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Universität Zürich, Historisches Seminar Seminar „Sklavenhandel und Sklaverei im 18. und 19. Jahrhundert“ WS 05/06Dozent: PD Dr. Christian Koller
DIE INNERAFRIKANISCHE SKLAVEREI IM 19. JAHRHUNDERT
Abolitionsbestrebungen und imperialistische Politik der Britischen Regierung – Chronologie
eines Interessenskonflikts anhand des Beispiels Sierra Leone
Michael A. BürgeHaldenstrasse 298483 Kollbrunn052 383 27 [email protected]: EthnologieNebenfächer: Geschichte der Neuzeit
Deutsche LinguistikAbgabe: 27. Januar 2006
INHALTSVERZEICHNIS
INHALTSVERZEICHNIS 1
EINLEITUNG 2
1. BRITISCHE SKLAVEREIPOLITIK, LEGITIMATE TRADE
UND DEREN AUSWIRKUNGEN AUF DIE SKLAVEREI IN SIERRA LEONE 7
Übergang vom Sklavenhandel zum „legitimate trade“ 8
2. DIE KONTROVERSE BETREFFEND SKLAVEREIPOLITIK IN AFRIKA –
ABOLITIONISTEN GEGEN KONSERVATIVISTEN 12
2.1. Die Zeit nach 1833 – Abolitionsbestrebungen in Afrika 13
2.2. Konservativistischer Turnaround 16
2.3. Das Ende der passiven Kolonialpolitik 18
2.4. Kompetenzstreitigkeiten innerhalb der britischen Verwaltung 21
SCHLUSSFOLGERUNG 25
BIBLIOGRAFIE 27
ANHANG 28
2
EINLEITUNG
I cannot believe that in this day and age, so
many children could be forced to slave
away in the mines earning next to nothing;
this is appalling.
Olara Otunnu1
But the situation in the outlying hamlets
was different, I was told. Here, the fighters
were predominantly RUF. […] It was in
these outposts, originally settled by farm
slaves, that the RUF slogan ‘no more mas-
ter, no more slave’ resonated loudest.
Paul Richards2
Das Zitat von Olara Otunnu3 im Zeitungsartikel von Fofana aus dem Jah-
re 2003 und Paul Richards’ Analyse der Herkunft der RUF-Rebellen4 in
Sierra Leone zeigen, dass Sklaverei in Afrika kein längst gelöstes Pro-
blem vergangener Zeiten ist. Die innerafrikanische Sklaverei und der
Umgang mit ihr, insbesondere in den letzten zwei Jahrhunderten, wirken
sich auf das Leben in den postkolonialen Staaten Afrikas aus, und kreie-
ren mit ihrem Erbe Probleme, die bis heute nicht gelöst sind.
Die Sklaverei in Afrika ist ein komplexes Thema, das heftige akademi-
sche Diskussionen auszulösen vermag. Wie und wann entstand Sklave-
rei in Afrika, ist sie ein Produkt der Handelsbeziehungen mit Europa oder
ist Sklaverei „afrikanisch“, sprich, gibt es sie seit jeher? Ist afrikanische
1 Fofana 2003, Rights-Sierra Leone, S. 1.
2 Richards 2005, To fight or to farm, S. 11-12.
3 Olara Otunnu war 2003 UN Under Secretary General for Children and Armed Conflict und machte diese Aussage anlässlich eines Besuches im Osten Sierra Leones
4 Die RUF (Revolutionary United Front) war die Rebellentruppe, welche 1991 von Libe-ria aus in Sierra Leone eindrang, und damit den Bürgerkrieg begann, der bis 2002 dau-ern sollte.
3
Sklaverei vergleichbar mit derjenigen im antiken Rom oder Athen, wel-
che Gemeinsamkeiten hat sie mit der Plantagensklaverei in Amerika
oder der Karibik, was unterscheidet sie davon? Können wir denn über-
haupt von Sklaverei in Afrika sprechen, oder interpretieren wir afrikani-
sche Arbeitsverhältnisse (und Verhältnisse, die über die Arbeit hinausge-
hen) mit „unseren“ westlichen Konzepten schlicht falsch? Ist afrikani-
sche Sklaverei „menschlicher“ als europäische Sklaverei? Obwohl diese
Fragen Stoff böten für mehrere wissenschaftliche Untersuchungen, wer-
den sie in meiner Arbeit nicht beantwortet werden, da sie zeitlich oder
thematisch nicht in den Rahmen unserer Veranstaltung passen, bezie-
hungsweise eher für Forschungen anderer Disziplinen geeignet wären.
Da „innerafrikanische Sklaverei im 19. Jahrhundert“ als Forschungsan-
satz dennoch zu breit angelegt ist, gilt es zunächst einmal, den Fokus
für die Arbeit so zu verengen, dass ein Arbeiten damit praktikabel wird.
Ich möchte mich daher geografisch einschränken und mich in der Arbeit
auf die Zustände im Gebiet des heutigen Sierra Leone5 konzentrieren.
Gründe für die Wahl Sierra Leones gibt es verschiedene; zunächst möch-
te ich betonen, dass ein Fokussieren auf Sierra Leone nicht ein Ignorie-
ren anderer Regionen bedeutet. Die Geschichte der Sklaverei in Sierra
Leone mit ihren spezifischen Voraussetzungen und Wendungen weist in
vielerlei Hinsicht Parallelen zu derjenigen anderer Regionen auf und
kann deshalb als Exempel für die Geschichte anderer Regionen Afrikas
gelesen werden. Die sich gegenseitig bedingenden Fragen imperialisti-
scher Expansion, der Abolition der Sklaverei, Art der Rechtssprechung in
annektierten, beziehungsweise unter einem anderen Status ins Empire
integrierten, Regionen stellen sich in ganz Afrika. Dennoch ist die Ge-
schichte Sierra Leones nicht einfach „eine unter vielen“. Auffälligste Be-
sonderheit ist vermutlich die Tatsache, dass Sierra Leone zwar als Sied-
lung befreiter Sklaven gegründet wurde, danach jedoch keineswegs zum
Vorreiter für die Abolition der innerafrikanischen Sklaverei wurde, son-
dern ganz im Gegenteil: 5 Wie wir im Verlaufe der Arbeit sehen werden, umfasste Sierra Leone in jener Zeit praktisch nur die Halbinsel rund um Freetown. Das Hinterland, das heute in drei Provin-zen aufgeteilt ist, wurde nach den Namen der jeweils ansässigen Ethnien benannt.
4
Thus arose a great paradox of British colonial rule in
Sierra Leone – a colony founded as a home for freed
slaves in 1787 became (in the surrounding protector-
ate) one of the last parts of British Africa to outlaw
domestic slavery (January 1st 1928).6
Rather than press the issue of abolition, the British
and the freed slaves accommodated themselves to
the slave societies of the coast. […] Indeed, it was
not until 1928 that slaves were freed in Sierra Leone,
despite the presence of the British for 130 years.7
Diesem vermeintlichen Paradox möchte ich in meiner Arbeit nachgehen
(und dabei zeigen, dass es sich weniger um ein Paradox, denn um eine
logische Folge imperialistischer Politik der Briten handelt). Wie konnte
es geschehen, dass die Chance der Zeit nicht genutzt wurde oder nicht
genutzt werden konnte, dass aus der Kolonie der Freiheit rund um Free-
town eine Insel der Sklaverei wurde, in der „traditionelle“ Formen der
Sklaverei bis 1928 legal waren, und deren Spielarten noch heute in der
Gesellschaft zu beobachten sind?8 „Sklaverei und Sklavenhandel als In-
terventionsgrund“ lautet der Titel der Sitzung, an der diese Arbeit prä-
sentiert wird. Für meine Arbeit ist dieser Titel unvollständig, sollte bes-
ser zu „Sklaverei und Sklavenhandel als Interventionsgrund oder Nicht-
interventionsrechtfertigung“ ergänzt werden.
Ich werde in meiner Arbeit als erstes zu zeigen versuchen, wie gerade
das Eingreifen der Briten in den atlantischen Sklavenhandel kontrapro-
duktiv war und zu einer Zunahme und Verschärfung des internen Skla-
venhandels und der Sklaverei in Sierra Leone führte. Einer Zunahme,
6 Richards 2004, Controversy over Recent West African Wars, S. 7-8.
7 Lovejoy 1983, Transformations in Slavery, S. 162.
8 Freetown wurde (und wird) denn auch von den Indigenen auch gar nicht so genannt. Die Kuranko nannten die Stadt weiterhin Saralon; fragt man heute jemanden in den Provinzen, der nach Freetown fährt, wohin er gehe, antwortet dieser mit: „A de go na Tong“ („I’m going to Town“); das Free fällt weg, fühlen sich doch viele Leute bis heute von dort aus unterdrückt.
5
der die Briten keine adäquaten Mittel entgegenhalten konnten – bezie-
hungsweise nicht wollten. Denn – so lautet meine zweite und für die Ar-
beit zentrale These – der abolitionistische Eifer in der britischen Politik
nahm sukzessive ab, als die Briten erst einmal mit der afrikanischen
Realität konfrontiert wurden und aufgrund ihrer Erfahrungen (zum Bei-
spiel in anderen Gebieten Afrikas wie der Gold Coast9) erkannten, dass
einerseits ein Eingreifen in die lokalen Verhältnisse aufgrund ihrer feh-
lenden Macht noch nicht möglich, andererseits auch gar nicht im Sinne
ihrer Interessen war. Die Diskussion rund um die lokalen Formen der
Sklaverei und deren mögliche Unterbindung wurde für die Briten für ein
Jahrhundert zu einem wichtigen „taktischen“ Instrument ihrer sich ent-
wickelnden Kolonialpolitik. Je nach Konstellation, Entscheidungsträger,
involvierten Gruppen konnte die „barbarische“ oder die „gutartige“
Sklaverei als Interventionsgrund oder als Nichtinterventionsrechtferti-
gung fungieren. Die Einstellung der Briten gegenüber der internen Skla-
verei und deren Bekämpfung wurde genauso von imperialistischen
Überlegungen beeinträchtigt, wie diese Überlegungen umgekehrt auch
die Sklavereifrage bedingten; das eine ist ohne das andere nicht denk-
bar, wie Kenneth Wylie zumindest für den Sklavenhandel erkannte: “If
we are to understand Anglo-Temne10 diplomacy in this period, we must
also comprehend the nature of that trade in human beings which the
British felt compelled to suppress“.11
Ich werde mich in der Arbeit primär auf die Rolle der britischen Regie-
rungsvertreter in Sierra Leone konzentrieren.12 Ein Grund für diese Aus-
richtung ist sicherlich die Quellenlage. Berichte aus der fraglichen Zeit
sind von Europäern geschrieben mit Betonung der europäischen Per-
spektive. Auch die greifbare Sekundärliteratur ist umfangreicher. Diesen
9 Das heutige Ghana.
10 Die Temne oder Themne ist die grösste Ethnie im Norden Sierra Leones, welche heu-te rund 30% der Bevölkerung ausmacht. Im 19. Jahrhundert waren sie vor allem als Mittelsmänner im Handel zwischen Küste und Hinterland tätig.
11 Wylie 1973, The Slave Trade, S. 206.
12 Man beachte auch die obigen Zitate von Richards und Lovejoy, die beide auch von „British colonial rule“ und „despite the presence of the British” im Zusammenhang mit der nicht vollzogenen Abschaffung der afrikanischen Sklaverei sprechen.
6
ersten Grund ordne ich jedoch in seiner Wichtigkeit demjenigen der the-
matischen Wahl unter. Ohne die indigene Bevölkerung Sierra Leones pa-
ternalistisch als machtlose Opfer der Geschichte darstellen zu wollen, ist
die Rolle der Briten im 19. Jahrhundert von einschneidender Bedeutung.
Sie sind es, welche die Sklaverei überhaupt thematisieren, diskutieren,
ob diese abgeschafft werden soll oder nicht, wie das Unterfangen poli-
tisch angegangen werden soll. Die Europäer dulden, bekämpfen, trans-
formieren und instrumentalisieren die Sklaverei in Afrika. Sie sind die
Kraft, welche die Leitplanken aufstellt, in denen die lokalen Akteure
dann jedoch zweifellos auch ihre eigenen Interessen wahrnehmen kön-
nen, indem sie die Konstellationen zu ihren Gunsten zu manipulieren
versuchen. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass hier eine relativ gut
funktionierende „Staatsmaschine“13 auf fragmentierte Gesellschaften
trifft, die keine zentral organisierte Gegenkraft stellen können – sehen
wir vom Widerstand Samori Toures ab, von dem wir später noch hören
werden.
Für die britische Perspektive spricht auch das Thema des Seminars und
insbesondere das Thema für die Sitzung. Die Abschaffung der Sklaverei
ist eine europäische Idee, tribale afrikanische Völker des 19. Jahrhun-
derts hätten das Thema kaum in dieser Form diskutiert.
Im ersten Teil der Arbeit werde ich mich primär der ersten These wid-
men und versuchen aufzuzeigen, dass der Handel mit Gütern, der dem
Sklavenhandel das Wasser abgraben sollte, kontraproduktive Ergebnis-
se zeitigte.
Der zweite Teil bespricht in seinen Unterkapiteln die Entwicklung der
abolitionistischen Bestrebungen im 19. Jahrhundert. Es soll zeigen, wie
sich die hehren Ideale an der kolonialen Realität zunehmend die Zähne
ausbissen und letztlich von einer konservativistischen Ideologie, welche
von einem pessimistischen – wenn nicht rassistischen – Menschenbild
geprägt war, das dem Afrikaner Freiheit und Mündigkeit absprach, abge-
13 Die Briten waren nicht allmächtig, wie wir in der Arbeit sehen werden, hatten grosse logistische Probleme vor Ort, aber wenn man eine herausragende Macht unter den ver-schiedenen Akteursgruppen herausstreichen muss, dann sind das doch die Briten.
7
löst wurden. Die ersten beiden Kapitel des zweiten Teils werden die Ent-
wicklungen der Dreissiger- bis Sechzigerjahre, beziehungsweise die
Sechziger- bis Achtzigerjahre des Jahrhunderts abdecken. Kapitel drei
und vier besprechen die letzten Jahre vor der Ausrufung des Protektora-
tes im Jahre 1896, mit all den Unstimmigkeiten innerhalb der britischen
Administration, welcher die imperialen Expansionsbestrebungen mit der
damit verbundenen Sklavereifrage einiges Kopfzerbrechen bereiteten.
In dieser Darstellung werde ich mich stark an Graces Periodisierung hal-
ten.14
Die Quellenlage hierzulande ist relativ dürftig. Schriftliche Quellen, wel-
che die indigene Perspektive beleuchteten, gibt es kaum; einen Einblick
in die Meinungen der Krios in Freetown ermöglichte das Studium von
Zeitungsberichten, wie es beispielsweise Deveneaux vorgenommen
hat.15 Die für diese Arbeit aussagekräftigen Papiere aus dem Briefver-
kehr zwischen Sierra Leone und London, Vertragsschriften, Weisungen
wären in englischen Archiven einzusehen, eine Arbeit, die den Rahmen
dieser Arbeit jedoch bei weitem gesprengt hätte. Sieht man von den we-
nigen Reiseberichten ab, auf die ich zurückgreifen konnte, musste ich
mich daher vorwiegend auf Sekundärliteratur verlassen. Diese ist sicher-
lich nicht allzu umfangreich, reicht jedoch aus und bietet beispielsweise
in der Arbeit Graces einen sehr detaillierten, profunden Überblick. Was
auffällt, ist, dass eine Vielzahl der Arbeiten zu westafrikanischer Sklave-
rei aus den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts stammt. Neuere Litera-
tur bietet weniger gross angelegte historische Abhandlungen, sondern
fokussiert – in der Tradition der historischen Anthropologie oder der
Form von Ethnografien – auf Themenkomplexe wie Identität, Sozialisie-
rung, Magie, oder natürlich auch Gender-Fragen, welche durch Sklaven-
handel, Sklavenhaltung, Kolonisierung transformiert wurden und zu neu-
en Deutungen der Welt, täglicher und ritueller Praxis führte. Wie der Bi-
bliografie zu entnehmen ist, griff ich teilweise auch auf diese Literatur
zurück, da sie interessante Einblicke in die Thematik bietet.
14 Grace 1975, Domestic Slavery.15 Deveneaux 1976, Public Opinion.
8
1. BRITISCHE SKLAVEREIPOLITIK, LEGITIMATE TRADE16 UND DEREN
AUSWIRKUNGEN AUF DIE SKLAVEREI IN SIERRA LEONE
L’espansione di sistemi di produzione
che rispondevano alla domanda del
commercio lecito fu così resa possibile
in questa fase dall’esistenza di abbon-
dante forza lavoro schiavistica.
Anna Maria
Gentili17
Nach dem Verbot des Sklavenhandels durch den Abolition Act von 1807
sah sich die britische Regierung mit der Aufgabe konfrontiert, dafür zu
sorgen, dass dieses Verbot auch eingehalten wurde. Hauptaugenmerk
lag dabei auf der Unterbindung des Handels von Sklaven zwischen Afrika
und der Neuen Welt, wozu die Briten die Küsten und Seewege zwischen
den Kontinenten mit ihrer Flotte überwachten und bei Verstössen gegen
das Verbot auch einschritten.
Was das Vorgehen gegen internen Sklavenhandel und Sklavenhaltung
angeht, so übten sich die Briten lange in Zurückhaltung, was verschiede-
ne Gründe hatte.18
16 “legitimate trade” oder “legitimate commerce” umfasst in erster Linie Güter, welche für die Briten von Interesse waren, die da wären: Tropenholz, Erdnüsse, aber auch Er-zeugnisse der Ölpalme, welche man für kosmetische Produkte, aber auch als Schmier-mittel für Maschinen verwendete, (Klein 2005 „Legitimate Commerce“, S. 804-805), Gold und Elfenbein zählte man nicht dazu. Ich werde in meiner Arbeit zwar meistens vom „legitimate trade“ oder „commerce“ sprechen, meine damit aber meist jeglichen Handel mit Gütern, im Gegensatz zum Sklavenhandel. In dieser offenen Definition ist auch Platz für den Handel mit europäischen Gütern, wie Alkohol oder Waffen, über de-ren Legitimität man schon in jener Zeit streiten konnte.
17 Gentili 2002, Il leone e il cacciatore, S. 63. Die Expansion von Produktionssystemen, welche den Anforderungen des „legitimate trade“ entsprachen, wurde in jener Zeit da-durch ermöglicht, das die Existenz reichlicher sklavischer Arbeitskraft ermöglicht (mei-ne Übersetzung).
18 Arbeiten im Rahmen des Seminars haben gezeigt, dass die Briten auch hinsichtlich des Handelsverbotes nicht bis zum Äussersten gingen (Helminger 2005 Britische Über-wachung.). Vermutlich haben die schlechten Erfahrungen aus jener Unternehmung zu mehr Zurückhaltung auf dem afrikanischen Kontinent geführt.
9
Betrachtet man die Sklavereipolitik der Briten im 19. Jahrhundert, er-
kennt man ein Spannungsfeld unterschiedlicher Interessen, Vorausset-
zungen und Ideologien, ein komplexes Neben- und Gegeneinander von
afrikanischen und europäischen Akteuren, von lokalen und globalen Ent-
wicklungen, die ich an dieser Stelle grösstenteils nur grob skizzieren
kann.
10
Übergang vom Sklavenhandel zum „legitimate trade“
oder der Versuch, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben
Ohne sich damit weit aus dem Fenster lehnen zu müssen, kann man fest-
stellen, dass die Briten in ihren Aussenposten in Afrika lange Zeit schlicht
nicht über die Mittel verfügten, um effizient gegen den innerafrikani-
schen Sklavenhandel, geschweige denn die Sklavenhaltung, vorzugehen
und diese mit einem Schlag auszurotten. Man muss sich vor Augen hal-
ten, dass sich das britische Territorium in Sierra Leone19 praktisch wäh-
rend des ganzen Jahrhunderts allein auf Freetown und Umgebung be-
schränkte. Wie ich bereits in der Einleitung erklärt habe, bedingen sich
jedoch Sklavereipolitik und Kolonialpolitik immer gegenseitig, sind kausal
interdependent, „[…] the two imperial questions of antislavery and legiti-
mate trade were inseparable. They represented two sides of the same
coin“20. Es ist unvollständig zu sagen, dass die fehlende territoriale Ho-
heit ein Vorgehen gegen die interne Sklaverei verunmöglichte; man
muss gleichzeitig anfügen, dass es auch bewusste Politik der Briten war,
das Territorium nicht zu vergrössern, um der Verantwortung für die
Rechtssprechung im Hinterland zu entgehen.
Abolitionistische Kreise, zu denen auch einflussreiche Vertreter der briti-
schen Administration zählten, waren der Meinung, dass man dem Skla-
venhandel nur beizukommen vermöge, wenn man den darin involvierten
Akteuren ermöglichte, ihr Auskommen anderweitig zu bestreiten. Der
Handel mit Menschen sollte durch einen Handel mit „anderer Ware“ er-
setzt werden; „legitimate trade“ anstelle von „slave trade“ wurde im si-
erraleonischen Hinterland propagiert.
The principal object which has induced the Brigadier-
General to request Lieutenant Laing to proceed to
the Kambia, is, to acertain the state of the country;
the disposition of the inhabitants to trade and in-
19 Sierra Leone (sprich Freetown und Umgebung) wurde 1808 britische Kronkolonie, nachdem die Sierra Leone Company Konkurs gegangen war und die britische Regie-rung deren Erbe antrat.
20 Caulker 1983, Legitimate Commerce, S. 400-401.
11
dustry; and to know their sentiments and conduct as
to the abolition of the Slave Trade.21
So lautete 1822 die Anordnung des Gouverneurs von Sierra Leone,
Charles MacCarthy, an Alexander Gordon Laing. Parallel zur Informations-
beschaffung sollte Laing die Indigenen im Norden Freetowns22 zu einer
Landwirtschaft und zu Handel im Sinne der Briten anhalten.23
Mit dieser Anekdote möchte ich auf zwei Dinge hinweisen, die ich als
wichtig erachte: Erstens zeigt sich darin, dass die Briten zu jener Zeit
nicht nur über ungenügende personelle oder finanzielle Mittel für Expedi-
tionen gegen die Sklaverei verfügten, sie hatten auch noch zu wenig
Kenntnisse über die Menschen und deren Leben im Innern des Kontinen-
tes. Wie später noch zu sehen sein wird, sollte die Zunahme des Wissens
und der Erfahrung in Afrika die Sklavereipolitik beeinträchtigen. Die zwei-
te Erkenntnis, die man aus dem Reisebericht Laings gewinnen kann, ist
diejenige, dass der „legitimate trade“ nicht nur für die Indigenen, son-
dern auch (und vor allem) für die Briten von Vorteil sein sollte.
Genauso wie die Abolition des Sklavenhandels war auch die Förderung
des Handels mit Waren eine Reaktion auf die neuen Anforderungen sei-
tens einer sich industrialisierenden Welt.24 Ich will damit nicht sagen,
dass die beiden Bewegungen allein einer wirtschaftlichen Logik gehorch-
ten und keinerlei Philanthropie mitspielte; ohne Aussichten auf wirt-
21 Laing 1825, Travels in the Timmannee, S.4.
22 Themne, Kuranko und Solima (im Bericht Laings „Timmannee“, „Kooranko“ und „Soolima“) sind Ethnien in der heutigen Northern Province in Sierra Leone, bzw. in Gui-nea.
23 So sollten die Indigenen in Sierra Leone dazu gebracht werden, nur noch weissen Reis anzubauen, da der lokale rote Reis ausserhalb Sierra Leones nicht gegessen wer-de. Roter Reis wird bis heute von den Einheimischen in Sierra Leone trotz des mühseli-gen Anbaus bevorzugt, da er sowohl nahrhafter als auch schmackhafter ist. (Daneben kann weisser Reis auch als Symbol für Machtverlust gesehen werden, da die Europäer dessen Anbau bestimmten, postkoloniale Präsidenten ihre klientelistischen Netzwerke darauf stützten und heute noch ein Grossteil der täglichen Nahrung aus importiertem weissen Reis besteht).
24 Wie Caulker erwähnt, war schon die Sierra Leone Company nicht allein daran interes-siert, einen Handel mit dem Hinterland aufzuziehen; es war ihre Absicht, eine Planta-genkolonie aufzubauen, um nicht mehr so stark von der Baumwolle aus der Neuen Welt abhängig zu sein. Caulker 1981, Legitimate Commerce, S. 401-402.
12
schaftliche und politische Vorteile hätte die Geschichte jedoch einen an-
deren Verlauf genommen.
Der neuartige Handel führte jedoch nicht wie angenommen zu einem
Verschwinden des afrikanischen Sklavenhandels und der Sklaverei, son-
dern vielmehr zu deren Zunahme und einer Verschärfung der Bedingun-
gen für Sklaven, denn die stetig wachsende Nachfrage nach Gütern aus
dem Hinterland (nicht nur die Nachfrage aus Europa, auch das wachsen-
de Freetown musste versorgt werden) erforderte eine Steigerung der
Produktion. Wie das Zitat von Anna Maria Gentili am Anfang des Kapitels
zeigt, konnte der „legitimate trade“ nur mit der Arbeitskraft von Sklaven
unterhalten werden; eine Tatsache, die bereits im 19. Jahrhundert bekan-
nt war, wie das folgende Zitat von Sir Frederic Rogers, dem Permanent
Undersecretary des Colonial Offices in London, zeigt: „The rise of legitim-
ate commerce, far from bringing about the abolition of internal slavery,
increased the demand for cheap labour in Africa itself, and slave raiding
continued in order to meet growing domestic needs“.25
Handel gab es im Hinterland Sierra Leones schon über lange Zeit; doch
im 19. Jahrhundert wurde sowohl der Handel im Hinterland als auch der-
jenige mit der Küste über lange Distanzen intensiver und komplexer.
Wichtige Akteure im „long distance trade“ waren die Handelsvölker der
Fullah26, Mandingo und Susu, welche Handelsbeziehungen mit Freetown
aufbauten. Als traditionelle Pastoralisten hielten zum Beispiel die Fullah
im Norden Sierra Leones und vor allem im heutigen Guinea27 Tiere, für
deren Haltung sie Sklaven benötigten, die sie vor allem im Kontakt mit
den Limba im Tausch gegen diese Tiere erhielten. Freetown war im Nor-
den primär an Palmprodukten, Getreide, Gold und Elfenbein interes-
siert.28 Sklaven wurden zusammen mit Kola-Nüssen und country cloth29
bei den Kurankos im Tausch mit Salz von der Küste erworben. Waren
25 Hopkins 1968, Economic Imperialism in West Africa, S. 587.
26 Fullah oder Fula, französisch Peul.
27 Damals Futa Jallon und war in der Region der wohl am stärksten zentralisierte Staat. Futa Jallon umfasste jedoch nicht das ganze Gebiet des heutigen Guinea.
28 Baumwolle, Kaffee und Kakao wurde eher im Süden, im Gebiet der Mende und Sher-bro angebaut.
13
Sklaven nicht auf dem Markt zu erwerben, so wurden diese auf Kriegszü-
gen erbeutet.30 Laing berichtet von dem Sklavenhandel im Hinterland:
[…] no one could venture into their [Kissi] country
without a very strong escort, as they never quitted
their own boundaries, and either made slaves of or
murdered all strangers who encroached upon them.
The people of Kissi have no trade except in slaves,
which they sell to the people of Sangara for salt, to-
bacco, and country cloth; and in such a savage state
of wretchedness and barbarism are they, that
without the least compunction they will dispose of
their relatives, wives, and even children.31
A grand meeting of chiefs and elders of Falaba was
held this day in the palaver-house, to inquire into the
propriety of marching an army against Limba; it ap-
peared that the king (of Falaba) was in want of palm-
oil, and a few slaves, to pay some Mandingoes who
brought him presents; and, as Limba could supply
both slaves and palm-oil, they were to be compelled,
as the weaker power, to furnish the king with such a
portion as he chose to demand.32
Ohne Sklaven und Sklavenhandel funktionierte im Hinterland im Verlaufe
des Jahrhunderts und der darin stattfindenden Expansion des „fairen“
Handels zunehmend weniger; die Gesellschaften waren abhängig davon.
29 Country cloth ist das in Sierra Leone typische textile Erzeugnis aus Baumwolle, wel-ches zu Kleidung oder zur häuslichen Verwendung weiterverarbeitet wurde. Durch den Import von Textilien aus Europa nahm die praktische Verwendung von country cloth stetig ab, die symbolische Bedeutung ist bis heute gross (Ferme 2001, The Underneath of Things).
30 Fyle 1988, History and Socio-Economic Development, S. 69-70. Diese Darstellung ist eine Vereinfachung der Situation. Fullah, Mandingo und Susu waren sicherlich die hauptsächlich Handel treibenden Ethnien. Bezüglich Sklavenhaltung, Sklavenzüge usw. war in Sierra Leone jedoch Täter- und Opferrolle nahe beieinander. Man versklavte auch Mitglieder derselben Ethnie, desselben Dorfes, ja gar der Familie.
31 Laing 1825, Travels in the Timmannee, S. 280-281.
32 Ebd., S 283.
14
„We stimulate the negro’s passion by the introduction of wants and fan-
cies never dreamed of by the simple native, while slavery was an institu-
tion of domestic need and comfort alone. But what was once a luxury
has now ripened into an absolute necessity”.33
Sklaven waren Arbeitskräfte für die Produktion der nun gefragten Güter;
sie transportierten die Waren aus dem Hinterland nach Freetown und
Menschen blieben weiterhin auch eines der Tauschmittel, gegen die legi-
time Güter eingetauscht wurden. Die Folge davon war, dass zur Befriedi-
gung der Nachfrage nach Gütern sowohl mehr Sklaven in Produktion und
Transport eingesetzt werden mussten, als auch die Situation der Sklaven
sich zunehmend verschlechterte, da deren Produktivkraft nun den Anfor-
derungen eines kompetitiveren Marktes genügen musste:34
Ironically, this transformation occurred at a time
when the agents of abolition hovered on the edges of
the political economy. The system of slavery would
be dismantled, but the characteristic feature of the
nineteenth century was the full development of
slavery as a productive and social institution“.35
33 Canot 1854, Adventures of an African Slaver, S. 126-127. Meine Hervorhebung. Ge-mäss Coquery-Vidrovitch verzehnfachte sich das Handelsvolumen zwischen Afrika und Europa in den Jahren 1820 bis 1850. Gesellschaften, die durch Jahrhunderte des atlan-tischen Sklavenhandels erodierte waren, werden nun von einer neuen „aggressiven“ Marktlogik überrollt. Gentili 2002, Il leone e il cacciatore, S. 48-49.
34 Zusätzlich zu den Gütern für den Handel musste ja auch noch für die Selbstversor-gung produziert werden. Klein nannte denn auch das letzte Viertel des 19. Jahrhun-derts das unter Umständen blutigste in der Geschichte Afrikas. (Klein 2005, „Legitim-ate Commerce“, S. 804-805).
35 Lovejoy 1983, Transformation in Slavery, S. 160. Die Preise, zu denen die Güter da-mals in Afrika gehandelt wurden, waren dermassen niedrig, dass eine Produktion mit bezahlten Arbeitskräften beinahe ein Ding der Unmöglichkeit war.
15
2. DIE KONTROVERSE BETREFFEND SKLAVEREIPOLITIK IN AFRIKA –
ABOLITIONISTEN GEGEN KONSERVATIVISTEN
Bis hierhin ergibt meine Darstellung ein durchwegs negatives Bild der
britischen Präsenz in Sierra Leone, welches ich jedoch ein wenig berichti-
gen möchte. „Die Briten“ gab es in Sierra Leone und im restlichen Afrika
als solche nicht. Es gab sowohl vor Ort, als auch in London eine Vielfalt
verschiedener Meinungen, Interessen und Überzeugungen, deren Vertre-
ter versuchten, die ihrigen so weit als möglich in die offizielle Afrikapolitik
einfliessen zu lassen oder diese sonst verwirklichen zu können.36 Dane-
ben sollte man auch nicht die Umstände vergessen, die gegeben waren
und von den Briten nicht unmittelbar verändert werden konnten.
John Grace teilt diese divergierenden Überzeugungen vereinfachend in
zwei Grossgruppen ein, welche im Laufe des 19. Jahrhunderts um das Pri-
mat in der britischen Öffentlichkeit kämpften: Die Abolitionisten kontra
die Konservativisten. Zugleich teilt Grace das Jahrhundert – beziehungs-
weise die Zeit nach Abschaffung der Sklaverei durch die Briten im Jahre
1833 – in drei Perioden ein, in denen jeweils die eine oder andere Ethik
dominierte: Die Zeit von 1833 bis circa 1860 bezeichnet er als diejenige
der abolitionistischen Ethik, bevor die Konservativisten das Zepter über-
nehmen. Die letzten Jahre des Jahrhunderts, die im Zeichen der briti-
schen Expansion ins Hinterland stehen, bringen dann eine pragmatische-
re, gewissermassen synthetische (beziehungsweise eklektische) Ethik
mit sich, in der abolitionistische Absichten konservativistischer Realpoli-
tik im Zeichen des Imperialismus untergeordnet werden.37
36 Eine interessante Arbeit zu einem spezifischen Thema im erweiterten Kontext der Ex-pansions-, bzw. Sklavereipolitik ist diejenige von Devenaux, der sich darin mit der öf-fentlichen Meinungsbildung und deren Manipulation in Zeitungsartikeln beschäftigt (Deveneaux 1976, Public Opinion). Er streicht dabei die einzigartige Position der Kreo-len in Freetown heraus, die durch ihren Bildungsstand in der Lage waren, die Kolonial-politik Englands über den „medialen“ Diskurs zu beeinflussen, wie es indigenen Afrika-ner in Sierra Leone und anderswo kaum gelang. Leider bricht die Analyse jedoch an-fangs 90er-Jahre ab, die vermutlich spannendsten Jahre werden nicht abgedeckt.
37 Grace 1975, Domestic Slavery, S. 21-22.
16
17
2.1. Die Zeit nach 1833 – Abolitionsbestrebungen in Afrika
In den ersten Jahren nach der offiziellen Abschaffung der Sklaverei be-
herrschte nach wie vor ein abolitionistischer Eifer die offizielle Politik des
British Colonial Office. Philanthropen vom Schlage eines Thomas Fowell
Buxton mit einem hehren Menschenbild glaubten an eine „positive Ent-
wicklung der Afrikaner“, wenn man sie erst von der Bürde der Sklaverei
befreit hätte. Eine Befreiung, für die nur die Europäer sorgen könnten, da
die Afrikaner zu sehr in ihren traditionellen Unsitten gefangen wären. Wie
bereits erwähnt, sollte die Navy gegen Sklavenschiffe vorgehen und der
Sklavenhandel durch Abkommen mit den indigenen Chiefs unterbunden
werden, der legitime Handel sollte den Sklavenhandel ablösen, Modellfar-
men die Landwirtschaft optimieren helfen, und die „Wilden“ sollten in
Sittlichkeit und Religion unterwiesen werden.
A legitimate commerce with Africa would put down
the Slave Trade, by demonstrating the superior value
of man as a labourer on the soil, to man as an object
of merchandise; and if conducted on wise and equit-
able principles, might be the precursor, or rather the
attendant, of civilization, peace, and Christianity, to
the unenlightened, warlike, and heathen tribes who
now fearfully prey on each other, to supply the slave-
markets of the New World. In this view of the sub-
ject, the merchant, the philanthropist, the patriot,
and the Christian, may unite; and should the govern-
ment of this country lend its powerful influence in or-
ganising a commercial system on just, liberal, and
comprehensive principles – guarding the rights of the
native on the one hand, and securing protection to
the honest trader on the other,- a blow would be
struck at the nefarious traffic in human beings, from
which it would never recover[.]38
38 Buxton 1839, The African Slave Trade, S. 195-196.
18
So gut diese Ideen auch gemeint waren, waren sie leider der ethisch-mo-
ralischen Gesinnung eines europäischen Kolonialbeamten entsprungen
und hatten daher wenig Bezug zur Realität in Afrika.
Buxton unternahm 1841 eine Nigerexpedition, die grosse Ziele hatte. Es
sollten Verträge mit den Chiefs gegen die Sklaverei ausgearbeitet, Plan-
tagen etabliert werden, Wissenschaftler sollten den politischen und wirt-
schaftlichen Kontext analysieren und die Möglichkeit der Einrichtung von
Missionen sollte geprüft werden.
Nachdem alles gut anlief, und einige Verträge mit Indigenen abgeschlos-
sen werden konnten, scheiterte die Expedition jedoch aus vielerlei Grün-
den, die man am besten unter dem Begriff afrikanische und kolonialisti-
sche Realität vereint. Buxton starb kurze Zeit später, in der Heimat wur-
den seine Unternehmungen und sein Idealismus zunächst wenig positiv
bewertet. So betitelte beispielsweise die Times seine Einstellung als
„brainless Buxtonian benevolence“39.
Und doch hatte Buxton nachhaltigen Erfolg. Seine Expedition machte
Westafrika zu einem diskutierten Thema in Europa, der Grundstein für
eine intensive Missionierung der Region war gelegt und der „legitimate
trade“ als Zivilisierungsmotor erfuhr einen weiteren Schub. Das Eintreten
Westafrikas in das Bewusstsein der Leute in Europa führte aufgrund wei-
terer Berichte aus der Region zu einer Diskussion innerhalb der Adminis-
tration, ob es Briten ausserhalb des britischen Territorium erlaubt sein
solle, Sklaven zu halten;40 dies wurde letztlich aus London bejaht, da bri-
tische Jurisdiktion nicht auf fremdem Territorium gelten könne, und man
die eigenen Bürger nicht gegenüber denjenigen anderer Nationen be-
nachteiligen wolle.41
Es flohen gleichzeitig immer wieder Sklaven aus nicht britischen Gebie-
ten auf britisches Hoheitsgebiet, um sich aus der Unterdrückung zu be-
freien. In Sierra Leone galt zu jener Zeit jedoch ein Abkommen von 1836
39 Grace 1975, Domestic Slavery, S. 24.
40 So liess z.B. der Verwalter der Gold Coast, Captain Maclean, diese nicht nur ausser-halb, sondern auch auf britischem Territorium zu, was zu einer Untersuchung der Zu-stände führte.
41 Grace 1975, Domestic Slavery.
19
zwischen dem Gouverneur und den Temne, das diesen die Rückschaf-
fung entflohener Sklaven zusicherte. Governor John Jeremies hebt 1841
diese Abmachung auf, es werden danach weniger Sklaven zurückge-
schafft. Aber nicht nur Sklaven flohen in jener Zeit auf britisches Territo-
rium, auch Kriminelle versuchten so ihrer Strafe zu entgehen. All diejeni-
gen, die Rechte auf die Sklaven beanspruchten, oder die eine Bestrafung
der Kriminellen wünschten, waren daher mit dieser Aufhebung der Abma-
chung gar nicht einverstanden.
Die Situation um 1840 war für die Briten äusserst komplex; es wurde
mehr und mehr klar, dass die Sklaverei in Afrika noch für lange Zeit Pro-
bleme bereiten würde. Selbst wenn man die Sklaverei auf eigenem Terri-
torium im Griff gehabt hätte, wäre es nicht möglich gewesen, dieses aus
dem Kontext des Hinterlandes herauszulösen, und jenes seinem Schick-
sal zu überlassen. Man war ja – wie ich schon mehrfach ausgeführt habe
– auf das Hinterland angewiesen. Wollte man damit Handel betreiben, so
mussten die Handelsrouten funktionieren. Dafür war ein gutes Verhältnis
mit den Regenten der betroffenen Regionen nötig, welches jedoch stark
beeinträchtigt würde, wenn man diesen ihr Anrecht auf Sklaven, und da-
mit ihren Wohlstand, streitig machte. Diese Überlegungen und das Wis-
sen darum, dass man nicht die Mittel dazu hatte, britisches Recht in grös-
serem Massstab durchzusetzen, führten dazu, dass man sich darauf be-
schränkte, zugelaufene Sklaven nicht mehr auszuhändigen, gleichzeitig
aber auch die Sklaverei im Hinterland nicht anzutasten. Zufrieden stel-
lend war die Situation jedoch nicht; abolitionistische Bestrebungen (die in
England nach wie vor eine starke Lobby hatten und eine Ausweitung des
britischen Einflussgebietes und gleichzeitig britischer Jurisdiktion als un-
abdingbar ansahen) und lokale Gegebenheiten kollidierten immer mehr.
So sahen die Briten während des Loko-Temne-Krieges von 1825 bis 1840
unbeteiligt zu, wie in unmittelbarer Nähe zu ihrer Kolonie tausende von
Menschen versklavt wurden.
20
2.2. Konservativistischer Turnaround
Die Abkehr von der abolitionisitschen Ethik in der britischen Sklavereipo-
litik ist sicherlich zu einem grossen Teil mit den praktischen Problemen
und den Interessenskonflikten zu erklären, die sich dadurch ergaben,
dass man ihre hehren Ziele nur schwerlich in Einklang mit der sozio-poli-
tischen Situation in Westafrika bringen konnte. Die Bedeutung der Skla-
venwirtschaft war zu gross, als dass diese in Kürze hätte zum Verschwin-
den gebracht werden können. Gleichzeitig kam es jedoch auch zu Verän-
derungen im Menschenbild, das man von den Afrikanern hatte, welche
auf „Erfahrungen“ in Afrika zurückzuführen sind. „Erfahrungen“ deshalb
in Anführungszeichen, weil diese zwar während Aufenthalten in Afrika ge-
macht und in Reiseberichten niedergeschrieben wurden, denen jedoch
ein rassistisches Menschenbild prägend zugrunde liegt. Einer der Autoren
dieser Erfahrungsberichte war Winwood Reade – ein Abenteurer, der sich
durch die Entdeckung der Quelle des Nigers Livingstoneschen Ruhm ver-
schaffen wollte; ein Vorhaben, das scheiterte und zu Reades verbittertem
Einschätzung Afrikas beitrug –, dessen Bild der Afrikaner von deren Un-
terlegenheit gegenüber den Europäern geprägt war, und der zu den Mit-
gliedern der London Anthropological Society gehörte, welche 1863 ge-
gründet wurde und die Überlegenheit des Weissen Mannes wissenschaft-
lich fundieren sollte.
It is much to the credit of the negroes that they ac-
knowledge our superiority with so much cheerful-
ness, and without any envy or malice. Indeed, they
owe all their luxuries to white men […] I do not think
that rum is much worse than palm-wine, or guns
than poisoned arrows; and whatever makes warfare
more effective makes it less frequent. But it is not so
much the luxuries themselves which improve the
people as the commerce by means of which they are
obtained. War is the natural state of man, and it is by
21
commerce alone that savages are induced to keep
the peace.42
Neben der rassistischen Gesinnung Reades lässt sich in diesem Abschnitt
ebenfalls erkennen, dass auch noch in den Sechzigerjahren des 19. Jahr-
hunderts Handel als unbedingter Heilsbringer angesehen wurde; Reade
rühmt sich denn auch am Ende seines Afrikaabenteuers, dass er durch
seine Reise ins Hinterland Handelsbeziehungen erschlossen, Licht ins
Dunkel gebracht und das Hinterland „pazifiziert“ habe.
[…] it may be to all intents and purposes an-
nexed, if my work is only followed up and pay-
ments made as I suggest; for Africa is to be
conquered by money not by arms, and the sti-
pend is mightier than the sword. I have been
the means of making the land more peaceful
and secure, of increasing commerce, and of
saving human lives.43
Bis in die Neunzigerjahre des 19. Jahrhunderts sollte dies mehr oder we-
niger die Politik der Briten bleiben. Reade spricht zwar von „annexed“,
die Briten dachten jedoch nicht daran, sich durch die Annexion des Hin-
terlandes Probleme zu bereiten. Man machte mit einzelnen Führern Ab-
kommen, damit diese die Handelsrouten offen hielten, sich nicht am
Sklavenhandel beteiligten, wofür sie so genannte stipends bekamen und
mit Freetown Handel treiben konnten. Sklavenhaltung wurde in den Ver-
trägen jedoch zumeist nicht angesprochen, denn „[b]oth polygamy and
slavery are, for divers reasons, essential to the well-being of Africa – at
42 Reade 1873, The African Sketch-Book, S. 424. Liest man die Berichte Reades, dem Anthropologen, und diejenigen Canots, dem Sklavenhändler, fällt einem der erwähnte Rassismus des ersteren auf, während der Menschenhändler Canot weitaus empathi-scher schreibt.
43 Ebd. S. 503. Nicht kursive Stellen im Zitat im Original kursiv geschrieben.
22
any rate for those vast regions of it which are agricultural, and these two
institutions will necessitate the African having a summit to himself“.44
Doch die Verträge erwiesen sich hinsichtlich Sicherheit im Hinterland und
Abkehr vom Sklavenhandel als wenig verbindlich. Das Hinterland war
auch in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts Schauplatz von Kriegen, die
vor allem für Sklaven und Anteile am Handel geführt wurden. Diese Krie-
ge waren für die Indigenen vielleicht weniger dramatisch – falls im Zu-
sammenhang mit Krieg eine Skala der Dramatik legitim ist – als für die
Briten, da letzteren ein sicherer Handel verunmöglicht wurde, während
er für erstere schon lange zum „gestörten“ Alltag gehörte, wie Shaw
zeigt:
„Yet the fact that warfare, raiding, and the know-
ledge that bodies could become commodities in ex-
change for wealth formed part of the everyday condi-
tions of life over four centuries was surely insidious in
itself. Terror had become a taken-for-granted aspect
of the environment in which people’s lives
unfolded“.45
Jedenfalls mussten die Briten erkennen, dass die Politik der Rechte ohne
Verantwortung, welche sie mit diesen Verträgen verfolgten, noch nicht
das Ende der Weisheit war. Es blieb jedoch bis in die Achtzigerjahre da-
bei, dass man die British Spehere of Influence punktuell durch Verträge
oder Annexionen ausweitet, dabei jedoch nicht auch die eigene Jurisdikti-
on mit einführte.
44 Kingsley 1897, Travels in West Africa, S. 680, zitiert in Grace 1975, Domestic Slavery, S. 40.
45 Shaw 2002, Memories of the Slave Trade, S. 41. Wie es das Zitat schon antönt, ge-hen die Kriege natürlich auch an den Indigenen nicht spurlos vorbei. Ganz im Gegenteil führen auch sie zu gewaltigen Umwälzungen, doch sind sie nur ein Element (und wie gesagt kein neues) unter vielen.
23
2.3. Das Ende der passiven Kolonialpolitik
Ende der Achtzigerjahre führten verschiedene Entwicklungen dazu, dass
die Briten (genauso wie andere Nationen) ihre Kolonialpolitik überdenken
mussten, was neue Impulse in die Sklavereifrage mit sich brachte.
Die Kolonialmächte waren in einen Wettkampf eingetreten, in dem es
darum ging, den afrikanischen Kontinent endlich aus seiner selbstver-
schuldeten Dunkelheit zu befreien, indem man ihm das Licht der Zivilisa-
tion, des Christentums und der Marktwirtschaft brachte. Da die wilden in-
digenen Führer diesem Ansinnen im Wege standen und das Licht der ei-
genen Nation heller schien als jenes der anderen, wollte jeder Mitstreiter
möglichst viel Territorium unter seiner Ägide wissen.46
Es war sowohl im Foreign Office wie im Colonial Office der britischen Re-
gierung klar, dass eine Ausweitung des eigenen Territoriums unabding-
bar war; welche juridische Form diese Expansion annehmen sollte, war
jedoch umstritten, da man beispielsweise 1874 im Zuge der Ausrufung
des Protektorats in der Gold Coast schlechte Erfahrungen gemacht hatte
mit der Abschaffung der Sklaverei von einem Tag auf den anderen.
Ende 1885 wurden bei einer Attacke der Yoni gegen die Loko britische
Untertanen mit versklavt und es kursierten Gerüchte, dass es zu einer
grösseren Auseinandersetzung zwischen einer Yoni-Temne-Allianz gegen
Mende, Loko und Bullom kommen könnte. Das Thema der Stärkung der
eignen Sicherheit wurde für die Briten damit wieder akut. Für Governor
Samuel Rowe standen in der Tradition britischer Politik drei Szenarien zur
Auswahl, um die Sicherheit durch aktivere Präsenz zu erhöhen. Annexion
46 Dies propagierte die offizielle Politik der europäischen Mächte. Zu diesen heilsbrin-genden Absichten gesellten sich auch andere Ziele. Der Druck europäischer Händler auf ihre Regierungen, damit diese im Hinterland für Ruhe und Ordnung sorgten und ih-nen gewisse Privilegien verschaffe, war über die Jahre immer stärker geworden, da die Unsicherheit und die Ränkespiele der lokalen Chiefs in ihren Augen nicht mehr tragbar war. So hatte denn auch ein britischer Report im Jahre 1868 bereits gefordert, dass man entweder die Handelsstützpunkte aufgebe, oder dann das Hinterland richtig be-setze. (Gentili 2002, Il leone e il cacciatore, S. 149). Deveneaux erwähnt eine Empfeh-lung desselben Parliamantary Select Committees 1865, das einen Rückzug vorschlägt mit eventueller Aussparung Sierra Leones (Deveneaux 1976, Public Opinion, S. 57). Ich weiss nicht, ob es sich dabei um denselben Report handelt und einem der Autoren ein Datierungsfehler unterlaufen ist, oder ob es sich um zwei verschiedene handelt. Jeden-falls wurde aus dem Rückzug nichts, unter anderem da man Westafrika nicht den Fran-zosen überlassen wollte.
24
und Protectorate verwarf er jedoch von vornherein;47 ersteres – welches
von den einflussreichen Einwohner der Kolonie favorisiert wurde48 – auf-
grund der damit verbundenen Kosten, welche für die Kolonie nicht trag-
bar waren, da diese zu jenem Zeitpunkt pleite war und seit 1877 schon
Kredite nicht mehr zurückzahlte. Als Lösung sollten Commissioners auf
Reisen ins Hinterland geschickt werden und die Chiefs zur Ruhe anhal-
ten. Dazu sollten die Polizeikräfte verstärkt werden. Beides konnte je-
doch aufgrund knapper Mittel nur schlecht umgesetzt werden.49
Rowes Nachfolger Governor Hay warnte vor der Laissez-faire-Haltung im
Hinterland. Nebst der ständigen Kriege zwischen einzelnen indigenen
Gruppen und der Überfälle auf Händler und Missionare drohte weitere
Gefahr für die britischen Interessen in der Gestalt der aggressiver geführ-
ten Expansionspolitik der Franzosen, die von Norden her ihr Territorium
vergrösserten. Auf einer Vergeltungsexpedition gegen eine lokale Gruppe
drangen diese 1889 in eine neutrale Grenzzone ein, die 1882 zwar per
Konvention festgelegt worden war, jedoch aufgrund der Nichtratifizierung
der Konvention wenig verbindlich war. Da diese Probleme auch in ande-
ren Teilen Westafrikas vorkamen, wurden die Grenzdispute Ende 1889
zwischen Frankreich und England mit einem Abkommen geregelt, das als
Grundstein für die finale Grenzziehung gesehen werden kann.
Ab 1890 wird dann diese neue, aktivere Expansionspolitik vermehrt um-
gesetzt, indem man Freundschaftsverträge mit den Chiefs im nun „gere-
gelten“ Territorium abschliesst, in denen eine Klausel Abmachungen mit
fremden Mächten ohne Zustimmung des Gouverneurs von Sierra Leone
verbietet.
47 Der Lord Chancellor, Lord Selborne, unterschied im Vorfeld der Berliner Konferenz 1884 die britische Lesart von Annexion ganz klar von Protectorate: „Annexation is the direct assumption of territorial sovereignty. Protectorate is the recognition of the right of the aboriginal or other actual inhabitants to their own country, with no further as-sumption or territorial rights than is necessary to maintain the paramount authority and to discharge the duties of the Protecting Power”. Zitiert in Grace 1975, Domestic Slavery, S. 46 (Kursiv im Original).
48 Allerdings auch nicht vorbehaltlos, so stellte sich z.B. der Zeitungsverleger Sawyerr dagegen, da eine Annexion nur den Europäern Vorteile bringen würde, den Afrikanern aber Nachteile. Deveneaux 1976, Public Opinion, S. 63.
49 Fyfe 1962, A History of Sierra Leone, S. 454.
25
Zudem setzt man eine Frontier Police ein, die britische Präsenz an der
frontier markierte, deren Aktionsradius jedoch eingeschränkt war:
Its primary duty was keeping the peace along and
within the frontier road. […] The protected area,
sometimes called the ‘Protectorate’, though as yet
no Protectorate was officially proclaimed, was not
subject to British jurisdiction. As Hay told the chiefs,
the Frontier Police were forbidden to interfere with
their rule. […] [T]he government specifically repudi-
ated any obligation to protect Europeans or Creoles
beyond jurisdiction. Thus the Frontier Police did not
fulfil the Creole hopes of extending the area of
Colony rule.50
Ruhe und Ordnung sollte von der Frontier Police im Hinterland51 herge-
stellt werden, dies jedoch, ohne mit der Handlungsmacht britischer Juris-
diktion ausgestattet zu sein. Sklavenhaltung und andere Regelungen, die
unter die indigene Rechtsprechung fielen, sollten nicht angetastet wer-
den. Diese Regelungen sollten in den nächsten Jahren jedoch einige Pro-
bleme bereiten, und zu heftigen Auseinandersetzungen innerhalb briti-
scher Institutionen führen, in welchen die unterschiedlichen Ideologien
betreffend Sklaverei wieder zum Vorschein kommen. Auseinandersetzun-
gen, die ein charakteristisches Merkmal aufweisen: Die progressiven
Kräfte innerhalb des Verwaltungsapparates, in der Tradition der abolitio-
nistischen Ethik verankert, beziehungsweise durch Erfahrungen in diese
hineingewachsen, befinden sich vor Ort in den Kolonien, während die
Entscheidungsträger in London eine konservativistische Politik verfolgen.
50 Fyfe 1962, A History of Sierra Leone, S. 488.
51 Die Polizei wurde jedoch auch weit jenseits der frontier road eingesetzt, was so nicht geplant gewesen war.
26
2.4. Kompetenzstreitigkeiten innerhalb der britischen Verwal-
tung
Eine erste Auseinandersetzung um die Kompetenzen der Frontier Police
fand zwischen deren Inspector Lendy und dem Superintendent des De-
partment of Native Affairs Parkes statt. Lendy wollte nicht wie geheissen
nur Sklaven auf deren Transport befreien, sondern schon davor eingrei-
fen. Parkes spricht der Polizei jedoch die Intelligenz und das Wissen ab,
trade slaves von domestic slaves zu unterscheiden. Ein zu befreiender
Sklave sei nur derjenige, der in Ketten gelegt transportiert würde. Nur so
könne ein unangemessenes Eingreifen der Polizei verhindert werden.
Lendy erachtete diese Regelung als nicht praktikabel, da Sklavenhalter
diese instrumentalisierten, und jeden Sklaven als domestic slave ausgä-
ben. Eine Aussage, die Parkes in jener Auseinandersetzung machte, zeigt
sehr deutlich ein Phänomen, aufgrund dessen England in jener Zeit, das
ganze Jahrhundert davor, und auch lange Zeit danach, trotz der Ableh-
nung der Sklaverei per se, afrikanische Sklaverei unangetastet lassen
konnte:
In truth the power of the so-called domestics is far
greater than their master’s and if they chose to rise
tomorrow for their freedom their masters could not
stop them, but as a rule they prefer this parental
form of so-called slavery which entails no thought
for the morrow on their part to our wearing, busy,
bustling, anxious freedom.52
Afrikanische Sklaverei war dieser Meinung nach anders, und zwar im po-
sitiven Sinn; afrikanische Sklaverei war „benign slavery“, gutartige Skla-
verei, denn die Afrikaner waren „edle Wilde“; Freiheit bedeutete ihnen
nichts und viele von ihnen benötigten die führende Hand eines Herrn.53
52 Zitiert nach Grace 1975, Domestic Slavery, S. 74.
53 Es wäre interessant zu untersuchen, wann Afrikaner „edle Wilde“ waren, wann „bar-barische Untermenschen“. Ich wage hier die Vermutung, dass das Bild des Afrikaners je nach intendierter Wirkung, das es beim Publikum erreichen sollte, so oder so ausfal-len konnte.
27
Parkes konservativistische Einstellung setzte sich in diesem Streit durch,
die Polizei wurde offiziell zurückgebunden. Diese Entscheidung liess je-
doch die Anti-Slavery Society in der Heimat aufhorchen, die wissen woll-
te, ob dies bedeute, dass Sklaverei nun auf britischem Territorium gedul-
det würde. Dies wurde verneint, denn die fraglichen Gebiete seien zwar
britisches Einflussgebiet, nicht jedoch britischer Boden, weshalb – wie wir
bereits wissen – dort britisches Recht nicht angewandt werden könne.
Die Frontier Police liess sich jedoch durch diese Entscheidung nicht wirk-
lich zurückbinden, wollte weiter aktiv gegen die Sklaverei vorgehen, was
sich mit der Zusammensetzung der Truppe erklären lässt. Die Kader re-
krutierten sich aus Europäern und Kreolen aus der Kolonie, bei den Fuss-
truppen fand sich ein heterogenes Gemisch aller Ethnien des Hinterlan-
des. Oftmals waren diese Polizisten ehemalige Sklaven oder Kriegsflücht-
linge; Leute also, die unter Sklavenhaltern und Warlords gelitten hatten.
Letztere sahen nun auch eine Gefahr für ihre „Lebensgrundlage“ aufzie-
hen. Sie versuchten die Frontier Police schlecht zu reden, indem sie sich
bei der Kolonialbehörde über deren unerlaubtes Eingreifen beschwerte,
das man als reine Rachefeldzüge der Polizisten an ihren ehemaligen
Feinden darstellte.54 Es kam zudem zu einzelnen Übergriffen der Polizis-
ten auf die Bevölkerung, einige Beamte beteiligten sich zudem am Skla-
venhandel, indem sie „befreite“ Sklaven schlicht weiterverkauften.55 Sie
bauten fern der Kontrollen durch die Kolonialbehörde kleine „Königrei-
che“ für sich selbst auf. Diese Entgleisungen führten zusammen mit der
Propaganda der Chiefs und Sklavenhändler dazu, dass die Frontier Police
in den Augen abolitionistischer Kreise als die unterdrückende Kraft im
Hinterland galt, obwohl sie unter dem Strich für die Sache der Sklaven
eintrat.
Der Nachfolger von Gouverneur Hay, Flemming, veränderte während sei-
ner Amtszeit im Hinterland wenig. Ein Versuch, von den Chiefs mittels 54 Gemäss Grace ist nicht erwiesen, dass die Polizisten wieder in ihrer Heimatregion eingesetzt wurden, auch wenn man natürlich schaute, dass die Polizisten der jeweili-gen Sprache mächtig waren.
55 Die Posten waren weit weg von Freetown, die Truppen schlecht ausgerüstet, überfor-dert und schlecht bezahlt, so waren die Verlockungen gross, ein wenig in die eigene Tasche zu arbeiten.
28
Verträgen Land zu erwerben, scheiterte an deren Befürchtungen, dies
würde gleichzeitig zu einer Beschneidung des traditionellen Rechtes und
damit der Möglichkeit der Sklavenhaltung führen. Denn Flemming mach-
te klar, dass er keine Sklaverei auf britischem Territorium dulden wollte
und befürwortete auch die Anwendung britischer Jurisdiktion in Gebieten,
die an die Kolonie abgetreten worden, nicht aber offizielles Territorium
waren.56
Mehr Dynamik in die Expansions- und die damit verbunden Sklavereipoli-
tik der Briten kam 1894 mit dem Amtsantritt des neuen Gouverneurs Fre-
deric Cardew. Dieser war ein frommer Christ, der sein Amt mit missiona-
rischem Eifer antrat, in der Überzeugung, das Hinterland durch Christia-
nisierung und eine noch stärkere Einbindung in die Marktwirtschaft mit
Lohnarbeit von seiner dunklen Vergangenheit zu erlösen. Nachdem 1894
die Sofa57 aus dem britischen Einflussgebiet geworfen worden waren, be-
reiste Cardew 1895 das Hinterland, um die lokalen Führer über seine ge-
plante restriktivere Anti-Sklavereipolitik zu unterrichten. Er identifizierte
dabei ein grossräumiges Handelsdreieck, innerhalb dessen Sklaven aus
der British Sphere of Influence in den französischen Gegenpart verscho-
ben wurden. Zurück in Freetown arbeitete er aufgrund der Eindrücke sei-
ner Reise Vorschläge aus, wie das Hinterland nach der Ausrufung des
Protektorates zu verwalten sei – die Ausrufung des Protektorates war für
ihn essenziell für die Befriedung der Region.58 Seine Politik sah ein Verbot
jeglicher Sklaverei ein Jahr nach Ausrufung des Protektorates vor. Das
Verbot sollte von den Briten einseitig verhängt und den Chiefs das be-
56 Fleming wollte für ein resoluteres Vorgehen eine Absegnung aus London. Auf seine Anfrage betreffend offizieller Haltung gegenüber afrikanischer Sklaverei beschied man ihm nur, dass er in dieser Sache jeweils nach eigenem Gutdünken verfahren solle, man wolle nicht offiziell von dem Vorkommen von domestic slavery in britischem Gebiet wissen. Es sei jedoch nicht die Absicht der britischen Regierung, in die Sache der afri-kanischen Sklaverei einzugreifen. Grace 1975, Domestic Slavery, S. 81-84.
57 Sofa waren die Fusstruppen von Samori Toure, der im letzten Quartal des 19. Jahr-hunderts verschiedene Mandingo-Gruppen vereinte und in der Upper Guinea Region zu dem Widersacher europäischer Expansionspolitik wurde. Siehe dazu Person 1968, Sa-mori.
58 Cardew schockierten Einzelschicksale, die ihm auf der Reise zugetragen wurden, so-wie die Zunahme entlaufener Sklaven, die auf britisches Territorium drängten, und zu Bevölkerungsproblemen in Freetown führten. (Ausserdem sprachen sie auch gegen die britische Ansicht der „guten“ afrikanischen Sklaverei).
29
sagte Jahr des Übergangs gewährt werden, damit das Verbot durchge-
setzt würde. Dazu sollte der Truppenbestand der Frontier Police vergrös-
sert und ein Verbot für den Waffenhandel mit dem Hinterland erlassen
werden, da durch den Einsatz von Feuerwaffen Sklavenkriege leichter zu
untenehmen seien.59 Das Colonial Office in London weist Cardews Protec-
torate-Vorschläge hinsichtlich Abschaffung der Sklaverei jedoch zurück,
da diese nicht einseitig bestimmt werden könne, sondern die Einwilligung
der lokalen Entscheidungsträger benötige. Auch in Freetown selbst hatte
man gegenüber der Abschaffung Vorbehalte, da man den Indigenen nicht
zutraute, ohne Zwang zu arbeiten.60
1895 unternahm Cardew eine zweite Reise ins Hinterland, auf der er Ver-
besserungen in den Lebensbedingungen der Sklaven sah, was ihn darin
bestärkte, dass ein Vorgehen gegen Sklavenkriege und Sklavenhandel
nötig seien; Eingriffe in die Sklavenhaltung sieht er jedoch nicht mehr als
prioritär an. Er unterbreitete London danach wiederum Vorschläge be-
treffend Ausrufung des Protektorates. Das ganze Gebiet, das per Vertrag
mit den Franzosen im selben Jahr den Briten zufiel, sollte zum Protektora-
te erklärt werden. Entgegen seinen ersten Vorschlägen sollten dabei we-
der die domestic slavery verboten werden, noch sollten Verwaltungs-
strukturen, die er ursprünglich vorgesehen hatte, eingeführt werden. Die
Sache mit der Ausklammerung der Sklavereifrage stiess in London auf
Zustimmung, doch wollte man nicht darauf verzichten, dass mit der Aus-
rufung des Protektorates auch britische Verwaltungsstrukturen und vor
allem die Besteuerung des Hinterlandes eingeführt würden.
Cardew hatte in seinen zweiten Vorschlägen schon viele Argumente der
abolitionskritischen Regierungsvertreter übernommen61, machte vielerlei
59 So wurde beispielsweise die Expansion durch Samori Toure in ihrer beispiellosen Di-mension durch den Einsatz europäischer Feuerwaffen ermöglicht
60 Hier zeigt sich die Kreolen Freetowns mit ihrer Sklavenvergangenheit keinesfalls un-bedingte Sklavereigegner waren, sondern vielmehr zuerst an ihr Wohl dachten und ein Superioritätsgefühl gegenüber der Wilden im Hinterland verspürten.
61 So sprach er denn auch von „so-called domestic slavery“. Er nahm den Diskurs der „benign slavery“ wieder auf, was er damit begründete, dass so genannte Sklaven für Gütertransporte in Freetown auftauchten, die sich ihnen dabei bietende Gelegenheit zur Flucht jedoch nicht nützten, was für Cardew ein klares Zeichen war, dass die Zu-stände nicht so schlimm sein konnten.
30
Konzessionen. Er war auch zur Überzeugung gelangt, dass ein Handel
ohne Sklaverei zu jenem Zeitpunkt nicht möglich wäre, dass aber die po-
litische und wirtschaftliche Expansion des britischen Reiches dieser nach
und nach die Grundlage entziehen würde. Infrastrukturbauten und wei-
terhin resolutes Vorgehen gegen den Sklavenhandel, würden immer
mehr Arbeitskräfte in Anstellungsverhältnissen generieren. Cardews Um-
denken war durch verschiedene Faktoren zustande gekommen. Nebst ei-
genen Erfahrungen auf Reisen und in Freetown übten London, Kreolen in
Freetown und Händler und Missionare aus dem Hinterland Druck auf ihn
aus. Cardew beugte sich dem Druck und gab auch in Dingen nach, die er
mit seinem streng christlichen Standpunkt kaum vereinbaren konnte. So
liess er, der keinen Alkohol trank, den Handel mit Spirituosen zu, da die-
ser die Kassen füllte, und auch das Handelsverbot mit Waffen lockerte er,
da diese für die Jagd benötigt würden.
1896 machte sich der Gouverneur zu seiner dritten Reise in das baldige
Protectorate auf, um die Chiefs über die kommenden Änderungen zu un-
terrichten, die mit dessen Ausrufung im selben Jahr rechtlich gesehen
Tatsache wurden. Diese Änderungen mit der Ausrufung des Protektora-
tes waren konservativistischer geprägt als diejenigen in Gambia 1894. So
wurde nach neuem Gesetz das Besitzrecht an einem Sklaven weiterver-
erbt, und auch Kinder von Sklaven, die nach der Ausrufung des Protecto-
rates geboren wurden, waren nicht automatisch frei, wie dies in Gambia
der Fall war. Es wurden zwar einige neue Bestimmungen eingeführt, die
das Freikommen von Sklaven erleichterten, abgeschafft wurde die Skla-
verei jedoch nicht, und dies sollte bis 1928 so bleiben, was den Sklaven-
haltern im Hinterland sehr gelegen kam.
31
SCHLUSSFOLGERUNG
Das Beispiel Cardews stellt die Verdichtung der britischen Politik in West
Afrika während des 19. Jahrhunderts in der Biografie einer einzelnen Per-
son dar. Abolitionistische Ideologie, christliche Moral werden in den Müh-
len der Realpolitik und vor Ort gemachter Erfahrungen zu konservativisti-
schem Pragmatismus. Die internationale Politik des ausgehenden 19.
Jahrhunderts führte zwar zu einer Expansion des britischen Einflusses im
Hinterland, das man jedoch unter dem Sonderstatus eines Protektorats
ins Empire integrierte. Ein Sonderstatus, der den Briten vor allem Rechte
verschaffte, jedoch wenige Pflichten, und den lokalen Eliten die Konser-
vierung – beziehungsweise den Ausbau – ihrer Macht im Schutz des Prin-
zips der indirect rule62 ermöglichte.
Die Abkehr der britischen Regierung von ihren abolitionistischen Bestre-
bungen aufgrund mannigfaltiger Entwicklungen, die sich gegenseitig be-
dingten oder blockierten, habe ich auf den letzten Seiten beschrieben.
Meine Arbeit zeigt nur einen kleinen Ausschnitt der damaligen Verhältnis-
se. Sierra Leone ist nur ein Land unter vielen in Afrika, seine Geschichte
kann in Grundzügen auch für diejenige anderer Länder stehen, die De-
tails sind jedoch gesondert zu untersuchen. Ghana und Gambia wurden
kurz erwähnt; zwei Regionen, die unter anderen Voraussetzungen in briti-
sche Hand fielen, dann für eine gewisse Zeit derselben Logik unterlagen,
in denen die Sklavereifrage jedoch letzten Endes anders angepackt wur-
den. Die (schlechten) Erfahrungen aus eben diesen Ländern, führten
auch dazu, dass das Protectorate of Sierra Leone betreffend domestic
slavery mit den konservativsten Regelungen ausgestattet wurde.
62 Indirect rule meint die koloniale Regierungsweise der Briten unter Zuhilfenahme lo-kaler Autoritäten; diese steht im Gegensatz zur französischen direct rule, wobei die Re-gierungstätigkeit über französische Bürger geschah. Für Sierra Leone bedeutete dies, das in der Kolonie englische Bürger lebten, die mit allen Bürgerrechten ausgestattet waren, während im Hinterland Leute lebten, die von der lokalen Behörde, der native authority, ausgenutzt werden konnten. Zu diesem Thema für Afrika allgemein s. Mam-dani 1996, Citizen and Subject; für Sierra Leone Fanthorpe 2001, Neither citizen nor subject?.
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Die Ereignisse während des 19. Jahrhunderts habe ich nur aus einer sehr
beschränkten Perspektive dargestellt. Wie ich bereits in der Einleitung
geschrieben habe, waren die Briten die entscheidende Akteursgruppe in
Sierra Leone. Doch gleichzeitig konnten andere Interessensgruppen mit
der Machtkonstellation und den Problemen der Briten spielen, sie für ihre
Zwecke instrumentalisieren und sich damit Vorteile verschaffen. Diese
Gruppen, seien es Händler jeglicher Couleur – und damit meine ich so-
wohl die Art des Handels als auch ihre „ethnische“ Zugehörigkeit –, loka-
le Autoritäten, gemeine, aber freie Bevölkerung, Sklaven, Kriminelle, sie
alle spreche ich nur am Rande an. Ich habe zwar betont, dass die Skla-
vereifrage in Afrika nur im Kontext globaler Entwicklungen verstanden
werden kann, ich habe diese teilweise auch angesprochen, doch für ein
besseres Verständnis wäre erstens ein detaillierter Vergleich mit anderen
Regionen auf dem Kontinent, zweitens auch eine eingehende Schilde-
rung europäischer und amerikanischer Entwicklungen (auch jenseits der
unmittelbaren Sklavereifrage) nötig. Für weitere Forschungsarbeit gibt es
thematisch somit genügend Ausgangspunkte.
Daneben habe ich auch zeitlich nur einen kleinen Ausschnitt dargelegt.
Die Thematik der historischen Ursprünge der afrikanischen Sklaverei und
deren Entwicklung bis zum 19. Jahrhundert ist keineswegs eine ausdisku-
tierte; in diesem Bereich ist noch vieles im Dunkeln. Die ideologisch auf-
geladenen Diskussionen anlässlich einzelner Arbeiten zum Thema sind
noch nicht zu Ende geführt. Doch nicht nur die Geschichte vor dem 19.
Jahrhundert interessiert, genauso wichtig ist die Zeit danach – auch wenn
das Quellenmaterial und auch die Sekundärliteratur dazu natürlich um-
fangreicher sind.
Historische Forschungsarbeit zu diesem Thema bedeutet zumindest für
Sierra Leone Beschäftigung mit einem hochaktuellen Thema, wie die Zi-
tate am Anfang der Arbeit zeigen sollten.
In den letzten zehn Jahre des 20. Jahrhunderts wüteten in Sierra Leone
und Liberia Bürgerkriege, in denen die Geschichte der Sklaverei ihren
Niederschlag fand. Die Ungleichbehandlung von Colony und Protectorate
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führte zu einer ungleichen Entwicklung von Freetown und Hinterland.
Städtische und rurale Eliten, die ihre Vormachtstellung auch in nachkolo-
nialer Zeit konsolidieren oder gar ausbauen konnten, waren zu Beginn
des Krieges das Ziel marginalisierter Gruppen aus entlegenen Gebieten
des Hinterlandes, die ihre Abstammung oftmals auf Sklaven zurückfüh-
ren konnten – beziehungsweise mussten. Die Kriege sind vorüber, die un-
gleiche Behandlung der Menschen nicht; Sklaverei gehört – unter dem
Deckmantel anderer Idiome – noch zur Tagesordnung.
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BIBLIOGRAFIE
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Abbildung 1: Karte von Sierra Leone, United Nations 2004.
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Abbildung 2: Ethnizitäten in Sierra Leone, Perry-Castañeda 1969.
39
Abbildung 3: Plädoyer gegen die Abschaffung der domestic slavery, Colonial Office 1894, Minutes, S. 259.
Abbildung 4: Buxtons Plädoyer für legitimate commerce. Buxton 1839, The African slave trade, S. 195-196
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