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Einladungsschreiben August Bebeis an den Generalrat der Internationale zum Vereinstag des VDAV in Nürnberq, 23.Juli 1868 schaften Deutschlands; außerdem schlossen sich ihr jj einzelne Mitglieder an. Den Sektionen gehörten die ideo- logisch fortgeschrittensten Arbeiter an. Sie wirkten im VDAV, im ADAV und in den Gewerkschaften. Ihr Einfluß, vor allem der von Bebel und Liebknecht, reichte weit in die Arbeiterbewegung hinein. Von Marx und Engels un- terstützt, führten sie einen- konsequenten Kampf gegen den Lassalleanismus und den bürgerlichen Liberalismus. Ihnen gelang es, den Arbeitern den wissenschaftlichen Kommunismus zu erschließen. Durch sie wurde der Ge- danke internationaler proletarischer Solidarität und der Wunsch geweckt, sich bewußt in die große Armee des internationalen kämpfenden Proletariats einzureihen. Friedrich Engels' Mitgliedskarte der Internationalen Arbeiterassoziation Das BergarbeiterkomiteeLugau, Würschnitz, Oelsnitz erklärte in einem Schreiben an Marx seinen Beitritt zur Internationale. Die Bergarbeiter stellten sich die Aufgabe, »särntliche sächsische Berg- und Hüttenarbeiter zu einer einzigen Genossenschaft zu vereiniqen« 15. Engels ver- faßte im Februar 1869 einen Bericht, in dem er seine Ansichten über die weitere Entwicklung der Knapp- schaftsvereine darlegte. Auf Marx' Antrag wurdeer vom Generalrat der IAA angenommen. Die Korrespondenzen aus Deutschland, in denen Marx um Rat ersucht wurde, nahmen am Vorabend der Parteigründung ständig zu. Im Frühjahr 1869 begann die entscheidende Phase zur Vorbereitung der Parteigründung. Der Erfolq hing dabei nicht zuletzt von einer klassenmäßigen Einstellung zum preußisch-deutschen Staat, im Gegensatz zur propreu- ßischen Politik des lassalleanischen ADAV ab. IINur die konsequent demokratische und revolutionäre Taktik Be- bels und Liebknechts«, hob W.I. Lenin in späteren Jahren hervor, »nur ihre ,Unnachgiebigkeit( gegenüber dem Nationalismus, nur ihre Unversöhnlichkeit in bezug auf, die Einigung Deutschlands und seine Erneuerung -von

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Einladungsschreiben August Bebeisan den Generalrat der Internationale

zum Vereinstag des VDAV in Nürnberq,23.Juli 1868

schaften Deutschlands; außerdem schlossen sich ihr jj

einzelne Mitglieder an. Den Sektionen gehörten die ideo-logisch fortgeschrittensten Arbeiter an. Sie wirkten imVDAV, im ADAV und in den Gewerkschaften. Ihr Einfluß,vor allem der von Bebel und Liebknecht, reichte weit indie Arbeiterbewegung hinein. Von Marx und Engels un-terstützt, führten sie einen- konsequenten Kampf gegenden Lassalleanismus und den bürgerlichen Liberalismus.Ihnen gelang es, den Arbeitern den wissenschaftlichenKommunismus zu erschließen. Durch sie wurde der Ge-danke internationaler proletarischer Solidarität und derWunsch geweckt, sich bewußt in die große Armee desinternationalen kämpfenden Proletariats einzureihen.

Friedrich Engels' Mitgliedskarteder Internationalen Arbeiterassoziation

Das BergarbeiterkomiteeLugau, Würschnitz, Oelsnitzerklärte in einem Schreiben an Marx seinen Beitritt zurInternationale. Die Bergarbeiter stellten sich die Aufgabe,»särntliche sächsische Berg- und Hüttenarbeiter zu einereinzigen Genossenschaft zu vereiniqen« 15. Engels ver-faßte im Februar 1869 einen Bericht, in dem er seineAnsichten über die weitere Entwicklung der Knapp-schaftsvereine darlegte. Auf Marx' Antrag wurdeer vomGeneralrat der IAA angenommen. Die Korrespondenzenaus Deutschland, in denen Marx um Rat ersucht wurde,nahmen am Vorabend der Parteigründung ständig zu.

Im Frühjahr 1869 begann die entscheidende Phase zurVorbereitung der Parteigründung. Der Erfolq hing dabeinicht zuletzt von einer klassenmäßigen Einstellung zumpreußisch-deutschen Staat, im Gegensatz zur propreu-ßischen Politik des lassalleanischen ADAV ab. IINur diekonsequent demokratische und revolutionäre Taktik Be-bels und Liebknechts«, hob W.I. Lenin in späteren Jahrenhervor, »nur ihre ,Unnachgiebigkeit( gegenüber demNationalismus, nur ihre Unversöhnlichkeit in bezug auf,die Einigung Deutschlands und seine Erneuerung -von

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oben. haben dazu beigetragen,ein festes Fundament füreine wahrhaft sozialdemokratische Arbeiterpartei zulegen.« 16 Schon in seiner ersten Rede vor den Abgeord-neten des Reichstages charakterisierte Bebel den Nord-deutschen Bund, der dazu bestimmt, sei, »Deutschland zueiner großen Kaserne zu machen (Lebhafter Wider-spruch), 'um den letzten Rest von Freiheit und Volksrechtzu vernlchten«:".

Ausführlicher noch ging Liebknecht im Mai 1869 ineiner Rede vor dem Berliner Demokratischen Arbeiter-verein auf die Staatsfrage ein. Er legte den von ihm undBebel vertretenen revolutionären Standpunkt dar, daß dieArbeiter, um die kapitalistische Lohnsklaverei abschaffenzu können, zuvor die Klassenherrschaft der Ausbeuterbeseitigen müssen. Mit der derzeitigen Gesellschaft undihrem Staat, sagte er, gebe es keinerlei Kompromiß. Fürdie Arbeiterklasse gelte es. den alten Staat zu zerschlagenund die politische Macht zu erobern. Sich leidenschaftlichzum Sozialismus bekennend, rief Liebknecht den An-wesenden zu: »Bevolutionen werden nicht mit hoherobrigkeitlicher Erlaubnis gemacht; die sozialistische Ideekann nicht innerhalb' des heutigen Staats verwirklichtwerden: sie muß ihn stürzen, um ins Leben treten zukönnen. Kein Friede mit dem heutigen Staatl« 18 DieserVortrag, der einen starken Eindruck hinterließ, erschienim »Demokratlschen Wochenblatt« und kurz darauf auchals Broschüre.

Den überzeugenden Argumenten von Bebel und Lie'"knecht verschlossen sich die Arbeiter nicht. Lebhaft be-grüßten sie den Vorschlag des VDAV, schon bald einenKongreß einzuberufen, auf dem der Verband in eine de-mokratisch-sozialistische Partei umgewandelt werdensollte. Bebel erläuterte eingehend die Zielsetzung, die derVorstand des Verbandes mit diesem Vorschlag verfolgte,und erklärte, daß keineswegs die Absicht bestände, alledie außerhalb des. VDAV stehenden und der Parteigrün-dung zugeneigten Freunde von der Teilnahme an diesemKonqreß : auszuschließen .. Bebel verkündete den Be-schluß, »außer den an unserer Organisation Beteiligtenauch alle diejenigen einzuladen, welche sozial und poli-tisch mit uns auf demselben Boden stehen- 19; Das war

eindeutig. Der Charakter der künftigen Partei zeichnetesiel'! in dieser Erklärung bereits deutlich ab. Nicht um eineArbeitersekte ging es Bebel und Liebknecht, sondern Umdie revolutlonäre Arbeitereinheit, um die Gründung einerPartei der proletarischen Massen aut dem Boden der IAA ..

Im Juni des gleichen Jahres unternahm Bebet eineAgitationsreise durchs Thüringer Land. Sie wurde .zueinem der Höhepunkte seines Wirkens am Vorabend derParteigründung. Zehn Tage war er unterwegs. Er sprachin Gera, Ronneburg, Neustadt (Orla), Pößneck, Jena,Apolda, Weimar, Gotha, Eisenach und Erfurt - auch vorMitgliedern des ADAV - über brennende Arbeiterfragen.In seinen Vorträgen erläuterte Bebel die revolutionärenPrinzipien, auf denen das Nürnberger Programm beruhte.Er wies nach, daß die Arbeiterbewegung keine zufälligeErscheinung,so~dern Ausdruck der gesetzmäßigen Ent-wicklung des Kapitalismus ist. Völlig im Einklang mit demproletarischen Befreiungskampf stände deshalb die For-derung, die gesellschaftlichen Verhältnisse grundlegendzu ändern. Sollte die kapitalistische Ausbeutung desLohnarbeiters beseitigt werden, dann gelte es, die be-steheride Produktionsweise zu überwinden und als Vor-aussetzung der sozialen Emanzipation die politische Frei-heit zu erringen. Scharf wies Bebel die Illusionen klein-bürgerlicher Reformer zurück, die glauben machen woll-ten', mit sozialem Flickwerk das Arbeiterelend beheben zukönnen. Bebel führte aus, unter den gegenwärtigen Ver-

, hättnissen wäre es vollständig töricht, anzunehmen, »daßeine radikale Durchführung der Volksforderung, daß eineradikale Änderung der Staatsverfassung möglich sei. Dieskann nur möglich sein, wenn der Volkswille der einzigentscheidende, der einzig maßgebende ist. Das Volk mußnicht allein den Willen haben, es muß auch die Machthaben, den Willen ourchzuführen.w" Diese Worte zeug-ten von einer klaren revolutionären Haltung, die den Ar-beitern gefiel. Offen bekannte sich Bebel zu einer republi-kanisch-demokratischen Staatsform, in der nicht derGeldsack und Adelstitel, sondern das Volk entschied.

Der ADAV blieb vom allgemeinen Aufschwung derBewegung für die Konstituierung einer selbständigen,revolutionären Arbeiterpartei nicht unberührt. Das hatte

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Lassalles Nachfolger, Johann Baptist von Schweitzer, zuspüren bekommen. Auf der Generalversammlung" inElberfeld-Barmen im März 1869 konnte er nicht verhin-dern, daß Bebel und Liebknecht -seln Paktieren mit Bis-marck vor den Delegierten aufdeckten. Wortlos hatte erdie Anklage über sich ergehen lassen müssen. Schweit-zers Autorität war ins Wanken geraten. Die Generalver-sammlung hatte .die diktatorischen Vollmachten des Prä-sidenten kräftig beschnitten. Diesen Beschluß versuchteer zu unterlaufen; Schweitzer vereinigte im Juni 1869 denADAV mit einer Splittergruppe strenggläubiger Lassallea-ner und setzte das alte Vereinsstatut von 1863 wieder inKraft. Mit diesem »Staatsstreich« war die Geduld zahl-reicher Mitglieder endgültig erschöpft. Die revolutionäreproletarische Opposition zog daraus die Konsequenz undbegann zu handeln.

Deren namhafte Vertreter, Wilhelm Bracke, Samuel. Spier und Theodor Yorck, ersuchten Bebel und Lieb-knecht um eine Aussprache. Diese denkwürdige Zusam-menkunft fand am 22. Juni.1869 in Magdeburg statt. DieVertreter der beiden Richtungen der deutschen Arbeiter-beWegung einigten sich, die revolutionäre Einheit derArbeiterklasse herzustellen und gemeinsam die Partei zugründen. Sie legten auch die Marschroute fest, »in kür-zester Zeit einen allgemeinen Kongreß der gesamtensozialdemokratischen Arbeiter Deutschlands zu berufen,auf welchem 'der Grund einer wirklich demokratischenOrganisation der Partei, im Anschluß an die internatio-nale Bewegung, gelegt werden kann«21. Mit diesem Auf-ruf wandte sich die proletarische Opposition an die Mit-glieder des ADAV., Schweitzer den Rücken zu kehren undder Zwietracht in der Arbeiterbewegung ein Ende zusetzen. Auf Antrag Bebeis stimmte der Vorstand desVDAY der Magdeburger Vereinbarung zu. .

Das brachte den Stein ins Rollen. Noch einmal flamm-ten die gegensätzlichen Meinungen über die Gründungeiner einheitlichen revolutionären Arbeiterpartei in denverschiedenen Arbeitervereinigungen auf. Die Mehrheitder Mitglieder des VDAV, rund 1 000 Mitglieder des ADAVsowie die politisch fortgeschrittensten Gewerkschaftersetzten sich gegen rückständige Ansichten durch und

beschlossen, am Gründunqskonqreß der Partei teilzuneh-men. Zustimmende Erklärungen trafen aus Berlin, Genf,Leipzig, Nürnberg, Solingen und vielen anderen Ortenein. Der Weg nach Eisenach war nunmehr frei. Auf einerFunktionärberatung am 6. Juli 1869, in der Bebei, Lieb-knecht und Bracke gemeinsam auftraten, wurden die

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Tagesordnung, der Zeitpunkt sowie der Tagungsort dessozialdemokratischen Arbeiterkongresses vereinbart.

Zu großartigen Ergebnis.sen hatte die ideologische Ar- .beit des vergangenen Jahres geführt. In den ökono-mischen Kämpfen und politischen Auseinandersetzungenwar die Arbeiterklasse gereift. Deren fortgeschrittensteKräfte hatten sich unter dem Einfluß von Bebel und Lieb-knecht der Internationalen Arbeiterassoziation zuge-wandt. Die Autorität von Marx und Engels war gewach-sen. Der von der IAA eingeschlagene Kurs Zur Herausbil-dung revolutionärer Arbeiterparteien, durchgesetzt vonBebel und Liebknecht, trug erste Früchte.

Der Kongreß tagt in Eisenach

Am 7. August' 1869 begann der Kongreß mit einer Vor-versammlung seine Verhandlungen. Dieser Tag standallerdings unter keinem guten Vorzeichen. Etwa 100 Las-salleaner unter Führung von Carl Wilhelm Tölcke warennach Eisenach gekommen, um den Kongreß zu sprengenund die Gründung der Partei zu vereiteln. Doch Bebei,Liebknecht und andere Delegierte waren darauf vor-bereitet, denn Schweitzer hatte zuvor gedroht, einenSkandal vom Zaune brechen zu wollen. EntsprechendeVorkehrungen waren also getroffen. ))Am besten lst's«.hatte Bebel von Geib erfahren, »wir wählen am Sonn-abend, abends (7. Aug.), nach Köpfen das Büro, bestim-men, daß das Programm zuerst beraten wird, u[nd) folgtdann Krakeel, nun so muß der Gewalt Rücksichtslosigkeitentgegengesetzt werden. Ich zweifele nicht, daß wir in derMajorität sind, nur bitte ich Sie, darauf hinzuwirken, daß.recht viele Sachsen und Thüringer Parteifreunde nachEisenach reisen.«22 So geschah es dann auch; dieFreunde um Bebei, Liebknecht und Bracke waren ge-rüstet.

Die Lassalleaner, sich auf fragwürdige Mandate be-rufend, begehrten Einlaß in die Vorversammlung, die imSaal des Gasthauses »ZumGoldenen Löwen« stattfand.Als Geib, zum Versammlungsleiter bestimmt, die Debatteüber eine Geschäftsordnung eröffnete, begannen sie zu

randalieren. Da sich aber weder Bebel noch Bracke vonden Störenfrieden beirren ließen, drängten die Böswillig-sten mit dem Vorsatz nach vorn, den Vorstandstischumzuwerfen. Es wurde fast unmöglich, sich Gehör zuverschaffen. und Geib mußte die Konstituierung wieder-holt für einige Zeit unterbrechen. Die Lassalleaner steck-ten nicht auf. Was sie an politischem Boden verloren,versuchten sie, durch streitsüchtigen Lärm wettzuma-chen. Sie scheiterten schließlich an der Besonnenheit derüberwiegenden Mehrheit der Delegierten. Geib wurdezum Vorsitzenden des Kongresses gewählt. Wegen desTumults schloß er die Versammlung und berief für denVormittag des nächsten Tages eine erneute Zusammen-kunft im Gasthof »Zurn Mohren« ein. Daran sollten jedochnur jene. teilnehmen, denen zuvor eine gelbe De-legiertenkarte ausgehändigt worden war. Das war dasschmähliche Ende der lassalleanischen Provokation. IhreUrheber, als Spalter der ~rbeiterbewegung entlarvt undmoralisch geschlagen, räumten unter Gejohle das Ver-sammlungslokal.

Am nächsten Taq' begann der Kongreß - den Las-salleanern blieb der Zugang versperrt - mit seiner eigent-lichen Arbeit. Beraten wurde über die Organisation derPartei, das Parteiprogramm, das Verhältnis zur Internatio-nalen Arbeiterassoziation, das Organ der Partei und dieVereinigung der Gewerksgenossenschaften. Die beidenerstgenannten Tagesordnungspunkte bildeten den Haupt-gegenstand der Debatte. Als Referent zum Programmund Statut nahm Bebel das Wort. Er sagte: » ... es ist,wenn wir heute eine neue Organisation gründen wollen,auch zugleich notwendig, daß wir uns klar und bestimmtüber die Richtung, in welcher die Partei geleitet werdensoll, daß wir uns klar und bestimmt über die Zielpunkteaussprechen, die die Partei verfolgen soll und muß.«23 DieDelegierten, fuhr er fort, werden gewiß zustimmen, daßdie Partei ein Programm braucht, welches unseren so-zialistischen Vorstellungen entspricht und verhindert, daßparteifremde Elemente in sie eindringen. Die ent-scheidende Vorarbeit zur Programmdiskussion hatteBebel schon geleistet. Den Entwurf des Programms undder Statuten, der bereits vor dem Kongreß veröffentlicht

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Gasthof »Zum Mohren« in Eisenach

vvorden war, hatte er verfaßt. Liebknecht, Bracke, Geib'und andere waren dabei von ihm zu Rate gezogen wor-:den. Mit geringfügigen Änderungen wurde die Vorlagejvom Kongreß angenommen. j. DasProgramm lehnte sich, ebenso wie die in Nürnbergi:

beschlossenen Grundsätze, eng an die von Marx verfaß-·'ten Statuten der Internationalen Arbeiterassoziation an. In!;seinem politischen Hauptteil lautete es: »Der Kampf für1die Befreiung der arbeitenden Klassen ist nicht ein Kampf.'ifür Klassenprivilegien und Vorrechte, sondern für gleiche'lRechte und gleiche Pflichten und für die Abschaffung aller]Klassenherrschaft.e " Als Ursache kapitalistischer Lohn-'!

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sklaverei wurde im Programm das Privateigentum andenljProduktionsmitteln bezeichnet; folgerichtig forderte es{deshalb, die auf dieser Eigentumsform beruhende pro-"llduktionsweise zu beseitigen. Wörtlich hieß es dazu: »Die]ökonomische Abhängigkeit des Arbeiters von dem Ka".+;\pitalisten bildet die Grundlage der Knechtschaft in jederI~Form, und es erstrebt deshalb die sozialdemokratische.~Partei unter Abschaffung der jetzigen Produktionsweise"(Lohnsystem) durch genossenschaftliche Arbeit den vol:Yllen Arbeitsertrag für jeden Arbeiter.«25Ihrem Sinngehalt1j

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Ir,'.:,,

Delegierte des Kongressesder Internationalen Arbeiterassoziation

in Basel 1869

nach stimmten diese beiden Punkte mit der marxistischenErkenntnis von der historischen Mission der Arbeiter-klasse überein. Sie umschrieben das grundlegende Klas-senziel des Proletariats, den Kapitalismus zu stürzen unddie sozialistische Gesellschaft zu errichten.

Im Programm wurde auf die Einheit von Politik undÖkonomie hingewiesen. Diese Erkenntnis war wie folgtformuliert: »Die politische Freiheit ist die unentbehr-lichste Vorbedingung zur ökonomischen Befreiung derarbeitenden Klassen. Die soziale Frage ist mithin untrenn-bar von der politischen, ihre Lösung durch diese bedingtund nur möglich im demokratischen Staat.«26

Das Programm übernahm auch den Grundsatz, der vonMarx in der Inauguraladresse der Internationalen Arbei- .terassoziation formuliert worden war, um die Notwendig-keit der Partei der Arbeiterklasse zu begründen. »EinElement des Erfolges besitzt sie«, hatte er geschrieben,»die Zahl. Aber Zahlen fallen nur in die Waagschale, wennKombination sie vereint und Kenntnis sie leitet.«?" Vondiesem Prinzip ging das Programm aus, wenn es wört-lich ausführte: »ln Erwägung, daß die politische undökonomische Befreiung der Arbeiterklasse nur möglichist, wenn diese gemeinsam und einheitlich den Kampfführt, gibt sich die Sozialdemokratische Arbeiterparteieine einheitliche Organisation, welche es aber auchjedem einzelnen ermöglicht, seinen Einfluß für das Wohlder Gesamtheit geltend zu machen.«28

Nachdrücklich bekannte sich die Partei zum proleta-rischen Internationalismus, wie er von Marx und Engelsals' Grundprinzip der Ideologie und Politik der Arbeiter-klasse und ihrer revolutionären Partei begründet wordenwar. Schon 21 Jahre früher hatten sie im »Manlfest derKommunistischen Partei« den Schlachtruf verkündet:»Proletarier aller Länder, vereinigt euch!« Darunter ver-standen sie die weltumspannende Aktionsgemeinschaftdes Proletariats im Kampf um seine Befreiung. Der pro-letarische Internationalismus fußt auf den überall unterdem Kapitalismus gleichen Lebens- und Kampfbedingun-gen, der Gemeinsamkeit der Interessen und Ziele desProletariats. Die Delegierten des Eisenacher Kongressesbekannten sich zu dem internationalistischen Prinzip und

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überna~men. fast wortgetreu den programmatischenAbschnitt, wie er schon auf dem Nürnberger Vereinstagang~nommen worden war. Die neue Fassung lautete: »lnErwagun.g, daß die Befreiung der Arbeit weder eine lokalenoch ~atlon~le, sondern eine soziale Aufgabe ist, welchealle Lander, In denen es moderne Gesellschaft gibt, um-

faßt, betrachtet sich die Sozialdemokratische Arbeiter-partei, soweit es die Vereinsgesetze gestatten, als Zweigder Internationalen Arbeiterassoziation, sich deren Be-strebungen anschlleßend.e'"

In diesen Abschnitt war bewußt der Zusatz eingefügtworden, in dem auf die sich aus den vereinsgesetzlichenBestimmungen in den einzelnen deutschen 'Staaten er-gebenden Schwierigkeiten hingewiesen wurde. Sie ver-wehrten es der Partei als Ganzes, sich direkt der Inter-nationale anzuschließen. Aber Marx hatte schon, gestütztauf die Erfahrungen der französischen proletarischen In-ternationalisten, einen Ausweg gefunden. Bebel zeigteihn in seinem Referat über die Programmfrage auf. Ersagte: »lch habe einen Brief vom Generalrat der Inter-nationalen in der Tasche, woraus hervorgeht, daß dieArbeiter in Frankreich es so gemacht haben, daß jedeeinzelne Person ihre Mitgliedskarte als direktes Mitgliedvom Generalrat der Internationalen Arbeiterassoziationentnahrn.e'"

In der Debatte ergänzte Bebel dann noch einmal unterBerufung auf Marx den intemationalistischen Gedankenvom Standpunkt nationaler proletarischer Verantwortung.Er erklärte: »Unter allen Umständen muß zunächstdie sozialdemokratische Partei in Deutschland sich selbstkonstituieren, da neben den internationalen auch dienationalen Organisationen unentbehrlich sind; und jeneohne diese nur ein Schatten wären.e " Entsprechendseinem Vorschlag beschlossen die Kongreßde/egierten,allen Parteimitgliedern zu empfehlen, einzeln der IAAbeizutreten.

Der Kongreß ließ auch keinen Zweifel "Zu;daß sich diePartei gegen den junkerlich-großbourgeoisen Militärstaatwenden und ihn entschieden bekämpfen wird. Damitwies.er über das auf dem Nürnberger Vereinstag des VDAVangenommene Programm hinaus. Um deutlich zu ma-chen, wie ernst es der Partei damit war, stand am Anfangdes Programms der Satz: »DieSozialdernokratische Ar-beiterpartei erstrebt die Errichtung des freien Volks-staats.s'" Mit dieser Umschreibung war die bürgerlich-demokratische Republik gemeint, die es in Deutschlanderst zu erringen galt. Vom wissenschaftlichen Standpunkt

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aus gesehen war die Bezeichnung »Volksstaat« unzuläng-lich und konnte im klelnbürqerllch-demckratlschen Sinneausgelegt werden. Sie widerspiegelte auch eine gewisseUnsicherheit im Verständnis der marxistischen Revolu-tionstheorie und der Staatsfrage. Die demokratische Re-publik wurde von den Delegierten nicht als unerläßlichesEtappenziel auf dem Wege zum Sozialismus verstanden,von dem aus die Arbeiterklasse unter günstigsten Be-dingungen den Kampf um die Diktatur des Proletariatsaufnehmen kann, sondern bereits als die Staatsform dersozialistischen Gesellschaft selbst. Das war ein Irrtum,und Marx und Engels gestanden der Losung vom »Volks-staat« lediglich eine gewisse agitatorische Berechtigungzu.

Der dritte Hauptabschnitt des Programms enthielt For-derungen allgemeindemokratischen Inhalts. Sie warenfür den politischen Tageskampf der Arbeiterklasse be-stimmt und dienten zur Agitation unter den Massen. AmEnde der Programmdiskussion entschieden sich die De-legierten schließlich dafür, noch den Satz über die »Staat-liche Förderung des Genossenschaftswesens und Staats-kredit für freie Produktivgenossenschaften unter de-mokratischen Garantien«33 in das Programm einzufügen.Im ursprünglichen Entwurf von Bebel war dieser Punktnicht enthalten. Er kam erst auf Antrag eines Delegierten

• zur Sprache und zeugte davon, daß Lassalles Ideen nochnicht vollständig überwunden waren. Im Abschnitt überdie Minimalforderungen der Partei wurden andererseitsauch gewisse kleinbürgerlich-demokratische Tendenzensichtbar. Diese Unzulänglichkeiten fielen aber kaum insGewicht. Sie änderten nichts am revolutionären Gesamt-charakter des Eisenacher Programms. Bestimmend wa-ren die in ihm enthaltenen marxistischen Grundsätze derInternationalen Arbeiterassoziation.

Große Aufmerksamkeit widmete der Kongreß qemParteistatut. Die bisherige Organisationsstruktur desVDAV als Dachverband von relativ 'lose miteinander ver-bundenen Arbenervereinen konnte nicht die für eine re-volutionäre Partei der Arbeiterklasse erforderliche Ein-:heitlichkeit und Aktionsfähigkeit gewährleisten. Schon

. gar nicht waren die Organisationsprinzipien des ADAV,

Erste Seite des Proqramms der SozialdemokratischenArbeiterpartei

(Eisenacher P~ogramm)

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die dem Präsidenten weitgehende diktatorische Voll-machten einräumten und mit dem Personenkult um Las-salle verbunden waren, dafür geeignet. Als Prinzipien fürden organisatorischen Aufbau einer revolutionären Ar-beiterpartei kamen allein jene des Bundes der Kommuni-sten und der Internationalen Arbeiterassoziation in Be-tracht. Marx und Engels hatten als Organisationsprinzip"den demokratischen Zentralismus entwickelt, der auf derGrundlage der innerorganisatorischen Demokratie undder Kollektivität der Leitung die Mitgliedschaft zu ideolo-gischer, politischer und organisatorischer Einheit imHandeln fest zusam.menschließt. Bebel ließ sich vondiesem Prinzip leiten, als er den Entwurf eines Parteista-tuts entwarf. In seiner Begründung vor den Kongreß-delegierten sagte er: »Die heutige Vorlage, glaube ich,entspricht den Anforderungen, welche man an eine guteOrganisation stellen kann. Sie verhindert den Mißbrauchder Gewalt in der Hand einer einzelnen Person und er-möglicht zugleich einheitliches Handeln.«34

Zum höchsten Organ der Partei bestimmte das Statutden alljährlich einzuberufenden Parteikongreß. Auf ihmsollten alle Fragen, die die Partei berührten, beraten undentschieden werden. Seine Beschlüsse waren für alleMitglieder verbindlich. Zwischen den Kongressen wurdedie oberste Leitung der Partei einem fü'nfköpfigen Aus-schuß übertragen. Er war dem Kongreß verantwortlichund wurde jeweils in der Stadt, die der Kongreß zumVorort bestimmte, von den ortsansässigen Parteimitglie-dern und aus deren Mitte gewählt. Unter den damaligenVerhältnissen waren somit die besten Voraussetzungengegeben, die Kollektivität der Parteileitung zu sichern. Umdie Geschäftsführung des Parteiausschusses zu über-prüfen, wurde an einem anderen Ort eine Kontroll-kommission gebildet. So wie das Programm entsprachauch das Statut den Anforderungen an eine revolutionärePartei der Arbeiterklasse.

Zum Vorort und damit zum Sitz des Partetausschusseswurde von den Delegierten des Eisenacher KongressesBraunschweig/Wolfenbüttel gewählt. Die Leitung über- .nahmen erfahrene Arbeiterführer, mit Wilhelm Bracke anderen Spitze. Auf Beschluß des Kongresses wurde das

»Demokratische Wochenbtett« in Parteieigentum über-nommen und zum offiziellen Organ der Partei erklärt; eserschien künftig unter dem neuen Titel »Der Volkssteat«.Bebel und Liebknecht gewannen mit dem zentralen Par-teiorgan entscheidenden Einfluß auf die politische undideologische Entwicklung der Partei. In einem anderenBeschluß, der die Haltung zu den Gewerkschaften fest-·legte, wurde den Parteimitgliedern die Aufgabe gestellt,sich auch. weiterhin für die Gründung InternationalerGewerksgenossenschaften und für die Einheit derGewerkschaftsbewegung einzusetzen. Als schließlich dieTeilnahme der Partei am Kongreß der InternationalenArbeiterassoziation in Basel zur Debatte stand, übertru-gen die Delegierten einstimmig Liebknecht das Mandat ..Damit wurde dem alten Kampfgefährten von Marx undEngels der ehrenvolle Auftrag zuteil, die deutsche Arbei-terpartei auf dem Forum des internationalen Proletariatszu vertreten.

Der Eisenacher Kongreß näherte sich seinem Ende. Am .9. August 1869 erklärte der Vorsitzende August Geib »aufGrund des Programms und der Statuten die So-zialdemokratische Arbeiterpartei für konstltulerte ". Damitwar das große Werk vollbracht, das zu schaffen die deut-sche Arbeiterbewegung ihre besten Vertreter nachEisenach entsandt hatte. Die Delegierten stimmten zumAbschluß der Verhandlungen in ein dreifaches Hoch aufdie internationale Arbeiterbewegung ein. Das war einerhebender Ausklanq. Umgehend teilte Liebknecht ineinem Telegramm an Marx die frohe Kunde mit, daß dasProletariat in Deutschland soeben eine revolutionärePartei gegründet hat.

Das Fundamenteiner Massenpartei ist gelegt

Der Kongreß fand starken Widerhall in der organisiertenArbeiterschaft. Bereits während der Tagung waren ihmzahlreiche Telegramme zugegangen. Wierier Arbeiterforderten: ))Bewerkstelligt ohne Rücksicht auf Personen.die Einigkeit der Partei! «36Die Parteimitglieder aus Rons-·

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dorf schrieben: »Kein Lassalleaniarnus. sondern Freiheit,Gleichheit, Brüderlichkeit! «37 Das waren ermutigendeBekenntnisse, die Ursachen der Zwietracht in der deut-schen Arbeiterbewegung zu beseitigen. Nicht minderkraftvoll brachten fortgeschrittene Arbeiter ihre Ver-bundenheit mit der Internationalen Arbeiterassoziationzum Ausdruck. Die Wiesbadener Sozialdemokraten be-grüßten. den Kongreß mit dem Kampfruf: »Proletarteraller Länder, vereinigt euch!«38 Belgisehe Sozialisten ent-boten den Kongreßdelegierten mit einem Brudergrußbeste Wünsche zur internationalistischen Kampfgernein-schaft. Am letzten Kongreßtag telegrafierte der Gewerk-schaftsbevollmächtigte in Crimmitschau schon ungedul-dig: lIWie weit sind die Verhandlungen gediehen? BaldSchluß? Auf welcher Seite gesiegt?(39 Im Namen derDelegierten antwortete Bebei: »Sei getrosten' Mutes! Vor-wärts sei die Losung, es lebe die Vereinigung aller So-zialdemokratenl e"? Diese Telegramme zeigten, wie auf-merksam die bewußtesten Arbeiter den Verhandlungen

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folgten und wie sehr sich die Delegierten eins fühlten mitden Hoffnungen des organisierten Proletariats um diePartei. Sie manifestierten, welch tiefe Wurzeln der Partei-gedanke in der deutschen Arbeiterklasse schön geschla-gen hatte.

Marx .und Engels hatten aus ihsern Londoner Exil leb-haften Anteil am Verlauf des Eisenacher Kongresses ge-nommen. Sie waren gut unterrichtet und hatten auch vonder Drohung der Lassalleaner erfahren, »auf dem Kon-greß durch Prügelgewalt den Sieg zu erzwingen«'". Dar~aus war nichts geworden; Bebel und Liebknecht, Brackeund Geib hatten das Heft des Handeins fest in den Händengehalten. Die Erwartungen, eine revolutionäre Partei zuschaffen, waren erfüllt worden. Noch am Vorabend desnach Basel einberufenen Kongresses der IM erhieltenMarx und Engels die Nachricht von der Gründung derSozialdemokratischen Arbeiterpartei. In seinem Bericht,den Marx im Auftrage des Generalrats verfaßte, gab erder internationalen Arbeiterbewegung offiziell bekannt,welch großen Erfolg das deutsche Proletariat errungenhatte. Er schrieb, daß auf dem neulichen Kongreß zuEisenach eine Partei gestiftet worden sei, und zwar miteinem Programm, »dern die leitenden Prinzipien unsererStatuten wörtlich einverleibt sind«42. Aus diesen Wortensprach hohe Anerkennung, hatte doch die deutsche Ar-belterklasse als erste die von der IAA gestellte geschicht-liche Aufgabe erfüllt und sich auf dem Boden der Inter-nationalen Arbeiterassoziation zur Partei zusammen-geschlossen. Marx und Engels nannten die Eisenacherfortan unsere Partei43. .

Die marxistische Tradition deutscher Parteigeschichte,die der Bund der Kommunisten begründet hatte, lebte inder Sozialdemokratischen Arbeiterpartei fort. Sie war dierechtmäßige Erbin des Besten, was die Arbeiterklassehervorgebracht hatte. Die Eisenacher Partei verkörperteschon eine höhere Entwicklungsstufe der Vereinigungvon wissenschaftlichem Kommunismus und Arbeiter-bewegung. Der Bund der Kommunisten hatte sich vor-wiegend aus proletarisierten Handwerksgesellen zusam-mengesetzt und erst wenige hundert Revolutionäre inseinen Reihen gezählt. Lenin sprach später von ihm voller