4
21. MAI :925 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 4-JAHRGANG. Nr. 2: i019 Diese Autoren behaupten, dab bei Cystopyelitiskranken der Prozentsatz yon h~tmolytischen St~mmen bei M~nnern viel starker sei als bei Frauen, und ziehen daraus den SchluB, dab bei -M~tnnern die Infekfion h~matogen ist, bei den Frauen aszendierend. BITTER und C-UNDEL 21) hingegen haben mit gleicher H~iufigkeit die beiden Infektionen bei beiden Ge- sehleehtern festgestellt, jedoch mit Vorwiegen der h~mo- lytisehen Art und sie schreiben den h~Lmolytischen Stammen die Eigenschaft zu, Infektionen mit akutem Verlauf, den nicht h/imolytischen mit chronisehem VerJauf zu erzeugen. Die Virulenz habe ich an nero] h/imolytisehen Stammen gepriift, und zwar durch intraperitoniale Verimpfung yon 24stfindiger Bouillonkultur an Mause. Ich begann mit der Injektion yon o, 5 ccm und ging im l~alle des Todes mit den verimpften Dosen herunter, bis ieh die minimale t6dliche Dosis festgeste]It hatte. Aus der Peritonialflfissigkeit und aus dem Blur der verendeten 3ti~iuse wurden die verimpften St~mme wieder geziichtet. Am virulentesten erwies sich der aus dem Magensaff vor der Operation des 3. Falles yon pernizi6ser An~mie gezfichtete Coli- stamm, der bei intraperitonealer Yerimpfung noch yon 0,05 ccm einer 24stfindigen Bouillonkuitur den Tod der M~use in 12 Stunden verursaehte. Der yon demselben Patienten nach der Operation aus dem Magensaft gewonnene Stature zeigte keine so hohe Viru- lenz. Er tGtete ~"VI~use nach intraperitonealer Verimpfung "con o,3 ccm einer 24stfindigen Bou!illonknltur nach 26 Stunden. Ebenso interessant sind die Stamme, die aus dem M:aterial der Fistel isoliert wurden, yon denen die zwei ersten, die wenige Tage nach der Operation isoliert warden, nur geringe Virulenz zeigten, im Gegensatz zum letzten, der einige Tage vor dem Tode des Patienten isoliert wurde und eine erh6hte Virulenz aufwies. Der aus FalI I pernizi6ser AnXmie gewonnene Stature war weniger virulent als die oben besprochenen Falle, rief abet den Tod der Tiere bei Verimpfung yon 0,05 ccm Bouillonkuttur in 5 Tagen herbei. Was die yon mir ausgeffihrte Agglutination der StXmnae be- trifft, so fasse ich meine Resultate folgendermaBen zusammen: Es wurden 17 St~mme geprflft, 2 Stamme waren isoliert aus dem Magen- u~d DanndarminhaIt des Falles : yon pernizi6ser Anamie, einer aus dem Darminhalt des Falles 2, IO aus dem 3. Fail (2 aus Magensa4t und 8 zu verschiedenen Zeiten aus der Fistel). Einer aus einem ruhrverd~chtigeu, zwei aus Faeces yon Typhus- verdachtigen und einer aus dem Urin einer Frau mit Pyelocystitis. Alle Stamme mit Ausnahme der letzten 3 waren hanaolytisch. Es wurden 6 Sera angewandt: I war ein Coliimmunserum- H6ehst (BESSAU), I war yore 2. FalI pernizi6ser AnAmie, 3 Sera yore Fall 3 pernizi6ser Anamie, teilweise 8--18 Tage nach der Operation; das letzte endlich war ein Kontrollserum yon einem gesunden Menschen mit negativer Wassermann- und Besredka- Reaktion. Wir haben die Sera stets m6glichst trisch gebraucht, auch wurden nut Aufschwemmungen yon 4riseh gezfichteten Agarkulturen verwandt. Bei positiv ausgefallenen Agglutinationen war ich stets benlfiht, auch die oberste Agglutinationsgrenze 4est- zustelIen. Bei den gewonnenen Resultaten war vor allem der Unterschied zwischen den 3 Sera des 3. Falles yon pernizi6ser Anamie hervor- zuheben, deren agglutinierende Kraft gegenfiber alien eigenen Stammen ziemlich intensiv war (bis I : 4ooo), wahrend sie gegen- fiber 4remden St~mmen meistens negativ und nur in einem einzigen Falle leicht positiv war (I : 5oo). Wichtig ist auch die Tatsache, dab bei Besserung des Kranken die Agglutinationskraft des Serums stieg, um sparer, als eine Verschlechterung eintrat, wieder zu sinken (yon I : 4ooo bis I : iooo und yon I : 2ooo bis --). I)as Serum des 2. Falles yon pernizi6ser Angmie zeigte ziemlich intensive Agglutinationskraft 4fir die St~mme des 3. Falles (I : 1ooo) und geringere far die eigenen Stamme (I : 5oo). Das Coli-Immun- serum wies verschiedene Agglutinationskraft gegenfiber 12 voI] den 17 untersuchten Stgmmen auf (zwischen i:IOO his iiiooo). ~-ber die Bakterienst/~mme ist noch zu sagen, dab die- jenigen aus dem Magen des Falles 3 yon pern. AnXmie ein viel starkeres Agglutinationsverm6gen zeigten (: : 4ooo), als die aus dem Fistelinhalt desselben Patienten gewonnenen St~mme. Gerade bei diesen letzteren traten erhebliche Schwankungen auf. XV~thrend der eine weder vom eigenen noch vom fremden Serum agglutiniert wurde, waren die anderen ziemlich intensiv agglutinierbar mit fast alien Sera. Es ist noch zu bemerken, dab das Agglutinationsverm6gen und die Virulenz in unseren b'~llen parallel gingen, denn die leichter agglutinierbaren St~mme besal?en, wie wir gesehen haben, auch h6here Virulenz, w/~hrend die St~imme yon ge- ringerer Agglutinibilit/~t m/~13ig virulent waren, und schlieBlieh jene, die gar nicht agglutinierbar waren, eine Maus aueh nicht :nit einer Dosis yon 0,5 ccm Knltur zu t6ten vermochte. Die anderen Colist~Lmme wurden nur yon H6chster Coli- Immunserum agglutiniert. Die 3 nichth/imolytischen Coli ergaben nie Agglutination mit irgendeinem heterologen Serum, so dab die auch yon anderen Autoren beobacbtete Tatsache yore Fehlen einer Agglutinationsfahigkeis bei nichth/imolytischen Coli yon uns best/~tigt werden kann. Fasse ich noch einmal das Resultat unserer Untersuchun- gen zusammen, so ergibt sich: I. Im Magensaft eines jeden Menschen linden sich zahl- reiche Keime, die zwar im Ausstrichpr~tparat sichtbar werden, aber nicht ziichtbar sind. 2. Der Gebalt an zfichtbaren I~eiinen ist abhangig yon der Gesamtaciditat und dem Gehalt an freier Salzs~ure des Magensaftes. Bei Leichen ergeben die Untersnchungen keine vergleichbaren Resultate. 3. Die h~imolytisehe Eigenschaft und Virulenz der Coli- baci]len steht nicht in wesentlichem Zusammenhang, denn zwischen stark hamolytischen Stammen ~inden sich auch St:rome yon ziemlich geringer Virulenz. 4. Bei Perniciosa-Kranken mit kiinstlichem Anus ergibt sich mit ]3esserung der klinischen Symptome eine Ver- minderung der Keimzahl im Magen- und Darmsaft und eine Erh6hung der Agglutinationskraft des Blutserums und umgekehrt bei Verschlechterung des Zustandes. 5. Die Stamme aus dem Magen dieses IKranken waren im allgemeinen starker agglutinierbar als jene aus der Fistel- absonderung. 6. Die h~imolytischen St~mme sind starker agglutinierbar a!s die nichthamolytisehen. 7. Zwischen Agglutinationskraft und Virulenz besteht eine Wechselbeziehung: die virulentesten Stamme sind auch am st~irksten agglutinierbar. L i t e r a t n r : :) SCHE~R, Jahrb. f. Kinderheilk. 192o, Nr. 92. -- 2) GRASSMANN, Arch. 4. Yerdauungskrankh. 23, 477- 1917. -- 8) KIRALYFI, Berlin. kiln. Wochenschr. 1912, S. 1985. -- 4) HOEFERT, Zeitschr. f. klin. Ned. 1921, S. 92. -- 5) I-tlRSCHEERG und LIEF- MANN, Berlin. Klin. Wochenschr. 19o 9, S. 14o 7. -- 6) VAN DER REIS, Kiln. Woehenschr. 1922, Nr. I9; Dtsch. reed. Au 1923, :hr. io. -- v) v. CANTER und VAN DER REIS, Dtsch. reed. -Wochenschr. 192o, S. 236; Dtsch. Arch. f. klin. Med. I37, 348. I92I, __ 8) BOGENDORFER und BUCHHOLZ, Dtsch. Arch. f. klin. Med. 142, 318. 1923 . _ 9) GORKE, Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. 35, 279. 1922. -- 10) BOGENDORIVER, Dtsch. Arch. 4. klin. Med. 14o , 257 1922; Zeitschr. ~. d. ges. exp. Ned. 4 I, 637. 1924. -- :1) FABER, Berlim klin. Wochenschr. 1913, S. 21. -- :~) MEULEN- GRACHT, Arch. f. Verdauungskrankh. 28, 218. 1921. -- :3) SEYDER- HELM-J~EHMANN und WICHELS, Klin. Wochenschr. 1924, Nr. 32. -- 14) IVAR WALLGREEN, Fischer, Jena 1923. - :s) BERNHEIM- ]c{ARRER, Monatsschr. f. Kinderheilk. 25, H. 1/6. 1923. _16) MO- RAWlTZ, Mfinch. reed. Wochenschr. 1922, S. 637. -- 17) SEYDER- HELM, Klin. XVochenschr. 1923, Nr. 22; 1924, Nr. 14. -- :s) SEX- LAND, Therapie d. Gegenw. 1923, S. 311. -- 19) NAUNYN, Grenzgeb. d. Ned. u. Chirurg. 31 , 593. -- 20) LOEW~I~'EERG und MEYER, I~lin. Wochenschr. 1924, Nr. I9, S. 836. -- 20~) LOEWNNBERG, Zeitsehr. L d. ges. exper. Med.I924, Nr. 41, S. 98.; Arch. f. Yer- dauungskrankh. 29, 92. 1922. -- o:) BITTER und GUNDEL, Klin. AA:oehenschr. 1924, Nr. 47. ZUR THERAPIE DER ENTZONDUNGEN MIT RONTGENSTRAHLEN. Von :Dr. I"~. C RAIER und Dr. H.-~ALKBRENNER. A~s der I. Medizin~schen Universit~tsklinik,Char~4, Berlin (Direktor: Geh.Med.-Rat Prof. HIS). Seit fiber io Jahren werden akute und chronische Ent- ztindungen neben der fiblichen chirurgischen Therapie auch mif R6ntgenstrahlen behandelt. Richtunggebend ist hierin vor allem die Schule HEIDENHAINS, die im ]3egriff ist, syste- 65*

Zur Therapie der Entzündungen mit Röntgenstrahlen

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Zur Therapie der Entzündungen mit Röntgenstrahlen

21. MAI :925 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 4 - J A H R G A N G . N r . 2: i 0 1 9

Diese A u t o r e n behaup ten , dab bei Cys topye l i t i sk ranken der P r o z e n t s a t z yon h~tmolytischen S t ~ m m e n bei M~nnern viel s t a rker sei als bei Frauen , und z iehen daraus den SchluB, dab bei -M~tnnern die In fekf ion h~ma togen ist, bei den F r a u e n aszendie rend . BITTER und C-UNDEL 21) h ingegen haben m i t gleicher H~iufigkeit die be iden In fek t ionen bei be iden Ge- seh leeh te rn fes tgeste l l t , j edoch mi t Vorwiegen der h~mo- ly t i sehen Ar t und sie schre iben den h~Lmolytischen S t a m m e n die E igenscha f t zu, I n f ek t i onen mi t a k u t e m Verlauf, den n ich t h / imoly t i schen m i t ch ron i sehem VerJauf zu erzeugen.

Die Virulenz habe ich an nero] h / imoly t i sehen S t a m m e n gepriif t , und zwar du rch in t r ape r i ton ia l e Ve r impfung yon 24st f indiger Bou i l lonku l tu r an Mause. Ich begann mi t der In j ek t ion yon o, 5 ccm und ging im l~alle des Todes mi t den v e r i m p f t e n Dosen he run te r , bis ieh die min imale t6dl iche Dosis festgeste]I t ha t t e . Aus der Per i tonialf l f iss igkei t und aus dem Blur der ve r ende t en 3ti~iuse wurden die v e r i m p f t e n S t~mme wieder gezi ichtet .

Am virulentesten erwies sich der aus dem Magensaff vor der Operation des 3. Falles yon pernizi6ser An~mie gezfichtete Coli- stamm, der bei intraperitonealer Yerimpfung noch yon 0,05 ccm einer 24stfindigen Bouillonkuitur den Tod der M~use in 12 Stunden verursaehte. Der yon demselben Patienten nach der Operation aus dem Magensaft gewonnene Stature zeigte keine so hohe Viru- lenz. Er tGtete ~"VI~use nach intraperitonealer Verimpfung "con o,3 ccm einer 24stfindigen Bou!illonknltur nach 26 Stunden.

Ebenso interessant sind die Stamme, die aus dem M:aterial der Fistel isoliert wurden, yon denen die zwei ersten, die wenige Tage nach der Operation isoliert warden, nur geringe Virulenz zeigten, im Gegensatz zum letzten, der einige Tage vor dem Tode des Patienten isoliert wurde und eine erh6hte Virulenz aufwies.

Der aus FalI I pernizi6ser AnXmie gewonnene Stature war weniger virulent als die oben besprochenen Falle, rief abet den Tod der Tiere bei Verimpfung yon 0,05 ccm Bouillonkuttur in 5 Tagen herbei.

Was die yon mir ausgeffihrte Agglutination der StXmnae be- trifft, so fasse ich meine Resultate folgendermaBen zusammen:

Es wurden 17 St~mme geprflft, 2 Stamme waren isoliert aus dem Magen- u~d DanndarminhaIt des Falles : yon pernizi6ser Anamie, einer aus dem Darminhalt des Falles 2, IO aus dem 3. Fail (2 aus Magensa4t und 8 zu verschiedenen Zeiten aus der Fistel). Einer aus einem ruhrverd~chtigeu, zwei aus Faeces yon Typhus- verdachtigen und einer aus dem Urin einer Frau mit Pyelocystitis. Alle Stamme mit Ausnahme der letzten 3 waren hanaolytisch.

Es wurden 6 Sera angewandt: I war ein Coliimmunserum- H6ehst (BESSAU), I war yore 2. FalI pernizi6ser AnAmie, 3 Sera yore Fall 3 pernizi6ser Anamie, teilweise 8--18 Tage nach der Operation; das letzte endlich war ein Kontrollserum yon einem gesunden Menschen mit negativer Wassermann- und Besredka- Reaktion. Wir haben die Sera stets m6glichst trisch gebraucht, auch wurden nut Aufschwemmungen yon 4riseh gezfichteten Agarkulturen verwandt. Bei positiv ausgefallenen Agglutinationen war ich stets benlfiht, auch die oberste Agglutinationsgrenze 4est- zustelIen.

Bei den gewonnenen Resultaten war vor allem der Unterschied zwischen den 3 Sera des 3. Falles yon pernizi6ser Anamie hervor- zuheben, deren agglutinierende Kraft gegenfiber alien eigenen Stammen ziemlich intensiv war (bis I : 4ooo), wahrend sie gegen- fiber 4remden St~mmen meistens negativ und nur in einem einzigen Falle leicht positiv war (I : 5oo). Wichtig ist auch die Tatsache, dab bei Besserung des Kranken die Agglutinationskraft des Serums stieg, um sparer, als eine Verschlechterung eintrat, wieder zu sinken (yon I : 4ooo bis I : iooo und yon I : 2ooo bis --).

I)as Serum des 2. Falles yon pernizi6ser Angmie zeigte ziemlich intensive Agglutinationskraft 4fir die St~mme des 3. Falles (I : 1ooo) und geringere far die eigenen Stamme (I : 5oo). Das Coli-Immun- serum wies verschiedene Agglutinationskraft gegenfiber 12 voI] den 17 untersuchten Stgmmen auf (zwischen i : I O O his i i i o o o ) .

~-ber die Bakter iens t /~mme ist noch zu sagen, dab die- j en igen aus dem Magen des Falles 3 yon pern. AnXmie ein viel s ta rkeres Agg lu t ina t i onsve rm6gen zeigten (: : 4ooo), als die aus d e m F i s t e l i nha l t desse lben P a t i e n t e n gewonnenen S t~mme. Gerade bei diesen l e tz te ren t r a t e n erhebl iche S c h w a n k u n g e n auf. XV~thrend der eine weder v o m eigenen noch v o m f r e m d e n Serum agglu t in ie r t wurde, waren die anderen ziemlich in tens iv agglu t in ierbar mi t fas t alien Sera. Es is t noch zu bemerken , dab das Agg lu t ina t ionsve rm6gen und die Virulenz in unseren b'~llen paral le l gingen, denn die le ichter agg lu t in ie rba ren S t~mme besal?en, wie wir gesehen

haben, auch h6here Virulenz, w/~hrend die St~imme yon ge- r ingerer Agglutinibili t /~t m/~13ig v i ru len t waren, und schlieBlieh jene, die gar n i ch t agg lu t in ie rbar waren, eine Maus aueh n i c h t :nit e iner Dosis yon 0,5 ccm K n l t u r zu t6 t en ve rmoch te .

Die an d e ren Colist~Lmme w u rd en nu r yon H6chs t e r Coli- I m m u n s e r u m agglut in ier t .

Die 3 n ich th / imoly t i schen Coli e rgaben nie Agglu t ina t ion mi t i rgende inem he te ro logen Serum, so dab die auch yon ande ren A u t o r e n b e o b a c b t e t e Ta t sache yore Feh len einer Agglut inat ionsfahigkeis bei n ich th / imoly t i schen Coli yon uns best/~tigt werden kann.

Fasse ich noch e inmal das R e s u l t a t unserer U n t e r s u c h u n - gen zusammen , so e rg ib t s ich:

I. I m Magensaf t eines jeden Menschen l inden sich zahl- reiche Keime, die zwar im Ausst r ichpr~tpara t s i ch tba r werden, aber n ich t z i i ch tbar sind.

2. Der Geba l t an z f ich tbaren I~eiinen i s t abhang ig yon der G es amt ac i d i t a t und dem Gehal t an freier Salzs~ure des Magensaf tes . Bei Le ichen ergeben die U n t e r s n c h u n g e n keine verg le ichbaren Resu l ta te .

3. Die h~imolytisehe E igenscha f t und Virulenz der Coli- baci]len s t e h t n ich t in wesen t l i chem Z u s ammenhang , denn zwischen s t a rk h amo l y t i s ch en S t a m m e n ~inden sich auch S t : r o m e yon z iemlich ger inger Virulenz.

4. Bei Pe rn i c i o s a -K ran k en m i t k i ins t l i chem Anus erg ib t sich mi t ]3esserung der k l in i schen S y m p t o m e eine Ver- m i n d e r u n g der Ke imzah l im Magen- und D a r m s a f t und eine E r h 6 h u n g der Agg lu t ina t ionsk ra f t des B lu t se rums und u m g e k e h r t bei Ver sch lech te rung des Zus tandes .

5. Die S t a m m e aus dem Magen dieses IKranken waren im a l lgemeinen s t a rke r agglu t in ie rbar als jene aus der Fis te l - absonderung .

6. Die h~imolytischen S t~mme s ind s ta rker agglu t in ierbar a!s die n i ch thamoly t i s ehen .

7. Zwischen Agg lu t ina t ionsk ra f t und Virulenz b e s t e h t eine Wechse lbez iehung : die v i ru len tes t en S t a m m e s ind auch am st~irksten agglut in ierbar .

L i t e r a t n r : :) SCHE~R, Jahrb. f. Kinderheilk. 192o, Nr. 92. -- 2) GRASSMANN, Arch. 4. Yerdauungskrankh. 23, 477- 1917. -- 8) KIRALYFI, Berlin. kiln. Wochenschr. 1912, S. 1985. -- 4) HOEFERT, Zeitschr. f. klin. Ned. 1921, S. 92. -- 5) I-tlRSCHEERG und LIEF- MANN, Berlin. Klin. Wochenschr. 19o 9, S. 14o 7. -- 6) VAN D E R

REIS, Kiln. Woehenschr. 1922, Nr. I9; Dtsch. reed. Au 1923, :hr. io. -- v) v. CANTER und VAN DER REIS, Dtsch. reed. -Wochenschr. 192o, S. 236; Dtsch. Arch. f. klin. Med. I37, 348. I92I, __ 8) BOGENDORFER und BUCHHOLZ, Dtsch. Arch. f. klin. Med. 142, 318. 1923 . _ 9) GORKE, Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. 35, 279. 1922. - - 10) BOGENDORIVER, Dtsch. Arch. 4. klin. Med. 14o , 257 1922; Zeitschr. ~. d. ges. exp. Ned. 4 I, 637. 1924. -- :1) FABER, Berlim klin. Wochenschr. 1913, S. 21. -- :~) MEULEN- GRACHT, Arch. f. Verdauungskrankh. 28, 218. 1921. -- :3) SEYDER- HELM-J~EHMANN und WICHELS, Klin. Wochenschr. 1924, Nr. 32. -- 14) IVAR WALLGREEN, Fischer, Jena 1923. - :s) BERNHEIM- ]c{ARRER, Monatsschr. f. Kinderheilk. 25, H. 1/6. 1923. _16) MO- RAWlTZ, Mfinch. reed. Wochenschr. 1922, S. 637. -- 17) SEYDER- HELM, Klin. XVochenschr. 1923, Nr. 22; 1924, Nr. 14. -- :s) SEX- LAND, Therapie d. Gegenw. 1923, S. 311. -- 19) NAUNYN, Grenzgeb. d. Ned. u. Chirurg. 31 , 593. -- 20) LOEW~I~'EERG und MEYER, I~lin. Wochenschr. 1924, Nr. I9, S. 836. -- 20~) LOEWNNBERG, Zeitsehr. L d. ges. exper. Med.I924, Nr. 41, S. 98.; Arch. f. Yer- dauungskrankh. 29, 92. 1922. -- o:) BITTER und GUNDEL, Klin. AA:oehenschr. 1924, Nr. 47.

ZUR THERAPIE DER ENTZONDUNGEN MIT

RONTGENSTRAHLEN.

Von

:Dr. I"~. C RAIER und Dr. H.-~ALKBRENNER. A~s der I. Medizin~schen Universit~tsklinik, Char~4, Berlin

(Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. HIS).

Seit fiber io J a h r e n werden aku te und chronische E n t - z t indungen neben der f iblichen chi rurg ischen Therap ie auch mi f R 6 n t g e n s t r a h l e n behande l t . R i c h t u n g g e b e n d is t hier in vor allem die Schule HEIDENHAINS, die im ]3egriff ist, sys te-

65*

Page 2: Zur Therapie der Entzündungen mit Röntgenstrahlen

lO20 K L I N I S C I - I E W O C H E N S C K R [ F T . 4, J A H R G A N G . Nr . 21 21. MAI 1925

matisch Methoden auszubauen, das Indikat ionsgebie t einer- seits zu erweitern, amdererseits sch~rfer zu fassen. Beztiglich der L i t e ra tu r im einzelnen verweisen wir auf die KongreB- heffe der Deutschen R6ntgengesel lschaft u n d des Deutschen Chirurgenkongresses in be r l i n 1924, die das Wesent l iehe fiber die Arbei ten des le tz ten Jahrzehntes in bezug auf Technik, Erfolge, wissenschaftl iche Grundlagen und Ausbaum6gl ich- kei ten dieses Gebietes enthal ten.

Auf Anregung yon Her rn Prof. AXHAUS~N haben wir einige 6o F~lle yon aku ten u n d chronischen En t z i i ndungen aus dem Material der chirurgischen Polikl inik der Charit6 mi t R6n tgens t rah len behandel t . Neben der Beobach tung des ldinischen Krankhei t sb i ldes u n d der F a h n d u n g auf An- wesenheit yon Bakter ien haben wir du tch h~matologische Un te r suchungen versucht , e inen Einbl ick in die Wirkungs- weise der R6n tgens t rah len auf entzfindliche Prozesse und in das dabei wal tende biologisehe Geschehen zu gewinnen.

Der eine yon uns, Dr. CRAM~R, f ibernahm die R6ntgen- bes t rah lung u n d klinische ]3eobachtnng der F~lle, die s~imt- lich gemeinsam mi t der Chirurgischen Polikl inik (Dr. HAOCK) bezfiglich der kl inisehen E inwi rkung der R6n tgenbehand lung for t laufend kontrol l ier t wurden. AIlen F~llen wurde die yon FRIZD empfohlene Dosis yon 2o% HED. auf die H a u t ver- abfolgt, und zwar d u rc h e inen I n d u k t o r a p p a r a t yon ca ioo KV. einer Funkens t r ecke yon 3 6 - - 3 7 c m , bet ether F i l t e rung yon 0, 5 m m Zn + r m m A1 u n d einem F o k u s - H a u t - A b s t a n d yon 3 ~ cm, so dab durchschni t t l ich in die Tiefe eine Dosis yon ca. 3 - - 5 % H E D . (eine H E D . = 4 o o R.) gelangte.

Der andere yon uns, Dr. KALKBRENNZ~, ftihrte die h~imatologischen Unte r suchungen dutch, wobei Serien-Blut- biIder der Pa t i en t e n v o r u n d nach der Bes t rah lung angelegt, naeh GIE~S, gefarbt u n d nach der Arneth-Schil l ingschen Different ialz~hlmethode der Leukocyten gewertet wurden Man n i m m t im al lgemeinen im Sinne der Metsehnikoffschen Theorie an, dab die R6ntgens t rah len die Leukocyten des Entzf indungsherdes zerstSren, dami t zur Befreiung bzw. Bi ldung yon Ant ik6rpern, zur A b t 6 t u n g der Bakter ien und zum schnellen Abkl ingen des Entzfindungsprozesses I i ihren (PORDES-HOLZKNECKT). Diese Vorstel lung sowie die Beob- ach tung FRI~DS, dab der nach Bes t rah lung des Infekt ions- herdes gebildete Ei ter sich in einigen F~llen als steril, ja sogar bakterienfrei , die flfissigen Bestandtei le des steri len Ei ters (bakterienfrei im Ult ra l i l ter filtriert) sich als s tark bactericid erwiesen, legte es nahe, das Verhal ten der weigen Blut - zellen im. s t r6menden Blute u n d vor ahem ihr Mischungs- verh~iltnis zue inander un te r der E in- u n d Nachwirkung yon R6n tgens t rah len auf entzfindliche Prozesse zu verfolgen.

Unsere Unte r suchungen wurden an K r a n k e n mi t Kar- bunkeln , Abscessen, Lymphdr t i seninf i l t ra ten , aku ten n n d chronischen Mast i t iden mi t AbsceBbildung, SehweiBdrfisen- abscessen, Gesichts- u n d NaekenfurunkeIn, Panar i t i en usw. vorgenommen, wobei tuberkuI6se Affektionen naeh IVI6g- lichkei~ ausgeschlossen wurden.

Wir m6chten zun~chst 2 Beispiele als Typen einer gr6Beren Reihe yon FMlen ausffihrlicher darstellen.

G. T., 38j~hr. Zeitungskaufmann, bemerkte seit 3 Tagen ein kleines , ,Bl i i tehen" am Mittelfinger der linken Hand. Objektiver Befund: Zentraler Eiterpfropf mit epidermaler Eiterblase, In- filtration, starke IR6tung, Schwellung des Rfickens der Grund- phalange, schmerzhafte Beugecontractur des Mittelgelenkes; regio- n~re Schwellung und R6tung des Handrfickens. Temp. 37,4. Dia- gnose: Furunkel am Riicken der Mittelphalange des linken Mitten fingers. Bakteriologisches Ergebnis : Blutknltur steril; Eiterkultur : Eiterkokken.

Blutbild vor der Bestrahlung:

L e u k o - I eytert Bas i Eo.

[%-Werte [[ ioo

absolute ~i 16280 Zablemverte I pro cram

o , 5 i 3

81,5 489,0

i l Jug. Stabk. Segm.

-- 0, 5 I I I 56,5

- - 81,5 1793 i92o9,1

I 11084,0

R6ntgenbestrahlung: 20% tIED.

Lymph. Mono.

19,5 9

3178,5 I447,O

1

2g S tunde~ spdter: region~re Schwellung und Infiltration auf die Hglfte zurfiekgegangen, starke eitrige Einschmelzung des Pfropfes. Aus dem kleinen Pfropf flieBt dicker Eiter, Bengecontrac- fur verschwindet, desgleichen Nachlassen des Schmerzes seK etwa 4--6 Stunden nach der Bestrahlung. Temp. 36, 7.

Eiterkultur: H~molyffsche Staphylokokken. Blutbild:

,I " I 11 eytea- Bas. Eo. ~ [ Jug . ' S tabk. Segm. Lymph. Mono. li zahl N i

%-Werte IOO :I

absolute i IO6OO Zahlenwertepro emm !,

4

424,0

--I -- ) Io ,5145,5

56 -- -- i 1113 I 4823

i 5 3-7-"

35

37Io 53 ~

2 X 24 S t u ~ e n spater: Spannungsgefflhl und Beugeeontraetur v611ig gewichen, kein Fieber.

I I absolute i Ioo -- 54] ! Zablenwerte]l 9200 92 . 552 I 1104 I 3864 I 2898 69o

pro cram ]1 49"------'68 "1 ~1

3 • 24 S tunden spdter: PfennigstiickgroBer Eiterpfropf ent- fernt, Entzfmdung demarkiert.

Eiterkultur :

%-Werte I IOO

absolute I 7700 Zahlenwerte pro cram

;chwach h~molytisehe, gelbe Staphylokokken.

616 53.._~9 )809,5 3811,5 i 924

' ! 2348'5 i

5 • 24 Stuncle~ sioater: gehen welter zuriick. Temp.

%-Werte I] ioo -- 5 i

Infiltration und entzflndliehe R6te 36,6.

- i - ol5o 5o 5

Zahlenwerte 72oo -- 36O 36OO 36O p~oemm I~' i' - 28-8o "

6 • 24 S tunden spOAer: Die Wunde ist in Abheilung begriffen.

- -- @ 1 32 8 %-Werte IOO -- 4 [ i

absolute 6 8 0 0 - - 2 7 2 ] Zahlenwerte !. 408 j MOO, 2176 I 544 pro cram . ! 3808

I Wir haben hier den typischen Heilungsablauf einer leichten

akuten Entzfindung (Infektion), die vor der Behandlung ein Blut- bild mit leichter Lymphopenie bet noch normaler Eosinophilenzahl, mit Neutrophilie nnd leicht regeneraffver IKernverschiebung im Sinne ARNETH-SCItlLLINGS aufweist; letztere kommt auch in der absoluten Leukocytenzahl yon 16 280 zum Ausdruck. Die IR6ntgen- bestrahlung gndert das Bild schlagartig. Sowohl kliniseh als auch hAmatologisch. Im Blutbild finden wir Zunahme der Eosinophilen und besonders der Lymphocylen, die ihre relative Zahl fast ver- doppeln: Zeichen der beginnenden Besserung, die dem klinischen ]~ilde durchaus parallel 1~uft. Obwohl das Blntbild von 3mal 2 4 Stnnden den baldigen Ablanf des Entzfindungsprozesses in deut- lichster Form (Eosinophilie, hohe Lymphocytose, Monocytose, Neutropenie mit Abnahme der Stabkernigen) kundgibt, finden wit noch ]~ifererreger im Pfropf, ein Beweis, dab man aus dem Vorhandensein yon ]Bakterien durchaus nicht den SehluB auf ein hartn~.ckiges Fortbestehen und Umsichgreifen ether Entzfindung ziehen darf. V~qr haben eben in dem Blutbilde ein viel feineres Zeichen zur Beurteilung iiber das Verhfdtnis der Toxine zu den Abwehrstoffen als in dem Naehweis der Krankheitserreger.

Beispiel I I : Frl. M. B., 3Ijghr. Haustoehter, seit fiber i Jahr chronische Mastiffs der rechten Brnst. Obiektiver Befund: WalnuB- groBe und klein-apfelgroBe Infiltration, ohne Sehmerzen.

Blutb#d vor der Bestrahlung:

II8OO I 2 -- 1--,,. i

i ROntgenbestrahlung 2O~ HED.

2d St~nden sp~tter: Status idem.

r I I I - ~ 3 - - i l j I

13~72 I 58~1 23

I I2 ~ 59 18 J

72

Page 3: Zur Therapie der Entzündungen mit Röntgenstrahlen

~.MAI ~ 9 2 5 K L I N I S C t t E W O C H E N S C H I R I F T . 4. J A H R G A N G . Nr. 2I I021

Dieses Blutbild bleibt im wesenttichen dasselbe im Verlaufe der n~chsten 14 Tage. ttier ist die Rbntgentherapie erfolglos geblieben; die Bestrah!ung verlguft hgmatologisch fast reaktiouslos. Auch klinisch konnte keine Beeinflussung festgestellt.werden.

Nicht immer wird die beginnende Abheilung durch eine gleichzeitig gfinstige Wendung ill den Mischungsverhgltnissen der Leukocyten erkennbar, und zwar meist dann, wenn die Infi l trat ionen (akut oder chronisch) infolge des Bestrahtungs- einflusses zur Einschmelzung gelangen und zur AbsceBbildung ffihren. Offenbar werden bei diesem ProzeB Fermente und Reizstoffe frei, die auf die Blutbildungsstgtten in gleichem Sinne einwirken wie eine an Intensi tat noch zunehmende Infektion.

Zum Beispiel wurde bei einem Nackenkarbunkel (mit hand- fl~chengrol3er Infiltration, starker R6tung und Schwellung, groBer Schmerzhaftigkeit und Fieber zwischen 38 o und 39 ~ trotz Incision und Eiterentleerung dutch einen pfennigstflck grogen zentralen Herd Bach 4 Tagen eher noch eine Zunahme der Infiltration und der Schmerzen und kein Temperaturabfall beobachtet; in diesem Stadium wurde eine Rbntgenbestrahlung vorgedommen.

Bereits nach 24 Stunden sank das Fieber, und nach 3real 24 Stun- den war Pat. fieberfrei (s. Kurve).

Am Blutbilde tritt gleichzeitig, nach einer vorfibergeheBden Verschlech~cerung innerhalb der ersten 24 Stunden, ein Umschwung

am 3. Tage nach der ?7. s & z & ~0' Bes~rahlung Mn. I)as ,qgSestr. I ] klinische Bild war ent-

,,~ y l ~ J sprechend. Zac~s~bn Die Wendung im Dif-

ae o ferential-t31utbilde wur- ~ _ ~ de in einem aBderen Xhn-

37~ / licheB Falle yon Nacken- karbunkel, der allein mit

3~ �9 ' R6ntgenstrahlen behan- Kurve t. delt wordeB war, be-

sonders deutlich. Vor der Bestrahlung:

!

Bas. Eo. ] Myel. !

- - 2 I - - 3

2 Tage Bach der Bestrahlung: - ! ~ I - ! 2 1

2 Tage spi~ter:

- - ' 2 1 - - 1 - -

Jug. Stabk. i Segm. t

19 i 47

22 61

. . . .

I 9 20

IO 4

22 8

Weiterhin allmghlich 1Rflckkehr zur Norm.

Der Wendepunkt im Blutbild kann innerhalb der ersten 24 Stunden liegen, kann aber such erst einige Tage nach der Bestrahlung markant werden. Sein Auftreten ist wohl ab- h~ngig yon der Schwere und dem Umfang der Infektion, yon der Virulenz der Erreger, der Antik6rperproduktions- kraft des Organismus, yon der St~rke der Zellinfiltration.

Kontrolluntersuchungen fiber den Einflul3 der R6ntgen- strahlungen (Oberfl~chendosis 2o% HED.) auf das normale Blutbild, insbesondere das neutrophile System Iielen einwand- frei aus.

Der Verlauf des klinischen 13ildes der entztindlichen Affektionen nach 1R6ntgenbestrahlung s t immt mit dem- jenigen anderer Untersucher, insbesondere H~II)E~IAI~ und FRIED, sowie mit unseren hgmatologischen Ergebnissen durehaus tiberein. Sehr auffallend war die Linderung oder das v611ige Verschwinden der Schmerzempfindung; die Patien- ten rfihmten die oft schon nach einigen Stunden einsetzende Schmerzabnahme (,,dab sie endlich wieder einmal naehts gut gesehlafeI1 hgtten"). Gelegentlich t r i t t diese Erleichterung erst nach Tagen ein, oder sie bleibt such aus, obwohl ein objektiv-klinisch und h~matologisch einwandsfreier Fort- schritt zum 13esseren festgestellt werden kann. Die Heilungs- dauer war bei 1R6ntgenbehandlung meist kfirzer als ohne diese (yon den Chirnrgen bestXtigt). Oft machte die R6ntgen- bestrahlung eine chirurgische 13ehandlung, doch nie die

klinische Beobachtung fiberflfissig. Die R6ntgenstrahlen scheinen entztindliche Prozesse, solange sie noch nicht das Maximum ihrer Intensi tgt erreicht haben, leichter und schnel- ler zu beeinflussen (zu coupieren) als in einem fortgeschrit, teneren Stadium.

Es gelang uns dabei, eine groBe Anzahl yon Fallen ohne chirurgischen Eingriff zur Abheilung zu bringen, wghrend im fibrigen die chirurgische Behandlung im gegebenen Mo- ment freie Hand ffir ihre Eingriffe behielt. Wie wichtig es ist, sich in der Auffassung und Indikation nicht von den all- gemeinen Leits~tzen chirurgischer Behandlung durch eine zu erwartende R6ntgenwirkung abbringen zu lassen, zeigte uns folgender Fall: Ein Furunkel am rechten Unterschenkel mit starker Schwellung breitete sich nach der 13estrahlung welter aus mit Lymphangitis und Lymphadenitis inguinalis. Die Patientin war nach der 13estrahlung ihrem Beruf nach- gegangen! Im fibrigen haben wir eine nachteilige Beeinflus- sung entzfindlicher Prozesse nie beobachtet, wohl in einzelnen wenigen, besonders chronischen FSllen, refrakt~res Verhalten.

Die Mil3erfolge anderer Autoren dfirften vornehmlich durch das Stadium und Alter des entzfindliehen Prozesses, durch die St~rke der Infiltration, durch die verabfolgte Dosis bedingt sein, kurzum in der Indikationssteltung ihre hin- reichende Erklgrung finden.

Dem Einwand, dab der gfinstige EinfluB yon R6ntgen- strahlen auf Entzfindungen nicht fiberzeugend wirke (urn so mehr vielleicht, wenn yon anderer Seite tiber Mi/?erfolge mit R6ntgenstrahlen berichtet wurde), da hier vergleichende Untersuchungen an gleichartigen Objekten mit nnd ohne R6ntgentherapie fehlen, l~13t sich folgende Argumentat ion entgegenhalten: ein Chirurg weil3, dab eine Entzfindung yon bestimmter Atiologie, bestimmter Lokalisation und be- s t immten klinischen Symptomen zur Ausheilung mit der fiblichen Therapie mindestens eine gewisse Zeit X braucht, ein erfal~rener Chirurg kann bei einer Variation der Infektion z. t3. schwere Entzfindung yon gleicher Atologie mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit voraussagen, dab zur Heilung mindestens eine Zeit von X + Y notwendig ist. Wenn nun dureh Anwendung einer neuen Therapie, z. B. R6ntgenstrahlen oder durch Kombination yon chirurgischer Therapie und R6ntgenstrahlen der Ausheilungszeitpunkt der Entzfindung unterllalb des gewohnten Zeitminimums X liegt und diese Er- scheinung fast regelmgBig beobachtet wird, so ist er zum Schlusse berechtigt, die Ursache der kfirzeren Dauer dem neuen Therapeuticum zuzuschreiben.

Ahnliche Erw~gungen lassen sich auch vom hgmatologi- schen Gesichtspunkte aus anstellen.

f3ber die Einzelheiten der Wirkungsweise der l~6ntgen- strahlen bei Entzfindungen divergieren die Meinungen noch erheblich. FORDES lehnt ab, dab durch die R6ntgentherapie die zweckmSt3igen Abwehrvorg~tnge (d. i. die Entztindung) gef6rdert werde. Er denkt an einen zellzerst6renden Prozel3 und sieht in der R6ntgenbestrahlung .einer Entzt indung zu- ngehst eine Destruktion der Lympho- und Leukocyten inner- halb einiger Stunden als der empfindlichsten Zellen des Orga- nismus, wodurch er such die Abnahme der Gewebsspannung und der Schmerzempfindung erkl~rt. Er nimmt, wie ISELIN bei der Tuberkulose, an, dab die Heilung auf den beim Lymphocytenzerfall frei werdenden Antistoffen beruht (Auto- immunisierung) und die serologische Abwehr dadurch ver- stgrkt. Ihm schliel3t sich HOLZKNECItT im wesentlichen an. KRAIJSE-13IER sehen in der akuten Entzfindung eine ganz hervorragende biologische Sensibilisierung der Gewebe ffir R6ntgenstrahlen und glauben, dab im allgemeinen jede Wirkung der R6ntgenstrahlen nur fiber den Weg der Ent- ziindung zustande kommt, sie weisen auf die Wichtigkeit der Dosierung und Vielgestaitigkeit der Immuni tg t (Bak- terien, Eiweil3k6rper usw.) hin. STRIJBXLL macht die Dila- tation der Capillaren verantwortlich. Et(STXlN betont, im Sinne yon SvlESS, die Aufhebung des Schmerzes als Heil- faktor. WINTZ-FLASKAlX~P nehmen wenigstens bei der Ent- zfindung der Adnexe eine doppelte W'irkung an, einlnat direkt auf den Entzfindungsherd, indirekt durch den Still-

Page 4: Zur Therapie der Entzündungen mit Röntgenstrahlen

I 0 2 2 K L I N I S C H E W O C H t ? ; N S C H

stand der Ovarialfunktionen. ~V[ENZER glaubt an eine Ein- wirkung der R6ntgenstrahlung auf Nerven und GefiiBe des E~tzfindungsherdes und dadurch bedingte Verbesserung der Zirkulation. BECK hebt hervor, dab infolge der Erh6hung der Acidifiit dutch R6ntgenstrahlen die Toxine nicht mehr zur Ausscheidung kommen. S~ITZ stellt test, dab es neben der allgemeinen Wirkung der R6ntgenstrahlen zweifellos aueh eine direkte Einwirkung derselben auf die einzelnen Zellen gibe. TEILHABER hat naehgewiesen, dab elektro- magnetische Schwingungen in kleinen Dosen die Abwehr- vorrichtungen des Organismus anregen. HEIDENHEIN-FRIED endlich weisen auf die Zunahme der Bactericidie des Serums nnd auI die lebhafte t3ildung proteolytiseher Fermente hin und kommen zu dem Urteil : ,,dab sieh nebeneinander rein 6rtliche und allgemein immunisierende Vorg~inge abspielen, dab je nach der Art des Falles, Art der Infektion, vielleicht auch Sitz des Herdes die eine oder andere Art vonVorgXngen mehr in den Vordergrund tritt , wobei wir es durehaus unent- schieden lassen mfissen, ob die beiden Extreme -- rein all- gemeine Immunisierung und rein 6rtliche Wirkung -- fiber- haupt vorkommen".

A1s das hervorsteehendste Moment erscheint uns neben der Aufl~ebung des Schmerzes als Heilfaktor die Erzeugung einer Anfik6rperanreieherung. Sie kann bedingt sein durch lokale GeffiBdilatation, durch immunisatorische Prozesse inner- und auBerhalb des Entzfindungsherdes. DaB eine Auto- immunisierung dutch Lymphocytenzerfall im Sinne ISELLXS auftritt, m6chten wir bezweifeln. Spielen doch, in absoluten Zahlen ausgedriickt, die Lymphocytenver~nderungen eine untergeordnete Rolle (Beispiel i) ; auch verhalten sich die Lymphocyten zu dem neutrophiten System gegens~itzlich. Da die st/irksten ZahIenver~inderungen der Leukocyten im str6menden Blute im neutrophilen System zu linden sind, ist wohl anzunehmen, dab hier die wiehtigsten immunisato- rischen Prozesse zu suchen sind. Dies ist freilich weniger eine Frage der R6ntgenbestrahlung der Entzfindungen als fiber- haupt die Frage fiber die Herkunft und Entstehung der Ab- wehrkr~ifte im Verlaufe yon Infektionen. Dabei dfirften die R6ntgenstrahlen nur einen erh6hten Wirkungsgrad eines normalen Abwehrapparates hervorrufen. Uns scheint, dab der Wirkungsmodus der R6ntgenstrahlen auf Zellen, Gewebe und Organe ein komplexer Vorgang ist, den wir nieht eher in seinem vollen Umfang erfassen k6nnen, als die Wirkungs- weise der kurzwelligen, elektro-magnetischen Strahlung auf Zellen einerseits und auf Organe und Organsysteme anderer- seits in die einzelnen Komponenten aufgelSst und sicher- gestellt werden kann. Wir glauben, dab nicht das eine oder andere Moment aIs Ursache f fir die Heilwirkung der 1R6ntgen- strahlen anzuerkennen ist, sondern dab die Einwirkung der Wellenstrahlung auf das Protoplasma in einer Reihe yon Ausdrucksformen sich symptomatisch dokumentiert, da2 die gesamte Kenntnis yon der Vielhei~ dieser Erseheinungen uns erst das Wesen der Heiltendenz der RSntgenstrahlung auf entziindlicbe Gewebe begreifiich maehen kann.

Zusammenfassend haben wir folgende Erfahrungen bei der Behandlung yon ehronischen und akufen Enfzfiadungen mit R6ntgenstrahlen gemacht:

L Es besteht zweifellos eine gfinstige Beeinflussung eines Entzfindungsprozesses dutch R6ntgenstrahlen bei einer Ober- fl~ichendosis von 2o% HED.

2. Akute Entzfindungen sind leichter beeinfluBbar als chronische; letztere verhalten sich mitunter auch refrakt/ir.

3. Der gfinstigste Zeitpunkt ffir Einleitung einer R6ntgen- therapie erscheint uns die beginnende En~zfindung, weniger die ant dem H6hepunkt stehende ZU sein.

4. Der gfinstige Einflug besteht vor allem in der Sehmerz- linderung, in der Hebung des Allgemeinbefindens, in der kiirzeren Dauer der Entzfindung (beschleunlgter Symptomen- ~blau]) .

5. Die chirurgische t3ehandlung der Entzfindung wird durch Kombination mit einer RSntgenbestrahtung erfolgreich unterstfitzt; aueh hier wird der Heilungsvorgang gegenfiber rein chirurgischer Behandlung besehleunigt.

R I F T . 4. J A H R G A N G . Nr. 2I 2~. MAI I925

6. Die Wirkungsweise der R6ntgenstrahlen auf entzfind- liche Gewebe glauben wir in der Anregung eines physio- logischen Abwehrapparates zu vermehrter Leistung suchen zu mfissen, ein komplexer Vorgang, dessen Einzelheiten noch nicht sichergestellt sind.

ZUM PROBLEM DER STABILITtkT DER PLASMAEIWEISS- KORPER*).

V o n

E D G A R WOHLISCE.

Aus dem physiologische~ Inst~tut der Universit~it Wtirzburg.

In eiaer kurzen Mitteilung in I41in. \Vochenschr. z924, 3. Jg., S. 839 wurde auf Grund yon Versuchea an kfinstlich labilisierten Fibrinogenl6sungen die Vermutung ge~u2ert, dieser Eiweil3k6rper verdanke seine L6sungsstabilit~t einer Adsorptionshfllle aus dialy- sablen Substanzen, wie dies auch schon HERZ~LD nnd KLI~GER angenommen batten. Die Angabe ABDERHALDENS, es sollten bei der BlutkSrperchensenkung auch dialysable Stoffe eine Rolle spielen, machte die Annahme naheliegend, dab diese ihre Wirkung durch Ver~inderung der Stabilit~t des Fibrinogens geltend machen.

Aus XuBeren Grt~nden erfuhren meiae Untersuchungen in dieser Frage eine l~ingere Unterbrechung. Bei Fortsetzung der Versuche in dem schon in der erw~hnten kurzen Mitteihng angedeuteten Sinne stellte sich heraus, dab das Problem der Stabilit~t der Plasma- eiweiBk6rper anscheinead doch wesentlieh komplizierter ist, als ich seinerzeit aagenommen hatte, and dab die Hypothese eines dialy- sablen Fibrinogenstabilisators aufgegeben werden mul3. Dies geht aus folgeaden Versuchen hervor:

Bekanntlich weist die StabilitXt des Fibrinogens im Pferde- plasma and im Rinderplasma sehr groBe Unterschiede auf: so ist z. B. das Rinderfibrinogen erst durch wesentlich h6here Kochsalz- konzentrationen zur Ausf~llung zu bringen als das Pferdefibrinogen. Fails dialysable Stoffe die Stabilit~it-beeinflussen, so mflgte dutch Dialyse eines Rinderplasmas gegen ein Pferdeplasma ein Ausgleich der Stabilit~tsuaterschiede des Rinderfibrinogens und des Pferde- fibrinogens zu erzielen sein. Dies ist irides nieht der Fall: auch nach langdauernder derarfiger Dialyse weisen die beiden Fibrinogensortea genau dieselben starken Unterschiede ihrer Stabilit~it auf wie vor der Dialyse. Der erw~ihnte Abderhaldensche Befuad muB also anders gedeutet werden, als ich seinerzeit annahm.

Es wurde weiterhia untersucht, ob die Anwesenheit nicht- dialysabler im Plasma geI6ster Stoffe zur ErM~rung des verschie- denen StabilitXtsgrades des Fibrinogens der verschiedenen Plasmata herangezogen werden k6nnte. Auch die i~ dieser IRichtung ange- stellten Versuche sind bisher v61Iig negativ ausgefallen. Die Ver- suchsanordnung war dabei die folgeade: Es wurde ein kflnstliches Rinderplasma bzw. ein kt~nstliches Pferdeplasma dadureh her- gestellt, dab zun~iehst aus einem IRinder- bzw. Pferdeoxalatplasma das Fibrinogen dutch Erw~trmen auf 55 ~ auskoaguliert wurde, worauf beide Plasmata mit gleichen Mengen ein und derselben Fibrinogenl6sung versetzt wurden. Bestimmt man nun die Stabili- t~it des Fibrinogeas in den beiden Plasmen in der i~blichen Weise, so erweist sieh das Milieu merkwflrdigerweise ohne jeden Einfh~g: das nachtrl~glich zugesetzte Fibrinogen flockt in dem kfinstlichen Rinderplasma bei genau derselben NaCl-Iionzentration aus wie in dem kfinstlichen Pferdeplasma.

Die Untersuchungea werden fortgesetzt, ihre Ver6ffentlichung erfolgt in der Zeitschr. f. Biol. Die vorliegende ~iitteilung hat lediglich den Zweck, meine seinerzeit an dieser Stelle ge~ugerten, heute nicht mehr haltbaren Anschauungen richtigzustellen.

WIE MACHEN WIR DEN HERZAKTIONSSTROM H~RBAR ? Erwiderung auf die ,,Vorl/iufige Mitteilung eines Verfahrens, die galvanischen Str6me des Herzmuskels h6rbar zu machen", yon

Hans Rehder, Jg. 4, Nr. 8, S. 348 dieser Wochenschr. Von

LILIENSTEIN, Bad Nanheim.

Wie rasch sich Diagnostik und Therapie die Fortschritte der Technik zu eigen maehen, kann auf wenigen Gebieten so deutlich ver~olgt werden wie bei der ]~lektrotechnik und ihrer Anwendung auf die i~fedizin. Die Schwachstromtechnik (Telegraph, Telephon, Hausklingel usw.) haben die ~ra der faradischen nnd galvanischen Behandlung und die Elektrodiagnostik inauguriert. Mit der Stark-

*) Die Untersuehungen wurden z, T. in Gemeinschaft mit I-Ierrn ORNSTEIN an- gestellt.