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Versailles ist zu einem Inbegriff herrschaftlicher Reprä- sentationsarchitektur geworden. Der französische König residierte hier im Zentrum eines symmetrisch angeleg- ten Baukörpers, von dem aus sich Sichtachsen radial in die weite Landschaft erstreckten. Nicht anders im Kaiser- palast von Peking: Über 13 km verläuft eine Mittelachse durch die Stadt hindurch, bis zum Empfangssaal des Kai- sers. Bereits aus größter Ferne lässt sich erahnen, wo der Kaiser thront. In vielen Kulturen folgt herrschaftliche Architektur jedoch einem gänzlich anderen Prinzip. So liegt etwa der Palast des osmanischen Sultans in Istanbul verborgen hinter einer ›hohen Pforte‹. Was sich hinter diesem Tor abspielt ist von außen nicht einsehbar und unberechen- bar. Verschlungene Wege führen von einem Hof zum nächsten, ohne eindeutige Achsbezüge. Um zum Herr- scher vorzudringen, bedarf es nicht nur einer Erlaubnis, sondern eines Führers, der den Weg kennt. Sinnbild einer solchen Herrschaftsarchitektur ist das Labyrinth. Allein mit Hilfe eines zuvor gelegten Fadens gelang es Theseus, den Weg aus dem Palast des Minotauros herauszufinden. In einem Labyrinth bleibt der Herrscher für die Außen- welt verborgen, unzugänglich, gar geheimnisvoll und rätselhaft 1 . Seine Autorität bezieht er nicht aus ostentati- ver Zurschaustellung, sondern aus der Unergründbarkeit seiner Macht, seiner Entrückung aus der menschlichen Gesellschaft. Dieser Zusammenhang zwischen Architek- tur und Herrschaftsverständnis soll im Folgenden anhand zweier Beispiele illustriert werden, das eine aus Peru, das andere aus Ägypten. DIE ›CIUDADELAS‹ IN PERU Prägnante Beispiele labyrinthisch organisierter Paläste finden sich in der Stadt Chan Chan an der Nordküste von Peru, unweit des heutigen Trujillo 2 . Chan Chan war bis etwa 1470 n. Chr. Hauptstadt des Reiches der Chimú. Mit einer Grundfläche von bis zu 25 km 2 war sie einst die größ- te Stadt Südamerikas und ist noch heute eine der impo- santesten Ruinenstätten des Kontinents. Das Stadtzen- trum wurde durch zehn große Bezirke gebildet, die von rund 9 m hohen Mauern umgeben waren (Tab. 1. Abb. 1) . Diese sog. ciudadelas dienten den Herrschern der Chimú als Residenzen. Ihre Vielzahl und das jeweils unterschied- liche Datum ihrer Erbauung erklärt sich dadurch, dass sich Der Palast als Labyrinth. Peru und Ägypten im Vergleich Felix Arnold The creation of short access routes was not among the aims of architects in early dynastic Egypt. In many palaces, long and winding corridors led from the palace gate to the audience hall. As a result, the space allotted to entrance ways occupies a significant part of the total surface area of the buildings. The narrow corridors serve as a means for monitoring those who seek access, while at the same time they convey the impression of a palace of limitless size. The visitor quickly loses his orientation, to be struck only the more forcibly by the grandeur of the courtyards and halls in the interior of the palace. A very similar attitude toward the design of access routes can be observed in the “ciudadelas” of the Chimú-state of northern Peru. Here, a confusing network of corridors connects courtyards, reception areas (so called “audienci- as”) and magazines. Does the similarity in the structure of the ground plan in the two cultures suggest similarities in the conception of power? Is it possible to assume a ritual function for winding corridors, e.g. forming part of the “rite de passage” of rulers? The aim of the paper is to compare palaces at Abydos, Buto and Sakkara in Egypt (3rd millennium BC) with those in Chan Chan in Peru (2nd millennium AD), and to suggest possible analogies in the respective interpretations of kingship. 1 Zum labyrinthischen Prinzip s. Pieper 2009. 2 Moseley – Mackey 1974; Moseley – Day 1982; Mayer 1982; Shimada 1994, 62–108.

Der Palast als Labyrinth. Peru und Ägypten im Vergleich

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Versailles ist zu einem Inbegriff herrschaftlicher Reprä-sentationsarchitektur geworden. Der französische König residierte hier im Zentrum eines symmetrisch angeleg-ten Baukörpers, von dem aus sich Sichtachsen radial in die weite Landschaft erstreckten. Nicht anders im Kaiser-palast von Peking: Über 13  km verläuft eine Mittelachse durch die Stadt hindurch, bis zum Empfangssaal des Kai-sers. Bereits aus größter Ferne lässt sich erahnen, wo der Kaiser thront.

In vielen Kulturen folgt herrschaftliche Architektur jedoch einem gänzlich anderen Prinzip. So liegt etwa der Palast des osmanischen Sultans in Istanbul verborgen hinter einer ›hohen Pforte‹. Was sich hinter diesem Tor abspielt ist von außen nicht einsehbar und unberechen-bar. Verschlungene Wege führen von einem Hof zum nächsten, ohne eindeutige Achsbezüge. Um zum Herr-scher vorzudringen, bedarf es nicht nur einer Erlaubnis, sondern eines Führers, der den Weg kennt. Sinnbild einer solchen Herrschaftsarchitektur ist das Labyrinth. Allein mit Hilfe eines zuvor gelegten Fadens gelang es Theseus, den Weg aus dem Palast des Minotauros herauszufinden.

In einem Labyrinth bleibt der Herrscher für die Außen-welt verborgen, unzugänglich, gar geheimnisvoll und

rätselhaft1. Seine Autorität bezieht er nicht aus ostentati-ver Zurschaustellung, sondern aus der Unergründbarkeit seiner Macht, seiner Entrückung aus der menschlichen Gesellschaft. Dieser Zusammenhang zwischen Architek-tur und Herrschaftsverständnis soll im Folgenden anhand zweier Beispiele illustriert werden, das eine aus Peru, das andere aus Ägypten.

DIE ›cIUDADELAS‹ IN PERU

Prägnante Beispiele labyrinthisch organisierter Paläste finden sich in der Stadt chan chan an der Nordküste von Peru, unweit des heutigen Trujillo2. chan chan war bis etwa 1470 n. chr. Hauptstadt des Reiches der chimú. Mit einer Grundfläche von bis zu 25 km2 war sie einst die größ-te Stadt Südamerikas und ist noch heute eine der impo-santesten Ruinenstätten des Kontinents. Das Stadtzen-trum wurde durch zehn große Bezirke gebildet, die von rund 9 m hohen Mauern umgeben waren (Tab. 1. Abb. 1). Diese sog. ciudadelas dienten den Herrschern der chimú als Residenzen. Ihre Vielzahl und das jeweils unterschied-liche Datum ihrer Erbauung erklärt sich dadurch, dass sich

Der Palast als Labyrinth.Peru und Ägypten im Vergleich

Felix Arnold

The creation of short access routes was not among the aims of architects in early dynastic Egypt. In many palaces, long and winding corridors led from the palace gate to the audience hall. As a result, the space allotted to entrance ways occupies a significant part of the total surface area of the buildings. The narrow corridors serve as a means for monitoring those who seek access, while at the same time they convey the impression of a palace of limitless size. The visitor quickly loses his orientation, to be struck only the more forcibly by the grandeur of the courtyards and halls in the interior of the palace. A very similar attitude toward the design of access routes can be observed in the “ciudadelas” of the chimú-state of northern Peru. Here, a confusing network of corridors connects courtyards, reception areas (so called “audienci-as”) and magazines. Does the similarity in the structure of the ground plan in the two cultures suggest similarities in the conception of power? Is it possible to assume a ritual function for winding corridors, e.g. forming part of the “rite de passage” of rulers? The aim of the paper is to compare palaces at Abydos, Buto and Sakkara in Egypt (3rd millennium Bc) with those in chan chan in Peru (2nd millennium AD), and to suggest possible analogies in the respective interpretations of kingship.

1 Zum labyrinthischen Prinzip s. Pieper 2009.

2 Moseley – Mackey 1974; Moseley – Day 1982; Mayer 1982; Shimada 1994, 62–108.

291Der Palast als Labyrinth. Peru und Ägypten im Vergleich |290 | Felix Arnold

on der ›ciudadelas‹ tatsächlich die Güterverwaltung von ausschlaggebender Bedeutung war. Unübersichtliche Wegeführungen waren einer effizienten Organisation wenig zuträglich. Welche anderen Aspekte bei dem Bau der Bezirke eine Rolle gespielt haben könnten, lässt sich allerdings aus dem Befund allein kaum ablesen. Umso hilf-reicher ist daher der Vergleich mit Bauwerken der altägyp-tischen Kultur, über deren Bedeutung weit mehr bekannt ist.

DIE ›GöTTERFESTUNGEN‹ IN ÄGyPTEN

In mancherlei Hinsicht weisen die ›ciudadelas‹ von chan chan eine Reihe formaler Gemeinsamkeiten mit einer Baugattung der frühen ägyptischen Architektur auf, den

jeder Herrscher (chimo capac) eine eigene Anlage dieser Art errichten ließ3.

In ihrer inneren Struktur weisen die ›ciudadelas‹ von chan chan ähnliche Merkmale auf. In der Regel sind sie in zwei Bereiche gegliedert, die jeweils einen weiträumi-gen Hof (›plaza ceremonial‹) umfassen sowie eine große Anzahl von kleineren Raumeinheiten, darunter Nebenhö-fe und Speicher. Besonders charakteristisch sind zudem c- oder U-förmig gestaltete, überdachte Räume mit Wandnischen, sog. audiencias. Im hinteren Gebäudeareal befindet sich zudem stets eine Grabanlage für den Herr-scher und seine Familie sowie häufig ein versenktes Was-serbecken (›huachaque‹).

Die Wegeführung innerhalb des Gebäudebezirks ist kompliziert und unübersichtlich. Der uneingeweihte Besucher verliert dabei rasch die Orientierung. Beispiel-haft ist das Erschließungssystem der ›ciudadela‹ Rive-ro  /  chol An, eine der jüngsten Anlagen von chan chan (Abb.  2). Bereits der Zugang zum ersten großen Hof ist hier zweifach abgewinkelt. Um in den zweiten Hof zu gelangen, muss der Besucher das vordere Gebäudeareal komplett umrunden oder aber eine Vielzahl von kleine-ren Höfen mit ›audiencias‹ durchqueren. Die Erschließung dieser Nebenhöfe erfolgt über schmale Korridore, die sich

an den Hofmauern entlang erstrecken. Zwei unterschied-liche Korridorsysteme lassen sich dabei differenzieren, das eine hat seinen Ausgangspunkt im ersten großen Hof, das andere im zweiten. In der Folge haben die Höfe mit ›audiencias‹ jeweils zwei Eingänge – der eine schafft eine Verbindung zum ersten, der andere zum zweiten großen Hof. Um schließlich zur Grabanlage vorzudringen, muss auch der zweite Hof durchquert und anschließend weitere Korridore durchlaufen werden.

Bei der Interpretation der ›ciudadelas‹ stand bislang zumeist ihre Funktion als Verwaltungszentrum im Mittel-punkt5. Beachtung fand die große Anzahl an Speichern sowie die Lage von ›audiencias‹ nahe deren Zugang. Die ›audiencias‹ wurden dabei als verwaltungstechnische Kontrollpunkte gesehen, die den Güterstrom von und zu den Speichern regulierten. John R. Topic ging so weit, den Behältern in den Wandnischen der ›audiencias‹ eine Funktion als Sammelstelle von Zählsteinen zuzuschrei-ben6. Dass unter den ›audiencias‹ häufig junge Frauen bestattet7 und in den Räumen zuweilen hölzerne Kultbil-der gefunden worden sind, trat dabei gerne in den Hinter-grund der Überlegungen.

Gerade aber im Hinblick auf ihren labyrinthischen charakter erscheint es zweifelhaft, ob bei der Konzepti-

3 Anders allerdings cavallaro 1991, der davon ausgeht, dass die Bezirke jeweils paarweise errichtet wurden und ein duales Herrschaftskonzept widerspiegeln.

4 Zur relativen chronologie s. Kolata 1982; Topic – Moseley 1985. Die absolute chronologie der Anlagen wird kontrovers diskutiert. Besonders weit auseinander liegen die Datierungen des Beginns der Frühphase, zwischen 850 und 1200 n. chr. Der Beginn der Mittleren Phase wird mit einem klimatischen Ereignis (›El Niño‹) um 1300 in Verbindung gebracht; Shimada 1994, 98–103.

5 Andrews 1974; Moore 1992; Topic 2003.

6 Topic 2003.

7 Andrews 1974, 250–252.

Tab. 1 chan chan (Peru), Liste der ›ciudadelas‹

Abb. 1 chan chan (Peru), Stadtzentrum

Abb. 2 chan chan (Peru), Wegeführung in der ›ciudadela‹ Rivero / chol An (um 1450 n. chr.

Alte Bezeichnung Neue Bezeichnung Ziegel

Höhe : Breite

Typologie der sog. au-diencias

Datierung4 Fläche in ha

1 chayhuac Quixmic An 2 : 3 Keine Frühphase 16,1

2 Uhle Xllangchic An 2 : 3 Variantenreich, mit ›arcones‹

Frühphase 16,4

3 Tello Tsuts An 2 : 3 c-förmig mit ›arcones‹ Frühphase 7,0

4 Laberinto Fechech An 2 : 3 / 1 : 1 c-förmig mit ›trocaderos‹ Frühphase 15,4

5 Gran chimú Utzh An 1 : 1 U-förmig mit ›trocaderos‹ Mittlere Phase 22,1

6 Squier Fochic An 1: 1 / 3 : 2 U-förmig mit ›trocaderos‹ Spätphase 13,6

7 Velarde Ñing An 3 : 2 U-förmig mit 4 Nischen Spätphase 13,0

8 Bandelier Ñain An 3 : 2 U-förmig mit 6 Nischen Spätphase 12,3

9 Tschudi Nik An 3 : 2 U-förmig mit 6 Nischen Spätphase 12,2

10 Rivero chol An 3 : 2 U-förmig mit 6 Nischen Spätphase 8,8

arnold
Notiz
Zeilentrennung besser zwischen "der" und "sog."

293Der Palast als Labyrinth. Peru und Ägypten im Vergleich |292 | Felix Arnold

später als Stufenpyramide. Zudem wurden im Inneren der Umfriedung eine Vielzahl von Gebäuden errichtet, darun-ter Ritualpaläste, Götterschreine, Festhöfe und Magazine – alles in Form einer Scheinarchitektur aus Stein. Damit fin-den sich hier all jene Funktionen vereint, die auch in chan chan anzutreffen sind, von herrschaftlicher Repräsentati-on und Totenkult bis zur Lagerungen von Gütern.

Auffällig ist aber eine weitere Gemeinsamkeit zwi-schen den Bauten in Peru und dem Djoserkomplex: der labyrinthische charakter der internen Erschließung. Bei-spielhaft hierfür ist die Wegeführung in dem sog. temple funéraire auf der Nordseite der Stufenpyramide14 (Abb. 5).

Der Eingang des Gebäudes liegt an dessen Ostseite. Von hier führt ein schmaler Korridor an der nördlichen Außen-mauer entlang, um an der westlichen ›Rückseite‹ in das Gebäudeinnere zu münden. Ein weiterer Korridor führt schließlich – an einem Bad vorbei – zu zwei Höfen im Zent-rum der Anlage. Der Erschließungsweg nimmt damit letzt-lich einen spiralförmigen Verlauf. Vergleichbare Wegefüh-rungen sind für viele Bauten der Frühzeit charakteristisch. Erinnert sei nur an den Baukomplex in Buto15.

Der Djoserkomplex war nicht nur Vorbild der Anlage seines direkten Nachfolgers, des Königs Sechemchet. Jahrhunderte später, im Mittleren Reich, wurde das Bau-

14 Lauer 1936, Taf. 22; Ricke 1944, 82–84 Abb. 21. 22. Der Bau war mit Sicherheit kein Totentempel, sondern die Wiedergabe eines (Ritual-)Palas-tes. So bereits Ricke 1944, 69 f. 101 f. Die Deutung als Totentempel bei Stadelmann 1985, 64 beruht auf dem Vergleich mit Bauten an der Nord-seite einiger Mastabagräber der Frühzeit. Bei diesen handelt es sicher allerdings ebenfalls um die Wiedergabe von Palästen (s. Stadelmann 1985, Abb. 7).

15 Zuletzt Hartung 2007, 72–81 Abb. 4.

sog. Talbezirken von Abydos8 (Abb.  3). Dabei handelt es sich um rechteckige Großbauten, die dem Königskult dienten. Wie die ›ciudadelas‹ wurden sie von einzelnen Herrschern errichtet, waren baulich aber nicht mit dem Königsgrab verbunden, sondern lagen etwa 1,7  km ent-fernt, am Rand der Stadt. Die ältesten Beispiele wurden erst kürzlich entdeckt und stammen aus der Zeit des Hor Aha, der um 3000 v. chr. regierte9. Besser erhalten ist der ausgedehnte Bezirk des rund drei Jahrhunderte jüngeren Königs chasechemui, der heute unter dem Namen Shunet el-Zebib bekannt ist10. Dessen nischengegliederte Umfas-sungsmauer aus ungebrannten Ziegeln steht noch heute bis zu 7,5  m hoch an. In seinem Inneren sind die Reste eines kleinen Kultpalastes erhalten. Ansonsten scheint der Bezirk als Festplatz genutzt worden zu sein.

In Inschriften der gleichen Epoche werden befestigte Rechteckbauten genannt, die ebenfalls mit dem Königs-kult verbunden waren und von jedem Herrscher neu errichtet wurden11. Noch unklar ist, ob diese sog. Göt-terfestungen mit den Talbezirken von Abydos identisch waren oder aber im Zentrum der damaligen Hauptstadt – in Memphis – lagen. Sicher scheint allein, dass diese ›Götterfestungen‹ formal und inhaltlich auf die gesamte Baugattung prägend wirkten. Zumindest verwandt sind vermutlich auch frühdynastische Anlagen in Sakkara, Hie-rakonpolis und Elephantine12.

Eine Fortentwicklung der ›Talbezirke‹ von Abydos stellt der Bezirk des Königs Djoser in Sakkara dar13 (Abb. 4). Anders als in Abydos lag das Königsgrab hier innerhalb des Bezirks, zunächst in Form eines massiven Rechteckbaus,

8 Arnold 1997, 32–45, mit Literaturangaben.

9 Bestock 2009.

10 Ayrton u. a. 1904, Taf. 6.

11 Kaplony 1962; Arnold 1997, 34 Abb. 3.

12 Die sog. Festung der 1. und 2. Dynastie; Ziermann 1993. Die Funktion des Baus ist strittig. Ursprünglich scheint die Anlage keine Innenbebau-ung aufgewiesen zu haben. Denkbar wäre allerdings die Existenz eines Ritualpalastes im noch nicht ausgegrabenen nordöstlichen Sektor des Bezirks.

13 Lauer 1936; Ricke 1944.

Tab. 2 Ägypten, Liste der ›Talbezirke‹ und vergleichbarer Bauten

Abb. 3 Abydos (Ägypten), ›Talbezirke‹ (3000-2700 v. chr.) Abb. 4 Sakkara (Ägypten), Bezirk des Djoser (um 2650 v. chr.). Weg vom Eingangstor bis zum sog. temple funéraire

Fundort Bezeichnung Erbauer Größe in m

Fläche in ha

1 Abydos Donkey enclosure Narmer? 38 x 68 0,3

2 Abydos Aha I-III Aha 21 x 32 0,1

3 11 x 17 0,02

4 10 x 16 0,02

5 Abydos Enclosure A Djer 55 x 100 0,6

6 Abydos Enclosure c Dewen / Meritneith 25 x 65 0,2

7 Abydos Enclosure B Wadji 45 x 90 0,4

8 Abydos Western Mastaba (D) Adjib / Semerchet 25 x 65 0,2

9 Abydos coptic Deir (G) Qa‘a 70 x 100 0,7

10 Abydos Middle Fort (E) Peribsen 50 x 100 0,5

11 Abydos Shunet el-Zebib (F) chasechemui 77 x 137 1,1

12 Hierakonpolis chasechemui 65 x 75 0,5

13 Elephantine Festung 1. Dynastie 51 x 51 0,3

14 Sakkara Gisr el-Mudir chasechemui? 350 x 650 22,8

15 Sakkara ? 220 x 420 9,2

16 Sakkara Djoser 277 x 544 15,1

17 Sakkara Sechemchet 185 x 262 4,8

18 Dahschur Sesostris III. 192 x 299 5,7

19 Hawara Labyrinth Amenemhet III. 158 x 385 6,1

295Der Palast als Labyrinth. Peru und Ägypten im Vergleich |294 | Felix Arnold

aber auf die Rolle langer, verwinkelter Wege in der ägypti-schen Architektur im Allgemeinen eingegangen werden.

ZUR BEDEUTUNG LANGER WEGE IN DER ÄGyPTIScHEN ARcHITEKTUR

Extrem lange Wege, ob als Korridor, als Aufweg oder als Raumfolge, finden sich in der ägyptischen Architektur auf-fallend häufig. Eindrücklich sind etwa die Korridore in den Wohnhäusern von Kahun, einer Planstadt des Mittleren Reiches18. Beispielhaft hierfür ist das Haus eines höheren Beamten, das an der Nordseite der wichtigsten Ost-West Achse der Stadt errichtet wurde (Abb.  6). Von der Haus-tür im Süden des Hauses führt ein 29 m langer Korridor zu einem Innenhof am entgegengesetzten, nördlichen Ende des Gebäudes19. Erst von diesem Hof aus sind die Haupträume des Hauses zu betreten, und zwar in einer Raumfolge, die sich in entgegen gesetzter Richtung von Norden nach Süden entwickelt.

Für diese aufwendige Wegeführung lassen sich unter-schiedliche Beweggründe ausmachen. Ausschlaggebend waren zunächst raumklimatische Erwägungen. So ist es in Ägypten vorteilhaft, die Zugänge zu den Haupträumen des Hauses an der sonnenabgewandten und zugleich dem Nordwind ausgesetzten Nordseite anzuordnen. Lag die Haustür aus städtebaulichen Gründen im Süden, war eine Nordausrichtung der Haupträume nur durch eine Umkehr der Orientierung innerhalb des Hauses mög-lich, letztlich durch die Anlage eines solchen U-förmigen Erschließungsweges.

Aber auch in anderen Bereichen des Hauses finden sich extrem lange, teils mehrfach abgewinkelte Korridore. Für deren Anlage scheint ein anderer Beweggrund verant-wortlich gewesen zu sein. Ab einer bestimmten Komple-xität umfassen Gebäude eine solche Vielzahl an Räumen unterschiedlicher Funktion, dass deren Erschließung nicht mehr allein durch die Anlage einfacher Raumfolgen zu lösen ist. Um Räume und Raumgruppen gezielt ansteu-ern zu können, müssen zwischen ihnen Erschließungs-wege angelegt werden, die eine den Straßen einer Stadt vergleichbare Funktion übernehmen. Je komplexer ein Gebäude ist, desto ›labyrinthischer‹ können solche Wege werden, selbst in Fällen, wo prinzipiell kurze Wege ange-strebt werden. Lange Wege können so zu einem organisa-torischen Prinzip werden.

In dem Haus von Kahun lässt sich bei der Anlage ext-rem langer Korridore jedoch eine weitere Absicht erken-nen. So verläuft in dem Haus parallel zu dem langen Eingangskorridor ein zweiter, etwas schmalerer Korridor. Allein von diesem aus wird eine Reihe hauswirtschaftlich genutzter Räume erschlossen, darunter eine als Metzgerei zu deutende Raumgruppe. Die Parallelität der beiden lan-gen Korridore lässt vermuten, dass hier Wege unterschied-licher Funktion getrennt wurden. Der eine Weg diente ausschließlich der Erschließung der Wohnbereiche des Hauses und konnte entsprechend sauber gehalten wer-den. Der andere diente der Hauswirtschaft. Getrennt wur-den damit aber auch die Wege zweier unterschiedlicher Personengruppen, der Weg des Hausherrn, seiner Familie und seiner Gäste auf der einen, der Weg der Bediensteten und Lieferanten auf der anderen Seite. Die Trennung des Erschließungsweges in zwei Korridore –vermutlich auch deren unterschiedliche Gestaltung – spiegelte damit eine soziale Differenzierung wider und verstärkte diese: Wer den einen Korridor benutze, durfte sich als Gast gleichen

18 Arnold 1989; Bietak 1996; Arnold 2005.

19 Vergleichbare Korridore finden sich bereits in Häusern des frühen Alten Reiches; vgl. Ziermann 1999, 74 f. Abb. 2–4 (Bau A, Raum 1).

konzept noch einmal aufgegriffen, zunächst durch Sesost-ris III. in Dahschur, dann durch Amenemhet III. in Hawara. Von diesen späten ›Götterfestungen‹ ist leider kaum noch etwas erhalten. Von der Anlage in Hawara finden sich aber Beschreibungen bei griechischen Autoren. Für Herodot, Strabo und Diodor war sie das ›Labyrinth‹ par excellence16.

Über die Bedeutung der ägyptischen ›Götterfestun-gen‹ und die ihnen verwandten Bauten ist immer wie-der spekuliert worden. Wohl unbestritten ist ihr enger Zusammenhang mit den Ritualen des Königskults, und zwar ungeachtet, ob diese dem lebenden oder dem toten König galten. Das bekannteste – aber möglicher-weise nicht einzige – Ritual dieser Art war das Sed-Fest (Hebsed), dessen Ursprünge sich bis in die formative Pha-se des ägyptischen Königtums zurückverfolgt lassen17. Die Bezüge zwischen dem Bezirk des Djoser, wohl den ›Götterfestungen‹ im Allgemeinen und einzelnen Riten des Sed-Festes sind nicht zu übersehen. So beherbergt der Djoserbezirk unter anderem eine Versammlung ( jtrt) von Schreinen aller bedeutenden Götter des Landes. Der

16 Arnold 1979.

17 Hornung – Staehelin 1974; Hornung – Staehelin 2006. Zum Festlauf s. Kaiser 1971; Barta 1978; Gohary 1992.

Besuch dieser ›Götterversammlung‹ stellt ein wesentli-ches Element des Sed-Festes dar. Zusätzlich beherbergen ›Götterfestungen‹ aber auch einen ›Gottespalast‹ (ch ntr), einen Ritualpalast, in dem der König im Rahmen des Sed-Festes residierte. Im Kontext des Königsrituals sind auch die anderen Funktionen der ›Götterfestungen‹ zu sehen, so die Magazinierung von Gütern, die dem König als Tribut im Rahmen einer Volkszählung gebracht wurden, oder die – allerdings erst ab Djoser vollzogene – Einbindung des Königsgrabes. Auch der wehrhafte charakter der Gesamt-anlage steht zweifellos in Verbindung mit der Rolle des Königs.

Die Bedeutung der ägyptischen ›Götterfestungen‹ ist somit nicht etwa in den praktischen Erfordernissen der Landesverwaltung zu sehen, sondern in den Ritualen, die mit der Amtseinführung des Herrschers und seiner Legi-timierung verbunden waren. Dies wirft die Frage auf, ob gleiches nicht auch für die labyrinthische Wegeführung innerhalb der Anlagen zu gelten hat. Um der Bedeutung des Erschließungssystems nachzugehen soll zunächst

Abb. 5 Sakkara (Ägypten), Djoserbezirk (um 2650 v. chr.). Wegeführung im ›temple funéraire‹

Abb. 6 Kahun (Ägypten), Wohnhaus der Oberschicht (um 1900 v. chr.)

arnold
Notiz
unter das h von "ch ntr" gehört ein Punkt

297Der Palast als Labyrinth. Peru und Ägypten im Vergleich |296 | Felix Arnold

te dabei als Ausdruck des transformativen charakters der Bauten gesehen werden, denn hier wurde der Übertritt des Königs in die Sphäre der Götter vollzogen.

Die langen Wege in den ›Götterfestungen‹ lassen sich aus dem Herrschaftsverständnis des frühzeitlichen Ägyp-tens erklären. Der König wird hier als Mittler zwischen der Sphäre der Menschen und der Götter verstanden, sein Herrschaftsort als Mittel seiner Transformation.

PERU UND ÄGyPTEN: EIN ANALOGES HERRScHERVERSTÄNDIS?

Der Vergleich zwischen den ›ciudadales‹ der chimú und den ägyptischen ›Götterfestungen‹ verleitet zu dem Schluss, dass hinter den formalen Gemeinsamkeiten der Gebäudekomplexe inhaltliche stehen, in der Funktion der Gebäude aber auch in dem ihnen zugrunde liegenden Herrschaftsverständnis. Analog zu den ›Götterfestungen‹ ließen sich die ›ciudadales‹ als Orte eines Königsrituales deuten, bei dem es um den Übertritt des Königs in die Welt der Götter ging. Gewisse Bereiche im Inneren der Anlage ließen sich als Ritualpalast interpretieren, bei denen der Herrscher in die Sphäre der Götter überführt worden wäre. Die großen Höfe könnten als Orte identifiziert wer-den, an denen das Volk – ähnlich wie dies im Rahmen des

ägyptischen Sed-Festes der Fall war – diese Erhebung in die Sphäre der Götter anerkannt wurde und dem König gehuldigt wurde. Vor dem Hintergrund der Entwicklung in Ägypten ab Djoser würde die Integration des Herrscher-grabes in die Gesamtanlage wenig überraschen. Und die ›audiencias‹ könnten als Götterschreine gedeutet werden, in denen sich die Götterwelt der chimú versammelte.

Ohne eine detaillierte Neuuntersuchung der Anlagen von chan chan lassen sich solche Analogieschlüsse im Ein-zelnen nicht überprüfen. Zu wenig ist über das Herrscher-ritual der chimú bekannt, geschweige denn über deren Herrschaftsverständnis. Aus den historischen Überliefe-rungen lässt sich wenig mehr entnehmen als dass es Herr-scher gab und diese mit der Aufrechterhaltung bestimm-ter Riten betraut waren23. Etwas informativer ist allein eine Reihe von Holzmodellen, die Prozessionen abzubilden scheinen, aber auch ein Zeremoniell im Hof einer ›ciud-adela‹ – möglicherweise Riten im Zusammenhang mit dem Ahnenkult24. In Anbetracht der Unterschiedlichkeit der Kulturen sollten direkte Analogieschlüsse mit Vorsicht betrachtet werden. Der oben angestrebte Vergleich zwi-schen den Bauten in Peru und Ägypten kann jedoch mög-licherweise zu neuen Interpretationsversuchen anregen.

Zum Abschluss sei noch auf eine letzte Analogie hin-gewiesen, und zwar zwischen zwei Darstellungen eines Herrschaftsrituales, die eine aus Peru (Abb. 8 a), die ande-

Ranges fühlen, wer den anderen nehmen musste, war ein-deutig ein Untergebener20.

Nicht immer werden kurze, geradlinige Wege ange-strebt. So können lange, verwinkelte Zugangswege zum Schutz eines Gebäudes beitragen. Durch abgewinkel-te Zugänge wurde in den Häusern von Kahun generell vermieden, Räume direkt von der Straße einsehbar zu machen. Das Hausinnere wurde so nicht nur von Blicken geschützt, sondern ganz allgemein vor Ein- und Übergrif-fen aus dem Außenraum. Lange Wege steigerten diese Schutzfunktion, indem die Strecke, die potentiell Unbe-fugte zu überwinden hatten, vergrößert wurde, und somit die Möglichkeit bot, ihnen Einhalt zu gebieten.

Grundsätzlich können lange Wege dazu dienen, zwi-schen Orten unterschiedlichen charakters bewusst Dis-tanz zu legen. Ihre Länge dient dabei einerseits der Tren-nung der Orte, andererseits dem graduellen Übergang von einem zum anderen. Im Haus von Kahun ist diese Distanz primär sozialer Natur. Der lange Eingangskorri-dor betonte den Unterschied zwischen dem Inneren des Hauses sowie dem Straßenraum und damit zwischen den Personen innerhalb wie auch außerhalb des Hauses. Ob Lieferant oder Gast, die Länge des Weges gab dem Ein-tretenden unweigerlich das Gefühl einer großen Distanz zwischen ihm und dem Hausherren, letztlich eines sozia-len Unterschiedes. Je länger der Weg war, umso überra-gender musste daher die soziale Stellung des Hausherrn sein. Lange Wege fungierten hier (auch) als Statussymbol.

All die genannten Aspekte – vom Mikroklima über Raumorganisation und Raumdifferenzierung bis zu sozia-ler Hierarchisierung – finden sich in vielen anderen Bau-werken der ägyptischen Baukunst. In der Grab- und Tem-pelarchitektur können lange Wege darüber hinaus aber noch zusätzliche Bedeutungen annehmen. Lange Wege betonen hier nicht nur soziale Unterschiede, sondern auch die Distanz zwischen unterschiedlichen Welten – etwa die Welt des Menschen und die der Götter oder die Welt der Lebenden und die der Toten. Beispiele hierfür sind die Aufwege der Pyramidenanlagen und die Korridore the-banischer Gräber sein, oder – um einen konkreten Fall zu nennen – der verwinkelte Zugang zum Tempel der Satet auf Elephantine. Lange Wege dienten hier einerseits der Trennung, andererseits dem Übergang von einer Sphäre in die andere.

In ihrer Funktion als Brücke zwischen unterschiedli-chen Welten konnten lange Wege jedoch ebenso einen

transformativen charakter entfalten. Im Durchschreiten des Weges veränderte sich der Ein- oder Austretende, der Tote etwa wurde zur Sonne. Genau diese transformative Eigenschaft ist es nun, die uns im Falle der ›Götterfestun-gen‹ interessieren muss.

DIE LANGEN WEGE IN DEN ›GöTTERFESTUNGEN‹ ALS TRANSFORMATIVES ELEMENT

Als Schauplatz des zuvor genannten Sed-Festes und ver-gleichbarer Rituale sind ›Götterfestungen‹ Orte der Trans-formation ersten Ranges. Der König tritt ein als Mensch und wird zum König. Erst mit dem Übertritt in eine andere Sphäre wird er in die Lage versetzt, mit den Göttern zu kommunizieren. Die ›Götterfestung‹ kann somit als Sphä-re der Götter verstanden werden, in die der König eintritt, um seine für die Gesellschaft essenzielle Funktion zu über-nehmen – diejenige als Mittler zwischen den Menschen und den Göttern.

Deutlich wird dieser Aspekt des Sed-Festes in den Ritu-alen der Einkleidung. Bereits zu Beginn des Sed-Festes betritt der König einen Ritualpalast, vermutlich das ›Got-teszelt‹ (ch ntr)21. Hier erhält er einen Umhang, den für das Fest wohl namengebenden sd-Mantel. Damit scheint er den Übergang in die Sphäre der göttlichen Naturgewal-ten vollzogen zu haben. Denn im Anschluss an eine nun folgende Huldigungsszene begibt er sich zu Schreinen, in denen er mit Göttern kommuniziert. Im späteren Festver-lauf betritt er erneut den Palast – hier als sšp-sd »Erleuch-ten des Sed-Mantels« bezeichnet – um eine Sänfte zu besteigen und eingekleidet zu werden22. Zudem wird ihm hier ein w3s-Szepter gereicht, ein Zeichen der Macht, das ansonsten Göttern vorbehalten ist. In einer abschließen-den Prozession wird der König statuenhaft auf der Sänfte thronend zu seinen Ahnen (b3w) geführt.

In einigen der ›Talbezirke‹ von Abydos sind direkt hin-ter dem Haupttor Reste von Ritualpalästen erhalten, in denen wohl die genannten Einkleidungsrituale vollzogen wurden (Abb.  7  a). Ihr Zentrum bildet ein Saal mit einer Nische, in der der König wohl thronte, während er ein-gekleidet wurde. Der Zugang zu diesem Saal wird durch mehrfach abgewinkelte Korridore gebildet, wie sie auch für den Djoserkomplex charakteristisch sind. Abstrahiert wird dies sogar in den Darstellungen des Sed-Festes wie-dergegeben (Abb. 7 b). Ihr labyrinthischer charakter könn-

20 Vgl. Trüby 2012.

21 Die sog. Löwenmöbelfolge; Kaiser 1971, Falttaf. 4.

22 Das »Bringen und Besteigen der Sänfte«; Kaiser 1971, Falttaf. 5.

Abb. 7 Ritualpalast, erhaltene Reste im Shunet el-Zebib (Abydos) (um 2700 v. chr. (A) Ritualpalast, Darstellung im Sonnenheiligtum des Nius-erre (um 2400 v. chr.) (B)

A B

23 Vargas Ugarte 1936, zu einer chronik von 1604.

24 Uceda 1999.

arnold
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auch hier ein Punkt unter dem "h" von "ch ntr"
arnold
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"sein" löschen
arnold
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"sd" in "sd-Mantel" kursiv
arnold
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statt "Sed-Mantel" konsequent "sd-Mantel", mit "sd" in kursiv
arnold
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auf dem ersten "s" von "ssp-sd" ein Akzent (´)
arnold
Notiz
auf dem s von "w3s" ein Akzent (´)

299Der Palast als Labyrinth. Peru und Ägypten im Vergleich |298 | Felix Arnold

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re aus Ägypten (Abb.  8  b). Das Beispiel aus Peru stammt zwar nicht aus der Epoche der ›ciudadelas‹ sondern ist beträchtlich älter, aus der Zeit der Moche, einer Vorläufer-kultur der chimú25. Und auch das Beispiel aus Ägypten ist älter als die älteste bekannte ›Götterfestung‹. Sie stammt von einem Keulenkopf des Königs Narmer, der in Hiera-konpolis entdeckt worden ist26.

Die Ähnlichkeit der beiden Darstellungen ist aber frap-pierend, ebenso in ihrer Gesamtkonzeption wie im Detail. In beiden Fällen thront der Herrscher auf einem hohen Podest, das über Stufen zu erreichen ist. Der Baldachin über dem Herrscher ist auf ganz ähnliche Weise darge-stellt, mit einer Art Giebel, der von Holzstützen getragen wird. Sogar die vom Herrscher empfangenen Personen

weisen Gemeinsamkeiten auf, etwa in ihrem Laufschritt, oder in den Sänften, in den hochrangige Personen vor den König getragen werden. Vielleicht lässt die Ähnlich-keit dieser Darstellungen doch auf gewisse strukturelle Gemeinsamkeiten im Herrschaftsverständis und Herr-scherritual der beiden Kulturen schließen. Die Frage wäre einer genaueren Untersuchung

Anschrift: Dr.-Ing. Felix Arnold, Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Kairo, 31, Sharia Abu el-Feda, 11211 Zama-lek-Kairo, Ägypten, e-mail: [email protected]

25 Gefäß im American Museum of Natural History, New york; Kutscher 1983, 27 f. Abb. 123.

26 Quibell 1900, Taf. 26b.

Abb. 8 Königsrituale im Vergleich, Darstellung auf einem Gefäß der Mochekultur (200–700 n. chr.) (A) Königsrituale im Vergleich, Darstellung auf einem Keulenkopf aus Ägypten (um 3000 v. chr.) (B)

A

B

arnold
Notiz
"in denen" statt "in den"
arnold
Notiz
"wert." fehlt
arnold
Notiz
neue Email: "[email protected]"

300 | Felix Arnold

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ABBILDUNGSNAcHWEIS

Abb. 1: Verf. nach Mayer 1982, Plan. – Abb. 2: Verf. nach Moseley – Day 1982, Abb. 3,2. – Abb. 3: Verf. nach Bestock 2009, Abb. 15. – Abb. 4: Verf. nach Lau-er 1936, Taf. 3. – Abb. 5. Verf. nach Lauer 1936, Taf. 22. – Abb. 6: Verf. - Abb. 7a: Verf. nach Ayrton u. a. 1904, Taf. 6. – Abb. 7b: von Bissing – Kees 1923, Beil. 9. – Abb. 8a: Kutscher 1983, Abb. 123. – Abb. 8b: Quibell 1900, Taf. 26b.