2
H. Z~.LLEa:Priifung epidermal sensibilisierender Stoffe im Tierversuch 239 H. ZEI~ER (Ludwigshafen/Rh.): Zur Priifung epidermal sensibilisierender Stoffe im Tierversueh Die in den folgenden Versuchen angewandte tierexperimentelle Methode lehnt sieh weitgehend an das von G~VL u. KALKHOFF z beschriebene Vorgehen am Meerschweinchen an. 1. Sto//e mit epidern~al sensibilisierender Wirkung Unter 60 auf ihre hautsensibilisierende Wirkung am Meerschweinchen untersuchten Substanzen fanden sich neben den zum Vergleich mit- geprfiften Verbindungen wie Dinitrochlorbenzol, p-Phenylendiamin und Formaldehyd 14 weitere Stoffe -- darunter Butindirhodan, Fumars/iure- dinitril, Vinylcarbazol, Toluolsulfos~uremethylester, Phenoxypropen- oxyd ---, die in dieser Versuchsanordnung eine Uberempfindliehkeits- reaktion an der Meerschweinchenhaut bewirkten. Bei 9 dieser 14 Pro- dukte wurde nach unseren Betriebserfahrungen aueh an der menseh- lichen Haut eine Sensibilisierung beobachtet, wobei eine Oberempfind- lichkeit nur dann angenommen wurde, wenn die betreffenden Personen wiederholt durch dieselbe Substanz mit typisehen Hauterscheinungen erkrankten und eine entsprechende Arbeitsanamnese, eine nachweis- bare Inkubationszeit und gegebenenfalls positive klinisehe Testergeb- nisse aufwiesen. ~Tenn die am Meersehweinehen naehgewiesene sensibilisierende Wirkung bei 5 Substanzen nieht mit entsprechenden kliniseben Be- obaehtungen an der menschlichen I-Iaut belegt werden kann, so ist der Grund darin zu suchen, dab es sich einmal um verh£1tnism£13ig neue Stof~ handelt, die bisher nicht in grSflerem Ma[tstab hergestellt wurden, zum anderen, well sie lediglich als Verunreinigung anderer teehnischer Produkte vorkommen und deshalb in der £rztlichen Sprechstunde nicht in Erseheinung treten. In solchen F~llen lassen sieh erst bei genauerer experimenteller Analyse die fiir die Hautsensibflisierung urs£chlichen Faktoren nachweisen. Praktiseh alle hautsensibilisierenden Stoffe fiihrten selbst bei ein- maliger, nur fiber 15 rain anhaltender Einwirkung in entspreehenden Konzentrationen an der ttaut des Kaninchenr/ickens zu akuten, entzfind- lichen Hautreizungen, ohne dal3 dabei Zeichen einer Sensibilisierung nachweisbar waren. 2. Hautreizende Sto//e ohne sensibilisierende Wirlcung Nachdem praktisch alle im Tierversuch hautsensibilisierenden Stoffe auch primiir hautreizend wirken, wurde untersucht, ob etwa beim Meer- schweinchen alle prim£r hautreizenden Substanzen grunds£tzlich auch hautsensibilisierend wirken. Von 28 an der Meerschweinehen- und

Zur Prüfung epidermal sensibilisierender Stoffe im Tierversuch

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Zur Prüfung epidermal sensibilisierender Stoffe im Tierversuch

H. Z~.LLEa: Priifung epidermal sensibilisierender Stoffe im Tierversuch 239

H. ZEI~ER (Ludwigshafen/Rh.): Zur Priifung epidermal sensibilisierender Stoffe im Tierversueh

Die in den folgenden Versuchen angewandte tierexperimentelle Methode lehnt sieh weitgehend an das von G ~ V L u. KALKHOFF z beschriebene Vorgehen am Meerschweinchen an.

1. Sto//e mit epidern~al sensibilisierender Wirkung

Unter 60 auf ihre hautsensibilisierende Wirkung am Meerschweinchen untersuchten Substanzen fanden sich neben den zum Vergleich mit- geprfiften Verbindungen wie Dinitrochlorbenzol, p-Phenylendiamin und Formaldehyd 14 weitere Stoffe - - darunter Butindirhodan, Fumars/iure- dinitril, Vinylcarbazol, Toluolsulfos~uremethylester, Phenoxypropen- oxyd ---, die in dieser Versuchsanordnung eine Uberempfindliehkeits- reaktion an der Meerschweinchenhaut bewirkten. Bei 9 dieser 14 Pro- dukte wurde nach unseren Betriebserfahrungen aueh an der menseh- lichen Hau t eine Sensibilisierung beobachtet, wobei eine Oberempfind- lichkeit nur dann angenommen wurde, wenn die betreffenden Personen wiederholt durch dieselbe Substanz mit typisehen Hauterscheinungen erkrankten und eine entsprechende Arbeitsanamnese, eine nachweis- bare Inkubationszei t und gegebenenfalls positive klinisehe Testergeb- nisse aufwiesen.

~Tenn die am Meersehweinehen naehgewiesene sensibilisierende Wirkung bei 5 Substanzen nieht mit entsprechenden kliniseben Be- obaehtungen an der menschlichen I-Iaut belegt werden kann, so ist der Grund darin zu suchen, dab es sich einmal um verh£1tnism£13ig neue Stof~ handelt, die bisher nicht in grSflerem Ma[tstab hergestellt wurden, zum anderen, well sie lediglich als Verunreinigung anderer teehnischer Produkte vorkommen und deshalb in der £rztlichen Sprechstunde nicht in Erseheinung treten. In solchen F~llen lassen sieh erst bei genauerer experimenteller Analyse die fiir die Hautsensibflisierung urs£chlichen Faktoren nachweisen.

Praktiseh alle hautsensibilisierenden Stoffe fiihrten selbst bei ein- maliger, nur fiber 15 rain anhaltender Einwirkung in entspreehenden Konzentrationen an der ttaut des Kaninchenr/ickens zu akuten, entzfind- lichen Hautreizungen, ohne dal3 dabei Zeichen einer Sensibilisierung nachweisbar waren.

2. Hautreizende Sto//e ohne sensibilisierende Wirlcung

Nachdem praktisch alle im Tierversuch hautsensibilisierenden Stoffe auch primiir hautreizend wirken, wurde untersucht, ob etwa beim Meer- schweinchen alle prim£r hautreizenden Substanzen grunds£tzlich auch hautsensibilisierend wirken. Von 28 an der Meerschweinehen- und

Page 2: Zur Prüfung epidermal sensibilisierender Stoffe im Tierversuch

240 H. ZELLER: Priifung epidermal sensibilisierender Stoffe im Tierversuch

Kaninehenhaut bei ein- oder mehrmaliger Applikation akut reizenden Substanzen bewirkte keine der vorwiegend aus der Gruppe der ali- phatischen und arolnatischen Amine stammenden Verbindungen, wie z .B. ]~thylendiamin, Hexamethylendiamin, Di~thylentriamin, Dipro- pylentriamin und Diaminodicyclohexylmethan beim Meerschweinchen eine Hautsensibilisierung. Die am Tier gewonnenen Ergebnisse stimmen mit den in der Praxis des Betriebes gemachten '/i.rztlichen Erfahrungen vollkommen iiberein. An der menschlichen Hau~ kommt es durch keine dieser Substanzen zu typischen Hautsensibilisierungen; es werden lediglich akute Hautreizungen, die zum Teil sogar unter dem Bild der Ver'/itzung verlaufen, beobachtet.

3. Hautvertriigliche und nicht sensibilisierende Sto//e

Verbindungen, die weder an der Meerschweinchen- noch an der Kaninchenhaut eine lokale Reizwirkung bzw. eine hautsensibilisierende ~Virkung zeigten, 15sen auch an der menschlichen t Iaut keine entsprechen- den Sch/£digungen aus. Zu diesen Stoffen gehSren unter anderem die bei den Sensibilisierungsversuchen verwendeten L5sungsmittel Alkohol, Aceton, Chloroform usw. wie auch Caprolactam, Thiuram-AbkSmmlinge und andere.

Chloroform fiihrt bei Verhinderung der Verdunstung im Tierversuch selbst bei einer Einwirkungszeit yon nur 1---5 rain zu starken, lokalen Reizerscheinungen. Unter Verwendung dieser Beobachtung wurde gepr/ift, ob es experimentell gelingt, dutch einen zusfitzlichen, unspezi- fischen Reiz die Meerschweinchenhaut so zu sch~digen, daI3 gegebenen- falls selbst prim/ir reizlose und nicht sensibilisierende Stoffe eine l~ber- empfindlichkeitsreaktion an der Meerschweinchenhaut auszulSsen ver- m5gen. Auch wenn am Oft der Einwirkung zus/itzliche, unspezifische, chemische (Chloroform) oder auch mechanische (Skarifizierung) Reize gesetzt wurden, waren solche hautvertr/~gliche Substanzen nicht in der Lage, das ReaktionsvermSgen des Itautorgans beim Meerschweinchen so zu ver/indern, dal3 spezifische Uberempfindlichkeitsreaktionen ausgel5st werden konnten.

Da die Haut des Meerschweinchens unter der Einwirkung haut- sensibilisierender und akut reizender Stoffe in der gleichen Weise reagiert wie die menschliche Haut, erscheint das Meerschweinehen als Yersuchstier zur Pr/ifung der etwaigen hautsensibilisierenden Wir- kung yon neuen, in ihrer biologischen Wirkung unbekannten, chemi- schen Stoffen als geeignet.

Literatur

1 GRAUL U. KALKtIOFF, Arch. f. I)ermat. 187. 417--430 (1948).