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z568 ~2LINISCHE WOCHENSCHRIFT. S. JAHRGANG. Nr. 34 20. AUGUST 1929 treffen yon Fettresorptionsst6rung und Cholesterinester- abnahme im Blute ]egt nattirlich den Gedanken eines ur- s~ehliehen inneren Zusammenhanges dieser beiden Ver- ~nderungen nahe, und zw-ar insofern, als bei bestehenden St6rungen der Fettresorption die Cholesterinester inl Serum die Tendenz haben abzunehmen infolge mangelnden Angebotes yon FettsXuren. Auch BI~'RGER und H.r v haben die ab- solute Verminderung des Ester-Cholesterins bei ihren zwei Lebercirrhoseffillen mit den St6rungen der Fettresorption erkl~rt. Auch haben wit uns schon an anderer Stelle dieser Auffassung angeschlossen, soweit sie die VerhXltnisse bei der Lebercirrhose betrifft, und m6chten auch in unseren jetzigen Beobachtungen an Nichtlebercirrhosekranken eine Best~ttigung dieser Ansicht sehen, dab das Sinken der Cholesterinester im Blur weitgehend mit St6rungen der Fettresorption in Zu- sammenhang stehen kann. Wenn wir auch in den obigen F~llen die Kombination Fettresorptionsst6rung und Chole- sterinesterabnahme im Blur recht ausgesproehen finden, so w-ird man nicht verlangen k6nnen, in allen F~llen yon Fett- resorptionsst6rungen auch eine Esterabnahme zu linden. Denn natfirlich werden auch Dauer und Grad der Fett- resorptionsst6rung einen verschieden starken Einflug auf die Cholesterinestergr6Be haben. Umgekehrt wird man selbstverst~ndlich nicht jede Cholesterinesterabnahme im Blut ohne weiteres durch St6rungen der Fettresorption er- kl~ren dfirfen, da ffir erstere natfirlich auch andere Faktoren mal3gebend sein k6nnen, wie wit das ffir die Verh~ltnisse beim VerschluBikterus an anderer Stelle auseinandergesetzt zu haben glauben. Des weiteren wird man die Frage zu er6rtern haben, wo- durch nun diese Fettresorptionsst6rungen sowohl bei der Lebercirrhose wie bei den anderen erw~hnten Kranken zu- stande kommt. Ffir die Fettresorptionsst6rung der Leber- cirrhose haben BCRGZR und HABS diese Frage eingehend ventiliert. Die M6glichkeit, dab die cirrhotisch schwer ver- gnderte Leber nur noch eine ffir die Fettresorption minder- wertige Galle fabrizieren kann, und auf diese Weise die Fettresorption gest6rt ist, lassen sie often. Dem Moment der Pfortaderstauung glauben die beiden Autoren keine groBe Bedeutung beimessen zu mtissen, wenn auch FR. MOL- LER s bei Staunng im Pfortadergebiet bei dekompensierten Vitien Fettresorptionsst6rungen beschrieben hat. Doch sind diese von FR. Mt~LLER gefundenen Resorptionsst6rungen im Verh~ltnis zu denen bei der Lebercirrhose zu gering, als dab nach der Anffassung yon BfimGER und H.~BS auch Eir letztere die Pfortaderstauung verantwortlich zu machen w-fire. Bf)RG~R und HABS glauben dagegen in der Mitbeteiligung anderer Organe, besonders des Pankreas, an dem cirrhotischen Pro- zel3 der Leber den Grund fiir die Resorptionsst6rung zu linden. DaB bei der Lebercirrhose tatsgchlich hgufig auch cirrhotische Ver~nderungen des Pankreas gefunden werden, geht schon aus den /tlteren Untersuchungen yon STEINHAUS9 hervor, nnd auch BC'RGER und I-I_A_BShaben daftir einen ~eleg bei- gebracht. DaB ferner die Funktion des Pankreas ftir die Verh/iltnisse der Fettresorption yon grol3er Bedeutung ist, steht ja aul3er Zweifel. Unter unseren Lebercirrhosen be- linden sich nun aber 2 Falle, die cirrhotische VerS~nderungen am Pankreas bei der Sektion vermissen liel3en, die aber trotzdem die gleichen Fettresorptionsst6rungen aufwiesen wie die Lebercirrhosen mit Pankreasveranderungen. Auch unser zu Sektion gekommener Tall yon Bauchfellcarcinosis mit FettresorptionsstSrungen zeig~ce absolut intaktes Pan- kreas. Das Fehten yon anatomischen Ver~tnderungen am Pankreas sagt natfirlich nichts Sicheres fiber die Funktion desselben aus. Die MSglichkeit, dab ein minderwertiges Pankreassekret die Fettresorptionsst6rung verursacht, bleibt also zwar bestehen, erscheint uns aber zu hypothetisch, als dab wir sie ernsthaft erSrtern m6chten. Auff~llig ist anderer- seits, dab bei beiden Gruppen yon Fallen, den Lebercirrhosen und den Nichtlebercirrhosekranken, die Pfortaderstauung zweifellos, wenn auch in verschieden starkem Grade, eine Rolle spielt. Das trifft sowohl ffir die Lebercirrhosen zu, wie aueh ffir die sezierte t3auchfellcarcinosis, bei der sich eine erhebliche Pfortaderstauung infolge eines grol3en Pfort- aderthrombus land. Ferner wird man auch wohl bei den tibrigen F~tllen yon Carcinosis, Perikarditis und Bauehfell- tuberkulose Pfortaderstauungen annehmen dfirfen, die dann sekund~r zu VerS, nderungen in der Darmschleimhaut und damit zur Fettresorptionsst6rung ffihren. Auch ffir das Amy- ioid sind wahrscheinlich die Ver~nderungen der Darmsehleim- haut die Ursache der ResorptionsstSrung (FR. ~u Trotzdem wird man nieht so welt gehen, letztere als alleinige Ursache der Fettresorptionsst6rung anzusehen, denn auch die Ver~nderungen des Pankreas und der Milz sind als Ursache durchaus diskutierbar. Zusammenfassung: 1. Die Angaben von Bf)RGER und HABS, dab bei Kranken mit Lebercirrhose 4 Stunden naeh peroraler Eingabe yon ioo g Oliven61 und 5 g Cholesterin keine Lip~mie auftritt, w/ihrend dies bei Gesunden unter gleichen Bedingungen immer der Tall ist, werden an neuen F~llen best~tigt. 2. Die gleiehen Fettresorptionsst6rungen wie bei Leber- cirrhosen wurden auBerdem gefunden bei 3 I<ranken mit Carcinosis, je I Kranken mit Perikarditis, t3auchfelltuber- kulose und Amyloidosis. 3. Bei Lebercirrhosen wurden relativ h~ufig niedrige Cholesterinesterwerte gefunden, das gleiche trifft zu ffir die unter 2 angegebenen Kranken. 4- Die niedrigen Cholesterinesterwerte bei Lebercirrhosen und bei den unter 2 angegebenen l<ranken werden mit den gefundenen St6rungen der Fettresorption erkl/irt. 5: Die Ursache der Fettresorptionsst6rungen wird er- 6rtert und dabei auf die bei allen untersuchten Kranken vor- handene Stauung im Pfortadergebiet besonders hingewiesen. Literatur: t BORG~R und HABS, Z. exper. Med. 56, 64o (1927). _ 2 BOROER und ttABS, Klin. ~vVschr. 1927, 2125. -- 3 WXNDT, Klin. Wschr. 1929, 1215. -- 4 THANNttAUSER und SCnAB~R, Klin. \Vschr. 1926, Nr 7- -- 5 STERN und SUCI-IANTKE, Arch. f. exper. Path. 115, 221 (1926). -- 6 FEIGL, ]3iochem. Z. 9 o, I (1918). -- 7 B~RGER und HABS, Klin. Wschr. 1927, 2121. -- ~'R. M~3LLER, Verh. dtsch. Ges. inn. Med. 1887, 408. -- 9 STEINHAUS; Dtsch. Arch. klin. Med. 74, 537 (19o2). DER EINFLUSS DER SCHILDDROSE AUF DIE ZIRKULIERENDE BLUTMENGE UND DIE BLUTDEPOTS DES ORGANISMUS. (Vorl~ufige Mitteilung.) Von Dr. L. WISLICKI. Aus der I. Inneren Abteilung des I<rankenhausesAm Urban, Berlin (Direktor: Prof. Dr. HERMANN ZONDEK). Seit den Untersuchungen yon ]3ARCROVT i s t bekannt, dab sich im allgemeinen das ]31ut des I<6rpers nur zu einem Teil in der Zirku]ation befindet; als Depots, in denen der Rest des Blutes liegt, gelten besonders die Milz (BARCRO~T und Mitarbeiter), die subpapillfiren Plexus der Haut (WOLL- HEIM) und das Gebiet der Leber bzw. der Pfortader (EPPII~GEr~ u. a.). Treten an den Kreislauf, dessen eine wesentliche Funktion im Transport der Stoffwechselprodukte und in der Vermittlung des Gaswechsels bestehf, versehieden geartete Anforderungen ]leran, je nachdeln ob sich der Organismus in der Ruhe oder bei der Arbeit, in kalter oder in warmer Umgebung, im Hunger oder nach der Nahrungsaufnahme usw. befindet, so stehen ihm mehrere Regulationsmechanismen zur Verffigung: Das gesteigerte Sauerstoffbedtirfnis kann sowohl durch eine vermehrte O~-Ausntitzung im Erfolgs- organ bei unver/inderter Zirkulationsgr6Be, als auch durch einen Anstieg des Minutenvolumens ohne Beeinflussung der Utili- sation befriedigt werden. Da bei ausreichender Herzkraft das Minutenvolulr-en durch die Blutmenge bestimmt wird, die dem Herzen vom venSsen System her zustrSmt, kann eine Steigerung der Zirkulations- gr613e dadureh zustande kommen, dab eine Einengung des Strombettes einen vermehrten Rtickflul3 zum Zentralorgan zur Folge hat. Bleibt jedoch die Kapazit~t der kleinen Gef/il3e

Der Einfluss der Schilddrüse auf die Zirkulierende Blutmenge und die Blutdepots des Organismus

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Page 1: Der Einfluss der Schilddrüse auf die Zirkulierende Blutmenge und die Blutdepots des Organismus

z 5 6 8 ~ 2 L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . S. J A H R G A N G . N r . 34 20. AUGUST 1929

t re f fen yon F e t t r e s o r p t i o n s s t 6 r u n g u n d Choles te r ines te r - a b n a h m e im B l u t e ]egt na t t i r l i ch den G e d a n k e n eines ur- s~ehl iehen inne ren Z u s a m m e n h a n g e s dieser be iden Ver- ~ n d e r u n g e n nahe , u n d zw-ar insofern, als bei b e s t e h e n d e n S t 6 r u n g e n der F e t t r e s o r p t i o n die Choles te r ines te r inl S e r u m die T e n d e n z h a b e n a b z u n e h m e n infolge m a n g e l n d e n A n g e b o t e s yon Fe t t sXuren . A u c h BI~'RGER u n d H.r v h a b e n die ab- solute V e r m i n d e r u n g des Es t e r -Cho le s t e r in s bei i h r en zwei Lebercir rhoseff i l len m i t den S t 6 r u n g e n der F e t t r e s o r p t i o n erkl~r t . A u c h h a b e n w i t uns schon a n ande r e r Stelle dieser Auf fa s sung angeschlossen, s o w e i t sie die VerhXltn isse bei der Leberc i r rhose be t r i f f t , u n d m 6 c h t e n a u c h in unse r en je tz igen B e o b a c h t u n g e n an N i c h t l e b e r c i r r h o s e k r a n k e n eine Best~t t igung dieser A n s i c h t sehen, dab das S inken der Cho les te r ines te r im B lu r we i tgehend m i t S t 6 r u n g e n der F e t t r e s o r p t i o n in Zu- s a m m e n h a n g s t ehen kann . W e n n wir a u c h in den ob igen F~l len die K o m b i n a t i o n F e t t r e s o r p t i o n s s t 6 r u n g u n d Chole- s t e r i n e s t e r a b n a h m e i m B l u r r e c h t ausgesp roehen f inden, so w-ird m a n n i c h t v e r l a n g e n k6nnen , in a l len F~l len yon F e t t - r e s o r p t i o n s s t 6 r u n g e n a u c h eine E s t e r a b n a h m e zu l inden . D e n n na t f i r l i ch werden a u c h D a u e r u n d Grad der F e t t - r e s o r p t i o n s s t 6 r u n g e inen ve r sch i eden s t a r k e n E in f l ug auf die Choles te r ines te rgr6Be h a b e n . U m g e k e h r t wi rd m a n se lbs tve r s t~nd l i ch n i c h t jede C h o l e s t e r i n e s t e r a b n a h m e im B l u t ohne wei teres d u r c h S t 6 r u n g e n de r F e t t r e s o r p t i o n er- k l~ren dfirfen, da ffir e rs te re na t f i r l i ch a u c h ande re F a k t o r e n mal3gebend sein k6nnen , wie wi t das ffir die Verh~l tn i s se be im Versch luBik te rus a n ande r e r Stel le a u s e i n a n d e r g e s e t z t zu h a b e n g lauben .

Des we i t e r en wi rd m a n die F rage zu e r 6 r t e r n h a b e n , wo- d u r c h n u n diese F e t t r e s o r p t i o n s s t 6 r u n g e n sowohl bei der Lebe rc i r rhose wie bei den a n d e r e n e r w ~ h n t e n K r a n k e n zu- s t a n d e k o m m t . Ffir die F e t t r e s o r p t i o n s s t 6 r u n g der Leber - c i r rhose h a b e n BCRGZR u n d HABS diese F r a g e e i n g e h e n d ven t i l i e r t . Die M6gl ichkei t , d ab die c i r rho t i sch schwer ver- gnde r t e Leber n u r n o c h eine ffir die F e t t r e s o r p t i o n minde r - wer t ige Galle f a b r i z i e r e n k a n n , u n d auf diese Weise die F e t t r e s o r p t i o n ges t6 r t ist, lassen sie often. D e m M o m e n t der P f o r t a d e r s t a u u n g g l a u b e n die be iden A u t o r e n ke ine groBe B e d e u t u n g be imessen zu mtissen, w e n n a u c h FR. MOL- LER s bei S t a u n n g im P f o r t a d e r g e b i e t bei d e k o m p e n s i e r t e n Vi t i en F e t t r e s o r p t i o n s s t 6 r u n g e n besch r i eben ha t . Doch s ind diese von FR. Mt~LLER g e f u n d e n e n R e s o r p t i o n s s t 6 r u n g e n im Verh~ l tn i s zu d e n e n bei de r Leberc i r rhose zu gering, als dab n a c h der Anf fa s sung yon BfimGER u n d H.~BS a u c h Eir l e tz te re die P f o r t a d e r s t a u u n g v e r a n t w o r t l i c h zu m a c h e n w-fire. Bf)RG~R u n d HABS g l auben dagegen in der Mi tbe t e i l i gung a n d e r e r Organe , besonde r s des Pank rea s , a n d e m c i r r h o t i s c h e n Pro - zel3 der Lebe r den G r u n d fiir die R e s o r p t i o n s s t 6 r u n g zu l inden . DaB bei der Lebe rc i r rhose t a t s g c h l i c h hguf ig auch c i r rho t i sche V e r ~ n d e r u n g e n des P a n k r e a s ge funden werden , geh t schon aus den / t l teren U n t e r s u c h u n g e n y o n STEINHAUS 9 hervor , n n d a u c h BC'RGER u n d I-I_A_BS h a b e n daf t i r e inen ~ e l e g bei- geb rach t . DaB ferner die F u n k t i o n des P a n k r e a s ftir die Verh/ i l tn isse der F e t t r e s o r p t i o n yon grol3er B e d e u t u n g ist, s t e h t ja aul3er Zweifel. U n t e r uns e r en Lebe rc i r rhosen be- l i nden sich n u n abe r 2 Falle, die c i r rho t i sche VerS~nderungen a m P a n k r e a s bei de r Sek t ion ve rmi s sen liel3en, die abe r t r o t z d e m die gle ichen F e t t r e s o r p t i o n s s t 6 r u n g e n aufwiesen wie die L e b e r c i r r h o s e n m i t P a n k r e a s v e r a n d e r u n g e n . A u c h unse r zu Sek t ion g e k o m m e n e r Tal l yon Bauchfe l l ca rc inos i s m i t F e t t r e s o r p t i o n s s t S r u n g e n zeig~ce a b s o l u t i n t a k t e s P a n - kreas. Das F e h t e n yon a n a t o m i s c h e n Ver~tnderungen a m P a n k r e a s sag t na t f i r l i ch n i c h t s Sicheres f iber die F u n k t i o n desse lben aus. Die MSglichkei t , d ab ein minde rwer t i ge s P a n k r e a s s e k r e t die F e t t r e s o r p t i o n s s t 6 r u n g ve r u r s ach t , b l e i b t also zwar bes tehen , e r s c h e i n t uns abe r zu h y p o t h e t i s c h , als d a b wir sie e r n s t h a f t e rS r t e rn m 6 c h t e n . Auff~ll ig is t ande re r - seits, d a b bei be iden G r u p p e n yon Fal len, den Lebe rc i r rhosen u n d den N i c h t l e b e r c i r r h o s e k r a n k e n , die P f o r t a d e r s t a u u n g zweifellos, w e n n auch in ve r sch ieden s t a r k e m Grade , eine Rol le spielt . Das t r i f f t sowohl ffir die Lebe rc i r rhosen zu, wie a u e h ffir die sezier te t3auchfel lcarcinosis , bei der sich eine e rheb l iche P f o r t a d e r s t a u u n g infolge eines grol3en Pfo r t -

a d e r t h r o m b u s land . F e r n e r wi rd m a n a u c h wohl bei den t ibr igen F~tllen yon Carcinosis , Pe r i ka rd i t i s u n d Bauehfe l l - t ube rku lo se P f o r t a d e r s t a u u n g e n a n n e h m e n dfirfen, die d a n n s e k u n d ~ r zu VerS, n d e r u n g e n in der D a r m s c h l e i m h a u t u n d d a m i t zu r F e t t r e s o r p t i o n s s t 6 r u n g ffihren. A u c h ffir das A m y - ioid s ind wahr sche in l i ch die V e r ~ n d e r u n g e n de r D a r m s e h l e i m - h a u t die Ur sache de r R e s o r p t i o n s s t S r u n g (FR. ~u T r o t z d e m wird m a n n i e h t so wel t gehen, l e tz te re als al leinige U r s a c h e der F e t t r e s o r p t i o n s s t 6 r u n g anzusehen , d e n n a u c h die V e r ~ n d e r u n g e n des P a n k r e a s u n d der Milz s ind als Ursache d u r c h a u s d i sku t i e rba r .

Zusammenfassung: 1. Die A n g a b e n von Bf)RGER u n d HABS, dab bei K r a n k e n m i t Leberc i r rhose 4 S t u n d e n n a e h pe ro ra le r E i n g a b e yon ioo g Oliven61 u n d 5 g Choles te r in ke ine L ip~mie au f t r i t t , w/ ih rend dies bei G e s u n d e n u n t e r g le ichen B e d i n g u n g e n i m m e r de r Tal l ist, we rden a n n e u e n F~l len bes t~ t ig t .

2. Die gle iehen F e t t r e s o r p t i o n s s t 6 r u n g e n wie bei Leber - c i r rhosen w u r d e n auBerdem ge funden bei 3 I< ranken m i t Carcinosis , je I K r a n k e n m i t Per ika rd i t i s , t3auchfe l l tuber - kulose u n d Amylo idos i s .

3. Bei Lebe rc i r rhosen w u r d e n r e l a t i v h~uf ig niedr ige Cho les t e r ines t e rwer t e gefunden , das gleiche t r i f f t zu ffir die u n t e r 2 a n g e g e b e n e n K r a n k e n .

4- Die n ied r igen Cho les t e r ines t e rwer t e bei Lebe rc i r rhosen u n d bei den u n t e r 2 a n g e g e b e n e n l< ranken w e r d e n m i t den ge fundenen S t 6 r u n g e n der F e t t r e s o r p t i o n erkl / i r t .

5: Die Ur sache der F e t t r e s o r p t i o n s s t 6 r u n g e n wi rd er- 6 r t e r t u n d dabe i au f die bei a l len u n t e r s u c h t e n K r a n k e n vor - h a n d e n e S t a u u n g im P f o r t a d e r g e b i e t besonde r s h ingewiesen .

L i t e r a t u r : t BORG~R und HABS, Z. exper. Med. 56, 64o (1927). _ 2 BOROER und ttABS, Klin. ~vVschr. 1927, 2125. -- 3 WXNDT, Klin. Wschr. 1929, 1215. -- 4 THANNttAUSER und SCnAB~R, Klin. \Vschr. 1926, Nr 7- -- 5 STERN und SUCI-IANTKE, Arch. f. exper. Path. 115, 221 (1926). -- 6 FEIGL, ]3iochem. Z. 9 o, I (1918). -- 7 B~RGER und HABS, Klin. Wschr. 1927, 2121. -- ~'R. M~3LLER, Verh. dtsch. Ges. inn. Med. 1887, 408. -- 9 STEINHAUS; Dtsch. Arch. klin. Med. 74, 537 (19o2).

DER EINFLUSS DER SCHILDDROSE AUF DIE ZIRKULIERENDE BLUTMENGE UND DIE

BLUTDEPOTS DES ORGANISMUS. (Vorl~ufige Mitteilung.)

Von

Dr . L. WISLICKI. Aus der I. Inneren Abteilung des I<rankenhauses Am Urban, Berlin

(Direktor: Prof. Dr. HERMANN ZONDEK).

Sei t den U n t e r s u c h u n g e n yon ]3ARCROVT is t b e k a n n t , d a b sich im a l lgemeinen das ]31ut des I<6rpers n u r zu e i n e m Teil in der Z i r k u ] a t i o n be f inde t ; als Depots , in d e n e n de r R e s t des B lu tes liegt, ge l ten be sonde r s die Milz (BARCRO~T u n d Mi ta rbe i t e r ) , die subpapi l l f i ren P lexus der H a u t (WOLL- HEIM) u n d das Geb ie t de r Lebe r bzw. de r P f o r t a d e r (EPPII~GEr~ u. a.). T r e t e n a n d e n Kreis lauf , dessen eine wesen t l i che F u n k t i o n im T r a n s p o r t de r S to f fwechse lp roduk te u n d in der V e r m i t t l u n g des Gaswechsels bes teh f , v e r s e h i e d e n g e a r t e t e A n f o r d e r u n g e n ]leran, je n a c h d e l n ob sich der O r g a n i s m u s in de r R u h e oder bei der Arbe i t , in ka l t e r oder in w a r m e r U m g e b u n g , im H u n g e r ode r n a c h de r N a h r u n g s a u f n a h m e usw. bef inde t , so s t e h e n i h m m e h r e r e R e g u l a t i o n s m e c h a n i s m e n zur Verff igung: Das ges te ige r t e Sauers to f fbed t i r fn i s k a n n sowohl d u r c h eine v e r m e h r t e O~-Ausnt i tzung im Erfo lgs- o rgan bei u n v e r / i n d e r t e r Zi rkula t ionsgr6Be, als a u c h d u r c h e inen Ans t i eg des M i n u t e n v o l u m e n s ohne Bee in f lussung der Uti l i - s a t i on be f r i ed ig t werden .

Da bei aus re i chende r H e r z k r a f t das Minu tenvo lu l r - en d u r c h die B l u t m e n g e b e s t i m m t wird, die d e m Herzen v o m venSsen S y s t e m her zus t rSmt , k a n n eine S te ige rung de r Z i rku la t ions - gr613e d a d u r e h z u s t a n d e k o m m e n , d a b eine E i n e n g u n g des S t r o m b e t t e s e inen v e r m e h r t e n Rtickflul3 zum Z e n t r a l o r g a n zur Folge ha t . B l e i b t j edoch die K a p a z i t ~ t der k le inen Gef/il3e

Page 2: Der Einfluss der Schilddrüse auf die Zirkulierende Blutmenge und die Blutdepots des Organismus

20. AUGUST 1929 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 8. J A H R G A N G . Nr . 34 I569

und Capil laren unver~indert oder s te igt sie gar an, so wird eine v e r m e h r t e Fif l lung der ven6sen Gebiete und als ihre ]~-olge ein Anst ieg des Minu tenvo lumens nu t e in t re ten k6nnen, wenn aus den Depots B l u t in die Zi rkula t ion gebrach t wird. Demen t - sprechend geht nach den Un te r suchungen yon EPPINGER und seiner Schule die Ste igerung des Minu tenvo lumens wS~hrend der Muskelarbei t , bei der nach den Befunden yon B2ROGH der Capi l la rquerschni t t der Per ipher ie sich erwei ter t , mi t einer Ve rmehrung der z i rkul ierenden t3Iutmenge einher.

Be im Basedowiker f indet sich en tsprechend der Ste igerung der StoffwechselvorgS~nge schon in der Ruhe eine bet r~cht l iche F.rh6hung des Minutenvolumens , die naeh den Befunden yon BAX, SI auch be im Sta tus pr~basedowicus als Frf ihsymptona nachweisbar wird; demgegenfiber liegen be im Myx6dem und bei der F e t t s u c h t die Wer te besonders niedrig. Auf Grund der oben skizzier ten GedankengXnge ergab sich daher die Frage, ob zu den Regu la t ionsmechan i smen des Organismus, die bei einer Ver~nderung des Gaswechsels in Ersche inung t re ten, n ich t auch die z i rkul iernde ]31utmenge geh6re. Daher unter - suchte ich das Verha! ten der B tu tmenge zun~chst be im t3asedowiker.

Die Bes t immungen wurden mi t der T r y p a n r o t m e t h o d e nach SEYDERflELM und LAMPE entsprechend den erg~nzenden Angaben yon WOLLHEIM bei s t renger ]3ettruhe nfichtern oder mindes tens 3~,t2 S tunden nach e inem Fr/ ihst t ick aus- geftihrt. Be im Gesunden fanden sich dabei ftir das P lasma \ ~ e r t e von 38- -45 ccm pro Ki logramm, ftir das Gesamtb tu t - - nach den H ~ m a t o k r i t w e r t e n berechne t -- Zahlen yon 75--85 ccm pro K i l o g r a m m K6rpergewicht . Es ergab sich, dab die z i rkul ierende B lu tmenge be im Morb. Basedow s ta rk e rh6ht ist. Die Steigerung, die sowohl die Plasma- wie die Gesamtb lu tmenge betr iff t , 15.Bt sich du tch die a l lgemeine konse rva t ive Behand!ung in Verb indnng mi t der Dar re ichung yon Jod nach NE!SSER, LOt~WY und HI ZOXI)EK oder nach PLUS{XCEa im Sinne einer Herabse t zung beeinflussen. Dabei geht mi t gewissen Schwankungen die B lu tmenge dem Ver- ha l t en des Gaswechsels parallel. Un te r suchungen fiber die E iuwi rkung der opera t iven Therap ie auI die z i rkul ierende Blu tmenge sind im Gange. Der Erh6hung des nachweisbaren B lu tvo lumens be im Basedow entsprechend, ergat?en sich be im Myx6demat6sen aul3erordentlich niedrig l iegende Wer te .

Es war zu erw~gen, ob in der Ste igerung der zirkulieren- den B lu tmenge be im Morb. ]3asedow eine unspezif ische Re- ak t ion des Organismus auf die erh6hte Beansp ruchung der Zirkula t ion zu sehen ist oder ob es sich dabei u m eine spezi- Iische E inwi rkung der Schilddrfise handel t . Es wurde daher der EinfluB der Thyreo id inmed ika t ion auf die z i rkul ierende B lu tmenge geprfift. ]3el F~illen yon F e t t s u c h t zeigte sich, daf3 das nachweisbare B l u t v o l u m e n anstieg, wenn es gelang, die Pa t i en t en durch Thyreoid in- oder durch Thyrox inda r r e i chung zur Gewich t sabnahme zu br ingen und wenn der Gaswectlsel eine Erh611ung zeigte. Stel l te sictl nach der Medika t ion Herzk lop ien ein, so dab die Dar re i chung ohne Erz ie lung einer Stoffwechselwirkung ausgesetzt w e r d e n mul3te, so konnte keine Beeinf lussung der B lu tmenge nachgewiesen werden. B e i m M y x 6 d e m stieg nach Thyreo id ingaben die B lu tmenge um I--I~/,o 1 an.

Schien somi t die z i rkul ierende B lu tmenge in d i rekter Abh~tngigkeit yon der Schi lddr t isenfunkt ion zu stehen, so war festzustellen, ob sich diese Regula t ion n ich t beim thy- reo idek tomier ten T i e r exper imente l l aufzeigen lieB. BAR- CROFT C. S. ha t t e gezeigt, dab in der R u h e die Milz aus der Zi rkula t ion im wesent l ichen ausgeschal te t ist, wS~hrend sie sich bei der Arbe i t im Kreis lauI bef indet : Liel3 er ein ruhendes Tier einige Minuten Koh lenoxyd e inatmen, so war das Gas in der Milz k a u m naehweisbar , w~thrend es im Blu te Wer t e yon fiber 2o % erreichte . Dagegen l iegen sich solche Diffe- renzen be im arbe i tenden Tier nie nachweisen, bier war d i e CO-Konzen t ra t ion in der Milz immer die gleiche wie im per ipheren B lu t ; die Milz war in den al lgemeinen Kreis lauf eingeschal tet . Diese Versuche, die bei mi r an gesunden Kan inchen gleichsinnig ausfielen, t i ihr te ich am schilddrfisen- losen Tier aus. Die Ca-Bes t immung er tolgte nach der Methode yon VAN SLYKE nnd ~X~EILL. ES ergab sich, dab t ro tz unver-

~tnderten Eindr ingens des Kohlenoxydes in die Zi rkula t ion auch bei der Arbe i t in der Mitz k a u m Kohienoxyd nachweisbar wurde . Die Blutschleusen der Milz bl ieben auch wfihrend der Arbe i t geschlossen, die Reak t ion des normalen Organismus fehl te nach der Thyreo idek tomie . Je l~ngere Zeit zwischen der Schi lddr t isenexst i rpat ion und d e m Versueh lag, um so gr6Ber konnte die Arbei t s le i s tung dosier t werden, ohne dab Kohlen- oxyd in die Milz eindrang. ~,Die Zufuhr yon Thyreo id in oder T h y r o x i n schal te te die Milz wieder in die Z i rku la t ion ein, I i ihr te somi t das Reak t i onsve rm6gen zur N o r m zuriick.

Somi t ergibt sich, dab die Ausscht i t tung der B lu tdepo t s eine Funk t ion der Schilddrtise darstel l t : DaB diese Befunde die von H. ZO~I)EK beschriebene, se i tdem mehr fach bearbe i te te Wirkung des Thyreoid ins auf das per iphere Blu tb i ld in neuem Lichte erscheinen lassen, sei hier nur angedeu te t . Auf die theore t i schen und prakt i schen Folgerungen, die s ich aus den Resu l t a t en ftir die Erkran lmngen , die mi t Ver~tnde- rungen des Gaswechsels einhergehen, und insbesondere fiir die An~mien ergeben, sowie auf das Verha l ten der 131ut- depots un te r pathologischen Urnst~nden soil an anderer Stel le ausffihrlich eingegangen werden.

L i t e r a t u r : BANSI, Z. klin. Med. IiO, H. 6 (I928). - - BARCROFT,

Zusammenfassung in Erg. Physiol. 25, 813 (1926). -- EPPI,'~GER, I~lin. W%chr. 1928. -- SEYDERHELM und LAMPE, Erg. inn. Med. 27 (1925). -- vA~ SLY~X und N:~ILL, J. of biol. chem. 61,523 (1924). - - WOLLHEIM, Klin. Wschr. 1927, 2134; Z. klin. Med. Io8, 463 (I928). -- H. ZONDE~, t{lin. Wschr. 1926, Nr2o.

UBER DEN K- UND Ca-GEHALT VON EITER UND EXSUDATEN UND SEINE BEZIEHUNGEN

ZUM ENTZUNDUNGSSCHMERZ*. V o n

Pr iv . -Doz . Dr . C. HXBLER. Aus der Chirurgischen Universit~itsklinik Wtirzburg, Physiko-chemisches Laboratorium

(Vorstand: Geh. Rat Prof. Dr. FRITZ KONIG).

Die physikal isch-chemische Bearbe i tung des Entz i indungs- problems, yon H. SCHADE 1 begr t indet und yon seinen Mit- a rbei tern wel ter for tgef t ihr t und yon zahlreichen anderen Unte r suchern gef6rdert und bestXtigt, h a t ganz b e s t i m m t e G esetzm~Bigkeiten erkennen lassen: Durch den ,,Stoff- wechselbrand der En tz t i ndung" werden die ffir die Eukol loidi- t~tt des P lasmas wicht igen Kons t an t en zerst6rt . Es e n t - s tehen :

I. eine osmotische Hyper ton ie (evtl. Hypotonie) , 2. eine lokale Acidi t~t (H-Hyperionie) , 3. eine St6rung der Na-K-Ca-Isoionie , 4. eine H y p e r t h e r m i e und 5. eine membranogene Hypoonk ie der Capillaren.

Alle diese Ver~nderungen sind am Zus t andekommen der kl inischen Ersche inungen der En tz t indung wesent l ich be- teiligt. Sie sind um so s tarker ausgesprochen, je schwerer die En tz f indung ist. So ist z. B. die Acidit~tt geradezu ein Gradmesser ftir die Intensit~tt der Entz t indung, und auch die osmotische Hype r ton i e ist u m so gr6Ber, je hef t iger die Entz t indung. H. SCI~.aDE ~ konnte gewissermaBen eine Topographie des osmot ischen Druckes und der Ac id i t a t am Beispiele des Furunke ls darstel len, wie sie durch beigegebene Abb. I und 2 (n/iehste Seite) e r l au te r t wird. Auch in den Ver- ~nderungen des E lek t ro ly tgeha l tes der E x s u d a t e bes tehen bes t immte Gese tzmagigkei ten- die ei t r igen E x s u d a t e m i t s ta rker Acidi t~t sind gegen, fiber dem Blu t se rum durch eine Na- und K-Zunahme und eine C1-Abnahme ausgezeichnet , w~hrend b e i den E x s u d a t e n m i t schwachen Acid i t~ tsgraden eine C1-Zunahme und Na-Verminderung gefunden wird.

Schon bei unseren Un te r suchungen fiber die E x s u d a t e in der Schadeschen Abte i lung war uns aufgefallen, dab die sehr sauren, aku t entzfindlichen Ei te r du tch einen hohen J ( -Gehal t ausgezeichnet sind. W i t s tel l ten uns daher die

* Die Arbeit wurde ausgeftihrt mit Unterstiitzung durch die Gesellschaft zur FSr- derung der Wissenschaften an der Universit~.t Wfirzburg.