Transcript

Siis dcr medizinische~i Abteilung dcs BI:arin Kraokeuhauses n i Stockholm. (\'orstmid: Dozeiit Dr. J. Tillgreti.)

Bei ciner Zusanimenkunft in cler Derniatologischen Gesell- schaft zu Stockholm, den 10. Februar 1926, berichtete ich uber einen Pall von Mjcosis fiingoicles uncl fiber drei Faille von Pso- riasis, welche ich luit intravenosen Lactoseinjektionenz behandelt habe. Iin Ziisalunienhange hicrmit erwslinte ich einiges uber clie giftbiiicleiicle FBhigl<eit cles Zucl<ers uncl uber die Theorien hierfiir: ))Einige sincl cler Meinung, clie Fahigkeit des Zuckers, clie Entstehiuig cler Salvnrsanclerinatitis zii verhindern, beruhe clnrauf, class er ebenso wic N~trinnithiosulfat auf das Salvarsan eine 'cntgiftencle Wirkuiig' ausiibt, inclem er niit clemselben Bomplese, wenigcr giftigc Vcrbincl~uigen eingeht. Andere3 glanben, dass cler Zucker, z. 13. Glykose, die Ciftigkeit cles Salvarsans in der IVeise neutraliziert, class clie Glykose in vivo ebenso in vitro clie Kolloicle schiitzt. Die nntitosische Wirksanikeit der Glykose solle init ancleren l\70rten eine IVirkung auf clie KolloicTe in1 Orga- iiisluus haben, cleren noriiiale physikalische und chernische Be- schaffenheit durcli clas Salvarsan geschadigt wiirde.

Dr. IV. Scharpff hat in einer Arbeit' clarauf hingewiesen, dass nach Einnnhnic von 80'g L ~ ~ v L ~ ~ o s i n 300 cm3 Fliissigkeit bei Menschen nit vasoneurotischen Anlagen regelmassig eine be- cleutende Erhohung cler 13lutzuckerkurve eintritt, wlhrend bei

19%.

logisclicit Gcsellschitft i i i Stocklioliii tlou I"h 1'3213.

Nr. 4.

Vortrag. ghi l toi i i t i dcr Dcrtiintologischuri (ieeellschrft in Stockholm den Ig,3

Zur ~eliaiidliittg \wti Mycosts fiiiigoitles. Yortrag. geltnltcii i ir der Dennitto-

I . . I d . Kritscliewsky u i i t l \Ya\r.totiiiiw. Rcfcriit: Dcrmatolog. Wocherischr. 1926, S I / ' Aeitschr. f. tl . ges. esp. J i ~ d . ~ Ihl. 43, S. 206. 1924.

1 - ? 6 / i f O . :lctcc tried. Scrriicliiitc. 1-01. L.VI I'

2 KARL HEDlh .

Patienten, welche nicht an dieser Storung leiden, die Steigerung der Blutzuckerkurve nur unbedeutend ist. Ahnliche Beobacht- ungen hat er auch bei ulcus ventriculil gemacht, welche Krank- heit seiner Ansicht nach ebenfalls auf eine vasoneurotische Sto- rung beruht. Das Verhaltnis zwischen dem hochsten Blutzucker- werte und dem Busgangswerte nennt er den glykamischen Index. Dieser ist bei normalen Menschen 1.3, bei Personen mit vasoneurotischer Storung 1.3-2.0. - In zwei von mir behandelten Fallen von Salvarsandermatitis hatten beide einen deutlichen Dermographismus, und der eine Patient hatte mehrmals vor der Entstehung der Salvarsandermatitis Urticaria gehabt: Man sieht ja auch, dass Patienten ohne ausgesprochenen Dermo- graphismus Salvarsandermatitis bekommen. Es ware indessen von grossem Interesse, zu sehen, ob Patienten mit Salvarsander- matitis auf L ~ ~ V U ~ O S mit erhohtem glykamischen Index reagieren wie Patienten mit vasoneurotischer Storung oder, ob das Sal- varsan ebenso wie eine Reihe von anderen Giften auf clie Blut- zuckerkurve in die eine oder andere Richtung einwirkt. Sovicl mir bekannt ist, sind solche Untersuchungen noch nicht ge- macht worclen.

Bei einem Teil von Vergiftungssymptomen tritt nad ich eine deutliche Senkung der Blutzuckerkurve ein, welche so stark her- vortreten kann, dass der Blutzucker verschwindet und mom ein- tritt, wenn keine Glykose zngefiihrt wird. Dies ist zum Beispiel bei Guanidinvergiftang der Fall. Bei Storungen in der Glandula parathyroidea wird Guanidin im Organismus angehauft und Paton, Hummel LL a. haben nachgewiesen, dass bei Guanidin- vergiftung die Blntzuckerkurve sinkt und Tetanie und mors eintritt, falls kein Zucker zngefiihrt wird. Bei Zufuhr von Zucker steigt die kuckerkurve und die Symptome verschwinden. A h - liche Untersuchungen uber die blutzuckersenkende Fahigkeit des Guanidins hat J. Bakuezz an Kaninchen ausgefiihrt; doch hat er keine giinstige Einwirkung von Traubenzucker bei ge- nannter Vergiftung feststellen konnen.

Das Insulin' hat bekanntlich eine ahnliche blutzuckersenkende Einwirkung. Bekommen Versuchstiere so vie1 Insulin, dass Krampfe entstehen, konnen sie nur durch Zuckerinjektionen gerettet werclen.

Hlnfeeckcr-Reaktiott bcini ulcns ventriculi. Klin. Wochenschr. 1926, Nr. 4. Heitriigc enr Kenntnis dcr cntgiftcnden Wirkung des Traubeneuckcrs bei

Cinnnidii~vergiftrut~, l i l i n . W~~chcnschr. 1926, Kr. 2.

EIH\VJRPUXQ DES PALVARSANS A U F DIE BLUTZUCI<ERKURVE. 3

Bei Kaninchen, denen beide Nieren exstirpiert wurden, fanden Pfeifer und Standenath, dass die Versuchstiere 6-7 Tage leben konnten, wenn sie intravenose Zuckerinj ektionen bekamen. Tiere, die stattdessen fysiologische hTaC1-Losung erhielten, starben nach 2-3 Tagen. Dieselben Beobachtungen konnten genannte Ver- fasser auch bei niit Trypsin interperitoneal vergifteten Mausen machen. Intravenose Zuckeriniektionen konnten den Tieren oft noch das Leben retten.))

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Vorstehendes habe ich in meinem Vortrage 1926 mitgeteilt. Durch freundliches Entgegenkonimen seitens des Oberarztes

am Maria Krankenhause, Dr. J. Tillgren, hatte ich dann Gelegen- heit gehabt, in diesem Krankenhnuse genauere 13eobachtungen iiber die Einwirkung des Salvarsans auf die Blutzuckerkurve zii inachen. Beifolgende Tabelle zeigt in graphischer Darstellung clas Resultat cliescr Beobachtungeii an zwei sorgfiiltig verfolgten Piillen (S.ldic ICurven).

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E I S W I K K U S G DES PALTARBASS AUY 1)lE BLUTZUCPERKUKVE. 5

Patienten haben in beiden’ Fallen ihre Salvarsaninj ektion 9h vormi ttags bekommen, nachclem unmittelbar vorher die Blut- zuckerprobe gemacht worclen war. Nach cler Salvarsaninjek- tion wurde cler Blutzuckergehalt wiihrend cler niiclisten vier Stunden einmal in der Stuncle untersucht. Am Untersuchungs- tage wurcle Nahrung erst nach cler letzten Blntzuckerprobe eingenommen.

Ball 1 (Lues symptomfrei, WaR + + + ) bekam den s/z 0.45 g N s in Bq. clest. Wahrend der folgenden vier Stunden nach der lnjcktion ein ziemlich gleichmlissiger Niedergang der Blutzucker- kurve von 0.10 bis zu 0.087. Nach 0.60 g NS in Aq.dest. den eine iihnliche, etwas kraftigere Senkung von 0.093 bis 0.076.

0.45 g N S in Aq. dcst. Eine Stuncle nach der Injektion war cler Blutzucker von 0.141 auf 0.118 gesunken, nni nach zwei Stunden auf 0.176 und nach weiteren drei Stunden auf 0.218 zu steigen. Nach vier Stunden sank er hastig von 0.218 auf 0.091. Den z3/z erhielt Pat. 0.60 g NS in hq.clest. uncl es wurde dieselbe Eigentiimlichkeit in cler Kurve, wenn anch in weniger ausgesprochenem Masse beobachtet. Den

bekam Pat. 8 cm3 konz. Lactoselosung intravenos. Wie zii erwarten war, zeigte clie Blutzuckerkurve eine Steigerung, welche nach clrei Stunden wiecler z u fallen begann. Den er- hielt Pat. 0.60 g NS in gleicher Menge konz. Lactoselosung uncl man sieht dann einc gleichmassigere und weniger stark aus- gcsprochene Steigerung der Blntzuckerkurve, welche nach vier Stunilen keine Tendenz zum Fallen zeigt. I W e aus cliesen Kurven hervorgeht, ist nieine Vermutung

iiber die Einwirkung von Salvarsan auf die Blutzuckerkurve vollig richtig. Das Salvarsan wirkt niimlich, ebenso wie z. B. rlas Guaniclin senkencl auf die Blntzuckerkurve. Ausserdem kom- men eine Reihe von anderen Eigentiimlichkeiten, speziell be- zuglich der Lactosesalvarsankurve, vor, die eine weitere Un- tersuchung erforderlich macheu.

Zusatz: Nach meinen Vortrage den berichtete Dr. K. Berg- strand iiber seine Beobachtnngen an dreissig Falle aus cler syphili- clologischen Klinik cles Krankenhauses St. Goran. Das Resnltat seiuer Untersuchungen bekraftigte meine Beobachtungen: Er hat in slimtlichen Fallen nach Salvarsaninjektionen clieselbe Senkung der Blutzuckerkurve.gefunclen, die ich als charakteristisch her- vorgehoben habe.

Fall 2 (Tabes dorsalis, T\7aR -) bekam den


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