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1 50 Jahre ASF in den Niederlanden und Norwegen 50 Years of ARSP in the Netherlands and Norway zeichen Nr. 1 März 2009 Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V. zeichen

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150 Jahre ASF in den Niederlanden und Norwegen

50 Years of ARSP in theNetherlands and Norway

zeichen Nr. 1 März 2009 Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V.

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GABRIELE KAMMERER

AKTION SÜHNEZEICHEN FRIEDENSDIENSTE

ABER MAN KANN ES EINFACH TUN

ERSTMALS ERZÄHLT DIESES BUCH ausführ-

lich von atemberaubenden Anfängen und zer-

mürbenden Durststrecken, von der Konfronta-

tion christlichen Tatendrangs mit dem real

existierenden Sozialismus, von der Begegnung

von Christen und Juden, von Friedensdemos,

politischer Pädagogik und der Öffnung zum in-

ternationalen Austausch.

Fünfzig Jahre Aktion Sühnezeichen – das ist

nicht nur eine deutsch-deutsche Nachkriegsge-

schichte aus zivilgesellschaftlicher Perspektive.

Die Arbeit dieser Organisation ist international

zukunftsweisend.

GABRIELE KAMMERER lebt als freie Autorin

und Hörfunkjournalistin in Berlin. Nach einem

Freiwilligendienst in Frankreich hat sie Evange-

lische Theologie, Soziologie und Philosophie

studiert.

Zu bestellen bei ASF,

Auguststr. 80, 10117 Berlin

per Fax 030-28 395-135

oder unter [email protected]

Lamuv Verlag, 272 S.,

46 S. Bildteil, Euro 24,90

Ab Mai im Buchhandel

ISBN 978-3-88977-684-6

AKTION SÜHNEZEICHEN FRIEDENSDIENSTE

ist seit vielen Jahrzehnten eine der bedeu tends-

ten Organisationen für Freiwilligendienste in

Deutschland. Sie hat die politische Landschaft

geprägt, bahnte den Weg für die diplomati-

schen Beziehungen zu Israel sowie die Ent-

spannungspolitik nach Osten in den sechziger

und siebziger Jahren. Mit ihrer Erinnerungs-

arbeit, ihrem Friedensengagement in Ost und

West, durch die Arbeit Tausender ihrer Freiwilli-

gen in kurz-, mittel- und langfristigen Diensten

im In- und Ausland war sie der großen Politik

oft einen entscheidenden Schritt voraus.

Die Organisation war eine der führenden Kräf-

te in der westdeutschen Friedensbewegung An-

fang der achtziger Jahre. Zwangsläufig lotete

sie die unterschiedlichen Spielräume in beiden

deutschen Staaten aus, denn die deutsche Tei-

lung spaltete auch Aktion Sühnezeichen.

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3zeichen März 2009 Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V.

Regelmäßige Informationen von und über Aktion Sühnezeichen Friedensdienste erhalten Sie per E-Mail durch unseren Newsletter.Anmeldung unter www.asf-ev.de .

Inhalt / Table of contentsEditorial, Barbara Kettnaker und Dörte Esselborn 4-5Sühnezeichen im Aufbruch / The Emergence of Action Reconciliation, Hans-Richard Nevermann 6-7ASF in den Niederlanden / ASF in the Netherlands, Barbara Schöpping und Karen Polak 8-9

ASF-Freiwillige: Brückenbauer zwischen den Kulturen / ASF Volunteers: Building Bridges between Cultures, Veline Backofen 10-11Freiwillige im Dialog – Ein niederländisch-deutsches Gespräch / Volunteers in Dialogue – a Dutch-German Discussion, Dennis Fink und Tom Bergrath 12-13Erinnerungskulturen im Dialog – Ein deutsch-norwegisches Gespräch zwischen Freiwilligen / Cultures of Remembrance in Dialogue – A German-Norwegian Discussion among Volunteers, Samuel Tannhäuser 14-15Was Ihr tut, ist Friedensarbeit – Gespräch mit dem norwegischen Widerstandskämpfer Bernt Lund / What your Are all Doing is Peace Work – Speaking with the Norwegian Resistance Fighter Bernt Lund, Frieder Wolfsberger 16-17»Und das Gefühl blieb!« – Geschichte im Dialog: Freiwillige über ihre Begegnung mit zwei Zeitzeuginnen /»And the Feeling Remained« – History in Dialogue: Volunteer´s Meeting with two Historical Witnesses, Inga Schlosser 18-21ASF-Freiwillige in den Niederlanden / ASF Volunteers in the Netherlands 19, 21Stimmen von ASF-Projektpartnern in Norwegen und den Niederlanden / ASF Project Partners in Norwegian and the Netherlands 22-23

Andacht / Prayer-ServiceErfahrungen, die wir einfach weitergeben müssen / Experiences We have to Pass on, Veline Backofen 24-25

ASF-NachrichtenMehr als »Friede, Freude, Eierkuchen« – ASF-Jahrestreffen 2009: Aktion Sühnezeichen und internationale Friedensmission(en), Christine Bischatka 26Nachdenkliches über Sühnezeichen – Adolf Muschg sprach beim ASF-Jahresempfang, Johannes Zerger 27ASF-Kuratorium zu konkurrierenden Erinnerungen und dem Nahostkonflikt, Johannes Zerger 27Abschied von Eröspuszta – Nachfolger für Sommerlager in Ungarn gesucht, Hans und Helga Gottschalk 28Große ASF-Beteiligung bei GEH-DENKEN-Demonstration in Dresden – Ruth Misselwitz kritisiert Geschichtsverdrehung durch rechtsextremen Aufmarsch, Johannes Zerger 29»Dem Frieden Wurzeln geben« – Rückblick auf das 50 Jahre ASF Jubiläumsjahr 2008, Christian Staffa 3050 Jahre ASF-Jubiläumsdokumentationen erschienen 30Mit breiter Basis über die Finanzkrise hinweg, Bettina Hoffmann 31Eindrücke eines ASF-Freiwilligen während des Gaza-Konfliktes – Von Deutschland aus erscheint die Situation für viele anders als für uns… , Matthias Sievers 32»LeDor Dor… Von Generation zu Generation« – Begegnungsprojekt mit israelischen Schoah-Überlebenden in Deutschland, Dörthe Engels 33

Nachrufe: »Erinnerung ist Aufruhr« – Nachruf auf Manfred Karnetzki, Christian Staffa 34»Wir trauern um einen sehr sanftmütigen Menschen!«, Lothar Wittkopf 34-35»Er hat mir seine Heiterkeit geschenkt« – Gedanken zu meinem Vater Manfred Karnetzki, Mirjam Karnetzki 35Gedenken an Heta Kriener – Sie hat immer über den eigenen Tellerrand hinaus geblickt, Ilse Härter 36Ein Friedensarbeiter und Mutmacher – Zum Tod von Günther Reinboth, Wolf Jung 36»Sie fliegen wieder, die Schmetterlinge« – Brief an den Überlebenden von Theresienstadt Martin Glas, gestorben im Herbst 2008, Rudolf Grimm 37Abschied von Dik Linthout, Barbara Schöpping 37

KurznachrichtenGlückwunsch! Helmut Morlok wird 80 Jahre, Leszek Szuster 38Hans Koschnick zum 80. Geburtstag – Einer, bei dem Reden und Handeln stets übereinstimmen, Hans-Jochen Vogel 38Personalwechsel bei ASF / Friedensarbeit gewürdigt – Deutsch-Polnischer Friedenspreis wurde an ASF verliehen / Film über ASF-Arbeit ausgezeichnet / Fünf Möglichkeiten, wie Sie sich mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienste für Frieden, Verständigung und Menschenrechte einsetzen können 39

Impressum / Imprint:Mitbegründer / Co-founder: Volker von Törne †Ausgabe / Issue: 1 März 2009, 37. JahrgangAuflage / Copies: 17.000 Herausgeber / Editor: Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V. / Action Reconciliation Service for Peace • Auguststraße 80 • D-10117 BerlinTel. / Fon +49 (0)30 28395-184 • Fax +49 (0)30 28395-135 • e-mail: [email protected], Internet: www.asf-ev.deSpendenkonto / Number of donation account: Bank für Sozialwirtschaft Berlin, Nr. 311 37-00, BLZ / Swift: 100 205 00 BIC: BFSWDE33BER, IBAN: DE68 1002 0500 0003 1137 00Redaktion / Editorial staff: Karl Grünberg, Johannes Zerger (verantwortlich / responsible)Übersetzungen / Translations: Miriamne FieldsDank für Unterstützung / Thanks for support: Ursel MüllerErscheinungsweise / Frequency: vierteljährlich / quaterlySatz, Layout / Print layout: take offset-druck, Fredersdorf b. BerlinDruck / Print: Westkreuz Druckerei Ahrens, Berlin

Titelbild / Cover picture: Das Titelbild zeigt eine Teilnehmerin des ASF-Sommerlagers in Norwegen im Jahr 2006 / Participant of an ASF summer camp in Norway in 2006, Foto: ASF-Archiv.

Fotos / Pictures: Archiv 4, 6, 7, 9, 12, 13, 14, 19, 22, 24, 25, 31, 32, 33, 34, 35, 38, 39, 40 · Gundi Abramksi 21, 27, 30 · Veline Backofen 10Heinz Gottschalk 28 · Rudolf Grimm 37 · Robert Münch 11 · Inga Schlosser 18, 20 · Barbara Schöpping 8 · Frieder Wolfsberger 5, 15, 16, 17 Johannes Zerger 26, 29

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deskreises ASF‘s Venner, NOR) lässt uns im Gespräch mit der ASF-Landesbeauftragten in Nor-wegen Veline Backofen teilhaben an seiner Geschichte und Perspek-tive mit und auf ASF. Gemein-samkeiten gibt es viele in der Ar-beit von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in Norwegen und den Niederlanden: in beiden Län-dern gibt es – wie in vielen ande-ren Ländern auch – aktive Freun-deskreise, die die Arbeit von ASF eng und in stetem Dialog beglei-

ten. Die Anre-gungen und die Unterstützung unserer Partner haben unsere Arbeit immer wieder produk-tiv hinterfragt und vorange-bracht.

In der Hoff-nung auf den

weiteren frucht-baren und in-tensiven Dialog mit Ihnen, grü-ßen wir in Vor-

freude auf ein Wiedersehen oder Kennenlernen in Amsterdam oder Oslo im Mai 2009.

Ihre und Eure

Barbara Kettnaker und Dörte Es-selborn

das 50-jährige Bestehen von Aktion Sühnezeichen Friedens-dienste (ASF) haben wir im letz-ten Jahr gefeiert: Viele von Euch und Ihnen waren bei einer der vielfältigen Jubiläumsveranstal-tungen dabei und haben in zahl-reichen Begegnungen und Ge-sprächen die Geschichte und Ge-genwart von ASF lebendig werden lassen und gemeinsam in die Zu-kunft geblickt.

Ganz folgerichtig feiern wir nun die 50. Geburtstage mit

unseren Part-nern in den Län-dern, von denen die ersten Einla-dungen an Akti-on Sühnezeichen ausgingen, an die Freiwilligen die »es einfach tun« wollten. Die ersten Partner waren die »Her-vormde Kerk« aus den Nieder-landen, so dass im April 1959 eine Gruppe jun-ger Bauarbeiter aus Köln und Ber-lin in Ouddorp, Zeeland, mit dem Bau eines Erholungsheimes für niederländische Arbeiterfamilien beginnen konnte. Im September 1959 folgte eine Gruppe der Ein-ladung des norwegisch-deutschen Kirchenkonvents und errichtete in Nordnorwegen ein Wirtschaftsge-

bäude für das Behindertenheim Trastad Gaard. Die Einladungen waren zunächst für Bauprojekte ausgesprochen, erst später folgten soziale Projekte in den Niederlan-den und Norwegen und Einladun-gen aus weiteren Ländern.

In dieser niederländisch-norwe-gischen zeichen-Jubiläumsaus-

gabe »entführen« uns Projektpart-nerInnen, Freiwillige, Freunde und Freundinnen von ASF und wir uns selbst in eine 50-jährige

Geschichte voller Annäherung, Irritationen, Fragen und Freund-schaft. So begeben sich die Histo-rikerin Karen Polak (Anne-Frank-Stiftung, Amsterdam) und die ASF-Landesbeauftragte Barbara Schöpping auf die Spur von ASF in den Niederlanden. Björn Sand-vik (Pfarrer, Gründer des Freun-

Liebe Leserin,lieber Leser,

Freiwillige in Norwegenbilden »ASF«

ASF volunteers in Norway

Barbara Kettnaker, ASF-Freiwilligenreferentin für

Norwegen

Barbara Kettnaker, ASF Program Director for Norway

for ASF i Norge, Veline Backofen.. Det er mange fellestrekk i ASF’s arbeid i Nederland og Norge: I begge land finnes det, som også i mange andre land, aktive og støt-tende vennekretser, som følger arbeidet nært og med stadig dia-log. Vårt arbeid har alltid blitt fulgt opp og brakt videre gjennom positive forslag og støtte fra våre partnere.

Vi håper på videre fruktbar og intensiv dialog med dem, og

vi ser fram til gjensyn eller nær-mere bekjentskap i Amsterdam eller i Oslo i mai 2009.

Med hilsen

Barbara Kettnaker og Dörte Essel-born

ASF’s 50- års jubileum feiret vi stort i fjor. Mange av dere var da med på et av de mange jubileums- arrangementene. Gjennom mange møter og samtaler kunne dere da la ASF’ historie og nåtid bli leven-de, og dere kunne se framover mot en felles framtid.

Det er da rett og rimelig at vi fortsetter feiringen av de 50

år, sammen med våre partnere i de land som var de første til å innby til ASF, de som ganske enkelt vil-le ”sette i gang”. Den første part-ner var Hervormde Kerk i Neder-land og Nordisk-Tysk Kirkekon-vent. I april 1959 begynte en gruppe unge bygningsarbeidere fra Köln og Berlin å bygge et fe-riehjem for nederlandske arbeid-erfamilier i Ouddorp, Zeeland. I september 1959 fulgte en gruppe

som bygde driftsbygning på et hjem for utviklingshemmede på Trastad gård i Norge. Innbydelse-ne gjaldt i første omgang byg-ningsprosjekter, først senere fulg-te sosiale prosjekter i Nederland, Norge og fra andre land.

I denne nederlandsk- norske ju-bileumsutgaven tar vi og pros-

jektpartnere, frivillige, venner og venninner av ASF dere alle med til en 50-årige historie fylt av til-pasning, irritasjoner, spørsmål og vennskap. Historikeren Karen Po-lak (Anne-Frank- Stiftelsen, Ams-terdam) og ASF-leder Barbara Schöpping begir seg ut på å følge ASF-spor i Nederland. Bjørn Sandvik (sokneprest, grunnlegger av ASF’s venner i Norge) lar oss få del i sin historie og sine perspek-tiver på ASF, i samtale med leder

Kjære lesere!

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track down the core of ASF in the Netherlands. Björn Sandvik (pas-tor and founder of ASF‘s »Ven-ner,« NOR) shares with us his own history and views of ASF in a talk with Veline Backofen, the ASF co-ordinator in Norway. The work of ASF in Norway and the Nether-lands shares much in common: like so many other countries, both have an active and supportive cir-

cle of friends that closely assist and engage ASF in an ongoing dialogue. The encourage-ment and support we receive from our partners has greatly helped us to critically exa-mine and promo-te our work.

We look for-ward to in-

tensive and pro-ductive dialogues and to reuniting or getting to know you in Amster-

dam or Oslo in May 2009.

Sincerely,

Barbara Kettnaker and Dörte Es-selborn

Last year Action Reconciliation Service for Peace (ASF) celeb-

rated its 50th anniversary and many of you attended one of our numerous anniversary events. Through meetings and discus-sions you helped to bring the his-tory and current work of ASF to life and joined us in looking to our shared future.

We now continue to celebrate

ASF’s 50th birthday with our partners in the countries which first invited ASF, an organization that »just wanted to do it!« Our first partners were »Hervormde Kerk« from the Netherlands and the Norwegian-German church con-vent which made it possible for a group of young construction workers from Cologne and Berlin to begin building a rest home for construction wor-kers and their families in Oud-dorp, Zeeland in April 1959. A second group followed in Sep-tember 1959 to erect a mainte-nance building for the Trastad Gaard home for the disabled in northern Norway. The first invita-

tions were limited to building projects; later ASF became invol-ved in social projects in the Netherlands and Norway and was also invited to become active in other countries.

In this Dutch-Norwegian anni-versary edition, we join our

project partners, volunteers, and friends of ASF on a journey

through a fifty-year history full of rapprochements, misunderstan-dings, questions and friendship. The historian Karen Polak (Anne Frank Foundation, Amsterdam) and Barbara Schöpping, ASF co-ordinator in the Netherlands,

Dear reader,

Der ASF-Freiwillige Frieder Wolfsberger mit zwei Bewohnern seines Projekts Stiftelsen SIGNO Oslo, Arbeit mit Menschen mit Behinderungen

The ASF volunteer Frieder Wolfsberger with two residents of his project Stiftelsen SIGNO Oslo, where he works with people with disabilities

sprek met de coördinator in Noor-wegen, Veline Backofen, delen in zijn geschiedenis met en perspec-tieven voor ASF.

Er zijn veel overeenkomsten tussen het werk van ASF in

Nederland en Noorwegen: in bei-de landen zijn er -net als in veel andere landen- actieve en onder-steunende vriendenkringen, die nauw betrokken zijn bij het werk van ASF. De stimulans en onder-steuning van onze partners heeft ons werk steeds weer kritisch be-licht en vooruitgeholpen. In de hoop dat deze vruchtbare en in-tensieve dialoog met hen blijft bestaan, groeten wij jullie/u en hopen we elkaar te zien of te leren kennen in Amsterdam of Oslo in mei 2009.

Barbara Kettnaker en Dörte Essel-born

Het afgelopen jaar hebben we het 50-jarige jubileum ge-

vierd van Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF). Velen van jullie en u hebben één van de vele manifestaties bijgewoond en heb-ben in talrijke ontmoetingen en gesprekken het verleden en heden van ASF tot leven gebracht en een blik in de toekomst geworpen.

We willen dan ook graag de 50ste verjaardag van ASF

vieren met onze partners in de verschillende landen, van wie de eerste verzoeken afkomstig waren aan ASF, die »er gewoon voor wil-de gaan!« De eerste partners wa-ren de Hervormde Kerk uit Neder-land en de Noors-Duitse Kerkge-meenschap, die ervoor zorgden dat er in april 1959 een groep jon-ge bouwvakkers uit Keulen en Berlijn in Oudorp, Zeeland, met de bouw van een herstellingsoord

voor Nederlandse arbeidersgezin-nen kon beginnen. In september 1959 volgde een groep die een bi-jgebouw voor het gehandicap-tentehuis Trastad Gaard bouwde. In het begin ging het alleen om verzoeken voor bouwprojecten – pas later kwamen daar sociale projecten bij in Nederland en Noorwegen en verzoeken uit an-dere landen.

In deze Nederlands-Noorse jubi-leumuitgave kijken projectpart-

ners, vrijwilligers, vrienden en vriendinnen en wijzelf terug op een geschiedenis van 50 jaar, vol toenadering, irritatie, vragen en vriendschap. Zo volgen historicus Karen Polak (Anne Frank Stichting) en coördinator Barbara Schöpping het spoor van ASF in Nederland, Björn Sandvik (domi-nee, oprichter van ASF’s Venner, Noorwegen) laat ons via een ge-

Beste lezers en lezeres-sen,

Dörte Esselborn, ASF-Freiwilligenreferentin für die Niederlande

Dörte Esselborn, ASF Program Director for the Netherlands

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Vor 50 Jahren betrat die Aktion Sühnezeichen mit ihren Bau-

projekten in Ouddorp/Holland und Trastad/Norwegen materiell und praktisch die internationale Bühne. Vorausgegangen waren viele Sondierungsgespräche mit Freunden Lothar Kreyssigs, des Gründers von Aktion Sühnezei-chen, hier und in den Nachbarlän-dern, ob die Bitte um Vergebung in Form eines gemeinnützigen

Gebäudes gerade an solchen Orten angenommen werden würde, wo Krieg und Besatzung einst schmerzliche Wunden gerissen hatten.

Man konnte ja nicht einfach hingehen in Länder, die einst

von Deutschen überfallen und jahrelang unterdrückt worden waren, und naiv sagen: »Hier sind wir Deutschen wieder. Diesmal nicht als Soldaten in kriegerischer Absicht, sondern jetzt wollen wir uns im Namen unseres Volkes ent-schuldigen, etwas Nützliches bau-en und uns mit euch versöhnen.«

Denn auch in den Nachbarlän-dern war die Bevölkerung

zum Teil gespalten und steckte noch mitten in der Auseinander-setzung mit denen, die sich wäh-rend des Krieges auf die Seite der Deutschen geschlagen hatten – aus Not, aus Opportunismus oder gar aus ideologischer Überzeu-gung.

So sah das Spannungsfeld aus, das wir 1959, 20 Jahre nach

Kriegsbeginn, betraten. Ohne die behutsame Begleitung unserer in-ternationalen Freunde, die uns zur Seite standen, hätte sich Sühne-zeichen nicht so erfolgreich ent-wickeln können. Die meisten die-ser Persönlichkeiten sind heute verstorben und können nicht mehr miterleben, wie erfreulich gut die Aktion Sühnezeichen heu-

te als Friedensdienst in der Welt etabliert ist. Ihnen gebührt Dank und Ehre. Ohne ihre Hilfe wäre der »Geburtsprozess von Sühnezei-chen« wohl nicht so gut gelun-gen.

Besonders kirchliche und kom-munale Freunde, hier bei uns

und in den europäischen Nach-barländern, haben Türen geöffnet, durch die Sühnezeichen Zugang gefunden hat zu den Orten, wo gebaut werden sollte. Sie haben geistige und materielle Hilfe ge-leistet, wo immer »Not am Mann« war. Die Aktion selbst hatte weder genug Geld noch das nötige Know-how, um die enormen Rei-se-, Bau- und Unterhaltskosten der Gruppen zu finanzieren. Nach-dem erste Erfahrungen vorlagen, wuchs dann allmählich auch eine breitere Unterstützung in der deutschen Bevölkerung. Große Anerkennung gebührt den jungen Freiwilligen, die damals in einem

Durchschnittsalter von nur 21 Jahren das schwierige Werk schul-terten und die Verantwortung auf sich nahmen, ohne recht zu wis-sen, worauf sie sich einließen. Obwohl nur ein Drittel der Teil-nehmer aus Fachleuten bestand, sollten komplizierte Projekte ge-baut werden. Vieles war für sie unbekannt, nicht nur Land, Leute und Sprache, sondern auch das Klima. Sie waren nicht ausrei-chend vorbereitet. Dennoch haben sie ihre Aufgabe mutig bewältigt und darüber hinaus ihr Land und die entsendende Organisation würdig vertreten.

Als wir 1959 in Oslo ankamen, um für das nordnorwegische

Behindertenheim Trastad Gard ei-ne Wirtschafts- und Therapiege-bäude zu bauen, höhnte die Osloer Tageszeitung »Dagbladet«: »Kuh-stall statt Wiedergutmachung«. Es war die Zeit, als es noch um Repa-rationsforderungen gegenüber der Bundesrepublik ging, und zum Beispiel die Bundeswehr mit Rücksicht auf die norwegische Be-völkerung nicht an integrierten Manövern der NATO in ihrem nordischen Bereich teilnehmen durfte.

Selbst in dem Heim für Men-schen mit geistigen Behinde-

rungen, für das das Sühnezeichen gebaut werden sollte, gab es in dessen Hauptkomitee zunächst starken Widerstand gegen die An-wesenheit von Deutschen, weil in eben solchen Institutionen in Deutschland geistig schwerbehin-derte Menschen als »lebensun-wertes Leben« bezeichnet und als »unnütze Esser« getötet worden waren.

So stand Aktion Sühnezeichen vor 50 Jahren trotz aller

Schwierigkeiten entschlossen an der Seite derer, die ein neues, in-tegriertes Europa im Auge hatten. Und ihre Friedensdienste heute, die einen guten Namen in der Welt haben, können mit Stolz auf die ersten Schritte ihrer Vorgän-ger auf dem Weg zur Versöhnung einer durch den Zweiten Welt-krieg zerrissenen Welt zurückbli-cken.

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Sühnezeichen im AufbruchVon den Anfängen in den Niederlanden und Norwegen

Hans-Richard Nevermann, 85 Jahre, ist Pfarrer im

Ruhestand. Er leitete die ersten Sühnezeichengrup-pen in Norwegen und war langjähriger Vorsitzender der Aktion Sühnezeichen

Friedensdienste.

»Hier baut Aktion Sühnezeichen Ökumenisches Zentrum Rotterdam«. In den 1960er Jahren bauten ASF-

Freiwillige die Internationale Ökumenische Sozialakademie,

dem Visser't-Hooft-Zentrum in Rotterdam

»Action Reconciliation is building the Rotterdam

Ecumenical Center here.« ASF volunteers built the

International Ecumenical Social Academy, the Visser't Hooft Center in Rotterdam,

in the 1960s

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Fifty years ago Action Reconci-liation entered the internatio-

nal stage both formally and practically with its building pro-jects in Ouddorp, Holland and Trastad, Norway. This underta-

king had been preceded by a number of exploratory talks with friends of Lothar Kreyssig, the founder of Action Reconciliation, here and in the neighboring coun-tries, about whether the request for forgiveness through the act of building a charitable building would be accepted at places that had once suffered painful wounds from war and occupation.

It wasn’t possible to simply enter a country that had once been

invaded and oppressed by Germa-ny for many years and naively say: »Here we are again, the Ger-mans. But this time we are not here as soldiers with the intention of war. Now, in the name of our people, we would like to apologi-ze, build something useful and make up with you.«

The populations of the neigh-boring countries were also

partially divided and in conflict with those who - out of despera-tion, opportunism or even ideolo-

gical conviction - had sided with the Germans during the war.

This was the field of tension that we entered in 1959, twen-

ty years after the outbreak of war. Without the cautious attendance

of our international friends at our side, Action Reconci-liation could not have deve-loped so successfully. Most of these people have passed away and weren’t able to experience how internatio-nally well-established Ac-tion Reconciliation is as a peace service today. They deserve our special thanks and honor. Without their help, the »birth of Action Reconciliation« would not have been so successful.

In particular the church and community friends

here and in the neighboring European countries opened doors for Action Reconcili-ation, providing access to places where construction was planned. They provided intellectual and material support »in times of need.« The project had neither

enough money nor the necessary »know how« to fund the group’s enormous travel, building and maintenance expenses. But after we had gained some initial expe-rience, we gradually acquired wi-despread support from the popu-lation.

Special recognition goes to the young volunteers who at that

time, on average only 21 years old, took upon themselves this difficult task and responsibility without really knowing what they were getting themselves into. Alt-hough only a third of the partici-pants were trained specialists, they planned complicated buil-ding projects. Much of this was unfamiliar terrain to them – not only the country, people and lan-guage, but also the climate. They were not well enough prepared. But despite such problems they were able bravely to manage their task and were worthy representa-tives of their country and the or-

ganization that had sent them.

When we arrived in Oslo in 1959 to build a mainte-

nance and therapy building for Trastad Gard, a home for the disa-bled in northern Norway, the Oslo daily newspaper »Dagbladet« de-rided our plans with the line »cowshed replaces reparations.« At this time restitution payments were being demanded of Germa-ny and the northern division of the Bundeswehr was refraining from participating in the NATO integrated maneuvers out of con-sideration for the Norwegian po-pulation.

Even the central committee of the home for the mentally di-

sabled for which Action Reconci-liation was erecting a building expressed initial resistance to the presence of Germans. It argued that severely disabled patients of similar institutions in Germany had been labeled »unworthy of life« and »useless mouths to feed« and consequently murdered.

Despite all these difficulties Action Reconciliation was

determined fifty years ago to stand by those who strove to-wards a new integrated Europe. Its peace service today, with its good reputation throughout the world, can proudly look back upon the first steps taken by its predecessors on the path to recon-ciliation after the world was torn apart by the Second World War.

The Emergence of Action Reconciliation The Beginnings in the Netherlands and Norway

Hans-Richard Nevermann, 85 years old, is a retired pastor. He led the first Action Reconciliation groups in Norway and was the chairman of Action Reconciliation Service for Peace for many years.

Junger Freiwilliger der Aktion Sühnezeichen bei den ersten Bauprojekten in Norwegen

Young volunteer from Action Reconciliation working on the first building projects in Norway

Das damalige Symbol von Aktion Sühnezeichen: Das Sühnemännchen wurde in die erbauten Gebäude mit eingefügt

The figure of atonement, the Action Reconciliation symbol at that time, was integrated into the buildings

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Wie wirkt sich die Geschichte des Holocaust und der deutschen Be-satzung heute in den Niederlan-den aus? Was bedeutet diese Frage für die Zukunftsperspektive von ASF?»ASF kann sich erneuern, das ist eine der Stärken des Vereins. In den letzten zehn Jahren sind vie-le neue Projekt hinzugekommen, was zeigt, dass es einen Bedarf an neuen Aufgaben in neuen Berei-chen gibt«, so Karen Polak. Es sind unter anderem Gedenkstät-ten, die erst vor einigen Jahren Freiwillige aufgenommen haben, erklärt Barbara Schöpping. Das Widerstandsmuseum in Amster-dam ist erst Ende der 1990er Jah-re erweitert und neu eröffnet worden. Die Gedenkstätte Vught erhielt erst 2003 mit einem Neu-bau den Raum für Ausstellungen und erweiterte pädagogische Pro-gramme. Ist dies ein Ausdruck dafür, wie sehr die Geschichte noch gegenwärtig ist? Es bedeu-tet sicher, dass in den Niederlan-den die Erinnerung an Holocaust und Besatzung lebendig gehalten wird und mit mehreren Gedenk-tagen institutionalisiert ist.Doch ist die Geschichte im Alltag verankert?

Barbara Schöpping sieht in der niederländischen Politik viel-

fache Verweise auf die Besat-zungszeit. Oft in 'positivem Sinne' — etwa als moralische Messlatte, jedoch auch in Begriffen, die sehr umstritten sind. Beispielsweise bezeichnen KritikerInnen die Aus-weisungen von Flüchtlingen als Deportationen. Oder bei einer De-monstration auf den Antillen tru-gen die TeilnehmerInnen David-sterne, um zu zeigen, dass sie sich durch die Niederlande nicht als vollwertig behandelt fühlen. Das ist ein gesellschaftliches Phäno-men, auf das noch keine Antwort gefunden wurde.

Ist es nicht an der Zeit, dass Ge-denken viel stärker in europäi-schem Zusammenhang stattfin-det?

Karen Polak bewertet es als sinnvoll, wenn sich Deutsche

und NiederländerInnen gemein-sam mit dem Holocaust und dem Krieg beschäftigen und zusam-men gedenken. Das Sobibor Co-mité organisiert z.B. mit dem pol-nischen Bildungswerk Stanislaw

Hantz Reisen für StudentenInnen. Für Karen Polak ist es von wach-sender Bedeutung, sich der Ge-schichte des Holocaust als euro-päischer Geschichte zu stellen und sie nicht mehr ausschließlich aus der Perspektive eines »Täter-landes« gegenüber den ehemals besetzten Ländern zu betrachten. Barbara Schöpping findet diesen Gedanken in der Zukunftsvor-stellung wieder, ein weiteres tri-laterales ASF-Programm in den

Niederlanden aufzubauen oder gar eine internationale Freiwilli-gengruppe in den Niederlanden begleiten zu können.

Karen Polak verbindet mit ASF in den Niederlanden die jun-

gen begeisterten Freiwilligen, die sehr motiviert und offen für neue Erfahrungen sind. Wenn Barbara Schöpping an ASF in den Nieder-landen denkt, hat sie ein Bild vor Augen, auf dem Mirjam Ohringer, Truus Menger und Els Schalker zu sehen sind, die lesend mit ASF-Freiwilligen bei einem Seminar zusammensitzen. Diese drei Frau-en stehen für den so wertvollen Kontakt der jungen Menschen mit Überlebenden und Mitglie-dern des Widerstandes gegen die deutsche Besatzung in den Nie-derlanden. Es ist das Interesse aneinander und an den unter-

schiedlichen Generationen, was die Freiwilligen kennzeichnet und wodurch ASF lebt.

Karen Polak sieht vor allem mehr Vielfalt bei den Freiwil-

ligen und in den Projekten, wenn sie sich ASF in fünf Jahren vor-stellt. Vielfalt der Freiwilligen, bezogen auf ihren (kulturellen) Hintergrund, und der Projekte, z.B. stärker den unterschiedlichen Kulturen der niederländischen Gesellschaft entsprechend, wie in

Migrantenorganisationen. Auch wenn die Freiwilligen in sozialen Projekten schon sehr unterschied-lichen Kulturen begegnen, ist es eine Aufgabe für den Freundes-kreis, so Karen Polak, die Projekt-plätze, auch im Sinne eines um-fassenderen Netzwerkes, zu ver-breitern.

Barbara Schöpping: »Wir sind mitten in den Vorbereitungen

für das 50-jährige Jubiläum von ASF in den Niederlanden. Gerne wollen wir hier den Bekannt-heitsgrad von ASF vergrößern. Insgesamt ist die Organisation nicht sehr bekannt, aber da, wo man Aktion Sühnezeichen Frie-densdienste kennt, werden die Freiwilligen und die Arbeit von ASF sehr gewürdigt. Das ist eine gute und sehr ermutigende Erfah-rung.«

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Karen Polak ist Historike-rin und arbeitet seit 1991 bei der Anne Frank Stif-tung in Amsterdam. Seit einigen Jahren ist sie in

der Internationalen Abtei-lung Projektleiterin für

pädagogische Programme. Sie ist Vorstandsmitglied bei der Leo Smit Stiftung

und Vorsitzende des ASF-Freundeskreises in den

Niederlanden.

Barbara Schöpping ist Diplom-Pädagogin und

seit Oktober 2000 ASF-Landesbeauftragte in

den Niederlanden.

Karen Polak und Barbara Schöpping vor dem Gebäude der Deutschen Evangelischen

Gemeinde Amsterdam, wo sich der Freundeskreis regelmäßig

trifft

Karen Polak and Barbara Schöpping in front of the

German Protestant Community Center in Amsterdam where the Friends of ASF meets regularly

ASF in den NiederlandenÜber Gegenwart der Geschichte und Zukunftsperspektiven

Karen Polak, Vorsit-zende des ASF-Freundes-kreises, im Gespräch mit Barbara Schöpping, ASF-Landesbeauftragte in den Niederlanden.

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Die ASF-Niederlanden Freiwilligen-Gruppe der Generation 2007/08 in Amsterdam bei einem Länderseminar

The ASF-Netherlands volunteer group, generation 2005/06, at a seminar in Amsterdam

What impact does the history of the Holocaust and the German oc-cupation have on the Netherlands? How is this question important to the future of ASF?

»ASF is able to renew itself. That is the association’s strength. Over the last few years a lot of new projects have been added which show that there is a need for new responsibilities in new fields,« Karen Polak said. Barbara Schoep-ping explained that the memorial sites in particular have begun taking in volunteers in recent years. The Resis-tance Museum in Amsterdam was expanded and re-opened in the late 1990s. The Vught memorial just ope-ned in 2003 with a new building that has a room for ex-hibitions and ex-panded education programs. Is this an indication of just how present histo-ry is? It certainly suggests that com-memoration of the Holocaust and the occupation in the Netherlands is being actively preserved and institutionalized through a number of days of re-membrance.

But is the history anchored in dai-ly life?

Barbara Schoepping thinks that Dutch politics include a num-

ber of different references to the period of occupation. Some are very »positive,« functioning as a moral compass. But there is also the very controversial terminolo-gy: that the practice of expelling refugees is called »deportation« or that participants of a demonstrati-on on the Antilles wear the Star of David to convey that they don’t feel they are treated as full-fledged citizens in the Netherlands. A so-

lution to these problems has yet to be found.

Isn’t it time for commemoration to take place in a European con-text?

Karen Polak feels it would ma-ke sense for Germans and

Dutch to learn about and comme-morate the Holocaust and the war together. For example the Sobibor Comité and the Stanislaw Hantz

Polish educational center jointly organize trips for students. Karen Polak thinks it is increasingly im-portant to address the Holocaust as European history and not only to see it from the perspective of a »country of perpetrators« versus a country that was occupied. Bar-bara Schoepping sees this idea being potentially fulfilled in the plan to create an additional trila-teral program in the Netherlands in the future or in accompanying an international volunteer group in the Netherlands.

Karen Polak associates with ASF in the Netherlands the

young enthusiastic volunteers who are highly motivated and open to new experiences. When Barbara Schoepping thinks of

ASF in the Netherlands, she sees Mirjam Ohringer, Truus Menger and Els Schalker reading together with ASF volunteers at a seminar. These three women show how im-portant it is to maintain contact with survivors and people who engaged in resistance against German occupation. The volun-teers’ interest in each other and in the different generations is what distinguishes them and what ASF thrives on.

When Karen Polak imagines ASF in five years, she sees

volunteers with a more (cultu-

rally) diverse background. She sees the projects more broadly re-presenting different cultures of Dutch society, perhaps through an immigrant organization. But volunteers do encounter very dif-ferent cultures in the social pro-jects. Karen Polak thinks it is the task of the Friends of ASF to spread project positions and esta-blish a broader network.

Barbara Schoepping: «We are in the middle of preparing the

fiftieth anniversary of ASF in the Netherlands. We hope this will make ASF better known. In gene-ral ASF is not very well-known but those who do know ASF value the volunteers and the work of ASF highly. That is a good and very encouraging experience.«

ASF in the Netherlands History Today and Future Prospects

Karen Polak is a historian who has been working at the Anne Frank Foundati-on in Amsterdam since 1991. For the last few ye-ars she has served as head of the international division for educational programs. She is on the board of the Leo Smit Foundation.

Barbara Schöpping: edu-cation degree, Netherlands office coordinator since October 2000.

Karen Polak, chair-woman of the Friends of ASF, speaking with Bar-bara Schöpping, ASF co-ordinator in the Nether-lands office.

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Veline Backofen, 53 Jahre, Theologin,

ist seit 1987 Landes-beauftragte der Aktion

Sühnezeichen Friedens-dienste in Norwegen.

Gespräch mit Pfarrer Björn Sandvik, Mitbe-gründer des norwegi-schen Freundeskreises »ASFs venner«

zeichen: In den nächsten Tagen hat der Film »Max Manus« in Norwegen Premiere. Über 60 Jahre nach dem Ende des Zwei-ten Weltkrieges wird ein Mann des Widerstandes zum Thema. In der größten Tageszeitung wieder-um erscheint ein Artikel, der den Widerstand mit Jungenstreichen vergleicht. Was meinst du zu die-sen beiden kontroversen Darstel-lungen?

Björn Sandvik: Die Okkupati-onszeit in Norwegen hat die

Generation nach dem Krieg ge-prägt. Der Artikel, der den Wi-derstand als Jugendstreiche be-schreibt, ist für mich problema-tisch. Ich war fünf Jahre alt, als mein Vater vom Pfarrdienst sus-pendiert wurde. Ich erinnere mich, dass wir das Pfarrhaus ver-lassen mussten und mein Vater nicht mehr da war. Er war erst im Gefängnis und wurde später im Strafgefangenenlager Grini in-haftiert. Mein Onkel war Mitglied der Kompanie Linge, dem militä-rischen Teil des Widerstands. Später habe ich dann auch erfah-ren, dass es in der Familie ein Mitglied der Frontsoldaten gab. Frontsoldaten waren Angehörige der norwegischen Einheit inner-halb der deutschen Wehrmacht – aber darüber wurde nicht ge-sprochen. Der Widerstand ist ein wichtiger Teil unseres kulturellen Gedächtnisses. Norwegen hat aber auch eine unbewältigte Ver-gangenheit. Das militärische De-saster rund um den 9. April 1940 wird viel zu wenig thematisiert.Wenn dich dazu deine Enkel fra-gen, was erzählst du ihnen?

An was ich mich am eindrück-lichsten erinnere, ist, dass

wir wenig zu essen hatten. Da wurde der Geschmack von Drops mit echtem Zucker zu einem richtigen Erlebnis. Ich glaube, dass das die märchenhaften Ge-schichten sind, die ich meinen Enkeln erzählen werde, wenn sie fragen. Eines habe ich aber ge-lernt und das will ich vermitteln: Krieg ist eine gefährliche Sache

und betrifft immer die Zivilbevöl-kerung.Seit etwa 20 Jahren bist du eng mit ASF verbunden. Warum?

Meine erste Begegnung mit ASF fand durch Pfarrer

Gerhard Dümchen statt, der gera-de Anfang der 1960er Jahre von dem ASF-Baueinsatz in Kokelv nach Deutschland zurückgekehrt war. Zu dieser Zeit studierte ich Theologie in Deutschland. Diese Begegnung war ein Kontrast! Später trat ich mit einem jungen

Pfarrer aus der DDR in Kontakt. Ein Kontakt, der mich sehr ge-prägt hat und später zu einer ak-tiven Mitarbeit im Nordisch-Deutschen Kirchenkonvent ge-führt hat. Aktion Sühnezeichen war ein Kind der Evangelischen Kirche und wollte die Verbindun-gen zu den ehemals von Deut-schen besetzten Ländern wieder aufbauen. So war es nur natür-lich, dass der Norwegisch-Deut-sche Kirchenkonvent zum Paten für die ersten ASF-Bauprojekte in Norwegen wurde.

Die zweite Begegnung mit ASF war Ende der 1980er Jahre

und daraus entwickelte sich eine dauerhafte Zusammenarbeit. ASF hatte Probleme mit der norwegi-schen Bürokratie und brauchte dringend Unterstützung von Nor-wegern. So entwickelte sich schnell die Idee, einen Verein zu

gründen. Dieser Verein ist jetzt 15 Jahre alt und der Schwerpunkt der Arbeit hat sich im Laufe der Zeit verändert. Durch die Verbindun-gen mit der EU sind die formalen Probleme geringer geworden und der Verein konnte sich mehr sei-nen Visionen zuwenden: Eine Plattform für junge Norweger zu werden, die einen ähnlichen Frei-willigendienst in Deutschland ma-chen wollen. Bis heute hat »ASFs venner« zehn norwegische Frei-willige gefördert.

Was hältst du von dem Namen Ak-tion Sühnezeichen Friedensdienste?

Aktion Sühnezeichen Frie-densdienste ist ein guter Na-

me. Während der erste Teil des Namens auf die Geschichte ver-weist, öffnet sich in den Friedens-diensten der Blick in die Gegen-wart und Zukunft. Die ASF-Frei-willigen in Norwegen erlebe ich als wache und reflektierte junge Menschen, die zwischen den Kul-turen vermitteln können. Das ha-ben alle Nationen nötig, um das gegenseitige Verständnis zu för-dern. Heute arbeiten die Freiwil-ligen nicht mehr wie früher in Bauprojekten, aber sind weiterhin Bauarbeiter, die mit ihrem Idea-lismus Brücken zwischen Kultu-ren bauen. Gerade dieser Idealis-mus macht sie zu Kulturvermitt-lern zwischen unseren beiden Ländern.

ASF-Freiwillige: Brückenbauer zwischen den Kulturen

Die Gegenwart der Geschichte und Zukunftsperspektiven für ASF in Norwegen

Die ASF-Norwegen-Freiwilligen der Generation 2008/09 bei

einem Länderseminar

The ASF-Norway volunteer group, generation 2008/09,

at a seminar

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A talk with Pastor Björn Sandvik, co-found-er of AFS’s venner, the circle of friends in Nor-way

zeichen: The film »Max Manus« will be premiering in Norway in the next few days. Sixty years af-ter World War II, attention is being paid to a man of the resis-tance. But an article in the largest daily newspaper compared the re-sistance to boyish pranks. What do you think of these two contro-versial presentations?

Björn Sandvik: The period of occupation in Norway had

an impact on the generation that grew up after the war. I have a problem with the article that de-scribes resistance as a boyish prank. I was five years old when my father was suspended from his position as pastor. I remem-ber that we had to move out of the parsonage and that my father was not around anymore. He was in prison and was later held in the Grini prison camp. My uncle was a member of the Kompanie Linge, the military wing of the resistance. I later discovered that someone in my family was a member of the Front Soldiers. Front Soldiers were members of the Norwegian unit within the German Wehrmacht – but that was never talked about. The re-sistance is an important part of our cultural memory. But Nor-

way has yet to address its past. The military disaster around Ap-ril 9, 1940 has not been dealt with enough.

When your grandchildren ask you about it, what do you tell them?

Björn Sandvik: What I remem-ber most clearly is that we

didn’t have much to eat. That

made the taste of drops made of real sugar a real experience. I think that those are the kinds of marvelous stories that I would tell my grandchildren if they asked. But there is one thing I have learned and I want to con-vey: War is a dangerous thing and always affects the civilian population.

You have been closely connected to ASF for about twenty years. Why?

Björn Sandvik: I first came into contact with ASF through

Pastor Gerhard Dümchen, who had just returned to Germany from the ASF building project in Kokelv in the early 1960s. I was studying theology in Germany at that time. This encounter was a strong contrast! Later I establis-hed contact with a young pastor from the GDR. It was a contact

that had a major impact on me and later led to my active involve-ment in the Nordic-German Chur-ch Convent. Action Reconciliation was a child of the Protestant Church and wanted to re-establish connections to the countries that had been occupied by Germany. So it was only natural that the Nordic-German Church Convent should become the godparents of the first ASF project in Norway.

My second encounter with ASF was at the end of the

1980s and this turned into a per-manent relationship of cooperati-on. ASF had difficulties with the Norwegian bureaucracy and des-perately needed help from Norwe-gians. So the idea of founding an association quickly developed. This association is now 15 years old and the focus of its work has shifted over time. The technical problems lessened with the con-nection to the EU and the associ-ation was able to focus more on its visions. To set up a platform for young Norwegians like the volunteer service in Germany. To-day »ASF’s venner« continues to support ten Norwegian volun-teers.

What do you think of the name Action Reconciliation Service for Peace?

Björn Sandvik: Action Recon-ciliation Service for Peace is a

good name. The first part of the name refers to the history, while the peace service throws a glance at the present and future. I know ASF volunteers in Norway to be astute and thoughtful young peo-ple who are able to mediate bet-ween cultures. This is necessary for all nations as a way to rein-force mutual understanding. To-day the volunteers no longer work on construction projects as they once did, but they continue to be builders, erecting bridges between cultures with their idealism. It is this very idealism that makes them cultural mediators between both countries.

ASF Volunteers: Building Bridges between CulturesHistory Today and Future Prospects of ASF in Norway

Veline Backofen, aged 53, theologian, has been the ASF office director in Norway since 1987.

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Robert Münch war von 2007 bis 2008 als ASF-Freiwilliger in Norwegen im Projekt Jodisk Bo-og Seniorsenter, Arbeit mit älteren Menschen, hier zu sehen mit einer seiner Klientinnen

Thomas Münch was an ASF volunteer in Norway from 2006 to 2007 and worked on the project Jodisk Boog Seniorcenter, assisting the elderly. He is seen here with one of his clients

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Wir sind beide Anfang 20 und beide waren wir ASF-Frei-

willige. Tom kommt aus den Nie-derlanden und war für ein Jahr in Berlin im Öffentlichkeitsreferat von Aktion Sühnezeichen Frie-densdienste (ASF) tätig. Ich war erst Freiwilliger im ASF-Infobüro und dann in den Niederlanden, seitdem lebe ich hier. Wir haben

beide unterschiedliche Erfahrun-gen gemacht, schließlich kommen wir aus verschiedenen Ländern.

Tom beschreibt, wie fasziniert die Niederländer von den

Deutschen und ihrer Vergangen-heitsbewältigung sind. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestäti-gen. Wie viele andere Niederlän-der fragt auch Tom mich sofort, wie es kommt, dass junge Deut-sche »solch ein Schuldbewusst-sein« haben, wenn es um den Zweiten Weltkrieg und die Zeit des Nationalsozialismus geht. In seinem Land schaut man mit an-deren Augen auf diesen Teil der Geschichte. Viele Niederländer stellen interessiert fest, wie Deutschland heute damit umgeht. Wobei Berlin für diese Frage von besonderer Bedeutung zu sein scheint: »Die Stadt und ihre facet-tenreiche Geschichte lässt einen nicht mehr los, die Stadt atmet Geschichte«, beschreibt Tom seine

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Hgibt, über das Jahr verteilt, meh-rere Gedenkveranstaltungen, die von verschiedenen Interessens-vertretern organisiert werden - und das nicht allein zum Thema Holocaust. »Es gibt viele Gedenk-tage, darin unterscheiden sich unsere beiden Länder aber nicht sehr«, stimmt Tom mir zu. Der größte Unterschied ist aber der Ausgangspunkt. Darauf kommen wir immer wieder zurück. Am 5. Mai wird in den Niederlanden die Befreiung gefeiert, mittlerweile ein großes Fest für Frieden und Freiheit. Man fühlt sich schon ei-genartig, wenn man als Deutscher mitfeiert und dabei an den histo-rischen Hintergrund denkt. Tom nennt das Schuldbewusstsein. Et-was, was er immer wieder deut-lich im Kontakt mit jungen Deut-schen fühlt. Sie seien »schuldbe-wusst, weil sie Deutsche sind« und die Verantwortung fühlen oder aber kritisch und voll von einem Verlangen den Dialog mit anderen zu suchen. Beide Arten des Umgangs sehen Tom und ich bei Freiwilligen von ASF vereint.

Er freut sich, dass es sich dabei um Menschen handelt, die ih-

re Verantwortung wahrnehmen wollen. Viele Diskussionen und Veranstaltungen prägen den Um-gang. So sieht der Dialog aus, den ASF schon lange vorantreibt. Für Tom ist die Erinnerungskultur in Deutschland stark durch einen selbstkritischen Dialog geprägt. Die Diskussionen haben aus sei-ner Sicht dazu geführt, dass die Auseinandersetzung mit der Ver-gangenheit einen wichtigen Platz bei vielen Freiwilligen bekommen hat. Dem letzten Satz von Tom will ich nichts hinzufügen. Er zeigt, wie Erinnerungen uns be-einflussen: »ASF bringt die Frei-willigen dazu nachzudenken, wie man mit der Vergangenheit um-gehen kann. Das ist ausschlagge-bend dafür, wie verschiedene Menschen miteinander agieren. Diese Arbeit ist schwierig und verdient deswegen jede Wert-schätzung.«

Dennis Fink war von 2003 bis 2005 zunächst ASF-

Freiwilliger im Infobüro in der Berliner Geschäftsstel-le und dann in Amersfoort

in den Niederlanden.

Tom Bergrath war von 2006 bis 2007 Freiwilliger im ASF-Öffentlichkeitsre-ferat und in der Jüdischen

Gemeinde zu Berlin.

Beziehung zu Berlin. Es zieht ihn wieder dorthin zurück. Allerdings kann er Freunden nicht genau er-klären, was es eigentlich heißt, einen Friedensdienst mit ASF zu leisten. Er versucht es so: »Die Ar-beit mit ASF kann emotional schwierig sein. Themen wie die Aufarbeitung der Vergangenheit, ihre Auswirkungen auf die Ge-

genwart und ihre Bedeutung für die Verhältnisse in der heutigen Gesellschaft, sind für Menschen schwierig zu begreifen, so wichtig sie auch sind.« Diese Erfahrung teile ich mit Tom. Die Erinnerung verschwindet manchmal aus un-serem Alltag. Darum fällt es umso mehr auf, wenn die ASF-Freiwil-ligen sich so bewusst mit der Ver-gangenheit auseinander setzen. Darüber stolpere auch ich in den alltäglichen Gesprächen. Wenn ich danach gefragt werde, wie ich in die Niederlande kam, sind Mit-studenten überrascht, solch einen Hintergrund zu erfahren. Dadurch werden Erinnerungen zum Ge-sprächsthema und man setzt sich mehr damit auseinander.

In beiden Ländern erinnert man unterschiedlich an den Holo-

caust. Uns beiden fiel dabei auf, dass die Erinnerungskultur in den Niederlanden viel stärker institu-tionalisiert zu sein scheint. Es

Freiwillige im Dialog: Verantwortung wahrnehmen, miteinander handeln

Ein niederländisch-deutsches Gespräch

Tom Bergrath (rechts) mit seinen Mitfreiwilligen der

Deutschlandgruppe auf einem ASF-Seminar

Tom Bergrath (right) with fellow ASF volunteers from

the Germany group during an ASF seminar

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throughout the year. But not only about the Holocaust. »There are a lot of memorial days, in that way our countries are not very differ-ent,« Tom agrees. The biggest dif-ference has to do with the starting point. We always come back to that point. The Netherlands cele-

brates liberation on May 5th and it has be-come a large festival for peace and freedom. Given the historical background of the cel-ebration, a German feels rather odd joining the celebration. Tom calls that a sense of guilt and it is some-thing that he always feels strongly when he comes into contact with young Germans. They are »conscious of their guilt because they are German« and feel re-sponsible or critical and they feel a strong need to engage in dia-logue with other peo-ple. We think that the ASF volunteers unify both ways of dealing

with history.

He is pleased that people are involved who want to ac-

knowledge their responsibility. They address the subject through discussions and special events. This is how ASF has advanced the dialogue for a long time. Accord-ing to Tom the culture of remem-brance in Germany is strongly marked by a self-critical dialogue. The discussions have led volun-teers to value the importance of confronting the past. I don’t wish to add anything to Tom’s last sen-tence, in which he shows how memory influences us: »ASF gets the volunteers to think about how we can address the past. That is crucial for determining how dif-ferent people deal with each oth-er. This work is difficult and that is why it deserves to be appreci-ated.«

We are both in our early twenties and served as ASF

volunteers. Tom comes from the Netherlands and spent a year in Berlin. I was first a volunteer in the ASF office and later in the Netherlands where I have lived ever since. Our experiences var-

ied considerably since we come from different countries.

Tom describes how fascinated the Dutch are by the Germans

and their way of confronting their difficult past. My own expe-riences confirm this. Like so many other Dutch people, Tom immedi-ately asked me to explain why young Germans have such a strong sense of guilt about the Second World War and the period of National Socialism. In his country they look back at this pe-riod of history differently. Many Dutch are interested in how Ger-many deals with its history today. Berlin is a big part of this. Tom describes his relationship to Ber-lin: »The city and its diverse his-tory sticks with people. The city breathes history.« And it draws him back. But he has difficulty explaining to friends exactly

what it means to be a volunteer in the peace service of ASF. He tries: »The work with ASF can be emotionally difficult.« Topics such as »dealing with the past, its impact on the present and its im-portance to current situations in today’s society are hard for peo-

ple to understand, even though they are so important.« I share this experience with Tom. Memo-ry sometimes disappears from our daily routine. That is why it is that much more remarkable that volunteers consciously choose to address the past. I also run across this in daily conversations. When I am asked how I came to be in the Netherlands, my fellow-stu-dents are surprised to learn about my background. It turns memory into a topic of conversation and we find ourselves addressing the issue.

The two countries commemo-rate the Holocaust differently.

We both noticed that the culture of remembrance in the Nether-lands seems much more institu-tionalized. A number of memo-rial events, organized by various interest groups, take place

Die ASF-Freiwilligengruppe 2007 bis 2008 in den Niederlanden auf einem Seminar in Amersfoort, Dennis Fink (links) arbeitet als Honorarkraft im ASF-Büro in den Niederlanden und ist bei der Betreuung der ASF-Freiwilligengruppen bei Seminaren mit dabei

The ASF-Netherlands volunteer group of 2007/2008 at a seminar in Ammersort. Dennis Fink (left) works in the ASF office in the Netherlands and helps supervise the ASF volunteer groups during seminars

Dennis Fink was an ASF volunteer from 2003 to 2005, first in the Berlin office and then in Amers-foort in the Netherlands.

Tom Bergrath was an ASF volunteer from 2006 to 2007 in the ASF public relations office and the Jewish community in Berlin.

Volunteers in Dialogue: Assuming Responsibility, Taking Joint TogetherA Dutch-German Discussion

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Samuel Tannhäuser, 19 Jahre, arbeitet seit August 2008 als ASF-

Freiwilliger im Jüdischen Kindergarten in Oslo/Norwegen.

Was ist eigentlich ein typi-scher Name für Katzen in

Norwegen? Mauzi? Schnurri? Minnie? Nein, der typische Kat-zenname hier lautet »Mons«. Fast jede zweite Katze muss im Land der Mitternachtssonne diesen seltsam anmutenden Namen er-tragen. Wer bleibt am Ende des Kinofilms noch eine Minute sit-zen und sieht sich in Ruhe den Abspann an? In Norwegen: Nie-mand! Man verlässt sofort beim leisesten Anzeichen, dass das Ende des Films erreicht ist, den Kinosaal. Erlauben es die Anstandsregeln, sich in der Öffentlich-keit die Nase zu put-zen? Nein! Sitzt man im Bus neben einem richtigen Norweger, so wird es wahr-scheinlich nie passie-ren, dass der Neben-mann einfach mal ein Taschentuch auspackt und sich gehörig den Frust von der Seele schnäuzt. Nein, das würde nicht vorkom-men.

Aber warum ist das so? Diese ganz

kleinen alltäglichen Unterschiede, wo kommen die ei-gentlich her? Auf diese Fragen sind Frieder und ich gestoßen, als wir uns mit dem Thema »Erinne-rungskulturen im Dialog« zwi-schen Deutschland und Norwe-gen beschäftigt haben. Wir, zwei der aktuellen deutschen Freiwil-ligen in Norwegen, haben uns dazu für ein Gespräch mit der norwegischen ehemaligen Deutschlandfreiwilligen Gunn Helene Svela getroffen. Wenn je-mand etwas darüber sagen kann, dann sie, dachten wir uns.

Während ihre Katze Rita (und nicht Mons!) auf dem Ra-

dio herumkletterte und ab und zu die im Hintergrund laufende Xa-vier-Naidoo-CD zum Springen brachte, fingen wir an: »Man hört oft von deutschen Soldaten, die während des Zweiten Weltkriegs

gen«, sagt sie, »ist das ganz nor-mal!« – »Ja stimmt, diesen Patri-otismus sind wir nicht gewohnt. Hier steht wirklich in fast jedem Vorgarten ein riesiger Fahnen-mast mit der norwegischen Flag-ge«, brach es aus uns heraus. »Aber vielleicht haben wir auch nur ein gestörtes Nationalbe-wusstsein.« Und doch stellt sich die Frage: Sind die Norweger in Sachen Zweiter Weltkrieg selbst-kritisch genug? »Nun ja, es kann

schon sein, dass wir uns gerne mal zu schnell in die Opferrolle fallen lassen. Es gibt natürlich auch einige Norweger, die nicht offen über ihre Vergangenheit re-den können, weil sie selbst Nazis waren«, gab da Helene zur Ant-wort. »Es kommt sicherlich auch viel mehr auf die eigene Ge-schichte, die weitergegebenen Er-fahrungen, Erlebnisse und Emoti-onen einer jeden einzelnen Fami-lie an. Jeder hat vermutlich seine eigene Erinnerungskultur.«»Nun ja«, kommen wir schließlich zum Fazit, »jetzt haben wir ver-sucht, Unterschiede zu finden und es auch irgendwie geschafft, aber eigentlich sind wir – abgese-hen von den Katzennamen und den kleinen Unterschieden im Alltag – vielleicht gar nicht so verschieden«.

in Norwegen stationiert waren und nach dem Krieg dann gerne mal von der Schönheit Skandina-viens schwärmten und den hüb-schen Frauen – nur positive Din-ge. Für die Norweger sind die Erinnerungen an die Deutschen dagegen ja sicher komplett an-ders.« Uns interessierte, ob einige Norweger auch heute noch ir-gendwie eine innere Abneigung gegen Deutsche verspüren, auf der anderen Seite, ob die Liebe

und die Verbundenheit vieler Deutschen speziell zu den skandi-navischen Ländern vielleicht doch auch im Blick auf die Ver-bundenheit zur »arischen Rasse« ein winziger Rest Nazigedanken-gut in den Köpfen sein könnte.»Nein, das kann ich mir nicht vorstellen«, meinte die norwegi-sche Germanistikstudentin. »Ge-rade für junge Norweger wird Deutschland vielmehr mit starken Autos, billigem Bier und einer großen Kunst- und Kulturge-schichte verbunden. Der Krieg ist da viel weniger ein Thema.«

Helene war gerade während der Fußball-WM 2006 in

Deutschland. Dabei fiel ihr auf, dass sie während dieser Zeit das erste und einzige Mal Deutsche mit Fahnen und den Nationalfar-ben umherlaufen sah: »In Norwe-

Erinnerungskulturen im Dialog Ein deutsch-norwegisches Gespräch zwischen Freiwilligen

Die ehemalige ASF-Deutschlandfreiwillige Gunn

Helene Svela (Mitte) aus Norwegen zusammen mit

zwei ASF-Sommerlagerteilnehmerinnen

in Norwegen im Sommer 2006

The former ASF Germany volunteer Gunn Helene Svela

(center), from Norway, seen with two ASF summer camp

participants in Norway in summer 2006

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Die ASF-Freiwilligen Samuel Tannhäuser und Frieder Wolfsberger in Norwegen

The ASF volunteer Samuel Tannhäuser and Frieder Wolfsberger in Norway

Samuel Tannhäuser, 19 years old ASF volun-teer, has been helping out in the Jewish Kinder-garten in Oslo/Norwegen since August 2008.

What is a typical name for a cat in Norway? Mauzi?

Schnurri? Minnie? No, a typical cat name here is »Mons.« Almost every second cat in this country of the midnight sun bears this stran-ge sounding name. Who stays sea-ted for a moment at the end of a film to quietly read the final cre-dits? Nobody in Norway! They leave the theater at the first sign that the movie has reached its conclusion. Does etiquette allow one to blow their nose in public? Not in Norway! If you sit next to a real Norwegian on a bus it is high-ly unlikely that your neighbor would ever pull out a tissue and properly blow out his frustration. No, that would not happen. But why is this? These very small dif-ferences in daily life, where do they come from?

Frieder and I stumbled upon these questions while we were

considering some of the differen-ces between Germany and Nor-way in »Cultures of Remembrance in Dialogue.« We are two of the German volunteers who are cur-rently serving in Norway and we met to talk with the Norwegian Gunn Helene Svela, who had pre-viously served as a volunteer in

Germany. We figured that if anyo-ne could answer our questions, she could.

While her cat Rita (not Mons!) climbed upon the radio, oc-

casionally causing the Xavier Naidoo CD that was playing in the

background to skip, we began: »One hears a lot about German soldiers who were stationed in Norway during World War II and who after the war raved about the beauty of Scandinavia including its pretty women. Only positive things. For Norwegians, however,

the memory of Germans is no doubt totally different.« We wan-ted to know if some Norwegians still feel a personal aversion to-

wards Germans or on the other side, whether the love and bond many Germans feel especially towards the Scand inav ian countries has perhaps to do with a feeling of solidarity with the »Aryan race« – a little bit of left-over Nazi ideology that re-

mains in their heads. »No, I can-not imagine that,« the Norwegian German Studies student respon-ded. »The younger Norwegians tend to associate Germany with fast cars, cheap beer and an im-mense art and cultural history. The war is much less an issue.«

Helene was in Germany during the World Cup in 2006 and

while she was there she realized that it was the first and only time she had seen Germans walking around with flags and their natio-nal colors. »In Norway that is to-tally normal.«

»Yes, that is true, we are not used to this kind of patriotism. Here a huge flag pole with the Norwegian flag stands in almost every front yard,« we burst out. »But maybe we just have a damaged national con-sciousness.« »And still the question remains: Are the Norwegians criti-cal enough of themselves when it has to do with World War II?« »Well, it may be that we are a little too quick to adopt the victim role. There are of course some Norwegi-ans who can’t speak openly about their past because they were Nazis themselves,« Helene answered. »It no doubt has a lot to do with one’s own history, the experiences and emotions that are passed on within a family. Probably everyone has their own culture of remembran-ce.« »Well,« we finally arrived at our conclusion: »We have made a tho-rough attempt to find differences and managed it somehow, but what we actually think is that we are not all that different after all.«

Cultures of Remembrance in DialogueA German-Norwegian Conversation between Volunteers

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Als mir der freundliche ältere Herr vom Balkon seines Hau-

ses aus durch das Schneetreiben zuwinkt, beginnt sich meine Auf-regung zu legen. Meine Ehrfurcht bleibt. Erst gestern habe ich er-fahren, dass ich Bernt Lund tref-fen sollte. Ein »Zeitzeuge« – le-bende Geschichte! Schon als Ju-gendlicher war er aktiv im norwe-gischen Widerstand gegen die Nazis, auch nach seiner Verhaftung als 17-Jähriger und seinem Abtransport ins Osloer Gefangenenlager Gri-ni, von wo aus er im März 1944 ins Konzentrationsla-ger Sachsenhausen gebracht wurde. Zu Besuch bei einem Helden?»Ich war kein Held«, sagt Bernt Lund bescheiden. Bernt war 15, als Norwegen von den Nazis besetzt wurde. Im Gewächshaus hörte er Ra-diosendungen aus England und brachte die Nachrichten als Korrektiv zur zensierten norwegischen Presse unter die Leute. Eine Geschichte, auf die man stolz sein kann, oder? »Das, was ich machte, war so natürlich. Wir muss-ten doch aufpassen, dass das Nazi-Gedankengut sich nicht un-ter den Menschen durchsetzt. Und mein Beitrag war so klein. Erst die Arbeit als Nachrichtenschmuggler im Lager Grini hat mein Gewissen ein wenig beruhigt, da konnte ich wirklich helfen.« Als er so alt war wie ich jetzt, saß er in Deutsch-land im Konzentrationslager. Heute sitze ich als Deutscher bei ihm am Tisch und esse Weih-nachtskekse. »Trotz der schreck-lichen Dinge, die ich gesehen ha-be – ich hatte nie Probleme mit Deutschen, wenn sie keine Nazis waren. Zu Hause nahmen meine Eltern deutsche Flüchtlinge auf und unter den Häftlingen in Sach-senhausen waren viele Deutsche – Freunde, Menschen, die mich geprägt und mir geholfen haben. Ich würde sogar sagen, sie haben mich gerettet.«

Der Mann, den ich treffe, ist keiner, dem nichts geblieben

zeit dafür ein, dass es namibischen Buschvölkern ermöglicht wird, ei-ne Schriftsprache zu entwickeln, als Grundlage für Ausgleichung durch Bildung.«

Wenn wir jungen Norwegern heute von unserer Arbeit

und von der Organisation mit dem eigentümlichen Namen Ak-tion Sühnezeichen Friedensdiens-

te erzählen, stoßen wir oft auf Unverständnis. »Was hat das denn mit euch zu tun?«, fragen sie uns dann. Wie siehst du das? »Ich habe mich zunächst auch gewun-dert. Sühne, das ist ein Be-griff, mit dem ich wenig anfangen kann.« Also das S in ASF könnte man auch weglassen? »Ja, das ist doch künstlich. Natürlich gibt es Themen und Probleme in der Geschichte, die behan-delt werden müssen. Aber von Sühne und Schuld kann ja bei euch keine Rede sein. Aber eure Arbeit schätze ich sehr.«

Auch wenn wir in Nor-wegen, dem Land mit

der – nach UNO-Maßstäben – zweithöchsten zivilisato-rischen Entwicklung auf der

Welt, kaum Entwicklungshilfe leisten können? Manchmal fühle ich mich als sozial Arbeitender ein bisschen fehl am Platz. »Dei-ne Aufgabe ist es ja nicht, unsere Sozialstruktur zu verbessern. Du hast eine internationale Aufgabe, die sehr wichtig ist. Du gibst ein Beispiel. Ich selbst wollte als Ju-gendlicher mit einer ähnlichen Organisation arbeiten. Aber dann kam die Wehrmacht. Nichts bringt Menschen besser zusam-men, nichts schafft mehr Ver-ständigung als zusammen zu ar-beiten. Das, was Ihr tut, ist Frie-densarbeit.«

Nachdenklich und ermutigt mache ich mich nach dem

Gespräch auf den Weg zur Arbeit mit Menschen mit Behinderun-gen. Ich bin spät dran, Stian hat bestimmt schon Hunger und Ing-rild braucht Hilfe beim Zähne-putzen.

ist als seine Geschichte zu erzäh-len und der heute noch in der Ver-gangenheit lebt, sondern ein wa-cher und politischer Zeitgenosse, mit einem sehr reflektierten Blick auf seine Geschichte. Nach dem Krieg war er politisch aktiv, zu-nächst auf kommunaler Ebene, unter anderem als Oberstadtdirek-tor der Stadt Oslo und später als

Botschafter in Namibia. Seine Zeit in Gefangenschaft und die Begeg-nungen mit deutschen Kommu-nisten und Sozialdemokraten po-litisierten ihn stark. »Ich bin im-mer linksradikal gewesen. Von der täglichen Politik habe ich aber inzwischen Abstand genommen, denn keine politische Organisati-on braucht einen alten Greis«, meint er schmunzelnd. Aber das hindert ihn nicht, sich immer noch sozial zu engagieren und in öffentlichen Debatten zu Wort zu melden.

Gibt es Dinge, die man aus ei-ner über 60 Jahre alten Ge-

schichte lernen kann, für heutige Konflikte zwischen oder inner-halb von Nationen? »Der wirt-schaftliche und soziale Ausgleich zwischen Nationen, Gruppen und Einzelpersonen ist wirklich ein wichtiger Ausgangspunkt«, sagt er. »Deswegen setze ich mich zur-

Was Ihr tut, ist FriedensarbeitGespräch mit dem norwegischen Widerstandskämpfer Bernt Lund

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Frieder Wolfsberger, 20 Jahre, ist aktueller

ASF-Freiwilliger und be-treut in der Stiftung

SIGNO in Oslo Menschen mit Behinderungen.

Bernt Lund heute und auf dem Bild vor 74 Jahren

Bernt Lund today and in a drawing painted 74 years ago

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Frieder Wolfsberger heute und auf einem Selbstbildnis wahrscheinlich in 74 Jahren

Frieder Wolfsberger today and in a selfportrait probably in 74 years

Through snow flurries the friend-ly old man waves to me from

the balcony of his building and my nervousness begins to subside. My awe, however, remains. I just found out yesterday that I am supposed to meet Bernt Lund. A »historical wit-ness« – living history! He was already involved in the Norwegian resistance against the Nazis as a youth, and continued his activities even after he was arrested at the age of 17 and transported to the Grini prison camp in Os-lo. From there he was brought to the Sachsen-hausen concentration camp in March 1944. Am I visiting a hero?»Jeg var ingen helt,« says Bernt Lund modestly – »I was not a hero.«

Bernt was 15 when Norway was occupi-

ed by the Nazis. In the greenhouse he would lis-ten to radio programs from England and spread the news to the people as a corrective to the censo-red Norwegian press. This is a story to be proud of, isn’t?»What I did was so natu-ral. We had to be careful that the Nazi ideology didn’t permeate the people. My contribution was so small. My conscience wasn’t ap-peased a bit until I started working as a news smuggler in the Grini camp. That is when I was really ab-le to help.«

When he was the same age that I am now he was doing time

in a concentration camp in Germa-ny. Today I, a German, am sitting at a table eating Christmas cookies with him. »Despite all the terrible things I have seen – I never had a problem with Germans, if they weren’t Nazis. At home my parents took in German refugees and there were a lot of Germans among the prisoners in Sachsenhausen. – friends, people who influenced and helped me. I would even go so far as to say they rescued me.«

The man that I met is not some-one who had nothing left but

his stories to tell, someone still li-ving in the past today. He is an astute and political contemporary with a very thoughtful view of his history.

He was politically active after the war, first on the local level,

including positions as chief muni-cipal director of the city of Oslo, and later as ambassador in Nami-bia. The time he spent in prison and his contact to German Com-munists and Social Democrats po-liticized him strongly. »I was al-ways a radical leftist. But I have distanced myself from daily poli-tics now today since no political organization needs an old man,« he says smiling. But that doesn’t stop him from continuing to be socially engaged and speaking out in pub-lic debates. Are there things that we can learn from a sixty-year-old history that are meaningful to today’s conflicts between or within nations? »Economic and social equalization between nations, groups and indi-

viduals is really an important star-ting point. That is why I am cur-rently working to help the Namibi-an bush people develop a written language, as a foundation for pro-viding them an education.«

When we talk to young Norwegi-

ans today about our work with the organiza-tion with the peculiar name »Aktion Sühnezei-chen« (Action Reconcili-ation Service for Peace), we often encounter a lack of understanding. »What does that have to do with you?« they ask us. What do you think? »I was a little surprised at first, too. ‘Sühne‘ (atonement), that is a term that I cannot really relate to.« So we could leave out the S in ASF? »Well, that would be ar-tificial. Of course there are issues and problems in history that have to be dealt with. But atone-ment and guilt have nothing to do with you. But I have great respect for your work.«

Even though in Nor-way, which accor-

ding to the UN has the second highest development in the world, we are hardly able to engage in developmental aid? Sometimes I feel a little out of place here as a social worker. »It is not your job to improve our social structure. You have an international task that is very important. You serve as an example. When I was a youth I wanted to work with a similar or-ganization. But then the Wehr-macht came. Nothing brings peo-ple closer together, nothing creates more understanding than working together. What you all are doing is peace work.«

I leave our discussion feeling thoughtful and encouraged and

head off to my work with disabled people. I am running late. Stian is no doubt hungry and Ingrild needs help brushing her teeth.

»What you all Doing is Peace Work«Speaking with the Norwegian Resistance Fighter Bernt Lund

Frieder Wolfsberger is cur-rently an ASF volunteer in a project working with di-sabled people in Oslo, Nor-way.

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Inga Schlosser, 27 Jahre, Diplom-Sozialarbeiterin/-pädagogin, war von 2007 bis 2008 ASF-Freiwillige im Jüdisch Historischen

Museum Amsterdam und ist dort zurzeit als Mitar-

beiterin beschäftigt.

Die ehemalige ASF-Freiwillige Inga Schlosser zusammen mit

Truus Menger und Mirjam Ohringer (rechts)

The former ASF volunteer Inga Schlosser with Truus Menger and Mirjam Ohringer (right)

»Für mich war und ist es immer noch die Aussa-ge junger Menschen aus Deutschland, welche auf internationalem Ge-biet einen Beitrag leis-ten, sich gegenseitig die Hände zu reichen für ei-ne friedlichere und ge-rechte Welt. Junge ASF-Freiwillige kommen mit einem besonderen Idea-lismus.«

Mirjam Ohringer

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EREs ist Samstag, ein winterli-

cher, kalter Tag in den Nieder-landen. Man könnte meinen, das ganze Land hätte sich heute Schlittschuhe unter die Sohlen geschnallt. Truus Menger sitzt neben mir im Auto und freut sich über die Familien auf dem Eis.

Seit einem Jahr treffe ich mich regelmäßig mit ihr, um sie zu

unterstützen und ihr Gesellschaft zu leisten. Truus wurde 1923 als

erste von zwei Töchtern einer Ar-beiterfamilie aus Haarlem, einer Stadt in den Niederlanden, gebo-ren. Als ich sie nach ihrer Erzie-hung frage, erzählt sie von ihrer Mutter, einer »überzeugten Kom-munistin«. Truus´ frühe Erinne-rungen reichen in Zeiten zurück, in denen sie an Demonstrationen gegen Lohnkürzungen auf den Schultern ihres Vaters teilnahm; in denen sie mit ihrer kleinen Schwester Freddi während des spanischen Bürgerkrieges gegen Franco Geld sammelte und in de-nen sie schon zeitig lernen muss-te, das, was sich zu Hause ab-spielte, für sich zu behalten. »Meine Mutter saß in einem Ko-mitee, das Flüchtlingen über die Grenze half. Da kamen Juden, Sozialisten, Kommunisten und Pfarrer, fast alle links. Meine

Mutter konnte sogar Jiddisch sprechen (...) für mich war das immer unheimlich spannend, doch ich durfte nicht darüber re-den.«

Truus und ich sind auf dem Weg zu Mirjam Ohringer. Mir-

jam ist 1924 als Kind aus Osteu-ropa eingewanderter Juden in Amsterdam zur Welt gekommen. Ihre Eltern haben erlebt, was es bedeutet, diskriminiert zu werden

und arm zu sein. Als ich Mirjam auf ihren Erziehungshintergrund anspreche, reagiert sie energisch: »Was sollte Menschen, die unter Ungerechtigkeit litten, mehr an-sprechen als die Ideale der russi-schen Revolution? Ich habe durch meine Eltern schon früh gelernt, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden und jeden Mensch gleich zu behandeln, egal welcher Religion oder welchem Land er angehört.« Auch Mirjam musste früh begreifen, dass sie außer Haus nicht über die Vorgänge da-heim sprechen durfte, da die Auf-deckung der illegalen politischen Aktivitäten ihrer staatenlosen Fa-milie natürlich um einiges fol-genreicher gewesen wären, als es für Mitglieder des niederländi-schen Widerstands der Fall war. Doch auch das hielt sie nicht da-

von ab, bei der Aufnahme von Flüchtlingen zu helfen, wenn dann auch mit mehr Vorsicht. »Die Umstände unserer Erziehung haben uns gezwungen und ge-holfen, schon sehr früh selbstän-dig zu denken«, erklärt sie mir.

Mirjam und Truus beschrei-ben, dass sie in den Wider-

stand hineingerutscht sind. »Wir wurden mit der Selbstverständ-lichkeit erzogen gegen das Un-recht und den Faschismus zu kämpfen. Als wir Flugblätter ver-teilten, traten wir dem Unrecht entgegen«, betont Mirjam. Mit 17 Jahren wurde Truus für »geeig-net« erklärt, in einer »Untergrund-armee« mitarbeiten zu können, zu deren Aufgaben unter anderem das Planen und Durchführen von Brückensprengungen sowie die Liquidierung von Nazis zählten. »Auf der einen Seite war das spannend, aber auf der anderen Seite ist das die Tragik einer weg-geworfenen Jugend.« Ruhig er-klärt sie weiter: »Mit der Tatsache und den Folgen, dass ich Nazis erschoss, habe ich natürlich eine Last zu tragen. Es waren Men-schen! Menschen, denen, so sagte meine Mutter immer, das Falsche erzählt wurde.«

Als die Niederlande im Mai 1945 befreit wurden, emp-

fanden das beide nicht als eine Befreiung. »Ich konnte kein Fest feiern. Ich fühlte mich gealtert«, erinnert sich Truus. Nach dem Krieg stand für beide Frauen die Familie im Vordergrund, doch engagierten sie sich auch immer in Friedensorganisationen oder anderen politischen Gruppen. Truus sprach direkt nach dem Krieg vor Schulklassen und ande-ren Gruppen, aus Angst um jedes weitere Kinderleben, was durch Mienen in den Dünen verloren ging. 1977 begann auch Mirjam, ihre Erinnerungen und Erfahrun-gen mit Gruppen zu teilen. »Ich hatte das Glück«, stellt Truus fest, »meinen Erinnerungen in Gedich-ten, im Malen und Zeichnen so-wie in der Bildhauerei Ausdruck

»Und das Gefühl blieb!«Freiwillige über ihre Begegnung mit zwei Zeitzeuginnen

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zu verleihen. Ich war mein eige-ner Psychiater.« Und sie schaut mich weiterhin an: »Ich betrachte es ebenso als Glück, dass ich jun-ge Menschen wie dich traf, die ihr Bestes geben, um Unrecht zu be-kämpfen und die den Menschen, die so schwere Folgen erleiden mussten, helfen, ihr eigenes Ich wieder zu stärken.«

Doch wie entstand ihre Bin-dung zu ASF, interessiert

mich nun. Durch Mirjam erfahre ich, dass sie 1979 den Koordina-tor für die Niederlande Helmut Rödner auf der Ausstellung »Wi-derstand in Deutschland«, die im »Mozeshuis« in Amsterdam zu se-

hen war, kennen lernte. Er war es, der Mirjam 1982 bat, zum ersten Mal mit einer ASF-Gruppe zu sprechen. Seitdem hat Mirjam jede/n ASF-Freiwillige/n kennen gelernt und auch Truus zu eini-gen Gesprächen mit hinzu geholt. »Meine erste Begegnung mit einer ASF-Gruppe war warm und ver-traut«, erinnert sich Truus und Mirjam setzt den Gedanken fort: »Und das Gefühl blieb! Ich fühlte mich stets involviert und einbe-zogen.« Was war es, was die bei-den mit ASF verbunden hielt? Mirjam: »Der Fakt, dass deutsche junge Menschen solch eine posi-tive Einstellung – Wir wollen was

tun! – hatten. Außerdem kommen uns seit ein paar Jahren auch ASF-Freiwillige regelmäßig be-suchen. Wenn mich Leute fragen, warum ich noch so gut aussehe, sag ich immer, dass ich mit viel jungen Menschen zu tun habe!« Ich muss lachen und Mirjam schaut mich mit ehrlichem Blick an: »Mal im Ernst: ASF ist ein positiver Baustein für den Frie-den«.Die Rede von Mirjam Ohringer beim ASF-Jahrestreffen in Berlin am 30. April 2008 können Sie nachlesen: www.asf-ev.de/aktuel-les/veranstaltungen/2008/asf-ju-biläum_2008

Malte: ASF in den Niederlanden ist eine feste, zusammengehörige Ge-meinschaft, auf die man sich in seinem Freiwilligenjahr voll und ganz verlassen kann.

Paula: ASF ermöglicht es mir eine »Wiedergutmacherin« zu sein. Am Anfang sind es viele Jugendliche, die mit einem guten Willen, aber ohne eine richtige Vorstellung zu den Vorbereitungstagen fahren, um dann drei Monate später be-geistert von ihrem Projekt als »dem Besten« zu erzählen.

Katharina: ASF-Niederlande ist ein Kreis bestehend aus all den ande-ren Freiwilligen, Ehemaligen, Mentoren und dem Landesbüro.

Sarah: Nachbarn können sehr verschieden sein und sich den-noch verstehen. ASF trägt dazu bei.

Philipp: ASF ist eine Familie, die jeden willkommen heißt und of-fen für die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist. Was ASF in den Niederlanden aus-macht, sind langjährige Bezie-hungen zu unterhalten und sich einzusetzen im Kontakt mit Men-schen. So wie eine Mutter, die ih-re Kinder aufwachsen sieht, so reift auch ASF an den Beziehun-gen und beschreitet neue Wege.

Nikolai: Aktion Sühnezeichen bil-det für mich eine tolle Grundlage. Das Ideal »Dem Frieden Wurzeln geben« trifft genau den Hinter-grund unserer Projektarbeit, denn wir hinterlassen im Sinne der Völ-kerverständigung einen Eindruck bei den Menschen, denen wir be-gegnen.

Timo: Durch die vielen unter-schiedlichen Projekte, die ASF in den Niederlanden unterstützt, zeigt mir ASF immer wieder, wie vielfäl-tig man sich sozial engagieren kann.

Michael: Durch ASF habe ich die Niederlande und mich selbst ganz neu und intensiv kennen gelernt.

Jonas: ASF in den Niederlanden bedeutet, einzelnen Menschen die Plattform und die Stimme geben, sich aktiv gegen Rassismus, Vor-urteile und für den Dialog und den Ausbau einer gemeinsamen Zu-kunft der Nationen einzusetzen.

Lisa: Aktion Sühnezeichen Frie-densdienste hat eine Brücke zwi-schen den Nachbarländer gebaut, um grenzenlos gute Erfahrungen zwischen Deutschen und Nieder-ländern sowie ein Leben mitein-ander statt gegeneinander zu er-möglichen.

Ulrike: ASF in den Niederlanden ist für mich ein Netz und ein Netz-werk. Ein Netz, das bei dem Drahtseilakt des Freiwilligen-dienstes im Ausland Sicherheit und Begleitung bedeutet und ein soziales Netzwerk von Menschen mit ähnlichen Interessen und Er-fahrungshintergründen, mit de-nen ich meine Erlebnisse teilen kann.

Cosima: Ich denke sofort an meine Arbeit im Widerstandsmuseum Amsterdam: wirklich aktiv zu sein und vielen verschiedenen Men-schen zu begegnen.

Jesse: ASF-Niederlande hat eine Vielzahl von spannenden und lehrreichen Projekten zu bieten.

Freiwillige gefragt: Für was steht ASF in den Niederlanden?

»Im Zentrum steht auf jeden Fall ihre Haltung und ihre Bereitschaft auch gerade den jüdi-schen Menschen und Menschen aus dem Wi-derstand das Gefühl zu geben, dass es auch ein anderes Deutschland gibt. Das hat vielen Menschen gut getan. Einfach kommen und helfen – das find’ ich großartig.«

Truus Menger

Die ASF-Freiwilligen der Generation 2007/08 in den Niederlanden

The ASF volunteers, generation 2007/08, in the Netherlands

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Die ehemalige ASF-Freiwillige Inga Schlosser (3. von links) bei ihrer Arbeit im Joods Historisch

Museum in Amsterdam, zusammen mit SchülerInnen

bereitet sie im Kindermuseum Schabbat-Brote vor

The former ASF volunteer Inga Schlosser (3rd from the left)

working in the Joods Historical Museum in Amsterdam. She is preparing Sabbath bread with

schoolchildren in the children’s museum.

Inga Schlosser, 27 years, degree in social work/education, served as a

volunteer in the Jewish Historical Museum

in Amsterdam in 2007/2008 and is

currently employed there.

It is Saturday and a winter day in the Netherlands. It looks like

the whole country has put on ice skates today. Truus Menger is sit-ting next to me in the car, pleased to see all the families on the ice.

I have been meeting her regularly for a

year now, to offer her assistance and to keep her company. Truus was born in 1923, the eldest of two daughters born to a working-class family from Haarlem, a city in the Netherlands. When I ask her about her upbringing, she tells me about her mo-ther, a »convinced Communist.« Truus’ earliest memories go back to when she would sit on her father’s shoulders at demonst-rations against wage cuts, when she and her sister collected money against Franco during the Spanish civil war and when she had to learn early that what went on at home was to be kept secret. »My mother was on a committee that helped refu-gees flee across the border. They were Jews, Socialists, Commu-nists and ministers, most of them were leftists. My mother could even speak Yiddish (...) I found that incredibly exciting, but I wasn’t allowed to talk about it.«

Truus and I are on our way to see Mirjam Ohringer. Mirjam

was born in 1924 in Amsterdam to Eastern European Jewish im-migrants. Her parents were inti-mately familiar with discrimina-tion and poverty. When I ask Mirjam about her family back-ground she responds vigorously: »What could appeal more to peo-ple who had suffered injustice than the ideals of the Russian Re-volution? I learned from my pa-rents at a young age to distingu-ish between right and wrong and to treat every person equally, re-

gardless of his religion or natio-nality.« Mirjam also had to learn early that she was not to speak outside the house about what went on at home, that if the ille-gal political activities of her sta-

teless family were discovered, the consequences would be more se-rious than for Dutch resistance fighters. But even that didn’t stop them from helping refugees, alt-hough it did make them more careful. »The circumstances of our upbringing forced us and helped us to think independently at a very young age,« she exp-lains.

Mirjam and Truus describe how they happened to get

involved in the resistance. »In our upbringing fighting against inju-stice and fascism was a matter-of-course. When we distributed fliers, we were acting against injustice,« Mirjam stresses. When Truus was 17 she was declared »suitable« to work in an »underground army« whose tasks included planning and implementing the detonation of bridges and liquidating Nazis. »On the one hand it was exciting, but the flip side was the tragedy of a wasted youth.« She quietly

explains this further: »The fact and consequences that I shot Na-zis is of course a burden for me to bear. They were people! People, as my mother always said, who were taught the wrong things.«

When the Netherlands was li-berated in May 1945, it did

not feel like liberation for either of them. »I wasn’t able to celebra-te,« Truus recalls. »I felt I had aged.« For both women family became a priority after the war but they continued to be involved in peace organizations and other political groups. Right after the war Truus began speaking to school classes and other groups out of a concern for every child-hood that could be lost to mines in the dunes. In 1977 Mirjam also began to share her memories and experiences with groups. »I was lucky,« Truus realizes. »I was able to express my memories in poems, in painting and drawings, even in sculpture. I was my own psychia-trist.« She continues looking at me. »I also think I was lucky that I met young people like you, who are doing their best to fight inju-stice and to help people who are still suffering greatly to strengthen their own ego.«

»And the Feeling Remained«History in Dialogue: A Former Volunteer’s Meeting with two Historical Witnesses

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»For me it was and still is the presence of young people from Germany, who make a contributi-on in international are-as, who work together for a more peaceful and just world. Young ASF volunteers bring a spe-cial idealism with them.«

Mirjam Ohringer

»A central point is defi-nitely their attitude and readiness to give Je-wish people and people from the resistance in particular the feeling that there is also ano-ther Germany. That made a lot of people feel better. Just to come and help - I think that is great.«

Truus Menger

But now I am interested in how the connection to ASF came

to exist. I learn from Mirjam that she met Helmut Rödner, the coor-dinator for the Netherlands, in 1979 at the exhibition »Resistance in Germany« that was shown in the »Mozeshuis« in Amsterdam. In 1982 he asked Mirjam to speak for the first time to an ASF group. Since then Mirjam has continued to meet each ASF volunteer and even brought Truus along to a few discussions. »My first contact with an ASF group was warm and trus-ting,« Truus recalls and Mirjam continues the thought: «And the feeling has remained! I always felt involved and included.« What kept the two of them connected to ASF? Mirjam: «The fact that young Germans have such a positive attitude – want to do something! And for the last few years ASF volunteers have been visiting us regularly. When people ask me why I still look so

good, I always say that I do so much with many young people!« I have to laugh and Mirjam looks

at me with a serious expression. »But seriously: ASF is a positive building block for peace.«

Malte: ASF in the Netherlands is a closely-knit community that the volunteers can totally count on du-ring their year of service.

Paula: ASF allows me to »make good.« In the beginning they are a lot young people heading for the orientation days with good inten-tions but without clear expecta-tions. Three months later they will be talking about each of their pro-jects enthusiastically as the best one.

Katharina: ASF-Netherlands is a circle made up of all the other vo-lunteers, former volunteers, men-tors and the country office.

Sarah: Neighbors can be very dif-ferent and still get along. ASF helps to make this possible.

Philipp: ASF is a family that welco-mes everyone and is open to con-fronting the past. ASF makes a difference in the Netherlands by maintaining long relationships and

working with people. Like a mo-ther who watches her child grow up, ASF matures with these relati-onships and traverses new paths.

Nikolai: Action Reconciliation gi-ves me a great foundation. The goal of »giving peace roots« captu-res our project work exactly since we leave an impression on the people we meet that helps us im-prove international understan-ding.

Timo: The very diverse projects that ASF supports in the Nether-lands continually show me how many different ways there are to be socially engaged.

Michael: ASF has helped me to get to know the Netherlands and my-self in a new and intense way.

Jonas: ASF in the Netherlands stands for giving individuals a platform and a voice to work ac-tively against racism and prejudi-ce and to establish a dialogue and

develop a joint future between na-tions.

Lisa: ASF built a bridge across the borders to neighboring countries that makes it possible for Germans and Dutch to have boundless posi-tive experiences with each other and to live side by side with one another rather than in conflict.

Ulrike: For me ASF in the Nether-lands is a safety net and a network: A safety net that provides security and support to its high-wire act – the volunteer service abroad. And a social network of people with si-milar interests and backgrounds with whom I can share my experi-ences.

Cosima: Right away I think of my work in the Resistance Museum in Amsterdam: being truly active and meeting many different people.

Jesse: ASF-Netherlands has a number of exciting and educatio-nal projects to offer.

What do you think ASF represents in the Netherlands?Bild oben: Mirjam Ohringer sprach bei der Eröffnungsveranstaltung des Jubiläums 50 Jahre ASF am 30. April 2008 in Berlin

Picture above: Mirjam Ohringer speaking at the ASF 50th anniversary opening event on April 30, 2008 in Berlin

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»ASF-Freiwillige sind alle verschieden, doch besonders sind sie immer«

Stimmen von ASF-Projektpartner

ASF in den Niederlanden bedeutet offen sein, es steht für die Vergangenheit und

für einen Beitrag zu deren Bearbeitung mit und von jungen Erwachsenen, die die Ge-schichte nur aus Büchern kennen. Hier kom-men sie in Kontakt mit Überlebenden. Sie lernen in dieser Zeit sich kritisch umzusehen und im täglichen Leben der Ungleichheit und dem Ausschluss von Mitmenschen et-was entgegenzusetzen. Aki Herlyn, Regenboog Groep/AMOC, Ams-terdam

ASF ist eine klare, engagierte Organisati-on, die sich dafür einsetzt, junge moti-

vierte Deutsche mit gesellschaftlichen Orga-nisationen im Ausland in Verbindung zu bringen und dadurch eine fantastische »Lernen-sich-einzusetzen«-Situation schafft, die für beide Seiten – Freiwillige und Projektpartner – große Bedeutung hat.Fija van der Weide, Sinai Centrum Amstelveen

Sie sind Aktivisten auf den Barrikaden, oder haben eine kommerzielle Einstellung, sie agieren ruhig

im Hintergrund oder sind deutlich präsent. ASF-Frei-

willige gibt es in allen Sorten, doch besonders sind sie immer.Marianne Plug, Art. 1 Rotterdam

ASF ist sinnvoll, freundlich, sozial engagiert und bewusst.

Annelie Spaans, Joods Historisch Museum Amster-dam

Mit ASF über Grenzen hinweg und begeistert zu-sammen an einer besseren Welt arbeiten.

Jeroen van den Eijnde, NM Kamp Vught

In wohlwollender Gegenseitigkeit be-einflussen ASF-Freiwillige die Freund-

schaftsgeschichten über den Mensch zwi-schen Menschen und Gott mit uns.Corrie de Graaf, Arkgemeenschap Gouda

ASF bedeutet, viel zu lernen von den jun-gen Deutschen, die bereit sind, sich für

ihren Freiwilligendienst enorm einzusetzen.Erik Guns, Herinneringscentrum Kamp Wes-terbork

Junge deutsche Idealisten – so möchte ich die ASF-Freiwilligen in Norwegen nen-

nen.Idealisten, weil sie in diesem merkwürdigen Land am Rande Europas einen konkreten Einsatz für Mitmenschen leisten, die ihn brauchen. Deutsche, die den Schatten der Vergangenheit überspringen, und den Be-weis erbringen, dass Norweger und Deut-sche in Frieden, Verständnis und Liebe mit-einander leben wollen. Junge Frauen und Männer, die verstanden haben, dass die Zukunft ihnen gehört. Und die Zukunft muss mit positiven Werten, So-

lidarität und kreativer Arbeit gebaut werden. Als Mit-begründer und Mitglied von »ASF’s Venner« (»Freun-de von ASF«) möchte ich ihnen herzlich danken!Bjørn Sandvik

Die Granly-Stiftung hat gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit ASF. Jedes Jahr kommen

erwartungsvolle junge Freiwillige nach Granly. Ihr Enthusiasmus und Arbeitseinsatz ist ein großes Ge-schenk für diesen Ort. Die Freiwilligen werden von allen geliebt und für sie selbst ist das Zusammensein mit Menschen mit Behinderungen eine reiche Erfah-

rung. Wir sind sehr dankbar, dass wir diese jun-gen Menschen aufnehmen können, die ein Jahr ihres Lebens für einen menschlichen Dienst ge-ben. Rigmor Skålholt, Institutionsleiterin

Ich hatte mehrere Jahre lang das Vergnügen der Zusammenarbeit mit ASF, die jedes Jahr zwei

Friedensdienstleistende in die Jüdische Gemeinde Oslo entsendete – je einen in den Kindergarten und in das Seniorenheim. Die Erfahrungen mit ihnen sind durchweg positiv und die ASF-Mitarbeiter sind in der Jüdischen Gemeinde allseits beliebt. Diese engagiert, interessiert und pflichtbewusst junge Leute sind her-ausragende Vertreter Deutschlands.Christine Mohn, Jüdisches Gemeinde Oslo

Die ASF-Freiwilligen sind ein frischer Wind für unsere Patienten. Durch die individuellen Ange-

bote für Aktivitäten durch die Freiwilligen haben unsere Patienten schnell ein gutes Verhältnis zu ih-nen. Die Dinge gehen aber langsam mit psychisch kranken Menschen und die Freiwilligen müssen sehr geduldig sein oder es eben lernen.Hilbjörg Lund, Abteilungsleiterin der Wohnabteilung für psychiatrische Patienten der Stiftung Betania, Alta/Finnmark

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There are all Types of ASF Volunteers, but They are always Special Voices of the ASF Project Partners

ASF in the Netherlands means openness. It stands for the past and for helping to address this past

with and by young adults who only know about the past from books. The volunteers come into contact with survivors here. During their stay here they learn to view things critically and to deal with inequality and the exclusion of other people in their daily life.Aki Herlyn, Regenboog Groep/ AMOC, Amsterdam

ASF is a clear, committed organization that works to connect young motivated Germans with soci-

al organizations abroad in order to provide a fantas-tic opportunity for »learning to assert yourself« that is very important to both the volunteers and the pro-ject partners. Fija van der Weide, Sinai Centrum Amstelveen

In beneficial reciprocity ASF volunteers influence friendships between people, and between God and

ourselves. Corrie de Graaf, Arkgemeenschap Gouda

They are activists taking to the streets, or they have a commercial attitude. They

maneuver quietly behind the scenes or make their presence known. There are all types of ASF volunteers, but they are always spe-cial. Marianne Plug, Art. 1 Rotterdam

ASF is meaningful, friendly, socially-committed and socially-conscious.

Annelie Spaans, Joods Historisch Museum Amsterdam

Working enthusiastically with ASF to reach beyond borders to make a better world.

Jeroen van den Eijnde (NM Kamp Vught)

ASF means learning a lot from the young Germans who are willing to make a tremendous commit-

ment to their voluntary service.Erik Guns, Herinneringscentrum Kamp Westerbork

Young German idealists – that is what I would like to call the ASF volunteers in Norway.

Idealists because they engage in a concrete pro-ject to help other people that need them in this strange country on the edge of Europe. Ger-mans who jump over the shadow of the past and are the proof that Norwegians and Ger-many want to live together in peace, under-standing and love. Young women and men who understand that the future belongs to them and that the future has to be built with positive values, solidarity and creative work. As a co-founder and member of »ASFs venner« (Friends of ASF), I would like to thank

you very much! Bjørn Sandvik

The Granly Foundation has had a very positive experience working with ASF. Each year young

volunteers come to Granly full of expectations. Their enthusiasm and work contribution is a great gift to this place. Everyone loves the volunteers and they find working with disabled people an enriching experience, too. We are very grateful that we are

able to take in these young people who give a year of their life for a human service.Rigmor Skålholt, Institution Director

For several years I have had the pleasure of cooperating with ASF, which sends

two peace workers each year to the Jewish Community of Oslo - one in the kindergarten and one in the seniors› home. This experi-ence has been entirely positive, and the ASF workers are very popular in the Jewish Community. These committed, interested, and conscientious young people are outstanding representatives of Germany.Christine Mohn, The Jewish Community of Oslo

The ASF volunteers are a breath of fresh air for our patients. The individual selection of activities of-

fered by the volunteers allows our patients to quickly develop good relations with them. Things move slow-ly with the mentally ill and the volunteers have to be very patient or else learn to be. Hilbjörg Lund, division head of the living section of mentally ill patients of the Betania Foundation, Alta/Finnmark

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»Wir können`s ja nicht lassen von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.« Apg. 4,20, Monatspruch Mai in den Herrnhuter Losungen

Das ist ja eine wunderbare Aufforderung gegen das

Schweigen und ganz im Sinne von Aktion Sühnezeichen Frie-densdienste (ASF), denke ich, als ich diesen Satz lese. Aber Vor-sicht: Losungen machen aus bib-lischen Sätzen schnell Aphoris-men, die aus dem Zusammenhang herausgerissen sind.

In der Apostelgeschichte erfahre ich, dass dieser Satz am Ende

einer Verhandlung steht und Pet-

rus und Johannes in den Mund gelegt ist. Was wird erzählt: Pet-rus und Johannes haben einen Lahmen geheilt. Sie berufen sich mit ihrem Tun auf Jesus und er-zählen von ihm. Viele haben den beiden zugehört. Und viele Men-schen haben gesehen, dass ein Lahmer wieder auf seinen eigenen Beinen steht und sich bewegen kann. Der Sanhedrion, das oberste Organ der jüdischen Gemein-schaft, hört davon und wird aktiv. Es kommt zu einer Verhandlung, in der sich Petrus und Johannes verantworten müssen. Es kommt zu Rede und Gegenrede. Sie wer-den angehört, es wird zugehört. Der oberste Rat zieht sich zurück und ist ratlos. Fakt ist, der Lahme steht auf eigenen Beinen und geht als sichtbares Zeichen zwischen den Menschen herum. Nach dem

Sachverhalt und den geltenden Gesetzen ist eine Verurteilung nicht möglich. Ja, es herrscht Ge-rechtigkeit auch vom Sanhedrion aus. Petrus und Johannes werden freigesprochen, aber ihnen wird verboten, weiter im Namen Jesu zu reden. Das wiederum akzeptie-ren Petrus und Johannes nicht, denn »wir können`s ja nicht las-sen von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.« Sie wollen nicht schweigen. Der Dia-

log geht weiter und auch die Ak-tionen. Das kann in der Apostel-geschichte nachgelesen werden.

Den Sanhedrion gibt es so nicht mehr und auch keinen

Petrus oder Johannes, die Lahme zum Gehen bringen. Nun kann die Geschichte aber mit anderen Ak-teuren neu erzählt werden. Men-schen, die Ungewöhnliches tun und widersprechen, gibt es in al-len Zeiten. Ebenso hat jede Ge-meinschaft ihre Organisationsfor-men, in denen die Regeln und Gesetze ausgelegt und Verhand-lungen geführt werden. Es wird diskutiert und gestritten, Be-schlüsse werden gefasst. Manch-mal soll im Ergebnis dieser Dis-kussion das eine oder andere dann doch lieber auf Eis gelegt werden. Es wird ein Tabu. Nein, darüber soll nun doch nicht weiter geredet

werden und schon gar nicht in der Öffentlichkeit.

Ein solches Tabu war im Deutschland der 1950er Jahre

der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg. Eine Gruppe meldete sich mit einem klaren »Nein« zu Wort: Lasst uns über das, was wir gehört und gesehen haben reden. Sie gehörten der Evangelischen Kirche an und ha-ben sich um Lothar Kreyssig ge-sammelt. Ich habe Kreyssig nie

getroffen, aber von ihm viel gehört. In mir ent-steht das Bild, dass er mit seinen Auftritten in der Synode ebenfalls Unruhe und Verwirrung stiftete. Kreyssig war der Mann, der den Worten auch Taten folgen lassen wollte. In der Folge wur-den Verhandlungen ge-führt und Bündnisse eingegangen. Im Ergeb-nis wird eine Aktion ins Leben gerufen, die sich Sühnezeichen nennt. Die ersten Aktionen wa-ren in Polen, der Sowjet-union und Israel vorge-sehen. Das war so nicht möglich und die ersten Bauprojekte werden in

den Niederlanden und Norwegen durchgeführt. Diese sichtbaren Zeichen stehen heute noch. Das war der Anfang.

Gefolgt sind diesen Zeichen Tausende von Freiwilligen.

Mit ihrem Dienst treten sie in ei-nen Dialog mit dem Gastland und in einen Dialog mit ihrer eigenen Geschichte. Auch sie reden darü-ber, was sie gehört und gesehen haben und so verbindet sich Ge-schichte und Gegenwart. Die Pro-jektberichte sind der Spiegel für diesen Prozess.

In diesem Sinne können wir mit dem zufällig ausgelosten Satz

von Herrnhut auch die Geschichte von Aktion Sühnezeichen Frie-densdiensten beschreiben. »Wir können`s doch nicht lassen, davon zu reden, was wir gesehen und ge-hört haben.«

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Gedenken an die Opfer der Schoah in den

Niederlanden

Commemorating the victims of the Shoah

in the Netherlands

Veline Backofen, 53 Jahre, Theologin, ist seit 1987 ASF-Landesbeauftragte

in Norwegen.

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Erfahrungen, die wir einfach weitergeben müssen

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Veline Backofen, age 53, theologian, has been the ASF coordinator in Norway since 1987.

»For we cannot but speak of the things which we have seen and heard.«Moravian Church Watchword for the month of May (Acts 4.20)

When I first read this I thought that it is a wonderful call to

speak out and fits perfectly with ASF’s philosophy. But one has to be careful: Watchwords can turn biblical sayings into aphorisms that are then taken out of con-text.

I learned in the history of the apostles that this quote appears

at the end of a hearing and is at-tributed to Peter and John. It is said that Peter and John healed a lame man and that they claimed to be acting in the name of Jesus. They spoke to the people about him and many people listened. Many people had watched as the lame man stood up on his own two feet and was able to move. The Sanhedrin, the highest autho-rity of the Jewish community, heard about this and took action. A hearing took place and Peter and Johannes had to stand trial. Speeches and objections were made. They were heard, people listened. The highest council withdrew to consult on a verdict and was at a loss. Undeniable was the fact that the lame man had stood on his own two feet and walked among the people as a vi-sible sign of their deed. It was de-cided that a verdict was not pos-sible based on the evidence and existing laws. Justice was served, even from the view of the Sanhe-drin. Peter and John were found innocent but were forbidden from speaking on behalf of Jesus. But Peter and John were unable to ac-cept this: »For we cannot but speak of the things which we have seen and heard.« They did not want to remain silent. They con-tinued to preach and do deeds. This can be read in the history of the apostles.

The Sanhedrin no longer exists and Peter and John are also no

longer around to bring the lame man to walk. But the story can now be told anew with different actors. There are always people who do unusual things and ques-

tion the norm. And every commu-nity has its institutions which in-terpret the rules and laws and carry out hearings. They discuss, debate, and make resolutions. So-metimes it is decided to put a dis-cussion on hold. It then becomes a taboo. No, let’s not talk about this anymore, especially not in public. This kind of taboo existed in

1950’s Germany with regard to National Socialism and World War II. But there was one group that rejected this clearly and said: »Let us speak of the things we have heard and seen.« The group belon-ged to the Protestant Church and was led by Lothar Kreißig. I never met Kreißig but I have heard a lot about him. I imagine he also caused agitation and confusion when he appeared before the syn-od. Kreißig was a man who went from words to deeds. As a conse-quence, hearings were held and

alliances formed and ultimately, a project was brought into being that called itself Action Reconcili-ation. It’s founders had hoped to get involved in Poland, the Soviet Union and Israel, but that was not possible at the time. Instead the first building projects took place in the Netherlands and Norway. The visible signs of this work still stand today. That was the begin-ning. Since then thousands of vo-lunteers have followed this sign.

During their service they engage in a dialogue with their host coun-try and with their own history. And they too speak about what they have heard and seen. Thus history and the present are joined. The volunteers’ project reports are a reflection of this process.

Hence we are able to use this isolated sentence from the

Moravian Church to describe the history of Action Reconciliation Service for Peace: »For we cannot but speak of the things which we have seen and heard.«

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Eine von den ersten ASF-Freiwilligen in Norwegen erbaute Kirche, hier wäh-rend und nach Vollendung der Bautätigkeiten

One of the first churches built by ASF volunteers, shown here during and af-ter the completion of con-struction

Experiences We just Had to Pass on

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Christine Bischatka, 30 Jahre, ist Kulturwissen-

schaftlerin und arbeitet seit dem Sommer 2008 im ASF-Referat für Sommer-

lager und Jahrestreffen.

TeilnehmerInnen der Eröffnungsveranstaltung des

ASF-Jahrestreffens 2009 in der Heilig-Kreuz-Kirche

in Berlin-Kreuzberg

Friede, Freude, Eierkuchen – »Was soll denn dieser Titel?«, war eine der Reaktionen auf die Einladung zum Jahrestreffen, das vom 9. bis 11. Januar 2009 mit 140 Teilneh-merInnen in der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin-Kreuzberg statt-fand. Zu lax, kindisch… Wer indes genau hinsah, erkannte darin den Vorwurf, mit dem sich auch die Friedensbewegung beschäftigen muss, nämlich realitätsferne, ja naive Lösungen als Antwort auf harte Konflikte zu präsentieren.

Der Titel blieb nicht die einzige Irritation, denn auch die Ein-

ladung an den Auftaktredner, Mi-

chael Wolffsohn, empörte manche friedensbewegte UnterstützerIn-nen von ASF. Diejenigen, die den Dialog mit dem Professor für Neu-ere Geschichte dennoch wagten, erlebten einen unterhaltenden Vortrag, der die Ausbildung einer »Realpolitik« von Aufrüstung und Abschreckung einerseits und ei-ner »Moralpolitik« auf der ande-ren Seite nach 1945 reflektierte. Letztere fand laut Wolffsohn ih-ren Ausdruck in der Friedensbe-wegung. Mit dieser These erntete er Widerspruch. Doch ein hand-fester Streit blieb aus, wie über-haupt das Jahrestreffen von ei-nem offenen und sachlichen Aus-tausch unterschiedlicher Positio-nen geprägt war.

Die »großen, friedensbewegten Zeiten« des Vereins nahm der

Workshop »Sühnezeichen und die Friedensbewegung – Stumpfe

Speerspitze?« unter die Lupe. Jörn Böhme, Leiter der Böll-Stiftung in Tel Aviv, wies darauf hin, dass sich die Führungsposition von ASF, nachträglich in die Formulierung »Speerspitze der Friedensbewe-gung« gegossen, vor allem den internationalen Kontakten der Or-ganisation verdankte und nur ei-nen relativ kurzen Zeitraum An-fang der 1980er Jahre bestand. Neben der Dekonstruktion eines Vereinsmythos hagelte es im Workshop Kritik an der fehlenden Positionierung von ASF in den 1990er Jahren: Während Sühne-zeichen Ost und West mit der eige-

nen Vereinigung beschäftigt wa-ren, wäre eine kritische Stimme, zum Beispiel zur »Nie-wieder-Auschwitz«–Begründung des deutschen Einsatzes in Jugoslawi-en, dringend vonnöten gewesen, meinten viele Workshop-Teilneh-merInnen.

Von falschen Bildern im Kopf sprach Andrej Kalikh, Refe-

rent vom Moskauer Zentrum für Entwicklung von Demokratie und Menschenrechten im Workshop »Zurück zum Kalten Krieg? Russ-land und Europa«. Er fragte, was der Georgienkrieg im August 2008 über den Zustand der russischen Gesellschaft aussage und konsta-tierte ein diffuses Selbstverständ-nis einer vom »Westen« belagerten Festung, gepaart mit einer »orangenen Paranoia« seit 2004. In russischen Menschenrechts-kreisen hoffe man auf eine EU, die

in Russland ihrerseits Partner für einen kritischen Dialog suche und sich weder allein von ihren Inter-essen an Energieträgern noch von einer einseitigen Eindämmungs-politik leiten lasse. Gleichzeitig solle man im Westen die demokra-tischen Kräfte in Russland ernst nehmen und nicht von vornherein jede demokratische Entwicklung ausschließen. »Eigentlich haben wir bisher nur über die Frage gesprochen, wie mit Waffen Frieden möglich ist…«, resümierte ein Teilnehmer kurz vor Schluss des Workshops »Frie-den schaffen – mit und ohne Waf-fen?«. Dass Frieden in bestimmten Situationen nicht ohne Waffen zu schaffen sei, darüber herrschte je-doch weitgehend Einigkeit, eben-so darüber, dass Krieg nur das letzte Mittel nach dem Scheitern aller Diplomatie sein könne. Der Krieg müsse, so die These des Re-ferenten Gerhard Beestermöller, an Bedingungen geknüpft wer-den, und zwar an solche, die zu seiner eigenen Überwindung bei-trügen. Wie aber das Militär eine konkrete und aktive Rolle für den Frieden spielen könne, darüber gab es wenig Konsens. »Frieden«, das war den ehrenamt-lichen Mitgliedern der Vorberei-tungs-AG klar, ist ein bleibend kontroverses Thema, hier will man keine platten Antworten ge-ben. So lässt sich gerade wegen der wiederholten Erkenntnis, das bei weitem nicht alles so (einfach) scheint wie es ist, resümieren, dass das ambitionierte Programm des Jahrestreffens einer breiten Palette von Positionen und Fra-gen zu Krieg und Frieden erfolg-reich Raum bot.

Unser besonderer Dank gilt ne-ben den zahlreichen Referen-

tInnen dem Vorbereitungsteam des Jahrestreffens: Dirk Baumann, Katharina Gotzler, Markus Heck-mann, Ulrike Huhn, Florian Kem-melmeier, Ulrike Kind, Johannes Krautheim, Cora Krückels und Eli-sabeth Rögler, ohne deren enga-giertes Wirken die dreitägige Ver-anstaltung nicht hätte gelingen können.

Mehr als »Friede, Freude, Eierkuchen«ASF-Jahrestreffen: Aktion Sühnezeichen und internationale Friedensmission(en)

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Adolf Muschg spricht vor 200 TeilnehmerInnen des ASF-Jahresempfangs

Der Schriftsteller Adolf Mu-schg hat sich in einem philo-

sophisch-theologischen Vortrag beim Jahresempfang der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste am 5. Februar 2009 in Berlin dafür ausgesprochen, die allem Mensch-lichen innewohnende Ambivalenz von Gut und Böse auch in Zusam-menhang mit dem Begriff »Süh-ne« zu berücksichtigen. So dürfe »Friedensarbeit zwar mit friedens-willigen Menschen rechnen, aber nicht mit friedensfähigen«, sagte der ehemalige Präsident der Aka-demie der Künste in der saarlän-dischen Landesvertretung beim Bund. Gerade weil der Mensch »sein eigener größter Feind« wer-den könne, »muss es sie geben«, betonte Muschg vor rund 200 Zu-hörerInnen die Notwendigkeit der ASF-Arbeit.

Welche Bedeutung die ASF-Arbeit für ihre Biographien

hatte, schilderten Marta Mituta und Ludovic Fresse in ihren Rede-beiträge beim Jahresempfang. »Das Phänomen der Multipers-pektivität wurde mir während meines Freiwilligendienstes in London bewusst«, sagte Marta Mituta aus Wrocław, die im Rah-men des deutsch-polnischen ASF-Programms in Großbritannien tätig war. Anhand des Geburtsor-tes ihres Großvaters, der 1919 im

damals polnischen Lwow geboren wurde, zeigte sie auf, wie sich die wechselvolle europäische Ge-schichte in ihrer Familienbiogra-phie niedergeschlagen hat. Wäh-rend ihres Freiwilligendienstes habe sie festgestellt, wie unter-

schiedlich die Perspektiven auf die Jahreszahlen 1919, 1939, 1949 und 1989 durch die kollek-tiven Erinnerungen der verschie-denen europäischen Länder ge-prägt sei: »Aber seit 1989 können wir frei über diese unterschiedli-chen Sichtweisen diskutieren«, betonte sie die besondere Bedeu-tung des Mauerfalls für die Men-schen in den Ländern des einsti-gen Ostblocks. Ludovic Fresse, der 2007/2008, finanziert durch das Programm »Arbeit beim Part-

ner« des Deutsch-Französischen Jugendwerks in der ASF-Ge-schäftsstelle in Berlin mitgearbei-tet hat, wies darauf hin, dass durch verschiedene Auslandsauf-enthalte die europäische Perspek-tive immer mehr zu seiner eige-

nen werde: »Deswegen kann ich mich (auch als Franzose) mit den Anliegen von ASF identifizie-ren.«

Während sein Großvater 1919 aus Polen nach Frankreich

ausgewandert war, wurde sein Vater 1939 für sechs Jahre Kriegs-gefangenschaft nach Leipzig ver-schleppt. »Meine freiwilligen Mi-grationen waren das Echo anderer Migrationen, die vom Krieg oder von der Armut ausgelöst worden waren.«

Nachdenkliches über SühnezeichenAdolf Muschg sprach beim ASF-Jahresempfang

Die Konkurrenz unterschiedli-cher Geschichtsbilder in den

verschiedenen Gesellschaften Eu-ropas war einer der Schwerpunkte der Diskussion bei der diesjähri-gen Sitzung des Kuratoriums von Aktion Sühnezeichen Friedens-dienste (ASF). Irina Scherbakowa, die den ASF-Projektpartner ME-MORIAL im Kuratorium vertritt, stellte hierzu das Papier ihrer Or-ganisation unter dem Titel »Nati-onale Geschichtsbilder – das 20. Jahrhundert und der ‚Krieg der Er-innerungen’« vor. Sie verwies da-rauf, dass sich die nationalen Ge-

schichtsdiskurse in den ehemali-gen Sowjetrepubliken weiter von-einander entfernten und – wie zuletzt in den Konflikten zwischen Russland und Georgien oder der Ukraine deutlich wurde – vielerlei erinnerungspolitischen Spreng-stoff beinhalteten. Deutschland genieße in Russland und den Nachbarländern wegen der Bear-beitung der eigenen Geschichte eine »gewisse Autorität«. Deshalb könnten die Bundesrepublik oder Organisationen wie ASF an be-stimmten Stellen eine vermitteln-de Rolle spielen.

Außerdem wurde über die Fra-ge diskutiert, ob und in wel-

cher Form sich ASF zu den Ent-wicklungen im Nahostkonflikt äußern sollte. Dabei wurde deut-lich, dass in einer öffentlichen Äu-ßerung von ASF vor allem Stim-men von ProjektpartnerInnen und Freiwilligen zu Wort kommen soll-ten. Hier sollte der Schwerpunkt eher auf einer kritischen Reflexion der deutschen Debatte liegen. Zu-gleich wurde darauf hingewiesen, dass Solidarität mit Israel immer auch sachliche Kritik an der Regie-rungspolitik beinhalten könne.

ASF-Kuratorium zu konkurrierenden Erinnerungen und dem Nahostkonflikt

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Als im Heim Eröspuszta des Ökumenischen Hilfswerks

Ungarn, 25 Kilometer südlich von Budapest, Anfang der 1990er Jah-re Flüchtlinge des Krieges in Jugo-slawien untergebracht waren, hat Aktion Sühnezeichen Friedens-dienste (ASF) diese in Sommerla-gern bis 1997 betreut. Uli Freytag und Peggy Teubner berichteten darüber beim ASF-Jahrestreffen. Wir – damals Senioren in den Sechzigern – fragten uns und ASF, ob wir das nicht auch könnten. So waren wir im Mai 1996 und 1997

dort und haben mit bosnischen Kindern eine Stadt gebaut: »Nas nowy grad – Unsere neue Stadt« als Symbol der Hoffnung auf baldige Rückkehr in die Heimat. Wir gaben Sprachunterricht für Jung und Alt und spielten mit den Kindern.

Als die Flüchtlinge zurückge-kehrt oder in andere Länder

ausgereist waren, nahm das Heim ungarische Seniorinnen und Seni-oren auf, die sich dort nach einer Krankheit, einer Operation oder einem Unfall erholen und später in ihre Familien zurückkehren sollten. Es gibt in den drei Flach-bauten etwa 30 Plätze in einfa-chen Zimmern mit zwei oder drei Betten sowie einige Einzelzim-mer.

Wir wurden gebeten, die Ar-beit dort fortzusetzen, wei-

terhin im Auftrag von ASF, und haben das vom September 1998 bis Mai 2008 getan, jeweils zwei Wochen im Frühjahr und im

ASF-Jubiläum, waren wir zu un-serem letzten Einsatz dort. Bedingt durch unser zunehmendes Alter, zusammen jetzt 154 Jahre, müs-sen wir diese Aktivität beenden. Wir tun das mit Wehmut, auch deshalb, weil wir nicht wissen, ob und von wem diese Arbeit weiter-geführt wird. So danken wir Ulla Wahrheit und Sophia Kühn, die

uns dort mehrmals unterstützt haben, aber jetzt nicht mehr nach Erös-puszta kommen können, aber auch den anderen Freunden, die dort jeweils einmal mit-gewirkt haben. Ro-mi Romberg hat uns in all den Jah-ren vorbildlich be-treut. Alle Auf-wendungen haben wir selbst getra-gen, sodass für ASF keine Kosten entstanden sind.

Leider ist es uns bisher nicht ge-

lungen, jüngere Nachfolger für diesen Dienst zu motivieren und einzuarbeiten. In unseren für ASF geschriebenen Berichten und in Beiträgen im zei-chen haben wir dafür geworben. Man erreicht eben auch im Verlauf eines langen Lebens nicht alle Zie-le.

Aber es ist nicht alles zu Ende. In diesen Jahren sind persön-

liche Verbindungen und Freund-schaften zur Familie der Leiterin Orsolya Bálint und zu anderen Fa-milien entstanden, die bleiben werden. Wir werden wiederkom-men, dann als Gäste, nicht als Touristen.

Und wir würden uns nach wie vor freuen, wenn sich Men-

schen finden, die dieses besondere Sommerlager auch in Zukunft fortführen würden.

Bei Interesse bitte melden bei: Aktion Sühnzeichen Friedens-dienste, Auguststraße 80, 10117 Berlin, Tel.: 030 / 28 39 51 84.

Herbst. Im Auto brachten wir ge-spendete Hilfsgüter für das Heim und seine Bewohner, aber auch für die Mitarbeiterinnen mit. Das wa-ren Wäsche und Kleidung, Ge-schirr, Bestecke, aber auch Roll-stühle und technische Geräte, vom Fernseher bis zum Keyboard.

Unsere Aufgabe war es, die Heimbewohner mental zu be-

treuen. Das umfasste: Exkursio-nen nach Szentendre, Esztergom und Ráckeve, Heimnachmittage, Lichtbilder mit Fotos aus ver-schiedenen Ländern und aus Ber-lin, Besuche einer Konditorei, Ge-burtstagsfeiern, Spaziergänge mit Rollstühlen… Den Abschluss bil-dete nach ungarischem Brauch immer ein Fest (búcsú délután) mit Gesang und Tanz sowie einer großen Tombola, bei der jedes Los gewann.

Unsere Erfahrung in Eröspusz-ta: Senioren eignen sich gut

für die Betreuung alter Menschen. Sie bringen ihre Berufs- und Le-benserfahrung, häufig auch Sprachkenntnisse, mit und kennen schon die Probleme des Alterns. Außerdem sind sie das ganze Jahr verfügbar, nicht nur im Sommer, wenn es in der ungarischen Tief-ebene drückend heiß ist.

Diesen Text müssen wir in der Vergangenheitsform schrei-

ben. Im Mai, gleich nach dem

Abschied von EröspusztaNachfolger für Sommerlager in Ungarn gesucht

Helga und Heinz Gott-schalk, Kindergärtnerin

und Kinderdiakonin und Dipl.-Ingenieur,

engagierten sich von 1996 bis 2008 für das

Sommerlager in Eröspuszta, Ungarn.

Bosnische Flüchtlingskinder Anfang der 1990er Jahre im Heim Eröspuszta in Ungarn

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ASF-Freunde auf der Geh-Denken Demonstration am 14. Februar in Dresden gegen den größten Aufmarsch von Rechtsextremen in Europa

Es waren über 10.000 Menschen gekommen, um am 14. Febru-

ar 2009 in Dresden ein klares Zei-chen gegen Rechtsextremismus zu setzen. Doch es hätten gut und gerne noch mehr sein dürfen, um den jun-gen und alten Rechts-extremisten - von der NPD bis hin zu den so genannten freien Ka-meradschaften - zu zeigen, dass ihre als Trauermarsch getarn-te Geschichtsverdre-hung auf deutlichen Widerspruch in der Mehrheit der Bevöl-kerung stößt. Denn der Jahrestag der Bombardierung Dres-dens hat sich in den letzten Jahren zum Kristallisationspunkt für den größten regelmäßig stattfinden-den Aufmarsch der rechtsextre-men Szene aus ganz Europa ent-wickelt. Mit 6.000 bis 7.000 Teil-nehmerInnen konnte der von der Jungen Landsmannschaft Ost-deutschland angemeldete Marsch in diesem Jahr sogar noch mehr Rechtsextreme anziehen als zum 60. Jahrestag der Dresdner Bom-bennacht im Jahr 2005.

Unter dem Motto »GEH DEN-KEN – ein klares Stopp dem

Rechtsextremismus« hatte Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) zusammen mit einem brei-ten Bündnis aus Parteien, Gewerk-schaften und zivilgesellschaftli-chen Gruppen zum Protest gegen das makabre Schauspiel aufgeru-fen. Mit einen dezentralen Kon-zept mit drei Demonstrationszü-gen gelang es die Rechtsextremis-ten zumindest von ihrer gewohn-ten Marschroute zu verbannen. Durch die großräumige Absper-rung der Polizei konnten gewalt-tätige Auseinandersetzungen zwi-schen rechten und linken Demons-trantInnen verhindert werden. Durch entsprechend geringe Poli-zeipräsenz in unmittelbarer Nähe des Neonazi-Marsches entstand allerdings der Eindruck, dass die

Rechtsextremisten weitgehend unbehelligt durch Dresden ziehen konnten, was nicht nur Journalis-ten aus dem Ausland fragen ließ, ob dies so gewollt sei.

In ihrer Rede bei der Zwischen-kundgebung vor der Dresdner

Synagoge wies die ASF-Vorsit-zende Ruth Misselwitz darauf hin, dass die Bombardierung Dresdens nicht aus ihrem historischen Kon-text gerissen werden dürfe. Ver-bunden mit der Trauer über die Opfer in Dresden sei auch das Wissen, dass der Bombardierung ein Krieg vorausgegangen sei, »der sich von Deutschland aus in einer unvergleichlichen Erobe-rungs- und Vernichtungswut über ganz Europa und weit darüber hi-naus gezogen hat«. Zudem erin-nerte die Pfarrerin daran, »dass es Menschen gab, denen diese An-griffe das Leben gerettet haben, weil sie dadurch der Vernich-tungsmaschinerie des Nationalso-zialisten entgehen konnten.«

Sie verwies darauf, dass nicht zuletzt durch Aktion Sühne-

zeichen und die Nagelkreuzge-meinschaft Dresden und Coventry zu Symbolen der Versöhnung geworden sind: »Deshalb ist es unerträglich«, sagte Ruth Missel-witz, »wenn die NPD und andere rechtsextremistische Gruppen Dresden für ihre Zwecke instru-mentalisieren und diese Stadt als Symbol für Geschichtsrevisionis-mus und deutschen Opferkult missbrauchen.«

Auf dem Theaterplatz an der Semper-Oper fand bei leich-

tem Schneetreiben und -3 Grad dann die Abschlusskundgebung mit bundespolitischer Prominenz

und einem Konzert mit Künstlern wie Sebastian Krumbie-gel, Curse und Ralf Stahlhofen (früher Söhne Mannheims) statt.

Die Veranstaltung wurde über-

schattet durch ins-gesamt fünf Über-griffe von Rechtsex-tremisten auf Ge- gendemonstranten bei der An- und Ab-reise, die im krassen

Gegensatz zum demonstrativ mo-deraten Auftreten bei ihrem »Trauermarsch« standen. Beson-dere Kritik wurde an der Polizei laut, die den Angriff auf eine Gruppe Gewerkschafter auf der Raststätte Teufelstal bei Jena, bei dem es zwei Schwerverletzte gab, nicht verhindert hatte.

Die Beteiligung aus dem ASF-Umfeld war bundesweit und

regional recht positiv. Mit mehre-ren Transparenten war der ASF-»Block« mit rund 200 Teilneh-merInnen im Demonstrationszug gut erkennbar. Dass ASF einen Reisebus aus Berlin organisiert hatte, war ein klares Signal, dass die Demonstration im Verein ei-nen hohen Stellenwert hat. Ein Fortbildungstag zum Thema »Kir-che und Rechtsextremismus« mit den RegionalsprecherInnen am 13. Februar und ihre Teilnahme an der Demonstration in Dresden wurden von den TeilnehmerInnen sehr positiv bewertet. Eine Fort-setzung ist für den 7./8. Mai 2009 in Köln geplant, wo die rechtsex-treme Initiative PRO KÖLN einen neuen Anlauf für ihren Anti- Islamisierungskongress plant, der im vergangenen Herbst an den massenhaften Protesten eines breiten demokratischen Bündnis-ses scheiterte.

Große ASF-Beteiligung bei GEH-DENKEN-Demonstration in DresdenRuth Misselwitz kritisiert Geschichtsverdrehung durch rechtsextremen Aufmarsch

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Johannes Zerger, 47 Jahre, Politikwissenschaftler und Sozialpädagoge, ist seit 1996 Referent für Öffent-lichkeitsarbeit und Fund-raising bei Aktion Sühne-zeichen Friedensdienste.

Die Rede der ASF-Vor-sitzenden Ruth Missel-witz bei der GEH-DEN-KEN-Demonstration in Dresden finden Sie im Internet unter www.asf-ev.de.

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Die Dokumentation der gro-ßen Jubiläumsfeierlichkeiten

50 Jahre ASF in Berlin vom 30. April bis zum 4. Mai und der regionalen Veranstaltungen im gesamten Jubiläumsjahr 2008 ist erschienen. Auf 212 Seiten fin-den sich umfassende Informatio-nen über das Jubiläum, beeindru-ckende 500 Fotos illustrieren bildreich die schönsten Momente und zeugen von den vielfältigen Veranstaltungen und der einma-ligen Atmosphäre. Viele Beiträge von NS-Überlebenden, Promi-nenten wie Bundespräsident Horst Köhler, Charlotte Knobloch und Thomas Roth und ehemali-gen Freiwilligen reflektieren alle Veranstaltungen während der Berliner Jubiläumstage. Eindrü-

cke von Gästen und ASF-Part-nern ergänzen das Bild und schaffen so eine Dokumentation, die lebendig, facettenreich und vielfältig vom Jubiläumsjahr 2008 erzählt.

Zusätzlich zu dem Buch ist ei-ne filmische Jubiläumsdoku-

mentation erschienen. Mit 68 Minuten Laufzeit zeigt die DVD eine Zusammenfassung der wich-tigsten Ereignisse der Jubiläums-tage in Berlin. Dabei vermittelt der Dokumentationsfilm viel-schichtig die bedeutendsten Mo-mente des Jubiläums, die wichti-gen Zeugnisse der Überlebenden, spannende Diskussionen und Eindrücke von den verschiedenen Veranstaltungen. Zusätzliches Bonusmaterial macht den Jubilä-

umsfilm zu einer spannenden, inhalts-reichen und lebendi-gen Dokumentation, mit der das 50 Jahre ASF-Jubiläum als Erinnerung zum An-schauen lebendig bleibt.

Preis: 8 EuroBestellungen unter: Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, Johannes Zerger, Auguststr. 80, 10117 Berlin, Telefon: 030-28 395 184, Telefax: 0049-30-28 395 135, [email protected]

ASF-Jubiläumsdokumentationen erschienen

Begonnen hat das ASF-Jubilä-umsjahr zum 50. Geburtstag

am 27. Januar 2008 im Stepha-nus-Stift in Weißensee, wo nicht nur 1958 ein Teil der berühmten »ASF«-Synode stattgefunden hat-te, sondern das sich zu DDR-Zei-ten zu einem zentralen Versamm-lungsort von Aktion Sühnezei-chen im Osten (ASZ) entwickelt hat. Mit dieser beginnend, haben wir insgesamt 22 regionale Ver-anstaltungen in allen Landeskir-chen Deutschlands durchführen können. Dafür sei an dieser Stelle allen Landeskirchen mehr als herzlich gedankt, die uns im letz-ten Jahr besonders unterstützt haben, sowohl für die regionalen, wie auch für die zentrale Veran-staltung in Berlin. Gedankt sei auch den Regionalgruppen, Freundeskreisen und insbesonde-re dem ASF-Regionalreferenten Jens Pohl, der die meisten dieser Veranstaltungen sorgsam und energiegeladen geplant hat.

Das Jubiläumsjahr ging dann in Magdeburg am 7. Dezem-

ber zu Ende. Dazwischen lagen größere und kleinere Gottesdiens-te, meist mit einem Empfang und

intensiven Gesprächen verbun-den.

Höhepunkt des Jubiläumsjah-res war die Berliner Veran-

staltung vom 30. April bis zum 4. Mai 2008, zu der mehr als 1000 Menschen gekommen waren, um 50 Jahre Aktion Sühnezeichen Friedensdienste zu feiern, Ent-wicklungen neu anzusehen und Herzen und Köpfe auf die Zukunft auszurichten, von der wir wissen, wie sehr sie mit der Vergangen-heit oder den Vergangenheiten verbunden ist.

Auf dem Jubiläum wurde ein-mal mehr deutlich, wie

schwierig die Anfänge der Bezie-hung zwischen ASF und den Partnern waren, wie sehr die Frei-willigen, wie auch die Partner sich in der Gestaltung dieser Be-ziehung veränderten und wie langsam Vertrauen wuchs. Es ist dieses Vertrauen, das Petr Weber, dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde in Brno ermöglichte, »liebe Schwestern und Brüder« zu sagen und Michaela Vidlaková, eine Überlebende aus Terezin und Festaktsrednerin, zu den Worten »liebe Freunde« bewegte. In allen

Veranstaltungen dieser fünf Tage haben wir auf unterschiedliche Weise mit dem Weg gerungen, der sich aus Aktion Sühnezeichen Friedensdienste ergibt.

Es war doch ein Geschenk, dass so viele Menschen aus mehr

als 13 Ländern und aus vielen Ge-nerationen zum Jubiläum kamen und ein wenig Wurzeln des Frie-dens sichtbar wurde. Leider ist an dieser Stelle nicht der Platz dazu, allen namentlich oder auch nur gruppenmäßig zu danken, die dieses kleine Wunder mit finan-ziert oder durch ihre Arbeit mög-lich gemacht haben. Deshalb hier: Vielen, vielen Dank an alle!

»Dem Frieden Wurzeln geben«Rückblick auf das 50 Jahre ASF Jubiläumsjahr 2008

Christian Staffa, ASF-Geschäftsführer

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TeilnehmerInnen der »Geh Denken«-Prozession in Berlin-Mitte am 30. April im Rahmen

der Auftaktveranstaltung des Jubiläums 50 Jahre ASF

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ASF-Freiwillige der Generation 2007 in einem Vorbereitungsseminar in Belgien

Vielen Dank für Ihre Unter-stützung in den letzten Mo-

naten. In der momentan schwie-rigen Zeit der Finanzkrise wissen wir diese besonders zu schätzen. Durch unseren E-Mail-Aufruf kurz vor Weihnachten fühlten sich noch einmal viele Menschen motiviert, ASF am Ende des Jubi-

läumsjahrs eine Spende zu geben. Wir sind dadurch unserem Wun-schergebnis für 2008 sehr nahe gekommen. Dennoch wenden wir uns mit einem Thema an Sie, das Sie vielleicht überrascht:

Seit Jahren sinkt trotz vieler neuer Spenderinnen und

Spender die jährliche Anzahl all-gemeiner Spender bei ASF und das bei steigender Gesamthöhe der allgemeinen Spenden. Dies bedeutet: Weniger Menschen spenden insgesamt mehr. Das ist wundervoll. Wir freuen uns über diese treuen und großzügigen Ge-ber. Bei näherem Hinsehen birgt eine solche Entwicklung jedoch auch große Risiken. Denn: Wenn nur wenige jener Unterstützer nicht mehr spenden, fehlt ASF ein vielfach höherer Prozentsatz der gesamten Spendeneinnahmen, aus denen die Freiwilligenarbeit in unseren 13 Ländern finanziert wird.

Wir versuchen mit unseren Briefen und E-Mails dieser

Entwicklung kontinuierlich ent-

gegenzuwirken. Denn es ist uns wichtig, eine breite Basis an Un-terstützerInnen für Frieden und Verständigung zu erhalten und aufzubauen. Deshalb ermutigen wir hier zum Beispiel die rund 4000 privaten Empfänger dieser Zeitschrift »zeichen«, die bisher nicht für ASF spenden, zu einer

ersten Spende. Außer-dem versuchen wir, ehemalige Spenderin-nen und Spender, die sich seit längerer Zeit nicht mehr finanziell beteiligt haben, für eine erneute Unterstützung zu gewinnen.

Wir verstehen die Verunsicherung,

die mit der gegenwärti-gen wirtschaftlichen Si-tuation einhergeht, sehr gut. Denn ASF ist als Empfängerin von För-dergeldern noch von anderer Seite her be-troffen. Wir haben be-reits von Stiftungen ge-

hört, die unsere Arbeit seit lan-gem unterstützen und aufgrund der Finanzkrise in 2009 drama-tisch weniger Erträge ausschütten werden. Gekoppelt mit der zu-rückgehenden Zahl spendender Privatpersonen macht uns dies

Sorge um die stabile Fortführung unserer Arbeit.

Daher bitten wir Sie herzlich: Wir brauchen Ihre Unterstüt-

zung in 2009 weiterhin, erneut und auch zum ersten Mal deutlich stärker als in den letzten Jahren. Helfen Sie mit, die Arbeit von ASF durch viele kleine Spenden neben den hoffentlich bleibend großen zu sichern.

Ein kleines Rechenbeispiel da-zu: Wenn alle Personen, die

das zeichen erhalten, ohne bisher für ASF zu spenden, sich viertel-jährlich mit einer Spende von fünf Euro an den Erstellungs- und Versandkostenkosten beteiligen, verdoppelt sich dadurch die Basis von allgemeinen Spendern bei ASF. Die jährlichen Spenden stei-gen parallel um 80.000 Euro und sichern neun Freiwilligenplätze.

Gemeinsam kommen wir sicher über diese Finanzkrise hin-

weg. Dauerhafte Spenden sind für ASF dabei eine Stütze von un-schätzbarem Wert. Bleiben Sie bei uns! Kommen Sie zurück! Ent-scheiden Sie sich für eine erste Spende! »Man kann es einfach tun«, wie Lothar Kreyssig sagte.

Bitte füllen Sie den Coupon zur dauerhaften Unterstützung in

der Mitte dieses Heftes aus und schicken ihn an uns zurück. Ihre Entscheidung ist uns viel wert. Als neue Dauerspenderin bzw. neuer Dauerspender erhalten Sie ein spannendes Überraschungs-Dankeschön von uns. Vielen herz-lichen Dank!

Mit breiter Basis über die Finanzkrise hinweg

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Bettina Hoffmann, 34 Jahre, Diplom-Sozial-pädagogin, ist Fundraising-Referentin bei ASF.

Bei Anmerkungen zu den Artikeln wenden Sie sich bitte an: Bettina Hoffmann, Referentin für Fundraising, [email protected], Tel: 030 / 28 395 204

SpendenlexikonE wie »Ethik im Fundraising«

Die philosophische Disziplin Ethik stellt Kriterien für gutes und schlechtes Handeln. Kriterien einer »Ethik im Fundraising« sind spä-

testens durch den Unicef-Spenden-Skandal im letzten Jahr für jede ge-meinnützige Organisation zum einem Thema geworden. Sie sollen fol-gende Fragen beantworten: Wie offensives Bitten ist in der Spenden-werbung angemessen? Wie hoch dürfen die Verwaltungskosten sein? Mit wem kann man zusammenarbeiten? Von wem wird Geld angenom-men? Wie wird die korrekte Mittelverwendung sichergestellt?

ASF ist der ethisch einwandfreie Umgang mit Spendern und Spen-dengeldern sehr wichtig. Denn das Vertrauen unserer Spender ist

für uns oberstes Gebot. Daher: ASF zahlt keine Provisionen. Für die Zusammenarbeit mit Wirtschaftsunternehmen wenden wir Ethik-Krite-rien an. Den verantwortungsvollen Umgang mit Spendengeldern be-scheinigt uns jährlich das DZI mit dem Spendensiegel. Und in der jähr-lichen Berichterstattung richten wir uns nach den Transparenz-Kriteri-en von PriceWaterhouseCoopers.

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Am 27. Dezember 2008 begann Israel die »Operation gegos-

senes Blei« mit den ersten Luftan-griffen auf den Gazastreifen. Da-vor kam es zum Ende des Waffen-stillstands zwischen der Hamas und Israel und zu einem verstärk-ten Raketenbeschuss israelischer

Städte aus dem Gaza-Streifen. Auch wenn dies den größten Teil des Landes nicht direkt betraf und es schon weit schlimmere Situati-onen innerhalb der israelischen Grenzen und somit auch für die ASF-Freiwilligen in Israel gege-ben hat, so war es doch eine neue Situation, deren Verlauf erst ein-mal ungewiss blieb. Wir ASF-Freiwilligen stellten uns die Frage, was auf uns zukommen würde und wie wir damit umgehen soll-ten.

Schon vor Beginn meines Frei-willigendienstes war mir die

Situation in Israel bewusst und eine Zuspitzung des Nahost-Kon-fliktes im Laufe des Jahres abzu-sehen. Aber als es dann dazu kam, stellte ich mir doch noch einmal die gleichen Fragen, die mich auch beschäftigten, als ich die Zu-sage für meinen Freiwilligen-dienst von ASF erhalten habe: »Was mache ich, wenn es zu einer weiteren Intifada kommt?« und »Wie weit wird meine Solidarität mit Israel im Ernstfall reichen?«

Diese anfängliche Unsicherheit wich allerdings mit dem Fort-

schreiten des Krieges recht schnell der Gewohnheit und einer augen-scheinlichen Unbetroffenheit, denn in Jerusalem hat sich an meinem Alltag fast nichts geän-dert. Die Menschen sind wie ge-wohnt ihren Beschäftigungen nachgegangen, zur Arbeit gefah-

ren und einkaufen gegangen. Ich traf mich wie zuvor mit meinen Freunden und lebte meinen All-tag.

Dennoch blieb nicht alles beim Alten. Vor und zu Beginn der

Offensive begann die Armee Re-servisten einzuziehen und auch die jungen Israelis, die gerade ih-ren Wehrdienst leisteten, wurden eingesetzt. Beispielsweise leistet der Sohn einer meiner Kollegin-nen seinen Wehrdienst bei der Infanterie. Jeden Morgen schlug ich voller Sorge, dass er zu den getöteten Soldaten zählen würde, die Zeitung auf. Wenn es mich, der ihn gar nicht persönlich kennt, so beeinflusst hat, wie groß müs-sen dann die Sorgen seiner Ange-hörigen gewesen sein? Schwer fiel es mir, die Sorgen meiner Fa-milie und meiner Freunde zu ver-stehen. Denn während ich aus ihrer Perspektive unvorstellbar nah an oder schon in dem Kriegs-gebiet lebte, so war ich aus meiner Perspektive weit weg.

Auf dieses Problem hat uns je-doch ASF immer wieder auf-

merksam gemacht und mir so aufs

Neue ins Bewusstsein gebracht, dass die Situation von Deutsch-land aus für viele anders erscheint als für uns. Generell haben die ASF-Mitarbeiterinnen hier vor Ort uns in dieser Zeit sehr gut betreut, waren jederzeit ansprechbar und haben mit uns unsere Möglichkei-ten, mit dieser Situation umzuge-hen, persönlich intensiv bespro-chen.

Ein weiterer moralischer Kon-flikt war es, nun plötzlich in

einem Land zu leben, durch des-sen Bomben täglich dutzende Zi-vilisten starben. Die Frage, ob dieser Krieg wirklich so unum-gänglich gewesen ist oder nicht, ob es vielleicht möglich gewesen wäre, ihn anders zu führen, so dass die Zivilbevölkerung weni-ger hätte leiden müssen, ging mir durch den Kopf. Zugleich habe ich aber auch die deutschen Nach-richten gesehen und mich über die meiner Meinung nach unaus-gewogene Berichterstattung geär-gert. Jede Angabe der Todeszah-len klang so, als ob es nur Zivilis-ten gewesen wären, die dort ge-storben sind. Es wurde viel zu wenig darauf hingewiesen, wie lange Israel den Raketenbeschuss schon hingenommen hat, dass sich die Hamas hinter der Zivilbe-völkerung versteckte und somit mitverantwortlich für die zivilen Opfer ist.

Nichtsdestotrotz und unabhän-gig davon, wer den Ausbruch

dieses Krieges zu verantworten hat, bleiben die Fragen, wie es nun weitergehen wird. Hat dieser Krieg eine positive Konsequenz bezüg-lich der Situation der Menschen in Sderot, Ashdod oder Ashkelon? Hat er die Hamas geschwächt oder in erster Linie ihren Rückhalt un-ter den Palästinensern gestärkt? Gibt es einen Erfolg, der der Klage über die vielen Opfern des Krieges entgegengesetzt werden kann? Wie sieht die Zukunft dieser Regi-on aus? Hält der Waffenstillstand oder ist er nur eine Atempause be-vor der Konflikt mit neuer Wucht ausbricht?

Gedanken eines ASF-Freiwilligen zum Gaza-Konflikt

Von Deutschland aus erscheint die Situation für viele anders als für uns…

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Matthias Sievers ist vom September 2008 bis zum

August 2009 ASF-Freiwilliger im Altenheim »Beit Bart« und im »Zen-tralarchiv des jüdischen

Volkes«.

Grenzsicherung zwischen den israelischen und

palästinensischen Gebieten

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33

»Immer wenn ich nach Berlin komme, habe ich gemischte Ge-fühle. Ich kann nicht über die Vergangenheit hinweg kommen, die Erinnerung lässt mich nicht los. Ich gedenke all derer, die mir so lieb waren, meinen Eltern, meiner Familie und meinen Freunden. Sie wurden von mir gerissen, um in Auschwitz und Theresienstadt ver-nichtet zu werden, nur weil sie Juden waren. In mir klingt es: Erin-nere dich, vergiss es nie und lasse es nicht vergessen, was der Nationalsozialismus Dir, Deiner Familie und Deinem Volk an-getan hat.«

Diese Worte schrieb der 83-jährige Is-

rael Löwenstein im Juni 2008, nachdem er von einer Reise in seine Geburtsstadt Berlin in seine Heimat Israel zurückgekehrt war. Mit »Ick komme vom Alex« hatte er ei-nige Wochen zuvor seine Geschichte vor 250 Schüle-rInnen in der Aula eines Gymna-siums sowie zwölf »Stadtteilmüt-tern« in Neukölln begonnen. Wer die Möglichkeit hatte, den Ausch-witz-Überlebenden zu hören, war ergriffen von seiner Biographie – unabhängig von Alter, kulturel-lem Hintergrund oder Bildungs-stand.

Israel Löwenstein war im ver-gangenen Jahr einer von insge-

samt 24 deutschsprachigen Scho-ah-Überlebenden, die zusammen mit Kindern, EnkelIn oder Ehe-partnerIn eine Reise nach Deutschland antraten – einem Land, das zwiespältige Gefühle auslöst: die Erinnerung an das Leid während des Nationalsozia-lismus, aber auch Heimatgefühle und Sympathie für die junge Ge-neration. Die Bundesregierung hatte zum 60. Jahrestag der Staatsgründung Israels im Mai 2008 das Begegnungsprojekt »Le-Dor Dor… Von Generation zu Ge-

neration« initiiert. Die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, die seit den 1960er Jahren mit Freiwilligen in israelischen Al-tenheimen und anderen Projek-ten aktiv ist, übernahm die Koor-dination.

Bis zum Jahresende besuchten die Gäste vorwiegend Orte,

die in einem engen Verhältnis zu

ihrer Lebensgeschichte stehen. So sahen einige Überlebende erst-mals nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Geburtsstädte wieder. Ande-re besuchten Gedenkstätten, die bei ehemaligen Konzentrations-lagern errichtet wurden. Viele Besuche wurden um den 9. No-vember 2008 gemacht, dem Tag, an dem vor 70 Jahren die Reichs-pogromnacht stattfand. Gerade für diejenigen Überlebenden, die die Zerstörung jüdischer Geschäf-te und Synagogen miterleben mussten, war es ein großes Be-dürfnis, zu diesem Gedenktag nach Deutschland zu kommen.

In über 100 Veranstaltungen trafen an 25 Orten der Bundes-

republik Jugendliche und Er-wachsene mit den Überlebenden zusammen und teilten mit ihnen die Erinnerungen an die Kindheit, die Zeit der nationalsozialisti-schen Verfolgungen und Vernich-tungsaktionen sowie den Neuan-fang in Israel. Die meisten der

mitgereisten Angehörigen der 2. und 3. Generation waren zum ersten Mal in Deutschland und in der Geburtsstadt ihrer Eltern oder Großeltern. Auch für sie war es eine besondere Erfahrung, im Land der Täter vom Schicksal ih-rer Familie während der NS-Dik-tatur zu hören. Dies war für beide Seiten ein sehr schmerzhafter

Prozess, wurde doch auch in Isra-el lange Zeit nicht über die Scho-ah gesprochen.

Das Erleben von Verschieden-heiten, Gegensätzen und Ge-

meinsamkeiten im Umgang mit Erinnerungen, aktueller Geschich-te und ihrer Tradierung »von Ge-neration zu Generation« (leDor Dor) motivierte alle Beteiligten zu weiteren Begegnungen. So be-schlossen ganze Schulklassen, ih-ren nächsten Austausch mit Israel zu gestalten, und junge Männer erkundigten sich nach einem Er-satzdienst mit ASF im Ausland. Einige BetreuerInnen der Gäste planen eine Rucksackreise zu »ih-ren« Überlebenden, mit denen sie nun eine enge Freundschaft ver-bindet. Die Tatsache, dass sich heute NS-Verfolgte, ihre Angehö-rigen und die dritte Generation in Deutschland so innig verbunden fühlen, ist ein Wunder der Ge-schichte und alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

»LeDor Dor… Von Generation zu Generation«Begegnungsprojekt mit israelischen Schoah-Überlebenden in Deutschland

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Dörthe Engels, 29 Jahre alt, war von 2000 bis 2001 eigenständige Freiwillige im Krankenhaus des Kib-buz Shaar Haamakim in Israel. Sie studierte Islam-wissenschaft, Judaistik und Neuere Geschichte an der Freien Universität Ber-lin. Heute arbeitet sie im Israel-Referat der ASF für das Zeitzeugenprojekt »Le-Dor Dor«, das Beit Ben Ye-huda - Haus Pax und das deutsch-israelische Som-merlager.

Die Überlebende Frau Doron bei einem Gespräch mit Schulkindern im Rahmen des LeDor Dor Projektes in Deutschland

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Am 24. Dezember 2008 starb der langjährige ASF-Vorsit-

zende Manfred Karnetzki. Unter großer öffentlicher Anteilnahme fand die Trauerfeier am 8. Januar in der Kirchengemeinde Berlin-Schlachtensee statt. ASF-Ge-schäftsführer Christian Staffa würdigte den promovierten Theo-logen in einem Nachruf in der Zeitung »Die Kir-che« folgendermaßen:»Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gott-losen und nicht sitzt, wo die Spötter sitzen.« Der erste Psalm hat Manfred Karnetzki in seiner Su-che nach einer Praxis seines Glaubens beglei-tet. In dieser Praxis, ob als Pfarrer in Schlach-tensee, als Superinten-dent von Zehlendorf oder als Direktor des evangelischen Bildungs-werkes oder dann im Ehrenamt des »Fast-Vollzeit-Vorsitzenden« von Aktion Sühnezeichen Frie-densdienste war die Begegnung mit Menschen als Ebenbilder Got-tes für ihn leitend. Diese suchte er nicht nur in der Kerngemeinde, sondern besonders an den Rän-dern der Gesellschaft. Dabei sind die Ränder, biblisch gesprochen, Teil der Mitte, wie »Galiläa im Markusevangelium«, so der Titel seiner Doktorarbeit. Dieser theo-

politische Akzent war nie kon-fliktfrei. So mussten Manfred Karnetzki und Hellmuth Linke sich gegen massive Vorwürfe der Zehlendorfer CDU erwehren, die gegen eine angebliche Politisie-rung des Evangeliums der Schlachtenseer Pfarrer zu Felde zog.

Diese Orientierung am Zent-rum der biblischen Botschaft

als alltagsrelevante Hinwendung zum Menschen brachte ihn zum Engagement gegen den Kalten Krieg, für Frieden und Versöh-nung, ohne je sich Illusionen über den real existierenden Sozialis-mus zu machen. Das Thema Wi-derstand und Folgen aus der NS-Geschichte faszinierte ihn als ge-genwärtige Gestaltungsfrage und brachte ihn vom Unterwegs-Kreis

zu Aktion Sühnezeichen Frie-densdienste. Mit seiner Frau Inge entdeckte er Südafrika als radika-le Frage christlicher Glaubenspra-xis in Deutschland. Und er ver-suchte zwei massiv voneinander entfremdete Sozialgestalten, näm-lich die Kirche - als Hörende und doch mit einer Botschaft - und die

säkulare Arbeitswelt ins Gespräch mitein-ander zu bringen. Ge-gen Zerrbilder, die ent-stehen, »wenn wir Menschen zu Feinden stempeln, weil sie uns fremd sind,« richteten sich sein Denken und Tun, Predigt und Seel-sorge. Zu stehen wie ein »Baum an Wasser-läufen, der die Frucht der Gerechtigkeit, der Wahrheit und Liebe bringt zu seiner Zeit«, sprach er als Möglich-

keit den je anderen zu. »Spreu im Wind« dieser Kirche und dieser Welt war er nicht. Das Gegenbild zur Spreu ist jener Baum, und das Gegenbild zum Spötter, jener, der »Lust hat am Gesetz«. So wird er uns, den Weg-genossInnen, persönlich und die-ser Kirche fehlen. Die Erinnerung an Manfred Karnetzki wird uns bei dem Versuch helfen, unsere Kirche in sanfter Aufruhr zu ver-ändern.

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Christian Staffa, 49 Jahre, promovierter Theologe,

ist seit 1999 ASF-Geschäftsführer.

»Erinnerung ist Aufruhr« – Nachruf auf Manfred Karnetzki»Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen und nicht sitzt, wo die Spötter sitzen.«

Die Geburt von Manfred in Berlin, Kindheitstage in Bres-

lau, eine Schulzeit im Nationalso-zialismus, eine Jugendzeit vom Krieg zerrissen. Und dann eine ganze Lebenszeit, in der er nicht vergisst, nicht verdrängt, nicht beschönigt. Er lernt, Schuld zu benennen, Verantwortung wahr-zunehmen, sich politisch zu enga-gieren, Deutlichkeit einzufordern von sich und anderen. Gerade jungen Leuten wird er darin zum Vorbild und bewirkt neue Auf-merksamkeit für Aktion Sühne-zeichen Friedensdienste.

Er hat überlegt, ob er Architekt werden soll. Die Theologie hat

ihn dann mehr gereizt. Klare Lini-en hat er auch in seiner theologi-schen und kirchlichen Arbeit ge-zogen und sich dabei inspirieren lassen von der Vielfalt seiner In-teressen und Kenntnisse: Litera-tur, Theater, Malerei, Geschichte und alles, was mit Berlin und Brandenburg zu tun hat. Keine Kirche, kein Schloss, kein Park, keine Ruine ohne dass er nicht anfangen konnte zu erzählen.

All diese Erkundungen, Entde-ckungen und Exkursionen

des Genießens zusammen mit der Familie, mit Freunden, aber im-mer und vor allem mit Dir, Inge. Fast 50 Jahre seid Ihr die Wege zusammen gegangen. Bei Eurer Trauung wurde Euch ein Wort aus den Sprüchen Salomos mitgege-ben. »Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg, aber der HERR allein gibt, dass er fortgehe.« (Spr. 16,9). Ihr habt gelebt, was Gott geschenkt hat, und Euch ge-ehrt, gestützt, geliebt und habt so viele Menschen an Euern Tisch geholt und mit ihnen das Leben gefeiert.

»Wir trauern um einen sehr sanftmütigen Menschen!«Auszüge aus der Trauerpredigt für Manfred Karnetzki am 8. Januar

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Lothar Wittkopf, Evangelischer Pfarrer in

Rheinsberg, war Superintendent von

Berlin-Kreuzberg, langjäh-riger ASF-Weggefährte

und Mitglied des ASF-Kuratoriums.

Manfred Karnetzki, Pfarrer i. R., war von 1993 bis 2001

Vorsitzender von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste

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Es war ein Jahr des Abschied-nehmens von Manfred Kar-

netzki, meinem Vater. Ein Jahr, in dem die Grenze endgültig ins Be-wusstsein trat.

Am Ostersonntag kam mein Vater das erste Mal wegen

seiner Krankheit ins Krankenhaus, am Heiligen Abend ist er gestor-ben. Letztlich ist er schnell gegan-gen, hat keinen Tag an einem Kör-per festgehalten, der am Ende zu einer einzigen Last geworden war. So hat er mich zum Schluss noch das Sterben gelehrt. Dass es nicht schrecklich ist.

Für mich schlossen sich in die-sem Jahr unzählige Kreise und

vielleicht schließen sich am Ende des Lebens die Kreise, wenn man sie lässt: So die Platane am Pots-damer Platz, die vor seinem Kin-derzimmer stand, auf die er immer wieder verwies und auch und zum letzten Mal am 15. Dezember, der letzten Fahrt durch SEINE Stadt, SEIN Berlin, nach St. Marien, wo sein Pfarrer-Sein ein herzergrei-fendes und wunderschönes Ende fand.

Er war so vergnügt und witzig an diesem 15. Dezember und

in den Tagen bis zu seinem Tod

und ich dachte, es muss sehr heiter sein, in der Nähe der Grenze. Wir haben Tränen gelacht, in diesen letzten Tagen, im und über das Krankenhaus, denn das Absurde und Unmenschliche unserer Ge-sellschaft zeigt sich in frappieren-der Weise im Krankenhaus, das alles tut, um menschliche Begeg-nungen zu verhindern. Er hatte ein solches Gespür für Komik, überhaupt und besonders in die-sen letzten Tagen. Und er hat mir am Ende seine Heiterkeit ge-schenkt.

Ich habe ihn gesehen, am frühen Morgen des 24. Dezember, kurz

nachdem er gegangen ist, und ich konnte seine Erleichterung spüren, diesen Körper hinter sich gelassen zu haben. Und jetzt glaube ich sei-ne Freiheit zu spüren, ein Leben lang war er Sohn, Ehemann, Vater, Opa, Pfarrer, Freund. Und immer mehr als das. Ist Menschsein doch auch immer Begrenzung. Jetzt ist er wieder alles.

Und ich denke, wir tun gut da-ran, ihm das Menschliche, das

Begrenzte zu lassen, hat er uns doch an seinem 80. Geburtstag da-rum gebeten: Ihm seine Unvoll-kommenheit zu lassen. Auch als

Vater. Als ein Vater, der sehr lange Zeit hauptsächlich für seinen Be-ruf lebte und in dieser Zeit nur eine beschränkte Wahrnehmung für seine Töchter hatte. Das hat er am Ende seines Lebens immer wie-der eingeräumt.

Und wenn ich an ihn denke, dann stelle ich mir vor, dass er

einen Ort in sich gefunden hatte, von dem er die Welt und sich be-obachtete, liebevoll und mit Dis-tanz. Und dass dieser Ort ihm sei-ne geistige Freiheit gegeben hat. Es war nicht immer einfach, die Tochter eines so großartigen Va-ters zu sein. Und gleichzeitig emp-fand ich ihn immer und empfinde ihn jetzt als ein unglaubliches Ge-schenk.

Ich durfte erfahren, wie eine Fa-milie zusammenhalten kann,

wenn es darauf ankommt, und wie jeder seine Rolle findet und ich bewundere die Größe und Stärke und Weichheit meiner Mutter und meiner Schwester in dieser Zeit. Mit Staunen sehe ich, wie vielen Menschen er viel bedeutet hat und es ist wunderschön, sich mit all diesen Menschen in der Trauer und Dankbarkeit verbunden zu fühlen.

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»Er hat mir seine Heiterkeit geschenkt« Gedanken an meinen Vater Manfred Karnetzki

Auszug aus der Trauer-rede, vorgetragen am 8. Januar 2009 in der Johanneskirche in Schlachtensee von Sarah Wittkopf.

Wir trauern um einen sehr sanftmütigen Menschen.

Und zugleich stand er unbeugsam für das ein, was er theologisch, was er kirchlich und politisch für geboten hielt. Manfred Karnetzki hat sich in Situationen vorgewagt, in die ihm andere kirchliche Amts-träger nicht gefolgt sind, die ohne ihn aber ohne Verkündigung des Evangeliums geblieben wären. In manchem Streit hatte er Vereinze-lung und Einsamkeit auszuhalten. Er blieb klar, wurde aber nicht hart. Er blieb ein Zuhörender, konnte sich zurücknehmen, konn-te anderen den Vortritt lassen.

Und doch war er ganz präsent, verbindlich und treu in der

Pflege von Beziehungen. Bis in seine letzten Tage hinein war Manfred Karnetzki für andere Seelsorger und Ratgeber. Er war Pastor auch fast 50 Jahre hier in

der Schlachtenseer Gemeinde und er war Pastor auch in seinen kir-chenleitenden Tätigkeiten. Unsere Kirche verdankt ihm aufrütteln-den Einspruch und solidarische Mitarbeit.

In der Marienkirche hat er Mitte Dezember noch einmal öffent-

lich für uns Fürbitte gehalten. Dort haben wir das letzte Abendmahl mit ihm gefeiert. Gott sei Dank auch für dieses Geschenk.

Manfred Karnetzki (rechts) bei der Verleihung des Verdienstkreuzes 2004

Mirjam Karnetzki, 43 Jahre, Dozentin für Deutsch als Fremdsprache.

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Für Günther Reinboth war die biblische Friedensverheißung

Hoffnung und Antrieb zu prakti-schem Handeln in seinem Alltag. Schon als Gemeindepfarrer be-gleitete er Kriegsdienstverweigerer bei ihren Anerkennungsverfahren. Ab 1981 konnte er als Leiter der Arbeitsstelle für KDV und ZDL der Hannoverschen Landeskirche die-se Arbeit intensivieren. Seine Se-minare für Zivildienstleistende waren nicht nur thematisch aktu-ell, anspruchsvoll und gut vorbe-reitet. Sein Verständnis für die Fragen der jungen Leute zeigte ih-nen, dass er ihre Motive teilte. Das gab ihnen Mut, ihren Alltag zu be-stehen.

Über Rüstzeiten bekam Gün-ther Reinboth auch Kontakt

zur Aktion Sühnezeichen Frie-densdienste (ASF). Mitte der 1980er Jahre wurde mit ASF eine Reise nach Auschwitz vorbereitet, der in den nächsten Jahren Reisen in die drei großen Gedenkstätten folgen sollten. Bei einem Gespräch

mit ehemaligen KZ-Häftlingen in Warschau lernte er Zdzislaw Jas-ko kennen, der fortan die Gedenk-stättenfahrten begleitete und mit vorbereitete. Aus der ge-meinsamen Arbeit entwi-ckelte sich eine tiefe Freund-schaft.

Es gehörte zu Günther Reinboths Arbeitsstil,

dass er die jährlichen Vor- und Nachbereitungstreffen für die Fahrten nach Polen besuchte und dass er sich um die Situation von ASF küm-merte. Jahrelang war er ASF-Berichterstatter bei den Tagungen des Ev. Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung der Kriegsdienstver-weigerer. Zu den Mitarbeitern der Gedenkstätten und den dort be-schäftigten ASF-Freiwilligen hielt er Kontakt.

Günther Reinboth war Frie-densarbeiter. Das war seine

Art, die biblische Friedensverhei-ßung, aber auch seine Erfahrun-gen mit dem Nationalsozialismus

für sich umzusetzen. Er wusste um die Zerstörungskraft von Über-heblichkeit und vorenthaltener Achtung. Dagegen hat er beharr-

lich angearbeitet – manchmal pin-gelig, wenn es sein musste kontro-vers, immer solidarisch und offen. Menschen, die mit ihm zusam-menarbeiten konnten, hat er ge-prägt. Er war ein Mutmacher.

Am 28. Januar ist Günther Reinboth gestorben. Bei sei-

ner Frau steht jetzt ein Bild, das ihn in Auschwitz beim Zaunstrei-chen zeigt. Es ist gut, ihn gekannt zu haben.

Am 9. Januar 2009 starb Heta Kriener, geb. Bentlage, nach

schwerer Krankheit. Sie war mit ihrer Familie nicht nur eng mit Aktion Sühnezeichen Friedens-dienste verbunden, sondern hat sich vielfach engagiert und pfleg-te mit vielen Menschen Freund-schaften.

Heta Kriener wurde 1926 in Bochum geboren, erlebte dort

in der NS-Zeit ein kirchlich ge-prägtes Elternhaus (Bekennende Kirche). Da ihr Vater sich nicht politisch »gleichschalten« ließ, verlor er seine Stelle bei der Stadt, was für die Familie schmerzliche Konsequenzen hatte. Das elterli-che Heim war verbotenerweise ein offenes Haus für holländische Zwangsarbeiter, die in Bochum verpflichtet waren. Mit Überle-benden dieser Zeit ist Heta bis in ihre letzte Lebensphase in Verbin-dung geblieben.

Wir begegneten uns zuerst im Januar 1953 in meiner Ar-

beitsgemeinschaft für Gemeinde-helferInnen, als ich in Wuppertal-

Elberfeld nebenamtlich mit dem Synodalen Jugendpfarramt be-auftragt war. Schon bei der ersten Zusammenkunft fiel mir die junge Gemeindehelferin Heta Bentlage auf. Mein Eindruck war, dass sie nicht nur auf ihren Arbeitsbereich fixiert sei, sondern »über den Tel-lerrand hinausblickte«. Wenn ich etwas Übergemeindliches organi-sieren wollte, unterstützte mich Heta. So ergab sich von selbst ein ständiger erfreulicher Austausch und eine gute Freundschaft. Das änderte sich auch nicht nach ihrer Heirat 1955, als sie mit Gustav Adolf Kriener im Auslandspfarr-amt in Beirut war.

Nach der Rückkehr war Gustav Adolf in Wuppertal-Elberfeld

in der Gemeinde tätig, in der Heta vorher gewirkt hatte und jetzt auch wieder mitarbeitete. Die Krieners nahmen regen Anteil an allem, was uns in den Jahren

kirchlich und politisch-kritisch beschäftigt hat. Daher war für sie die Teilnahme an den Ostermär-schen und an anderen Demonst-rationen selbstverständlich. Weil es zwischen uns so viele Gemein-samkeiten gab – Ökumene, Anti-Apartheid, Anti-Atom, Anti-NS, Anti-Wiederaufrüstung, Israel-Palästina, Ost-West-Konflikt, ASF, Solidarische Kirche, kritische An-fragen an Kirche und Politik und vieles mehr – überdauerte unsere Freundschaft Jahrzehnte, für die wir beide dankbar waren.

Es blieben Heta neben ihren weit gespannten Interessen

auch die Familien ihrer sechs Söhne mit den vielen Enkelkin-dern sehr wichtig. Da war sie ganz Mutter und Großmutter. Dort, wo sie sich engagierte, wurde dank-bar anerkannt, dass sie Impulse gab, hinterfragte, sich selber ein-setzte und andere inspirierte.

Gedenken an Heta Kriener Sie hat immer über den eigenen Tellerrand hinausgeblickt

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Dr. hc. Ilse Härter, geb. 1912, ASF seit Beginn an verbunden, Theologin der

Bekennende Kirche, Pfarr-amtsvertretungen, von

1946 bis 1952 im Rhein-land Schulpfarramt, von

1952 bis 1972 im Berufs-schulpfarramt und im

Synodalen Jugendpfarramt in Wuppertal.

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Wolf Jung, 69 Jahre, Pfarrer i. R., war von 1993

bis 1999 Geschäftsführer und in den 1970er Jahren

Mitglied des Vorstands von Aktion Sühnezeichen

Friedensdienste.

Ein Friedensarbeiter und MutmacherZum Tod von Günther Reinboth

Günther Reinboth (rechts) im Gespräch mit seinem Freund

Zdzislaw Jasko (links)

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Im Interview hast Du gesagt »Sinn des Lebens für mich ist die stete Bemühung, dass die Men-schen, die mit mir zusammen kommen, froh sind, dass sie mir begegnet sind«.

Lieber Martin, viele Menschen, vor allem junge, sind durch

die Begegnung mit Dir, mit Dei-nem Schicksal als Häftling von Theresienstadt 1941 bis 1945, be-rührt und durch Deine Bereit-schaft zur Vergebung bereichert worden. Du hast unermüdlich in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers mit jungen Menschen vor allem aus unserem Land gesprochen über die unend-lich schmerzhaften Verluste, die Dich damals in Deinem jungen Leben trafen. Der Verlust Deiner Kameraden, die »auf Transport« gingen und nicht zurückkehrten. Der Verlust des Vaters, der mit dem allerletzten Transport noch nach Auschwitz in den Tod ge-schickt worden war, dessen Asche Du später auf den Feldern dort

gesucht hast. Deine Einsamkeit auf den Schanzen Theresien-stadts. »Es gab hier keine Schmet-terlinge, keine Blumen, keine Bäume«. Aber, Du hast es nie ver-gessen, es gab für Dich im Ansehen des blauen Himmels und seiner Wolken, die über die Wälle hinwegsegeln durf-ten, die Ahnung von einer Freiheit.

Einer Freiheit, die Dir bis zum Ende 1945, da warst

Du dreizehn, verschlossen war. Im Traum sind Dir Deine Kameraden so oft erschienen mit der Frage: »Wie lebst Du? Weißt Du, dass Du für uns lebst«. Unendlich quälend diese Frage: »Warum habe ich, warum haben nicht die, meine Freunde, überlebt?« Bis Dir die Antwort gegeben und zur Gewissheit wurde: Es war Zufall, es war nicht Schuld. Das gab Dir letztlich die Kraft zurückzukehren in das Leben.

Nun hast Du es erfüllt.

Lieber Martin, ich werde Deine Freundschaft zu mir, dem ASF-Freiwilligen, nicht vergessen.

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Rudolf Grimm, 72 Jahre, war von 2003 bis 2004 ASF-Freiwilliger in der Gedenkstätte Theresien-stadt.

»Sie fliegen wieder, die Schmetterlinge«Brief an den Überlebenden von Theresienstadt Martin Glas, gestorben im Herbst 2008

Am 23. Dezember ist Dik Lint-hout in Amsterdam gestor-

ben. Er wurde 65 Jahre alt.

Dik Linthout ist vielen von uns bekannt, hat er doch seit

1983 ASF-Freiwilligen die ersten niederländischen Sätze gelehrt. Mitgegeben hat er ihnen jedoch viel mehr: Eindrücke vom neuen Wohnort Niederlande, der Kultur, den Besonderheiten, den Unter-schieden, aber auch Gemeinsam-keiten mit Deutschland.

Er tat dies mit viel Engagement und vor allem Humor. Mit sei-

nem Ausspruch: »Die deutsch-niederländische Grenze ist die erotischste Grenze« hat er viele Freiwillige beeindruckt und mit dem niederländischen Brauch, beim Tee oder Kaffee nur einen Keks nehmen zu dürfen, hat Dik Linthout immer wieder Erstaunen

bei den Freiwilligen ausgelöst.1977 begann er Niederländisch- Kurse für Deutschsprachige am Goethe-Institut in Amsterdam zu geben. Daneben hat er als Über-setzer gearbeitet. Einem größeren Publikum bekannt geworden ist Dik Linthout durch die beiden Bücher: »Onbekende buren« und »Frau Antje und Herr Muster-

mann«, in denen er auf anregende und humorvolle Art die Nieder-länder für Deutsche und Deutsche für Niederländer erklärt. Die Be-schreibung der vielen subtilen Unterschiede dieser beiden Nach-barländer machen beide Bücher sehr interessant und lesenswert. Von Freunden wird Dik als sehr zugewandt und gewissenhaft be-schrieben. »Dik wollte Dinge wis-sen« und war am Detail interes-siert. Darin mischte sich der ty-pisch Amsterdamer Humor.

So trifft der Satz von Confuzius sicherlich auf Dik Linthout zu

»Wer altes Wissen hegt und pflegt und ständig neues Wissen ver-sammelt, der darf Lehrer für an-dere sein.« Wir sind dankbar, dass so viele Freiwillige von einem solchen Lehrer lernen konnten.

Barbara Schöpping ist Diplom-Pädagogin und seit 2001 ASF-Landes-beauftragte in den Niederlanden.

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Dik Linthout

Abschied von Dik LinthoutEin Lehrer mit Engagement und Humor

Martin Glas

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Hans Koschnick hat unserem Gemeinwesen Zeit seines bis-

herigen Lebens in vorbildlicher Weise gedient. Als Sohn eines vom NS-Gewaltregime verfolgten Ar-beiters hat er sich schon bald nach dem Kriege als Gewerk-schafter und zugleich auch politisch enga-giert. In seiner Heimat-stadt Bremen stieg er rasch in verantwor-tungsvolle Funktionen auf und amtierte von 1967 bis 1985 als Prä-sident des Senats und als Bürgermeister. In dieser Zeit war er von 1971 bis 1977 auch Präsident des Deutschen Städtetages und von 1975 bis 1979 als Stellvertreter Willy Brandts stellvertretender Par-teivorsitzender der SPD. 1987 wur-de er in den Bundestag gewählt, dem er bis 1994 angehörte. Aber auch danach zog er sich nicht zu-rück. Vielmehr bewährte er sich als EU-Administrator der Stadt Mostar und mehrere Jahre lang als Vorsit-

zender der Vereinigung »Gegen Vergessen – Für Demokratie«.

Was hat ihn zu diesen unge-wöhnlichen Leistungen befä-

higt? Einmal – so meine ich – seine absolute Glaubwürdigkeit, bei der

Reden und Handeln stets übereinstimmt. Deshalb war und ist er den Menschen in besonderem Maße nahe. Und wer ihm begegnete, spürte stehts, dass er ernst genommen wird. Zum anderen sind es seine Grundüber-zeugungen, sind es

die Grundwerte der Freiheit, der Ge-rechtigkeit, der Solidarität und des Friedens, an denen er sich bis heute orientiert. Diese Orientierung, für die auch christliches Gedankengut eine Rolle spielt, hat er nicht zuletzt als Antwort auf die verbrecherische Ideologie des NS-Gewaltregimes verstanden. Die Devise »Nie wieder! Nicht noch einmal!« lag und liegt ihm besonders am Herzen.

Kein Wunder, dass sich Hans Koschnick seit Jahrzehnten

auch in der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste engagiert: Als Mitglied des Kuratoriums, aber auch zur Verwirklichung konkreter Projekte, wie etwa der Internatio-nalen Jugendbegegnungsstätte Auschwitz. Wichtig waren ihm stets auch Gespräche mit den jun-gen Menschen, die im Rahmen der Aktion ihren Beitrag zur Versöh-nung leisten wollten. Das alles sa-ge ich als einer, der Hans Koschnick seit den 1960er Jahren in enger Weggefährtenschaft verbunden ist, ja sich als Freund bezeichnen darf. Als solcher wünsche ich ihm zu seinem 80. Geburtstag Wohlerge-hen und vor allem Festigung seiner Gesundheit, die ihm seit einiger Zeit zu schaffen macht. Möge er uns noch lange das bleiben, was er bis zum heutigen Tage ist: nämlich ein Mann, der in jeder Beziehung dem Zerrbild widerspricht, das nicht wenige Medien Tag für Tag von den Politikern und der Politik verbreiten.

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Dr. Hans-Jochen Vogel, Mitglied der SPD, ehemali-

ger Justizminister der Deutschen Bundesregie-rung von 1974 bis 1981, heute nichtberufsrichter-

liches Mitglied des Bayerischen Verfassungs-

gerichtshofs.

Hans Koschnick zum 80. GeburtstagEiner, bei dem Reden und Handeln stets übereinstimmen

»Die andere Seite der Welt« – mit diesen Worten beschrieb Baron Maurice Goldstein die Internatio-nale Jugendbegegnungsstätte in Oswiecim, ein gemeinsames Werk von ASF und der Stadt Oswiecim, am Tage ihrer Eröffnung, dem 7. Dezember 1986. Es sind ehema-lige Häftlinge von Auschwitz-Bir-kenau und junge Menschen, die seit über 22 Jahren diese »andere Seite der Welt« erschaffen: Frei-willige, Teilnehmer der Seminare und Studienreisen sowie Jugendli-che aus Oswiecim. Auch Helmut Morlok, der am 6. April dieses Jah-res seinen 80. Geburtstag feiern wird, erschafft diese tagtäglich zu-sammen mit den Ideengebern und Gründern sowie den Mitarbeitern der Begegnungsstätte.»Die Aufgabe, in Oswiecim eine Begegnungsstätte für die Jugend aus der ganzen Welt zu entwerfen und zu bauen, war für mich und meine Kollegen eine Gabe, der wir

uns verpflichtet fühlten. Ich nahm diese Aufgabe an, die nie schrift-lich formuliert wurde, und umso weniger ein Vertrag war, und ver-stand sie als eine Herausforderung, als Berufung, weil ich meine Be-

rufserfahrung, politische Überzeu-gungen und christlichen Glauben in dieses Projekt einbringen konn-te«, sagte Helmut Morlok. Die Be-gegnungsstätte existiert seitdem im Bewusstsein der Stadtbewoh-ner und Jugendlichen, die jedes

Jahr aus der ganzen Welt hierher kommen, als ein Ort mit besonde-rer Stimmung, die in der Architek-tur der Stätte zum Ausdruck kommt – genial in ihrer Schlicht-heit und harmonisch in ihrer Form. Funktional und, was viele Besu-cher betonen, einen »Geist« besit-zend. Helmut Morlok beschränkte seine Aufgabe nicht nur auf den Projektentwurf, sondern beteiligte sich persönlich an den Bauarbei-ten dieser »anderen Seite der Welt«. Während dieser Zeit verließ er im Grunde genommen nie die Bau-stelle und war Architekt, inoffizi-eller Bauleiter, Baukontrolleur und Gutachter in einem.

Jedes Gebäude braucht seinen Geist. Heutzutage ist es gut, ei-

nen Schutzengel zu haben - am besten einen, dessen Hilfe und Un-terstützung allerlei Formen an-nimmt. Die IJBS hat solch einen in der Person von Helmut Morlok.Aus dem Polnischen: Anna Szłapak

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Leszek Szuster, geb. 1956, studierte Philosophie und Religionswissenschaft in Krakau. Seit 1996 ist er

Direktor der Internationa-len Jugendbegegnungsstät-

te Oswiecim/Auschwitz.

Glückwunsch! Helmut Morlok wird 80 Jahre

Helmut Morlock mit seiner Frau

Hans Koschnick

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Am 8. Dezember 2008 wurde der 8. Deutsch-Polnische

Friedenspreis an »Aktion Sühne-zeichen Friedensdienste« und an die »Stiftung Kreisau für europäi-sche Verständigung« in Warschau von Außenminister Frank-Walter Steinmeier und seinem polnischen Amtskollegen Radoslaw Sikorski vergeben. Steinmeier sagte dazu, dass mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienste eine Initiative ausgezeichnet wird, »die sich in hervorragender Weise um die deutsch-polnische Verständigung

verdient gemacht« hat. Der Preis wird gemäß dem Deutsch-Polni-schen Vertrag von 1991 über gute Nachbarschaft und freundschaft-liche Zusammenarbeit für »beson-dere Verdienste um die Entwick-lung der deutsch-polnischen Be-ziehungen« vergeben. Träger sind unter anderem Willy Brandt (post-hum) und Hans-Dietrich Gen-scher.

Derzeit leisten 14 ASF-Freiwil-lige ihren Friedensdienst in

Polen. Sie arbeiten mit Überleben-den des Holocaust, in Gedenkstät-

ten, im sozialen Bereich und mit Menschen mit Behinderungen. Mit dem internationalen Pro-gramm von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste sind Freiwillige aus Polen in England und in Deutschland tätig.

Im September 2009 startet ein weiteres Trilaterales Programm,

bei dem Freiwillige aus der Ukra-ine und Deutschland gemeinsam in Polen arbeiten. ASF freut sich über das ermutigende Signal, dass ihre Versöhnungs- und Friedens-arbeit anerkannt wird.

1. Weitersagen – Erzählen Sie anderen von ASF und machen Sie auf das Engagement unserer Freiwilli-gen neugierig.

2. Einzelspenden – Mit jedem Betrag unterstützen Sie sofort unser gemeinsames Anliegen.

3. Anlässe nutzen – Sie haben schon alles? Bitten Sie zu Geburtstagen, (Betriebs-) Jubiläen, Hochzeiten oder Beisetzungen Ihre Gäste um Spenden an ASF anstelle von Geschenken und unterstützen Sie ASF festlich mit vereinten Kräften.

4. Einzugsermächtigung – Geben Sie ASF eine länger-fristige, planbare Unterstützung und sparen Sie mit uns gemeinsam 10% der Verwaltungskosten. Rechnen Sie mit uns, wir rechnen mit Ihnen.

5. Zustiftungen – Schaffen Sie Bleibendes, zum Beispiel durch eine Zustiftung in die Helga-Weckerling-Stiftung, die Freiwilligen- dienste in Mittel- und Osteuropa fördert. Zu- stiftungen sind in hohem Maße steuerlich absetzbar.

Gern unterstützen wir Sie bei Ihren Ideen mit Auskünften und Informationsmaterial.

Auch mit weiteren Anregungen können Sie sich gerne an uns wenden:

Bettina Hoffmann, Referentin für Fundraising, E-Mail: [email protected], Tel: 030-28 395 -204

5 Möglichkeiten, wie Sie sich mit ASF für Frieden, Verständigung und Menschenrechte einsetzen können:

Friedensarbeit gewürdigt Deutsch-Polnischer Friedenspreis wurde an ASF verliehen

Am 4. Dezember erhielt ein Kurzfilm über die Arbeit der

Freiwilligen von Aktion Sühne-zeichen Friedensdienste in Israel eine Auszeichnung von der Bun-desregierung. Der Film »Zum Glück gewannen wir ihn nicht - Deutsche Freiwillige in Israel« von Wolfram Huke und Franziska von Malsen-Ponickau nahm als einer von fünf deutschen Beiträgen an einem deutsch-israelischen Wett-bewerb aus Anlass der Staats-gründung Israels vor 60 Jahren teil.

Der Film handelt von Julius Kuhn und Ella Enzmann, die

nach ihrem Abitur als Freiwillige von ASF nach Israel gehen, um in Jerusalem und Haifa einen Frie-densdienst zu leisten. Die Festver-anstaltung im Bundespresseamt wurde von zahlreichen Gästen be-sucht, darunter Vertreter der Jüdi-schen Gemeinde zu Berlin, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, des Kulturausschusses des Deut-schen Bundestages und der deutsch-israelischen Parlamenta-riergruppe.

Film über ASF-Arbeit ausgezeichnet

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Wir heißen die neue Landes-beauftragte von Großbri-

tannien Magda Schmukalla herz-lich willkommen. Die 28-jährige wurde in Danzig in Polen gebo-ren, ging in Köln zur Schule und studierte Psychologie an Univer-sität in Trier. Seitdem arbeitete sie als Psychologin in einem Frauenhaus in Trier. Seit dem Oktober 2008 ist sie als neue ASF-Landesbeauftragte in Lon-don für die Betreuung der ASF-Freiwilligen des Trilateralen Pro-gramms in Großbritannien zu-ständig. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Magda Schmukalla und wünschen ihr viel Erfolg, Glück und Freude bei den Aufgaben bei ASF.

Personalwechsel

Auf der Internetseite der Bundesregierung können der Film und andere Bei-träge des Wettbewerbes angeschaut werden: www.bunde s r e g i e rung . d e /nn_1264/Content/DE/Artikel/2008/12/2008-12-04-filmwettbewerb.html.

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ASF-Sommerlagerprogramm im Jahr 2009

12.07. – 25.07. D Buchenwald Gedenkstätte international / ab 1812.07. – 25.07. D Osnabrück/Augustaschacht Gedenkstätte international / ab 1618.07. – 01.08. D Berlin Musik-Workshop zu Heimat und Exil israelisch-deutsch / 16 - 2319.07. – 02.08 D Ravensbrück Gedenkstätte international / ab 1820.07. – 02.08. D Prettin – Lichtenburg Gedenkstätte international / ab 1627.07. – 15.08. D Kleinwachau Integrationsprojekt mit Menschen mit Behinderung deutschsprachig / ab 1801.08. – 25.08. D Dachau Gedenkstätte international / 16-26 27. Internationale Jugendbegegnung08.08. – 22.08. D Ahrensbök Gedenkstätte deutschsprachig / ab 16

03.05. – 10.05. PL Wrocław Pflege jüd. Friedhofs/ Jüdisches Leben in Vergangenheit und Gegenwart international / Senioren 20.07. – 31.07. PL Treblinka Gedenkstätte international / ab 18

09.05. – 16.05. CZ Straz Pflege jüd. Friedhofs/ Jüdisches Leben in Vergangenheit und Gegenwart international / Senioren20.07. – 02.08. CZ Domaslav Pflegearbeiten im Dorfzentrum und auf dem Friedhof deutsch-tschech. / ab 1803.08. – 17.08. CZ Terezin Gedenkstätte international / ab 18

06.07. – 19.07. F St. Jean Geschichte der Normandie/ Ökologische Landwirtschaft international / ab 1801.08. – 12.08. F Créhange Pflege jüd. Friedhofs/ Jüdisches Leben in Vergangenheit und Gegenwart international / ab 18

19.07. – 02.08. UA Czernowitz Pflege jüd. Friedhofs/ Jüdisches Leben in Vergangenheit und Gegenwart international / ab 18

13.07. – 01.08. NL Vught Gedenkstätte international / ab 18

06.07. – 23.07. BY Minsk Integrationsprojekt für Menschen mit und ohne Behinderung international / ab 18

27.07. – 09.08. RUS Perm Gedenkstätte / Renovierungsarbeiten für Opfer des Stalinismus dt-russ. / ab 18

Ende August RO Timisoara Resozialisierungsprojekt international / ab 18

Hinweise zum ASF-Sommerlagerprogramm 2009

v Ab Ende März 2009 nehmen wir Anmeldungen für die Teilnahme am Sommerlagerprogramm entgegen. Anmeldungen können über das Formular im Internet (www.asf-ev.de/sommerlager) oder schriftlich erfolgen.

v Weitere Informationen, beispielsweise zu den Inhalten der Sommerlagerprojekte, den Teilnahmebeiträgen und deren Bezahlung, An- und Abreise, stehen ebenfalls ab Ende März auf der Homepage von ASF bereit.

v Wir bitten alle Interessentinnen und Interessenten, ihre Anfragen zum Sommerlagerprogramm an folgende Adresse zu richten: Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, Referat 5 – Sommerlager/Jahrestreffen, Auguststraße 80, 10117 Berlin Telefon: 030 / 28395 220, E-Mail: [email protected]

Termine Orte Projekte Typ/AlterLand