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18. Januar 2011
Ein wissenschaftsgeschichtlicher Überblick
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Wissenschaftliche Ausrichtung
In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts erweiterte die Sprachwissenschaft ihren Untersuchungsgegenstand um die Einbeziehung der sozialen Gegebenheiten, in denen Sprache zum Einsatz kommt.
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Schnittstelle von Dialektologie und SoziolinguistikSoziale Dialektologie (= korrelative
Soziolinguistik)Entstehung in den 60er Jahren des 20. Jhs.Entscheidende Impulse gab es durch die
empirischen Arbeiten von William Labov, Promotion bei Uriel Weinreich mit The
Social Stratification of English in New York City (1966)
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• Die Soziolinguistik ist eine Spezialisierung innerhalb der Linguistik, die sich mit kultur- und gesellschaftsspezifischen Sprachformen beschäftigt. – Der Gegenstand der soziolinguistischen
Untersuchungen ist die soziale Bedeutung sprachlicher Systeme und der Variationen des Sprachgebrauchs.
– Überschneidungen mit Soziologie, Anthropologie etc.
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Die neue linguistische Teildisziplin wurde als Sprachsoziologie oder Soziolinguistik bezeichnet. Den Weg ebneten die Untersuchungen von Basil Bernstein (1924-2000), der die Sprache der sozialen Unter-, Mittel- und Oberschicht in Großbritannien untersuchte.
Bernstein stellte die auf Defizithypothese auf, welche besagte, dass Angehörige der Unterschicht die Sprache mit einem geringeren Wortschatz und einfacheren syntaktischen Strukturen verwendete.
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William Labov (*1927) reagierte mit der Differenzhypothese, welche die sprachlichen Unterschiede als prinzipiell gleichwertig ansah.
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Die Arbeitsfelder der Soziolinguistik
Makrobereich: Sozialer Status und soziale Funktion von Sprache
Joshua Fishman : „Wer spricht welche Sprache wie und wann mit wem unter welchen sozialen Umständen und mit welchen Absichten und Konsequenzen?“
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• Arbeitsfelder der Soziolinguistik–Variation und Wandel des Sprachgebrauchs und erklärt die Funktion und den Gebrauch von• Dialekten • Soziolekten • Regiolekten• Urbanolekten• (…)
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Weitere Untersuchungsfelder:
Zweitsprachenerwerb (Migranten) und Mehrsprachigkeit
Sprachwandel: soziale Faktoren des Sprachwandels
Öffentlicher Sprachgebrauch: Sprache in Politik, Medien und Werbung, Sprachpolitik, Prestige von Sprachen ...
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Weitere Untersuchungsfelder:Dialektologie: Verteilung von stratischen
Varietäten (Standardsprache, Dialekte, Regiolekte ...)
Varietätenlinguistik: Soziolekte, Sprachkontakt, ...
Fachsprachenforschung: Entstehung und Verbreitung von Fachterminologie und die gesellschaftlich-kommunikative Funktion von Fachsprachen
1. Termini zur Bezeichnung sprachlicher Varietäten
Soziolinguistische Grundbegriffe
Soziolekt: Varietäten, die auf gesellschaftlichen Faktoren beruhen (die Sprache bestimmter gesellschaftlicher Gruppen und Schichten).
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• Weitere soziolinguistische Grundbegriffe– SOZIOLEKT• Diastratische Dimension: Gruppen-
und schichtspezifische Varietäten• Der Begriff „Soziolekt” wurde in
Anlehnung an den Begriff Dialekt geprägt.
• Er bezeichnet die Gesamtheit der sprachlichen Besonderheiten einer jeweils zu spezifizierenden sozialen Gruppe.
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• SOZIOLEKTE werden determiniert durch folgende Faktoren, z.B.– Alter (= GERONTOLEKT):
• Es ist erwiesen, dass sich Stimme, Wortschatz und Stil mit zunehmendem Alter verändern.
• Die Sprechgeschwindigkeit sinkt und Pausen werden häufiger.
– Geschlecht (= GENDERLEKT) • In vielen Sprachen lernen männliche und
weibliche Kinder – mit jeweils unterschiedlicher Ausprägung – eine andere Sprachvariante.
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SOZIOLEKTE werden determiniert durch folgende Faktoren, z.B.Klassenzugehörigkeit:
Hier werden relevante Zusammenhänge zwischen gesellschaftlicher Schicht und Sprache ermittelt.
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Mann-Frau-Kommunikation
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Weitere soziolinguistische Grundbegriffe
GENDERLEKT Die Soziolinguistin Deborah Tannen
spricht im Zusammenhang vom Mann-Frau-Gespräch von interkultureller Kommunikation.
Sie vergleicht folglich das Mann-Frau-Gespräch mit der Unterhaltung zwischen Menschen mit verschiedenen Kulturen.
In Anlehnung an Dialekt hat die moderne Sprachwissenschaft den Begriff der Genderlekte als Ausdruck für geschlechtsspezifische Sprache geprägt.
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Deborah Tannen (*1945)
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• Soziolinguistische Grundbegriffe
–Restringierter und elaborierter Code
• Der restringierte Code wird dem Sprachgebrauch bildungsferner Schichten zugeordnet.
• Basil Bernstein rechtfertigte diese Kategorisierung dadurch, dass der Gebrauch eines Codes eng mit der sozialen Struktur einer bestimmten Kultur verbunden ist.
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Der restringierte Code ist dort nützlich, wo es eine große Menge geteiltes Wissen unter den Sprechern gibt.
Er ermöglicht es dem Sprecher, mit wenig Worten viel auszudrücken.
MERDA!!!
Einige Merkmale des restringierten Codeskurze, grammatikalisch einfache, häufig unvollständige Sätze
begrenzte Anzahl von Adjektiven und Adverbien
im Vergleich zum elaborierten Code geringerer Wortschatz(…)
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Weitere Soziolinguistische Grundbegriffe
Akrolekt. Bezeichnung Sprachvaritäten einer Sprachgemeinschaft, die im Gegensatz zum Basilekt über ein hohes Prestige verfügen. In der Regel handelt es sich hierbei um die Standardsprache. Der Ausdruck stammt ursprünglich
aus der Kreolistik (ebenso wie Basilekt und Mesolekt).
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Weitere Soziolinguistische Grundbegriffe
Mesolekt. Eine Sprachvarietät im Rahmen eines Kontinuums zwischen Basilekt und Akrolekt. Er verfügt weder über ein besonderes Prestige noch ist er besonders stigmatisiert.
Basilekt. Die dialektale Varietät einer Sprachgemeinschaft mit dem größten Stigma und dem kleinstem Prestige.
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• Weitere soziolinguistische Grundbegriffe
– Regiolekt: ist eine dialektal geprägte, regional verbreitete Umgangssprache. • Von der Standardsprache unterscheidet sie sich
durch ein eigenes Substrat aus verschiedenen, in der betreffenden Region gesprochenen Dialekten sowie einen charakteristischen Akzent.
• Vom Dialekt unterscheidet sie sich darin, dass sie die meisten dialektalen Eigenheiten bezüglich Vokabular, Grammatik und Aussprache abgelegt oder abgeschliffen hat. Zu den Regiolekten zählt beispielsweise das italiano regionale.
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• Weitere soziolinguistische Grundbegriffe
• IDIOLEKT – individuelle Dimension– im Gegensatz zu Dialekt und Soziolekt ist
der Idiolekt die Gesamtheit der spezifisch sprachlichen Äußerungen eines Einzelsprechers (meist auf dem Gebiet der Aussprache und Wortwahl).
– = die individuelle Varietät eines bestimmten Sprechers
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Politiker mit starker idiolektaler Markierung
Parodie (Imitation idiolektaler Merkmale)
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2. Termini zur Bezeichnung des Verhältnisses zwischen sprachlichen
Varietäten
Soziolinguistische Grundbegriffe
Diglossie (gr. διγλωσσία, diglossía, „Zweisprachigkeit“): eine besondere Form der Zwei- oder der Mehrsprachigkeit:
Soziolinguistische Grundbegriffe
Mithilfe dieses von Ferguson im Jahre 1959 in die Linguistik eingeführten Begriffsterminus wird in der Regel die Koexistenz von Dialekt und Standardsprache oder von gesprochener Umgangssprache zu geschriebener Standardsprache bezeichnet.
Standardsprache = High VarietyDie High Variety wird geschrieben und vor allem in formalen Redesituationen gebraucht
Sie wird in den Bildungsinstitutionen regelhaft als Register erlernt und besitzt hohes Prestige.
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• Basilekt = Low Variety Die dialektale Varietät einer
Sprachgemeinschaft mit dem größten Stigma und dem kleinstem Prestige.
Die Low Variety wird normalerweise als Muttersprache erworben und unterliegt keiner institutionellen Kontrolle
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Unterhaltung unter Freunden oder in der Familie (Umgangssprache oder Dialekt)
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z.B. die Schule
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Dialektologie und sprachliche Variation
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• Das Verhältnis von Hochsprache und Dialekt– Soziale Benachteiligung von
Dialektsprechern?– In welchen
Kommunikationssituationen wird der Dialekt verwendet?
– Wer verwendet den Dialekt?→Erneuerung der Dialektologie durch die soziolinguistische Perspektive
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Varietätenlinguistik
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Sprache als Varietät
Sprache ist eine Menge von "Varietäten" (= verschiedene Sprachgebrauchssysteme)
Jede Varietät lässt sich daher nach spezifischen Kriterien (wie Gruppe/Schicht, Geschlecht, Alter, ...) bestimmen und wissenschaftlich untersuchen.
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Variationslinguistik bzw. Varietätenlinguistik:
Untersuchungsgegenstand
geographischische Varietäten (Dialekte und regionale Sonderformen der Nationalsprachen
sozial und situational bedingte Sonderformen natürlicher Sprachen.
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• Struktur der Sprache vs. Architektur der Sprache (Diasystem)
– Die strukturalistische Sprachbeschreibung ging aus von einem homogenen Sprachsystem, das für alle Angehörigen einer Sprachgemeinschaft durch die gleichen Systemelemente und die gleichen Oppositionsbeziehungen zwischen diesen gekennzeichnet ist.
– Diese Idealisierung war methodologisch begründet, sie war Voraussetzung für die Beschreibbarkeit von Sprache mit strukturalistischen Kategorien.
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Eugenio Coseriu (1921-2002) bezeichnet als Struktur der Sprache das
einheitliche System, charakterisiert durch Oppositionen;
als Architektur der Sprache die Diversität von diatopischen diastratischen
Subsystemen diaphasischen
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• Struktur der Sprache vs. Architektur der Sprache, (Diasystem)– Die Heterogenität historischer
Sprachen besteht– in Unterschieden der geographischen Ausdehnung
oder diatopischen Unterschieden – regionalen Sprachvarietäten
– in Unterschieden zwischen den sozial-kulturellen Schichten der Sprachgemeinschaft oder diastratischen Unterschieden – sozialen Sprachvarietäten und
– in Unterschieden zwischen den Typen der Ausdrucksmodalität oder diaphasischen Unterschieden – funktionalen Sprachvarietäten.
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Soziolinguistik
Diatopische Dimension
Einordnungsinstanz ist der Raum. Man unterscheidet kleinräumige
(lokale) und mittelräumige (regionale) Dialekte von der großräumigen (überregionalen) Umgangssprache und lässt somit eine mehr oder weniger genaue räumliche Einordnung von einzelnen Sprachvarietäten zu.
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• Französisch in Kanada (Québec), in der Schweiz, in Belgien… (= diatopische Varietäten des Französischen)
• Italienisch in der Schweiz (= diatopische Varietäten des Italienischen)
• Spanisch in Lateinamerika, in den USA etc. (= diatopische Varietäten des Spanischen)
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Diaphasische Dimension
Einordnungsinstanz ist jeweils die spezifische Situation der sprachlichen Kommunikation: Wer spricht mit wem, wie, in
welchem sozialen Kontext über was? z.B.Register Stil
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keufs : flics, policemeuf : fille, femmetéma: mater, regarder