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(Aus der Psychiatrischen Klinik der Universit~t Ziirich [Direktor: Prof. Dr. E. Bleuler].) Beitrag zur Frage der Senkungsgeschwindigkeit der roten BlutkSrperehen bei Geisteskrankheiten, insbesondere bei den Sehizophrenien. Von A. Glaus und J. Zutt, Assistenzarzt der Klinik Volont~trarzt der Kltnik. (Eingegangen am 31. Januar 1923.) Die Senkungsgeschwindigkeit der roten BlutkSrperchen im Citrat- plasma ist ein biologisches Ph~nomen, das in letzter Zeit von zahlreiehen Autoren in die Reihe der klinischen Untersuchungsm~thoden aufgenom- men worden ist und in einer ganzen Reihe von Spezialgebieten bereits zu wertvollen Resultaten geffihrt hat. Auch in psychiatrischen Kreisen hat die neue Untersuchungsmethode mehffach EiIlgang gefunden. Die dartiber in der Literatur niedergelegten Erfahrungen sind im ganz~n noch spi~rlich und gehen in der Bewertung des Verfahrens und seiner Resultate stark auseinander. Bis jetzt erscheint eigentlich blol~ so viel als gesichert, dab unter den Geisteskrankheiten sich die progressive Paralyse dutch besonders hohe Werte der Senkungsgesehwindigkeit aus- zeichnet, die jedoch zuweilen auch fehlen kSnnen, so dab die Probe der BlutkSrperchense,qkungsgeschwindigkeit bei Paralyse wohl nur in Fi~llen, wo die Lumbalpunktion aus i~ul~eren Grfinden nicht mSglich ist, eine praktisehe Bedeutung besitzt. Auch ffir Epilepsie, Melaneholie, Hysterie hat man das Verfahren erprobt; dabei wurden fibereinstimmend yon der Norm kaum merkbar abweiehende Werte gefunden. Am widersprechendsten lauten die Beriehte fiber Untersuehungen an Schizophrenen. Plaut 1) hat im ganzen durehschnittlich etwas fiber die Norm erhShte, jedoch yon Fall zu Fall auBerordentlich stark schwankende GeschwindigkeitsgrSl~en gefunden. Rungel). hat wie Plaut Beschleunigung, Verlangsamung und normale Geschwindigkeit bei der Sehizophrenie gefunden; dabei maehte er jedoeh die bemerkenswerte Feststellung, dal~ sieh die Beschleunigung haupt- si~chlich in typisch katatonisehen, erregten und stuporSsen, ffiseheren 1) Miinch. med. Wochenschr. 1920.

Beitrag zur Frage der Senkungsgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen bei Geisteskrankheiten, insbesondere bei den Schizophrenien

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Page 1: Beitrag zur Frage der Senkungsgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen bei Geisteskrankheiten, insbesondere bei den Schizophrenien

(Aus der Psychiatrischen Klinik der Universit~t Ziirich [Direktor: Prof. Dr. E. Bleuler].)

Beitrag zur Frage der Senkungsgeschwindigkeit der roten BlutkSrperehen bei Geisteskrankheiten, insbesondere bei den

Sehizophrenien.

Von A. Glaus und J. Zutt,

Assistenzarzt der Klinik Volont~trarzt der Kltnik.

(Eingegangen am 31. Januar 1923.)

Die Senkungsgeschwindigkeit der roten BlutkSrperchen im Citrat- plasma ist ein biologisches Ph~nomen, das in letzter Zeit von zahlreiehen Autoren in die Reihe der klinischen Untersuchungsm~thoden aufgenom- men worden ist und in einer ganzen Reihe von Spezialgebieten bereits zu wertvollen Resultaten geffihrt hat. Auch in psychiatrischen Kreisen hat die neue Untersuchungsmethode mehffach EiIlgang gefunden. Die dartiber in der Literatur niedergelegten Erfahrungen sind im ganz~n noch spi~rlich und gehen in der Bewertung des Verfahrens und seiner Resultate stark auseinander. Bis jetzt erscheint eigentlich blol~ so viel als gesichert, dab unter den Geisteskrankheiten sich die progressive Paralyse dutch besonders hohe Werte der Senkungsgesehwindigkeit aus- zeichnet, die jedoch zuweilen auch fehlen kSnnen, so dab die Probe der BlutkSrperchense,qkungsgeschwindigkeit bei Paralyse wohl nur in Fi~llen, wo die Lumbalpunktion aus i~ul~eren Grfinden nicht mSglich ist, eine praktisehe Bedeutung besitzt.

Auch ffir Epilepsie, Melaneholie, Hysterie hat man das Verfahren erprobt; dabei wurden fibereinstimmend yon der Norm kaum merkbar abweiehende Werte gefunden. Am widersprechendsten lauten die Beriehte fiber Untersuehungen an Schizophrenen. Plaut 1) hat im ganzen durehschnittlich etwas fiber die Norm erhShte, jedoch yon Fall zu Fall auBerordentlich stark schwankende GeschwindigkeitsgrSl~en gefunden. Rungel). hat wie Plaut Beschleunigung, Verlangsamung und normale Geschwindigkeit bei der Sehizophrenie gefunden; dabei maehte er jedoeh die bemerkenswerte Feststellung, dal~ sieh die Beschleunigung haupt- si~chlich in typisch katatonisehen, erregten und stuporSsen, ffiseheren

1) Miinch. med. Wochenschr. 1920.

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A. Glares u. J. Zutt: Beiira(g zur Frage der Senkungsg'eschwindigkcit usw. G7

und i~lteren Fi~llen vorfand, wi~hrend sie bei den paranoiden Formen hi~nfig vermiBt wurde. Auch Wuth 1) hat in seiner breit angelegten Ar- belt ,,Untersuchungen fiber die kSrperlichen StSrungen bei Geistes- kranken" die Blutk5rperchensenkungsprobe mit bcriicksichtigt, dabei jedoch in 40 Fallen yon Schizophrenie durchschnittlich keine Abwei- chung yon der Norm gefunden. Wuth glaubt, dab die abweichenden I4esultatc yon Runge auf eine andere Methodik zurfickzufiihren seien. Seit Wuth ist yon D'Abundo in der Rivista Ital. di Neuropatologia, Psichiatria ed Elettroterapia 2) eine Arbeit fiber die BlutkSrperchen- senkungsprobe bei Geisteskranken erschienen. Nach diesem Autor ist die Senkungsgeschwindigkeit bei dcr Schizophrenie durchschnittlich gegenfiber der Norm erhSht und li~Bt sich durch Eingabe yon Organ- pr~paraten beeinflussen.

Man sieht, die Frage naeh dem Verhalten der Senkungsgeschwindig- keit der roten BlutkSrperchen bei der Schizophrenic ist noch nicht de- finitiv gelSst. Uns scheint, dab es dazu noch sehr umfangreicher Unter- suchungen bedarf. Die vorliegende Arbeit soll ein kleiner Beitrag dazu sein.

Es erscheint uns wichtig, zu allererst unsere spczielle Fragestellung und unseren Standpunkt dem vorliegenden Problem gegenfiber n~her zu pr~zisieren. Wir gehen davon aus, dab die Beschleunigung der Sen- kungsgeschwindigkeit der roten BlutkSrperchen der Ausdruck einer feinen physikalisch-chemischen StSrung in der Konstitution des Plasmas und der roten BlutkSrperchen ist. [Nach HSber 3) geht die Besehleunigung parallel einer gesteigerten Instabiliti~t der EiweiBkSrper des Plasmas, woraus eine relative Entladung der normalerweise i~egativ geladenen ro- ten BlutkSrperchen resultiert.] Diese krankhafte Veranderung des nor- malen Blutes hinwiederum ist ein Symptom eines gestSrten Stoffwechsels und finder sich bei den verschiedenartigsten Ursachen tells physiolo- gischer, tells pathologischer Natur, wie bei der Schwangerschaft, bei der Menstruation, bei Infektionskrankheiten usw. Dabei ist es gut mSglich, dab durch zwei ganz verschiedenartige Prozesse, die beide eine gleich- groBe Beschleunigung der BlutkSrperchensedimentierung verursachen, verschiedenartige Ver~nderungen am Plasma und an den roten Blut- kSrperchen hervorgerufcn werden, die sich im gewShnhchen Senkungs- versuch nut nicht auseinanderhalten lassen. So ist es beispielsweise mSglich, dab in dem einen rasch sedimentierenden Falle das Plasma, in den] anderen die BlutkOrperchen das Ausschlaggebende sind. - - Um einigermalten einen Einblick in diese komplizierten Verh~ltnisse zu ge-

1) Monographien aus dem Gesamtgebiete der Neurologie und Psychiatrie. Heft 29. Julius Springer, Berlin 1922.

2) Jahrgang 1922. a) Klin. Wochensct~'. 1922.

b*

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winnen, hat Abderhalden 1) seinerzeit vorgeschlagen, die Blutk6rperchen eines Falles in dem Plasma eines anderen Falles sich setzen zu lassen und umgekehrt. Bei Tierversuchen fand Abderhalden, dab die Senkungs- geschwindigkeit im artfremden Plasma im Vergleich zu derjenigen im eigenen Plasma beschleunigt, verlangsamt oder unbeeinfluBt war. Er spricht die Vermutung aus, dab bei entsprechenden Versuchen mit menschlichen Blutarten bei verschiedenen Krankheiten sich charak- teristische Resultate ergeben k6nnten. Bei der welter unten folgenden Besprechung unserer Technik werden wit besehreiben, in welcher Weise wit die Anregung Abderhaldens ausgenfitzt haben.

Zahlreiche Untersuchungen fiber die Senkungsgeschwindigkeit der roten BlutkSrperchen bei Lues und bei Lungentuberkulose haben er- geben, da$ die Probe viel weniger tin Reagens auf die nosologische Krankheitseinheit als auf das gegenwgrtige Stadium, den Grad, den Charakter, die Ausdehnung des krankhaften Prozesses usw. bedeutet. So gewinnt die Probe, die als durchaus unspezifische Reaktion zun~chst als diagnostisch vSllig wertlos erscheint, p16tzlich eine erhShte Bedeutung ffir die Beurteilung der Art und der Schwere eines Falles und fiir d'e Prognosenstellung oder auch ffir die Kontrolle der Erfolge bei der Behandlung. So haben Drey/us und Hecht 2) gefunden, da$ bei der Lungentuberkulose cirrhotische Prozesse ganz niedrige, exsudative da- gegen sehr hohe Senkungsgeschwindigkeiten besitzen. Nach ihren Beob- aehtungen halten sic die Blutk6rperchensenkungsprobe als ein wert- roUes Mittel, um eine Tuberkulose auszuschlieSen und um ein Urteil fiber die Prognose und die B6sartigkeit des pathologisch-anatomischen Prozesses zu gewinnen. Nathan und Herold a) kommen zum SchluB, dab die beschleunigte Reaktion bei Lues je nach der Beschleunigung einen Gradmesser ffir die Allgemeindurchseuchung bzw. die reaktiven Abwehrvorgi~nge des Organismus abgibt. Hier sei auch noch erw~hnt, dab die Gyni~kologen einstimmig die Reaktion fiir ein gutes Mittel hal- ten, um je nach dem Ausfall den Zeitpunkt ffir eillen operativen Eingriff bei entzfindlichen Adnexerkrankungen zu bestimmen.

Wenn nun schon bei den Tuberkuloseerkrankungen und bei den luetischen Prozessen, die schlieBlich doch eine nosologische Einheit dar- stellen, die Reaktion der BlutkSrperchensenkung je nach dem Stadium, der Unterform und der Intensit~t der Krankheit stark abweichende Resultate liefert, so erscheint es uns a priori sehr wahrscheinlich, dab bei den Schizophrenien, die ja anerkanntermal~en keine nosologisehe Einheit, sondern eine Krankhcitsgruppe darstellen, dasselbe zutreffen wird. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet erscheinen die so ver-

1) Miinch. med. Wochenschr. 1921. 2) Mtinch. reed. Wochenschr. 1922. a) Berl. klir~. Wochenschr. 1921.

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der rotea BlutkSrperchel, bei Geisteskra.kheiten~ blsb. bei d. Schizophreniem 69

schiedenen, untereinander so stark abweichenden Resultate bei Schizo- phrenen plStzlich in einem neuen Licht. Die seheinbaren Widersprfiche kl~ren sieh auf, und es erSffnen sich neue Ausblieke, die mSglieher- weiss interessante Resultate zutage fSrdern werden. Es ergibt sich yon selbst folgende Frage: Kann man vielleicht ffir die einzelnen klinischen Formen und Untergruppen der Schizophrenie oder ffir ganz bestimmte Zusthnde oder Phasen des schizophrenen Krankheitsverlaufes eine be- stimmte Reaktion des Blutk5rperchensenkungsversuchs erwarten ? Nach den Beobachtungeu you Rungs scheint das tatsgchlieh der Fall zu sein. Er land erhShte Beschleunigung tier Senkungsgeschwindigkeit speziell bei den Katatonien. Dieses Resultat entspricht dem, was man auf Grund yon theoretischen l~berlegungen erwarten kann. Denn nach allem, was wir bisher fiber die beschleunigte Senkung der BlutkSrperchen wissen, liegt ihr jedesmal eine organische, toxisch-infektiSse Alteration des Organismus zugrunde; andererseits ist aber die katatone Form der Schizophrenic diejenige, bei der sin organiseher Proze• schon bei der rein klinischen Betrachtung viel Wahrseheinliehkeit ffir sich hat. Der Glaube, dal~ die sogenannten ,,funktionellen" Psychosen, wie z. B. die Schizophrenie, wirklich rein funktionell sind, kann eigentlieh sehon lange als fiberwunden betrachtet werden. Naeh dem Lehrbuch yon Bleuler 1) beruhen auch diese ,,funktionellen" Psyehosen schliel]lich in gewissem Sinne auf irgendeiner " :' Am deut- ,,orgamsehen Anomalie. lichsten tritt sehon kliniseh der organische Einschlag bei Katatonien in den akuten Sehfiben zutage, in welchen die Bewuf~tseinsstSrung, die allgemeine Hemmung und Erschwerung der zentralen Vorggnge ohne weiteres an einen organischen Proze[~ (Hirnschwellung oder Hirndruck) auf Grund einer infektiSsen oder toxischen Noxe denken lgl~t. Aber auch in mehr ehronisch verlaufenden und leiehteren Fgllen yon Schizo- phrenie sehen wir Symptoms und Zustandsbilder, die ,,o~ganisch" a:~s- sehen und die solchen, die rein psychisch-katathym-hysterischen An- strich haben, gegenfibergestellt werden kSnnen. Dazwischeu liegt natfirlieh sine unendliche Zahl yon Zwischengliedern und Mischformen. Bei unseren Untersuchungen fiber die Senkungsgeschwindigkeit der roten BlutkSrperehen haben wir nun diesen ~berlegungen insofern Reehnung getragen, als wir aul~er der klinischen Untergruppe (Katatonie, ttebe- phrenie, Schizophrenia simplex, Paranoid) diesem Punkte, wie grolt jeweilen der psychische und der organisehe Einschlag in dem betref- fenden Fall zu bewerten ist, sine ganz besondere Beachtung gesehenkt haben. Zudem haben wir die Starke und die Akuitgt des Prozesses, ferner eventuelle Mischungen mit Symptomen einer anderen Unter- gruppe oder einer andereu Psychose jedesmal auch in Rficksicht gezogen. In den folgenden Tabellen haben wir uns an Stelle sines Auszugs aus de:

1) Lehrbuch fiir Psychiatric.

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Krankengesch ich te , der gewShnlich doch nur ein ganz unvol l s t~ndigcs Bi ld gibt , begniigt , m i t ein p a a r nach den obigen Ges ich t spunk ten ge- w~hl ten S t i chw6r te rn eine Charak te r i s ie rung der K r a n k h e i t zu geben. W i r bemerken , dab die ausgew~hl ten FMle gr61~tentefls monate- ja j ah re lang sich schon in unserer K l in ik bef inden und dab wir sie infolge- dessen rech t genau kennen. U m bei der Gruppenb i ldung nach den eben ausgefi ih~ten kl in isc~en Gcs ich t spunk ten durch die Resu l t a t e unserer Senkungsgeschwind igke i t sun te r suchung ganz unbeeinflut~t zu sein, haben

wir uns durch Her rn Prof. Bleuler, der die Ergebnisse der Versuche gar n ich t kann te , die F~tlle nach dem skizz ier ten Schema anzeichnen lassen

u n d ers t danach in Gruppen zusammenges te l l t und mi t den W e r t e n d e r Versuche in Z u s a m m e n h a n g gebracht .

Zur eigentlichen Technik haben wir noch folgendes zu bemerken: Wir ver- wandten aus Pr~zisionspipetten hergestellte ca. 18 cm lange, gleichmaSige R6hr- chert yon ca. 1 cm Liehtweite; dieselben fasten 10 ccm und waren in 100 cram eingeteilt. Auf 9 cam Blur nahmen wir 1 cem einer 5 proz. L6sung yon Natrium citricum. Wir lieBen das aus der Vena cubitalis entnommene Blut zuerst in mit Natrium-citricum-L6sung beschickte graduierte Kolbchen flieSen, glichen den Zu- satz art Natrium citricum ger~au aus, mischten das Blut in dem K61bchen durch Umkehren und fifllten dana m6gliehst rasch die graduierten Glasr6hrchen auf. Dieselben wurden sofort in den Brutschrank verbracht, der auf einer gleichm~Bigen Temperatur yon 37 o gehalten wurde. Die Ablesung erfolgte in der ersten Stunde alle 12 Minuten, darauf halbsttindlieh wahrer~d 5--8 Stunden. SchlieSlieh wurden die Rohrchen naeh 20--24 Stunden ein letztes Mal abgelesen. Die Anzahl der gesunkenen Kubikmillimeter wurde jeweilen in Tabellenform und gleiehzeitig graphiseh registriert. Es hat sich gezeigt, daS die Anlegung yon Kurven die einzig richtige Form der Protokollierung ist, die den Fall anschaulich und zugleich genau charakterisiert.

Untersuchungen mit verschieden weiten Rohrchen haben eindeutig ergeben, dab die Fallgeschwindigkeit durch den Durchmesser des R6hrchens weitgehend ver/~ndert wird. Weder nach Kubikmillimeter noch rmch Millimeter gemessen lassen sich die Resultate, die man mit verschieden weiten R6hrchen gewonnen hat., mit- eir~ander vergleiehen. Auch die Konzentration und die Menge der zugesetzten Natrium-eitricum-L6sung ver/indert das Resultat. Ebenso spielt die Temperatur, bei ~veleher man die Senkung sich vollziehen last, und die Tageszeit der Blut- entnahme, Abstand yon den Mahlzeiten usw. eine wiehtige Rolle. Dagegen haben wir uns nieht davon iiberzeugen k6nnen, dab Herumtragen des Blutes nach der Entnahme und das kurzfristige Stehenlassen einen wesentlichen Einflul~ auf die Senkungsgesehwindigkeit hat, wenn man nur daffir sorgt, dal~ vor dem Eirffiillen der Senkungsr6hrchen das Blut noch einmal sorgfMtig gemischt wird. Es wird gesagt, alas aueh Altersunterschiede sich in der Senkungsgeschwindigkeit aus- driieken, insofern/~ltere Individuen eine schnellere Sedimentierung aufweisen. Wir waren leider nieht in der Lage, bisher an geniigend groSen Serien diese Frage nachzupriifen. Unter den physiologisehen Momenten ist wohl das bedeutsamste die Tatsaehe, daS Frauen gegeniiber Mannern eine gr61~ere Senkungsgeschwindig- keit aufweisen, die auI~erdem gr6Seren individuellen Sehwankungen unterworfen ist, welche man mit den Menstruationsvorgangen in Beziehung zu setzen geneigt ist. In Beriieksiehtigung dieser wichtigen Tatsaehe, die wir, naeh einigen Stichproben zu urteilen, als zu l~eeht bestehend anerkennen miissen, haben wir, um zuverlassigere

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der roten Blutk~irperchen bei Geisteskrankheiten, insb. bei d. Sclfizophrenien. 71

und unter sich besser vergleichbare Resultate zu bekommen, uns bei unseren bis- herigen Versuchen fiber die Schizophrenier~ ganz auf Manner beschr~nkt.

Aus diesen wenigen Angaben ersieht man, wie kompliziert die Verh~ltnisse bei der BlutkSrperchensenkung liegen und wie zahlreichen, unerwarteten Fehler- quellen man dabei ausgesetzt ist. Auch durch peinlich exaktes Arbeiten werden sich geringe Differenzen in der Anlegung des Versuchs hie ganz aussehlieflen lassen.

Zu all diesen Sehwierigkeiten kam ffir uns noch eine weitere hinzu, da wir nach der Anregung von Abderhalden das entnommene Blut regelm~Big mit einem anderen Blute austauschten. Um fiir diese Austauschversuche Resultate zu er- halten, die sich zahlenm~13ig miteinander vergleichen liel~en, lag uns daran, dab das BluL, mit dem ausgetauscht wurde, mSgliehst immer ganz gleichartig, am lieb- sten iiberhaupt dasselbe sei. Nach einigen Vorversuchen, die ergaben, daft die Kurve der Senkungsgesehwindigkeit ftir das gleiche Individuum unter gleich- bleibenden Umst~nden nicht allzu groi~e Sehwankungen aufweist, glaubten wir unsere Anforderungen damit erreichen zu kSnnen, daI~ wir zum Zwecke des Aus- tausches immer denselben gesunden Spender verwendeten.

I m folgenden geben wir die fo r t l au fenden R e s u l t a t e der Senkungs- probe bei d iesem als A zu beze ichnenden Fa l l e wieder.

TabeUe A. Fall A (Gesunder). Ablesung nach

9.4 Min. 1 Std. 5 Stdn. 16. 17. 19. 20. 22.

Dezember 1922 23.

24. 26. 28. 29.

1 3 17 0 3 17 1 3 18 2 3 18 1 3 20 1 4 19 1 3 21

0 6 25 Januar 1923 2 13 40 4 16 38

kblesung nach 24 Min. 1 8td. 5 Stdn.

4. 2 11 34 5. 2 9 3] 6. 3 12 34 7. 3 10 29 8. 1 7 26 9. 2 7 26

10. 2 8 28 12. 2 7 26 13. 2 8 27 15. 3 9 29 16. 2 6 26 17. 1 6 25 19. 2 9 26 20. 2 8 27 22. 2 7 28 23. 2 5 26

Aus dieser Tabel le ers ieht m a n mehreres . Ers tens , dal~ wir uns in unseren E r w a r t u n g e n ge thuscht haben, i ndem v o n d e r ach ten B lu ten t - nahme an die Senkungsgeschwindigke i t rasch und sprungweise auf fiber das Doppe l t e s teigt , u m dann aber wi~hrend e twa 15 wei teren Blu t - e n t n a h m e n wieder eine ann~hernd kons t an t e GrSl~e m i t der deut l ichen Tendenz einer a l lm~hl ichen Ver langsamung zu erreichen. W i t bemerken hier noch, dab die Menge des an j edem Versuchs tag e n t n o m m e n e n Blutes im Fa l le A 50 ccm be t rug ; d a m i t wurde zuni~chst ein gewShn- l icher Senkungsversuch angeste l l t , die f ibrigen 40 ccm wurden zu je- weilen drei Aus tauschver suchen ve rwand t .

Eine auf der HShe der schnellen Senkungs reak t ion vorgenommene B lu tun t e r suchung ergab weder im Blutb i ld , noch in der Zellenzahl , noch

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im Hiimoglobingehalt einen pathologischen Befund. Auch war das sub- jektive Befinden w~hrend der ganzen Zeit unbeeintri~ehtigt, wenn man .wenigstens yon einem gewissen Mfidigkeitsgefiihl absieht.

Aus dem Versuch A scheint also hervorzugehen, dal] der Organismus wiederholte, t~glich erfolgende Blutentnahmen yon 50 ccm anstandslos vertr~gt und dab die Senkungskurve 8 Tage lang sozusagen unbeein- flul]t bleibt. Das darauf plStzlich und sprunghaft in Erscheinung tre- tende Ansteigen der Senkungsgeschwindigkeit beruht wohl darauf, dab zunachst der Organismus mit irgendwelchen Depots und pri~formierten KSrpern die dutch Blutentnahme gesetztc Schi~digung des Gleich- gewichtes sofort ausgleiehen kann. Wenn diese aufgebraueht sind, er- folgt der Sturz. Damit mfissen aber gleichzeitig reparatorische Vor- g~nge einsetzen, die eine Katastrophe verhindern, der weiteren Senkung Einhalt tun und bei Fortbestehen des dutch die Blutentnahme wirken- den Reizes durch gesteigerte Leistungen die Verhi~ltnisse dem Status quo ante wieder ni~hern.

Ffir die Durchffihrung unserer Versuche war das soeben mitgeteilte Verhalten des Testfalles A natfirlich sehr ungfinstig. Direkt unter- einander vergleichbar sind jetzt eigentlich nur die Mischversuche der ersten 8 Tage und bis zu einem gewissen Grade dann wieder, abet fiir sieh, die weiteren Versuche. Wir haben aber trotzdem vorgezogen, mit dem einmal einget~iihrten Testfall weiter zu arbeiten, da die Verh~ltnisse zu kompliziert liegen und zu unfibersichtlich sind, als dab man Gewi]- heir gehabt h~tte, mit einem ausgesuchten anderen gleich schnell wie A reagierenden Testfall nicht durch andere Momente noch viel gr513ere Differenzen in die angesetzten Mischversuche hineinzutragen.

Um die Versuche, die mit dem rasch reagierenden Testfal] angestellt wurden, besonders hervorzuheben, haben wir die betreffende fortlaufende Nummer in den weiter unten angeftihrten Tabellen jeweilen mit einem * bezeichnct.

Die Ver~,nderungen, die mit dem Schnellerwerden des Falles A in den Mischungsversuchen aufgetreten sind, lassen sich kurz folgender- mal3en zusammenfassen. Die Mischung der Patientenblutk6rperchen mit dem Plasma A (Versuch P der Tabelle) sedimentiert verhi~ltnismi~l~ig langsam, wahrend die Mischung des Patientenplasmas mit den Blut- kSrperchen A (Versuch E der Tabelle) im Gegensatz hierzu eine meist reeht groBe Senkungsgesehwindigkeit hat.

Da die ausgesprochenen sehweren akuten organischen Katatonien im allgemeinen viel rascher sedimentieren als der Fall A, auch in seiner rasehen Periode, so ist diesen l~hllen gegeniiber die Ver~nderung des Falles A relativ nicht so stark, man bekommt daher auch mehr iiber- einstimmende und vergleiehbare Resultate als in den langsamer rea- gierenden F~llen.

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der roten Blutk(irperchen bei Geisteskrankheiten, insb. bei d. Schizophrenien. 73

Zur Technik der Mischung fiihren wit noch fo]gendes bei: Wir haben das Blut nach der Entnahme in einer elektrisehen Zentrifuge sofort zentrifugiert. Dureh entsprecher~de Versuche, in denen wir zentrifugiertes Blur sofort wieder gemischt ur~d einen Senkungsversuch angesetzt haben, hat sich ergeben, dab der Prozel~ des Zentrifugierens und nachherigen Aufschiittelns des Blutes an sich keiae weseatlichea Veriinderungen der Senkungskurve verursaeht. - - Beim Zentri. fugieren selber haben wir beobachtet, dab im Senkungsversuch raseher sich setzen- des Blut aueh in der Zentrifuge rascher sinkt und schliel~lich - - ebenfalls analog dem Senkungsversueh - - eia kleineres Volumen einnimmt. Sowohl in der Zentri- fuge als ins Senkungsr6hrchen beobachtet man in den rasch fallenden Blutarten und Blutgemischen haufig, dab das Plasma zuniichst durch eine feine, aus einer langsamer als das Gros der Blutk6rperchen fallenden Erythrocytenwolke r6tlich- triib verfiirbt ist. Diese Wolke verschwindet aber immer nach einer gewissen Zeit.

Nach dens Zentrifugieren haben wir je 5,5 ccm Plasma mit der Pipette auf- gesogen und mit je 5,5 cem Erythrocyten, die ebenfalls mit der Pipette aus der Tiefe des R6hrchens entnommen wurden, in einem kleinen Glask61bchen zusammen- gebracht, mit einer kleinen Glasperle 3 Minuten durchgeschiittelt und dann in Senkungsr6hrehen abgefiillt. (Ein Auswaschen der Blutk6rperehen vor dem Mischen ist - - wenigstens mit Ringerl6sung - - unstatthaft, weft die Blutk6rperchen da- durch ihre Senkungsgesehwindigkeit fast ganz einbiiBen.)

Da naeh yon uns angestellten Versuchen dichtere Blutk6rperchenaufsehwem- mungen i[t Plasma werdger raseh fallen als dtinnere und r~ach dem Zentrifugieren das Verhiiltnis der Erythrocyter~ zum Plasma nicht in allerL Fallen dasselbe war (durchschnittlich 6 :6 ) , so sind wir uns wohl bewuBt, eine zahlenm~l]ig nicht leieht fal]bare Ungenauigkeit begangen zu haben, dab wir in jedem Fall Blut- k6rperehea mid Plasma zu gleichen Teilen mischten. Ein individueller dosiertes Verfahren hi~tte aber eine bedeutende Komplikation in die Versuche hineingebracht.

Versuehe, die angestellt wurden, um eine zum Austauschversuch verwendbare Testsenkungsfliissigkeit zu erhalten, die gegeniiber dem stets sich verandernden Testplasma den Vorzug der Konstanz h~tte, haben noch zu keinem definitiven Resultat gefiihrt. M6glicherweise kann jedoch eine modifizierte isotonische Glucose- 16sung fur diesen Zweck verwendet werden.

Interessant ware es gewesen, in jedem Austauschfall die wechselseitigen Ver- hitltnisse von H~tmolyse und Agglutination zu studieren. Zeit und Umst~nde gestatteten es jedoch leider nicht. Einzelne Stiehproben lieferten kein gesetz- m~13iges t~esultat. Wir lassen nun einen kurzen Auszug unserer Versuchstabellen folgen, wobei wit jeweilen bloB 3 Ablesungen anfiihren.

Zuni~chst mSge hier noch eine kleine Reihe yon Sediment ie rungen bei Normalen angefi ihrt werden. Es handel t sich durchweg u m m~nn- liche Ind iv iduen , die prakt isch gesund sind u n d in e inem Alter yon ca. 30 Jah ren stehen (Tabelle B).

Tabelle B (Normale).

a. b. c. d. e. f. g. h. 24Minuten . . . 1 0 1 1 1 2 1 1

1 Stunde . . . . 3 1 2 2 2 9 2 2 5Stunden . . . 17 6 13 11 15 34 16 10

Ob eine vor e inem Der Fal l f fi~llt ein wenig aus der Reihe heraus.

halben Jahre durchgemachte Pleuri t is sicca hier noch nachwirkt , ver- m6gen wir nich~ zu entscheiden. Eine Wiederholung des Versuches fiir Fal l f nach 10 Tagen hat te dasselbe Ergebnis.

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74 A. Glaus und J. Zutt: Beitrag zur Frage der Senkungsgeschwindigkeit

Unsere kleme Paralyt ikerre ihe besti~tigt im groBen und ganzen die

Tatsache der s tark beschleunigten Sediment ie rung; sie zeigt aber auch,

dab A u s n a h m e n vo rkommen kSnnen, insofern nu r mit t lere Werte er- reich$ werden. (Tabelle C.)

Tabelle C (Paralytiker).

a. b. c . d . e . f. g .

(weibl.) 24 Minuten . . . . . 16 3 8 10 2 ? ?

1 Stunde . . . . . . 40 9 26 32 9 27 45 5 Stunden . . . . . 54 28 52 49 30 40 56

Die aun folgenden Tabellen yon Schizophrenen haben wir nach den in der Einleitung ausgeffihrten Gesichtspunkten geordnet. Wir unterscheiden 1. schwere akute organisehe Katatoniea, 2. schwere chronische organisehe Katatonien, 3. schwere Hebephreniea mit viel katatonen und organischen Ziigen, 4. Paranoide, gemiseht mit Katatonie und organisehem Einschlag, 5. schwere chronische Kata- tonien mit starkem Hervortreten des Psychogenea, 6. Hebephrenien, wobei das Psychogene fiber das Organische fiberwiegt, 7. reiae Paranoide ohne organische Symptome. In der letztea Kolonne haben wir die 4 zu jedem Versueh gehSrenden R6hrchen [1. Testfall A : A, 2. ungemischter gew6hnlicher Senkungsversuch der betreffenden fortlaufenden Nummer : 1~, 3. Mischungsversuch: Erythroeyten des Testfalls (A) mit Plasma des Patienten (N) : E, 4. Misehungsversuch: Plasma des Testfalls (A) mit Erythroeyten des Patienten (N) ~ P] nach zunehmender Schrellig- keit (yon links nach rechts) geordnet und fiir die daraus entsteheade Reihenfolge den Ausdruck ,,Geschwindigkeits/ormel" ffir den betreffenden Fall gebraucht. Wenn 2 Buehstaben eingeklammert sind, bedeutet das, dab ihre Geschwindigkeits- werte in der betreffenden Zeit gleichgroB waren.

Zum SehluB bemerken wir noch, dab wir k6rperliehe Erkrankungen in jedem Fall soweit als m6glieh ausgeschlossen habeD; ebenso F/~lle mit positiver Wasser- mannscher Reaktion; es war uns freilich nicht m6glieh, in ]edem Fall die WaR. anzustellen. Wir haben dann den Fall jedoeh nur verwandt, wean absolut keine Anhaltspunkte oder Verdachtsmomente fiir positive WaR. bestanden.

Tabelle I. Sehwere akute organische Katatonien.

Fall

1"

Ablesg. nach 24 Min., l Std.,

5 Std.

G.E., 27j~hrig, reine Katatonie, vor- wiegend organisch (ProzeB), akut-sub- akut, schwer.

H.F. , 26j/~hrig, reine Katatonie, vor- wiegend organisch (ProzeB), akut-sub- akut, schwer.

Bei einer Wiederholung.

8 27 51

8 24 48

6 21 45

Testfall in entsprech.

Zeit

2 13 4O

1 4

19

4 16 38

Geschwindig- keitsformel ~) nachl u.5Std.

A P N E * A P N E

A P N E A P N E

A P N E A P N E

1) Erkl/~rung des Ausdruckes s. oben.

Page 10: Beitrag zur Frage der Senkungsgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen bei Geisteskrankheiten, insbesondere bei den Schizophrenien

der roten Blutk(irperchen bei Geisteskrankheiten, insb. bci d. Schizophrenien. 75

Tabdle I (Fortsetzung).

Fall

3*

4*

5*

6*

n _ _

Ablesg. nach [24 Min., 1 Std.,

: _ . . . . . I 5 Std.

M.F. , 30j/~hrig, reine Katatonie, vor- 9 wiegend organisch (ProzeB), akut-sub- 25 akut, schwer. 46

H . H . , 24ji~hrig, reine Katatonie, vor- 2 wiegend organisch (Prozel~), akuter! 17 Schub, schwer. 41

S .P . , 60j~hrig, Katatonie, manisch ge- 4 f/~rbter akuter Schub, vorwiegend 16 organisch (ProzeB), schwer. 39

H. G., 34jghrig, akutes mittelschweres 3 katatonisches Delir, vorwiegend orga- 14 nisch (ProzeB). 29

Testfall in entsprech.

Zeit

I 2 8

29

2 8

28

3 10 29

2 8

29

Tabelle II .

Schwere chronische orgaaische Katatonien.

Geschwindig- keitsformel

nach 1 u. 5 Std.

APNE APNE

PANE PANE

PANE PANE

A(NP) E (AN) EP

Fall i

7 A.J . , 29ji~hrig, sehwere reine Katatome -con ehronisehem Verlauf und orga- nisehem Charakter.

8* B.E., 40 j/~hrig, sehwereehronisehe Pfropf- katatonie mit akuteren Sehfiben, viel Organisehes dabei.

9 B .B. , 27j/~hrig, sehwere, ehronisehe, in einzelnen Sehtiben verlaufende Kata- tonie yon organischem Charakter.

St. E., schwere chronische, schubweise verlaufende reine Katatonie yon vor- wiegend organischem Charakter, da- neben auch Psychogenes (Einstellung).

~i E. E., schwere chronische, in Schiiben verlaufende Pfropfkatatonie yon vor- wiegend organischem Charakter (Pro-

I zell). ii M. R., 38 ji~hrig, schwere chronische reine

Katatonie vonvorwiegend organischem Charakter (ProzeB); einzelne Schiibe.

M.G . , 34ji~hrig, schwere chronische, schubweise verlaufende reine Kata- tonie yon vorwiegend organischem Charakter.

10"

I I

12

13

Ablesg. nach I Testfall in I Geachwindig- 24Min.,1Std., entsprech. I keitsformel

5Std. I Zeit t nac)~ 1 u.5 Std.

4 16 40

2 12 39

2 10 33

2 9

33

2 10 29

2 8

27

2 7

25

0 ! - - 3 [ A P N E

17 A P (N E) !

2 5 A P N E

26 PANE

2 3 (A P) N E

18 AP EN

2 11 N A P E 34 N A E P

1 3

17

1 4

19

1 3

20

APNE APNE

APNE APNE

A P N E A P N E

Page 11: Beitrag zur Frage der Senkungsgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen bei Geisteskrankheiten, insbesondere bei den Schizophrenien

76 A. Glaus und J. Zutt : Beitrag zur Frage der Senkungsgeschwiudigkeit

Tabelle I I ( Fortsetzung).

Fall

14"

15"

16

17"

18"

I. G., 31 j/~hr., schwere chronische, schub- weise verlaufende Katatonie yon vor- wiegend organischem Charakter.

B. F., 29j/~hrig, schwere chronische, in Schiiben verlaufende Pfropfkatatonie. Organischer Charakter (ProzeB).

S. E., 41j~hrig, schwere chronische, in Schiiben verlaufende Pfropfkatatonie mit Depression. Macht einen vorwie- gend organischen Eindruek (ProzeB).

Bei einer Wiederholung.

i : Ablesg. nach Testfall in 24 Min., 1 Std.,

5 Std.

1 4

22

1 4

21

1 4

21

M. E., 39 j iihrig, schwere reine Katatonie von chron, schubweisemVerlauf u. vor- wiegend organisch. Charakter (ProzeB).

W.A., schwere chron., schubweise verlau- fende Katatonie mit paranoidem Ein- schlag u. vorwiegend organ. Charakter.

0 3

19

1 3

20

1 3

15

entsprech. Zeit

2 9

31

3 12 34

1 3

17

2 8

24

2 13 40

2 7

28

Geschwindig- keitsformel

nach 1 u. 5 8td.

NEPA NEPA

NPAE

A (E N) P A E N P

NEPA NEPA

(N E) A P NEPA

NPAE NPAE

Tabelle I I I . Schwere orgardsche katatone Hebephrenien.

F a n

19"

20

21

22*

A.A., 38j~hrig, leichte Hebephrenie mit katatonischen u. epileptischen Ziigen. Chronischer Verlauf in Sehtiben. Bru- der schwere Katatonie; bei Pat. selber mehr Einstellung.

W. 0., 26 j~hrig, schwere Hebephrenie mit katatonem Einschlag. Verlauf chro- nisch in Sehiiben; viel Psychogenes (EinsteHung).

M. H., 29 jahrig, schwere Hebephrenie mit manisch-katatonisch. Einschlag. Ver- lauf ehroniseh in Schiiben.Viel Psycho- genes (Einstellung).

H. G., 45 j~thrig, schwere chronische Hebe- phrenje mit organischen Schtiben ma- nischer Erregung. Versuch w~hrend eines solchen Sehubes (vg]. Fall 48).

Ablesg. nach 24Min.,1Std., Testfallentsprech.in

i 5 Std. Zeit

6 19 42

Geschwindig- keltsformel

nach 1 u. 5 Std

5 18 41

3 13 35

2 12 33

J 1 i 6 APNE

27 ANPE

1 3 A E (P N)

20 A E P N

0 3 A E P N

17 A (P N) E

2 7 P A N E

27 A P N E

Page 12: Beitrag zur Frage der Senkungsgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen bei Geisteskrankheiten, insbesondere bei den Schizophrenien

der roten BlutkOrperchen bei Geisteskrankheiten: insb. bei d. Schizophrenien. 77

Tabelle I I I (Fortsetzung).

Fall [

11

23* II J.W., 37jahrig, schwere Hebephrenie yon chronischem Verlauf mit Schtiben. Pararmider uad katatonischer Eiu- schlag. Vorwiege~ld Einstellung.

24* A.A. , 58j~hrig, schwere chronisch ver- laufende, leicht katatonisch gefi~rbte Hebephreuie mit einzelnen Schiiben. Zum Teil organischer Proze$, zum Tell mehr Einstelhmg.

25* St. K., 24ji~hrig, schwere chronische, in Schtiben verlaufende Hebephrenie mit katat.onen Ztigen, daneben noch viel Psychoger~es.

Ablesg. nach ] Testfall in I Geschwindig- ' 24 Min., 1 $td., entsprech, keitsformel i .~ Std. ze!r ] nach lu.SStd.

2 'i 2 , 6 ' 9 E N A P

27 [ 31 ~ E N A P : i

1 2 - -

5 5 (N A) P 25 26 N A P E

1 2 - -

2 7 N E A P 13 28 N (E P) A

Tabelle IV.

Paralmide mit katatonen Symptomen und organischer Komponente.

l J

F a l l i

26* il L. K., 55j/ihrig, schweres Paranoid mit I katatonem Einschlag. PlStzlich auf-

getreten, von chronischem, in letzter Zeit sich ziemlich rasch verschli~nmern- dem Vcrlauf. Viel Psychogenes (Ein- stelluno).

27* K. E., 34jahrig, schweres chronisches, in Schiiben verlaufendes Paranoid mit zahlrcichen katatonen Ziigeu; bei alledcm viel Psychogenes (Ein- stellung).

28* M.E., 41 j/~hrig, schweres chronisches, in i Schiiben verlaufendes Paranoid mit

katatonem Einschlag. Zum Teil orga- I nischer ProzcB, zum Tell Einstcllung. I

29* B.M., 28jahrig, schweres chronischcs, in ', Schfiben verlaufendes Paranoid mit

katatorten Ztigen. II~ den Zwischea- zeiten dic Einstellung die Hauptsache.

30* D.E. , schwcres chronisches, in Schiiben vcrlaufe~ldes Paranoid, gemischt mil i katatonen Symptomen; macht zur, Zeit leicht organischen Eindruck.

Ablesg. nach I Testfall in ~ Geschwindig- 24 Min.,1Std.,, entsprech. ,! keitsformel.

5 Std. Zeit ! nachlu.SStd. I

I

3 2 - - l l 9 P A N E 38 23 P A N E

1

11 31

1

5 25

1

5 19

1

3 16

2

11 ( N A ) P E 34 N A E P

2 6 N A (E P)

21 (N E) P A

3 9 N A P E

31 N P A E

l

7 N ( P A ) E 28 N ( r A E)

Page 13: Beitrag zur Frage der Senkungsgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen bei Geisteskrankheiten, insbesondere bei den Schizophrenien

78 A. Glaus und J. Zutt: Beitrag zur Frage der Senkungsgeschwindigkeit

Tabelle V.

Schwere chronische Katatonien mit starkem Hervortreten psychogener Ztige.

Fall

31"

32*

33*

34*

35

36

37*

38*

39*

I Ablesg. nach 24 Min., 1 Std.,

5 Std.

i ' G. K., 53 j~hrig, chronische, schwere Kata- tonie ohne Schiibe, wenig organische

;! Symptome, vorwiegend Einstellung.

i L ~q. E., 32 j~hrig, chronische schwere Kata- tonie mit hebephrenen Zfigen, viel

PsychogeneSSchiiben. (Einstellung), Verlauf in

: H. H., 35j~hrig, chronischc, in SchSben : verlaufende, schwere Katatonie mit

paranoiden Ziigen, zur Zeit viel Psy- chogenes (Einstellung).

T. K., 35 ji~hrig, chronische, schwere, reine Katatonie, z. Z. scheinbar abgelaufener ProzeB, wenig orgaaische Symptome, macht mehr den Eindruck yon Eiastellung.

B.U., 31 j~hrig, schwere, chronische Kata- tonie, gemischt mit Paranoid, mit akuteren Schiiben, die organischen Charakter haben. Die Untersuchung erfolgte w~hrend leichterer derartiger Schiibe.

Wiederholung des Versuchs bei einem ~hnlichen Anfall.

P. R., 30ji~hrig, schwere chronische Kata- torde, gemischt mit Depression und paranoiden Zfigen, einzelne Schtibe; macht vorwiegend organ. Eindruck.

Wiederholung des Versuchs nach einigen Tagen.

2 12 37

2 10 31

2 6

29

2 7

27

2 7

26

2 7

25

1 4

25

1 6

26

2 5

22

2 7

22

1 3

21

Testfall in I Geschwindig- entsprech, keitsformel

Zeit nachl u.5Std.

2 2

27

3 12 34

0 6

25

0 6

25

1 3

18

4 16 38

1 3

18

4 16 38

2 7

28

G. H., 30 ji~hrig, schwere, chroaische Kata- tonie mit paranoiden Ideen, Verlauf in Schiiben; viel Psychogenes (Ein- stellung), daneben organischer ProzeB wahrscheinlich.

G. E., 26 j~hrig, schwere, chronische Kata- tonie; macht organischen Eindruck, darteben aber sehr viel Psychogenes.

Z. E., 36 js schwere, chronische Kata- tonie mit Paranoid. Viel Psychogenes dabei. Verlauf in Schiiben.

1 7

28

2 11 34

A (P N) E A P N E

N A (E P) N (A E) P

(A E N) P A E N P

A N E P A N E P

(A P) N E A P 5IE

NPAE NPAE

ANPE ANPE

NPAE NPAE

ENAP ENAP

(N A) P E NPAE

NPEA NEPA

Page 14: Beitrag zur Frage der Senkungsgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen bei Geisteskrankheiten, insbesondere bei den Schizophrenien

der roten BhtkOrperehen bei Geisteskrankheiten, insb, bei d. Sehizophrenien.

Tabelle V (Fortsetzung).

79

Ab,osg nach I Tcstfall in Geschwindig- Fall 24Min.,1 Std.,I entsprech, keitsformel

i 5 Std. Zeit nach 1 u. 5 Std. r

40* I, H. J., 52ji~hrig, schwere chronische Kata- tonie mit Paranoid. Verlauf mit

i Schiiben. Zur Zeit viel Psychogenes i (Einstellung).

41" B.J. , 40j~hrig, schwere ehronische Kata- ~ tonie mit Paranoid. Verlauf mit II

Schiiben. Zur Zeit viel Psychogenes (Einstellung).

42 B.H. , 23ji~hrig, schwere, ehronische, in Schiiben verlaufende Katatonie. Die Schiibe maehen organischen Eindruck. In den Zwisehenzeiten mehr Einstel- lung. Die Untersuchung wurde anli~lL lich eines ganz leichten, beinahe schon abgeklungenen Schubes ausgefiihrt.

43* B. I4., 29j~hrig, sehwere chronische Pfropfkatatonie; Verlauf in Schiiben ; organischer ProzeB zum guten Teil bereits ~bgelaufen.

1 3

5 10 18 29

0 3

18

0 2

14

3 12 34

0 3

17

N (P E) A N ( N E ) A

NPAE NPEA

(N E) A P (N E) A P

1 1 - -

2 7 N(PA) E 7 28 N P 'A E

TabeUe VI. Hebephrenien mit Vorwiegen des Psychogenen.

Fall AblesgYnach i Testfall in Gesehwindig- 24Min.,1 Std., entsprech.

5 Std. Zeit I nach 1 u.SStd.

2 7

26

1 6

27

2 3 8 9

23 31

1

4 22

1 6

22

2 3

18

1

6 27

44* B.J . , 30j~hrig, leiehte, chronische Hebe- phrenie mit kleinem Sehub, verbunden mit Depression. Zur Zeit das Psycho- gene im Vordergrund.

45* W. 0., 42j~hrig, schwere Hebephrenie nfit paranoidem Einschlag. Verlauf chronisch mit Schfiben. In den Zwischenzeiten das Psychogene im Vordergrund.

46 Oe. J., 50j~hrig, leichte, ehronische Hebe- phrenie mit schweren periodischen, organisch aussehenden, manisch - de- pressiv gefArbten, katatonen Schiiben. Untersuchg. in der freien Zwischenzeit.

47* L. Ch., 24ji~hrlg, leiehte, reine Hebe- phrenie yon chronischem, schubweisem Verlauf. Das Psychogene im Vorder- grund.

keitsformel

P A (N E) P N (A E)

ENAP NEAP

(A P) N E APNE

(N A) E P N A E P

Page 15: Beitrag zur Frage der Senkungsgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen bei Geisteskrankheiten, insbesondere bei den Schizophrenien

80 A. Glaus und J. Zutt: Beitrag zur Frage der Senkungsgeschwindigkeit

TabeUe VI (Fortsetzung).

FMI

48*

49*

50*

H. G., 45 ji~hrig, schwere chronische Hebe- phreaie mit schubweisem Verlauf, Beobachtung wi~hrend des freien Intervalls (vgl. den gleichen Fall wi~hrend des Schubes, Nr. 22).

W.E., 19j~hrig, schwere, chronische Hebe- phrenie mit durchgemachtem Schub; hat etwas organischen Einschlag.

A.G., 39j~hrig, war friiher Katatonie, jetzt chronische leichte Hebephrenie. Abgelaufener ProzeB; das Psychogene jetzt im Vordergrund (Einstellung).

Ablesg. nach I Testfall in Geschwindig- 24Min.,1Std., entspreeh, keitsformel

5 Std. Zeit nachlu.5Std. I

1 2 - - 5 13 N A (E P)

21 40 N E A P

1 3

19

1 2 7

2 - - -

7 N P A E 27 N P A E

2 6 (N P) E A

29 N P E A

Tabelle VII. ReJne Paranoide.

Fall

51"

52*

53*

54*

K. 0., 35j~hrig, chronisches, in Schiiben verlaufendes, schweres Paranoid. Viel Einstellung. Nichts Organisches.

B. J., 41ji~hrig, schweres, chronisches, reines Paranoid. Im Vordergrund das Psychogene (Einstellung).

K.E., 57 j~hrig, schweres chronisches Pa- ranoid. VerlaufinSchiiben. ImVorder- grund das Psychogene (Einstellung).

L. W., 47ji~hrig, chronisches, schweres, reines Paranoid; dabei das Psychogenc im Vordergrund (Einstellung).

Ablesg. nach Testfall in ! Geschwindig- i 24Min.,1 Std., entsprech. 'I keitsformel ' 5 Std. Zeit nach 1 u.5Std.

1 6

23

1 4

22

2 5

25

1 6

23

3 9

31

2 6

29

2 9

28

2 9

28

PNAE PNAE

(N P) A E N P A E

N A E P N A E P

(N P) A E (N P) A E

W i r h a b e n in unseren Tabe l len absicht l ich keine Durchschn i t t swer t e angegeben, da die Re ihen dazu viel zu kle in s ind und d a d u r c h ganz i r ref i ihrende u n d unr ich t ige Resu l t a t e herauski~men. B e t r a c h t e t m a n jedoch mehr ind iv idua l i s ie rend die Zahlen- u n d Buchs tabenre ihen , so wird m a n doch fes ts te l len kSnnen, (.'a~ in den e rs ten Tabe l len gegentiber den sparer fo lgenden die Zahlenwer te ffir die Senkungsgeschwindigke i t im Norma lve r such im al lgemeinen h6her s ind u n d die k le inen Zahlen deu t l i ch gegenfiber den gr6i3eren zur i ick t re ten . Aul]erdem fi~llt das ver- hal tnisma•ig hi~ufige V o r k o m m e n der Geschwindigkei t s formel , , A P N E " auf. Inwiewei t diese F o r m e l durch das Rasche rwerden des Testfal les

Page 16: Beitrag zur Frage der Senkungsgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen bei Geisteskrankheiten, insbesondere bei den Schizophrenien

der roten Blutk(irperchen bei Geisteskra~fl~heiten~ iJlsb, bei d. Schizophrenien. 81

beeinfluSt worden ist, haben wir bereits besprochen. Besonders hin- weisen m6chten wir noch auf den Fall H. G., der unter der Nr. 22 und Nr. 48 in Tabelle I I I und Tabelle VI figuriert. Es ist interessant, zu konstatieren, wie die Geschwindigkeit im Originalversuch und die Ge- schwindigkeitsformel sich wi~hrend des akuten organischen Schubes in dem Sinne ver~ndert, wie es dem vorherrschenden Typus der Tabelle IV entspricht. Leider haben wir nicht mehr solche F~lle mit ausgespro- chenen schweren Schiiben, sowohl im Schub als in der Zwischenzeit, untersuehen kSnnen.

In jeder Tabelle fallen einzelne Zahlen- und Buchstabenreihen ganz aus dem vorherrschenden Typ heraus. Warum, kSnnen wir zur Zeit noch nicht sagen. Vielleicht gehSren sie in Wirklichkeit under eine ganz andere Rubrik. Ob die konsequente, in strenger Anlehnung an die klinische Analyse der F~tlle erfolgende Anwendung der Untersuehung des Blutes auf die Senkungsgeschwindigkeit der roten BlutkSrper- chen mit der Zeit gestatten wird, solche neuen Untergruppen zu bilden, mug erst noch abgewartet werden.

Wenn wir bereits yon einem Resultat unserer Untersuchungen spre- chen diirfen, so wiirde es darin liegen, da$ unter den Schizophrenien die mehr katatonen und organischen Fi~lle, besonders im akuten Stadium sich gegeniiber den anderen Formen der Sehizophrenien durch eine ver- hi~ltnism~l~ig grol3e Senkungsgeschwindigkeit und eine charakteristische Geschwindigkeitsformel abzuheben scheinen. (Einer mittleren Senkungs- gesehwindigkeit nach einer Stunde in den vorwiegend organischen F~llen, Tabelle I~IV, yon 10,7 steht in den vorwiegend funktionellen Fi~llen, Tabelle V--V[I, ein entsprechender Wert yon 5,5 gegeniiber.) Das un- bestimmte ,,Organische" in diesen Fi~llen wiirde so plStzlich eine greif- bare und meSbare Form annehmen. Wir wollen aber dem Ergebnis weiterer Un~ersuchungen auf diesem Gebiete nicht vorgreifen und aus unseren viel zu wenigen mit noch ungeniigender Technik ausgefiihrten Untersuchungen bereits verallgemeinernde Schliisse ableiten. In der vorliegenden Arbeit lag uns gar nichts daran, ,,Resultate" mitzuteilen, sondern vielmehr nur einen Weg zu zeigen, den man nach unserer Auf- fassung zu gehen hat, wenn man iiberhaupt zu Ergebnissen gelangen will. Alle Arbeiten in dieser Richtung, die nur eine gewisse Anzahl F~tllc von Schizophrenie durchuntersuchen ohne Riicksichtnahme auf das klinische Bild des Einzelfalles, als ob die Schizophrenie eine gesieherte nosologisehe Einheit wi~re, miissen als untaughch bezeiehnet werden, auch wenn das verarbeitete ,,Material" noch so grol~ ist und die Unter- suchungen auch noch so peinlieh exakt und zuverl~ssig durchgefiihrt worden sind.

Z. f. d. g. Neur. u. Psych. L X X X I I . (~