.oeai« gegründet. Es bietet Dokotorandin-nen und Doktoranden sowie Masterstudierenden, die Material aus ÖAI-Projekten bearbeiten, eine Plattform für Vernetzung und Austausch: <https://www.oeaw.ac.at/oeai/das-institut/youngacademicsoeai/>. Die Koordination liegt bei L. Schintlmeister und J. Scheifinger.

M. Korres (TU Athen) eröffnete am 23. Januar 2018 die Vortragsreihe »the circle. dialogues in Greek and Roman architecture« am ÖAI Athen mit dem Vortrag »Vorparthenon«.

Am 25. Jänner hielt J. L. Bintliff (Universität Leiden, Uni-versität Edinburgh) am ÖAI in Wien einen Vortrag mit dem Thema »The Archaeology of the Ancient Cities of Boeotia, Greece: Continuity and discontinuity, localism and globali-sation«.

An der Zweigstelle Athen wurde am 23. Februar die Vor-tragsreihe »Archaic Mediterranean« mit einem Vortrag von G. Klebinder-Gauß (Universität Salzburg) über »Late Ar-chaic Aigeira« begonnen.

Der Institutsabend der Zweigstelle Kairo fand am 28. Feb-ruar statt. Im Anschluss an den jährlichen Tätigkeitsbericht durch die Leiterin I. Forstner-Müller hielt C. Köhler (Uni-versität Wien) den Festvortrag über die Nekropole von Hel-wan und die Stadt Memphis, eingeleitet von SE Botschafter Dr. G. Stillfried.

Am 2. März wurde der Institutsabend der Zweigstelle Athen abgehalten. Nach dem jähr-lichen Tätigkeitsbericht durch den Leiter G. Ladstätter hielt A. G. Heiss von der Zentrale in Wien den Festvortrag »Consumption, waste and timber trade: Case studies for different archaeobotanical approaches towards Antique and Late Antique Ephesos«.

Bei dem »Limyra-Abend« am 6. März präsentierte der Grabungsleiter M. Seyer die For-schungsergebnisse der Grabung Limyra (Türkei).

Am 9. März wurde im Rahmen eines »Austrian-Australian Day« in Zusammenarbeit mit der australischen und österreichischen Botschaft die Ausstellung »Egyptian Museum‘s Ob-

Institutsabend der Zweig-stelle Kairo (Foto P. Rose)

VERZEICHNISSE 2017 • VERANSTALTUNGEN UND EREIGNISSE

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ject of the Month Exhibition for March (repatriated objects)« im Ägyptischen Museum Kairo eröffnet. Dabei wurden rückgeführte Objekte aus beiden Ländern präsentiert.

In Zusammenarbeit mit der Bioarchäologischen Ge-sellschaft organisierte die Zentrale Wien im Rahmen der neuen Vortragsreihe »Neue bioarchäologische Forschungen« von März bis Dezember Vorträge zu diesem Forschungsbereich. Am 21. März eröffnete J. Nováček (Thüringisches Landesamt für archäolo-gische Denkmalpflege) die Reihe mit »Von Knochen-brüchen und faulen Zähnen«.

Die Vortragsreihe im Kunsthistorischen Museum Wien, die in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft der Freunde von Ephesos veranstaltet wird, wurde auch 2017 fortgesetzt. Sie bot den Mitgliedern der Ge-sellschaft der Freunde von Ephesos sowie des Vereins der Freunde des KHM vom 22. März bis 31. Mai sechs Vorträge zu dem Thema »News aus Ephesos. Neueste Forschungsergebnisse«.

Mit einem großen Kick-off workshop eröffnete das ÖAI am 23. März in Wien das neue Depart-ment für Bioarchäologie. Insgesamt 16 nationale und internationale Vortragende sprachen zu dem Thema »Humans, Animals and Plants – Bioarchaeology in the 21st century« und stellten Inhalte und Ziele der unterschiedlichen bioarchäologischen Fachdisziplinen vor. Ziel der Ver-anstaltung war zugleich, die Potenziale der Forschungsbereiche zu demonstrieren und neue Wege in der Bioarchäologie aufzuzeigen. Das Programm beinhaltete drei Themenblöcke: Diet and Subsistence, Landscape and Environment sowie Health and Living Conditions.

Im Rahmen der Reihe »the circle. dialogues in Greek and Roman architecture« am ÖAI Athen hielt J.-Ch. Moretti (Universität Lyon) am 24. April den Vortrag »Der hellenistische Tempel der Artemis in Delos«.

Am 25. April war G.-K. Kunst (Universität Wien) mit »Un-terwegs am heiligen Berg: Tierknochen vom Oymaağaç-Höyük, Türkei« Referent in der Vortragsreihe »Neue bioar-chäologische Forschungen«.

Am 2. Mai hielt L. Werther (Universität Jena) am ÖAI in Wien einen Vortrag zu dem Thema »Von Ephesos bis Däne-mark. Schiffbare Kanäle als Bestandteil antiker und mittelal-terlicher Verkehrsinfrastruktur«.

In Kooperation mit dem Institut für Kulturgeschichte der Antike der ÖAW hielt G. Alexopoulou (Ephorie Patras) am 15. Mai den Vortrag »A new pot hoard of Greek silver coins of the late third century BC discovered at Aigeira« in Wien. Für ihre Verdienste um das ÖAI Athen wurde Frau Ale-xopoulou die Ehrenmitgliedschaft des ÖAI verliehen.

Am 16. Mai referierte M.-C. Ries (Universität Innsbruck) in der Reihe »Neue bioarchäologische Forschungen« zu »Paläoökologische Untersuchungen prähistorischer Seeufersiedlungen des Attersees«.

R. Schreg (Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz) hielt am 24. Mai im Rahmen der DPP Lecture Series (Digitising Patterns of Power) einen Vortrag zur justinianischen Stadt-gründung Caričin Grad/Iustiniana Prima, der in Kooperation mit dem Institut für Mittelal-terforschung der ÖAW und dem Projekt »Tabula Imperii Byzantini« stattfand.

Mit Unterstützung des ÖAI Athen fand von 29. Mai bis 1. Juni das Symposium »Seasides of Byzantium. Harbours and anchorages of a Mediterranean Empire« der Deutschen For-

Ausstellungseröffnung im Kairo Museum (Foto L. Masoud)

Titelbild des Kick-off workshops »Humans, Animals and Plants – Bioarchaeology in the 21st century« (Foto Trustees of the British Museum; N. Gail [2]; A. G. Heiss)

JAHRESBERICHT 2017

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schungsgemeinschaft, des Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz und der National Hellenic Research Foundation statt.

Am 1. Juni lud die Österreichische Botschaft in Athen zu der Veranstaltung »on parallel views. buerger katsota architects (GR/AT) in conversation with Professor Georgios A. Panetsos«, welche im Garten der Zweigstelle Athen des ÖAI stattfand.

A. Sokolicek organisierte den Workshop »Das Serapeion in Ephesos«, der am 9. Juni 2018 am ÖAI Wien stattfand. Hauptanliegen war die Diskussion spezieller Forschungsprobleme, vor allem architektonischer Fragen (Dachgestaltung, Stiegenaufgänge, Korridore) und der Datie-rung. Teilnehmer/innen waren: T. Schulz-Brize (TU Berlin), S. Ladstätter, A. Pircher, L. Rem-bart, A. Sokolicek (alle ÖAI), G. Plattner (KHM), H. Taeuber (Universität Wien).

Auf Einladung der Zentrale Wien hielt V. Ignatov (Historisches Museum Nova Zagora, Bul-garien) am 12. Juni einen Vortrag über »Wagen aus der römischen Provinz Thrakien: Archäo-logischer Kontext und Rekonstruktion«.

T. Jacob (Universität Durham) war am 16. Juni mit dem Thema »Recent Bioarchaeological Studies in Su-dan« Gastreferentin der »Neue bioarchäologische Forschungen«.

Vom 1. bis 28. Juli fand begleitend zu den neuen Ausgra-bungen am Hemmaberg, Globasnitz (Kärnten) ein Be-gleitprogramm statt, um Grabungsergebnisse und neue archäologische Forschungen der interessierten Öffent-lichkeit zu präsentieren: neben Vorträgen (S. Ladstätter und M. Binder, ÖAI, M. Fera, Universität Wien, J. Eitler, Landesmuseum Kärnten) fanden auch wöchentlich Füh-rungen über die Grabungen statt.

Am 8. September präsentierte das ÖAI im Rahmen des Ars Electronica Festivals einen virtuellen 3-D-Rundgang

durch die ägyptische Festung Hisn al-Bab während der Spät antike und des Mittelalters. Auf Basis der Scandaten der TU Wien erstellte das Team des Ars Electronica Future Lab eine 3-D-Visualisierung, die der Öffentlichkeit im Deep Space, einem Raum mit einer 16 × 9 m großen Wand- und Bodenprojektion, in 8k-Auflösung gezeigt wurde.

Am 14. September referierte C. Roberts (Durham University) im Rahmen der »Neue bioar-chäologische Forschungen« über »Bioarchaeology: Past. Present and Future Prospects«.

In der Zweigstelle Kairo fand von 17. bis 19. September das Treffen »Ancient Harbours« in Kooperation mit dem Institut français d’archéologie orientale und dem Nether-lands-Flemish Institute in Cairo statt. An dem initialen Workshop einer Veranstaltungsreihe zu diesem Thema nahmen dreizehn Sprecher teil, die sich auf ägyptische Flusshäfen, den Nil und seine Kanäle von der pharao-nischen Zeit bis in das 19. Jahrhundert konzentrierten. Eine Zielsetzung war die Sammlung und Reevaluierung der Informationen über Flusslandschaften und Bewässe-rungssysteme.

Mit 1. Oktober wurde A. Sokolicek an das Österreichi-sche Historische Institut in Rom entsandt. Damit wird einerseits die Tradition österreichischer archäologischer Forschung am Historischen Institut fortgesetzt, ande-

rerseits sollen österreichische und italienische Archäologie verstärkt miteinander verbunden und gemeinsame neue Projekte verwirklicht werden.

Am 11. Oktober 2017 hielt C. Schwall (ÖAW-OREA) an der Zweigstelle Athen im Rahmen der OEAI Fellow Lecture Series den Vortrag »The gold treasures of Troy. Indicators for the socio-

Virtueller 3-D-Rundgang im Rahmen des Ars Elec-tronica Festivals (Foto N. Gail)

Hafenworkshop in Kairo (Foto R. Schiestl)

VERZEICHNISSE 2017 • VERANSTALTUNGEN UND EREIGNISSE

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cultural impact of gold and the connectivity of rising elites in the 3rd millennium B.C.«, am 28. 11. 2017 folgte ihm M. Oikonomou mit »Im Körper und wider das Recht. Diskursorte der Nostalgikerinnen«.

Die Zweigstelle Athen veranstaltete gemeinsam mit der Stanford University, der Danish School Athens und dem Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung vom 16. bis 18. Oktober ein Symposium zu »Regional Convergences: Mass production and the develop-ment of Roman and Byzantine amphora standardization«.

Am 19. Oktober war es Anliegen des internen Workshops »Thanatoarchäologie. Zur Erfor-schung des Umgangs mit Tod und Toten im Altertum«, der als Kick-Off-Veranstaltung für die AG Nekropolenforschung organisiert und von K. Hoffmann (Römisch-Germanische Kommission des DAI) geleitet wurde, die Chancen einer interdisziplinär und transdiszipli-när ausgerichteten Erforschung des Themas Tod für die Archäologie sowie ihren Beitrag zur Thanatologie auszuloten.

Die Jahresversammlung der Gesellschaft der Freun-de von Ephesos fand am 23. Oktober im Haus der Industrie in Wien statt. Nach einem Rückblick auf die Forschungsergebnisse 2017 durch S. Ladstätter sprach E. Winter (Universität Münster) im Festvor-trag zu dem Thema »Der Kult des Iuppiter Doliche-nus und seine Ursprünge. Das Heiligtum auf dem Dülük Baba Tepesi bei Doliche (Türkei)«. Erstmals wurde auch der 3-D-Kurzfilm über die Tabernen an der Kuretenstraße in Ephesos gezeigt.

Beim 29. Internationalen Symposium über »Grund-probleme der frühgeschichtlichen Entwicklung im mittleren Donauraum«, das am 8. November im MA-MUZ Museum Mistelbach stattfand, war das ÖAI Mitveranstalter.

Am 21. November fand in der Reihe »Neue bioarchäologische Forschungen« der Vortrag »Reconstructing Childhood Diet« von M. Bas (ÖAW-OREA) statt.

Zu dem eintägigen Symposion »Der Kult der Meter/Kybele in Westanatolien« im Theatersaal der ÖAW am 24. November 2017 fanden sich zehn internationale Forscherinnen und Forscher ein, um religionsgeschichtliche und archäologische Fragen des Kults der Göttin zu diskutie-ren, die im antiken Anatolien eine überaus wichtige Rolle spielte. In seinem ersten Teil ging das Symposion den Ur-sprüngen des Kults nach, die zumindest bis in die Bronzezeit zurückreichen und auch orientalische Elemente beinhalten. Dabei wurden die Wandlun-gen untersucht, die die religiösen Vorstellungen von dieser Göttin und ihre Riten im Laufe der Jahr-hunderte und im Zuge der Übernahme durch neue Kulturen durchliefen. S. Berndt-Ersöz (Stockholms Universitet) untersuchte die Unterschiede und Ge-meinsamkeiten der beiden eng verwandten Göttin-nen Kybele und Meter und zeigte mögliche Wege der Übertragung phrygischer Glaubensvorstellungen in den ostägäischen Siedlungsraum der aiolischen und ionischen Griechen auf. F. İşık (Mehmet Akif Ersoy Üniversitesi, Burdur) schlug in seinem Vortrag einen weiten chronologischen Bogen vom Neolithikum bis in die klassische Antike, wobei er die Hypothese der Kontinuität einer do-minierenden Muttergottheit in den unterschiedlichen Kulturen Anatoliens vertrat, deren Kult stets in engem Zusammenhang mit Berg und Fels stehe. F. Gallart Marques (Ithaca College, Ithaca) konzentrierte sich auf die archäologische Evidenz in der lydischen Hauptstadt, zu-mal die Lyder bei der Vermittlung phrygischer Kultur an die Ägäisküste eine Schlüsselrolle spielten. T. Scheer (Georg August Universität Göttingen) beschäftigte sich mit der Frage, wie

Jahresversammlung der Gesellschaft der Freun-de von Ephesos (Foto N. Gail)

Referentinnen und Refe-renten des Symposiums »Der Kult der Meter/Kybele in Westanatolien« (Foto N. Gail)

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die Kultbilder der Meter in griechisch-römischer Zeit aussahen. A. Ekin Meriç (Dokuz Eylül Üniversitesi İzmir) stellte eine wichtige und archäologisch gut erforschte Kultstätte der Göttin auf dem Territorium jener Stadt in Ionien, die ihren Namen trägt, vor. Der Kult in zwei Grot-ten im Gallesion-Gebirge ist für den Hellenismus (große Grotte) und die römische Kaiserzeit (kleine Grotte) bezeugt. Im zweiten Teil des Symposions standen die bildlichen Darstellungen von Meter/Kybele im Zentrum, die Vorträge konzentrierten sich auf die Ikonografie der Meter in archaischer Zeit und auf deren Verhältnis zu verwandten Gottheiten, insbesondere zu Artemis. E. Vikela (Io-nian University, Kerkyra) diskutierte die Kybele-Heiligtümer des 6. und 5. Jahrhunderts v. Chr. auf dem griechischen Festland und den ägäischen Inseln. A. Hermary (Université de Provence I, Aix-en-Provence/Marseille) thematisierte den Löwen zwischen Kybele und Ar-temis. Er plädierte dafür, den Löwen in archaischer und frühklassischer Zeit ikonografisch nicht auf Kybele allein festzulegen, sondern ihn als Ausdruck der Kraft und Stärke verschie-dener weiblicher Gottheiten zu sehen, insbesondere auch der Artemis. Diese Frage wurde von L. Rohaut (Université de Provence I, Aix-en-Provence/Marseille) aufgenommen und auf breiter Materialbasis weiter verfolgt. M. Kerschner (ÖAI Wien) stellte eine neue Naiskos-Stele aus dem Heiligtum der Artemis Kithone in Milet vor. In seinem Abendvortrag »Kubaba, Cy-bele and Magna Mater: the long journey of an Anatolian goddess to Rome« ging J. Bremmer

(Rijksuniversiteit Groningen) den Wegen der Verbreitung der Göttin nach, von ihren Ursprüngen im nordsyrischen Karkemiş über Phrygien, die Ägäis und Griechenland bis nach Rom.

Im Rahmen des Kulturjahres »Österreich ‒ Kroatien 2017« fand am 30. November im Kunsthistorischen Mu-seum Wien in Kooperation mit der Botschaft der Repu-blik Kroatien in Österreich und mit Unterstützung des österreichischen Außenministeriums das Symposium «Roman Croatia« statt. Die Erforschung des römischen Kroatien ist eng mit der Entwicklung der Archäologie in Österreich während des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts verbunden, zahlreiche in einschlägigen österreichischen Fachzeitschriften publizierte wissenschaftliche Beiträ-ge über Funde und Fundstellen auf heute kroatischem

Staatsgebiet legen davon Zeugnis ab. Temporär standen sogar die archäologischen Museen in Pula, Split und Zadar mit ihren überaus reichen Sammlungen römerzeitlicher Artefakte unter der Direktion des ÖAI.Im Rahmen des Symposiums berichteten zehn Wissenschafterinnen und Wissenschafter aus Kroatien über den aktuellen Stand der archäologischen Forschungen zur römischen Epo-che in ihrem Land. Der geografische Bogen der Vortragsthemen reichte vom antiken Istrien

über die römische Provinz Pannonien bis nach Dalmati-en. Die Vorträge boten sowohl einen Überblick über den Forschungsstand zur Archäologie (B. Migotti) und Wirt-schaftsgeschichte (R. Matijašic) ausgewählter kroatischer Regionen als auch Einblicke in das für die Erschließung des Gebiets während der Römerzeit zentrale Thema des römischen Militärs (I. Radman-Livaja; M. Sanader und D. Tončinić). Weitere Vorträge waren Glasfunden (A. A. Eterović Borzić – I. Fadić – B. Štefanac) und dem Kaiserkult in Narona (T. Glučina) gewidmet. Für die Mo-deration der Veranstaltung konnte M. Sanader, Leiterin der Abteilung für Archäologie der Universität Zagreb, gewonnen werden. Ein öffentlicher Festvortrag über die archäologischen Ausgrabungen in Salona-Solin (Dalma-tien) und ihre Bedeutung für die Spät antike, gehalten von E. Marin der Katholischen Universität Kroatien, be-endete das Symposium.

Die Kooperation mit der Botschaft der Republik Kroatien gewährleistete die Anbindung an die kroatische Community – laut Statistik Austria leben rund 19.000 kroatische Staatsbürger und -bürgerinnen in Wien. In diesem Zusammenhang bildete das Symposium »Roman Cro-

Teilnehmerinnen und Teil-nehmer des Symposiums »Roman Croatia« im KHM Wien (Foto J. Kreuzer)

Abendvortrag in der Botschaft der Republik Kroatien in Österreich im Rahmen des Symposiums »Roman Croatia« (Foto J. Kreuzer)

VERZEICHNISSE 2017 • VERANSTALTUNGEN UND EREIGNISSE

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atia« auch eine zentrale Veranstaltung des 2017 stattgefundenen Kulturjahres »Österreich-Kroatien«, das unter dem Motto »Gemeinsam Kultur Erleben« stand.

Von 1. bis 2. Dezember veranstaltete die Zweigstelle Athen das internationale Symposium »Similarities and Differences in Urban History, Material Culture and Methodological Ap-proaches of three Northern Peloponnesian Poleis: Aigeira, Lousoi and Sikyon«.Der Fokus lag auf jüngsten multidisziplinären Untersuchungen in den antiken Städten Alt-Sikyon, Sikyon-Demetrias, Aigeira und Lousoi, die das Verständnis der griechischen Poliskul-tur in den Landschaften der Korinthia, Achaia und Arkadien bereichert haben. Ziel war eine kritische Einschätzung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der historischen Entwick-lung der drei Poleis sowie in den Ausprägungsformen ihrer materiellen Kultur. In den Vorträgen wurden die Potenziale hinterfragt, welche die untersuchten Städte sowohl mit Blick auf die großflächige Erforschung von Fragen zu Siedlungsraum und Städtebau als auch hinsichtlich Detailstudien zur materiellen Kultur in sich tragen. Intensiv wurden die unterschiedlichen methodischen Herangehensweisen diskutiert, die bei der Untersuchung der drei Städte angewandt werden. Gleichzeitig haben die Beiträge eine Reihe neuer Fra-gen aufgeworfen, die etwa die Dynamik der Siedlungsentwicklung, Grundzüge der Stadt-planung, wirtschaftliches Wachstum und Niedergang oder die kulturelle Identität betreffen. Den Rahmen für die Einordnung der vorgestellten Forschungen in größere Zusammenhänge lieferten darüber hinaus Grundsatzreferate zur politischen und wirtschaftlichen Geschichte der nördlichen Peloponnes in der Antike, zu den naturräumlichen Voraussetzungen für die Entwicklung der Städte sowie zu dem Potenzial peloponnesischer Poleis, zu einem erweiter-ten Verständnis griechischer Stadtkultur beizutragen.

N. Nicklisch (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt) referierte am 5. Dezember bei den »Neuen bioarchäologischen Forschungen« über »Leben und Sterben im Dreißigjährigen Krieg«.

In Kooperation mit der Universität Regensburg und in Zusammenarbeit mit dem Themen-verbund »Urbane Zentren und europäische Kultur in der Vormoderne« und unterstützt durch die Universitätsstiftung Hans Vielberth fand am 7. und 8. Dezember das Symposium »Ephesos, eine Metropole der hellenistischen und römischen Welt« in Regensburg statt. Ein vorangehender Workshop, geleitet von D. Steuernagel (Universität Regensburg) und S. Lad-stätter (ÖAI Wien), richtete sich an fortgeschrittene Studierende und Doktoranden/-innen der Klassischen Archäologie und des GRK »Metropolität in der Vormoderne«. D. Steuernagel eröffnete die Tagung mit einführenden Worten zu Konzept und Anliegen der Veranstaltung, hieran schloss sich das Grußwort von U. Hebel, Präsident der Universität Regensburg, an.S. Keay (Southampton) verglich in seinem Beitrag den Hafen Roms mit dem Hafen von Ephe-sos: Zunächst betrachtete er intensiv den römischen Hafen Portus, sodann den deutlich klei-neren Hafen von Ephesos unter den Gesichtspunkten Architektur, Chronologie, Dimension, städtebauliche An- und Einbindung sowie Interpretation einzelner Gebäude, wobei insbe-sondere deren Funktion berücksichtigt wurde. Zu den wesentlichen Ergebnissen zählte die Erkenntnis, dass der künstlich geschaffene Portus Romae durch einen starken kaiserlichen Impetus und eine Fokussierung auf administrative Aufgaben geprägt war, während der Por-tus Ephesiorum durch sein lokales und regionalwirtschaftliches Umfeld und die kommunale Selbstverwaltung der Ephesier beeinflusst war.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Sympo-siums »Similarities and Differences in Urban History, Material Cul-ture and Methodological Approaches of three Northern Peloponnesian Poleis: Aigeira, Lousoi and Sikyon« (Foto K.-V. von Eickstedt)

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D. Steuernagel präsentierte Überlegungen zum sog. Staatsmarkt von Ephesos unter der Be-zugnahme auf Ergebnisse aus dem DFG-geförderten Projekt »Die Obere Agora in Ephesos«, welches in den Jahren 2014 – 2016 in enger Kooperation mit der Historischen Bauforschung der OTH Regensburg (T. Schulz-Brize) und dem ÖAI Wien durchgeführt wurde. Steuernagel rekonstruierte die architektonische und chronologische Entwicklung der Oberen Agora von der Gründung der Stadt durch Lysimachos bis zur augusteischen Zeit und verwies darauf, dass die Platzanlage in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. bereits durch die bauliche Einfassung mit einer Nord- und Südhalle, der westlichen Stützmauer und einem Nordostbau klar definiert war und das Bauprogramm möglicherweise den Attaliden zuzuschreiben sei. Die südöstliche Ausfallstraße zum Magnesischen Tor, welches um 100 v. Chr. errichtet wurde, könnte im 2. Jahrhundert noch über die Platzanlage hinweg verlaufen sein, wodurch bisher noch ungeprüfte Modifikationen der bislang rekonstruierten Stadtraster notwendig würden. Die eventuell im späten Hellenismus verlagerte Südstraße südlich der Südstoa war über eine nachträglich eingefügte Toranlage mit dem ›Staatsmarkt‹ verbunden; weitere An- und Um-baumaßnahmen konnten im Zuge der Grabungen der letzten Jahre dokumentiert werden. Abschließend wurde auf die wichtige Funktion der Platzanlage als Selbstbild der Stadt und ihrer Bürger verwiesen.T. Schulz-Brize referierte zum sog. Serapis-Tempel von Ephesos, welcher seit 2011 mit der Unterstützung des ÖAI Wien und der Ephesos Foundation ausführlich untersucht werden konnte. Die detaillierte Bauaufnahme des Gebäudes der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr., welches im Mittelalter durch ein Erdbeben zerstört worden war, ließ die hohen An-sprüche des monumentalen Bauvorhabens erkennen: Der achtsäulige Prostylos mit Freitrep-pe und in den Fels eingearbeiteter Rückwand hatte zweischalige Wände, ein Kanalsystem mit großer Wasserzuleitung für die Bewässerung von Brunnenfiguren in Wandnischen, einen begehbaren Erscheinungsgiebel, eine hölzerne Dachkonstruktion, ein monolithisches Ein-gangsportal mit einer lichten Höhe von 9,30 m, monolithische Säulen und aufwendigste Bau-ornamentik. Der weiße Marmor wurde aus Prokonessos importiert, wo er bereits weitgehend vorgefertigt worden war. Nicht ausgearbeitete Einzelelemente bezeugen, dass der Tempel nie fertiggestellt wurde, und bieten Einblicke in die Technik und die Vorgehensweise der Antike. Aufgrund des guten Erhaltungszustands (80 % der Fassade) und wegen konservatorischer Überlegungen soll in naher Zukunft eine Teilanastylose durchgeführt werden. Der Vortrag von L. Zabrana (ÖAI Wien) befasste sich im Allgemeinen mit dem Artemisheilig-tum in Ephesos, seiner Funktion und den bereits von J. T. Wood 1869 – 1874 dokumentierten Gebäuden des Tempelbezirks in römischer Zeit, im Speziellen widmete er sich der einzigen noch heute sichtbaren römischen Ruine des Heiligtumsareals, welche seit 2009 vom ÖAI Wien erforscht wird. Es handelt sich dabei um ein Gebäude in opus caementicium-Bauweise mit halbkreisförmigen Sitzstufen der Cavea, einem Stiegenaufgang hinunter zu den Sub-struktionen, einer Orchestra und einem erhöhten Bühnengebäude. Bautypologische Verglei-che und das Fundmaterial ermöglichten eine Interpretation als frühkaiserzeitliches Odeion, welches auf 14 Sitzrängen 1.000 Zuschauern Platz bei der Aufführung musischer Agone im Rahmen heiliger Spiele für Artemis bot. Der Beitrag von M. Steskal (ÖAI Wien) beleuchtete die Nekropolen von Ephesos, ihre Lage, Entwicklung, Charakteristika und die Frage nach dem Zusammenhang von Grabbauten/-praktiken und der Gesellschaft. Zunächst konnte festgestellt werden, dass mit Ausnahme weniger intramuraler Bestattungen, wie beispielsweise der Bestattung des Prokonsuls Celsus in der Celsus-Bibliothek, die Toten von Ephesos primär in den Nekropolen entlang der Aus-fallstraßen bzw. entlang des Hafenkanals in der sog. Hafennekropole beigesetzt wurden; und dies in frei stehenden, einfachen Grabhäusern, kistenähnlichen Gräbern oder in Sarkophagen. Kontemplativ, privat und uniform wirken die Gräber, deren Typologie aus ihrer Funktion heraus zu erklären ist, wobei die Begräbnisse selbst samt der Totenfeier und Präsentation luxuriöser Sarkophage durchaus öffentlichkeitswirksam inszeniert werden konnten. Die Uni-formität der Grabmäler ist daher kein Indikator für die Egalität der ephesischen Gesellschaft. N. Schindel (ÖAW-IKAnt) befasste sich mit den Fundmünzen aus Ephesos, besonders mit den zahlenmäßig stärksten spät antiken und frühbyzantinischen Münzen, und ihrer statistischen Auswertung. Zunächst wurde ein kurzer Überblick der Forschungsgeschichte gegeben, woraufhin eine quantitative Auflistung der Münzen nach Epochen, Jahren und Münzstätten erfolgte. Verschiedene Gründe für die jeweilige Verteilung wurden angeführt, beispielsweise Ortsabhängigkeit, Größe der Münzen und das Ende der ephesischen Münzprägung um 260 n. Chr. Abschließend präsentierte Schindel vier verschiedene Teilaspekte des Fundmünzspekt-rums von Ephesos, nämlich die Münzen mit Zeno-Monogrammen, das Verhältnis von ephe-sischen und karthagischen Münzen, das Fehlen arabischer Münzen während der arabischen

VERZEICHNISSE 2017 • VERANSTALTUNGEN UND EREIGNISSE

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Belagerung im 7./8. Jahrhundert n. Chr. und den Rückgang des Fundmünzaufkommens in Ephesos unter Heraclius 615/616 n. Chr.F. Kirbihler (Universität Nancy) bot einen Einblick in seine umfassende Untersuchung sena-torischer Familien aus Ephesos. Er konnte feststellen, dass bereits an der Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert n. Chr. – und damit deutlich früher als bislang angenommen – angesehene Ephesier senatorische Ämter bekleideten. Im späten 2. Jahrhundert n. Chr. nahm die Anzahl ephesischer Senatoren deutlich zu und erreichte ihren Höhepunkt 193 – 250/260 n. Chr. Die epigrafischen Zeugnisse, welche die Grundlage der Untersuchung darstellen, fehlen ab der Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. Kirbihlers Zusammenstellung zählt 47 – 68 ephesische Sena-turen, je nachdem, ob zu den senatorischen Familien aus Ephesos auch jene gezählt werden, welche von anderen Städten hierher siedelten, um eine politische Laufbahn in der Provinz-hauptstadt zu beginnen. In seinem Vortrag zeichnete Kirbihler eine chronologische Abfolge ephesischer Senatoren nach, verwies anhand von Stammbäumen auf Besonderheiten und Fa-milienstrategien.Der Vortrag von C. Baier (ÖAI Athen) beschäftigte sich mit dem palastartigen Gebäudekom-plex oberhalb des ephesischen Theaters, welcher in den Jahren 2009 – 2014 intensiv unter-sucht worden war. Ehemals über der Stadt weithin sichtbar inszeniert, konnte das Gebäude in seiner ersten Bauphase in das mittlere 2. Jahrhundert v. Chr. datiert werden, eine massive Erweiterung erfolgte in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. Das Zentrum des hel-lenistischen, von pergamenischen Bauformen beeinflussten Hauses bildete der dorische Pe-ristylhof mit angrenzenden Exedren. In direkter Nähe oberhalb des Theaters befand sich ein späthellenistisches Ehrenmonument, welches heute kaum noch erhalten ist. Das Peristylhaus stellte möglicherweise die Residenz eines Amtsträgers oder Strategen dar und wurde in der römischen Kaiserzeit durch die Provinzialadministration weiter genutzt, monumental ausge-baut und den ideologischen Bedürfnissen angepasst. S. Ladstätter setzte Ephesos als spät antike Metropole in den Fokus ihrer Betrachtungen, in-dem sie frühchristliche Heiligenverehrung und Pilgerstätten in Ephesos beleuchtete. Die untergeordneten Thematiken waren dabei Reliquien, ad sanctos-Bestattungen und Eulogien, welche im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. mit der starken Verehrung lokaler Märtyrer und prominenter Christen der ersten Generation, da sie Ephesos selbst besucht hatten, großes Interesse und rege Beliebtheit fanden. Die mögliche Funktionsweise einer Berührungsreli-quie veranschaulichte ein kleinasiatisches Marmorreliquiar, welches in Pamuçak bei Ephesos gefunden wurde, und in welchem die Reliquie mit Öl übergossen werden konnte. Weitere Funde, beispielsweise Ampullen, Reliquienkreuze, Medaillons und Tränenfläschchen, ver-mittelten einen Eindruck des Fundspektrums und der großen Anzahl von Eulogien aus dem spät antiken Pilgerzentrum Ephesos.Abschließend führte D. Steuernagel zum Begriff der Metropole zurück. Nach der ausführli-chen epochen- und gattungsübergreifenden Betrachtung einer Auswahl verschiedenster As-pekte wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Lebens entspricht die kleinasiatische Stadt Ephesos tatsächlich – nicht nur im antiken Selbstverständnis, sondern auch im modernen Rückblick – einer Metropole, welche sich durch die angesprochenen Phänomene als solche konstituiert.

Den Abschluss des Jahres bildete der ÖAI-Workshop am 11. und 12. Dezember in Wien, bei dem die ÖAI-Arbeitsgruppen »Siedlungsarchäologie«, »Kult und Heiligtum« sowie »Kera-mikstudien« die Schwerpunkte ihrer Forschungsarbeit vorstellten. Am 12. Dezember präsen-tierte der Verlag Holzhausen öffentlich die ÖAI-Publikationen des Jahres 2017. Im Anschluss an die Begrüßung durch G. Ambros, geschäftsführende Gesellschafterin des Verlags, sprachen K. Töchterle, Präsident der Österreichischen Forschungsgemeinschaft, und K. Tockner, Prä-sident des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), einleitende Worte.

Im Jahr 2017 wurden rund 250 Beiträge in Printmedien, Radio und TV sowie auf News-Web-sites veröffentlicht. Die Twitteraktivitäten wurden verstärkt: Derzeit hat @oeaw_oeai rund 300 Follower.

Die Umstellung des Corporate Design des ÖAI auf jenes der ÖAW ist in allen Bereichen ab-geschlossen. Insbesondere die neue Website, die seit September 2017 in deutscher und engli-scher Sprache online ist, bietet zahlreiche Features, wie einen flexiblen Newsbereich auf der Homeseite, Möglichkeiten zum Anmeldungsmanagement für Veranstaltungen oder das ÖAI-Intranet.

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LEHRTÄTIGKEITENM. Binder, Lehrgrabung 1 und 2, Universität Wien.M. Binder, Archäologisches Grabungspraktikum für Studierende der Anthropologie, Univer-

sität Wien.A. Galik, Bau und Struktur des Bewegungsapparates I, Konversatorium Veterinärmedizini-

sche Universität Wien.A. Galik, Wissenschaft in der Veterinärmedizin – Praxis I, Mentoring Veterinärmedizinische

Universität Wien.A. Galik, Grundlagen der Archäozoologie, Gastvorlesung in der Lehrveranstaltung »Bioar-

chäologie«, Paris-Lodron-Universität Salzburg.W. Gauß, Lehrgrabung Aigeira, Universität Freiburg i. Br. S. Gimatzidis, Götter und Sterbliche in Athen: Religiöses und privates Leben auf schwarz-

und rotfiguriger Keramik, Proseminar, Universität Wien.A. G. Heiss, Naturwissenschaftliche Methoden (Bio- und Geoarchäologie), Ringvorlesung

Universität Wien.A. G. Heiss, Archäobotanik I: Theorie, Methoden, Seniorenakademie der Universität Inns-

bruck, 27. 4. 2017.A. G. Heiss, Archäobotanik II: Anwendungen, Seniorenakademie der Universität Innsbruck,

25. 5. 2017.A. G. Heiss, Good Practice »Innovative Lehrmethoden an der BOKU«, BOKU Nachhaltig-

keitstag & Tag des Lehrens und Lernens, Wien, 1. 6. 2017.C. Hinker, Provinzialrömische Archäologie: Römisches Glas, Universität Innsbruck.O. Hülden. Archäologie und Geschichte der Peloponnes, Übung, LMU München.O. Hülden, Steine und Scherben in der Landschaft. Einblicke in die Survey-Archäologie des

Ostmittelmeerraumes, Vorlesung, Universität Wien.M. Kerschner, Ionische Heiligtümer, Proseminar, Paris-Lodron-Universität Salzburg.M. Steskal, Sport bei den Römern – Athleten, Publikum und Sponsoren, Proseminar, Univer-

sität Wien.

AKADEMISCHE LEISTUNGEN UND AUSZEICHNUNGENA. Dolea wurde mit einem zweimonatigen Post-Doc-Stipendium der Österreichischen Aka-demie der Wissenschaften am ÖAI Athen ausgezeichnet und wurde auch als Mentee in ein einjähriges Mentoring-Programm für junge Wissenschafterinnen unter der Schirmherrschaft der ÖAW aufgenommen.Das Projekt »Die Befestigungen von Aigeira« von A. Sokolicek wurde mit 1. Dezember 2017 vom FWF bewilligt (Projektlaufzeit: 2018 – 2022).

BIBLIOGRAFIE

Die Bibliografie umfasst die im Jahr 2017 erschienenen Publikationen von Institutsangehöri-gen und Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeitern sowie Publikationen, welche mit Unter-stützung des ÖAI erschienen sind.

Monografien und Sammelbände herausgegeben vom ÖAI im Verlag Holzhausen

Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien (ÖJh) 85, 2016 (2017).C. Kintrup, Attische Sarkophage aus Ephesos. Mit einem Beitrag von W. Prochaska, ErghÖJh

16 (Wien 2017).

VERZEICHNISSE 2017 • BIBLIOGRAFIE

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V. Mitsopoulos-Leon, Hellenistische Häuser in Lousoi. Keramik und Kleinfunde aus den Gra-bungen 1983 – 1994, SoSchrÖAI 55 (Wien 2017).

A. M. Pülz, Byzantine Artefacts from Ephesos. A Catalogue. With a contribution by D. Zs. Schwarcz and M. Mörth (Wien 2017).

Monografien und Sammelbände herausgegeben mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Ägypten und Levante (AegLev) 27 (2017).F. Krinzinger – P. Ruggendorfer (Hrsg.), Das Theater von Ephesos. Archäologischer Befund,

Funde und Chronologie. Mit Beiträgen von Duygu Akar-Tanrıver, Maria Aurenhammer, Viktor Böhm, Gerhard Forstenpointner, Alfred Galik, Tina Hobel, Martin Hofbauer, Birgit Öhlinger, Arzu Öztürk (†), Andrea M. Pülz, Elisabeth Rathmayr, Christoph Samitz, Pa-trick Sänger, Ursula Schachinger, Gudrun Styhler-Aydın, Hans Taeuber, Marcel Tschan-nerl, Alice Waldner, Gerald E. Weissengruber, FiE 2, 1 (Wien 2017).

U. Quatember, Der sogenannte Hadrianstempel an der Kuretenstraße. Mit Beiträgen von Ro-bert Kalasek, Martin Pliessnig, Walter Prochska, Hans Quatember, Hans Taeuber, Barbara Thuswaldner, Johannes Weber, FiE 11, 3 (Wien 2017).

Monografien und Sammelbände herausgegeben oder verfasst von Mitarbeiterin-nen und Mitarbeitern des ÖAI in anderen Verlagen

M. Binder – M. Penz – L. Quade – C. Ranseder – S. Sakl-Oberthaler, Archäologische Zeugnisse der Schlacht von Aspern 1809, Wien Archäologisch 13 (Wien 2017).

M. Spencer – A. Stevens – M. Binder (Hrsg.), Nubia in the New Kingdom: Lived Experience, Pharaonic Control and Indigenous Traditions. Proceedings of the Annual Egyptological Colloquium, British Museum 11 – 12 July 2013, British Museum Publications on Egypt and Sudan 3 (Leuven 2017).

S. Groh – H. Sedlmayer, Otium cum dignitate et negotium trans mare. La villa maritima di San Simone (Simonov zaliv) in Istria (Slovenia), Richerche series maior 7 (Bologna 2017).

S. Groh – D. Gabler (mit einem Beitrag von H. Sedlmayer), Terra Sigillata aus den Zivil-städten von Carnuntum und Aquincum. Eine Analyse des Sigillata-Importes der Provinz-hauptstädte von Pannonia Superior et Inferior, Archäologische Forschungen in Niederös-terreich N. F. 4. (Krems 2017).

I. Dörfler – P. Gleirscher – S. Ladstätter – I. Pucker (Hrsg.), Ad Amussim. Festschrift Franz Glaser, Kärntner Museumsschriften 85 (Klagenfurt 2017).

G. Wiplinger – W. Letzner (Hrsg.), Wasserwesen zur Zeit des Frontinus. Bauwerke – Tech-nik – Kultur. Tagungsband des internationalen Frontinus-Symposiums Trier, 25. – 29. Mai 2016, Festschrift 40 Jahre Frontinus-Gesellschaft, BABesch Suppl. 32 = Schriftenreihe der Frontinus-Gesellschaft Suppl. 4 (Leuven 2017).

Beiträge in Zeitschriften, Reihen und Sammelbänden

M. Aurenhammer, Skulpturen und Inventar: Funde aus den Jahren 1993 bis 2012, in: F. Krin-zinger – P. Ruggendorfer (Hrsg.), Das Theater von Ephesos. Archäologischer Befund, Fun-de und Chronologie, FiE 2, 1 (Wien 2017) 339 – 373.

M. Aurenhammer, Skulpturen aus Ephesos, der ›Metropolis von Asia‹, Arkhe Sonderbd. 4, 2017, 6 – 19.

C. Baier, A P(a)lace of Remembrance? Reflections on the Historical Depth of a Monumental Domus in Ephesos, in: E. Mortensen – B. Poulsen (Hrsg.), Cityscapes and Monuments of Western Asia Minor. Memories and Identities (Oxford 2017) 122 – 134.

M. Binder, The New Kingdom Cemeteries at Amara West, in: M. Spencer – A. Stevens – M. Binder (Hrsg.), Nubia in the New Kingdom: Lived Experience, Pharaonic Control and Indigenous Traditions. Proceedings of the Annual Egyptological Colloquium, British Mu-

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seum 11 – 12 July 2013, British Museum Publications on Egypt and Sudan 3 (Leuven 2017) 591 – 614.

M. Binder – M. Gamble, A new Department of Bioarchaeology at the Austrian Archaeological Institute, Austrian Academy of Sciences, Paleopathology Newsletter 2, 2017, 22.

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MITGLIEDER DES ÖAI

Im Jahr 2017 betrauerte das Österreichische Archäologische Institut das Ableben seiner Mitglieder

Yusuf BoysalDavid FrenchThuri LorenzWolfram MartiniWilliam Kelly Simpson