Das 9. Schuljahr – Vier Bausteine zur Unterrichtsgestaltung · PDF fileMathematik und Deutsch (Lernatelier) 4. B a u s t e i n 2 : ... Thun und dem Bildungszentrum Interlaken

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  • Das 9. Schuljahr

    Vier Bausteine zur Unterrichtsgestaltung

    Erziehungsdirektion des Kantons Bern

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    1. Vorwort des 3Erziehungsdirektors

    2. Einleitung 4

    3. Baustein 1: 6Mathematik und Deutsch (Lernatelier)

    4. Baustein 2: 8MINT-Fcher und Fremdsprachen (Wahlfachunterricht)

    5. Baustein 3: 10Projekte

    6. Baustein 4: 12Einblick in die Berufswelt

    7. Anhang 1: 14Planungshilfen

    8. Anhang 2: 167 Schritte zur Flexibilisierung des 9. Schuljahres

    9. Anhang 3: 17Rechtliche Grundlagen

    10. Begleitmaterialien 18

    11. Impressum 19

    Inhalt

  • 1. Vorwort des Erziehungsdirektors

    Als Erziehungsdirektor bin ich immer wieder kon-frontiert mit der Klage der Lehrbetriebe, die Schle-rinnen und Schler brchten nicht mehr den ntigen Rucksack mit fr die Lehre. Umgekehrt klagen Jugendliche und Lehrpersonen, das 9. Schuljahr sei fr viele ein Hnge-Jahr und es werde nicht mehr richtig gearbeitet Krzlich bei einem Schulbesuch in einer 9. Klasse habe ich Schlerinnen und Schler angetroffen, die einzeln oder in Gruppen an verschiedenen Projekten selbststndig gearbeitet haben. Keine Mustersch-ler, ganz gewhnliche Jugendliche. Engagiert, aber locker, vertieft in ihre Ttigkeiten.Im Klassenzimmer fehlten die Bankreihen, dafr hatte es Lerninseln und Computerarbeitspltze. Einige Schlerinnen und Schler haben im Gang gearbeitet. Andere haben ausserhalb der Schule Erkundigungen gemacht oder waren gerade an einem Schnuppereinsatz bei ihrem knftigen Lehr-betrieb.Ich habe hnliche Eindrcke und Bilder von anderen Schulbesuchen an Oberstufenschulen erhalten. Ganz offensichtlich finden viele Schulen einen Weg, das 9. Schuljahr spannend und attraktiv fr die Schlerinnen und Schler zu gestalten und sie gleichzeitig gut auf den Einstieg in die Berufslehre oder die Mittelschule vorzubereiten.

    Diese Lehrpersonen haben sich dann mir gegenber jeweils auch etwas stolz und immer zufrieden ber das Erreichte gezeigt. Sie waren aber auch immer leicht verunsichert: Drfen wir das berhaupt? Was meint die Erziehungsdirektion dazu?

    Meine Meinung als Erziehungsdirektor ist ganz klar:Sie drfen! Mit Ihrem pdagogischen Geschick und Ihrer Erfahrung wissen Sie am besten, wie Sie die Jugendlichen packen knnen. Auch der Lehrplan lsst einen grossen Spielraum offen. Nutzen Sie die-sen Spielraum! Und wenn Sie darber hinausgehen wollen, besprechen Sie das mit der Schulinspektorin oder mit dem Schulinspektor. Sie werden Sie bera-ten, untersttzen, wohlwollend begleiten.Ich freue mich darber, wenn Schulen eigene, span-nende Wege gehen. Der Ball liegt jetzt bei Ihnen. Um Ideen und Anstsse zu liefern, haben wir in dieser Broschre einige Mglichkeiten zusammengetragen und weisen auf Schulen hin, die so arbeiten. Als Ideenlieferanten. Als Inspirationsquelle. Um Mut zu machen, mit den Schlerinnen und Schlern gemein-sam den eigenen Weg zu suchen.Ich wnsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und viele spannende Momente mit Ihren Schlerinnen und Schlern.

    Bernhard Pulver, Erziehungsdirektor

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    Vorwort des ErziehungsdirektorsEinleitung

    2. Einleitung

    2.1. Das 9. Schuljahr

    Sandra besucht die 9. Klasse. Sie ist mitten im Bewerbungs- und Entscheidungsprozess. Erhalte ich meine Wunschlehrstelle bei der Post? Soll ich bei der SBB als Netzelektrikerin zusagen oder doch besser als Kauffrau beim Notar?Yves hat bereits den Lehrvertrag fr Mechatroniker in der Tasche Uff! Geschafft! Nie mehr Franz-sisch! Nie mehr Singen! Jetzt erst mal feiern und dann wird bis Ende Neunte mal krzer getreten.So wie Yves das sieht, stellen wir uns das 9. Schul-jahr nicht ganz vor. Feiern nach dem Abschluss des Lehrvertrages, ja! Whrend der restlichen Schulzeit nichts mehr tun, nein! Das letzte Schuljahr hat viel mehr zu bieten als das: Die Mglichkeit, sich das anzueignen, was einem ganz persnlich fr den wei-teren Weg dient, sich auf den Einstieg in die Berufs-schule und die Lehre vorzubereiten, die Mglichkeit, in einer individuellen Arbeit ein spannendes Thema zu vertiefen, als Klasse ein spannendes Projekt durchzufhren Vieles ist mglich! Verschiedene Schulen haben hier gute Lsungen entwickelt:

    k In Orpund sind die Schlerinnen und Schler an einem festen Wochentag whrend maximal 12 Wochen in einem Arbeits- oder Sozialeinsatz und fhren ein Journal ber ihre Erfahrungen.

    k In Uetendorf stellen die Schlerinnen und Sch-ler ihre Abschlussarbeiten ffentlich aus und prsentieren sie. Da wird bis zuletzt gefeilt, gearbeitet, gebt.

    k In Bolligen haben die Schlerinnen und Schler eine Firma gegrndet und Pralinen produziert. Jede und jeder hatte seine Aufgabe: in der Pro-duktion, im Marketing, im Verkauf, im Rech-nungswesen.

    Diese Schulen gehen damit produktiv mit ihrer Aus-gangslage in der Schule, den Voraussetzungen der Jugendlichen und den Anforderungen der Lehrbe-triebe um.

    Anspruchsvoller AufgabenmixDie Lehrpersonen der Sekundarstufe I sehen sich mit spannenden, anspruchsvollen, teils widersprch-lichen, teils divergierenden Aufgaben konfrontiert: Sie mssen nach Lehrplan den Schlerinnen und Schlern eine umfassende Allgemeinbildung vermit-teln, begleiten die Jugendlichen auf ihrem Weg vom Kind in die Erwachsenenwelt und helfen mit, dass die Schlerinnen und Schler eine passende Ausbil-dung auf der Sekundarstufe II finden. Sie bereiten die Schlerinnen und Schler auf den bergang in die Sekundarstufe II vor.

    Entwicklungsphase der JugendlichenDie Schlerinnen und Schler befinden sich in einer anspruchsvollen Umbruchphase: Ablsung von den Eltern, Hinwendung zur Peergroup, zum anderen Geschlecht, Orientierung hin zur Erwachsenenwelt. Sie sind zudem in einem krperlichen und hormonel-len Umbruch. In dieser Phase mssen sie ihren Platz suchen, ber ihre berufliche Zukunft entscheiden und oft Dinge lernen, die sie zum Teil im Moment weder besonders betreffen noch wirklich interessieren.

    Ansprche der Sekundarstufe IIDie Ausbildungsbetriebe erwarten motivierte, enga-gierte Jugendliche. Diese sollen in den von ihrem Berufsfeld geforderten Schwerpunkten ber die nti-gen Kompetenzen verfgen und das anspruchsvolle Pensum in der Berufsschule bewltigen knnen.

  • 2.2. Ziele der Erziehungsdirektion

    Mit der Flexibilisierung des 9. Schuljahres verfolgt die Erziehungsdirektion hauptschlich zwei Ziele:

    1. Die Schlerinnen und Schler knnen sich in den geforderten Kompetenzen und Schwer-punkten gezielt auf den Einstieg in die Ausbil-dung auf der Sekundarstufe II vorbereiten.

    2. Die Motivation fr das Lernen bleibt fr die Schlerinnen und Schler im 9. Schuljahr hoch, auch nach Abschluss eines Lehrvertrags.

    Als Grundlagen fr die individuelle Planung des 9. Schuljahres dienen die Vereinbarungen der Standortbestimmung im 8. Schuljahr (www.erz.be.ch/berufswahlvorbereitung).

    2.3. Vier Bausteine zur Unterrichtsplanung

    Die von Schulen angewandten Varianten der Unter-richtsplanung lassen sich in vier Kategorien in vier Bausteine einteilen. Je nach lokalen Gegebenhei-ten und Grsse der Schule wird in der Praxis mit einem einzelnen Baustein gearbeitet, oder es werden mehrere Bausteine verwendet.

    Baustein 1: Mathematik und Deutsch (Lernatelier)Baustein 2: MINT*-Fcher und Fremdsprachen

    (Wahlfachunterricht)Baustein 3: ProjekteBaustein 4: Einblicke in die Berufswelt

    * Die Fcher und Fachbereiche Mathematik, Informatik, Naturwissen-schaft und Technik bilden den sogenannten MINT-Bereich und haben vor allem in technischen Berufen ein hohes Gewicht. Sprachen spielen vor allem in Dienstleistungsberufen, im Detailhandel, im Gastgewerbe sowie in der Pflege eine wichtige Rolle.

    In den folgenden Abschnitten werden einzelne Mglichkeiten vorgestellt.Ideen von anderen Schulen finden sich auf www.erz.be.ch/schuljahr9

    Die weiteren Begleitmaterialien zur Broschre sollen die Schulen bei der Planung des 9. Schuljahres untersttzen.

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    3. Baustein 1: Mathematik und Deutsch (Lernatelier)

    Die Schlerinnen und Schler vertiefen, ben, wiederholen diejenigen Inhalte, die in ihrer knfti-gen Laufbahn besonders gefordert sind, vor allem in Mathematik und Deutsch. Als Grundlage dient die Vereinbarung aus dem Standortgesprch 8.

    Die individuelle Arbeit kann beispielsweise in Form von Lernateliers durchgefhrt werden.

    3.1. Mgliche Arbeitsschritte

    Die Schlerinnen und Schlerplanen die Schritte zur Umsetzung der Ziele aus der Standortbestimmung 8 und halten fest, wann und wie sie das Erreichen der Ziele berprfen.

    Sie bearbeiten ihre Schwerpunkte und legen perio-disch Rechenschaft darber ab, wo sie stehen.

    Wenn sie ihre Ziele erreicht haben, untersttzen sie z.B. andere Schlerinnen und Schler bei ihrer Arbeit, widmen sich ihrer persnlichen Abschlussar-beit oder pflegen ein persnliches Interesse (Musik-instrument, Sport, Gestalten usw.)

    Die Lehrpersonenorganisieren einen Teil des Unterrichts so, dass die Schlerinnen und Schler gengend Gelegenheit haben, individuell oder in Gruppen, selbststndig oder gefhrt ihre Schwerpunkte zu bearbeiten.

    Sie untersttzen die Schlerinnen und Schler bei der Planung der individuellen Arbeit, beim Erreichen der Ziele, bei der berprfung der Lernfortschritte und beim Setzen neuer Ziele.

    Sie fordern die Ergebnisse ein und berprfen diese.

    Baustein 1: Mathematik und Deutsch (Lernatelier)

  • 3.2. Anregungen zur Organisation des Unterrichts

    LernatelierIn der Klasse werden zum Beispiel eine Lektion Mathematik, eine Lektion Deutsch und zwei Lektio-nen individuelle Lernfrderung als Lernatelier fr die individuelle Arbeit fix im Stundenplan vorgesehen.

    FachunterrichtEine Lektion Mathematik im obligatorischen Unter-richt wird fix eingeplant fr die individuelle Arbeit in Mathematik. Analog kann in Deutsch und Franz-sisch vorgegangen werden.

    HausaufgabenEin Teil der Hausaufgabenzeit