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Zur Physiologic des Schreibens, ein Beitrag zur Schulhygiene. Von Dr. Leop. Ellinger in Mergentheim. Ein Fall yon Trochlearisl~hmung brachte reich auf die Idee, dass es die insufficiente Wirkung der Obliqui b~i Heftrechtslage sei, we!the die krumme KSrperhaltung beim Schreiben, wie sie uns in Schule und ttaus so unangenehm ber~thrt, zur nothwendigen Folge habe, welche letzbre daml iln'erseits wiederum bleibende SkoIiose bedinge. Ich habe diese meine Anschauung in tier Wien. reed. Wochenschrift 1870, No. 33 auseinandergesetzt, und habe spiter bei fortgesetzbn Besuchen vieler Sshulen sie be- grandet gefunden. Die Schi~ter verm~gen der Vorsohrift, bei Lage des Herbs zur Rechten, die Zeilen parallel dem Tischrande, mit gleichfalls dem Tischrande parallelen Schultern, zu schreiben, k~u'ze Zeit. nachzukommen. Bald aber ermtiden die Rechtswender der Augen, in Folge dessen und dutch die a,qymmetrische Richtung der Bliok- ]inien entsbhen Doppelbilder und Zerstreuungskreise, der Schreibende wendet den Kopf nach rechb und beugt ihn vornt~ber, um die erwahnbn Muskeln zu entlasten, db symmetrische Richtung der Blicklinien zu gewinnem Dazu reicht die Thitigkeit der Halsmuskeln redlbrseits dauei'nd nicht aus, und nimmt der Schreibende die Rackenmusku]atui" in Anspruch, die linke Schulbr, sowie der linke Sitz- knorren treten vor, die rechte Schnlbr und der rechte Sitzknorren tre bn zurack, beide sbhen hSher, die Wirbel-

Zur Physiologie des Schreibens, ein Beitrag zur Schulhygiene

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Zur Physiologic des Schreibens, ein Beitrag zur Schulhygiene.

Von

Dr. Leop. E l l i n g e r in Mergentheim.

Ein Fall yon Trochlearisl~hmung brachte reich auf die Idee, dass es die insufficiente Wirkung der Obliqui b~i Heftrechtslage sei, we!the die krumme KSrperhaltung beim Schreiben, wie sie uns in Schule und ttaus so unangenehm ber~thrt, zur nothwendigen Folge habe, welche letzbre daml iln'erseits wiederum bleibende SkoI iose bedinge. Ich habe diese meine Anschauung in tier Wien. reed. Wochenschrift 1870, No. 33 auseinandergesetzt, und habe spiter bei fortgesetzbn Besuchen vieler Sshulen sie be- grandet gefunden. Die Schi~ter verm~gen der Vorsohrift, bei Lage des Herbs zur Rechten, die Zeilen parallel dem Tischrande, mit gleichfalls dem Tischrande parallelen Schultern, zu schreiben, k~u'ze Zeit. nachzukommen. Bald aber ermtiden die Rechtswender der Augen, in Folge dessen und dutch die a,qymmetrische Richtung der Bliok- ]inien entsbhen Doppelbilder und Zerstreuungskreise, der Schreibende wendet den Kopf nach rechb und beugt ihn vornt~ber, um die erwahnbn Muskeln zu entlasten, db symmetrische Richtung der Blicklinien zu gewinnem Dazu reicht die Thitigkeit der Halsmuskeln redlbrseits dauei'nd nicht aus, und nimmt der Schreibende die Rackenmusku]atui" in Anspruch, die linke Schulbr, sowie der linke Sitz- knorren treten vor, die rechte Schnlbr und der rechte Sitzknorren tre bn zurack, beide sbhen hSher, die Wirbel-

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s~u]e bieg~ sich t~onvex nach rechts, die Processus spilwsi drehen sich nach links, eine momentane Deformation, welche im Verlauf tier Jahre durch Usur der gedriickten Wirbelknochen und Zwisehenwirbelknorpel stationar bleibt. Beim Blicke nach rechts unten drehen sich die vertikalen Meridiane oben nach links, der rechtsseitige stlirker als der linke. Der Sehreibende bemfiht sich, dem Drange nach identisehen, isomeridianen Netzhautbildern zu genilgen, was ibm abet nur mit grSsster Anstrengung gelingt, da keinerlei Drehung des Kopfbs im Stande ist, die Association der Radbewegungen za eompensiren. Der Schreibende n~hert die Augen dem Papier, um dutch Vergrosserung der Sehwinkel Doppelbilder und Zerstreuungskreise m~g- iichst zu eliminiren, und wird dauernd kurzsichtig.

Anders liegen die Verhiittnisse bei Lage des Heftes vet der Brnst, oben mi~ssig nach links geneigt. Der red~e Arm kreuzt die Zeile im rechten Winkel, beide Arme dienen dsm Rumpfe als Sttitze. Die kraftigen lqaeken- muskeln halten den KopL Bei leiehter Neigung des Kopfes nach links befinden sieh die Augen nahezu in Primar- stellung. *) Die R. externi und interni wechseln in ihrer Th~itigkeit. l~Taeh ihrer anatomischen Anlagc bewegen sic die Bulbi ziemlich genau in horizoataler Richtung naeh links und nach rechts. St6rende Radbewegangen sind ausgeschlossen. Der vertikale Meridian steht vertikal anf der Zeile, der horizontale zu derselben parallel, eine symmetrisehe Richtung der Blicklinien ergiebt sich yon selbst. Die Schiller vermOgen ohne besondere ±nstrengung der Angemnusketn die Stunde hiudurch in dieser Schreib- stellung zu verharren. - - Die Verwerflichkeit der Heft- rechtslage, wie sic jetzt wohI allgemein gebr~uchlieh, er- giebt sieh aus Obigem von setbst. Die Praxis bewies

*) Als 1)rim~rstellung sei hier 4er Kiirze h~lber diejenige Augenstellung bezeichnet, bei welcher beide Blicklinien gleiche Winkel mit der ~Iedianebene des Kopfes bilden.

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unzweifelhaft die Rich~igkeit dieser Theorie. In modernen zweisitzigen Subsellien traf ich 8ch~ler und Schfilerinnen bei der Heftreehtslage ebenso krumm dasitzend, wie in den alten Schulb~nken. Einige Lehrer hiessen die Seh~iller whhrend des Sehreibens, ohne jedes Weitere, das Heft vor der Brnst, oben naeh links geneigt, legen. Die ga.nze Sehule, mit Ausnahme einiger Weniger, drehte sieh in anderer Richtung, die Rtteken gegen rechts und gerade gestreckt, den Kopf etwas naeh links geneig~, die Augen um ein Betr~eh~liehes mehr veto Papier entfernt, als vet- her. Beim Betrachten der Schreibenden in einer Schule fielen mir zwei bei Heftrechtslage dutch ihre Renitenz gegen den Drang nach identischen Netzhautbi]dem, dutch ihre gute Haltung auf. Die n~here Untersuehung des Einen ergab hochgradigen Strabismns intemns. Als iell den Andern aufstehen hiess, rief der Lehrer verwundert aus: Da haben Sie gerade meine Zwei! Der Andere hatte centrales Leukom linkerseits.

In seinem Anfsatze ,,Znr Physiologie der Handsehriff', dieses Arehiv Bd. XXVIII. 2 sag[ Ber l in : ,,Der Einzige, weleher den dominirenden Einfluss des Anges, und speeiell der Augenbewegungsgesetze far die SchreibsteIlung des Kindes, wenn aueh nut instinctiv, erkannt zu haben soheint, ist El l inger . Ueber das Wie und Warum weiss er uns freilieh keinerlei AufschI~isse zu geben, und zwar deshalb, weft er sich ebenfaIls nicht yon der irrth~mtiehen Voraus- setzung des Parallelismus zwisehen Grundlinie und Zeile losmaehen konnte." 0b Ber l in naeh 0bigem berechtigt war, yon Sehein und Instinkt zu spreehen, kann ieh ruhig dem Urthefle der Leser aberlassen. Es ist mir datum zu thun, den Zusammenhang der nnglackseligen Heftlage mit Skoliose und Kurzsichtigkeit evident naehzuweisen, w~th- rend ieh farchte, dass Berlin 's Ansf~hrungen die Ober- SehulbehOrden nicht veranlassen werden, vet k~irzerer oder l~ngerer Zeit erlassene ¥erordnungen zurttckzunehmen.

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Gliicklicherwcise bestehen beLreff des Lesens nirgends Vorsehriften, welche ihre Sclmtten i~ber die Sdmlzeit hin- aus werfen. Wit lesen, Aft und Jung, in Prim~rstellung der Augen, die vertikalen Meridiane stehen vertikal auf der Zeile, eine dutch die horizontale Meridi~nebene gelegtc Linie deck sich mit der Grundlinie, beide in stetem Parallelismus mit den Zeilen. Wenn wit einem Lesenden, lese er nun Deutsch, Franz~sisch, Grieehisch oder Ara- bisch, Gesehriebenes oder Gedruektes, sein Bach oben nach links oder naeh rechts drehen, dann beeilt er sieh, dutch Drehen des Kolffes diesen Paralellismus wieder zu gewinnen. Ieh glaube darin ein Correctiv der Schreibe~ skoliose gefunden zu h~ben. Ber l in land bei 93 pCt. der nntersuehten Sch~ler Kreuzung der Grundlinie mit der Schreiblinie yon links oben nach reehts unten in einem Winkel von 45 o resp. Kreuzung mit den Grund- striehen im reohten Winkel. In einem Vortrage i~ber unser Thema im Stuttgarter Aerztl. Yerein am 2. Novbr. d.J . besprach Ber l in das oben erw~thnte Ergebniss seiner Untersuehungen. ,,Dasselbe w~r stets das gleiehe, das Heft mochte liegen, wie es wollte, und das Kind mochte sitzen, wie es wollte, die Grundstriche standen in 93 ioCt. attf der Grundlinie senkreeht. Von den nbrigen F~llen standen in 5 pCt. die Haarstriehe senkrecht zur Grund- linie, in 2 pCt. die Haarstriehe parallel zur Grundlinie. Dami t war bewiesen, dass die Richtung der Grund- striche and die Lage des Heftes eine tyrannische Ge- walt auf die Stellung der Augen resp. deren Verbindangs- linie austlbt. Die Lage des Heftes erh~lt dadureh eine ausserordentliehe Bedeutung far die KSrperhaltung des Sehreibenden. Nach ihr drehen sich die Augen, der Kopf und der ganze Menseh. Da es aber entspreehender ist, dass die Heftlage sich naeh der Bequemliehkeit des Sehreibenden richter, als umgekehrt, so is~ die n~ehst- liegende Aufgabe, alas Heft so za legen, dass der Schrei-

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bende die nattirlichste, ungezwungenste Haltung einnehmen kann. Diese tt~ltung ist nnstreitig ein mSglichst auf- reehtes Geradesitzen mit gerader I-Ialtung des Kopfes. Bei einer solchen Haltung massen nach Obigem die Grundstriehe senkreeht zur Tisehkante stehen. Da nun in unserer deugsehen Sehrift die Grundstriehe beilaufig einen Viertelsrechtenwirkel mit der Zeile bilden, so muss das Heft um diese 45 o naeh rechts oben gedreht werden. Dabei sell das Heft night zur Seite des Sehreibenden, son- dern mitten vor ihm liegen, weiI dadureh gleiehfalls die gerade K6rperhaltung begt~nsti~ wird."

Eine optisehe N6thigung zum Aufgeben tier Ideft- rechtslage wird in dieser Ausfl'ihrung Niemand finden. Es wird auch Niemand D'oss fiberraseht sein dutch den Be- fund einer Kreuzung der Grundtinie mit der Zeile. Bei Prim~irstellung der Augen kreuzt sieh die mit den Zeilen parallele Grundlinie im rechten Winkel mit dem sehreiben- den Arme. Bei Drehung des Kopfes muss die Grundlinie im Verh~iltniss zur Kopfdrehung linkerseits iiber die Zeile sieh erheben, rechts niedersteigen. Das gleiehe VerhNtniss wttrde sigh bei Drehung des Heftes um 45 onach Links er- geben far die Gmndlinie und, was noeh schlimmer, ft~r die Meridiane. Dass aber diese Abweiehung yon 45 o bei jeder Hefglage, bei jeder SchreibstellmN stattfinde, wird noch sehr der Best~tigung dutch exaete Prafungen, wie sic uns zum Studium tier Motilithtsst(~rungen zu Gebote stehen, bedgrfen. Die Dignit~t des geometrisGhen Yerhiiltnisses zwisehen Gmndlinie und Grundstrichen ist mir aus Ber- lin's Arbeit nieht ersiehtlich geworden. Vielleicht hrdte eine l~nger fortgesetzte Beobachtung mehr Xlarheit in die Sache gebraeht. Vorlhufig zweifle ieh night, dass der tyrannische Einfluss der geftrechtslage bei aller und jeder Schrift, wie in Deutschland, so aueh in Frankreieh, Grieehenland und Arabien sieh geltend maehen wird.

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Man hat auch die dutch Ueberbfirdung bedingte De- creocidit~t der Sch~ler als Ursache yon Skoliose und Kurz- siehtigkeit beschnldigt. Es ist nicht zu bezweifeln, dass Sch~dlichkeiten in einem schwaehen K6rper mehr zur Gel- tung kommen, als in einem widerstandsf~higen. Es w~iren demnach bei ferneren statistischen Untersuchungen tier Schiller auf Kt~rzsich~igkeit die k~rI)eflichen Verh~ltni~se, Bmstumfang u. s. w., in Betracht zu ziehen.

Dass abet vor Allem die Heftlage es sei, welche jene Gebrechen bedingt, daf(ir ein weiterer Beleg. Beim Be- suche yon Sehulen in Tauberbiscllofsheim begegnete ich wieder den bekannten gekr~tmmten Figuren. Nut in einer M~dcbensehule land ich eine reeht befriedigende ttaltung der Sch~tlerinnen, insbesondere eines Madcl~ens yon etw~ ] 0 Jahren. Der mich begleitende Kreisschulrath gab mir die Erl~uterung, diese sei seine Toehter. Er babe meine Aufs~tze tiber Heftlage und Schreibstellung im ,,Schw~bi- schen Merkur" gelesen. Als nun die Verordmmg des Oberschulmths in Karlsruhe vom 8. Juni 1875 eintr,~f, babe er zun~chst mit seinem T6chterchen es probirt. Bei tIeftreehtslage war es ihr nicht mSglich, vorgesehriebener- maassen die Schultem parallel dem Tisohrande zu hal~en. Er dreht sie 'hum, er dreht sie 'rum, tier Zopf, tier hin~ ihr hinten. Da babe er dana dem Lehrer gesagt, er mSge gegenfiber den andern Seh~ilerinnen mit der neuen Ver- ordnung es halten, wie er wolle, seine Toehter aber mSge er bei der seitherigen Heftl~ge belassen. Der Contras~ tier eiaen Sehi~lerin mit den andern babe dann den Lehrer ermuthigt, mit Befolgung des Rescriptes es nicht so genan zu nehmen.

Be]m Studium der Geschichte der Heritage wird mall wohl eine Coincidenz mit der for~schreitenden Kurzsichtig- ]~ei~ finden. Wit zu unserer Zeit hatten in Volksschu]e, Gymnasium und auf der Hochschule d~s Papier vor uns tiegen. Ich erinnere reich noeh mancher Grenzstreitig-

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keiten durc, h Collision des Vordermanns mit der rechten oberen Eoke des Collegienheftes.

Die erste gedruck~e Anweisung zur Heftrechtslage fund ich in ,,Niidelin, Anleitung zum SchOn- mid Schnell- schreiben: Stuttgart 1844." Die Gesetzgebung unterliegt den ZeitstrOmungen, sie sanctionirt oft ohne Kfitik gute Gebriiuche wie Missbriiuche. So wurde denn anch die Hef~rechtsiage in Wtirttemberg dutch eine Verordnung yore 29. April 1868 eingefahrt. Autor (tieser Verftigung war Obermedicinalrath v. Elsi~sser, Verfasser zweier epoche- machender Monographien, liber Magenerweich~mg and tiber Craniotabes. Der gleichen behOrdtichen Anordnung im Grossherzogthum Baden habe ich oben Erwiilmung ge- than. Noch in neueren und neuesten Sehriften ttber Hygiene, setbst in einer preisgekr(inten, wird die Heft- rechtslage, Zeilen und Sehultern parallel dem Tisehrande, empfohlen. Der Ueberzeugung wird sich Niemand ver- schliessen, dass die Sehulhygiene eine ganz andere FSrde- rung erfahren butte, wenn der geniale v. Elslisser nicht blos theoretiseh mit ihr sieh besch~tftigt, wenn Prof'. Ber l in nicht blos vorabergehend als Volont~r ihr seine Dienste gewidmet hatte. Das Gesagte gilt nicht minder yon den modernen ad hoc berufenen gemischten Schulcommissionen, auch die ttiehtigsten Praktiker werden bei jetziger Sach- lage tiber den Dilettant.ismus nicht hinauskommen. Unsere Schnljugend ist es werth, dass specielle Schularzte am ihr kSrperhches Wohl sich kammem, der steigenden Ueberbardung dutch die Piidagogen entgegen~reten, abet auch Mittel und Wege suchen, class die nothwendige Biirde ohne zu grosse Sch~digung er~ragen wird.

Dnrch die wahrgenommenen Sehaden sah ich reich veranlasst, in einer kleinen Schrift*) die hygienisehen Desiderien tier Sehule nachzuweisen und zu begrtlnden.

*) D er ~rztliche Landessehulinsl)ektor, ein Sachwalter tmserer misshandelten Schuljugend. Stuttgart [877. Karl Schober.

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Ein Arzt, der zuvor einige Zeit in der Praxis gestanden, h~tte sich ophthalmologisch griindlich auszubilden, er h~ttte das Schulwesen in andern L~ndern zu studiren. Durch regelm~ssige Inspection a]ler Sehulen im Lande h~tte er sieh mit den bestehenden SeMden bekannt zu machen und Mittel zur Abstellung zu suehen. Unter ¥erzieht auf ~rztliehe Privatpraxis hi~tte er, lediglieh als Beamter, Sitz und Stimme in der obersten Schulbehiirde des Landes, um die Executive zu fiberwachen, damit nieht brauchbare Vor- schli~ge auf dem Wege yore MedMnaleollegium zurDruckerei des Verordnungsblattes verballhornt werden. Wollten far ein kleineres Land, far eine Provinz, zwei Aerzte angesteltt werden, um so besser. Die Agitation far eine rationelte grztliche Schulaufsicht land aneh in der w~rttembergischen Kammer ihren Wiederhall. Der Minister sagte Abhilfe zu. Und worin bestand diese? Naehdem seither die Amts- physici die Auflage hatten, gelegentlich und unentgelflidl die Sehulen zu besuchen, dem abet kaum jemals nach- gekommen wurde, erhielten sie jetzt den Auftrag, alle 3--6 Jahre, bei Gelegenheit der Ruggerichte, weld~e 8 his 14 Tage zuvor dem Gemeindevorstande avisir~ werden mtis- sen, gegen En~gelt naehzuschauen, ob Wi~nde, Fenster, ZimmerbSden, Abtrit~e, ob die Kinder reinlieh gehalten seien. So bier zu Lande, and ich werde nicht eines fiber- m~ssigen Patriotismus beschuidigt werden, wenn ieh be- h~upte, dass Warttemberg betreffs des Sehuleinrichtungen, jedenfalls in Deutschland, s~ets an der Spitze des Fort- sehritts marschirte.

M~ge das Vorstehende die Ophthatmologen veranlassen, ihre ganze Autoritat far Befriedigung eines unabweisbaren Disideriums der Schule in die Wagschaale zu werfen. Es ist an unserer Schuljugend vM gesfindigt worden, es ist Vieles wieder gut zu maehen.

Stut~gart--Mergentheim, November 1882.