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Basskaskaden und Sitar-Girlanden Jazziges Akkordeon trifft auf indische Sitar: Ein Abend für Liebhaber im Jazzclub Session 88
VON UNSERER M I T A R B E I T E R I N URSULA Q U A S T
Schorndorf. Zwei Volltreffer in Folge - das freut den Programmmacher einer Veranstal-
_ tungsreihe. Der Jazzclub Session 88 in Schorndorf legte nach einem grandiosen Konzert im September jetzt mit einem Gourmetduo nach: Es spielten
- i Akkordeon und Sitar.
Im Jazzclub trat ein musikalisches Gour-S i metduo mit dem italienischen Akkordeo-l , nisten Luciano Biondini und dem österrei-_: chischen Sitarspieler Klaus Falschlunger
auf, das das Publikum mit stilistisch Außerordentlichem begeisterte.
Das Team um Sabine Seelow setzt bei der Programmgestaltung überlegt nicht auf marktsicheren Mainstream. Es sucht gerne
E auch ungewöhnliche Besetzungen, die Kon-• zertbesucher mit liebgewordenen Hörge-. wohnheiten durchaus herausfordern kön-. nen. Wenn, wie in diesem Fall , der vollmun-: dige, witzige Tonfarbenreichtum eines jaz-£ zigen Akkordeons auf die Spitzfindigkeiten
einer 20-saitigen indischen Sitar trifft, • wenn italienische Jazzprononciation sich
mit Innsbrucker Sitardialekt vereint, dann . verspricht das vordergründig schon einmal
einfach eine spannende Unterhaltung. Und wenn zwei charaktervolle Könner ihres Fachs in einen solch seelenvollen Dialog der tonlichen Kulturen geraten wie Biondini und Falschlunger, dann steht am Ende ein wunderbarer Abend musikalischer Tiefgründigkeit: stilübergreifend, Kulturen verbindend, eine Völkerverständigung der reinsten Sorte ohne angestrengten Dolmet-
I schereinsatz. Das Privileg der Musik. Die Sitar ist das bekannteste Instrument
der klassischen indischen Musik und durch den Musiker Ravi Shankar seit den 60er Jahren im Jazz beheimatet. Klaus Falschlunger hat sich dem Klang dieses Zupfin-
i struments verschrieben, und die Komposi
tionen des Musikers bestimmen den Abend. Er zeichnet mit jenem speziellen Sound Melodielinien in der einzigartigen Manier sich verziehender Töne, mit Tonmaterial, das wir gemeinhin orientalisch heißen. Luciano Biondini folgt ihm mit leichter Hand. Schon beim ersten Titel des Abends („Sweet and salty") zeigt sich das fast programmatisch: Die Sitar brilliert solistisch, klar und melancholisch, irgendwann summt ein Basston dazu, das Akkordeon rauscht vorsichtig heran, geht nach und nach über in seine sattwarmen Klangmöglichkeiten, wird akzentuierter und groovt dann in einem prägnanten Rhythmusraster voluminös zur L i nienführung des Zupfinstrumentes.
Die gezupfte Langhalslaute bemäntelt sich apart mit dem Faltenwurf des Akkordeons. In poetischen Balladen wie „Noah's first Breath" oder „Rare Moments" vereint Biondini gemurmelte Basskaskaden mit den eigenwilligen Sitartönen, bleibt federleicht für die sanften Tänze der Laute. Oder stampft wie eine Dampfmaschine, schiebt experimentell und vibrierend einen Jazz-groove der Spitzenklasse unter die improvisatorischen Girlanden des Klaus Falschlunger in so wunderbaren Stücken wie „Mind the Gap" oder „Incredible World". Ein klassisch anmutender freundlicher Jazz Waltz huldigt dem libanesischen Musiker Rabik Abu Khabi, und im spritzigen „Hippie in a Tipi" bricht sich grenzenloses jazziges Temperament Bahn.
Wenn doch irgendwann die Sprache zur Musik kommt, dann onomatopoetisch, in sinnferner sprachlicher Lautmalerei also, mit der Klaus Falschlunger das Duo mittels hochvirtuoser sprachrhythmischer Spielereien zum klangvollen Trio zu erweitern vermochte.
Info
Ein elektr is ierender und bemerkenswerter Mus ikabend macht Lust auf die weiteren Fo lgen : Am Fre i tag, 1 1 . Oktober, ist mit iGrooved die Bühne offen für Ses s ions . A m Sonntag , 20 . Oktober, um 1 9 Uhr gibt's Hundred Seventy Split: 50 J a h r e Woodstock mit L e o L y o n s , J o e G o o c h , Dämon Sawye r .
Luciano Biondini (links) und Klaus Falschlunger.
• „Jetzt seid ihr ja r e i ch " , h i e ß es a l lentha lben von Seiten der Konzer tbesucher an der Abendkasse , Bezug n e h m e n d au f die jüngs te Z u s c h u s s e r h ö h u n g der Stadt Schorndor f für den Jazzclub. • B i s lang wurde der Jazzclub Sess ion 88 m i t 3 0 0 0 E u r o v o m Geme inde ra t jähr l ich in se iner engagierten Arbe i t unterstützt . • Diese verschwanden ruck, zuck im Unterha l tsdschungel der „ G r u n d k o s t e n " , bevor auch nur ein Mus iker a u f der Bühne gestanden hatte. • Für die benötigte A b e n d t e c h n i k bei den Konzerten war dann bis lang eher nur d ie W ä h r u n g Ehre denn monetä re Vergüt u n g ü b r i g g e b l i e b e n . • Doch diese Lösung s teht durch den a l tersbedingten Rückzug des bisher igen
Foto: Streiter
Tonme i s te r s n icht m e h r zur Ver fügung. Da rettet der für den neuen Haushalt besch lossene Zuschlag v o n 4 0 0 0 Euro den Club aus h ö c h s t e n N ö t e n und geht komplett in d ie neue Techn ikbe t reuung . • Das Programm se lbst muss s ich allerd ings nach w ie vor aussch l ieß l i ch aus K o n z e r t e i n n a h m e n f i nanz ie ren . Was e i ner w u n d e r s a m e n Gra twanderung gle ichk o m m t in e i nem Mus ikbere i ch , der s ich se lbsterk lärend in Exper iment ie r - und Ris ikobere i tschaft äuße rn m u s s , u m am Leben zu b le iben . • E in bisschen m e h r Luft nach o b e n sol l te bei de rwe i te ren Bezuschussunga l so i m m e r noch drin se in , u m d e m Jazz in naher Zukunf t diese t rad i t ionsre iche Bühne zu s i che rn .
Es darf noch ein bisschen mehr sein
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