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Der Anteil der Bundesrepublik Deutschland am Internationalen Quellenlexion der Musik: Referat auf der Tagung der Deutschen Gruppe der AIBM in München am 30. 8. 1967 Author(s): LIESBETH WEINHOLD Source: Fontes Artis Musicae, Vol. 15, No. 2/3 (1968 MAI-DEZEMBER), pp. 102-107 Published by: International Association of Music Libraries, Archives, and Documentation Centres (IAML) Stable URL: http://www.jstor.org/stable/23505058 . Accessed: 14/06/2014 02:14 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . International Association of Music Libraries, Archives, and Documentation Centres (IAML) is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Fontes Artis Musicae. http://www.jstor.org This content downloaded from 62.122.79.56 on Sat, 14 Jun 2014 02:14:01 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Der Anteil der Bundesrepublik Deutschland am Internationalen Quellenlexion der Musik: Referat auf der Tagung der Deutschen Gruppe der AIBM in München am 30. 8. 1967

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Der Anteil der Bundesrepublik Deutschland am Internationalen Quellenlexion der Musik:Referat auf der Tagung der Deutschen Gruppe der AIBM in München am 30. 8. 1967Author(s): LIESBETH WEINHOLDSource: Fontes Artis Musicae, Vol. 15, No. 2/3 (1968 MAI-DEZEMBER), pp. 102-107Published by: International Association of Music Libraries, Archives, and Documentation Centres(IAML)Stable URL: http://www.jstor.org/stable/23505058 .

Accessed: 14/06/2014 02:14

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102 L. WEINHOLD: ANTEIL DER BUNDESREPUBLIK AN RISM

71. Schmidt-Phiseldeck, Kay: Musikalien-Katalogisierung. Ein Beitrag zur Lösung ihrer Probleme.

Leipzig, 1926. Breitkopf und Härtel. 44 p. 72. Schneider, Constantin: Der Schlagwortkatalog der musikwissenschaftlichen Literatur auf systema

tischer Grundlage = Zeitschrift für Musikwissenschaft XIII. 1930/1931. 541—553. pp.

73. Sieber, Paul: Grundsätzliche Fragen zum Sammeln, zur Katalogisierung, Aufstellung und Ausleihe

von Musikalien an schweizerischen Bibliotheken — Publikationen der Vereinigung Schweizerischer

Bibliothekare H. 20. Bern, 1945, Schweizerische Landesbibliothek.

74. Simons, Fanny: Regels voor de titelbeschrijving en schema van een systematische indeeling van

muziekwerden. 3. Aufl. 's-Gravenhage, 1950.

75. Soffke, Günter: Anlage und Verwaltung von Schallplattensammlungen in wissenschaftlichen Bi

bliotheken. Köln, 1961, Greven.

76. Systematik der Musikliteratur und der Musikalien für öffentliche Musikbüchereien. ([Einl.] Alfons

Ott.) (Reutlingen), 1963, Bücherei und Bildung. 39 p. 77. Systematik für allgemeinbildende Bibliotheken. Bd. 1. Systematistikübersichten. Bd. 2. Schlagwort

register. 3. veränd. Aufl. Leipzig, 1966.

78. Systematik für allgemeinbildende Bibliotheken. Bd. 1. (Die Untergruppe „K 3 Musik" gehört neben

„K 9 Über Künstler und ihre Werke" zur Hauptgruppe „K Kunst, Kunstwissenschaft", die S. 38—43. enthalten ist.)

79. Die Titelaufnahme für die Kataloge der allgemeinbildenden Bibliotheken. Anweisungen, Beispiel sammlung. 2., veränd. Aufl. Leipzig, 1965.

80. Universal Decimal Classification. Complete English ed. 4. international ed. London, 1943, British Standards Institution. (FID publication 179. —British standard 1000.)

81. U[niversal] Dfecimal] Classification] development and revision. Principles and rules for standard

procedure ([Ed. by] International Federation for Documentation. Approved by the C[entral] Classification] C[ommittee] at its meeting in London in June 1960.) The Hague, 1960. 37 p.

82. U[niversal] D[ecimal] Classification] revision procedure. (Provisional) [Ed. by] International Federation for Documentation. (2. rev. ed.) The Hague, 1961. [l], 21 p. (FID publication] 338.)

83. Vickery, B[rian] C[ampbell]: Classification and indexing in science. With an intr. by D. J. Foskett. 2. enl. ed. London, 1959, Butterworth. XIX, 235 p.

84. Vickery, B[rian] Cfampbell] : Faceted classification a guide to construction and use of special schemes. London, 1960, Aslib. 70 p.

85. Weiss-Reyscher, Edith: Die Musikbücherei. Einrichtung und Aufgaben. Hamburg, 1953, Stichnote. 86. Zehnter, Hans: Die Musikabteilung der Basler Universitätsbibliothek — Publikationen der Ver

einigung Schweizerischer Bibliothekare H. 20. Bern, 1945, Schweizerische Landesbibliothek. 87. Zimmermann, Erich: Einige Gegenwartsfragen der Sachkatalogisierung

= Zeitschrift für Buch- und

Bibliothekswesen VII. 1960. 315—332. pp.

LIESBETH WEINHOLD (MÜNCHEN)

Der Anteil der Bundesrepublik Deutschland am Internationalen Quellenlexion der Musik*

Referat auf der Tagung der Deutschen Gruppe der AIBM in München am 30. 8. 1967.

Das Internationale Quellenlexikon der Musik — im folgenden RISM zitiert — ist zwar noch im Werden, es läßt sich aber doch schon Prinzipielles über den Anteil der BRD und damit der Westdeutschen Arbeitsgruppe von RISM sagen.

Eine abschließende Berichterstattung zu diesem Thema wird nach beendeter Erfassung der Musik drudce erfolgen. Es handelt sich also in diesem Referat um vorläufige Resultate, die noch keine definitiven Schlüsse zulassen.

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I. WEINHOLD: ANTEIL DER BUNDESREPUBLIK AN RISM 103

Das Münchner Team nahm am 1. 6. 1953 als zweite nationale Arbeitsgruppe nach der im

Januar 1953 gegründeten französischen seine Tätigkeit auf. Arbeitssitz wurde die Musik

sammlung der Bayerischen Staatsbibliothek mit dem derzeit reichsten Fundus an älteren

Musikalien und dem entsprechenden Handapparat. Im Herbst 1955 folgte die Gründung einer ostdeutschen Arbeitsgruppe in Berlin, und heute arbeiten 25 nationale Teams mit ca. 50

Fachkräften — von denen je drei auf die BRD und die SBZ entfallen — an dem umfangreichen und schon aufgrund der bisherigen Ergebnisse für Wissenschaft und Praxis äußerst nützlichen

Vorhaben, das Internationale Quellenlexikon der Musik zu erstellen.

Ausgangsbasis waren die beiden überalterten Werke Robert Eitners, seine 1877 erschie

nene Bibliographie der Musiksammelwerke des 16. und 17. Jahrhunderts und sein 1900 bis

1904 veröffentlichtes zehnbändiges Biographisch-Bibliographisches Quellenlexikon der Musi

ker und Musikgelehrten der christlidhen Zeitrechnung bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts.

Diese verzeichnen die zu jener Zeit nachweisbaren Musikalien und Schriften über Musik mit

ihren Fundorten in 10 europäischen Ländern. Die Fundortliste im 1. Band des Quellenlexikons

weist das damalige Deutschland mit 91 Bibliotheken aus, Italien mit 49, England mit 17,

Österreich mit 15, Schweden mit 7, Frankreich mit 5, Belgien, Niederlande und Schweiz mit

je 4 und Dänemark mit einer. Diesen rund 200 Fundorten werden im RISM rund 1000 aus

25 Staaten der ganzen Welt gegenüberstehen. Ca. 300 davon liegen in der Bundesrepublik. Solch hoher Zuwachs an Sammlungen mit Beständen älterer Musik läßt natürlich auch auf

dem Gebiet der nachweisbaren Werktitel eine entsprechende Zunahme erwarten. Um so

mehr verlangt das enorme Stoffgebiet nach einem präzisen, zugleich aber auch elastischen

Arbeitsplan. Er sieht zwei Abteilungen bzw. Publikationsreihen vor: einerseits die zuerst

begonnene Reihe B für alle Musikquellen, die sich systematisch anordnen lassen, wie z. B.

die vom Pariser Sekretariat unter der Redaktion von F. Lesure herausgegebenen und 1960

und 1964 im Henle Verlag, München, erschienenen Musiksammelwerke des 16. bis 18. Jahr

hunderts; andererseits die seit 1960 bearbeitete und vom Kasseler Sekretariat redigierte Reihe A für die Individualdrucke, die alphabetisch nach Autoren angelegt ist und im Bären

reiter-Verlag erscheinen wird.

Der Inventarisierung selbst ging 1953 eine Enquête zur Ermittlung der z. Z. aktuellen

Fundorte von älteren Musikalien voraus, denn die Quellenlage hat sich seit Eitner wesentlich

verändert; nicht nur kriegsbedingt, sondern u. a. durch Übernahme einer Anzahl von Kirchen-,

Schul- und Schloßbibliotheken in öffentlichen Besitz, wo sie sicherer verwahrt sind und ihre

Benutzung erleichtert wird. Vieles ist auch verloren gegangen, wie man z. B. an den Inven

taren der Bayerischen Denkmälerkommission sehen kann, die rund 50 Jahre nach ihrer

Fixierung schon nicht mehr stichhaltig sind.

Die von München aus eingeleitete Umfrage hatte sich an alle Sammlungen gewandt, die

das Vorhandensein älterer Musikalien vermuten ließen, auch an die Inkunabelbesitzer, was

eine Reihe von Neuentdeckungen zur Folge hatte. Nicht wenige Fundorte ergaben sich aber

noch im Laufe der Inventarisierung, vielfach gesprächsweise, nicht selten auch durch noch

malige Überprüfung negativer Auskünfte. Resultat waren ca. 300 Fundorte in der BRD. Ihnen

stehen in Eitners Quellenlexikon 82 für BRD und SBZ gegenüber. Während damals das Ver

hältnis West zu Ost 40:42 war, ist es heute etwa 3 :2, was sich z. T. daraus erklärt, daß

schon vor rund 60 Jahren die mitteldeutschen Bibliotheken durch gedruckte Kataloge sehr

ins Blickfeld gerückt waren, während viele westdeutsche Sammlungen selbst heute noch in

ihrer Bedeutung wenig erkannt sind. Ein Blick auf Eitners Fundortliste zeigt ein offenkundiges

Überwiegen der deutschen öffentlichen Bibliotheken. Mit Abstand folgen Bibliotheken kirch

licher Institutionen, ein paar Schulbibliotheken und einige wenige Schloßbibliotheken und Archive.

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104 I. WEINHOLD: ANTEIL DER BUNDESREPUBLIK AN R1SM

Heute stehen in der Statistik der BRD und Westberlins die öffentlichen Bibliotheken audi

noch an der Spitze, aber die Quellenlage ist bereichert durch das Hinzukommen von Biblio

thekstypen, die zu Eitners Zeiten entweder noch nicht existierten oder noch keine Rolle spiel ten. So kennen wir heute 21 Schloßbibliotheken mit wertvollen, durch den Geschmack des

musizierenden Sammlers bestimmten Beständen, wie die Fürstlich Bentheimsche B aus Burg

steinfurt, seit 1964 in der UniversitätsB Münster deponiert; 23 SchulB, von denen etliche

bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen; InstitutsB an den Universitäten; große Musikhoch

schulB und Musikbüchereien, darunter die der Hochschule für Musik in Berlin-Charlotten

burg mit dem wertvollen Spitta-Nachlaß und den Deposita des ehemaligen Kircheninstituts,

oder die erste, von Marsop gegründete volkstümliche Musikbücherei in München. Wir kennen

heute weit mehr die B bedeutender kirchlicher Institutionen beider Konfessionen, wie die der

Abteien Metten und Ottobeuren oder diejenigen der katholischen und evangelischen Priester

seminare, etwa in Fulda, Friedberg, Herborn. Das Internationale Quellenlexikon wird auch

Museen und Archive mit sehr charakteristischen Musikbeständen verzeichnen, z. B. das Deut

sche Literaturarchiv im Schiller-Nationalmuseum in Marbach oder die Kippenbergsammlung im Düsseldorfer Goethe-Museum, beide mit seltenen Liedvertonungen. Neuartig sind auch

Einrichtungen wie das Schwäbische Landesmusikarchiv im Musikwissenschaftlichen Institut

der Universität Tübingen, wo das regionale Musikgut zusammengetragen worden ist. Es gibt

heute audi historische (Landshut, Schwäbisch Hall) und gesellige (Liedertafel in Mainz)

Vereine mit älteren Musikalien. Nicht zu vergessen die Musikverlage, wie André und Schott

mit erhalten gebliebenen alten Archivbeständen. Dieser Zuwachs an Fundorten hat nicht nur

zur Folge, daß ein Vielfaches an Exemplaren verfügbar wird; er hat vor allem Rara auftauchen

lassen, die früher in der BRD unbekannt waren oder die in bekannten Musiksammlungen verloren gegangen sind.

Der Reichtum dieser ca. 300 Fundorte und die Vielfalt der Bibliothekstypen, die im Aus

land nicht ihresgleichen hat, sichern der BRD schon nach den bisher vorliegenden Unterlagen

eine wichtige Rolle im internationalen Rahmen (Italien [208], USA [ll5], Frankreich [lOll,

Großbritannien [93] und den übrigen Nationen, von denen die Schweiz, Spanien, Urgarn,

Österreich, Kanada, Schweden, Niederlande, Polen, Jugoslawien, Belgien, Sowjetunion weniger als 50 Fundorte aufweisen. Irland, Tschechoslowakei, Dänemark, Rumänien, Brasilien,

Fnnland und Neuseeland weniger als 10). Andererseits erschwert natürlich dieses zahlen

mäßige Übergewicht den Bearbeitern der westdeutschen Arbeitsgruppe das Schritthalten

mit den anderen Ländern bei der Bewältigung des Arbeitspensums und bei der Einhaltung der

Termine für den Redaktionsschluß bei Veröffentlichungen; um so mehr, als die westdeutschen

Fundorte sehr verstreut liegen und vielfachen Benutzungsbeschränkungen unterliegen. Diese

Belastung kann nur durch eine rationelle Arbeitsmethode ausgeglichen werden.

Der ursprüngliche Plan, von den sechs bedeutendsten MusikB der Welt auszugehen und

deren Arbeitsergehnisse miteinander austauschen zu lassen, war auf den ersten Blick beste

chend, in der Praxis aber schon deshalb nicht durchführbar, weil die sehr verschiedenartigen

organisatorischen, personellen und finanziellen Voraussetzungen der beteiligten Nationen

einen gleichzeitigen Start nicht ermöglicht hätten. Frankreich und Deutschland begannen

mit der Arbeit an der systematischen Reihe B, in deren Rahmen die nationalen Arbeitsgrup

pen nacheinander die Musiksammelwerke des 16./17. Jahrhunderts, des 18. Jahrhunderts und

die Schriften über Musik bis 1800 zu erstellen hatten. So nahe es gelegen hätte, in jeder B

diese drei Arbeitsabschnitte gleichzeitig zu erfassen, so wenig hätte man dann bei der großen

Fülle der westdeutschen Musikbestände die für die drei genannten Sparten vorgesehenen Ver

öffentlichungstermine einhalten können. So mußte die Erfassung der drei Arbeitsgebiete

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I. WEINHOLD: ANTEIL DER BUNDESREPUBLIK AN RISM 105

zumindest in den größeren Musiksammlungen nacheinander, quasi in konzentrischen Kreisen,

vor sich gehen.

Für die Arbeitsmethode boten sich verschiedene Möglichkeiten an: Man hätte mit einem

Netz von Korrespondenten arbeiten können, wie es in Italien geschah. Das hätte wohl den

Arbeitsablauf beschleunigt, aber die erwünschte Gleichwertigkeit der Arbeitsresultate infrage

gestellt. Man hätte nach dem Vorbild der westdeutschen Zentralkataloge die einschlägigen

Bkataloge fotokopieren können. So ging man in den USA vor. Das setzt aber gut lesbare

Kataloge voraus, die außerdem alle für die Titelaufnahme von Musikalien unentbehrlichen

Bestandteile, wie Tonarten, Plattennummern usw. enthalten, was bei den teilweise jahrhun

deretalten deutschen Katalogen nicht vorausgesetzt werden kann. Es gibt auch für die wenig sten westdeutschen Musiksammlungen systematische Kataloge, in denen die über diverse

Fächer verstreuten Musikalien und Schriften über Musik umfassend verzeichnet sind, wie es im

Falle der Fotokopie nötig wäre.

Man hätte auch von München aus Anfragen verschicken können. Damit wären aber die an

Personalmangel leidenden westdeutschen B überfordert gewesen. Auch konnte erfahrungs

gemäß eine stichhaltige Beantwortung von diffizilen Anfragen nicht erwartet werden, solange

die B unter den Nachwirkungen des Krieges — Ausfall des mit den Beständen vertrauten

Personals, Katalogverluste, ausgelagert gewesene und wegen Raummangel noch nicht wieder

aufgestellte Exemplare — zu leiden hatten.

Angesichts dieser einschränkenden Voraussetzungen empfahl sich die Methode der Autopsie,

das Arbeiten am Fach, wegen des hohen Sicherheitsgrades. Sie gleicht die unvermeidlichen

menschlichen Irrtümer innerhalb der Bibliotheksverwaltung aus, indem sie z. B. verstellte

Exemplare aufspürt oder die in alten Katalogen nicht immer verzeichneten angebundenen

Werke aufdeckt. Dadurch ergab sich in einer UB das Fünffache des bis dahin bekannten

Musikalienbestands.

Ebenfalls aus Sicherheitsgründen wurde die diplomatische, d. h. vorlagegetreue Titelauf nahme angewandt. Sie ermöglicht ein rasches Einarbeiten fast ohne Regelwerk, was bei Mit

arbeiterwechsel sehr vorteilhaft ist. Sie läßt auch den Mitarbeitern wenig Spielraum für indi

viduelle Auslegungen und Entscheidungen; sie schärft den Blick für feinste Details, die für

die zeitbedingte Auswahl des zu erfassenden Notenmaterials entscheidend sein können und

erzieht überhaupt zu erhöhter Arbeitsdisziplin, wie sich an der verblüffenden Übereinstim

mung von Titeln desselben Werks aus der Hand verschiedener Bearbeiter zeigt. Und schließ

lich liefert die diplomatische Titelaufnahme dem Redakteur, dem auf internationaler Basis

eine Fülle von Titelmeldungen verschiedenster Anlage und Qualität zugeht, eindeutige

Unterlagen, die ihm das Koordinieren erleichtern. Im Gegensatz zu anderen nationalen Arbeits

gruppen wurden alle Titel in doppelter Ausfertigung direkt vom Objekt in die Maschine

übertragen, um die Fehlerquellen zu vermeiden, die jede handschriftliche Aufzeichnung in sich

birgt. Es wurde auch großer Wert darauf gelegt, die Titel laufend zu korrigieren und zu

ergänzen. Die auf solcher Basis erzielten Arbeitsergebnisse waren qualitativ und quantitativ recht

befriedigend. In der Münchner Kartei des westdeutschen RISM, die übrigens auch die ostdeut

schen Besitzverhältnisse nachweist und die schon jetzt eine sehr geschätzte Auskunftei für in

und ausländische Benutzer und für die Fernleihe der Bibliotheken ist, liegen nach dem Stand

vom August 1967 allen Kriegsverlusten zum Trotz (Berlin SB, Darmstadt LB, Hamburg SulIB,

Karlsruhe LB u. a.)

3356 Besitzmeldungen für die Musiksammelwerke des 16.—18. Jahrhunderts

11132 Besitzmeldungen für die Schriften über Musik bis 1800

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29262 Besitzmeldungen für die Individualdrucke 2200 Besitzmeldungen für die Notenhandschriften

Auffallend groß ist der Anteil der BRD an den Sammelwerken des 16. Jahrhunderts, und

zwar von den frühesten Notendrucken (1504) an. In dem an Druckerzeugnissen reichen Jahr

1 5 3 8 ist ein einziger Sammelwerktitel nicht in deutschen B nachweisbar. Bei den intensiven

Beziehungen deutscher Höfe und Handelsstädte zu Venedig ist die Zahl der italienischen

Sammeldrucke besonders hoch. Sie liegen in erster Linie in München BSB, Regensburg Pros

kesche MusikB, Wolfenbüttel Herzog August-B, Augsburg St und SB, Kassel LB. Ausländisches

Musikgut in reichem Maße enthalten aber auch die deutschen Sammeldrucke des 16. Jahr

hunderts, die wie bei keiner anderen Nation international ausgewählt sind.

Ungünstiger ist in der BRD die Besitzlage für die Musiksammelwerke des 18. Jahrhunderts,

das dem Verschleiß der immer mehr auf den Geschmack des Liebhabers abgestellten Musi

kalien viel größeren Vorschub leistete als etwa das 16. Jahrhundert, dessen kostbare Bestände

unter dem Schutz der Reformation frühzeitig in öffentlichen Besitz gelangten und dadurch

konserviert wurden. Von dem Zeitpunkt an, wo sich der 30jährige Krieg unmittelbar auf

Mitteldeutschland auswirkte, ca. 1630, geht der deutsche Anteil am Sammelwerk merklich

zurück, ganz im Gegensatz zu England, wo in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, nah Wieder

einsetzung der Monarchie, mit der Gründung von öffentlichen Theatern und Konzertsälen ein

beispielloser musikalischer Aufschwung erfolgt, der Legionen von Songs, Catches, Tanzsamm

lungen auf den Markt bringt; im Gegensatz auch zu Frankreih, wo Chanson und Air nah wie

vor den hohen Anteil am Sammelwerk bedingen. Solhen Gattungen hat Deutshland kein

Äquivalent entgegenzusetzen. Erst in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts rückt es durh das

Aufblühen von Liedsammlungen und durh den steigenden Konsum von Gesängen aus Sing

spielen und Opern wieder in den Vordergrund. Münhen SB, Berlin Hohshule für Musik,

Regensburg Proskeshe MusikB, Hamburg SB, Bamberg SB (mit der Bipontina) sind die B mit

dem höchsten Besitz von Sammeldrucken des 18. Jahrhunderts.

Auf dem Gebiet der Shriften über Musik wird die BRD vermutlich unter den führenden

Ländern sein, soweit man es bis jetzt nah dem Druckmanuskript beurteilen kann. Hätte man

die zur Zeit der Erfassung noh im Entstehen begriffenen Zentralkataloge der Länder mit in

die Suhaktion einbeziehen können — aus Zeitmangel konnte nur der bayerishe ausgewertet werden —, wäre das Resultat noh stattliher gewesen, wenn auh das musikalishe Schrifttum

gar niht in erster Linie in den großen öffentlihen B liegt, wie sih immer wieder an den

Fernleihebestellungen zeigt. Niht selten hört man die Meinung, die Shriften über Musik

seien ein leiht zu bewältigendes Arbeitsgebiet. Dem widerspricht allein shon die Tatsahe,

daß das einshlägige Titelmaterial über die vershiedensten Randgebieten verstreut ist: Philo

sophie (Musikästhetik), Theologie (Orgelpredigten), Tehnik (Instrumentenbau), Mathematik,

selbst Medizin u. a.

Neben dieser inhaltlich bedingten Shwierigkeit wirkt der Umstand verwirrend, daß viele

anonym ershienene Shriften mehreren Autoren zugeshrieben werden, so daß sie in der einen

B anonym, in einer anderen unter diesem, in einer dritten unter jenem Verfasser erscheinen.

Manhmal steht eine Shrift unter dem niht genannten Verfasser, manhmal unter dem

genannten Übersetzer; manhmal unter dem Pseudonym, manhmal unter dem ermittelten

Autor. Dissertationen sollten unter dem Praeses verzeichnet werden, stehen aber u. U. sogar in der gleihen B auh unter dem Disserenten. Diese wenigen Beispiele deuten shon den

beträhtlihen Umfang der Verwehslungsmöglihkeiten an.

Für die Notendrucke spielen diese formalen Shwierigkeiten kaum eine Rolle. Hier stellt

sih aber vielfah das Problem, Fragmente zu identifizieren. Das ist wohl die interessanteste

und lohnendste Seite der Inventarisierungsarbeit, und der Münhner Kartei sind gerade auf

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L. WEINHOLD: ANTEIL DER BUNDESREPUBLIK AN RISM 107

diesem Sektor schöne Entdeckungen zugute gekommen, sei es dank der Verlegerkartei, die

über die Plattennummer zur Bestimmung eines Werkes führen kann, vorausgesetzt, daß man

aus dem Drudebild auf den richtigen Drucker oder Verleger schließt; sei es über das Text

incipit-Register, das die Textanfänge aller in Deutschland erstellten Dépouillements enthält

und für Vokalkompositionen wichtige Indizien geben kann.

Für den Anteil der BRD an den Individualnotendrucken gilt im großen ganzen wieder die

Reihenfolge, die sich schon bei den Sammelwerken ergab. Weit voran steht München SB mit

5800 bisher erfaßten Drucken. Die Berliner SBPrK dürfte nach Abschluß der Inventarisierung auf ca. 2000—2500 Titel kommen. Es folgen Hamburg SulIB: 2242 und ganz überraschen

derweise Berlin Hochschule für Musik: 1762; ferner Frankfurt StulIB: voraussichtlich

ca. 1500, Regensburg Proske-B: 1559, Lübeck StB: 1536. Unter 1000 Exemplaren liegen

Stuttgart LB: 822, Wolfenbüttel Herzog August B: 697, Kassel LB: 661, Burgsteinfurt Fürstlich Bentheimsche B: 597, Donaueschingen Fürstlich Fürstenberg'sche B: 589, Harburg

Fürstlich Oettingen-Wallersteinsche B: 542, Augsburg SuStB: 514, Rheda Fürstlich Bentheim

Tecklenburg's die B: 522 (jetzt Münster UB). Damit sind die HofB mehr in den Vordergrund

gerückt, als bisher überschaubar war. Höfischer Bestand steckt natürlich vielfach auch in

öffentlichen, vor allem LB, und damit fällt ins Auge, in welchem Maße sich die mannigfaltigen deutschen Höfe neben Reformation und Säkularisation als konservierende Faktoren aus

gewirkt haben. Beachtlich ist noch die Reihe der B, die zwischen 400 und 500 Notenexem

plare des 16. bis 18. Jahrhunderts besitzen: Tübingen Schwäbisches Landesmusikarchiv: 461,

Köln Hochschule für Musik: 441, Münster Santini-B.: 401. Selbst zwischen 400 und 100

Exemplaren bewegen sich noch 22 Sammlungen: München MusikB: bisher 380, Detmold LB:

375, Kiel LB: 353, Göttingen UB: 328, Heidelberg Musikwissenschaftliches Seminar: 306,

Bonn UB: 279, Darmstadt LB: 247, Lüneburg RatsB: 246, Nürnberg Germanisches Museum:

233, Amorbach Fürstlich Leiningische B.: 213, Metten Abtei: 190, Berlin Institut für Musik

forschung: 188, Nürnberg StB: 154, Beuron Erzabtei: 149, Speyer LB: 142, Oldenburg LB:

141, Wiesentheid Graf von Schönborn'sche B: bisher 141, Aachen StB: 138, Bonn Musik

wissenschaftliches Seminar: 131, Hannover LB: 125, Ottobeuren Abtei: 124, Neuburg Studienseminar: 122, Marbach Schiller-Nationalmuseum: 100. Diese letzte Folge eröffnet

insofern neue Perspektiven, als einige bisher wenig genannte Sammlungen in unmittelbare

Nähe der bisher bekanntesten B mit älteren Musikalien gerück sind und sie teilweise sogar in den Schatten stellen.

In der internationalen Kartei des Kasseler Sekretariats sind aus den beteiligten Ländern

bisher 150 000 Meldungen für Individualdrucke eingegangen, wonach also der Anteil der

BRD bisher rund ein Fünftel betragen würde. Schätzungsweise liegen damit zwei Drittel des

zu erwartenden in- und ausländischen Titelmaterials in Kassel vor. Für die BRD glaube ich

sagen zu dürfen, daß der Prozentsatz der Außenstände niedriger als ein Drittel ist, so daß

mit rechtzeitiger Erfassung der bis Ende 1969 noch zu erfassenden Notendrücke gerechnet werden kann, vorausgesetzt, daß die Subventionen der Kultusministerkonferenz und des

Ministers für wissenschaftliche Forschung die Durchführung des Arbeitsprogrammes wie bisher

ermöglichen.

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