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AUSGABE 2 / / APRIL / / 2020
SEITE 1
ALTE DRUCKEREI NEWS
AKTUELLES, WISSENSWERTES, UNNÜTZES UND LUSTIGES AUS DER WELT
NEUE ALTE
DRUCKEREI
es geht weiter
Liebe Kinder, liebe Eltern, liebe Kollegen,
zur Zeit ist alles anders. Wir gehen
größtenteils nicht zur Arbeit, nicht in die
Schule und nicht in die Kita. Auch Besuche
bei oder von Freunden sind eingestellt.
In der letzten Zeitungsausgabe haben wir
Euch ein paar Tipps und Rätsel
mitgegeben, damit ihr auch zuhause Ideen
bekommt, was man alles so tun kann. Das
wollen wir in dieser Ausgabe auch wieder
machen. Außerdem sollt Ihr natürlich
wissen, wie es in der Kita so weitergeht.
Denn dort haben einige fleißige Helfer
schon ordentlich angepackt, damit es
besonders schön wird, wenn ihr wieder
kommt ! Aber seht selber …..
Weiter auf Seite 2
Fotoquelle:
https://www.habakuk.de/kindertag-habakuk-
limburg/fragezeichen/
Die Trabrennbahn Bahrenfeld von oben Foto: Roland Magunia
Unser Stadtteil Bahrenfeld
UNTER DIE LUPE GENOMMEN
So ganz sicher ist der Ursprung des
Stadtteilnamens nicht. Vielleicht ist er auf den
Ritter Otto von Bahren zurückzuführen, der in
Ottensen gelebt und in der nördlichen
Feldmark Felder besessen haben soll, oder ist
Bahrenfeld von Bornfeld (=Quellenfeld
abzuleiten? In dem Gebiet mit Weiden und
Mooren soll es viele Quellen und Bäche
gegeben haben. Aber auch die Deutung
„bares“ (=unbebautes, freies) Feld ist möglich.
1256 wurde das kleine Bauerndorf mit fünf
Hufen und fünf Halbhufen zwischen Von-
Sauer-Straße und Bahrenfelder Chaussee zum
erst Mal urkundlich erwähnt. (Anmerkung der
Redaktion: Eine Hufe ist ein uraltes, regional
und historisch stark variierendes Flächenmaß,
dass aber stets für eine große und ungeteilte
Hofstelle steht)
Viele Funde aus vorgeschichtlicher Zeit lassen
aber darauf schließen, dass es hier schon sehr
lange eine Siedlung gegeben hat. Bahrenfeld
gehörte ebenso wie Altona und Ottensen zur
Herrschaft Holstein Pinneberg und war
zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert
mehrfach an Hamburg, Hamburger Bürger
oder das Kloster Harvestehude verpfändet.
Ab 1640 stand das Dorf unter der Herrschaft
der dänischen Könige. 1867 kam es mit der
Stadt Altona zur preußischen Provinz
Schleswig-Holstein. Seitdem erhielt
Bahrenfeld verschiedene militärische
Einrichtungen auf dem Gebiet zwischen
Bahrenfelder Chaussee und Theodorstraße,
darunter das Bekleidungsamt, Pferdeställe und
die Remisen der Feldatellerie, eine Kaserne
sowie das Proviantamt.
Text aus : „Hamburg -Von Altona bis
Zollenspieker“ von Hoffmann und Campe
IN DIESER AUSGABE
NEUE ALTE
DRUCKEREI Es geht weiter….
SPIELE, SPIELE,
SPIELE AB SEITE 3
SCHON GEWUSST? Wissenswertes
Schon gewusst?
Das Königliche Proviantamt
steht auch heute noch in der
Bahrenfelder Chaussee 49
und beherbergt eine
Gastronomie für deutsche
und indische Küche
AUSGABE 2 / / APRIL / / 2020
ALTE
DRUCKEREI
NEWS
SEITE 2
NEUE ALTE DRUCKEREI
TEIL II
Es geht weiter…
Spielraum
Ein Titelthema dieser Zeitung ist das
Spielen. Wir haben Platz gemacht für
Spiele, Puzzle usw.
Liebe Kinder!
Erkennt ihr es wieder ? Auf den Fotos
geht ja ganz schön turbulent zu – ein
einziges Durcheinander !
Das soll Eure, unsere Kita sein?
Ihr werdet staunen, was sich in der
Zwischenzeit alles getan hat!
Ein Tischler - das ist jemand der sich gut
mit Holz auskennt und daraus z.B.
Tische und Stühle bauen kann - hat ganz
viel gesägt, geschliffen, gebohrt und
lackiert, um etwas Neues für uns
herzustellen.
Der Maler - der kennt sich besonders gut
mit Farben aus - hat für uns einige Wände
neu gestrichen.
Erkennt ihr diesen Raum ?
Hier entsteht etwas völlig
neues! Wo früher Bücher
standen, kann man jetzt
etwas herstellen. Dabei
wird meistens Krach und
Schmutz gemacht.
Ihr habt das Rätsel in der
letzten Zeitung bestimmt
gelöst und wisst, welcher
Funktionsraum hier bald
eröffnen wird!
Da hat ein fleißiges Bienchen
aufgeräumt!
Wo kommen denn die komischen
Platten her ?
AUSGABE 2 / / APRIL / / 2020
ALTE
DRUCKEREI
NEWS
SEITE 3
Spielen ist eine Tätigkeit, die man gar nicht ernst genug nehmen kann. Jacques-Yves Cousteau
TITELTHEMA
Spiele, Spiele, Spiele…
DIE SPIELEN DOCH NUR….
Im Spiel setzen sich Kinder aktiv und
intensiv mit sich selbst und ihrer Umwelt
auseinander. Das Spiel bietet daher ideale
Voraussetzungen für erfolgreiche Lern-
prozesse in allen Bereichen der kindlichen
Entwicklung:
Die Kinder entwickeln im Spiel ihre
Identität und ihre Persönlichkeit weiter.
Sie erwerben Wissen über ihre eigenen
Stärken und Fähigkeiten, aber auch
über ihre Grenzen. Soziale und
sprachliche Kompetenzen, wie
Rücksichtnahme, Zusammen-arbeit mit
anderen, Zuhören und Aushandeln von
Regeln helfen den Kindern dabei,
zwischen-menschliche Beziehungen zu
gestalten. Treten Konflikte auf, können im
Spiel unterschiedliche Lösungsstrategien
erprobt werden.
Zahlreiche Fähigkeiten und Fertigkeiten,
die wichtig für eine erfolgreiche
Lebensgestaltung sind, entspringen
intensiven Spielerfahrungen. Durch das
aktive Tun im Spiel lernen Kinder die
Welt, in der sie leben, immer besser
kennen und erweitern ihr ganz
persönliches Weltwissen Stück für Stück.
Das umfasst z.B. das Wissen über
Gegenstände oder Materialien und
ihre Funktionsweise oder das Erlernen
neuer Begriffe. Vor allem aber wird die
Alltagskompetenz , also die Fähigkeit,
alltägliche Herausforderungen zu
verstehen und zu bewältigen – im Spiel
gestärkt. Besonders beim Rollenspiel
widmen sich Kinder ja bevorzugt Themen,
die mit ihren alltäglichen Erlebnissen zu
tun haben, sei es Einkaufen,
Familienbeziehungen oder Erfahrungen
rund um Arztbesuche.
Im Spiel erwerben Kinder eine Fülle an
elementaren Voraussetzungen für ihre
gesamte Bildungslaufbahn, wie etwa
Konzentrationsfähigkeit, Kreativität und
Selbstständigkeit. Beim Bauen oder
Konstruieren sind z.B.
Abstraktionsvermögen und logisches
Denken gefordert, beim Kaufladenspielen
mathematische Fähigkeiten. Regelspiele
verlangen ein hohes Maß an
Anstrengungsbereitschaft und
Frustrationstoleranz, die häufig erst im
Volksschulalter erworben werden.
Wie können Eltern eine hochwertige
Spielumwelt für ihre Kinder schaffen, in
der vielfältige Lernprozesse angeregt
werden?
Besonders wichtig ist, dass Kinder über
ausreichend Zeit verfügen, in der sie ihre
Beschäftigung frei von äußeren Zwängen
oder Erwartungen selbst wählen dürfen.
Das gilt natürlich auch für Kinder im
Schulalter, deren Freizeit häufig schon
recht „verplant“ ist! Spielzeug sollte so
ausgewählt werden, dass es die Fantasie
und Kreativität der Kinder möglichst anregt
und nicht einengt. Oft bevorzugen Kinder
für ihre Spiele sogar scheinbar „wertloses“
Material, das aber auf vielfältigste Weise
eingesetzt werden kann. Auch
Gegenstände des Alltags sind wertvolle
Spielmittel. Vor allem aber sollten Eltern
dem Spiel ihrer Kinder echtes Interesse
entgegenbringen und dadurch
Selbstvertrauen und Kreativität der Kinder
stärken. Nicht zuletzt ist das gemeinsame
Spiel für Eltern und Kinder jeden Alters
immer wieder eine Quelle von Freude und
Spaß!
Text: https://www.eltern-
bildung.at/expert-inn-enstimmen/spielen-
ist-lernen-die-bedeutung-des-spiels-fuer-
die-kindliche-entwicklung/
KOOPERATIONSSPIELE
Jeder gegen Jeden oder lieber zusammen?
Gewinnen ist toll! Aber warum nicht einmal alle zusammen? Seit
einigen Jahren kommen immer mehr sogenannte Kooperationsspiele
auf den Markt, bei der die Spieler gemeinsam ein Ziel (auch Quest
genannt) erfüllen müssen, um zu bestehen. Wir haben in der Familie
gerade mal eine der EXIT Varianten vom Kosmos Verlag
ausprobiert und sind begeistert!
Als Belohnung für`s Rätseln gabs in dieser speziellen Ausgabe sogar
noch eine Visitenkarte der Drei ???® und das Rezept von Tante
Mathildas Kirschkuchen dazu :0).
https://www.myzitate.de/jacques-yves-cousteau/
AUSGABE 2 / / APRIL / / 2020
ALTE
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SEITE 4
Noch mehr Spiele…
Dobble
Ein tolles Spiel ab ca. 4 Jahre, in
mehreren Variationen erhältlich. Ziel
ist es, das gleiche Symbol auf einer
Karte zu entdecken. Gar nicht so
leicht, wenn es die Größe verändert.
Aber eine Karte passt immer…
Für ca. 12,99 im Verlag Asmodeé
erhältlich,
Empfehlung der
Sprachfachkraft
Auch die Storycubes sind
inzwischen in vielen
Varianten, auch für
Erwachsene erhältlich. Sie
fördern die Spontanität
und Fantasie. Einfach drauf
los würfeln und lustige,
unmögliche, fantastische
Geschichten erfinden.
Ab ca. 8,-€ , Verlag
Asmodeé
Schon gewusst? Hide and Seek ( Verstecken) ist wohl das einzige Spiel, was von
allen Kindern der Erde gespielt wird, unabhängig von ihrer
Kultur und Erziehung/ Sozialisation.
Besonders für die Kleinsten ist das Versteckspiel das Größte.
Sie lernen erst später, dass Dinge, die sie nicht sehen können,
trotzdem da sind. Das nennt man Objektpermanenz.
Familienspiel
Qwixx ist ein kurzweiliges Würfelspiel,
bei dem vor allem Zahlenreihen und
Farben im Vordergrund stehen. Es kann
dank der Blockvariante wie dem Kniffel
sowohl zu zweit, als auch mit vielen
Spielern gespielt werden.
Für 7,99 € aus dem Nürnberger
Spieleverlag erhältlich.
Spiel für helle Köpfe
Spielt ihr gern Schach, Dame oder
ähnliches ?
Dann ist dieses Spiel für zwei genau
das richtige!
Bei Onitama muss vorausschauend
gedacht werden. Ein Spiel ab ca. 10
Jahre von Pegasus Spiele, ca. 22,95 €
LESERPOST Das gute alte Activity sorgt in manchen Familien, dafür, dass
der Herr des Hauses endlich die lang ersehnten Reparaturen
erledigt. Auch Monopoly mag man oder man hasst es ! Welche
Spiele spielt ihr zuhause oder mögt sie vielleicht gar nicht?
Vielleicht gibt es auch eine Geschichte rund um ein Spiel,
welche ihr uns erzählen wollt ? So wie diese hier:
„Meine Mutter hat früher immer Mikado mit mir gespielt. Was
sie nicht wusste, ist, dass ich immer den guten
Wohnzimmertisch zum Spiel vorschlug, weil in der
Marmorplatte so herrlich viele Löcher waren. So blieben die
kleinen Holzstäbchen oft darin stecken und ich hatte als eher
grobmotorisch veranlagtes Kind den Vorteil. Wenn sie das
gewusst hätte…“
Schreibt uns an [email protected]
AUSGABE 2 / / APRIL / / 2020
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SEITE 5
Frohe Ostern 2020
Bastelidee : Kleine Osterkörbchen
Bitte deine Eltern, diese Seite auf
Papier auszudrucken. Dann brauchst
du noch eine Schere zum
Ausschneiden und einen Stifte, um die
Hasen anzumalen.
Viel Spaß !
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SEITE 6
Backen zu Ostern Zutaten
750 g Mehl
75 g Zucker
0.5 Tl Salz
350 ml Milch
30 g Hefe
75 g Butter, zimmerwarm
1 Rosine
1 Ei
3 EL Hagelzucker
Mehl, Zucker und Salz mischen und in eine Schüssel geben. In die
Mitte eine Vertiefung drücken. Die Hefe hineinbröckeln. Die Milch erwärmen, dazu gießen
und mit der Hefe verrühren. Die Butter auf das Mehl geben und alles zu einem geschmeidigen
Teig verkneten. Abgedeckt an einem warmen Ort 60 Minuten gehen lassen.
Den Teig nochmals durchkneten und wie folgt weiterverarbeiten:
Ein Backblech mit Backpapier belegen. Den Teig in 31 gleich große Teile teilen.
Für das Fell 25 Stück zu Kugeln formen und gemäß Foto auf das Backpapier legen.
Für den Kopf drei Teile zusammen zu einer großen Kugel rollen und an den Körper setzen.
Zwei Teile zu 10 cm langen Rollen formen, in der Mitte falten und als Beine unter den
Körper setzen. Eine Kugel teilen, die Ohren daraus formen und an den Kopf setzen.
Die Rosine als Auge in den Kopf drücken. Das Lamm abgedeckt 30 Minuten gehen lassen.
In der Zwischenzeit den Backofen auf 200 Grad vorheizen.
Das Hefegebäck mit verquirltem Ei bestreichen und den Körper mit dem
Hagelzucker bestreuen.
Im vorgeheizten Backofen bei 200 Grad etwa 20–25 Minuten backen.Tipp:
Die Teigkugeln abwiegen, damit sie gleich groß werden. Jede Kugel wiegt circa 40 g. Rezept: Annette Robers-Thesing
Buchtipp :
Der Ostermann von Marc-Uwe Kling
Verlag Carlsen, 12,99 € , auch als E-
Book erhältlich
Foto: Manuela Rüther
A B C,
Häschen sitzt im Klee.
Der Löwenzahn, der schmeckt so
gut.
Oh lieber Has', sei auf der Hut!
A und B und C,
Häschen sitzt im Klee.
D E F G,
Ohren in die Höh'.
Wer schleicht auf leisen Pfoten her?
Der Fuchs! Der Has erschrickt so
sehr.
D E F und G,
Ohren in die Höh'.
H I J K,
ratet, was geschah!
Es schlägt die Haken ganz
geschwind,
das kann ein flinkes Hasenkind.
H I J und K,
ratet, was geschah!
L M N O,
Mutter Has' ist froh.
Sie hat von ferne es gesehn,
dem Hoppelhas ist nicht geschehn.
L M N und O,
Mutter Has' ist froh.
P und Q,
liebes Häschen, du.
Nun werden Eier angemalt,
wie schön bald jede Farbe strahlt.
P und dann das Q,
liebes Häschen du.
R S T,
Pfoten in die Höh'.
Mit Pfoten malt es sich ganz toll.
Und bald sind alle Körbe voll.
R und S und T,
Pfoten in die Höh
Text: Karl Gottlieb Hering
AUSGABE 2 / / APRIL / / 2020
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NEWS
SEITE 7
LIEBLINGSGESCHICHTE
„Ich kann das nicht !“ oder „wie wir uns selbst im Weg stehen“
JORGE BUCAY AUS „KOMM, ICH ERZÄHL DIR EINE
GESCHICHTE
Ich kann nicht“, sagte ich. „Ich kann es einfach nicht.“ „Bist du sicher?“
fragte er mich. „Ja, nichts täte ich lieber, als mich vor sie hinzustellen
und ihr zu sagen, was ich fühle … Aber ich weiß, dass ich es nicht
kann.“ Der Dicke setzte sich im Schneidersitz in einen dieser
fürchterlichen blauen Polstersessel in seinem Sprechzimmer. Er
lächelte, sah mir in die Augen, senkte die Stimme wie immer, wenn er
wollte, dass man ihm aufmerksam zuhörte, und sagte: „Komm, ich
erzähl dir eine Geschichte.“
Und ohne ein Zeichen meiner Zustimmung abzuwarten, begann er zu
erzählen.
Als ich ein kleiner Junge war, war ich vollkommen vom Zirkus
fasziniert, und am meisten gefielen mir die Tiere. Vor allem der Elefant
hatte es mir angetan. Wie ich später erfuhr, ist er das Lieblingstier vieler
Kinder. Während der Zirkusvorstellung stellte ich das riesige Tier sein
ungeheures Gewicht, seine eindrucksvolle Größe und seine Kraft zur
Schau. Nach der Vorstellung aber und auch in der Zeit bis kurz vor
seinem Auftritt blieb der Elefant immer am Fuß an einen kleinen Pflock
angekettet. Der Pflock war allerdings nichts weiter als ein winziges
Stück Holz, das kaum ein paar Zentimeter tief in der Erde steckte. Und
obwohl die Kette mächtig und schwer war, stand für mich ganz außer
Zweifel, dass ein Tier, das die Kraft hatte, einen Baum mitsamt der
Wurzel auszureißen, sich mit Leichtigkeit von einem solchen Pflock
befreiten und fliehen konnte. Dieses Rätsel beschäftigt mich bis heute.
Was hält ihn zurück? Warum macht er sich nicht auf und davon?
Als Sechs- oder Siebenjähriger vertraute ich noch auf die Weisheit der
Erwachsenen. Also fragte ich einen Lehrer, einen Vater oder Onkel nach
dem Rätsel des Elefanten. Einer von ihnen erklärte mir, der Elefant
mache sich nicht aus dem Staub, weil der dressiert sei. Meine nächste
Frage lag auf der Hand: „Und wenn er dressiert ist, warum muss er dann
noch angekettet werden?“ Ich erinnerte mich nicht, je eine schlüssige
Antwort darauf bekommen zu haben. Mit der Zeit vergaß ich das Rätsel
um den angeketteten Elefanten und erinnerte mich nur dann wieder
daran, wenn ich auf andere Menschen traf, die sich dieselbe Frage
irgendwann auch schon einmal gestellt hatten.
Vor einigen Jahren fand ich heraus, dass zu meinem Glück doch schon
jemand weise genug gewesen war, die Antwort auf die Frage zu finden:
Der Zirkuselefant flieht nicht, weil er schon seit frühester Kindheit an
einen solchen Pflock gekettet ist.
Ich schloss die Augen und stelle mir den wehrlosen neugeborenen
Elefanten am Pflock vor. Ich war mir sicher, dass er in diesem Moment
schubst, zieht und schwitzt und sich befreien versucht. Und trotz aller
Anstrengung gelingt es ihm nicht, weil dieser Pflock zu fest in der Erde
steckt.
Ich stellte mir vor, dass er erschöpft einschläft und es am nächsten Tag
gleich wieder probiert, und am nächsten Tag wieder, und am nächsten…
Bis eines Tages, eines für seine Zukunft verhängnisvollen Tages, das
Tier seine Ohnmacht akzeptiert und sich in sein Schicksal fügt. Dieser
riesige, mächtige Elefant, den wir aus dem Zirkus kennen, flieht nicht,
weil der Ärmste glaubt, dass er es nicht kann. Allzu tief hat sich die
Erinnerung daran, wie ohnmächtig er sich kurz nach seiner Geburt
gefühlt hat, in sein Gedächtnis eingebrannt. Und das Schlimme dabei
ist, dass er diese Erinnerung nie wieder ernsthaft hinterfragt hat. Nie
wieder hat er versucht, seine Kraft auf die Probe zu stellen.
Uns allen geht es ein bisschen so wie diesem Zirkuselefanten: Wir
bewegen uns in der Welt, als wären wir an Hunderte von Pflöcken
gekettet.
„So ist, es Demian, uns allen geht es ein bisschen so wie diesem
Zirkuselefanten: Wir bewegen uns in der Welt, als wären wir an
Hunderte von Pflöcken gekettet. Wir glauben, einen ganzen Haufen
Dinge nicht zu können, bloß weil wir sie ein einziges Mal, vor sehr
langer Zeit, damals, als wir noch klein waren, ausprobiert haben und
gescheitert sind. Wir haben uns genauso verhalten wie der Elefant, und
auch in unser Gedächtnis hat sich die Botschaft eingebrannt: Ich kann
das nicht, und ich werde es niemals können. Mit dieser Botschaft, der
Botschaft, dass wir machtlos sind, sind wir groß geworden, und seitdem
haben wir niemals mehr versucht, uns von unserem Pflock loszureißen.
Manchmal, wenn wir die Fußfesseln wieder spüren und mit den Ketten
klirren, gerät uns der Pflock in den Blick, und wir denken: Ich kann
nicht, und werde es niemals können.
Jorge machte eine lange Pause. Dann rückte er ein Stück heran, setzte
sich mir gegenüber auf den Boden und sprach weiter: „Genau dasselbe
hast auch du erlebt, Demian. Dein Leben ist von der Erinnerung an
einen Demian geprägt, den es gar nicht mehr gibt und der nicht konnte.
Der einzige Weg herauszufinden, ob du etwas kannst oder nicht, ist, es
auszuprobieren, und zwar mit vollem Einsatz. Aus ganzem Herzen!“
Leserpost FEEDBACK ERWÜNSCHT
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AUSGABE 2 / / APRIL / / 2020
ALTE
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NEWS
SEITE 8
Verantwortlich für den Inhalt der „alte druckerei news“: Marion Franzek [email protected]
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