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Der Schulkreis 2/06 1 Der Schulkreis ZEITSCHRIFT DER RUDOLF STEINER SCHULEN IN DER SCHWEIZ 2/06 Am Ball bleiben GESUND WERDEN UND BLEIBEN Johanni St-Jean Herausgegeben von der Arbeits- gemeinschaft der Rudolf-Steiner- Schulen in der Schweiz entr’écoles Publié par la communauté de travail des écoles Rudolf Steiner en suisse WWW.SCHULKREIS.CH WWW.STEINERSCHULE.CH Krankheit als schöpferische Pause: Verena Jäschke: Gesund werden und bleiben 4 Schule, die gesund macht: Das bewegte Klassen- zimmer 6 Bildungspolitik: Intiativen für Tagesschule 7 SteinerWoche 06: Presseschau 8 Entkräftung eines Gerüchts: Waldorf darf Fussball! 10

ZEITSCHRIFT DER RUDOLF STEINER SCHULEN IN DER ...2019/01/02  · zer Rudolf Steiner Schulen. Mehr davon finden Sie in der Schulkreis-Sonderausgabe ˙Lebenst chtig — was Ehemalige

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Der Schulkreis 2/06 1

3.02MichaeliDer Schulkreis

ZEITSCHRIFT DER RUDOLF STEINER SCHULEN IN DER SCHWEIZ

2/06Am Ball bleiben

GESUND WERDENUND BLEIBEN

JohanniSt-Jean

Herausgegebenvon der Arbeits-

gemeinschaft derRudolf-Steiner-

Schulen in der Schweiz

entr

’éco

les

Publié parla communautéde travail desécoles RudolfSteiner en suisseWWW.SCHULKREIS.CH WWW.STEINERSCHULE.CH

Krankheit als schöpferischePause:Verena Jäschke: Gesundwerden und bleiben 4Schule, die gesund macht:Das bewegte Klassen-zimmer 6Bildungspolitik:Intiativen für Tagesschule 7SteinerWoche 06:Presseschau 8Entkräftung eines Gerüchts:Waldorf darf Fussball! 10

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Der Schulkreis 2/062

JOLANTHE KUGLERARCHITEKTEN (DIPL. ARCH. USI)

An der Rudolf Steiner Schule Birseck von 1984 bis 1995

Nach dem Besuch der Rudolf Steiner Schule Birseck legte Jolan-the Kugler 1997 die Matur Typus B am Gymnasium Leonhard (ehe-maliges Kohlenberg) in Basel ab und war anschliessend als Au-pair in Florenz.1998 begann sie ihre Studien an der Accademia di architetturain Mendrisio/TI und absolvierte 1999 diverse Praktika in Deutsch-land (Tübingen) und der Schweiz (Basel und Lugano). Sie warHilfsassistentin an der Uni Karlsruhe und studierte 2001-2002zwei Semester an der Ecole d’architecture de Paris-Belleville.2004 holte sie ihr Diplom an der AAM bei Aires Mateus, Lissa-bon. 2004 war Jolanthe Kugler Projektleiterin Architektur (Ent-wurf und Ausführung) bei Fanzun AG in Chur

Wir Steiner-SchülerInnen können nicht alles, aber wir« können alles lernen…! Und das dank der in der Schulegeschulten und geförderten ‚Beweglichkeit des Denkens‘, dieuns zu ‚Dino-sauriern‘ (im Sinne einer aussterbenden Gattung)macht und die Mitmenschen immer wieder dazu veranlasst,mit Hinweis auf das ,positiv Andere’ nachzufragen,woher man denn komme... »

LEBENSTÜCHTIG

In der Oster-Ausgabe angekündigt, hiermit gestar-tet: die neue SCHULKREIS-Serie mit Kurzportraitsehemaliger Schülerinnen und Schüler von Schwei-zer Rudolf Steiner Schulen. Mehr davon finden Siein der Schulkreis-Sonderausgabe «Lebenstüchtig– was Ehemalige von Rudolf Steiner Schulen heu-te machen» (Fr. 5.– inkl. Porto). Nach wie vor er-hätlich ist auch die Sonderausgabe «Vom Kleinkindzur Adoleszenz. Ein entwicklungspädagogischer

Beitrag der Rudolf Steiner Schulen in der Schweiz»(Fr. 10.– zuzügl. Versandkosten) und die Broschü-re «Seinen beruflichen Weg finden. Unterstüt-zungsmöglichkeiten zur Berufswahl, Schulwahlund Laufbahn der Jugendlichen» von Erich Hunzi-ker (Fr. 15.– zuzügl. Versandk.). (jö)

Bestelladresse: Koordinationsstelle der Arbeitsgemeinschaft,Carmenstr. 49, 8032 Zürich, E-Mail: [email protected]

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Der Schulkreis 2/06 33

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IMPRESSUMIMPRESSUMIMPRESSUMIMPRESSUMIMPRESSUMDER SCHULKREIS Zeitschrift der Rudolf Steiner Schulen von/Nouvellesdes écoles Rudolf Steiner de: Adliswil, Avrona, Baar, Basel, Bern/Ittigen,Biel, Birseck, Genève, Ins, Kreuzlingen, Langenthal, Langnau, Lausan-ne, Luzern, Münchenstein, Muttenz, Pratteln, St. Gallen, Schaan, Schaff-hausen, Schafisheim, Scuol, Solothurn, Steffisburg, Wetzikon, Wil, Win-terthur und Zürichwww.schulkreis.ch www.steinerschule.chREDAKTION: Robert Thomas, Carmenstr. 49, 8032 Zürich,Tel. 01 262 25 01, Fax 01 262 25 02, [email protected]örg Undeutsch, Parkstrasse 7, 3014 Bern, Tel. 031 312 04 52,[email protected]: Doris Blösch, Schützengasse 134, 2502 Biel, Tel. 032 344 39 [email protected] Fr. 36.– (25 Euro)PRODUKTION/INSERATE: PUBLIFORM Text & GestaltungHp. Buholzer, Postfach 630, 3550 Langnau, Tel. 034 402 61 60,[email protected]

erscheint RedaktionsschlussOstern Ende März 10. FebruarJohanni Ende Juni 10. MaiMichaeli Ende September 10. AugustWeihnachten Ende Dezember 10. November

ROTEWANGEN,

TIEFERATEM

Liebe Leserinnen, liebe Leser

«Der Patient», schreibt Verena Jäschke in unserem Schwer-punktbeitrag über anthroposophische Medizin, «wird an-geregt, innere Aktivität zu entwickeln, die ihm eigenenSelbstheilungskräfte zu aktivieren und so über den eige-nen Entwicklungsweg zu gesunden.» Später: «So gehört zueinem Genesungsprozess in erster Linie auch das Wieder-Finden des Rhythmus, das Anregen der rhythmischen Pro-zesse im Körper, das in Ausgleichbringen.» Spätestens hierwären wir bei der Pädagogik, einer Pädagogik, die zu inne-rer Aktivität anregt, bewusst mit rhythmischen Prozessenarbeitet und ausgleicht – eine Pädagogik, die gesundmacht und gesund erhält.

Wie das praktisch aussehen kann, schildert in dieser Ausga-be Monika Gaberell («Rote Wangen, tiefer Atem»). Zurück-haltung bei Antibiotika und Impstoffen gehört mit dazu

(Seite 13) – und vielleicht sogar das oft geschmähte Fussball-spiel. Jedenfalls scheint nichts dagegen zu sprechen…: AuchWaldorf darf Fussball!

Anregende Lektüre wünscht Ihnen

Jörg Undeutsch

Chère lectrice, cher lecteur

Verena Jäschke écrit «le patient est sollicité à produire uneactivité intérieure qui mobilisera ses forces de guérison etle stimulera sur son propre chemin de santé» et plus loin«Ce qui appartient au processus de guérison, c’est en pre-mier lieu les retrouvailles avec le rythme, l’incitation auprocessus rythmique du corps, le retour vers l’équilibre».C’est exactement le point où l’on retrouve la pédagogie,celle qui favorise l’activité intérieure, celle qui détermineles rythmes opportuns et l’équilibre - une pédagogie quirend sain et promulge la santé.

On découvre avec Monika Gaberell ainsi que la réserve faceaux antibiotiques et vaccins comment cela se passe etpeut- être aussi avec le football si critiqué. En tout cas, rienne parle contre: Waldorf joue au foot!

Laissez vous surprendre. Bonne lecture!

Jürg Undeutsch

Traduction: Robert Thomas

QUALITÄTSARBEIT AN STEINERSCHULENAuf eine Form praktischer Qualitätsarbeit an Steinerschulenweisen Colleen und Daniel O‚Connors hin. Sie sind vor zwei Jah-ren in die USA übersiedelt, wo sie das System des Mentors unddes Mentees kennen gelernt haben: Jeder Lehrer ist Mentor beieinem Kollegen und hat selber einen Mentor. Jede Woche, festim Stundenplan verankert, findet ein «Mentorengespräch» satt,indem der Lehrer seinem Mentor aus seiner laufenden Epocheberichtet, seine nächste Epoche andenkt, Gedanken über einenSchüler austauscht oder... . Das Gleiche macht er mit seinemMentee in dessen Stunde. Es finden also pro Woche zwei Ge-spräche statt, in denen reflektiert, begegnet und bewegt wird.Zwei Mal im Schuljahr wird dann auch gegenseitig hospitiert (diedafür notwendige Vertretung ist bereits zu Schuljahresbeginnorganisiert), das Beobachtete im Gespräch verarbeitet undschriftlich abgelegt. So entsteht aus diesem breiten Austauschund konkreten Begegnungen eine Offenheit, aus der eine neueQualität erwachsen kann. (O‘Connors/jö)

LANGSAM LESEN LERNENWenn kleine Kinder zu viel Zeit vor Bildschirmen verbringen, zuwenig spielen und sich zu wenig mit Materialien beschäftigen,können sie später Probleme mit Lesen und Schreiben bekom-men - behauptet Nancy Carlsson-Paige, Professorin für Erzie-hungswissenschaft an der Lesley-Universität in den USA. Sie plä-diert auch dafür, Kinder nicht zu früh Buchstaben lernen zu las-sen: «Die Erosion des Spielens ist besonders besorgniserregend,weil vor allem das Spielen für Kinder das Mittel ist, in der Welteinen Sinn zu sehen. Durch das Neuordnen von Erfahrung imSpiel geben Kinder aktiv ihrer Erfahrung einen Sinn, beginnenSymbole zur Darstellung ihrer Vorstellungen zu verwenden undlegen den Grund zum Verständnis von Gedrucktem. Die Kinderbewegen sich in einem allmählichen Entwicklungsfortschritt zumGebrauch allgemein üblicher Symbole hin. Wird dieser Entwick-lungsvorgang überstürzt, so können die Kinder verwirrt werdenund Probleme entwickeln, im System der Druckbuchstaben Sinnzu finden. Die gegenwärtige Betonung des Fit-für-die-Schule-Machens droht die Gesundheit und das Wohlbefinden der Kin-der zu gefährden, indem es genau die Erfahrungen ausschaltet,die sie in dieser kritischen Zeit als Basis einer frühen Lese- undSchreibfähigkeit benötigen.» (Rundbrief der Pädagogischen Sek-tion/jö)

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Der Schulkreis 2/064

VERENA JÄSCHKE

«Haben Sie ein Bett? Ich muss einen schwerkran-ken Patienten akut einweisen!» Eine oft gehörte

Frage und typisch für die Spitalsituation. DerHausarzt ruft seinen Kollegen in der Klinik an und

übergibt ihm einen Patienten, für den die ambu-lante Behandlung nicht mehr ausreicht.

KRANKHEIT ALS SCHÖPFERISCHE PAUSE

«Du bist krank, du gehörst ins Bett», haben wir alleschon einmal gehört. Für den nun stationären Pa-tienten ist das ein intensives Erlebnis. Er kommtaus der aktiven Aufrichte in die Horizontale.Gefühle von Kraftlosigkeit und Ausgeliefertseinkommen auf. Fragen entstehen: Was hat das mitmir, mit meiner Biographie zu tun? Warum bin ichkrank geworden? Warum jetzt? Warum gerade die-se Krankheit? Möglich, dass er diese Fragen ab-lehnt. Doch sein Arzt wird ihn dabei unterstützen,sich ihnen zu stellen. Eine Krankheit kann den Blickauf das Leben, auf Gesundheit und Krankheit ver-ändern. Sie kann Anstoss sein, die eigenen Denk-und Verhaltensmuster zu erkennen und zu verän-dern. Sie bietet so immer auch Entwicklungspoten-tial – wenn der Patient sich darauf einlassen mag.Wenn er bereit ist, Neues zu lernen.Im Schlaf wechseln wir ebenso von der Vertikalenin die Horizontale, um uns nach einem anstrengen-den Tag zu erholen. Ist Krankheit auch solch eineschöpferische Pause? Werden Aktivitäten verlagert,um Entwicklung zuzulassen?

Medizin als Heilkunst

Jede Erkrankung eines Menschen bietet ein Spek-trum vielfältiger Variationen. Sie muss ebenso spe-zifisch erfasst und therapiert werden. ÄrztlichesWirken, pflegerische Massnahmen und verschie-dene künstlerische Therapien sind aufeinanderabgestimmt wirksamer.Ita Wegman gründete 1921 ihre Klinik in Arlesheim.Sie wollte die Anregungen, die Rudolf Steiner ausgeisteswissenschaftlicher Erkenntnis für die Medi-

zin gab, am Krankenbett umsetzen. Gemeinsam er-arbeiteten sie «Grundlegendes für eine Erweite-rung der Heilkunst», das Standardwerk für die an-throposophischen Ärzte und Therapeuten. «DerMensch ist, was er ist»1), ein leibliches, ätherisches,seelisches und geistiges Wesen. «Er muss als Ge-sunder aus diesen Gliedern heraus angeschaut; ermuss als Kranker in dem gestörten Gleichgewichtdieser Glieder wahrgenommen; es müssen zu sei-ner Gesundheit Heilmittel gefunden werden, diedas gestörte Gleichgewicht wieder herstellen.»2)Ita Wegman begründete zusammen mit begabtenPharmazeuten ein kleines Heilmittellabor, um in-dividuelle Heilmittel herstellen zu können. Auchheute noch haben die Ärzte die Möglichkeit, ihrenPatienten ganz spezifische Heilmittel zu verordnen,die dann in unserer Apotheke oder im Heilmittella-bor für ihn hergestellt oder gemischt werden.Unverzichtbarer Bestandteil der klinischen Be-handlung ist die differenzierte Behandlungspflegemit Äusseren Anwendungen in Form von Wickeln,Packungen und Rhythmischen Einreibungen. Sicheiner Behandlung, einer Pflege hinzugeben, müs-sen wir alle lernen. Und grosse Mühe macht es,dabei einige Zeit im Spital die Intimsphäre zu ver-lieren und fremde Bestimmung über die eigenenGewohnheiten zu akzeptieren. Auch deshalb neh-men sich die Pflegenden die Zeit, den Patienten indie Pflege einzubeziehen, ihn zu mobilisieren. Na-türlich ginge es schneller, den Patienten zu wa-schen, als ihn dabei zu unterstützen, es selbst zutun. Auch in den verschiedenen KünstlerischenTherapien und der Heileurythmie kommt es daraufan, dass der Patient selbst aktiv wird. Er wird nichtbeschäftigt, sondern durch Sprache, Malen, Musi-zieren oder Bewegung angeregt, innere Aktivitätzu entwickeln, die ihm eigenen Selbstheilungskräf-te zu aktivieren und so über den eigenen Entwick-lungsweg zu gesunden.

Verena Jäschke ist Be-auftragte für Kommu-

nikation an der ItaWegman Klinik.

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GESUND WERDENUND BLEIBEN

EINE KRANKHEIT

KANN DEN BLICK AUF

DAS LEBEN, AUF

GESUNDHEIT UND

KRANKHEIT VERÄN-

DERN. SIE KANN

ANSTOSS SEIN, DIE

EIGENEN DENK- UND

VERHALTENSMUSTER

ZU ERKENNEN UND ZU

VERÄNDERN.

Auf den Rhythmus kommt es an

Eine Krankheit bedeutet immer auch eine Verschie-bung des individuellen Gleichgewichtes. Wenn wirdie grundlegenden Lebensrhythmen von Anspan-nen und Entspannen, von Schlafen und Wachen,von Essen und Verdauen nicht beachten, geratenwir aus unserem Gleichgewicht und werden krank.Und so gehört zu einem Genesungsprozess in er-ster Linie auch das Wieder-Finden des Rhythmus,das Anregen der rhythmischen Prozesse im Körper,das in Ausgleichbringen. So ist ein rhythmischerTagesablauf fester Bestandteil im Klinikalltag. Dasbezieht sich auf Schlaf- und Ruhezeiten ebenso wieauf die regelmässige Einnahme der Medikamente,eine möglichst rhythmische Verteilung der Thera-pien über den Tag und regelmässige Essenszeiten.Erwähnt seien an dieser Stelle auch die rhythmischbewegten Bäder. Die «Rhythmische Massage» nachWegman/Hauschka zeigt schon im Namen, dass siein die Leben tragenden Rhythmen hineinwirkt. Auchdie Rhythmischen Einreibungen wirken harmoni-sierend auf ein gestörtes Gleichgewicht und wer-den vielfältig eingesetzt.Das ist nicht für jeden Patienten gleich, und soschaut der Arzt, welche Therapie für diesen einen

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Der Schulkreis 2/06 5

Etre hospitalisé représente une

expérience intense. Des questi-

ons surgissent: Pourquoi moi

et maintenant? Qu’est-ce que

cette maladie me demande,

qu’est-ce qu’elle a à voir avec

ma biographie? Gerhard Ro-

eber, spécialiste en médecine

interne dans l’hôpital de soins

aigus Ita Wegman à Arlesheim

se prononce sur l’importance

du soutien médical et thérapeutique

et sur l’importance d’encourager le

patient à affronter sa maladie et à ap-

prendre à comprendre le potentiel

d’évolution qui y réside:

Chaque maladie se manifeste de ma-

nière spécifique pour un individu; la

LA CLINIQUE ITA WEGMANÀ ARLESHEIMLA MALADIE, UNE PAUSECRÉATRICE?

thérapie doit y répondre et trouver les

moyens adéquats, harmonisant médi-

cine, soins et thérapies artistiques. Ita

Wegman, fondatrice de l’institution

clinique-thérapeutique en 1921, a dé-

veloppé une panoplie de nouvelles

thérapies; elle a créé un laboratoire

pour des remèdes individuels. Des ca-

taplasmes, des compresses et des

massages rythmiques font partie du

traitement en clinique. Les soignants

encouragent les patients à être actifs

à travers différentes thérapies et

l’eurythmie curative, ce qui stimule les

forces d’auto guérison et permet de

se soigner par sa propre évolution.

Beaucoup de thérapies pourraient se

faire de manière ambulante, mais

l’aspect clinique joue un rôle im-

portant dans le sens holistique: le

patient quitte son entourage connu

pour arriver dans un endroit où tous

les traitements et toutes les thérapies

s’accordent au diagnostic. Ainsi la

journée dans la clinique est rythmée

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DER PATIENT WIRD ANGEREGT, INNERE AKTIVITÄT ZU ENT-WICKELN, DIE IHM EIGENEN SELBSTHEILUNGSKRÄFTE ZUAKTIVIEREN UND SO ÜBER DEN EIGENEN ENTWICKLUNGS-WEG ZU GESUNDEN.

Patienten die geeignete ist. Durch den Genesungs-prozess verändert sich das häufig, und so kann esnach einiger Zeit notwendig werden, eine andereTherapieform zu nutzen. Der Arzt bespricht sichregelmässig mit Pflegenden und Therapeuten. Soergeben verschiedene Beobachtungen ein kom-pletteres Bild vom Patienten und seinem Krank-heitsverlauf.

Welches ist der klinische Aspekt der anthroposo-phischen Medizin?

Eine oft bewegte Frage. Reichen nicht die nieder-gelassenen Ärzte aus, den Bedarf an anthroposo-phisch-medizinischer Therapie abzudecken? Vieleskann ambulant geleistet werden. Doch schon ausdem von Rudolf Steiner gegebenen Namen «Kli-nisch-Therapeutisches Institut» kann ersehen wer-den, dass die klinische Anwendung therapeuti-scher Massnahmen hier eine zentrale Rolle spielt.Der Aspekt der Ganzheitlichkeit kommt wiederumzum Tragen: der Patient tritt in den klinischen Kon-text ein, er verlässt sein bisheriges Umfeld. Seingesamter Tageslauf, alle Handhabungen und Mass-nahmen werden aufeinander bezogen und gemässdem sich ergebenden diagnostischen Gesamtbildeinheitlich gestaltet. Schwere Krankheitsverläufekönnen in einer auf das Ganze gerichteten Behand-lung und Pflege entscheidend zum Besseren ge-bracht werden. Ist aber der schicksalhafte Verlaufeiner Krankheit nicht mehr zu wenden, ist es vor-nehmstes Ziel, den Vorgang des Sterbens, das Lö-sen der geistigen Kräfte aus dem Körper, dem Er-deninstrument des Geistes, in Würde zu begleiten.

Was trägt uns im aktuellen Zeitgeschehen?

Mit den regional tätigen Hausärzten als Grundver-sorger tauschen sich unsere Ärzte regelmässig übermedizinische und gesundheitspolitische Themenaus. Wir sind im internationalen Verband anthro-posophischer Kliniken ebenso integriert wie imnationalen Verband der Spitäler. Mit der Lukas Kli-nik Arlesheim und dem Paracelsusspital Richters-wil suchen wir nach geeigneten Wegen, zusammen-zuarbeiten und Synergien zu nutzen.

Wir investieren auch insofern in die Zukunft, als wirunsere Aus- und Weiterbildungsangebote entspre-chend den heutigen Erfordernissen entwickeln. Sokönnen die diplomierten Pflegenden die Besonder-heiten der anthroposophischen Pflege berufsbe-gleitend im klinikeigenen Weiterbildungskurs erler-nen. Zudem bieten wir in Zusammenarbeit mit denPflegeschulen Ausbildungsmöglichkeiten für ver-schiedene Pflegeberufe. Für die häusliche Kranken-pflege werden zahlreiche öffentliche Kurse durch-geführt. Praktikanten der Heileurythmie und derkünstlerischen Therapien (Malen/Plastizieren,Musik, Therapeutische Sprachgestaltung) habenbei uns die Möglichkeit, ihre Ausbildung im klini-schen Zusammenhang zu vervollständigen.

Die Zusammenarbeit mit der Weleda ist intensiv.Unsere in Ausbildung stehenden Assistenzärzte ab-solvieren mehrwöchige Praktika und lernen natürli-che Heilsubstanzen und pharmazeutische Prozessekennen. Wir bilden Assistenten aus auf dem Weg zurFMH-Anerkennung in Innerer Medizin für 1 Jahr pluseinem weiteren halben Jahr für Kardiologie.

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Der Schulkreis 2/066

Die Ita Wegman Klinik wurde in die gemeinsa-me Spitalliste von Basel Stadt und Land auf-genommen. Sie ist ein anerkanntes modernesAkutspital mit 63 Betten für Innere Medizin,Kardiologie, Geburtshilfe, Kinderheilkunde undPsychiatrie. Eine Besonderheit ist die Famili-enstation. Diese wird auch im Sinne der Pfle-ge des Familienzusammenhanges geführt,wenn Kinder erkranken und durch die Elternbegleitet werden, oder wenn Kinder bei ihrerzur stationären Behandlung aufgenommenenMutter bleiben können.

Das anthroposophische Akutspital in der Nordwest-schweiz. Pfeffingerweg 1, 4144 Arlesheim, 061 705 71 11,Fax 061 705 71 00, www.wegmanklinik.ch www.quinte.ch

Inserat

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IRE Wie sieht die Zukunft für uns aus?

Erfreulich, weil in den Menschen eine grosse Of-fenheit für eine menschengemässe Therapie be-steht. Ein Umdenken und Um-Handeln beginnt.Erinnert sei an die Unterschriftensammlung zurVolksinitiative «Ja zur Komplementärmedizin», fürdie wir uns auch als Klinik engagiert haben. Ma-chen wir uns dennoch Sorgen? Jawohl! Eine auf in-dividuelle Bedürfnisse ausgerichtete Medizin, wiees im Wesen des Menschen liegt, ist bedroht - u. a.auch durch so genannte «Fallpauschalen». Es wirdmehr und mehr regulatorische Eingriffe geben indie Vielfalt der Therapie. Die ärztlichen komplemen-tärmedizinischen Behandlungen sind aufgrundbundesrätlichem Entscheid vom letzten Jahr nichtmehr durch die Grundversicherung gedeckt. Stei-gende Lebenshaltungskosten machen es vielenMenschen unmöglich, Zusatzversicherungen abzu-schliessen. Wie können da ausgeglichene Rech-nungen zustande kommen?Aber es besteht kein Zweifel, dass mehr und mehrMenschen daran interessiert sind, die anthroposo-phisch-medizinische Arbeit auf allen Ebenen wei-terzuentwickeln. Eine Kraftquelle dafür ist das Be-wusstsein einer gemeinschaftlichen Aufgabe. IstTradition dabei ein Hindernis? Ist sie der ausge-glühte Rest einer ehemals aktiven Pionierzeit? Wir

«Da gibt es die kleinen Werkstättlein am Morgenfrüh, wenn die Kinder noch etwas verschlafen insKlassenzimmer herein tröpfeln: die Filzwerkstatt,die Stickerei, die Holzwerkbank und die Sinnes-werkstatt, wo Tasten, Hören, Riechen, Geschicklich-keit, Fussmassage in Kastanien und anderesTrumpf sind. Die Kinder wechseln jeden Tag ihreArbeitsecke. Nach etwa 25 Minuten werden dieseDinge weg geräumt und der Bewegungsparcoursist dran, der am Tag zuvor mit den 14 eigens dafürhergestellten Bänken aufgebaut wurde. Jetzt heisstes Gleichgewicht halten, Fussspitzengefühl schu-len, mutig sein, klettern, rutschen, nicht herunterfallen, auf Stelzen stolzieren und anderes mehr. DieKinder sind so richtig in ihrem Element. Sie stei-gen auf Berge, rutschen in Schluchten, schleichenals Schnecken über die Balancierbalken, kugelnrückwärts in die Kissen. Viel Freude, viel Lachenund manchmal auch Tränen. Im Lauf des Jahreswerden die Aufgaben immer ein bisschen schwie-riger.

Nach einer guten Viertelstunde gibt es den erstenUmbau. Alle helfen mit, jedes hat sein Ämtchen,der Bänklikreis entsteht, in der Mitte das Tischchenmit der Kerze. Und nun folgt der rhythmische Teildes Hauptunterrichtes: die Sprüche, die Lieder. -Der zweite, grosse Umbau folgt: Die Bänklein wer-den hinten im Klassenraum zum gemeinsamenZnünitisch zusammen gestellt und die guten altenSchulbänke und Stühle werden frontal zur Tafel auf-gestellt. Noch einmal spüren die Kinder ihren gan-zen Körper beim Arbeitseinsatz und still und erwar-tungsvoll sitzen sie dann an ihrem Pult, bereit, nungeistig zu arbeiten. Nach mündlichem Lernen ma-len sie Buchstaben, Formen, Rechnungen in ihregrossen Hefte.Nach der grossen, ausgiebigen Ess- und Spielpau-se folgen Französisch, Englisch, Eurythmie oder Flö-tenunterricht. Zum Abschluss des Morgens lau-schen die Erstklässler dem Märchen, vergessenalles um sich, und einmal mehr röten sich die Wan-gen und der Atem geht tief. gesunde Schule.» (jö)

sehen Tradition als die Glut in der Asche, die wirals zündende Wärme für ein medizinisches Leben,das Wandlungen unterliegt, bereithalten wollen.

Verena JäschkeNach einem Gespräch mit Dr. med. Gerhard Rober, leitenderArzt der Ita Wegman Klinik

Schule, die gesund macht: das «bewegte Klassenzimmer»

ROTE WANGEN, TIEFER ATEMAuch in Langenthal verfügt die erste Klasse über ein «bewegtesKlassenzimmer», um Sinnesüberreizung und Bewegungsarmut

entgegenzuwirken. Lehrerin Monika Gaberell berichtet:

en ce qui concerne la prise de

médicaments, les thérapies et

les heures de repas.

Nous échangeons régulière-

ment avec les médecins de fa-

mille, nous faisons partie de

l’association internationale

des cliniques anthroposo-

phiques et de l’association des

cliniques privées. Nos offres de

formation répondent aux exi-

gences actuelles; il existe des cours à

l’extérieur et à l’intérieur de la clinique

ainsi que des cours publics pour les

soins à domicile et pour les praticiens

de l’eurythmie et des thérapies arti-

stiques. Nous collaborons avec

l’entreprise Weleda. Nous formons

des assistants en médicine interne et

en cardiologie, formation reconnue

par la Fédération des médecins suis-

ses.

Il y a de plus en plus de gens qui

s’intéressent à notre travail; la per-

ception publique se transforme dou-

cement. Nous avons participé à

l’initiative « oui à la médicine complé-

mentaire «Une médecine qui s’oriente

aux besoins de l’individu est encore

menacée par la réglementation; de-

puis l’année passée l’assurance de

base ne couvre plus les traitements

complémentaires... mais nous conti-

nuons à mettre des bûches dans la

braise d’une tradition d’une vie mé-

dicale en voie d’évolution.

Pour plus d’informations :

www.wegmanklinik.ch,

site en allemand

La clinique Ita Wegman offre des soins

aigus en médicine interne, cardiolo-

gie, maternité, pédiatrie et psychia-

trie. La clinique dispose d’un accueil

et de logements pour les enfants ou

les parents de leurs patients.

1) und 2) aus «Grundlegendes für eine Erweiterung der Heil-kunst» (1925)

Résumé de texte:Irène Zumsteg

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Die Weiterführung solcher Tagesstrukturen ist oft-mals aus finanziellen Gründen gefährdet. Umsoerfreulicher deshalb, dass die Kommission für Wis-senschaft, Bildung und Kultur (WBK) des National-rates im Februar 2006 fünf parlamentarischen In-itiativen Folge gegeben hat, welche Kantone undBund zur Bereitstellung von familien- und schuler-gänzenden Betreuungsangeboten verpflichtenwollen. Nun wird die WBK des Ständerates zu ent-scheiden haben, ob sie dieses Anliegen unterstüt-zen will oder nicht.Die Nationalrätinnen Ursula Haller (SVP), Christi-ne Egerszegi (FDP), Jacqueline Fehr (SP), Kathy Ri-klin (CVP), Ruth Genner (GP) verstehen ihre parla-

Unterstützung für Familien- und schulergänzende Betreuung

INITIATIVEN FÜR TAGESSCHULEN

oft nach Einkommen abgestuft. Die Vollkosten ei-nes Tagesschulplatzes werden an staatlichen Schu-len mit 10‘000 bis 15‘000 Fr. veranschlagt.

Soziale Bildungsinnovation

Das wachsende Bedürfnis nach Tagesschulen isteine Folge der sich stetig verändernden Familien-und Arbeitswelt. Sie kann aber auch als sozialeBildungsinnovation betrachtet werden, die den Kin-dern und Jugendlichen Gelegenheit bietet, ihresozialen Fertigkeiten zu üben, besonders das Ver-halten in der Gemeinschaft. Davon profitieren be-sonders Einzelkinder, Kinder aus Einelternfamilienund Kinder aus «schwierigen» sozialen Verhältnis-sen. Sinnvoll gestaltete Freizeitaktivitäten förderndie geistige, seelische und körperliche Entwicklungder Schüler/innen und leisten einen Beitrag zurReduzierung des Konsums von elektronischenSpielen und Fernsehbildern.Familienergänzende Betreuungsangebote entla-sten Eltern, die einer Erwerbstätigkeit nachgehenmöchten oder müssen. Die Kinder sind über Mit-tag und am frühen Nachmittag betreut und dieHausaufgaben werden innerhalb des Schultagesgemacht.

Trend fortsetzen

Tagesschulen, die Unterricht, Verpflegung, Haus-aufgaben, Freizeit- und Förderaktivitäten unter ei-nem Dach vereinigen, entstanden bis vor wenigenJahren hauptsächlich in grossen Städten. Heutesehen auch kleine Dorf- und Bergschulen eine(Überlebens-) Chance darin, sich neu als Tages-schule zu positionieren. Es kann davon ausgegan-gen werden, dass sich dieser Trend auch an RudolfSteiner Schulen fortsetzen dürfte, wenn die famili-energänzenden Betreuungsangebote so ausgestal-tet werden, dass sie zu einer echten Entlastung derEltern und zur Förderung der Kinder und Jugendli-chen beitragen.

Roland Muff

KANTONALE VOLKSINITIATIVENDie elternlobby schweiz hat sich entschieden, kan-tonale Volksinitiativen für eine freie Schulwahl zulancieren. Das ist ihr von Vertretern der OECD, Bun-desrat Pascal Couchepin, Politikern aller Parteien,Bildungsforschern und Juristen empfohlen worden.Die elternlobby baselland steht mitten in den Vor-bereitungen zu einer solchen Volksinitiative. Sie hatein Initiativ- und Unterstützungskomitee zusam-mengestellt, die Unterschriftensammlung findet imHerbst an den Schulbazaren statt. Es werden 1‘600Unterschriften benötigt. Nach Abgabe der Initiati-ve findet innert etwa 18 Monaten die Volksabstim-

Mehrere Rudolf Steiner Schulen haben mittlerweile neue Angebote für einefamilien- und schulergänzende Betreuung aufgebaut und erhalten dafüreine Anstossfinanzierung vom Bund.

Die Initiativen fordern folgende Ergänzung von Ar-tikel 62 der Bundesverfassung:«Die Kantone sorgen dafür, dass die Gemeinden inZusammenarbeit mit Privaten ein bedarfsgerech-tes Angebot an familien- und schulergänzenderBetreuung für Kinder bis zum Ende der obligatori-schen Schulzeit bereitstellen. Der Bund kann siebei dieser Aufgabe unterstützen.»

mentarischen Initiativen auch als Aufforderung, dieheute bestehenden, zum Teil übertriebenen Regle-mentierungsauflagen im Bereich der Kinderbetreu-ung zu überprüfen und diese so auszugestalten,dass sie dem Ziel, die familien- und schulergänzen-de Betreuung zu fördern, dienlich und nicht hin-derlich sind.Familienergänzende Betreuungsangebote an Schu-len sind in der Schweiz immer noch eine Rarität.Insgesamt gibt es bis heute erst rund 70 Tagesschu-len, welche die Kriterien des Vereins TagesschulenSchweiz erfüllen.Alle Schulen, unabhängig ob sie eine staatlicheoder private Trägerschaft haben, verlangen Eltern-beiträge für die Betreuungsangebote. Diese sind

mung statt. Politiker aus allen Parteien sind demAnliegen meist wohlgesinnt, Gegnerschaft kommtaus der SP und von Lehrkräften der Staatsschulen.Die elternlobby ist politisch und konfessionell neu-tral. Wichtigstes Ziel des Vereins ist, allen Eltern zuermöglichen, über die Art der Bildung ihrer Kinderselbst zu bestimmen (UNO-Menschenrecht). JedemKind soll der Zugang zu allen staatlichen und staat-lich anerkannten Bildungsangeboten in freier Trä-gerschaft ohne Einschränkung der finanziellenMöglichkeiten seiner Eltern garantiert werden.

(Pia Amacher/jö)

Infos:www.elternlobby.choder Tel. 061 711 96 84

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Presseschau zur «SteinerWoche 06» in der Schweiz

Die erste «SteinerWoche», mit der im Frühling dieArbeitsgemeinschaft der Rudolf Steiner Schulen inder Schweiz, zusammen mit Demeter (Bauern- undKonsumentenorganisationen) und den anthropo-sophischen Kliniken in der ganzen Schweiz an dieÖffentlichkeit trat, fand in den Medien ein quanti-tativ beeindruckendes Echo! Auch inhaltlich warendie Vorschauen auf die Veranstaltungen oder dieBerichterstattung, abgesehen von einer negativenAnspielung, durchwegs positiv. Da die «SteinerWo-che 06» aus Anlass der Eröffnung der ersten Stei-ner Schule vor 80 Jahren in Basel lanciert wurde,stellten viele Medien das Jubiläum der Schulbewe-gung in den Mittelpunkt und nahmen den Auftrittvon drei anthroposophischen «Anwendungsberei-chen» kaum wahr oder kommunizierten ihn auf je-den Fall nicht. Oft wurde auch Bezug genommenauf die zum Jubiläum erschienene Publikation «Le-benstüchtig - was Ehemalige von Rudolf SteinerSchulen heute machen» mit 41 Porträts von Ex-Schülerinnen in den unterschiedlichsten Bereichenund Branchen. Das Medizin-Magazin «Puls» desSchweizer Fernsehens SF DRS allerdings brachtein der «SteinerWoche» einen gut recherchiertenund ansprechend gestalteten Beitrag über anthro-posophische Medizin und wies in der Moderationauf die «SteinerWoche 06» als Ganze hin.

Je peripherer, desto mehr Aufmerksamkeit

Auffallend ist die geographische Verteilung derAufmerksamkeit: war die Berichterstattung in dengrossen Zentren massvoll oder sogar gering, stiegdie Intensität, je peripherer der Veranstaltungsortwar. Während Zürich keine Vorschauen publizier-te, aber dann berichtete in der NZZ, im «Tages-An-zeiger» und der «Wochenzeitung», brachte die Re-gion Basel mehrere ansprechende Vorschauen(«Basler Zeitung», »Basellandschaftliche Zeitung»,«Baslerstab») und auch die beiden regionalen Fern-sehstationen sowie die benachbarte Zeitung«DNA/Dernières Nouvelles de l’Alsace» berichte-ten von der Medienkonferenz. Die Berichterstat-tung über das grosse Event am 25.März auf demBarfüsserplatz fiel in der regional am wichtigsten«Basler Zeitung» hingegen lausig. Zum Trost war

Der Widerhall, den die erste «SteinerWoche» inden Schweizer Medien fand, ist quantitativ

beeindruckend und inhaltlich, abgesehen voneiner negativen Anspielung, durchwegs positiv.

Auffallend die geographische Verteilung derAufmerksamkeit: War die Berichterstattung in

den grossen Zentren massvoll oder sogar gering,stieg die Intensität, je peripherer der

Veranstaltungsort war.

im Regionaljournal von SR DRS ein wunderschö-nen kleinen Beitrag von gut fünf Minuten über denFesttag in der Stadt zu hören.Die vergleichsweise geringe Wahrnehmung der«SteinerWoche 06» in Zürich wurde in den Medienjedoch aufgewogen durch den Aufsehen erregen-den Dokumentarfilm «Zum Abschied Mozart» vonChristian Labhart. Der Film dokumentiert die Chor-proben der Oberstufe der Rudolf Steiner SchuleWetzikon und erarbeitet in dieser Zeit individuellePorträts von zwei Schülerinnen und einem Schülerder Abschlussklasse. Krönender Abschluss: dasKonzert am letzten Schultag der 12.-Klässler.Selbstverständlich hat dieser Film eine fulminanteReihe von Besprechungen und Veranstaltungshin-weisen ausgelöst - flapsig im Gratisanzeiger «20minuten», mit achtsamem Respekt im «züritipp»des «Tages-Anzeigers»: «der exzellent komponier-te und sehenswerte Porträtfilm».Die unterschiedliche Wahrnehmung in Basel undZürich spiegelt auch den Umstand, dass in der Re-gion Basel das anthroposophische «Angebot» zurAlltagskultur gehört und in den Medien selbstver-ständlich als Pflichtstoff gesetzt ist.An der Peripherie - im Bündnerland, im KantonSt.Gallen und in Liechtenstein, in der Romandieund im Tessin - und auch im Aargau und Bernbietwurde jedoch intensiv sowohl über das ganze Pro-jekt wie über einzelne Veranstaltungen berichtet.

Blütenlese von «24 heures» bis «La Quotidiana»

«24 heures/Lausanne et région» titelt über ihremauch den Schulalltag anschaulich schilderndenBericht über die Waldorfschule in Crissier «L’EcoleSteiner cultive sa différence et rêve de reconnais-sance»: die Steiner Schule pflegt ihre Unterschie-de und träumt von Anerkennung. Die romanischeZeitung «La Quotidiana» aus Ilanz berichtete so-wohl über den Vortrag des Pädagogen Heinz Zim-mermann «L’educaziun ill’epoca dal computer» (Er-ziehung im Zeitalter des Computers) wie über ei-nen Besuch beim biologisch-dynamischen BauernNot Vital, der seine Arbeit mit den Präparaten de-monstrierte.Am 1. April ist im «Volksblatt – die Tageszeitung fürLiechtenstein» ein Hinweis auf die Präsentation derProjekte der 9. Klasse zu lesen: «Das Ganze mussvor Publikum präsentiert werden, damit das Werknicht nur Theorie im stillen Kämmerlein bleibt, son-dern auch nach aussen vertreten wird. Das ist einebesondere Herausforderung für die jungen Men-schen im schwierigen Alter von 15/16 Jahren.» Amselben Tag weist das St.Galler Tagblatt auf die«Theater-Aufführung der neunten Klasse der Ru-dolf Steiner Schule» hin: «Molière statt Mathe»:

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ZWISCHEN «SCHÜLERSCHWUND» UND«UNBESTREITBARER PÄDAGOGIK»

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«Theaterspielen gehört zum Steiner-Lehrplan»,sagt Lehrer und Regisseur Florian Rothacker, derin diesem Zusammenhang sogar von einer «Gren-zerfahrung» spricht. Das «Liechtensteiner Vater-land» belegt in Wort und Bild, dass und wie diezweite und dritte Klasse der LiechtensteinischenWaldorfschule auf Schloss Vaduz von Erbprinz Aloisvon und zu Liechtenstein empfangen wurden, undwie sie ihm Kostproben aus dem Sprach- und Mu-sikunterricht präsentierten.Die «Schaffhauer Nachrichten» berichten über ei-nen Gastvortrag des Leiters der pädagogischenSektion am Goetheanum, Christof Wiechert, zum«Wie der schulischen Erziehung und seinen Ein-fluss» und weisen auf die kommenden Veranstal-tungen der örtlichen «SteinerWoche» hin. Dassel-be macht auch das «Wochen-Blatt für das Birseckund Dorneck», wobei es vom Auftritt der SteinerSchule Birseck vor einem regionalen Einkaufszen-trum ausgeht. In der «Wochen-Zeitung für das Em-mental und Entlebuch» berichtet Melanie Rullmannüber die Aktionswoche anthroposophischer Ein-richtungen aus Anlass einer Feier in der sozialthe-rapeutischen Gemeinschaft Haus St. Martin, Ober-thal.

«Swiss News», «La RegioneTicino» und WOZ/Wo-chenzeitung

Dass die «Swiss News» ausgerechnet am 1.4.«Teaching kids the Steiner way» vorstellen, dürfteebenso mit der «SteinerWoche 06» zusammenhän-gen wie der italienische Bericht «La Steiner nonboccia» (in der Steiner Schule gibt es kein Sitzen-bleiben) in «La Regione Ticino» aus Bellinzona, diedas Thema des Übergangs von den Steiner Schu-len in die öffentlichen Schulen zwecks Abitur the-matisiert und dafür einen Fachmann der kantona-len Schuldirektion und den Leiter der Koordinati-onsstelle der Schweizer Steiner Schulen, RobertThomas, interviewt.Die «Wochenzeitung WOZ» resumierte unter demlaunigen Titel «Mein Gott, Rudolf!»: «Weltweit sinddie Steiner-Schulen auf einem Höhenflug,» wasallerdings zu den sinkenden Schülerzahlen in derSchweiz im Widerspruch stehe. Diese seien näm-lich «weder konfessionell neutral noch esoterischabstinent», sondern auch «die dunkle Bühne fürOkkultismus und Mytizismus», denn «die steiner-sche Ideologie» sei «- typisch für manche geistigeStrömungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Den-noch muss sich auch Urs Hafner zum Schlussdurchringen: «Unbestreitbar sind die pädagogi-schen Verdienste und Impulse der weitgehend au-tonom organisierten Schulen», die «die Kindernicht möglichst früh durch rigide Leistungsmes-sung» selektionieren. Andere positive Beispielefolgen. Der einzige Seitenhieb provozierte einenwütenden Leserinnenbrief einer Waldorflehrerinaus Langnau, die «Respekt, bitte» verlangt und die-sen Artikel mit seinen Unterstellungen «geprägt»sieht «von Urteilen und den ‚alten‘ Vorurteilen ge-genüber der anthroposophischen Bewegung».Der Zürcher «Tages-Anzeiger» fokussiert auf denSchülerschwund bei den Steiner Schulen und über-treibt dabei: den effektiven Rückgang von rund8000 auf rund 7000 SchülerInnen in den letzten

Jahren verschlimmert Liliane Minor auf 6000: «Dieanthroposophische Bildung zieht immer weniger.Nun soll ein neues Image her - auch die Steiner-Schule wirbt heute mit farbigen Flyern und poppi-gen Texten. Man will weg vom esoterischen, hand-gestrickten Image». Das nütze allerdings wenig,wenn man gleichzeitig am alten anthroposophi-schen Überbau festhalte, wie ihn die Zürcher Schul-leiterin Anderegg umreisst: «Die Steiner-Schulesteht auf der Grundlage der Anthroposophie. Unddazu gehören Werte und spirituelle Inhalte.»Peter Wittwer hält in der «Basler Zeitung» fest, dassdie 36 Steiner Schulen in der Schweiz «gegen hart-näckige Vorurteile und chronische Geldnöte» an-kämpfen. Dass die Schulen «zu ihrem Leidwesenkaum auf die Unterstützung der öffentlichen Handzählen» können, sei neben den generell rückläufi-gen Kinderzahlen mit ein Grund für den Rückgangder Schülerzahlen. Der «Baslerstab» fragt den Lei-ter Ressort Schulen im Erziehungsdepartementnach der Bedeutung der Steiner-Schulen, und HansGeorg Signer meint: «Eine grosse. Mutig gesagt:die Rudolf Steiner-Schule hat die Schulreform inBasel mitbeeinflusst. Einerseits durch die sehr kin-derzentrierte Didaktik, andererseits durch ihr gros-ses Gewicht auf musischer und gestalterischer Bil-dung.»Auch die «Wiler Zeitung» (Kanton St.Gallen) lädtein zu den Veranstaltungen der «SteinerWoche 06»,und die Beilage «Emploi» der traditionsreichen«Tribune de Genève» gibt eine allgemeine Einfüh-rung und eine detaillierte Vorschau auf das GenferProgramm: «Les Ecoles Rudolf Steiner fêtent leurs80 ans», während «24 heures» die Zielsetzungübernimmt «Faire de nos enfants des êtres libres»- aus unseren Kindern freie Wesen machen.

Und nicht zu vergessen: die anthroposophischenMedien

Die Schweizer Monatszeitschrift «AGORA» gehör-te zu den Sponsoren der «SteinerWoche 06» undhat ab Dezember 05 unterschiedlichste Vorschau-en auf das Grossereignis publiziert. Auch die«Schweizer Mittelungen» der Landesgesellschaftbrachten eine Vorschau im März, und im Mai er-lauben reich bebilderte Berichte auf vier Seiteneine lebendige Teilhabe an Events an anderen alsden eigenen Veranstaltungsorten. Die «Quinte»,Hauszeitschrift der Ita Wegman Klinik, gab eine Vor-schau auf die «SteinerWoche 06» und ging in denredaktionellen Gesprächen mit Schulärztin DanielleLemann und mit der Küchenchefin der Klinik, Sabi-ne Hagg, auf die salutogenetischen Aspekte vonErnährung und Bildung ein.Die «Wochenschrift Das Goetheanum» widmeteihre Nummer vom 24. März fast ausschliesslich der«SteinerWoche» und dabei dem Schwerpunkt Päd-agogik.

Ursa Krattiger

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Wenn in meiner nachbarschaftlichen Kinderge-meinschaft mal wieder Fussball angesagt war,draussen auf der Wiese, am Ende des Wohngebie-tes, dann musste auch ich mitspielen. Links hinten– weit hinten – in der Verteidigung, um die Mann-

CHRISTIAN GRAUER

ENTKRÄFTUNG EINES GERÜCHTES

WALDORF DARFFUSSBALL!

verdächtig. Waldorf lebt wie jede Alternativbewe-gung auch vom Anderssein als Selbstzweck.Aber beim Fussball muss es noch mehr sein. DieKonsequenz und Vehemenz, mit der das Fussball-verbot an Waldorfschulen zu meiner Schulzeit prak-tiziert wurde und teilweise noch heute praktiziertwird, steht in einem so krassen Kontrast zu der re-lativen Harmlosigkeit dieser Sportart (es wird vonzwei Mannschaften zu je elf Personen versucht,einen Ball nur mit dem Fuss – manchmal auch mitdem Kopf – in das jeweils gegnerische Tor zu ma-növrieren), dass mehr hinter dieser Abneigungstecken muss als nur etwas Elitarismus. Und sowird man auf die Frage nach den Gründen ehernebulös, aber stets bedeutungstragend auf men-schenkundliche Aspekte und entsprechende Erklä-rungen Rudolf Steiners verwiesen. Das geht vonallgemeinen Verweisen auf die Grobheit dieserSportart über die «unnatürliche Benutzung derBeine und Degradierung der Hände» bis hin zu Ver-stiegenheiten wie der Erklärung, der Ball, als «Sym-bol der Erde», dürfe nicht mit Füssen getreten wer-den (Waldorfschüler – und sicher auch -eltern – wer-den diese oft gehörten Possierlichkeiten um wei-tere Begründungen ergänzen können.) In Wahrheitgehen diese Erklärungen wahrscheinlich alle zu-rück auf das 1955 erschienene Buch «Leibesübun-gen und Bewusstseinsschulung», in welchem derWaldorfturnlehrer Rudolf Kischnick den Fussballverteufelt und als «Totenkopfspiel» bezeichnet. Ichhabe Kischnicks Buch nicht selbst gelesen und ver-mutlich ist es gar nicht mehr erhältlich. In Anbe-tracht dessen, was man darüber hört, schwant mirdabei allerdings nichts Gutes. Doch ich gestehejedem zu, seine eigene Meinung über Fussball zuhaben. Und ich gestehe auch jeder Waldorfschulezu, in ihren Turnlehrplan aufzunehmen, was ihrbeliebt. Ich bin ein eifriger Verfechter der Bildungs-freiheit! Und wenn es den Fussball trifft – nun gut.

Menschenkundliche Hinweise

Aber wie verhält es sich denn nun mit Rudolf Stei-ners «menschenkundlichen Hinweisen»? Das inter-essiert mich. Und zwar nicht wegen des Fussballs,sondern weil mir selbst nicht auch nur ansatzwei-se ein vernünftiger Grund einfällt, warum beispiels-weise Handball, Baseball oder das waldorfseits sooft gespielte (und von mir gehasste) «Völkerball»(zwei Mannschaften sind gehalten, sich wie Hüh-ner hin und her scheuchen zu lassen, um sich danngegenseitig durch gezielten Ballwurf «abzuschie-ssen») irgendwie besser, edler, gesünder, «geisti-ger» sein sollte als Fussball. Wenn es dazu einenmenschenkundlichen Hintergrund gibt, dann stel-le ich mir vor, dass der richtig spannend sein muss.Also ziehe ich die Gesamtausgabe des Steiner’schen Werkes, die «GA», zu Rate, die zum Glückendlich in digitaler Form und recherchierbar vor-liegt: Was findet sich da wohl an interessantenAussagen unter dem Stichwort Fussball? – Wer In-teresse hat, lese die drei Fundstellen im Anhangnach, denn ich verrate nicht zu viel, wenn ich esvorwegnehme: man findet dazu nichts; rein garnichts; nullkommaüberhauptnichts!Steiner war Sport sehr suspekt. Keine Frage. Da gibtes auch menschenkundliche Ausführungen dazu.

schaft vollzukriegen. Das Fussballverbot in der Wal-dorfschule, die ich dann später besuchte, kam mirinsofern entgegen und war dort eigentlich nie wirk-lich ein Problem für mich. Vielleicht auch, weil mei-ne Schule in der Stadt eines Eishockey-Bundesli-gisten stand und insofern Fussball dort ohnehin nurzweite Wahl war. Und immerhin durften wir irgend-wann Hockey im Turnunterricht spielen.Heute schaue ich zwar auch mal gerne zu, wennBrasilien gegen Griechenland verliert, von Leiden-schaft kann aber nicht die Rede sein. Im Grunde istmir Fussball so gut wie egal; praktisch wie theore-tisch. Eishockey übrigens auch – und wenn ich ehr-lich bin auch Hand-, Feder- und Basketball. AberFussball hat natürlich in Deutschland und in vielenanderen Ländern einen besonderen Stellenwert. Esist die populärste Sportart. Ich fürchte, das alleingenügt an vielen Waldorfschulen schon für einenBannfluch. Denn was populär ist, was die Mehrheitmacht, was Mode ist, das ist hier von vornherein

Das Fussballverbot an Waldorfschulen, so esnoch besteht, kann mit vielem begründet werden

– nur nicht mit Rudolf Steiner. Christian Grauer,selbst Waldorfschüler und Nicht-Fussballspieler,

hat recherchiert – und entlarvt einen Mythos.

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Meine Lieblingsstelle: «Sport ist praktischer Dar-winismus.» Das gefällt mir. Anderen vielleicht nicht.Man kann aber dazu stehen, wie man will: Das trifftalle Sportarten. Auch dass «die modernen Sport-geschichten» den Menschen «mechanisieren»1),mag gar nicht falsch sein, solange man es ins rich-tige Fach menschenkundlicher Relevanz einordnetund dabei das Leben nicht vergisst2). Aber auch dasgilt wieder für den Sport insgesamt, und nicht nurfür ihn. Mit dem Auto in die Schule gefahren zuwerden, ist auch nicht gerade ein eurythmisieren-der Vorgang. Sport wirkt dagegen immerhin noch

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EULLtionaler» als geistige Initiativen.4) Ein

signifikantes Zeitzeichen, keine Frage –aber nichts Menschenkundliches überFussball! Und das war’s dann auch schon.Drei Fundstellen in über 350 Bänden.Es findet sich offenbar keine einzige hand-greifliche Aussage von Rudolf Steiner überdas Thema Fussball, aus der irgendein Urteilüber dessen Vor- oder Nachzüge gegenüberanderen Sportarten innerhalb der Kunst der Er-ziehung abgeleitet werden könnte. Es handeltsich beim waldörflichen Fussballverbot also um

sozial integrativ. Uns jedoch treibt aber doch dieFrage nach der Besonderheit des Fussballspielesum. Da findet es Steiner bedauernswert, dass bei-spielsweise Fussball populärer ist, als sich umwichtige Dinge zu kümmern.3) Da stimme ich ihmwieder zu – aber auch hier ist der Fussball nur einprominentes pars pro toto. Was sollte daran «men-schenkundlich» sein? Und: Fussball sei «interna-

nichts anderes als einen schieren Mythos. Eben-sogut könnte man unter Berufung auf SteinersMenschkunde das Bockspringen, den Stufenbar-ren oder Völkerball verbieten. Allerdings würdeman damit manchem Schüler wenigstens eine Freu-de bereiten.(Nachdruck mit freundlicher Erlaubnis der Zeitschrift «Info3»– drei kostenlose und unverbindliche Probehefte gibt’s beimInfo3-Verlag, Kirchgartenstr. 1, D-60439 Frankfurt.)

1) «Es ist zum aus der Haut zu fahren, wenn man all diemodernen Sportgeschichten wie zum Beispiel Fussball undso weiter sieht, wie sie den Menschen mechanisieren undihm nichts von dem einfügen, was in ihm geistig ist, so sehrman sich das auch einbildet.» GA 156, 97f

2) «Es ist durchaus nicht die Absichtder Waldorfschul-Methode, dieseDinge zu unterdrücken. Sie könnenschon betrieben werden, einfachweil sie im englischen Leben einegrosse Rolle spielen und das Kindins Leben hineinwachsen soll. Nursoll man sich nicht der Illusion hin-geben, dass das eine andre Bedeu-tung hat, als eben diese, dass man dasKind nicht weltfremd machen soll. Zuglauben, dass Sport für die Entwicke-lung einen furchtbar grossen Wert hat,das ist ein Irrtum. Er hat nicht den gro-ssen Wert für die Entwickelung; er hatnur einen Wert, weil er eben eine belieb-te Mode ist, und man soll durchaus dasKind nicht zum Weltfremdling machen undes von allen Moden ausschliessen. Manliebt Sport in England, also soll man dasKind auch in den Sport einführen. Man sollnicht irgendwie sich philiströs gegen dasje-nige stemmen, nun ja, was vielleicht phili-strös ist.» GA 311, 139

3) «Sehen Sie, ich war im letzten Sommer auch in England.Gerade als wir abreisten, war ganz England voll von Erre-gung, wartete auf die Blätter, die abends erscheinen soll-ten über das wichtigste Ereignis. Alles wartete auf dieAbendblätter. Auf was warteten sie? Auf den Ausgang desFussballspieles!Jetzt sind wir gerade von Norwegen heruntergefahren. Wiewir einstiegen, waren viele da, die uns begleiteten. Aber

RUDOLF STEINER UND DER FUSSBALL (ZITATE)der ganze Bahnsteig stand voller Menschen. Und wie derZug sich in Bewegung setzte, erscholl es: Hurrah! Hurrah! -Und auf der nächsten Station schrien sie: Hoch soll er le-ben! - Ja, unseretwegen geschah das natürlich nicht, son-dern es frägt sich, was da war. Ich konnte gerade noch er-

fahren: Das waren Fussballer, die vonMitteleuropa da hinaufgekommenwaren und nun wieder zurückfuhren.Ja, wofür interessieren sich heutedie Menschen? Also viel mehr als fürein Ereignis, das mit Wohl undWehe von Millionen Menschen et-was zu tun hat, interessieren sichheute die Leute für diese Dinge,die nach und nach den physi-schen Leib wegziehen vomÄtherleib, so dass der Menschüberhaupt nurmehr ein Erden-tier wird.Das ist der Grund, warum denBewegungen, die heute in al-ler Welt gemacht werden unddie immer weiter und weitersich verbreiten, andere ent-gegengesetzt werden müs-sen: das sind die eurythmi-

schen Bewegungen. Die richten sichnach dem Ätherleib. Da werden Sie alle diejenigen

Bewegungen sehen, die der ätherische Leib ausführt. Dasist ausserordentlich wichtig.» GA 350, 234) «Heute machen es sich die Menschen viel zu bequem.Sie machen es sich wirklich viel zu bequem. Was ist heuteam meisten international? Das Fussballspiel! Ich habe esIhnen neulich erklärt. Dasjenige aber, was geistig ist, daswird immer auf kleine Zirkel und so weiter zusammenge-drängt. Das zersplittert sich. Nicht wahr, in Norwegen kannman hören: Hoch soll er leben! -, oder man hört ein deut-sches Lied singen, wenn Fussballspieler auf dem Bahnhofsind. Aber sonst sondern sich die Leute ab.» GA 350, 65

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STADTPRÄSIDENT GRATULIERTAls drittälteste Steinerschule der Schweizfeiert die Rudolf Steiner Schule Bern undIttigen dieses Jahr ihr 60-jähriges Beste-hen. Sie tut es mit einem grossen Spon-sorenlauf am 24. Juni und mit einer farbi-gen Sondernummer der Schulzeitschrift«forum». Darin finden sich auch anerken-nende Beiträge der Präsidenten der bei-den Schulstandorte, an denen insgesamt630 Kinder und Jugendliche unterrichtetwerden: von der innovativen Basalstufe(für die 5- bis 8-Jährigen) bis zur 12. Klas-se im Rahmen der Integrativen Mittelschu-le (IMS). Der Berner Stadtpräsident Alex-ander Tschäppät vergleicht in seinem Gra-tulationsartikel die Steinerschülerinnenund Steinerschüler - inspiriert von der ei-genen Erfahrung als Weihnachtsguetzli-Bäcker - mit Spitzbuben und Mailänderli-Bären: Weil sie sich «nicht leicht ökono-misch platzsparend schichten» lassen undohnehin nicht in rechteckige Büchsen pas-sten. Auch die typische Steinerschul-Ar-chitektur hat ihn zu augenzwinkernderAnerkennung inspiriert: «Wer sich am Feh-len von rechten Winkeln reiben darf, derwird als junger Erwachsender seine Schu-le mit weitem Horizont und einem kreati-ven Verhältnis zur Welt verlassen.» (pd)Bezugsquelle: www.steinerschule-bern.ch

FPA-KURSE IN BERNErstmals bietet der Freie PädagogischeArbeitskreis FPA in diesem Herbst ausge-wählte Kurse auch in Bern an: vier Sams-tag-Seminare und einen Vortrag am Frei-tag, 15. September mit Rainer Patzlaff zumThema «Was Kinder zukunftsfähig macht

– Grundlagen für eine gelingende Kindheitim Zeitalter der Medien». Die Termine: 9.Sept. «Das wilde Kind» mit Maria LuisaNüesch und Irmgard Beckert, 28. Okt.«Pubertät verstehen» mit Jörg Undeutsch,4. Nov. «Schule im Gespräch – Baustellefür die Schule von morgen» mit Vertreternder Initiative Captura aus Witten-Annenund 18. Nov. «Die 15 Gebote des Lernens– Schule nach PISA» mit Prof. Peter Struck,Hamburg. (jö)Infos: Jörg Undeutsch, Telefon 031 312 04 52,[email protected]

ERZIEHUNG IM 21. JAHRHUNDERTAm 17./18 März fand im Goetheanum zum4. Mal eine Weiterbildungstagung (WBT)für Lehrkräfte der Schweizer Steinerschul-bewegung statt - zum zweiten Mal in Ko-operation mit der Pädagogischen Fach-hochschule Nordwestschweiz und derenDozierenden. Die Fortbildungsveranstal-tung war wiederum sehr gut besucht(rund 470 Pädagoginnen und Pädagogenund 21 Arbeitsgruppen). Die Arbeitsgrup-pen wurden jeweils in einem «Tandem»geleitet, von je einem Vertreter der Stei-nerschul- und der Staatsschule. Das The-ma der Tagung hiess «Identität und Aus-tausch». Am Abend zeigten die Studieren-den der Höheren Fachschule für anthro-posophische Pädagogik Dornach (HFAP)eine «eurythmisch-pantomimische Werk-statt»; die Studierenden der staatlichenHochschule für Pädagogik zeigten einetheatralische Bühnen-Improvisation. DerAbschlussvortrag des Theaterdirektorsund Intendanten des Stadttheaters Baselund Berliner Opern-Generaldirektors Mi-

chael Schindhelm stellte das Tagungsthe-ma in die weit ausgreifende und doch sonahe Perspektive der Globalisierung undMulitkulturalität, welche die individuelleErziehung in das neue Licht des 21. Jahr-hunderts stellt. Die Vorbereitungsgruppewird sich demnächst bereits mit der WBT07 befassen. Es besteht der Wunsch, auchwieder einmal die Schuleltern mit einzu-beziehen, wie dies in früheren Jahrenschon erfolgreich versucht wurde.

(Robert Thomas, Thomas Stöckli)

Der historische Abstand zu der Zeit, in derdie Anthroposophie begründet wurde,wächst; schon sprechen wir davon, dassdiese weitreichende Initiative und die inihrem Zusammenhang neu entstandenenTätigkeitsfelder (Pädagogik, Landwirt-schaft, Medizin usw.) im letzten Jahrhun-dert in Erscheinung traten. Es ist für dieheutige Generation zunehmend schwieri-ger, sich ein lebendiges und inspirieren-des Bild jener Zeit und des Begründers derganzen Bewegung zu machen.Die Erfahrung zeigt, dass ein Besuch imRudolf Steiner Archiv einem Gang zu denQuellen der Entstehung dieser Bewegungund des Werks gleichkommt. Wie hat Ru-dolf Steiner gelebt? Wie hat er gearbeitet?Wie sind die Nachschriften der in der Ge-samtausgabe der Werke Rudolf Steiners

erscheinenden Vorträge zustande gekom-men, wie werden sie herausgegeben?Welche Rolle spielen dabei Rudolf Stei-ners Notizbücher, welche seine Privatbi-bliothek?Das Rudolf Steiner Archiv empfängt seitseinem Umzug in das Haus Duldeck lau-fend Besucher aus aller Welt, die RudolfSteiners Leben und Wirken näher kennenlernen oder auch gründlich erforschenwollen. Lehrerkollegien, Seminarien, Stu-denten, Oberstufenschüler sind ebensowillkommen wie forschende Spezialistenund Tagungsbesucher des nebenan sichbefindlichen Goetheanum. (mm)

Besuch im Rudolf Steiner Archiv

ANNÄHERUNG AN RUDOLF STEINERUND SEIN WERK

Rudolf Steiner ArchivHaus Duldeck, Rüttiweg 15, 4143 DornachTel. 061 706 82 10, [email protected]ähere Information unter www.steinerarchiv.info

PRÜFUNGSFREI STUDIERENDie Regionale Oberstufe Jurasüdfuss (ROJ)arbeitet intensiver mit der englischen Uni-versität Plymouth zusammen. Schülerin-nen und Schüler, die mit einer Fachmaturin den Bereichen Kunst, Musik, Theater,Kommunikation, Gesundheit, Sozialwis-senschaften oder Erziehung abschliessen,können in Zukunft prüfungsfrei in Ply-mouth studieren. Ein entsprechender Vor-vertrag ist unter Dach und Fach. Die Uni-versität Plymouth bietet bereits zusam-men mit der «Initiative für Praxisfor-schung» (ipf ) einen Masterstudiengangfür tätige Steinerschul-Lehrer an. (jö)Infos: www.roj.ch - [email protected] - Tel. 032 622 12 02

SINNESENTWICKLUNG - SINNESPFLEGEMit den Sinnen befasst sich die diesjähri-ge Studien- und Übungswoche der FreienPädagogischen Vereinigung FPV zum päd-agogischen Impuls Rudolf Steiners inTrubschachen. Die FPV schreibt: «Wir ste-hen vor der Tatsache, dass in der moder-nen Welt die einen Sinne überreizt wer-den, während die andern langsam, aberunablässig verkümmern. Der Schule derZukunft wird vermehrt die Aufgabe einerumfassenden Pflege der Sinne zufallen.Die Erweiterung der Sinneslehre, wie sieaus der anthroposophischen Menschen-kunde hervorgeht, zeigt Wege auf, wie dieSchule dieser Aufgabe gerecht werdenkönnte.» Die 61. Trubschachen-Woche fin-det vom 8. bis 13. Oktober statt. Die Er-öffnungsreferate hält der bekannte Kin-derarzt Remo Largo. (MM/jö)Weitere Informationen: www.fpv.ch

SUCHTBERATUNGDie Steinerschule Basel bietet seit einein-halb Jahren eine Suchtberatung an. DieBeratung bei einer Psychologin/Psycho-therapeutin oder einem in der Suchthilfetätigen Sozialarbeiter wird durch Spendenfinanziert. Bisher wurden vier Beratungenüber eine bis sieben Sitzungen durchge-führt. Dabei standen laut Basler Schulmit-teilungen «familiäre und soziale Schwie-rigkeiten im Vordergrund, wie auch Pro-bleme mit übermässigem Konsum vonMedien und Drogen.» (jö)Kontakt: Tel. 061 421 52 63 oder 079 376 52 72,Mail: [email protected]

Page 13: ZEITSCHRIFT DER RUDOLF STEINER SCHULEN IN DER ...2019/01/02  · zer Rudolf Steiner Schulen. Mehr davon finden Sie in der Schulkreis-Sonderausgabe ˙Lebenst chtig — was Ehemalige

Der Schulkreis 2/06 1313

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EULLJAHRESKURS FPA

Ende August beginnt in Zürich ein neuer«Jahreskurs zur Einführung in die Pädago-gik Rudolf Steiners». Der Kurs findet je-weils mittwochs von 15.30 bis 20.30 Uhrstatt. Veranstalter ist der Freie Pädagogi-sche Arbeitskreis FPA. Er schreibt: «NichtWissen wollen wir anhäufen in diesemJahr, sondern neue Fähigkeiten erwerben,Fähigkeiten, die uns die Kinder von heuteabfordern: Achtsamkeit im Umgang mit-einander, Beweglichkeit im Denken, Ver-trauen in die eigene Kraft. Referate, dasgemeinsame Gespräch und künstleri-sches Üben werden dabei abwechselndgepflegt.» Die 30 Kursnachmittage kosten2‘200 Franken. (jö)FPA, Tel. 041 710 09 49, [email protected]

«Anatevka» (Fiddler on the Roof) statt. DieSchülerinnen und Schüler der 3., 6., 9. und10. Klasse der Rudolf Steiner Schule Bielsingen und spielen das berühmte Werk.Wie schon vor drei Jahren bei der Urauf-führung der Kinder-Oper «Der Fischer undseine Frau» hat Franz Anderegg, Musikleh-rer an der Bieler Schule und Dozent an derHochschule der Künste Bern, die musika-lische Leitung. Regie führt Peter Aeschli-mann, langjähriger Lehrer der Rudolf Stei-ner Schule Biel. Dauer: 2.5 Stunden inkl.Pause. Plätze können unter 032 344 3919 reserviert werden. (MM)Aufführungsdaten: Do, 22.6., 20 Uhr: Sa, 24.6., 20Uhr; Fr, 23.6., 18 Uhr und So, 25.6., 10.30 Uhr

GERINGERES ALLERGIE-RISIKO

«Je mehr Charakteristika der anthroposophischen Lebensweise zutreffen, desto klei-ner ist das Risiko, an einer allergischen Erkrankung zu leiden», fasst Natascha Neu-meister die Ergebnisse einer kleinen Studie aus Schweden und der gross angelegteneuropäischen PARSIFAL-Studie zusammen. Ein deutlich höheres Risiko, an Allergienzu erkranken, zeigen danach vor allem Kinder, die Antibiotika und fiebersenkendeMedikamente erhalten haben. «Dieser Zusammenhang zeigte sich vor allem im erstenLebensjahr und bei Kindern, die gegen Masern, Mumps und Röteln geimpft sind. Durch-gemachte Masern verringern das Risiko», schreibt Neumeister. (forum/jö)

Die Ergebnisse derDie Ergebnisse derDie Ergebnisse derDie Ergebnisse derDie Ergebnisse der Kinder an Kinder anschwedischen Studieschwedischen Studieschwedischen Studieschwedischen Studieschwedischen Studie Rudolf- konventionellen

Steiner-Schulen SchulenHaben je Antibiotika erhalten 52 % 90 %Haben je Antipyretika erhalten(fiebersenkende Mittel) 39 % 89 %Wurden gegen Mumps, Masernund Röteln geimpft (MMR) 18 % 93 %Asthma bronchiale 5,8 % 17 %Allergische Rhinokonjunktivitis(Heuschnupfen, Stauballergie usw.) 7,1 % 14 %Atopische Dermatitis (allergischeHauterscheinungen) 2,7 % 8,9 %Insgesamt Allergien 24 % 34 %

KEINE ANGST VOR DRECK!Dass für die zunehmenden Allergie-Er-krankungen auch der «Western Lifestyle»verantwortlich gemacht werden kann,spricht sich inzwischen herum. So heisstes in «Fritz und Fränzi»: «Bei so viel Hy-giene und Keimfreiheit ist unser Abwehr-system unterbeschäftigt und reagiertübermässig auf an sich harmlose Stoffeder Natur.» Die «Zeitschrift für Elternschulpflichtiger Kinder» folgert: «Keine

geeignete Spiele für verschiedene Alters-gruppen – die Zubereitung und Verabrei-chung von Mahlzeiten für Babys undKleinkinder – die Risiken, die für Kinderbestehen, die Vorbeugung von Unfällenund das richtige Reagieren beim Auftre-ten von Problemen. (jö)Infos im Internet: www.srk.ch/activities/edu/edu/courses/index-de.php?coursid=7

Angst vor Dreck! Lieber zwei oder dreiHaustiere als gar keins. Die Lebensmittellieber naturbelassen als sterilisiert, pa-steurisiert, ultrahocherhitzt und vorgefer-tigt abgepackt. Und als Eltern nicht gleichAmok laufen, wenn Fritz oder Fränzi zwi-schen Sandkastengrabungen und Büsi-streicheln lustvoll ein Guetsli in den Mundschiebt.» (Fritz und Fränzi/jö)

ERZIEHUNGS-BEGLEITERINEine Weiterbildung zur «Erziehungsbeglei-terIn Frühe Kindheit» bietet der Freie Päd-agogische Arbeitskreis ab September an.Er arbeitet dabei mit dem Institut für Päd-agogik, Sinnes- und Medienökologie (IP-SUM) aus Stuttgart und der Höheren Fach-schule für Anthroposophische Pädagogik(HFAP) in Dornach zusammen. Der Kursfindet an 14 Wochenenden (Freitagabendund Samstag) statt und wendet sich anFachkräfte aus medizinischen, pädagogi-schen, therapeutischen und pflegerischenBerufen, sowie erfahrene Eltern und Tages-mütter. «Es sei damit ein Ort des Aus-tauschs für pädagogische Fragen der frü-hen Kindheit geschaffen. Dabei geht esuns um das Wecken und Reflektieren vonFragen, die sich aus dem Erziehungsalltagergeben. Es soll aber auch ein Einblick indie Praxis der Elternberatung gewährtwerden», schreibt der FPA. (jö)Detailinformationen: Kurse FPA, Postfach 801,6301 Zug, [email protected]

ANATEVKA IN BIELVom 22.6. bis 25.6. finden im Stadtthea-ter Biel vier Aufführungen des Musicals

BABYSITTER-KURSDas Schweizerische Rote Kreuz bildet Ba-bysitter aus. Wer mindestens 13 Jahre altist, kann mitmachen; mindestens zehnStunden dauert der Kurs. Zum Abschlussgibt es eine Bestätigung und eine Bro-schüre, die in der Praxis bei Zweifelfällenweiterhilft. Die Inhalte des Kurses lautIRK-Homepage: die wichtigsten Entwick-lungsphasen eines Babys – das Wickeln -

75 JAHRE BIO & DYNAMISCHDas sinnliche und ästhetisch aktuell ge-staltete Buch nimmt die LeserInnen mit aufeinen Rundgang über den ersten und älte-sten Biohof der Schweiz – der Oswaldhof(TG); anschauliche Bild- und Textdokumen-te werfen Schlaglichter auf Geschichte undWandel dieses Pionierhofs und des Bio-landbaus im Allgemeinen; Fachleute erläu-tern den biologischen bzw. biologisch-dy-namischen Landbau und die Aufsehen er-regenden Forschungsresultate des FiBL; eswird die Stellung von Bio bei den Konsu-mentInnen erörtert und die Frage nachdem ‹Wie-weiter?› aufgeworfen.Frumenta Verlag Arlesheim (oder über den Buch-handel, ISBN 3-905616-14-9, Fr 28.–)

ANTHROMEDIA.NET AUF ENGLISCHAm 1. Mai ging www.anthromedia.netauch auf Englisch ins Netz. Jesse Osmerhat die englische Version der Website überAnthroposophie, anthroposophische Ar-beitsbereiche und Institutionen erarbei-tet. Er ist Mitarbeiter der Jugendsektionam Goetheanum Dornach. Anthro-media.net bietet aktuelle Nachrichten undumfassende Fachdossiers zu den Berei-chen Erziehung und Bildung, Landwirt-schaft, Medizin, Kunst und Architektur,Heilpädagogik und Sozialtherapie, An-throposophie, Leben und Werk RudolfSteiners. Ein breiter Serviceteil führt zuAdressverzeichnissen und Datenbankenund einem Überblick über die anthropo-sophische Publizistik und Verlagsland-schaft. (mas/jö)