45
2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen, Teubner Verlag (1992, Neuauflage 2002) (bei Amazon nicht mehr verfügbar) Spezialvorlesungen: Anke Müller, Beschleunigerphysik – Von den Grundlagen bis zum LHC, http://www-ttp.physik.uni-karlsruhe.de/GK/Workshop/Beschleunigerphysik.html Rüdiger Schmidt, Einführung in Physik und Technik der Teilchenbeschleuniger http://rudi.home.cern.ch/rudi/lectures%20darmstadt/overview.htm 1

2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

  • Upload
    doandan

  • View
    224

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik

Literatur:K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,Teubner Verlag (1992, Neuauflage 2002)(bei Amazon nicht mehr verfügbar)Spezialvorlesungen:Anke Müller, Beschleunigerphysik – Von den Grundlagen bis zum LHC,http://www-ttp.physik.uni-karlsruhe.de/GK/Workshop/Beschleunigerphysik.html

Rüdiger Schmidt, Einführung in Physik und Technik der Teilchenbeschleunigerhttp://rudi.home.cern.ch/rudi/lectures%20darmstadt/overview.htm

1

Page 2: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

2

Was sind Teilchenbeschleuniger ?

WIKIPEDIA: Teilchenbeschleuniger

Ein Teilchenbeschleuniger ist ein Gerät, in dem geladene Teilchen (z.B. Elementarteilchen, Atomkerne oder ionisierte Atome, Moleküle und Molekülbruchstücke) durch elektrische Felder auf große Geschwindigkeiten beschleunigt werden, wobei je nach Teilchenart und Beschleunigertyp annähernd Lichtgeschwindigkeit erreicht werden kann. Die Teilchen erlangen dabei eine Bewegungsenergie (kinetische Energie), die einem Vielfachen ihrer eigenen Ruheenergie entspricht.

Page 3: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

3

Welche Teilchen können 'beschleunigt' werden?

Grundsätzlich: alle geladenen, 'hinreichend' stabilen TeilchentypenVon 1920 bis heute realisiert:

– Elektronen (Positronen)Ruheenergie m/c2 = 511 keV, elementares Teilchen

– Protonen (Antiprotonen)Ruheenergie m/c2 = 938 MeV, zusammengsetztes Teilchen

– Ionen (von Deuteronen zu Blei)Ladung: vielfaches einer Elementarladung, Masse von 2⋅mProton bis207 mProton (Blei)

Ideen für die Zukunft:– Myonen (µ+ / µ-)

elementares Teilchen, mµ = 106 MeV/c2

Lebensdauer: 2.2 ⋅ 10-6 s (Lorentz-Boost im Laborsystem)– Beschleunigung von DNA – Bestandteilen

zur Krebstherapie

Page 4: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

4

Warum hohe Teilchenenergien?

1) Strukturuntersuchungenhohe Ortsauflösung der Sonde

Licht: typische Wellenlänge ≈ 500 nm (Eγ ≈ 0.25 eV)Teilchenstrahlen: de Broglie Wellenlänge

phplanck

B =λ

Louis de Broglie

2) Erzeugung neuer, schwerer TeilchenM = E / c²Primärteilchen müssen hinreichend große Energie haben.Paarerzeuung: ECMS = 2 M·c²

Page 5: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

5

Vom Kristall zum Quark

Typische Grössenordnung der Ausdehnung von atomarer und subatomarer Materie:

• Abstand von Atomen in Materie: 0.3 nm = 3•10-10 m

• Atomradius: 0.1 nm = 1•10-10 m• Nukleonradius: 1•10-12 m• Klassischer Elektronenradius:

2.83•10-15 m• Quark: 1•10-16 m• Reichweite starke Wechselwirkung:

<1•10-15 m• Reichweite schwache Wechselwirkung:

<< 1•10-16 m

Page 6: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

6

Erforschung kleiner Strukturen erfordert hohe Energie

Beispiele für die De Broglie Wellenlänge:

1.) Proton (m = 0.938 GeV) mit kinetischer Energie Ekin = 7000 GeV (LHC)

λdB = 1.771 ⋅10-19 m

Achtung: Proton ist ein zusammengesetztes Teilchen⇒ Impuls verteilt sich auf Partonen

2.) Elektron (m = 0.511 MeV) mit kinetischer Energie Ekin = 100 GeV (LEP)

λdB = 1.24 ⋅10-17 m

Page 7: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

7

Relativistische Kinematik

Die Geschwindigkeit der Teilchen bei hoher Energie nähert sich der Lichtgeschwindigkeit an. Die Lichtgeschwindigkeit kann nicht überschritten werden.

Annahme: Ein Teilchen mit der Masse m bewegt sich mit der Geschwindigkeit v bezüglich des Laborsystems.

Die Energie des Teilchens ist:

cv

== ββ

γ und-11 Definitionder mit

2

Page 8: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

Kinetische Energie β = v / c γ = E / mc² pc λBroglie * 10

18

[GeV] [GeV] [m]1 0.875 2.066 1.696 732.00

10 0.996 11.65 10.89 113.80100 ~1 107.6 100.93 12.29

1000 ~1 1067 1000 1.2310000 ~1 10660 10000 0.12

Kinetische Energie β = v / c γ = E / mc² pc λBroglie * 10

18

[GeV] [GeV] [m]0.1 ~1 196.7 0.101 12340

1 ~1 1958 1.001 123910 ~1 19570 10.01 124

100 ~1 195700 100.001 12.41000 ~1 1957000 1000 1.24

PROTONS

ELECTRONS

Page 9: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

Livingstonplot

Page 10: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

10

Fixed-Target-Experimente

Beschleuniger, die Teilchen auf ein festes Target leiten:

Teilchen aus dem Beschleuniger mit der kinetischen Energie E und

Masse m0

Teilchen im Target mit Masse m1

NeuesTeilchen durch Kollision mit Impuls p und Masse mErhaltung von Impuls und Energie

Beispiel: kinetische Energie eines Protons Ek 450GeV:= mit der Ruhemasse:

mp 1.673 10 27−× kg= :

Ecm 2 mp⋅ c2⋅ 1Ek

2 mp⋅ c2⋅+ 1−

⎛⎜⎜⎝

⋅:=

Ecm 27.244 GeV= Hier wird viel Energie „verschenkt“ !

Page 11: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

11

Erzeugung von neuen Teilchen mit kollidierenden Strahlen

Beschleuniger, in denen zwei Teilchen kollidieren:

Teilchen aus dem Beschleuniger mit

Impuls p und Masse m0

Neues Teilchen ohne Impuls mit Masse m0

Erhaltung des Impuls und der Energie:

Kollidierende Teilchen

Ecm 2 Ep⋅:=

Ecm 900GeV=

Achtung: ein Z0 kann mit kollidierenden e+e- Strahlen mit jeweilsetwa 46 GeV erzeugt werden.Für die Erzeugung eines W+W--Paars, benötigt der Beschleuniger die doppelteEnergie (Paarerzeuung wegen Ladungerhaltung!)

Page 12: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

12

Erzeugung schwerer Teilchen

Quark-Massen

Energieschwelle für Paarerzeugung

top (2 mt) 340 GeV

bottom (mϒ(4s)) 10.6 GeV

charm (mJ/ψ) 3.1 GeV

strange (mφ) 1.02 GeV

Page 13: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

13

Lorentzkraft

)(q BvEFrrrr

×+⋅=

Beschleunigung und Ablenkung von Strahlen geladener Teilchen durch die Lorentzkraft:

Für ein Elektron, Positron, Proton, ... ist die Ladung die Elementarladung:

Energieänderung nur durch elektrische Felder:

][. C106021eq 190 ⋅==

giltwegen

Magnetfeld dient nur der Richtungsänderung, d.h. Strahlführung.

Page 14: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

14

Beschleunigung im elektrischen Potential

+-z.B.Elektron im Plattenkondensator

U = 10000 Vd = 1 mq = e0∆E = 10000 eV

Definition der Einheit „eV“: Ein Teilchen mit der Ladung e0 , welches eine Spannung von einem Volt durchläuft, gewinnt die Energie von einem eV (Elektronenvolt). Es gilt: 1 eV = 1.602 • 10-19 Joule

Energiegewinn: Eneu = Ealt + ∆E

unabhängig von der Anfangsenergie, der Geschwindigkeit des Teilchens und der Länge der durchlaufenen Strecke.

Page 15: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

15

Schematischer Aufbau eines Beschleunigers

Teilchenerzeugung / Teilchenquelle

Teilchentransport: Strahlführung

Teilchenbeschleunigung

Experiment: Target und Detektor

Page 16: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

16

Themen der Beschleunigertechnologie

Teilchenerzeugung Teilchentransport

• Bewegungsgleichungen im Magnetfeld• Strahlführungsmagnete• Lineare Strahloptik• Nichtlineare transversale Strahldynamik• Instrumentierung und Strahlkontrolle

• Teilchenquellen• Strahlinjektion• Strahlejektion• Kicker- und Septummagnete

StrahlungseffekteTeilchenbeschleunigung

• Hohlraumresonatoren• Linearbeschleuniger• Klystrons• Phasenfokussierung

• Synchrotronstrahlung• Strahlemittanz• Wiggler und Undulatoren• Der freie Elektronlaser

Page 17: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

17

2.2.1 Historische Entwickung der Beschleuniger

2.2.1.1 Gleichspannungsbeschleuniger

2.2.1.2 Linearbeschleuniger

2.2.1.3 Kreisbeschleuniger: Das Zyklotron

2.2.1.4 Das Betatron

2.2.1.5 Das Synchrotron

Page 18: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

18

2.2.1.1 Prinzip der Gleichspannungsbeschleuniger

Elektrode

Driftstrecke

Quelle: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger …

Page 19: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

19

Die Braunsche Röhre: Ein einfacher Beschleuniger

- +

U

Page 20: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

20

Grenzen elektrostatischer Beschleuniger

Stromfluss begrenzt maximal aufbaubare Potentialdifferenz

Stromkomponenten1. ohmscher Anteil

Isolatoren nie perfekt,steigt linear mit Spannung an

2. Ionen im Restgaserreicht schnell Sättigung

3. Koronabildung Gasverstärkung an Elektroden,lawinenartige Vermehrung von freien Ladungsträgern.Strom steigt exponentiell an.

Page 21: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

21

Hochspannungserzeugung

Page 22: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

22

Cockcroft-Walton-Generator am Fermilab

Erste Stufe der Beschleunigung von Protonen am Fermilab

Erzeugung von H¯ Ionen aus einemWasserstoffgas

Beschleunigung auf 750 keV

Page 23: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

23

Gleichspannungsbeschleuniger

Page 24: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

24

2.2.1.2 Linearbeschleuniger (LINAC)

HF-Sendermit fester Frequenz

Teilchenquelle

~

l1 l2 l3 l4 l5 l6 l7

Driftröhren aus Metall

• Teilchen treten aus der Quelle aus und werden vom Potential der ersten Driftröhre beschleunigt

• Während die Teilchen durch die erste Driftröhre laufen, kehrt sich das Vorzeichen des Potentials um

• Teilchen treten aus der ersten Driftröhre aus und werden durch das Potential der 2ten Driftröhre beschleunigt

• Da die Geschwindigkeit der Teilchen steigt, werden die Abstände zwischen den Röhren länger.

Page 25: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

25

+

6 . 2 8 4 . 7 1 3 . 1 4 1 . 5 7 0 1 . 5 7 3 . 1 4 4 . 7 1 6 . 2 81 . 1

0 . 5 5

0

0 . 5 5

1 . 1

S i n e fu n c t i o n

1 . 1

1 . 1

s in r( )

22x

r r r

li

dabei ist U0 die maximale Spannung des HF Senders, und Ψs die mittlere Phase, mit der das Teilchen die Strecke zwischen den Röhren passiert.

3 . 1 4 1 . 5 7 0 1 . 5 7 3 . 1 4 4 . 7 1 6 . 2 8 7 . 8 5 9 . 4 21 . 1

0 . 5 5

0

0 . 5 5

1 . 1

S i n e fu n c t i o n

1 . 1

1 . 1

s in r( )

31x

r r r

+

Energie eines Elektrons nach der Röhre i:

Nach Durchlaufen der Driftstrecke ist die halbe Periodendauer τHF/2 der Wechselspannung vergangen.

Page 26: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

26

Linearbeschleuniger am Fermilab

Beschleunigung der H¯ Ionen auf 400 MeV

Am Ende des Linac werden die Ionen durch eine Kohlenstofffolie geschossen, so dass die Elektronen entfernt werden (→Protonenstrahl).

Linac ist 150 m lang

Driftröhren im Linac

Page 27: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

27

SLC – SLAC Linear Collider

bisher größter Linerbeschleuniger

Länge: ca. 3 km

Energie: 46 GeVe+ und e-

Page 28: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

28

Prinzip der Phasenfokussierung im Linac

z

Hohlraumresonator 1 Hohlraumresonator 2

Es werden 3 Teilchen betrachtet. Die Geschwindigkeit der Teilchen sei deutlichkleiner als c.

– Teilchen mit Sollenergie– Teilchen mit mehr Energie – mit größerer Geschwindigkeit (blau)– Teilchen mit weniger Energie – mit kleinerer Geschwindigkeit (grün)

Page 29: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

29

Phasenfokussierung auf der ansteigenden Flanke

z

Hohlraumresonator 1

2.5 1.88 1.25 0.63 0 0.63 1.25 1.88 2.5 3.13 3.75 4.38 51.05

0.53

0

0.53

1.05U(t)

Zeit

Spa

nnun

g

1.05

1.05

U t( )

106

52.5 t

• Das grüne Teilchen läuft später als das Sollteilchen in den Resonator ein und daher wird stärker beschleunigt.

• Das blaue Teilchen läuft früher als das Sollteilchen ein und wird weniger beschleunigt.

Teilchen reiten auf dem ansteigenden Ast der Wechselspannung.

Page 30: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

30

Phasenfokussierung

Falls die Energiedifferenz groß genug ist, gilt:

• Vor dem Cavity 1: vblau > vrot > vgrün

• Hinter dem Cavity 1: vgrün > vrot > vblau

Da die Geschwindigkeit von dem güner Teilchen an grössten ist, wird es die anderen Teilchen nach einer gewissen Strecke überholen.

Page 31: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

31

Phasenfokussierung - Synchrotronschwingung

z

5 2.5 0 2.5 51.05

0.53

0

0.53

1.05U(t)

Zeit

Spa

nnun

g

1.05

1.05−

U t( )

106

55− t5 2.5 0 2.5 51.05

0.53

0

0.53

1.05U(t)

Zeit

Spa

nnun

g

1.05

1.05−

Ut( )

106

55− t

Cavity 1 Cavity 2

Page 32: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

32

Phasen“de“fokussierung auf der fallenden Flanke

z

Cavity 1 Cavity 2

0 1.5 3 4.5 6 7.51.05

0.53

0

0.53

1.05

Zeit

Spa

nnun

g

1.05

1.05−

U t( )

106

7.50 t0 1.5 3 4.5 6 7.51.05

0.53

0

0.53

1.05

Zeit

Spa

nnun

g

1.05

1.05

U t( )

106

7.50 t

Page 33: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

33

2.2.1.3 Kreisbeschleuniger: Das Zyklotron

Teilchen bewegt sich senkrecht zum Magnetfeld B:z

x

s

v

B

F

Lorentzkraft wirkt senkrecht zur Bahn (Koordinate s).⇒ Kreisbewegung des Teilchens. Gleichgewicht zwischen Lorentzkraft und Zentrifugalkraft:

B

Bv

⋅==

⋅⋅=

mq

qmR

ωω :gilt Rv mit

/

Die Zyklotronfrequenz ω ist unabhängig von Geschwindigkeit und Energie des Teilchens

Bei zunehmender Energie und

Geschwindigkeit läuft das Teilchen mit

grösserem Radius im Magnetfeld um.

Page 34: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

34

Das Zyklotron

Page 35: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

35

2.2.1.4 Das Betatron

Prinzip: Beschleunigung durch ein zeitlich veränderliches Magnetfeld

Induktionsgesetz

Frei bewegliche Elektronen werden vom induzierten elektrischen Feld beschleunigt.

Page 36: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

36

Das Betatron als Transformator

„Transformator“, bei dem die Sekundärspule ein Teilchenstrahl ist

Betatron wird nur für Elektronen verwendet.

Teilchenstrahl läuft in torusförmiger Vakuumkammer auf einer konstanten Sollbahn.

Erregungsspulen des Transformators werden mit Wechselstrom von 50 bis 500 Hz getrieben.

Schwingungen der Teilchen um die Sollbahn heissen „Betatron-Schwingungen“ (auch in anderen Beschleuniger-Typen!)

Elektronen werden von einem Haltefeld BH auf der Sollbahn mit Radius RS gehalten. Wegen der Beschleunigung der Elektronen muss BH mit der Zeit zunehmen.

Page 37: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

37

Betriebsmodus des Betatrons

Quelle: Online-Skript der TU-München

Die Beschleunigung erfolgt nur während der aufsteigenden Flanke im ersten Viertel der Schwingungsperiode.

Typische Werte:Rs = 1m und v ≈ c⇒ tumlauf = 2π Rs / c = 3 × 10-9 s

Beschleunigungsdauer: ∆tbe

∆tbe = ¼ × 1/f = ¼ × 1 / 200 s

Zahl der Umläufe:

∆tbe / tumlauf ≈ 1.5 × 106

Erreichte Energie: ∆E / Umlauf = 10 eV ⇒ Egesamt = 15 MeV

Page 38: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

38

Betatron: Stabilitätsbedingungen

radiale Stabilität axiale Stabilität

für r < Rs : FZ > FL

für r > Rs : FZ < FL

B –Feld muss langsamer als 1/r abfallen.

Krümmung der Magnetfeldlinien nach ausßen→ rücktreibende Kraft in z-Richtung

Page 39: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

39

Wiederöesche Betatronbedingung

Elektronen senkrecht zum Magnetfeld:

magnetischer Fluss durch ganze Kreisfläche muss berücksichtigt werden:

⇒⇒

beschleunigende Kraft:

Page 40: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

40

Betatron: Geschichte

• Erstes Betatron: 1935, Max Steenbeck im Forschungslabor der Siemens-Schuckert-Werke in Berlin, geheim, nicht weiter verfolgt

Unabhängig davon: Entwicklung des Betatron durch Donald William Kerst an der Universität von Illinois in Urbana-Champaign (UIUC) 1940. Elektronen wurden bis 2.3 MeV beschleunigt.•Elektronen aus dem Betatron dienen zur Erzeugung von Roentgenstrahlung.

•Wenig später, 1942, wurde ein Betatron mit einer Energie von bis zu 20 MeV realisiert.•In den 1950er Jahren wurden Betatrons für medizinische Anwendungen (Radiotherapy) benutzt, heute Linacs.

Page 41: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

41

2.2.1.5 Kreisbeschleuniger: Synchrotron

• Mit einem Zyklotron oder Betatron ist die Energie der Teilchen begrenzt

– Man kann keine beliebig grosse Magnete bauen– Das Magnetfeld ist auf 1-2 Tesla (Magnet mit normalleitender Spule), bzw.

5-10 T (Magnet mit supraleitender Spule) begrenzt– Im Betatron kann die Beschleunigung nur über einen Teil eines

Magnetzyklus erfolgen

• Um hohe Energien zu erreichen, wurde das Synchrotron entwickelt

• Das Synchrotron ist der am meisten verbreitete Beschleuniger• Das Synchrotron ist ein Kreisbeschleuniger, in dem die Teilchen viele Umläufe

machen

• Im Synchrotron wird das Magnetfeld erhöht, und gleichzeitig wird der Strahl

beschleunigt → Magnetfeld wird synchron zur Energie erhöht

• Die Teilchenbahn bleibt (ungefähr) konstant

Page 42: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

42

Aufbau des Synchrotrons

Komponenten eines Synchrotrons:

• Ablenkmagnete

• Magnete zur Fokussierung

• Injektionsmagnete (gepulst)

• Extraktionsmagnete (gepulst)

• Beschleunigungsstrecke

• Vakuumsystem

• Diagnostik

• Kontrollsystem

• Netzgeräte

Page 43: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

43

Schema eines Teilchenbeschleunigers

Page 44: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

44

CERN Protronensynchrotron (CERN-PS)

Page 45: 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysikjwagner/WS0809/... · 2.2 Einführung in die Beschleunigerphysik Literatur: K. Wille, Physik der Teilchenbeschleuniger und Synchrotronstrahlungsquellen,

45

Typical Synchrotron Magnet