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© Peter Weichhart Modul 04/02 Modul 04/02 Standorttheorien II Standorttheorien II EWigg04/02/01 Wirtschaftsgeographie: Wirtschaftsgeographie: Die Räumlichkeit der Die Räumlichkeit der Wirtschaft Wirtschaft SS2009 290174 VU 3 Std., 4 ECTS-Punkte Dienstag 12.15 -14.45; Hs. II (NIG) , Kapitel 29.01; 29.05

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© Peter Weichhart

Modul 04/02Modul 04/02Standorttheorien IIStandorttheorien II

EWigg04/02/01

Wirtschaftsgeographie:Wirtschaftsgeographie:

Die Räumlichkeit der WirtschaftDie Räumlichkeit der Wirtschaft

SS2009

290174 VU 3 Std., 4 ECTS-Punkte

Dienstag 12.15 -14.45; Hs. II (NIG) , Kapitel 29.01; 29.05

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„Der isolierte Staat“ (J. H. v. THÜNEN)

EWigg04/02/02

THÜNENs Modell ist eigentlich eine Land-nutzungstheorie:

Gesucht sind jene Produkte und Produk-tionsweisen, die bei einem gegebenen Standort für einen landwirtschaftlichenBetrieb optimale Betriebsergebnisse er-bringen.

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Modellannahmen I

EWigg04/02/03

• Der Wirtschaftsraum ist vom Rest der Welt abgeschlossen.

• Es gibt nur eine große Stadt. Sie ist der einzi- ge Standort für die nicht-agrarische Produk- tion und einziger Absatzort für agrarische Pro- dukte.

• Es existieren keinerlei produktionsökologische Differenzierungen (isotrope Ebene).

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EWigg04/02/04

Modellannahmen II

• Die Transportkosten sind direkt proportional zur Entfernung des Produktionsstandortes vom Konsumort und dem Gewicht.

• Die Verkehrsverbindungen sind überall und in alle Richtungen gleich.

• Die Landwirte streben eine Maximierung ihres Gewinns an.

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Die Differentialrente der Lage

EWigg04/02/05

R = E (p - a) - Efk

R = Lagerente pro FlächeneinheitE = Produktionsmenge pro Flächeneinheitp = Marktpreis pro Flächeneinheita = Produktionskosten pro Produkteinheitf = Transportrate pro Distanzeinheitk = Entfernung Produktionsstandort – Kon- sumstandort

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Die Lagerente bei einem Produkt

EWigg04/02/06

kZ

Marktpreis (Ep)

Lage-rente (R)

B

Produktionskosten (Ea)

A

Transportkosten(Efk)

CQuelle: L. SCHÄTZL, 1994, Abb. 2.12S. 62

Marktnahe Grund-Stücke mit hoher Lagerente erzielen höhere Preise oderPachterträge.

Eine hohe Lage-rente führt zur In-tensivierung derProduktion

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IIIIIIIIII

Lagerente und Nutzungsdifferenzie-rung bei drei Anbauprodukten

EWigg04/02/07Quelle: L. SCHÄTZL, 1994, Abb. 2.14, S. 65

IIk

RRaa

AA

II

b

B

IIIIc

C

IIIIII

ZZ

LandnutzungszonenLandnutzungszonen

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Landnutzungssysteme aus der Perspektive der Nachfrage

EWigg04/02/08

• Nachfragestrukturen und Kaufkraft sind relativ mobile Faktoren der Wirtschaft

• Ausgangsstandort eines Konsumaktes und Verbringungsort der konsumierten Güter ist in der Regel die Wohnung des Konsumenten

• Kaufkraft ist am Wohnstandort lokalisiert

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Gesamtkosten eines KonsumaktesGesamtkosten eines Konsumaktes

EWigg04/02/09

Wohn-Standort W

Konsum-standort,

Marktort M

Gut ATransaktions-

aufwand

„Wahrer Preis“ von A Paw = Pa + Pt

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Die Lagerente der Konsumenten

EWigg04/02/10

MM

Wohnstandorte MM Marktort

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Die Lagerente der Konsumenten

EWigg04/02/11

Distanz zumMarktort

0

5 km

Markt-Markt-preispreis

0,5

1,0

“LAUNHARDTscher Konkurrenztrichter“

Quelle: T. REICHART, 1999, Abb. IV-1, S. 72

Transaktions-kosten

Prohibitivpreis

Nicht mehrerreichbareHaushalte

Lagerente der Konsumenten

„äußere Reichweite“StandortBäcker

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Die „innere Reichweite“ eines Gutes

EWigg04/02/12

Summeder

Nach-frager

Distanz zum Marktort

0

1 € 1 €

Äußere Reichweite

0,36 € Produktionskosten werden eingebracht

„Innere Reich-weite“

„Gewinnzone“

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Die „Theorie der Zentralen Orte“ ...Die „Theorie der Zentralen Orte“ ...

EWigg04/02/13

... versucht, die „... hierarchische Struk-tur der räumlichen Ordnung der Wirt-schaft und die Hierarchie der Siedlungen aus dem Zusammenwirken ökonomischerBestimmungsfaktoren zu erklären und abzuleiten“. (L. SCHÄTZL, 1994, S. 69).

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Vorannahmen I

EWigg04/02/14

• isotrope Ebene ohne räumliche Unterschiede in den Produktions- und Nachfragebedingun- gen

• Bedürfnisse, Präferenzen und Kaufkraft der Konsumenten werden als ident und konstant angenommen

• keine räumliche Differenzierung des Ver- kehrsnetzes, Transportkosten sind propor- tional zur Entfernung

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EWigg04/02/15

Vorannahmen II

• Streben nach Gewinnmaximierung bei den Anbietern

• Streben nach Nutzenmaximierung bei den Konsumenten

• Anbieter wie Nachfrager handeln streng zweckrational

• Alle Akteure sind umfassend informiert

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EWigg04/02/16

Von konzentrischen Kreisen zur Hexagonalstruktur I

Quelle: L. SCHÄTZL, 1994, Abb. 2.17, S. 72

innere Reichweite

äußere Reichweite

Das Ziel der flä-chendeckendenVersorgung wirdverfehlt!

Unver-sorgteGebiete

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Von konzentrischen Kreisen zur Hexagonalstruktur II

EWigg04/02/17

Quelle: L. SCHÄTZL, 1994, Abb. 2.17, S. 72

Unterschreitungder inneren Reichweiten

Das Ziel der flä-chendeckendenVersorgung wirdverfehlt!

Die Mindestnach-fragemenge für ei-ne kostendeckendeProduktion wird nicht erreicht

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EWigg04/02/18

Von konzentrischen Kreisen zur Hexagonalstruktur III

Quelle: L. SCHÄTZL, 1994, Abb. 2.17, S. 72

Die Lösung:Optimale Marktge-biete haben keinekreisförmige, son-dern eine hexago-nale Struktur.

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Die Reichweitendifferenzierung von Gütern und Diensten

EWigg04/02/19

Verschiedenartige Güter und Dienstleistun-gen besitzen unterschiedliche (innere und äußere) Reichweiten

• Güter/Dienste des täglichen Bedarfs

• Güter/Dienste des periodischen Bedarfs

• Güter/Dienste des episodischen Bedarfs

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Reichweiten-Standort-Relationen

EWigg04/02/20

hohe

niedrige

Rei

chw

eite

angeboten in Standort

A

A

BA

G1

G2

Gn

G3

G4.

BA C

hohe

Hierarchiestufe

niedrige

. . . .

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EWigg04/02/21

Entstehung hierarchisch gegliederterhexagonalerMarktgebiete

Quelle: L. SCHÄTZL, 1994, Abb. 2.18, S. 74

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Schlüsselaussagen der Theorie der Zentralen Orte I

EWigg04/02/22

• Jedes Gut hat eine bestimmte Reichweite. Je größer die untere Reichweite des Gutes, desto höher ist seine Zentralität.

• Marktorte („Zentrale Orte“) besitzen einen bestimmten Zentralitätsrang. Er ist um so höher, je höher die Zentralität der dort an- gebotenen Güter ist.

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EWigg04/02/23

Schlüsselaussagen der Theorie der Zentralen Orte II

• Die Zentralitätsstufe eines Ortes wird von je- nen Gütern bestimmt, bei denen sich die Gren- ze der unteren Reichweite mit dem Marktge- biet deckt („hierarchische Grenzgüter“).

• In Zentralen Orten einer bestimmten Zentrali- tätsstufe werden nicht nur ihre Grenzgüter, sondern alle anderen Güter der niedrigeren Stufen angeboten.

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EWigg04/02/24

Schlüsselaussagen der Theorie der Zentralen Orte III

• Zentrale Orte der höchsten Stufe bilden mit den in ihren Einzugsbereichen liegenden Or- ten niedrigerer Rangstufe und deren Markt- gebieten ein geschlossenes funktionales System.

• Dieses System ist geeignet, alle Bewohner mit allen Gütern bei einer minimalen Zahl von Orten zu versorgen.

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Defizite und Probleme der Theorie der Zentralen Orte

EWigg04/02/25

• Nichtberücksichtigung der Entwicklungsdyna- mik zentralörtlicher Systeme

• Agglomerationseffekte sowie der internationa- le Güteraustausch werden nicht berücksichtigt

• Aktuelle Veränderungstendenzen von Aktions- reichweiten, Präferenzstrukturen und Innova- tionen im Bereich des Einzelhandels lassen sich nicht darstellen

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EWigg04/02/26

HHAAUUSSHHAALLTTEE

PRODUZENTENPRODUZENTEN

Primär-Primär-sektorsektor

Bergbau,Land-

und Forst-wirtschaft,Fischerei

Sekundär-Sekundär-sektorsektor

Tertiär-Tertiär-sektorsektor

alleBerei-chedes

Einzel-handels

Nach R. R. BOYCE, 19782, S. 30, verändert.

Quartär-Quartär-sektorsektor

alle Wirt-schafts-dienste(Typ P)

„Verwal-tungs-

Dienste“(Typ V)

Metalle,Maschinen,

Motoren.KFZ ...,

Chemie ...,Möbel ...,Nahrungs-

mittel,Textilien ...,Bauwesen,

...

alle per-sönlichenDienste(Typ Q)

Wirtschaftssektoren

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EWigg04/02/27

HHAAUUSSHHAALLTTEE

PRODUZENTENPRODUZENTEN

Primär-Primär-sektorsektor

Bergbau,Land-

und Forst-wirtschaft,Fischerei

Sekundär-Sekundär-sektorsektor

Tertiär-Tertiär-sektorsektor

alleBerei-chedes

Einzel-handels

Nach R. R. BOYCE, 19782, S. 30, verändert.

Quartär-Quartär-sektorsektor

alle Wirt-schafts-dienste(Typ P)

„Verwal-tungs-

Dienste“(Typ V)

Metalle,Maschinen,

Motoren.KFZ ...,

Chemie ...,Möbel ...,Nahrungs-

mittel,Textilien ...,Bauwesen,

...

alle per-sönlichenDienste(Typ Q)

„Produzenten“und „Träger“

vonZentralität

Der Tertiärsektor bedient alle Akteure desMarktprozesses, nicht nur die Haushalte!Wirtschaftssektoren