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Dr. Hermann Bulle: Beltri~ge zur Anatomie des 0hres. 237

(2~us dem anatomischen Institut zu Rostock.)

Beitrfi , ge z u r A n a t o m i o d e s O h r e s .

V o n

Dr. H e r m a n n Bulle~ prakt. Arzt in Cuxhaven.

�9 Hierzu Tafel XIL

Ueber das Epithel und die Drtisen der Paukenh~hle, nament- lich der menschlichen, herrscht in den Lehrbtichern wenig Ueber- einstimmung und es war zuniichst der Wunsch, zur Sehlichtung dieser Differenzen beizutragen, welcher die Untersuchungen hervorrief, deren Resultate in der iblgenden Arbeit niedergelegt sind. Da sich abet im Laufe der Untersuchungen eigenthtimliehe Formver- hiiltnisse der PaukenhShle herausstellten, welche mir in der Litera- tur nieht gentigend berticksichtigt zu sein scheinen, - - da ferner neue, in der mir zug~nglichen Literatur noch nieht erw~hnte drUseni~hnliche Anh~nge am Sacculus zur Beobachtang kamen, so konnte aueh deren DarstellungniGht unterbleiben. Es zerf~llt dem- nach die Arbeit in vier Absehnitte fiber:

1) d ie F o r m '~ 2) das E p i t h e l i de r P a u k e n h i i h l e , 3) d i e Dr t i sen 4) die d r t i s e n i ~ h n l i c h e n Anhi~nge des Saccu lus .

Das M a t e r i a l , welches mir zuGebotestand, war nicht sehr gross; es bestandaus 2 Sehllifenbeinen yon erwaehsenen Menschen,

einem yon eiaem ca. 30j~ihrigea Weibe, einem yon einem ca. 40jahrigen Manne --, den beiden gleiehen Knochen eines 4 monatl. und einem eines 7monatl. FStus; ferner aus Schli~fenbeinen yon Ratten, Kaninehen, Meerschweinehen und Katzen.

Die angewandte ~ e t h o d e war neben Untersuehung der gilt ausgebreiteten, friseh herauspri~parirten PaukenhShlensehleim-

Arct~iv f. mikrosk . Anatomie. Bd..'29. 16

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haut bei Z asatz yon Wasser, oder nach Versilberung, ferner neben der Betrachtung yon Schnitten der isolirten und im ausg'espannten Zustande in Chroms~ure geh~rteten Schleimhaut haupts~ichlich die Untersuchung yon Serienschnitten dutch die entkalkten Felsen- beine. Die Entfernung dcr Salze geschah dutch 2proc. 5fter er- neuerte ChromsaurelSsung - - bei dem Geh~rorgan der 30jiihr. Frau und mehrerer Thiere --, durch concentrirte Pikrins~ure- 15sung" bei den embryonalen Organen, durch ca. 3proc. Salzs:,'mre bei einigen Thieren. Zum Zwecke der Anfertigung der Serien- schnitte wurden die entkalkten Pr~.parate in bekannter Weise in Paraffin eingebettet. Fiirbungen geschahen mit Bismarckbraun, Alaunkarmin oder Pikrokarminl).

Ist hun auch die Zahl der untersu~hten Organe, namentlich yore Mensehen, nur eine kleine, so habe ieh daftir die Untersuebung desto sorgF~ltiger ausgefiibrt und dureh meine Schaittserien Pr~ipa- ratenreihen erhalten, die absolut zweifellose Resultateliefern. Ich mSebte dies ganz besonders betonen, um reich denjenigen Unter- suchern gegeniiber zu rechtfertigen, welche die Resultate ibrer Untersuchungen dadurch sttitzen, dass sie dieselben an ganzen Heeren yon 500 und mehr Sehl~ifenbeinen ausgeftihrt haben, wie We n d t und Val tol in i . .Diese Autoren, namentlich ersterer, haben die Schleimhaut herauspr~parirt und theils frisch ausgebreitct betraehtet, theils geh~rtet und zwischen Hollundermark geschnitten. Diese Methode hat meines Eraehtens zwei grosse Fehler: 1)kann sie niemals die gesammte PaukenhShlenschleimhaut zur Unter- suchung bringen wegen der (naehher gleieh zu besprechenden) zahlreiehen and eomplicirt geformten Uaebenheiten namentlieh des die Driisen enthaltenden Bodens dieser HShle; 2) erlaubt sie keine oder mindestens keine genaue Bestimmung dartiber, an welchem Punkte des Cavum tympani diese oder jene Stelle des isolirten SehleimhautstUekes gesessen habe. Die absolute Sicher- heit, alle Theile der Sehleimhaut untersucht zu haben und keinem Theilehen derselben eine falsebe Lagerstelle angewiesen zuhaben, giebt eben nur die Untersuehung einer Serie yon Sehnitten durch die ganze ttShle und ihre kn~ehernen W:,~nde.

1) ~NTiheres in meiner Dissertation: ,Beitriige zur Anatomie des Ohres." Rostock 1886.

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Form der Pankenh~hle. Zur Beschreibung der Form der PaukenhShle tibergehend,

will ich mit der Darstellung der f~italen Verhiiltnisse beginnen. Auf der ffanzen Sehnittserie, welche dureh 2 GehSrorgane eines 4monatlichen Embryo ~eleg't wurde, erscheint die Paukenh~ihle als ein langgezogener, spaltenfSrmig'er, am obern und untern Ende scharf auslaufender Raum. Der ~ussern, naeh innen zu eoncaven Wand ist das Promontorium bis auf einen kleinen, wahrscheinlieh mit Schleim und Zellendetritus geftillten, Zwischenraum geniihert.

Dass beim FStus die Paukenbi~hle noeh nieht mit freiem Lumen vorhanden sei, war schon den alten Anatomen bekannt; nm" war es unklar, womit dieselbe erftillt sei; seit F a b r i e i u s ab A q u a p e n d e n t e nehmen alle an, dass die PaukenhShleim FStal- zustande Sehleim in sich berge und noeh H u s c h k e sagt im 5. Bande der neuen Ausgabe yon S S m m e r i n f f ' s Anatomie 1844 p. 847: Die PaukenhShle ist beim :Neugeborenen wie beim Fiitus noch mit reichlichem Schleim erfiillt und erst mit wiederholtem Athmen und Schreien dess~lben tritt dis atmosphiirische Luft durch die Eustachische Trompete in dieselbe ein und verdr:~ngt den Schleim.

Da gelang es zuerst v o n T r 51 t s c h nachzuweisen, dass nicht freier Schleim es sei, weleher die PaukenhShle ausftille, dass viel- mebr, wie er in seinem Lehrbuch der Ohrenheilkunde sagt, die Paukenhi~hle angefilllt sei yon einer Wueherung des Schleimhaut- tiberzuges und zwar tier Labyrinthwand, welche ~thnlich einem dicken Polster sieh bis zur g'latten Innenfl~iche des Trommelfells erstreekt und der Oberfl~che derselben anliegt.

Dies Schleimhautpolster verkleinert sieh nachvon T r i i l t s e h gleich naeh tier Geburt durch Schrumpfung und vermehrte Des- quamation sowie yon der Oberfl~ehe ausgehenden Zerfall, nach W e n d t theils dutch dis erste kri~hige Inspiration, theils durch Um- wandlung des gallertigen Gewebes in faserige Bindesubstanz. Die definitive Umbildun~ geschieht in den ersten Lebenstagen. Es muss dutch die Verkleinerung" des Polsters ein Lumen entstehen, das in der l:t(ihe jenem oben erw~hnten Spalt gleich bleibt, in welchem dagegen die Tiefe um so viel zunimmt, als das Polster sieh verkleinert. Vor allem wird sieh also das obere und untere spitze Ende abrunden, es wird sich Decke und Boden bilden.

Sehen wir uns nun die PaukenhShle beim Erwaehsenen an. Sie wird yon H e n l e als ein Raum besehrieben, der ii'ontal senk-

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recht durchschnitten eine dreieckige Form zeige, indem unten die itussere Wand mit der inneren einen spitzen Winkel bilde; dieser Winkel runde sich aber yon vorne nach hinten zu stark ab, so dass man yon einem Boden der PaukenhShle wobl spreehen ki~nne. Vergleiche ich hiermit meine Schnittserie, so sehe ich die Pauken- htihle auf allen Schuitten als unffet~hr reehteekigen Raum: die regelmEssig reehtwinkelige Form wird gestSrt erstens durch das Promontorium, das etwa in die Paukenh(ihle vorrafft, und zweitens dutch die geringe Concavit~t der iiusseren Seite; ausserdem noch durch die bald zu besehreibenden Knochenfbrtsiitze.

Auf den hintersten 31 Sehnitten (vgl. Fig'ur 1 ----- Sehnitt 29) verh~lt sieh die Liinge der oberen und unteren Wand diesesRecht- eckes (d. h. also die L~nge der Decke und des Bodens)zur L:,tnge der Seitenw~nde wie 1 : 3, die Tiefe misst im Durchschnitt 2,5, die Hiihe 7,5--8 ram. Die Tiefe ist am geringsten zwischen Trommel- fell und Promontorium, gri~sser nach oben und unten him

Von dem 31. Schnitt der Serie an nimmt die HShe des Raumes immer mehr ab, wiihrend die Tiefe zunimmt. Bei Schnitt 44 (~'gl. Fig. 2) sind beide gleich und messen ungefiihr 5 ram. Bei 46 tibertrifft die Tiefe sehon die HShe, Tiefe 5, H~ihe 3 mm. Von da an nehmen beide rasch ab.

Die Umwandlung des f6talen spaltF6rmiffen Raumes in diese rechteckige Form ist durch die Schrumpfunff des Schleimhaut- polsters leicht zu erklliren.

Die Besehaffenheit der Wiinde beim Erwachsenen weist da- gegen Eigenthtimlichkeiten auf, welche erst als spStere Bildungen entstehen. Wiihrend n~mlich die W~nde beim Ftitus aus einer ziemlieh dicken massiven Knorpellage bestehen und nach innen eine glatte, nur mit einigen runden Hervorragungen (den spittern Gehtirkn(ichelehen) versehene Oberfliiehe haben, sind sie beim Er- waehsenen mit Knoehenzellen besetzt, und auf diesen oft blasen- artig in die Trommelhtihle vorffetriebenen Zellen erheben sich Knochenfortsiitze, nadel-oder astf6rmig, das durch die GehSr- kniiehelehen, Nerven oder Sehleimhautfalten verengte Lumen der Paukenhiihle noeh mehr verengend und gleichsam als eine Fortsetzung der vorher erw~hnten dUnnen Knochenzellenwiinde hier welt offene Zellen, Nischen und Gruben bildend. Vonderitussern Wand gehen nur im vordern Theil der Trommelhtihle solche Fort- siitze aus, die sich dureh ihre reichere Veriistelung besonders aus-

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zeichnen; auf der inneren erheben sich nur einige abgerundete Sttimpfe z. B. zu beiden Seiten der chorda tympani. Die HShe der Forts~ttze an der untern und obern Wand ist versehieden; die meisten kommen nieht fiber 1--2 ram, andere dagegen steigen bis zur halben HShe der Paukenh(ihle empor.

Im vordern Teile der PaukenhShle stossen nun die Forts~tze der innern und untern Wand zusammen uud verschieben so das oben aagedeutete Verhiiltniss zwischen H•he und Tiefe des Raumes. Von der so neugebildeten untern Wand erheben sieh dana wieder Forts:,~tze, die sieh yon neuem mit denen der ~usseren Wand ver- einigen. Wir sehen also, dass das Lumen der Paukenhiihle nur klein bleibt, besonders abet beim Menschen verh~ltnissmiissig kleine," als bei Thieren. Denn bei diesen existiren einmal nicht die Knochenfortsiitze und dann vergriissert die bulla ossa, die grosse Ausbuehtung der Pars tympaniea, das Lumen sehr bedeutend.

Epithel der Paukenhi}hle.

Gehen wir nun zu der Auskleidungsmembran dieses Raumes iiber, so treffen wir dort bei Menschen sowohl wie bei Thieren eine sehr btut- und lymphgef'assreiehe zarte, nur an einigen Stellen zu einem miichtigeren Stratum sieh entwickelnde Schleimhaut, die, Falten, Duplikaturen und Taschen bildend, alle'Vorspriinge und GehiirknSchelchen tiberzieht, alle b~isehen auskleidet, aueh das Trommelfell bedeckt und nach vorn in die Sehleimhaut der Tube, nach hinten in die der cellulae mastoideae tibergeht.

Weleher Art ist nun das Epithel dieser Schleimhaut? Man kSnnte vermuthen, dass es als eine Fortsetzung des Epithels der Tube, welches gesehichtetes hohes Flimmerepithel ist, aueh solches sei, oder dass es dem Epithel der cellulae mastoideae gleiehend die Charactere des Plattchenepithels zeige, oder endlich, dass es eine Mittelstufe repriisentire.

In der That finden wir bei den verschiedenen Untersuchern alle dreiAnsichten vertreten. Es sei mir gestattet, vor der Angabe meiner eigenen Untersnehungen die Literatur fiber diesen Punkt anzuftihren.

Henlel) , Gr uber2), L u s e h kaa), geben einsehichtiges Platten-

1) Handb. d. Anat. d. Menschen. 2. Anti. Braunschweig 1879. 2) Lehrb. d. Ohrenheilkunde. 1871. 3) Anatomic d. Menschen. 1~67.

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epithel an, yon dem der letztere anfiihrt, dass seine obersten Elemente jedenfalls nur ausnahms- und stellenweise mit Cilien besetzt seien.

K Sl l iker l ) , nennt als Auskleidnng ein ein- bis zweischich- tiges flimmerndes Plattenepithel, das am Trommelfell nur yon ersterer Art und cilienlos sei.

v. Tr(iltsch-~ land Flimmerzellen nut am Boden und sah sie dort in allen Uebergangsformen vom Platten- zum Cylinder- epithel.

Krausea), K e s s e l ~) und W e n d t 5) lassen flimmernde Cy- lind'er und Plattenepithelzellen und flimmerloses Pflasterepithel sich in die Auskleidung theilen und geben die Grenzen ihrer Reviere wie aueh die Schichtung verschieden an6).

Betreffs des Epithels der menschlichenPaukenh~ihlelehrte meine Schnittserie nun Folgendes. Aaf dem Trommelfell habe ieh iiber- einstimmend mit allen andern Untersuchern nur flimmerloses ein- schiehtiges Plattenepithel gefunden. Die einzelnen Zellen erscheinen im senkreehten Durehschnitte als sehr niedrige breite, nach ihrem Ende zugeschi~rfte, in der Mitte dureh ihren schmal ovalen Kern etwas aufgetriebene Platten, welehe, wie sieh bei Flliehenansicht yon mit Argentum nitricum get:,irbten Sehleimhiiuten sehr sehiin ergiebt, einen bedeutend grSsseren Umfang haben als die der nitchsten Umgebung, wie denn aueh die Kerne bei senkreehten Durehsehnitten einen grSsseren Abstand haben. Im hintern Theil der Paukenh(~hle (Sehnitt 1 - 13) gehen nun diese niedrigen Epithelien des TrommelfeUs ziemlieh sehnell auf der $usseren Wand der HShle in ein mehr cubisches Epithel tiber. Sehen wir uns der besseren Orientirung halber einzelne Schnitte genauer an:

Schnitt 1--6 (die PaukenhShle hat hier ungefiihr die Form wie in Figur 1 yon Schnitt 29). An der Anheftungsstelle des Trommelfells am Knochen, wo ziemlich hohe Sehleimhaut ist, iinden wir sehon eubisches Epithel, das aber schon an derselben

1) Handb. d. Gewebelehre. 1865. 2) Lehrb. d. Ohrenheilkunde. 1867. 3) Allg. u. mikrosk. Anat. 1876. 4) Stricker's Handb. d. Lehre v. d. Geweben. 1872. 5) Archly f. Heilkunde. 1873. 6) $peciellere Literaturangaben enth~ilt meine Dissertation.

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Wand sofort wieder in niedrige Platten tibergeht, wenn auf den Knoehenvorsprtingen dieSchleimhaut niedriger wird. Das eubische Epithel stellt nur eine veriinderte Form des Plattenepithels dar und rechne ieh es schon wegen des auf kurze Strecken erfolgenden Wechsels mit den niedrigern Platten immer zu dieser Epithelform. Die Zellen haben an HShe gewonnen, was sie an Breite verlieren, so dass jetzt beide, wie der Name (eubisehes Epithel) sagt, gleieh sind. Sie besitzen einen grossen runden Kern, sind an den nach der HShle zugekehrten Ecken etwas abgerundet und bedeeken ebenso wie die niedrigen Pflasterzellen nur in einfacher Lage die Schleimhaut; zwischen ihnen am Boden stehen Ersatzzellen. Jener Weehsel zwisehen diesen Plattenepithelarten finder sich auf diesen Schnitten an allen 4 Wiinden der H{ihle; in der oberen inneren Ecke, z. B., wo die Eminentia pyramidalis mit dem Musculus stapedius in das Lumen vorspringt, so niedriges Plattenepithel, w~hrend es in den Vertiefungen wieder zum eubisehen Epithel anschwillt.

Sehnitt 6--13. Die Schleimhaut ist hSher geworden, die Strecken cubischen Epithels haben zugenommen. An der Decke ist sehr niedriges Plattenepithel.

Schnitt 14. Das niedrige Plattenepithel des Trommelfells geht auf dcr ~ussern knSchernen Wand in fiimmernde cubische Epithelien tiber, die indess nicht bis zur Deeke resp. Boden ihre Flimmer- haare behalten, sondern in den beiden Ecken schon wieder durch flimmerlose Epithelien ersetzt sind.

Von Schnitt 15 an werden die Streeken fiimmernden Epithels grSsser; sie besetzen allm~thlich die ganze i~ussere Wand bis auf den untersten Theil und die halbe Decke und gehen an diesen Stellen zugleieh in Cylinderzellen tiber (ef. Fig. 3). Diese sind schmal und hoch, haben in der oberen tt~lfte einen ovalen Kern, kommen oft der Becherform nahe und haben an ihrer Oberfiiiche tiberall Flimmerhaare, die oft zu einem Btischel verklebt waren; am Boded stehen Ersatzzellen. Aueh des Epithel ist eiuschiehtig. Die Hiihe der Zellen nimmt yon dem hintern Theil der Paukenhiihle nach vorn allm~hlieh zu, den hi~ufigen Wechsel der H~he dagegen, wie wir ihn beim Plattenepithe! sahen, treffen wir hier nieht. Sehr interessant ist aber an (lea Grenzen der Ausbreitung der flim- mernden Cylinderzellen ihr allm~thlicher Ueberg'ang in fiimmerlose Plattenepithelien; erstere wcrden allm~hlich niedriger und niedriger,

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so dass man jetzt yon flimmernden eubisehen Epithelzellen sprechen kann, und diese werden dann langsam zu niedrigern aueh noeh kurze Strecken lung flimmernden Plattenepithelien, die aber schnell die Wimpern verlieren und so einfaehes Plattenepithel darstellen. Viel sehneller geht dieser Uebergang an der Grenze des Trommel- fells und der ausseren kn0ehernen Wand vor sieh. Zwisehen die hohen flimmernden Cylinder der letzteren und die niedrigen Platten des Trommelfells sehiebt sieh nut eine kurze Reihe Zellen, yon denen jede einzelne yon der vorhergehenden und folgenden siehtbare Unterschiede der Griisse hat. Diesen pliitzlichen Ueber- gang kann man bei schwaeher Vergr0sserung sehr gut erkennen: der dtinne Epithelfaden des Trommelfells sehwillt auf einer kurzen Streeke zu einem brei*.en Bande an.

Schnitt 29 (Figur 1; der dunklere Strich bedeutet die Aus- dehnung des Cylinderepithels) Trommelfell nieht mehr getroffen. Das Cylinderepithel bedeekt jetzt die iiussere Hitlfte der oberen Wand and die ganze iiussere Wand; am Boden treffen wir im 5ussern Theil aber schon wieder cubisches, auf den Knochen- vorsprtingen an der untern Wand niedriges Plattenepithel. Doch wechselt auch hier wieder die HShe ibrtwiihrend, besonders abet an der welligen Labyrinthwand: in den Vertiefungen das cubisehe auch dunkler erscheinende k~irnige Epithel mit grossem runden Kern, auf den Erhebungen dagegen das niedrige abet breite, hellere, weniger k(irnige Epithel mit kleinerem Kern; damit weehselt auch die I-I~ihe der Schleimhaut (cf: infra tiber das Verhalten des Epitbels bei den Thieren) : das niedrige Plattenepithel bedeckt aucb die Gehiirkniichelehen, die ich freilich nut auf wenigen Durch- schnitten geseben babe, da sie sich dutch die langeProcedur des Ein- bettens, Schneidens und F~rbens aus ihrem ohnehin loekern Zu- sammenhange untereinander und mit der Wand gel0st batten. Ieh kann deshalb nicht behaupten, dass alle Theile der Geh0r- kn0ehelchen dies Epithel tragen, zumal ich bei Thieren, wie sp~iter zu besehreiben sein wird, Verschiedenheiten gethnden habe.

Wir wollen jetzt nur noch einen der vordersten Sehnitte zur Besehreibung auswiihlen, Schnitt 46 (Fig. 2). Hier stellen sich die Grenzen ungef'~ihr so fest~ dass alles, was naeh innen yon dem yon der Deeke uusgehenden langen Knoehenibrtsatz liegt, Plattenepithel triigt, alles tibrige abet fiimmerndes Cylinderepithel, das ohne merkliche Veriinderung in d a s d e r Tube tibergeht, nur dass es

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am lctzteren Orte bald geschichtet wird. D,~s Plattenepithel, welches in dieser vorderen Gegend der PaukenhShle die innere Hiilfte aus- kleidet, ist ein Mittelding zwischen dem niedrigen und cubischcn Plattenepithel und gleieht schon vollkommen dem, welches wir sowohl in den Zellen am Boden der Paukenhiih[e als auch in den Cellulae mastoideae finden. Es ist niedriger wie das eubische, hSher wie das Trommelfellepithel: die Zelleu haben auf dem Durch- sehnitt eiue schSne regelm!issige, rechteekige Form mit rundem Kern, sind einschiehtig und haben am Boden keine Ersatzzellen.

Das Resultat liisst sieh demnaeh dahin zu~ammenfassen, dass das Flimmerepithel der Tuba Eustachii sich an der iiussercn und dem lateralen Theil der oberen Wand bis gegen den Trommelfell- rand fortsetzt, dass die inhere und untere Wand mit Plattenepithel bekleidet ist, dass das Trnmmelfell selbst nur einsehichtiges Platten- epithel besitzt and aueh die kniichernen Wiinde ungef'~ihr yon der Gegend der Trommelfellmitte nach hinten nur solehes tragen, welches nut hie und da zu cubischen Zellformen anschwillt; die flimmernden platten Zellformen gehSren nur den Grenzregionen an.

:Nicht undenkbar w~tre es, dass die Angaben (Henle , G r u b e r , K S l l i k e r ) , welche nur Plattenepithel nennen, darauf zurtickzuftihren waren, dass die Untersuehung sich auf die hin- tere Gegend der HShle und ihre Labyrinthwand besehrRnkt hRtte.

Die Verschiedenheit des Epithels, welehe wir beim Menschen in der Paukenhiihle gefunden haben, treffen wir auch bei den Thieren, bei denen freilieh im Allgemeinen das Plattenepithel vor- herrschend ist. Das flimmernde Cylinderepithel aber ist nicht wie beim Menschen auf eine bestimmte Strecke vertheilt, sondern tritt besonders bei Ratten mitten in dem Gebiet des Plattenepithels hin und wieder km'ze Strecken lung auf und zwar sucht es sieh immer die Fliichen der Schleimhaut aus, welehe am gei~ssreichsten und h•chsten sind -- ganz entsprechend dem Auftreten des eubischen zwischen dem niedrigen Plattenepithel. Auf dem Promontorium sitzt, um das Vorhergesagte an einigen Sehnitten zu erliiutern, ein so niedriges Plattenepithel, dass man es vielleicht mit Endothel verweehseln k(innte, nur sind die Platten zu breit, die Kerne sind wie die Zellen langgezogen und haben grossen Abstand yon einander. Die Schleimhaut besteht fast nur aus einer periostealen Schicht und ist sehr gef'assarm. Da wo auf dem Abhang des Promontoriums dieselbe sich machtiger entfaltet und reicher

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an Get'~issen wird, sehwellen die niedrigen Platten allmiihlich an, verlieren an Breite, gewinnen an Hi, he: es entsteht ein mehr cubisches Epithel und in der Einsenkung zwisehen dem Vorgebirg'e und der untern resp. obern Wand sitzt sogar ein hohes fiimmerndes Cylinderepithel mit ~,;rossen ovalen Kernen und am Boden befind- lichen Ersatzzellen; die Flimmerhaare waren bei Immersion ganz deutlieh zu sehen, die Schleimhaut hat ungefithr die zehnfache HShe der auf dem Promontorium erlangt.

Verfolgt man nun den weitern Verlauf des Epithels am Boden uud Dach, so nimmt das Epithel bald wieder an Hiihe ab und wir finden bier einen gleichen aber schnelleren Uebergang wie bcim Menschen yon fiimmernden Cylindern zu fiimmerlosen Platten, die .iedoch am Dach und Boden bei weitem nicht so niedrig und breit wie am Promontorium; stellenweise trifft man auch hier wieder tin cnbisches Epithel, besonders schiin aber ist dasselbe auf der iiussern Wand beim Ueberg'ang auf das Trommelfell. Flimmerhaare habe ich auf der" ~inssern Wand auch bei Immersion nirgends deutlich wahrnehmen kiinnen. Breite niedrige Schollen bedecken dann wieder das Trommelfell und die meisten Theile der Geh~ir- kniichelchen; indessen besitzt der Amboss da, wo sich tier lunge schmale Fortsatz an den dicken runden Kiirper anlegt und so zu ciner besseren Entwickelung der Schleimhaut Platz schafft, ein cubisches Epithel, und der Hammer an der Stelle, wo sieh die Chorda tympani yon dicker Schleimhaut eingeschlossen in einer Rinne seines Handgriffes hinzieht, begleitet yon veniisen und ar- teriellen Gefi~ssen, so~,ar ein fiimmerndes Cylinderepithel, das an [iiihe dem der Tube nichts nachgiebt.

Es mug an diesem Beispiel gentigen, um zu zeigen, dass auch bei den Thieren sieh dieser Wechsel je nach der Hiihe und damit dem Gefiissreichthum der Schleimhaut vollzieht. ErwRhnen will ieh noeh, dass gerade bei den kleineren Thieren, wie Ratten~ Meersehweinchen und Kaninehen auffallend grosse und zahlreiche GefRsse die Schleimhaut durchzieheu, yon welchen selbst gr(issere Zweige sich bis dieht unter das Epithel hinauf drRngen und an einigen PrRparaten dasselbe oft faltenfiirmig' aufheben.

Auch bei den Thieren ist ebenso wie bei den Menschen das Epithcl tiberall einschichtig u n d e s muss demnach die Desqua- mation in der Paukenhiihle wohl nut sehr sparsam vor sich gehen.

Da wit nun wissen, dass die Mittelohrauskleidung eine Aus-

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stiilpung der Schleimhaut des Rachens ist, liegt es nahe zu unter- suchen, ob beim Ftitus, wo die Zeit seit der gesehehenen Aus- sttilpung der PaukenhShtenschleimhaut yon der des :Nasenrachen- raumes aus noeh eine relativ kurze ist, die Beschaffenheit des Epi- thels noch derjenigen ~thnlicher ist, welche jenen Raum auskleidet.

Die spiirliche Literatur zeigt uns auch in Bezug auf diesen Punkt einander g'egentiberstehende Angaben, indem v. T r S l t s c h dasselbe, soweit es die Labyrinthwand deekt, als schtJnes polygo- nales Plattenepithel bezeichnet, w~thrend W e n d t es als cylin- drisches Epithel yon an verschiedenen Stellenversehiedener HShen- ausdehnung beschreibt, das nut" an wenigen Stellen die Forra schwach abgerundeter Wtirfcl besitze.

Uebergehend zur Beschreibung meiner Schnittserien des Schl~tfenbeines des viermonatl. Embryos will ich auch hier einzelne Schnitte ausw:,ihlen, um an ihnen die Art des Epithels und seine Grenzen darzuthun.

Schnitt 10 (aus dem hintern Theil der PaukenhShle). In der oberen Ecke zweischichtig'es Plattenepithel, das auch ein Drittel der 5usseren Wand bedeckt, dana in cin einschichtiges Platten- epithel iiherg'eht, welches dis unteren zwei Drittel der itussern Wand und die ganze innere Wand bedeckt, am Boden eine kurze Strecke zweischiehtigen Plattenepithels.

Die obere Lage des zweischichtigen Plattenepithels besteht aus niedrigen breiten Schollen mit litnglichem Kern, die untere direct die Schleimhaut bedeckende aus mitchtig'en cubisehen Zellen mit grossem runden Kern (ct: Fig. 4). Dies merkwtirdige Epithel, welches nut beim Ftitus zu finden ist, muss sieher als ein Ueber- gang angesehen werden yon dem, wie es in den hTebenhtihlen des Mittelohrs die Sehleimhaut bedeckt, zu demjenigen Epithel, welches helm Erwaehsenen die TrommelhShle auskleidet. Der Uebergang dieses zweisehiehtigen zu dem einschichtigen Epithel ist verschieden; naeh der innern Wand hin auf dem Labyrinth, wo niedrige breite besonders im hintern Theil des Mittelohrs ganz dem Endothel ahn- liche Pflasterzellen dig Sehleimhaut bedeeken, wird die untere Zellenlage des zweisehiehtigen Epithels allmiihlieh niedriger, bis sic der obern vollkommen gleieht, und verliert sieh dann, so dass ein- schiehtiges Epithel bleibt. Auf der ~tussern Wand dagegen, wo schon ein mehr eubisches Epithel mit rundem Kern und abge- rundeten Ecken zu sehen ist (cf. Figur 4), versehwindet die obere

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niedrigere Zellenlage schon, bevor die untere an H~ihe und Breite etwas verloren hat.

Sehnitt 19. An der Decke steht e[ne kurze Reihe yon schmalen, hohen, lange Flimmerhaare tragenden Cylinderzellen [nit ovalem Kern und zahlreiehen Ersatzquellen am Grunde; an der iiussern Wand etwas tiefer als an der innern gehen diese wieder zuerst in zweischiehtiges Epithel tiber, dessen unterste Lage zuerst sehr hoeh, beinahe eylindriseh ist, dessert oberste niedrige Lage abet noch anfb, ngs deutliehe Flimmerhaare tr~gt. An der innern Wand und dem untern Theil der iiussern einsehiehtiges Epithel, theils platter, theils eubiseher Form; am Boden zweisehiehtiges Epithel.

Sehnitt 25. Das Cylinderepithel bedeekt jetzt ausser der Deeke auch einen kleinen Theil der ii, ussern Wand. Einsebichtiges niedriges Plattenepithel an der ganzen innern Wand.

Sehnitt 80. Das Cylinderepithel ist auf der aussern Wand etwas welter herabgegangen, sonst dieselben Verha!tnisse.

Schnitt 41. Das Cylinderepithel bedeekt 1/3 der :,iussern Wand und die obere Eeke. Das zweisehiehtige Epithel tr~tgt bei seinem Uebergang in letzteres deutliebe Flimmerhaare.

Auf den folgenden Sehnitten war die Tube ausffekleidet mit Himmerndem Cylinderepithel als schmaler ovaler Raum zu sehen.

Beim 7monatliehen FStus waren die Verh~tltnisse schon an- dere: bier zeigte die hinter der Mitre des Paukenfells belegene Abtheilung der Hi~hle tiberall Plattenepithel ohne Cilien; yon hier an naeh der Tubenmtindung zu war die obere, untere und laterale Wand -- mit Ausnahme des Trommelfelles - - yon eylindrischem einsehiehtigen Cylinderepitbel bedeekt, wahrend die innere Wand erst dieht vor dem Tubeneingang solches erhielt, welter naeh hinten abet, namentlieh auf dem Promontorium nur platte Zellformen besass.

Dtlrfen wit danaeb annebmen, dass das zweisehiehtige Epithel des frUheren Stadiums sieh in das einsehiehtige flimmernde des spitteren umgewandelt hat, so wird uns die Frage entgegentreten: Welehen Grund oder welehen Zweek hat diese Umwandlung des Epithels? Die Bildung der Flimmerhaare dient wobl dazu, die PaukenhiJble rein zu halten, etwaige Verunreinigungen, welehe mit der Luft in die Tube einffedrungen waren, sowie abgestossene Epithelzellen etc. naeh vorn und aus tier PaukenhShle in die Tube zu sehaffen. Weniger leieht crkl:,'~rlieh ist der l'/utzen einer Bil-

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dung yon einschichtigem Epithel aus zweisehichtigem. Das Epithel einfaeh als Schutzdecke betrachtet, wtirde das zweisehichtige diesen Zweck besser erftillen, als das einschichtige. Vielleicht aber hat letzteres eine Eigenschaft, die ersteres nicht besitzen kann, fur die PaukenhShle beim Erwaehsenen aber unumg~nglich noth- wendig ist, eine Eigenschaft, welche auch nicht jenen niedrigen beim FOtus h~ufiger vorkommenden Platten zugesehrieben werden darf, sondern nur dem mehr entwickelten eubisehen und Cylinder- epithel. Wir werden auf diese Fragen im folgenden Theile der Abhandlung naher eingehen.

Driisen tier Paukenh~hle.

Wir kommen nunmehr zu der Frage nach dem Vorkommen yon Drtisen in der PaukenhShle und ihrer Beschaffenheit. Mit RUcksicht auf diesen Punkt begegnen wir in der Literatur auch ausserordentlich verschiedenen Angaben; einzelne Autoren leugnen das Vorkommen driisiger Gebilde ganz und erkl~ren sie fiir iiber- fliissig, weil sich in diesem Hohlraum nur eine geringe Menge ser~ser FRissigkeit finde; andere fUhren acinSse, andere tubuliJse Driisen als vorhanden an -- , so dass der H e n l e ' s c h e Ausspruch (Handbuch der Anatomie Bd. II) ,,Ueber Drttsen der Pauken- hShlenschleimhaut liegen vereinzelte Beobachtungen vor, die indess wenig Uebereinstimmung zeigen", nur zu berechtigt erscheint.

W~ihrend namlich yon L u s c h k a 1), G r u b e r o) u. A. Drttsen

vollkommen geleugnet werden, beschreibt v. T r 5 1 t s c h 3) an der ~usseren Wand, da wo Tube und PaukenhShle zusammen- stossen, eine traubige Driise yon ziemlich bedeutender GrSsse, halt sie aber ftir die einzig vorkommende. K e s s e 1 4) bestatigt das Vorkommen yon Drttsen bet Hund und Katze, schreibt ihnen aber tubulSse Gestalt zu. W e n d t a) ferner beschreibt und zeichnet aus der menschlichen PaukenhShle als constant tubulSse DrUsen, die mit Cylinderepithel ausgekleidet sind und durch ihre langen und vielt~ch gewundenen Schl~uche an die Kn~ueldrtisen der Haut

1) a. a. O. S. 454. 2) a. a. O. S. 108. 3) a. a. O. S. 139. 4) a. a. O. S. 861. 5) a. a. O. S. 252.

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250 Dr. Hermann Bulle:

erinnern. K r a u s e 1) schildert ausser der v. T r ii I t s c h'schen DrUse noch zwei Arten: einfache ovule Sehliiuche yon 0,1 mm L~tnge und litngere, schlauchfSrmige Driisen, manche mit einzelnen ansitzenden liinglichen Acinis. Alle seien yon niedrigem Cylinder- epithel ausgekleidet.

Um nun zu den Resultaten meiner ei~enen Untersuchungen zu kommen, babe ich, da mir die Untersuchung des Mittelohrs bei Ratten, Kaninchen, Meerschweinchen und einigen Viigeln nur negative Resultate betreffs der Drtisen ergeben hat, reich hier auf die menschliche Paukenh(ihle zu beschr5nken und beziehe mich auch hier auf die obige Schnittserie.

Auf Schnitt 1--20 (yon dem hinteren Ende der PaukenhShle ausgehend) land sich keine Spur yon Drtisen; es ist dies die hintere Gegend der Paukenh~ihle, wo das Plattenepithel vorherrscht, die Schleimhaut sehr niedri~ und das Lumen durch die Gehii~'- kniichelchen verengt ist. Zuerst trat dann ein drtisenithnliehes Gebilde auf Sehnitt 20 in Erscheinung; ich werde nun dasselbe mit seiner Umgebung Schnitt fib" Schnitt genau beschreiben und halte dies ausfUhrliche Verfahren desshalb ftir nSthig, well ieh auf diese Weise allein jedem sp~itel'n Untersucher die Miiglichkeit in die Hand gebe, aus den Vorarheiten :Nutzen zu ziehen und seine Resultate mit diesen zu vergleichen) wodurch dann vielleicht die Untersuchungen tiber diese Gebilde schliesslich zu einem definitiven Absehluss geftihrt werden miiehten.

Sehnitt 20 (4 Schnitte hinter dem vordern Trommelfellrande). An der untern Wand besonders in der inneren H~tlfte reichere Entwiekelung yon Gei~tssen versehiedener Griisse ; in der Mitts der Wand ragt ein stumpfer Knochenfortsatz hervor. Auch yon der innern Wand gehen mehrere Knoehenvorsprtinge aus, alle mit niedrigem Plattenepithel bedeckt. In den Vertiefungen zwischen diesen VorsprUngen cubisches Epithel; unterhalb desselben in der Schleimhaut nach innen yon dem stumpfen Knoehenibrtsatz ein runder Epithelhaufen durchschnitten, der yon derberem Gewebe begrenzt noch kein Lumen zeigt; bezeichnen wir dies erste Ge- bilde mit a I.

Schnitt 21. a I i s t als Aeinus auf dem Schnitt mit seinem Ausftihrufigsgange zu sehen, der senkreeht zur Schleimhautober-

1) a. 2l. (5.-S. 120.

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Beitr~ige zur Anatomie des Ohres. 251

ttiiehe steht, wiihrend der Acinus ebenso wie ein zweiter, der sieh nach der entgegengesetzten Seite hin aussttilpt, seitwiirts yon ihm liegt. Der zweite Acinus also, der ein deutliches Lumen zeigend mit seinem lang'sten Durchmesser horizontal zur Schleimhautoberfl~ichc liegt, grenzt mit seinem untern schon in der periostealen Schicht der Schleimhaut gelegenen Rande an eine in viele Aeste sich hier aufiSsende Arterie an, ohne jedoch durch eine dickere Sehleimhaut- schicht yon deren Wand getrenn t zu sein.

b I. Welter nach innen, yon a I durch einen Knochenvorsprung getrennt, wieder ein breiter Epithelhaufen durehschnitten, der sich auf Schnitt 22 zu einem kleinen ovalen mit seinem l~ngsten Durch- messer senkrecht zur Schleimhautoberfiiiche stehenden Schlauch abrundet; die Einhtillung sehr sehmal und zart. Derselbe ist auf den folgenden Schnitten nicht mehr zu sehen, also ein einschliiuchiges drtisiges Gebilde.

aI ist auf diesem Schnitt durch die noch stlirker entwiekelten ven(isen und arteriellen Gefi~sse zum grSssten Theil verdeckt, nut del" letzte Acinus noch eben zu sehen. Dagegen scheinen sich etwas waiter nach aussen in der Schleimhaut des Knochenvorsprunges und der Wand selbst neue Acini ohne eine besondere zweite Aus- fiihrungstiffnung zu bilden.

Schnitt 23. Da die den Vorsprung Uberkleidende Schleim haut nicht wie die tibrige senkrecht, sondern parallel zur Ober- fliiche durchschnitten ist, so bekam ieh die neuen Aeini, welche sich auf die Schleimhaut der Knochenwand und des Vorsprunges vertheilten, auch in einem zu ihrer Axe theils parallelen theils senkrechten Durehschnitt zu sehen.

Dieselben sind auf diesem Schnitt im grtissern Durehmesser getroffen, 8 an der Zahl ; 3 yon diesen liegen am Knochenvorsprung, zeigen ein sehr langes ovales Lumen. Gef'~ssreichthum auch sehr gross. Ein dickes fibriises Netzwerk h~lt die Aeini zusammen.

Schnitt 24. :Nur noch 5 Acini zu sehen. Welter naeh der innern Wand wieder eine einschliiuchige ,,Drtise" schr~ig in die Schleimhaut eingelagert. (Der Sehnitt traf zugleieh den vordersten Rand des Trommelfells.)

Ich zweifie nieht daran, dass die bis jetzt besehriebenen drUsigen Gebilde zum Theil die einfachen ovalen Sehliiuche sind, welehe K r a u s e in seiner Anatomie erwahnt hat. Ausser diesen giebt es nach meinem Befunde auch Gebilde yon reicherem aciniisen Bau,

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25,0 Dr. Hermann Bulle:

Das Epitbel der Ausftihrungsgange ist ebenso wie an der Ober- fl=,iche der Schleimhaut, namlich cubisches Epithel; tiber das Epithel der Acini cf. infra.

Auf Schnitt 25, 26, 27 sind keine drtisigen Gebilde zu sehen. Schnitt 28. (Figur I.) Es sind hier in der Schleimhaut,

welche das GewSlbe der an der Grenze der untern und innern Wand vorgetriebenen Knoehenzelle bedeckt, 5 Acini zu sehen, a II. Dieselben sind bedeutend kleiner wie die sub a I geschilderten, zeigen noch kein deutliches Lumen, liegen in einem breiten derben fibri~sen ~etzwerk.

Schnitt 29. 2 Aeini haben ein deutliches Lumen, welches bei dem einen rund, bei dem andern oval. Zahl der Acini dieselbe.

Schnitt 30. Nur noch ein hcinus getroffen. Auf Schnitt 31--33 kein driisiges Gebilde. Auf 34 angedeutet, auf 35 mit deutlichem Lumen und einem

Ausftthrungsgange 3 ovale Acini b II. �9 liegen in der untern H:,ilfte der ~iussern Wand und grenzen direct an ein grSsseres Gefiiss an.

Schnitt 41. In der Mitte der ausseru Wand drei ziemlich tiefe Epitheleinsenkungen und unter ihrem blinden Ende durch fibr(ise Faserztige duvon getrennt Durchschnitte yon 3 ova leu Aciui, welche abet erst auf Schnitt 42 ein Lumen haben ; ihre Zahl hat sich auf 5 vergrSssert ; ihr Lumen ist langlich ; sic liegen theils in dersclben Schicht dcr Schleimhaut, theils unter einander in einem breitcn ebenso wie die oberste Schleimhautschicht gefiissfUhrenden ~'etz- werk yon derbem fibriiseu Gewebe. Sonst hat die Umgebung keine gr(isseren oder zahlreicheren Gefiisse. Bezeichnen wit diese Gruppe mit aIII .

b III. Auf der obern Fliiche eines bei a III ansetzenden Knochenvorsprunges in ziemlicher Entfernung yon der ersten Gruppe ein Acinus mit deutliehem Ausfiihrungsgange.

d I I I . Die Knochenvorsprttnge der untern und innera Wand haben dureh ihre Vereinigung 5Iischen gebildet, die nach hinten zu often sind. Sic besitzen am Eingang noeh ziemlich hohe Sehleimhaut mit cubischem oder Cylinderepithel, erhalten abet bald die niedrige Schleimhaut und das Pliittchenepithel der Knoehen- zellen. In diesen :Nischen fand auch W e n d t immer Sekret yon verschiedener Consistenz. Durch das Epithel und auf den sp~tteren Sehnitten durch die Schleimhaut einer derselhen, die sich noch

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Bei t r i ige zur A n a t o m i e des Ohres. 253

nicht ganz geschlossen hat, ist ein Flachschnitt gelegt (cs Figur 2 untere Wand), der einen grossen runden, mit Cylinderepithel aus- gekleideten Hohlraum (als Ausflihrungsgang) und drei kleinere yon fibrSsem bTetzwerk umschlossene Epithelhaufen fiihrt.

Sehnitt 43 bietet wenig Neues. Sehnitt 44, aIII . 7 Acini mit ihrem langsten Durehmesser

der Schleimhautoberfl~che parallel gelagert. b III. 2 ovale Aeini kleiner wie die yon a. Ausfiihrungs-

gang night mehr getroffen. c III. Zwischen a III und b II[ ein neuer Driiseneingang mit

2 grossen runden Aeini, ebenfalls yon dickem fibrSsen :Netzwerk umgeben, das grosse Spindel- und Sternzellen tr~igt. Dies •etz- werk gleieht vollkommen dem Gewebe, welches die oberste Lage der Sch]eimhaut bildet und dem das Epithel der Oberfl~che direct aufsitzt; aueh bei einigen Acini hatte sich ebenso wie an der OberflScho der Schleimhaut das Epithel abgelSst. Das Epithel in den Acinis and an der Oberfl~che ist ein flimmerndes Cylinder- epithel (ef. Figur 5 yon Schnitt 44). Auch auf diesem Schnitt zeigt sich kein grosser Reiehthum yon GeP~ssen.

Wir haben .jetzt auf eine kleine Strecke vertheilt 9 Aeini nur dutch das aus dickeren fibrSsen Faserziigen bestehende Gewebe yon dem Epithel der Oberfliiche getrennt in derselben HShe der Schleimhaut neben einander liegend, ausserdem 2 Aeini, die tiefer in die Schleimhaut hinein sich sttilpen. Ffir diese 11 Acini sind 5 Ausfiihrungsgange; wir haben es also mit sehr einfachen Gebilden zu thun.

d III. Dies vom Sehnitt 42 zuletzt erw~hnte Gebilde zeigt eine grosse Veranderung. Da der Schnitt etwas dicker geworden, so- kann man bei verschiedener Einstellung sehen, dass rund herum um den grossen mit Cylinderepithel ausgekleideten Hohlraum, welcher sieh in zwei theilt, 9 kleinere und gr~ssere Acini mit deutlichem runden Lumen liegen. An diesem Sehnitt war also ein driisiges Gebilde mit einem Ausf[ihrungsgange und yon reieherem acin~sen Bau zu constatiren. Zu erw~hnen ist noeh, dass das umhUllende Netzwerk bedeutend zarter ist, wie bei den ~ibrigen ,Drtisen ~, weleher Umstand aber wohl yon der Lage dieses Ge- bildes in der Sehleimhaut der Nische herriihrt.

45. dIII . hTur noeh einige Acini zn erkennen. Die Gruppe aIII , b l I I , c I I I hat die Zahl der Acini noch um 2 vermehrt; da

A r c h i v f. mikrosk. Anatomie. Bd. 29. 17

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254 Dr. H e r m a n n B u l l e :

die einzelnen Einsttilpungen einander nigher ~,ertiekt sind, so ist nieht deutlich zu erkennen, zu weleher dis neuen Acini gehiiren. Es sind also jetzt 13 Aeini mit den noch theilweise erkennbaren 5 AusfUhrung'sgiingen; yon einem derselben theilen sieh, nachdem er kaum unter die oberste Schleimhautsehieht gelangt ist, 4 ovals Aeini ab, zwei nach der Seite und zwei mehr senkrecht in die Tiefe~ so dass sie mit ihrem llingsten Durchmssser der Schleimhaut theils sehr~ge thsils senkrecht eingelagert sind. Die Acini haben grSsstentheils kein deutliches Lumen mehr, wir sehen nur noch Durchschnitts dureh die Wand.

Diejenigen, welehe wit auf Schnitt 46 sehen, sind desshalb allermeist neue, zeigen auch eine ganz andere Anordnung wie die bishsr erwithnten. Es diene hier folgendes zur Orientirung" der Lage: Die untere Wand erhebt sich yon Sehnitt 48 an pl(itzlich sehr steil and bildet so die vordere Wand der PaukenhShle, in deren oberem Theile die Oeffnung der Tube gelegen is~ Der Aus- fluss yon Sekret aus der HShle ist dadurch sehr erschwert und kann, zumal sich am Eingange der Tube in dis PaukenhShle an der untern Wand noeh ein Wulst erhebt, wohl nut mit Htilfe des Flimmerepithels zu Stande kommen. In dieser vordern Gegend der HShle hat sich nun die Schleimhaut am Boden und der ~tusseren Wand zu einem so dieken, durch Knochenfortsiitzs gesttitzten lockern Polster entwickelt, wie an keiner andern Stelle. Zahlreiehe Gefasse darchziehen dasselbe und an der Oberfliiche sitzt sin hohes flimmerndes Cylinderepithel. Auf Sehnitt 46, der 22 Schnitte yore vordern Trommelfellrande entfernt ist, sieht man gerade in der Eeke, welehe ~tussere and untere Wand bilden, 17 Acini in theils rundem, theils ovalem Durehsehnitt and zwar nicht in derselben HShe der Schleimhaut liegend, sondern in Traubenform fief in dieselbe hineingehend. Es existirt nur ein g'emeinsamer Aus- ftihrungsgang~ der aber erst 47 and 48 siehtbar wird, w~thrend auf diesem Sehnitt nut das Epithel der Wand getroffen ist. Daftir kann man hier desto besser die Theilung des Ausftthrungsganges in drei Drtisengiinge sehen, an welehen dann die Acini sitzen. Das die ,,Drtise" umgebende und die Aeini yon einander theilende fibrSsc l~etzwerk ist sehr breit und derb, liisst aber in den dem Aus- kleidungsepithel zun:,tehst liegenden Schiehten eine Aufloekerung erkennen, welehe es durehsichtiger maeht. An den Kreuzpunkten des Gertistes lieffen Gefiisse. Es ist dies offenbar die ,DrUse",

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Beiiriige zur Anatomie des Ohres. 255

welche v. T rS l t s ch zuerst ihrer Lage und Gestalt nach genau besehrieben hat.

Zwischen dieser gr~sseren v. TrS l t sch ' schen ,Drtise" und den Krause ' sehen einfkehen ovalen SchlSuehen giebt es nach meinem Befunde also alle mSgliehen Zwischenstufen, ,Driisen" mit 2, 4 und mehr Aeinis, welche in ihrer sehon kleinen Anzahl nicht auf alle W~nde gleichm~ssig vertheilt sind, sondern sich auf den Boden und untern Theil der aussern Wand beschr'2nken. Um nun auf die bis jetzt nur flUchtig berUhrte Frage naeh dem Auskleidungs- epithel dieser ,,Drt|sen" n~her einzugehen, so ist nachtr~iglieh zu erw~hnen, dass alle bis Schnitt 42 beschriebenen, welche im Gebiet des Plattenepithels liegen~ eben dasselbe Epithel an der Innenflache ihrer Aeini tragen, w~hrend alle folgenden in der mit flimmerndem Cylinderepithel bedeckten Schleimhaut lieg'enden Gebilde auch mit flimmerndem Cylinderepithel ausgek|eidet sind; selbst an einem der tiefliegenden Aeini der v. TrSl tsch ' schen DrUse habe ich dasselbe bei Immersion deutlich sehen kSnnen. Auch bei n~therer Vergleichung des Epithels der EinstUlpungen mit dem der Ober- fl[tche f~allt uns keine Verschiedenheit auf; das Epithel des in Figur 5 (yon Schnitt 44) gezeiehneten Gebildes ist allerdings niedriger, breiter und kSrniger als das in Figur 3 gezeichncte flimmernde Cylinderepithel; solche Abweichungen im Bau kommen aber auch an der Oberflaehe vor, beim Cylinderepithel weniger an ein und demselben Schnitt, als an verschiedenen, die weiter yon einander entfernten Gegenden des Mittelohrs entnommen sind. Von den fibrigen Autoren wird das +kuskleidangsepithel als cylindrisch bezeichnet, K r a u s e sprieht yon niedrigen Cylinderzellen (doch vgl. Anmerkung). Doch habe ieh die Richtigkeit der obigen Angabe an ~st allen drt|sigen Gebilden deutlich nachweisen kSnnen.

Ich habe in meiner bisherigen Schilderung den Ausdruek Drtise in Anftihrungszeiehen gesetzt um anzudeuten, dass ieh diese ftir die genannten Gebilde bisher bentitzte Bezeiehnung nicht an- wendete, well ieh yon ihrer drtisigen bTatur tiberzeugt sei, sondern nur um die bisherige Benennung beizubehalten. Es sind mir ni~mlich Zweffel und, wie ich glaube gerechte, an ihrer Bedeutung als Drtisen aufgestiegen. Welcher Art dieselben sind, miichte ich darleg'en, nachdem ich mieh vorher tiber die Frage, was denn tiber-

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256 Dr. H e r m a n n Bul le :

haupt unter einer Drtise zu verstehen sei, des Niiheren ausge-

sproehen haben werde 1).

Als Drtise bezeiehnen wir eine Einsenkung des Epithels,

welehe entweder nur bis in die Cutis resp. Sehleimhaut oder auch

noeh tiefer geht, deren Endigung sehr versehieden - - t u b u l S s , aeinSs - - sein kann, die abet in der ~Niihe der betreffenden Ober- flaehe, yon der sie ausging, einen runden Quersehnitt hat. D a s E p i t h e l in e i n e r D r t i s e i s t y o n d e m d e r b e t r e f f e n d e n

O b e r f l ~ e h e e n t w e d e r t i b e r a l l o d e r a n e i n z e l n e n S t e l l e n ,

m e i s t in d e r N i ihe d e r E n d e n v e r s c h i e d e n - - daher der Name Drtisenepithel - - , in den versehiedenen Drtisen wieder sehr

versehieden je nach der Beschaffenheit ihres Secretes. Es kSnnen

demnaeh Gebilde yon ganz derselben Gesammtform je naeh der

Beschaffenheit der Zellen in- einem Falle Drtisen sein, im andern

Falle nicht. Wir werden die Magendrtisen ,DrUsen" nennen

mtissen weg'en ihrer yon dem Epithel der Magenschleimhaut total verschiedenen Zellenauskleidung; wir werden dageffen den sog.

Lieberktihn'schen Dl'tisen des Dlinn- und Diekdarms denselben Titel nicht g'eben k~nnen, da ihr Epithel dem des Darmes voll-

kommen gleich ist - - es ist hier desshalb auch die Bezeichnung

,,Lieberktihn'sche Crypten" entschieden vorzuziehen. Aus dem-

selben Grunde dtirfen strenff genommen auch die schlauehfiirmigcn Uterindrtisen nicht Drtisen heissen, da sie kein speeifisehes Epithel

1) Ich mSchte an dieser Stelle eines Widerspruches erwiihnen, den Kraa se sich betreffs des Epithels an der Schleimhaut und in seinen ein- fachen ovalen Schl~uchen zu $chulden kommen l~sst. In seiaer allgemeinen Anatomie sagt er p. 120, die Schleimhaut der TrommelhShle sei mit Aus- nahme der des Trommelfells uad der GehSrkn5chelchen mi~ Cylinderepithel bedeckt~ fiihrt dana weiter unten an, dass s~mmtliche Driisen mit niedrigem Cylinderepithel ausgekleidet seien, giebt eine Abbildung von einer ovalen Schleimdriise, aber mit, wie er selbst darunter schreibt~ Pla~tenepithel aus- gekIeidet. Dazu behauptet er noch p. 32, die Driisen der PaukenhShle blieben auf der urspriing]ichen Stufe einer eingestiilpten Zellenmasse stehen. Ist die PaukenhShle wirklich nur mit Cyliaderepithel ausgekleidet, so kSnnen auch die Einstiilpungea nur Cylinderepithel enthalten. Der Widerspruch beruht wohl auf der nach der HShe des cubischen Epithels allein sehwierig zu treffen- den Wahl, ob man dasselbe zum Cylinderepithel oder Plattenepithel rechnea will. Warum ich es zum letzteren reehnen muss~ dariiber vergleiche man die Schilderung der Grenzen, insbesondere auch beim FStus.

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Beitri~ge zur Anatomie des Ohres. 257

enthalten, aueh kein speeifisches Secret liefern, sondern nut als Epithelvorriithe zur jedesmaligen I~eubekleidung der Uterusinnen- fiiiche dienen.

Sehen wir uns nun die hier gefundenen Gebilde an, so wird uns der Mangel eines yon dem der Oberfi~che versehiedenen Epithels verbieten, sic Drtisen zu nennen: in den ReF, ionen des cubischen Epithels enthielten sic ja cnbisehe, in der Region des Flimmerepithels fiimmernde Cylinderzellen; ich schlage desshalb vor yon C r y p t e n de r P a u k e n h ( i h l e , nicht yon Drtisen derselben mehr zu reden.

Man kiinnte einwenden, kS existire doch in der H()hle des Mittelohres schleimiges Secret, und mtissten desshalb auch Secretions- organe flit dasselbe da sein; -- als solches m(ichte ich aber die ganze Schleimhaut betrachtet wissen und halte fiir einen voll- gtiltigen Beweis dieser Behauptung das namentlich yon W e n d t betonte Factum, dass sich nicht etwa nut auf dem Boden, sondern aueh an andern Stellen, namentlich auf dem Promontorinm Secret b e f i n d e t ; - an der ganzen medialen Wand befinden sich keine Crypten - - wie sollte es also dorthin auf andere Weise kommen als dadurch, dass es an Oft und Stelle ausgeschieden wird. Ebenso ware das Vorhandensein einer Schleimlage im hintern Theil der TrommelhShle nicht wohl erkl:~trlich, wenn wit ann5hmen, nut die Crypten bereiteten das Secret; es liegt kein Mechanismus vor, dutch den es yon dem vordern cryptenhaltigen in den hintern Theil kommen sollte.

Auch der Umstaud, dass K r a u s e sowohl wie W e n d t in ihren ,Drtisen" Schleimpfriipfe gefunden haben, kann mich nicht bestimmen diesen Bildungen das Monopol der Schleimproduction zu belassen -- auch auf der Schleimhautoberfiitche kommen hier und da Schleimmassen zur Beobachtung, und es haben also die Crypten auch diesen Vorzug nicht allein.

Mit der Annahme aber, dass das Secret sowohl yon den Crypten wie yon dem Epithel der Oberfiache geliefert wird, lassen sieh auch verschiedene sehr auffi~llige Thatsaehen, deren wir bei Besprechung des Epithels p. 246 Erwiihnung thaten, vielleicht erkliiren. Erstens wi~re es uns dann verstandlieh, warum das geschichtete Epithel in einsehiehtiges Ubergeht; denn wie alle Drtisen, deren Zellenleiber nicht wie bei den Talgdrtisen zu Secret verbraueht werden, ein einschiehtiges Epithel haben und wir dess-

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258 Dr..Hermann Bulle:

halb annehmcn mtissen, dass dies sigh fUr die Herstellung der betreffenden Secrete besonders gut eiffnet, so wird auch hier Gin einschichtiges Epithel der Absonderunff besser vorstehen kSnnen als das embryonale zweischichtige. Ferner erklart es sich dann leicht, dass nicht tiberall das glatte endothelithnliche Epithel da ist, wie es die mediale Trommelfellfi~che Uberzieht, sondern sich an den Stellen der Schleimhaut, welche genUgenden Gef'~tssreiGhthum besitzen, cubische, der Cylinderform sich niihernde Elemente auf- treten; diese mit ihrem saftigen K(irper eignen sich zur Secret- bildung' sicher besser als jene platten Zellen.

Als nicht so complicirte wie die meisten der Schleimcrypten, aber doch auch zur Vergriisserung der secretorischen Fl~tche dienende Bildun~,en el'w~hne ich im folgenden Epitheleinsttilpungen oder Gruben, die eine wesentlich andere Form als die ersteren zeigend an einigen Stellen der Paukenhiihle in gr~sseren Mengen vorkommen. Wir wollen auch hier einige Schnitte beschreiben, um uns tiber2ihre Lage und Gestalt zu orientiren.

Schnitt 3. Drei flache EinstUlpungen des Epithels kaum unter <lie oberfl~tchliche Schleimhautlage hindurchgehend unter dem untern Rande des Trommelfells, mit je einem runden sehr breiten Eingange.

Schnitt 1S. An der iiusseru untern Ecke eine ebensolche. Schnitt 28. An der obern Wand eine schmale tiefe Ein-

sttilpung auf 2 Schnitten in derselben Form erseheinend und ihr Lumen nach dam blinden Ende hin erweiternd.

Schnitt 29. Eine zweite solche Einstiilpung' mit engem Ein- ganff und breiterem blinden Ende; die erste lag senkrecht in die Schleimhaut einffelagert, diese ist hakenf'6rmig nach der medialen Wand bin gebogen; aueh sic liegt an der oberen Wand und er- scheint auf vielen Schnitten immer in derselben Ansicht: man hat sie sich demnach wie rinnenfSrmige schmale Vertiefungen zu denken, sie haben nicht die fertige abgeschlossene SchlauGh- oder Traubenform der Schleimcrypten. Ihr Epithel ist das gleiche wie an der Oberfliiche.

Schnitt" 33, 34 und 35. Ausser diesen rinnenf'6rmig'en giebt es auch mehr abgerundete Epitheleinsenknngen, die g'ewiihnlich zu mehreren bei einander liegend (wie auf Sehnitt 3) ausser- ordentlich fiach sind und sich hier an den Wanden der Nischen zeigen. So lieffen auf diesen Schnitten, die flaeh durch das

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Beitr~ge zur Anatomic des Ohrcs. 259

Epithel einer soleheu ~ische gehen, 7 solcher Vertiefung'en in Gestalt runder oder ovaler breiter, you Epithel umgrenzter Hohl- diume, die auf den niichsten durch die oberste Schleimhautschicht gehenden Schnitten nicht mehr getroffen sind.

Schnitt 41--48. An der Deeke 7--12 Gruben mit schmalem oder breitem Eingange, die theils flaeh nut weniF~ unter die obere Sehleimhaut hinuntergehen, theils tiefer die periostale Schicht der Schleimhaut erreichen; sie zeigen auf allen Schnitten dieselbe GrSsse und Gestalt, sind also auch riunenfSrmig. Die mit engem Ein~ang erweitern sieh naehher und haben am Boden oft einen in diese Erweiterung vorragenden Kamm. Wenu eine solehe Epitheleinsenkung' nieht senkrecht sondern schrag'e durehschnitteu ist, so erh~lt man besouders yon ihreu beiden itussern Endeu Durchsehnitte wie you einem Acinus und erst die folgenden Sehnitte beseitigen den Irrthum.

Die meisteu yon all diesen beschriebeneu Bildungen liegeu also an der Decke und zwar im 5ussern Theil derselben, wo das fiimmernde Cylinderepithel die Oberfi:~iche bedeckt. Da wo das niedrige Platteuepithel auftritt, am Trommelfell, den GehSr- knSehelehen, Knochenforts:~i~tzeu und dell meisten Theilen des Pro- montoriums, kurz tiheralI da, wo die Schleimhaut nut niedrig" ge- schichtet ist, zeigeu sic sich ale. Das Epithel ist ganz dasselbc, wie an der Oberfi::lche, also in den meisten flimmerndes Cylinder- epithel; wo sie in hiiherer Schleimhaut lieg'en, ist oft ein g'rosser Reichthum yon Gefassen; beim Menschen babe ich hie beobachtet, dass das Epithel diesel" rinnenfSrmigen Vertiefungen oder auch der Oberfiiiehe so fast unmittelbar der Wand eines Gefiisses aufsass, wie ich das ein Mal von dem Epithel der Acinus einer wirklichen Schleimcrypte beim Menschen und mehrere Male yon dem Epithel der Oberfiiiehe bei Thieren habe sehen kSnnen.

Finden sich nun endlich diese Schleimcrypteu uud rinnen- fSrmigen Einstiilpunffen auch beim FStus? Davon habe ich keine Spur finden kSnnen, sie scheinen sich also erst spiiter, vielleicht mit dem Kleinerwerden des Polsters zu bilden.

Eine andere Fraffe ist es, ob denn die Schleimhaut noch kein Secret beim FStus absondert, wie es doch schon bei den andern Schleimh~tuten desselben gesehieht. Diese Frag'e mSchte ich auf Grund meiner Uutersuchung fi~taler Paukenhi~hlen bejahen, indem sich an den Sehnitten eine Inhaltmasse dieses Raumes nachweisen

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260 Dr. Hermann BuIle:

liess, wie aueh tin Schrumpfungszustand des Schleimpolsters bereits erkennbar war. Dis Inhaltsmasse des spaltfiirmigen Hohl- raumes bestand aus amorpher Substanz mit grossen Mengen heller viereckiger und kleiner runder Zellen, welche ich ftir die abge- fallenen oberen Elemente des oben-erwiihnten zweischichtigen Epithels halte. FUr eine Schrumpfungserscheinung an den W~inden aber mSchte ich eiue theils seiehte, theils etwas tiefere Kriiuselung an der ganzen Oberfl~iche der Labyrinthwand halten, welehe auf den Schnitten in Form VF6rmiger Einziehungen erscheint, unter- halb deren das Schleimgewebe des Polsters dunklere und diehter aneinanderliegende Faserztige aufweist. Danach kame ich denn also theilweise zur Ansicht des alten Anatomen F a b r i e i u s ab Aquapendente zurUek, dass wirklieh freier Sehleim in der Pauken- hShle set, ohne dabei auch nur im geringsten den Werth der v. T r 51 t s c h'schen Entdeckung herabzumindern; dieser Werth liegt auch gewiss nicht in der L~isung der Frag'e, ob sin Lumen vor- handen set oder nicht, sondern in der ftir das Verstiindniss der allmahlich sich entwickelnden Paukenh~ihlenform und der Ohren- krankheiten bet Kindern so tiberaus wichtigen Beobachtung, dass die Schleimhaut der Labyrinthwand zu einem hohen gallertartigen Polster gewuchert ist.

Driisige Anhiinge des Saceulus.

Als ieh Schnitte dureh das Geh(irorgan eines viermonatlichen Foetus durchsah, um einmal das Epithel der PaukenhShle und dann die Schleimhaut derselben auf Drtisen zu untersuehen, wurde meine Aufmerksamkeit dureh dig complicirten Verhiiltnisse des Utrieulus und Sacculus zu einander und zum Aquaeductus vestibuli membranaeeus sire Ductus endolymphaticus gefesselt und ich be- merkte in der Wand eines dieser nicht sog]eieh zu bestimmenden Hohlr~ume die schon in der Einleitung erw~ihnten drtisen~ihnlichen Gebilde (el. Figur 6 e und 6 d). An der Gestalt und Lage dieses Hohlraumes liess sieh zuerst nur entnehmen, dass es der Utriculus oder Saceulus sein musste; in der Niihe der Maeula aeustica, welehe mit ihrem hohen Nervenepithel sehr sehiin zu erkennen war, liegen nun diese Gebilde und zwar, worauf ieh besondern Werth legen miichte, dort wo die hautige Htille an die Labyrinth- wand befestigt ist.

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Beitriige ~ur Anatomie des Ohres. 261

Die Schnittserie durch das erste der beidcn Schliifcnbeine hatte eine Reihe sehr guter Priiparate geliefert, es liessen sich aber nieht so gut wie an dem zweiten, welches in eine vollst:,tndig fehlerfreie Schnittserie zerlegt wurde, die Verhiiltnisse der einzelnen Theile des hiiutigen Labyrinths zu einander daraus ersehen. Dies war abet zu einer genauern Bestimmung der Lage jener Gebilde dnrchaus nSthig, u n d e s bot sich denn auch an der letzten Sehnitt- serie in ausserordentlich schSner Weise die ja nicht eben hiiufige Gelegenheit das hiiutige Labyrinth bis in's feinste Detail hinein zu studiren. Herr Professor Dr. v. B r u n n ist meiner Bitte, diese Verhiiltnisse zu erl~iutern, in folgenden Zeilen sehr bereitwilliff nachgekommen.

,Es traten in der letztgenannten Serie zuerst die h:,tutigen halbzirkelfiirmigen Can:,tle auf, deren Epithel vollkommen erhalten war, deren Verbindung mit der Innenwand der knScheren, hier noch knorpeligen, Caniile ebenfalls gut zu erkennen waren; sodann traten Durchschnitte des Utriculus und der Ampullen auf, in denen das bTervenepithel auch sich tadellos conservirt zeigte. Weiter der Spitze der Pyramide zu liess sich dann zuerst unterhalb, spiiter mehr naeh vorn zu der Durehschnitt des Sacculus erkennen zugleich mit dem Querschnitt der unter ihm befindlichen ersten Sehneckenwindung und dem Schr}igschnitt des Ductus endo- lymphatieus; naehher wurde die Verbindung des Schneckencanals mit dem Saceulus dnreh den Canalis renniens, sowie aueh der Zusammenhanff des Saceulus mit dem Duetus endolymphaticus klar nnd endlieh verschwanden der Utriculus und Saceulus gleich- zeitig; der letzte Schnitt, welcher noeh die Fliiehendurchschnitte beider zeigte, war No: 7 4 - el. Figur 6 b."

,,In den letzten Schnitten nun finden sich einige Bildungen yon der Beschaffenheit kleiner tubulSser Drtisen, und zwar zwei in ~o. 70- -F igur 6 a, drei im let/ten Sehnitt No. 7 4 - Figur 6 b. Es sind Hohlriiume, deren Sehlauchform am klarsten ans Quer- sehnitten zu ersehen ist, wie sie in Figur 6 c und 6 d abgebildet sind; sie sind mit einfaehem regelmiissigen Cylinderepithel aus- gekleidet, dessen Zellen etwas hSher sind als die des gewiihnlichen Sacculus-Epithels. Die Schliiuche erseheinen als kurze Ausstfilpungen der nach hinten und oben schauenden Wand des Sacculus und befinden sieh in der Niihe der Macula acustica."

,Diese Bildungen wurden auch in dem zweiten Sehliifenbein

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262 Dr. Herm;~nn Bulle:

desselben Embryo in derselben Beschaffenheit ffefunden - die Figuren 6 c und 6 d stammen ,con diesem her."

,,Die Untersuchung" der beiden Schl~ifenbeine eines 7monat- lichen Embryo hat diese drtiseniihnlichen Gebilde des Sacculus uicht aui~inden lassen, sodass sic nicht zu den normalen Vor- kommnissen zu g'ehSren seheinen. Weitere Untersuehunffen an ffriisserem Material werden vielleicht dartiber mit der Zeit Klarheit geben."

Zum Verst~ndniss der Figuren habe ich nur noeh hinzuzu- ftigen, dass in Figur 6 e der ovale abg'eschlossene Hohlraum unter- halb sowie ein zweiter hier nieht gezeiehneter oberhalb der tiefen zu der Axe ihres Lumens senkrecht getroffenen EinstUlpung schriig durchschnitten sind, so dass ihr .Ausfiihrungsgang erst auf dem nitchsten Sehnitt erscheint; ebenso bei Figur 6 d.

Was ftir eine Bedeutung mSgeu diese Gebilde nun haben ? Es lag mir nahe, in der Literatur sowohl wie in den Pr:,t-

paraten nachzuforschen, ob Gebilde :,ihnlicher Art noch sonst am h~iutigen Labyrinth vorkommen. In ersterer Hinsicht finden sich Ang'aben yon BS t t che r l ) , C. Hasse"-) und Krause3 ) . Ersterer fiihrt an, dass yon dem hiiutigen Aquaeduetus vestibuli in dessen der SehadelSffnung benaehbartem Theile zahlreiche epitheliale Can:,ile sich aussttilpen, welehe die epitheliale Oberfl:~iche vergriJssern sollen, sodass hier eine lebhafte Absonderung yon Endolympha stattfinden kSnne, welche dann dureh die Verbindungsean~tle den Vorhofssackehen zufliesse. Die beiden andern g'enannten Autoren bestatigen diese Angaben. Aueh ich habe in meinen Priiparaten, namentlieh beim .7mouatlichen FStus, diese AusstUlpungen in grosser Zahl besonders am Recessus endolymphaticus gefunden.

Ich glaube, dass wit die Frage, ob man die im Sacculus gefundenen Gebilde denen im Dnctus und Rccessus endolymphaticus an die Seite stellen kann, bejahen mUssen und zwar aus folgenden GrUnden: 1) well diese Gebilde der Form naeh ganz zu den Aus- sttilpungen jener Hohlr:~tume passen und 2) weil sie aueh an der festgewachsenen Seite des Sacculus stehen, also zu der kn~iehernen resp. hier knorpeligen Kapsel des Labyrinthes in derselben Be-

1) Arch. f. Anat. u. Physiol. 1869, p. 375, sowie iu Unters. lib. d. P, au u. die Entwickelung d. GehSrlabyrinthes. Dresden 1870.

2) Anatom. S~udien Bd. I. 1873. 3) a. a. O.

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Beitr~ge zur Anatomic des Ohres. 263

ziehung sich befinden wie die 5tier genannten AusstUlpungen des Ductus endolymphatieus, welcher sich yon den tibrigen Theilen des hRutigen Labyrinthes dadureh unterscheidet, dass sich in seiner Umgebung kein ~tccessorischer Raum ftir Perilymphe entwickelt, sondern dass sein epitheliales Rohr allseitig' mit seiner Umgebung verw~ichst. Dass aber diese Aussttilpungen sieh gewissermassen vom letzteren auf den Saeculus ibrtpflanzen, hat nicht viel Auffallendes, da wir wissen, dass Sacculus und Utriculus nebst den beiden Caniilen, dureh :welche sich diese mit dem Aquaeductus in Ver- bindung setzen, in ihrer ersten Anlage vollkommen mit der des Aquaeductus zusammenhangen. Indessen wird B S t t c h e r ' s An- nahme, dass die im Aquaeductus gebildete Endolymphe dutch die Verbindungscaniile den Vorhofss~ickchen zufliesse ftir den Saceulus, wenn er diese driiseniihnlichen Anhiinge besitzt, tiber- flUssig: denu was von den Aussttilpungen des Aquaeductus an- genommen wird, dass sic n~imlich Secretionsorgane der Endolymphe sind, das kSnnen wir mit eben demselben Reehte yon diesen Ge- bilden des Saeculus behaupten.

Zum Schluss erlaube ich mir Herrn Professor Dr. v. B r u n n meinen verbindliehsten Dank auszusprechen ftir die Ausftihrung der Zeiehnungen sowohl als ftir die viele Unterstiitzung und Be- lehrung, welche ich bei der Arbeit yon seiner Seite gefunden babe.

Fig. 1.

Fig. 2.

Erkl~rung der Abbildungen auf Tafel XII.

Durchschnitt durch die PaukenhShle eben vor dem vorderen Rande des Trommelfells. Rechts iiussere, links inhere Wand mit den Durchschnitten der Schneckenwindungen. In tier PaukenhShle links unten eine Knochen- zelle, die uuf den vorhergehenden hinteren Schnitten durch die Ver- einigung yon Knochenfortsiitzen gebildet ist. Auf der nach der PaukenhShle zugekehrten Fl~iche der oberen Wand dieser Zelle bei x eine Crypte. Rechts oben rinnenfdrmige Epi~heleinstlilpungen. Die dunklere Pattie der Wand bedeutet die Ausdehnung des Cylinder- epithels. Durchschnitt durch die vorderste Gegend der TrommelhShle. An der ~iusseren Wand sehr hohe Schleimhaut gestiitzt durch Knochen- forts~tze. Bei xx Crypten, bei * rinnenftlrmige Einstiilpungen.

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264 Dr. H e r m a n n B u l l e : BeitrKge zur Anatomie des Ohres.

sss Schleimhaut der PaukenhShle.

kkk deren kngcherne Wand.

zz Knochenzellen mit Schleimhaut ausgekleidet. zi eine solche, vgllig mit Schleimgewebe erfiilR.

Fig. 3 veto selben Schnitt wie Fig. 1. 3 a flimmerndes Cylinderepithel an der Decke.

3 b cubisches Epithel yon der Labyriothwand, zum Theft noch

fiimmernd. Fig. 4. Aus der Paukenh~hle eines 4monatl. menschliehen Embryo. a. yon

Sehnitt 67, vorderer Theil der PaukenhShle. Epithel an der Decke. b. yon Sehnitt 58, Epithel am Bodea (gezeichnet bei Immersion).

e. yon Sehnitt 59, Epithel an der obern Fl~icbe des Hammergriffe

(gezeichnet bei Immersion}. Fig. 5. Von Sehnitt 44 der Serie, welehe durch das Sehl~fenbein einer 30-

j~ihrigen Frau gelegt ist. Sehleimerypte ausgekleidet mit fiimmern-

dem Cylinderepithel. Der Hohlraum links oben ist ein ebensolcher Acinus, aus dem das Auskleidungsepithel herausgefallen ist.

Fig. 6. a uod b = Schnit~ 70 und 74 durch die Schliifenbeinpyramide eines

4monatliehen meosehlichen Embryo. b enth~l~ den letzten der Spi~ze

der Pyramide n~ehsten Sehnitt durch Utriculus und Sacculus. Ver-

grSsserung 6. Die Buehstaben o, v, u, h bedeuten die obere, vordere, untere und

hiotere Kante der Pyramide, resp. die Stellen, we sparer diese

Kanten deutlieh werden. a Ampulle des hinteren vertiealen Bogenganges.

ce canalis cochlearis. ct spaltfSrmiges Lumen des cavum ~ympaoi. et * das den grSssten Theil desselben ausfiillcnde ~chleimgewebe.

de duetus endolymphatizus. m t s membrana tympani secundaria. Pal Porus acusticus internus.

s sacculus.

ut utriculus. xx die drfisen~hnlichen Anh~nge des Sacculus.

Fig. 6 c giebt die drfisen~hnlichen Gebilde des Saeculus aus dem andern

Schliifenbeine im L~ngs- und Schr~gsehnitt. Fig. 6 d ein solches im Quersehnitt. (Links is~ die koorpelige Labyrinth-

wand, reehts das Lumen des Saeculus gelegen.)


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