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40 H. Fischer: Zur Biologie und Bek~mpfung des Pilaumenwicklers in Norddeutschland Bauch nach oben in den Aquarien, Die Atmungst/itigkeit schien ungest6rt. Die Hal- tung war nicht gekriimmt. Eg ergab sich das Bild einer schweren Nervensch~digung, die sich zuerst in einer St6rung des statischen Sinnes bemerkbar machte. Nach 48 Stunden war abgesehen yon 2 Prfiparaten in jedem Versuch zu mindestens 1 Fisch deutlich gesch~digt; nach 72 Stunden schienen nur noch bei einem Mittel beide Fische gesund. 96 Stunden nach Versuchs- beg'inn gab es die ersten Totem Das Ster- ben zog sich somit recht lange hin, was den bei Insekten gemachten Erfahrungen ent- spricht. Nur noch bei den Pr~iparaten 3 und 4 machte je ein Fisch einen gesunden Ein- druck. In den Kontrollen waren alle Fische taunter. Nach 96Stunden kamen die noch lebenden Fische in gew6hnliches Wasser zuriick. Trotz- dem gingen im Verlauf der n~ichsten 3 Tage auBer den Kontrolltieren alle Fische ein. Aus den Resultaten der Versuchsserie II kann man, besonders im Hinbtick auf die niedrigen, zur Artwendung gebrachten Kori- zentrationen schlieBen, dab Gesarol ur~d' an- dere DDT-Priiparate starke Fischgifte dar- stellen. Die Art der Sch~idigung weist dabei eindeutig auch hier auf eine Wirksamkeit als Nervengift hin. Inwieweit ira Freiland durda Verunrein~- gung yon Fischw~issern mit Spritzbriihen yon Gesarol und ~ihnlichen Mitteln die Ge- fahr eines Fischsterbens besteht, kann nach den Laborversuchen nicht entschieden werden. Aus dem Pflanzenschutzamt Schleswig-Holstein Znr Biologie und Bekiimpfnng des Pflaumenwicklers Laspellresia funel,rana Tr3 in Norddeutschland Von Hermann Fischer, Pinneberg Wenn Bovey (1) in der deutschen Fassung seiner grundlegenden Arbeiten zur Biologie und Bek~impfung des Pflaumertwicklers be- tont, dal3 dieser Falter ein geffihrlicher Sch~id- ling in vielen europ~iischen L~indern, in denen Pflaumen und Zwetschen angepflanzt werden, ist, so gilt dies fiir Norddeutschland erst seit einer Reihe yon Jahren. Besonders in dem hier in Rede stehenden schleswig- holsteinischen Obstanbaugebiet der Nieder- elbe spielt der Sch~idting erst seit etwa 1937/38 eine Rolle. Von diesem Zeitpunkt ab hat er sich allerdings in geradezu erstaun- licher Weise vermehrt, so dab in den letzten 3 Jahren Verluste bis zu 95 % dutch den Pflaumenwickler in den Obstplantagen keine Seltenheit waren. Als in den Jahren 1938/39 der Wickler sich in vereinzelten Obsth6fen unangenehm be- merkbar machte, wurde yon uns zunfichst ein sorgf/iltiges Ein'sammeln der wurmstichigen Friichte empfohlen. Diese natiirlich nur als vorbeugend zu betrachtende Mal3nahme hatte immerhin den Erfolg, dab ein allein stehender Pflaumenhof, der 1938 unter un- serer Aufsicht und in den Folgejahren be- sonders sorgf~iltig in dieser Weise bearbeitet wurde, im Jahrr 1939 und nach den Berich- ten des Obstbauern auch in den n~ichsten Jahren verhiiltnism~iBig befallsfrei blieb. Immerhin zeigte sich aber schon damals, dab diese "MaBnahme nicht zu einem radikalen Erfolg fiihren konnte, da sich herausstellte, dab vide befallene Friichte schon vor dem Abfallen yon den Raupen verlassen werden. Diese werden natiirlich bei dem Sammeln dann nicht mit erfaBt. Als wir nach dem Kriege im Jahre 1945 unsere Beobachtungen fortsetzen konnten, ergab sich, dab der Pflaumenwickler sich in dem genannten Obst- baugebiet aut3erordentlich stark vermehrt hatte und -- neben der Pflaumens/igewespe -- zu einem Problem des Pflaumenanbaues iiberhaupt geworden war. Inzwischen waren die schon erwfihnten Arbeiten von Bovey und die yon Gante (2) erschienen. Auf Grund dieser Ver6ffentlichungen wurden in den Jahren 1945--1947 die hiesigen Verh~lt- uisse genauer untersucht. Es stellte sich dabei heraus, dab die Biologie des Sch~dlings nicht erheblich yon der in der Schweiz und im Rheinland festgestellten abweicht. Auch bei uns ist regelm/il3ig mit 2 Generationen zu rechnen. Die in den Jahren 1946 und 1947 {estgesteUten Daten sind folgende:

Zur Biologie und Bekämpfung des Pflaumenvicklers (Laspeyresia funebrana Tr.) in Norddeutschland

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Page 1: Zur Biologie und Bekämpfung des Pflaumenvicklers (Laspeyresia funebrana Tr.) in Norddeutschland

40 H. Fischer: Zur Biologie und Bek~mpfung des Pilaumenwicklers in Norddeutschland

Bauch nach oben in den Aquarien, Die Atmungst/itigkeit schien ungest6rt. Die Hal- tung war nicht gekriimmt. Eg ergab sich da s Bild einer schweren Nervensch~digung, die sich zuerst in einer St6rung des statischen Sinnes bemerkbar machte.

Nach 48 Stunden war abgesehen yon 2 Prfiparaten in jedem Versuch zu mindestens 1 Fisch deutlich gesch~digt; nach 72 Stunden schienen nur noch bei einem Mittel beide Fische gesund. 96 Stunden nach Versuchs- beg'inn gab es die ersten Totem Das Ster- ben zog sich somit recht lange hin, was den bei Insekten gemachten Erfahrungen ent- spricht. Nur noch bei den Pr~iparaten 3 und 4 machte je ein Fisch einen gesunden Ein- druck. In den Kontrollen waren alle Fische taunter.

Nach 96Stunden kamen die noch lebenden Fische in gew6hnliches Wasser zuriick. Trotz- dem gingen im Verlauf der n~ichsten 3 Tage auBer den Kontrolltieren alle Fische ein.

Aus den Resultaten der Versuchsserie II kann man, besonders im Hinbtick auf die niedrigen, zur Artwendung gebrachten Kori- zentrationen schlieBen, dab Gesarol ur~d' an- dere DDT-Priiparate starke Fischgifte dar- stellen. Die Art der Sch~idigung weist dabei eindeutig auch hier auf eine Wirksamkeit als Nervengift hin.

Inwieweit ira Freiland durda Verunrein~- gung yon Fischw~issern mit Spritzbriihen yon Gesarol und ~ihnlichen Mitteln die Ge- fahr eines Fischsterbens besteht, kann nach den Laborversuchen nicht entschieden werden.

Aus dem Pflanzenschutzamt Schleswig-Holstein

Znr Biologie und Bekiimpfnng des Pflaumenwicklers Laspellresia funel, rana Tr3 in Norddeutschland

Von H e r m a n n F i s c h e r , Pinneberg

Wenn Bovey (1) in der deutschen Fassung seiner grundlegenden Arbeiten zur Biologie und Bek~impfung des Pflaumertwicklers be- tont, dal3 dieser Falter ein geffihrlicher Sch~id- ling in vielen europ~iischen L~indern, i n denen Pflaumen und Zwetschen angepflanzt werden, ist, so gilt dies fiir Norddeutschland erst seit einer Reihe yon Jahren. Besonders in dem hier in Rede stehenden schleswig- holsteinischen Obstanbaugebiet der Nieder- elbe spielt der Sch~idting erst seit etwa 1937/38 eine Rolle. Von diesem Zeitpunkt ab hat er sich allerdings in geradezu erstaun- licher Weise vermehrt, so dab in den letzten

3 Jahren Verluste bis zu 95 % dutch den Pflaumenwickler in den Obstplantagen keine Seltenheit waren.

Als in den Jahren 1938/39 der Wickler sich in vereinzelten Obsth6fen unangenehm be- merkbar machte, wurde yon uns zunfichst ein sorgf/iltiges Ein'sammeln der wurmstichigen Friichte empfohlen. Diese natiirlich nur als vorbeugend zu betrachtende Mal3nahme hatte immerhin den Erfolg, dab ein allein stehender Pflaumenhof, der 1938 unter un- serer Aufsicht und in den Folgejahren be- sonders sorgf~iltig in dieser Weise bearbeitet wurde, im Jahrr 1939 und nach den Berich-

t e n des Obstbauern auch in den n~ichsten Jahren verhiiltnism~iBig befallsfrei blieb. Immerhin zeigte sich aber schon damals, dab diese "MaBnahme nicht zu einem radikalen Erfolg fiihren konnte, da sich herausstellte, dab vide befallene Friichte schon vor dem Abfallen yon den Raupen verlassen werden. Diese werden natiirlich bei dem Sammeln dann nicht mit erfaBt. Als wir nach dem Kriege im Jahre 1945 unsere Beobachtungen fortsetzen konnten, ergab sich, dab der Pflaumenwickler sich in dem genannten Obst- baugebiet aut3erordentlich stark vermehrt hatte und -- neben der Pflaumens/igewespe -- zu einem Problem des Pflaumenanbaues iiberhaupt geworden war. Inzwischen waren die schon erwfihnten Arbeiten von Bovey und die yon Gante (2) erschienen. Auf Grund dieser Ver6ffentlichungen wurden in den Jahren 1945--1947 die hiesigen Verh~lt- uisse genauer untersucht. Es stellte sich dabei heraus, dab die Biologie des Sch~dlings nicht erheblich yon der in der Schweiz und im Rheinland festgestellten abweicht. Auch bei uns ist regelm/il3ig mit 2 Generationen zu rechnen. Die in den Jahren 1946 und 1947 {estgesteUten Daten sind folgende:

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Flugzeit 1. Generation . . . . . . . . . . . Beginn der Eiablage 1. Generation . . . . . . Flugzeit 2. Generation . . . . . . . . . . . Eiablage 2. Generation . . . . . . . . . . . Kokonbildung der Raupen der 2. Gen., vorwiegend Hauptbli~tezeit der Pflaumen . . . . . . . . Vollreife der ,,Liitzelsachser Friihzwetsche"

1946 1947

15. Mai bis Mitre Juni 22. Mai

25. Juli his 1z August I]. bis 17. August

8. bis 12. September 25. bis 80. April

1. August

28. Mai bis /Vkitte Juli 8. Juni

17. Juli bis 10. August 23. Juli bis 7. August

20. bis 24. August 18. bis 16. Mai

28. Juli

Zwischen Zimmer- und Frei |andzuchten sowie zwischen den Beobachtungen in den Pflaumenh6fen bestanden keine wesentlichen Unterschiede. Die Flugzeiten der 1. und 2. Genera t ion i iberschni t ten sich in dem auBergew6hnlich warmen und trockenen Sommer 1947. Deshalb war in d iesem Jahr im Gegensatz zu 1945 und 1946 auch im Juli eine gr6Bere Zahl yon ,,madigen" Friichten festzustellen.

Im einzelnen sind fotgende Beobachtungen bemerkenswert. Innerhalb einer Plantage flndet die Eiablage an allen Sorten gleich- m~iBig start. Wie aus der obigen Tabelle

weder die kleinen Eier nocbi die winzigen R~iupchen auf. Bei den sp~iten Sorten, wie z. B. der , ,Hauszwetsche", tritt der Befall in- sofern nicht so stark in Erscheinung, als die befallenen Friichte m e i s t e n s - s c h o n vor der Reifezeit abfallen. Dadurch flndet man den Sch~idling beim Pfliicken dieser sp~iten Sof- ten kaum noch, auf jeden Fall st6rt er nicht den Verbraucher. In fruchtbaren Jahren macht sich dann der Ausfall nicht so sehr be- merkbar. Die haupts~chlich in Frage kom- menden Sorten, die . unter dem Pflaumen- wickler zu leiden haben, sind nach den An- gaben der Obstan, bauer folgende:

Lfd. Durchschnitdiche Nr. S o r t e Reifezeit

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10

Mirabelle . . . . . . . . . . Oullins Reineclaude . . . . . . Btihlers Friihzwetsche . . . . . . Washington . . . . . . . . . Saure Altliinder Friihzwetsche. Althans Reineclaude . GroBe Griine Reineclaude . . . . Diamant . . . . . . . . . . . Italienische Zwetsche . . . . . . Hauszwetsche . . . . . . . . . .

Ende August

Ende August bis Anfang September

Anfang September Anfang bis Mitre September

Ende September

Befallsstarke 1946 1947

X X

X XX

X XXX

NX XXX

XX XXN

XX NXN

XX XNX

XXN XXX

XXX XXX

X X

ersichtlich ist, fallt die Eiablage der 2. Gene- ration etwa mit der Reifezeit der Sorte ,,Liitzelsachser Frtihzwetsche" zusammen. Auch diese pfl/ickreife Sorte wurde ebenso wie die sp~iter reifenden gleichm~il]ig mit Eiern belegt. Man land im allgemeinen ein bis drei Eier an den Friichten. Doch konnte sich deren Zahl bis 7 steigern. Wirtschaftlid~ macht sich der Befall haupts~ichlich nur an den mittelsp~iten Soften bemerkbar. Bei den friihen Sorten wie z. B. ,,Liitzelsachser Friih- zwetsche", ,,Zimmers Friihzwetsche" u. a. fallen dem Anbauer sowie dem Verbraucher

\Vie aus eigenen Beobachtungen in den letzten Jahren sowie aus Berichten der Obst- bauern hervorgeht, scheint die Fluglust der Falter nicht allzu groB zu sein. Falls eine Pflaumenplantage yon a n d e r e n - P f l a u m e n - anlagen des Obstbaugebietes etwas isoliert liegt, halt sie sich gew6hnlich ziemlich lange befallsfrei. Man kann in den einzetnen D6rfern die Ausbrei tung yon Plantage zu Plantage im Laufe der Jahre verfolgen.

Die Bek/impfung des Pflaumenwicklers schien nach den Arbei ten Boveys keine Schwierigkeit mehr zu bieten. Bei den yon

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uns durchgefiihrten Versuchen wurden ins- besondere die Jungraupen der 2. Generation beriicksichtigt. Nur in Attsnahmef~illen wurde bereits kurz nach der Eiablage der 1. Generation gespritzt. Es zeigte sich aber iibereinstimmend mit Bovey, dab eine Sprit- zung der 2. Generation geniigend Erfolg kat. Die Spritzungen wurden durchgefiihrt mit Nikotin-Seifenbriihe (1,5 % Nikotingehah), Nikopren (0,12 %), Spritz-Gesarol (2 %), Bladan (0,1%), ,,E 605 f" (0,01, 0,02 %). Die Ergebnisse einer derartigen Spritzung sind aus nachstehender Tabelle ersichtlich. Es wurden bei dem vorliegenden Spritzversuch je zehn 17j/ihrige B/iume der Sorte ,,Diamant" mit der Motorspritze gespritzt und sp~iter die Friichte je eines ann~ihernd gleichgrot3en Astes an jedem Baum ausgez~ihlt.

dann noch ab, wenn das Schliipfen erst etwa 10 Tage nach der Spritzung erfolgt war.

Wie auch das obige Versuchsergebnis zeigt, wird in der Praxis die Bek~mpfung dadurch sehr erschwert, dab die B/iume zur Zeit der Spritzung roll belaubt sind und es infolge- dessen sehr schwierig ist, die einzelnen Frtichte vollkommen mit dem Spritzmittel zu benetzen. Voraussetzung fiir eine erfolg- reiche Arbeit ist also, dab die Spritzarbeiten aul3erordentlich sorgf/iltig durchgefiihrt Wer- den. Auch dann wird immer noch ein ge- wisser Prozentsatz der Friichte befallen bleiben, da es aus den oben erw~hnten Grfinden unm6glich ist, alle Jungraupen ab- zut6ten. Immerhin zeigen aber die prak- tischen Ergebnisse, dab durch Spritzungen mit ,,E 605 f" der Schaden in wirtschaftlich

Versuch ,,Altendeich":

I !t Gesamtzahl davon % der wurm- /vl i t t e 1 Spritzzeit i der Friichte wurmstichig stich. Frtich/e

Unbehandel . . . . . . . . . i/ Nikotin-Seifenbriihe . . . . . . Nikopren . . . . . . . . . . . Spritz-Gesarol ~ " Bladan . . . . . . . . . . . E 605 f 0,01 ~ . . . . . . . . . E'605 f 0,02 ~ . . . . . . . . .

25.7.47 und

4.8.47

581 624 571 502 637 597 530

470 162 234 160 153 83 37

81 26 41 32 24 14 7

Im Gegensatz zu den Ergebnissen Boveys konnten mit Nikotin keine voll befriedigen- den Ergebnisse erzielt werden. Insbesondere waren die Ergebnisse der Nikotinspritzung bei der kiihlen Witterung des Jahres 1946 in keiner Weise ausreichend. 1 9 4 7 wurden etwas bessere Resultate erzielt. Auch die Spritzungen mit Gesarol erschienen nicht ausreichend. Vollauf befriedigten die Sprit- zungen mit dem uns fiir Versuchszwecke zur Verfiigung gestellten Mittel ,,E 605 f" der Firma Bayer, Leverkusen, insbesondere in der Konzentration yon 0,02%. Bei Ver- suchsspritzungen im Laboratorium gentigte auch schon eine Konzentration yon 0,01% zur Abt6tung der jungen R~iupchen kurz nach dem Verlassen der Eier. Das Mittel wirkt nicht ovizid. Im Freiland erwies sich die h6here Konzentration als zweckm~il~iger, wohl die Folge einer erh6hten Hafff~ihigkeit. Durch die lange Wirkungsdauer des Mittels ,,E 605 f", welche die der anderen Pr~iparate bei weitem iibertrifft, starben in Laborato- riumsversuchen die jungen R/iupchen auch

befriedigenden Grenzen gehalten werden kann.

Selbst bei einem Mittel mit derartig langer Wirkungsdauer wie ,,E 605f" kommt der Wahl des. Spritztermins eine sehr grot3e Be- deutung zu. Wie aus den Beobachtungen der Jahre 1945 bis-1947 hervorgeht, f~illt die Haupteiablagezeit der 2. Generation etwa mit der Reifezeit der Sorte ,,Liitzelsachser Friihzwetsche" zusammen. 8--10 Tage vor �9 der Vollreife dieser Sorte miissen die Pilau- men- und Zwetschenb~iume auf das Vor- handensein der kleinen, weit3en, uhrglas- f6rmigen Eier an den Friichten regelm~iBig kontrolliert werden. Steht ,,E 605 f" zur Ver- fiigung, so kann sofort nach dem Auftreten der ersten Eier mit den Spritzungen begon- nen werden. Nach etwa 10 Tagen, also zur Reifezeit d e r ,,Zimmers Friihzwetsche", er- folgt zweckm~it3ig eine 2. Bespritzung. Bei der Verwendung yon Nikotirr oder Gesarol empfiehlt es sich, mit den Spritzungen noch einige Tage zu warren, bis eine gr6Bere Zahl yon Eiern festgestellt werden kann. Zweck-

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W. Speyer : Gedanken zur Ph~nologie 43

m~Big wafter man so lange, bis die meisten Eier schliipfreif sind, d. h., bis man mit bloBem Auge eine Schwarzf/irbung der Eier, die yon der sich entwickelnden durchschei- nenden Jungraupe herriihrt, beobachten kann. Bei diesen Mitteln muff nati~dich dann nach etwa 10 Tagen eine 2. Bespritzung erfolgen.

Schri~enverzeichn~s:

1. B o v e y , Paul. Zur Biologie und Bek~imp- fung des Pflaumenwicklers Laspeyresia (Grapho- litha) funebrana Tr. Anzeiger fiJr Sch~idlings- kunde XV, 1939 S. 1. (Dort auch weitere Lite- rattlr,)

2. Gan t e, Th. Zur Biologie des Pflaumenwick- lers. Anzeiger fiir Sch~dlingskunde XIII, 1937 S. 65.

Gedanhen zur Philnologie Von W. S p e y e r

Biolog. Zeatratanstalt, Instittd gir GemRse- und Olfrucktsch~idlinge, Kiel Kitzeberg

Dr. Hagemann und seine lviitarbeiter in Liibeck bereiten die Herausgabe eines bio- klimatischen Atlasses yon Schleswig-Holstein ~r dessen Unterlagen aus alien einsctd~igi- gen Wissenschaftszweigen stammen. Als be- sonders wichtig betrachtet Dr. Hagemann die zusammengetragenen ph~nologischen Daten. Mit Recht; denn im Entwicklungs- verlauf der Pflanzen spiegelt sich die kombi- nierte Wirkung yon Temperatur, Feuchtig- keit und Boden. Das phanologische Ver- halten der Tiere ist im allgerneinen schwieri- ger exakt zu erfassen als das der Pflanzen und kann daher nut aushilfsweise verwertet werden, Der geplante Atlas kann als Grund- lage fiir zahlreiche andersartige Unter- suchungen auch vom-Phytopathologen mit Spannung erwartet werden.

Nun haften abet den iiblichen ph~nologi- schen Beobachtungen einige recht schwere M~ngel an, so dat~ man die bisher ver6ffent- lichten Zusammenstellungen vielfach nur mit grot3er Skepsis betrachten kann.

Dr. Hagemann ist der Ansicht, daB, wenn er etwa eine Karte des Vegetationsbeginnes nach dem Aufbliihen yon Tussilago farfara zeichneL das Ergebnis einwandfrei sein m u t3. Das scheint uns ein zu optimistisct~er Schlut3 zu sein,-denn

1. sind die einzelnen ph~inologischen Be- ohachter nicht gleich zuverl~ssig,

2. kommt es natiirlich sehr darauf an, ob die beobach~cete Pflanze e~wa an der Siidseite eines Deiches oder an dessen Nordseite oder am Rande eines Wiesen- weges steht, und

3. handelt es sich bei Tussilago far[ara (ebenso wie bei allen anderen Wild- pflanzen, Forstb~iumen usw.) nicht um ein Lebewesen yon bio!ogisch einheit-

lichem Verhalten, sondern um eine Population yon in ihrem Reaktions.- verhalten (oft sogar auch nach jhrer Nlorphologie, - - vgl. die zahllosen ver- schiedenen Fichten eines WaldesI) sehr verschiedenartigen Varianten.

Nlehr oder weniger einheitliche Formen haben wir nur bei den y o n der Ph~inologie ebenfalls erfa~ten Kulturpflanzen vor uns (Getreide, Olfriichte, ObsO, sofern besondere Soften fiir den Beobachter vorgeschrieben werden. Und das sollte stets geschehen. Dementsprechend w~ire es wiinschenswert, dab auch yon einigen wenigen, ph~inologisch wichtigen Wildpflanzen Samen je einer reinen Linie an s~imtliche Beobachter abge- geben wiirden (bzw. vegetativ vermehrte Stecklinge), und dab - - wenn es notwendig erscheint, die wechselnden Bodenverh~iltnisse auszuschalten -- vorgeschrieben wiirde, die Aussaat in Blument6pfen bestimmter Gr6t~e mit Erde bestimmter Zusammensetzung vor- zunehmen. Die T6pfe miissen yon jedem Be- obachter an ganz bestimmten, unter sich gut vergleichbaren Ortlichkeiten in den Erdboden versenkt werden. Hierfiir w/iren daher - - ebenso fiir Freilandaussaaten oder fi~r das Auspflanzen yon Stecklingen - - die n~chste Na&tbarschaft meteorologischer Beobadv tung~tationen oder solche Ortlichkeiten be- sonders gut geeignet, die den Vorschriften zur Aufstellung yon Wetterhiitten ent- sprechen. Es kommt zun~ichst auf die sichere ph~inologische Gliederung ganzer Lander oder Landstriche an. Die Erg~inzung klein- klimatischer Untersuchungen durch ent- sprechende ph/inologische Feststellungen ist eine besondere Aufgabe. Der yon Dr. Hage- mann bevorzugte Friihbliiher Tussilago far- [ara ist ein ausgesprochener Tiefwurzler und