Zur Zn-Absorption nach i. v. appliziertem Zink bei unterschiedlich Zn-versorgten Ratten

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Zbl. Vet. Med. A, 23, 849-857 (1976) @ 1976 Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg ISSN 0300-871 l/ASTM-Coden: ZVRAAX

Aus dem Institut fiir Tierernahrung der Technischen Universitat Miinchen in Freising-Weihenstephan

Zur Zn-Absorption nach i. v. appliziertem Zink bei unterschiedlich Zn-versorgten Ratten

Von

F. J. SCHWARZ und M. KIRCHGESSNER

Mit 2 Abbildiuagen und riner Tabelle

(Eingegangen am 27. Januar 1976)

Die intestinale Zn-Absorption steht in enger Beziehung zum Versorgungs- status des Organismus an Zink. Mangelhaft mit Zink gefutterte Ratten ab- sorbieren deutlich mehr Zink einer gleichen Zn-Dosis als ausreichend versorgte Kontrolltiere (HETH et al., 1966; EVANS et al., 1973; SCHWARZ u. KIRCH- GESSNER, 1974 a). Auch die Zn-Transport- und Aufnahmeraten isolierter Darmabschnitte sind nach einer Zn-Depletion gegenuber einer bedarfsgerechten Zn-Versorgung um ein Vielfaches hoher (KIRCHGESSNER et al., 1973; KRI- STIANSEN u. WEGGER, 1974; SCHWARZ u. KIRCHGESSNER, 1974 b). Im Ver- gleich zu dieser nutritiven Anderung der Zn-Versorgung wurden in der vorlie- genden Arbeit der Versorgungsstatus durch eine i. v. applizierte Zn-Dosis kurzfristig erhoht und die Interaktionen zur intestinalen Zn-Absorption unter- sucht. Die Versuche wurden an Ratten mit unterschiedlichem nutritiven Zn- Versorgungsstatus durchgefuhrt.

Methodik Die Versuchsratten (mannliche Sprague-Dawley-Ratten) wurden uber

einen Zeitraum von 21 Tagen mit einer halbsynthetischen Caseindiat gefuttert. Das Futter enthielt entweder 4,4; 8,9 oder 124 mg Zink pro kg Trockensub- stanz. Die Behandlung der Versuchstiere, ihre Lebendgewichte und der Zn- Versorgungsstatus wurden bereits ausfuhrlich in einer fruheren Arbeit (SCHWARZ u. KIRCHGESSNER, 1976 a) beschrieben.

Zu Versuchsbeginn wurden die Ratten jeder Zn-Versorgungsstufe in drei Gruppen zu je vier Tieren und eine Gruppe zu sechs Tieren unterteilt. Wah- rend den Ratten dieser Gruppe 0,15 ml 0,85 O/oige NaC1-Losung in die Schwanzvene injiziert wurde, bekamen die Tiere der Gruppen mit vier Ratten 0,15 ml einer ZnC1,-Losung mit insgesamt 310 p g Zink (pH-Wert 4,8) i. v. verabreicht. Eine, sechs oder 18 Stunden nach dem Zeitpunkt der i. v.-Dosis wurden jeweils einer Zn-i. v.-Versuchsgruppe sowie zwei Ratten der NaCl- Gruppe unter Athernarkose das Abdomen geoffnet und eine Ligatur am

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Ostiuni ileocaecolicum sowie am Pylorus angelegt. In die entstandene Dunn- darmschlinge wurde uber die proximale Ligatur 1 ml einer waflrigen Losung init einer Gesamt-Zn-Menge von 2,60 p g als ZnC1, (pH-Wert 3,8) zugefuhrt. Die Zn-Losung war mit 1,5 pCi Zn-65-ZnC1, radioaktiv markiert. An- schliei3end wurde das Abdomen wieder zugenaht und die Wunde zugeklam- mert. Nacli weiteren zwei Stunden, wahrend der die Tiere nicht unter Narkose standen und sich frei i n einem temperierten Kafig bewegten, wurden die Rat- ten dekapitiert. Das Blut wurde in Zentrifugengefaflen aufgefangen. An- schliei3end wurdeii die gesamte Dunndarmschlinge, die Leber und beide Nieren herausprapariert. Die Messung der Zn-Aufnahme in 0,2 ml Blut, 0,2 ml Plas- ma, die Gesamtleber, beiden Nieren und den Restkorper wurde analog einer fruheren Arbeit (SCHWARZ u. KIRCHGESSNER, 1976 a) vorgenommen.

Versuchsergebnisse Die Gesanitabsorption wurde durch Addition der eiiizelnen Meflwerte fur

die Zn-Aufnahme in das Blut, Plasma, Leber, Nieren und Restkorper ermit- telt. In Abbildung 1 sind dazu die mittleren Ergebnisse in O / o der in das Darm- lumen verabreichten Zn-Menge dargestellt. Alle Versuchsergebnisse wurdeii zweifaktoriell nach der Hohe der nutritiven Zn-Versorgung und den1 Zeit- abstand zur Zn-Injektion einschliefllich der NaC1-Vergleichsgruppen aus- gewertet.

4,L ppm Diat-Zn 8.9ppm Diot-Zn 124 ppm Diat-Zn - I 1 , 80

30

3 h

fl

h ZOh nuch der Z n - lnlekt ion i.v.

10 h Zn - . v

l h B h 20h ach d a r Zn- njaktion i . v .

Abb. 1. Gesanitabsorption an Zink nach einer Zn-Injektion i. v. in verschiedencn Zcit- abstznden bei unterschiedlicher Zn-Versorgung der Ratten (Angaben in "in der intcstinalen

Zn-Dosis)

Die intestinale Zn-Absorption wird sowohl durch das in verschiedenen Zeitabstanden injizierte Zink als auch durch den nutritiven Versorgungsstatus der Ratten sehr deutlich verandert. Eine Stunde vor Absorptionsbeginn i. v. injiziertes Zink erhoht unabhangig vom Zn-Versorgungszustand der Ratten die Zn-Absorption deutlich um etwa 9-18 O / o im Vergleich zu den jeweiligen NaC1-i. v.-Kontrollgruppen (P < 0,05). In den Versuchsgruppen, die sechs oder 1 8 Stunden vorher Zink appliziert bekamen, verringert sich anschliei3end die Absorption wiederum teilweise. Allerdings ubertriff t die intestinale Ab- sorption bei geringer Zn-Versorgung von 4,4 oder 8,9 ppm Diatzink trotz der hohen i. v.-Dosis von 310 p g Zink die der NaC1-Vergleichsgruppen noch ge-

Zur Zn-Absorption nach i. v. appliziertem Zink 85 1

ringfugig. Demgegenuber absorbieren die Ratten mit dem hochsten Futter-Zn- Gehalt nun deutlich weniger Zink als ihre Kontrollgruppe (P < 0,05).

Auch die unterschiedliche Zn-Versorgung mit dem Futter beeinflufit unab- hangig von der Zn-Injektion sehr deutlich die Zn-Absorption. Bei mangelnder oder niedriger Zn-Versorgung (4,4 ppm oder 8,9 ppm Diatzink) absorbieren die NaC1-i. v.-Ratten mit etwa 62 bzw. 58 O/o hochsignifikant mehr Zink als die Kontrolltiere bei der hohen Zn-Versorgung mit nur 37 O/o (P < 0,001). Auch nach der Zn-Injektion nehmen die Ratten mit geringerer nutritiver Zn- Versorgung mehr Zink aus dem Diinndarm auf als bei hoherer Versorgung

Die mittleren Ergebnisse fur die Zn-Aufnahme in die verschiedenen Gewebe und den Restkorper sowie ihre Standardabweichung sind in Tabelle 1 aufgefuhrt. Damit sind auch Aussagen uber die Verteilung des absorbierten Zinks im Organismus moglich.

(P < 0,001).

Tabelle 1 Absorption von Zink in Blut, Plasma, Leber, Nieren und Restkorper nach einer Zn-Injektion

i. v. Lei unterschiedlicher Zn-Versorgung der Ratten

Blut (ng Zn I m l )

Plasma (ng Zn / rnl)

Leber [gg Zn / Gesamtleber )

Nieren Ing Zn I Gesamtnieren)

Restkorper (gg Z n I Ratte)

Stunden nach der Z n - lnjektion i. v.

Zn - Versorgung (mg Zn I I 4 4 I 49 3 8

20

NaCl i. v.

3 8 20

kg Diat - TS)

4,9 t 1,6 1,7 2 1,6 6,8 t 1,8

5,7 f 1,2 7,O ? 1,7

NaCl i. v.

NaCl i. v.

3 8 20

NaCL i. v. 93,3 f 9,3 80,s f 17,9 61,l f 8,s

1,73 t 0,17 I,44 f 0,26 1,07 f 0.07 1,20 f 422 1,20 t 0,14 4 4 6 i 0,lO 1,16 +_ 407 1,21 f 410 449 f. 410

NaCL i. v. 1,135 0,05 1,ll t 0.17 467 f 415

Die Zn-Absorption in Blut und Plasma wird insbesondere durch die eine Stunde vor Absorptionsbeginn injizierte Zn-Menge beeinflufit. Unabhangig vom Versorgungszustand ist dabei die aufgenommene Zn-Menge im Vergleich zur NaC1-Kontrollgruppe und auch zu langeren Zeitabstanden nach der Zn- Injektion sehr deutlich erhoht (P < 0,001). Die Absorptionswerte acht bzw. 20 Stunden nach der Zn-Dosis i. v. unterscheiden sich nur geringfiigig von den Zn-unbehandelten Vergleichsgruppen. Die Ratten, die die niedrigste nutritive Zn-Versorgung erhielten, hatten stets die hochsten Absorptionsraten in Blut und Plasma. Diese Mefiwerte laufen somit in etwa analog der Gesamtabsorp- tion.

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Die Ratten-Restkorper enthalten mit 60-80 O / o den weitaus groi3ten Teil des absorbierten Zinks. Auch hier ergeben sich ahnliche Unterschiede wie bei der Gesamtabsorption (siehe Abb. 1). Die Zn-Applikation beeinfluat deut- lich die Hohe der Zn-Aufnahme. Wahrend Lei kurzzeitiger Zn-Injektion eine Stunde vor Absorptionsbeginn die Zn-Aufnahme in jeder Versorgungsstufe sehr stark im Vergleich zur NaC1-Gruppe erhoht wird (P < 0,01), fallt bei 4,4 oder 8,9 ppm Diat-Zink im Zeitabstand acht und 20 Stunden nach der Zn-Dosis die Zn-Aufnahme wieder auf die gleiche Hohe wie bei den NaC1- Vergleichsgruppen zuruck. Allerdings verringert sich die Zn-Aufnahme durch die Zn-Injektion i. v. bei der hochsten Zn-Versorgung von 124 ppm noch wei- ter deutlich unter die der Zn-unbehandelten Vergleichsgruppe (P < 0,05). Unabhangig von der Zn- oder NaC1-Injektion i. v. wird auf3erdem bei 124 pprn Diat-Zink stets weniger Zink aufgenommen als bei 4,4 oder 8,9 pprn Zink im Futter (P < 0,001).

Die Absorption der Leber verandert sich durch die intravenose Zn-Dosis sehr unterschiedlich im Vergleich zur Gesamtabsorption. So vermindert die Zn-Injektion eine Stunde vor Absorptionsbeginn sehr deutlich die Zn-Auf- nahme der Leber gegenuber den NaC1-Vergleichsgruppen (P < 0,Ol). Dagegen wird durch die sechs oder 18 Stunden vor der Absorption durchgefuhrte Zn- Applikation die Zn-Aufnahme der Leber stark angeregt und liegt signifikant iiber der nicht mit Zn-behandelter Vergleichsgruppen (P < 0,05). Dieses Ergebnis ist auch aus Abbildung 2 ersichtlich, in der die Zn-Absorption der Leber i n O / o der Gesamtabsorption dargestellt ist. Wahrend die Leber der NaC1-Vergleichsgruppen etwa 20 O/o der Gesamt-Zn-Absorptionsrate auf- nimmt, erniedrigt die Zn-Applikation i. v. die Aufnahme zunachst auf etwa 10 O/o. Bei langerem Zeitabstand erhoht sich der Anteil des absorbierten Zinks i n der Leber jedoch auf 25-32 O/o. Diese relativen Unterschiede sind am deut- lichsten bei der hochsten nutritiven Zn-Versorgung. Die absoluten Zn-Absorp- tionswerte der Leber nehmen dagegen bei steigender Zn-Versorgung mit dem Futter wiederum sehr deutlich ab (P < O,O1).

4 4 ppm Dial - Z n 8,9pprn Diat-Zn 124ppm DiM-Zn I I I I f 1

30 s C .-

4 t 0 20 c .- E 9 c 10 N

5

3h n a Jni

I h - Ih nu Jn

1 - Oh

P h Eh

w h d.1 Jnjekimn I v

1

I h

Abk. 2. Zn-Absorption der Lebcr nach eincr Zn-Injektion i. v. in verschiedenen Zeitabstanden Lei unterschiedlicher Zn-Versorgung der Ratten (Angaben in O/o der Gesamtabsorption)

Zur Zn-Absorption nach i. v. appliziertem Zink 853

Die Werte fur die Zn-Aufnahme der Nieren verhalten sich zunachst ahn- lich wie die der Leber. Die Zn-Dosis eine Stunde vor Absorptionsbeginn ver- ringert die Zn-Aufnahme deutlich gegenuber den NaC1-Vergleichsgruppen. Bei langerem Zeitabstand zur i. v.-Injektion steigt die Aufnahme wieder etwa auf das Niveau der Zn-unbehandelten Gruppe an. Auch bei geringer nutritiver Zn-Versorgung der Ratten ist die Zn-Absorption der Nieren deutlich hoher als bei ansteigenden Zn-Gehalten im Futter (P < 0,05).

Diskussion Der Organismus bedient sich zur homoostatischen Regulation des Zn-

Stofiwechsels der Absorption und der endogenen Sekretion (COTZIAS et al., 1962). Demnach besteht eine negative Riickkoppelung des Zn-Versorgungs- status zur Absorption und eine positive zur Sekretion. Die Zn-Versorgung kann langfristig uber die Zn-Zufuhr mit der Nahrung und kurzfristig uber eine parenterale Zn-Applikation verandert werden. Unterstellt man im Rat- ten-Ganzkorper in Abhangigkeit des Diat-Zn-Gehaltes etwa 18-24 p g Zink pro g Frischsubstanz (PALLAUF u. KIRCHGESSNER, 1972), so erhoht die vor- genommene Injektion von 310 p g Zink den Gehalt des Ganzkorpers um etwa 15-25 O/o. Trotz des massiven Zn-Angebots nimmt kurzzeitig nach der In- jektion die Zn-Absorption aus dem Diinndarm unabhangig von der nutritiven Versorgung sehr deutlich gegenuber den Kontrollgruppen zu. Eine ahnliche Beobachtung wurde bereits in einer fruheren Arbeit beschrieben (SCHWARZ u. KIRCHGESSNER, 1976 b). Wie aber die vorausgegangenen Verteilungsstudien der i. v. applizierten Zn-Dosis an dem gleichen Tiermaterial zeigen (SCHWARZ u. KIRCHGESSNER, 1976 a), ist zu diesem Zeitpunkt insbesondere der Zn-Gehalt des Plasmas und auch der Diinndarmwand durch die Injektion sehr stark erhoht. Die Zn-Konzentration von Plasma und Diinndarmwand wurde aber bisher mit einer Regulierung der Zn-Absorption in Zusammenhang gebracht (EVANS et al., 1973, 1975; RICHARDS u. COUSINS, 1975). Allerdings verringert sich diese hohe Absorptionsrate wiederum bei langerem Abstand zwischen Injektion und Absorptionszeitpunkt. Wahrend sich die Absorption bei den Zn-Mangelratten in etwa auf das Niveau der Vergleichsgruppe einpendelt, fallt sie bei den ausreichend nutritiv mit Zn-versorgten Tieren aufgrund der i. v.-Zn-Dosis deutlich unter den Wert der entsprechenden Kontrollgruppe.

Unter identischen Versuchsbedingungen zur vorliegenden Arbeit und mit demselben Tiermaterial wurde aber auch die endogene Zn-Ausscheidung des i. v.-applizierten Zinks gemessen (SCHWARZ u. KIRCHGESSNER, 1976 a). Wah- rend drei Stunden nach der Zn-Injektion und bei den mangelhaft Zn-versorg- ten Ratten ebenso bei langerem Zeitabstand zur Injektion nur sehr wenig Zink endogen ausgeschieden wurde, erhoht sich bei den Ratten mit der hohen Zn-Versorgung von 124 ppm Diat-Zink im Zeitabstand von 8 und 20 Stunden die Zn-Sekretion auf 10 bzw. 20 O / O der i. v.-Zn-Dosis. D a nur bei diesen Versuchsgruppen gleichzeitig eine verringerte intestinale Zn-Absorption ge- funden wurde, diirfte die Anderung der Zn-Absorption in einem unmittel- baren Zusammenhang zur endogenen Ausscheidung stehen. Auch nach den Beobachtungen von COTZIAS und PAPAVASILION (1964) wird der Zn-Stofi- wechsel erst durch ein gleichzeitiges Zusammenspiel von Sekretion und Absorp- tion reguliert. Es ist zu vermuten, dai3 dabei die Art der Zn-Bindung in der Diinndarmwand von groi3ter Bedeutung ist. Kurzzeitige hohe Zn-Gehalte nur im Plasma oder in der Diinndarmwand verringern die Absorption dagegen nicht (SCHWARZ u. KIRCHGESSNER, 1976 b).

Bei Mausen und Ratten wurde bereits verschiedentlich von einer signi- fikallt verminderten intestinalen Zn-65-Aufnahme in den Ganzkorper nach

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einer parenteralen Zn-Anreicherung im Zeitabstand bis zu 24 Stunden vor der Absorption berichtet (COTZIAS et al., 1962; EVANS et al., 1973, 1975; RICHARDS u. COUSINS, 1975). D a diese Versuchstiere ein ausreichend an Zn- versorgtes Futter erhielten oder bei einem Lebendgewicht von 150 bis 200 g iiur 10-14 Tage an Zink depletiert wurden, ist bei Zn-Dosen i. p. bis zu 1600 pg Zink pro Tier ebenfalls eine hohe Zn-Sekretion in den Dunndarm zu erwarten. In all diesen Untersuchungen wurde zur Absorptionsmessung zn-65 mit einer sehr hohen spezifischen Aktivitat oral appliziert. Das endo- gene Darmzink durfte somit das Verhaltnis von markiertem zu nicht markier- tern Zink stark verandern. Als Folge ist zu berucksichtigen, dafl damit die Zn-65-Absorption per se deutlich vermindert wird (RUBINI et al., 1961). In der vorliegenden Arbeit wurde die verabreichte intestinale Zn-65-Dosis zwar mit 2,6 p g Zink getragert. Die Zn-versorgten Tiere sezernierten aber gleich- zeitig etwa 4 p g Zink in das Darmlumen (SCHWARZ u. KIRCHGESSNER, 1976 a). Eine Beeinflussung der Zn-65-Aufnahme durch eine Reabsorption des endo- genen Zinks ist deshalb zu diskutieren.

Die vorliegenden Meflwerte lassen aber auch Zusammenhange zwischen dem nutritiven Zn-Versorgungsstatus und der Zn-Absorption erkennen. Die mangelhaft an Zn-versorgten NaC1-Kontrollgruppen absorbieren nahezu die doppelte Zn-Menge einer gleichen Dosis als die ausreichend mit Zink gefutter- ten Ratten. Damit konnten gleichzeitig die eingangs zitierten Versuchsergeb- nisse bestatigt werden.

Die Verteilung des absorbierten Zinks im Organismus zeigt unabhangig vom nutritiven Versorgungsstatus der Ratten deutliche Wechselwirkungen zur intravenosen Zn-Applikation. Nach der Zn-Injektion in einem Zeitabstand von einer Stunde vor Absorptionsbeginn befindet sich das absorbierte Zink uberwiegend im Restkorper und Blut, zusammen in Anteilen bis zu 90 O / o , und nur in geringer Menge von durchschnittlich 10 O / o in den Weichgeweben Leber und Nieren. Die Zn-Dosis i. v. in Iangerem zeitlichen Abstand zur Absorption erhijht jedoch insbesondere die Zn-Aufnahme in die Leber auf 25-32 O/o der absorbierten Zn-Menge. Damit ist der Zn-Gehalt der Leber auch deutlich hoher als der in der NaC1-Vergleichsgruppe. Diese unterschiedliche Zn-Ver- teilung des absorbierten Zinks stimmt mit fruheren Beobachtungen iiberein (SCHWARZ u. KIRCHGESSNER, 1976 b). Die vorliegenden Ergebnisse lassen aber auch erkennen, daf3 das absorbierte Zink im Organismus aufgrund der Zn- Injektion eine ahnliche Dynamik aufweist wie das i. v. applizierte. Intravenos verabreichtes Zink befindet sich kurzzeitig nach der Injektion vorwiegend im Aestkorper und Plasma, erst nach langerem Zeitabstand nimmt die Leber ver- mehrt Zink auf (SCHWARZ u. KIRCHGESSNER, 1976 a). Ahnlich wie nach einer parenteralen Zn-Verabreichung durfte die verstarkte Aufnahme des absorbier- ten Zinks in die Leber auf die Neusynthese des Zn-speichernden Thioneines zuruckzufuhren sein (BREMNER u. DAVIES, 1975; RICHARDS u. COUSINS, 1975; WINGE et a]., 1975).

Zusammenfassung Wachsende Ratten erhielten uber einen Zeitraum von 21 Tagen eine

Caseindiat rnit einem Zn-Gehalt von 4,4; 8,9 oder 124 ppm in der Trocken- substanz. Jeweils 12 Tieren mit unterschiedlichem Zn-Versorgungsstatus wurde 310 p g Zink als ZnC1, in die Schwanzvene injiziert. Entsprechende Kontrollgruppen bekamen nur eine 0,9 O/oige NaC1-Losung intravenos ver- abreicht. Drei, acht und 20 Stunden nach der Injektion wurde die intestinale Absorption in situ mit Zn-65-ZnC1, (2,6 pg Zink) bei einer Absorptionsdauer von zwei Stunden gemessen. Gleichzeitig wurde die Verteilung des absorbier- ten Zinks zwischen den verschiedenen Organen und Geweben untersucht. Bei

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mangelhafter nutritiver Zn-Versorgung (Kongrollgruppen ohne Zn-Dosis i. v.) absorbieren die Ratten nahezu die doppelte Zn-Menge als bei ausreichender Zn-Fiitterung (Kontrollgruppe ohne Zn-Dosis i. v.). Die Zn-Applikation i. v. eine Stunde vor Absorptionsbeginn erhoht unabhangig vom nutritiven Zn- Versorgungsstatus sehr deutlich die Zn-Absorption im Vergleich zu den NaCI- i. v.-Kontrollgruppen, obwohl Plasma und Dunndarm aufgrund der Injektion hohe Zn-Konzentrationen aufweisen. Wahrend bei den mangelhaft versorg- ten Ratten die Zn-Absorption nach Iangerem Zeitabstand zur Zn-Injektion (8 oder 20 Stunden) wieder in etwa auf das Niveau der Vergleichsgruppen fallt, verringert sich die Absorption bei ausreichend Zn-versorgten Ratten aufgrund der Zn-Dosis i. v. deutlich gegeniiber der NaC1-i. v.-Kontrollgruppe. Da diese Ratten gleichzeitig eine hohe endogene Zn-Ausscheidung des i. v.- applizierten Zinks aufwiesen, mui3 die Absorptionsanpassung primar mit der Zn-Sekretion in Zusammenhang gebracht werden.

Summary Zinc absorption after i. v. application of Zn to rats

on various levels of Zn intake Over a period of 21 days growing rats received a casein diet with a Zn

content of 4.4, 8.9 or 124 ppm. of dry matter. Twelve animals on varying levels of Zn supply status were injected i. v. into the tail vein with 310 p g . Zn as Zncl,. A control group received only 0.9 O / o NaCl i. v. Three, 8 and 20 hours after the injection intestinal absorption in situ was measured with Zn-65-ZnC1, (2.6 r4g. Zn) at an absorption duration of 2 hours. At the same time the partition of absorbed Zn between the various organs and tissues was studied. In the animals on a deficient Zn intake (control group without Zn given i. v.) absorption was nearly twice that of rats given sufficient Zn (control group without Zn given i. v.). Administration of Zn i. v. 2 hours before absorption started raised very clearly the amount of Zn absorbed, independently of the nutritive status of Zn, although plasma and duodenum showed high Zn concentrations from the injection. Whereas in the deficiently supplied rats Zn absorption a Iang interval after Zn injection (8-20 hours) fell again to about the level in the controls, absorption in the animals with an adequate intake of Zn because of i. v. injection of Zn fell markedly below that in the NaCl - i. v. - control group, Since these rats showed at the same time high endogenous Zn excretion cf the Zn given i. v., adaptation of absorp- tion must be associated primarily with Zn secretion.

RCsume Absorption du Zn chez des rats nourris differemment

avec du Zn apr& application i/v de zinc Des rats en croissance ont r e p durant une pkriode de 21 jours une dikte

en caskine contenant 4,4, 8,9 ou 124 ppm de Zn dans la substance skche. 12 animaux ayant un statut d’approvisionnement en Zn diffkrent ont regu par intervalles 310 p g zinc sous forme de ZnC1, par voie veineuse dans la queue. Des groupes de contrble correspondants reprent seulement une solution NaCl 0,9 O / o par voie intraveineuse. On a mesurk l’absorption in situ avec Zn-65- ZnC1, (2,6 ! ig zinc) durant une durie d’absorption de deux heures 3,8 et 20 heures aprks l’injection. La rkpartition du zinc absorbk entre les diffkrents organes et tissus a k t k ktudike en mtme temps. Lors d’un approvisionnement nutritif carenck en Zn (groupe de contrble sans dose i/v de Zn), les rats ab- sorbent une double quantitk de Zn par rapport B ceux ayant r e p une alimen-

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tation riche en Zn (groupe de contrble sans dose i/v de Zn). L’application i/v de Zn kkve t r b nettement l’absorption de Zn par rapport aux groupes de contrble ayant r e p du NaCl i/v, indkpendamment du statut d’approvision- nement nutritif en Zn, bien que le plasma et l’intestin grCle prksentent une forte concentration en Zn due B l’injection. Bien que l’absorption de Zn chez les rats carencks retombe au niveau des groupes de comparaison aprks un laps de temps plus long par rapport B l’injection de Zn (8 ou 20 heures), l’absorp- tion diminue nettement chez les rats recevant assez de Zn A cause de la dose de Zn i/v par rapport au groupe de contrble recevant NaCl i/v. Comme ces rats prksentent en m&me temps une skcrktion de Zn endogkne klevke due I’application i/v de Zn, l’adaptation de I’absorption est remenke primairement en rapport avec la skcrktion du Zn.

Resumen Sobre la absorci6n de cinc tras aplicar cinc por via iv. en ratas

abastecidas con cantidades diferentes de cinc Ratas crecientes recibieron durante un espacio de tiempo de 21 dias una

dieta caseinada con un contenido de Zn de 4,4; 8,9 o 124 ppm en la substancia seca. A 12 animales cada vez con estado diferente de abasteci- miento de cinc, se inyectaron 310 p g de cinc como C1,Zn en la vena caudal. Los grupos testigos correspondientes no recibieron mis que una sola inyeccibn intravenosa de ClNa al 0,9 “/a. 3, 8 y 20 horas despuks de la inyeccibn se medib la absorcibn intestinal in situ con Zn-65-C12Zn (2,6 p g cinc) con un tiempo de absorci6n de dos horas. Al mismo tiempo se examinb la distribucidn del cinc absorbido por 10s distintos brganos y tejidos. Con abastecimiento nutritivo insuficiente de Zn (grupos testigos no recibieron dosis iv. de Zn) absorbieron las ratas casi la doble cantidad de Zn que con alimentacibn suficiente de Zn (grupo control sin dosis iv. de Zn). La aplicacibn iv. de Zn una hora antes de comenzar la absorcibn aumentaba con claridad suma la absorci6n de Zn, inde- pendiente del estado de abastecimiento nutritivo de Zn, en comparacidn con 10s grupos testigos de ClNa iv., aunque el plasma y el intestino delgado evidenciaban concentraciones elevadas de Zn en virtud de la inyeccibn. Mientras que en ratas abastecidas insuficientamente vuelve a descender la absorcibn de Zn tras una distancia larga de tiempo a la inyeccibn de Zn (8 o 20 horas) a1 nivel aproximado de 10s grupos comparables, disminuye de mod0 manifiesto la absorcibn en las ratas abastecidas con Zn suficiente en consecuencia de la dosis iv. de Zn. frente a 10s grupos testigos de ClNa iv. Puesto que estas ratas evidenciaban al mismo tiempo una excrecibn end6gena de Zn muy elevada del Zn aplicado por via iv., tiene que relacionarse !J adaptacibn a la absorcibn en primer lugar con la secrecibn de Zn.

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Adresse der Autoren: Dr. F. J. SCHWARZ, Prof. Dr. M. KIRCHGESSNER, Technische Universitat Miinchen, Institut fur Tierernahrung, 8050 Freising-Weihenstephan.

Zbl. Vet. Med., Reihe A, Bd. 23, Heft 10 58

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