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zum Beispiel: Kirche Ideen aus den Kirchengemeinden im Braunschweiger Land

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zum Beispiel: KircheIdeen aus den Kirchengemeinden im Braunschweiger Land

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Mit einem Klick aktuell informiert www.landeskirche-braunschweig.de

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EditorialLiebe Leserinnen und Leser,

Für andere da sein, das gehört zum Selbstverständnis der Kirche: mit Rat und Tat, Hilfe und Trost, Ermutigung und Orientierung. Auch im Braun-schweiger Land gibt es dafür viele Beispiele. Gute Beispiele, die geradezu Vorbildcharakter haben können. Diese Beispiele zeigen, dass sich die Kirche den Herausforderungen unserer Zeit stellt und sich nicht ängstlich zurückzieht. Was ja gar nicht so selbstverständlich ist, wenn man bedenkt, unter welchen erschwerten Bedingungen die kirchliche Arbeit zunehmend erfolgen muss.

Denn für andere da sein, das geht nicht ohne Menschen, die im Auftrag der Kirche tätig sind. Das gilt für die Ehrenamtlichen – 16.000 sind es, die sich in der Landeskirche Braunschweig engagieren. Es gilt aber auch für die 4.000 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen etwa 300 als Pfarrerinnen und Pfarrer tätig sind. Für viele Aufgaben sind gut ausgebildete und qualifizierte Fachkräfte nötig, damit Menschen die kirchliche Begleitung erhalten, die sie brauchen. So ist die Kirche eine personalintensive Unterneh-mung, daran führt gar kein Weg vorbei.

Vor allem die Finanzierung der kirchlichen Arbeit ist in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden. Durch geänderte Steuergesetze, die konjunkturelle Lage und den demographischen Wandel gehen die Kirchen-steuereinnahmen zurück. Und es sieht nicht danach aus, dass sich dies in absehbarer Zeit grundlegend ändern könnte. Im Gegenteil, die gesamtwirt-schaftliche Entwicklung stellt auch die Kirche vor die Aufgabe, mit geringeren Einnahmen ihre Aufgaben und teilweise sogar wachsende Erwartungen zu erfüllen. Da sind gute Ideen ebenso gefragt wie Engagement, Fantasie und Kreativität ebenso wie der Mut, neue Wege zu gehen.

Dass es all das in der Landeskirche Braunschweig gibt, zeigen die Bei-spiele in dieser Publikation. In allen Propsteien haben sich Gemeinden und Gruppen Gedanken gemacht, wie die Kirche in unserer Zeit für andere da sein kann; wie sie die Liebe Gottes zu allen Menschen glaubwürdig und tatkräftig im Alltag erkennbar werden lassen kann. Diese Beispiele gelungener Praxis

– „Best Practice“ nennen das manche mit dem englischen Begriff – machen Mut, und sie können andere Gemeinden und Gruppen anregen, Ähnliches zu versuchen.

Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen

Michael Strauß Leiter der Pressestelle

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Bad Gandersheim

Bad Harzburg

Braunschweig

Goslar

Helmstedt

Königslutter

Salzgitter-Bad

Salzgitter-Lebenstedt

Schöppenstedt

Seesen

Vechelde

Vorsfelde

Wolfenbüttel

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Ein tragfähiges Netzwerk

Vom Glück, ein Teil des Ganzen zu sein

Schätze in der Kirche entdecken

An der Seite der Kinder

Jesus - ein Freund fürs Leben

Zwischen Kunst und Verkündigung

In der Bibel ist Leben

Gemeinsam stark für andere

Alle in einem Boot

Kinder bringen Leben in die Kirche

Eine einladende Gemeinde

Ein Fest für die Kerngemeinde

Mit Liebe gekocht, mit Respekt serviert

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Vom Glück, ein Teil des Ganzen zu sein

Die Propsteikonfirmandentage der Propstei Bad Ganders-

heim haben sich zu einer Erfolgsgeschichte gemausert:

Einmal im Jahr erleben bis zu 120 Konfirmanden die

Gemeinschaft der Evangelischen Jugend durch eigenes

Erleben. Inmitten von Spiel, Spaß und Freizeit kommt aber

auch die inhaltliche Auseinandersetzung nicht zu kurz.

Aktuelle Themen und Sinnfragen stehen im Fokus.

„Wer wird Millionär?“, die TV-Quizshow mit Günther Jauch, kennt fast jeder. Doch was dürfen wir uns unter „Wer wird Biblionär?“ vorstellen? Nun, an dieses Quiz mit Fragen rund um das Thema Bibel erinnert sich Abiturientin Johanna Knotte gern zurück. Damals, 2003 fand der erste Propsteikonfirmandentag der Propstei Bad Gandersheim in der Frie-denswerkstatt Bentierode statt – und ein Höhepunkt war eben jenes Bibelquiz, bei dem verschiedene Konfirmandengruppen gegeneinander antraten. „Das habe ich dann gewon-nen“, erzählt Johanna, 2003 - im Jahr der Bibel - noch „einfache“ Konfirmandin. Offenbar muss der Propsteikonfirmandentag mächtig Eindruck bei der inzwischen 20-Jährigen hinterlassen haben, denn anschließend organisierte sie zusammen mit Julius Jörck als Vorstandsmitglied der örtlichen Evangelischen Jugend und vielen anderen jugendlichen Helfern die weiteren Veranstaltungen ehrenamtlich mit. Die fanden 2005, 2006 und 2008 jeweils in der Kirchengemeinde Greene bei Kreiensen statt.

Die allererste Idee zum Propsteikonfirmandentag entstand in einem Pfarrkonvent. Dabei ging es um die Frage, wie das damalige Jahr der Bibel inhaltlich am besten den Konfir-manden vermittelt werden könne. Gemeindepfarrer Jens Höfel ist zugleich Propsteijugend-pfarrer und betreut mit Propsteijugenddiakon Bernd Cremer sowie Propsteidiakonin Silke Abraham den Propsteikonfirmandentag. Ihr gemeinsames Ziel lautete: „Ein Zusammenge-hörigkeitsgefühl der Konfirmanden in der Propstei Bad Gandersheim zu schaffen.“ Dazu

Bad Gandersheim

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Beim Propsteikonfirmandentag der Propstei Bad Gandersheim kommt auch der Spaß nicht zu kurz. Als menschliche Kicker ahmen die Jugendlichen Tischfußball nach.

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Bad Gandersheim

kommen jeweils am ersten Samstag im September 100 bis 120 Konfirmanden aus fast allen Gemeinden und Pfarrverbänden zum Propsteikonfirmandentag zusammen. „Um 10 Uhr ist Ankunft, am Empfangs-tisch werden Namensschilder ausgegeben und auf einer Karte der Propstei pinnt jeder den Ort an, wo er herkommt“, beschreibt Johanna Knotte den Ab-lauf. „Anschließend sammeln sich alle in der Kirche, dort gibt es den ersten Input zum Thema des Tages.“ Denn jeder Propsteikonfirmandentag steht unter ei-nem inhaltlichen Motto, 2008 lautete es: „Schöpfung bewahren.“ Vormittags treffen sich die Konfirman-den, gemischt in kleinen Gruppen, und bereiten zu Unterthemen des Tagesmottos Rollenspiele oder Collagen vor, die am Nachmittag im Abschlussgot-tesdienst vorgestellt werden. Doch vor diesem Got-tesdienst gibt es ein gemeinsames Mittagessen und nachmittags Spiel, Spaß und Freizeit mit Frisbee, Fuß-ball, Bastelangeboten und einige Male auch schon mit Human Table Soccer, eine Art „menschlichen Tischfußball“. Die Resonanz sei jedes Mal überwäl-tigend, beschreibt Propsteidiakonin Silke Abraham:

„Es ist toll für die Jugendlichen, andere Konfirmanden zu treffen und sich auszutauschen. Jeder war frei,

durfte diskutieren, spielen, essen oder auch einfach gar nichts machen.“ So lernten die Konfirmanden in praktischer Anschauung, dass sie zur Evangelischen Jugend gehören, erleben die Gemeinschaft und das Gefühl, ernst genommen zu werden. „Das Grußwort unserer Pröpstin hat mir sehr viel bedeutet“, meint Julius Jörck rückblickend. Auch die Ernsthaftigkeit, mit der die Jugendlichen sich in den Workshops zu Fragen wie der Gentechnik oder der Nachhaltigkeit von Energieressourcen auseinandersetzten, habe ihn beeindruckt.

Die Terminlegung des Propsteikonfirmandentags nach den Sommerferien kommt nicht von ungefähr:

„Der Schwung aus den Ferienfreizeiten und vor allem vom Konfirmanden-Ferien-Seminar soll mitgenom-men werden“, macht Propsteijugenddiakon Cremer die Intention deutlich. Immerhin bedürfe die Vorberei-tung des Veranstaltungstages rund 20 ehrenamtliche Helfer, von denen die ersten bereits Anfang Mai mit der Organisation starteten. Zur eigentlichen Veran-staltung müssen dann noch Zelte, die als Gruppen-räume fungieren, aufgebaut, das Essen vorbereitet und so manches Detail geregelt werden. Als kleines Dankeschön für das Engagement dieser Ehrenamt-

Kontakt

Propsteijugendpfarrer Jens HöfelPropsteijugenddiakon Bernd Cremer Propsteidiakonin Silke AbrahamKirchengemeinde St. MartinKirchplatz 337547 Kreiensen – GreeneTelefon 05563 – 320Fax 053363 – 6009E-Mail: [email protected]

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lichen schließt sich daher nach Abreise der Konfir-manden noch ein gemeinsames Grillfest aller Helfer an. Das Schöne: „Zu allen vier Propsteikonfirmandentagen war es bislang immer sonnig und warm“, freut sich Pfarrer Höfel. Auch die Finanzierung der Veranstal-tungen ließ bislang keine triste Stimmung aufkommen. Mit vier Euro Teilnehmerbeitrag pro Nase bewegt sich der Obolus im überschaubaren Rahmen. Aus diesen Einnahmen werden das Essen, Material und Fahrtkos-

ten bestritten. Da im Vorfeld der Veranstaltung jede Gemeinde schaut, was zum Beispiel an Bastelmaterial aus eigenem Fundus beigesteuert werden kann, hält sich der Bedarf in Grenzen.

Der Propsteikonfirmandentag der Propstei Bad Gandersheim, so das Resümee der Beteiligten, hat sich ganz klar als Erfolgsgeschichte entpuppt. Kein Wunder, dass auch für die Zukunft eine Fortsetzung geplant ist.

Bis zu 120 Jugendliche treffen sich zum Konfirmandentag der Propstei Bad Gandersheim. Hier können sich die Konfirmanden austauschen und die Gemeinschaft der Evangelischen Jugend erfahren.

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Schätze in der Kirche entdeckenEin spiritueller Kirchenführer der Propstei Bad

Harzburg bringt kirchenfernen Besuchern Kanzel,

Altar und Taufstein näher. Damit wurde die Berg-

kirche St. Bartholomäus zu einem Ort, an dem in-

teressierte Menschen sowohl zu Gott als auch zu

sich selbst finden können.

Der Harz ist neben der Nordseeküste und der Lüneburger Heide das dritte große Freizeit- und Feriengebiet Niedersachsens. Campingurlauber kommen ebenso wie Tagestouristen, Wandergrup-pen und Familien mit Kindern in das Mittelgebirge. Das Image, eine „Rentnerregion“ zu sein, ändert sich allmählich seit Mountainbike-Strecken, Wellness- und besondere Sportangebote die Harzwälder auch

für junge Leute attraktiv machen. „Die Kirche muss dieser Bandbreite an Gästen gerecht werden“, sagt Janis Berzins, Pfarrer in Braunlage mit Zusatzauftrag Kurseelsorge. Denn im Urlaub, so seine Erfahrung,

„kommen Fragen, die im Alltag verschüttet werden, ans Tageslicht“. Gottesdienste in den Kirchen der Har-zorte oder im Freien würden sehr gut besucht. Die Veranstaltungen der Gemeinden sowie des Arbeits-kreises „Freizeit und Erholung/Harz“ und der „Kirche unterwegs“ seien bei den Harzgästen beliebt.

Was aber finden Menschen, die feststellen, dass die Kirche an ihrem Urlaubsort geöffnet ist, und ein-fach mal hineinschauen? Ein Flyer mit den Daten der Baugeschichte genügt nicht, meinten die Pfarrerinnen und Pfarrer der Propstei Bad Harzburg. Angeregt von Pröpstin Katharina Meyer entwickelte ein „Arbeits-kreis Tourismus“ Ideen für einen „geistlichen Kir-chenführer“. Er sollte die Kirche und ihre Eigenheiten erschließen und für die Besucher diesen besonderen Raum zum Sprechen bringen. Bausteine mit Texten etwa zu Kanzel, Altar, Taufstein oder Maßwerk an den Fenstern sollten als Vorlage dienen und in der eigenen Kirche vervollständigt werden. Außerdem, so beschloss der Arbeitskreis, sollten die Texte auf einer Art Lesepult in den Kirchen genau an den be-schriebenen Elementen platziert werden.

In der Bergkirche St. Bartholomäus in Blanken-burg ist diese Idee bereits realisiert. Pfarrer Axel Lundbeck und seine Frau Claudia Lundbeck, Pfar-rerin im Ehrenamt, haben ihre verlässlich geöffnete Kirche einladend gestaltet. Wer die Stufen am steilen Hang zur ehemaligen Klosterkirche hinaufgestiegen ist, trifft am Eingang auf das erste Pult: einen Kasten zum Aufklappen, an der Innenseite des Deckels ein ansprechend gestaltetes Blatt mit einer freundlichen

Bad Harzburg

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Begrüßung und dem Jesuswort: „Ich bin die Tür“. Dazu eine kurze Anleitung: „Die Kirche – ein Ort der Einkehr und des Gebets: Durchatmen, zur Ruhe kom-men, meinen Platz finden, mich selbst finden, Gott finden. Seine Tür steht offen. Tritt ein!“ An insge-samt sieben Stationen können die Besucher solch ein

„Schatzkästchen“ öffnen. Sieben „Ich bin“-Worte Jesu leiten durch den Kirchenraum. “Ich bin der Weg“ steht am Beginn des Mittelganges mit Blick auf den Altar.

„Ich bin der gute Hirte“ ist dem Triumphkreuz vor dem Chorraum zugeordnet, „Ich bin der Weinstock“ der Kanzel, an deren Schaft sich Weinreben emporranken.

„Ich bin das Licht der Welt“ heißt es an den Stufen zum Chor, wo stets eine brennende Kerze steht und

die Besucher selbst kleine Lichter anzünden können. „Ich bin das Brot des Lebens“ lädt zum Abendmahl ein, das an der Predella des Altars abgebildet ist, und schließlich, am Epitaph für zwei Kinder aus der Barockzeit, weist „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ über den irdischen Tod hinaus.

Neben dem Bibelvers enthält jedes Kästchen eine kurze allgemein verständliche Erklärung bau- und kunstgeschichtlicher Art, auch eine Erläuterung der religiösen Symbole, dazu einen oder zwei meditati-ve Texte und eine Anregung zur eigenen Besinnung. So heißt es zum Altar mit der Darstellung von Jesu Kreuzigung und Auferstehung: „Der Altar stellt den Betrachter in die Gegenwart Gottes. Leid, Ohnmacht,

Kirche entdecken: Erläuterungen zu Kanzel, Altar und Taufstein machen es möglich.

Schnelle Einführung in die Bau- und Kunstgeschichte der St. Bartholomäus-Kirche.

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Tod sind da zu sehen, aber auch Freude und Jubel über Auferstehung und Rettung. Ich vor Gott – was berührt mich dabei?“ Oder der Besucher wird ermutigt, seine eigenen Erfah-rungen zu machen, etwa den Kirchenraum mit seinem Spiel von Licht und Schatten auf sich wirken zu lassen. Auch zum Mitnehmen finden die Besucher etwas in den Kästen: Zum Beispiel eine Karte mit dem „Wort zum Tage“ an der Kanzel, am Eingang ein Faltblatt mit Legenden über den Namenspatron der Kirche, den Jesus-Jünger Bartholomäus, oder ein Gebet und eine Besinnung zum Thema Kerzen anzünden. Ganz neu ist ein Heft zum Mitnehmen „Kirche entdecken – Eine Anleitung zur Orientierung im Kirchenraum“, in dem die Texte aus den „Schatzkästen“ zusammengestellt sind.

„Wir wollen die Kirche zum Sprechen bringen, wenn niemand da ist, um sie zu erklären“, sagt Axel Lundbeck. „Wir müssen ihr eine Sprache geben“, ergänzt Claudia Lundbeck:

„Wir müssen die Gegenstände in unserer Kirche predigen lassen.“ Denn in den Bauwerken selbst, in ihrer Ausstattung und ihren Kunstwerken stecken Aussagen des Glaubens, die heutzutage nur noch schwer zu entdecken und zu verstehen sind. Anleitung dazu, diese

„Predigt“ zu hören und zu verstehen, ist besonders in Blankenburg nötig, das bis zur Wende auf DDR-Gebiet lag und wo gerade noch elf Prozent der Einwohner evangelisch sind.

„Hier hat die Kirche im Ghetto überlebt und hatte keine Ausstrahlung mehr“, sagt Pfarrer Lundbeck. Aber auch die Kirchenbesucher in den anderen Touristenorten in der Propstei, in Kloster Michaelstein, in Walkenried, Hohegeiß, Wöltingerode und Bad Harzburg, bringen meist wenig Kenntnisse mit. Dafür aber umso mehr Interesse, hat das Pfarrerehepaar beobachtet. „Bei den Führungen freuen sie sich über die Deutungen.“ Besonders in den Kirchen aus dem Mittelalter sei nichts zufällig, erklärt Axel Lundbeck. „Es ist hinter allem ein Geheimnis“, sagt er und deutet auf das Lendentuch des Gekreuzigten, dem der Künst-ler die Farbe Gold verliehen hat. „Gold ist die Farbe des Himmels und deutet darauf hin, dass der Tod nicht das Ende ist.“ Der Arbeitskreis Tourismus der Propstei Bad Harzburg veranstaltet kirchenpädagogische Kurse für Kirchenführer, weil in den Harzorten überall der Wunsch nach Kirchenführungen wachse.

Bei den Kirchenbesuchern sind die „Schatzkästen“ zum Entdecken, Innehalten und Besinnen auf große Resonanz gestoßen. Viele haben sich im Gästebuch ausdrücklich dafür bedankt. „Eine Schatzkiste voller Perlen“, hat jemand notiert.

Kontakt

Sonderpfarrstelle „Kirche am Markt“ Pfarrer Axel Lundbeck, Pfarrerin Claudia LundbeckMarkt 9, 38889 Blankenburg, Telefon 03944-36 90 75E-Mail: [email protected]

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„Die Welt ist nicht nur rund, sondern auch bunt...!“ Klein, quirlig und nicht selten übermütig klatschen, singen und tanzen Viktoria, Sascha, Alina, Furkan, Giovanni, Sophie sowie all die anderen Kinder im Klassenraum zum Klang einer Gitarre. Gemeinsam mit ihren Betreuerinnen erklären sie, wie die Farben in die Welt gekommen sind. Die Schüler der Grundschule Isoldestraße im Braunschweiger Siegfriedviertel befinden sich in der so genannten nachmittäglichen Schulkindbetreuung. „Diese Betreuung umfasst zum Beispiel Entspannungsübungen, Hausaufgabenbetreuung, aber auch Ferienangebote“, erläutert die Sozialpädagogin Vera Lübke. Sieben derartiger Gruppen gibt es an dieser Schule, diese hier sowie zwei weitere hat die St.-Georg-Kirchengemeinde übernommen.

Rückblick: 2007 wurden in Braunschweig vier Schulen für eine Nachmittagsbetreuung auserkoren, darunter auch die Grundschule Isoldestraße. Nicht ohne Grund, gilt doch das umliegende Siegfriedviertel als nicht ganz unproblematisch: soziale Probleme, hoher Mig-rantenanteil, überforderte Eltern und zerbröselnde Familienstrukturen. Ziel war daher eine Betreuung der Sechs- bis Elfjährigen über die eigentliche Unterrichtszeit hinaus, zumin-dest solange die Eltern arbeiten. Dafür musste die Schulleiterin freie Träger finden, unter anderem erklärte sich die St.-Georg-Gemeinde bereit. „Das erste Jahr war ganz furchtbar

An der Seite der KinderWohin mit Kindern nach Schulschluss, wenn die Eltern berufstätig

sind? Was tun, wenn sich familiäre Strukturen auflösen und sich der

christliche Glaube angesichts dieser Rahmenbedingungen zusehends

verflüchtigt? Die Braunschweiger St.-Georg-Kirchengemeinde wollte

Grundschüler nach Schulschluss nicht länger sich selbst überlas-

sen und übernahm für drei Gruppen mit insgesamt 60 Kindern die

Nachmittagsbetreuung.

Braunschweig

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und schlimm“, erinnert sich Pfarrerin Birgitt Adolph. „Wir haben Nerven wie Drahtseile gebraucht.“ Die Herausforderungen für die Gemeinde waren immens: Es musste schnell geeignetes Personal und eine Organisationsstruktur gefunden werden. Verständnislo-se Eltern wollten mühselig überzeugt werden („Wozu soll das alles gut sein?“, „Warum sollen wir Essensgeld bezahlen?“). Dankbar erinnert sich die Pfarrerin daran, dass sich die Propstei Braunschweig mit Propst Thomas Hofer vorneweg tatkräftig für das Projekt eingesetzt hat. So laufen zum Beispiel die Arbeitsverträge der eingestellten Sozialpäda-gogin, der vier Erzieherinnen und der Sozial-Assistentin über den Stadtkirchenverband. Und auch die anfangs skeptischen Eltern, die für die Betreuung ihrer Kinder bis zu 30 Euro im Monat bezahlen müssen, stünden nun vollends hinter der Idee.

„Die Kinder fanden das von Anfang an toll“, erzählt Birgitt Adolph weiter. „Sie erleben geregelte Strukturen, nehmen gemeinsam eine warme Mahlzeit am Tisch ein, werden bei den Hausaufgaben unterstützt, können basteln und spielen.“ Im Schnitt 20 Kinder umfasst jede der drei Gruppen in Trägerschaft der Kirchengemeinde. Während die anderen Gruppen jeweils Betreuungszeiten von 13 bis 15 Uhr anbieten, reicht eine der kirchlichen Gruppen bis 16 Uhr, eine zweite sogar bis 17 Uhr. In diesen beiden Gruppen sind die Kinder daher auch

Spaß beim Spielen: die St. Georg-Gemeinde kümmert sich um die Nachmittagsbetreuung von Schulkindern.

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von Klasse 1 bis 4 altersmäßig bunt gemischt. Pfarrerin Adolph: „Hier helfen die Größeren den Kleinen, das ist soziales Lernen.“ Für die Kinder gibt es sogar eine Ferienbetreuung, an der im Schnitt 40 von insgesamt rund 140 Schülern teilnehmen. Hierbei umfasst der betreute Zeitraum täglich die Spanne von 8 bis 17 Uhr.

Betreut werden die Kinder nach Schulschluss in den Klassenräumen der Grundschule. Das empfindet die Gemeinde als etwas zu beengt. Doch für größere eigene Räume fehlen die finanziellen Möglichkeiten.

„Der Grund, warum wir das alles überhaupt machen, ist natürlich das Weitertragen der christlichen Botschaft“, erläutert Birgitt Adolph. Dazu gehören zum Beispiel Frühstück in der Kirchengemeinde, Besichtigung der Kirche oder in der Karwoche ein Besuch der Seelsorgerin in den Kindergruppen, um ihnen etwas über Ostern zu erzählen. Religiöse Toleranz wird dennoch groß geschrieben, sind die Zusammensetzungen der Gruppen doch alles andere als homogen: Es gibt neben evangelischen Kindern auch solche aus katholi-schen, orthodoxen, muslimischen und atheistisch orientierten Familien. „Der Kontakt von Kirche zu Schulen wird immer wichtiger“, ist sich die Pfarrerin der 3800 Mitglieder zählende St.-Georg-Gemeinde sicher. Weitere Schulen in Braunschweig stehen in den Startlöchern, so unter anderem die Klintschule, bei der sich die St.-Magni-Kirchengemeinde einbringen möchte. Auch wenn es für die Kinderbetreuung der St.-Georg-Gemeinde eine Mittelkürzung bedeuten wird, weil der Fördertopf gleich groß bleibt, hofft Birgitt Adolph auf Nachahmer.

Damit Kinder in der Schule nicht auf der Strecke bleiben, gehört die Hausaufgabenhilfe zu den wichtigen Angeboten.

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Die Schulkindbetreuung in ihrer Kirchengemeinde wird noch mindestens bis Mitte 2010 fortbestehen. „So lange laufen die Kooperationsverträge der Propstei.“ Auch für die Zeit danach glaubt sie fest an eine Perspektive. Klar sei aber auch, dass so etwas immer mit dem Engagement des jeweiligen Pfarrers oder der Pfarrerin steht und fällt. Wichtig sei zudem, wie im Fall der Gemeinde St. Georg, dass auch der Kirchenvorstand voll und ganz hinter der Aktion steht. Der Erfolg gibt der Gemeinde den Mut, an diesem ambitionierten Projekt festzuhalten.

Kontakt

Pfarrerin Birgitt AdolphKirchengemeinde St. GeorgDonnerburgweg 3638106 BraunschweigTelefon 0531 – 32 31 29E-Mail: [email protected]

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Erfolgreiche Betreuung: Hausaufgaben können auch Spaß machen, wenn die Unterstützung individuell erfolgt.

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Als sich vor einiger Zeit abzeichnete, dass ihr betagter Vater nicht länger allein in seiner Wohnung bleiben konnte, begann für die Goslarerin Silvia N., was sie rückblickend ihren „Hürdenlauf von Pontius zu Pilatus“ nennt. Der Hausarzt riet dem alten Herrn zum Umzug in ein Seniorenheim, aber damit gingen

Ein tragfähiges NetzwerkIn der Propstei Goslar listet das Verzeichnis „Finden und Verbinden“

fast 400 Angebote von 45 kirchlichen und diakonischen Einrichtungen

auf. Der Ratgeber hilft bei alltäglichen Problemen und echten Notlagen.

Die Hilfe erfolgt nach dem Motto: Menschen brauchen Menschen.

die Schwierigkeiten erst los. Mit ihren vielen Fragen blieb Silvia N. allein: Welche Heime gibt es in Goslar? Gibt es nicht andere Möglichkeiten wie zum Beispiel Unterstützung zu Hause? Wie ist das mit der Pfle-geversicherung? Und wo kann ich mich über meine Sorgen aussprechen und mir Rat holen? Es kostete

Goslar

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sie viel Zeit und Mühe, zuständige Stellen zu finden, Anträge zu stellen, mit Behörden und Einrichtungen zu verhandeln.

Seit über einem Jahr ist es in solchen und ähn-lichen Fällen viel leichter, gleich beim richtigen Ansprechpartner zu landen. Jetzt gibt es nämlich

„Finden und Verbinden“. Unter der Internetadresse www.findenundverbinden.de sind alle Angebote der Kirchengemeinden und diakonischen Einrichtungen in Goslar zusammengefasst. Wer zum Beispiel das Stichwort „Pflege“ eingibt, trifft auf 21 Suchergeb-nisse in der Gruppe „Rat und Helfen“, unter denen sich mit Sicherheit etwas für die jeweilige Anfrage Passendes findet.

Wer etwa das Stichwort „Beratung und Unter-stützung“ angeklickt, landet bei der Diakoniestati-on des Kirchenverbandes Goslar, findet Name und Telefonnummer einer Ansprechpartnerin sowie eine Kurzbeschreibung der Angebote, zum Beispiel Hilfe beim Beantragen von Leistungen der Pflegeversiche-rung. Genau das, was Silvia N. sich mühsam durch Herumfragen zusammensuchen musste. „Es war für

Hilfesuchende oft schwierig, die richtige Adresse zu finden“, sagt Propst Helmut Liersch. Dabei brauchten gerade Menschen in schwierigen Situationen schnell eine Anlaufstelle, die ihnen weiterhelfen kann. Die vielen Angebote der Kirchengemeinden, der Diakonie und anderer kirchlicher Einrichtungen seien bisher nur schwer zu überblicken gewesen. Hinzu komme noch die unterschiedliche Trägerschaft der Einrich-tungen.

Um den großen Überblick zu schaffen, hat eine Arbeitsgruppe um Beate Theermann vom Regional-büro des Diakonischen Werkes Goslar zwei Jahre lang Gemeinden und Einrichtungen zum Mitmachen mo-tiviert, hat gesammelt, aufgelistet und sortiert. Eine eigens eingestellte ABM-Kraft hat die Daten in ein Programm mit Suchmaschine eingearbeitet, und ein Kreis ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter hat sich für den Telefondienst gefunden und ausbilden lassen. Sie stehen für direkte Nachfrage und das persönliche Gespräch zur Verfügung, denn

„Menschen brauchen Menschen“, haben die „Macher“ von Finden und Verbinden formuliert. Exemplare des

Wer in Goslar Hilfe sucht, kann sich ganz leicht im Internet über die Vielzahl der diakonischen und kirchlichen Einrichtungen informieren: www.findenundverbinden.de.

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Kontakt

Propstei GoslarKaiserbleek 438640 GoslarTelefon 05321 - 2 29 21Fax 05321 - 4 19 79E-Mail: [email protected]

„Findbuches“ mit allen Angeboten und Adressen, das laufend aktualisiert wird, stehen nicht nur den Mit-arbeitern zur Verfügung, sondern auch Pfarrämtern und städtischen Einrichtungen.

Inzwischen können 391 Angebote von insgesamt 45 Einrichtungen abgerufen werden. Kurzinformationen geben einen ersten Überblick über jedes Angebot und enthalten die Namen der Ansprechpartner sowie Te-lefonnummern. Das Projekt Finden und Verbinden be-schränkt sich aber nicht nur auf Hilfe in Notlagen. „Wir wollen auch sichtbar machen, welche Fülle von Arbeits-feldern und Aktivitäten es in Gemeinden und Diakonie gibt“, betont Propst Liersch. Auch wer in der Nähe seiner Wohngegend Anschluss oder Freizeit-Aktivitäten sucht, ist bei Finden und Verbinden an der richtigen Adresse. Neben „Rat und Helfen“ stehen auf der Homepage als weitere Rubriken „Freizeit und Gruppen“, Geistliche Be-gleitung“ und „Weitere Angebote“. Vom Gruppentanz bis zum Gottesdienst, vom Altenheim bis zum Arbeits-losentreff, von der Krankenpflege bis zur Kinderaktion, von der Krisenberatung bis zur Konfirmation ist hier ein erstaunlich breit gefächertes Netzwerk von kirchlicher Arbeit zu finden. Die meisten Klicks führen zu den Goslarer und einigen ländlichen Kirchengemeinden.

„Wir sind eine Aktion der diakonischen Kirche“, heißt es zur Begrüßung unter „Wir über uns“. Das bedeutet, dass Kirchengemeinden und Diakonie in Goslar eng zusammenarbeiten. „Ausgehend von unserem christ-lichen Menschenbild setzen wir uns dafür ein, dass unsere Welt, unsere Gesellschaft, unser Ort mensch-licher, friedlicher, gerechter und gesünder wird. Dies erhoffen wir für alle Menschen – unabhängig davon, ob sie nun eine Verbindung zu einer christlichen Kir-che haben oder nicht. Deswegen sind wir offen für Ihre Fragen, ganz gleich woher Sie kommen und was Ihnen auf dem Herzen liegt.“

Immer mehr Menschen nutzen das Internet, vor allem die jüngeren. Mit „Finden und Verbinden“ ist ein virtueller Ort entstanden, an dem sich viele treffen können, nicht zuletzt die Goslarer Kirchengemein-den und diakonischen Einrichtungen selbst, die sich untereinander besser kennen lernen mit der Vielfalt dessen, was sie zu bieten haben. Und wer sich als Su-chender in dieses Netz begeben hat und darin fündig geworden ist, hat eine neue Verbindung aufgebaut zu einer Gruppe, einer Einrichtung oder kirchlichen Verwaltungsstelle – kurz zu Menschen, die in einem Netzwerk verbunden sind, das trägt.

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Jesus - ein Freund fürs LebenAuf einen ganz eigenen Weg hat sich die Gemeinde St. Stephani in Helmstedt mit ihrer Erlebnisausstel-

lung zur Bibel begeben. Mittels einer „Zeitmaschine“ wurden Groß und Klein an biblische Schauplätze

versetzt. Das Resultat: ganz neue Einblicke und Einsichten in das Leben Christi.

Johannes der Täufer erzählt von Jesus, den er im Jordan getauft hat: Dieter Bautze vom Kirchenvorstand der Helmstedter St.-Stephani-Gemeinde führt eine Kindergruppe durch die Erlebnisausstellung zur Bibel.

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Marie und Sara ächzen leise. Auch Paul und Thorben und die übrigen Kinder in der Gruppe verziehen ihre Gesichter. Mit verkrümmtem Rücken, in tiefgebückter Haltung zu stehen ist nicht angenehm. Denn dabei sind kaum mehr als die eigenen Füße und ein Stück Fußboden vor einem zu sehen. Einander angucken oder aus einem Becher trinken, das geht nur, wenn schmerzhaft der Hals verrenkt wird. Schrecklich, finden die Neun- bis Zehnjährigen und bedauern die verkrümmte Frau, von deren Schicksal sie gerade gehört haben. Vor zweitausend Jahren hat sie gelebt, unvorstellbar lange ist das her. Aber mit der „Zeitmaschine“ war es für die Kinder nur ein kleiner Schritt von heute in eine ferne Zeit und in ein fernes Land namens Israel.

In die „Zeitmaschine“ eingestiegen sind die Kinder in der Helmstedter St.-Stephani-Kirche. Drei Wochen lang war die Kirche Schauplatz der Erlebnisausstellung zur Bibel für Kinder, veranstaltet von einem Gemeindeteam und der Braunschweiger Bibelgesellschaft. Kindergarten- und Grundschulkinder wurden dort spielerisch mit Szenen aus dem Leben Jesu bekannt gemacht.

Marie, Paul und die anderen haben, nachdem die „Zeitmaschine“ sie ins Land der Bibel versetzt hatte, das „Geheimzeichen“ der Christen bekommen, einen aus Pappe ausgeschnit-tenen Fisch mit geheimnisvollen Buchstaben darauf. Und sie haben einen Mann in einem rauen Gewand mit einem Strick um die Mitte getroffen, der sich als Johannes vorgestellt hat. Glänzende blaue und gelbe Stoffbahnen schlängelten sich über den Fußboden: Das war der Fluss Jordan, der durch die Wüste fließt. Kichernd haben sie sich gegruselt, als Johannes ihnen die Heuschrecken gezeigt hat, von denen er sich ernährt. Und gespannt haben sie zugehört, als er von dem Mann erzählt hat, der eines Tages zu ihm kam und sich von ihm taufen lassen wollte: Jesus, von dem Johannes schon so viel gehört hatte.

Die Kinder versetzen sich in die Lage der verkrümmten Frau aus dem Evangelium.

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„Du bist mein lieber Sohn“, habe eine Stimme aus dem Himmel zu Jesus gesagt. Diesen Jesus sollten die Kinder unbedingt näher kennen lernen. Er habe den Menschen geholfen, hat Johannes gesagt.

Deshalb haben sich die Kleinen zu weiteren sieben Stationen auf den Weg gemacht, an denen sie in Geschichten und Aktionen mehr über Jesus erfahren. Rosemarie Pohl und Dieter Bautze vom Kirchenvorstand der Stephani-Gemeinde und Martina Kesten, Geschäfts-führerin der Bibelgesellschaft, führen die Kinder zu den einzelnen Stationen, für die in der Kirche liebevoll gestaltete „Kojen“ geschaffen worden sind. Abwechselnd erzählen sie die Geschichten, zuerst die Geschichte von der verkrümmtem Frau, die keiner beachtet hatte, bis Jesus kam und sie heilte. Wie sich das angefühlt haben muss, erleben Marie, Sara und die anderen Kinder am eigenen Leibe, als sie sich wieder aufrichten und recken und einander ins Gesicht sehen können.

Später hören die Kinder, dass alle Menschen Gott so vertrauensvoll anreden dürfen wie ihren eigenen Vater - so, wie Jesus es seine Freunde gelehrt hat. Vorsichtig steigen sie die Kanzeltreppe hinauf und suchen aus einer Schatzkiste ein Stück Pappe heraus, auf dem das Vaterunser steht und das auf ihren Fisch geklebt wird. Die Kinder werden bei der Hochzeit zu Kana an einer orientalisch geschmückten Festtafel mit Brot und Trau-benschorle bewirtet, wandeln als „Petrus“, jeder und jede ganz allein, auf dem Wasser und gehen winkend auf ein großes Jesusbild zu. Sie hören die Kirchenmaus Stephi von der kanaanäischen Frau und ihrem festen Glauben berichten, legen als „Samariter“ mit Mullbinden Verbände an und denken darüber nach, wer denn ihr „Nächster“ sein könnte. Vorher haben die Schüler mit Schwung die Mauer mit dem Schild „Für Kinder verboten“

Mit Brot und Traubensaft bewirtet, feiern die Kinder bei der „Hochzeit von Kana“ mit.

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umgeworfen und erfahren, dass Jesus die Kinder gesegnet und genau so ernst genom-men hat wie die Erwachsenen. Ganz still und gesammelt stehen die Kinder im Kreis, als sie selbst, jeder und jede, unter Handauflegen gesegnet werden: „Gott segne dich. Er hat dich lieb.“ Nach jeder der acht Stationen bekommen sie einen Stempel für ihren Fisch; er setzt jeweils einen großen farbigen Buchstaben mitten zwischen die kleinen. Nach zwei Stunden bringt die „Zeitmaschine“ die Kinder wieder zurück in die Gegenwart: nach Helmstedt, in die St. Stephani-Kirche.

„Geschafft, aber zufrieden“ seien nach drei Wochen alle, die bei diesem Projekt mit-gewirkt hätten, sagt Pfarrer Daniel Maibom-Glebe während der Abschlussrunde für die Mitarbeiter. Rund 700 Besucher hätten in 50 Führungen die „Bibelausstellung“ erlebt, vor allem Grundschulklassen und Kindergartengruppen, aber auch Erwachsene. Zu Grunde lag ein Projekt der Braunschweiger Bibelgesellschaft, doch das Vorbereitungsteam in Helmstedt hat etwas ganz Eigenes geschaffen. Die Teilnehmer haben das Projekt geprägt: Sie wählten die biblischen Geschichten aus, erschlossen sie in Exegese und vielen Gesprä-chen, planten die Aktionen und die Ausstattung der einzelnen Stationen und formulierten die Texte fürs Erzählen.

„Das war ein Stück theologischer Arbeit“, sagt Propst Detlef Gottwald, „wir haben ganz neue Aspekte der bekannten Geschichten entdeckt.“ Viele Ehrenamtliche, darunter auch Jugendliche, sowie die Mitarbeiterinnen der fünf kirchlichen Kindergärten in Helmstedt hätten dann bei der praktischen Arbeit geholfen: Kulissen bauen, Material beschaffen, die Kirche umräumen. Die Malschule der Kreisverkehrswacht Helmstedt schuf die Bilder für die „Hochzeit von Kana“. Ein Dreivierteljahr dauerte es, bis alles fertig war – auch die 700 Fische, die einzeln aus Papier ausgeschnitten und beschriftet wurden. „Die Ausstrahlung in die Gemeinde war sehr stark“, berichtet Propst Gottwald. „Das Projekt war hier ver-wurzelt und wurde mit Engagement und Interesse der Gemeinde begleitet“, hat Pfarrer Maibom-Glebe festgestellt.

Bei den Kindern ist die Ausstellung gut „angekommen“. „Cool“ fand Janis die Geschichten und Aktionen. Und den Fisch, den wollen alle aufbewahren. Ihren Namen haben sie darauf geschrieben, und mit den dicken bunten Buchstaben, die bei jeder Station eingestempelt wurden, lassen sich auch die verschlungenen Schriftzüge entziffern. Da steht jetzt: „Jesus ist ein Freund fürs ganze Leben.“

Kontakt

Braunschweiger Bibelgesellschaft, Dr. Martina Kesten Heinrichstraße 28, 38106 BraunschweigTelefon 0531 - 233 89 94Fax 0531 - 42 92 27E-Mail: [email protected]

Gemeindebüro St. StephaniGroßer Kirchhof 6, 38350 HelmstedtTelefon 05351 - 86 41

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Die St. Michael-Kirche in Cremlingen wirkt hell und freundlich. Im Chorraum sind noch einige Überreste des einstigen romanischen Kirchbaus erhalten. Den Aufsatz auf dem schlichten Altar hat die zeitgenössische Künstlerin Ursula Querner gestaltet. Sechsmal in den vergangenen Jahren verwandelte sich diese Kirche für jeweils zwei bis vier Wochen in eine Kunsthalle: Sechs Ausstellungen mit Werken von Künstlern der klassischen Moderne waren dort in den Jahren von 2002 bis 2007 zu sehen. Bis zu 60 Originalgrafiken von Marc Chagall, Ernst Barlach und Käthe Kollwitz, HAP Grieshaber und Otto Dix zogen sich an Stellwänden durch das Kirchenschiff in den Altarraum hinein. Das ist für einen ländlichen Ort wie Cremlingen mit seinen rund 2500 Einwohner östlich von Braunschweig durchaus etwas Ungewöhnliches. Die Bezeichnung „Kunstausstellung“ mag Pfarrer Wolfgang Roh-lfs, der die Kunst in die Dorfkirche holte, gar nicht gern hören. Mit seinen „Kunstwochen“ wollte er mehr erreichen, als nur anspruchsvolle Kunst „aufs Land“ zu bringen. Die Bilder

Königslutter

Zwischen Kunst und VerkündigungMit thematischen „Kunstwochen“ erschließt die St. Michael-Kirche

in Cremlingen neue Zugänge zur Bibel. Werke von Chagall, Dix und

Kollwitz im Kirchenschiff - Kunst und Glauben im Diskurs. Einge-

bettet in das Kirchenjahr werden neue Anstöße zur Beschäftigung

mit dem Christentum gegeben.

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Marc Chagall (1887-1985): „Der Zug durch das Rote Meer“, 1962-66.

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sollten den Besuchern neue Zugänge zur Bibel er-schließen, neue Anstöße zur Beschäftigung mit dem eigenen Glauben geben. Wichtig sei ihm gewesen, die Präsentation der Kunst im Blick auf die Verkündigung einzubringen, sagt der Pfarrer, der inzwischen in den Ruhestand getreten ist.

Deshalb waren die „Kunstwochen“ thematisch eingebettet in den Verlauf des Kirchenjahres und hatten jeweils ein umfangreiches Begleitprogramm mit Lesungen, Vorträgen, Konzerten und Filmvorfüh-rungen. Bei der ersten Kunstwoche mit dem „Exodus-Zyklus“ von Marc Chagall im März und April 2002 referierte der Pastor und Chagall-Experte Günther Reumschüssel aus Hannover über Leben und Werk des jüdischen Künstlers, Propsteidiakon Siegfried Graumann erklärte das jüdische Pessachfest, ein Abend mit jiddischen Liedern gab Einblick in die Welt des Chassidismus, die religiöse Heimat des in Weiß-russland geborenen Künstlers. Vergleiche von un-terschiedlichen Werken Chagalls, ein Film über sein Leben und Bilder aus seiner Geburtsstadt Witebsk vertieften das Verständnis für Künstler und Werk. „Wir haben immer danach gefragt, wie der Künstler mit seinem Glauben umging – und wie wir mit unserem Glauben umgehen“, sagt Rohlfs.

Auch in den Gottesdiensten und Andachten wäh-rend der Kunstwochen nahm Rohlfs Bezug auf die Bilder und die Aussagen der Künstler. „Wir haben im Gottesdienst eine Taufe gefeiert, und direkt neben dem Taufstein hing Chagalls Bild vom Durchzug des Volkes Israel durchs Rote Meer, daran ließ sich gut anknüpfen“, erinnert sich Rohlfs. Oder bei der Aus-stellung mit den Arbeiten zum Matthäus-Evangelium von Otto Dix während der Passions- und Osterzeit 2007: „Da hing das Bild von der Kindersegnung hin-ter dem Taufstein, und wir haben in der Karwoche dort das Abendmahl gefeiert.“ Kindernachmittage, Malwettbewerbe und Linolschnittkurse führten auch die Kinder der Gemeinde an die „Kunst in der Kirche“ heran.

Der Kirchenvorstand der Michael-Gemeinde war nicht nur einverstanden mit dem Projekt „Kunstwo-chen“, sondern hatte auch starken Anteil am Gelingen: Er teilte sich die Aufsicht während der großzügigen Öffnungszeiten mit anderen Gemeindemitgliedern. Und wie gelingt es, solche Kunstprojekte in eine Dorf-

kirche zu holen? Aufgeschlossenheit für die bildende Kunst sei eine Voraussetzung, gibt Rohlfs zu, der bei einer Gemeindereise die zündende Begegnung mit Werken Marc Chagalls in Nizza erlebte. Praktische Unterstützung für sein Projekt fand er bei der Galerie Traudisch Schröter in Wiehl.

Die Kunsthistorikerin Iris Traudisch sowie der Galerist und Buchhändler Hartmut Schröter rich-ten seit 28 Jahren Ausstellungen unter anderem in Kirchengemeinden aus. Zehn Ausstellungen mit Originalgrafiken, dazu theologisches und kunstge-schichtliches Begleitmaterial stehen zur Auswahl und können ausgeliehen werden. Darüber hinaus beraten Traudisch und Schröter bei der Konzeption des Begleitprogramms, bei Fragen der Versicherung und des Aufbaus. Die Kosten für diesen Service könne

HAP Grieshaber (1909-1981): „Der Blutvogt“, Farbholzschnitt, aus dem „Totentanz von Basel“ (1965/66).

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sich eine Gemeinde leisten, findet Rohlfs. Sie lagen zwischen 550 Euro plus 85 Euro für die Versicherung und 840 plus 110 Euro. Voraussetzung für diese günstigen Konditionen ist der Verkauf von Büchern und Bildern an einem Büchertisch von Traudisch und Schröter während der Ausstellung. Auf jedes verkaufte Bild oder Buch gebe es zehn Prozent Ra-batt, und durch diese Einnahmen könnten die Kosten für die Ausstellung gesenkt werden, sagt Rohlfs, der zudem über Sponsoren Zuschüsse einwarb und die Gemeindefinanzen mit dem Projekt nicht belastete. Dankenswerterweise hätten auch viele Referenten auf Honorarzahlungen verzichtet.

„Man muss ein bisschen Mut haben“, sagt Rohlfs und gibt Tipps für Interessenten, die ähnliche Projekte planen: Sponsoren und Referenten suchen, Kontakte zur Landeskirche beachten – Landesbischof Weber und Oberlandeskirchenrat Kollmar waren eingeladen und hielten Grußworte – , bei Kommunen anfragen, ob sie das Projekt unterstützen. So lieferte die Stadt Königslutter kostenlos die Stellwände für die Kirche. Material zu Leben und Werk der Künstler seien bei der Medienzentrale der Landeskirche oder bei Fernseh-sendern erhältlich, und gut sei es auch, Museums- und Kirchenpädagogen in Planung und Durchführung einzubeziehen. „Und frühzeitig die Presse informieren!“, rät Rohlfs.

Die Besucher der Kunstwochen wussten die Begegnung von Kunst und Verkündigung in der Kirche zu schätzen. „Neue Einstiege in die Bibel“ fand eine Besucherin dabei. „Eine beeindruckende Auseinandersetzung mit dem Tod“, hieß es im Jahr 2005 zu Grieshabers

„Totentanz von Basel“, zu dem auch mehrere Konfirmandengruppen nach Cremlingen an-reisten. Und die Mitglieder des Pfarrkonvents Königslutter schrieben, nachdem sie Chagalls

„Bilder zur Bibel“ gesehen hatten, ins Gästebuch: „Das Betrachten der ausdrucksvollen Lithografien verleiht der Seele Flügel“.

Kontakt

Kunst Buch Galerie Traudisch SchröterBitzenweg 3851674 WiehlTelefon 02262 - 91 471Fax 02262 - 92 763E-Mail: [email protected]: www.galerie-traudisch.de

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zum Beispiel: Kirche 27

In der Bibel ist LebenMit der Informationsreihe Bibelschlüssel wird in der Martin-Luther-

Kirche in Salzgitter-Bad die Heilige Schrift „aufgeschlossen“ und

entschlüsselt. Jeweils zwei Stunden mit vielen Informationen, spie-

lerischen Elementen, intensiven Gesprächen und einem leckeren

Imbiss.

Einmal im Monat läuten am Donners-tagabend die Glocken der Martin-Luther-Kirche in Salzgitter-Bad. Der Innenraum der Kirche aus den fünfziger Jahren mit grauen Betonwänden ist einla-dend hergerichtet, Kerzen und Stehlampen verbrei-

ten Licht, Pflanzen und Blumengestecke lockern die strenge Architektur auf. Am Altar ist ein Bildschirm aufgebaut, ein Keyboard steht auf den flachen Stu-fen und an einer Seite der Kirche wartet ein langer weißgedeckter Tisch mit Gläsern, Schalen und Brot-

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körben auf Gäste. Die Bankreihen sind gut gefüllt. Jede Besucherin und jeder der wenigen männlichen Teilnehmer dieser Abendveranstaltung hält ein buntes Faltblatt in der Hand. Neben dem Datum prangt auf der ersten Seite das Logo, ein Kreis mit den Umrissen der beiden zur Noah-Gemeinde gehörenden Kirchen, Martin Luther und Gnadenkirche, ringsum in farbigen Buchstaben das Wort „Bibelschlüssel“. „Niemand ist gut. Gut ist nur Einer“ steht als Thema des Abends auf dem Blatt, dazu gewissermaßen die Regieanweisung: Halt! Sieh! Hör! Hauptstrecke.“

Es geht an diesem Abend um die Frage des „rei-chen Jünglings“ aus dem Matthäus-Evangelium:

„Was soll ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben habe?“ Drei Sprecher tragen den Text vor, den die

Besucher auch auf ihrem Faltblatt finden. Pfarrer Al-fred Kaufmann, Hausherr der Martin-Luther-Kirche und „Erfinder“ des Bibelschlüssels, lässt seine Aus-legung des Textes um fünf Stichworte kreisen, die im Text eine Rolle spielen und die in großen Lettern unter dem Bibeltext auf dem Faltblatt stehen. „Kann denn überhaupt jemand alle Gebote halten?“, fragt ein Mädchen, und Kaufmann antwortet, das sei sehr unwahrscheinlich. Es komme immer auf die besonde-ren Umstände an, finden die Teilnehmer im Gespräch heraus. Den Wortlaut der Gebote strikt zu befolgen, sei in den Grauzonen des Lebens gar nicht immer möglich und manchmal auch nicht gerecht. Ein heb-räisches Lied, das Kaufmann zeilenweise nachsingen lässt, und das alle schnell lernen, schließt diesen Teil des Abends ab

Dann erzählt Kaufmann die zweite Geschichte des Abends: vom Leichenzug eines Richters, der zu Lebzeiten wegen seiner Gerechtigkeit sehr beliebt war. Beim Zusammentreffen mit dem Trauerzug eines stadtbekannten Trunkenboldes kommt es versehentlich und unbemerkt zur Vertauschung der Särge. Der Gerechte wird im Armengrab verscharrt, der Nichtsnutz bekommt eine prunkvolle Grabstätte. So geht es manchmal zu im Leben. Ein moderier-tes Gespräch nimmt die Leitfragen vom Textblatt zu dieser Geschichte auf und fragt nach den Lebenser-fahrungen der Teilnehmer. „Anhalten“ heißt es nun, Zeit zur Besinnung unter der Leitfrage „Wo ist dein Aufbruch, wo deine Umkehr?“ Eine 17-jährige Schü-lerin begleitet diese Phase mit leisen Musikstücken auf dem Keyboard.

„Was muss ich bringen auf meinem Weg zu Gott?“ Mit dieser Frage kommt Kaufmann auf den Bibeltext zurück und leitet die dritte Geschichte des Abends ein. Auf dem Bildschirm erscheint der Anfang des Films von August Bille „Les Misérables“ nach dem Roman von Victor Hugo. Gebannt erlebt die Gruppe in der Kirche die Episode mit, wie der entlassene Sträfling beim Bischof Aufnahme findet, bei Nacht das Tafelsilber stiehlt, seinen Wohltäter zu Boden schlägt und flieht. Am Morgen bringen Polizisten den ertappten Täter ins Haus des Bischofs, der aber steckt ihm noch zwei Silberleuchter in den Sack mit der Beute und erklärt, alles sei ein Geschenk. Den Rest der bewegenden Geschichte von der Verfolgung

Wer die Bibel verstehen will, muss sich mit den Texten auseinander-setzen.

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eines ehemaligen Straftäters und der Läuterung eines unnachsichtigen Richters erzählt Kaufmann in knappen Sätzen. Das hebräische Lied vom Beginn des Abends singen alle noch einmal – mit deutschem Text: „Ein Mensch, der gerecht ist, wächst und blüht, das Recht macht ihn groß und stark.“ Nun laufen die Fäden zusammen: Das biblische Gleichnis und die zwei anderen Geschichten, dazu die Lebenserfahrungen der Teilnehmer lassen die Erkenntnis wachsen: Gebote zu halten, ist nicht etwas, das man als Leistung zu Ende bringen muss. Worauf es ankommt: Von Situation zu Situation eine eigene, verantwortli-che Entscheidung zu treffen. Zwei Stunden hat das intensive Gespräch mit Erzählung und Filmszenen gedauert. Nun sind alle eingeladen, an der gedeckten Tafel im Kirchenschiff bei Käse, Brot und Wein den Abend ausklingen zu lassen.

Seit rund fünf Jahren veranstaltet Pfarrer Alfred Kaufmann den „Bibelschlüssel“. Der Name ist Programm: Die biblischen Geschichten sollen aufgeschlossen und entschlüsselt werden. „In der Bibel ist Leben, und das wollen wir darstellen“, erklärt Kaufmann. Fast jeden Monat lädt er zu diesen Treffen mit einem biblischen Thema Menschen jeden Alters ein. Erzählen, Musik hören, das Singen, der Einsatz unterschiedlicher Medien sind feste Bestandteile. „Sachinformation, ein spielerisches Element und der Gedankenaustausch der Teilnehmer sollen jedes Mal vorkommen“, sagt Kaufmann, „Dauer: zwei Stunden und anschließend Palaver bei einem kleinem Imbiss im Stehen.“

Religiöses Wissen könne nicht mehr vorausgesetzt werden. „Gebraucht werden Grundin-formationen, also Bibelkunde und Ähnliches, aber nicht als Belehrung, sondern in lockerer und einladender Form.“ In der Kinder- und Jugendarbeit gelinge das. „Aber wie kommt man an die Eltern?“, hat sich Kaufmann gefragt und dann das Konzept des Bibelschlüssels entwickelt, das „niedrigschwellig, aber nicht anspruchslos“ sein sollte. Schwierig ist dabei, dass es keine einheitliche Zielgruppe gibt. Die Gemeinde um die Martin-Luther-Kirche sei ein sozialer Brennpunkt, berichtet Kaufmann und nennt als Stichworte Überalterung, Arbeitslosigkeit, eine hohe Zahl von Sozialhilfeempfängern.

In der einstmals eigenständigen Siedlung, die ab 1938 für Arbeiter und Angestellte der Salzgitter-Werke errichtet wurde, gebe es heute hohen Leerstand, andererseits aber auch „intakte kleine Inseln im Viertel“ mit den gut ausgestatteten und restaurierten Woh-nungen der ehemaligen Werks-Führungskräfte. Deshalb sei der „Bibelschlüssel“ auch ein Versuch, „Menschen aus dem Viertel mit höherem Anspruch anzusprechen, mit ihnen

Theologie zu treiben“. Auch als Schulung für die Mitarbeitenden in der Gemeinde ist der

„Bibelschlüssel“ ein Instrument. Ein Team ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter und der Kirchenvorstand stehen hinter dem „Bibelschlüssel“. Das Projekt habe Signalwirkung, auch im städtischen Kulturbetrieb sei man darauf aufmerksam geworden, erklärt Kaufmann: „Der Bibel-schlüssel schließt auf und verbindet.“

Kontakt

Pfarrer Alfred KaufmannGablonzer Straße 8a38259 SalzgitterTelefon 05341-81 11 01E-Mail: [email protected]

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Salzgitter- Lebenstedt

Gemeinsam stark für andereVoneinander profitieren, einander ergänzen: Ein Netzwerk von evangelischen Einrichtungen hilft den

Menschen in der Propstei Salzgitter-Lebenstedt durch ein starkes diakonisches Profil. Geboten wird

Hilfe für Senioren und Migranten, aber auch Hilfe zur Selbsthilfe.

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„Wir bieten ein großes diakonisches Paket an“, sagt Petra Behrens-Schröter. Sie ist Leiterin der Kreisstelle des Diakonischen Werkes Braunschweig in Salzgitter-Lebenstedt und sitzt an einem Knoten-punkt des Netzwerks, das die Propstei seit einigen Jahren aufgebaut hat. Es gab Anlass, das Miteinander und oft auch Nebeneinander von Kirche und Diakonie zu überdenken und die Strukturen neu zu ordnen. Eine große Zahl diakonischer Einrichtungen und die einzelnen Kirchengemeinden arbeiteten mehr oder weniger unverbunden nebeneinander.

Gemeinsam waren ihnen die Herausforderungen: Mitgliederschwund, Überalterung, eine hohe Zahl von Migranten und hohe Fluktuation. „In Salzgitter ist ein Drittel der Einwohner über 65 Jahre“, erklärt Propst Joachim Kuklik, „105 Nationalitäten leben in der Stadt, 43 Prozent der Bevölkerung sind lutherisch, 18 Prozent katholisch, der Rest: Muslime oder aus der Kirche Ausgetretene.“

Was ist bei dieser Vielschichtigkeit Aufgabe der Kirche? Die Antwort: „Wir haben ein diakonisches Pro-fil für die Propstei entwickelt“, erklärt Propst Kuklik.

„Schwerpunkte dabei sind Hilfen für Menschen im Alter und Integration.“ Um die fachliche und regionale Kompetenz zu bündeln, aber auch um Verwaltungs-kosten zu senken, haben sich alle evangelischen Ein-richtungen zusammengeschlossen: Der Altenpflege-verbund Salzgitter und Umgebung „ist ein Netzwerk aller evangelischen Einrichtungen mit Angeboten für ältere und schwerkranke Menschen“ heißt es in dem Faltblatt, mit dem sich ein Dutzend Einrichtungen vorstellen. Gemeinsam werden Projekte geplant und wird die Arbeit aufeinander abgestimmt. Inzwischen sind alle Vertreter der Einrichtungen überzeugt: „Wir profitieren voneinander.“

Für die Salzgitteraner entstand auf diese Weise eine Anlaufstelle für Hilfsangebote, wo in kurzer Zeit jeder Ratsuchende Lösungen für sein Problem finden

Im Diakonietreff Salzgitter wird Integration groß geschrieben: Neben praktischen Hilfen, wie einem Nähkurs, bieten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kreative Angebote an: zum Beispiel Holzarbeiten.

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und an die richtige Stelle weitervermittelt werden kann. Beratungsstellen, „Essen auf Rädern“, Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen und vieles mehr arbeiten zusammen. „Es kommt alles aus einer Hand“, sagt Petra Behrens-Schröter, die für die Koordinierung aller Angebote zuständig ist. „Mit unserem Netzwerk sind wir gegenüber privaten Anbietern gut aufgestellt.“

Auch nach außen treten die Einrichtungen gemeinsam auf, mit Plakaten, einem gemein-samen Internetauftritt und Vorstellung ihrer Arbeit in der Öffentlichkeit, etwa beim „Senio-rentag“. „Es macht für die Hilfesuchenden viel aus, dass man voneinander weiß, dass man die Personen kennt“, hat Behrens-Schröter erfahren. Das Seniorenheim der Diakonie „Haus Johann Sebastian Bach“ soll zu einem kirchlich-diakonischen Zentrum ausgebaut werden, erklärt Propst Kuklik. „Zu einem Haus des Lebens“, das engen Kontakt zu den Kirchenge-meinden und deren Besuchsdiensten hält und dessen Cafeteria ein Treffpunkt für Bewoh-ner und Besucher aus dem Stadtteil werden soll. Vor vier Jahren hat eine Projektgruppe kirchliche und kommunale Einrichtungen aus Lebenstedt und Salzgitter-Bad an einen Tisch geholt. Seitdem gehören auch die Johanniter mit Hausnotruf und „Essen auf Rädern“, das Hospizhaus Salzgitter, die Nachbarschaftshilfe und die „Alltagshilfen“ zum Netzwerk.

„In Salzgitter gehen Kirche und Diakonie damit einen Weg, der sich vom klassischen kirchlichen Modell unterscheidet“, erklärt der braunschweigische Landespfarrer für Di-

Mal- und Zeichenkurse erfreuen sich im Diakonietreff großer Beliebtheit.

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akonie, Lothar Stempin. „Traditionell betont Kirche das Gegenüber zur Gesellschaft, betont die Differenz und das ‚ganz Andere‘. Dieses Modell nimmt zwar die Differenzen wahr, bezieht sie aber aufeinander. Hier ist Kirche mitten im Leben der Stadt. Sie trifft die Menschen an ihrem Lebensmittelpunkt, in ihrem Alltag und mit ihren Fragen.“ Und Propst Kuklik er-gänzt: „Kirche ist nicht nur was für den Sonntag.“

Konkrete Form nimmt die Nähe zu den Menschen zum Beispiel in der „Vorsorge- und Notfallmappe“ an, die der Altenhilfeverbund herausgegeben hat und die reißenden Absatz findet. Die Mappe hilft, wich-tige persönliche und für den Notfall unerlässliche Daten und Informationen zusammenzufassen und zu ordnen. In vorgedruckte Formulare können wichtige Rufnummern, zum Beispiel vom Hausarzt und von Angehörigen, eingetragen werden oder von Nachbarn, die benachrichtigt werden müssen. Ein Blatt listet auf, was in einen Notfallkoffer gehört, wenn ein Kranken-hausaufenthalt nötig wird. Hinweise auf Allergien und Krankheiten, Angaben zu Versicherungsunterlagen, zur Kranken- und Pflegekassen, zu persönlichen Unterlagen und verordneten Medikamenten bis hin zu einer Checkliste zur Vorsorge im Todesfall helfen, die Übersicht zu behalten und die Blätter in Ruhe

auszufüllen, damit im Notfall alles sofort griffbereit ist. Die Mappe soll auch in Russisch und Türkisch übersetzt werden. Ein Leitfaden für das Arzt-Pati-enten-Gespräch in den jeweiligen Muttersprachen ist in Planung.

Damit leistet der Altenhilfeverbund auch einen Beitrag zur Integration der vielen ausländischen Mitbürger in der Stadt. Vor Grenzüberschreitungen hat die Diakonie in Salzgitter auch sonst keine Angst. In der Gemeinde Fredenberg, einem sozialen Brenn-punkt mit hohem Anteil an Aussiedlern und türkischen Familien, bietet die „Nachbarschaftshilfe“ Nähkurse für türkische Frauen und Sprachkurse an. In der Ju-gendhilfeeinrichtung des Diakonischen Werkes wurde eine Muslimin als Sozialarbeiterin eingestellt. Auch in Kitas und Altenheimen arbeiten inzwischen mus-limische Erzieherinnen und Pflegekräfte.

„Wir zeigen den Menschen, dass wir dort für sie da sind, wo sie Probleme haben“, sagt Propst Kuklik. Die diakonischen Dienste beraten, informieren und unter-stützen Hilfesuchende, sie mobilisieren deren eigene Kräfte und leisten Hilfe zur Selbsthilfe. Gemeinsam stark zum Wohl der Stadt und ihrer Bewohner, das haben sich Kirche und Diakonie in Salzgitter auf die Fahne geschrieben.

Kontakt

Propst Joachim KuklikSt.-Andreas-Weg 438229 SalzgitterTelefon 05341 - 84 680Propsteibüro: Schumannstraße 138226 SalzgitterE-Mail: [email protected]

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34 zum Beispiel: Kirche

Freitag, zehn Minuten vor zwölf in Horn-burg: Vor der Grundschule warten Mütter in kleinen Gruppen, um ihre Kinder abzuholen. Aber nur die Größeren strömen aus dem Schultor. Die Erstklässler haben heute noch etwas vor. Auf dem Flur vor dem Musikraum stapeln sich Dutzende von bunten Schul-ranzen. Drinnen wuseln ungefähr 60 Mädchen und Jungen durcheinander. Alle 14 Tage freitags in der letzten Schulstunde versammeln sich hier abwech-selnd die ersten und die zweiten Klassen zu einem Gottesdienst in ihrer Schule. Die Mädchen stecken

Alle in einem BootMit dem Projekt „Gottesdienst in der Grundschule“ wird in Hornburg dem Ab-

bruch kirchlicher Traditionen und religiösen Wissens begegnet. In vertrauter

Umgebung bekommen die Schüler Zugang zu Glaube und Kirche. Grundlage

für das Projekt ist eine „vertrauensbildende Beziehungsarbeit“.

kichernd die Köpfe zusammen, die Jungen schub-sen sich ein bisschen und flitzen durch den großen Raum. Nach dem Stillsitzen am Vormittag brauchen die Erstklässler Bewegung. Deshalb beginnt Propst-eidiakonin Susann Natho mit einem Lied, das die Kin-der schon von den vorangegangenen Gottesdiensten kennen und dessen Text sie mit den passenden Gesten begleiten: „Lasst uns miteinander rühmen, loben, preisen den Herrn.“ Dann setzen sich alle im Kreis auf den Boden. In der Mitte stehen ein Holzkreuz und eine dicke brennende Kerze.

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Allmählich kehrt Ruhe ein. Die Kinder blicken erwartungsvoll auf allerlei bunte Mate-rialien, die Susann Natho mitgebracht hat. „Alicia ist traurig“, meldet ein Mädchen. Gleich setzt sich Gertrud Mendel, Diakonin im Ruhestand und ehrenamtliche Mitarbeiterin beim Schulgottesdienst, neben die kleine bekümmerte Gestalt und legt einen Arm um sie. Die meisten Kinder haben vom vorigen Gottesdienst ein buntes Papier in Tropfenform mitge-bracht, darauf stehen als „Durstlöscher“ tröstende Worte und ein Stempel: Der zeigt viele Kinder in einem Boot. Sicher hätten alle Kinder in den Wochen nach der Einschulung schon neue Freunde gefunden, meint Susann Natho. Die Jungen und Mädchen nicken. „In einem Boot zu sitzen“, eine Gruppe zu werden, in der sich alle aufeinander verlassen könnten, das gehe nicht so schnell. Davon handle die Geschichte, die sie ihnen heute erzählen wolle: von Swimmy, dem vorwitzigen jungen Fisch, der fast im Ozean verloren gegangen wäre.

Mal nachdenklich, mal lustig geht es zu bei der Kinderkirche in der Grundschule Hornburg. Die Kinder der ersten Klassen treffen sich dazu im Musikraum ihrer Schule.

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Nach einem gemeinsamen Gebet breitet Susann Natho eine blaue Stoffbahn auf dem Boden aus und verteilt bunte Papierfische, einen für jedes Kind. Mit Liedern und kleinen Aktion werden die Jungen und Mädchen an der Erzählung beteiligt und bilden mit ihren Fischen auf dem blauen Tuch einen Schwarm, der Swimmy vor dem hungrigen Hai rettet. Gertrud Mendel und die Pädagogin Ulrike Bartels helfen den Kindern, ihre Namen auf ihre kleinen Fische zu schreiben und sie dann auf ein großes Plakat in Fischform zu kleben. Wenn jeder für den anderen einsteht, dann fühlt man sich beschützt und braucht

keine Angst zu haben, lernen die Kinder. Noch einmal treffen sich alle im Kreis, fassen sich zum Abschluss-gebet an den Händen und sprechen gemeinsam den aaronitischen Segen. Susann Natho lädt alle ein, am Montag zur Kinderkirche ins Gemeindehaus zu kom-men. Dann stieben die Kinder aus Hornburg davon, die Fahrschüler versammeln sich bis zur Abfahrtszeit ihres Busses mit Gertrud Mendel zu einem Spiel im Kreis.

Der Gottesdienst in der Schule, sagt Susann Na-tho, sei als eine Antwort auf den Abbruch kirchli-cher Traditionen und religiösen Wissens entstanden.

Mit dem Projekt „Gottesdienst in der Grundschule“ wird in Hornburg dem Abbruch kirchlicher Traditionen entgegen gewirkt.

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„Kirche wird immer fremder für die Menschen“, hat sie beobachtet. „Beim Gottesdienst in der Schule, in dem vertrauten Raum, lernen die Kinder Menschen kennen, die in der Kirche arbeiten und in der Gemeinde beheimatet sind.“ So stelle Kirche sich als Teil des gesellschaftlichen Lebens dar. „Kirche muss etwas Vertrautes sein, muss da sein, wo die Menschen sind“, erklärt die Diakonin. Die Schule weise die Eltern bei der Einschulung ihrer Kinder auf den Gottesdienst hin. Jedes Kind, das teilnehmen soll, müsse von den Eltern angemeldet werden. Von den 75 Schulanfängern im Jahr 2007 seien 60 Kinder angemeldet worden, zieht Natho Bilanz. „Die Eltern haben den Schulanfängergottesdienst erlebt und Kirche als lebendige Gemeinde wahrgenommen.“

Zum Einzugsgebiet der Grundschule in Hornburg gehören die Orte Beuchte, Gielde, Schladen und Werlaburgdorf. Susann Natho legt Wert darauf, mit den dortigen Pfarrämtern zusammenzuarbeiten. Auch mit der Schule muss die Zusammenarbeit abgestimmt werden. Die Hornburger Schulleiterin begrüßte das Projekt „Gottesdienst in der Grundschule“, zu-mal es das soziale Profil der Schule schärft. Susann Natho, die selbst Religionsunterricht erteilt hat, stellte ihr Konzept im Schulkollegium vor und zeigte, dass es dem Religionsun-terricht keine Konkurrenz macht. Mit ihrem Team von Ehrenamtlichen – fünf Müttern von Grundschulkindern, einer Erzieherin und einer pensionierten Diakonin – gestaltet Susann Natho die erlebnisorientierten Gottesdienste. „Das ist auch ein Stück missionarischer Arbeit“, sagt sie, „es ist an der Kirche, sich auf den Weg zur Schule zu machen.“

Diese vertrauensbildende „Beziehungsarbeit“ lohnt sich, hat die Diakonin erfahren: „Es wird voller in den Gemeinden“, hat sie beobachtet. Viele Schulkinder nehmen an den Bibelwochen teil, kommen zur „Kinderkirche“ einmal monatlich in Hornburg, und auch Eltern besuchen häufiger Veranstaltungen in ihren Gemeinden.

Kontakt

Susann NathoPfarrhostraße 1-338315 HornburgTelefon 05334 1328E-Mail: [email protected]

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Die Kirchentagsfahne weht vom Turm der St.-Martins-Kirche in Kirchberg bei Seesen. Auf dem Hof des Rittergutes, den die Familie von Petersdorff-Cam-pen für diesen Nachmittag zur Verfügung gestellt hat, warten Reihen von Papphockern und Strohballen auf die Gäste. Fast 400 Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren sind zum 4. Kinderkirchentag der Propstei Seesen angemeldet, dazu rund 100 Jugendliche und Erwachsene als Betreuer. Während Band und kleiner Chor um Propsteikantor Andreas Pasemann schon mal die Lieder anklingen lassen, rollen die Busse an mit den Kirchentagsgästen aus allen Gemeinden der Propstei Seesen.

„Schön, dass du da bist“ lautet diesmal das Motto. Es steht auf den Namenschildern der Kinder, die sie am Eingang zum Hof bekommen, zusammen mit ih-rem jeweiligen Gruppensymbol. „26 Gruppenplätze für die Workshops haben wir eingerichtet“, sagt der Kirchberger Pfarrer Christian Tegtmeier, der den Kin-derkirchentag in der Propstei begründet hat. Tische mit je zwei Bänken sind über das riesige Areal verteilt. Eine biblische Geschichte als Anspiel – diesmal der

„Verlorene Sohn“ – und drei Einheiten für Kleingrup-pen: Dieser Wechsel von Zuhören und Aktivität hält die Aufmerksamkeit der Kinder während der folgenden drei Stunden wach.

Nun läuten die Glocken der Martinskirche, Kin-der und Erwachsene nehmen ihre Plätze ein. Ga-briele Tegtmeier ruft die einzelnen Gemeinden auf, aus denen die Gäste gekommen sind, und lässt sie

Kinder bringen Leben in die KircheAn wechselnden Orten in der Propstei Seesen findet jeweils der Kinderkirchentag statt. Ein Projekt mit

nachhaltiger Wirkung - sowohl bei den Kindern als auch bei den beteiligten Erwachsenen. Bei Spiel und

Spaß lässt sich ein gemeinsames „Propstei-Bewusstsein“ entwickeln.

jeweils mit dem ersten Lied begrüßen: „Du bist da!“ Die Lieder, in einem Heft zusammengestellt, haben die Kinder in ihren Gruppen zu Hause schon geübt, sie singen und klatschen eifrig mit. Heidi Hein, Diakonin aus Langelsheim, hat inzwischen ihre „Nomaden-tracht“ angelegt. Als Knecht Shaluk führt sie durch die Geschichte vom Vater mit seinen beiden Söhnen Adam und Obed. Jugendliche Mitglieder einer Theatergrup-pe, die sie vor drei Jahren gegründet hat, haben das Stück einstudiert, das Pfarrer Thomas Waubke aus Badenhausen über die Gleichniserzählung Jesu vom

„Verlorenen Sohn“ verfasst hat.Gespannt verfolgen die Kinder den Streit zwischen

dem fleißigen Adam und seinem nichtsnutzigen jün-geren Bruder Obed, lachen, wenn Adam danebenhaut, weil Obed den Pfahl zum Einschlagen nicht ordent-lich hält, und singen den „Wutkanon“, der Adams Ärger Ausdruck verleiht. Dann wechseln alle zu ihrem

„Gruppentisch“ zum ersten Workshop. Beim Basteln einer Geldbörse und bei einem Staffellauf „Wer ver-kauft am schnellsten ein Schaf auf dem Markt“ ist Gelegenheit, über das Gesehene zu sprechen. Zurück vor der Bühne erleben sie mit, wie Obed in der Stadt Party macht in „Koljas Wirtshaus“, die neu gewon-nenen Freunde freihält und großzügig Geld verleiht. Beim zweiten Workshop gibt es auch für die Kinder ein kleines „Festessen“: 950 Muffins haben Helfer in den einzelnen Dörfern dafür gebacken und Apfelsaft mitgebracht. Auf der Bühne erlebt Obed nun Ent-täuschung und Zweifel: Die falschen Freunde sind

Seesen

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Jede Gruppe hat ihren Platz zum Basteln und Reden bei den drei Workshops des Kinderkirchentages.

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weg, das Geld ist alle. Aber kann er denn wieder nach Hause zurückkehren? Er schämt sich, er sieht sein Unrecht ein – und der Vater kommt ihm freude-strahlend entgegen. Nur Adam, der Bruder, ist auf-gebracht. Zusammen ein Fest feiern? „Nicht mit mir!“ So spannend finden die Kinder das Stück, dass sie ein bisschen seufzen, als sie zum dritten Workshop gerufen werden. Doch Freundschaftsbänder basteln, einen Tanz fürs Fest einüben und Namensschildchen beschriften, das macht ihnen dann doch Spaß. „Ein bisschen“ kennen sie die Geschichte schon, sagen

Maira und Lenia, beide neun Jahre alt. Aber das Stück und die Schauspieler finden sie „toll“, ebenso wie der sechsjährige Jonas. Das Faltblatt mit Bildern und kurzen Texten zu den wichtigsten Stationen des Stü-ckes, das genau in die gebastelte „Geldbörse“ passt, das nehmen sie mit in ihre Gemeinde Bilderlahe, auch die Kollektenbüchse für den Kindergottesdienst, an der die Namensschildchen mit Magneten befestigt werden können. Zum guten Schluss der Geschichte mit Versöhnung und Festmahl tanzen alle Kinderkir-chentagsgäste in großen Kreisen auf dem Gutshof,

Gute Stimmung beim großen Abschluss des Kinderkirchentags der Propstei Seesen auf dem Hof des Rittergutes in Kircheber.

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Pfarrer Tegtmeier spricht Vaterunser und Segen, Propst Thomas Gleicher dankt allen Mitwirkenden und Helfern. Die Kirchenglocken läuten zum Abschluss, bevor die Busse losfahren.

„Solch ein Tag klappt nur mit sorgfältiger Vorbereitung“, sagt Tegtmeier. Er, seine Frau Gabriele Tegtmeier, Pfarrerin Uta Hirschler und Pfarrer Thomas Waubke bilden das

„Kernteam“. Zusammen mit Kindergottesdienst-Mitarbeitern aus beteiligten Gemeinden treffen sie sich ein Dreivierteljahr vor dem Kirchentag zu einem „Materialerarbeitungs-abend“. Pfarrer Waubke erarbeitet die Textfassung des jeweiligen Stückes, jede Gemeinde meldet einen Ansprechpartner und fünf Mitarbeiter, meist Jugendliche vom Team des Konfirmandenferienseminars und von der Evangelischen Jugend. Bei einem Vorberei-tungstreffen werden die Lieder geübt und Bastelanleitungen verteilt. In der ersten Woche nach den Sommerferien läuft die „heiße Phase“ an: Werbematerial für die Dörfer wird herausgegeben, Anmeldungen aus den Gemeinden werden registriert, Busse gechartert, Polizei und Feuerwehr am Ort stehen bereit. Einen Tag vor dem Kirchentag beginnt der Bautrupp – Kirchenvorsteher und Konfirmanden – vor Ort mit seiner Arbeit für Bühne und Sitzgelegenheiten. „Zehn bis 20 Leute mit einem Trecker braucht man schon“, sagt Tegtmeier: Jede Gemeinde stellt Mitarbeiter für die Materialverwaltung und zur Reinigung von Veranstaltungsort sowie der WCs.

Der Kinderkirchentag hat eine nachhaltige Wirkung – bei den Kindern und den Gemein-den. Die Beteiligung vieler Gemeinden schaffe ein „Propstei-Bewusstsein“, sagt Thomas Waubke. Deshalb werde auch der Austragungsort gewechselt, denn viele Orte wollten den Kirchentag gern selber „haben“. „Gerade kleine Gemeinden können sich einbringen“, erklärt Uta Hirschler. Die Kirchentagsarbeit sei eine gute Art des Gemeindeaufbaus. „Alle machen stolz mit, der Kinderkirchentag ist das Thema in der Region.“ Auch der Kin-dergottesdienst in den Gemeinden profitiere von diesem alle zwei Jahre stattfindenden Ereignis: „Es hat die Mitarbeitenden nachhaltig motiviert und ihr Interesse geweckt, über den eigenen Tellerrand hinauszusehen.“ Und die Kosten? Bei so viel Eigenarbeit hielten sie sich in Grenzen, sagt „Finanzminister“ Tegtmeier. Mit einem Beitrag pro Kind von 2,50 Euro - „damit klar ist, es ist etwas wert“, ergänzt Uta Hirschler, - würden die benötigten 800 bis 1000 Euro aufgebracht. Auch die Gemeinden leisten einen Beitrag, so dass der Kinderkirchentag ohne landeskirchliche Zuschüsse auskommt. Und Thomas Waubke fasst zusammen: „Der Kinderkirchentag ist so eine Art ‚Kirchenkür‘, die viel Leben auch in kleine Gemeinden bringt.“

Kontakt

Pfarrer Christian TegtmeierAlte Dorfstraße 438723 SeesenTelefon 05381 - 86 02Fax 05381 - 98 96 67E-Mail: [email protected]

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Die Arbeitsfelder werden größer, die Gelder weniger. Das ist eine Situation, mit der wohl jede Kirchengemeinde zurechtkommen muss. In Vechelde haben Pfarrer Hans-Peter Kinkel und der Kirchenvorstand die Lage als Herausforderung verstanden und ein Projekt entwickelt, das einerseits den Gemeindeaufbau fördert und andererseits „ohne einen Cent Kirchensteuern auskommt“, wie Pfarrer Kinkel nicht ohne Stolz erklärt. Das Projekt „Groß und Klein“ ist heute eine feste Größe in Vechelde und dem benachbarten Vechelade und richtet sich vor allem an Eltern und Kinder. „Ich wollte die Gemeindearbeit ausbauen“, sagt Pfarrer Kinkel rückblickend. Grundgedanke war dabei, eine Begleitung für die Menschen in Vechelde „von Anfang an“ anzubieten. „Wir wollen die Menschen möglichst früh im Haus der Gemeinde heimisch machen – und wir wünschen uns, dass sie auch im Glauben heimisch werden“.

Eine einladende GemeindeMit dem Projekt „Groß und Klein“ werden schon die Kleinsten in der

Kirchengemeinde Vechelde erreicht. Ob in Eltern-Kind-Gruppen oder

im Babysitting-Ring – ein dichtes Netz von Angeboten bereichert das

Gemeindeleben. Die Idee, die bereits mit einem Preis ausgezeichnet

wurde, kommt ganz ohne einen Cent Kirchensteuern aus.

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Als die Planungen vor zehn Jahren begannen, bestanden in der Gemeinde schon meh-rere Eltern-Kind-Gruppen sowie ein Alleinerziehenden-Treff. Daraus ist nach zweijähriger Vorbereitungsphase ein breit gefächertes und immer weiter wachsendes Netz entstanden,

„das die Bedürfnisse und Wünsche von vielen großen und kleinen Menschen auffangen kann, damit sie sich in unserem Haus gut aufgehoben und begleitet fühlen können“, wie es auf der Homepage der Gemeinde heißt. Von der Geburtsvorbereitung bis zur Konfirmation reicht das Gruppenprogramm, es gibt Babymassage und Delfi-Gruppen, Eltern-Kind-Gruppen, Spielkreise für Kinder ab zwei Jahren, musische und musikalische Früherziehung, einen Babysitting-Ring, Erste-Hilfe-Kurse für Kinder und vieles mehr.

Der Kindergarten Arche Noah ist in das Projekt integriert, und alle Angebote sind ein-gebunden in das gottesdienstliche Leben der Gemeinde und in den Lauf des Kirchenjahres. Die Kinderkirche einmal im Monat, regelmäßige Familiengottesdienste mit Kirchenkaffee, ein jährlich stattfindender Tauferinnerungsgottesdienst und Feste zu besonderen Festtagen gehören ebenso dazu wie Einschulungsgottesdienste und das Krippenspiel zu Weihnachten. Gerade haben rund 50 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren täglich an der Sommerfe-

Hinter dem Projekt „Groß und Klein“ der Kirchengemeinde Vechelde verbergen sich zahlreiche Angebote für die ganze Familie.

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rienaktion rund um das Gemeindehaus teilgenommen, die Alleinerziehendengruppe fährt jedes Jahr auf eine Freizeit, die Konfirmanden fahren ins Ferienseminar, eine „Mediathek“ und eine Materialbörse verleihen Spiele, Videos, Bücher und alles, was man für Feste zu Hause braucht. Insgesamt sind 30 Angebote auf dem Faltblatt für „Groß und Klein“ verzeich-net, darunter auch „Hilfe für Menschen in Not“, die Pfarrer Kinkel in Zukunft gern mit einer weiteren neuen Stelle zur Famlienberatung ausbauen möchte. Die Fäden für die Organisation laufen bei Projektleiterin Dagmar Lührig zusammen, die außerdem den Alleinerziehenden-Treff und die Ausbildung von vielen Freiwilligen für den Babysitting-Ring leitet.

Wie schafft eine Gemeinde das alles? Die Antwort: Mit vielen Ehrenamtlichen und mit festen Sponsoren, die für eine sichere Finanzgrundlage sorgen. „Man muss mutig anfan-gen“, sagt Pfarrer Kinkel, „es geht schon immer weiter.“ Inzwischen hat die Gemeinde ein Netzwerk von Sponsoren aufgebaut, allein über 30 Vechelder Firmen beteiligen sich. Jeder Sponsor schließt eine Fördervereinbarung mit der Gemeinde über einen festen Betrag und mit dreijähriger Laufzeit ab. Das gibt die nötige Planungssicherheit und Unabhängig-keit. Sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit unterschiedlichem Stundenanteil für die pädagogische Arbeit konnte der Kirchenvorstand neu einstellen. Dazu kommen spontane Spenden von einzelnen Gemeindemitgliedern.

„Der Gemeindearbeit hat das unheimlich gut getan“, sagt Pfarrer Kinkel. Der Zusammenhalt ist gewachsen, und das auch durch die bis zu 80 Ehrenamtlichen, die bei „Groß und Klein“ mitarbeiten. Viele von ihnen sind Jugendliche. Beim Babysitting-Ring stehen darüber hinaus noch einmal 30 in eigenen Kursen ausgebildete Freiwillige, darunter viele Konfirmandinnen und einige Konfirmanden, auf der Liste, aus der Dagmar Lührig bei Anfragen passende Babysitter für die Familien aussucht. „Viele gehen bei uns durch alle Gruppen“, berichtet Pfarrer Kinkel: So mancher jugendliche Helfer begann als Baby in der Krabbelgruppe und fühlt sich heute in der Gemeinde heimisch. „Bei allem Arbeitsdruck muss es aber allen Spaß machen“, betont der Pfarrer, „darum ist die Mitarbeiterbetreuung auch ganz wichtig!“ Es gibt ein jährliches „Dankeschönfest“ für Ehrenamtliche und Sponsoren, einen Betriebs-ausflug, gemeinsame Theaterbesuche, und Dienstbesprechungen werden regelmäßig mit einem gemeinsamen Frühstück verbunden. Das Projekt „Groß und Klein“ lasse sich auch mit entsprechendem Zuschnitt in kleineren Gemeinden verwirklichen, meint Pfarrer Kinkel:

„Was man dazu braucht? Keine Angst vor Arbeit und einen Kirchenvorstand wie wir ihn in Vechelde haben, der hinter unserer Arbeit steht und sie mitträgt.“ 2007 errang „Groß und Klein“ den ersten Preis beim landeskirchlichen Wettbewerb „Familie erwünscht“.

„Wir sind eine einladende Gemeinde“, hat der Kirchenvorstand in seinem Leitbild for-muliert. Das kommt in Vechelde an. Auch viele „Quereinsteiger“ und Menschen an-derer Konfessionen nehmen an den Ange-boten teil. „Hier sollen sie die Erfahrung einer offenen, menschlichen, einladenden Gemeinde machen“, sagt Pfarrer Kinkel. „Die Menschenfreundlichkeit Gottes muss sich in der Menschenfreundlichkeit der Gemeinde widerspiegeln, sonst stimmt unsere Verkün-digung nicht.“

Kontakt

Kirchengemeinde VecheldeTelefon 05302 – 1466und beiProjektleiterin Dagmar Lührig, Telefon 05302 - 902 656E-Mail: [email protected]

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Eine Frage, die in der Kirche zurzeit beson-deres Gewicht hat, lautet: „Wie erreichen wir mit un-seren Angeboten die Fernstehenden?“ Kirche, von den Ortsgemeinden bis zu den großen übergemeindlichen Werken und landeskirchlichen Zusammenschlüssen,

Ein Fest für die KerngemeindeSie sind das Fundament der Kirche: die vielen Ehrenamtlichen, die sich

engagiert und unermüdlich um das aktive Gemeindeleben kümmern.

Doch im Bemühen um die Kirchenfernen geraten sie manchmal aus

dem Fokus. Anders in der Propstei Vechelde: Ein großes Fest für die

Aktiven fördert alljährlich die Gemeinschaft.

entwickelt viele Ideen, um neue Gruppierungen in der Gesellschaft anzusprechen, sie für sich und ihre Botschaft zu interessieren. Das muss sie auch, denn – abgesehen von ihrem missionarischen Auf-trag – ihre Zukunft hängt davon ab, der demographi-

Blätter am gemeinsamen Baum: Die Kinder präsentieren ihre Kollage mit Handabrücken und Blättern, die sie zum Thema „Wachsen wie ein Baum“ gestaltet haben.

Vorsfelde

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schen Entwicklung und dem Traditionsabbruch zum Trotz ihre gesellschaftliche Stellung zu behaupten. Manchmal entsteht dabei allerdings der Eindruck, dass sie sich ihrer jetzigen Mitglieder allzu sicher scheint. Die treuen Gottesdienstbesucher, die vie-len Ehrenamtlichen oder in Projekten Engagierten halten die kirchliche Arbeit am Laufen und sollten entsprechend „gepflegt“ werden. Sie haben ab und zu ein wenig Extra-Wertschätzung und besondere Beachtung verdient.

In der Propstei Vorsfelde gibt es ein Projekt, das in dieser Hinsicht ein gutes Beispiel bietet. Seit 20 Jahren findet dort, jeweils an unterschiedlichen Or-

ten, ein „Propsteigottesdienst“ vor den Sommerferien statt. Eine Kirchengemeinde ist dabei Gastgeber und lädt die anderen Gemeinden zu sich ein. Ein Vorbe-reitungskreis plant Thema und Ablauf des Gottes-dienstes, verteilt und übernimmt Aufgaben, hilft beim Aufbau. Die Gemeinde sorgt für die Verpflegung und ein Begleitprogramm. Und dann, am festgesetzten Sonntag, reisen sie an: Gemeindemitglieder, Pfarrer-innen und Pfarrer, Posaunenbläserinnen und –bläser. Der Propst hält die Predigt im Gottesdienst. Pfarre-rinnen und Pfarrer aus der Propstei ziehen zu Be-ginn des Gottesdienstes feierlich im Talar auf dem Gottesdienstplatz ein, übernehmen Lesungen und

Beim Propsteigottesdienst geht es besonders musikalisch zu. Mit dabei immer wieder die „Taffen Pfaffen“ – eine Band, die der Gemeinde moderne Klänge bietet.

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Gebete und reichen beim Agape-Mahl Körbe mit Brot und Weintrauben durch die Reihen. „Sein wie ein Baum“ ist das Thema für den Gottesdienst, zu dem die Johannisgemeinde in Vorsfelde-Süd eingeladen hat. Da passt es gut, dass Altar und Zelte mit Sitzbänken für die Gottesdienstbesucher auf der Wiese am Gemeindezentrum stehen, dicht neben Erlen, Kastanien und Eichen. „Gäste aus der ganzen Propstei sind gekommen“, sagt Pfarrer Jörg Schubert, „vor allem Kirchgänger und Aktive aus den anderen Gemeinden“.

Mehr als 300 Besucherinnen und Besucher zählt der Hausherr, größtenteils Angehö-rige der Generation „50 plus“, also durchaus repräsentativ für den Altersdurchschnitt in der so genannten Kerngemeinde. Es sammelt sich dann aber auch eine recht stattliche Kindergruppe, die mit ihren Betreuerinnen nach Eingangslied und Gebet ins Gemeinde-zentrum zieht, um das Gottesdienstthema dort auf kindgemäße Weise zu behandeln. Die drei Kindergärten in Vorsfelde waren bei der Planung des Gottesdienstes ebenso beteiligt wie die Propsteidiakonin Jutta Holst.

Auch Propsteikantor Paul-Gerhard Blüthner hat im Vorbereitungskreis mitgeplant und ist in doppelter Funktion beteiligt: als Dirigent des Posaunenchors mit 25 Mitgliedern und als Keyboardspieler in der Band „Die Taffen Pfaffen“. Joachim Schreiber, Uwe Wittkowski und Jörg Schubert aus Vorsfelde und, wenn die Termine es zulassen, auch der Klarinette spielende Matthias Rothkirch aus Kästorf gehören zu dieser Gruppe, die einzig und allein beim jeweiligen Propsteigottesdienst zu hören ist: Gitarren, Keyboard, Percussion; im Programm neue Kirchenlieder und Popsongs, zum Thema passend, versteht sich.

„Die Resonanz in den Gemeinden, die zum Propsteigottesdienst kommen, ist sehr groß“, sagt Jörg Schubert. „Propsteisynodale treffen sich, Verwandte von Gottesdienstbesuchern werden aus anderen Gemeinden mitgebracht, mitunter reisen ehemalige Gemeindeglieder sogar von weit her an, zum Beispiel aus Berlin oder Hamburg.“ „Ich treffe hier Mitglieder aus anderen Chören“, sagt ein Posaunenbläser, der schon seit Jahren zu den Propsteigot-tesdiensten fährt, „aber ich würde auch ohne das kommen, weil es einfach Spaß macht.“ Es gilt alte Bekannte wiederzusehen, einen besonderen, schönen Gottesdienst zu feiern und es geht um die Zugehörigkeit zu einer großen Gemeinschaft, in der es sich beheimatet fühlen lässt. Was nicht bedeutet, sich nicht auch nach außen hin öffnen zu wollen: Der

Viele Besucher bleiben bis zum Nachmittag, um ihre Erfahrungen aus den Gemeinden auszutauschen.

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Vorbereitungskreis denkt über ungewöhnliche Orte für den Propsteigottesdienst nach. Eigentlich hätte er statt an der Johanneskirche auf dem Betriebshof oder in der großen Halle des örtlichen Busunternehmens stattfinden sollen. Bauarbeiten kamen diesmal dazwischen. Vor ein paar Jahren trafen sich die Beteiligten wegen schlechten Wetters in der Reithalle des Rittergutes in Nordsteimke.

Zur festen Größe „Propsteigottesdienst“ gehört es auch, nach dem Gottesdienst die Gäste zu bewirten. Denn meist bleiben die Besucher bis zum Nachmittag, um zu klö-nen und Erfahrungen aus den Gemeinden auszutauschen. „Da sind die Ehrenamtlichen gefordert“, sagt Jörg Schubert. Die Gastgebergemeinde sorgt für einen Imbiss, zu dem viele selbstgemachte Salate und selbstgebackene Kuchen gestiftet werden, stellt Tische und Stühle auf, bereitet ein Programm für die Kinder und Jugendlichen vor – und hat mit dem Beschaffen von Zelten, deren Auf- und Abbau tagelang zu tun. Mangel an freiwilli-gen Helfern gebe es dabei nicht, betont Schubert: „Das fördert unheimlich die Gemein-schaft“. Auch gute Nachbarschaftspflege zahlt sich aus, denn wer mit örtlichen Gruppen und Vereinen beständige Verbindungen pflegt, bekommt, wie die Johannesgemeinde in Vorsfelde, Zelte und Bänke schon mal kostenlos geliehen. So kann die gesamte Kollekte des Gottesdienstes dem guten Zweck zufließen, in diesem Fall der Schulausbildung eines Jugendlichen in Beit Jala.

Die Teilnehmerzahl am Propsteigottesdienst aus der eigenen Gemeinde, hat Schubert festgestellt, „geht weit über die Zahl derer hinaus, die sonst in der Kirche die Bänke füllen.“ Viele aus der Nachbarschaft schauen herein, etwa Eltern der Kindergarten- und Kindergottesdienstkinder. Manche von ihnen werden dadurch selbst in ihrer Gemeinde heimisch. In seiner Predigt hatte Propst Matthias Blümel über die Wurzeln gesprochen, die Menschen ebenso wie Bäume nötig haben, um Stürme zu überstehen und Atem zum Leben zu gewinnen: Wurzeln des Glaubens und Wurzeln in einer Gemeinschaft. Der Propsteigottesdienst ist auch so etwas wie ein Fest der Kerngemeinde, bei dem sie sich ihrer Wurzeln vergewissert und für den Gemeindealltag stärkt.

Kontakt

Propstei VorsfeldePropst Matthias BlümelAn der Propstei 238448 WolfsburgTel. 05363 – 73 064Fax 05363 – 73 285E-Mail: [email protected]

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Mit Liebe gekocht, mit Respekt serviert

Wolfenbüttel

Essen hält nicht nur Leib und Seele zusammen, die tägliche Mahlzeit ist schlicht über-

lebenswichtig. Doch immer mehr Menschen können sich selbst die nicht mehr leisten.

Evangelische und katholische Gemeinden in Wolfenbüttel haben reagiert und die „Öku-

menische Arbeitsgruppe Suppenküche“ gegründet. Nun kochen rund 70 Ehrenamtliche

für Bedürftige.

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Eine warme Mahlzeit am Tag ist heutzutage längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Immer mehr Menschen leben hart am oder gar unter dem Existenz-minimum, so auch in Wolfenbüttel. Aus diesem Grund haben die Vorstände der Evangelisch-lutherischen Propstei Wolfenbüttel und der römisch-katholischen Kirchengemeinden St. Ansgar und St. Petrus bereits vor 13 Jahren die „Ökumenische Arbeitsgemeinschaft Suppenküche“ gegründet. Seitdem sorgen rund 70 Ehrenamtliche im Wechsel dafür, dass jeweils im Winterhalbjahr von November bis März montags bis samstags zwischen 12 und 13 Uhr im zur St.-Petrus-Gemeinde gehörenden Roncalli-Haus Essen für Be-dürftige ausgegeben wird.

Die zentrale Lage der Gemeinde dicht am Bahnhof und beim Landratsamt habe bereits vor Gründung der Suppenküche viele Hilfsbedürftige angelockt, erinnert sich Marianne Effe, Pfarrsekretärin der Gemeinde.

„Die Menschen haben am Pfarrhaus geklingelt und baten um Unterkunft, eine Fahrkarte oder fragten nach Essen.“ Anfangs wurde improvisiert: in der Ge-meindeküche Kaffee oder Tee gekocht, dazu gab’s Brot, Aufschnitt und Obst. Doch dann kam ein kalter Winter und schnell wurde klar: „Die Hilfesuchenden brauchen eine warme Mahlzeit!“ In der Gemeindekü-che machten Helfer Suppen aus Konservendosen und dazu Würstchen warm. Das Essensangebot sprach sich herum, immer mehr Bedürftige kamen. Neben den katholischen Gemeinden St. Ansgar und St. Pet-rus sowie der Caritas beteiligten sich auch Propst Dr. Hans-Heinrich Schade und die evangelischen Stadt-gemeinden am Sammeln von Spenden.

Die „Ökumenische Arbeitsgruppe Suppenküche“ entstand und die Kapazitäten der Gemeindeküche im Roncalli-Haus reichten bald nicht mehr aus. Zahlrei-che Spenden ermöglichten den Kauf von größeren Töpfen und eines gebrauchten Industrieherdes sowie einer Industriespülmaschine. „Die Bedürftigkeit hat immer mehr zugenommen“, sagt Pfarrsekretärin Marianne Effe, die ehrenamtlich auch die Buchfüh-rung der Suppenküche übernommen hat. Seien es früher im Schnitt 60 Personen gewesen, die täglich zum Essen kamen, so fänden sich heute jeweils um die 45 Menschen ein. „Allerdings haben wir noch rund 20 Ein-Euro-Jobber, die aufgrund ihrer Arbeitszeiten bis 14 Uhr unser Angebot nicht mehr so in Anspruch

nehmen können wie früher. Oft fragen sie dann noch nach, ob etwas Essen übrig geblieben ist.“ Aus Scham kämen zudem junge, bedürftige Familien nicht mehr.

„Die kommen nur, solange die Kinder in den Kinder-garten gehen. Dieser Zuspruch endet schlagartig, spätestens wenn die Kinder in die dritte oder vier-te Klasse gehen.“ Dann überwiege die Angst, in der Schule gehänselt zu werden.

Dabei stehen nach Ansicht von Marianne Effe die Wolfenbütteler voller Stolz hinter dem Projekt: “Vielen ist die Suppenküche ans Herz gewachsen.“ Als vor drei Jahren die Energie- und Sachkosten deutlich gestiegen sind, wurden auch die Nutzer der Suppen-küche gebeten, freiwillig einen Obolus von 50 Cent zu entrichten. Doch manche können nur 5 Cent geben, andere versprechen, das Geld am nächsten Tag zu bringen. Immerhin: Pro Saison kommen so alles in allem etwa 600 Euro zusammen, was schon die Rei-nigungskosten deckt.

Apropos Geld, eben jenes und die vielen Freiwilli-gen machen das Projekt ökumenische Suppenküche überhaupt erst möglich. Bis zu 300 Euro werden pro Woche für die Zutaten der Suppenküche ausgege-ben. Dazu kommen Spenden einer Bäckerei und einer Schlachterei sowie Kuchen- und Tortenreste eines Wolfenbütteler Kaffeehauses. Pfarrsekretä-rin Marianne Effe kennt die Zahlen genau. Aus ihren Kassenbüchern geht zum Beispiel hervor, dass pro Winterhalbjahr von der ökumenischen Suppenküche insgesamt rund 5500 Gäste versorgt wurden, zu 2,98 Euro pro Speise. Auch der Einsatz der ehrenamtli-chen Helfer der Suppenküche erfordert einiges an organisatorischem Geschick: Bereits im September müssen für das Winterhalbjahr von den beteiligten Kirchengemeinden die Einsatzpläne der Ehrenamt-lichen zusammengestellt und spätestens im Oktober dann vorgelegt werden. So kommen insgesamt 70 Helfer zusammen.

Drei Verantwortliche wechseln sich von Novem-ber bis März im wöchentlichen Turnus ab, planen die Menüfolge und sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Das Kochen und Servieren stellen die Ehren-amtlichen in der Regel in ihren jeweiligen Gemein-deteams sicher. Wichtig ist allen Helfern, die Be-dürftigen mit Respekt und Höflichkeit zu behandeln.

“Das sind diese Menschen sonst oft gar nicht mehr

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Damit Menschen, denen es wirtschaftlich nicht so gut geht, wenigsten einmal am Tag eine warme Mahlzeit erhalten, haben evangelische und katholische Gemeinden in Wolfenbüttel eine „Ökumenische Suppenküche“ gegründet.

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Kontakt

Ökumenische Arbeitsgemeinschaft SuppenkücheMarianne EffeKatholische Kirchengemeinde St. PetrusHarztorwall 238300 WolfenbüttelTelefon 05331 - 920310Fax 05331 - 920333E-Mail: [email protected]

gewöhnt“, weiß Marianne Effe. “Unser Lohn ist ihre Dankbarkeit.“ Inzwischen geht die Hilfe der ökumenischen Suppenküche sogar über die eigentliche Speisung hinaus. Uwe Salzmann, Sozialsekretär der Propstei Wolfenbüttel und Sozialpädagoge, kümmert sich um bürokratische Belange der Bedürftigen. Er ist mit Rat und Tat zur Stelle, wenn zum Beispiel Überschuldung oder Obdachlosigkeit droht oder bereits eingetreten ist. Eins ist allen Helfern der Suppenküche klar: Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Entwick-lung wird die soziale Brisanz zunehmen - und damit die Notwendigkeit der Existenz von Suppenküchen umso größer werden.

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Die Propsteien der Landeskirche Braunschweig

Vorsfelde

Helmstedt

Köningslutter

Brauschweig

Vechelde

Salzgitter-Lebenstedt

Wolfenbüttel

Schöppenstedt

Salzgitter-Bad

GoslarSeesen

Bad Gandersheim

Bad Harzburg

Bad Harzburg

Vorsfelde

Impressum

Herausgeber Pressestelle der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig • Anschrift Dietrich-Bonhoeffer-Straße 1, 38300

Wolfenbüttel, Tel. 05331-802108, Fax 05331-802700, E-Mail: [email protected], Internet: www.landeskirche-braunschweig.de • Redaktion Michael

Strauß (verantwortlich), Michael Siano • Texte Renate Manhart, Michael Siano • Layout tjulipp agentur, 29320 Hermannsburg • Druck MHD Druck

und Service GmbH, 29320 Hermannsburg

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Mit rund 400.000 Gemeindemitglie-dern in mehr als 400 Gemeinden gehört die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig zu den kleineren der 22 Landeskirchen innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sie erstreckt sich von Bad Harzburg im Süden bis zu den Stadtteilen Wolfsburgs im Norden, von Bad Gandersheim und einem Teil des Land-kreises Peine im Westen bis Helmstedt im Osten.

Durch die Öffnung der innerdeutschen Grenzen sind die Enklaven Blankenburg im

Das Imervard-Kreuz im Braunschweiger Dom, Erkennungszeichen der Landeskirche.

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Die Kirche fürLand und LeuteZwischen Harz und Heide sorgen viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ein

lebendiges kirchliches Leben.

Ostharz und Calvörde östlich von Wolfsburg hinzugekommen. Die Landeskirche unterhält 1400 oft historisch wertvolle Gebäude wie den Braunschweiger Dom (12. Jahrhundert) oder die Wolfenbütteler Hauptkirche Beatae Ma-riae Virginis (Anfang 17. Jahrhundert).

Landesbischof ist seit 2002 Professor Dr. Friedrich Weber. In den verschiedenen Bereichen der Landeskirche arbeiten rund 4.000 beruflich beschäftigte Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter – vom Organisten bis zur Verwaltungsangestellten. Dazu kommen etwa ebenso viele Beschäftigte in den di-akonischen Einrichtungen. Damit gehören Kirche und Diakonie zu den größten Arbeit-gebern der Region.

In den 13 Propsteien engagieren sich rund 16.000 Ehrenamtliche, davon allein 11.000 Frauen. Ohne diesen freiwilligen Einsatz wäre ein lebendiges Gemeindeleben nicht möglich. Rund 300 Pfarrerinnen und Pfarrer versehen ihren Dienst in den Gemeinden und übernehmen allgemeinkirchlichen Aufga-ben (zum Beispiel Krankenhausseelsorge, Jugendarbeit, oder Ehe-, Familien und Le-bensberatung).

Jedes Jahr werden in der Landeskirche Braunschweig 20.000 Gottesdienste und 5.000 Kindergottesdienste gefeiert. Etwa 5.000 junge Menschen zwischen Harz und Heide begehen jährlich ihre Konfirmation, und die Kirchenbücher verzeichnen 4.500 Taufen. Rund 1.000 Menschen lassen sich Jahr für Jahr kirchlich trauen, und 5.500 werden kirchlich bestattet.

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Die Kirche für Land und Leute (Broschüre)Die Publikation nennt Zah-len, Daten und Fakten zur Landeskirche, informiert über Geschichte, Struktur und Finanzen und verzeich-net Anschriften. Außerdem enthält sie eine separate Straßenkarte mit den Au-ßengrenzen der Landeskir-che (20 Seiten).

KircheneintrittDas Verteilblatt bietet alle wichtigen Hintergründe zum Kircheneintritt und nennt An-sprechpartner in den beiden zentralen Kircheneintritts-stellen in Braunschweig und Goslar. Es enthält außerdem Informationen zur Kirchen-steuer und nennt 12 Gründe für die Kirche.

Eine Anstecknadel mit dem Logo der Landeskirche Braunschweig: Der runde Pin zeigt in dezenter und gleichzeitig markanter Form das Imervard-Kreuz in blauer Farbe auf silbernem Grund.

Kirche unter den MenschenDie Stellungnahme der Theologi-schen Kammer macht Vorschläge zur konkreten Gestaltung der zu-künftigen Arbeit in den Gemeinden der Landeskirche Braunschweig (54 Seiten).

VisitationDie Arbeitshilfe richtet sich an Gemeindeleitungen und bietet Materialien zur Vorbereitung einer Visitation sowie einen Ab-druck der kirchengesetzlichen Bestimmungen (36 Seiten).

ArmbanduhrDie Armbanduhr trägt das Erken-nungszeichen der Landeskirche Braunschweig in dunkelblauer Far-be auf mattsilbernem Ziffernblatt. Die Uhr verfügt über ein schwarzes Lederarmband und wurde unter Ver-wendung hochwertiger Materialien hergestellt. Sie liegt in einer reprä-sentativen schwarzen Geschenkbox mit dem Logo der Landeskirche und ist für Damen und Herren gleicher-maßen geeignet. Preis: 20 Euro.

KonfirmandenarbeitDie neuen Rahmenrichtlinien für die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden sollen Kir-chenvorständen und Pfarräm-tern helfen, ihre Verantwortung für die gemeindepädagogische Arbeit mit Heranwachsenden wahrzunehmen. Die Publikation enthält neben verbindlichen Re-gelungen auch Begründungen, Beschreibungen und Vorschläge zur Gestaltung (40 Seiten).

Die Kirche für Land und Leute (Compact Disc)Die zentrale Infobroschüre der Landeskirche Braunschweig gibt es auch auf CD: Sie enthält neben allen Texten der gedruck-ten Ausgabe auch Bilddateien der Landeskirchenkarte sowie die gesamte Broschüre als pdf-Datei zum Ausdrucken.

Kleine RechtssammlungDie Kleine Rechtssammlung für Kirchenverordnete stellt für die Arbeit im Kirchenvorstand wichtige Texte zusammen: unter anderem die Verfassung, die Kirchengemeinde-ordnung und das Kirchenmitglied-schaftsgesetz (184 Seiten).

Kirchenpolitische FrauenarbeitDie Dokumentation beschreibt zwanzig Jahre kirchenpolitischer Frauenarbeit in der Landeskirche Braunschweig. In sechzehn Bei-trägen beleuchten die Autorinnen und Autoren die Strukturen, Auf-gaben und Träger der emanzipa-torischen Arbeit seit 1988 (146 Seiten).

Für Ihre Arbeit in den Gemeinden !Bis auf die Armbanduhr (20 Euro) sind alle Publikationen kostenlos erhältlich!

Pressestelle der Landeskirche Braunschweig, Landeskirchenamt, Dietrich-Bonhoeffer-Straße 1, 38300 Wolfenbüttel, Tel. 05331-802108, Fax 05331-802700, E-Mail: [email protected], www.landeskirche-braunschweig.de.

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