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Zur Reaktionsweise der Vasomotorenzentren

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Page 1: Zur Reaktionsweise der Vasomotorenzentren

(Aus der I. med. Klinik in Wien [derzeitiger Vorstand: Prof. Dr. O. Porges].)

Zur Reaktionsweise der Vasomotorenzentren. (Bemerkung zu der Arbeit von J. R. Petroff in Bd.7 5, S. 1 dieser Zeitsehrift.)

Von W. Raab.

(Eingegangen am 5. Januar 1931.)

Petrol /z ieht aus seinen Experimenten den Schlug, dab die Blutdruck- steigerungen bei Hirnan/~mie wolff durch lokale S/~uerung in der Zentren- region hervorgerufen wtirden, jedoeh nicht, wie man aUgemein annimmt, durch direkte Einwirkung der sauren Stoffwechselprodukte auf die Vasomotorenzentren selbst, sondern indirekt durch ,,Irradiation" von den erregten Atemzentren aus. - - Diese Behauptung kann nicht unwider- sprochen hingenommen werden, urn so weniger, als Petro//s Schliisse in seinen Experimenten nicht hinreiehend begriindet erscheinen. Sein Hauptargument ist die Beobachtung, dab bei L•hmung des Atem- zentrums, wie sie nach wiederholter Hirnan~misierung eintritt, durch kfinstliche allgemeine Asphyxie in der Regel keine Blutdrucksteigerung mehr erzeugt werden kann, wohl aber dureh isolierte An/~misierung des Gehirns resp. durch kiinstliche Embolie der Zentrenregion. Obwohl Petrol] selbst nebenbei erw/~hnt, dab ,,auch" bei Hirnan~mie lokale Sauerung der Zentren eintritt, zieht er daraus nicht die Konsequenz, da6 das Ausbleiben der Blutdrucksteigerung bei allgemeiner Asphyxie und der auf diese Art bedingten zentralen S/~uerung etwa auf extra- cerebralen Begleiterscheinungen der Allgemeinasphyxie beruhen k6nnte, sondern behauptet prinzipiell, dag ohne Mitwirkung der Atemzentren die Vasomotorenzentren selbst auf lokale Si~uerung nicht ansprechen. Er ignoriert dabei ihr yon ibm selbst wiederholt und ausdriicklich fest- gestelItes Ansprechen auf die (wahrscheinlich viel intensivere und raseher eintretende) lokale Sguerung bei lokaler isolierter Hirnan/~mie. (Bei den Versuchen mit Rul~embolie muB wohl auch mit grob mechanischen Reizwirkungen in den embolisierten nerv6sen Gebieten gerechnet werden. Sie sind daher zur Beurteilung des in Frage stehenden Problems unge- eignet.) Ein einfaeher Vergleieh zwischen allgemeiner Asphyxie und Hirnan~mie durch Abklemmung der Arteria anonyma tM]t sich/iberhaupt nicht ziehen. Im ersteren Fall spielt z. B. die allgemeine S/~uerung im Gesamtorganismus inklusive Herz und ihre peripher vasodilatatorische

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resp. kerzl/ihmende Wirkung mit, ferner die Tatsaeke, daft die Hirnzirku- lation, wenn auch mit hypoximischem Blut, immerhin dock noch an- dauert. Letzteres ist dagegen bei der pl6tzlichen Ausschaltung des Hirnkreislaufes dutch Anonyma-Abklemmung nicht der Fall. Hier feMen auch die chemischen Einwirkungen der Asphyxie auf das peripkere Gd/~$system und end]ich beteiligt siGh wakrseheinlich der im Sinus caroticus lokalisierte Mechanismus nach Hering, Heymans usw. in dem Sinne einer reflektorischen Reizung der vasoconstrietorischen Zentren als Reaktion auf die pl6tzliche kfinstliche Druckherabsetzung im Bulbus caroticus. - - Dieses letztere - - yon Petro]! fibrigens nicht erwihnte - - Argument ware eventuell zugunsten seiner Auffassung deutbar, dag der Hirnani~mieeffekt (in der yon ikm angewandten Technik) kein ver- lii~liches Bild tier reinen cerebralen S/~uerungswirkung gibt. Von der allgemeinen Asphyxie kann man dies aber allerdings, wie schon erwghnt, ebensowenig behaupten und daher erscheinen Petrof/s auf einen unzu- lgnglichen Vergleich basierte Schltisse nicht geniigend begriindet.

Das Bestehen ,,irradiierender" Weehselwirkungen zwischen Atem- und Vasomotorenzentren soil keineswegs geleugnet werden, dock liegt andererseits bisher kein AnlaB vor, die selbsti~ndige direkte Ansprech- barkeit beider auf ckemische and andere Reize zu bestreiten. In zaht- reichen Versuchen, die ich im physiologiscken Inst i tut der Harva rd Universitiit in Boston an dezerebrierten Katzen mit Perfusion des Hirn- s tammes unter Zusatz stark verdiinnter Chemikalien (besonders Milch- siure) zum Blur durchgefiihrt habe 1, konnte ich oft eine auffallende Dissoziation im Grade der Reaktionsintensiti~t seitens der Atemzentren einerseits, der Vasomotorenzentren andererseits beobackten. Das Ergeb- his der im Zusammenhang mit dem Hypertonieproblem angestellten Versuche zeigte eine bemerkenswerte Ubereinstimmung zwischen Erregungs- und Erregbarkeitsgesetzen der Atem- und Kreislaufszentren in qualitativer Hinsickt, ohne abet in den quanti tat iven Einzel- ergebnissen zwangsl/mfig zu dem Schlug einer ausgesprochenen Abh/~ngig- keit der einen yon den anderen zu fiihren.

i Arch. int. Mcd., im Druck.