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Zbl. Bakt. Hyg., LAbt. Orig. C 1, 124-132 (1980)
Institut fur Mikrobiologie der Universitat Hohenheim, Stuttgart 70, BundesrepublikDeutschland
Abbau von trans-Zimtsaure durch CWoridazon-abbauende
Bakterien
UWE TITTMANN, WILLI WEGST, RENATE BLECHER undFRANZ LINGENS 1
Received July 30, 1979
Summary
Degradation of trans-Cinnamic Acid by Chloridazone-degrading Bacteria
A chloridazone-degrading bacterium strain E incubated with trans-cinnamic acid accumulated cis-2.3-dihydro-2.3-dihydroxy-trans-cinnamic acid in the culture medium. Achloridazone-degrading bacterium strain N incubated with trans-cinnamic acid, accumulated 2.3-dihydroxy-trans-cinnamic acid in the culture medium. Each metabolite wasisolated in crystalline form and identified by a variety of conventional chemical techniquesCatechol-2.3-dioxygenase prepared from the strain E converted 2.3-dihydroxy-transcinnamic acid to the meta cleavage product. Cell extracts converted the yellow ring fissionproduct. The production of fumaric acid could be detected with high performance liquidchromatography and with fumarase.
Key words: Degradation - trans-Cinnamic acid - Aromatic compounds - ChIoridazon-degrading bacteria.
Einleitung
Aus verschiedenen Bodenproben Europas, Afrikas, Nord- und 5udamerikas konnten Bakterien isoliert werden, die mit Chloridazon als einziger Kohlenstoffquellewachsen (Frohner et aI., 1970; Lingens et aI., 1977). Chloridazon, £ruher als "Pyrazon" bezeichnet, (S-Amino 4-chlor-2-phenyl-2-H pyridazin-3-on) ist der Wirkstoffdes riibenselektiven Herbizids Pyramin®. Diese Verbindung wird von den Bakterienunter Verwendung des Benzolteils metabolisiert (de Frenne et aI., 1973; Haug et aI.,1973; Blabel et aI., 1976; Sauber et aI., 1977; Miiller et aI., 1977). Als weitere Substrate konnen auch Phenylpropionsaure und L-Phenylalanin verwertet werden
1 Herrn Professor Dr. Seefelder zum 60. Geburtstag gewidmet.
Abbau von trans-Zimtsaure durch Chloridazon-abbauende Bakterien 125
(Lingens et aI., 1977). Ober den Abbauweg des L-Phenylalanins ist kiirzlich berichtetworden (Buck et aI., 1979a und b). Zur weiteren Charakterisierung der Bakterienwurde der Abbau der trans-Zimtsaure untersucht und mit den schon bekannten Abbauwegen verglichen.
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IoMaterial und Methoden
Cerate
Zur Ziichtung der Bakterien dienten Rundschiittelmaschinen der Fa. Braun, Me1sungen.Zellen und Enzymextrakte wurden mit einer Kiihlzentrifuge von Beckman zentrifugiert.Die Fraktionierung von Saulentrennungen erfolgte mit einem Ultrorac-Fraktionssammlerin Verbindung mit einem Uvicord II der Fa. LKB. Zur Registrierung wurde ein PhotometerPMQ III mit dem Schreiber Servogor S eingesetzt. Zur Hochdruckfliissigkeitschromatographie diente eine Anlage der Fa. Knauer, Berlin, bestehend aus zwei Hochdruckpumpen,einem Cradientensteuergerat, Dualdetektor, Schreiber und Edelstahlsaulen. UV-Spektrenwurden mit dem Spektrographen DMR 21 von Zeiss aufgenommen, die Massenspektrenmit dem Cerat Varian MAT 311, die CD-Spektren mit einem Jasco-Model J 500 A Spektropolarimeter und die IR-Spektren mit einem Cerat von Leitz.
Chemikalien
0- und m-Cumarsaure lieferte die Fa. Fluka, Buchs, Schweiz. Zimtsaure und L-Phenylalanin, sowie samtliche Mineralsalze wurden von Merck, Darmstadt, bezogen. Chloridazonwurde von der BASF-Ludwigshafen zur Verfiigung gestellt. Alcoa, Aluminiumoxid A 305,stammte von der Aluminum Company of America. DEAE Cellulose DE 52 fiir die Saulenchromatographie wurde von Whatman bezogen. Fumarase wurde von Boehringer-Mannheim erhalten.
Bakterienstamme
Es wurden die Stamme E und N der Chloridazon-abbauenden Bakterien aus der Stammsammlung des Instituts verwendet.
Kulturmedien
Das Mineralsalzmedium A enthie1t in 1000 ml deion. Wasser:0,3 g KH2PO., 0,7 g Na2HPO. x 12 H20, 0,3 g (NH.)H2PO., 0,7 g (NH.)2HPO., 0,1 g(NH.)2S0., 0,05 g CaCl2 x 6 H20, 0,25 g MgSO. x 7 H20, 0,5 mg HsBO., 0,04 mg CuSO.x 5H20, 0,1 mgKI, 0,2mgFeCls x 6H20, 0,4 mg MnSO. x 4H20, 0,4mgZnSO. x 7H20,0,2 mg (NH.)6Mo,0 2., 0,1 mg Biotin und 0,03 mg Cyanocobalamin. Ais Kohlenstoffquellewurde 1,0 g L-Phenylalanin zugesetzt. Das Medium wurde bei 121 °C 20 min autoklaviert.
Das Mineralsalzmedium B enthie1t in 1000 ml deion. Wasser:0,875 g KH2PO., 0,125 g K2HPO" 0,5 g MgSO. x 7 H 20, 0,1 g NaCl, 0,1 g CaCl2 x 6H20,1,0 g (NH.lsSO., 0,5 mg HsBOs, 0,04 mg CuSO.. x 5 H 20, 0,1 mg KI, 0,2 mg FeCls x.6 H 20, 0,4 mg ZnSO. x 7 H 20, 0,2 mg (NH.).Mo70 .. x 4 H 20, 0,03 mg Cyanocobalamin.
10 Zbl. Bakt. Hyg., I. Abt. Orig. C 1
126 U. Tittmann, W. Wegst, R.Blecher und F.Lingens
Das Medium wurde mit NaOH auf einen pH-Wert zwischen 6,8-7,0 eingesteIIt und20 min bei 121°C autoklaviert.
Zuchtungsbedingungen (a)
0,1 I Phenylalanin-Medium im 250 ml-Erlenmeyerkolben wurde mit einer Ose ZeIIenbeimpft und bei 30°C zwei Tage lang geschiittelt. Mit dieser Kultur wurden 2-I-Kolbenmit je 1 I Phenylalanin-Medium angeimpft und bei 30°C inkubiert. Die ZelIen wurdengegen Ende der log-Phase (OD.oo_6oo 0,7-0,9) bei 4 °C und 9000 x g in 30 min abzentrifugiert. Zu "resting celIs"-Versuchen wurden frische, gegen Ende der logarithmischen Wachstumsphase geerntete ZeIIen verwendet. Die ZeIIen wurden in 1/10 Vol. Medium, bezogenauf das Volumen der Anzucht, resuspendiert. AIs C-QueIIe wurde in den "resting ceIIs"Versuchen trans-Zimtsaure in einer Konzentration von 2 gil eingesetzt. Der pH-Wertwurde auf 7,5 eingestelIt. Die Ansatze wurden bei 30°C 4 Stunden geriihrt und beIiiftet.
Aufarbeitung der Kulturflussigkeiten (a)
Die "resting ceIIs"-Medien wurden im Rundverdampfer auf ein kleines Volumen eingeengt. AusgefaIIene Salze wurden bei 4 °C und 9000 x g in 20 min abzentrifugiert. DieTrennung der Extrakte erfolgte an einer Sephadex-G-l0-Saule (100 x 2,5 cm). AIs Elutionsmittel diente Wasser. Die erhaltenen Fraktionen wurden diinnschichtchromatographisch,UV-spektroskopisch und mittels Hochdruckfliissigkeitschromatographie auf Metabolitenuntersucht.
Zuchtungsbedingungen (b)
Der Stamm N der Chloridazon-abbauenden Bakterien wurde 4 Tage lang auf 6 Petrischalen (0,1 % Chloridazon in Mineralsalzmedium) vorgeziichtet. Die gesamte ZeIImassewurde dann auf 2 21-Erlenmeyerkolben iiberimpft, die jeweils 0,5 g Zimtsaure in 1 I Mineralsalzmedium enthielten. Nach einer Inkubationszeit von 3 Tagen auf der SchiitteImaschine bei 30°C war die Kulturfliissigkeit braun verfarbt, und der Test auf Brenzkatechinderivate (Arnow, 1937) verlief sehr stark positiv. Daraufhin wurden die ZeIIenabzentrifugiert und das Medium aufgearbeitet.
Aufarbeitung der Kulturflussigkeit (b)
Das Medium wurde am Rotationsverdampfer bis zur Trockene eingedampft und derRiickstand mehrmals mit Athanol (96%) extrahiert. Die gesammelten Athanolausziigewurden auf 2-3 ml eingeengt und an eir;er Sephadex LH 20 Saule (2,5 x 100 cm) mitAthanol (96%) chromatographiert. Die Saulentrennung wurde wiederholt und die entsprechende Fraktion zur Trockene eingedampft.
Dunnschichtchromatographie
Die Diinnschichtchromatographie diente zur schneIIen Identifizierung der Metaboliten.Es wurden Fertigfolien (8 x 4 cm) von Macherey, Nagel u. Co. und Fertigplatten Kieselgel60 Fm von Merck AG verwendet. Zur Entwicklung dienten folgende Laufmittelsysteme(v:v):1. Chloroform/Eisessig 90: 10.2. Chloroform/Athanol/Aceton 74: 1 :25.
Die Substanzflecken wurden mit UV-Licht lokalisiert, die phenolischen Verbindungenmit diazotierter Sulfanilsaure (Krebs et aI., 1967) und oc-Diole mit Natrium-periodatReagenz (Cifonelli u. Smith, 1954) identifiziert.
Hochdruckflussigkeitschromatographie
Zur schnelIen Trennung der Metaboliten wurde eine Edelstahlsaule mit LichrosorbRP-8 (10 It) mit Methanol/Wasser/Eisessig in wechselndem Verhaltnis als Elutionsmittelverwendet.
Abbau von trans-Zimtsaure durch Chloridazon-abbauende Bakterien 127
Zellaufschlu~ mit Alcoa
Die gefrorenen Zellen wurden in einem tiefgekiihlten Morser mit der 1,5fachen MengeAlcoa zerrieben. Es entstand ein zahfliissiger Brei, der in der 1,5 fachen Menge 0,01 M Phosphatpuffer pH 7 aufgenommen wurde. Zellriickstande und Alcoa wurden im JA 20 Rotorder Firma Beckman 30 min bei 18000 Dpm abzentrifugiert. AIle Arbeiten wurden bei 4 °Cdurchgefiihrt.
Chromatographie mit DEAE-Cellulose
5 ml Rohextrakt wurden auf eine SauIe (1 cm x 20 cm) mit DEAE-CelIuIose aufgetragen. Die SauIe wurde mit 0,01 M KaIiumphosphatpuffer pH 7 gewaschen, bis die Extinktion des EIuats bei 280 nm unter 0,1 gefallen war. AnschIieJlend wurde mit einem IinearenGradienten aus KaIiumphosphatpuffer pH 7 von 0,01-0,50 M eIuiert. Das GesamtvoIumendes Gradienten betrug 80 m!. Es wurden Fraktionen zu 50 Tropfen aufgefangen.
Enzymtest zur Ermittlung fumarsaurehaItiger Losungen:300 pI KaIiumphosphatpuffer 0,1 M, pH 7, wurden mit 100 pI Substratlosung versetzt.
Die Reaktion wurde durch Zugabe von 5 pI Fumarase (Kristallsuspension 1 :20 verdiinnt)gestartet. Der Dmsatz wurde durch Messung der Extinktion bei 240 nm verfoIgt.
Ergebnisse
Bildung und Isolierung von cis-2,3-Dihydro-2,3-dihydroxy-trans-zimtsiiure
Werden auf L-Phenylalanin gezogene Zellen von Chloridazon-abbauenden Bak-terien, Stamm E, unter "resting-cells"-Bedingungen mit Zimtsaure (1) inkubiert, sokann die Akkumulation einer Verbindung mit IX-Diol-Konstitution im Mediumnachgewiesen werden. Diese Verbindung wurde als cis-2,3-Dihydro-2,3-dihydroxytrans-zimtsaure (2) identinziert. Durch Chromatographie an Sephadex G 10 lidssich (2) aus dem "resting-cells"-Medium in reiner Form erhalten.
cis-2,3-Dihydro-2,3-dihydroxy-trans-zimtsaure ergibt mit Na-periodat/Benzidinim Test auf IX-Diol-Gruppierungen auf der Dunnschichtplatte eine positive Reaktion.Nach Behandlung der Verbindung mit konz. HCI entsteht neben wenig 3-Hydroxyzimtsaure bevorzugt 2-Hydroxyzimtsaure, wie sich UV-spektrophotometrisch unddurch Hochdruckflussigkeitschromatographie (HPLC) nachweisen laJSt. Die Bildung von 2-Hydroxyzimtsaure kann UV-spektrophotometrisch als Zeit-Reaktionverfolgt werden. Das UV-Maximum von (2) liegt bei 319 nm, gemessen in H 20 (mit0,5 n HCI angesauert).
Die Daten der Massenspektren, speziell der Feld-Desorptionsspektren, stimmenmit der Struktur von (2) uberein. Der Verlust von H20 (M+-18) spricht fur die Bildung der phenolischen Verbindung, die ihrerseits ein typisches Fragmentierungsmuster aufweist.
Massenspektrum
MS : m/e = 182 (46%; M+), 164 (53%; M+-H20), 146 (41 %; M+-H20-H20),136 (46%; M+-H20-CO), 119 (39%; M+-H20-COOH), 118 (100%; M+-H20HCOOH), 107 (61% Aryl-CH?), 91 (93%; M+-H20-COOH-CO). FD-Massenspektrum: m/e = 182 (M+) und 164 (M+-H20).
Die Verbindung (2) ist optisch aktiv, Abb. 2 zeigt das CD-Spektrum:Besonders ausgepragt ist eine spezif. positive Drehung, die unter EinflufS von konz.
HCI zeitlich abnimmt. Das gebildete Phenol (o-Cumarsaure) ist optisch inaktiv.CD-Spektrum: positive Drehung bei 325 nm und negative Drehung bei 252 nm.
128 U. Tittmann, W. Wegst, R.Blecher und F.Lingens
A
0,9
0,6
0,3
o
nm
salzsaurer Lasung
20r-----------------------,
a
10'-:4-:!-OO::-'--L..L--'::350~-'-..w'='300~-'-..w'='2~50,.J--4-:!-OO::-'--L..L-.L.3.1.50...l-.L.J......L.300.L,-1-.L..L.l-250!-L..J
Abb.2. CD-Spektrum von cis-2,3-Dihydro-2,3-dihydroxy-trans-zimtsaure a: in neutralerLasung und b: in salzsaurer Lasung (in Abhangigkeit von der Zeit).
Hochdruck(liissigkeitschromatographie (HPLC)
Ais Trennsystem wurde eine halbpraparative Edelstahlsaule Lichrosorb RP-8(10ft) mit den Abmessungen: ID = 8 mm, L = 250 mm verwendet. Zur Trennungvon 2- und 3-Hydroxyzimtsaure diente Methanol-Wasser-Eisessig 50: 50 :0.1 (v: v :v)
Abbau von trans-Zimtsaure durch Chloridazon-abbauende Bakterien 129
als Elutionsmittel. Folgende Retentionszeiten wurden ermitte1t: 3-Hydroxyzimtsaure: 6,9 min und 2-Hydroxyzimtsaure : 9,0 min. bei 5,0 mllmin FlieBgeschwindigkeit. Zur Trennung von cis-2,3-Dihydro-2,3-dihydroxy-trans-zimtsaure (2) dienteMethanol-Wasser-Eisessig: 20: 80: 3 (v: v: v:) als Elutionsmittel. Die Retentionszeitfur (2) betrug: 4,9 min bei 3,0 mllmin FlieBgeschwindigkeit.
Bildung und Isolierung von 2,3-Dihydroxy-trans-zimtsaure
Bei der Inkubation von Chloridazon-abbauenden Bakterien, Stamm N, in Zimtsaure-Mineralsalzmedium B farbt sich die Kulturfliissigkeit nach 2-3 Tagen dunkel.Die Braun- bis Schwarzfarbung wird durch Zersetzungsprodukte VOn 2,3-Dihydroxyzimtsaure hervorgerufen. Dieses Zwischenprodukt des Zimtsaureabbaus wird vonStamm N in groBer Menge (etwa 50 mg/l) akkumuliert. Durch Chromatographie anSephadex LH 20 wurde (3) in reiner Form erhalten.
1m Brenzkatechintest (Arnow, 1937) reagiert die Verbindung positiv. Bei derChromatographie auf Kiese1ge1-Dunnschichtplatten lauft die Verbindung Unter"Schwanzbildung". Nach mehrstundigem Liegen der Kiese1ge1platte farbt sich derSubstanzfleck hellbraun.
1m UV-Spektrum wurden folgende Maxima ermittelt (in Wasser):AI = 217 nm, All = 281 nm.Massenspektrum: m/e = 180 (56%; M+), 162 (84%; M+-H20), 134 (100%;
M+-H20-CO),78 (36%).Der endgultige Strukturbeweis konnte durch IR-Spektroskopie gewonnen werden:
Die VOn unS mikrobiell gewonnene Verbindung und die von Bohme u. Severin (1957)synthetisierte 2,3-Dihydroxy-zimtsaure ergaben identische IR-Spektren.
Isolierung des Metaspaltprodukts der 2,3-Dihydroxy-trans-zimtsaure
1 ml Rohextrakt (Stamm E, 20 mg Protein/ml) wurde mit 2 ml einer Lasung von2,3-Dihydroxy-trans-zimtsaure (1 mg/ml in 0,01 M Kaliumphosphatpuffer, pH 7,0)versetzt. Sofort trat eine ge1borange Verfarbung auf. Nach 3 min wurde mit 0,5 nHCl auf pH 3.5 angesauert, dabei schlug die Farbe in hellge1b urn. AnschlieBendwurde mehrmals mit Essigester extrahiert. Beim Eindampfen der vereinigten Extrakte wurde ein gelboranges Pulver erhalten.
Nachweis der Fumarsaure als Produkt der enzymatischen Umsetzung des Metaspaltprodukts
Durch Chromatographie an DEAE-Cellulose konnten aus Rohextrakt (Stamm E,20 mg Protein/ml) enzymatisch aktive Fraktionen erhalten werden, die das Metaspaltprodukt der 2,3-Dihydroxy-trans-zimtsaure spalten. Diese Fraktionen wurdenzwischen 0,20 M und 0.22 M Pufferkonzentration e1uiert, die Catechol-2,3-dioxygenase-Aktivitat zwischen 0.25 M und 0.30 M.
Fiir die enzymatische Umsetzung wurden zunachst 6 ml Catechol-2,3-dioxygenasehaltige Fraktionen des Eluats mit 200,u1 (NH4)2Fe(S04)2 (2 mg/ml) versetzt und5 min vorinkubiert. Zur Verringerung der Pufferkonzentration wurden 5 ml H20bidest. zugesetzt.
Die Reaktion wurde durch Zugabe VOn 2 ml 2,3-Dihydroxy-trans-zimtsaure(1 mg/ml) gestartet. Nach 5 min war das Substrat vallig umgesetzt und der Ansatzge1borange gefarbt. Nun wurden die Fraktionen, die das Metaspaltprodukt spalten
130 U. Tittmann, W. Wegst, R.Blecher und F.Lingens
konnen, zugesetzt. Nach 60 min war die enzymatische Reaktion, erkennbar an derEntfarbung des Ansatzes, beendet. Die Losung wurde auf pH 2.0 eingestellt undmehrmals mit Essigester extrahiert. Die Extrakte wurden zur Trockene eingeengtund mit etwas Wasser aufgenommen. Die Losung wurde mit Hochdruckfliissigkeitschromatographie (HPLC) unter Verwendung einer Lichrosorb-Ede1stahlsaule RP-18analysiert. Als Elutionsmittel diente Methanol/WasseriEisessiglAcetonitril im Verhaltnis: 10:90:1:5. Es traten 3 Peaks auf, von denen der Hauptpeak die gleicheRetentionszeit zeigte wie Fumarsaure. Daraufhin wurde untersucht, ob der Essigester-Extrakt als Substrat fiir Fumarase dienen kann. Fumarase setzt bei pH 7.0Fumarsaure zu Apfelsaure urn und ist sehr spezifisch. Die Reaktion kann durchAbnahme der Extinktion bei 240 nm verfolgt werden. Sowohl der Extrakt als auchdas Eluat des Hauptpeaks der HPLC-Trennung konnte mit Fumarase umgesetztwerden. Bei der Spaltung des Metaspaltprodukts entsteht also Fumarsaure.
Diskussion
Der Stamm E der Chloridazon-abbauenden Bakterien akkumuliert bevorzugt diecis-2,3-Dihydro-2,3-dihydroxy-Verbindung des Chloridazons (de Frenne et a1.,1973). Dieser Stamm wachst nach einer Adaptationszeit auch auf Phenylalanin.
Bei der Inkubation von auf Phenylalanin geziichteten Zellen mit trans-Zimtsaurewird entsprechend cis-2,3-Dihydro-2,3-dihydroxy-trans-zimtsiiure akkumuliert. DerStamm N der Chloridazon-abbauenden Bakterien unterscheidet sich in einigen Eigenschaften vom Stamm E. So wachst er ohne Adaptationserscheinungen etwa gleich gutauf Chloridazon und Phenylalanin. Er wandelt geeignete Verbindungen urn in dieBrenzkatechinderivate. Aus Phenylalanin entsteht auf diesem Wege 2,3-Dihydroxyphenylalanin (Buck et a1., 1979a und b). Mit trans-Zimtsiiure wird 2,3-Dihydroxytrans-zimtsaure gebildet. Diese Verbindung wird mit der Catechol-2,3-dioxygenaseaus Chloridazon-abbauenden Bakterien (Muller et al., 1977) in ein gelbes, ringoffenes Produkt umgewandelt. Dieses meta-Spaltprodukt wird durch einen Enzymrohextrakt aus Chloridazon-abbauenden Bakterien weiter metabolisiert, wie das Verschwinden der gelben Farbe anzeigt. Als eines der zu erwartenden Spaltproduktekonnte Fumarsaure mit Hil£e der Hochdruckfliissigkeitschromatographie nachgewiesen werden. Zur Bestatigung dieses Nachweises lieR sich erfolgreich die Umsetzung mit Fumarase heranziehen. Den gesamten Abbauweg der trans-Zimtsauredurch Chloridazon-abbauende Bakterien zeigt Abb. 3.
COOHI
HCIICHICOOH
COOH1
HCIICHo
COOHI
HCII
CH H -~OH~OH
H
2
COOH
HeIICH
~OHVOH
3
COOHI
HCII
yH /c=o ~rrr eOOH
~OH [H2~ COOH]VOH
4
Abb. 3. Abbau von trans-Zimtsaure.
Abbau von trans-Zimtsiiure durch Chloridazon-abbauende Bakterien 131
Ober den mikrobiellen Abbau der Zimtsaure durch einen Pseudomonas-Stamm istvon Coulson u. Evans (1959) berichtet worden. 1m Kulturmedium konnten 2-Hydroxyphenylpropionsaure und 2,3-Dihydroxyphenylpropionsaure nachgewiesen werden. In einer weiteren Arbeit ist allsftihrlicher ein gleichartiger Abball durch einePseudomonas Spezies geschildert worden (Blakley u. Simpson, 1964). Zusiitzlich istnoch Phenylpropionsaure nachgewiesen worden.
Da 2-Hydroxyphenylpropionsaure im Gegensatz zur entsprechenden 3-HydroxyVerbindung nicht wachstumsaktiv war, wurde ein Abbauweg tiber die Zwischenprodukte Phenylpropionsaure, 3-HydroA)'phenylpropionsaure und 2,3-Dihydroxyphenylpropionsaure postuliert. In Analogie zu den von uns geschilderten Ergebnissenkann vermutet werden, dag als eigentliches Zwischenprodukt cis-2,3-Dihydro-2,3dihydroxyphenylpropionsaure auftritt. Aus dieser Verbindung entsteht bevorzugtund spontan 2-Hydroxyphenylpropionsaure. In diesem Abbauweg wird offensichtlich die Seitenkette zunachst hydriert. In der von uns erstmals beschriebenen Abbaumoglichkeit flir trans-Zimtsaure gibt es keine Hinweise auf einen Hydrierungsvorgang.
Dank: Herrn Professor Dr. H. Bohme, Marbllrg, danken wir fiir Oberlassllng von2,3-Dihydroxy-trans-zimtsaure als Vergleichssllbstanz. Dem Verband der chemischen Indllstrie und der Deutschen Forschungsgemeinschaft danken wir fiir Unterstutzllng llnsererArbeiten. Herr Dr. Spitzner und Herr Schwinger halfen uns durch Aufnahme der Massenspektren.
Literatur
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Professor Dr. F. Lingens, Garbenstr. 30, D-7000 Stuttgart 70