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mykosen 12 (1) : 25-30 (1969) Eingegangen am 16. Mai 1968 Aus dem Institut fur Mikrobiologie und Infektionskrankheiten der Veterinarmedizinischen Fakultat der Universitat Zagreb, Jugoslawien (Vorstand: Prof. Dr. E. TOPOLNIK) Zur Kenntnis der Dermatophytie bei der weinen Maus Die Dermatophytie bei der weii3en Maus, der sog. M a u s e f a v u s , wird am haufig- sten durch Trichophyton mentagrophytes (MENGES u. GEORG, 1955; MCKEEVER et al., 1958; HAUFE, 1959; EL-FIKI, 1959; MACKENZIE, 1961, DAVIES, 1964; TAYLOR et al., 1964 u. a.) und durch Tr. quinckeanum (DE JONG u. VAN NEDERVEEN, 1916; LA TOUCHE, 1960; BLANK, 1961 u. a.) hervorgerufen. Seltener wcrden als Erreger der Dermatophytie der Maus Tr. schoenleinii (MENGES U. GEORG, 1959; EL-FIKI, 1959), dann Tr. rubrum (HAUFE, 1959), Tr. violaceum (EL-FIKI, 1959) und Micro- sporum gypseum (MENGES u. GEORG, 1955; MCKEEVER et al., 1958; TAYLOR et al., 1964, u.a.) erwahnt. Alle angefiihrten Dermatophyten verursachen die Dermatophytie beim Menschen, einige (T. mentagrophytes und M. gypseum) auch bei Haustieren. Es ist bekannt, dai3 sich die Dermatophyten auch an der Haut klinisch gesunder Mause finden lassen, und haufig wurde festgestellt, dai3 die Infektion von solchen Mausen auf Menschen iibertragen wurde. GENTLES u. SULLIVAN (1957) sowie MACKENZIE (1961) referieren daruber, dai3 Kinder durch T. mentagrophytes von Mausen infiziert wurden, obwohl ihre Lieblinge keine klinischen Krank- heitszeichen aufwiesen. Erst durch mykologische Untersuchungen wurde die Infektionsursache fest- gestellt. T. mentagrophytes wurde isoliert aus dern Material, das von 70 % aller einer Zucht ent- stamrnenden Mause gewonnen wurde. KAFFKA u. RIETH (1958) sind der Meinung, dal3 die Tiere im Labor eine hiufige Quelle der Infektion niit Dermatophyten fur die irn Labor arbeiienden Menschen sind, obwohl es sehr of3 schwierig ist, den Krankheitserreger an diesen Tieren festzustel- len. ALTERAS (1965) stellte fest, dai3 im Laufe von zehn Jahren die Krankheit (6rnal T. rnentagro- phytes und 4mal T. quinckeanum) von den kranken Mausen auf die in verschiedenen Instituten Bukarests arbeitenden Menschen ubertragen wurde. Die Veranderungen karnen am haufigsren an den Handen vor (Herpes circinatus). Gleichzeitige Infektionen der Mause irn Labor und der irn Labor arbeitenden Menschen beschreibcn auch DUBOI (1929), PARISH u. CRADDOCK (1931), CATANEI (1942), BOTH (1952), GEORG et al. (1956) u. a. DAVIES erwahnt einen Fall der Erkrankung von sogar 6 von 13 Personen, die die kranken Mause beim Versuch betreuten. Eine Trichophytie-Epidemie mit T. quinckeanum, die ein von Feldrnausen infizierter Hund unter Menschen verbreitet hatte, beschrieb SCHNEIDER (1954). UMNOVA u. FOMENKO (1960) bringen Infektionen mit tiefen trichophytischen Veranderungen bei 57 Menschen auch rnit den Feldrnausen in Verbindung. Die meisten von ihnen droschen den auf dem Felde uberwinterten Roggen. Aus den Schuppen und Haaren, die von veranderten Stellen bei den Menschen genomrnen wurden, und aus dem von gefangenen Mausen gewonnenen Material wurde Tr. mentagrophytes isoliert. Anfang 1965 stellten wir den Mausefavus in der Zucht der Versuchstiere des Immuno- logischen Instituts in Zagreb fest. Die Krankheit wurde bei drei Mausen in einem der 40 Kafige gefunden. Die Mause wurden in VerwandtschaR geziichtet. Bei den anderen Mausen in diesem Kafig sowie bei den 2000 untersuchten Mausen fanden wir keine Ver- anderungen an der Haut. Das von den veranderten Stellen an der Haut der kranken Mause gewonnene Material, nachdern es in einer Losung von Antibiotika und in Myaninlosung gewaschen worden war, irnpfien wir auf SABOuRAuD-Glukose-Agar, dern 40 I. E. Penicillin und 20 Gamma Streptornycin/rnl beigegeben wurden. Die geirnpflen Platten hielten wir bei 26O C. Aus allen Materialproben entwickelten sich we&, daunenhafte Kolonien, die nach 5-6 Tagen einen Durchrnesser von etwa 2 crn erreichten.

Zur Kenntnis der Dermatophytie bei der weißen Maus

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Page 1: Zur Kenntnis der Dermatophytie bei der weißen Maus

mykosen 12 (1) : 25-30 (1969) Eingegangen am 16. Mai 1968

Aus dem Institut fur Mikrobiologie und Infektionskrankheiten der Veterinarmedizinischen Fakultat der Universitat Zagreb, Jugoslawien

(Vorstand: Prof. Dr. E. TOPOLNIK)

Zur Kenntnis der Dermatophytie bei der weinen Maus

Die Dermatophyt ie bei d e r weii3en Maus, d e r sog. M a u s e f a v u s , wird a m haufig- sten durch Trichophyton mentagrophytes (MENGES u. GEORG, 1955; MCKEEVER et al., 1958; HAUFE, 1959; EL-FIKI, 1959; MACKENZIE, 1961, DAVIES, 1964; TAYLOR e t al., 1964 u. a.) u n d durch Tr. quinckeanum (DE JONG u. VAN NEDERVEEN, 1916; LA TOUCHE, 1960; BLANK, 1961 u. a.) hervorgerufen.

Seltener wcrden als Erreger der Dermatophytie der Maus Tr. schoenleinii (MENGES U. GEORG, 1959; EL-FIKI, 1959), dann Tr. rubrum (HAUFE, 1959), Tr. violaceum (EL-FIKI, 1959) und Micro- sporum gypseum (MENGES u. GEORG, 1955; MCKEEVER et al., 1958; TAYLOR et al., 1964, u.a.) erwahnt. Alle angefiihrten Dermatophyten verursachen die Dermatophytie beim Menschen, einige (T. mentagrophytes und M . gypseum) auch bei Haustieren.

Es ist bekannt, dai3 sich d ie Dermatophyten auch an de r H a u t klinisch gesunder Mause finden lassen, u n d haufig w u r d e festgestellt, dai3 d ie Infek t ion von solchen Mausen auf Menschen iibertragen wurde.

GENTLES u. SULLIVAN (1957) sowie MACKENZIE (1961) referieren daruber, dai3 Kinder durch T. mentagrophytes von Mausen infiziert wurden, obwohl ihre Lieblinge keine klinischen Krank- heitszeichen aufwiesen. Erst durch mykologische Untersuchungen wurde die Infektionsursache fest- gestellt. T. mentagrophytes wurde isoliert aus dern Material, das von 70 % aller einer Zucht ent- stamrnenden Mause gewonnen wurde. KAFFKA u. RIETH (1958) sind der Meinung, dal3 die Tiere im Labor eine hiufige Quelle der Infektion niit Dermatophyten fur die irn Labor arbeiienden Menschen sind, obwohl es sehr of3 schwierig ist, den Krankheitserreger an diesen Tieren festzustel- len. ALTERAS (1965) stellte fest, dai3 im Laufe von zehn Jahren die Krankheit (6rnal T. rnentagro- phytes und 4mal T. quinckeanum) von den kranken Mausen auf die in verschiedenen Instituten Bukarests arbeitenden Menschen ubertragen wurde. Die Veranderungen karnen am haufigsren an den Handen vor (Herpes circinatus). Gleichzeitige Infektionen der Mause irn Labor und der irn Labor arbeitenden Menschen beschreibcn auch DUBOI (1929), PARISH u. CRADDOCK (1931), CATANEI (1942), BOTH (1952), GEORG et al. (1956) u. a. DAVIES erwahnt einen Fall der Erkrankung von sogar 6 von 13 Personen, die die kranken Mause beim Versuch betreuten.

Eine Trichophytie-Epidemie mit T. quinckeanum, die ein von Feldrnausen infizierter Hund unter Menschen verbreitet hatte, beschrieb SCHNEIDER (1954). UMNOVA u. FOMENKO (1960) bringen Infektionen mit tiefen trichophytischen Veranderungen bei 57 Menschen auch rnit den Feldrnausen in Verbindung. Die meisten von ihnen droschen den auf dem Felde uberwinterten Roggen. Aus den Schuppen und Haaren, die von veranderten Stellen bei den Menschen genomrnen wurden, und aus dem von gefangenen Mausen gewonnenen Material wurde Tr. mentagrophytes isoliert.

Anfang 1965 stellten wir den Mausefavus in d e r Zucht de r Versuchstiere des Immuno- logischen Insti tuts in Zagreb fest. D ie Krankhe i t w u r d e bei dre i Mausen in einem de r 40 Kafige gefunden. D ie Mause wurden in VerwandtschaR geziichtet. Bei den anderen Mausen in diesem Kafig sowie bei den 2000 untersuchten Mausen fanden wir keine Ver- anderungen an d e r H a u t .

Das von den veranderten Stellen an der Haut der kranken Mause gewonnene Material, nachdern es in einer Losung von Antibiotika und in Myaninlosung gewaschen worden war, irnpfien wir auf SABOuRAuD-Glukose-Agar, dern 40 I. E. Penicillin und 20 Gamma Streptornycin/rnl beigegeben wurden. Die geirnpflen Platten hielten wir bei 26O C. Aus allen Materialproben entwickelten sich we&, daunenhafte Kolonien, die nach 5-6 Tagen einen Durchrnesser von etwa 2 crn erreichten.

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Auf Grund kultureller und morphologischer Merkniale identifizierten wir die isolicrten Pilze als Trichophyton mentagrophytes var. gypseum.

In der Bestrebung, festzustellen, in welchem Mafie die klinisch gesunden Mause aus der Zucht, in der die Dermatophytie festgestellt wurde, Trager von Dermatophyten sind, bzw. mit ihnen latent infiziert sind, sowie bestrebt, die andere Pilzflora der Haut dieser Nagetiere festzustellen, haben wir fur die mykologische Untersuchung Haare aus der Gegend des Kopfes und des Halses genommen.

Aus dem von 50 Mausen gewonnenen Material wurden je 5 Haare einer jeden Maus untersucht. Nur bei einer Maus von allen 5 eingeimpften Haaren wurde Tr. .mentagro- phytes isoliert, das kulturell andere Eigenschaflen zeigte als das von kranken Mausen isolierte Trichophyton. Diese Dermatophytenart haben wir als var. asteroides identifiziert. Aus dem von den ubrigen 49 Mausen gewonnenen Material haben wir Pilze der Arten Aspergillus, Penicilliurn, Rhizopus und Mucor festgestellt. Diese Befunde zeigen wir auch tabellarisch:

Angehorige der Art Pilzfunde

~~ ~ ~

Zahl der Mause Zahl der Haare

Trichophyton Aspergillus Penicillium Rhizopus Mucor Unidentifizierte P ike Negativ

1 17 5

4

3

4

16

5 26

6

7 6 5

195

Insgesamt 50 250

Urn die Verbreitung der Infektion rnit Dermatophyten und den Verlauf der Krankheit bei Mausen besser kennenzulernen, haben wir in den Kafig mit den kranken, abgesondert untergebrachten Mausen Mause aus einer anderen Zucht hineingesetzt. Die Veranderungen an der Haut der kranken Mause waren von verschiedener Intensitat.

Bei den Mausen, die zu den Mausen mit fortgeschrittenen oder vollig entwickelten Hautveranderungen eines typischen Favus hineingesetzt wurden, konnten die ersten Krankheitszeichen nach 10 bis 12 Tagen beobachtet werden. Harte knotige, hirsekorn- groae, von geroteter Haut urnsaumte Veranderungen zeigten sich zuerst an der Nasen- spitze, an den Ohren und den Vorderbeinen (Abb. 1 und 2). Nach zwei bis drei Tagen wurde die Rotung der umgebenden Haut noch starker, und an der Oberflache der Knot- chen zeigte sich ein runder, graugelber Schorf von 5 mm Durchmesser, der im Laufe der folgenden 3 Tage etwas grofler wurde. Die Oberflache des Schorfs schloi3 den aufleren oberen Teil der Veranderung in eine rundliche, flache, zwei bis drei mm dicke, mit grauem broseligern Inhalt gefullte Bildung ein, durch die die Haare hindurchwuchsen. Irn histo- logischen Praparat, irn Schnitt einer solchen Bildung konnte man zurneist gewundene Hyphen sehen, die sich in eine Menge winziger, meistens runder Arthrosporen rnit einem Durchrnesser von 1,5-2 Mikron verwandelten. Die untere Schicht der Bildung war rnit zahlreichen Lymphozyten zwischen den Epithelzellen durchsetzt. Die durch eine solche Bildung durchgehenden Haare waren an ihrer Oberflache zumeist starker oder schwacher beschadigt. Die obere, bzw. aui3ere Schicht der Veranderung enthielt ein starker abstechen- des Epithel der Epidermis rnit Hyphen der Dermatophyten (Abb. 5 und 6).

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Abb. 1 (links oben): Beginnender Mausefavus mit rot umsaumtem Knoten an der Nasenspitze. - Abb. 2 (links unten): Knotiger Mausefavus am rechten Vorderbein. - Abb. 3 (recbts oben): Fort- geschrittener Mausefavus mit konfluierten schiisselformigen Herden am Kopf. - Abb. 4 (recbts unten): An Favus verendete Maus mit schweren Veranderungen an Kopf, Schultern und Rucken

Die einzelnen, bei dem typischen Favus auftretenden Veranderungen, die sich aus einem Herd entwickelt hatten, waren rund, etwa 1-1,5 cm breit und 2-4 cm dick. Bei den vollig entwickelten Veranderungen verschwand die umgebende Hautrotung, und die untere Schicht der Epidermis war von der Papillarschicht getrennt, so konnten die Schorfe lei& und ohne Blutung mit einer Pinzette abgeschalt werden. Unter dem Schorf blieb eine kleine haarlose Vertiefung, meistens glatt und ein wenig gerotet. An diesen Stellen entstanden und entwidcelten sich gewohnlich neue Herde. Auch an den anderen Stellen des Kopfes, am Riicken und an den Beinen zeigten sich neue Infektions- herde, die sich im Laufe von zehn bis fiinfzehn Tagen in ahnliche, oben beschriebene Verande- rungen entwickelten. Einige am nachsten liegende Herde schlossen sich im Laufe der Entwicklung in einen gemeinsamen Schorf zusammen, der deshalb eine unregelmiifiige Form und eine unebene Oberflache hatte. Sie bedeckten meistens einige Quadratzentimeter der Haut. Die Oberflache der konfluierten, bei dem typischen Favus auftretenden Veranderungen wurde starker gefaltet und zersprang haufiger als bei jenen Veranderungen, die sich aus einem Herd entwickelten. Diese bekamen endlich ein schiisselformiges Aussehen mit einem schmalen Rand der Alopecia. Der mehlige Inhalt fie1 aus, so dad die Schorfe zum SchluB sehr uneben, mit groderen schiisselformigen Vertiefungen, graugelb und trocken wurden. Die Mause mit den Veranderungen des typischen Favus hatten starke Beschadigungen der Haut am Kopf, an den Schulterblattern und am Dorsalteil des Halses (Abb. 3). Obwohl die Mause regelmaaig getrunken und gefressen hatten, nahmen sie mit der Entwicklung der Veranderungen standig ab und verendeten (Abb. 4) im kachektischen Zustand nach 34-150 Tagen seit dem Infektionsbeginn. Die Mause, die beim Experiment a h Infektionsquelle gedient hatten, verendeten ebenso 44-50 Tage nach dem Beginn des Experiments.

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Abb. 5 : Histologischer Schnitt durch einen Schorf von einer favusbefallenen Maus

Abb. 6 : Histologisches Bild der Ohrmuschel einer Maus mit favosen

Veranderungen

An der Maus, die wir bei einer kranken, mit schwacher ausgepragten Hautveranderun- gen eines atypischen (squamosen) Favus untergebracht hatten, lieflen sich die ersten Infek- tionszeichen erst nach zweieinhalb Monaten feststellen.

Zwei Knotchen mit einem Durchmesser von 2 mm fingen an, sich an der Nasenspitze und neben dem Ohr zu entwickeln. Nach etwa zehn Tagen wurden die Knotchen ein wenig grol3er und ver- wandelten sich in graubraune, trockene Schorfe, die dann nach 5-6 Tagen abfielen. Die Haut unter den Schorfen blieb gerotet und haarlos. Fast an dem ganzen Korper kam es zu Schuppenbildungen und die Haardecke wurde schiitter. Winzige, trockene, graubraune Schorfe konnte man stellen- weise auch an der Haut des Riickens finden. Nach einem Monat trat eine Besserung ein, und bereits nach zwei Monaten lieBen sich weder die Verandcrungen no& die Entstehung neuer Infektions- herde an der Haut beobachten.

Um die Verbreitung der Dermatophytie uber Streu und Einrichtungen im Kafig besser kennenzulernen, setzten wir gesunde Mause in die nicht gereinigten Kafige mit Streu hinein, wo vorher einen Monat lang kranke Mause untergebracht waren.

In einem Kafig, in dem funf gesunde junge Mause aus einer Verwandtschaftszucht unter- gebracht wurden, bemerkten wir die ersten Anzeichen einer Hautinfektion nach 45 Tagen. Bei drei Mausen begannen sich die Haare zu lichten, und an der Haut kam es zu leichter Schuppenbildung mit graubraunen Schorfen am Rucken. Aus dem Material von zwei dieser drei Mause gelang es uns, Tr. mentagrophytes var. gypseum zu isolieren. Der typische Favus entwickelte sich an keiner dieser drei infizierten Mause. Nach etwa zwei Monaten wurden die Haare dichter, und die Schuppen- und Schorfbildung an der Haut verschwand. Bei zwei Mausen aus diesem Kafig konnten wir im Laufe von 6 Monaten keine Krankheits- zeichen beobachten, von der Haut aber isolierten wir T. mentagrophytes.

An den Mausen im zweiten Kafig, wo drei gesunde Mause aus einer Zucht untergebracht wurden, in der die Trichophytie nie vorgekommen war, bemerkten wir die ersten Krank-

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heitszeichen bereits nach etwa zwanzig Tagen. Bei einer von ihnen begann die Entwicklung der Veranderungen an der Nasenspitze, bei der anderen am Ellenbogen des linken Beines. Nach fiinfzehn bis zwanzig Tagen entwickelten sich die Veranderungen ihrem Ansehen nach in einen typischen Mausefavus in einer ahnlichen Reihenfolge, wie dies bei den zwei, im Kontakt mit kranken Mausen infizierten Mausen beschrieben wurde. Die dritte Maus aus diesem Kafig zeigte nach zwei Monaten schwache Anzeichen eines atypischen (squam6- sen) Favus: gelichtetes Haar und starkere Schuppenbildung an der Haut, aber ohne Schorfe, was nach etwa zweieinhalb Monaten aufhorte. Von der Haut dieser Maus gelang es uns in wiederholten Untersuchungen nicht, T. mentagrophytes zu isolieren.

Nach beendetem Versuch rnit Mausen verwendeten wir die Streu aus dem Kafig, in dem kranke Mause untergebracht wurden, als Streu im Kafig mit Meerkatzen. Solche Streu wurde mehrmals in den Kafig mit Meerkatzen dazugebracht. Im Laufe von sechs Monaten bemerkten wir keine Veranderungen an der Haut der Meerkatzen.

Diskussion In den durchgefiihrten Experimenten entwickelten sich die durch Pilze hervorgerufenen

Veranderungen an der Haut der Mause in einen typischen Mausefavus nur dann, wenn die Infektionsherde innerhalb eines Monats nach dem ersten Kontakt mit den kranken Tieren in Erscheinung traten. Die Veranderungen an der Haut waren um so starker, ie kiirzer die Zeit von dem ersten Kontakt mit der Infektionsquelle bis zu den ersten Krank- heitszeichen war. Der typische Mausefavus war gewohnlich mit starker Abmagerung bis zu dem MaBe begleitet, daB die Krankheit fast regelmaBig mit dem Tode endete.

BLANK et al. (1961) bemerkten auch zwei Veranderungsformen bei Menschen und Mausen nach der Infektion mit der gleichen Art T. quinckeanum. Bei der einen war es eine geringfiigige erythe- matose Veranderung, bei der anderen waren cs infiltrierte, rnit schwefelgelben Schorfen bededcte Plaquen.

Dai3 die Zeichen der Infektion mit T. mentagrophytes bei einigen Versuchstieren spater in Erscheinung traten, d. h. nach mehr als einem Monat von dem Tag des ersten Kontaktes rnit infizierten Mausen oder mit der kontaminierten Streu, kann durch eine groBere Wider- standsfahigkeit des Organismus, durch Bildung der Immunitat bei den Versuchstieren erklart werden. Bei den Mausen, bei denen die Krankheitszeichen kaum bemerkbar waren, mit langerem und leichterem Krankheitsverlauf, kam es nach der Gesundung nicht mehr zum Erscheinen neuer Infektionsherde, obwohl die Mause noch eine langere Zeit (bis zu 6 Monaten) rnit infizierten Tieren oder kontaminierter Streu im Kontakt waren. Aus dem Material von der Haut einiger dieser Mause konnten wir T. mentagrophytes isolieren. Bei den Mausen dagegen, bei denen sich die ersten Infektionsherde in einen typischen Favus entwickelten, entstanden neue Infektionsherde auch an anderen Stellen der Haut sowie an den Stellen alter Infektionen, von denen die Schorfe abfielen. Sowohl die ursprung- lichen, als auch die neuentstandenen Herde entwickelten sich gewohnlich zu einer der schwersten Favusformen. Auch bei diesen gab es Unterschiede in der Zahl und Starke der Veranderungen sowie in der Dauer der Krankheit. Nur eine Maus rnit solchen Verande- rungen wurde gesund, die Dermatophyten fanden wir aber auch nach der Genesung an der Oberflache ihres Korpers.

der Mause die trichophytischen Verande- rungen entwickelten, obwohl die Art, mit der er experimenrierte, augerst virulent war irn HinbIick auf die groi3e Zahl der Infektionen bei den Menschen, die mit den Tieren wahrend des Versuchs arbeiteten. MACKENZIE (1961) isolierte T. mentagrophytes von 30 % der Mause, die keine Krank- heitszeichen aufwiesen, fur die Kinder aber eine Infektionsquelle darstellten.

All das weist darauf hin, dai3 die meisten Mause bereits seit den ersten Lebenstagen die Immunitat erwerben, so dai3 bei ihnen selbst die virulentesten Dermatophytenarten keine schweren Veranderungen der Haut verursachen konnen.

DAVIES (1964) stellte fest, dai3 sich nur bei etwa 1

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30 S. CUTURIC

SchluRfolgerung Auf Grund der Ergebnisse der durchgefuhrten Experimente konnen wir den Schluf3

ziehen, dai3 gesunde Mause durch den unmittelbaren Kontakt mit den kranken Mausen und durch die kontaminierte Streu, auf der sich die kranken Mause langere Zeit aufhielten, mit Dermatophyten (T. mentagrophytes) infiziert werden konnen. Die Obertragung ist leichter durch den unmittelbaren Kontakt als durch Streu.

Form und Starke der durch Pilze verursachten Hautveranderungen sind von der In- kubationszeit abhangig, d. h. von der Zeit des ersten Kontaktes des Tieres mit dem Der- matophyten bis zur Erscheinung der ersten Krankheitszeichen. Je kiirzer diese Periode ist, desto starker sind die Veranderungen, eine desto grof3ere Zahl neuer Herde kommt vor, die sich in einem typischen Favus entwickeln, was bei allmahlicher Abmagerung der Tiere zum Tode fiihrt. Je langer die Inkubationszeit ist, desto schwacher sind die Verande- rungen, der Verlauf der Krankheit ist leichter, und die Tiere verenden nicht wegen der durch Pilze verursachte Infektion. Durch die mit T. mentagrophytes kontaminierte Streu werden die Mause nicht immer infiziert.

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Anschr. d. Verf.: Institut fur Mikrobiologie und Infektionskrankheiten der Veterinarmedizinischen Fakultat der Universitat, Zagreb, Heinzelova 55, Jugoslawicn

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