Einstellungsforschung mittels Umfragen: Einstellungsmodelle und empirische Evidenzen (Beispiel:...

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Einstellungsforschung mittels Umfragen:

Einstellungsmodelle und empirische Evidenzen (Beispiel: Einstellungen zu Parteien und Politikern)

Siegfried Schumann

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Dreidimensionales Einstellungsmodell

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Einstellungsdefinition

• „Einstellung“ bezeichnet eine psychologische Tendenz,– die sich durch eine mehr oder weniger positive oder negative

Bewertung eines Objekts ausdrückt. … – „psychologische Tendenz“ bezieht sich dabei auf einen inneren

Zustand der Person – und „Bewertung“ auf alle Klassen bewertender Reaktionen, seien

sie offen oder verdeckt, kognitiv, affektiv oder verhaltensbezogen. (Eagly u.a. 1993: 1)

• kognitiv: Gedanken oder Vorstellungen, oft Überzeugungen

• affektiv: Empfindungen, Stimmungen, Gefühle + Aktivitäten des sympathischen Nervensystems; meist zentrale Stellung!

• verhaltensbezogen / konativ: sichtbares Verhalten + Handlungsintentionen

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Modell

Einstellung als ein erschlossener Zustand; bewertende Reaktionen in 3 Klassen unterteilt

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Konsequenzen

• Konsistenztheorem (3 Dimensionen)

• Kognitive + konative Einstellungsdimension i.d.R in sich mehrdimensional!

• Konative Komponente ↔ Verhaltenserklärung

• Schwierigkeiten bei der Messung

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Messung: affektive Komponente für Parteien

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Messung: eine kognitive Komponente für Parteien

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Messung: eine konative Komponente für Parteien

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Messung II: kombinierte Erfassung d. Komponenten

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Messung II: Andere Beispiele (für komb. Erfassung)

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Messung II: „Parteienverdrossenheit“ (Likert-Skala)

Schumann (2001: 725)

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Eindimensionales Einstellungsmodell

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Einstellungsdefinition

• „Einstellung“ bezeichnet eine erlernte Disposition,– auf ein Objekt oder eine Klasse von Objekten – positiv oder negativ zu reagieren (Fishbein 1965: 107)

• Hiervon streng unterschieden:„Überzeugungen / Meinungen“ (beliefs) bezeichnen– Hypothesen bezüglich der Natur dieser Objekte – und der ihnen gegenüber angebrachten Handlungsweisen

(Fishbein 1965: 107)

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Einstellungsmodell nach Fishbein:

• Einstellungsobjekt ↔ Verbindung mit Überzeugungen (Merkmalen, Eigenschaften)

• Merkmale, Eigenschaften ↔ wertende Reaktion

• Wertende Reaktionen– „summieren“ sich auf– Gewichtung mit der Stärke der Überzeugung

→ subjektiv Wahrgenommene Wahrscheinlich- keit der Verbindung

• Aufsummierte wertende Reaktion → Einstellungsobjekt

Bei künftigen Gelegenheiten:• Einstellungsobjekt → aufsummierte wertende Reaktion

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Beispiel:

CDUStärke der

Wird in Verbindung gebracht mit: Bewertung: Verbindung:– Haltung zur Gesundheitsreform – – – ** – Haltung zur Rentenreform – – *– Haltung zur Atomkraft + **– Links-Rechts Einstufung+ + ***– Angela Merkel + + + *****– Roland Koch + *– Jürgen Rüttgers – **– Haltung zur kath. Kirche + *– Wirtschaftswunder + + *

– …

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Konsequenzen:

• Konsistenzprobleme werden vermieden

• „Einstellung“ und „Verhalten“ klar getrennt

• Klare Analyse von Einstellungsstrukturen möglich

• Gute Basis für Zusammenhangshyspothesen

• Schließt Konstruktion von Einstellungen nicht aus

• Schwerpunkt auf „affektiver Komponente“

• Messung über Skalometer problemlos möglich (sofern „Resultante“ interessiert)

• Problem: Gefahr eines „unendlichen Regresses“

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Messung (der „Resultanten“)

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Generelles Problem: Alternative Messung denkbar

Sympathie für das Einstellungsobjekt:

– sehr sympathisch – sehr unsympathisch (-5 … +5) – überhaupt nicht sympathisch – sehr sympathisch (0 … +10)

→ Vorstellung vom „empirischen Relativ“! sympathisch

sympathisch

unsympathisch

unsympathisch

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Empirische Prüfungen

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Zusammenhang der drei Komponenten für Parteien

Korrelation der drei Einstellungskomponenten für unterschiedliche Parteien

SPD CDU CSU B90 / Grüne

FDP PDS Repub-likaner

affektiv x kognitiv .61 .50 .56 .57 .45 .49 .36

affektiv x konativ .66 .67 .69 .55 .42 .49 .35

kognitiv x konativ .63 .54 .59 .50 .40 .39 .30

Nmin = 1190

nach Rohmert (2006: 32)

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Faktorenanalyse für Angela Merkel

EV: 0.974

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Faktorenanalyse für Angela Merkel (Fortsetzung)

Faktorladungen für Angela Merkel Ladung

Angela Merkel … vertritt eine verantwortungsvolle Politik .87 ist politisch vertrauenswürdig .83 hat vernünftige Vorstellungen, um die Wirtschaft anzukurbeln .82 vertritt gute Ansätze zur Reform der soz. Sicherungssysteme .82 ist außenpolitisch kompetent .80 ist entscheidungsfreudig .77 hat ein gutes Konzept zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit .77 ist menschlich sympathisch .74 ist umweltpolitisch kompetent .74 hat eine angenehme Ausstrahlung .71 ist ein ehrlicher Mensch .72 ist führungsstark .72 ist tatkräftig .66 hat einen guten Geschmack .64 erklärte Varianz: 61 % (Hauptachsenanalyse)

Max. Veränderung durch Hinzufügen von „ist menschlich sympathisch“: ±.01

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Faktorenanalyse für Gerhard Schröder

EV: 1.088

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Fazit

Plädoyer für eindimensionales Einstellungsmodell

• Konsistenzprobleme werden vermieden

• „Kognitive Komponente“ integrierbar

• Einstellungsstrukturen erforschbar; schließt Konstruktion von Einstellungen nicht aus

• „Einstellung“ und „Verhalten“ klar getrennt

• Messprobleme werden vermieden

• Schwerpunkt auch beim dreidimensionalen Ansatz bei „affektiver Komponente“

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Vielen Dankfür Ihre

Aufmerksamkeit!

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