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278 K. G~A~: Meningeome sind mitunter schwer yon den Acusticustumoren abzu- grenzen. Cochlearisbefunde, die zwisehen norm~lem GehSr und ein- seitiger Taubheit variieren und Vestibularisbefunde, bet denen die Un- erregbarkeit iiberwiegt, lassen keine Unterscheidungen zu. Wesentliche diagnostische Anhaltspunkte fiir den Otologen sind die sehr starken Kopfsehmerzen Ms Erstsymptome, denen erst als Frith- und Sp~tsymptome ItSr- und GleichgewichtsstSrungen sowie sehr oft Vagus- zeichen als Schluekst6rungen, Dysarthrie und Heiserkeit folgen. Aueh bet selteneren Gesehwfilsten des Brfiekenwinkels, zwei Epidermoiden und einem Hypoglossusneurinom, waren die ttSr- und Gleiehgewiehts- stSrungen in der Vorgeschiehte sekundiire Symptome, denen immer sehr starke Kopfschmerzen vorausgingen. Mit den Acusticusgeschwfilsten gemeinsam waren einseitige Taubheit und Vestibularisausfall. Dagegen erreichte der EiweiBgehalt nur einmal einen pathologisehen Wert. Dem Acustieusneurinom klinisch oft sehr /~hnlich ist die Araehnitis ponto-eerebellaris, deren Symptomatologie als BX~X~Yscher Symptomen- komplex bekannt ist und p~rtielle HirnnervenstSrungen yon N. V--IX nmfaBt. Subjektive oder objektive I-I~r- und GleichgewiehtsstSrungen oder eines yon beiden, sowie die sehr eharakteristisehen witterungsabh/ingigen I-Iinterkopfsehmerzen sind konstante Symptome. Wesentliehe Unter- seheidungsmerkmale gegeniiber dem Aeustieusneurinom sind der normale Eiweiggehalt im Liquor und das Ausbleiben ether vollsti~ndigen Er- taubung und des kompletten Vestibularausfalles. Ausfiihrliehe Untersuehungsergebnisse und Literaturangaben erseheinen in dieser Zeitschrift. 16. K. GRA~-Luzern/Schweiz: Zur Therapie und Prognose der Acustieusneurinome. (Mit 1 Textabbildung.) Die Prognose beim Acusticusneurinom hi~ngt h~uptsi~ehlich yon drei I)ingen ab: vonder Operationsmort~lit~t, yore Ausmag der postopera- riven Residuen und dem Auftreten eines Rezidives. Auf die Operations- mortaliti~% die in letzter Zeit bedeutend geringer geworden ist, soll hier nicht eingegangen werden und ebensowenig auf die postoperativen l~esiduen, wie GehstSrungen, Sehsehwi~ehe, psychisches Verhalten usw., die ja weitgehend mit der Gr5Be der Geschwulst und den dureh sie ver- ursachten Symptomen vor dem Eingriff in Zusammenhang stehen. Ob ein Rezidiv auftritt oder nieht, hi~ngt yon der Radikalitat der Operation ab. CusHinG fund bet seinen Patienten, dab die Dberlebensdauer ohne Operation naeh Stellung der Diagnose durchschnittlich 6--12 Monute betragt, 3--4 Jahre nach ether gewShnlichen Entlastungstrepana~ion und etwa 5 Jahre, wennder Tumor intracapsuliir entfernt wird. Langj~ihrigel~emissionenund Heilungen lassen sich

Zur Therapie und Prognose der Acusticusneurinome

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Page 1: Zur Therapie und Prognose der Acusticusneurinome

278 K. G~A~:

Meningeome sind mitunter schwer yon den Acusticustumoren abzu- grenzen. Cochlearisbefunde, die zwisehen norm~lem GehSr und ein- seitiger Taubheit variieren und Vestibularisbefunde, bet denen die Un- erregbarkeit iiberwiegt, lassen keine Unterscheidungen zu.

Wesentliche diagnostische Anhaltspunkte fiir den Otologen sind die sehr starken Kopfsehmerzen Ms Erstsymptome, denen erst als Frith- und Sp~tsymptome ItSr- und GleichgewichtsstSrungen sowie sehr oft Vagus- zeichen als Schluekst6rungen, Dysarthrie und Heiserkeit folgen. Aueh bet selteneren Gesehwfilsten des Brfiekenwinkels, zwei Epidermoiden und einem Hypoglossusneurinom, waren die ttSr- und Gleiehgewiehts- stSrungen in der Vorgeschiehte sekundiire Symptome, denen immer sehr starke Kopfschmerzen vorausgingen. Mit den Acusticusgeschwfilsten gemeinsam waren einseitige Taubheit und Vestibularisausfall. Dagegen erreichte der EiweiBgehalt nur einmal einen pathologisehen Wert.

Dem Acustieusneurinom klinisch oft sehr /~hnlich ist die Araehnitis ponto-eerebellaris, deren Symptomatologie als BX~X~Yscher Symptomen- komplex bekannt ist und p~rtielle HirnnervenstSrungen yon N. V--IX nmfaBt.

Subjektive oder objektive I-I~r- und GleichgewiehtsstSrungen oder eines yon beiden, sowie die sehr eharakteristisehen witterungsabh/ingigen I-Iinterkopfsehmerzen sind konstante Symptome. Wesentliehe Unter- seheidungsmerkmale gegeniiber dem Aeustieusneurinom sind der normale Eiweiggehalt im Liquor und das Ausbleiben ether vollsti~ndigen Er- taubung und des kompletten Vestibularausfalles.

Ausfiihrliehe Untersuehungsergebnisse und Literaturangaben erseheinen in dieser Zeitschrift.

16. K. GRA~-Luzern/Schweiz: Zur Therapie und Prognose der Acustieusneurinome. (Mit 1 Textabbildung.)

Die Prognose beim Acusticusneurinom hi~ngt h~uptsi~ehlich yon drei I)ingen ab: vonder Operationsmort~lit~t, yore Ausmag der postopera- riven Residuen und dem Auftreten eines Rezidives. Auf die Operations- mortaliti~% die in letzter Zeit bedeutend geringer geworden ist, soll hier nicht eingegangen werden und ebensowenig auf die postoperativen l~esiduen, wie GehstSrungen, Sehsehwi~ehe, psychisches Verhalten usw., die ja weitgehend mit der Gr5Be der Geschwulst und den dureh sie ver- ursachten Symptomen vor dem Eingriff in Zusammenhang stehen. Ob ein Rezidiv auftritt oder nieht, hi~ngt yon der Radikalitat der Operation ab.

CusHinG fund bet seinen Patienten, dab die Dberlebensdauer ohne Operation naeh Stellung der Diagnose durchschnittlich 6--12 Monute betragt, 3--4 Jahre nach ether gewShnlichen Entlastungstrepana~ion und etwa 5 Jahre, wenn der Tumor intracapsuliir entfernt wird. Langj~ihrige l~emissionen und Heilungen lassen sich

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nach den Erfahrungen der letzten 20--30 Jahre nur durch eine Radikalexstirpation der Geschwulst erzielen. DA~cDr, welcher sich vor allem fiir die Totalentfernung des Neurinoms einsetzte, hatte denn auch unter 76 Operierten nur einen Patienten, bei welchem nach 11 Jahren ein Rezidivtumor zu bedrohlichen Symptomen fi~hrte

Abb, 1

Wir haben in Zfirich im Verlaufe der vergangenen Juhre dem Problem der Radikalit~t der Operation besondere Beach~ung geschenk~. Von der Neurochirurgischen Abteilung~ gelangten die Schl~fenbeine yon 9 Patienten, bei denen der Operateur iiberzeug4 gewesen war, das Neurinom vollstandig entfernt zu h~ben, zur histoiogischen Untersuchung. Den inneren GehSrg~ng hatte er mit dem LSffel ausgekra~zt und zusgtzlich verkocht. Bei 7 yon diesen 9 verstorbenen Patienten lieB sich im Meatus

100 verifizierte Aeustieusneurinome aus der Neurochirurgischen Universitats- klinik (Prof. Dr. H. KRAYE:NBUttL).

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280 T~. TIWISrNA:

acusticus iuternus eindeutig noch ein Tumorrest feststellen, der meist die Form eines Zapfens hatte (Abb. 1). Die Behauptung yon ])A~Du der intraporMe Tumorfortsatz lasse sieh mfihelos entfernen, ist also wohl zu optimistiseh, wie bereits B ~ u ~ an Hand yon 2 Sehl~fenbeinpri~- paraten feststellen konnte.

Es ist noch sehr wenig bekannt, wie viel diese Reste im inneren Ge- hSrgang zur Ausbildung eines Rezidivtumors beitragen. Sicher ist abet damit zu rechnen, dM~ aueh bei sehr langsamer Wachstumstendenz der Gesehwulst sich im Verlauf yon 10, 20 oder 30 Jahren vom l%estzapfen aus wieder ein Tumor bildet, weleher bei Patienten, die zur Zeit der Operation noch jung waren, wieder zu bedrohliehen Symptomen fiihren kann. Somit stellt sieh die Frage, ob nieht bei jungen Patienten, die den radikalen neuroehirurgischen Eingriff gut fiberstanden haben, einige Woehen oder Monate sp~ter der Tumorrest im irmern GehSrgang dutch ein transaurMes Vorgehen noeh entfernt werden sollte. Die dabei an- zuwendende Operationsteehnik wurde yon mehreren Ohrchirurgen er- probt. Hach Angaben yon G~TTICIt bietet sie keine besonderen Schwie- rigkeiten und Gefahren. Eine wirklieh vollst~ndige Entfernung des Tumors sollte theoretisch auf diese Weise mSglich sein.

Literatur G~AF, K. : Die Kleinhirnbriickenwinkelgeschwiilste. Fortschr. Hals-Nasen-Ohren-

heilk. 2, 146---274. Basel/New York: S. KA~GER, 1955.

17. TtL TW/ISINA-Mfinster i. Westf. : Die angiographisehe Diagnose der Gesehwiilste im Kleinhirnbriiekenwinkel. (Mit 4 Textabbildungen.)

Unter den Kleinhirnbriickenwinkelgeschwfilsten steht in unserem Krankengut das Acusticus-Neurinom mit 8 2 ~ an erster Stelle. Be- reehnet an der Gesamtzahl der intrakraniellen Neubildungen ist es naeh T 6 ~ I s mit 10,4~ die dritth~ufigs~e Geschwulst fiberhaupt. Seltener werden Neurinome des N. faeialis, des N. trigeminus und des N. glosso- pharyngeus gefunden. Augerdem kommen im Kleiahirnbrfiekenwinkel Meningeome, Epidermoide (die sogenannten prim~ren Cholesteatome), Tumormetastasen und spezifische Granulationsgesehwfilste vor.

Die Diagnose Acusticus-Heurinom l~Bt sieh in der t%egel aus dem klassischen klinisehen Syadrom in Verbindung mit der rSntgenologisch nachweisbaren Erweiterung des Meatus acusticus internus, der Arrosion der Felsenbeinspitze und der Liquoreiweil~erhShung stellen, so da$ sich die Darstellung der Ventrikel und der ttirngef~Be in diesen F~llen er- fibrigt. Bestehen aber bei der Kl~rung eines Kleinhirnbrfickenwinkel- syndroms differentiMdiagnostisehe Schwierigkeiten, so empfehlen wir die Vornahme einer Vertebralis-A~giographie, die an der Chirurgischen