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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Kunststoffindustrie ist
mit rund 200 Betrieben und
21.000 Mitarbeitern eine
wichtige Größe der hessi-
schen Wirtschaft. Das Zu-
sammenspiel zwischen
Forschung, Wissenschaft
und Wirtschaft ist ein Erfolgs-
faktor, der unser Bundesland zu einem
starken Standort für die Branche macht.
Diese gliedert sich in Kunststofferzeuger
und zumeist mittelständisch geprägte
Kunststoffverarbeiter, die in ihrer Posi-
tion zwischen Erzeugern und Industrie-
kunden einem dauerhaften Kosten-
und Wettbewerbsdruck ausgesetzt sind.
HessenChemie fasst diese Unternehmen
in der Fachabteilung Kunststoffver-
arbeitende Industrie (KVI) zusammen
und unterstützt sie mit umfangreichen
Dienstleistungen und innovativen
Tarifverträgen.
Erfahren Sie in dieser Ausgabe mehr
über die Bedeutung von Trends und
Innovationen, Nachhaltigkeit und Fach-
kräftesicherung in der Branche und
über unsere erste Fachtagung zum
Thema „Kunststoff in Hessen“.
Ihr
Dirk Meyer, Hauptgeschäftsführer
Am 8. Februar veranstalteten der Arbeitgeberverband HessenChemie und der Verband der Kunststofferzeuger PlasticsEurope Deutschland erstmals ein gemeinsames Forum für die hessische Kunststoffindustrie. Es ging um Trends, Innovationen und Nachhaltigkeit.
Kunststoff steht oft in der Kritik, etwa wenn über Plastikmüll in den Meeren oder
überflüssige Einkaufstüten diskutiert wird. In den Hintergrund gerät dann, dass das
Material viel Positives zur Ökobilanz beiträgt. Denn dank Kunststoffverpackungen
werden weniger Lebensmittel weggeworfen, weil sie länger haltbar sind. Autos
werden leichter und sparen Sprit, Windräder oder Solarmodule mit Hightech-
Kunststoffen erzeugen alternative Energien.
In seinem Grußwort vor über 70 Teilnehmern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft
drückte der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir seine positiven Erwar-
tungen gegenüber der Branche aus: „Was Kunststoffe zu einer Gewichtsreduzierung
Kunststoff in Hessen
Fortsetzung auf Seite 2
Prof. Dr. Matthias Rehahn, Vizepräsident der Technischen Universität Darmstadt, stellte verschiedene Arten von Kunststoffen sowie aktuelle Trends in deren Erstellung und Anwendung vor.
Pluspunkte
EDITORIAL
Seite 2
Menschen mitnehmenInterview mit Thomas Wedekind, Technoform Glass Insulation GmbH
Seite 3
Innovative Kunststoffe Nachhaltigkeit im HessenChemie Campus
Seite 4
An die Zukunft denkenVielfältige Ausbildungs- möglichkeiten der Chemie und Kunststoffverarbeitung
IN DIESER AUSGABE
Nr. 1/2017 Der Newsletter der HessenChemie
beitragen können, ist eine der Schlüssel-
fragen im Hinblick darauf, wie wir E-Mo-
bilität in den Massenbereich bekommen.“
Gleichzeitig dürfe die Herstellung und
Anwendung aber nicht auf Kosten der
Qualität, Sicherheit oder Umwelt gehen,
so seine Forderung. Für die Wirtschaft
in Hessen spielt die Branche eine wichtige
Rolle. Zuletzt erwirtschaftete sie einen
Umsatz von fast 3,8 Milliarden Euro.
Dass sich die Kunststoffi ndustrie seit
geraumer Zeit intensiv mit dem Thema
Nachhaltigkeit befasst, veranschaulichte
Dr. Rüdiger Baunemann, Hauptgeschäfts-
führer PlasticsEurope Deutschland: „Kunst-
stoff e nutzen fossile Rohstoff e auf effi ziente und eff ektive
Weise.“ In Feldern wie beispielsweise Wärmedämmung oder
Wasserversorgung trügen sie zur Ressourcenschonung bei.
Dirk Meyer, Hauptgeschäftsführer der HessenChemie, erläu-
terte im Gespräch mit Thomas Wedekind von Technoform
Glass Insulation und Moderator Dr. Norbert Lehmann vom
ZDF die Herausforderungen insbesondere für die Kunststoff -
verarbeiter in Hessen. Die Globalisierung stehe dabei weiter-
hin an erster Stelle, betonte Meyer, auch wenn momentan viel
über Protektionismus und Handelsbarrieren gesprochen
werde. „Unsere Unternehmen befi nden sich in einem harten
internationalen Wettbewerb, deshalb müssen wir die Wirt-
schafts- und Arbeitsbedingungen gut und wettbewerbsfähig
gestalten.“ Daran arbeiteten die Sozialpartner gemeinsam –
und es gehe dabei um mehr als nur Lohnprozente: „Dazu ge-
hört ebenso, dass wir einen Ausbildungstarifvertrag haben
und uns gemeinsam um die Fachkräftesicherung bemühen.“
Auch der demografi sche Wandel und die Veränderungen im
Rahmen der Industrie 4.0 blieben zentrale Herausforderun-
gen. Meyer begrüßte den Dialog mit der Politik, betonte aber
auch die Notwendigkeit unternehmerischer Freiheit und Flexi-
bilität. Am Beispiel des von der Bundesregierung geplanten
Anspruchs auf Teilzeit mit Rückkehrrecht in Vollzeit kon-
statierte er: „Vieles wird in Spielregeln gegossen, die die Frei-
räume, die wir brauchen, zu eng machen.“
Fortsetzung von Seite 1
Drei Fragen an Thomas Wedekind
1 Worin sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen für Mittelständler in der Kunststoff verarbeitenden Industrie? Vor allem die demografi sche Entwicklung wird uns noch
lange beschäftigen, zumal in der hessischen KVI zahlreiche
Betriebe überalterte Belegschaften haben. Gepaart mit
dem Wandel durch die Industrie 4.0 – neue Technologien
und neue Arbeitsformen – führt dies dazu, dass viele
mittelständische Unternehmen beachtliche Herausforde-
rungen zu meistern haben. Industrie 4.0 ist aus meiner
Sicht weniger ein technisches Phänomen. Die Schwierig-
keit liegt darin, die unterschiedlichsten Menschen mit-
zunehmen und die Notwendigkeit für Veränderung in
deren Köpfe zu bekommen.
2
Thomas Wedekind ist Geschäftsführer der Technoform Glass Insulation GmbH in Lohfelden, Mitglied des Vorstandes der HessenChemie und Vorsitzender der KVI-Fachabteilung.
Menschen mitnehmen
Dr. Rüdiger Baunemann, Hauptgeschäftsführer PlasticsEurope Deutschland, Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir und Dirk Meyer, Hauptgeschäftsführer HessenChemie (v.l.n.r.), begrüßten die Gäste.
2 Wie gehen Sie bei Technoform damit um?Wir haben früh angefangen, an den Strukturen zu arbeiten,
ohne uns jedoch von Mitarbeitern zu trennen. Wir haben
ausgewogene Altersstrukturen in den Mannschaften sicher-
gestellt und die didaktischen Modelle unserer Qualifi zie-
rungssysteme auf unterschiedliche Lebensalter abgestimmt.
Auch unsere Investitionen im Arbeitsalltag sind alters-
gerecht – etwa größere Displays an den Anlagen. Der Tarif-
vertrag „Lebensarbeitszeit und Demografi e“ ist uns dabei
eine Hilfe. Die Möglichkeiten, die dieses Regelwerk gibt,
schöpfen wir aus.
3 Die internationalen politischen Rahmenbedingungen sind dabei, sich zu verändern. Welche Auswirkungen wird das auf die Branche haben?Im vollen Umfang ist das noch nicht abzusehen, aber einige
Folgen merken wir schon jetzt. Bei Technoform hat sich
zum Beispiel der veränderte Wechselkurs nach dem
Brexit-Votum rasch in einem Margenverlust nieder-
geschlagen. Und wenn die amerikanische Regierung Ernst
macht mit ihren Abschottungsplänen, wird auch das
Auswirkungen haben. Kauft China beispielsweise nicht
mehr in den USA ein, werden unsere dortigen Produk-
tionskapazitäten nicht ausgelastet.
Uns schadet die Ungewissheit, die die internationalen
Verwerfungen mit sich bringen. Wir brauchen verläss-
liche Rahmenbedingungen, die sich nicht von heute auf
morgen ändern.
Ohne Kunststoff wäre technologischer Fortschritt kaum möglich. Die Branche stellt sich der Herausforderung, das Material stetig zu verbessern, und nimmtinsbesondere die Umweltverträglichkeit in den Blick.
Aktuelle und künftige Trends in der Kunst-
stoff forschung legte Prof. Dr. Matthias
Rehahn von der Technischen Universität
Darmstadt dar. In der derzeitigen For-
schung geht es beispielsweise um eine
programmierte Zersetzung des Materials
zur Vermeidung von Plastikmüll oder um
höhere Stabilität für besseres Recycling.
Drei Impulsreferate skizzierten unter-
schiedliche Innovationsschwerpunkte.
Dr. Mathias Behrens, Geschäftsführer
Technoform Bautec Kunststoff produkte,
beleuchtete das Konzept „Craddle to
Craddle“ – auf Deutsch etwa „von der
Wiege zur Wiege“. Demgemäß sollen ver-
wendete Stoff e nie zu Abfall werden, son-
dern unendlich oft in den Produktions-
kreislauf eingehen können. Jörg Horn,
Geschäftsführer der Horn & Bauer GmbH
& Co KG, stellte eine aluminiumfreie
Barriereverpackung vor, die nicht nur
leichter ist als aluhaltige Folie, sondern
auch eine bessere Energiebilanz aufweist.
Dr. Sabine Lindner von PlasticsEurope
sprach über Biokunststoff e. Ihr Anteil an
der Kunststoff produktion sei zwar noch
relativ gering, weise aber überdurch-
schnittliche Wachstumsraten auf. Folien
und Verpackungen seien derzeit das
größte Einsatzfeld. Dass Biokunststoff e
sich andererseits nicht für jeden Zweck
eignen, hatte bereits Prof. Rehahn dar-
gelegt: Wasserfl aschen, aus denen die
Flüssigkeit diff undiert, oder Autoteile,
die Schimmel ansetzen, zeigen die Gren-
zen derzeitiger Möglichkeiten auf.
Die Besucher konnten bei einem Rund-
gang durch den HessenChemie Campus
innovative Kunststoff e im praktischen
Einsatz begutachten, so zum Beispiel
die Fassade von Evonik Industries, die
Tür- und Fensterbeschläge von HEWI
sowie die in den Fenstern verbauten Ab-
standhalter von Technoform. Das unter
dem Gebäude verlegte hochmoderne
Kanal- und Rohrsystem mit Materialien
von Alphacan Omniplast konnten sie zwar
nicht mit eigenen Augen sehen, seine
Leistungsfähigkeit wurde aber anhand
von Mustern anschaulich erläutert.
3
Kunststoff als Problemlöser
Unsichtbare Helfer: Die umweltfreundlichen Rohr-systeme von Alphacan Omniplast sorgen im HessenChemie Campus dafür, dass alles reibungs-los abläuft.
WWW.HESSENCHEMIE.DE
IMPRESSUM
V.i.S.d.P.: Jürgen Funk Redaktion: Dr. Ute Heinemann (Sprache + Text, Frankfurt)Jürgen Funk, Giulia Bachmann (HessenChemie)Layout: Q GmbH, WiesbadenFotos: Arne Landwehr, Ivgenia Möbus, BAVCKontakt: Jürgen FunkArbeitgeberverband Chemie und verwandte Indus-trien für das Land Hessen e. V. (HessenChemie)Murnaustraße 12, 65189 WiesbadenTelefon 0611 7106-49, Mobil 0162 2710649funk@hessenchemie.dewww.hessenchemie.de
An die Zukunft denkenMit den Initiativen Elementare Vielfalt (ElVi) und Chemie3 reagiert die chemische und Kunststoff verarbeitende Industrie auf zentrale Herausforderungen.
Für die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten der Chemie
und Kunststoff verarbeitung wirbt die Arbeitgeber-Initiative
ElVi. Ihr Kernstück ist die Website www.elementare-vielfalt.de
mit einer Ausbildungsplatzbörse, in die Mitgliedsunterneh-
men freie Plätze einstellen können. Hessische Schulen haben
zudem die Möglichkeit, die Stellenbörse direkt in ihre Home-
pages einzubinden. Darüber hinaus porträtiert die Website
die wichtigsten Berufe der Branche – unter anderem in Video-
clips – und bietet einen Ausbildungsfi nder für noch unent-
schlossene Jugendliche.
Mit der Aktion „Starte deine Ausbildung im Mittelstand“ unter-
stützen die Arbeitgeberverbände zudem gezielt mittelstän-
dische Unternehmen bei der Nachwuchsgewinnung. Dafür
wurde ein eigener Bereich auf der ElVi-Website einge richtet,
der sich ausschließlich dem Mittelstand widmet. Hier können
Mitgliedsunternehmen kostenlos ein eigenes Profi l anlegen
und sich damit der Zielgruppe präsentieren. Es ist über ein
Logo und ein Banner individualisierbar, um die eigene
Arbeitgebermarke auch visuell zum Ausdruck zu bringen.
Das Unternehmensprofi l gliedert sich in einen allgemeinen
Bereich über das Unternehmen und einen Bereich zu dem
Ausbildungsangebot. Die verschiedenen Ausbildungsberufe
werden durch Verlinkungen mit weiterführenden Informatio-
nen angereichert – durch einen Klick gelangt man so zu dem
jeweiligen Ausbildungsporträt von ElVi. Eine Verknüpfung
mit der Ausbildungsplatzbörse vereinfacht den Weg zur Bewer-
bung: Hat das Unternehmensprofi l das Interesse geweckt,
kann man sich direkt auf die angezeigten freien Stellen be-
werben. Die Einrichtung des Profi ls erfolgt über ein Formular,
in dem die gewünschten Informationen eingetragen werden.
Zu den sehr gefragten Ausbildungsberufen in der Chemie-
und Kunststoff branche gehört der Verfahrensmechaniker für Kunststoff - und Kautschuktechnik. Unter www.elementare-
vielfalt.de/ausbildung fi nden sich Infos, mit denen Unternehmen
auf den Beruf aufmerksam machen können, angefangen bei
Ausbildungsinhalten über Karriereperspektiven bis zur Ver-
gütung, ergänzt durch ein anschauliches Video.
Weitere Informationen zu ElVi gibt Jürgen Funk unter
funk@hessenchemie.de, 0611 7106-49.
Unter www.elementare-vielfalt.de/kmu können mittelständische Mitglieds-unternehmen ihr individuelles Unternehmensprofi l einstellen.
Die Initiative Chemie3 des Bundesarbeit-
geberverbandes Chemie (BAVC), des
Verbandes der Chemischen Industrie
(VCI) und der Gewerkschaft IG BCE
möchte Nachhaltigkeit als Leit bild in der
chemischen Industrie verankern. Ein
Baustein ist der Chemie3-Nachhaltig-
keits-Check speziell für kleine und mittle re Unternehmen. Weitere Informationen
zu Chemie³ erhalten Sie bei Daniel Schubert unter schubert@hessenchemie.de,
0611 7106-324 oder auf www.chemiehoch3.de.
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