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Aus dcm Inctrtut f u r Tic~rphysiologie und Kcrernahrung der Univcrsitat Gottingcn Direktoi: Prof . Dr. Dr . W. Lcnkcit

Die taglichen Veranderungen der Na-Ausscheidungen vor und nach der Geburt beim Schwein

Von H. J. LANTZSCH, J. 0. GUTTE, S . MOLNAR und W. LENKEIT

GUT TE, STREUTEK-PETEKMOLLER, KIRCHHOFF, SOEHNGEN und LENKEIT (1959) Ullter- suclrten in sieben Versuchen den Na-Umsatz von Sauen wahrend der Graviditat und Llktation. Die Tiere hatten dahei langere Zeit konstante Futterrationen erhalten, welche 0,7 bis 6,s g Na/Tag enthielten.

Khnlich wie beim N-, Ca- und P-Umsatz traten mit fortschreitender Graviditat verstarkte Na-Retentionen auf, die durch abfallende Ausscheidungen im Kot und H a r n hervorgerufen wurdcn.

I m Versuch Sie. I1 zum Beispiel, in dem das Tier vom 29. Graviditatstag bis zur Geburt am 114. Graviditatstag taglich 5,3 g . N a erhielt, fielen im gleichen Zeitrauni die tzglichen Na-Ausscheidungen im Kot von 3,4 auf 1,7 g, in1 H a r n von 1,8 auf 0,3 g ab, und die Bilanz stieg von + 0,07 auf + 3,3 g an.

Nach der Geburt wurden die Na-Bilanzen auf Grund ansteigender Na-Ausschei- dungen in1 Kot und Harn zum Teil stark negativ.

In1 eben crw5hnten Vcrsuch Sic. I1 stiegen mit Laktationsbeginn bei wiverander- ter Zufuhr von 5,3 g NaiTag die taglichen Na-Ausscheidungen im Kot auf 3,2 g, im H a r n auf 3,3 g an. Die Na-Bilanz wurde negativ (- 3,6 g/Tag). Bis Laktationsmitt: fielen die Kot- und Harnausscheidungen wieder ab, und es wurde Bilanzausgleich er- reicht. Die Na-Ausscheidungen in der Milch beeinflufiten den Bilanzverlauf nur un- wesentlich. Der Verlauf der Na-Bilanz war in diesen Versuchen dem Bilanzverlauf von N , Ca urvd P sehr ahnlich: Einer ,,Retentionsphase" am Endc dcr Graviditat, in welcfier uber die Einlagcrung in den Uterus hinaus Korperreserveii angelegt wurden, folgte zu Laktationsbeginn eine ,,Mobilisierungsphase", in welcher die gespeicherten Korperreserven wieder abgestoflen wurden. Allerdings war die Na-Versorgung in den Versuchen von GurTE et al. nicht sehr hoch.

In der vorliegenden Arbeit sollte daher untersucht werden, ob sich die negative Bilanzphase zu Laktationsbeginn durch Vergrofierung der Na-Gabe verhindern oder vermindern lafit. Aufierdem sollte durch tagliche Bestimmungen der Na-Ausscheidun- gen vor und nach der Geburt der Bilanzverlauf genauer erfafit werden als in den fruheren Versuchen, in denen nur die Werte von fiinf- bis zehntagigen Versuchs- perioden vorliegen.

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2 H. J. Lantzscb, J . 0. Giitte, S. Molna'r, W. Lenkeit

Methoden

Die Untersuchungen wurden an zwei 4jahrigen, veredelten Landschweinsauen durch- gefuhrt. Umfassende Informationen uber Hal tung und Leistung der Tiere bis zum Versuch und wBhrend des Versuchs, das Sammeln von Kot und Harn , Bestimmung der Milchmenge und die Probenahme der Milch zur AnaIyse sowie Einzelheiten uber den Verlauf der Versuche konnen friiheren Arbeiten entnommen werden, in denen der P-, Ca- und N-Umsatz der Tiere veroffentlicht wurde (LANTZSCH 1961, GUTTF et al. 1961, LENKEIT et al. 1962).

Der Versuch wurde in der 8. Graviditat und 8. Laktation durchgefuhrt. Den Na- IJnisatz beider 'Tiere untersuchten wir in der Mitte der Graviditat und am Ende der Laktation in funf- bis achttagigen Durchschnittsperioden, 14 Tage vor und 14 Tage nach der Geburt tzglich.

Tabelie 1

Futter

Zusammensetzung der Tagesration 3050 g Haferschrot

300g Fischmehl 450 g Waldhof-Funerhefe 200 g Luzerne-Griinmehl

1 g Rovimix' 4001 g lufttrockenes Futter insgesarnt 9 bis 18 Liter TrSnkwasser

Nahrstoffgehalt der Tagesration Trodrensubstanz ................................................... 3473 g Organische Substanz ............................................... 3229 g Rohprotein ................................................ 641 g Rohfett .......................................................... 149 g Rohfaser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 342 g N-freie Extraktstofie . . . . .................................... 2097 g Gesamtnahrstoff . . . . . . . . 2400 g P ................................................. . . . . . . . . . . 21,94 g Ca irn Futter ...................................... . . . . . . . . . . 23,18 g Ca im Trankwasser ................................. .......... 1,1-2,7g Na irn Futter . . . . . . . . . . 12,48 g Na irn Trankwasser ................................................ 0,N-0,12 g

1 Mineralstabiles Vitamin-A+D,-Konzentrat der Deutschen Hoff mann-La R d e AG. An. gegebener Gehalt: 40 000 I. E. Vit. A + SO00 I. E. Vit. D,/g. I

Die Versuchstiere erhielten von der Mitte der 7. Graviditat bis zum Ende der 8. Laktation ohne Unterbrechung in Menge und Zusammensetzung das gleiche Futter (Tabelle 1). Gefuttert wurde dreimal taglich ein Drittel der Tagesration in genau achtstundigen Intervallen. Das Futter wurde fur alle Sammelperioden a n einem Tage eingewogen. Unwesentliche Schwankungen in der taglichen Na-Aufnahme resultieren aus unterschiedlicher Trankwasseraufnahme.

Am Ende eines Versuchstages konnten wir die Tiere mittels eines bedingten Re- flexes veranlassen, Kot und H a r n abzugeben, so dai3 wir stets die Ausscheidungen von 24 Stunden erhielten.

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Veranderungen der Na-Aussdeidungen beim Sdwein 3

Die Futteraufnahme war, mit Ausnahme vom 115. Graviditatstage bis 3. Lak- tationstag bei Tier S (nur zwei Drittel der Tagesration), stets quantitativ.

Tier F gebar zehn lebende und drei tote, Tier S zwolf lebende Ferkel. Die Pla- centa ging bei Tier F erst 36 Stunden, bei Tier S 12 Stunden nach Geburt der le- bender. Ferkel ab.

Beide Sauen wurden am Anfang der Laktation von elf, am Ende der Laktation von neun Ferkeln besaugt.

Wir bestimmten den Na-Gehalt der Substanzen Futter, Kot, Harn und Milch aus 2,5 n salzsauren Aschelosungen nach vorausgegangener trodtener Veraschung bei 470 O C durch flanimenspektrometrischen Vergleidi mit Losungen bekannten Na- Gehalts gleicher HC1-Konzentration.

Als niaximalen Mefibereich wahlten wir 100 ppm Na. Die Eichlosungen lagen in Konzentrationen von 10, 20, 30, 40, 50, 60, 70, 80 und 90 ppm N a vor. Da die Kriinimung der Na-Eichkurve im Bereich bis 100 pprn sehr schwach ist, genugte uns ein Abstand von 10 ppm zwischen zwei Eihpunkten, um die Analysen rnit hin- reichender Genauigkeit interpolieren zu konnen.

Alle Messungen fuhrten wir mit dem Spektralphotometer PMQII rnit Flammen- zusatz der Fi. Carl Zeiss (Monochromator M4QI1, Vervielfacher vom Typ 1 P 28) aus. Wir arbeiteten mit einer Wasserstoff -Sauerstoff -Flamme und der Na-Linie 589 mp.

Die Eichlosungen wurden bei jeder Analysenserie mitgemessen. Jeder Analysen- wert ist der Durchschnittswert aus wenigstens zwei Einzelanalysen unterschiedlicher Einwaage. Jeder Einzelanalyse liegen drei bis funf Einzelablesungen am Anzeigegerat zugrunde. Vor und nach jeder Einzelablesung uberpruften wir Null- und 100-Punkt auf ihre Konstanz.

Result ate

In den Tabellen 2 und 3 sind die Na-Ausscheidungen beider Tiere und die Na-Bilanz wiedergegeben.

Die Resultate entsprechen den fruheren Untersuchungen: Die Bilanz steigt im Verlauf der Graviditat infolge abfallender Na-Ausscheidungen im Kot und Harn. Nach der Geburt werden die Bilanzen infolge sprunghafl ansteigender Na-Ausschei- dungen im Kot und Harn negativ. Bei geringen Veranderungen der Na-Ausscheidun- gen in der Milch werden die Bilanzen am Ende der Laktation ausgeglichen, da die Na-Ausscheidungen im Kot und Harn im Verlauf der Laktation wieder abfallen.

Beim Tier S wird der Bilanzverlauf nach der Geburt durch die verminderte Fut- teraufnahme mit beeinflufit. Auffallend ist bei diesem Tier das gewaltige Ansteigen der Na-Ausscheidungen im Harn von 2 g am 114. Graviditatstag auf 25 g am 1. Lak- tationstag. Beim Tier F, welches die Futterration immer vollstandig aufnahm, stiegen die Na-Ausscheidungen im Harn von 2 g am 115. Graviditatstag auf 14 g am 2. Lak- tationstag an, im Kot stiegen sie von 0,7 g am 1. Laktationstag auf 9 g am 3. Lak- tationstag.

Veranderungen der Na-Ausscheidung im Kot bei konstanter Zufuhr weisen dar- auf hin, dafi das Schwein in der Lage sein mud, die Na-Konzentration im Intestinal- trakt zu variieren. Wir dividierten die im Kot ausgeschiedenen Na-Mengen durch die Kottrockensubstanz- und Kotwassermengen (unter ,,Kotwasser" verstehen wir dabei

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4 H . J . luntzscl,, J . 0. Gutte, S. Molna'r, W . Lrnkeit

Tabelle 2

Na-Ausscheidungen in Kot, Ham, Milch und die Na-Bilanz bei Tier F ( G T = Graviditatstag, L T = Laktation5tag)

36.-42. G T 54.-60. G T

102. G T 103. G T 104. G T 105. G T 106. G T 107. G T 108. GT 109. G T 110. GT 111. G T 112. G T 113. G T 114. G T 115. G T '

1. L T 2. L T z 3. L T 4. LT 5. LT 6. LT 7 . L T 8. L T 9. L T

10. LT 11. LT 12. LT 13. LT 14. LT 15. L T

4F.-52. LT 53.-57. LT

12,55 12,55 12,54 12,54 12,54 12,54 12,54 12,54 12,54 12,54 12,54 12,54 12,53 12,55 12,55 12,54 12,56 12,59 12,57 12,57 12,57 12,57 12,57 12,55 12,56 12,56 12,56 12,56 12,56 12,56 12,56 12,56 12,56

4,72 4,74 3,5 1 4,Ol 4,24 3,47 4,27 4,74 3,71 3,XO 4,47 4,79 4,47 3,lO 3,OO 2,26 0,73 1,95 8,57 7,18 6,77 6,47 8,60 6,27 5,89 6,63 6,15 6,68 6,87 5,52 5,26 5,18 5,40

Bcginn dcr Gehurr. - Abgnbc dcr Placenta.

6,63 5,74 6,73 4,77 6,55 6,47 6,40 5,89 4,81 5,97 8,OO 5,6@ 3,42 4,04 3,27 2,23 9,61

13,57 6,09 4 , l l 5,42 6,51 7,05 6,68 5,17 5,25 5,36 6,26 4,79 4,88

4,43 4,55

5,50

- + 1,20 - + 2,07 - i 2,30 - + 3,76 - 4- 1,75 - f 2,59 - + 1,87 - + 1,91 - f 4,@2 - + 2,77 - t- 0,06 - + 2,15 - + 4,64 - f 5,41 - + 6,28 - + X,05

1,07 + 1,19 2,3 1 - 5,24 2,51 - 4,60 2,33 - 1,05 2,72 - 2,34 2,33 - 2,74 2,46 - 5,54 2,50 - 2,90 2,34 - 0,84 2,37 - 1,69

2,57 - 2,95 2,51 - 1,61 2,75 - 0,59

2,43 - 1,38

2,72 - 0,92 2,18 t 0,77 2,24 + 0,38

aen Trocknungsverlust bei 105 O C, unter ,,Kottrockensubstanz" den entsprechenden Ruckstand) und bezeichnen die Quotienten als Na-Konzentration.

Die Na-Konzentration im Trockenkot und Kotwasser sinkt bei beiden Tieren voii der Mitre bis zuni Ende der Graviditat (Tabelle 4 und 5 ) . Die niedrigsten Wertc wurden am 1. Laktationstag beobachtet. Ihnen folgt in den weiteren gepriifien 15 Laktationstagen ein erheblicher Anstieg iiber das Niveau der Graviditat. Diese Wertc sinc! auch am Ende der Laktation noch erhalten.

Diskussion

Wie die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen, lassen sich auch durch hohe N a - Gaben von 12,5 g/Tag die negativen Bilanzen zu Laktationsbeginn weder verhindern

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Verinderungen der Na-Autsscheidungen brim S h w c i n

Tabelle 3

Na-Ausscheidungen in Kot, Harn, Milch und die Na-Bilanz bei Tier S (GT = Graviditiitstag, LT = Laktationstag)

-

54.-60. G T 102. G T 103. G T 104. G T 105. G T 106. G T 107. G T 108. G T 109. G T 110. G T 111.GT 112. GT 113. G T 114.GT 115.GT'

1. LT? 2. LT 3. LT 4. LT 5. LT 6. LT 7. LT 8. LT 9. LT

10. LT 11.LT 12. LT 13. LT 14. LT 15. LT

48.-52. LT 53.-57. LT

I Na-Aufnahme

am vorher- gehenden Tage

dTag

12,58 12,57 12,56 12,56 12,56 12,56 12,56 12,56 12,56 12,56 12,55 12,59 12,57 12,58 12,57 7,82 7,84 7,83 7.85

12,59 12,59 12,60 12,58 12,58 12,58 12,58 12,59 12,58 12,58 12,59 12,58 12,58

~~

Kot d T a g

3,28 2,68 2,85 3,33 2,73 2,35 2,65 2,28 2,26 2,59 2,12 2,26 1,71 1,48 0,82 0,3 1 1,40 2,90 2,3 1 3,59 4,Ol 4,22 4,81 3,97 3,97 3,85 3,55 3,97 3,90 4,03 3,81 3,75

Na-Aurrdxidungen

I ;+'a", 1

1 Beginn der Geburr. - 2 Abgabe der Placenta.

7,37 7,42 6/54 9,03 7,42 5,91 6,40 6,69 6,53 5,96 4,27 3,60 2,88 1,78 4,86

24,63 20,06

2,26 7,OO 6,42 8,02 9,30 7,40 7,11 8,37 6,42 7,49 5,59 6,07 6,73 6,24 6,OO

Mil& g/Tag

- - - - - - - - - - __ - - - -

1,33

1,84 1,72 1,83 1,95 2,27 2,30 2,26 2,49 2,64 2,62 2,69 2,62 2,67 2,25 2,56

1,22

5

+ 1,93 + 2,47 + 3,07 + 0,20 + 2,41 f 4,30 + 3,51 + 3,59 + 3,77 + 4,Ol + 6,16 + 6,73 + 7,98 -t 9,32 + 6,89 - 18,45 - 14,84 + 0,83 - 3,18

- 1,39 - 3,19 - 1.93 - 0.76

-+ 0,75

- 2,25 - 0.33 - 1,07 -t 0,33 - 0,Ol - 0,81 -t 0,28 -C 0,27

noch vermindern. Beide Versuchstiere scheiden nach der Geburt allein im H a r n mehr Na aus, als sie im Futter aufnehmen. Diese Harnwerte zeigen eindeutig ein Abstonen von KGrper-Na an, welches nicht durch unzureichende Zufuhr von N a erklart werden kann.

Aus den taglichen Untersuchungen geht hervor, dafl die Na-Bilanzen beider Tiere bis zuin Tag der Geburt ansteigen. Mit dem Abgang der Placenta gehen sie dann ins Negative iiber. Zurn gleichen Zeitpunkt erreichen die Na-Ausscheidungen im H a r n ihre hockisten Werte (Tabellen 2 und 3).

L ~ N K E I T et al. (1962) konnten in einer fruheren Veroffentlichung zeigen, dai3 bei Ca und P ahnliche Verhaltnisse vorliegen. Die Autoren vermuten, dafi die Mobilisie- rung dieser Elemente in erster Linie mit dem WegfaIl von WirkstofTen der Placenta in Verbindung steht. Die vorliegenden Ergebnisse stehen mit dieser Hypothese in Einkla ng.

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6 H . J . Lantzsch, j . 0. Giitte, S. Molndr, W . Lenkeit

Ebelle 4

Kotmengen und Na-Konzentrationen im Kot bei Tier F (GT = Gravidititstag, LT = Laktationstag)

Trodren- substanz-

gehalr '18

Trockenkor kglTag

36.-42. GT 4,200 54.-60. G T 4,221

102. G T 4,072 103. GT 4,450 104. GT 4,307 105.GT 3,665 106. GT 4,316 107.GT 4.440 108. GT 4;223 109.GT 3,750 110.GT 4;530 111.GT 3,915 112.GT 4,083 113. G T 4,377 114.GT 4,595 115. GT' 3,986

1. LT 2,955 2.LT 9 3,109 3.LT 5,050 4. LT 4,962 5.LT 4,850 6. LT 4,620 7.LT 5,135 8. LT 4.170 9.LT 4;381

10.LT 4,502 11.LT 4,101 12.LT 4,151 13.LT 4,411 14.LT 4,343 15.LT 4,016

48.-52. LT 4,191 53.-57. LT 4,162

28,71 28,62

28,76 29,02 29,41 28,63 28,34 28,81 28,80 28,65 28,80 29,08 29,59 28,98 28,52 30,39 28,66 27,44 27,64 27,90 28,49 27,96 27,88 27,65 27,57 27,89 27,76 27,05 27,75 28,07 28,42 27,85

2a,74

1,206 1,208 1,173 1,280 1,2530 1,078 1,239 1,258 1,217 1,080 1,298 1,128 1,187 1,295 1,332 1,137 0,898 0,891 1,386 1,372 1,353 1,316 1,436 1,163 1,211 1,241 1,144 1,152 1,193 1,205 1,127 1,191 1,159

Beginn der Geburt. - Abgabe der Placenta.

Kotwasser k d h

2,994 3,013 2,899 3,170 3,057 2,587 3,068 3,180 3,006 2,670 3,230 2,787 2,896 3,082 3,263 2,849 2,057 2,218 3,664 3,590 3,497 3,304 3,699 3,007 3,170 3,261 2,957 2,999 3,218 3,138 2,889 3,000 3,003

~-

4,72 4,74 3,51 4,Ol 4,24 3,47 4,27 4.74 3;71 3.80 4;48 4,79 4,47 3 , l O 3.00 2126 0,73 1,95 8,57 7.18 6;77 6,47 8,60 6,27 5,89 6,63 6,15 6,68 6,87 5,52 5,26 5,18 5,40

N a in der Kottrodren- 1 K ~ ~ ~ ~ e r

substanz g'kg-

3,91 3,92 2,99 3,13 3,39 3,22 3,45 3,77 3,05 3,52 3,45 4,25 3,77 2,39 2,25 1,99 0,8 1 2,19 6,18 5,23 5,OO 4,92 5,99 5,39 4,86 5,34 5,38 5,80 5,76 4,58 4,67 4,35 4,66

1,58 1,57 1,21 1,26 1,39 1,34 1,39 1,49 1,23 1,42 1,39 1,72 1,55 1,01 0,92 0,79 0,35 0,88 2,34 2700 1,94 1 ,% 2,32 2,09 1,86 2,03 2,08 2,23 2,13 1,76 1,82 1,73 1,80

Die Veranderungen der Na-Konzentration in der Kottrockensubstanz und im Kotwasser werden vorwiegend durch Anderungen der Na-Ausscheidung, nur un- wesentlich durch Anderungen der Kottrodcensubstanz- und Kotwassermenge be- stirnmt. Wie die Berechnung der Na-Konzentration im Kotwasser erkennen laBt (Tabellen 4 und 5 , Abbildungen 1 und 2), sind die Sauen in der Lage, erhebliche Konzentrationsunterschiede herzustellen. Am 1. Laktationstag ist bei Tier F mit 0,35 bzw. bei Tier S niit 0,31 g N a pro kg Kotwasser die Na-Konzentration 6mal ge- ringer als am 7. bzw. 8. Laktationstag (2,3 bzw. 1,7 g Na/kg).

Aus den fruheren Versuchen an Sauen von GUTTE et al. (1959) haben wir er- rechnet, dai3 bei geringer Na-Versorgung noch weit geringere Na-Konzentrationen im Kotwasser hergestellt werden konnen: Bei einer Gabe von 0,99 g Na/Tag betrug im Versudi Rotk. I die Na-Konzentration am Ende der Laktation 0,08 g Na/kg Kot- wasser !

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Veranderungen der Na-Ausscheidungen beim Schwein

%belle 5

Kotmengen und Na-Konzentrationen im Kot bei Tier S (GT = Graviditatstag, LT = Laktationstag)

7

Frisrhkor 1 kglTag

Trodren- subrranz- Trodtenkor Kotwanrer

gehalt 1 kglTag 1 kg/Tag 91.

54.-60. GT 102. G T 103. G T 104. G T 105. G T 106. G T 107. G T 108. G T 109. G T 110. G T 111. GT 112. GT 113. GT 114. GT 115. GT '

1. LT4 2. LT 3. LT 4. LT 5. LT 6. LT 7. LT 8. LT 9. LT

10. LT 11.LT 12. LT 13. LT 14. LT 15. LT

53.417. LT 48.-52. LT

3,757 3,890 4,555 4,232 3,650 3,632 4,205 3,761 3,957 4,190 3,950 4,103 4,105 4,008 2,787 1,589 2,229 2,3 13 2,175 3,543 3,682 3,948 4,080 3,753 3,880 3,734 3,568 3,666 3,694 3,759 3,761 3,826

33,22 31,87 30,76 30,39 30,90 31,11 30,48 30,69 30,69 30,87 30,09 31,33 31,08 31,09 31,80 36,44 32,88 35,44 35,34 33,39 32,52 32,61 31,35 31,40 32,05 32,83 32,50 32,35 32,26 31,51 3 1,93 30,68

1,248 1,240 1,401 1,287 1,128 1,130 1,282 1,154 1,214 1,293 1,189 1,285 1,276 1,246 0,886 0,579 0,733 0,820 0,769 1,283 1,197 1,287 1,279 1,178 1,244 1,226 1,160 1,186 1,192 1,184 1,201 1,174

Beginn der Geburt. - * Abgabe der Placenta.

2,509 2,650 3,154 2,945 2,522 2,502 2,923 2,607 2,743 2,897 2,761 2,818 2,829 2,762 1,901 1,010 1,496 1,493 1,406 2,560 2,485 2,661 2,801 2,575 2,636 2,508 2,408 2,480 2,502 2,575 2,560 2,652

N a in der Na im Kot Kotrrodren-

dTag 1 rubrranz dkg

3,28 2,68 2,84 3,33 2,73 2,35 2,65 2,28 2,26 2,59 2,12 2,26 1,71 1,48 0,82 0,3 1 1,40 2,90 2,31 3,59 4,Ol 4,22 4,s 1 3,97 3,97 3,85 3,55 3,97 3,90 4900 3,81 3,75

2,63 2,16 2,03 2,59 2.42 2;08 2.07 1;98 1,86 2,m 1,78 1,76 1,34 1,19 0,92 0,54 1,91 3,54 3100 2,80 3,35 3.28 3;76 3,37 3119 3,14 3,06 3,35 3,27 3,38 3,17 3,19

Na irn Korwasrcr

dkg

1,31 1,01 0,90 1,13 1,08 0,94 0,9 1 0,87 482 0,89 4 7 7 0,80 460 454 0,43 0,3 1 0,94 1,94 1,64 1,40 1,61 1,59 1,72 1,54 1,51 1,54 1,47 1,60 1,56 1,55 1,49 1,41

Es ist bemerkenswert, da8 die berechneten Na-Konzentrationen des Kotwassers bis zu zwei Zehnerpotenzen unter der Na-Konzentration der Korperflussigkeiten (3 g Ka/kg) liegen konnen. Diese Ergebnisse sind nur so zu verstehen, dai3 N a gegen ein Konzentrationsgefalle aus dern Darm ins Blut absorbiert werden kann.

Unsere Berechnungen stehen mit Versuchsergebnissen verschiedener Autoren in Ein klang :

Die Versuche von RENKEMA et al. (1962) an der intakten Farse und Milchkuh er- gaben, da8 bei geringer Na-Versorgung (2,7 bis 5,3 g/Tag) die Na-Konzentration in Kot-PreSsaflen 0,20 maqu/100 ml (= 0,046 g/l) betrug. Es fand bei diesen Tieren eine Na-Absorption aus dem Intestinum gegen eine 75mal hohere Na-Konzentration des Blutes statt.

1938 zeigten INGRAHAM und VISSCHER in in-vivo-Versuchen am unteten Ileum anesthesierter Hunde, da8 in Gegenwart polyvalenter Kationen (besonders Mg) die Na-Konzentration im Darmlumen auf ' h ~ des Plasmaspiegels fallen kann.

Page 8: Die täglichen Veränderungen der Na-Ausscheidungen vor und nach der Geburt beim Schwein

8 H . J. Lantzsch, J . 0. Giittc, S. Molnh , W. Lenkeit

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--+---JT+J ' . - : - &++*-* I - + - ~ . +. t . * t t - * + r +-I--* 3

102.Gl ?O.Gl 115.Gr

i .ii 5.11 i0.u is11 t u i 57.11

h \ x a - I--

Abb. 1. Na-Konzrntrarionen im Kot bei Tier F ( G T = Graviditarstag, L T = Lakcationstag)

3 -

2 -

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.-.. .- 1. ~ ~ _ . -.

Abb. 2. Na-Kon7cntrnrioncn in1 Kot bei Tier S ( G T = Gravidititstag, L T = Laktationstag)

Page 9: Die täglichen Veränderungen der Na-Ausscheidungen vor und nach der Geburt beim Schwein

Veranderungen der Nu-Ausscheidungen beim Schwein 9

BERGER et. a1 (1959) ermittelten, ebenfalls in in-vivo-Versuchen an isolierten Darm- schlingen des Hundes, eine Na-Konzentration des absorbierten Wassers im Diinn- und Dickdarm von 51-71 maqu Na/Liter (= 1,2-1,6 g N a b i t e r ) und in der uber- stehenden Flussigkeit von Hundestuhl-Zentrifugaten 25-49 maqu Na/Liter (= 0,6 bis 1,1 g NdLiter) . Diese Werte liegen alle erheblich unter der Na-Konzentration der Korperflussigkeiten. Gleichzeitig beobachteten die Autoren, da8 mit abnehmender Na-Konzeiitration im Darmlumen die K-Konzentration anstieg.

HENDIEY und SMITH (1957) konnten in einem in-vitro-System des Darmes nach- weisrn, da8 die NaC1-Konzentration der durch die Mucosa transportierten Flussig- keit 10,9 rnnio1/100 ml (= 2,5 g Na/Liter) betrug, obwohl die ins Darrnlumen ge- fullte Krebslosung nur 7,7 mmo1/100 rnl (= 1,s g NaILiter) hatte. Auch hier fand eine Na-Absorption gegen ein Konzentrationsgefalle statt. Die Untersuchung 158t ferner erkennen, da8 zwischen Mucosa und Serosa eine Na-Anreicherung eingetreten ist. Die Autoren deuten dieses Ergebnis 31s sktive Na-Bewegung.

Nach der Definition von KOEFOED- JOHNSEN und USSING (1960) ist ein Transport- proze8 nur dann aktiv, wenn eine Ionenbewegung gegen einen elektrochemischen Gradienten vorliegt und energieliefernde chemische Reaktionen beteiligt sind.

I n Untersuchungen am Rattendarm konnten CURRAN und SOLOMON (1957) fur Na und C1 einen aktiven Transportprozefi im Sinne dieser Definition nachweisen.

Eine hormonale Kontrolle der intestinalen Na-Absorption ist als erwiesen anzu- sehen. Nachdem DENNIS und WOOD (1940) beim nebennierenlosen H u n d einen Ab- fall der intestinalen Na-, K- und C1-Absorption beobachteten, konnten BERGER et al. (1951) beim Mensch und bei der Ratte, THORN et a1.,(1953) ebenfalls beim Mensch und ELRCER (1959) beim Hund die intestinale Na-Absorption bzw. Reabsorption durch Verabreichung von Desoxycorticosteronacetat steigern. Eine gleiche Wirkung wird von DUNCAN et al. (1956) dem Aldosteron zugeschrieben. Die Autoren beob- achteien, da8 sich die intcstinale Na-Ausscheidung umgekehrt zur Aldosteron-Aus- sdieidung im Harn verhalt.

Zusammenfassung

Bei zwei Sauen wurde der Na-Unisatz in der Mitte und am Ende der Graviditat und am Anfang und Ende der Laktation untersucht.

Durch konstant reichliche Versorgung mit Natriuin wahrend der Graviditat und Laktation (12,s g N a pro Tag) konnte die Mobilisierung von Korper-Natrium zu L.aktationsbeginn nicht verhindert oder vermindert werden.

Die Na-Bilanz stieg bis zur Geburt an und wurde nach Abgabe der Placenta stark negativ.

Die Berechnung der Na-Konzentration des Kotwassers zeigte, da8 Sauen Natriuni gegen ein starkes Konzentrationsgefalle aus dem Darm ins Blut absorbieren konnen.

Summary

In two sows, intake and output of sodium was determined at middle and end of pregnancy and beginning and end of lactation.

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10 H . 1. Lantzsch, /. 0. Gutte, S. MolnLr, W. Lenkeit

Constant high intake of 12,s grams of sodium per day during pregnancy and lactation did not prevent or reduce mobilisation of body sodium at beginning of lactation.

Sodium balance increased up to parturition and became negative after output of the placenta.

Calculated sodium concentration of fecal fluids indicates the ability of sows to absorb sodium from intestine to blood against concentration gradients.

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