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De-Haas-van-Alphen-Effekt Datum: 20. 12. 2004 Vortragender: Dr. Frank Morherr Inhaltsübersicht: 1 Was ist der De-Haas-van-Alphen-Effekt 1.1 Pauli-Paramagnetismus von Leitungselektronen 1.2 Landau-Diamagnetismus freier Elektronen 1.3 Magnetisierung und Suszeptibilität 2 Oszillation der magnetischen Suszeptibilität mit 1/B 2.1 Qualitative Diskussion 2.2 Rechnung am zweidimensionalen freien Elektronengas 2.3 Rechnung am dreidimensionalen Elektronengas 2.4 Analytische Rechnung 3 Anwendung des De-Haas-van-Alphen-Effekts

De-Haas-van-Alphen-EffektDe-Haas-van-Alphen-Effekt Datum: 20. 12. 2004 Vortragender: Dr. Frank Morherr Inhaltsübersicht: 1 Was ist der De-Haas-van-Alphen-Effekt 1.1 Pauli-Paramagnetismus

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  • De-Haas-van-Alphen-Effekt

    Datum: 20. 12. 2004

    Vortragender: Dr. Frank Morherr

    Inhaltsübersicht:

    1 Was ist der De-Haas-van-Alphen-Effekt 1.1 Pauli-Paramagnetismus von Leitungselektronen

    1.2 Landau-Diamagnetismus freier Elektronen

    1.3 Magnetisierung und Suszeptibilität

    2 Oszillation der magnetischen Suszeptibilität mit 1/B

    2.1 Qualitative Diskussion 2.2 Rechnung am zweidimensionalen freien Elektronengas 2.3 Rechnung am dreidimensionalen Elektronengas 2.4 Analytische Rechnung 3 Anwendung des De-Haas-van-Alphen-Effekts

  • Kapitel 1

    Der De-Haas-van-Alphen-Effekt

    1

  • Der De-Haas-van-Alphen-Effekt Was ist der De-Haas-van-Alphen-Effekt? 1.1

    1.1 Was ist der De-Haas-van-Alphen-Effekt?

    Als De-Haas-van-Alphen-Effekt bezeichnet man die periodische Variation der magnetischenSuszeptibilität χ als Funktion der inversen Magnetfeldstärke 1

    B. Dies wird in vielen Metallen

    bei hinreichend tiefen Temperaturen beobachtet. Der De-Haas-van-Alphen-Effekt beruht aufder Landau-Quantisierung der Elektronen im Magnetfeld.

    Entdeckt wurde er 1930 gemeinsam von:

    • J. W. de Haas, niederländischer Mathematiker und Physiker *1878 in Lisse (Holland),†1960 in Bilthoven. Er war Professor in Delft, Groningen und Leiden und verfaßte Arbeitenüber Molekularströme und Leitfähigkeiten von Metallen in Magnetfeldern.

    • P. M. van Alphen.

    Sie beobachteten Oszillationen in der Magnetisierung von reinen Metallen bei sehr tiefenTemperaturen, erreicht durch die Kühlung mit flüssigem Helium, bei Variation des Magnetfel-des.

    Zunächst werden wir den De-Haas-van-Alphen-Effekt am Modell freier Elektronen im Ma-gnetfeld mit diamagnetischer Koplung diskutieren und plausibel machen. Seine Anwendunghat er allerdings in Systemen mit realistischer Gitterstruktur und daher realistischeren Fermi-flächen.

    1.1 Pauli-Paramagnetismus von Leitungselektronen

    • Curie-Paramagnetismus: Geht aus von lokalisierten magnetischen Momenten, dievon Rumpfelektronen in den nicht vollständig gefüllten Atomen oder Ionen des Festkörpersgebildet werden. Die Magnetischen Momente sind dann unbeweglich.

    • Pauli-Paramagnetismus: Grenzfall delokalisierter, durch den ganzen Kristall beweg-licher magnetischer Momente. Die gut beweglichen Leitungselektronen in Metallen besitzeneinen Spin und damit ein magnetisches Moment. Die auch ohne das Magnetfeld vorhandenenMomente können durch dieses ausgerichtet werden. Daher liefern Leitungselektronen einenBeitrag zum Paramagnetismus.

    Wegen letzterem betrachten wir Modell, welches nur die Kopplung des Magnetfelds an denElektronenspin berücksichtigt. Der Hamiltonoperator für freie Elektronen imMagnetfeld lautetdaher:

    H =∑

    −→k ,σ

    ε−→kc+−→k ,σ

    c−→k ,σ+ µBB

    −→k

    (c+−→k ,↑

    c−→k ,↑ − c

    +−→k ,↓

    c−→k ,↓

    )=

    =∑

    −→k

    (ε−→k+ µBB

    )c+−→k ,↑

    c−→k ,↑ +

    −→k

    (ε−→k− µBB

    )c+−→k ,↓

    c−→k ,↓ ,

    da für die z-Komponente des Elektronenspins in zweiter Quantisierung gilt

    Sz =1

    2

    −→k

    (c+−→k ,↑

    c−→k ,↑ − c

    +−→k ,↓

    c−→k ,↓

    ).

    2

  • Der De-Haas-van-Alphen-Effekt Was ist der De-Haas-van-Alphen-Effekt? 1.1

    Die z-Komponente des magnetischen Moments ergibt sich zu

    µz = −gµBSz = −µB∑

    −→k

    (c+−→k ,↑

    c−→k ,↑ − c

    +−→k ,↓

    c−→k ,↓

    )

    und der an das Magnetfeld in z-Richtung koppelnde Teil des Hamiltonoperators ist

    H ′ = −−→µ−→B = −µzB = µBB

    −→k

    (c+−→k ,↑

    c−→k ,↑ − c

    +−→k ,↓

    c−→k ,↓

    ).

    Die z-Komponente der Magnetisierung, die Folge des angelgten B-Feldes ist, ergibt sich alsthermischer Erwartungswert

    M = 〈µz〉 = −µB∑

    −→k

    (〈c+−→k ,↑

    c−→k ,↑

    〉−〈c+−→k ,↓

    c−→k ,↓

    〉).

    Sowohl Spin-↑ als auch Spin-↓ Elektronen im Magnetfeld sind weiterhin freie Elektronen, nurmit leicht verschobenen Einteilchen-Eigenenergien ε±µBB . Daher können wir Fermifunktionen

    f (ε) =1

    eβ(ε−µ) + 1

    einsetzen und erhalten mit der Zustandsdichte ρ0 (ε) der freien Elektronen

    M = −µB∫

    dε (f (ε+ µBB) ρ0 (ε+ µBB)− f (ε− µBB) ρ0 (ε− µBB)) .

    Da ρ0 konstant auf kleinen Energieintervallen ±µBB für B klein, folgt durch Entwickeln

    M = −2µ2BB∫

    dερ0 (ε)df

    dε= 2µ2BB

    ∫dερ0 (ε)

    (−dfdε

    ).

    Beschränkung auf tiefe Temperaturen liefert δ-Funktion bei εF und es folgt

    M = 2µ2BBρ0 (εF ) .

    Damit hat man die Pauli-Suszeptibilität

    χPauli = 2µ2Bρ0 (εF ) .

    Damit hat man in Metallen für T −→ 0 einen konstanten, temperaturunabhängigen parama-gnetischen Beitrag zur Suszeptibilität zu erwarten.

    3

  • Der De-Haas-van-Alphen-Effekt Was ist der De-Haas-van-Alphen-Effekt? 1.1

    1.2 Landau-Diamagnetismus freier Elektronen

    Hier betrachtet man nicht die Spinkopplung der Elektronen an das Magnetfeld, sondern dieKopplung, welche aufgrund der Elektronenladung durch die Ersetzung

    −→p −→ −→p − e

    c

    −→A

    entsteht. Dies ist die

    diamagnetische Kopplung.

    =⇒ negativer Beitrag zur Suszeptibilität.Man betrachtet hierzu das Modell spinloser Fermionen im Magnetfeld. Der Hamiltonope-

    rator in erster Quantisierung ist

    H =N∑

    i=1

    (−→pi − ec

    −→A(−→ri))2

    2m=∑

    i

    1

    2m

    (−→pi2 − 2e

    c

    −→pi−→A(−→ri)+

    e2

    c2−→A 2(−→ri))

    .

    Mit Magnetfeld in z-Richtung und Landau-Eichung

    −→A = (0, Bx, 0) =⇒

    −→B = ▽×

    −→A = (0, 0, B) , div

    −→A = 0 =⇒ −→p

    −→A =

    −→A−→p

    ergibt sich

    H =∑

    i

    (p2ix2m

    +p2iy

    2m+

    p2iz2m

    − eBmc

    piyxi +e2B2

    2mc2x2i

    ).

    Da wir keine e-e-Wechselwirkung betrachten, reicht es ein Elektron zu betrachten

    Hi =p2x2m

    +m

    2ω20

    (x− py

    mω0

    )2+

    p2z2m

    ,

    mit der Zyklotronfrequenz

    ω0 =eB

    mc

    (klassische Umlauffrequenz für Teilchen im Magnetfeld aufgrund der Lorentzkraft).Mit dem Einteilchen-Wellenfunktionsansatz

    Ψ(−→r)= cϕ (x) eikyyeikzz

    ergibt sich die Schrödingergleichung zu

    HΨ(−→r)=

    (p2x2m

    +m

    2ω20

    (x− �ky

    mω0

    )2+�2k2z2m

    )cϕ (x) eikyyeikzz = Ecϕ (x) eikyyeikzz .

    Kürzen der ebenen Wellen liefert einen eindimensionalen harmonischen Oszillator für die x-Komponente. Damit ergibt sich die Lösung zu

    ϕ (x) = φn

    (x− x0

    λ

    ), mit x0 =

    �ky

    mω0=�cky

    eB, λ =

    √�

    mω0=

    √�c

    eB,

    mit den Hermitpolynomen φn , n = 1, 2, 3, . . . und der magnetischen Länge λ .

    4

  • Der De-Haas-van-Alphen-Effekt Was ist der De-Haas-van-Alphen-Effekt? 1.1

    Die Energie-Eigenwerte ergeben sich zu

    En,ky,kz = �ω0

    (n+

    1

    2

    )+�2k2z2m

    .

    Damit haben wir eine Charakterisierung der Energie-Eigenwerte und Eigenfunktionen durchdie drei Quantenzahlen n, ky, kz . Nun sieht man

    • En,ky,kz ist unabhängig von ky =⇒ En,ky,kz ist bzgl. ky entartet.• Von ky hängt nur der Mittelpunkt x0 des harmonischen Oszillators ab.• Der Entartungsgrad bestimmt sich aus der Forderung, daß die Oszillator-Mittelpunkte x0im System sein müssen:

    x0 =�ky

    mω0� Lx .

    Mit periodischen Randbedingungen in y-Richtung gilt

    ky =2πlyLy

    , mit ly ∈ N ,

    also2π�lymω0Ly

    � Lx

    =⇒ ly �mω0LxLy

    2π�.

    Der Entartungsgrad entspricht Zahl der erlaubten ky-Werte, also der Zahl der ly-Werte.Damit ist der Entartungsgrad eines Landau-Niveaus gegeben durch

    mω0LxLy

    2π�=|e|Bc

    · LxLy2π�

    .

    1.3 Magnetisierung und Suszeptibilität

    Mittels der Thermodynamik läßt sich jetzt wieder Magnetisierung und Suszeptibilität be-rechnen:

    Für die Energie gilt

    ε−→k=�2k2

    2m−→ Einteilchenenergien En,ky ,kz ,

    d.h. statt freie Elektronen mit Dispersion ε−→khat man nun Satz von Einteilchenquantenzahlen

    α = (n, ky, kz) .Das großkanonische Potential ergibt sich zu

    ψ = −2kBT∑

    α

    ln(1 + e−β(εα−µ)

    )=

    = −2kBTLz

    2π�

    ∫dkz

    eB

    c

    LxLy

    2π�

    ∞∑

    n=0

    ln(1 + e−β(εα−µ)

    )=

    5

  • Der De-Haas-van-Alphen-Effekt Was ist der De-Haas-van-Alphen-Effekt? 1.1

    = −kBTV2π2�2

    |e|Bc

    ∞∑

    n=0

    ∫dkz ln

    (1 + e

    −β(�ω0(n+ 12)+

    �2k2z2m

    −µ))

    =

    =ekBTV

    2π2�2B

    c

    ∞∑

    n=0

    g

    (µ− �ω0

    (n+

    1

    2

    )),

    wobei man setzt

    g (µ− x) =∫

    dkz ln

    (1 + e

    β

    (µ−x− �

    2k2z2m

    )).

    Nun benutzt man die McLaurinsche Summenformel∞∑

    n=0

    F

    (n+

    1

    2

    )=

    ∫ ∞

    0

    F (x) dx+1

    24F ′ (0)

    und erhält∞∑

    n=0

    g

    (µ− �ω0

    (n+

    1

    2

    ))=

    ∫ ∞

    0

    g (µ− �ω0x) dx+1

    24

    d

    dxg (x)

    ∣∣∣∣x=0

    =

    =1

    �ω0

    ∫ µ

    −∞g (y) dy − �ω0

    24

    d

    dyg (y)

    ∣∣∣∣y=µ

    mit y = µ− �ω0x .Das Großkanonische Potential ergibt sich zu

    ψ =kBTm

    2π2�3V

    ∫ µ

    −∞g (y) dy − (�ω0)

    2

    24

    d

    dyg (y)

    ∣∣∣∣∣y=µ

    .

    Der erste Term ist unabhängig von B und derselbe, wie ohne Magnetfeld. Daher folgt

    ψ = ψ0 (T, µ)−�2e2B2

    24m2c2∂2

    ∂µ2ψ0 (T, µ) ,

    wobei

    ψ0 (T, µ) =

    ∫ µ

    −∞g (y) dy =

    ∫ µ

    −∞dy

    ∫dkz ln

    (1 + e

    β

    (y− �

    2k2z2m

    )).

    Die Magnetisierung ergibt sich zu

    M = − ∂ψ∂B

    =e2�2

    12m2c2B∂2ψ0∂µ2

    und die Suszeptibilität zu

    χ =∂M

    ∂B=

    e2�2

    12m2c2∂2ψ0∂µ2

    =1

    3µ2B

    ∂2ψ0∂µ2

    .

    Dabei ist ψ0 das großkanonische Potential ohne Magnetfeld, das berechnet werden kann durch

    ψ0 = −2kBT∑

    −→k

    ln(1 + e−β(ε

    −→

    k−µ))

    6

  • Der De-Haas-van-Alphen-Effekt Was ist der De-Haas-van-Alphen-Effekt? 1.1

    =⇒ ∂ψ0∂µ

    = −2∑

    −→k

    e−β(ε−→

    k−µ)

    1 + e−β(ε−→

    k−µ)

    = −2∑

    −→k

    1

    eβ(ε−→

    k−µ) + 1

    = −2∑

    −→k

    f(ε−→k

    )

    =⇒ ∂2ψ0∂µ2

    = 2∑

    −→k

    df

    dε−→k

    −→T→0

    −2ρ0 (εF ) .

    Damit ist die Landau-Suszeptibilität negativ und wir haben

    χLandau = −1

    3χPauli .

    Der paramagnetische Pauli-Beitrag überwiegt also den diamagnetischen Landau-Beitrag undwir haben

    χGesamt =2

    3χPauli .

    7

  • Der De-Haas-van-Alphen-Effekt Oszillation der magnetischen Suszeptibilität mit 1B

    1.2

    1.2 Oszillation der magnetischen Suszeptibilität mit 1B

    2.1 Qualitative Diskussion

    Wir betrachten die x-y-Ebene senkrecht zumMagnetfeld, also die kx-ky-Ebene im−→k -Raum.

    Ohne Magnetfeld (Siehe Bild links oben):

    • kx und ky sind Quantenzahlen, d.h. Zustände sind durch Gitterpunkte in der kx-ky-Ebenecharakterisiert.

    • Flächen konstanter Energie sind Kugeln im−→k -Raum, Projektionen in kx-ky-Ebene sind

    Kreise.

    Mit Magnetfeld: (Siehe Bild rechts oben)

    • Zustände sind durch die Landau-Quantenzahl n charakterisiert.• Sie sind entartet. Jeweils |e|BLxLy

    2π�cZustände haben dieselbe Energie �ω0

    (n+ 1

    2

    ). Diese

    liegen auf Kreis in der kx-ky-Ebene, wobei

    Entartungsgrad = Zahl der erlaubten Punkte auf Kreis.

    • Entartungsgrad nimmt mit Kreisradius proportional zum Magnetfeld zu mit wachsendemB .

    • In 3 Dimensionen liegen erlaubte Zustände auf Zylindermänteln (Landau-Zylinder od.Röhren) im

    −→k -Raum.

    8

  • Der De-Haas-van-Alphen-Effekt Oszillation der magnetischen Suszeptibilität mit 1B

    1.2

    Vergrößerung des Magnetfeldes

    =⇒ Vergrößerung des Zylinderradius

    =⇒ Ab bestimmtem Magnetfeld durchstößt Zylinder die Fermifläche

    =⇒ Wegen zunemender Entartung müssen alle Elektronen aufdarunter liegenden Landauzylindern unterzubringen sein.

    =⇒ Gesamtenergie ändert sich immer dann deutlich, wenn quantisiertes Landau-Niveaugenau die Fermienergie kreuzt mit zunehmendem Magnetfeld

    2.2 Rechnung am zweidimensionalen freien Elektronengas

    In einem zweidimensionalen Elektronengas in der x-y-Ebene in einem Magnetfeld in z-Richtung sind Landau Zustände exakt quantisiert, d.h. kein kontinuierlicher Anteil von dichtliegenden kz-Beiträgen.

    Die Energie-Eigenwerte sind

    En = �ω0

    (n+

    1

    2

    )

    9

  • Der De-Haas-van-Alphen-Effekt Oszillation der magnetischen Suszeptibilität mit 1B

    1.2

    mit Entartungsgrad in jedem Niveau

    mω0LxLy

    2π�=|e|BLxLy2π�c

    = pB

    mit

    p =|e|LxLy2π�c

    .

    Ist N Gesamtzahl der Elektronen, dann werden n0 Landau-Niveaus ganz gefüllt und die restli-chen Elektronen besetzen das (n0 + 1)-te Niveau.

    Die Gesamtenergie ergibt sich zu

    Eges =n0−1∑

    n=0

    pB�ω0

    (n+

    1

    2

    )+ �ω0 (N − pBn0) .

    Wächst B, dann nimmt Besetzung des (n0 + 1)-ten Niveaus linear ab (da Steigung negativwegen −pBn0).

    Gilt N − pBn0 = 0 , d.h.

    B =N

    pn0bzw.

    1

    B=

    pn0

    N

    dann wird das (n0 + 1)-Niveau gerade nicht mehr gefüllt und die Fermienergie springt ins n0-teLandau-Niveau.

    Folgende Grafik verdeutlicht das

    Daher ist für die Gesamtenergie und die daraus ableitbare Magnetisierung ein in 1B

    -periodisches

    Verhalten zu erwarten.

    2.3 Rechnung am dreidimensionalen Elektronengas

    Zustandsdichte pro Volumen spinloser freier Elektronen im Magnetfeld ist gegeben durch

    ρ (E) =m

    3

    2

    25

    2π2�2

    n

    ω0√E − �ω0

    (n+ 1

    2

    )θ(E − �ω0

    (n+

    1

    2

    )),

    mit der Stufenfunktion θ .Zusammen mit der einfachen wurzelförmigen Zustandsdichte freier Elektronen ohne Ma-

    10

  • Der De-Haas-van-Alphen-Effekt Oszillation der magnetischen Suszeptibilität mit 1B

    1.2

    gnetfeld sieht dies folgendermaßen aus:

    D.h. im Magnetfeld ist Zustandsdichte eine Überlagerung von gegeneinander um �ω0 ver-schobener 1-dimensionaler Zustandsdichten mit den für eine Dimension charakteristischen 1√

    E

    Van-Hove-Singularitäten.Variiert das Magnetfeld und damit ω0, verschieben sich die Spitzen der Van-Hove-Singularitäten.

    Für kleine Magnetfelder bleibt die Fermi-Energie EF annähernd konstant.Wenn eine Spitze der Van-Hove-Singularität durch die Fermi-Energie geschoben wird, än-

    dert sich die Grundzustandsenergie drastisch, also bei Magnetfeldern B bei denen genau

    EF = �ω0

    (n+

    1

    2

    )=� |e|Bmc

    (n+

    1

    2

    )

    erfüllt ist.

    Es ergibt sich drastische Änderung in der Gesamtenergie bzw. Magnetisierung. Andersausgedrückt: Als Funktion von 1

    Bergeben sich Oszillationen in Abständen von

    (1

    B

    )=

    |e| �mcEF

    .

    =⇒ Gesamtenergie bzw. Grundzustandsenergie ist als Funktion von 1B

    oszillierend

    =⇒ Magnetisierung ist als Ableitung der Energie nach Magnetfeld oszillierend

    =⇒ aus Magnetisierung abgeleitete magnetische Suszeptibilitätist periodische Funktion in 1

    B.

    • Aus der Periode kann manauf die Elektronenmasse schließen. Bei realen Gitterelektronenentspricht dies der effektiven Masse.

    11

  • Der De-Haas-van-Alphen-Effekt Oszillation der magnetischen Suszeptibilität mit 1B

    1.2

    • Für die bis EF integrierte Zustandsdichte erhält man aus ρ (E)

    N = N (EF ) =V ω0m

    3

    2

    25

    2π2�2

    n

    2

    √EF − �ω0

    (n+

    1

    2

    (EF − �ω0

    (n+

    1

    2

    )).

    Bei vorgegebener Gesamtelektronenzahl N kann man hieraus die Fermi-Energie EF bestimmen.Dies ist analytisch etwas schwierig, aber numerisch ganz einfach.

    Bei bekanntem EF erhält man die Grundzustandsenergie zu

    U =

    ∫dE Eρ (E) =

    V ω0m3

    2

    25

    2π2�2

    n

    (2

    3EF +

    4

    3�ω0

    (n+

    1

    2

    ))√EF − �ω0

    (n+

    1

    2

    ).

    Einsetzen des oben bestimmten EF liefert die Grundzustandsenergie U (N,B) als Funktion derGesamtelektronenzahl N und des Magnetfeldes.

    Die Magnetisierung ergibt sich zu

    M (B) = −∂U∂B

    .

    Man erhält die folgenden Bilder:

    Man erkennt das oszillierende Verhalten mit Perioden, die mit wachsendem B steigen. Weitergilt

    limB→0

    M (B) = 0

    Stellt man M als Funktion von 1Bdar, ergibt sich folgendes Bild, welches die Oszillation in 1

    B

    12

  • Der De-Haas-van-Alphen-Effekt Oszillation der magnetischen Suszeptibilität mit 1B

    1.2

    deutlich macht.

    2.4 Analytische Rechnung

    Wir gehen im wesentlichen von dem oben schon betrachteten Ausdruck des großkanonischenPotentials aus

    ψ = −T |e|BV4π2�c

    n

    ∫ ∑

    s,σ

    ln

    (1 + exp

    µ− εsnσ (kz)T

    )dkz .

    Da der Index s nur Blätter der Fläche konstanter Energie angibt, kann man das Summenzeichenweglassen. Mit der Poisson-schen Formel

    1

    2F (0) +

    ∞∑

    n=1

    F (n) =

    ∫ ∞

    0

    F (x) dx+ 2Re∞∑

    l=1

    ∫ ∞

    0

    F (x) e2πilx dx

    trennt man den oszillierenden Teil ψ̃ ab. Man erhält

    ψ̃ = −|e|BV T4π2�c

    2Re∞∑

    l=1

    σ=±1Ĩlσ

    mit dem oszillierenden Anteil Ĩlσ des Integrals

    Ilσ =

    ∫ ∞

    0

    dn

    ∫ln

    (1 + exp

    µσ − εn (kz)T

    )e2πilx dkz ,

    wobei µσ = µ− σβξB .

    13

  • Der De-Haas-van-Alphen-Effekt Oszillation der magnetischen Suszeptibilität mit 1B

    1.2

    Mit der Funktion

    n (ε, kz) =c�S (ε, kz)

    2π |e|B −1

    2

    erhält man nach Übergang von dn nach dε

    Ilσ =

    ∫ ∞

    0

    ∫ln

    (1 + exp

    µσ − εT

    )e2πilx

    ∂n

    ∂εdkz dε .

    n (ε, kz) groß =⇒ e2πilx ist als Funktion von kz schnell oszillierend

    =⇒ Beitrag kommt nur von Gebieten, wo n (ε, kz) sich langsam ändert, d.h.in der Nähe der Extrema kz,ex von n als Funktion von kz .

    Schreibt man im Exponenten

    n (ε, kz) ≈ nex (ε) +1

    2

    (∂2n

    ∂k2z

    )

    ex

    (kz − kz,ex)2 , wobei nex (ε) = n (ε, kz,ex)

    und an allen anderen Stellen kz,ex statt kz , dann liefert jeder Extremalpunkt den Beitrag

    ∫ ∞

    0

    ln

    (1 + exp

    µσ − εT

    )dnex

    1√l

    ∣∣∣∣∂2n

    ∂k2z

    ∣∣∣∣− 12

    ex

    exp

    (2πilnex ±

    4

    )dε

    (Herleitung über Integration über geschlossenen Weg in C . + , falls kz,ex Minimum, − , fallskz,ex Maximum).

    Partielle Integration und da man∣∣∣∂2n∂k2z

    ∣∣∣exals langsam veränderliche Funktion nicht zu inte-

    grieren braucht, liefert

    Ĩlσ =∑

    ex

    e±iπ4

    2πiT l3

    2

    ∫ ∞

    0

    exp (2πilnex) dε[1 + exp µσ−ε

    T

    ] ∣∣∣∂2n∂k2z∣∣∣1

    2

    ex

    .

    exp(2πilnex) ist schnell oszillierend und löscht das Integral über dε , außer bei ε−µσ ∼ T . Dasich nex (ε) hier wenig ändert, setzt man

    nex (ε) ≈ nex (µσ) + n′ex (µσ) (ε− µσ) .

    Ersetzt man∣∣∣∂2n∂k2z

    ∣∣∣− 12

    exdurch den Wert bei ε = µσ und integriert über x =

    ε−µσT

    , wobei man die

    Integrationsgrenze −µσTdurch −∞ ersetzt, so erhält man mit der Formel

    ∫ ∞

    −∞

    eiαz

    ez + 1= − iπ

    sinh πα

    den Ausdruck

    Ĩlσ = −∑

    ex

    exp(2πilnex ± iπ4

    )

    2l3

    2

    ∣∣∣∂2n∂k2z∣∣∣1

    2

    ex,µσ

    sinh−1(2π2lTn′ex (µσ)

    ).

    Außer im Exponentialfaktor kann man µσ durch µ ersetzen. Im Exponentialfaktor kann man

    14

  • Der De-Haas-van-Alphen-Effekt Oszillation der magnetischen Suszeptibilität mit 1B

    1.2

    nex (µ± βξB) nach Potenzen von βξB entwickeln und erhält mittels der linearen Glieder∑

    σ

    Ĩlσ = −∑

    ex

    exp(2πilnex ± iπ4

    )

    l3

    2

    ∣∣∣∂2n∂k2z∣∣∣1

    2

    ex,µ

    sinh−1(2π2lTn′ex (µ)

    )cos (2πlβξexn

    ′ex (µ)) ,

    mit ξex = ξ (kz,ex) .Nun hängt nex (ε) mit dem Extremalwert Sex (ε) des Flächeninhalt S (ε, kz) des Schnit-

    tes der Fläche konstanter Energie als Funktion von kz zusammen. Ihr Wert bei ε = µ ist derFlächeninhalt des extremalen querschnitts der Fermi-Fläche. Im folgenden Bild sind ein mini-maler und zwei maximale Extremalquerschnitte einer hantelförmigen Fermi-Fläche dargestellt.Sie liegen senkrecht zur durch einen Pfeil gekennzeichneten Feldrichtung. Die Summation gehtüber alle extremalen, geschlossenen Querschnitte aller Blätter der Fermi-Fläche.

    Mit der Zyklotronmasse des Leitungselektrons

    m∗ =�2

    ∂S (ε, kz)

    ∂ε

    ∣∣∣∣µ,kz,ex

    =�2

    2πS ′ex (µ) , mit Sex (ε) = S (ε, kz,ex (ε))

    kommt man zu folgender Endformel für den oszillierenden Anteil des thermodynamischen Po-tentials

    ψ̃ =∑

    ex

    ∞∑

    l=1

    (−1)l Ωl cos(l�2Sex

    2mβB± π4

    ),

    mit

    Ωl =2V (mβB)

    5

    2

    π7

    2�3m∗l5

    2

    ·∣∣∣∣∂2S (µ, kz)

    ∂k2z

    ∣∣∣∣− 12

    ex

    · λsinhλ

    cos

    (πl

    m∗

    mξex

    ),

    wobei

    λ =lπ2Tm∗

    mβB.

    Für den oszillierenden Teil der longitudinalen (in Feldrichtung) Magnetisierung erhalten wirdann

    M̃z =∑

    ex

    ∞∑

    l=1

    (−1)l+1Ml sin(l�2Sex

    2mβB± π4

    ),

    15

  • Der De-Haas-van-Alphen-Effekt Oszillation der magnetischen Suszeptibilität mit 1B

    1.2

    wobei

    Ml =B

    1

    2 (mβ)3

    2 Sex

    π7

    2m∗l3

    2�

    ∣∣∣∣∂2S (µ, kz)

    ∂k2z

    ∣∣∣∣− 12

    ex

    λ

    sinhλcos

    (πl

    m∗

    mξex

    ).

    Dies sind komplizierte oszillierende Funktionen des Magnetfeldes, wobei sie im allgemeinenGlieder unterschiedlicher Periodizität enthalten. Die von den einzelnen Extremalquerschnittender Fermi-Fläche verursachten Glieder haben bzgl. der Variablen 1

    Bdie Perioden

    ∆1

    B=4πmβ

    �2Sex=2π |e|c�Sex

    .

    Diese Perioden hängen nicht von der Temperatur ab.Die Temperaturabhängigkeit der Amplituden der Oszillationen ist durch den Faktor

    λ

    sinhλ

    bestimmt. Es folgt

    λ

    {≫ 1 : Amplituden fallen exponentiell ab =⇒ Oszillationen verschwinden praktisch

    � 1 : λsinhλ

    ∼ 1 , Amplituden werden durch Ωl und Ml bestimmt.

    16

  • Der De-Haas-van-Alphen-Effekt Anwendung des De-Haas-van-Alphen-Effekts 1.3

    1.3 Anwendung des De-Haas-van-Alphen-Effekts

    Der De-Haas-van-Alphen findet vielfältige Anwendung bei der experimentellen Untersu-chung der elktronischen Eigenschaften von Metallen. Hierbei insbesondere in der Bestimmungvon effektiven Massen und von Extremalquerschnitten der Fermi-Fläche.

    Als Beispiel zeigen wir Messungen an Gold. Hier sind

    • die d-Zustände besetzt.• das Fermi-Niveau fällt in den Bereich des sp-Bandes.

    Die Fermi-Fläche hat also annähernd Kugelgestalt.

    Allerdings ist sie so ausgedehnt, daß sie entlang der [111]-Richtung Kontakt mit der Zonengrenzehat.

    =⇒ Aufstülpung: Fermi-Fläche geht direkt in die Fermi-Fläche der angrenzenden Zoneüber:

    Für Magnetfeld entlang der [111]-Richtung gibt es damit zwei geschlossene Umlaufbahnen,entlang derer sich die Landau-Zylinder von der Fermi-Fläche ablösen. Dies sind die

    Halsbahn und die Bauchbahn.

    Ihre Querschnittsflächen bestimmen die Periode der de-Haas-van-Alphen-Oszillationen. Es er-

    17

  • Der De-Haas-van-Alphen-Effekt Anwendung des De-Haas-van-Alphen-Effekts 1.3

    gibt sich ein Spektrum wie in a) der folgenden Abbildung

    Das Verhältnis der Querschnittsflächen liest man aus dem Vergleich der Perioden ab: (1 : 29). Man berechnet die Querschnittsflächen zu 1, 5 · 1015 cm−2 bzw. 4, 3 · 1016 cm−2 . Damit läßtsich ein Abbild der Fermifläche wie oben dargestellt weitgehend konstruieren.

    Variation des Winkels der Magnetfeldachse bei konstantem Feld liefert ebenfalls Oszillatio-nen, da die Landau-Zylinder durch die Drehung die Fermi-Fläche entlang der Kontaktkonturmanchmal berüren, manchmal nicht. (siehe Abbildung b) oben).

    Oszillationen verschwinden für Winkel, wo die Umlaufbahnen nicht geschlossen sind.

    18