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3. SEPTEMBER I923 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 2. JAHRGANG. .~r. 36 t697 wieder durch die letzte Arbeit von ELIAS und I{ORNFELD zur Diskussion stfinde, und es, wie oben erw~hnt, nicht zweck- m~l~ig schiene, die Sache doch auch yon der rein klinischen Seite anzusehen. Eine einzelne Beobachtung wie diese kann ffir sich allein gerade in Angelegenheiten therapeutischer Natur gewiB nicht als absolnt beweiskr~ftig angesehen werden. Sie hat demnach auch keineswegs den Zweck als Argument fiir eine Parteinahme zu dienen, sie genfigt als Tatsache, und als solche spricht sie allerdings ]iir die yon PORGES und ADLERSBERG angegebene Therapie mit Monoammonium- phosphat, gleichgiiltig, ob es sich dabei nun um die Beseitigung einer fraglichen AlkMose handelt oder nicht. Praktisch scheint sie yon ausgesprochen giinstigem Einfiu8 zu sein and das ist der Punkt, auf den es bei der Behandlung Tetaniekranker allein ankommt. Ohne also zu der Frage, ob das Wesen der Tetanie sine Alkalose, eine Ca-Ionenverarmung ist and ob die NH~H~PO~- Zufuhr sine in diese Verh~ltnisse bessernd eingreifende Pro- zedur darstellt, ob andererseits ,:lie Applikation saurer Phos- phate prinzipiell krampferregend wirkt, Stellung nehmen zu wo!len, darf man wohl die Frage aufwerfen, ob nicht doch dem Kation eine wesentliche Rolle bei den betreffenden Pro- zessen zukommt. Sow0hl FREUDENBERG und GYORGY als auch PORGES und AI~LERSBER~ haben ihre therapeutisehen Erfolge mit Ammoniumsalzen erzielt (erstere mit NHaC1, letztere rnit NHaH2PO~), w~ihrend ELIAS und KORNI~EI.D ihre gegen die Phosphattherapie sprechenden tZesultate mit Natriumsalzen gewonnen haben. Sie sprechen zwar in ihrer letzten Publikation yon Kontrollen mit anderen Salzen und schlieBen eine spezifische Wirkung des Na-Ions aus, da NaC1 und Na~CO4-L6sungen praktisch wirkungslos sind, doch ist damit wohl noah kein Beweis gegen eine etwaige giinstige Wirkung des NH a erbracht, welches evtl. die Sch~den des Phosphations in Verbindung mit diesem fiberkompensiert. Zusammen]assung: Fall schwerster postoperativer Tetanie mit Monate hindurch geh~iuften Anfs Tonusalterationen, hochgt-adiger Katarakt usw., welcher auf Organotherapie nur ganz vorfibergehend reagiert hatte, nun unter Behandlung mit NHaH~PO ~ (tfiglich 12 g per os) dauernd vollkommen anfailsfrei. Versch~dnden yon Chvostek und Trousseau, Abnahme der elektrischen Erregbarkeit. ~Vohlbefinden. ZUM PROBLEM DES EXTRACARDIALEN BLUTKREIS- LAUFES. Yon Prof. K. HASEBROEK, Hamburg. In dieser \Voahenschrift vom 25. Juni 1923 gibt O. MOI-LE~ eine dankenswerte Ubersicht der ErgebnisSe der Capillarmikro- skopie. Am weittragendsten ist die jetzt n~her geriickte Tats~ch- lichkeit einer aktiven Strom]6rderung dnrch die Capillaren. Die Klinik scheint so weit zu sein, dab sis sich nicht mehr einer hohen Wahrscheinlichkeit wahrer Triebkr~fte in tier ~u8ersten Peripherie des Systems verschlie8en kann. kVer meine Arbeiten fiber die Selbst~ndigkeit des extrakardialen Kreislaufes kennt, deren Begriindung und Durchsetzung ich a]s meine Lebensaufgabe betraahtet habe und noah betrachte, wird es verstehen, dab ich die neuen :Resultate der direkten Capillar- beobachtung in ihrer immer zwingender werdenden Auslegung als eine Bestgtigung auah meiner Erkenntnisse auffasse. Denn es waren keineswegs nur Spekulationen, die mich unentwegt seit 19o 3 ~)~) an meinen Ansahauungen festhalten lieBen, sondern kritische Konsequenzen, wie iah sie aus den mit dell Jahren sich hs Tatsachen 1914 in meinem Buah zusammenfassend gezogen habe3). Erg~nzend habe ich speziell i915a ) und 1919~) das Capillarsystem weitgehend berficksichtigt, und durchaus nfichtern, unter mancherlei Konzessionen ala die Gegner, Wahrscheinlich- keiten und M6gliahkeiten bei Anh~ngern und Gegnern abgewogen, um wissenschaftlich objektiv zu sein und auch Objektivit~t yon seiten der Gegne r fordern zu k6nnen. So, wie die Dings sich jetzt nach der Capillarbeobachtung zu gestalten anschicken, ist die Klinik in der Lage, auch in die Dis- kussion tiber meine grundlegenden Arguments, die bis auf ROSEN- BACH ~ zurfickgehen, eiatreten zu k6nnen: n~mlich darfiber, dab die peripheren Betriebskr~fte mit der Funktion der Organs rasp. des Organgewebes verknClpft sind Die biologische Bedeutung elner derartigen Capillarstrfmung gipfelt darin dab die Capill~ren"in hohem MaBe selbst~Lndig den BlutdnrchfluB dutch die Peripherie gegeniiber dam ZufluI3 beeinflussen, und zwar niaht nur dutch stations Erweiterungen und Verengerungen elner Pf6rtnert~tig- keit, sondern durch irgendwelche rhythmische, z. T. peristaltisch ein- grei/ende Wandungstriebkrii/te Die Notwendigkeit einer solchen Auffassung babe ieh yon Anfang an energisch vertreten auch ver- gleichend physiologisch beleuchtet~). Mit dam Tage, an welchem die IKlinik fflr den Kreislauf eine, wenn 'auch noch so geringe Quote eigener zirkulatorischer Hilfs: kr~fte in der Peripherie anerkemien muB, kann sis in ihrem eigenen Interesse niaht an den yon mir im Laufe der Zeit gesammelten klinischen Hinweisen vorfibergehen. Wenn ich vielleicht bisweilen zuviel gew0Ut haben mag es liegt das in der Natur sine s jeden Ncuerers --, so werden die Grundzfige meiner Auffassung schOn sine Prfifung bestehen, auah nach der Richtung hin, daft did O*'gane zur Zeit ihrer Funs in ihrer Mission als aktlve Str6mungskoe//i- zienten zugleich dfe hs Druakverh~ltnisse mit em- stellen~). Mag der Einflufi der Peripherie unter physiologischer Ruhe nut ein Ininimaler sein. im Zustand bestimmter vasomotorischer Er- regung tritt die Selbst~tndigkeit so offenbar zutage, dal3 wir yon ,,periphprisahen Herzen" reden dfirfen ]a noah mehr. dab der Gesamtkreislauf einem System mit sts zentraler Hailpt- pumpe und peripher gekoppelten kleinen Pumpstationen ~hnliah wird. Unter der dutch die Capillarbeobaahtung jetzt notwendigen Anerkennung einer auch zirkulatorischen Gewebearbeit nluB ferner meine bisher theoretisch antezipierte neue Entwicklungsmechanik des Herzwachstumsa) eine tragf~hige Stfitze erhalten, so dab ich auah deren wiinschenswerte Uberprfifung yon seiten der Physio- logie, Pathologic und Klinik entgegensehen kann. Es ist rnir wart- roll, daf~ der Pathologe RfSSLE sie bereits in einem Fortbildungs- vortrag fiber Hypertrophie und Atrophic eingehend berfick- sichtigt hat. Die yon mir durchgeffihrte Genese des Herzwachstums yon der ersten Herzanlage an beruht auf Einffihrung eines ncuert Faktors: des Zu[lusses zum Herzen, wie dieser sich unter Mitwirkung der peripheren Capillararbeit selbstfndig au8 dam primfiren Sto/fweshsel- betrieb heraus ~iuflern muff. Schon die allererste Herste.llung eines Kreislaufes an sich wird klar verst~ndlich durch eine Betriebs- koppelung yon Peripherie und Zentrum. Das groi3e Herz der V6gel ergibt sich in gleicher Weiss mfihelos aus dem bekannten, in hoher K6rpertemperatur zum Ausdruck kommenden lebhaften K6rper- stoffwechsel, der bier nicht umsonst die Zuflu~venen in gewaltigen Dimensionen erstehen lieB. Und in ganz ~hnlicher Meahanik muf~ sich unter einem primdr lebhaflesten Capillarbetrieb in der Peripherie zwangsl~iufig eine gewisse Kategorie der vielfach r~itselhaften idio- pathischen Herzvergrfgerungen beim Menschen entwickelnS). Wie klar sich dies verfolgen ls habe ich an einem yon mir ana- lysierten ldinisch yon BXUMLER publizierten Fall yon Arbeits- hypertrophie des Herzens gezeigt9). Aus der nunmehr durch die Capillarmikroskopie erwieseneu ~,Vahrsaheinliehkeit wahrer extrakardialer Str6mungstriebkrs kfnnen der Klinik wesentliche Vorteile erwaahsen, nicht allein hin- siahtlich theoretischen Verst~.ndnisses auf pathologisahem Gebiet, sondern auch zur Erlangung wirksamer Direktiven ffir Therapie und PrognosesteUung. Aus diesem Grunde hielt iah es fflr ineine Pflicht, auf das yon mir im vorstehenden kurz skizzierte Material_ mit Literaturangabe hinzuweisen Literatur: Eigene Arbeiten. x) Versueh einer neuen Darsteltung des Kreis- laufes. Dtsch. Arch. f. klin. Med. 77. 19o 3. -- 2) Erwiderung an ROSENBACH. Berl. klin. Wochenschr. 19o3, Nr I. -- a) ~ber den extrakardialen Kreislauf in physiologischer und pathoIogiseher Beziehung. Jena 1914 , Kap. III: Die Strfmung in den Capillaren.-- 4) 0~berextrakardiale Kreistauftriebkr~ifte und ihre Beziehung zum Adrenalin. Zugleich Beantwortung der Einw~inde H0"RTHLES gegen meine Theorie. Berl. klin. Wochen. schr. 1915, Nr. 1o. -- ~) Uber das Problem des selbstiindigen extrakardialea Blutbe. we~ng, BerI. klin. Wochenschr. 1919, Nr. 29. -- ~) ~3ber die Selbstfndigkeit -der Peripherie des Kreistaufes and ihre Beziehungen zunl zentralen System. Dtseh. Arch. f. ldin. Med. 102. 1911. -- ~} Die Blutdrucksteigerung yore ~tiologischen und thera- peutischen Standpunkt. Preisarbeit der Hufelandischen Gesellschaft ii1 Berlin. Wies- baden i9io. -- s) Die Entwicklungsmechanik des Herzwachstums, sowie yon Hyper- trophic und Dilatation des Herzens und das Problem des extrakardialen Kreislaufes. Pfliigers Arch. f. d. gas. Physiol. 168. 1917 u. ZentralbL f. Herz- u. Gef~igkrankh. 1917, H. 13 u. I4. -- g) L?ber die Arbeitshypertrophie des Herzens. Dtsch. Arch. f. klin. Mad. lal, H. i/2. i9i 9.

Zum Problem des Extracardialen Blutkreislaufes

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3. SEPTEMBER I923 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 2. J A H R G A N G . .~r. 36 t697

wieder d u r c h die l e tz te A r b e i t von ELIAS u n d I{ORNFELD zur Diskuss ion s tf inde, u n d es, wie oben e rw~hnt , n i c h t zweck- m~l~ig schiene, die Sache doch a u c h y o n de r re in k l in i schen Sei te anzusehen . E i n e e inzelne B e o b a c h t u n g wie diese k a n n ffir s ich al le in ge rade in Ange legenhe i t en t h e r a p e u t i s c h e r N a t u r gewiB n i c h t als a b s o l n t beweiskr~f t ig angesehen werden . Sie h a t d e m n a c h a u c h ke ineswegs den Zweck als A r g u m e n t fiir eine P a r t e i n a h m e zu dienen, sie genfigt als Ta t sache , u n d als solche sp r i ch t sie a l le rd ings ]iir die yon PORGES u n d ADLERSBERG angegebene T h e r a p i e m i t M o n o a m m o n i u m - p h o s p h a t , gleichgii l t ig, ob es sich dabe i n u n u m die Bese i t igung e iner f rag l ichen AlkMose h a n d e l t oder n ich t . P r a k t i s c h sche in t sie yon ausgesp rochen g i ins t igem E in f iu8 zu sein a n d das i s t der P u n k t , au f den es bei der B e h a n d l u n g T e t a n i e k r a n k e r a l l e in a n k o m m t .

O h n e also zu de r Frage , ob das Wesen de r T e t a n i e s ine Alkalose, eine C a - I o n e n v e r a r m u n g is t a n d ob die NH~H~PO~- Z u f u h r s ine in diese Verh~ l tn i s se besse rnd e ingre i fende P r o - zedur dars te l l t , ob ande r e r s e i t s ,:lie A p p l i k a t i o n saure r Phos - p h a t e pr inz ip ie l l k r a m p f e r r e g e n d wi rk t , S t e l l u n g n e h m e n zu wo!len, da r f m a n wohl die F rage aufwerfen , ob n i c h t doch d e m K a t i o n eine wesen t l i che Rol le bei den b e t r e f f e n d e n Pro - zessen z u k o m m t . Sow0hl FREUDENBERG u n d G Y O R G Y a l s

a u c h PORGES u n d AI~LERSBER~ h a b e n ihre t h e r a p e u t i s e h e n Erfo lge m i t A m m o n i u m s a l z e n erz ie l t (ers tere m i t NHaC1, l e t z t e re r n i t NHaH2PO~), w~ihrend ELIAS u n d KORNI~EI.D ihre gegen die P h o s p h a t t h e r a p i e s p r e c h e n d e n tZesul ta te m i t N a t r i u m s a l z e n gewonnen h a b e n . Sie sp rechen zwar in i h r e r

�9 l e t z t e n P u b l i k a t i o n yon K o n t r o l l e n m i t a n d e r e n Salzen u n d schl ieBen eine spezif ische W i r k u n g des N a - I o n s aus, d a NaC1 u n d Na~CO4-L6sungen p r a k t i s c h wi rkungs los sind, doch i s t d a m i t woh l n o a h ke in Beweis gegen eine e twaige gi inst ige W i r k u n g des N H a e r b r a c h t , welches evt l . die Sch~den des P h o s p h a t i o n s in V e r b i n d u n g m i t d iesem f ibe rkompens ie r t .

Zusammen]assung: Fa l l s chwers t e r p o s t o p e r a t i v e r T e t a n i e m i t M o n a t e h i n d u r c h geh~iuften Anfs T o n u s a l t e r a t i o n e n , hochgt-adiger K a t a r a k t usw., welcher au f O r g a n o t h e r a p i e n u r ganz vo r f i be rgehend r e a g i e r t h a t t e , n u n u n t e r B e h a n d l u n g m i t NHaH~PO ~ (tfiglich 12 g per os) d a u e r n d v o l l k o m m e n anfai lsfrei . V e r s c h ~ d n d e n yon Chvos t ek u n d Trousseau , A b n a h m e der e l ek t r i schen E r r e g b a r k e i t . ~Vohlbefinden.

ZUM PROBLEM D E S EXTRACARDIALEN BLUTKREIS- LAUFES.

Yon

Prof . K. HASEBROEK, H a m b u r g .

In dieser \Voahenschrift vom 25. Juni 1923 gibt O. MOI-LE~ eine dankenswerte Ubersicht der ErgebnisSe der Capillarmikro- skopie. Am weit tragendsten ist die jetzt n~her geriickte Tats~ch- lichkeit einer aktiven Strom]6rderung dnrch die Capillaren. Die Klinik scheint so weit zu sein, dab sis sich nicht mehr einer hohen Wahrscheinlichkeit wahrer Triebkr~fte in t ier ~u8ersten Peripherie des Systems verschlie8en kann.

kVer meine Arbeiten fiber die Selbst~ndigkeit des extrakardialen Kreislaufes kennt, deren Begriindung und Durchsetzung ich a]s meine Lebensaufgabe bet raahte t habe und noah betrachte, wird es verstehen, dab ich die neuen :Resultate der direkten Capillar- beobachtung in ihrer immer zwingender werdenden Auslegung als eine Bestgtigung auah meiner Erkenntnisse auffasse. Denn es waren keineswegs nur Spekulationen, die mich unentwegt seit 19o 3 ~)~) an meinen Ansahauungen festhalten lieBen, sondern kritische Konsequenzen, wie iah sie aus den mit dell Jahren sich hs Tatsachen 1914 in meinem Buah zusammenfassend gezogen habe3). Erg~nzend habe ich speziell i915a ) und 1919 ~) das Capillarsystem weitgehend berficksichtigt, und durchaus nfichtern, unter mancherlei Konzessionen ala die Gegner, Wahrscheinlich- keiten und M6gliahkeiten bei Anh~ngern und Gegnern abgewogen, um wissenschaftlich objekt iv zu sein und auch Objektivi t~t yon seiten der Gegne r fordern zu k6nnen.

So, wie die Dings sich jetzt nach der Capillarbeobachtung zu gestalten anschicken, ist die Klinik in der Lage, auch in die Dis- kussion tiber meine grundlegenden Arguments, die bis auf ROSEN-

BACH ~ zurfickgehen, eiatreten zu k6nnen: n~mlich darfiber, dab die peripheren Betriebskr~fte mit der Funktion der Organs rasp. des Organgewebes verknClpft sind Die biologische Bedeutung elner derart igen Capil larstrfmung gipfelt da r in dab die Capill~ren"in hohem MaBe selbst~Lndig den BlutdnrchfluB dutch die Peripherie gegeniiber dam ZufluI3 beeinflussen, und zwar niaht nur dutch stations Erweiterungen und Verengerungen elner Pf6rtnert~tig- keit, sondern durch irgendwelche rhythmische, z. T. peristaltisch ein- grei/ende Wandungstriebkrii/te Die Notwendigkeit einer solchen Auffassung babe ieh yon Anfang an energisch ve r t r e t en auch ver- gleichend physiologisch beleuchtet~).

Mit d a m Tage, an welchem die IKlinik fflr den Kreislauf eine, wenn 'auch noch so geringe Quote eigener zirkulatorischer Hilfs: kr~fte in der Peripherie anerkemien muB, kann sis in ihrem eigenen In teresse niaht an den yon mir i m Laufe der Zeit gesammelten klinischen Hinweisen vorfibergehen. Wenn ich vielleicht bisweilen zuviel gew0Ut haben mag es liegt das in der Natur sine s jeden Ncuerers - - , so werden die Grundzfige meiner Auffassung schOn sine Prfifung bestehen, auah nach der Richtung hin, daft did O*'gane zur Zeit ihrer Funs in ihrer Mission als aktlve Str6mungskoe//i- zienten zugleich dfe hs Druakverh~ltnisse mit em- stellen~).

Mag der Einflufi der Peripherie unter physiologischer Ruhe nu t ein Ininimaler sein. im Zustand best immter vasomotorischer Er- regung t r i t t die Selbst~tndigkeit so offenbar zutage, dal3 wir yon ,,periphprisahen Herzen" reden dfirfen ]a noah mehr. dab der Gesamtkreislauf einem System mit sts zentraler Hailpt- pumpe und peripher gekoppelten kleinen Pumpsta t ionen ~hnliah wird.

Unter der dutch die Capillarbeobaahtung jetzt notwendigen Anerkennung einer auch zirkulatorischen Gewebearbeit nluB ferner meine bisher theoretisch antezipierte neue Entwicklungsmechanik des Herzwachstumsa) eine tragf~hige Stfitze erhalten, so dab ich auah deren wiinschenswerte Uberprfifung yon seiten der Physio- logie, Pathologic und Klinik entgegensehen kann. Es ist rnir wart- roll, daf~ der Pathologe RfSSLE sie bereits in einem Fortbi ldungs- vortrag fiber Hypertrophie und Atrophic eingehend berfick- sichtigt hat.

Die yon mir durchgeffihrte Genese des Herzwachstums yon der ersten Herzanlage an beruht auf Einffihrung eines ncuert Faktors : des Zu[lusses zum Herzen, wie dieser sich unter Mitwirkung der peripheren Capillararbeit selbstfndig au8 dam primfiren Sto/fweshsel- betrieb heraus ~iuflern muff. Schon die allererste Herste.llung eines Kreislaufes an sich wird klar verst~ndlich durch eine Betriebs- koppelung yon Peripherie und Zentrum. Das groi3e Herz der V6gel ergibt sich in gleicher Weiss mfihelos aus dem bekannten, in hoher K6rpertemperatur zum Ausdruck kommenden lebhaften K6rper- stoffwechsel, der bier nicht umsonst die Zuflu~venen in gewaltigen Dimensionen erstehen lieB. Und in ganz ~hnlicher Meahanik muf~ sich unter einem primdr lebhaflesten Capillarbetrieb in der Peripherie zwangsl~iufig eine gewisse Kategorie d e r vielfach r~itselhaften idio- pathischen Herzvergrfgerungen beim Menschen entwickelnS). Wie klar sich dies verfolgen ls habe ich an einem yon mir ana- lysierten ldinisch yon BXUMLER publizierten Fall yon Arbeits- hypertrophie des Herzens gezeigt9).

Aus der nunmehr durch die Capillarmikroskopie erwieseneu ~,Vahrsaheinliehkeit w a h r e r extrakardialer Str6mungstriebkrs k fnnen der Klinik wesentliche Vorteile erwaahsen, nicht allein h in- siahtlich theoretischen Verst~.ndnisses auf pathologisahem Gebiet, sondern auch zur Erlangung wirksamer Direktiven ffir Therapie und PrognosesteUung. Aus diesem Grunde hielt iah es fflr ineine Pflicht, auf das yon mir im vorstehenden kurz skizzierte Material_ mit Li teraturangabe hinzuweisen

L i t e r a t u r : Eigene Arbeiten. x) Versueh einer neuen Darsteltung des Kreis- laufes. Dtsch. Arch. f. klin. Med. 77. 19o 3. - - 2) Erwiderung an ROSENBACH. Berl. klin. Wochenschr. 19o3, Nr I. - - a) ~ber den extrakardialen Kreislauf in physiologischer und pathoIogiseher Beziehung. Jena 1914 , Kap. I I I : Die Strfmung in den Capillaren.-- 4) 0~berextrakardiale Kreistauftriebkr~ifte und ihre Beziehung zum Adrenalin. Zugleich Beantwortung der Einw~inde H0"RTHLES gegen meine Theorie. Berl. klin. Wochen. schr. 1915, Nr. 1o. - - ~) Uber das Problem des selbstiindigen extrakardialea Blutbe. we~ng, BerI. klin. Wochenschr. 1919, Nr. 29. - - ~) ~3ber die Selbstfndigkeit -der Peripherie des Kreistaufes and ihre Beziehungen zunl zentralen System. Dtseh. Arch. f. ldin. Med. 102. 1911. - - ~} Die Blutdrucksteigerung yore ~tiologischen und thera- peutischen Standpunkt. Preisarbeit der Hufelandischen Gesellschaft ii1 Berlin. Wies- baden i9io . - - s) Die Entwicklungsmechanik des Herzwachstums, sowie yon Hyper- trophic und Dilatation des Herzens und das Problem des extrakardialen Kreislaufes. Pfliigers Arch. f. d. gas. Physiol. 168. 1917 u. ZentralbL f. Herz- u. Gef~igkrankh. 1917, H. 13 u. I4. - - g) L?ber die Arbeitshypertrophie des Herzens. Dtsch. Arch. f. klin. Mad. l a l , H. i/2. i 9 i 9.