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DEUTSCHLANDFUNK Redaktion Hintergrund Kultur / Hörspiel Redaktion: Ulrike Bajohr
Junkerblues und IT-Circus
Putbus erwacht
Ein Feature von Elke Suhr
Erzählerin: Anke Zillich
Sprecherin: Renate Fuhrmann
Sprecher 1(Fürst zu Putbus): Josef Tratnik
Sprecher 2: Gregor Höppner
Sprecher 3: Volker Risch
Produktion 29.11. – 2.12. /M 2 vormittags und 21. März 2011
URHEBERRECHTLICHER HINWEIS Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. DeutschlandRadio Sendung: 1. April 2011/20.10 Uhr
Länge: 49`46 Musik/Pommernlied, Frau Knapp
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Junkerblues und IT-Circus
Putbus erwacht
Ein Feature von Elke Suhr
01a O-Ton Fürst (SWR, 31“)
„Ich hab ´n Haus auf’m Grundstück gebaut, das mal Ihnen gehört hat. Was wird denn
jetzt aus meinem Haus?!“ Die Frage hab’ ich so beantwortet, dass die Leute keine
Sorge haben brauchten. Aber verstanden habe ich die Frage vom Grundsatz her
überhaupt nicht. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass man so was macht, das ist für
mich undenkbar. Es waren genügend Flächen da, die dem Staat, der Treuhandanstalt
gehörten. Da braucht man sich nicht um so was zu streiten.
Erzählerin: Franz Malte zu Putbus, kurz: der Fürst
01 OT Frau Knapp
Ich kannte ihn auch persönlich, bin bei ihm gewesen, hab mich gern mit ihm
unterhalten//
Erzählerin: Frau Knapp, Putbuserin aus Leidenschaft
und hab’ ihn auch erlebt bei der ersten Wahlversammlung hier nach der Wende, wie er
da war und sich hinstellte und eigentlich nach Putbus zurück kommen wollte, um
eigentlich für Rügen was Gutes zu tun und auch für Putbus. Und ganz offen bekannte:
Er will nichts zurück fordern. Er möchte hier ein Stück Heimat haben, //’n Häuschen oder
was,’ne Wohnung und vielleicht auch ein Stück Land. Mehr hat er nicht gefordert, nicht.
Da hör ich ihn heute noch. Und was ist daraus alles geworden.
02 OT
Herr Meinke
Im Kino war das.
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Erzählerin : Die Stammtischler
Herr Ellerbrock
Hier im Kino war eine Veranstaltung der CDU, da hat er der CDU Unterstützung
zugesichert,
und da hat er u.a. auch festgestellt, dass er keine Ansprüche auf ehemaligen Besitz des
Putbuser Fürstenhauses stellen würde, aber er möchte eine Existenz aufbauen hier.
Und das war ein Hof mit (Was war das? Achthundert Hektar?) in Pastitz, den er wohl
gern hätte.
O-Ton Fürst
Ich finde eines der traurigsten Dinge im heutigen L eben ist, dass viele Menschen
die keine Heimat haben oder haben können, mit der s ie sich wirklich identifizieren
können. Und gerade darum, wenn man sie hat, dann so ll man fröhlich
draufzugreifen.
auf Musik/Pommernlied
(Zwischentitelsprecher)
1. Das will er alles wieder haben
Erzählerin
Die Stammtischler sitzen mit mir in der Gaststube d es „Koos“ zusammen. Der
frühere „Berliner Hof“ ist das letzte klassizistis che Hotel in dem einst so
mondänen ersten Badeort auf Rügen. Heute fragen sich die altgewordenen
Spielgefährten der sieben Kinder des letzten Fürste n zu Putbus selber, wie es
nach dem Mauerfall zu der Kampagne gegen Franz zu P utbus kommen konnte.
10 OT Stammtischchor
Meines Erachtens war das’ ne ganz falsche Propaganda! Das waren die Medien, das
sind die Medien…usw.
Das waren die Medien…!
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Das sind die Medien!//
Man hat sich hier selbst gewundert, einer über den andern.// Da hat keiner Angst hier
gehabt. Jeder wusste: Wer was hat, der ist im Grundbuch drin. Und das haben sie nicht
angetastet.
11 OT Herr Meinke
Ich war im Dezember bevor er starb noch mal bei ihm eingeladen, hochherrschaftlich:
„Kommen Sie zur Teezeit!“.
Da hat er mir erzählt, wie er dazu gekommen ist. Wir hatten auf Rügen den Plattes –
das war eine der Segnungen, der nachwendischen Segnungen aus dem Westen, seines
Zeichens Steuerberater.... Kennen Sie die Story? Und der Plates hat uns noch mit
einem großen Geschenk gesegnet. Nach der Wende. Er schenkte uns eine Zeitung. So,
in dieser Zeitung, auf der Titelseite, ich hab sie noch, dort hat er veröffentlicht unter der
Überschrift „Das alles will er wiederhaben“ …
1. Sprecher
An das Landratsamt des Kreises Rügen….
Sehr geehrte Damen und Herren,
bei meinem Besuch Anfang August hatten Sie mir empf ohlen, den ehemaligen
Putbuser Besitzstand anzumelden. Ich tue dies nur z ögernd, denn die anliegende
Aufstellung könnte Ängste auf Rügen auslösen…Die Au fstellung ist eine
Auflistung aus dem Jahre 1945….
2. Sprecher
Listen der Ansprüche von Franz zu Putbus. 29. Augus t 1990.
Villa Lottum, Kursaal, Rosencafé, Putbuser Park (75 ha), Krimvitz (390,6 ha),
Lauterbach (25 ha), Wreechen (22 ha)….
Jagdschloss Granitz, Schloss Spyker, Orangerie, Sch auspielhaus, Fasanenhaus,
Friedrich Wilhelm-Bad (Lauterbach), Marstall…
12 OT Herr Meinke
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“Das alles will er wieder haben!“ Und dann waren die Rüganer natürlich: „Kiek mal
an!“… nich. Und der Plates war fein raus – er war der „Enthüller“!
13 O-Ton Fürst (SWR, 22“)
Ich hab’ damals eigentlich nur diese Listen eingesandt, weil ich damals hoffte, ich
brauchte überhaupt keine Rückführungsansprüche zu stellen; sondern ich könnte das
eine oder andre so zurückbekommen, aber nachdem das also nicht der Fall war, da hab’
ich eben gesagt: „Da muss ich mein Recht eben verteidigen, nicht.“
2. Sprecher
„Wer uns von den Feldern vertreiben will, muss scho n mit der Polizei kommen“,
wettert Landwirt Mühlenberg. Vier wehrhafte Landwir te, drei Nachfolger früherer
Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften (L PG) fürchten um ihre
lebensfähige Größenordnung. (Focus 10. Mai 1993.)
14 O-Ton Fürst (SWR, 35“)
Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich viel früher und viel schneller wenigstens im
Konsens mit den nachbarlichen LPGs und Landwirtschaftsgesellschaften eine
Flächengröße von sechs- bis siebenhundert Hektar bekommen könnte, zunächst
pachten und dann vielleicht später zurückkaufen…
Aber nachdem alles andere blockiert wurde, und das ging ja auch bis Schwerin hinein…!
Da habe ich gesagt: „Jetzt reicht `s mir!“
15 OT
Herr Meinke
So, und dann wurde ja mit einigen Schweizer und Berliner Leuten die Muttland GmbH.
gegründet. Ha’m Se davon mal was gehört?//
Er sagte mir, dass er todunglücklich mit dieser Muttland GmbH. war. Die hatten ihn
fürchterlich hinters Licht geführt. (Zwischenrufe.) Ja, ja, sie hatte ihn fürchterlich hinters
Licht geführt.
Und die sind dann umhergezogen und haben gesagt: „ Mensch, Du hast doch auf
Bodenreformland gebaut, das vorher Fürsten gehörte. Der kriegt das wieder! Hast Du
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die Zeitung schon gelesen? Das alles will er wieder haben! Wenn Du mir 20 000 Mark
gibst (damals war ja noch DM-Zeit), dann ist das gut!“.
2. Sprecher
Auf einer Bauerndemonstration auf dem Circus in Put bus mit ca. 500 Teilnehmern
verkündete die Finanzministerin von Mecklenburg-Vor pommern, Bärbel Kleedehn,
dass das Landesamt für offene Vermögensfragen die A nsprüche des Franz zu
Putbus ablehnen werde, da er nicht durch die Nazis enteignet worden sei.
(Inselpost, August 1993)
14a OT Karl Walter Böttcher (NDR-Archiv, 21“)
Diese Forderungen bezogen sich bei uns auf konkret auf 950 bis 1000 Hektar
landwirtschaftlicher Fläche, und wenn wir die durch Restitution verloren hätten, wär die
Existenz des Betriebes eben so nicht mehr möglich gewesen. Die
Rückführungsansprüche haben uns über ca. acht Jahre Investitionen blockiert.
2. Sprecher
Karl Walter Böttcher klagt: „Die Menschen in Putbus haben kein Vertrauen mehr
in den Rechtsstaat“.
Zu DDR-Zeiten war Karl Walter Böttcher LPG-Vorsitze nder, heute leitet er einen
Betrieb mit 1750 ha Nutzfläche.
Berliner Zeitung, 30. Juli 1997.
16 O-Ton Herr Ellerbrock
Andererseits hätte man Franz eins, jedenfalls ein Haus von seinen Häusern schenken
sollen, nicht dass er sich eins zurückkaufen musste. Dann hätte man etwas wieder,
etwas wieder gut gemacht.
(Zustimmung von allen Seiten.)
17 OT Herr Meinke
Dann hat er nachher aber das ehemalige Beamtenhaus des Putbuser Herrensitzes am
Circus - Circus Nummer Zehn - dann zurück gekauft.
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(auf Musik)
Erzählerin
Der „Circus“, ein von 15 Bürgerpalais und dem fürs tlichen Pädagogium - der
Nummer 16 - umsäumtes Rondell. Es liegt im Herzen von Putbus. Der Anfang des
neunzehnten Jahrhunderts nach dem Vorbild des engli schen „Bath“ erbaute
Badeort zog einst Adelige und andere VIPS aus ganz Europa an, ein
Schmuckstück des friedfertigen aufklärerischen Spät klassizismus.
Als ich im Sommer 2001 zum ersten Mal in die einstm als weiße kleine Idealstadt
kam, war sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ei ne graue Ruine „antifeudaler“
Kasernenarchitektur dies- und jenseits der Wende.
18 OT
Wat ist eigentlich mit dem Haus Lottum …und dem Kursaal und diesen Gebäuden, die
hier in Putbus stehen?
Stammtischchor
Haus Lottum - ist höchste Zeit, das da was gemacht wird…ja, Minsch, so seh ik dat
uk…Ich geh da oft vorbei und wenn ik dat seh’, das tutmir leid. deut mi leed…
Das glaub’ ich, gehört der Stadt…
Herr Meinke
Also, da gab’s in Hannover so eine VEB-Betriebsvernichtungmaschinerie, die nannte
sich Greuelhand, Breuelhand oder Treuhand…
Stammtischchor
…Treuhand
Herr Meinke
…und die haben das Meiste verscheuert.
19 O-Ton Herr Meinke
Das kam erst nach der Wende, dass das nicht richtig genutzt wurde.
Rosencafé hab’ ich noch vergessen….
Herr Ellerbrock
Das ist noch gar nicht zur Sprache gekommen….!
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Herr Meinke
„Wer nicht im Rosencafe war, der war noch nicht auf Rügen!“, so hieß der Slogan
damals. Rosencafé war eine Gaststätte, da waren alle Tische besetzt!
Ja, und das Rosencafé, das ist ein Haus, von einem ganz berühmten Architekten
gezeichnet, Johann Gottfried Steinmeyer, das war der Nachfolger Schinkels (Schwager
Schinkels usw….)in der preußischen Bauakademie.
Das wurde Ristorante Roma Pizzeria!
Stammtischchor
Rosencafé –Verkommt!
Musik/Pommernlied Zwischentitelsprecher:
Alles grau in grau…
20 OT
Fürstin
Der Ort sah von den Bauten natürlich – wie sie sich denken können – genauso aus,
aber natürlich war keine Farbe an den Häusern; es war alles grau in grau…grau in
grau…
Autorin
Ja, das hab ich auch noch gesehen, das war erschütternd…
Fürstin
Ja, wirklich grau in Grau, und die Fenster waren natürlich – die Umrandungen waren
nicht gemalt, das blanke Holz war zu sehen, und die Türen waren nicht gestrichen. Und
es war keine Blume, keine Pflanze vor den Häusern. Nicht wie jetzt, wie wir es jetzt alles
haben, so schön mit den Rosen.
(auf Musik)
Erzählerin
Michaela zu Putbus, die Witwe des 2004 verstorbenen Fürsten, lebt heute in
„Circus“ Nummer 10. Vom Wohnzimmerfenster im 1. Sto ck kann ich über den
Platz bis zum Schlosspark blicken, einem der schöns ten Landschaftsgärten
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Norddeutschlands. Die Kommune kann seine Pflege nic ht finanzieren. So
verwahrlost er zusehends.
Aber die meisten der heute denkmalgeschützten Häuse r am „Circus“ stehen nun
wieder schneeweiß gestrichen da, mit roten Rosen da vor, auch dank der Fürstin
und ihres Vereins zur Erhaltung des kulturellen Erb es ihres Mannes.
Sternförmig laufen Alleen auf einen Obelisken im Ze ntrum des Platzes zu. Er trägt
die Inschrift: „Gründung des Ortes Putbus 1810 von Malte Fürst zu Putbus“.
21 O-Ton Fürst (SWR, 32“)
Er hat sich da keinen Palast hingebaut und die Menschen dafür Fron leisten lassen.
Sondern er hat mit der Absicht, seinem Ort sein Gepräge zu geben und überhaupt die
Insel aus dem tiefen Mittelalter heraus zu holen, hat er diesen Kurort, Badeort (damals
Putbus mit Lauterbach, diese Residenz) geschaffen. Und sie ist in diesem Stil die letzte
klassizistische Residenz, die in solcher Vollkommenheit in Norddeutschland gebaut
wurde.
Erzählerin
Auf seinen Reisen durch Europa sammelte Malte zu Pu tbus Ideen für eine „ideale
Residenzstadt“ mit Badehaus, Schlosspark, Kurhalle und Theater - und
Arbeitsmöglichkeiten für die kleinen Leute: eine ze itgemäße Synthese zwischen
kultureller Tradition und wirtschaftlichem Fortschr itt. Er baute ein Alleennetz auf,
belebte den Badetourismus, siedelte Handwerker an u nd vergab zu menschlichen
Bedingungen Pachtland an ehemalige Leibeigene auf R ügen.
22 O-Ton Fürst (SWR, 20“)
Er ist, glaub ich, ein sehr engagierter, sozial engagierter Mann gewesen, was für seine
Zeit sehr viel bedeutet. Denn wenn Sie seine Tagebücher lesen, dann werden sie
sehen, dass seine Reisen durch England, Schottland in außerordentlich kritischen
Berichten über die sozialen Verhältnisse dort münden.
2. Sprecher
Ostsee-Insel Rügen ohne Fürsten und Grafen
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In den 15 Jahren seit der demokratischen Bodenrefor m auf dem Gebiet der DDR
hat sich das Gesicht der Insel Rügen, der „grünen I nsel“ Deutschlands, von einer
einstigen Hochburg des deutschen Junkertums zur wah ren Heimstatt freier und
glücklicher Bauern entwickelt.
Die über 67.000 ha fruchtbarer Acker und Weidelände reien werden seit dem
Frühjahr 1960 ausschließlich von volkseigenen Güter n und landwirtschaftlichen
Produktionsgenossenschaften auf sozialistische Art bearbeitet und bieten rund
10.000 Landarbeitern und Bauern eine gesicherte Exi stenz.
Ostseezeitung, 8. Mai 1960
(auf Musik/Pommernlied)
Zwischentitelsprecher Junkerland in Bauernhand!
23 O-Ton Bäuerin (NDR-Archiv, 14“)
Was des Volkes Hände schaffen, soll des Volkes eigen sein. Und das ist mein
Standpunkt. Und nie wieder dürfte Bauernland in Junkerhand sein. Nie wieder!
24 OT
Atmo: Schritte im hohlen Flur etc. „Vorsicht Stufe! “
Richter Corsmeyer
Ja, das ist der Schwurgerichtssaal. In diesem Saal hat die Verhandlung stattgefunden,
zwei Verhandlungstage. Einen Tag in dem die Entscheidung dann verkündet worden
ist…
Der Saal war natürlich, wie Sie sich vorstellen können, brechend voll, bis auf den letzten
Platz gefüllt.
Richterin Hirtschulz
Die Problematik war bei der ganzen Geschichte natürlich so, dass durch den
vermögensrechtlichen Antrag so eine Verfügungssperre ausgelöst wurde nach dem
einschlägigen Gesetz. Und das bedeutete, das jemand, der auf einem Grund// – seit
Jahrzehnten eventuell als Eigentümer schon eingetragen war und das vielleicht
bewohnte, der konnte das auf einmal nicht mehr verkaufen …!
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Erzählerin
Meike Hirtschulz war Vorsitzende Richterin, Eckhard Corsmeyer Pressesprecher,
als im Sommer 1997 das größte Rückenteignungsverfah ren der Nachwendezeit
vor dem Verwaltungsgericht Greifswald über die Bühn e ging.
Als Klägerin trat die „Muttland Aufbaugesellschaft mbH & Co“ auf, der Fürst hatte
sich aus dem Verfahren zurückgezogen. Der Paragraph 1 Absatz 6 des Gesetzes
zur „Regelung offener Vermögensfragen“ schien ihm o hnehin Recht zu geben. Er
spricht jenen Rückenteignung zu, „die in der Zeit v om 30. Januar 1933 bis zum 8.
Mai 1945 aus rassischen, politischen oder weltansch aulichen Gründen verfolgt
wurden und deshalb ihr Vermögen infolge von Zwangsv erkäufen, Enteignungen
oder auf andere Weise verloren haben.“
25 OT Bäuerinnen (NDR-Archiv 18“)
Er kann doch nicht plötzlich wieder ein Sechstel der Insel bekommen. Was würde das
für ein Unrecht, einen Frust ergeben bei den Menschen, die hier wohnen, die hier Jahre
(Zwischenruf: gearbeitet haben.), sich was geschaffen haben. Und jetzt wird alles wieder
den Großjunkern in’n Rachen geschmissen.
26 OT
Richter Corsmeyer
Es waren mindestens noch mal achtzig bis hundert Personen schätzungsweise draußen
vor dem Saal. Die wohl zum großen Teil von der Insel Rügen kamen// und zum Teil
teilweise von der damaligen Landtagsabgeordneten Frau Peters hier teilweise mit
Bussen hergeschafft worden waren.
1. Sprecherin
Bei einem positiven Urteil für die Klägerin gäbe es sicher noch manch anderen
Alteigentümer, der Begehrlichkeiten ohne aktenkundi ges Beweismaterial auf
diese Weise durchsetzen wolle und neues Unrecht sch affen könnte.
Angelika Peters (SPD) Mitglied des Landtages.
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27 OT Richter Corsmeyer
Was immer vergessen worden ist in dieser Diskussion ist der Umstand, dass dieser
Verzicht auf die Rückgabe dieser zwischen 45 und 49 getätigten Enteignungen auch
eine politische Vorgabe der Wiedervereinigung von Seiten der DDR-Regierung war. Und
zwar von Seiten der frei gewählten DDR-Regierung.//
Stellen Sie sich vor, wenn 1990 jemand an die Öffentlichkeit getreten wären: „Wir
werden die Bodenreform rückgängig machen…!“ – Was dann passiert wäre….!
Autorin
Es wäre für mich auch ein historischer Anachronismus gewesen!
Richter Corsmeyer
Das sind politische Ansichten; man kann natürlich auch mit demselben Recht die
gegenteilige politische Ansicht vertreten und sagen: „Das sollte zurück gegeben werden,
unter bestimmten Voraussetzungen!“ Diese politische Ansicht hat sich aber nicht
durchgesetzt.
Erzählerin
Die Greifswalder Richter haben es sich nicht leicht gemacht, davon zeugen viele
Meter Akten in den Katakomben des wilhelminischen G erichtsgebäudes. Dass ich
sie überhaupt einsehen durfte, war nicht selbstvers tändlich. Ich fand einen
beeindruckenden Fundus von Zeugenberichten vor. Die frühesten stammen aus
den Nachkriegsjahren, als Mira zu Putbus, die Witwe des Anfang 1945 im KZ
Sachsenhausen ermordeten Fürsten Malte, vergeblich die Anerkennung als
„Verfolgte des Naziregimes“ und damit das Wohnrecht auf Rügen beantragte.
Andere finden sich im umfänglichen Ablehnungsbesche id des Landesamtes für
offene Vermögensfragen von 1993.
Damals gaben prominente Mithäftlinge aus dem Kreis des 20. Juli wie Carl Hans
von Hardenberg und Paul Yorck von Wartenburg, eides stattliche Erklärungen
zugunsten des Fürsten ab. Sie waren zu Prozessbegi nn 1997 bereits verstorben.
2. Sprecher
Chancen für den Fürsten stehen gut.
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Vor dem Verwaltungsgericht Greifswald sagten versch iedene Zeugen
übereinstimmend aus, dass der fürstliche Besitz ber eits vor der Bodenreform in
den Jahren 1945 bis 1949 enteignet wurde und unter Zwangsverwaltung stand.
Franz zu Putbus und der aus Amerika angereiste Zeug e Heinz Bongardt
(bestätigten), dass der Gauleiter von Pommern (Schw ede-Coburg) im Herbst 1944
im Wehrertüchtigungslager Deutschkrone zu dem junge n Franz zu Putbus gesagt
habe, der Besitz von Fürst Malte zu Putbus sei ente ignet.
„Der Rüganer – die Zeitung für die Insel“, 2.7.1997 .
28 OT
Richter Tank
Damals’ne maßgebliche Rolle hat ja der Gutsverwalter des Fürsten gespielt, ein Herr
von Platen…
Richter Corsmeyer
…der Sohn des Gutsverwalters! Der war als Zeuge hier im Prozess!
3. Sprecher
Alles was ich weiß, stammt aus den damaligen Berich ten und schriftlichen
Aufzeichnungen. Mein Vater erzählte, dass Malte zu Putbus auf dem Marktplatz
...eine Rede gehalten habe. Aufgrund dieser Rede se ien Herrn Malte zu Putbus
sämtliche Vollmachten über seinen Besitz entzogen u nd auf meinen Vater, Gustav
von Platen, übertragen worden. Die Rede auf dem Mar ktplatz hat sich auf die
damalige Juden- und Kirchenpolitik der Partei bezog en.
1. Sprecherin
Pressemitteilung
Die 2. Kammer konnte nicht die Überzeugung gewinnen , dass Malte zu Putbus
einen Vermögensverlust durch den NS-Staat im Sinne des Vermögensgesetzes
erlitten hat. So sei es beispielsweise nicht bewies en, dass gegen Malte zu Putbus
beim Volksgerichtshof in Berlin ein Verfahren anhän gig war bzw. dass es im
Ergebnis eines solchen Verfahrens zu einer Vermögen sentziehung durch Urteil
des Volksgerichtshofs kam.
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Erzählerin
Kurz, eine Enteignung in der NS-Zeit war nicht akte nkundig und damit auch nicht
justiziabel. Nun war Malte zu Putbus nach seiner Ve rhaftung am 21. Juli 1944 in
die Hände von Johannes Paulick geraten, seines Zeic hens Vorsitzender des
Sondergerichts Stettin und kommissarischer Richter des Volksgerichtshofs. Er
galt als juristischer Vollstrecker des später als K riegsverbrecher verurteilten
Pommerschen Gauleiters Franz Schwede-Coburg, eines erklärten Intimfeindes
des Malte zu Putbus.
Johannes Paulick hat alle Gerichtsakten kurz vor Kr iegsende vernichtet.
Das Urteil ließe sich in dem Satz zusammenfassen: S ie konnten es nicht
beweisen, meint Richter Corsmeyer. Die Rüganer habe es überrascht.
29 OT
Richter Corsmeyer
Man vermutete immer, dass hier quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit ein
abgekartetes Spiel stattfinden würde, zu Lasten der Bevölkerung der Insel Rügen ….
Und man war dann – ja, grotesker Weise muss man sagen - geradezu enttäuscht, als
man dann am Tage der Verkündung der Entscheidung feststellte, dass die Klage
abgewiesen worden war. Das passte gar nicht so richtig ins Weltbild der Menschen.
1. Sprecherin
… vor 1939 ist eine irgendwie politisch motivierte oder gerichtete Verfolgung
durch den nationalsozialistischen Staat nicht erken nbar. Es kann davon
ausgegangen werden, dass mit der Inhaftierung des M alte zu Putbus die Schwelle
der Verfolgung überschritten wurde. Es fragt sich a ber, ob von einer politischen
Gerichtetheit gesprochen werden kann und ob er etwa – wofür Anhaltspunkte
bestehen – wegen einer regional beschränkten Verfol gung dieser durch
Aufsuchen einer Fluchtalternative hätte begegnen kö nnen.
Die Präsidentin des Verwaltungsgerichts Greifswald, 5.August 1997
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3. Sprecher
Ich begrüße das Urteil. Die Geltendmachung dieser A nsprüche war ein
erhebliches Investitionshemmnis für die Insel Rügen . Diese Ansprüche existieren
gar nicht. Das hat der Richterspruch bewiesen.
Bernt Seite (CDU), Ministerpräsident.
2. Sprecher
Dass die Rückübertragungsansprüche des Fürsten Fran z zu Putbus auf ein
Sechstel der Fläche jetzt letztinstanzlich vom Bund esverwaltungsgericht
verworfen wurden, lässt die Christdemokraten aufatm en. Die PDS machte bereits
Front gegen die CDU. (Die Welt, 2. Juni 1998)
3. Sprecher
Presseerklärung
Der Kreisvorstand der PDS Rügen und Hiddensee hat m it Genugtuung das Urteil
aufgenommen. Malte zu Putbus war nicht Verfolgter d es Faschismus, er war
Handlanger und Helfer der Nazis.
(auf Musik/Pommernlied)
Zwischentitelsprecher:
Meinen Glauben lass ich mir nicht nehmen!
Zusatz OT Fürst
Er hat Anfang der 30er Jahre, 1933,34, hat er geglaubt, dass das für Deutschland das
Richtige war. Dass es das nicht war, das hat sich später herausgestellt, dann ist er
allerdings ein starker Gegner geworden der Nationalsozialisten.
30 OT
Herr Ellerbrock,
Da hat man hier vorne am Tor’n großes Schild hingehangen: „Hier wohnt der
Judenfreund, drum hat er sich mit Holz und Eisen eingezäunt!“ Das stand hier am
Markt…
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Stammtischchor
Lichtspieltheater Putbus war so’n Kasten: „Seht dieser Judenfreund hat sich selber
eingezäunt!“ Usw.
31 OT Herr Ellerbrock
Da ham’se die Leute alle zusammengetrommelt, sie sollten nun alle auf der Straße
Spalier stehen und ihn anspucken, weil er sich so schlecht geäußert hatte, über unsern
„Führer“ damals, nicht.
Erzählerin
Der „Zitation“, am Gründonnerstag auf dem Marktplat z zu erscheinen und sich vor
versammelter SA degradieren zu lassen, folgte Malte zu Putbus laut
Memorabilienbuch der Kirchengemeinde Putbus für das Jahr 1938 nicht, musste
aber für einige Tage ins Stralsunder Gefängnis. Pas tor Daerr ließ am
Ostersonntag im Namen von „Wahrheit und Gerechtigke it“ für den Patron beten.
Die „Parteinahme“ trug ihm eine Rüge des Kreisleite rs Martens ein.
Der hatte zahllose Plakate im Ort anbringen lassen , auf denen der Fürst als
„Landesverräter“ gebrandmarkt wurde.
Malte zu Putbus, von Hause aus ein Landjunker, Fron tsoldat und Rittmeister im
ersten Weltkrieg, seit 1932 Mitglied der NSDAP. Er hatte 1934 das Erbe seiner
kinderlosen Tante Asta zu Putbus angetreten. Ein so rgsam geführtes,
unverschuldetes Fürstentum, ein Sechstel von Rügen. Als Gutsverwalter setzte er
einen alten Freund und Parteigenossen ein: Carl Gus tav von Platen.
2. Sprecherin
Eidesstattliche Erklärung
1940 trat ich die Stelle als Kassiererin in der für stlichen Verwaltung zu Putbus an.
Als ich in den Betrieb eintrat, war bereits Herr Dr . Carl Gustav von Platen
Betriebsführer. Er hat das land- und forstwirtschaf tliche Unternehmen selbständig
geführt und auch grundsätzliche Entscheidungen selb st getroffen, auch ohne
dass Malte zu Putbus befragt wurde. Fürst Malte zu Putbus hatte keine
Möglichkeit, aus dem Betrieb Geld für eigene Zwecke abzuziehen. Er sowie seine
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Frau Marie erhielten je tausend Reichsmark monatlic h auf ihr Privatkonto
überwiesen.
Die Erbschaft, die am 1. Januar 1935 an Fürst Malte zufiel, löste eine
Erbschaftssteuer in der Höhe von 1,9 Millionen Reic hsmark aus. Von diesem
Betrag wurden 1,1 Millionen aus den Grundstücksverk äufen des Küstenstreifens
Prora bezahlt.
Rosemarie Malue, 4. Oktober 1993
32 O-Ton Fürst (SWR, 25“)
Dann tauchte Hermannn Göring auf, der wurde eingeschaltet. Der Herr Reichsmarschall
und Reichsjägermeister in Anführungsstrichen, der kam, also extra, um sich das
anzusehen. Aber, der fragte als erstes nur, wo die starken Hirsche stehn, die er
schießen könnte. Und als er ins Schloss kam, entdeckte er zwei wunderschöne
Japanvasen und meinte, dass wäre also viel zu schade, dass die im Schloss ständen…!
Erzählerin
Malte zu Putbus, „der alte Kämpfer“, ein passionie rter Jäger und Reiter, geriet
schon bald mit nationalsozialistischen Parvenüs ane inander. Sie stritten um
Ländereien, Jagdrechte und tradierte Privilegien de r Fürstenfamilie.
33 OT
Herr Ellerbrock
Und dann ist er damals von seinem eigenen Genossen – den hat er hier im Park gehabt
als Parkwächter - zu dem hat er gesagt: „Wenn Adolf spricht, das hört sich an, als wenn
der Elefant im Porzellanladen trampelt. Und dann hat der ihn angeschissen….
Stammtischchor
Stimmt zu.
Herr Ellerbrock
Und dann wurde er abgeholt.
Herr Meinke
Jahn hat ja 45 oder nach 45 die Rolle weiter gespielt, des Denunzianten, nicht….
(Allgemeine Zustimmung.)
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(auf Atmo)
2. Sprecher
Der Oberstaatsanwalt beim Sondergericht, Stettin, 7 . Juni 1939.
Am 14. März 1939 traf Malte zu Putbus mit seinem Wi ldwärter Jahn zusammen.
Der Beschuldigte hatte sich früher einmal bereit er klärt, Pate des jetzt anderthalb
Jahre alten Jungen des Zeugen zu werden.
1. Sprecher
Wie geht’s, was macht die Familie, ist der Junge sc hon getauft?
2. Sprecher
Als der Zeuge Jahn antwortete, er wolle sein Kind n icht taufen lassen, sagte der
Beschuldigte mit erregter Stimme:
1. Sprecher
Sie sind genau so verrückt wie der Kreisleiter und die ganze Partei!
2. Sprecher
Als der Zeuge ihm nun sagte, er sei wohl gottgläubi g, könne aber nicht mit
seinem Gewissen vereinbaren, die politisierende Kir che anzuerkennen, die
eventuell auch Juden als gleichwertige Christen und Deutsche anerkenne, sagte
der Beschuldigte:
1. Sprecher
Die deutsche Geschichte ist tausendjährig, und Jude n haben immer existiert.
Gott (wird) Deutschland strafen durch die Juden. Es (ist) ungerecht, sie aus
Deutschland auszuweisen.
2. Sprecher
Als der Zeuge sagte, das gesamte deutsche Volk lehn e die Juden ab, erwiderte
der Beschuldigte:
19
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1. Sprecher
Das deutsche Volk ist das dümmste Volk auf der Erde !
Die Führung treibt heute eine Politik, geradezu als ob der Elefant im
Porzellanladen trampelt.
2. Sprecher
Im Übrigen hat der Angeschuldigte in Zusammenhang m it der Kirchenfrage
berechtigte Maßnahmen der Hoheitsträger öffentlich kritisiert und den Vorwurf
des Bolschewismus erhoben.
1. Sprecher
In Bayern sagt man „Grüß Gott!“.
Wir werden auch die Zeit bekommen, da wir uns mit G ott helf! begrüßen werden.
Im Falle eines Krieges steht Deutschland in Europa allein da.
2. Sprecher
Besonders regte er sich darüber auf, dass Leute // ihre kirchlichen Ämter
niederlegten.
1. Sprecher
Von mir verlangen Sie auch dauernd einen Austritt, das lasse ich mir aber nicht
gefallen, meinen Glauben lass ich mir nicht nehmen!
2. Sprecher
Sein Ortsgruppenleiter, Parteigenosse Schröder, der zugleich Bürgermeister ist,
hat ihn als Parteigenosse aufgefordert, an regelmäß igen Beflaggungstagen nur
die Hakenkreuzfahne (und nicht die Reichsfahne) zu setzen. Dieses Schreiben
beantwortete er, indem er sich an den Bürgermeister (nicht Ortsgruppenleiter)
wandte, und von einer „Maßnahme“ sprach, die einer „Vergewaltigung“ ähnle.
1. Sprecher
Stralsund, Gerichtsgefängnis, 15. Februar 1944
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Teile hierdurch mit, dass ich seit dem 29. vorigen Monats hier in Schutzhaft sitze.
Und keiner hilft mir, da ich durch die GESTAPO fest genommen wurde! Mir geht es
gesundheitlich schlecht. –Blasenkatarrh und erhalte keine Selbstverpflegung. Und
dazu die vielen Sorgen.
Dringendste Angelegenheiten sind zu besprechen, bes onders über Putbus, da
Platen jetzt selbständiger Diktator von Putbus ist.
3. Sprecher
Lange vor dem 20. Juli 1944 waren häufig führende Generäle des damaligen
Heeres in Putbus zu Gast. Bei dieser Gelegenheit wu rden meist politische
Gespräche geführt, die sich um die Frage der Beseit igung Hitlers drehten. General
Hammerstein und Generaloberst Fromm waren am häufig sten entweder auf dem
Jagdschloss Granitz oder in Putbus zu Gast.
Fritz Kröning, Stadtrat. Stralsund, 23. Februar 194 8.
2. Sprecher
In meiner Bergener Bahnhofsgaststätte waren wiederh olt Gäste des Hauses
Putbus, wenn sie auf den Anschlusszug warteten. Zu diesen Gästen gehörten der
Generaloberst von Hammerstein, Generaloberst Fromm, und ich bin mir sicher,
auch Generaloberst Beck.
Karl Holz, Januar 1950
Zusatz OT Fürst:
Und dann haben sie ihn am 21. Juli verhaftet und mitgenommen. Wieweit er am 20. Juli
selbst beteiligt war, da bin ich nicht sicher, darüber wurde auch nicht gesprochen. Und
sie brachten ihn nach Stettin, in die Haftanstalt dort...
2. Sprecherin
Bei meinem ersten Besuch bei meinem Vater im Gefäng nis in Stettin fand ich
meinen Vater verzweifelt vor. Ich brachte ihm ein H ähnchen mit, welches er sofort
auspackte und vor meinen Augen hungrig auffraß, “wi e ein verhungerter Hund“.
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Während des Gespräches in Anwesenheit der SS-Offizi ere sagte mein Vater zu
mir: Meine Verwaltung haben sie weggenommen, und si e haben mich enteignet.“
1. Sprecher
Stettin, 21. 1.1945
Mein lieber (Franz)!
Vor mir liegt Dein lieber Brief vom 12. des Monats. ...
Ich hoffe, morgen kommt Mutti, weil wir fortkomme n. Wir kommen nach einem
Konzentrationslager und zwar nach Sachsenhausen bei Oranienburg bei Berlin.
Ich bin verzweifelt darüber, weil ich so auf die En tlassung gehofft hatte. Gründe
wurden uns für diesen Wechsel nicht angegeben. Der Kriminalrat Schlüter meinte
nur, die Entscheidung läge in Berlin. Nun habe ich am 30. einen Prozess in
Greifswald und hatte wenigstens gehofft, dort hin z u kommen, um mit Mutti ihren
Geburtstag zu begehen. - Nun ist auch das wieder ni chts, und wie lange werden
wir dort sitzen? Anscheinend tragen wir auch dort e inen Einheitsanzug, genannt
Sträflingsanzug. Das wäre noch nieder ziehender…
O-Ton Fürst:
Es sind mit ihm ja verschiedene andere zusammengewesen, zum Beispiel Hardenberg
aus Neu-Hardenberg, der uns ja auch nach dem Krieg ein bisschen berichtet hat, dann
war ein Herr von Körber aus Binz da, die saßen alle mit ihm in einer Baracke, und der
Herr von Körber sagte mir, die haben ihn umgebracht.
3. Sprecher
Wegen meines langjährigen Kampfes gegen den Nationa lsozialismus als
politischer Häftling in das Konzentrationslager Sac hsenhausen verschleppt, traf
ich dort gleichfalls als politischen Häftling Herrn Malte zu Putbus. Ich hatte ihn
bereits vor Kriegsausbruch und danach wiederholt ge sprochen und dabei
festgestellt, dass er die tatsächlichen Ziele der N SDAP durchschaut hatte und
gegen sie eingestellt war. Im Konzentrationslager z eigte er sich als guter Kamerad
und konsequenter Antifaschist.
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Durch die ihm zuteil gewordene lange Haft und Behan dlung gesundheitlich
schwerstgeschädigt, verstarb er im Februar 1945 in meiner und anderer Zeugen
Gegenwart im Krankenbau 7.
Victor von Körber, 18. Juni 1946
2. Sprecher
Im Jahr 1948 traf ich Herrn von Körber, der selbst aus Rügen stammte. Er selbst
war zurückgekehrt, wo er die Witwe unter trostlosen Umständen, schwer erkrankt,
wieder fand. Jedwede Bezüge seien der Familie des F ürsten vorenthalten worden.
Paul Yorck von Wartenburg
(auf Musik/Pommernlied)
Zwischentitelsprecher:
Karnickelwirtschaft und Radaukommunisten
34a O-Ton Herr Ellerbrock
Erst haben die hier sogar in der Alleestraße gewohnt,
Kaninchen gezüchtet…!
Stammtischchor
Wie wir alle (von allen Seiten, mehrstimmig)!
Herr Roloff
Und wenn sie dann hier in ihren Park gehen wollten, in ihren eigenen Park, um
Karnickelkraut zu suchen, dann wurden sie rausgejagt, von den damaligen, den oberen
Radaukommunisten.
Erzählerin
Der siebzehnjährige Franz zu Putbus kehrte Ende 194 5 aus sowjetischer
Kriegsgefangenschaft heim und schlug sich als Melke r durch. Das Schloss hatte
er von Einwohnern geplündert und ausgeschlachtet vo rgefunden. Er durfte es nie
mehr betreten. Mutter und Schwester waren notdürft ig bei Bekannten
untergekommen. Putbuser Bürger verhinderten eine Ab schiebung der
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Fürstenfamilie ins Flüchtlingslager. Mira zu Putbus stellte einen Antrag auf
Anerkennung als NS-Opfer, um ein Bleiberecht auf Rü gen zu erhalten. Anfang
1948 wurden sie und ihr Sohn von der Insel vertrieb en.
In Gutshäuser und andere Gebäude zogen Flüchtlinge ein, oder sie bauten ein
Haus auf dem „Junkerland“.
Wie Christiane Knapp und ihr Mann.
35 OT Frau Knapp
Wenn wir bei mir zusammensitzen, dann kommt so manches wieder hoch. Dann denken
wir immer zurück an diese ersten Jahre. Dann gehen wir so durch Putbus. Dann haben
wir mal aufgeschrieben.
Da war ein Handwerker an dem andern hier in Putbus. Ich weiß nicht, ich glaub fünf
Bäcker war ’n in Putbus. Fünf Bäcker, dann war’n Fleischer, zwei, dann gab es so
kleine Geschäfte, so Kolonialwarengeschäfte, vier sogar. Dann gab es Schneider,
Schuster..... Also es war dann irgendwie, nachdem die Kriegswirren sich irgendwie
beruhigt hatten, eigentlich ’n sehr beschauliches Leben. Und es war Leben hier in
Putbus.
36 OT
(Uhr) Ich komm aus Pommern, bin eigentlich in Stettin, Hinterpommern geboren… und
bin heute glücklich, in Pommern geblieben zu sein, muss ich dazu sagen. Das ist so ’n
spinniger Lokalpatriotismus vielleicht. Aber ich bin halt glücklich darüber, muss ich
sagen. Und dieses Pommernlied, das gehört irgendwie zu mir.
Frau Knapp singt.
..... Aus der Ferne wendet
Sich zu Dir mein Sinn.
Aus der Ferne send ich
Trauten Gruß dir hin (singt weiter und zitiert weiter) //
...Send ich meine Lieder Dir, oh Heimat, zu….
Autorin
Und sie haben von der Heimat hier was wieder gefunden?
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Frau Knapp
Ich bin hier wieder tief verwurzelt. Das muss ich Ihnen sagen. Mich kriegt auch keiner
hier mehr weg. Und ich bin immer wieder glücklich, wenn ich irgendwo her oder auf
Reise war und zurück gekommen bin und wenn ich den Rügendamm hatte, und über
den Rügendamm fuhr und auf der Insel war, dann war ich immer wieder glücklich.
2. Sprecher
Im Park in Putbus auf Rügen steht ein halbverfallen es unschönes Gemäuer, das
ehemalige Schloss von Putbus. Zehn Millionen wären für die Restaurierung
erforderlich, für die man doch lieber Wohnungen bau en will.
Rügensche Zeitung, 12. Oktober 1958.
37 OT
Herr Meinke
Abgesegnet hat das zuletzt unser Kulturminister Abusch…
Autorin
War der so radikal, war der so voll Hass gegen das kulturelle Erbe//?
Herr Ellerbrock
Ja muss er ja, sonst würde er ja nicht das Schloss abreißen.
Herr Roloff
Er hat’s unterschrieben, als Letzter.
(auf Musik)
3. Sprecher
An den
Stellvertreter des Vorsitzenden des Bezirks Rostock
Herrn Kotzian
Auf Grund Ihrer heutigen Darlegungen über den Bauzu stand des Schlosses
Putbus und über die präzise Rechenlegung eines evtl . Neubaues stimme ich
Ihrem Vorschlag auf Abbruch des Schlosses Putbus zu .
Gez. Abusch
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9.4.1957
3. Sprecher
Kotzian argumentierte demagogisch, was leider von A lexander Abusch
aufgegriffen wurde. Kotzian hat nämlich erklärt, da ss das Schloss abgerissen
werden muss, da das Mauerwerk von Mauerkrebs befall en ist. Einen derartigen
Sachschaden kennt kein Sachverständiger…
Genosse Pritzbuer
Baugruppenleiter
38 OT
Stammtischchor
Es gibt ein Protokoll, dass eine Versammlung in Putbus gewesen sei, wo ganz
„demokratisch“ – in Anführungsstrichen – mit der Suggestivfrage gefragt wurde: Wollt
Ihr, dass wir das Schloss abreißen, oder wollt Ihr das wir Euch Wohnungen bauen, für
das Geld, das wir für die Unterhaltung brauchen.
Tatsache ist ja, dass schon fast eine Million ausgegeben worden war für die
Sanierung…
(Ja!!!) wir hätten Fenster zunageln müssen, die Türen zunageln und dann warten auf
bessere Zeiten!
Erstmal müssen alle ihren Hintern in’n richtiges Bett legen können und ’n Herd haben,
wo se kochen können und bisschen vernünftig wohnen.
Aber das ganz Ding war mit der Maßgabe des Zurückbauens auf den (man sagte)
Schinkelschen Stil oder auf den klassizistischen Stil.
(Zwischenrufe.)
Jedenfalls sollten diese graden Linien, die das Schloss vor dem Brand 1865 hatte, die
sollten wieder hergestellt werden.
Und das hat man ja gemacht.
39 OT
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Herr Meinke
Und die Zeit war gefährlich…! Das Stadtschloss von Berlin war gesprengt worden, 53,
und dann das Stadtschloss von Potsdam…
Und das ist natürlich gefährlich. Wenn die grade mal beim Abräumen sind und sagen:
„die Hinterlassenschaft der Junker und Ausbeuter, das brauchen wir nicht im Arbeiter-
und Bauernstaat!“, dann ist das eine gefährliche Zeit.
40 OT
Stammtischchor
Die erste Sprengung kann ich mich noch erinnern. Ich hab dabei gestanden. Und dann
haben die unten im Keller ’n Persilkarton reingebracht, und dann hat’s da geballert,
dann kam ’ne Rauchwolke
- und das Schloss stand!
Das Schloss stand!
Da war bloß eine Mauer, die so halbstark vorgeblendet war zum Markt hin, die war
runter gefallen. Die hätt’ man in der Karre wegfahren können. Und dann ha’m se
nachher – ich weiß nicht, wie lange se da gebohrt haben…
41 O-Ton Fürst (SWR 1`11)
Ich hatte mal ’n Aufruf gemacht, weil ich eigentlich in der Villa Lottum einen Ersatz fürs
Schloss machen wollte, als Museum. Denn Putbus als Ort mit Park und Wildpark und
allem was dazu gehört, das braucht ’n Museum, es braucht irgendwo ’nen Bezugspunkt
zum ehemaligen Schloss. Und Schloss bauen halte ich für’n Wahnsinn, aber ich dachte,
man würde mit den paar Resten, die da sind, mal ’n Museum einrichten. Und ich hatte
denen vorgeschlagen, macht ’ne Stiftung aus der Villa Lottum. //
Und da hatte ich mal ’n Aufruf gemacht: „Also Kinners, //Porzellan und so weiter, wenn
Ihr was habt, gebt vereinzelt Stücke, das wir das in’n Museum tun können. Da hat sich
aber keiner gemeldet.
Erzählerin
Mehr oder weniger allein habe er jahrelang gegen de n Verfall seiner Heimatstadt
gekämpft, klagte Franz zu Putbus, als ich ihn kurz vor seinem Tod am 8. April
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2004 einmal besuchte. Er fühlte sich zu schwach, um ins Mikrofon zu sprechen.
Vielleicht war er auch misstrauisch gegen die Medie n, die ihn selten hatten zu
Worte kommen lassen. Das letzte längere Interview g ab er 1992 dem SWR. Er sei
über die Maßen enttäuscht über die Tatenlosigkeit d er Politik, vor allem über seine
eigene Partei CDU, sagte mir Franz zu Putbus. Für s ie hatte er sich schon als
junger Chemiekaufmann in der Adenauerära engagiert; für sie hatte er sich nach
der Wende auf Rügen stark machen wollen, und Angela Merkel war für ihn so
etwas wie eine politische Ziehtochter. Mit der Zeit fühlte er sich nur noch im Stich
gelassen.
(auf Musik/Pommernlied)
Zwischentitelsprecher
Hier muss was passieren!
03b Fürstin
Und mein Mann ist eben so gewesen, dem hing eben wahnsinnig viel, dass der Ort
irgendwie Aufschwung kriegt. Und er fand eben Dr. Wendland so was von wunderbar,
hat ihn immer unterstützt, wo er nur konnte und hatte versucht, Gelder ranzuholen und
so weiter, damit dieses IT-College was wird und so.
Erzählerin
Neue Hoffnung für die dahinsiechende Stadt hat er g eschöpft, als Reinhard
Wendlandt ihm seinen Traum vom IT-College erzählte. Franz zu Putbus konnte
das Mammutprojekt dank seiner guten Verbindungen zu r Chemie- und
Elektroindustrie unterstützen.
04a OT Herr Wendlandt
Für uns war dat College schon damals eigentlich (oder das Pädagogium) fünf Nummern
oder zehn Nummern zu groß, ne. Ich hab da öfter mal aufm Hof gestanden//: „Bist du
denn verrückt, was machst Du hier eigentlich?“ Ehrlich.
Erzählerin
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Das IT-College. „Circus“ Nummer 16. Das fürstliche Pädagogium, das einstige
Eton von Norddeutschland, nach der Wende ein Trümm erhaufen sozialistischer
und hernach kapitalistischer „Kulturpolitik“ welche r Partei auch immer.
04b OT Herr Wendlandt
Angefangen hat’s 1995. Ich bin im Putbuser Stammtisch mit drin, das werden Ihnen die
Kollegen vielleicht erzählt haben. Die sind ja auch im Stammtisch, die da waren,
gestern Abend. Und das war im Februar, kalte Winternacht, da war der Stammtisch am
Circus oben.// So, da standen wir alle davor und haben da hoch geguckt, und da haben
wir gesagt: “Hier muss was passieren!“ Und dann haben se gesagt, damals: „// Wenn
einer dat schafft, Reinhard, dann bist du dat!“
Erzählerin
Das IT-College. Heute ein schickes Schulgebäude mit 360 hochmotivierten IT-
Studenten. Die meisten aus der Region, emsig Lernen de in klassizistischen
Gemäuern mit Mensa und begrüntem Innenhof. So was muss erst mal einer auf
die Beine stellen.
06 OT
Herr Wendlandt
Ja, also ich bin in Putbus geboren. Ja, dann bin ich zur Schule gegangen, dann Abitur//,
dann Physik studiert, Leipzig und Berlin. Dann war ich // Messtechniker auf der
Volkswerft, drei Jahre. So, und dann bin ich ins Rechenzentrum nach Prora gegangen,
hab’ das aufgebaut und geleitet, bis zur Wende. Und danach hab’ ich mich selbständig
gemacht. Weil: Meine Frau ist auch alte Putbuserin, wir sind schon zusammen im
Kindergarten zusammen gegangen und zur Schule und so weiter und konnten uns
eigentlich das gar nicht vorstellen, hier weg zu gehen. Das war für uns unvorstellbar,
und da haben wir eben gesagt: „Versuchen wir es selbst!“
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Erzählerin
In einem leerstehenden Büro der LPG Garz , über ein em Getränkemarkt, begann
Reinhard Wendlandt, maßgeschneiderte Software für r egionale
Wirtschaftsunternehmen zu entwickeln, eine Marktlüc ke in den Jahren nach dem
Ende der DDR. Reinhard Wendlandt, ein wortkarger No rddeutscher, redet nicht
gern über sich selber und legt anscheinend auch kei nen Wert auf repräsentative
Äußerlichkeiten. Er wollte mit neuen Arbeitsplätzen junge Nachwuchskräfte an die
Region binden. Die Büroeinrichtung hat er von seine m Steuerberater „geerbt“.
In spartanisch möblierten Computerräumen sitzen vie r, fünf, sechs oder mehr
Leute beisammen und frickeln fröhlich an ihren Rech nern. Gedankenaustausch,
gegenseitige Hilfe und ein familiäres Betriebsklima seien die Grundlage seines
Erfolges, meint Reinhard Wendlandt.
07 OT Herr Wendlandt
So, im Jahr 2000, oder 99, ha’m wir dann – na ich sag mal: so ’ne Erfindung gemacht,
so ’ne Software entwickelt, mit der man Daten ohne Schnittstellen in andere Sachen
reinkriegt.
Erzählerin
„Windows Utiliy Write“, auf Deutsch: Ein Programm, das alles schreiben kann. Es
ermöglicht, umfangreiche Daten ohne Verluste in ein neues EDV-System zu
übertragen. Ab dann ging es im Eiltempo bergauf mit dem Betrieb. Und Reinhard
Wendlandt wollte aus eigener Kraft die Restaurierun g des einsturzgefährdeten
Pädagogiums in Angriff nehmen.
Herr Wendlandt
Also ich hab die Erfindung gemacht. Darüber haben wir unsern großen Partner
kennengelernt, die CSB System AG , das ist der größte Hersteller für Software in der
Nahrungsmittelwirtschaft. Sitzen in Geilenkirchen bei Aachen.
Erzählerin
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Und diese System AG brachte dem schönen Putbus schl echte Nachrichten. Im
September 2010 stand nämlich die Staatsanwaltschaft Köln vor der Tür.
Ermittelnd gegen „Dritte“, wohl gegen die mitfinanz ierende Firma aus
Geilenkirchen. Keiner rückt so richtig mit den Name n raus.
Wie Elefanten im Porzellanladen hätten die Justizbe amten sich angestellt, heißt
es.
Die Ostseezeitung und andere Medien brachten den Kö lner Auftritt groß heraus.
Woraufhin öffentliche Fördergelder prompt gesperrt wurden und Partnerfirmen
sich zurückzogen. Reinhard Wendlandt musste Insolve nz anmelden, nachdem er
das College jahrelang aus eigener Schatulle finanzi ert hatte.
08 OT Herr Wendlandt
(Tassenklirren) Ja, das hat die Firma bezahlt, eigentlich die ganzen ersten Jahre.
Denn wir hatten damals dann auch schon’n Antrag gestellt auf Förderung. 2001, glaub
ich. Solange wie ein Förderverfahren läuft, gibt es keine Förderung. Und den
Bewilligungsbescheid haben wir am 3. April 2008 gekriegt.
Autorin
Oh je…! Und so lange haben Sie das selber, also hat Ihre Firma das gestemmt?
Herr Wendlandt
Also ich sag’ mal so, bis zum Jahr 2006 etwa, dann fing das College an, sich selbst zu
tragen, und das läuft jetzt wirklich gut….
09 O-Ton Fürstin
Ich bewundere ihn, wie der das macht. Ich meine, das ist ein Mann aus der DDR, das
muss man auch mal sehen, nich`!
Erzählerin
Den Beginn der Restaurierungsarbeiten am Circus dur fte Franz zu Putbus noch
miterleben.
Vor der Nummer 16 herrscht wieder munteres Treiben . An die 360 künftige IT-
Spezialisten aus der Region beleben die Stadt, das wunderschön restaurierte
einstige Hotel du Nord ist jetzt Internat.
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Die Schweriner Landesregierung, die Sparkasse (die selber die Nummer 15 am
Platz bezogen hat) und größere Firmen wie Siemens w aren die Retter.
Die jetzigen Betreiber des Colleges haben bei Reinh ard Wendlandt gelernt. Sie
wollen, dass bald junge Existenzgründer in die noch leeren klassizistischen
Gebäude am Circus einziehen.
42 OTon Stammtisch
Elf ist so gut wie fertig. nicht
Autorin
Ja? Und was kommt da rein?
Stammtischchor
…hier vom College, IT!
Herr Meinke
Da gibt’s in jeder Familie Freude drüber! Denn das ist das einzige, was Putbus noch
hoch hält.
Arbeitsplätze! Sonst wär’ alles zu Ende hier!
Herr Ellerbrock
Bald vierhundert Stundenten sind hier!
Herr Meinke
Das sind die einzigen, die unsere Souvenirläden und was weiß ich noch was in der
Alleestraße’n bisschen hoch halten.
(Allgemeine Zustimmung.)
.....
Frau Knapp (and. Atmo, fakultativ)
Jetzt ist wieder `n bisschen Leben durch das College.
Absage:
Junkerblues und IT-Circus
Putbus erwacht
Sie hörten ein Feature von Elke Suhr
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Es sprachen: Anke Zillich, Renate Fuhrmann, Josef Tratnik, Gregor Höppner und
Volker Risch
Ton und Technik: Christoph Rieseberg und Angelika B rochhaus Regie: Anna
Panknin
Redaktion: Ulrike Bajohr
Eine Produktion des Deutschlandfunks 2011
O-Ton Quellen:
3`54 aus: Zurück in die verlorene Heimat. Doris Dem ant im Gespräch mit Franz zu
Putbus, SWR, 1992
1` aus: NDR-Archiv (Pachtkampf zu Putbus, 25“/ Putb us 3. 8. bis 9.8. 1997, 7“/ Das
Thema: Putbus-Prozess, 28“)