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Begriffliche und methodische Vorklärungen
Luisa Hiller
Inhalt
1. Begriff: Karriere2. Fünf Merkmale von Karrieren3. Teilkarrieren4. Karrieremuster5. Untersuchungsfrage6. Beobachtungszeitraum7. Erhebungsmethodik8. Karrieremuster: Reutlingen, Rostock,
Hamburg
Karriere
„Karriere machen“ = Erfolg haben
Karriere als soziologische Kategorie:
Individuelle Gestaltungs- und Entscheidungsmöglichkeiten
Strukturelle Rahmenbedingungen, durch soziale Lage erzeugt
Karriere
Fünf Merkmale von Karrieren
1. Karrieren sind in ihrer Zukunft unsicher:
- Lebensläufe in moderner Gesellschaft
sehr stark individualisiert
- kann immer anders kommen als geplant
- Lebenswege benachteiligter Jugendlicher
oft vorgeprägt und festgefahren
-> Barrieren behindern das Fortkommen
Fünf Merkmale von Karrieren
2. Karrieren sind in ihrer Vergangenheit unsicher
- Unklar was von früher Gelerntem und Erworbenem später tatsächlich verwertbar ist
- Kein Schulabschluss, Schul- und Ausbildungsabbrüche holen einen ein
-> Anhäufung karrierehemmender Merkmale
Fünf Merkmale von Karrieren
3. Karrieren sind selbstreferentiell
- auf sich selbst bezogen, sich selbst aufbauend oder behindernd
- Normalkarrieren beginnen nie am Nullpunkt, bauen auf Errungenschaften der Familie etc. auf
- Häufige Misserfolge können, zu sich generalisierenden Lebenskrisen führen
Fünf Merkmale von Karrieren
4. Karrieren benötigen zeitbindende Strategien
- Zeit sollte „karriererlevant“ und erfolgsversprechend eingesetzt werden
- „Systemzeit“ und „biografische“ Zeit selten genug aufeinander abgestimmt
- Zeit wird oft karrierehemmend gebunden
Fünf Merkmale von Karrieren
5. Karrieren ziehen Aufmerksamkeit auf sich
- Aufmerksamkeit erregen = karrierewirksamer Faktor
- Setzt soziales Netzwerk voraus, das sich interessiert
- Sozial Benachteiligt: meist Aufmerksamkeit von Institutionen, dafür weniger in privaten Beziehungen
Welche Strukturen erzeugen behinderte Karrieren?
Individuelles Versagen/ Persönliche Disposition
oder
Liegt es an den „Verhältnissen“?
Karrieren Instabile Erwerbsverläufe:
- Wechsel von Phasen regulärer Beschäftigung,
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen,
Teilzeitarbeit, Leiharbeit und Arbeitslosigkeit
Teilkarrieren
Unterscheidung von acht Teilkarrieren:
1. Bildung/ Beschäftigung
2. Finanzen
3. Aufenthalt müssen
4. Beziehung benachteiligte
5. Freizeit Jugendliche
6. Legalität geregelt bekommen
7. Ziviles
8. Gesundheit
Teilkarrieren In der Untersuchung wird nur
dieTeilkarriere „Bildung/ Beschäftigung“ betrachtet um einzelne Karrieremuster zu beschreiben.
Versuch einer Typisierung und Erfassung der Anzahl derer, die dem jeweiligen Karrieremuster zuzuordnen sind.
Karrieremuster
Vier mögliche Karriereverläufe
benachteiligter Jugendlicher
1. Ausbildungskarriere
2. Maßnahmenkarriere
3. Jobberkarriere
4. Arbeitslosigkeiskarriere
Karrieremuster
1. Ausbildungskarriere
- Dem Schulabschluss folgt direkt eine Ausbildung mit erfolgreichem Abschluss und einem direkten Einstieg ins Berufsleben
- Absolvieren einer Ausbildung für benachteiligte Jugendliche nicht mehr „Normalkarriere“, sondern eher eine seltene Ausnahme
Karrieremuster2. Maßnahmekarriere
- Trotz mehrfacher Teilnahme an Maßnahmen ist keine Besserung der beruflichen Situation zu erkennen.
- Maßnahmen stehen dem beruflichen Weiterkommen, als stigmatisierendes Merkmal, eher im Wege
- Typisch, wenn kein oder der nur der Abschluss einer Sonderschule vorhanden ist
- BiBB Report: Übergangssystem wird zur dauerhaften Warteschleife (19 % der ausbildungslosen Jugendlichen)
Karrieremuster
3. Jobberkarriere
- Ausbildungs- und Berufswege in denen Gelegenheitsarbeit überwiegt
- Meist zu Beginn schon durch kurze oder längerfristige Jobs gekennzeichnet
- Zu Beginn besteht selten eine berufliche Erstausbildung, oder diese wird nach kurzer Zeit aufgegeben
Karrieremuster
4. Arbeitslosigkeitskarriere
- Karrieremuster ist zum großen Teil durch Arbeitslosigkeit gekennzeichnet
- Al bereits am Anfang des zweiten Ausbildungs- oder Berufsjahres, oder kaum Kontakt zu regulärem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt
- Frühe Erfahrung mit Al wirkt negativ selektiv, Jugendliche im weiteren Verlauf oft oder auf Dauer von Al betroffen
Untersuchungsfrage:
Was wird aus Jugendlichen, die eine Regel- oder Sonderschule mit oder ohne einen Abschluss vor oder nach Erfüllung
Der Pflicht zum Besuch einer allgemeinbildenden
Schule verlassen haben?
Beobachtungszeitraum Längerer Zeitraum von sechs Jahren nach
Verlassen der allgemeinbildenden Schule Gelingende Vermittlung garantiert nicht,
dass berufliche Eingliederung auch wirklich gelingt
Zuordnung zu Karrieremustern durch Addition der Zeiten im jeweiligen Segment
Werden wohl kaum eindeutige Karriereverläufe zu finden sein
Erhebungsmethodik
Lehrer der damaligen Abgangsklassen führen Erhebung durch
Besitzen einen Vertrauensbonus, und können schon in den Abgangsklassen über die Erhebung informieren
Material kann auch zur Entwicklung von Schulprogrammen dienen
Verschaffen sich ein Bild zur Situation ehemaliger Schüler
Karrieremuster: Reutlingen, Rostock, Hamburg
Angaben in %
LiteraturFriedemann, H.-J./ Schroeder, J.(2000): Von der Schule…ins
Abseits? Untersuchungen zur beruflichen Eingliederung benachteiligter Jugendlicher, Wege aus der Ausbildungskrise
Beicht, U./ Ulrich, J. G. (2008): Welche Jugendlichen bleiben ohne Ausbildung. Analyse wichtiger Einflussfaktoren unter besonderer Berücksichtigung der Bildungsbiografie