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Arch. exper. P~th. u. Pharmakol., Bd. 221, S. 286--298 (1954). Aus dem Pharmakologischen Institut der Akademie fiir Medizinische Forsehung und Fortbildung der Justus Liebig-Hochschule Giel~en (Direktor: Professor Dr. F. HILDEBRANDT). Zur Frage der Gef~il~dilatation naeh Adrenalin. Von J. DOI~NEI~. Mit 4 Textabbfldungen. (Eingegangen am 5. Oktober 1953.) W~hrend allgemein anerkannt wird, da$ Adrenalin und nach neueren Ergebnissen auch A~terenol neben Gef~$konstliktion in bestimmten Ge- faBgebieten, besonders in Skeletmuskel- und Coronargef~$en aueh aus- gesprochene Dilatation bewhken kLnnen (Litelatur siehe D6R~R 1, 2), gehen die Meinungen hinsichtlich der Ursache der dilatatorischen Ad- renalinwh'kung sehr auseinander (DORNE~a 1). Ohne auf die einzelnen diesbeziiglichen Theorien, die an erw~hnter Stelle kurz wiedergegeben sind, hier eingehen zu wollen, lassen sieh zwei prinzipiell verschiedene Richtungen unterscheiden. Auf der einen Seite wird in der GefaBdilatation die Folge einer direkten Adrenalinwirkung auf die Gef~l]muskulatur gesehen, da sie aueh bei lokaler intraarteriellerInjektion (CLARX ; DALE und I~ICHARDS [1927] ; GROSS ; HART- MA~N, KILBORNund FRASER; KLEINSORG und StriPIER; MEIER und GROSS) oder bei intravenLser Injektion nach Denervierung der Extremitat auftreten kann (ALLEN; BOLBRING und BURN; BUR~ und HUTCnEON; DALE und I:~ICHARDS; McDowALL; DUFF und SWA~; GRUBER[ 1918] ; HARTMAN~, KILBOR~und FRASER ; IMIG, RANDALLund HINES). Andererseits wird die Gef~gerweiterung auf eine zen- trale, reflektorische oder ganglion~re, jedenfalls nerval vermittelte Wirkung zurfiek- gefiihrt, da sie einmal in tier isolierten und kiinstlich yon einem zweiten Tier durch- strLmten, mit dem Organismus nur nerval in Zusammenhang gelassenen Extremit~t bei Injektion des Adrenalins in den Rumpf des Tieres vorhanden sein kann (BINET und ~URSTEIN; GATET, GAYET und GUILLAUMIE ; HARTMANN und FRASER; HOCH- REIN und KELLER; TOURNADE), wobei das Blutdruekverhalten keine Rolle zu spielen braucht, zum anderen an der benervten Extremit~t auftreten kann, wAhrend an der denervierten keine ~lderung oder eine Konstriktion erfolgt (McDoWALL; DUFF und SWA~; GRANDrIERRE und Mitarbeiter; GRUB~R[1917] ; H~TMANN und FRASER; HAR~MA~, KILBORNund FRASER; PUCCINELLI ; SWAN). Darfiber hinaus wird am normalen Tier bei lokaler intraarterieller Injektion in die Extremit~ten- gefaBe im Gegensatz zur intravenLsen Injektion h~ufig eine reine Durchblutungs- abnahme erhalten (Literatur siehe DLRNER1). Vergleiehende Versuche mit intravenLser und lokaler intraarterieller Injektion von Adrenalin und AIterenol fiihlten zu den im folgenden mit- geteflten Ergebnissen, die zeigen, dab die Gef~l~dilatation nach Ad- renalin hinsichtlich ihrer U1 sache velschiedenartig beu~teflt welden mug und dal~ man daher nicht gemeinhin von einer Adrenalindilatation sprechen kann, ohne die Art dieser Dilatation n~her anzugeben.

Zur Frage der Gefäßdilatation nach Adrenalin

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Page 1: Zur Frage der Gefäßdilatation nach Adrenalin

Arch. exper. P~th. u. Pharmakol., Bd. 221, S. 286--298 (1954).

Aus dem Pharmakologischen Institut der Akademie fiir Medizinische Forsehung und Fortbildung der Justus Liebig-Hochschule Giel~en

(Direktor: Professor Dr. F. HILDEBRANDT).

Zur Frage der Gef~il~dilatation naeh Adrenalin. Von

J. DOI~NEI~.

Mit 4 Textabbfldungen.

(Eingegangen am 5. Oktober 1953.)

W~hrend al lgemein a n e r k a n n t wird, da$ Adrenal in und nach neueren Ergebnissen auch A~terenol neben Gef~$konst l ik t ion in bes t immten Ge- faBgebieten, besonders in Skeletmuskel- u n d Coronargef~$en aueh aus- gesprochene Di la ta t ion bewhken kLnnen (Li te la tur siehe D 6 R ~ R 1, 2), gehen die Meinungen hinsichtl ich der Ursache der di la ta tor ischen Ad- renal inwh 'kung sehr ause inander (DORNE~a 1).

Ohne auf die einzelnen diesbeziiglichen Theorien, die an erw~hnter Stelle kurz wiedergegeben sind, hier eingehen zu wollen, lassen sieh zwei prinzipiell verschiedene Richtungen unterscheiden. Auf der einen Seite wird in der GefaBdilatation die Folge einer direkten Adrenalinwirkung auf die Gef~l]muskulatur gesehen, da sie aueh bei lokaler intraarterieller Injektion (CLARX ; DALE und I~ICHARDS [1927] ; GROSS ; HART- MA~N, KILBORN und FRASER; KLEINSORG und StriPIER; MEIER und GROSS) oder bei intravenLser Injektion nach Denervierung der Extremitat auftreten kann (ALLEN; BOLBRING und BURN; BUR~ und HUTCnEON; DALE und I:~ICHARDS; McDowALL; DUFF und SWA~; GRUBER [ 1918] ; HARTMAN~, KILBOR~ und FRASER ; IMIG, RANDALL und HINES). Andererseits wird die Gef~gerweiterung auf eine zen- trale, reflektorische oder ganglion~re, jedenfalls nerval vermittelte Wirkung zurfiek- gefiihrt, da sie einmal in tier isolierten und kiinstlich yon einem zweiten Tier durch- strLmten, mit dem Organismus nur nerval in Zusammenhang gelassenen Extremit~t bei Injektion des Adrenalins in den Rumpf des Tieres vorhanden sein kann (BINET und ~URSTEIN; GATET, GAYET und GUILLAUMIE ; HARTMANN und FRASER; HOCH- REIN und KELLER; TOURNADE), wobei das Blutdruekverhalten keine Rolle zu spielen braucht, zum anderen an der benervten Extremit~t auftreten kann, wAhrend an der denervierten keine ~lderung oder eine Konstriktion erfolgt (McDoWALL; DUFF und SWA~; GRANDrIERRE und Mitarbeiter; GRUB~R [1917] ; H~TMANN und FRASER; HAR~MA~, KILBORN und FRASER; PUCCINELLI ; SWAN). Darfiber hinaus wird am normalen Tier bei lokaler intraarterieller Injektion in die Extremit~ten- gefaBe im Gegensatz zur intravenLsen Injektion h~ufig eine reine Durchblutungs- abnahme erhalten (Literatur siehe DLRNER1).

Vergleiehende Versuche mit intravenLser und lokaler intraar ter ie l ler In j ek t ion von Adrenal in und AIterenol f i ih l ten zu den im folgenden mit- geteflten Ergebnissen, die zeigen, dab die Gef~l~dilatation nach Ad- renal in hinsichtl ich ihrer U1 sache velschiedenart ig beu~teflt welden mug u n d dal~ m a n daher nicht gemeinhin von einer Adrena l ind i la ta t ion sprechen kann , ohne die Art dieser Di la ta t ion n~her anzugeben.

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Zur Frage der Gef~Bdilatation nach Adrenalin. 287

Methodik. Die Methodik ist an anderer Stelle (DoRNER 1) ausffihrlich wiedergegeben (vgl.

auch vorausgehende Arbeit S. 274). 1-Adrenalin und 1-Arterenol (0,01--1,0 ~,/kg) wurden an 53 Hunden intraven6s und lokal intraarteriell entvceder in den unteren Abschnitt der Aorta abd. oder direkt in die A. fem. mittels seitenstandig eingebun- dener Kaniilen in 1/2 rain injiziert. Durchstr6mungsmessung an der V. fern.; teil- weise waren die Hauti~ste an A. und V. fem. unterbunden oder die Extremit~t ent- h~utet.

Ergebnisse. 1. Nach intravenSser Injektion yon Adrenalin und Arterenol kommt

es fast immer in tier Skeletmuskulatur der Hinterextremit~t zu einer prim~ren Mehrdurchblutung als Folge einer aktiven, nicht durch einen eventuellen Blutdruckanstieg reflektorisch ausgelSsten GefaBdflatation (D6R~E~ 1). Diese Mehrdurchblutung ist naeh Arterenol ebenso stark wie naeh Adrenalin und in einem Teil der F~lle yon sekund~rer Durch- blutungsabnahme gefolgt. Auch hinsichtlich der Dauer der Mehrdurch- blutung besteht zwischen Adrenalin und Arterenol weitgehende ~ber - einstimmung. Die Durchblutungszunahme setzt im Durchschnitt 5 bis 7 sec friiher ein als die in seltenen F~llen auftretende prim~re Durch- blutungsabnahme in der Skeletmuskulatur oder die h~ufiger vorhandene prim~re Durchblutungseinschr~nkung bei Messung der Durchblutung des intakten Beines (Muskulatur -t- Haut) (siehe D6RNER 3 Tab. 1 bis 3).

2. Bestehen somit bei intravenSser Injektion yon Adrenalin und Arterenol hinsichtlich der Beeinflussung der Skeletmuskeldurchblutung keine grundlegenden Unterschiede zwisehen beiden Substanzen, so ~n- dert sich dies, wenn die Injektionen intraarteriell in das zufiihrende Blut- gefaB vorgenommen werden. In diesen F~llen kommt es nach Arterenol vollkommen unabh~ngig yon der Dosierung immer zu einer prim~ren Abnahme der Durchblutung in der Extremit~tenmuskulatur . Es ist uns auch kein Fall aus der Literatur bekannt, in dem Arterenol bei dieser Injektionsart zu einer prim~ren Durchblutungssteigerung gefiihrt h~tte. Beim Adrenalin erfolgt in einem Teil der F~lle ebenfalls eine prim~re Durchblutungseinschr~nkung, obwohl in denselben Versuchen bei intra- venSser Injekt ion und entsprechend hSherer Dosierung es in der Peri- pherie meist zu einer akt iven Mehrdurchblutung kommt. Bei einem Teil der Versuchstiere fiihren die lokalen intraarteriellen Adrenalininjek- tionen dagegen zu einer prim~ren Zunahme der Muskeldurchblutung, die in l~bereinstimmung mit ROO~E immer von sekund~rer Abnahme gefolgt ist (Abb. 4 b). Eine Zusammenstellung unserer diesbeziigliehen Ergebnisse findet sieh in Tab. 1. Man ersieht daraus, dab eine prim~re Zunahme nach Adrenalin in dem der Tabelle zugrunde liegenden Mate- rial in etwa 20% der F~lle auftritt . Naeh einer zur Zeit laufenden Ver- suchsserie, bei der die Narkose etwas ge~ndert wurde (Morphin ans ta t t

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288 J. DSRNER:

Po lamive t 1), mu$ dieser P rozen t sa tz e twas hSher angegeben werden. Bei Regis t r ie rung der Durchb lu tung der i n t a k t e n Hin te rex t remi t / i$ (Mus- ku l a tu r + Hau t ) e rg ib t sich grundsi~tzlich das gleiche Bild, nur dab hier be im Adrena l in in der Dosis yon 0 ,5 - -1 ,0 y /kg keine anf/ ingliche

Tabelle 1.

unver- primiire sekund~re prim~re prim~ir e Abnahme itndert Zunahme Abnahme Abnahme mit iiberlagerter

Zunahme

Adrenalin

0,01--0,1 y/kg +56 --31 --30 - - S0 o SOlo 6O o

0,2 --0,3 y/kg - - --33; -4-15 9% 9% 27% 64%

0,5 y/kg +so --25 4 7 ; -4-58 ll°~ 22~o 22% ll#/o 560/0

Arterenol

--38 0,01---0,1 y/kg 30% - - - - 6O% 10%

0,2 ~0,3 y/kg - - - - - - --42; + 14 40% 60%

6,5 y/kg . . . . 54; +38 27% 73%

Durchblutungsgnderung der Skeletmuskulatur der Hinterextremitgt nach lo- kaler intraarterieller Injektion von Adrenalin und Arterenol. Die Prozentzahlen bedeuten die Hgufigkeit des Auftretens der einzelnen Durchblutungsphasen, die Zahlen fiber den Prozentzahlen die prozentuale Ver/inderung der Durchblutung, bezogen auf eine Ausgangsdurchblutung yon 100°/0 (z. B. +56 und --31 bedeuten eine Zunahme der Durchblutung um 56% und eine Abnahme derselben um 31%). Aus methodischen Grfinden konnte die prozentuale ~nderung der Durchblutung nicht immer angegeben werden. Durchschnittswerte aus 18 Versuchen.

Durchb lu tungss te ige rung mehr a u f t r i t t (Tub. 2). Die pr im/ire Mehr- du rchb lu tung bei lokaler Adrena l in in j ek t ion se tz t im Durchschn i t t zu derse lben Zeit ein wie die pr im/ire A b n a h m e (nach 14,8 bzw. 15,5 sec), die H/iufigkeit des Auf t r e t ens n i m m t mi t s te igender K o n z e n t r a t i o n n ich t zu (beides im Gegensatz zur pr im/ i ren Zunahme nach in t raven6ser In- j ek t ion [DOR~E~ 1]).

3. I n e inem groBen Teil der Versuche wird bei lokaler in t raa r t e r i e l l e r I n j e k t i o n von Adrena l in un4 Ar te reno l die pr im/ire Durehb lu tungsab - nahme der H f i l t e r e x t r e m i t g t e n m u s k u l a t u r durchschn i t t l i ch 46 sec naeh ihrem Einse tzen yon einer mehr oder weniger stei l ve r laufenden Durch- b lu tungszunahme un te rbrochen . Diese Mehrdurchb lu tung k a n n tei lweise

1 Zusammensetzung des Polamivets siehe Methodik der vorausgehenden Arbeit.

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Zur Frage der Gef/~Bdilatation nach Adrenalin. 289

erheblich fiber die Ausgangsdm'chblutung ansteigen, wie das Beispiel der Abb. 1 zeigt (siehe auch D 6 R ~ 1 Abb. 2 B).

Man ersieht daraus, wie die Durchblutung der V. fern. d. (die re. Hinterextremi- t/~t ist enth/~utet) naeh Injektion yon 0,5 y/kg Adrenalin in die Aorta abd. in HShe

T a b e l l e 2 .

A d r e n a l i n

0,01--0,1 y/kg

0,5 --1,O y/kg

unvcr- ~ndcrt

9%

prim~ire Zunahme

27%

sekund~re prim~rc Abnahme Abnahme

--25 is% 45%

primiire Abnahme mit iiberlagerter

Zunahme

- - 8O 36%

- - --37 58%

38%

2s%

--54; --54 55%

A r t e r e n o l

0,01-4),1 y/kg - - - - 42%

0,5 --1,0 y / k g - - - - --70; --16 62%

Durchblutungsanderung der intakten Hinterextremit~tt (Muskulatur und Haut) nach lokaler intraarterieller Injektion yon Adrenalin und Arterenol. Vergleiche Legende zu Tab. 1. Durchschnittswerte aus 14 Versuehen.

des Abgangs der A. mesent, inf. zunachst etwas abnimmt, um nach etwa 70 sec in eine st&rkere Mehrdurchblutung fiberzugehen, die nicht ganz auf Ausgangsniveau zurfickkehrt. In der Durchblutungskurve der li. intakten Hinterextremit~t kommt diese Mehrdurchblutung ebenfalls zum Ausdruck, fibersteigt aber infolge der Vaso- konstriktion der Hautgef&[3e nicht die Ausgangsdurchblutung.

I n anderen Versuchen ist diese Mehrdurchb lu tung weniger s tark oder

sie bleibt un te r der Ausgangsdurchblu tung , wie in Abb. 2 (nach Arterenol) .

Im letzteren Fall handelt es sich nicht um eine echte Durchblutungssteigerung, sondern lediglich um den vortibergehenden Rfickgang einer primiiren Minderdurch- blutung (angedeutet auch in DORNER1 Abb. 1E). Diese echte oder unter der Aus- gangsdurchblutung bleibende Zunahme lagert sich der Durchblutungsabnahme auf und wird daher yon uns als fiberlagerte Zunahme oder iiberlagerte Dilatation be- zeichnet. ROOME hat auf sie aufmerksam gemaeht, sie wurde auch yon REIN und SCHNEIDER &Is ,,depressorischer Entlastungsreflex" beschrieben. Sie kann direkt zum Ausgangsvolumen zuriickkehren (V. fem. d. der Abb. 1), meist geht sie wieder in eine Minderdurchblutung fiber, um dann erst zum Ausgangsniveau zuriickzu- kehren (V. fem. sin. der Abb. 1 ; Abb. 2).

Dadurch entsteht eine groBe Mannigfaltigkeit in den Verlaufsformen der Durchb lu tungs reak t ionen der )Suskulatur nach lokaler In j ek t ion yon

Adrenal in und Arterenol , die noch dadurch vergrSBert wird, dab die an-

fi~ngliche Minderdurchb lu tung manchma l nur gering, eben angedeu te t

sein oder in sel tenen F~llen auch g~nzlieh fehlen kann. Le tz te res haben wir nur be im Adrena l in gesehen, nicht dagegen beim Arterenol .

Arch. exper. Path. u. Pharmakol., Bd. 221. 20

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2 9 0 J. DSRNER :

A n m e r k u n g zu Abbi ldung 1 w~ihrend der K o r r e k t u r : die prozentualen Durchs t r0mungs i inderungen der V. fern. sin. be t ragen - - 5 1 % , - - 2 0 % und + 2 5 % (ans ta t t - -51%, - - 8 0 % u n d + 1 2 5 % , wfe

versehent l ich in der Abb i ldung angegeben) .

EL Null. V. Fern. sin.

El.Hull. V. f~m. d. ~ H..q

I ~bd

V. fern. sin.

"07"~

-'2~0/o

Abb. 1. H u n d 13 ,6kg . Durchb lu tungsAnderung der S k e l e t m u s k u l a t u r de r Hin te rex t remi t~ i t (V. fern. d.) und der i n t a k t e n H i n t e r e x t r e m i t i i t (V. fem. s in.) nach I n j e k t i o n yon 0 ,5y /kg Adrena l in in die Aor t a abd. in H(ihe des A b g a n g s der A. mesen t , in f . : in be iden GefiiBgebieten p r im~re Ab- n a h m e der Durchb lu tung m i t fo lgender Zunahme , die in der V. fern. d. s t a r k fiber Ausgangsvo lu - m e n ans te ig t , i m i n t a k t e n Bein (V. fern. sin.) dagegen n u t das A u s g a n g s v o l u m e n er re ieht , u m dann wieder e twas a b z u n e h m e m Es hande l t s ich bei der Z u n a h m e u m eine i iber lager te Zunahme . Vgl . Abb. 4 d und e und Tex t . Ze i t schre ibung 20 sec (gil t auch fi ir die folgenden Abbi ldungen) . V. fern. d. :

E lem. Typ 1~, x ~ 0,23; V. fern. s in . : E iem. T y p A, x = 0,52.

EL NulI. V. fern.sin.

ii _ ii i

+4%

-9% Vfem.a/n.

• , j ~ , , ~ % _

-$0%

t 76"0

Abb. 2. t t u n d 14,0 kg. Durchblu tungs iLnderung de r V. fern. s in. (un te rbroehene K u r v e ) n a c h I n j e k t i o n yon 0,5 y /kg Ar te renol in die A o r t a abd. in HShe des Ab- gangs der A. mesen t , inf . Die be iden anderen K u r v e n geben die D u r c h b l u t u n g der A. earo t i s com. und A. caro- t i s in t , wieder . I n de r V. fem. sin. f iber lager te Zunahme , die abe r i m Gegensa tz zur Abb. 1 u n t e r der Ausgangs - du rchb lu tung ble ibt . Vgl. Abb. 4 d und Tex t . W~hrend der i iber lager ten Z u n a h m e ger inger Rf i ekgang des durch die per iphere Vasokons t r ik - t ion bed ing ten B lu td ruckan - st ieges. V. fern. s in . : E lem.

T y p ~ , • ~ 0,41.

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Zur Frage der Gef~Bdilatation nach Adrenalin. 291

In Abb. 3 wird eine iiberlagerte Mehrdurchblutung nach 0,1 y/kg Adrenalin gezeigt (A. fern. d. der enth~uteten Extremit~tt), die nach kurzer, geringer Durch- blutungsabnahme etwas friiher, als dies im allgemeinen der Full ist, einsetzt und nicht so charakteristisch ist wie in den Abb. 1 und 2, da sie nur allm~hlich auf die Ausgangsdurchblutung zuriickkehrt. In der Durchblutungskurve der intakten Hinterextremit~t (A. fern. sin.) kommt sie nur angedeutet zum Ausdruck.

El. NM/. A fern. d.

El. NaIL A fe~. sin.

*.~% A fem.d

,4. fern. sin.

rar~H~

t lgO

-13%

Aorta aba'.

Abb. 3. H u n d 9,5 kg. Durehb lu tungs i indc rung der A. fern. d. (Ex t r cmi t f i t enth/ iu te t ) und A. fcnL sin. nach I n j e k t i o n yon 0,1 7 /kg Adrena l in in die Aor t a abd. in HShe des A b g a n g s der A. mesen t . inf. ~ a c h kurze r ge r inge r D u r c h b l u t u n g s a b n a h m e in der A. fern. d. vorze i t ig e insetzende i iber- lager te Zunahme , die a l lm~hlich auf die A u s g a n g s d u r c h b l u t u n g zur f ickkehr t (vgl . Abb. 4 h). I n der i n t a k t e n E x t r e m i t ~ t (A. fem. sin.) i s t die f iber lager te Z u n a h m e ebenfalls vorhanden , b le ib t aber un t e r Ausgangsn iveau . Siehe auch Tex t . A. fern. d . : Elem. T y p A, x = 0,52, A. fern. s in . :

Elem. T y p A, x = 0 , 5.

Die initiale Minderdurchblutung kann in solchen Fi~llen leicht iiber- sehen oder nicht beachtet werden; die Reaktion wird dann als Mehr- durchblutung bzw. Dilatation gewertet. Doch weist gerade die anfang- liche Durchblutungsabnahme darauf hin, dab es sich hier um eine prin- zipiell andere Reaktion handelt als z. B. bei intravenSser Injektion.

Wir geben in Abb. 4 eine schematische ~bersicht fiber die haupts~ch- lichsten Durchblutungsreaktionen der Skeletmuskelgef~Be nach lokaler intraarterieller Injektion yon Adrenalin. Aus den Abb. 4 c und d geht die ~berlagerung der Mehrdurchblutung deutlich hervor, w~hrend sie in den Abb. 4 e--h in nicht so ausgeprKgter Form in Erscheinung tritt. Der zugrunde liegende Mechanismus ist in den Abb. 4 c--h jedoch prinzipiell gleich. Die Reaktionsformen der Abb. 4 gelten auch fiir Arterenol mit Ausnahme der Abb. 4 b und h, die wir beim Arterenol nicht beobachtet haben. Zwischen den einzelnen VerlaufsmSglichkeiten bestehen fliel~ende l~berg~nge.

20*

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292 J. DbRNER:

Eine summarische Darstellung unserer Ergebnisse, die die I-I~ufigkeit des Auftretens der fiberlagerten Mehrdurchblutung sowie ihr AusmaB und die St/irke der prim~ren Minderdurchblutung berficksichtigt, findet sich in der letzten Spalte der Tab. 1 bei Messung der Skeletmuskeldurch- blutung und in Tab. 2 bei Registrierung der Durchblutung der intakten

a

d

f

Abb. 4. b*bersicht fiber die am h~iuflgsten vorkommenden Xnderungen der Skeletmuskeldurch- blutung der Hinterextremit~t nach lokaler intraarterieller Injektion yon Adrenalin. a Reine Durchblutungsabnahme; b prim~ire Durchblutungszunahme mi t sekund/irer Durchblutungsab- nahme; c - - h die versehiedenen Formen der Durehblutungskurve bei Vorhandensein einer

iiberlagerten bfehrdurchblutung. Einzelheiten siehe Text.

Hinterextremit~t (Muskulatur -4- Haut). Bei der kleinsten von uns ge- w~hlten Dosis yon 0,01--0,1 y/kg ist die iiberlagerte Zunahme kaum vorhanden, dagegen in einem hohen Prozentsatz schon bei der Dosierung von 0,2--0,3 7/kg. Sie nimmt mit steigender Dosis an Intensit~t zu und findet sich auch beim Arterenol. Bei letzterem ist die primate Minder- durchblutung st/~rker und die iiberlagerte Zunahme etwas schw/~cher als beim Adrenalin. Auffallend ist, dab auf Tab. 2 schon bei tier Dosis yon 0,01--0,1 7/kg die fiberlagerte Mehrdurchblutung relativ h/iufig auftritt . Die iiberlagerte Zunahme dauert in Abh~ngigkeit yon der Dosierung beim Adrenalin durchschnittlich 80--140 sec, beim Arterenol 50--65 sec. Auch hieraus ergibt sich, daB sie beim Arterenol weniger ausgepr~gt ist.

Page 8: Zur Frage der Gefäßdilatation nach Adrenalin

Zur Frage der Gefal3dilatation naeh Adrenalin. 293

Ein Vergleich der Ergebnisse tier Tab. 1 mit denjenigen bei intra- venSser Injektion von Adrenalin und Arterenol (DORNER 3 Tab. 3) er- gibt, dal~ bei letzterer Injektionsart die iiberlagerte Zunahme beim Ad- renalin nur selten und beim Arterenol iiberhaupt nicht auftritt . Dariiber- hinaus zeigt ein Vergleich der beiden Tabellen, dab bei intraven6ser In- jektion von Adrenalin die iiberlagerte Zuuahme bei der kleinsten Dosis am h/£ufigsten in Erscheinung tr i t t (in 12°//0 der F~lle), um mit steigender Dosis an H/~ufigkeit abzunehmen (bei 0,5 ~/kg in noch 5% der F/~lle, bei 1,0 ~/kg fehlt sie), w/~hrend bei lokaler intraarterieller Injektion das Um- gekehrte der Fall ist. Dieses zun/~chst merkwiirdig erscheinende Verhal- ten wird verst/~ndlich, wenn man bedenkt, dab bei intravenSser Injek- tion von Adrenalin und Arterenol fast immer eine prim~re Durch- blutungszunahme erfolgt und dal~, wie aus der Tab. 3 (Spalte 3 und 6) der angeffihrten Arbeit zu entnehmen ist, die HKufigkeit des Auftretens einer fiberlagerten Zunahme bei intravenSser Injektion yon Adrenalin sich umgekehrt verh/~lt wie die H/~ufigkeit des Auftretens einer prim~ren Durchblutungszunahme; d .h . w/~hrend mit steigender Dosierung des Adrenalins die prim/~re Zunahme h/~ufiger auftritt , um bei 1,0 y/kg fast immer vorhanden zu sein, nimmt mit zunehmender Dosis die an sich schon geringe H~ufigkeit der iiberlagerten Zunahme ab, u m b e i 1,0 y/kg ganz zu fehlen.

4. Im Ansehlul~ an die Durchblutungsabnahme kann es sowohl bei intravenSser als auch bei intraarterieller Injektion yon Adrenalin und Arterenol zu einer Durchblutungszunahme yon wechselnder St/irke und unterschiedlicher Dauer kommen, die oft beschrieben und besonders auf Grund der Arbeiten yon REIN und seiner Schiller als reaktive oder postolig/~mische Hyper~Lmie bekannt ist.

Bespreehung der Ergebnisse. Lassen wir die zuletzt genannte reaktive Hyper~mie auBer Betracht,

d~ sie nieht ein Charakteristikum der Adrenalinwirkung darstellt, so kSnnen wir 3 Arten der Dilatation der Muskelgefi~Be nach Injektion yon Adrenalin unterscheiden, denen jewefls ein verschiedener Mechanismus zugrunde liegen mul3 (dab es sich in allen F~llen um eine aktive Dilata- tion handelt, ergibt sich aus der gleichzeitigen Beobachtung des Blut- drncks) :

1. Die prim/~re Dilatation nach intravenSser Injektion. Sie t r i t t nach Arterenol in gleicher Weise und in gleichem AusmaB auf wie nach Ad- renalin und ist die Folge eines nerval vermittelten Vorgangs, dessen Ur- sachen wir eingehend an anderer Stelle diskutiert haben (D6RNER 1). Wir bezeichnen sie als neurogene Dilatation.

2. Die prim/~re Dilatation nach lokaler intraarterieller Injektion. Sie unterscheidet sich v o n d e r unter 1. genannten dadurch, dab sie nicht so

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294 J. DSRNER:

hKufig auf t r i t t wie die Dila ta t ion bei intraven6ser Injektion, dab sie nut beim Adrenal in vorhanden ist, niemals dagegen beim Arterenol, dab die H~ufigkeit ihres Auftre tens mit steigender Dosierung nicht zun immt und dab sie im Durchschni t t zu derselben Zeit einsetzt wie die primgre Gef~gkonstriktion. Dami t ist sie hinreichend yon der neurogenen Dilata- t ion abgegrenzt ; sie wird yon uns primdr-lokale Dilatation benannt .

Uber die Ursache dieser Dilatation k6nnen wit auf Grund unserer Versuche keine Aussagen machen. ROONE land, dab die prim~r-lokale Dilatation vornehmlieh bei hohen Durchflugwerten auftrat, woraus er folgerte, daf sie sich in den Capillaren ereignet, w~hrend die Konstriktion die Arteriolen betrifft, wie dies auch CLARK und DALE und RIC~ARDS vermuteten. Auf weitere Erkl~rungsversuche ist an anderer Stelle hingewiesen (D6RNER 1).

ES ist jedoch die Frage, ob m a n dieser prim~r-lokalen Adrenalin- di latat ion groge Bedeutung beimessen und vor allem in ihr einen spezi- fischen Adrenalineffekt sehen soll, da ein groBer Tefl yon Substanzen bei lokaler intraarterieller In jekt ion zu einer prim~ren Gef~Bdflatation fiihrt (HARTMANI~, EVANS U. WALKER). Wi t selbst konn ten uns davon fiber- zeugen, dab die typische Reakt ion der MuskelgefaBe auf pharmakolo- gische Reize bei intraarterieller In jekt ion meist in einer Dila ta t ion besteht.

Selbst bei intraarterieller Injektion physiologischer KochsalzlSsung kommt es nicht selten vor, daf 10--15 sec nach Injektionsbeginn eine Gefi~fdflatation ein- setzt, die bei MERCKE~ und bei McDOWALL schon Erw~hnung finder. Diese NaCI- Dilatation wie auch die prim~r-lokale Adrenalindilatation konnten in eigenen orientierenden Versuchen durch vorhergehende lokale intraarterielle Acetylcholhl- injektion verst~rkt oder erst hervorgerufen werden. KESTER, RICHARDSON und GREEN zeigten, daf die intraarterielle Injektion yon 1 ml isotonischer Kochsalz- lSsung bei p~ 7,4 Dilatation im Aufspaltungsgebiet der A. fern. bewirkt, und daft _i~_nderungen des pu naeh der einen oder anderen Seite mit zunehmender Abweichung yon 7,4 zu immer st~rkerer Dilatation der Hinterextremit~tengefafe ffihren.

Es muB somit als sehr fraglich angesehen werden, ob es berechtigt ist, fiir die prim~r-lokale Adrenal indi latat ion besondere spezifische Me- chanismen anzunehmen, da die Dila ta t ion nicht auf das Adrenal in oder verwandte KSrper beschr~nkt ist, sondern oftenbar ein allgemeines Ph~nomen bei lokaler In jek t ion nicht ausgesprochen stark constricto- risch wirkender Substanzen darstellt. Often muB dabei bleiben, warum sie beim Arterenol nicht auftr i t t . Diese prim~r-lokale Adrenal indflatat ion spielt bei intravenSser In jek t ion keine Rolle, da in diesem Fall die neuro- gene Dila ta t ion die lokale Dila ta t ion an ihrem Ents tehen verhindei~ oder sie nieht in Erscheinung t re ten lgBt. M6glicherweise k o m m t es bei intravenSser In jek t ion auch ohne den neurogenen Dilatat ionsmechanis- mus fiberhaupt nicht zu eiuer primi~r-lokalen Dilatation, da bei dieser In jekt ionsar t auch nach physiologischer Kochsalzl6sung keine periphere Dilatat ion erfolgt.

3. Die i~berlagerte Dilatation. Bei ihr handel t es sieh im Gegensatz zur primgr-lokalen Dilatat ion um eine spezifische Adrenalin- und Arterenol-

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Zur Frage der Gef~Bdilatation nach Adrenalin. 295

wirkung, die fas t immer erst nach einer in i t ia len Vasokons t r ik t ion ein- se tz t und sich dadurch wie auch hins icht l ich ihres zei t l ichen Auf t re tens in t yp i sche r Weise yon der neurogenen D i l a t a t i o n untersche ide t . Sie be- wirkt , da sie sich der cons t r ic tor ischen Adrena l in- und Ar te reno lwi rkung gegenfiber durchzuse tzen vermag, die verschiedens ten Ver laufsformen der D u r c h b l u t u n g s k u r v e nach lokaler in t raa r te r i e l l e r I n j e k t i o n yon Ad- rena l in und Ar te reno l (siehe Abb. 4). Da m i t u n t e r die in i t ia le Vasokon- s t r ik t ion nur geringfi igig ist, k a n n bei Verwendung yon Methoden, die den Ver lauf der D u r c h b l u t u n g n ich t in j edem Ze i tpunk t erfassen oder auch sonst bei ~be r sehen , N i c h t b e a c h t u n g oder r e l a t iv schwacher Aus- b i ldung der vo rangehenden D u r c h b l u t u n g s a b n a h m e diese f iber lager te D i l a t a t i on als der einzige Adrenal inef fekt oder die H a u p t w i r k u n g er- scheinen u n d en t sp rechend bewer te t werden, obwohl sie mi t den beiden un te r 1. und 2. aufgezeigten Di l a t a t ionsmechan i smen nicht gleichgestel l t werden d a r e

Hinsiehtlieh der Ursaehe dieser fiberlagerten Dilatation kSnnen wir auf Grund unserer Versuehe nut wenig Aussagen maehen. Roo~E mSehte die iiberlagerte Dilatation auf dieselbe Ursaehe zuriiekfiihren wie die primar-lokale Dilatation, n~mlich eine Dilatation der Capillaren, die in den Fallen als iiberlagerte Dilatation in Erseheinung treten soil, in denen die BlutstrSmung relativ langsam ist. Wir glauben auf Grund der Tatsaehe, dab die iiberlagerte Dilatation auch beim Arterenol auftritt, wenn auch sehwacher als beim Adrenalin, die primar-lokale Dilatation da- gegen nieht, diese MSglichkeit ausschlie~en zu miissen. Es spricht auch gegen eine solche Deutung, dal3 die iiberlagerte Durchblutungszunahme in der venSsen Durch- blutungskurve ebenso zum Ausdruck kommt wie in der arteriellen; ferner der in den Abb. 1 und 2 erkennbare Befund, da$ der Blutdruck w/~hrend der iiberlagerten Dilatation eine wenn aueh nieht sehr starke Senkung aufweist. REIlq und SCHNEIDER erkl~ren die iiberlagerte Dilatation als depressorischen Entlastungsreflex. Wir kSnnen uns dem nicht anschlieflen, da es sich bei der iiberlagerten Dilatation um ein rein peripheres Geschehen handelt. Ob die iiberlagerte Dilatation nun als die Folge einer Stoffweehselwirkung anzusehen ist oder ob ihr l~eflexwirkungen im Sinne der FLEISCHschen Axonreflexe zugrunde liegen oder ob sonst ein anderer Mechanismus urs/~ehlich eine Rolle spielt, last sich ohne weitere experimentelle Bearbeitung nicht klKren. Es daft hier nur darauf hingewiesen werden, dab sie bei intravenSser Injek- tion, bei der es zu einer prim/iren Dilatation im Sinne der neurogenen Dilatation kommt, nicht oder nur selten in Erscheinung tritt.

KonnSen wir somit zeigen, dab der D i l a t a t i on nach in t ravenSser und lokaler in t raa r t e r i e l l e r Adrena l in in j ek t ion verschiedenar t ige Di la ta t ions- meehan i smen zugrunde liegen, deren Ursachen noch als u m s t r i t t e n an- gesehen werden mfissen, so erg ib t sich als Fo]gerung aus unseren Ergeb- nissen, kf inf t ighin dis A r t der D i l a t a t i on n/~her anzugeben. Nich t zu le tz t dfirf te in der Ta t s ache , dab a l lgemein nur yon der Adrena l i nd i l a t a t i on gesprochen wird, die Ursache daffir liegen, dab die Meinungen fiber das Z u s t a n d e k o m m e n dieser D i l a t a t i on so sehr ause inandergehen und sich tei lweise widersprechen. Bis zu einer wei te ren urs/~chlichen Kl~rung schlagen wir die yon uns ve rwand t en Beze ichnungen: neurogene,

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pr im~r- lokale und f iber lager te D i l a t a t i on vor, bei denen nur die erstere, da sie mi t Sieherhei t au f nerva lem Wege erfolgt , e twas fiber die Ursache aussagt , w/~hrend die be iden ande ren Bezeichnungen rein desk r ip t iv sind.

Da die l~eakt ion der Coronargefi~l]e /~hnlieh 4er jenigen der Skelet- muskelgefi~Be ist, dfirf te eine l ' Jber t ragung obiger Ergebnisse a u f die Ver- h/~ltnisse des Coronar s t rombe t t e s n icht pr inzipie l l falsch sein.

Experimentell konnten wir feststellen, dab eine der neurogenen Dilatation der Skeletmuskelgef/~Be analoge neurogene Komponente auch bei der Dilatation der Coronargef/~Be nach intraven6ser Injektion yon Adrenalin und Arterenol beteiligt ist (D6RNER 2). Versuche mit direkter Injektion von Adrenalin und teilweise auch Arterenol in die Coronararterien (DENISON, LAWRENCE u. GREEN; ECKENItOFF, HAFKENSCHIEL U. LANDMESSER; ECKSTEIN, NEWBERI~Y U. McEACHEN; FOLKOW~ FROST u. UVN.~S; WINBURY, MICtIELIS U. GREEN) ergaben, dab auch bei dieser In- jektionsart eine Mehrdurchblutung der Coronararterien resultiert, deren Beurteilung durch eine gleichzeitige Steigerung der Kontraktionskraft des Herzens oder der Herzfrequenz unsicher werden kann. In Analogie zu dem Verhalten der Skelet- muskelgef/~Be nach lokaler intraarterieller Injektion von Kochsalzl6sung fanden ECKSTEIN U. Mitarb., dab auch die Durchblutung der Coronararterien nach direkter intraarterieller Injektion von Kochsalzl6sung, Blut oder Plasma zunimmt. Damit wird eine Unterscheidung der einzelnen Dilatationsmechanismen an den tterzkranz- gef/iBen sehr erschwert, wobei noch hinzukommt, dab bei der infolge der dauernden T~tigkeit des Herzens ausgesprochen geringen constrictorischen Reaktionsbereit- schaft der Coronargef/~fle eine initiale constrictorische Phase fast immer feblt oder durch sekund~re Einflfisse verdeckt wird.

Zusammenfassung. An 53 H u n d e n in P o l a m i v e t - P e r n o c t o n - N a r k o s e wurde mi t Hilfe der

D i a t h e r m i e - T h e r m o s t r o m u h r nach R~,IN die D u r c h b l u t u n g der Skelet- musku l a tu r der Hinterext remi t /~ t u n d der i n t a k t e n H i n t e r e x t r e m i t ~ t (Muskula tur + Hau t ) nach in t ravenSser und lokaler in t raar te r ie ] le r In- ]ek t ion yon Adrena l in und Ar te reno l (0 ,01--1 ,0 y/kg) gemessen. Dabe i konn t en verschiedene A r t e n der D i l a t a t i o n der Skeletmuskelgef/~Be un te rsch ieden werden, denen jeweils ein andere r Di la t a t ionsmechan i s - mus zugrunde l iegt :

1. E ine pr im/i re D i l a t a t i o n bei in t ravenSser In j ek t ion , die fas t immer vo rhanden und be im Ar te reno l ebenso s t a rk wie be im Adrena l in ist. Sie k o m m t au f ne rva lem Wege zus t ande : neurogene Dilatation.

2. Eine prim/~re D i l a t a t i on bei lokaler in t raa r t e r i e l l e r I n j e k t i o n yon Adrena l in . Sie t r i t t nur in e inem Teil der F/~lle au f und fehl t immer be im Arterenol . Sie wird yon uns als primiir-lokale Dilatation bezeichnet . Wahrsche in l ich hande l t es sich bei dieser D i l a t a t i o n um ke inen spezi- fischen Adrenal ineffekt .

3. Eine D i l a t a t i o n be i lokaler in t raa r t e r i e l l e r I n j e k t i o n yon Adrena l i n und Ar terenol , die sich yon den be iden erw/~hnten D i l a t a t i o n e n dadurch un te rsche ide t , dab sie ers t nach einer in i t ia len D u r c h b l u t u n g s a b n a h m e

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e i n s e t z t u n d s i ch d e r G e f ~ l ~ k o n s t r i k t i o n g l e i c h s a m i i b e r l a g e r t : iiberlagerte Dilatation. B e i i n t r a v e n S s e r I n j e k t i o n t r i t t d iese i i b e r l a g e r t e D i l a t a t i o n

n u r b e i m A d r e n a l i n i n s e l t e n e n F ~ l l e n auf .

4. E i n e D i l a t a t i o n y o n w e c h s e l n d e r S t ~ r k e u n d D a u e r i m A n s c h l u B

a n d ie c o n s t r i c t o r i s c h e P h a s e , d ie a l s r e a k t i v e H y p e r ~ m i e b e k a n n t i s t

u n d k e i n e spez i f i sche A d r e n a l i n - o d e r A r t e r e n o l w i r k u n g d a r s t e l l t .

D i e E r g e b n i s s e w e r d e n a u c h i m H i n b l i c k a u f d ie R e a k t i o n s w e i s e d e r

C o r o n a r a r t e r i e n d i s k u t i e r t ; a u c h h i e r i s t es v e r f e h l t , a l l g e m e i u n u r y o n

der A d r e n a l i n d i l a t a t i o n zu s p r e c h e n .

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1 Vgl. Literaturverzeichnis dcr voranstehenden Arbeit.

Dozent Dr. reed. J. DGICNER, Pharmakol . Ins t i tu t der Med. Akademie GieBen, z. Zt. Bad Nauheim, Kerckhoff-Insti tut .