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1 Der Säuren-Basen-, Wasser- und Elektrolyt-Haushalt Parameter - Wesen - Bedeutung - Irrtümer von Dr. med. H. Elmau veröffentlicht in SANUM-Post Nr. 21/1992, Seite 2 - 15 Chemische Grundbegriffe Der Säuren-Basen-Haushalt des menschlichen Organismus ist nur verständlich, wenn einige Grundbe- griffe wie die Dissoziation des Was- sers, die elektrolytische Dissoziation und der Säuren-Basen-Begriff nach Brønsted berücksichtigt werden. Der klassische Säuren-Basen-Begriff nach Arrhenius bezeichnet Stoffe als Säuren, die in wäßriger Lösung ioni- sieren und dabei Wasserstoffionen (H + ) abgeben. Basen sind Stoffe, die ionisieren und Hydroxylionen (OH - ) abgeben: Bestimmte Basen, wie Ammoniak, enthalten aber kein Hydroxid, so daß in der Bilanz keine Hydroxylionen auftreten: Brønsted hat deshalb 1923 eine Protonentheorie aufgestellt, nach der Protonen = Wasserstoffionen (H + ) in wäßriger Lösung als Protonen- donatoren eine Säure charakterisie- ren, während Basen Protonen- akzeptoren darstellen: In Anlehnung an Brønsted [3] hat Clark [4] die Reaktion (4) adäquater geschrieben: Noch richtiger wird die Darstellung, wenn man berücksichtigt, daß Pro- tonen (H + ) meist nur in ihrer hydrati- sierten Form - an Wasser (H 2 O) ge- bunden - vorkommen, die Oxonium- ionen (H 3 O + ) genannt werden: Wenn Säuren, Basen und Salze in wäßriger Lösung zerfallen, entstehen Teilchen, die man Ionen nennt. Sind sie positiv geladen, spricht man von Kationen, bei negativer Ladung hei- ßen sie Anionen. Diesen Zerfall nennt man elektrolytische Dissoziation. Die Säuren, Basen und Salze heißen, wenn sie elektrolytisch dissoziiert sind, Elektrolyte: Bei (7a) haben wir einen Reaktions- partner vor uns, bei (7b) ein hydrati- sierendes Agens. Neben den eigent- lichen Elektrolyten dissoziiert auch das reine Wasser (H 2 O), wenn auch nur minimal, bei 555 Millionen Was- sermolekülen nur ein einziges: Was- ser enthält in einem Liter 55.5 mol H 2 O. Die folgende Reaktion veran- schaulicht die Dissoziation des Was- sers: Nach dem Massenwirkungsgesetz ist die chemische Reaktion das Produkt der Konzentration der beteiligten Komponenten. Es ergibt sich Wegen der minimalen Eigendisso- ziation des Wassers wird der Nen- ner kaum verändert, ist konstant, wo- mit auch der Zähler konstant ist. Der Zähler ist das lonenprodukt des Was- sers, bei 22 °C hat es den Wert von 10 -14 mol/I, wie experimentell ermit- telt worden ist. Das Ionenprodukt entspricht der Dissoziationskonstante K´: Der negative dekadische Logarith- mus von K´ und 10 -14 wird mit pK´ bezeichnet = 14. Weil gleich viele H + - und OH - -Ionen bei der spontanen Dissoziation des Wassers entstehen, enthält neutra- les Wasser 10 -7 mol H + und 10 -7 mol OH - -Ionen im Liter bei 22 °C. Das lonenprodukt K´ = 10 -14 gilt auch für alle wäßrigen Lösungen. Wenn die H 3 O + -Konzentration (= Säure) durch Zusatz eines Protonendona- tors = einer Säure ansteigt, muß OH - vermindert werden, damit das lonen- produkt wieder 10 -14 ist:

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Der Säuren-Basen-, Wasser- und Elektrolyt-HaushaltParameter - Wesen - Bedeutung - Irrtümer

von Dr. med. H. Elmau

veröffentlicht in SANUM-Post Nr. 21/1992, Seite 2 - 15

Chemische GrundbegriffeDer Säuren-Basen-Haushalt desmenschlichen Organismus ist nurverständlich, wenn einige Grundbe-griffe wie die Dissoziation des Was-sers, die elektrolytische Dissoziationund der Säuren-Basen-Begriff nachBrønsted berücksichtigt werden.Der klassische Säuren-Basen-Begriffnach Arrhenius bezeichnet Stoffe alsSäuren, die in wäßriger Lösung ioni-sieren und dabei Wasserstoffionen(H+) abgeben. Basen sind Stoffe, dieionisieren und Hydroxylionen (OH-)abgeben:

Bestimmte Basen, wie Ammoniak,enthalten aber kein Hydroxid, so daßin der Bilanz keine Hydroxylionenauftreten:

Brønsted hat deshalb 1923 eineProtonentheorie aufgestellt, nach derProtonen = Wasserstoffionen (H+) inwäßriger Lösung als Protonen-donatoren eine Säure charakterisie-ren, während Basen Protonen-akzeptoren darstellen:

In Anlehnung an Brønsted [3] hatClark [4] die Reaktion (4) adäquatergeschrieben:

Noch richtiger wird die Darstellung,wenn man berücksichtigt, daß Pro-tonen (H+) meist nur in ihrer hydrati-sierten Form - an Wasser (H2O) ge-bunden - vorkommen, die Oxonium-ionen (H3O+) genannt werden:

Wenn Säuren, Basen und Salze inwäßriger Lösung zerfallen, entstehenTeilchen, die man Ionen nennt. Sindsie positiv geladen, spricht man vonKationen, bei negativer Ladung hei-ßen sie Anionen. Diesen Zerfall nenntman elektrolytische Dissoziation. DieSäuren, Basen und Salze heißen,wenn sie elektrolytisch dissoziiertsind, Elektrolyte:

Bei (7a) haben wir einen Reaktions-partner vor uns, bei (7b) ein hydrati-sierendes Agens. Neben den eigent-lichen Elektrolyten dissoziiert auchdas reine Wasser (H2O), wenn auchnur minimal, bei 555 Millionen Was-sermolekülen nur ein einziges: Was-ser enthält in einem Liter 55.5 molH2O. Die folgende Reaktion veran-schaulicht die Dissoziation des Was-sers:

Nach dem Massenwirkungsgesetz istdie chemische Reaktion das Produktder Konzentration der beteiligtenKomponenten. Es ergibt sich

Wegen der minimalen Eigendisso-ziation des Wassers wird der Nen-ner kaum verändert, ist konstant, wo-mit auch der Zähler konstant ist. DerZähler ist das lonenprodukt des Was-sers, bei 22 °C hat es den Wert von10-14 mol/I, wie experimentell ermit-telt worden ist. Das Ionenproduktentspricht der DissoziationskonstanteK´:

Der negative dekadische Logarith-mus von K´ und 10-14 wird mit pK´bezeichnet = 14.

Weil gleich viele H+- und OH--Ionenbei der spontanen Dissoziation desWassers entstehen, enthält neutra-les Wasser 10-7 mol H+ und 10-7 molOH--Ionen im Liter bei 22 °C.Das lonenprodukt K´ = 10-14 gilt auchfür alle wäßrigen Lösungen. Wenndie H3O+-Konzentration (= Säure)durch Zusatz eines Protonendona-tors = einer Säure ansteigt, muß OH-

vermindert werden, damit das lonen-produkt wieder 10-14 ist:

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Um den Säure- oder Basengrad an-zugeben, genügt ein Grad, weil sichder andere immer entsprechend än-dert, um das konstante lonenproduktK´ = 10-14 zu garantieren. Je mehrOH--Ionen dem Wasser zugesetztwerden, z.B. in Form von Natronlau-ge NaOH, desto weniger Protonensind erforderlich, um das Ionenpro-dukt von K´ = 10-14 zu erhalten. BeiK´ = 10-7 überwiegt weder Säurenoch Base, es besteht Neutralität.Um zum pH-Begriff zu gelangen,wurde aus Gründen der Einfachheitder negative dekadische Logarithmusden umständlicheren negativen Po-tenzzahlen vorgezogen:

pH wird damit definiert als der nega-tive dekadische Logarithmus derWasserstoffionen- = Protonenkon-zentration = Oxoniumionenkonzen-tration. Damit repräsentieren pH = 7Neutralität, pH kleiner als 7 Säureund pH größer als 7 Alkalinität.Die Biochemie der säuren- undbasenbildenden NahrungVor jeder Diskussion über den Säu-ren-Basen-Haushalt und über denEinfluß der Nahrungsmittel auf dasSäuren-Basen-Gleichgewicht mußman wissen, wie es überhaupt nutri-tiv zur Bildung saurer Valenzen-Oxo-niumionen - (H3O+) kommt und wiediese intermediär eliminiert werden.Saure Valenzen stammen wenigeraus den Nahrungsmitteln und Flüs-sigkeiten mit einem niedrigen pH,sondern entstehen endogen durchdie intermediär säurebildenden Nah-rungsmittel, und zwar1. durch Oxidation schwefelhaltiger

Aminosäuren zu Schwefelsäure;2. durch Phosphatgruppen, die

Phosphorsäure bilden und3. durch die Desintegration der Koh-

lenhydrate und Fette, wobeiKetosäure, Milchsäure und ande-re organische Säuren entstehen.

Die so entstandenen sauren Valen-zen H+- oder H3O+-Ionen werden wie-derum bei der Verbrennung organi-scher Anionen aus basenbildendenGemüsen und Früchten eliminiert,wie Citrat, Maleat und Oxalat [14].Damit läßt sich erkennen, daß nichtder pH-Wert eines Nahrungsmittelsoder eines Getränkes, sondern diechemische Struktur entscheidet, obSäuren- oder Basenüberschuß ent-steht.Normale, ideale und pathologi-sche pH-WerteBei Störungen im Säuren-Basen-Haushalt orientiert man sich in Kli-nik und Praxis mit drei Komponen-ten des Blutes, dem pH-Wert, demKohlendioxidpartialdruck PCO2 undeiner metabolischen Komponente,der Basenabweichung. Auch der pH-Wert des Urins wird weltweit be-stimmt. Die pH-Werte des Blutesund des Urins werden aber oft ein-seitig und kontrovers gesehen. Zu-nächst sollten wir die Begriffe Ideal-wert, sogenannter Normalwert unddie pathologischen Werte unterschei-den. Normalwerte sind empirisch ge-fundene und statistisch ermittelteZahlenwerte. Die Empirie und dieStatistik setzen gesunde Probandenvoraus, doch gehen häufig Schein-gesunde mit bereits pathologischenWerten in die Statistik ein. Dies er-klärt, weshalb in früheren Jahren Se-rum-Cholesterin-Werte bis 300 mg/dl = 7,8 mol/I als normal und nichtbehandlungsbedürftig bezeichnetwurden, während wir jetzt wissen,daß streng genommen nur Wertezwischen 153-173 mg/dl = 4,0-4,5mol/I einwandfrei sind.Im medizinischen Schrifttum wird alsnormal für das arterialisierte Kapillar-blut ein pH-Bereich von 7,37-7,44 an-gegeben [14]. Das venöse Blut liegtum 0,03 Einheiten niedriger, also imBereich von pH 7,34-7,41. Das Blutunterliegt infolge von Pufferwirkun-gen einer Isostruktur und im Gegen-satz zum Urin nicht ständigen pH-Schwankungen, wie sie durch den

Säuren-Basen-Haushalt gegebensind. Extrem erhöhte und extrem er-niedrigte Blut-pH-Werte finden wirnur bei akuten groben Störungen imintermediären Stoffwechsel, so beimanifesten, dekompensierten Azido-sen und manifesten, dekompensier-ten Alkalosen, d.h. Werte unter 7,10und über 7,70 in etwa. Die relativeKonstanz der Blut-pH-Werte, die Iso-struktur des Blutes bezieht sich aufden pH-Wert des Blutes und nichtauf die Pufferkapazität und die Ba-senabweichung. Bei strahlender Ge-sundheit ist Blut immer leicht alka-lisch, ebenso die extrazelluläre Flüs-sigkeit, bei der man von einer Isohy-drie spricht, während intrazellulär pH6,9 als normal gilt.Der Pleomorphismus und die pH-Werte des BlutesIm allgemeinen werden die pH-Be-reiche 7,10-7,33 des venösen Blu-tes und die entsprechenden Wertedes Kapillarblutes nicht berücksich-tigt. Es ist viel zu wenig bekannt, daßder Bereich 7,10-7,33 die optimaleGesundheit repräsentiert, weil in die-sem Bereich infolge des Bohr-Effek-tes eine optimale Sauerstoffversor-gung der Parenchymgewebe mög-lich ist [5].Blut-pH-Werte über 7,45 beweisendagegen eine chronische Stoffwech-selentgleisung, bei der wir degenera-tive Erkrankungen finden. Daß beidegenerativen, insbesondere malig-nen Prozessen ein überhöht alkali-sches pH im Blut gefunden wird, warbereits Enderlein infolge seiner Studi-en bekannt, die zu seiner wenig be-kannten Lehre des Pleomorphismusführten [8].Enderleins Pleomorphismus hat derBotaniker Schanderl gestützt, dermittels der Phasenkontrastmikrosko-pie bei Mucoraceen und Aspergillenintra vitam beobachtete, daß aus denZellen dieser Pflanzen bei höherenpH- und rH2-Werten die von ihm sogenannten Chondriosomen - die mitden Mitochondrien und Enderleins

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Symprotiten identisch sind - aus demZelleib austreten und sich in Bakteri-en umwandeln [18]. Auch Wallin be-obachtete, und zwar bei tierischenZellen, daß sich aus Mitochondrienunter bestimmten Bedingungen Bak-terien entwickeln [23]. Es ist aber aufGrund dieser Beobachtungen nichtohne weiteres berechtigt, die Mito-chondrien als bakterielle Symbiontender Zelle aufzufassen, doch erscheintgesichert, daß Mitochondrien undBakterien aus mosaikartigen Baustei-nen des Lebens bestehen und dieseBausteine sich zu Mitochondrien undzu Bakterien integrieren können. Da-mit ist aber die Zelle nicht die kleins-te Einheit der lebendigen Substanz.Enderlein beobachtete Elemente inden Erythrozyten des Menschen, diecharakteristischen Formveränderun-gen unterworfen waren. Er hat die-sen Formen Namen gegeben, um siebeschreiben zu können. Über Ele-mente im Blut gibt es eine ganze Rei-he weiterer Autorenbeobachtungenund -benennungen, wie Micromyce-ten Gerlach, Viromyceten Scheller,Blutsymbionten Kollath, Inframyce-ten Mori. Seeger zählt 22 Autoren auf[19]. Enderleins Pleomorphismus ist1951 von den Bakteriologen Santound Rusch bei ihren Forschungenüber die Primitivformen der lebendi-gen Substanz bestätigt worden [17],ferner 1952 von Harmsen in einersehr behutsamen, kritischen Über-sicht [9].Der von Enderlein und später durchvon Brehmer beobachtete Zusam-menhang zwischen einem alkalischüberhöhten pH im Blut und der Carci-nogenese ist bis in die jüngste Zeitviel zu wenig beobachtet worden. En-derleins Lehre besagt unter ande-rem, daß es sich bei den von ihm sogenannten Endobionten um apatho-gene Keime im Blut handelt, die sichzu Stäbchen entwickeln können,wenn das Blut zu alkalisch wird. En-derlein hat diese Keime mittels derDunkelfeld-Mikroskopie erforscht undeingehend beschrieben [8].

In den dreißiger Jahren hat von Breh-mer ebenfalls Blutkeime beobachtenkönnen und sie Syphonospora poly-morpha genannt [2].Auch er erkannte den Pleomorphis-mus = Polymorphismus. Seine Be-obachtungen wurden seinerzeit vondem prominenten Hämatologen Vic-tor Schilling und anderen Autoren be-stätigt. Von Brehmer beobachtete,daß sich bei einem alkalischen Blut-pH-Wert von 7,56 und höher die of-fenbar apathogenen Formen seinerSyphonospora polymorpha zu Sy-phonospora-Stäbchen entwickelten,die er regelmäßig im Blut der Krebs-kranken finden konnte. Leider hat erdann einseitig kausal und nicht auchanalog oder synchron gedacht: Er hatdie Syphonospora-Stäbchen als Er-reger des Carcinoms postuliert. Erfand keine Anerkennung und erhieltsogar ein Verbot, Vorträge zu haltenund zu publizieren. - Wer die For-schungsergebnisse Enderleins kann-te, mußte außerdem von BrehmersPrioritätsanspruch ablehnen. Mankann aber als von zahlreichen Auto-ren bestätigt voraussetzen, daß dasBlut des Menschen und bestimmtePflanzenzellen nicht steril sind unddaß ein Pleomorphismus entgegender ursprünglichen Lehre Louis Pas-teurs und Robert Kochs auch bei-spielsweise beim Tuberkelbazillusexistiert. Daß das monomorphis-tische Dogma eine Irrlehre darstellt,ist 1952 durch Harmsen unter Hin-weis auf Fontes’ und Calmettes Be-obachtungen aus den Jahren 1910und 1932 unter Hinweis auf 80 wei-tere Autoren bestätigt worden [9].Die Zusammenhänge zwischen pleo-morphen Entwicklungen und dempH-Wert des Blutes lassen erkennen,wie wichtig es ist, nicht nur die statis-tisch normalen pH-Werte des Blutesund die Extremwerte bei akuten Stoff-wechselentgleisungen zu kennen,sondern auch die Optimalwerte, dieallerdings in unserer pathogenen Zivi-lisation sehr selten gefunden werden,aber zu erstreben sind, und vor al-

lem den Bereich zu kennen, der aufeine chronische Stoffwechselentglei-sung und degenerative Prozesse hin-weist. Daß niedrige pH-Werte im Blutund damit verbunden ein niedrigesRedoxpotential ideale Werte für eineoptimale Sauerstoffversorgung desParenchyms abgeben, läßt sich an-hand der Sauerstoff-Dissoziations-kurve des Hämoglobins und desBohr-Effektes näher erläutern [6].Selbstverständlich ist eine optimaleSauerstoffversorgung auch noch vonder Blutviskosität, der anatomischenSituation - Lumen, Gefäßwand - undvon einer Größenänderung der Ery-throzyten abhängig. Bei einem nied-rigen pH-Wert verliert der ErythrozytGewebsflüssigkeit, wird dabei kleinerund kann dann besser die Mikroka-pillaren passieren. Hier handelt essich um ein biologisch sinnvollesPhänomen der Membran des Ery-throzyten, indem im mehr alkali-schen Terrain des Lungengewebesvom Erythrozyten Flüssigkeit undSauerstoff aufgenommen und immehr aziden Mesenchym und Paren-chym Flüssigkeit und Sauerstoff ab-gegeben wird. Der Flüssigkeitsver-lust führt zu einer Verkleinerung derErythrozyten, die dann leichter dieMikrokapillaren passieren können.Dies wiederum führt zu einer rasche-ren Sauerstoffversorgung der Gewe-be. Bei Hochleistungsathleten undmaximaler Leistung wurde ein Blut-pH von 7,1 gefunden. 7,1 könnte deroptimale pH-Wert für die Sauerstoff-versorgung des Parenchyms sein.Das Phänomen der Größenverände-rung des Erythrozyten läßt sich ex-perimentell nachweisen und sche-matisch veranschaulichen, modifi-ziert nach Trinscher (s. nächste Sei-te).Erythrozyten in Ringerlösung aufge-schwemmt verkleinern sich bei nied-rigen pH-Werten. Kleinere Erythro-zyten passieren rascher die Mikro-kapillaren, dies führt zu einer besse-ren und schnelleren Sauerstoffver-sorgung der Parenchymgewebe.

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Wie sich die Klinik über den Säu-ren-Basen-Haushalt orientiertWie erwähnt, beschränkt sich die Kli-nik für die Beurteilung akuter mani-fester Entgleisungen des Säuren-Ba-sen-Status auf drei Messungen: dasaktuelle pH des Blutes, den Kohlen-dioxidpartialdruck pCO2, beide elek-trometrisch mit Glaselektroden be-stimmt, sowie das Hämoglobin. Mitdiesen Parametern lassen sich dasaktuelle HCO3

-, die Basenabwei-chung und weitere Größen des in-termediären Stoffwechsels mit Hilfeder Henderson-Hasselbalch-Glei-chung berechnen oder an einem No-mogramm ablesen.Die Grundform der Gleichung lautet:

K ist die Dissoziationskonstante, diemit der Dissoziation des Wassers imersten Abschnitt beschrieben ist undin der Formel (10) erscheint. a stehtfür acidum, wenn es sich um die Dis-soziationskonstante einer Säure han-delt, pKa ist der negative dekadischeLogarithmus von Ka.Beim Faktor pCO2 ist noch der mola-re Löslichkeitskoeffizient S zu berück-sichtigen. S gibt an, wieviel Millimoldes Gases sich in 1 Liter Flüssigkeitbei einem Partialdruck von 1 mm Hg

lösen. Die Henderson-Hasselbalch-Gleichung wird dann zu

Die Bioelektronik nach VincentIm Rahmen einer gründlichen Unter-suchung zur Beurteilung latenterchronischer Stoffwechselentgleisun-gen ist es zweckmäßig, nicht nur dieerwähnte Trias zu berücksichtigen,sondern neben den konventionellen

Laborwerten, wie der Blutsenkung,dem Blutbild und den wichtigstenbiochemischen Serumwerten dieneun Parameter der Bioelektroniknach Vincent exakt zu bestimmen,d.h. neben dem pH des Blutes auchdas Elektronenpotential rH2 und denspezifischen Widerstand des Blutes,sowie diese drei Meßgrößen auch imSpeichel und Urin [22]. Die neunWerte geben ein weitaus umfassen-deres Bild als der pH-Wert des Blu-tes allein, ganz besonders, wennman die Meßwerte außerdem mit ge-eigneten Formeln rechnerisch aus-wertet. Dies ist mit modernen Gerä-ten und Computern in Klinik und Pra-xis kein erheblicher Zeitaufwand [6].Die Dissoziation des spezifischenWiderstandes r im Blut und Urin gra-duell zur Pathogenese:Mesenchymales Bindegewebeund NierenfunktionDie Blutwerte - nicht nur der pH-Wert- sind für die Beurteilung deshalb be-sonders zuverlässig, weil das Blut,wie auch der Speichel, in den Meß-werten bei chronischen Prozessenkeinen raschen Schwankungen un-terliegt, indem die bereits erwähnte

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Isostruktur besteht, ganz im Gegen-satz zum Urin, der ständige Schwan-kungen zeigt, durch unmittelbareäußere Einflüsse, wie die Nahrungs-und Getränkeaufnahme, Witterungs-bedingungen, auch durch seelischeEinflüsse, mit entsprechendenSchwankungen des spezifischen Ge-wichtes. Auch existiert ein Zirkadian-rhythmus der Nierenfunktion in Ab-hängigkeit zum Leberrhythmus, in-dem nachts und in den frühen Mor-genstunden mehr Säuren ausge-schieden werden [16]. Entsprechendändert sich der pH-Wert des Urins.Auch das Kaliumion (K+) beeinflußtden pH-Wert des Urins. Bei K+-Man-gel wandern H3O+-Ionen und Na+ indie Zelle, wo sie das fehlende K+ er-setzen. Extrazellulär bedeutet dieseine Alkalose, intrazellulär eine Azi-dose. Diese Situation bewirkt eineAktivierung der Carboanhydrase inden Tubuluszellen der Niere mit ei-ner verstärkten H3O+-Ionen-Aus-scheidung im Urin und einem niedri-gen pH-Wert. Diese Stoffwechselsi-tuation nennt man paradoxe Aziduriebei hypokalämischer Alkalose. Beider respiratorischen Alkalose durcheine forcierte CO2-Abatmung erfolgtinitial eine blutchemische Pufferung,indem H2CO3 aus HCO3

- aus der Al-kalireserve, dem Basenexzeß undH3O+ aus dem Hämoglobinpuffer er-setzt werden, um den Blut-pH-Wertkonstant zu halten.Auch die Basenabweichung bleibtdabei zunächst konstant, weil sichdie Nicht-Hydrocarbonat-Pufferbasen

vermehren, doch resultiert eine Ver-minderung des HCO3

-. Auch bei ei-ner respiratorischen Alkalose, dietagelang anhält, muß eine Blut-Alka-lose vermieden werden. Dies erfolgtdurch eine renale Kompensation, in-dem HCO3

- vermehrt ausgeschiedenwird. Das Ergebnis ist ein Basende-fizit, eine Basenabweichung zur ne-gativen Seite, die sich aber aus demUrin-pH nicht erkennen läßt. Respira-torische Alkalosen durch Hyperven-tilation auf neurotischer Grundlageoder bei einer Atemmeditation sindunbedenklich im Gegensatz zu über-

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schüssiger mechanischer Ventilationund zentral ausgelöster Hyperventi-lation bei Encephalitis, Meningitis,Schädeltrauma und Salicylat-Vergif-tung, wie auch bei der Abnahme desarteriellen Sauerstoffdrucks pO2 beicardialen Vitien, Linksinsuffizienz,Atelektasen und Lungenfibrosen.Diese Zusammenhänge lassen er-kennen, warum der pH-Wert desUrins immer wieder kontrovers beur-teilt wird. Im Prinzip ist aber der Urinein Spiegel des Organs, das über-schüssige Säuren speichern kann:das mesenchymale Bindegewebe,das Volhard im funktionellen Sinnedie Vorniere genannt hat.pH-Wert, Ammoniak undTitrationsazidität des UrinsDoch besteht keine lineare Bezie-hung zwischen dem pH-Wert desUrins und der Säurenkonzentrationim Mesenchym. Denn der pH-Wertdes Urins erfaßt nur die Fraktion derfreien Protonen bzw. ihre hydratisier-te Form, die Oxonium-Ionen. DieseFraktion beträgt bei der Eliminierungder Säuren durch den Urin wenigerals 1%, während mehr als 99% derProtonen an Phosphat, an organi-sche Protonenakzeptoren wie Citrat,Maleat und Oxalat und an Ammoni-ak gebunden durch die Nieren aus-geschieden werden.Auch ist zu beachten, daß die Nie-ren im Prinzip über einen Sparme-chanismus für Kalium-Ionen und ba-sische Valenzen verfügen, indem dasTubulusepithel Kalium K+ und Hydro-carbonat HCO3

- rückresorbiert undstattdessen saure Valenzen aus-scheidet, wodurch das pH im End-harn niedriger wird als es sonst derFall wäre.Wir finden deshalb auch bei neutra-ler, nicht säureüberschüssiger Nah-rung pH-Werte im Urin, die im sau-ren Bereich liegen, etwa Werte zwi-schen 6,2 und 6,9. Dagegen sind ex-trem niedrige pH-Werte unter 6,0 bis4,5 suspekt für eine mesenchymaleAzidose und/oder für eine säureüber-

schüssige Ernährung [6]. In der Vin-cent-Schule gilt ein Urin-pH-Wertvon 6,80 als optimal. Dieser Wertläßt einen optimalen balanciertenSäuren-Basen-Haushalt annehmen

und bedeutet einen minimalen Elek-tronenverlust wegen des höherenElektronenpotentials rH2.Auch wurde beobachtet, daß bei6,80 eine bessere Nierenfunktion vor-handen ist, indem Cholesterin undHarnsäure optimal ausgeschiedenwerden. Wegen der ständigen Ta-gesschwankungen der Urin-Parame-ter sind vergleichbare Untersu-chungsbedingungen nur dann gege-ben, wenn entweder immer vormit-tags nach 14stündiger Karenz für Es-sen und Trinken untersucht wird oderaber man sich ein Bild durch ein Ta-gesprofil zu gewinnen sucht. Urin-pH-Werte über 7,00 findet man dann,wenn mit basischen Stoffwechselsal-zen reichlich dosiert wird oder wennes sich um strenge Vegetarier, soge-nannte Veganer handelt, die sich ex-trem eiweißarm ernähren.Die Bestimmung der Gesamtsäure-konzentration des Urins ist mit derpH-Messung allein nicht möglich, in-dem die dissoziierten, nicht die disso-ziierbaren Protonen bzw. Oxonium-

ionen mit der pH-Messung erfaßtwerden [14]. Die in der Niere ausge-schiedenen Protonen oder Oxonium-ionen erscheinen im Endharn in dreiFraktionen:

Dieses Bild der Nierenfunktion veran-schaulicht, daß der pH-Wert desUrins als einzelner Meßwert nicht oh-ne weiteres Rückschlüsse auf denSäuren-Basen-Haushalt im Organis-mus ermöglicht, ob der Haushaltausgeglichen ist, ob eine latente me-senchymale Azidose oder ein Über-schuß an basischen Valenzen be-steht. Die Gesamtsäureausschei-dung kann nur erfaßt werden, wennman Ammonium und die übrigensauren Valenzen separat durch Titra-tionen bestimmt.Sanders Aziditätsquotient,Vincents Abwehrfaktor,Jörgensens PufferkapazitätSander hat bereits 1931 eine titri-metrische Methode, die Bestimmungdes Aziditätsquotienten, eingeführtund in seinem Werk über den Säu-ren-Basen-Haushalt des menschli-chen Organismus und in anderenWerken ausführlich beschrieben[16]. Bei der Methode nach Sanderwird durch Titrationen die sogenann-te Titrationsazidität A bestimmt, danndas Ammonium NH4

- und schließlich

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ebenfalls durch Titration die basischeValenzen B des Urins. Man erhält sodie Sanderschen Aziditätsquotienten

Neben den sauren Valenzen sind diebasischen zu berücksichtigen, weilsie bilanzmäßig Hydroxylionen ent-halten:

Mit Sanders Methode läßt sich derGrund einer latenten mesenchyma-len Azidose exakt bestimmen, insbe-sondere mit einem Tagesprofil. DieMethode eignet sich mit etwas zeitli-chem Aufwand für die Klinik und fürdie Praxis, wenn eine medizinisch-technische Assistentin zur Verfügungsteht. Hiermit ist die viel einfacherepH-Bestimmung des Urins nichtwertlos geworden. Sie behält ihre Be-deutung besonders im Rahmen wei-terer Parameter.Auch weniger als 1% sind eine rele-vante Meßgröße, wenn man berück-sichtigt, daß bei einem pH-Wert von7 im Kubikmillimeter Urin 60 Milliar-den Protonen ausgeschieden wer-den, bei einem pH-Wert von 5 bis6000 Milliarden Protonen, also dasHundertfache.Wir wissen, daß bei einer bakteriel-len Cystitis und bei Harnsäuresteinenniedrige pH-Werte des Urins nachtei-lig sind und pH-Werte in der Nähedes Neutralwertes eine Behandlungbegünstigen. Bei einer mesenchy-malen Azidose finden wir neben ei-nem erhöhten pH-Wert im Blut, etwa7,50 bis 7,70 ein niedriges pH imUrin, etwa 4,50 bis 5,50. Diese Dis-soziation ist bei vergleichbaren Un-tersuchungsbedingungen regelmä-ßig zu finden und charakteristisch.Sie kennzeichnet eine bedenklicheStoffwechselsituation, wie sie bei ei-nem übermäßigen Eiweißkonsumungemein häufig ist und sonst nurdurch die Sander-Methode erfaßt

werden kann (siehe Bild 2, 5 und 6).Die Vincent-Schule bestimmt außer-dem den pH-Wert des Speichels, derbei alkalischer Tendenz des Blutesmeist ebenfalls alkalisch überhöhtgefunden wird. Die Beurteilung wirdnoch genauer, wenn man außerdemdas Elektronenpotential rH2 und den

spezifischen Widerstand in Blut,Speichel und Urin bestimmt. Alleneun Meßwerte nach Vincent lassensich zugunsten eines AbwehrfaktorsAF auswerten. Dieser ermöglicht ei-ne exakte, zahlenmäßige Aussageüber den Grad der Abwehrkräfte ge-gen maligne Tendenzen.

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In der Therapie gilt es, einige, mög-lichst alle Meßwerte, die von der Op-timalnorm abweichen (und damitauch vom Abwehrfaktor) zu verbes-sern. Entsprechend bessert sichauch der Aziditätsquotient nach San-der. So können Rückschlüsse überden Grad einer mesenchymalen Azi-dose oder ihre Beseitigung gezogenwerden. Für das kleine Labor hat Jör-gensen eine praxisnahe Methode ein-geführt, mit der sich ebenfalls derGrad einer mesenchymalen Azidoseerkennen läßt. Bestimmt werden derpH-Wert, sowie durch Titration diePufferkapazität im Vollblut und imBlutplasma (Erfahrungsheilkunde 5(1985) 372).Die Therapie dermanifesten AzidosenManifeste Azidosen mit einem er-niedrigten Blut-pH-Wert werden wirk-sam mit einer Infusion beherrscht.Am besten mit Natriumhydrocarbo-nat NaHCO3. Diese Therapie istrisikolos. Nur das Begleitkation Na+

kann eine relative Kontraindikationbedeuten, so bei Ödemneigung,Herzinsuffizienz, Eklampsie und Lun-genödem. Dann empfiehlt sich Tro-metamol = TRAM = Tris, doch läßtes sich wegen einer möglichenAtemdepression nur unter mechani-scher Ventilation gefahrlos anwen-den.Die Therapie der latenten mesen-chymalen AzidoseAuch latente mesenchymale Azido-sen lassen sich mit einer symptoma-tischen Therapie behandeln. Diesführt zu einer temporären Entlastungder Azidose, und zwar ebenfalls mitNatriumhydrogencarbonat = Natron,aber besser mit ALKALA N oder denFruchtsalzen Citro-Soda, Effersoloder ENO.Wie die Erfahrung lehrt, erhöht sichdabei das niedrige Urin-pH bis zualkalischen Werten, d.h. über 7,00,aber das Blut wird nicht ohne weite-res weniger alkalisch. Eine Besse-rung des Blut-pH-Wertes gelingt

schon gar nicht mit den sogenann-ten Säuretherapien, die meist von fal-schen Voraussetzungen ausgehen,indem das alkalische pH des Blutesim Blickfeld steht und die Azidosedes mesenchymalen Bindegewebesnicht berücksichtigt wird. Auch miteiner sogenannten säurefreien Er-nährung gelingt weder die Beseiti-gung einer mesenchymalen Azidosenoch eine Normalisierung des pH-Wertes im Blut. Meist bestehen fal-sche Vorstellungen über die Chemieder Säuren. Der amerikanischeLandarzt Jarvis hat rein empirischbeobachtet, daß seine kranken Rheu-matiker mit Salzsäuregaben nochkränker wurden, unter Essigsäure inseinem Apfelmost dagegen wenigerKrankheitssymptome zeigten, konn-te aber nicht erklären warum.Ebenso ist den Autoren, die Zitrus-früchte, alle Obstsäuren und selbstMilchsäure ablehnen und damit mei-nen, saure Nahrung mache krank,nicht bekannt, daß die schwachenorganischen Säuren, wie sie beimObst und in der Form der Milchsäu-re vorliegen, im Säuren-Basen-Haus-halt basisch wirken und damit basen-überschüssige, basenbildende Nah-rung darstellen. Dies gilt auch für dieZitronensäure, Weinsteinsäure undKohlensäure der Fruchtsalzgemi-sche. Den früheren Lehrmeinungenund Vorstellungen über die AlkalienNatrium und Kalium sind BrønstedsSäuren-Basen-Begriff und die Proto-nendonator-Protonenakzeptor-Glei-chung Säure Base + H+ oderH3O+ gegenüberzustellen. In dieserGleichung haben Na+ und K+ keinenPlatz und nur den Stellenwert vonBegleitkationen. Weder Kalium nochNatrium noch Natriumhydrocarbonatsind Basen, sondern das Hydrocar-bonat-Anion HCO3

- ist eine Base.Die meisten schwach dissoziiertenorganischen Säuren sind als Proto-nenakzeptoren Bestandteile der Nah-rung, sie liegen als Anionen vor, wer-den metabolisiert und entfernen da-bei bilanzmäßig H+ bzw. HO3

+:

Als Endprodukte entstehen im inter-mediären Stoffwechsel CO2 undH2O. CO2 wird abgeatmet, H2O utili-siert oder durch die Nieren ausge-schieden. H+ bzw. HO3

+ wird somitentfernt, ohne die basischen Valen-zen, ohne die basische Puffer-kapazität zu belasten. Damit eignensich diese Säuren weder für einesogenannte „Säuretherapie“, die inWirklichkeit eine Basentherapie ist,noch dürfen sie als „pathogene sau-re Nahrung“ abgelehnt werden. InUnkenntnis dieser Zusammenhängeerweist sich der niedrige pH-Wert derorganischen schwach dissoziiertenSäuren als irreführend. Bei dieserStoffwechselsituation kann auchnicht jene Reaktion angeführt wer-den, die Säuren- und Basenverlustveranschaulicht:

Reaktion (17) erklärt, weshalb es beieiner Hyperventilation zunächstdurch forcierte CO2-Abatmung zu ei-ner respiratorischen Alkalose, späteraber zugunsten eines konstanten pH-Wertes im Blut zu einer verstärktenBindung basischer Valenzen undschließlich zu einem Basendefizitkommt.Säuren und Basen im intermedi-ären Stoffwechsel - Neutralisationund ProtolyseBei mehrstufig dissoziierten Säurenkann das gleiche Anion einmal alsSäure, das andere Mal als Base auf-treten:

Die Salze der Kohlensäure ergebenin wäßriger Lösung eine basische

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Reaktion, es entsteht OH-, das alka-logen = basisch wirkt, es ist im Sin-ne Brønsteds ein sehr starker Pro-tonenakzeptor. Die folgenden chemi-schen Gleichungen mögen dies er-läutern.Gehen wir von chemischen Glei-chungen der alten Schule aus:

In beiden Darstellungen ist Natrium-carbonat stärker basisch als Natrium-hydrogencarbonat, indem beim ers-teren 2 Mol Salzsäure gebunden wer-den und die doppelte Zahl Hydroxyl-ionen auftreten.Der Kohlensäure entsprechend ergibtdie Milchsäure, so die rechtsdrehen-de Milchsäure L(+) Acidum lacticum,eine basische Reaktion und entlas-tet bei einer Azidose, sowohl dieMilchsäure des Sauerkrautes, derDickmilch, wie auch die Milchsäure,die bei intensiver Muskeltätigkeit ent-steht.

Dem widerspricht nicht das Bild derLactatazidose, das durch Störungdes oxidativen Stoffwechsels ent-steht, bei dem keine genügende Ver-brennung zu CO2 und H2O erfolgt.Auch die Ketoazidose des Diabeti-kers entsteht nur dann, wenn dieAcetessigsäure nicht mehr genü-

gend von der Muskulatur verwertetwerden kann.Alimentäre mesenchymale Azido-se / Pathogenese der lokalen Azi-dosenAlimentäre Azidosen werden nichtdurch „saure Nahrung“ bewirkt, ob-wohl diese einen niedrigen pH-Werthat, sondern durch ein Übermaß anEiweiß. Als Metabolit schwefelhalti-ger Aminosäuren entsteht durch dieOxidation von SH-Gruppen Sulfat.Schwefelsäure als stark dissoziierteMineralsäure wirkt ausgesprochenazidogen und belastet als Protonen-

donator den Protonenstoffwechsel.Bei Eiweißmast und Eiweißspeicher-Krankheiten [24] [25] und mesen-chymaler Azidose [6] und bei einemalkalischen Blut-pH-Wert von 7,50und höher hat temporäres Eiweißfas-ten, gefolgt von einer eiweißredu-zierten Ernährung eine überragendeBedeutung [24] [25] [6].Unsere wichtigsten Zivilisations-krankheiten werden verständlicher,wenn man sie analog oder synchronzu einer mesenchymalen Azidosesieht. Immer findet man dann einenalkalisch überhöhten Blut-pH-Wert,einen pathologischen Aziditätsquo-tienten nach Sander, sowie einen ex-trem niedrigen Abwehrfaktor nachVincent als sichere Kriterien für eineEntgleisung des Stoffwechsels mitder Gefahr einer akuten oder chroni-schen Erkrankung im Mesenchymund Parenchym. Chronische Erkran-kungen sind die degenerativen Ge-fäßprozesse und die Malignome.Akute sekundäre Krankheitsprozessesind der Herzinfarkt und der Hirnin-farkt innerhalb dieser Stoffwechselsi-tuation, wobei neben einer lokalenAzidose Spasmen und Thrombenmitwirken können.Oft wird es zweckmäßig und wich-tig sein, neben den basischen Valen-zen auch das Begleitkation KaliumK- in der Behandlung zu berücksichti-gen, ganz besonders bei den intra-zellulären und lokalen Azidosen, beidenen ein Kaliummangel vorauszu-setzen ist.Wie wichtig es ist, die mesenchy-male Azidose frühzeitig zu erkennen,veranschaulicht das Tumorwachs-tum nach Collins (Bild 4).Entsprechendes gilt für die Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf einer de-generativen Basis. In der medizini-schen Praxis wird die Prävention undeine wirkliche Früherkennung weit-gehend versäumt. Behandelt wirderst, wenn Symptome in Erschei-nung treten. Damit ist verständlich,wie begrenzt die Erfolge des ärztli-

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chen Wirkens bleiben, wenn nur dieSymptome behandelt werden unddie zugrundeliegende Stoffwechsel-störung nicht berücksichtigt wird.Eiweißfasten als Basis für erfolg-reiche TherapienEs liegt auf der Hand, daß Präventi-on der akuten und chronischen Pro-zesse nur möglich ist, wenn man diemesenchymale Azidose beseitigt.Dies gelingt symptomatisch und tem-porär mit den erwähnten basischenStoffwechselsalzen, bei einer alimen-tären exogenen Azidose grundlegendnur mit einer basenüberschüssigenErnährung, die vorwiegend aus Ge-müse, Kartoffeln und Früchten be-steht.Nur diese können die säurebildendenNahrungsmittel neutralisieren.Basenbildner SäurebildnerGemüse GetreideFrüchte FetteKartoffeln EiweißNahrungsmittel, die reichlich tieri-sches Eiweiß enthalten, sind beson-

ders zu berücksichtigen: Fleisch,Wurst, Fisch, Käse, Quark, Milch, Ei-er. Reichlich pflanzliches Eiweiß ent-halten die Hülsenfrüchte: Erbsen,Linsen, Erdnüsse und Bohnen, ganzbesonders die Sojabohne, nicht diegrünen Schnittbohnen. Im Prinzipkann der Gesunde einen ausgegli-chenen Säuren-Basen-Haushalt er-warten, wenn er Gemüse, Obst undKartoffeln bevorzugt, eiweiß- und fett-haltige Nahrungsmittel sowie Voll-korngetreideprodukte nur in mäßigenMengen zu sich nimmt, Weißmehlund Kristallzucker nach Möglichkeitganz meidet.Ein gesundes Säuren-Basen-Gleich-gewicht ist erreicht, wenn es nachdem Frühstück und nach dem Mit-tagessen zu Basenfluten kommt, wiesie eine graphische Darstellung derAziditätsquotienten und des Ammo-niakbandes nach Sander erkennenläßt (Bild 5).Ist über Jahre und Jahrzehnte eineEiweißmast erfolgt, wird nur ein tem-poräres, striktes Eiweißfasten von 2-

3 Monaten echte Erfolge bringen.Wird das Eiweißfasten mit den nöti-gen Laborkontrollen durchgeführt,beseitigt man schließlich jeden Ei-weiß- und Säure-Exzeß und vermei-det Eiweißmangelödeme, die erstauftreten können, wenn das Eiweiß-fasten über das nötige, erfolgreicheMaß hinausgeführt wird. Sind die pa-thogen überhöhten Eiweißdepots ab-gebaut, hat eine vitalstoffreiche, ei-weißarme Ernährung zu folgen, dienicht mehr als 0,5g Eiweiß pro Kilo-gramm Normalkörpergewicht ent-hält. Bei einem adäquaten Eiweiß-fasten wird schließlich auch die pH-Dissoziation für Blut und Urin güns-tig beeinflußt.

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Die Therapie der pathogenen En-dobioseMit einer Normalisierung des Blut-pH-Wertes ergeben sich auch Chan-cen für eine Wiederherstellung desSymbiosen-Gleichgewichts im Sin-ne des Pleomorphismus. Dann kön-nen spezifische Vakzinen, wie sieschon Enderlein und von Brehmerentwickelt haben, zugunsten einer a-pathogenen Endobiose wirksamsein, indem die bazillären Formen inapathogene Formen zurückgeführtwerden, d.h. unter der Wirkung derVakzinen und durch die pH = Milieu-veränderungen. Bleibt das günstigeMilieu erhalten, können sich keineweiteren bazillären Formen bilden,während die überzähligen Formenallmählich ausgeschieden werden.Dieser Prozeß benötigt mehrere Mo-nate.Es handelt sich um Vakzinen, die ausden Pilzen Mucor racemosus (MU-COKEHL), Aspergillus niger (NI-GERSAN) und weiteren apathoge-nen Keimen gewonnen werden, die

die Desintegration und Ausscheidungder Endobionten des Blutes fördern.Endogene mesenchymale Azido-senIm Gegensatz zur alimentären me-senchymalen Azidose finden wir en-dogene mesenchymale Azidosen beiDiabetes mellitus, bei einer Hepato-pathie, einer Nephropathie, einerDysfunktion der Belegzellen des Ma-gens und bei einer Dysbiose des Dar-mes. Hier kann im Rahmen einer ba-senüberschüssigen Ernährung einespezifische Behandlung des Haupt-leidens hilfreich sein. Die Ernährungmuß eiweißarm sein. Dem Diabeti-ker wird wenig gedient, wenn manihm eine eiweißreiche Diät verordnet,wie es allzu oft geschieht. Bei der He-patopathie muß man bestrebt sein,eine Dysfunktion des Darmes zu be-seitigen, bei einer Nephropathie istneben einer spezifischen Diät dasmineralarme Wasser der Vincent-Schule besonders geeignet [6].Der Januskopf der BelegzellenBei einer Unterfunktion der Beleg-zellen des Magens ist eine Salzsäu-re-Therapie kontraindiziert, währendes mit einer konsequenten, basen-überschüssigen Ernährung und ba-sischen Stoffwechselsalzen gelingenkann, nicht nur die mesenchymaleAzidose zu beseitigen, sondern auchdie Funktion der Belegzellen wieder-herzustellen. Hier ist vorauszusetzen,daß noch keine totale Atrophie derBelegzellen als Finalstadium einerHyperazidität des Magens und einerchronischen Gastritis vorliegt. DieHyperazidität des Magens muß vor-wiegend als eine Sekundärstörungbei einer mesenchymalen Azidoseund nicht einseitig lokalistisch gese-hen werden. Entsprechend sind alleH2-Rezeptoren-Antagonisten bei Hy-perazidität kontrovers. Man bremstzwar temporär sehr wirksam die Säu-resekretion in das Lumen des Ma-gens, läßt aber unberücksichtigt, daßdie basischen Valenzen, die sonst in-kretorisch in den Belegzellen anfal-

len, ebenfalls blockiert werden. NachSander und Davenports schemati-scher Darstellung ist nicht nur dieSekretion der Wasserstoff-Chlor-ionen durch die Belegzellen in dasLumen des Magens gegeben, son-dern auch die Inkretion der Hydro-gencarbonationen HCO3

- ins Blut.Hydor men aristonBei jeder Therapie und im Hinblickauf eine optimale Ausleitung harn-pflichtiger Substanzen darf die Rolledes Wassers nicht vergessen wer-den. Wasser ist unser wichtigstes Le-bensmittel, ohne Wasser kein Leben- Hydor men ariston - Wasser ist dieVoraussetzung für wäßrige Lösun-gen und eine conditio sine qua nonfür die Ausleitung und Ausscheidungder harnpflichtigen Substanzen. Wiedie Reaktion

erkennen läßt, liefert Wasser die fürdas gesunde Leben unentbehrlichenProtonen und Elektronen. Allgemeingeschätzt werden Quellwässer undMineralwässer, im Gegensatz zu denmehr oder weniger minderwertigenGebrauchs- und sogenannten Trink-wässern städtischer und ländlicherSiedlungen. Aber auch die meistenüblichen Mineralwässer sind zu rela-tivieren. Der menschliche Organis-mus gewinnt die erforderlichen Mi-neralien und Spurenelemente ausden vitalstoffreichen Nahrungsmit-teln. Mineralstoffe, die direkt aus demErdboden kommen, kann die Pflan-ze vortrefflich utilisieren, nicht aberder menschliche Organismus, derdie meisten in Wasser gelösten Mine-ralien ohne Pflanzenpassage nichtutilisiert und mit den Nieren wiederausscheiden muß. Damit ist nur einweiches mineralarmes Wasser opti-mal in seiner Ausleitungsfunktion unddamit eine Entlastung für die Nieren[13] [6]. Weiches Wasser aus demErdboden findet sich nur in bestimm-ten Erdformationen, so im Basalt, imGranit und in vulkanischem Gestein.

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Kalkhaltige Formationen geben einhartes Wasser. In den Industriege-bieten, bei dichter Besiedlung und beieiner Landwirtschaft mit Kunstdün-ger ist das Grundwasser meist durchChemikalien, Düngemittel und Streu-salze verunreinigt. Hartes und verun-reinigtes Wasser läßt sich mit derUmkehrosmose und feinporigen Fil-tern in weiches, gesundes Wassertransformieren. Mit geeigneten Ge-räten wird auch das üble Chlor oderdas Ozon entfernt. Die Industrie ver-wendet Geräte mit dem Prinzip derUmkehrosmose zur Enthärtung desWassers. Auf dem Markt sind aberauch kleinere Geräte für den Hausge-brauch, die sich leicht an die städti-sche Wasserleitung anschließen las-sen und die zu erwerben sich lohnt,wenn man sich die Kosten und Mü-hen beim Kauf von Trinkwasser inFlaschen ersparen will, zumal dieseMineralwässer mit wenigen Ausnah-men hart und damit als tägliches undwichtigstes Lebensmittel nicht geeig-net sind.Neben der Enthärtung des Wassersist nach den Forschungen von Asch-off [1] auch die magnetische Ausrich-tung des Wasserstoffions zu berück-sichtigen, und zwar mit Hilfe einesPermanentmagneten.Davenports Schema veranschau-licht, wie einseitig, mechanistisch, lo-kalistisch und reduktionistisch es ist,wenn man bei der Funktion der Be-legzellen von einer Protonenpumpespricht und diese mit einem Phar-makon bremst.Obwohl bei der Hyperazidität und derPathogenese des Ulcus pepticumnervöse Faktoren, säurelockendeGetränke und Pharmaka synchronoder kausal mitwirken können, ist inerster Linie die mesenchymale Azido-se verantwortlich, indem die Beleg-zellen als Ventil für einen Säureexzeßwirksam werden. Arbeitet man mitCimetidine und ähnlichen H2-Rezep-toren-Antagonisten, bremst man, wieerwähnt, die Säuresekretion in dasLumen des Magens, gleichzeitig aber

auch die Hydrogencarbonat-Sekreti-on, blockiert damit die Ventilfunktionund belastet die Säuren-Basen-Bi-lanz. Mit dieser Medikation wird des-halb ein Rezidiv oder eine lebenslan-ge Therapie vorprogrammiert. Auchdie löslichen und resorbierbaren An-tazida, die Erdalkalien - Calcium undMagnesium - Aluminium oder Wis-mut als Begleitkationen besitzen, be-nachteiligen die Säuren-Basen-Bi-lanz, weil sie im Stoffwechsel Proto-nendonatoren bilden.Als Beispiel sei das Calciumchloriderwähnt.HCl als stark dissoziierte Mineralsäu-re wirkt azidogen und belastet dieSäuren-Basen-Bilanz nach der sau-ren Seite, verstärkt damit eine laten-te mesenchymale Azidose.Entsprechend ist die Wirkung beiMagnesia usta MgO oder bei Alumi-niumhydroxid AL(OH)3, worauf be-reits Sander [16] hingewiesen hat.Hier werden von 6 Mol HCI 4 Mol nurtemporär gebunden, belasten den

Säuren-Basen-Haushalt und stehenwieder als Magen-Salzsäure-Exzeßzur Verfügung.Sinnvoll ist stattdessen eine Thera-pie mit ALKALA N, Citrat oder Tart-rat auf der Basis des Hydrogen-carbonats entsprechend der bereitsangeführten chemischen Reaktion(23).

Hier werden die Protonen nicht nurtemporär für den Magen, sondern fürden Säuren-Basen-Haushalt und fürdas mesenchymale Bindegewebetotal eliminiert. Kochsalz kann durchdie Nieren ausgeschieden werden,während CO2 abgeatmet wird.In Unkenntnis dieser biochemischenZusammenhänge werden seit Jahr-zehnten die sogenannten Antazidaund H2-Rezeptoren-Antagonistenweltweit verordnet, mit einer tempo-rären Linderung oder Beseitigung derMagensymptome und einem sich an-

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schließenden Rückfall zum Leidwe-sen der Patienten. Statt den Magen-kranken zu heilen, werden die Sym-ptome eine Zeitlang zugedeckt unddas eigentliche Problem nicht aus-geheilt.Nur in akuten Fällen kann eine kurz-fristige Behandlung mit einer H2-Re-zeptor-Blockade sinnvoll sein, wennman sich bewußt bleibt, daß dieBelegzellen in ihrer Beziehung zumSäuren-Basen-Haushalt keine einsei-tige „Protonen-Pumpe“ darstellen.Weniger Rückfälle in eine Hyperazi-dität = acid rebound und zum Ulcussind zu erwarten, wenn man Blocka-den ganz vermeidet, zugunsten ei-nes Antazidum, das den Säuren-Ba-sen-Haushalt nicht nachteilig beein-flußt [10]. Ob Helicobacter pyloribeim Ulcus wichtig ist, müßte inkünftigen Studien geklärt werden, obH. pylori nur ein Symptom bei Hyper-azidität ist und ohne Bedeutungbleibt, wenn eine physiologische Be-handlung erfolgreich durchgeführtwird, die vor allem durch eine basen-überschüssige Ernährung erreichtwerden kann.Medicus curat - natura sanatEin Hinweis aus dem klassischen Al-tertum - medicus curat - natura sanat- läßt erkennen, wie sehr den kurati-ven Methoden auch der modernenMedizin trotz hervorragender Techni-ken Grenzen gesetzt sind. Insbeson-dere gilt dies, wenn vorwiegend oderausschließlich Krankheitssymptomebehandelt werden. Wirkliche Heiler-folge, statt die Symptome nur zuzu-decken, sind zu erwarten, wenn mitden kurativen Methoden die Selbst-heilungskräfte des Organismus aus-reichend gefördert werden. KurativeMethoden sind aber nicht nur „Stahl“und „Strahl“ und die Allopathie, auchdie Homöopathie und die Methodender Naturheilkunde und Erfahrungs-heilkunde bleiben Symptommedizin,wenn nicht das sanat komplemen-tär in Erscheinung tritt.

Eine moderne Therapie sollte einsei-tige lokalistische Betrachtungen indie erforderlichen Schranken verwei-sen, aber auch einseitiges kausalesDenken, und synchrone Zusammen-hänge erkennen und berücksichti-gen. Der psychophysischen Strukturdes Menschen als Einheit wird derArzt nicht gerecht, wenn er sich aufeine Linderung der Symptome mit„wissenschaftlich anerkannten“ Ver-fahren und die gängigen Pharmakabeschränkt. Streng genommen ist je-der Mensch in seinen Wesensglie-dern [20], in seiner psychosomati-schen, individuellen Wirklichkeitstets mehr oder weniger latent er-krankt, und zwar im Sinne Jungs ausdem „Schatten“ heraus, den es zubearbeiten gilt [11], [12].Wir alle sind heilungsbedürftig, nochbevor manifeste Krankheitssympto-me in Erscheinung getreten sind. ImSinne von Uexkülls müssen Arzt undPatient eine gemeinsame Wirklich-keit integrieren [21], wobei die Wirk-lichkeit des Patienten ausreichendmit dem notwendigen natur- undgeisteswissenschaftlichen Rüstzeugerforscht und berücksichtigt werdenmuß. Der Heilungssuchende wirddann nicht mehr reduziert, indementweder vorwiegend oder total nurdas Soma oder nur die Psyche be-rücksichtigt werden. Gelingt es, einegemeinsame Wirklichkeit in der rich-tigen Weise aufzubauen, wird esmöglich, das hohe Maß iatrogenerNebenwirkungen und Schäden aufein Minimum zu senken.Eine Heilung im Sinne des sanat istviel mehr als die Wirkung und dieWirksamkeit eines Medikamentes,selbst im prospektiven, randomisier-ten, doppelten Blindversuch. Des-halb ist der hohe Prozentsatz der Pla-zebowirkungen längst bekannt. DasPlazebo ist nur eine Abstraktion undeine Fiktion, weil auch ein Plazeboeinen pH-Wert, ein Elektronenpo-tential und einen spezifischen Wider-stand hat, damit energetisch, reprä-sentativ und wirksam sein kann [15].

Eine Heilung im Sinne des sanat istbei allen kurativen Therapierichtun-gen am ehesten zu erwarten, wennim Säuren-Basen-Haushalt, in derWasser- und Elektrolytbilanz einGleichgewicht existiert oder erreichtwerden kann. Nur wenn eine Voll-wertkost nicht säureüberschüssig istund nicht mehr als 0,5g Eiweiß proKilogramm Körpergewicht enthält, istmit einer ausgeglichenen Stoffwech-selbilanz zu rechnen. Derzeit werdendiese diätetischen Voraussetzungenvon den meisten zivilisierten Men-schen nicht erfüllt. Das Ergebnis isteine ausgeprägte Pathogenese. Da-mit sind detaillierte Kenntnisse überden Säuren-, Basen-, Wasser- undElektrolyt-Haushalt von allergrößterBedeutung. Denn es besteht ein ein-deutiger Zusammenhang zwischenden Stoffwechselentgleisungen, diezu einer mesenchymalen Azidoseführen, und den wichtigsten Zivilisati-onskrankheiten, in erster Linie dendegenerativen Gefäßprozessen undden malignen Zellentartungen. Aberauch bei zahlreichen anderen Erkran-kungen, die nicht an der Spitze derStatistik stehen, findet sich eine me-senchymale „latente“ Azidose. Besei-tigt man diese, ist eine Präventionoder eine Verlangsamung der dege-nerativen Prozesse möglich und wei-teren Therapiemaßnahmen sind bes-sere Chancen gegeben. Erwähnt un-ter den zahlreichen Prozessen seiender sogenannte rheumatische Form-keis, das sogenannte Prostataade-nom der periurethralen Drüsen unddie degenerativen Erkrankungen desAuges, wie das Glaukom, der Kata-rakt und die Makuladegeneration.Nachbemerkung der Redaktion: Die-ser Beitrag ist eine überarbeiteteFassung einer Vorveröffentlichung inder Zeitschrift „Erfahrungsheilkun-de“, Ausgabe Nr. 2/1992. Die Wich-tigkeit des Themas und der Ausfüh-rungen hierzu lassen es gebotenerscheinen, diesen Beitrag trotz sei-nes großen Umfanges ungekürztund „in einem Stück“ in der SANUM-Post zu veröffentlichen.

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