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I Z A Research Report No. 22
Arbeitsmarkt und Beschäftigung in Deutschland 2000-2009
Werner EichhorstPaul MarxEric Thode
November 2009
Dieser Forschungsbericht des IZA basiert auf einem Projekt im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.
Arbeitsmarkt und Beschäftigung in Deutschland 2000-2009
Beschäftigungserfolge bei zunehmender Differenzierung
Werner Eichhorst, Paul Marx, Eric Thode
3
Inhalt
Das Wichtigste in Kürze 4
1. Reformsequenzen auf dem deutschen Arbeitsmarkt 6
2. Beschäftigung und Erwerbsbeteiligung 10
Weibliche Erwerbspersonen 12
Ältere Erwerbspersonen 15
Jugendliche 17
Gering Qualifizierte 18
3. Entwicklung der Arbeitslosigkeit 19
4. Die Arbeitsmarktlage in der Krise 32
5. Zusammenfassung und Ausblick 37
6. Literatur 39
Impressum 42
Arbeitsmarkt und Beschäftigung in Deutschland 2000-2009
Beschäftigungserfolge bei zunehmender Differenzierung
Werner Eichhorst, Paul Marx, Eric Thode1
1 Wir danken Magdalena Zhelyazkova und Nevena Doncheva für wertvolle Hilfe.
4
Das Wichtigste in Kürze
1. Knapp zehn Jahre nach der ersten Bestandsaufnahme im Jahr 2001 und fünf Jahre nach der
letzten Untersuchung durch das Benchmarking-Projekt im Jahr 2004 ist es Zeit für eine erneute
umfassende Studie zur Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes im internationalen Ver-
gleich. Dies ist vor allem auch deshalb sinnvoll, weil sich der Arbeitsmarkt sowohl in Deutsch-
land, als auch in den Vergleichsländern seit Beginn des laufenden Jahrzehntes in mehrfacher
Hinsicht fundamental verändert hat – in Deutschland jedoch in besonderem Maße. Auf der
einen Seite sind im Gefolge politischer Entscheidungen in der Arbeitsmarkt- und Sozialpoli-
tik, insbesondere durch das Bündel der Hartz-Reformen und der Agenda 2010, wesentliche
Rahmenbedingungen für den Arbeitsmarkt verändert worden. Dies umfasst in erster Linie
die Aktivierung von Transferbeziehern und die weitere Öffnung flexibler Arbeitsverhältnisse.
Auf der anderen Seite haben sich die tarifvertraglichen Regelungen ebenso gewandelt wie die
Struktur der Wirtschaftszweige und Arbeitsverhältnisse. Nicht nur der Bereich atypischer
Arbeitsverhältnisse wurde damit verstärkt entwickelt, auch unbefristete Vollzeitbeschäftigung
wurde durch variable Arbeitszeiten und Entlohnungsmuster flexibilisiert.
2. Generell kann festgehalten werden, dass in Deutschland über die letzten Jahre hinweg, vor
allem in der Phase von 2006 bis 2008, deutlich mehr Arbeitsverhältnisse als in früheren Auf-
schwungphasen entstanden sind. Die gegenwärtige Struktur der Beschäftigung zeichnet sich
jedoch vor allem auch durch ihre Unterschiedlichkeit aus. Dies schlägt sich im wachsenden
Anteil atypischer Beschäftigungsverhältnisse und gering entlohnter Tätigkeiten nieder – eine
mittelbare Konsequenz eben jener politischen Rahmensetzungen, der Veränderungen in der
Tariflandschaft und der strukturellen Verschiebungen zwischen den Wirtschaftszweigen. Der
Arbeitsmarkt ist im Zuge der weiter fortschreitenden Flexibilisierung aufnahmefähiger gewor-
den, allerdings auch um den Preis größerer Unsicherheit und geringerer Entlohnung für Teile
der erwerbstätigen Bevölkerung.
3. Damit konnte das Ende der 1990er Jahre beobachtete Beschäftigungsdefizit in Deutschland
zum Teil überwunden werden. Deutschland hat 2008 einen historischen Höchststand der Er-
werbstätigkeit erreicht und manche andere Länder bei der Beschäftigungsquote übertroffen.
Gleichzeitig ging die Inaktivität der Personen im erwerbsfähigen Alter zurück. Fortschritte
wurden vor allem bei der Erwerbsintegration der Frauen und der älteren Arbeitskräfte erzielt:
In struktureller Hinsicht zeigt sich hier eine besonders dynamische Entwicklung im privaten
Dienstleistungssektor. Dagegen haben Jugendliche zunehmend schlechtere Chancen beim Ein-
stieg ins Erwerbsleben.
4. Die jüngste weltweite Wirtschaftskrise in Deutschland ist bis dato am Arbeitsmarkt trotz der
starken Exportabhängigkeit weniger spürbar als in anderen Ländern. Weder bei der Arbeitslo-
sigkeit noch bei der Beschäftigung hat sich bislang eine deutliche Verschlechterung ergeben.
Zum einen wächst der Dienstleistungssektor nach wie vor. Zum anderen werden Kurzarbeit und
Das Wichtigste in Kürze
Entwicklung von Arbeitsmarkt
und Rahmenbedingungen
Zunehmend heterogene
Beschäftigungsstruktur…
… verringert
Beschäftigungsdefizit
Arbeitsmarkt
in der Krise stabil
Das Wichtigste in Kürze
5
betriebliche Arbeitszeitflexibilität vor allem in der exportabhängigen Industrie eingesetzt und
wirken (noch) stabilisierend auf die Erwerbstätigkeit in diesen Branchen. Diese Instrumente
können helfen, eine zeitlich begrenzte Krise ohne gravierenden Anstieg der Arbeitslosigkeit zu
überbrücken – immer vorausgesetzt, dass sich in absehbarer Zeit eine erneute Belebung der
ökonomischen Aktivitäten abzeichnet. Es ist jedoch zu früh für ein generelles Urteil über die
Belastbarkeit des deutschen Arbeitsmarktes. Auch der Vergleich mit anderen Ländern bietet
noch keine Basis für fundamentalere Schlussfolgerungen. Die derzeit vorliegenden Prognosen
bieten für den Winter 2009/2010 und die darauf folgenden Monate eher skeptische Aussichten
für den Arbeitsmarkt in Deutschland. Allerdings sprechen jüngste Daten für eine Stabilisierung
der Wirtschaftstätigkeit, sodass (sehr) negative mittelfristige Entwicklungen auf dem Arbeits-
markt weniger wahrscheinlich sein sollten.
5. Trotz der Verbesserungen bei der Arbeitsmarktintegration und beim Beschäftigungsniveau
kann nicht davon gesprochen werden, dass Deutschland seine strukturellen Probleme über-
wunden hat. Die Wirtschaftskrise wird manche der Probleme, die im Aufschwung bis 2008 an
Deutlichkeit verloren hatten, wieder klarer hervortreten lassen:
die weiterhin hohe Langzeitarbeitslosigkeit und – damit zusammenhängend – das Problem
nicht ausreichender oder entwerteter beruflich nutzbarer Qualifikationen. Diese verhindern
oft eine stabile Arbeitsmarktintegration von Geringqualifizierten und Transferbeziehern.
Die Spaltung des Arbeitsmarktes in Normalarbeitsverhältnisse auf der einen Seite und flexi-
ble Arbeitsformen mit teilweise geringen Aufstiegschancen auf der anderen Seite,
die im internationalen Vergleich nach wie vor unzureichende Erwerbsintegration von Frauen
und Müttern. Diese ist aufgrund von noch nicht ausreichend ausdifferenzierten Betreuungs-
angeboten und Fehlanreizen im Steuersystem zum Großteil auf die schwierige Vereinbarkeit
von Familie und Beruf zurückzuführen.
Die zunehmenden Schwierigkeiten Jugendlicher, am Beginn ihres Erwerbslebens auf dem
Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
Andauernde
strukturelle Probleme
Reformsequenzen auf dem deutschen Arbeitsmarkt
6
1. Reformsequenzen auf dem deutschen Arbeitsmarkt
Der Arbeitsmarkt und damit die Entwicklung der Beschäftigung waren in Deutschland während
des zurückliegenden Jahrzehnts von drei zentralen Dynamiken gekennzeichnet:
1. starke weltwirtschaftliche Integration und – damit zusammenhängend – konjunkturelle Zyklen
mit weltweiter Ausstrahlung,
2. Übergang zur Dienstleistungswirtschaft mit einer stärkeren Erwerbsintegration von Frauen
sowie einer vermehrten Nutzung flexibler Arbeitsformen,
3. institutionelle Veränderungen im Bereich der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Tarifpolitik, die sowohl
in internationaler Perspektive als auch im Zeitvergleich von großer Bedeutung waren.
Zu Beginn des Jahrzehnts befand sich Deutschland, wie auch die meisten anderen OECD-Staaten
auf dem Höhepunkt der „new economy“-Phase. Diese ging mit dem Platzen der Spekulationsblase
und der weltwirtschaftlichen Eintrübung nach dem 11. September 2001 in eine konjunkturellere
Schwächephase über, in der die Beschäftigung in Deutschland stagnierte bzw. leicht zurückging
und die Arbeitslosigkeit erneut anwuchs. Während der schwierigen ökonomischen Lage von 2002
bis 2005 kam es auch zu einer stärkeren Substitution sozialversicherungspflichtiger Beschäfti-
gungsverhältnisse. Dies geschah durch flexible, insbesondere geringfügige Beschäftigungsver-
hältnisse sowie eine weitere Flexibilisierung des Kernarbeitsmarktes bei Arbeitszeiten und Ent-
lohnung, wie dies bereits in den 90er Jahren zu beobachten war. Auf der einen Seite gewannen
also atypische Beschäftigungsverhältnisse an Boden, auf der anderen Seite durchlief das deutsche
Beschäftigungssystem eine Phase der Modernisierung, um seine Position im internationalen
Wettbewerb zu stärken. Nicht nur in den Unternehmen vollzogen sich langfristig bedeutsame
Entwicklungen. Auch die institutionellen Rahmenbedingungen im Bereich der Arbeitsmarkt- und
Sozialpolitik wurden grundlegend verändert. Im Rückblick auf die letzten Jahre müssen die Ar-
beitsmarktreformen zwischen 2002 und 2003, die vier „Hartz-Gesetze“ und die „Agenda 2010“ als
historischer Wendepunkt gedeutet werden, welcher die Entwicklung des Arbeitsmarktes in den
darauf folgenden Jahren maßgeblich geprägt hat. Diese Welle der Reformen baute zwar auf dem
auf, was bereits in den Jahren davor angelegt worden war, sorgte aber für eine Generalisierung
und breitere Umsetzung dreier Elemente:
1. eine erneute, weit reichende Flexibilisierung am Rand des Arbeitsmarktes durch a) die Libe-
ralisierung von Minijobs als alleinigem und zusätzlichem Verdienst – auch in Verbindung mit
der Möglichkeit, dies mit Sozialtransfers zu kombinieren; b) die weitgehende Deregulierung
der Zeitarbeit; c) die staatliche Förderung der Selbstständigkeit vor allem durch die „Ich-AG“
(von 2003 bis 2006) und den Abbau von Zugangsbarrieren, wie etwa den Wegfall des Meister-
zwangs in einer Reihe von Gewerken des Handwerks;
2. die breit angelegte Aktivierung eines großen Teils der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter
Wesentliche
Arbeitsmarkttrends
Leitmotive der
Arbeitsmarktpolitik
Reformsequenzen auf dem deutschen Arbeitsmarkt
7
Tabelle 1: Reformwellen in Deutschland
Bis Herbst 1998
Herbst 1998bis Herbst 2001
Frühjahr 2002bis Herbst 2005
Herbst 2005bis Mitte 2009
Zusammensetzung der Regierung
CDU/CSU-FDP SPD-Grüne SPD-Grüne CDU/CSU-SPD
Kern des Arbeitsmarktes
Kündigungs-schutz
Stabilität, marginale
Deregulierung
Stabilität, Reregulierung
Stabilität, marginale
DeregulierungStabilität
Interne Flexibilität
Wachsende Flexibilität auf betrieblicher Ebene (Lohnflexibilität, Arbeitszeiten)
Rand des ArbeitsmarktesErste
Deregulierungs-schritte
Teilweise Reregulierung
(befristete Verträge, geringfügige
Beschäftigung, Selbstständigkeit)
Neue Phase der Deregulierung
(Minijobs, Zeitarbeit,
Aktivierung)
Reregulierung (Mindestlöhne)
Quelle: Eichhorst/Marx 2009a, eigene Zusammenstellung.
durch die Verstärkung aktivierender Elemente im Bereich der Arbeitslosenversicherung (Ar-
beitslosengeld I) und ein im internationalen Vergleich universelles2, auf Erwerbsintegration
ausgerichtetes System der Grundsicherung (Arbeitslosengeld II) sowie die damit verbundene
Reform der Arbeitsverwaltung und der arbeitsmarktpolitischen Instrumente;
3. damit verbunden waren Einschränkungen bei den Sozialleistungen für Ältere (Bezugsdauer
des Arbeitslosengeldes I) und für Langzeitarbeitslose, d.h. für frühere Bezieher der Arbeitslo-
senhilfe, sowie der weitgehende Abbau von Frühverrentungsmaßnahmen.
Mit der neuen Welle von Reformen in Richtung Flexibilisierung und Aktivierung sowie der ver-
besserten Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen im globalen Kontext waren die Grundlagen
für einen starken Aufbau der Beschäftigung im jüngsten konjunkturellen Aufschwung gelegt. Bis
Ende 2008 kam es zu einem international und historisch beachtlichen Zugewinn an Beschäftigung
bis hin zum Rekordstand von 40 Millionen Erwerbstätigen. Dies ging nicht allein auf das Konto
von Niedriglohnjobs oder flexiblen Arbeitsverträgen, sondern drückte sich auch in einem Zuwachs
der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung aus, nicht zuletzt auch bei unbefristeten Jobs
und Vollzeit-Stellen. Mit dem Zuwachs an Ungleichheit innerhalb des Arbeitsmarktes gewannen
sozialpolitische Akzente jedoch wieder stärker an Bedeutung, etwa bei der Diskussion um die
Einführung von Mindestlöhnen in weiteren Bereichen des privaten Dienstleistungsgewerbes.
2 In anderen Ländern bleibt die tatsächliche Anzahl der Langzeitarbeitslosen unklar durch deren Versorgung in anderen Sicherungssystemen, etwa in der Erwerbsunfähigkeit (Niederlande), in dauerhaften Krankschreibungen (Schweden) oder in Frühverrentung (Belgien).
Reformwellen
in Deutschland
8
Tabelle 1 fasst diese Trends mit Daten für Deutschland zusammen. Eine typische politische Reak-
tion auf Krisen bestand demnach in der Deregulierung im Bereich atypischer Arbeitsverhältnisse,
also bei befristeter und geringfügiger Beschäftigung sowie Zeitarbeit (vor 1998 und 2002-2005),
während der Bereich traditioneller Beschäftigung relativ stabil blieb. In Phasen konjunktureller
Erholung (1998-2001 und nach 2005) wurde hingegen versucht, sozial unerwünschte Folgen der
Flexibilisierung abzumildern, etwa durch Mindestlöhne. Dieses Reformmuster ist unabhängig von
der Regierungszusammensetzung zu beobachten und scheint vielmehr kurzfristigem Problemdruck
geschuldet.
Insgesamt haben sich die institutionellen Veränderungen in der Arbeitsmarktbilanz niedergeschla-
gen: Bezogen auf die erwerbsfähige Bevölkerung ist der Anteil der unbefristeten Vollzeitbeschäfti-
gung vor allem in den 90er Jahren zurückgegangen, während im laufenden Jahrzehnt zunächst eine
Stagnation und erst zum Ende hin wieder ein leichter Anstieg zu verzeichnen war. Kontinuierliches
Wachstum zeigt sich jedoch beim Anteil der Personen in flexibleren Arbeitsformen, insbesondere
bei der auf Dauer angelegten Teilzeitarbeit sowie Minijobs und Zeitarbeit. Gleichzeitig ging im
laufenden Jahrzehnt die Inaktivität zurück. Die Reformen haben dazu beigetragen, einen größeren
Anteil der erwerbsfähigen Personen in den Arbeitsmarkt zu integrieren, nicht zuletzt Frauen. Al-
lerdings ging dies, wie in Abbildung 1 gezeigt, mit einer Expansion von Beschäftigung außerhalb
Abbildung 1: Erwerbstätigkeit und Inaktivität, 1992-2007
Quellen: SOEP, eigene Berechnungen.
Anmerkung: „Arbeitslos mit Job“ beinhaltet Personen, die arbeitslos gemeldet sind, aber im Rahmen der Hinzuverdienst- und Arbeitszeitgrenzen einer Tätigkeit nachgehen.
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1993 1995 1997 1999 200520032001 2007
Inaktiv
Arbeitslos
Arbeitslos mit Job
Selbstständig
Geringfügig
Leiharbeit
Befristet
Ausbildung
Unbefristet Teilzeit
Unbefristet Vollzeit
Angaben in Prozent
45 44 43 44 42 41 41 41 41 40 40 38 38 38 37 38
7 7 7 7 8 8 8 8 9 9 10 10 10 10 10 11
5 5 5 44 4 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 34 4 4 5 5 4 4 3 4 3 4
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25 24 25 24 24 25 25 24 25 24 24 24 23 23 22 21
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1 1 1 12
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2 2 2 22
26 8 7 8 8 8
6 6 6 7 8 8 8 8 7
Reformsequenzen auf dem deutschen Arbeitsmarkt
Entwicklung verschiedener
Beschäftigungsformen
9
traditioneller Beschäftigung einher. Viele der so geschaffenen Stellen sind im Dienstleistungssektor
angesiedelt - und dort ein großer Teil im Bereich gering entlohnter Jobs. Damit hat Deutschland im
vergangenen Jahrzehnt eine Entwicklung durchlaufen, die sich in vielen Vergleichsländern bereits
in den 90er Jahren vollzogen hat (Eichhorst/Marx 2009a, 2009b).
Deutschlands institutionelle Reformen entsprechen in vielerlei Hinsicht dem generellen Trend
anderer EU- oder OECD-Staaten (vgl. Brandt et al. 2005, Bassanini/Duval 2006, 2009, Layard/
Nickell/Jackman 2005). Bereits seit den frühen 90er Jahren hatte die OECD in ihrer „Jobs Strat-
egy“ flexiblere Arbeitsmarktinstitutionen und den Übergang von passiver zu einer aktivierenden
Sozialpolitik angemahnt. Angesichts der projizierten demografischen Entwicklung hatte sich im
vergangenen Jahrzehnt eine größere Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes als übergeordnetes
Reformmotiv etabliert. Um einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften vorzubeugen, aber auch,
um die Sozialsysteme zu entlasten, und nicht zuletzt um dem zunehmenden Erwerbswunsch zu
entsprechen, wurde vermehrt der Einbezug von Frauen und Älteren ins Erwerbsleben gefördert.
Dies ist das erklärte Ziel der Europäischen Beschäftigungsstrategie bzw. der Lissabon-Agenda.
Auch in diesen Maßnahmenbündeln spielt Arbeitsmarktflexibilität eine wichtige Rolle. Ein Bei-
spiel hierfür ist das viel diskutierte „Flexicurity-Konzept“, das nach dem Vorbild Dänemarks und
der Niederlande einen Ausgleich zwischen Arbeitsmarktdynamik und sozialer Sicherung herzu-
stellen versucht (Wilthagen/Tros 2004, Madsen 2006). Mittlerweile ist „Flexicurity“ das Leitmotiv
der Europäischen Beschäftigungsstrategie (Europäische Kommission 2007).
Ein weiteres von internationalen Akteuren gefördertes Reformelement liegt im Bereich der Qualifi-
zierung – sowohl der allgemeinen als auch der (kontinuierlichen) beruflichen. Einerseits zielt dies
darauf ab, die Benachteiligung Geringqualifizierter abzubauen und sie näher an den Arbeitsmarkt
heranzuführen. Andererseits wird in dem Konzept der „Beschäftigungssicherheit“ eine flexiblere
Alternative zum Bestandsschutz eines speziellen Arbeitsplatzes gesehen. Voraussetzung ist eine
hohe Beschäftigungsfähigkeit („employability“), also ein ausreichend anpassungsfähiges Qua-
lifikationsprofil, das es Arbeitskräften erlaubt, flexibel auf Veränderungen am Arbeitsmarkt zu
reagieren.
Zu den weiteren internationalen Reformtrends gehören auch Einsparungen in der Arbeitslosen-
versicherung, die als Reaktion auf die persistente Arbeitslosigkeit in vielen entwickelten Volks-
wirtschaften zu verstehen ist. Diese schließen neben Korrekturen der Leistungshöhe auch stärkere
Aktivierungsbemühungen ein, also strengere Zumutbarkeitsregeln und Sanktionen (Hasselpflug
2005, Konle-Seidl/Eichhorst 2008).
Entgegen dem oben skizzierten „Flexicurity“-Gedanken ist in vielen Ländern allerdings eine
einseitige Verteilung von Flexibilitätsrisiken zu Lasten von Gruppen zu beobachten, die ohnehin
am Arbeitsmarkt benachteiligt sind. Eine solche „Dualisierung“ ist insbesondere Merkmal von
Arbeitsmarktreformen in kontinentalen Wohlfahrtsstaaten, in denen Liberalisierungen allgemein
als schwer umsetzbar gelten (Palier/Martin 2007). Aufgrund der Erfahrungen aus Deutschland,
Reformsequenzen auf dem deutschen Arbeitsmarkt
Internationale Reformtrends:
Flexicurity…
… striktere
Arbeitslosenversicherung …
… und ungleiche Verteilung
von Flexibilitätsrisiken
… Qualifizierung …
10
Frankreich und Belgien, mit Abstrichen aber auch aus Österreich und der Niederlande, lassen
sich Züge eines typischen „kontinentalen“ Reformmusters identifizieren (Clegg 2007). So wird
in diesen Ländern Aktivierung üblicherweise selektiv auf einzelne Gruppen zugeschnitten (v. a.
Langzeitarbeitslose), während reguläre Transferbezieher weniger stark betroffen sind. Ähnliches
gilt für Einsparungen in der Arbeitslosenversicherung, die sich wie in Deutschland auf einige
Gruppen, etwa ältere Arbeitnehmer, beschränken. Schließlich ist im Bereich des Arbeitsrechts in
zahlreichen Ländern zu beobachten, dass atypische Beschäftigungsformen wie Befristung und Ar-
beitnehmerüberlassung sukzessive liberalisiert wurden, während der reguläre Kündigungsschutz
weitgehend stabil blieb (OECD 2004).
Es bleibt festzuhalten, dass die Beschäftigungssysteme der EU- und OECD-Staaten insgesamt
inklusiver und flexibler sind als noch vor zehn Jahren. Gleichzeitig hat in einigen Ländern aber
auch ein Trend zur weiteren Dualisierung des Arbeitsmarktes stattgefunden, der zu persistenten
Statusunterschieden in der Beschäftigungsstabilität, bei Löhnen und sozialer Absicherung führt.
2. Beschäftigung und Erwerbsbeteiligung
Die weitreichenden Reformen in Deutschland werfen die Frage auf, wie sich der Arbeitsmarkt re-
lativ zu anderen EU und OECD-Staaten entwickelt hat. Im laufenden Jahrzehnt verlief der Beschäf-
tigungsaufbau, gemessen an der Beschäftigungsquote, dynamischer als in einer Reihe anderer
Staaten. Vergleicht man die beiden jüngsten Höhepunkte des Konjunkturzyklus (2001 und 2008),
so nahm die Beschäftigungsquote in Deutschland um 4,4 Prozentpunkte auf den historischen
Höchstwert von 70,2 Prozent zu. Stärkeres Wachstum war nur in Spanien, Griechenland, Polen
und der Slowakei zu verzeichnen, die in der Ausgangslage jedoch allesamt ein deutlich niedrigeres
Beschäftigungsniveau zeigten (Abbildung 2). Im zeitlichen Verlauf ist bemerkenswert, dass der
Anstieg der Erwerbstätigkeit allein in den letzten Jahren des Beobachtungszeitraums stattfand;
davor stagnierte auch in Deutschland die Beschäftigungsquote (Abbildung 3). Deutschland rückte
im laufenden Jahrzehnt an die erfolgreichen kontinentaleuropäischen Länder Österreich und die
Niederlande heran. Letztere hatten bereits über längere Zeit eine sehr dynamische Entwicklung
auf dem Arbeitsmarkt zu verzeichnen, die sich aber parallel zur Entwicklung in Deutschland
zwischen 2005 und 2008 noch beschleunigte. Nach wie vor zeigen die Schweiz, Island und die
skandinavischen Staaten das höchste Beschäftigungsniveau. Allerdings war dort im laufenden
Jahrzehnt eher eine Stagnation, teilweise sogar ein Rückgang zu beobachten. Auch die USA haben
in den letzten Jahren in Bezug auf Beschäftigung an Boden verloren und lagen 2008 nur noch
knapp vor Deutschland. In den meisten Staaten hat die Beschäftigungsquote jedoch über die letz-
ten Jahre hinweg noch einmal zugenommen – am deutlichsten in Südeuropa.
Beschäftigung und Erwerbsbeteiligung
Beschäftigungsquote:
Deutliche Fortschritte
11
Abbildung 2: Beschäftigungsquote 2008 und Veränderung zu 2001
Quelle: OECD.
Angaben in Prozent
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84,279,5 78,4 78,1 76,1 75,7 74,9 73,7 73,2 72,7 72,1 71,9 70,9 70,7 70,2 68,2 68,1 66,6 65,3 64,6 64,4 63,8 62,3 62,2 62,0 59,9 59,2 58,7 56,7
44,9
– 0,40,3 2,5 0,6
3,60,5 3,1 2,9 4,2
0,23,9 3,6
– 2,2
1,9 4,4
– 0,4
3,1 1,36,5
2,6 1,4 1,75,4 6,6
2,3 0,55,7 3,8
0,5
– 2,9
Abbildung 3: Beschäftigungsquoten ausgewählter Länder im Zeitvergleich 2000–2008
602000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
64
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76
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Deutschland Frankreich Großbritannien Dänemark Schweden Niederlande USA
Quelle: OECD.
Angaben in Prozent
Beschäftigung und Erwerbsbeteiligung
12
Weibliche Erwerbspersonen
Der generelle Beschäftigungsaufbau spiegelt sich in der Bundesrepublik in besonderem Maße
in der deutlichen Zunahme bei der Beschäftigung weiblicher Erwerbspersonen wider. Die Er-
werbsbeteiligung der Frauen ist im laufenden Jahrzehnt deutlich angestiegen (Abbildung 4).
Dementsprechend hat auch die Beschäftigungsquote der Frauen von 2001 bis 2008 um mehr
als fünf Prozentpunkte auf 64,3 Prozent zugenommen (Abbildung 5). Dieses Wachstum ist eines
der stärksten innerhalb der OECD, und Deutschland liegt nun klar oberhalb des Mittelwertes.
Die skandinavischen und die angelsächsischen Länder sowie die Schweiz liegen auch hier an der
Spitze. Weiterhin ist jedoch die Erwerbstätigkeit der Frauen in Deutschland von einem überdurch-
schnittlich großen Ausmaß an Teilzeitarbeit gekennzeichnet (Abbildung 6).
In Deutschland hat der Anteil der teilzeitbeschäftigten Frauen in den letzten Jahren stark zuge-
nommen. 2008 übten fast 46 Prozent aller erwerbstätigen Frauen eine Beschäftigung in Teilzeit
aus, d.h. in Minijobs oder sozialversicherungspflichtiger Teilzeit bis zu 30 Stunden in der Woche.
Damit weist die Bundesrepublik nach den Niederlanden die zweithöchte Teilzeitquote von Frauen
auf.
Hingegen liegt trotz eines beachtlichen Anstiegs die „unfreiwillige“ Teilzeitarbeit der Frauen, die
durch einen Mangel an Vollzeitstellen kennzeichnet ist, in Deutschland unterhalb des Anteils, der
in einer Reihe anderer Staaten zu beobachten ist.
Abbildung 4: Erwerbsquote der Frauen 2008 und Veränderung zu 2001
Islan
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Quelle: OECD.
Angaben in Prozent
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65,2 64,1 63,0 62,2 61,4 61,0 59,7 59,4 57,0 55,1 55,0 54,7 51,643,3
26,7
Beschäftigung und Erwerbsbeteiligung
Zunehmende Erwerbs-
beteiligung von Frauen
Hoher Anteil teilzeit-
beschäftigter Frauen
13
Abbildung 5: Beschäftigungsquote der Frauen 2008 und Veränderung zu 2001
Quelle: OECD.
Angaben in Prozent
2008 Differenz zu 2001
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23,5
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– 1,6
5,6
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7,8 6,1 2,4
– 2,8
Abbildung 6: Anteil der freiwilligen Teilzeit und der unfreiwilligen Teilzeit an der Teilzeitquote von Frauen 2008
Nie
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10
20
30
40
50
60
70
80
Quelle: OECD.
Angaben in Prozent
Freiwillige Teilzeit Unfreiwillige Teilzeit * xx = die schwarzen Zahlen geben die Teilzeitquote der berufstätigen Frauen insgesamt an.
3,18,6 7,5
4,2
10,7
5,6 4,9 3,09,4 10,5
7,75,2 5,6
2,1 3,2 3,3 4,1 2,0 1,2 1,8 1,5 0,7
72,2
36,8 36,137,3 30,7 35,3
31,629,4
20,0 17,4
15,013,0 11,6
9,6 8,2 7,5 5,8 6,6 7,3 6,3 4,7 3,5
75,3*
45,4 43,6 41,5 41,4 40,936,5
32,429,4 27,9
22,718,2 17,2
11,7 11,4 10,8 9,9 8,6 8,5 8,1 6,2 4,2
Beschäftigung und Erwerbsbeteiligung
14
Daraus resultiert insgesamt ein noch immer erheblicher Rückstand bei der Beschäftigungsquote
von Frauen gegenüber der von Männern in Vollzeitäquivalenten (Abbildung 7). Während die
Lücke der Beschäftigungsquote zwischen Frauen und Männern in Skandinavien, Frankreich, Por-
tugal und einigen neuen EU-Mitgliedstaaten 15 Prozentpunkte oder weniger beträgt, liegt sie in
Kontinental- und Südeuropa sowie in Irland und Großbritannien bei über 20 Prozentpunkten.
Abbildung 7: Rückstand der Beschäftigungsquote von Frauen zu der von Männern bei Vollzeitäquivalenten 2001 und 2007
Quelle: Eurostat.
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– 10
0
10
20
30
40 40,3
29,1 29,1 28,8 28,3 26,6 26,1 24,2 22,9 22,1 21,8 20,1 18,616,2 15,0 14,9 14,8 14,6 13,4 13,1 11,8 11,7
8,9 8,3 8,1 7,4 7,2
– 5,7– 2,3 – 4,4
– 1,0 – 1,2– 6,4 – 4,1
– 0,9 – 1,5 – 3,5 – 2,5– 5,1
0,24,8
– 4,6
0,3 2,3
– 5,7– 0,5
0,2 0,7 1,4 1,5
– 1,5
1,8
– 0,6
3,5
Angaben in Prozent
2007 Differenz zu 2001
Beschäftigung und Erwerbsbeteiligung
15
Ältere Erwerbspersonen
Noch stärker als die Beschäftigung der Frauen verlief das Wachstum bei der Erwerbsintegration
der älteren Arbeitskräfte in den deutschen Arbeitsmarkt. Zum einen nahm die Beteiligung am
Arbeitsmarkt, gemessen an der Erwerbsquote der 55- bis 64-Jährigen, von 2001 bis 2008 um
fast 16 Prozentpunkte auf knapp 59 Prozent zu. Dies bedeutet die zweithöchste Steigerung nach
der Slowakei (Abbildung 8). Damit konnte der Trend aus den 90er Jahren zu zunehmender Aus-
grenzung älterer Arbeitskräfte vom Erwerbsleben umgekehrt und deren Chance auf Teilhabe am
Arbeitsmarkt wieder verbessert werden.
Während die Erwerbsquote den Anteil der Personen misst, die entweder einer Beschäftigung nach-
gehen oder auf der Suche nach einem Arbeitsplatz sind, betrachtet die Beschäftigungsquote nur
diejenigen, die tatsächlich einen Arbeitsplatz haben. Auch bei diesem Indikator liegt Deutschland
mit einem Zuwachs von fast 16 Prozentpunkten zwischen 2001 und 2008 an zweiter Stelle hinter
der Slowakei. 2008 konnte Deutschland mit einem Beschäftigungsniveau der 55- bis 64-Jährigen
von knapp 54 Prozent die Zielgröße der Lissabon-Strategie von 50 Prozent deutlich überschrei-
ten und auch den OECD-Durchschnitt übertreffen (Abbildung 9). Dies ist eine bemerkenswerte
Verbesserung gegenüber der Situation Ende der 1990er Jahre, als die Beschäftigungsquote der
Älteren unter 40 Prozent gelegen hatte. Aber auch in den meisten anderen Ländern nahm das
Beschäftigungsniveau der Älteren weiter zu. Bei den älteren Arbeitnehmern zeigt sich gleichwohl
noch immer eine sehr große Spreizung über die Länder hinweg. Während in der Türkei, Polen und
Ungarn sowie Italien und Belgien nur bis zu einem Drittel der Älteren erwerbstätig sind, übertref-
fen Island, Neuseeland, Schweden, Norwegen, die Schweiz sowie Japan die Zwei-Drittel-Marke.
Abbildung 8: Erwerbsquote Älterer (55 bis 64 Jahre), 2001 und 2008
Quelle: OECD.
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40
60
80
100
– 2,6
10,42,5 1,7 1,5 3,0 4,2 2,2
9,6 6,0 9,40,4
9,915,9
7,7 2,713,9 10,5 7,3
– 3,6
4,716,6 12,2
1,2
13,76,3 8,1
1,28,9
– 7,8
Angaben in Prozent
2008 Differenz zu 2001
84,773,3 73,0 70,2 70,0 68,8 64,5 61,8 60,8 59,9 59,7 59,2 58,9 58,7 55,6 54,4 52,7 49,5 49,2 48,1 44,3 42,0 41,9 40,1 38,6 35,5 34,1 33,6 33,1 28,9
Beschäftigung und Erwerbsbeteiligung
Bessere Erwerbsintegration
älterer Arbeitskräfte
16
In Übereinstimmung mit diesem Befund ist auch das faktische Renteneintrittsalter der älteren
Arbeitskräfte in Deutschland von 2001 bis 2007 recht deutlich um 1,4 Jahre auf 62 Jahre ange-
stiegen. Deutschland liegt damit im mittleren Bereich der EU-Staaten, für die dieser Indikator
verfügbar ist (Abbildung 10). Das Eintrittsalter in die Rente lag Ende der 90er Jahre noch unter
60 Jahren gelegen. Durch den Anstieg älterer Arbeitnehmer werden auch die Wirkungen des
demografischen Wandels abgemildert, indem das Verhältnis der Erwerbstätigen zu Ruheständlern
langsamer steigt.
Abbildung 10: Tatsächliches Renteneintrittsalter, 2001 und 2007
Quelle: EUROSTAT.
Angaben in Jahren
66,3 64,4 64,1 63,9 63,9 63,5 62,6 62,6 62,1 62,0 61,6 61,6 61,0 60,9 60,7 60,6 60,4 59,8 59,4 59,4 59,3 58,7
2007 Differenz zu 2001
Islan
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– 100
10203040506070
3,8 1,1 0,9 3,0 1,8– 0,4
0,7 0,6 1,8 1,4 4,80,2
– 0,3
1,7 1,8
– 1,0
0,6 2,2 1,3 2,6 2,7 1,2
Beschäftigung und Erwerbsbeteiligung
Abbildung 9: Beschäftigung Älterer (55 bis 64 Jahre), 2001 und 2008
Quelle: OECD.
Angaben in Prozent
2008 Differenz zu 2001
Islan
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20
40
60
80
10083,3
71,9 70,3 69,3 68,4 66,3 62,1 60,6 58,2 57,7 57,5 57,4 56,4 53,9 53,8 50,8 50,7 47,6 47,1 45,6 42,9 41,0 39,3 38,3 38,2 34,4 32,8 31,6 31,4 27,4
– 2,3
11,23,3 1,9 1,1 4,3 3,5 2,3 6,1 1,2
9,3 10,7 10,5 7,315,9
0,811,5 10,5
– 4,0
6,4 4,912,8 17,0 13,5
1,76,4 7,6
2,67,9
– 8,5
17
Jugendliche
Die Beschäftigungssituation von Jugendlichen (bis 24 Jahre) beim Übergang von der Schule in Be-
schäftigung gestaltet sich im Ländervergleich ebenfalls sehr unterschiedlich und ist aufgrund der
Bedeutung des Ausbildungssystems im jeweiligen nationalen Kontext auch differenziert zu bewer-
ten. Hier hat sich jedenfalls nur eine marginale Veränderung der Beschäftigungsquote auf einem
insgesamt mittleren Niveau in Deutschland ergeben. Deutlich weniger Jugendliche als im Jahr 2001
waren 2008 in Großbritannien, den USA sowie einigen mitteleuropäischen Staaten erwerbstätig.
Problematischer ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit von jüngeren, bereits im Erwerbsleben ste-
henden Personen. Diese hat in Deutschland von 2001 bis 2008 um zwei Prozentpunkte auf etwas
mehr als zehn Prozent zugenommen. Damit liegt Deutschland zwar noch immer unterhalb des
OECD-Durchschnitts, allerdings ist die Situation nicht mehr so positiv wie noch vor einigen Jahren.
Dänemark, Österreich oder die Niederlande sind hier Vorreiter beim Erreichen einer dauerhaft
niedrigen Jugendarbeitslosigkeit, während in Spanien, Italien, Frankreich, bemerkenswerterweise
aber auch in Schweden, eine hohe offene Arbeitslosigkeit von jüngeren Menschen zu beobachten
ist (Abbildung 11).
Unzureichende Schulbildung ist ein zentraler Erklärungsfaktor für die Schwierigkeiten Jugend-
licher, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Der Anteil der 18 bis 24-Jährigen, die keinen wei-
terführenden Schulabschluss vorweisen können und sich gleichwohl nicht mehr in Ausbildung
befinden, beträgt in Deutschland knapp 13 Prozent. Diese Größe ist in den letzten Jahren leicht
zurückgegangen und bewegt sich im mittleren Bereich der EU. Allerdings gibt es mit der Schweiz,
Finnland, Schweden und Litauen einige Länder, die den Anteil früher Schulabgänger auf weniger
als zehn Prozent reduzieren konnten.
Abbildung 11: Arbeitslosigkeit von Jüngeren (15 bis 24 Jahre), 2001 und 2008
Quelle: OECD.
Angaben in Prozent
– 25– 20– 15– 10– 5
05
10152025
2008 Differenz zu 2001
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24,621,3 20,6 20,5 19,9 19,4 18,9 18,1 17,3 16,4 14,8 14,3 14,1 13,5 12,8 11,6 11,0 10,5 10,4 9,9 9,3 8,9 8,2 8,1 7,5 7,2 7,2 7,0 6,5 5,63,9
– 5,8 – 7,5
4,38,6 7,6
– 20,2
– 0,5
– 23,7
7,0
– 3,9– 1,0
3,77,2
2,3
– 1,3 – 0,8
4,42,1
– 6,7
– 0,9– 4,7
3,4 2,4
– 2,9 – 2,5 – 1,0
1,5 1,6 0,7
Beschäftigung und Erwerbsbeteiligung
Schlechtere
Arbeitsmarktchancen
Jugendlicher
18
Geringqualifizierte
Geringqualifizierte haben grundsätzlich eine besonders schwierige Position auf den Arbeitsmärk-
ten. Allerdings zeigen aktuelle Daten auch, dass Personen ohne weiterführenden Schul- oder
Berufsabschluss keineswegs völlig vom Arbeitsmarkt verdrängt werden. Vielmehr bleibt das
Beschäftigungsniveau der Geringqualifizierten in der OECD stabil – jedoch mit erheblichen Unter-
schieden bei Niveau und Entwicklung zwischen den Ländern. Vor allem in den skandinavischen
Staaten sind zwei Drittel und mehr der Geringqualifizierten erwerbstätig, während Deutschland
mit einer Reihe süd- und mitteleuropäischer Staaten im hinteren Bereich rangiert. Immerhin
konnte Deutschland mit einem Niveau von zuletzt rund 54 Prozent und einem Anstieg von zwei
Prozentpunkten zwischen 2001 und 2007 auch bei Personen mit geringem formalen Bildungsni-
veau einen recht starken Beschäftigungsaufbau verzeichnen (Abbildung 12).
Abbildung 12: Beschäftigungsquote der Geringqualifizierten, 2001 und 2007
Quelle: OECD Education at a Glance 2009.
Angaben in Prozent
2006 Differenz zu 2001
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0
20
40
60
8083,6
71,7 70,6 66,9 66,3 66,2 65,3 64,7 63,5 62,8 62,8 60,8 60,6 59,8 59,5 58,7 58,4 58,1 58,0 56,9 55,7 53,8 53,6 52,5 49,0 49,0 43,938,2
23,5
– 3,6 – 1,3
4,2
– 1,9
0,4
– 1,6 – 5,1
1,4 3,6 2,3 1,2 0,8 1,8 4,7 1,9 0,3 0,2 0,4– 0,5
2,5 2,1 2,0
– 0,7
3,1
– 2,9 – 2,70,0 1,6
– 7,0
Beschäftigung und Erwerbsbeteiligung
Beschäftigungssteigerung
bei Geringqualifizierten
19
3. Entwicklung der Arbeitslosigkeit
Erwerbsneigung und Erwerbstätigkeit sind zwei zentrale Parameter des Arbeitsmarktes. Auf der
anderen Seite stehen Arbeitslosigkeit und Inaktivität. International vergleichbare Daten zur Ar-
beitslosigkeit zeigen für Deutschland nach wie vor ein relativ hohes Niveau. Der Anstieg der Be-
schäftigung spiegelt sich nur in einem relativ geringen Rückgang der standardisierten Arbeits-
losenquote vom konjunkturellen Höhepunkt 2001 zum Höhepunkt im Jahr 2008 wider. Dies ist
darauf zurückzuführen, dass neben der Zahl der Arbeitsplätze auch die Zahl von Personen mit Er-
werbswunsch zugenommen hat, die zuvor nicht arbeitslos gemeldet waren, sondern neu in den Ar-
beitsmarkt eingetreten sind. Sowohl Arbeitsnachfrage als auch Arbeitsangebot haben sich erhöht.
Immerhin konnte der zwischenzeitliche Zuwachs der Arbeitslosigkeit bis 2005 wieder abgebaut
werden. Das Muster eines starken Beschäftigungsaufbaus bei geringem Abbau der Arbeitslosigkeit
ist auch in zahlreichen anderen Ländern zu beobachten. Allerdings finden sich in einigen Staaten
auch konstant niedrige Quoten von weniger als vier Prozent, etwa in der Schweiz, Österreich, der
Niederlande oder Dänemark. Dagegen weisen Spanien, die Türkei und die Slowakei trotz Verbes-
serungen bis 2008 eine weiterhin hohe Arbeitslosigkeit auf (Abbildungen 13 und 14).
Abbildung 13: Standardisierte Arbeitslosenquote, 2001 und 2008
Quelle: OECD statannex 2009.
Angaben in Prozent
2008 Differenz zu 2001
Span
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– 12
– 8
– 4
0
4
8
12 11,49,6 9,4
7,8 7,8 7,7 7,7 7,3 7,2 7,0 6,8 6,4 6,3 6,2 6,1 5,8 5,6 4,9 4,4 4,2 4,2 4,0 4,0 3,8 3,5 3,4 3,2 3,0 2,8 2,51,0
– 9,7
1,0
– 0,5
2,1
– 3,0
3,7
– 0,3
– 11,1
0,4
– 2,3 – 2,7
2,31,3
– 1,1
1,1 0,63,0
– 3,6 – 2,5– 1,1 – 1,0
1,2 0,2 0,9
– 1,1 – 0,8
0,7 0,6
– 1,1
Entwicklung der Arbeitslosigkeit
Weiterhin hohe
Arbeitslosenquote
Entwicklung der Arbeitslosigkeit
20
Langzeitarbeitslosigkeit hatte in Deutschland schon immer einen großen Anteil an der gesamten
Arbeitslosigkeit. Dies gilt auch weiterhin. 2008 waren mehr als 53 Prozent der Arbeitslosen länger
als ein Jahr arbeitslos – ein Zuwachs des Anteils um rund drei Prozentpunkte im Vergleich zu 2001
(Abbildung 15). Dieser Indikator bedarf aber der Differenzierung. In konjunkturellen Aufschwung-
phasen sinkt die kurzfristige Arbeitslosigkeit üblicherweise, weil weniger Personen ihre Beschäfti-
gung verlieren und mehr Arbeitslose wieder einen Job finden. Es gibt also weniger Eintritte in die
und mehr Austritte aus der Kurzzeitarbeitslosigkeit. Die Langzeitarbeitslosigkeit reagiert dagegen
weniger stark auf konjunkturelle Schwankungen. Ähnliches geschieht, wenn Wirtschafts- oder Ar-
beitsmarktreformen für einen Rückgang der Kurzzeitarbeitslosigkeit sorgen. Auch wenn sich die
Zahl der Langzeitarbeitslosen also gar nicht ändert, steigt ihr Anteil an allen Arbeitslosen durch
den Rückgang der Kurzzeitarbeitslosigkeit. Auf der anderen Seite bietet das deutsche Grundsiche-
rungssystem eine generelle Absicherung gegen Einkommensausfall, wobei in der Regel die Verfüg-
barkeit für den Arbeitsmarkt vorausgesetzt wird. So wird in Deutschland der weit überwiegende
Teil der grundsätzlich Arbeitsfähigen, aber Beschäftigungslosen auch tatsächlich als arbeitslos
ausgewiesen, während sie sich in anderen Ländern teilweise in alternativen Transfersystemen be-
finden, z.B. in Erwerbsunfähigkeitsrenten oder Frühverrentung. Daraus resultiert der verhältnis-
mäßig hohe Wert für die Langzeitarbeitslosigkeit in Deutschland. Gleichwohl ist der Anteil nach
der Slowakei der zweithöchste Wert innerhalb der OECD und deutet auf eine erhebliche Verfesti-
gung der Arbeitslosigkeit in Deutschland hin. Niedrige Anteile an Langzeitarbeitslosen finden sich
Abbildung 14: Standardisierte Arbeitslosenquoten im Zeitverlauf
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
Deutschland Frankreich Großbritannien Dänemark Schweden Niederlande USA
0
2
4
6
8
10
12
Quelle: OECD.
Angaben in Prozent
Dauerproblem
Langzeitarbeitslosigkeit …
Entwicklung der Arbeitslosigkeit
21
Abbildung 15: Anteil der Langzeitarbeitslosen (> 12 Monate) an allen Arbeitslosen, 2001 und 2008
Quelle: OECD.
Angaben in Prozent
2008 Differenz zu 2001
Slow
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0
20
40
60
8066,1
53,4 52,6 50,2 49,6 48,3 47,6 47,538,6 37,9 34,3 33,3 29,4 29,0 26,9 25,5 24,2 23,8
18,2 16,1 14,9 12,4 10,6 7,1 6,0 4,4 4,1 2,7 1,712,4
3,0 0,9
– 2,5 – 3,2
10,21,0
– 15,9
10,20,3 4,4 6,7
– 3,7– 14,1
5,6
– 2,3
0,9
– 20,2
– 8,0 – 6,1 – 7,1 – 9,9
4,5
– 2,40,5
– 12,3 – 8,4
0,4 0,7
Abbildung 16: Anteil der Langzeitarbeitslosen (> 12 Monate) an allen Erwerbspersonen, 2001 und 2008
Quelle: EUROSTAT.
Angaben in Prozent
2008 Differenz zu 2001
Slow
akei
Deut
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en
– 8
– 4
0
4
8 6,6
3,8 3,7 3,6 3,6 3,3 3,1 2,9 2,9 2,5 2,4 2,4 2,2 2,2 2,0 1,9 1,9 1,7 1,7 1,6 1,4 1,2 1,2 1,0 0,9 0,8 0,5 0,5 0,3
– 4,7
2,2
0,0 0,00,0
– 1,9
1,00,1
– 2,6
– 9,2
– 1,2
– 6,8
– 1,0– 2,0
0,8
– 1,7
– 5,3
– 1,8
– 4,3
0,4 1,10,1
– 1,3
– 8,1
0,4
– 0,2 – 0,4 – 0,3 – 0,1
in den angelsächsischen Staaten sowie Dänemark – auffällig ist aber, bei einer geringen Arbeitslo-
senquote insgesamt, die Tendenz zu persistenter Arbeitslosigkeit auch in den USA.
Bezieht man die Anzahl der Langzeitarbeitslosen nicht auf den Bestand der Arbeitslosen, sondern
auf die Erwerbsbevölkerung, so liegt Deutschland auch dort mit einem Anteil von knapp vier Pro-
zent im oberen Bereich (Abbildung 16). Langzeitarbeitslosigkeit ist sowohl in Bezug auf die Ge-
samtzahl der Arbeitslosen als auch bezogen auf die Erwerbsbevölkerung wesentlich geringer in
den skandinavischen Staaten, der Niederlande, Österreich, den angelsächsischen Staaten wie Ka-
nada, Großbritannien, den USA sowie einigen neuen EU-Mitgliedstaaten.
22
Das Niveau der Langzeitarbeitslosigkeit hängt – wie oben beschrieben – auch davon ab, in welchem
Ausmaß beschäftigungslose Personen in alternative Sozialleistungssysteme wechseln und dem Ar-
beitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen. Inaktivität und Unterbeschäftigung sind innerhalb
der erwerbsfähigen Bevölkerung in Deutschland damit weiter gesunken und im internationalen
Vergleich relativ niedrig (Abbildung 17). Dies zeigt, dass Arbeitslosigkeit und vor allem auch Lang-
zeitarbeitslosigkeit in Deutschland einen größeren Teil der erwerbsfähigen, aber nicht beschäftig-
ten Bevölkerung erfassen, während die Inaktivität geringer ausfällt – eine Kategorie, die in ande-
ren Staaten einen größeren Teil der nicht erwerbstätigen Bevölkerung umfasst. Die Inaktivität ist
jedoch in den meisten Staaten mit Ausnahme einiger EU-12-Staaten deutlich zurückgegangen.
Bemerkenswert sind also das geringe Niveau und der dennoch starke Rückgang der Inaktivität in
Deutschland. Dies relativiert auch den Befund einer verhältnismäßig hohen standardisierten Ar-
beitslosenquote und des großen Anteils von Langzeitarbeitslosen in Deutschland. Mit anderen
Worten: In Deutschland ist die Wahrscheinlichkeit besonders hoch, im Falle der Nichterwerbstä-
tigkeit arbeitslos oder langzeitarbeitslos zu sein, während die Inaktivität (außerhalb der Arbeitslo-
sigkeit) eine geringere Rolle spielt. Befinden sich nicht erwerbstätige Personen im erwerbsfähigen
Alter in einem System der Arbeitslosenunterstützung, so bleiben sie eher als in anderen Transfer-
systemen dem Arbeitsmarkt nahe und sind dort potenziell leichter zu reintegrieren.
Abbildung 17: Inaktivität der erwerbsfähigen Bevölkerung, 2001 und 2008
Quelle: EUROSTAT.
Angaben in Prozent
2008 Differenz zu 2001
– 10
0
10
20
30
40
Mal
ta
Unga
rn
Rum
änie
n
Italie
n
Pole
n
Luxe
mbu
rg
Belg
ien
Grie
chen
land
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Deut
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and
Nie
derla
nde
Schw
eden
Nor
weg
en
Däne
mar
k
Schw
eiz
Islan
d41,2
38,537,1 37,0 36,2
33,2 32,9 32,9 32,2 31,6 31,2 30,3 29,6 28,2 28,0 27,4 26,4 26,0 25,8 25,6 25,0 24,2 24,0 23,520,7 20,7 20,0 19,2
17,7
13,8
0,1
– 2,1
5,4
– 2,7
2,2
– 2,7 – 3,5 – 3,9 – 4,4
1,7 1,6 1,0
– 1,8– 4,3 – 4,3
– 8,2
– 2,9 – 4,4– 2,4
– 6,4– 4,3
– 0,9
1,1
– 5,2– 3,6
– 1,2
0,5
– 1,6 – 1,1
2,4
Entwicklung der Arbeitslosigkeit
…aber relativ
geringe Inaktivität
23
Aber nicht nur die Inaktivität fällt relativ gering aus, sondern auch die Verbreitung unbefristeter
Vollzeitarbeit. Während oben dargestellt wurde, dass der Anteil der „Normalarbeitsverhältnisse“
sich in Deutschland auf einem moderaten Niveau stabilisiert hat und die Inaktivität zurückging,
haben gleichzeitig flexible Beschäftigungsverhältnisse an Verbreitung gewonnen. Allerdings zeigt
der Querschnitt für die EU-Staaten keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Ausmaß
der Inaktivität bzw. Arbeitslosigkeit und der Verbreitung von „regulärer“ und „atypischer“ Be-
schäftigung. Einige stärker regulierte Arbeitsmärkte kontinental- und südeuropäischer Prägung
haben bei hoher Inaktivität auch ein hohes Maß an flexibler Beschäftigung (Italien, Belgien und
Spanien), während andere Länder wie Deutschland oder die Niederlande ein höheres Beschäfti-
gungsniveau und eine damit einhergehende geringere Inaktivität mit einem großen Anteil flexib-
ler Jobs verbinden. Sehr hohe Anteile von unbefristeten Vollzeitjobs finden sich sowohl in Ländern
mit hohem Beschäftigungsniveau wie Dänemark oder Norwegen, aber auch in Ländern mit mittle-
rer oder niedrigerer Beschäftigungsquote und höherer Inaktivität, insbesondere in den neuen EU-
Mitgliedstaaten (Abbildung 18).
Entwicklung der Arbeitslosigkeit
Kein Zusammenhang
zwischen
Beschäftigungsstruktur
und Arbeitslosigkeit
Abbildung 18: Struktur der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter nach Erwerbsstatus (2007)
Quellen: European Labour Force Survey, eigene Berechnungen.
0,0
20
40
60
80
100
Däne
mar
k
Schw
eden
Nor
weg
en
Nie
derla
nde
Deut
schl
and
Finn
land
Gro
ßbrit
anni
en
Öst
erre
ich
Port
ugal
Lett
land
Zype
rn
Estla
nd
Irlan
d
Span
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n
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krei
ch
Tsch
echi
en
Slow
akei
Lita
uen
Belg
ien
Grie
chen
land
Luxe
mbu
rg
Bulg
arie
n
Pole
n
Rum
änie
n
Italie
n
Unbefristet Vollzeit
Unbefristet Teilzeit
Selbstständig Befristet Marginale Teilzeit
Arbeitslos inaktiv
Angaben in Prozent
49,4 43,1 47,6 30,7 38,8 45,3 44,8 43,4 40,7 56,5 47,2 57,7 44,1 34,0 46,6 41,5 49,8 49,1 51,5 37,5 34,7 45,1 50,1 30,5 40,2 33,2
6,1 11,5 7,111,0
9,010,1 3,5 5,5
12,12,6 7,6 1,4
5,2
16,410,8
8,54,3
2,62,0
4,6 4,4 4,1 2,7
12,5
0,75,8
6,57,2
5,7
9,37,8
8,69,0 9,3
13,5
6,9
13,1
6,111,1
11,3
8,8 6,710,5
7,88,7
8,921,2
4,7 7,5
12,7
17,6 14,7
10,011,4
11,9
18,5 9,14,4 10,2 10,2
1,2
2,0
1,7
3,5
6,3
3,0
1,46,4
1,3 0,92,3
9,90,9
8,8 0,4
1,1
0,24,4
19,8 21,0 21,8 22,2 24,1 24,9 25,2 25,6 26,0 27,2 27,3 27,5 28,0 28,8 28,8 30,1 30,2 31,8 32,1 33,0 33,0 33,1 34,5 36,9 37,0 37,5
5,1 0,9 4,0 5,54,5 1,5 3,3 2,6 0,2 0,3 0,2 0,3
2,00,6 1,0
0,10,1
0,41,1 0,1
1,3
0,10,5
3,1 4,9 2,0 2,86,6 5,2 4,0 3,3 6,3
4,5 2,8 3,53,4
5,9 3,6 5,73,8
7,63,0
5,0 5,6 2,84,7 6,2 4,3
3,9
24
Abbildung 19: Anteil der Sektoren an der Beschäftigung, 2000 und 2008
Quelle: EUROSTAT.
Angaben in Prozent
0
20
2000 2008 2000 2008 2000 2008 2000 2008 2000 2008 2000 2008 2000 2008 2000 2008
DeutschlandDänemark EU27EU15 Frankreich Italien Nieder-lande
Groß-britannien
40
60
80
100
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Bergbau und Gewinnung von Steinen, Erden
Verarbeitendes Gewerbe
Baugewerbe
Verkehr und Nachrichtenübermittlung, Kredit- und Versicherungsgewerbe, Grundstücks- und Wohnungs-wesen, Vermietung beweglicher Sachen, Erbringung von Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung, Erziehung und Unterricht,Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen
Erbringung von sonstigen öffentlichen, persönlichen Dienstleistungen und private Haushalte
Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraft-fahrzeugen, Gebrauchsgütern und Gastgewerbe
Energie- und Wasserversorgung3,68 2,92 3,04 2,53
4,65 3,648,55
5,02 4,34 3,16 1,90 1,865,55 3,98 3,45 2,91
18,1315,09
23,76 22,02 19,9716,80
20,27
17,52 18,7615,08 16,99
12,01
23,0520,53
14,8712,21
0,410,62
0,840,89 0,75
0,73
0,99
0,84 0,810,79 0,72
0,73
0,800,61
0,430,51
6,736,87
8,536,50 7,87
8,11
7,58
8,22 6,507,23 7,10
8,26
7,638,42
6,126,26
16,58 18,19
17,5917,51
18,9219,15
18,0318,84
16,5116,69
19,6119,05
19,7020,17
20,2118,75
19,4319,15
17,10 19,77 18,21 20,1416,82
19,4119,07
20,29
22,3023,22
15,87 19,51
22,4423,47
30,09 31,87 23,41 24,68 23,79 24,94 22,44 24,03 27,24 29,81 25,21 28,63 22,11 19,9928,04 30,98
4,95 5,29 5,74 6,10 5,85 6,47 5,32 6,11 6,76 6,95 6,18 6,25 5,31 6,80 4,45 4,92
Die Veränderung, die die Struktur der Erwerbstätigkeit und der Erwerbsformen in den letzten
Jahren durchlaufen hat, ging in allen Vergleichsländern auch mit einem weiter fortschreitenden
Strukturwandel der Volkswirtschaft einher. In allen Ländern hat die Beschäftigung in der Indus-
trie abgenommen, neue Arbeitsplätze sind in den verschiedenen Bereichen des Dienstleistungs-
sektors entstanden. Nach vergleichbaren Daten von Eurostat für einige ausgewählte europäische
Länder zeigt sich jedoch in Deutschland für das Jahr 2008 noch immer ein relativ starkes Gewicht
des verarbeitenden Gewerbes mit 22 Prozent der Erwerbstätigen und ein vergleichsweise modera-
ter Anteilsverlust von 1,6 Prozentpunkten seit 2001 (Abbildung 19). Im Vergleich der 27 EU-Staa-
ten waren nur rund 15 Prozent der Beschäftigten in der Industrie tätig, ein Rückgang um 4,5 Pro-
zentpunkte gegenüber 2001. Besonders stark gewachsen sind in Deutschland von 2001 bis 2008
jedoch die Bereiche Gesundheit und Soziales (+1,4 Prozentpunkte) sowie unternehmensbezogene
Dienstleistungen und Finanzwirtschaft (+2,3 Prozentpunkte), wo im Vergleich zu den anderen EU-
Staaten von einer nachholenden Expansion im Dienstleistungssektor gesprochen werden kann.
Diese Tendenzen lassen sich auch im europäischen Durchschnitt feststellen, wenngleich Niveau-
unterschiede beim Gewicht der einzelnen Sektoren fortbestehen.
Entwicklung der Arbeitslosigkeit
Wandel der
Erwerbsstruktur …
25
Die Lohnungleichheit in Vollzeit hat in den meisten Ländern über die letzten Jahre hinweg zuge-
nommen. Ein übliches und international verfügbares Maß für die Lohnspreizung ist die Betrach-
tung von Lohndezilen. Dezile ordnen die Lohnverteilung aufsteigend in Schritten von jeweils zehn
Prozent. Das erste Dezil beziffert den Lohn, den zehn Prozent aller Lohnempfänger nicht errei-
chen, das neunte Dezil dementsprechend den Lohn, der von 90 Prozent aller Lohnbezieher nicht
erzielt wird. Das fünfte Dezil entspricht gleichzeitig dem Median. Dieser teilt die Lohnverteilung
genau in der Mitte, d.h. 50 Prozent aller abhängig Beschäftigten erhalten einen geringeren Lohn,
die anderen 50 Prozent einen höheren Lohn.
Deutschland liegt beim Verhältnis des 9. zum 5. Dezil (oberes Zehntel zum Medianverdienst)
bei rund 1,7, beim Verhältnis des 5. zum 1. Dezil (mittlerer Verdienst relativ zum unteren Zehn-
tel) bei etwa 1,9 (Tabelle 2). Die Spreizung nach oben war zwischen 1997 und 2007 in Deutsch-
land als einzigem Land rückläufig und liegt nun unterhalb des Mittelwertes der OECD-Länder, für
die Daten verfügbar sind, gleichauf mit Dänemark und Finnland. In starkem Kontrast dazu hat
die Spreizung am unteren Ende der Lohnverteilung am stärksten zugenommen und ist nun über-
durchschnittlich ausgeprägt. Mit Irland, Großbritannien, Australien und Neuseeland liegt inzwi-
schen auch eine Reihe angelsächsisch geprägter Länder bei diesem Indikator hinter der Bundesre-
publik. Es gibt also in Deutschland im Zuge des letzten Jahrzehntes mehr Personen mit geringeren
Stundenlöhnen in Vollzeit. Am unteren Ende der Lohnskala sind mehr Jobs entstanden als früher
– insbesondere im privaten Dienstleistungssektor wie etwa im Hotel- und Gastgewerbe, in Callcen-
tern oder bei der Gebäudereinigung.
Analysen für Deutschland zeigen daneben eine besonders ausgeprägte Häufigkeit von niedrigen
Löhnen im Teilzeitbereich, vor allem bei Minijobs und der Kombination von Erwerbstätigkeit auf
Teilzeitbasis mit anderen Einkünften, insbesondere Arbeitslosengeld II („Aufstocker“) oder Ren-
ten (Brenke/Ziemendorff 2008).
Entwicklung der Arbeitslosigkeit
… und steigende
Lohnungleichheit
26
Tabelle 2: Lohnspreizung von Vollzeitbeschäftigten, D9 zu D5 und D5 zu D1
D9 zu D5 D5 zu D1
1997 2007 1997 2007
USA 2.20 2.31 (+0.11) 2.10 2.11 (+0.01)
Korea 1.92 2.27 (+0.35) 1.93 2.08 (+0.15)
Kanada 1.76 1.87 (+0.13) 2.00 1.98 (-0.02)
Polen 2.00 2.16 (+0.16) 1.76 1.95 (+0.19)
Ungarn 2.17 2.34 (+0.17) 1.92 1.94 (+0.02)
Deutschland 1.83 1.73 (-0.10) 1.56 1.89 (+0.33)
Irland 2.02 2.03 (+0.01) 1.95 1.86 (-0.09)
Großbritannien 1.86 1.98 (+0.12) 1.84 1.81 (-0.03)
Tschechien 1.68 1.80 (+0.12) 1.65 1.72 (+0.07)
Australien 1.82 1.94 (+0.12) 1.62 1.71 (+0.09)
OECD 1.83 1.92 (+0.09) 1.67 1.70 (+0.03)
Japan 1.85 1.86 (+0.01) 1.63 1.65 (+0.02)
Niederlande 1.72 1.76 (+0.04) 1.64 1.65 (+0.01)
Spanien 2.10 2.14 (+0.04) 2.01 1.65 (-0.36)
Neuseeland 1.71 1.84 (+0.13) 1.59 1.60 (+0.01)
Dänemark 1.68 1.74 (+0.06) 1.45 1.55 (+0.10)
Frankreich 1.92 1.98 (+0.06) 1.59 1.47 (-0.12)
Schweiz 1.60 1.81 (+0.21) 1.51 1.47 (-0.04)
Finnland 1.69 1.76 (+0.07) 1.41 1.45 (+0.04)
Norwegen 1.42 1.47 (+0.05) 1.37 1.44 (+0.07)
Schweden 1.61 1.67 (+0.06) 1.38 1.38 (-0.00)
Quelle: OECD Employment Outlook 2009
Trotz einer Zunahme ist Armut in Arbeit, insbesondere in Vollzeittätigkeiten, nach wie vor eine eher
seltene Erscheinung in Deutschland (Tabellen 3 und 4). Dies gilt sowohl für Alleinstehende als auch
für Paarhaushalte. Daten für Mitte des laufenden Jahrzehnts zeigen, dass bei einem Paarhaushalt
mit einem Vorstand im erwerbsfähigen Alter ohne Erwerbstätigkeit ein Armutsrisiko von 32 Prozent
besteht, bei einer Teilzeittätigkeit noch von 25 Prozent, aber bei mindestens einer Vollzeittätigkeit
lediglich noch von zwei Prozent. Bei Alleinstehenden vermindert die Aufnahme einer Teilzeittätig-
keit das Armutsrisiko von 49 auf 32 Prozent, bei Vollzeitarbeit sinkt das Risiko auf fünf Prozent. Zu
den Alleinstehenden wird in dieser Übersicht auch die große Gruppe der Alleinerziehenden gezählt,
die oftmals aufgrund der mangelnden Vereinbarkeit von Familie und Beruf zusätzliche Schwierig-
keiten haben, auf dem Arbeitsmarkt aktiv zu sein.
3 Der Medianverdienst ist das Einkommen, das die erwerbstätige Bevölkerung in zwei genau gleich große Gruppen teilt: Die eine Hälfte der Erwerbstätigen erzielt weniger, die andere Hälfte erzielt mehr als das Medianeinkommen.
Entwicklung der Arbeitslosigkeit
Armut in Arbeit
relativ selten
27
Tabelle 3: Armut in und außerhalb von Arbeit
Armut unter der
Bevölkerung im erwerbs-fähigen Alter
Armut in Haushalten mit Vorstand im erwerbsfähigen Alter in %Al
le
Kein
Er
wer
bstä
tiger
Ein
Erw
erbs
tätig
er
Zwei
Erw
erbs
tätig
e
Alle
Kein
Er
wer
bstä
tiger
Ein
Erw
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tätig
er
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Er
wer
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Mitt
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00er
Verä
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95
Niv
eau,
M
itte
2000
er
Verä
nder
unge
n se
it M
itte
1990
Australien 10 1,2 10 55 7 1 0,4 9,0 -0,5 0,2
Belgien 7 0,5 8 25 8 2 0,0 6,7 0,7 -0,8
Dänemark 5 1,2 5 18 8 1 1,0 4,8 1,5 0,3
Deutschland 8 0,8 12 40 7 1 3,4 4,7 1,9 -0,1
Finnland 7 1,7 6 34 10 1 1,8 13,4 1,2 -0,2
Frankreich 7 -0,6 7 22 10 2 0,1 7,6 0,1 -0,7
Griechenland 9 -1,2 10 26 18 3 -0,5 4,7 3,6 -1,2
Irland 12 3,3 13 63 15 2 … … … …
Island 7 … 7 28 19 4 … … … …
Italien 10 -2,8 11 36 16 1 -3,1 -2,2 -1,3 -3,1
Japan 12 0,4 12 42 14 9 0,8 2,2 1,3 -0,3
Kanada 10 0,9 13 66 21 4 2,5 6,2 6,1 1,2
Korea 12 … 11 58 13 4 … … … …
Luxemburg 8 2,8 9 19 15 3 3,3 7,3 7,3 1,6
Mexiko 15 -2,2 18 37 26 10 -2,9 -3,5 -0,2 -3,5
Neuseeland 11 3,3 12 46 19 4 2,5 15,2 8,5 0,1
Niederlande 7 0,7 8 34 13 2 1,4 6,5 5,9 1,0
Norwegen 7 1,0 6 38 4 0 0,9 1,0 0,0 0,2
Österreich 7 2,2 6 22 6 3 3,6 1,3 1,7 6,1
Polen 14 … 16 33 23 5 … … … …
Portugal 11 -0,4 11 37 24 3 0,0 -2,4 3,3 0,2
Slowakei 8 … 9 38 15 1 … … … …
Tschechien 5 0,7 6 38 7 0 0,9 2,9 -2,0 0,1
Ungarn 7 1,0 7 19 6 4 0,2 -4,9 -4,6 -0,7
Anmerkung: Für Zellen mit “…“ sind keine Werte verfügbar.
Quelle: OECD Growing Unequal (2008b).
Entwicklung der Arbeitslosigkeit
28
Entwicklung der Arbeitslosigkeit
Tabelle 4: Armut in und außerhalb von Arbeit
Armut in Haushalten mit Vorstand im erwerbsfähigen Alter in %
Alleinstehende Zwei oder mehrere Erwachsene
Niveau, Mitte 2000er
Nicht erwerbstätig
Teilzeit Vollzeit Nicht erwerbstätig
Mindestens1x Teilzeit
Mindestens1 x Vollzeit
Australien 72 12 2 42 13 2
Belgien 29 18 6 22 20 3
Dänemark 22 28 1 15 6 0
Deutschland 49 32 5 32 25 2
Finnland 47 13 2 16 13 1
Frankreich 31 8 6 18 4 4
Griechenland 33 34 9 22 25 8
Irland 75 36 7 55 29 3
Island 23 25 10 40 13 5
Italien 40 50 4 36 33 8
Japan 57 … … 31 … …
Kanada 79 50 11 54 23 4
Korea 53 … … 61 … …
Luxemburg 28 35 12 14 28 10
Mexiko 30 … … 41 … …
Neuseeland 51 41 9 42 … 6
Niederlande 40 … … 27 … …
Norwegen 47 … … 22 … …
Österreich 31 17 5 35 4 4
Polen 40 … … 31 … …
Portugal 58 31 16 33 26 8
Slowakei 35 21 20 40 21 6
Tschechien 56 … 6 28 … 2
Ungarn 39 … … 15 11 2
Anmerkung: Für Zellen mit “…“ sind keine Werte verfügbar.
Quelle: OECD Growing Unequal (2008b).
29
Der deutsche Arbeitsmarkt hat seinen Charakter gegenüber der Situation zu Beginn des Jahr-
zehnts also deutlich verändert – stärker als viele andere OECD- und EU-Staaten. Flexible Jobs
haben an Bedeutung ebenso gewonnen wie innerbetriebliche Formen der Flexibilität. Beide Ele-
mente haben zu einem verstärkten Wachstum der Beschäftigung im Aufschwung 2006 bis 2008
beigetragen. Wie auch in den meisten anderen Ländern ist der Arbeitsmarkt in Deutschland über
die Zeit aufnahmefähiger, aber auch heterogener im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen und die
Art der Arbeitsverhältnisse geworden. Damit konnte die Inaktivität vermindert werden. Die Lang-
zeitarbeitslosigkeit ist nach wie vor überdurchschnittlich hoch wie auch die Arbeitslosigkeit insge-
samt. Dies ist aber durch die Tatsache erklärbar, dass nicht erwerbstätige Personen in Deutschland
mit höherer Wahrscheinlichkeit als anderswo in Leistungssystemen der Arbeitslosenunterstüt-
zung mit aktiven Integrationsmaßnahmen erscheinen. Ältere und Frauen sind deutlich stärker auf
dem Arbeitsmarkt präsent als noch vor wenigen Jahren. Bei den Frauen, insbesondere Müttern,
dominiert allerdings nach wie vor ein im internationalen Vergleich hoher Anteil an Teilzeitarbeit.
Die vermehrte Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt ging einher mit einer deutlichen, im
Vergleich zu anderen Ländern nachholenden Expansion des Dienstleistungssektors. So wie das
Beschäftigungswachstum bei den Dienstleistungen in Deutschland verspätet einsetzte, so sind
auch Veränderungen im institutionellen Arrangement des Arbeitsmarktes, welche anderswo be-
reits in den 90er Jahren vorangetrieben wurden, in Deutschland erst in dieser Dekade, aber mit
großer Reichweite umgesetzt worden. Die Verbesserung der Beschäftigungslage geht also ein-
her mit Reformen und strukturellen Veränderungen, die durchaus denen in anderen OECD-Staa-
ten entsprechen. Deutschland hat sich gegenüber der Situation Anfang des Jahrzehnts bei der
Beschäftigung substanziell verbessert. Viele der Veränderungen, die Ende der 90er Jahre als not-
wendig und erstrebenswert erschienen, sind mittlerweile realisiert, nicht unbedingt vollständig
und effizient, aber in der Grundausrichtung den Ländern folgend, die mit ihren Reformen bereits
Anfang der 90er Jahre auf Beschäftigungserfolge hingearbeitet haben.
Dies besagt noch nicht, dass alle Probleme gelöst sind. Die Verminderung von Arbeitslosigkeit
und Inaktivität gelang nur, weil vor allem im Dienstleistungsbereich mehr flexible Beschäftigung
entstehen konnte. Nun gibt es mehr Jobs, aber eben auch weniger gut bezahlte, instabilere und
schlechter abgesicherte. Besonders auffällig ist in diesem Zusammenhang die Ausweitung der
Lohnspreizung am unteren Rand des Verdienstspektrums. Dies kann nicht einfach mit einer stär-
keren Verbreitung von Armut innerhalb oder außerhalb der Erwerbstätigkeit in Verbindung ge-
bracht werden. Arbeit, insbesondere Vollzeitarbeit, vermindert das Armutsrisiko gegenüber der
Nichterwerbstätigkeit deutlich.
Entwicklung der Arbeitslosigkeit
Heterogenere
Arbeitsverhältnisse…
… und Wandel zum
Dienstleistungssektor
30
Entwicklung der Arbeitslosigkeit
Tabelle 5: Zentrale Arbeitsmarktindikatoren im Überblick
Wert für Deutschland
Durchschnitt Höchster Wert
Niedrigster Wert
Überdurchschnittlich
Standardisierte Arbeitslosenquote 2008 (2001)
7.3 (-0.3) 5.8 ( O ) 11.4 (ES) 2.5 (NO)
Anteil an Langzeitarbeitslosen 2008 (2001) 53.4 (+3.0) 28.2 ( O ) 66.1 (SK) 1.7 (MX)
Schätzungen der NAIRU 2008 (2001) 7.1 (-0.4) 5.5 ( O ) 9.0 (GR) 2.2 (CH)
Lohnspreizung D5 zu D1 2007 (1997) 1.89 (+0.33) 1.72 ( O ) 2.11 (US) 1.38 (SE)
Durchschnittlich
Beschäftigungsquote 2008 (2001) 70.2 (+4.4) 68.3 ( O ) 84.2 (IS) 44.9 (TR)
Erwerbsquote der Frauen 2008 (2001) 69.7 (+5.9) 64.7 ( O ) 82.5 (IS) 26.7 (TR)
Beschäftigungsquote der Frauen 2008 (2001)
64.3 (+5.6) 60.8 ( O ) 80.3 (IS) 23.5 (TR)
Erwerbsquote Älterer 2008 (2001) 58.8 (+15.9) 53.5 ( O ) 84.7 (IS) 28.9 (TR)
Beschäftigung Älterer 2008 (2001) 53.8 (+15.9) 51.5 ( O ) 83.3 (IS) 27.4 (TR)
Beschäftigung Jungerer 2008 (2001) 47.2 (0.2) 43.8 ( O ) 72.1 (IS) 20.0 (HU)
Beschäftigungsquote Geringqualifizierter 2007 (2001)
54.6 (+2.8) 58.4 ( O ) 80.5 (IS) 23.7 (SK)
Armut unter der Bevölkerung unter erwerbsfähigem Alter ca. 2005 (1995)
8.0 (+0.8) 9.0 ( O ) 15 (MX) 5.0 (DK)
Unterdurchschnittlich
Arbeitslosigkeit Jüngerer 2008 (2001) 10.4 (+2.1) 13.2 ( O ) 24.6 (ES) 5.6 (NL)
Armut in Haushalten mit Vorstand im erwerbsfähigen Alter für Alleinstehende auf Vollzeit ca. 2005
5.0 7.7 ( O ) 20.0 (SK) 1.0 (DK)
Armut in Haushalten mit Vorstand im erwerbsfähigen Alter für zwei oder mehrere Erwachsene mit mindestens einer Person auf Vollzeit ca. 2005
2.0 4.6 ( O ) 10.0 (LU) 0.0 (DK)
Lohnspreizung D9 zu D5 2007 (1997) 1.73 (-0.10) 1.92 ( O ) 2.34 (HU) 1.47 (NO)
Anmerkungen: Zuordnung in die drei Bereiche „überdurchschnittlich“, „durchschnittlich“ und „unterdurchschnittlich“ jeweils bezogen auf den aktuellsten verfügbaren Wert für Deutschland im Verhältnis zum Durchschnitt der OECD (O) oder der EU; liegt Deutschland mehr als eine halbe Standardabweichung oberhalb (unterhalb) des Mittelwertes, wird es als überdurchschnittlich (unterdurchschnittlich) bezeichnet. Bezugsjahr für Veränderungen in Klammern.
Quellen: OECD, eigene Berechnungen.
31
Entwicklung der Arbeitslosigkeit
Tabelle 6: Zentrale Arbeitsmarktindikatoren im Überblick
Wert für Deutschland
Durchschnitt Höchster Wert
Niedrigster Wert
Überdurchschnittlich
Teilzeitquote der Frauen 2008 (2001) 45.4 (+6.1) 24.4 ( EU ) 75.3 (NL) 2.7 (BG)
Rückstand der Beschäftigungsquote von Frauen gegenüber der von Männern bei Vollzeitäquivalenten 2007 (2001)
22.9 (-1.5) 18.6 ( EU ) 40.3 (MT) 7.2 (LT)
Langzeitarbeitslosenquote 2008 (2001) 3.8 (+0.0) 2.2 ( EU ) 6.6 (SK) 0.3 (NO)
Durchschnittlich
Anteil der unfreiwilligen an der gesamten Teilzeit von Frauen 2008 (2001)
19.0 (+7.4) 22.6 ( EU ) 41.3 (GR) 4.1 (NL)
Tatsächliches Renteneintrittsalter 2007 (2001)
62.0 (+1.4) 61.8 ( EU ) 66.3 (IS) 58.7 (SK)
Frühe Schulabgänger 2007 (2001) 12.7 (0.2) 17.8 ( EU ) 47.6 (TR) 7.6 (CH)
Unterdurchschnittlich
Inaktivität der erwerbsfähigen Bevölkerung 2008 (2001)
23.5 (-5.2) 28.0 ( EU ) 41.2 (MT) 13.8 (IS)
Anmerkungen: Zuordnung in die drei Bereiche „überdurchschnittlich“, „durchschnittlich“ und „unterdurchschnittlich“ jeweils bezogen auf den ak-tuellsten verfügbaren Wert für Deutschland im Verhältnis zum Durchschnitt der EU-Länder, für die Daten vorliegen. Liegt Deutschland mehr als eine halbe Standardabweichung oberhalb (unterhalb) des Mittelwertes, wird es als überdurchschnittlich (unterdurchschnittlich) bezeichnet. Bezugsjahr für Veränderungen in Klammern.
Quellen: Eurostat, eigene Berechnungen.
32
4. Die Arbeitsmarktlage in der Krise
Der weltweite Wirtschaftseinbruch in der Folge der Finanzmarktkrise hat die Lage auf den interna-
tionalen Arbeitsmärkten stark beeinflusst. Dies gilt jedoch für einige Länder mehr als für andere.
Zunächst ist festzustellen, dass insbesondere Länder mit einer starken Exportabhängigkeit einen
Rückgang ihres BIP zu verzeichnen hatten. Inwieweit sich dieser in der Arbeitsmarktbilanz nie-
dergeschlagen hat, ist auch von der jeweiligen Bereitschaft zu staatlichen Interventionen abhän-
gig. Dies lässt sich beispielhaft am deutschen Fall zeigen.
Trotz der starken Abhängigkeit von Exporten aus dem industriellen Bereich und der folglich aus-
geprägten Betroffenheit durch die krisenhafte Entwicklung der Weltwirtschaft ist die Beschäfti-
gung in Deutschland bislang weniger stark eingebrochen und die Arbeitslosigkeit weniger stark
gestiegen als in den meisten anderen Staaten (Abbildung 20).
Abbildung 20: Beschäftigungsentwicklung seit Beginn der Krise in Prozent (letztes Quartal vor der Krise = 0)
Quellen: ILO, eigene Berechnungen.
Angaben in Prozent
Anmerkung: Je nach Datenverfügbarkeit beziehen sich die Zahlen auf das Beschäftigungsniveau im ersten oder zweiten Quartal 2009. Der Beginn der Krise variiert zwischen den Ländern und wurde von den Autoren festgelegt. Als Beginn wurde das Quartal gewählt, in dem entweder a) das BIP im Vergleich zum Vorjahr erstmals sinkt oder b) das BIP um mehr als einen Prozentpunkt weniger wächst als im Vorjahr. Quelle: ILO, eigene Berechnungen.
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Irlan
d
-0,08
-0,06
-0,04
-0,02
0,00
Die Arbeitsmarktlage in der Krise
Drastische Einbrüche
in einigen Ländern …
33
Der Vergleich über die letzten Monate zeigt eine deutliche Verschlechterung der Arbeitsmarkt-
lage, gemessen in der standardisierten Arbeitslosenquote, in den USA, in Großbritannien, aber
auch in Irland oder Spanien. Dies sind Staaten, die sich in zweierlei Hinsicht von Deutschland un-
terscheiden:
1. Die USA, Großbritannien, Irland oder Spanien waren zu einem früheren Zeitpunkt als Deutsch-
land vom Platzen der Immobilienblase und den davon ausgelösten Turbulenzen betroffen. Dort
hat sich die Krise mit besonderer Wucht niedergeschlagen und dabei die Realwirtschaft sowie
den Arbeitsmarkt erfasst. Mit dem Andauern der Krise ist jedoch zu erwarten, dass es auch in
Deutschland mit einer gewissen Zeitverzögerung zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit kom-
men wird.
2. Die USA, Großbritannien und Irland, aber auch Dänemark verfügen über vergleichsweise flexi-
ble Arbeitsmärkte, bei denen auch Stammbelegschaften rascher abgebaut (und wieder einge-
stellt) werden. Die Geschwindigkeit bei der Anpassung der Beschäftigung ist damit höher als
in Kontinentaleuropa, wo die Arbeitsplatzsicherheit stärker ausgeprägt ist. Diese institutionel-
len Bedingungen können den Strukturwandel und die Mobilität auf dem Arbeitsmarkt zwar
hemmen, kurzfristig tragen sie aber zur Stabilisierung der Beschäftigung und zur Nutzung
betriebsinterner Flexibilitätsmöglichkeiten bei, die den sonst erwarteten Abbau von Arbeits-
plätzen dämpfen können. In Spanien ist in einem System mit stark ausgebautem Kündigungs-
schutz vor allem ein Abbau von befristeten Arbeitsverträgen zu erkennen, in Deutschland am
stärksten im Bereich der Zeitarbeit.
Abbildung 21: Kurzfristige Veränderung der Arbeitslosigkeit in den OECD-Staaten, Juli 2008 und Juli 2009
Span
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en
Däne
mar
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Aust
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n
Mex
iko
Japa
n
Öst
erre
ich
Kore
a
Nie
derla
nde
Quelle: OECD.
0
5
10
15
20
Juli 2008 Juli 2009
Angaben in Prozent
11,0
5,9
9,67,8
5,6
7,7 7,7
5,66,2 6,3
7,1 6,9 7,3
4,9 4,33,1
4,3 3,8 4,1 3,6 3,2 2,7
18,1
12,2 11,710,3
9,5 9,4 9,3 9,0 8,6 8,5 8,2 8,1 7,76,4 6,3 6,2 5,8 5,6 5,4
4,4 4,03,3
Die Arbeitsmarktlage in der Krise
34
Der internationale Vergleich der standardisierten Arbeitslosenquoten im letzten verfügbaren
Monat (Juli 2009) im Vergleich zum Vorjahresmonat zeigt deutlich unterschiedliche Entwicklun-
gen auf den Arbeitsmärkten (Abbildung 21). Infolge der Krise ist die Arbeitslosigkeit zwar in allen
Ländern im ersten Halbjahr 2009 auf ein höheres Niveau als im Frühjahr 2008 angestiegen, die
Differenz fällt aber in Spanien, Irland, Ungarn, den USA, Dänemark oder Schweden deutlich stär-
ker aus als etwa in Frankreich oder Deutschland, Österreich oder der Niederlande. Tatsächlich ist
es so, dass Deutschland bei der standardisierten Arbeitslosenquote die geringste Veränderung von
Juli 2008 bis Juli 2009 aufweist.
Bezogen auf Deutschland ist die Beschäftigung vor allem in der verarbeitenden Industrie und in
der Logistik rückläufig. Beide Bereiche sind durch eine besonders starke Orientierung auf den Au-
ßenhandel geprägt. Dies zeigen aktuelle Daten der Bundesagentur für Arbeit zur Anzahl der so-
zialversicherungspflichtig Beschäftigten (Tabelle 7). Der Rückgang bei den unternehmensnahen
Dienstleistungen ist vor allem auf den Abbau von etwa eines Viertels der Arbeitsplätze in der Zeit-
arbeit zurückzuführen, die weit überwiegend auch als flexible Randbelegschaft in der verarbeiten-
Tabelle 7: Jüngste Beschäftigungsentwicklung
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im letzten verfügbaren Monat und im Vergleichsmonat 2008 nach Sektoren, Juli 2008 und Juli 2009
Wirtschaftsabschnitt Juli 2008 Juli 2009 Differenz zu Juli 2008
Veränderung in %
Land-, Forstwirtschaft und Fischerei 213.694 216.900 3.206 1,5
Bergbau, Energie- und Wasserversorgung, Entsorgungswirtschaft
545.913 547.100 1.187 0,2
Verarbeitendes Gewerbe 6.531.663 6.344.600 -187.063 -2,9
Baugewerbe 1.574.405 1.577.800 3.395 0,2
Handel, Instandhaltung, Reparatur von Kfz 4.015.675 4.010.200 -5.475 -0,1
Verkehr und Lagerei 1.420.860 1.398.100 -22.760 -1,6
Gastgewerbe 802.754 829.700 26.946 3,4
Information und Kommunikation 839.560 826.700 -12.860 -1,5
Erbringen von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen
987.608 999.700 12.092 1,2
Wirtschaftliche Dienstleistungen 3.537.011 3.394.900 -142.111 -4,0
darunter Arbeitnehmerüberlassung 722.447 549.100 -173.347 -24,0
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung, externe Organisation
1.666.501 1.690.100 23.599 1,4
Erziehung und Unterricht 1.012.048 1.061.800 49.752 4,9
Gesundheits- und Sozialwesen 3.230.595 3.359.700 129.105 4,0
sonst. Dienstleistungen, Private Haushalte 1.052.156 1.077.100 24.944 2,4
Insgesamt 27.439.707 27.337.400 -102.307 -0,4
Quelle: Bundesagentur für Arbeit.
Die Arbeitsmarktlage in der Krise
Bislang geringe Auswirkungen
in Deutschland …
35
den Industrie zum Einsatz kommen. Weiterhin ist aber zu beobachten, dass das Niveau der sozial-
versicherungspflichtigen Beschäftigung im Juli 2009 mit -0,4 Prozent nur leicht unter dem Stand
von Juli 2008 lag und einige Sektoren auch über die letzten Monate hinweg einen Aufbau an sozi-
alversicherten Arbeitsplätzen verzeichnen konnten, insbesondere im Bereich sozialer und perso-
nenbezogener Dienstleistungen. Hier ist die Beschäftigungssituation nach wie vor günstig.
Daten des statistischen Bundesamtes bestätigen die weitgehende Stabilität des Beschäftigungsni-
veaus in Deutschland. Im zweiten Quartal 2009 lag die Erwerbstätigkeit lediglich um 0,1 Prozent
niedriger als im Vorjahr. Die Angaben des Statistischen Bundesamtes zur gesamten Erwerbstätig-
keit inkl. Selbstständiger und nicht sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter bestätigen den
weiterhin robusten Arbeitsplatzaufbau in den Dienstleistungsbranchen. Dort wurden Mitte 2009
0,4 Prozent mehr Erwerbstätige gezählt als im Vorjahr. Für das produzierende Gewerbe hat De-
statis wie auch die Bundesagentur einen Rückgang um 1,8 Prozent ermittelt. Der Strukturwandel
setzt sich mithin in der gegenwärtigen Situation weiter fort.
Derzeit ist deutlich zu erkennen, dass über verminderte Arbeitszeiten und die Ausweitung der
Kurzarbeit Beschäftigung stabilisiert wird (Bach et al. 2009). Das Volumen der durchschnittlich ge-
leisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigem sank vom 2. Quartal 2008 bis zum 2. Quartal 2009 um
4,8 Prozent. Bei einer nahezu konstanten Zahl von Erwerbstätigen bedeutet dies, dass der Rück-
gang der Wirtschaftstätigkeit bislang weitgehend intern abgefedert worden und die Produktivität
je Erwerbstätigem zurückgegangen ist.
Abbildung 22: Kurzarbeit in Deutschland, 2007 bis 2009
Bestand West Bestand Ost Anzeigen
0
300.000
Okt.07
Nov.07
Dez.07
Jan.08
Feb.08
März08
Apr.08
Mai08
Juni08
Jan.09
Feb.09
März09
Apr.09
Mai09
Juni09
Juli08
Aug.08
Sep.08
Okt.08
Nov.08
Dez.08
600.000
900.000
1.200.000
1.500.000
Quelle: Bundesagentur für Arbeit.
Die Arbeitsmarktlage in der Krise
… u.a. durch
umfangreiche Kurzarbeit
36
Rückgänge bei den Auftragseingängen und bei der Produktion können in den deutschen Unter-
nehmen also für einen begrenzten Zeitraum ohne Entlassungen überbrückt werden. Abbildung 22
belegt den sehr starken Anstieg bei den Anzeigen von Kurzarbeit und den zeitverzögert anwach-
senden Beständen, wenngleich der Zustrom zur Kurzarbeit mittlerweile wieder abklingt. Derzeit
sind mehr als eine Million Beschäftigte in Kurzarbeit, zwei Drittel davon in der Automobil- und
Metallindustrie sowie im Maschinenbau. Dies dürfte auch etwa dem Jahresdurchschnitt entspre-
chen. Bei einem mittleren Arbeitsausfall von 34,5 Prozent entspricht dies etwa 430.000 vollzeit-
äquivalenten Arbeitsverhältnissen. Kurzarbeit dämpft dadurch bis auf Weiteres den Anstieg der
offenen Arbeitslosigkeit, wenngleich nicht klar ist, welcher Anteil der Kurzarbeiter wirklich in den
nächsten Monaten von einer Kündigung bedroht sein wird. Das Modell der Kurzarbeit ist somit
eine Möglichkeit der Stabilisierung von Belegschaften in Systemen mit spezifischen Qualifikati-
onsanforderungen, regulierten Arbeitsmärkten und ausgebauter interner Flexibilität (Eichhorst/
Marx 2009c, Crimmann/Wießner 2009).
Mit dem Instrument der Kurzarbeit, flexiblen Modellen der betriebsinternen Arbeitszeitgestaltung
und dem Abbau von flexiblen Randbelegschaften – also Zeitarbeitskräften – konnte die Beschäfti-
gung in der Industrie in Deutschland trotz eines massiven Einbruchs bei den Auftragseingängen
und den Exporten seit Herbst 2008 noch relativ gut stabilisiert werden. Die Unternehmen beugen
damit auch dem möglichen Verlust von Fachkräften und damit betriebsspezifischem Humankapi-
tal vor, das bei einer erneuten Belebung der Aktivitäten benötigt würde. Wenn sich die Anzeichen
auf eine konjunkturelle Wende verstärken, kann davon ausgegangen werden, dass diese Brücken-
funktion von Kurzarbeit und Arbeitszeitflexibilität tatsächlich zum Tragen kommt. Sollte die Krise
länger andauern, sind Entlassungen unvermeidlich. Die unsichere konjunkturelle Situation lässt
jedoch ebenfalls den Schluss zu, dass bei einer gewissen Stabilisierung der Lage auch die Zeitar-
beit wieder vermehrt zum Einsatz kommen wird.
Es ist noch zu früh für eine abschließende Bewertung, ob die deutsche Art der Krisenbewältigung
von nachhaltigem Erfolg geprägt sein wird. Auf der einen Seite lässt sich argumentieren, dass die
Wirkungen einer lang anhaltenden Krise zunächst nur abgeschwächt und verzögert werden, um
später umso persistenter und langwieriger zu sein. Viele derzeit vorliegende Prognosen weisen
in diese Richtung. Es herrscht die Erwartung vor, dass die Arbeitslosigkeit im Winter 2009/2010
und in den darauffolgenden Monaten noch einmal deutlich ansteigt und die Beschäftigung in ähn-
lichem Umfang einbricht.
Auf der anderen Seite zeigen die jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes, dass mit dem
Wachstum des BIP im zweiten Quartal 2009 die Phase der Rezession bereits überwunden ist und
mit einer positiveren Entwicklung als noch zuletzt prognostiziert zu rechnen sein könnte. Damit
könnten sich auch die Auswirkungen der Krise auf den Arbeitsmarkt weniger negativ darstellen.
Ein erneuter Anstieg der Arbeitslosigkeit auf das Niveau von 2005 würde damit weniger wahr-
scheinlich.
Die Arbeitsmarktlage in der Krise
Weiterhin unsichere
Aussichten
37
5. Zusammenfassung und Ausblick
In der gegenwärtigen Lage ist abzusehen, dass der Beschäftigungszuwachs der vergangenen Jahre
zumindest teilweise wieder verloren gehen wird. Damit stellt sich die Frage, inwieweit dieser auf
strukturelle Verbesserungen oder lediglich zyklische Kräfte zurückzuführen ist. Diese Frage ist
angesichts einer Vielzahl intervenierender Variablen nur schwer zu beantworten. Es lässt sich
aber festhalten, dass sich die Struktur des Arbeitsmarktes verändert hat und sich grundlegend von
der Situation Anfang des Jahrzehnts unterscheidet. Vor allem die „Flexibilitätsreserven“ der atypi-
schen Beschäftigungsformen haben den Arbeitsmarkt an Dynamik gewinnen lassen und geholfen,
Beschäftigungspotenziale im Segment der privaten Dienstleistungen zu erschließen. Im Vergleich
der Aufschwünge 1998-2000 und 2005-2007 zeigt sich, dass bei vergleichbaren Wachstumsraten
der jünste Aufschwung beschäftigungsintensiver verlief (Schmid/Modrack 2008).
Dies bedeutet gleichwohl nicht, dass alle Schwächen überwunden wären. Vielmehr wird die Krise
strukturelle Probleme wieder in den Vordergrund rücken. Hierzu zählt die finanzielle Belastung
durch vergleichsweise kostenintensive passive Arbeitsmarktprogramme und Sozialleistungen. Vor
diesem Hintergrund ist etwa dringend davon abzuraten, Forderungen nach einer Reaktivierung
der Frühverrentung als Instrument gegen die Krise nachzugeben. Die verlängerte Auszahlung
des Arbeitslosengeldes I für Ältere oder die ankündigte Verlängerung der geförderten Altersteil-
zeit um ein Jahr bis Ende 2010 weisen hier in die falsche Richtung. Auch das Instrument der Kurz-
arbeit sollte nicht über den maßvollen, kurzfristigen Einsatz hinaus als strukturkonservierendes
Ausgabenprogramm fehlinterpretiert werden.
Eine weitere „Baustelle“ stellt die Regulierung des Arbeitsmarktes dar. Bislang hat sich die Poli-
tik in ihren Deregulierungsbemühungen auf einzelne Zielgruppen wie Leiharbeiter, Minijobber
oder befristet Beschäftigte beschränkt. Selbst wenn normative Erwägungen außen vor gelassen
werden, stellt sich die Frage, ob mit einer solchen Strategie langfristig alle Privilegien des Nor-
malarbeitsverhältnisses gesichert werden können und die zunehmende Spaltung in „gute“ und
„schlechte“ Arbeitsplätze hingenommen werden sollte. In jedem Fall könnte ein flexibleres Ar-
beitsrecht im Sinne des „Flexicurity-Konzepts“ zu einer ausgewogeneren Verteilung von Flexibi-
litätsrisiken beitragen.
In der Aktivierung von Arbeitslosen wurden in den Hartz-Reformen zweifelsohne große Fort-
schritte gemacht. Für große Teile der Langzeitarbeitslosen gelingt die (Re-)Integration in Beschäf-
tigung aber weiterhin nicht so reibungslos wie in manchen anderen Ländern, etwa Dänemark und
der Niederlande. Nachholbedarf besteht hierzulande weniger auf dem „Fordern“, sondern viel-
mehr auf dem „Fördern“, also in der Qualität der passgenauen Vermittlung und dem adäquaten
Angebot beruflicher Trainings- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Hier wird nach wie vor eine He-
rausforderung für die deutsche Arbeitsmarktpolitik liegen.
Zusammenfassung und Ausblick
Gleichmäßigere Verteilung
von Flexibilisierungsrisiken
„Fördern“ gegenüber
„Fordern“ stärken
Fortbestehende
Schwächen
Tiefgreifende
Strukturveränderungen
38
Generell stellt der gesamte Bereich der Aus- und Weiterbildung das wichtigste Handlungsfeld für
die Zukunft des deutschen Beschäftigungsmodells dar. Mangelnde Qualifikation ist nach wie vor
die gewichtigste Zugangsbarriere zum Arbeitsmarkt insgesamt und zu dauerhaft gesicherter Be-
schäftigung im Besonderen. Neben hochwertiger frühkindlicher, schulischer und universitärer
Ausbildung sollten auch Maßnahmen des lebenslangen Lernens verstärkte Aufmerksamkeit er-
halten. Hier liegt Deutschland immer noch weit hinter den international führenden Ländern. In
politischen Debatten ist es mittlerweile zum Gemeinplatz geworden, Bildung als zentrale Größe
für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands zu benennen. Diesen Gemeinplatz konkret umzusetzen,
bleibt Auftrag und Herausforderung.
Abschließend sei angemerkt, dass einige der politischen Ansätze der laufenden Legislaturperi-
ode Anlass zur Mahnung geben: Die Politik hat es in der Hand, in die Handlungsrezepte der 90er
Jahre und davor zurückzufallen oder weiter zukunftsorientierte Reformen zu wagen. Optimistisch
stimmt dabei, dass sich positive Veränderungen auch ohne Zutun des Gesetzgebers vollziehen
können. Als Beispiel sei an die weit verbreitete Praxis erinnert, über Betriebsvereinbarungen ein
flexibles System der Aushandlung von Arbeitsbedingungen zu schaffen. Damit haben die Sozial-
partner nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands erheblich gestärkt, sie haben auch be-
wiesen, dass sinnvolle und für beide Seiten akzeptable Veränderungen nicht immer aus der Feder
von Parlament und Regierung stammen müssen.
Zusammenfassung und Ausblick
Bessere Aus- und
Weiterbildung dringlich
Sozialpartnerschaft auf tariflicher
und betrieblicher Ebene
39
6. Literatur
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